Hunnius - Glaube

 

Nikolaus Hunnius: Kurzer Inhalt Dessen,

Was ein Christ von Göttlichen unnd Geistlichen Dingen

zu wissen und zu gleuben bedürfftig (1625)

 

Nikolaus Hunnius über den Glauben:

 

(Vom Glauben.)

 

501. Weil denn an unserm Teil hoch daran gelegen ist, dass wir mit dem Glauben recht und wohl gefasst seien, so ist nötig und nützlich, eigentlicher zu betrachten, was von diesem Punkt zu wissen sei. Solches mag hierin begriffen werden: 1) was der Glaube sei, 2) woher er entspringe, 3) wem er gegeben werde, 4) wie er den Menschen rechtfertige.

 

502. Das erste: was der Glaube sei? Drei Stücke gehören darzu,

a. eine Wissenschaft desjenigen, was uns Gott, als zu unser Seligkeit nötig, ge-offenbart hat. Davon schreibt Sct. Paulus Röm. 10,14: „wie sollen sie glauben, von dem sie nicht gehöret haben?“

b. eine solche Beistimmung zu dem, das Gott offenbart, dass man nicht zweifelt, dasselbe sei die himmlische göttliche Wahrheit. Wer da hört und vernimmt, was Gott lehrt, und hält es für eine Fabel oder widerspricht ihm in seinem Herzen, der hat den Glauben nicht; denn er ist Gott ungläubig, er widerstrebt dem heil. Geist, stößt das Wort Gottes von sich und achtet sich selber unwürdig des ewigen Lebens, wie Paulus und Barnabas bezeugen. Ap. Gesch. 13,46.

c. ein rechtschaffenes Vertrauen zu Gott, dass ein Mensch insonderheit sich zu Gott unzweiflig versieht, alles dasjenige, dessen er sich gegen die Menschen gutes erklärt hat, werde auch ihm sowohl, als sonst einigem Menschen zur Selig-keit gereichen.

 

503. Dieses nun eigentlicher zu erklären, so muss ein Mensch vor allen Dingen eine Wissenschaft haben desjenigen, was Gott, als zu unser Seligkeit nötig, uns geoffenbart hat. Dasselbe ist eigentlich die evangelische Verheißung von seinem gnädigen Willen gegen alle sündhaftigen Menschen und die Verkündigung des Verdienstes Christi, so allen Menschen zum Besten geschehen ist; davon er bezeugt, wie er alle Menschen liebe und wolle, dass sie alle selig werden, wie er auch seinen eingebornen Sohn allen Menschen zu gut gesendet, der für sie alle den Tod geschmeckt habe und die Versühnung worden sei für der ganzen Welt Sünde; wie dieses an seinem Ort genugsam ist ausgeführt worden. Alles nun, was von nöten ist zu wissen, damit man besagte Verheißung und Erklärung recht verstehe und fasst, das gehört zu der Wissenschaft, darauf der Glaube soll erbaut werden.

 

504. Wenn nun jemand solches hört, versteht und glaubt, dass es wahr sei, alsdann entsteht eine solche Gewissheit und Glauben in des Menschen Herzen, dass er unfehlbar gewiss achtet, Gott wolle sich auch seiner erbarmen, ihm gnädig sein, die Sünde erlassen und ihn zu einem Erben des ewigen Lebens aufnehmen; Christus der Herr sei um seinetwillen in diese Welt kommen, ihn von Sünden zu erlösen, mit dem himmlischen Vater zu versöhnen und den Weg zum ewigen Leben zu bereiten, habe für ihn gelitten, sein Blut vergossen, sei um seiner Sünde willen dahin gegeben und um seiner Gerechtigkeit willen aufer-wecket.

 

505. Dieser Glaube entspringt aus der Schrift, wenn ein Mensch bei sich also schließt: Gottes Wille ist, dass alle Menschen selig werden, er liebt alle Men-schen und begehrt herzlich, dass sie alle selig und keiner unter ihnen allen verloren werde; Christus ist allen Menschen zum Heiland geschenkt, er ist für alle Menschen gestorben, er hat alle Menschen mit Gott versühnt; nun bin ich ein Mensch, darum ist Gottes Wille, dass ich selig werde, Christus ist mir zum Heiland geschenkt, er ist für mich gestorben, und hat mich mit Gott versühnt. Wer dieses in seinem Herzen versichert ist, der zweifelt auch nicht, dass er bei Gott in Gnaden stehe, Vergebung seiner Sünden erlangt habe, in einem seligen Stand lebe und ein Erbe sein werde des Reichs der ewigen Herrlichkeit. Solches Vertrauen und Zuversicht, so man zu Gott trägt, ist der rechtschaffene Glaube, durch welchen wir die allgemeine Gnade Gottes und das allgemeine Verdienst des Herrn Christi uns zu eigen machen. Und wie Gott spricht, er wolle aller Menschen Seligkeit, Christus sei für alle Menschen worden das Lösegeld; also spricht ein gläubiger Mensch: Gott will meine Seligkeit, Christus ist für mich worden das Lösegeld.

 

506. Und also haben die Heiligen ihren Glauben mit solcher Zueignung zu ver-stehen gegeben. St. Paulus Gal. 2,20: „Gottes Sohn hat mich geliebet und sich selber für mich dahin gegeben“ Die Jungfrau Maria Luk. 1,47: „mein Geist freuet sich Gottes meines Heilandes“. Jesaias Kap. 53,5: „er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen etc.“ Und abermal eignet Paulus ihm und den Gläubigen zu Korinth des Herrn Christi Verdienst zu: „Christus ist uns gemacht von Gott zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung“, 1 Kor. 1,30. Wer solcher Gestalt ihm die göttliche Gnade und Christi Wohltaten zu-eignet, der hat eben damit den Glauben, welcher gerecht macht.

 

507. Das andere: woher dieser Glaube entspringe? Hiervon ist zuvor Anzeige geschehen, der Glaube entstehe aus dem göttlichen Wort und heil. Sakra-menten; aus dem Wort, denn der Glaube kömmt aus der Predigt, das Predigen durch das Wort Gottes, Röm. 10,17.; aus den Sakramenten, denn die Taufe ist das Bad der Wiedergeburt, Tit. 3,5. Die Wiedergeburt aber ist nicht ohne Glau-ben, darum kommt auch der Glaube von der Taufe her. Das heil. Abendmahl des Herrn eignet Christi Verdienst den Kommunikanten also zu, dass darin der Herr Christus ihnen bezeugt, sein Leib sei für sie gegeben, sein Blut sei für sie vergossen; welches ferner ein jeder Mensch auf sich ziehen solle, als spreche Christus zu einem jeden insonderheit: das ist mein Leib, der für dich gegeben wird zur Vergebung der Sünden; das ist mein Blut, das für dich vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Demnach ist dieses auch ein Glaubenswerk, da-durch unser Glaube kräftiglich gestärkt wird.

 

508. Nun wird nicht unbillig gefragt, wenn der Glaube aus dem Wort herkommt, welches denn eigentlich dasselbige Wort sei? ob alles, was in der Bibel zu finden? oder alle Artikel des christlichen Glaubens, wie derselbe in den drei Hauptartikeln begriffen ist? oder was eigentlich für ein Wort gemeint sei? Der Bescheid ist aber aus dem, was oben angezeigt, leichtlich zu nehmen, dass nämlich das Wort, aus welchem der Glaube unmittelbar entspringt, die Lehre sei von der allgemeinen Gnade Gottes und dem allgemeinen Verdienst des Herrn Christi. Und diese Lehre ist eigentlich das Fundament und der Grund des Glaubens. Damit werden aber doch andere Glaubensartikel keineswegs hievon ausgeschlossen, sondern alle diejenigen eingeschlossen, welche jetzt gemeldte Lehre von Gottes Gnade und Christi Verdienst recht zu verstehen und zu erhalten nötig sind, als ohne welche der Glaube ins Menschen Herz nicht zur Genüge hat können gegründet werden.

 

509. Das dritte: wem der Glaube gegeben werde. Es wird der Glaube von Gott dargeboten und gereicht ohne Unterschied allen Menschen, denn er lässt predigen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern, Luk. 24,47.; er gebeut allen Menschen an allen Enden Buße zu tun, Ap. Gesch. 17,30. Aus dieser Predigt kommt der Glaube, Röm. 10,17. Darum gibt er zu diesem Ende allen sein Wort, dass sie daraus den Glauben schöpfen; denn es ist eine Kraft Gottes, selig zu machen alle, so daran glauben, Röm. 1,16. So viel nun an Gott steht und er dabei zu schaffen hat, bietet er durch sein Wort den Glauben dar allen Menschen und tut wie ein gutherziger Mann, der allen vor seiner Tür ver-sammelten Armen eine Gabe darreicht und dieselbe, so viel an ihm ist, allen gibt, wiewohl sie nicht von allen wird angenommen.

 

510. Wenn aber die Frage dahin geht, wer des Glaubens in der Tat teilhaftig werde, oder nicht, so wird hernach weitläufiger Bericht geschehen, wenn wir von des Menschen Bekehrung handeln werden. Allhie ist genug so viel angedeutet, dass zweierlei Menschen sind, die mit dem Glauben sollen begnadet werden; entweder junge Kinder, die durch die Taufe wiedergeboren werden, oder alte, die zu ihren Jahren kommen und ihres Verstandes gebrauchen, dass sie durch das Wort können zum Glauben unterrichtet und gebracht werden.

 

511. Die Kinder, welche getauft werden, sind des Glaubens teilhaftig, auch ehe sie zum völligen natürlichen Gebrauch ihres Verstandes gelangen, denn 1) be-zeugt von ihnen der Herr Christus ausdrücklich, dass sie an ihn glauben. Matth. 18,6.

 

512. 2) das Himmelreich ist der Kinder; Mark. 10,14: „lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes“. Ins Reich Gottes aber kommen keine Ungläubigen, wie der Herr spricht Mark. 16,16: „wer nicht glaubet, der wird verdammt werden“; und Joh. 3,3.5: „es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen“; v. 18: „wer nicht glaubet, der ist schon gerichtet, denn er glaubet nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes“.

 

513. 3) wer ungläubig ist, der bleibt im Fluch, und so er im Unglauben beharrt, ist ihm sein Teil bereit im Pfuhl, der brennt vom Schwefel und Pech, Offenb. 21,8. Joh. 3,36: „wer dem Sohn nicht glaubet, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibet über ihm“. Die kleinen Kinder aber erlangen den Segen, Mark. 10,16. Denn der Herr Jesus herzete sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

 

514. 4) die kleinen Kinder sind auch Kinder Gottes, als der sie, wenn sie in der Kindheit von der Welt abscheiden, zu seinen Erben und Christi Miterben auf-nimmt. Die Kindschaft aber wird durch den Glauben erlangt; Gal. 3,26: „ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christo Jesu“; Joh. 1,12: „wie viel ihn aber aufnahmen, den gab er Macht Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben“.

 

515. 5) so sind auch Exempel vorhanden solcher Kinder, die in ihrer Kindheit mit dem rechten christlichen Glauben sind begnadet worden. Als: die am achten Tag beschnitten wurden, denen ward gegeben das Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, denn also nennt Sct. Paulus die Beschneidung Röm. 4,11. Darum müssen sie die Gerechtigkeit und den Glauben gehabt haben, sonst hätten sie ihnen nicht können versiegelt werden. Desgleichen Johannes der Täufer, der in seiner Mutter Leib vor Freuden gehüpft hat, als der Herr Jesus, in seiner Mutter Leibe empfangen, gegenwärtig war, Luk. 1,41.44.; was sollte dies für eine Freude gewesen sein, denn dass er sich erfreute seines Heilandes, der ins Fleisch kommen war und ihn (wie auch alle Menschen) von Sünden erlösen sollte. Welche Exempel anzeigen: 1) dass Gott auch in den kleinen Kindern könne den Glauben erwecken, ungeachtet dass sie ihren natürlichen Verstand noch nicht gebrauchen können; 2) dass, wie Gott vor Zeiten durch die Beschneidung in den Kindern den Glauben gewirkt hat, da sie nur acht Tage alt waren, also wirkt er denselben noch heut zu Tag in den kleinen Kindern durch die heilige Taufe und vermöchte es auch ohne Mittel zu tun, wie er an Johanne erwiesen hat.

 

516. Die alten Leute, das ist, welche durchs Wort zum Glauben können unter-richtet und gebracht werden, empfangen den Glauben, jedoch nicht alle. Was die Ursach solches Unterschieds sei, so ist wohl zu merken, sie bestehe nicht in Gott, als welcher will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, 1 Tim. 2,4., und welcher sie beruft, alle Mühseligen und Beladenen sollen zu ihm kommen und sich erquicken lassen, Matth. 11,28.; sondern in den Menschen, weil etliche dem göttlichen Beruf und dem Wort (das eine göttliche Kraft ist, selig zu machen alle, die daran glauben, Röm. 1,16.) widerstreben, dass also der hl. Geist sein Geschäft und Werk in solchen halsstarrigen und widerspenstigen Leuten nicht haben kann. Das hält Stephanus den Juden vor, Ap. Gesch. 7,51: „ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebet allezeit dem hl. Geist, wie eure Väter, also auch ihr“. Und Sct. Paulus bezeugt den Juden zu Antiochia, die ihm und Barnabä feindlich widersprochen: „euch musste zuerst das Reich Gottes gesagt werden, nun ihr es aber von euch stoßet und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden“, Ap. Gesch. 13,46. Ja der Herr Christus selbst gibt dies zur Ursach, warum die Juden nicht zu dem christlichen Glauben gelangt sind, dass sie nämlich seine angebotene Gnade von sich gestoßen, Matth. 23,37: „wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt“. Aber hiervon ist droben auch Meldung geschehen.

 

517. So bleibts dabei, der Glaube werde allen denen gegeben, welche sich das Wort Gottes leiten und führen lassen und demselben nicht feindselig widerstre-ben.

 

518. Das vierte: wie der Glaube rechtfertige. Der Glaube macht nicht gerecht als ein Verdienst, denn er wird in dem Werk der Rechtfertigung und unserer Seligkeit dem Verdienst entgegengesetzt; Röm. 3,24.25: „wir werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Christum Jesum ge-schehen ist, welchen Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben in seinem Blut“; Kap. 11,6: „ists aus Gnaden, so ists nicht aus Verdienst der Werke, sonst würde Gnade nicht Gnade sein. Ists aber aus Verdienst der Werke, so ist die Gnade nichts, sonst wäre Verdienst nicht Verdienst“; Röm. 4,4.5: „dem, der mit Werken umgehet, wird der Lohn nicht aus Gnaden zuge-rechnet, sondern aus Pflicht; dem aber, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube zuge-rechnet zur Gerechtigkeit“. Weil denn alles Verdienst von unserer Gerechtigkeit wird ausgeschlossen und die Werke um ihres gesuchten Verdienstes willen nicht können die Gerechtigkeit bringen, so folgt, dass auch der Glaube nicht könne als ein Verdienst die Rechtfertigung verursachen oder befördern.

 

519. Wie aber der Glaube rechtfertige, ist zu vernehmen teils aus dem, was von der Rechtfertigung durch Zurechnen des Glaubens gemeldet ist, und mag teils besser verstanden werden, wenn man auf diese zwei Dinge Achtung gibt:

a. dass der Glaube sei eine Zuversicht und Vertrauen. Ein gutes Vertrauen, so ein bedrängter und betrübter Mensch trägt gegen den, der ihm aus seiner Not zu helfen versprochen hat, verbindet den Bedrängten mit seinem Nothelfer, dass derselbe mit seiner Hoffnung und Zuversicht ganz und gar an ihm hängt. Wenn demnach der Beängstigte vor Gericht gestellt wird, der Nothelfer aber nimmt sich des Armen getreulich an und kauft ihn vor Gericht los; und wenn der Arme es mit großem Dank annimmt, auch ganz nicht zweifelt, dass ihm also geholfen werde, und mit solchem starken Vertrauen auf seinen Erlöser so lang beharrt, bis er gänzlich auf freien Fuß gestellt ist; so wird ihm losgeholfen. Er hat aber mit seinem Vertrauen nichts verdient, sondern allein die unverdiente Guttat ange-nommen. Gleich also wenn wir sündigen Menschen vor Gottes Gericht stehen und mit festem Vertrauen dem Herrn Christo als unserm Nothelfer und Erlöser anhangen, ungezweifelt, dass, wie er uns mit seinem Blut von der Sünde und Verdammnis losgekauft, also werde er uns aus unserm Elend gänzlich aus-führen, und wenn wir auch hierin beharren bis an unser Ende; so werden wir durch ihn errettet und haben doch mit unserm Glauben nichts anders getan, denn allein, dass wir des Herrn Christi Gnade angenommen und mit festem Vertrauen uns zugeeignet haben.

 

520. Das ist nun, was von der guten Zuversicht unsers Glaubens in heil. Schrift gemeldet wird; Joh16,33: „in der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“; Hebr 4,16: „lasset uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Gnadenstuhl (welcher ist Christus, Röm. 3,25.), auf dass wir Barmherzigkeit empfahen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hilfe not sein wird“; Hebr. 10,22: „lasset uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen in völligem Glauben, besprenget in unsern Herzen etc.“; Eph. 3,12: „durch Christum haben wir Freu-digkeit und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn“.

 

521. b. dass der Unglaube die Rechtfertigung hindere. Der Unglaube hindert die Gerechtigkeit also, dass der Mensch dadurch die Gnade Gottes, die Gerechtig-keit und das ewige Leben von sich stößt. In der Apostelgeschichte Kap. 13,46. bezeugen Paulus und Barnabas den ungläubigen und halsstarrigen Juden zu Antiochia: „euch musste zuerst das Wort Gottes gesagt werden; nun ihrs aber von euch stoßet und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden“. Daraus ist zu schließen: so der Unglaube die Gerechtigkeit verhindert allein damit, dass er sie samt Gottes Gnade von sich stößt, so folgt, der Glaube verursache die Gerechtigkeit nicht anders, denn dass er die Gnade Gottes, welche ihm verkündigt wird, nicht hinweg stoße, sondern gehorsamlich annehme.

 

522. Dieses ist aus folgendem Gleichnis zu vernehmen. Gesetzt zwei Leutbe-trüger würden in einen Schuldturm gestoßen, da sie wohl ihre ganze Lebenszeit zubringen müssten, wo sich nicht jemand ihrer sonderlich annehme; ein reicher Mann aber trüge aus mitleidendem Herzen alle Schuld ab, so diese beiden gemacht, und stellte die Gläubiger zufrieden, ließe daneben beiden Gefangenen solche Guttat ankündigen, eröffnete das Gefängnis und befehle ihnen heraus zu gehen. Der eine Gefangene glaubte nun, es sei wahr, was ihm verkündigt worden, deswegen ginge er aus dem Gefängnis und würde auf freien Fuß ge-stellt. Der andere aber wollte nicht glauben, dass jemand für ihn bezahlt; oder wäre also vermessen, dass er keiner Schuld geständig sein wollte; oder ver-meinte sich selber aus den Schulden los zu wirken, wollte keinen Zahler wissen noch erkennen; oder verließe sich auf seine guten Freunde und Bekannten, die würden ihm loshelfen, setzte also zu diesem Erlöser, der für ihn bezahlt, ganz kein Vertrauen; der stieße damit die erworbene Gnade von sich, würde ihrer nunmehr verlustig und müsste in seinem Gefängnis verderben.

 

523. Nicht anders tun die Ungläubigen, welche die Gnade, so durch Christum uns worden ist und ihnen verkündigt wird, für ein Gedicht halten, oder setzen doch ihr Vertrauen nicht auf Christum, sondern vielmehr auf anderer Menschen Heiligkeit oder ihre eigenen Werke, und vermessen sich selbst, dass sie fromm und ohne Sünde sein etc. Die bleiben in ihren Sünden und verderben darin ewiglich; während andere, welche so fröhliche Botschaft von Vergebung der Sünden für wahr achten und ihr Vertrauen zu Christo dem Sündenbüßer setzen, alles ihres Jammers überhaben werden und zu der versprochenen Seligkeit gelangen.

 

524. Aus dem, was bisher erwiesen worden, ist folgendes zu vernehmen, dass die Rechtfertigung nicht möge einer andern Tugend der Menschen zuge-schrieben werden, sondern sei allein des Glaubens Werk; Röm. 3,28: „wir halten, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werk (allein) durch den Glauben“; Gal. 2,16: „wir wissen, dass der Mensch durch des Gesetzes Werk nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesum Christ“; Röm. 4,5: „dem, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit“. Hieraus wird geschlossen: weil allein der Glaube und die Werke gegen einander gesetzt werden, so sei da kein drittes zu finden, das die Gerechtigkeit mit sich bringe; weil aber die Werke ausdrücklich ausgeschlossen werden, so bleibt, die Ge-rechtigkeit komme einig und allein aus dem Glauben. Und bisher ist von den Ursachen der Rechtfertigung gehandelt.

 

525. Zum vierten: die Früchte, so aus der Rechtfertigung herkommen, sind zweierlei:

1) der Friede des Gewissens, dass der gerechtfertigte sich nicht kann etwas böses zu Gott versehen, und wie er in seinem Gewissen wegen der Sünde lautern Unfried hatte, also hat er jetzt, nachdem die Sünde vergeben, guten Fried und Ruhe; Röm. 5,1: „nachdem wir denn sind gerecht worden durch den Glau-ben, so haben wir Friede mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christ“; Röm. 8,16: „der h. Geist gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind“.

 

526. 2) ein neuer Gehorsam, gottseliges Leben und gute Werke; Röm. 6,11: ,,haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid, und lebet Gott in Christo Jesu unserm Herrn“; v. 13: „begebet euch selbst Gotte, als die aus den Toten lebendig sind, und eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit“; v. 18: „nun ihr frei worden seid von der Sünde, seid ihr Knechte worden der Gerechtigkeit“, v. 20.ff.: „da ihr der Sünden Knechte waret, da waret ihr frei von der Gerechtigkeit. Was hattet ihr nun zu der Zeit für Frucht? Welcher ihr euch jetzt schämet; denn das Ende derselbigen ist der Tod. Nun ihr aber seid von der Sünde frei und Gottes Knechte worden, habt ihr eure Frucht, dass ihr heilig werdet, das Ende aber das ewige Leben“. Und vom Glauben schreibet der Apostel: „der Glaube ist durch die Liebe tätig“, Gal. 5,6.