Hunnius - Rechtfertigung

 

Nikolaus Hunnius: Kurzer Inhalt Dessen,

Was ein Christ von Göttlichen unnd Geistlichen Dingen

zu wissen und zu gleuben bedürfftig (1625)

 

Nikolaus Hunnius über die Rechtfertigung:

 

Das neunzehnte Kapitel. 

(Von der Rechtfertigung.)

 

Gott stellet den bußfertigen Menschen vor sein Gericht und nachdem er ihn der Sünde überwiesen und der Strafe schuldig erkannt, rechtfertigt er ihn und vergibt ihm die Sünde aus Gnaden, weil er mit Glauben des Herrn Christi Verdienst hat angenommen, der für der Sünden Schuld und ver-diente Strafe der göttlichen Gerechtigkeit hat genug getan.

 

478. Nachdem der Mensch im sündigen Zustand ist betrachtet worden, wie er, (so Gott nach Gerechtigkeit mit ihm handeln wollte), vor desselben Gericht gestellet, der Sünden überwiesen und zum ewigen Tod verurteilt worden; so müssen wir auch jetzt zusehen, wie ihm denn vor göttlichem Gericht geholfen und er seiner Übertretung, wie auch der verdienten Strafe wieder los werde. Das geschieht durch die Rechtfertigung und Vergebung der Sünden. Dieselbe recht zu betrachten, müssen folgende Punkte in acht genommen werden.

 

479. Fürs erste: was da heiße rechtfertigen. Es ist der Verstand dieses Wortes aus den Gerichtshandlungen wohl bekannt, in welchen derjenige gerechtfertigt wird, so vor Gericht verklagt, seines Verbrechens überwiesen und zur Strafe verurteilt worden ist, jedoch aus Gnaden losgelassen, von seiner geübten Unge-rechtigkeit ledig gesprochen und für gerecht geachtet und erklärt wird. Gleicher Maßen werden wir Menschen allesamt vor Gottes Gericht gestellt und unserer Sünden überwiesen, aus Gnaden aber durch unsern Fürsprecher Jesum Christ der Sünden erlassen und, als ob wir niemals gesündigt hätten, für gerecht geachtet und erklärt. Dieses nun und nichts anders wird mit dem Wort „recht-fertigen“ im Artikel von der Rechtfertigung angedeutet.

 

480. Zum andern: was die Rechtfertigung sei und worin sie bestehe. Hierbei ist zweierlei zu merken, 1) worin sie bestehe, 2) worin die Rechtfertigung nicht bestehe.

 

481. Eigentlich ist die Rechtfertigung nichts anders, denn die Vergebung aller Sünden und Erlassung aller Strafen, dass ein sündiger Mensch als gerecht gehalten und erklärt wird, gleich ob er nie keine Sünde begangen hätte noch in Gottes Schuld geraten wäre. Damit dies richtig verstanden werde, ist hieher zu wiederholen, dass ein sündiger Mensch zweierlei Sachen halber vor Gottes Gericht zu handeln habe;

 

482. eine, dass er angehalten wird, zu bezahlen die Schuld, mit der Adam auch im Stand der Vollkommenheit Gott verhaftet gewesen, ehe er gesündigt hatte. Das war die Schuld eines völligen Gehorsams, den der Mensch Gott leisten sollte nach allen Geboten, die er ihm in die Natur geschrieben hat und ihm sonst vor-legen würde. Diese Schuld trägt kein einiger Mensch ab, nachdem alle wider Gottes Gebot mit Sünde und Ungehorsam sich vergreifen. Wenn sie demnach das göttliche Gericht von uns allen fordert, so können wir daselbst nicht eher allerdinge losgelassen und gerecht erkannt werden, wo nicht diese Schuld be-zahlt ist.

 

483. Daraus entsteht nun die erste Handlung vor Gottes Gericht, dass der Herr Christus an unserer Statt das Gesetz erfüllt hat und uns diese seine Gerechtig-keit gibt, als hätten wir dieselbe getan und den göttlichen Willen erfüllt, wie droben §. 422. 423. ist Bericht geschehen. So wird demnach der gläubige Mensch einmal also gerechtfertigt, dass er alles Anspruchs jetzt gemeldeter Schuld gänzlich erlassen und, weil der Herr Christus für ihn die Schuld des völligen Gehorsams abgetragen, nicht anders geachtet wird, als hätte er selber das Gesetz erfüllt und Gott die Schuld des Gehorsams bezahlt.

 

484. Die andere Sache, so ein Mensch vor Gottes Gericht zu handeln hat, betrifft die Sünde, deren er ist schuldig worden. Dieselbe abzutragen und Gott dafür genug zu tun, ist unmöglich, als zum Teil aus vorigem Bericht klar genug, zum Teil hernach weiter wird ausgeführt werden. Deswegen muss der Herr Christus hier abermal das beste tun und weil er durch sein Leiden und Tod unsere Sünde getragen und dafür gebüßt hat, so werden sie uns weiter nicht zugerechnet, sondern also erlassen, gleich als hätten wir sie niemals begangen. Davon haben wir oben die Schriftzeugnisse gehört; 1 Joh. 2,1.2: „ob jemand sündiget, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist, und derselbige ist die Versöhnung für unsere Sünde, nicht allein aber für die unsere, sondern auch für der ganzen Welt Sünde“; 2 Kor. 5,21: „Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“.

 

485. So geschieht demnach in unserer Rechtfertigung zweierlei. 1) wird dem Menschen zugerechnet die Gerechtigkeit Christi und Erfüllung des Gesetzes, als ob er es getan hätte; 2) werden ihm seine Sünden, die er getan hat, nicht zuge-rechnet, gleich als hätte er sie nicht getan. Durch die erste Handlung wird er los der Schuld, die er nicht bezahlen kann, durch die andere wird er los der Sünden, welche er nicht abtragen noch die damit verdiente Strafe ausstehen oder ertra-gen kann. Durch beide wird er absolviert von Gottes Gericht, dass er sich weder um Schuld noch Übertretung weiter einiger Anforderung noch bösen Urteils zu befahren hat.

 

486. Damit dieses, was jetzt gemeldet, fest bestehe, sind diese zwei Punkte zu beweisen. Der erste: dass die Rechtfertigung geschehe durch Zurechnen der Gerechtigkeit und des Verdienstes Christi. Solches wird klärlich genug gelehrt,

 

487. 1) weil es die heilige Schrift klärlich ausspricht; 1 Mose 15,6: „Abraham glaubte dem Herrn und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit“; Röm. 4,5: „dem, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit“.

 

488. 2) weil wir durch Christi Gerechtigkeit gerechtfertigt werden, deren wir anders, denn durch Zurechnen, nicht können teilhaftig werden, Röm. 5,18.19: „durch eines Gerechtigkeit ist die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen kommen. Denn gleichwie durch eines Menschen Ungehorsam viel Sünder worden sind, also auch durch eines Gehorsam werden viel Gerechte“. Hier bedenke man, ob auch möglich oder in Gottes Wort zu finden sei, dass wir auf andere Weise durch Christi Gerechtigkeit können gerecht werden, denn allein durch die Zurechnung, nämlich: gleichwie ein Schuldner aller Anforderung er-lassen wird, wenn ein anderer für ihn bezahlt, darum, weil dem Schuldner die Zahlung zugerechnet wird, als hätte er sie selber getan; dass gleich also uns Gott der Sünden Strafe erlasse, nachdem Christus dafür an unserer Statt genug getan, weil uns dieselbige Genugtuung also zugemessen wird, als ob wir selber der Sünden Strafe ausgestanden hätten.

 

489. 3) weil Christus ungerecht worden allein durch Zurechnung unserer Unge-rechtigkeit. Denn also werden wir hingegen gerecht durch Zurechnung seiner Gerechtigkeit. Christus ist für sich ohne alle Sünde; da er aber ohne alle Unge-rechtigkeit war, hat ihn Gott zur Sünde gemacht, 2 Korinth. 5,21., indem er unser aller Sünde auf ihn geworfen, Jes. 53,7., Christus auch alle Sünde auf sich genommen und an seinem Leib getragen hat, Joh. 1,29., 1 Petr. 2,24. Wie ist solches anders zugangen, denn dass unsere Sünden ihm sind zugerechnet worden, als ob es seine Sünden wären, darum sie auch an ihm wie eigene Sünden sind gestraft worden. Wie nun Christus, da er gerecht war, durch Zu-rechnung fremder Sünde ungerecht ward; also sind wir, da wir ungerecht waren, durch Zurechnung fremder Gerechtigkeit gerecht worden. Und das ists, was zuvor ist angezogen, dass die Gerechtigkeit uns werde zugerechnet, damit durch eines Gerechtigkeit viele gerecht werden.

 

490. Der andere Punkt, so zu beweisen, ist dieser: Die Rechtfertigung geschieht durch Erlassung oder Vergebung der Sünden. Solches ist daher genugsam bekannt, weil die Rechtfertigung und Vergebung der Sünden in heiliger Schrift für eines gebraucht und gehalten werden. Als: wenn Sct. Paulus von der Recht-fertigung handelt und spricht: „die Seligkeit ist allein des Menschen, welchem Gott zurechnet die Gerechtigkeit ohne Zutun der Werke, da er spricht: selig sind die, welchen ihre Ungerechtigkeit vergeben sind und welchen ihre Sünden bedeckt sind; selig ist der Mann, welchem Gott keine Sünde zurechnet“, Röm. 4,6.8. Da ist offenbar: was David im Psalm von Vergebung der Sünden redet, das versteht Sct. Paulus von der Rechtfertigung. Dergleichen Rede führt der Apostel Gesch. 13,38.39: „so sei es nun euch kund, dass euch verkündiget wird Verge-bung der Sünden durch diesen, und von dem allen, durch welches ihr nicht konntet im Gesetz Mosis gerecht werden; wer aber an diesen glaubet, der ist gerecht“. Hier ist Vergebung der Sünden anders nichts, denn Rechtfertigung von Sünden. Was Röm. 5,9. gemeldet wird: „wir sind durch Christi Blut gerecht worden“; das redet Sct. Johannes 1 Epist. 1,7. also aus: „das Blut Jesu Christi des Sohnes Gottes macht uns rein von allen Sünden“. Röm. 8,3.4. wird auch Gerechtigkeit und Vergebung der Sünden für eines gebraucht: „das dem Gesetz unmöglich war, das tat Gott und sandte seinen Sohn in der Gestalt des sünd-lichen Fleisches und verdammte die Sünde im Fleisch durch die Sünde, auf dass die Gerechtigkeit, vom Gesetz erfordert, in uns erfüllet würde“; Röm. 3,25: „Gott bietet dar die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, in dem, dass er Sünde vergibt“. Hieraus vernimmt ein jeder, dass die Rechtfertigung vor Gott in Erlassung der Sünden bestehe.

 

491. Wie solches auch vor weltlichem Gericht zugeht: wer der Sünden halben verklagt und überzeugt wird, und derselben Vergebung erlangt, dass er für gerecht gehalten wird, als ob er keine Sünde getan habe; der ist damit gerecht-fertigt und bedarf, die Gerechtigkeit zu erlangen, weiter durchaus nichts.

 

492. Demnach folgt erstlich, dass die Gerechtigkeit des Sünders vor Gottes Gericht nicht sei die inwohnende göttliche Gerechtigkeit, weil

1) solches nicht kann aus heil. Schrift dargetan und erwiesen werden.

2) weil von der Gerechtigkeit, dadurch wir vor Gott gerecht sind, dasjenige gesagt wird, welches von Gottes wesentlicher Gerechtigkeit nicht mag ausgesprochen werden. Solches ist daher zu schließen: die Gerechtigkeit wird uns zugerechnet, Gottes wesentliche Gerechtigkeit aber, sofern sie in dem Menschen wohnen soll, kann niemand zugerechnet werden; desgleichen ist die Gerechtigkeit der Unge-rechtigkeit oder Sünden Vergebung, die göttliche wesentliche Gerechtigkeit aber ist nicht der Sünden Vergebung. Darum folgt unfehlbar, dass die Gerechtigkeit, dadurch wir vor Gottes Gericht gerecht werden, nicht sei die Einwohnung der wesentlichen Gerechtigkeit Gottes.

 

493. Zum andern folgt, dass die Gerechtigkeit des Sünders vor Gott nicht sei eine solche Reinigkeit und Heiligkeit der Natur, so ihr in der Rechtfertigung gleichsam eingegossen werde, dadurch er vor Gottes Gericht also rein und unsträflich erscheint, gleichwie die heiligen Engel unsträflich und gerecht sind. Denn:

1) ist die Gerechtigkeit eine Zurechnung und allein eine Vergebung der Sünden, so ist sie nicht eine Reinigkeit und Heiligkeit der Natur etc. Denn wie ein Misse-täter vor Gericht losgesprochen und gerechtfertiget wird, und doch auf ihm bleibt, dass er das Böse getan habe, wiewohl es ihm vergeben ist; gleich also wer vor göttlichem Gericht wird losgesprochen, der ist damit gerechtfertigt, und doch bleibt auf ihm, dass er die Missetat begangen, wiewohl sie ihm zur Strafe nicht wird zugerechnet.

2) wird die Sünde nicht so rein aus der Natur gebracht, dass nicht bei allen Heiligen die Klagen bleiben, welche Sankt Paulus geführt Röm. 7,18.19: „wollen hab ich wohl, aber vollbringen das gute, finde ich nicht. Denn das gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das böse, das ich nicht will, das tue ich“; v. 23: „ich sehe ein ander Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüte und nimmt mich gefangen in der Sünden Gesetz“; Gal. 5,17: „das Fleisch gelüstet wider den Geist und den Geist wider das Fleisch, dieselben sind wider einander, dass ihr nicht tut, was ihr wollet“.

Wäre aber die Gerechtigkeit der Menschen eine solche Reinigkeit der Natur, wie in den heiligen Engeln, so müsste die jetzt angezogene Klage aufhören und der wiedergeborne Mensch wäre mit Sünden durchaus nicht befleckt, er hätte auch nicht von nöten, um Vergebung derselben Gott zu bitten, welches David allen Heiligen nötig achtet, Psalm 32,6.

 

494. Fürs dritte: was der Rechtfertigung eigentliche Ursach sei. Die ist dreierlei: 1) principalis efficiens, die da rechtfertigt, 2) meritoria, um deren Verdienst sie rechtfertigt, 3) organica, dadurch sie rechtfertigt.

 

495. Die erste Ursach als vornehmste, so den Sünder rechtfertigt, ist Gott, sofern er in seinem Gericht mit den Sündern handelt nicht nach seiner strengen Ge-rechtigkeit, sondern nach seiner großen Barmherzigkeit. Davon zeuget die heil. Schrift vielfältig; Röm. 3,30: „er ist ein einiger Gott, der da gerecht macht“; Röm. 4,5: „der da glaubet an den, der die Gottlosen gerecht machet“; Kap. 8,33: „Gott ist hie, der gerecht macht“.

 

496. Die andere Ursach als die meritoria, um deren Verdienst Gott die Sünder rechtfertigt, ist der Herr Christus mit seinem Verdienst und erworbenen Ge-rechtigkeit; dabei diese zwei Punkte zu behalten sind:

a. dass wir um Christi Verdienst bei Gott gerecht werden. Solches zeigen genug-sam folgende Schriftzeugnisse an; Röm. 3,24.25: „wir werden ohne Verdienst gerecht aus Gottes Gnade durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist, welchen Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben in seinem Blut, damit er die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, darbiete in dem, dass er Sünde vergibt“; Jes. 53,12: „durch sein Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, viel gerecht machen, denn er träget ihre Sünde“; Jer. 23,6: „dies wird sein Name sein, dass man ihn nennen wird: Herr, der unsere Ge-rechtigkeit ist“; 1 Kor. 1,30: „Christus ist uns gemacht zur Gerechtigkeit“; 2 Kor. 5,19: „Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünde nicht zu“; v. 21: „Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“; Röm. 5,18.19: „durch eines Menschen Gerechtigkeit ist die Recht-fertigung des Lebens über alle Menschen kommen. Denn, gleichwie durch eines Menschen Ungehorsam viel Sünder worden sind, also auch durch eines Ge-horsam werden viel Gerechte“.

 

497. b. dass uns außer Christo kein Verdienst zur Gerechtigkeit verhelfe. Das können weder eigene noch fremde Verdienste ausrichten. Nicht eigene Ver-dienste, sintemal solches geschehen müsste entweder durch gebotene oder durch selbst erwählte Werke. Die gebotenen mögen nichts verdienen, weil sie allbereits zuvor lauter Schuldigkeit sind und von Gott uns mit großem Bedrohen abgefordert werden, dass, wo wir nicht tun werden alles, was er uns befohlen, so sei er ein eifriger Gott, der die Sünde der Väter auch an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied heimsuche, 2 Mose 20,5.; der uns zur Hölle verfluchen wolle, 5 Mose 27,26: „verflucht sei, wer nicht alle Wort dieses Gesetzes erfüllet, dass er darnach tue“.

Wenn aber ein Leibeigener tut, was ihm mit Bedrohung der Schläge und des Todes ist auferlegt, so hat er seinem Herrn damit nichts abverdient. Also können wir vor Gott mit allen uns gebotenen Werken nichts verdienen, denn es ist lauter Schuld. Solches führt uns der Herr Christus zu Gemüte, wenn er Luk. 17,7.ff. also von dieser Sache redet: „welcher ist unter euch, der einen Knecht hat, der ihm pflüget oder das Vieh weidet, wenn er heim kommt vom Felde, dass er ihm sagen gehe bald hin und setze dich zu Tische. Ists nicht also, dass er zu ihm saget: richte zu, dass ich zu Abend esse, schürze dich und diene mir, bis ich esse und trinke, darnach sollt du auch essen und trinken. Danket er auch dem-selbigen Knechte, dass er getan hat, was ihm befohlen war? Ich meine es nicht. Also auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: wir sind unnütze Knechte, wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren“. Dazu kommt, dass auch die allerköstlichsten und besten Werke, die ein Mensch tun kann, mit Sünden besudelt sind; darum Gott, so er nach Gerechtigkeit handeln wollte, mehr sie zu strafen als mit Gaben zu belohnen schuldig wäre Jes. 64,6: „wir sind alle wie die unreinen und alle unsere Gerechtigkeit ist wie ein unflätig Kleid“.

 

498. Desgleichen geben die selbsterwählten Werke kein Verdienst, Gott die Gerechtigkeit und ewiges Leben abzuverdienen, sintemal Gott ihm gar hoch missfallen lässt, wenn jemand in seinem Dienst etwas nach eigenem Sinn und Gutdünken vornimmt; darum er solches ernstlich verboten und gestraft hat. 5 Mose 4,2: „ihr sollt nichts dazu tun, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon tun“. Dass Jerobeam zu Dan und Bethel einen Gottesdienst anrichtete, 1 Kön. 12,28.ff., hat dem Herrn zum höchsten missfallen, wie er auch solch Vor-nehmen durch einen Propheten gestraft hat, Kap. 13,1.ff. Da Nadab und Abihu, Aarons Söhne, sich unterstunden, die Opfer anders zu verrichten, als Gott befohlen hatte, wurden sie vom Feuer getötet, 3 Mose 10,1.2. Als zu Zeiten des Propheten Jesaias der Gottesdienst mit menschlichen Zusätzen befleckt ward, wurde Israel darum gestraft mit diesen Worten: „wenn ihr herein kommt, zu erscheinen vor mir, wer fordert solches von euren Händen, dass ihr auf meinen Vorhof tretet?“ Jes. 1,11. Der Herr Christus urteilt von solchem Handel also: „vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehre, die nichts denn Men-schengebot sind“, Matth. 15,9. Sct. Paulus straft Kol. 2,18.23. die selbsterwählte Geistlichkeit und eigene Wahl, dadurch uns das Ziel der Seligkeit kann verrücket werden. Hieraus folgt: welche Werke Gott missfallen, von ihm verworfen und gestraft werden, dieselben können weder die Gerechtigkeit noch die Seligkeit Gott abverdienen. Alle selbsterwählten Werke missfallen Gott, werden von ihm verworfen und gestraft: darum können alle selbsterwählten Werke weder Ge-rechtigkeit noch Seligkeit Gott abverdienen.

 

499. Fremde Verdienste mögen auch zur Gerechtigkeit nicht verhelfen: denn es sei schon ein Heiliger so groß, als er werden kann, so ist er doch mit Sünden behaftet; er kann ihm selber die Gerechtigkeit nicht erlangen, sondern muss Gott um seiner Sünden Vergebung anrufen, Ps 32,6. Wenn er auch gute Werke tut, so sind sie alle nur Schuldigkeit; er kann ihm selbst nichts damit verdienen, viel-weniger andern. Von diesem Handel berichtet David Psalm 49,8.9: „kann doch ein Bruder niemand erlösen noch Gotte jemand versöhnen, denn es kostet zu viel, ihre Seele zu erlösen, dass ers muss lassen anstehen ewiglich“.

 

500. Die dritte Ursach als causa organica, durch welche Gott rechtfertigt, ist zweierlei. Denn die Gerechtigkeit muss 1) von Gott dem Menschen dargeboten, 2) vom Menschen angenommen und empfangen werden. So bietet Gott die Gerechtigkeit dem Menschen dar durch das Wort der evangelischen Ver-heißungen, und durch die heil. Sakramente, von welchen hernach wird zu handeln sein. Denn hieraus entsteht der Glaube, dadurch die Rechtfertigung angenommen wird, wie jetzt weiter zu vernehmen. Wenn dem Menschen die Gerechtigkeit wird angeboten, so empfähet er sie durch den Glauben, welcher gleichsam die geistliche Hand ist, damit Gottes Gnade, Christi Verdienst, die Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit, Leben und Seligkeit angenommen und ergriffen wird.

 

(Vom Glauben.)

 

501. Weil denn an unserm Teil hoch daran gelegen ist, dass wir mit dem Glauben recht und wohl gefasst seien, so ist nötig und nützlich, eigentlicher zu betrachten, was von diesem Punkt zu wissen sei. Solches mag hierin begriffen werden: 1) was der Glaube sei, 2) woher er entspringe, 3) wem er gegeben werde, 4) wie er den Menschen rechtfertige.

 

502. Das erste: was der Glaube sei? Drei Stücke gehören darzu,

a. eine Wissenschaft desjenigen, was uns Gott, als zu unser Seligkeit nötig, ge-offenbart hat. Davon schreibt Sct. Paulus Röm. 10,14: „wie sollen sie glauben, von dem sie nicht gehöret haben?“

b. eine solche Beistimmung zu dem, das Gott offenbart, dass man nicht zweifelt, dasselbe sei die himmlische göttliche Wahrheit. Wer da hört und vernimmt, was Gott lehrt, und hält es für eine Fabel oder widerspricht ihm in seinem Herzen, der hat den Glauben nicht; denn er ist Gott ungläubig, er widerstrebt dem heil. Geist, stößt das Wort Gottes von sich und achtet sich selber unwürdig des ewigen Lebens, wie Paulus und Barnabas bezeugen. Ap. Gesch. 13,46.

c. ein rechtschaffenes Vertrauen zu Gott, dass ein Mensch insonderheit sich zu Gott unzweiflig versieht, alles dasjenige, dessen er sich gegen die Menschen gutes erklärt hat, werde auch ihm sowohl, als sonst einigem Menschen zur Selig-keit gereichen.

 

503. Dieses nun eigentlicher zu erklären, so muss ein Mensch vor allen Dingen eine Wissenschaft haben desjenigen, was Gott, als zu unser Seligkeit nötig, uns geoffenbart hat. Dasselbe ist eigentlich die evangelische Verheißung von seinem gnädigen Willen gegen alle sündhaftigen Menschen und die Verkündigung des Verdienstes Christi, so allen Menschen zum Besten geschehen ist; davon er bezeugt, wie er alle Menschen liebe und wolle, dass sie alle selig werden, wie er auch seinen eingebornen Sohn allen Menschen zu gut gesendet, der für sie alle den Tod geschmeckt habe und die Versühnung worden sei für der ganzen Welt Sünde; wie dieses an seinem Ort genugsam ist ausgeführt worden. Alles nun, was von nöten ist zu wissen, damit man besagte Verheißung und Erklärung recht verstehe und fasst, das gehört zu der Wissenschaft, darauf der Glaube soll erbaut werden.

 

504. Wenn nun jemand solches hört, versteht und glaubt, dass es wahr sei, alsdann entsteht eine solche Gewissheit und Glauben in des Menschen Herzen, dass er unfehlbar gewiss achtet, Gott wolle sich auch seiner erbarmen, ihm gnädig sein, die Sünde erlassen und ihn zu einem Erben des ewigen Lebens aufnehmen; Christus der Herr sei um seinetwillen in diese Welt kommen, ihn von Sünden zu erlösen, mit dem himmlischen Vater zu versöhnen und den Weg zum ewigen Leben zu bereiten, habe für ihn gelitten, sein Blut vergossen, sei um seiner Sünde willen dahin gegeben und um seiner Gerechtigkeit willen aufer-wecket.

 

505. Dieser Glaube entspringt aus der Schrift, wenn ein Mensch bei sich also schließt: Gottes Wille ist, dass alle Menschen selig werden, er liebt alle Men-schen und begehrt herzlich, dass sie alle selig und keiner unter ihnen allen verloren werde; Christus ist allen Menschen zum Heiland geschenkt, er ist für alle Menschen gestorben, er hat alle Menschen mit Gott versühnt; nun bin ich ein Mensch, darum ist Gottes Wille, dass ich selig werde, Christus ist mir zum Heiland geschenkt, er ist für mich gestorben, und hat mich mit Gott versühnt. Wer dieses in seinem Herzen versichert ist, der zweifelt auch nicht, dass er bei Gott in Gnaden stehe, Vergebung seiner Sünden erlangt habe, in einem seligen Stand lebe und ein Erbe sein werde des Reichs der ewigen Herrlichkeit. Solches Vertrauen und Zuversicht, so man zu Gott trägt, ist der rechtschaffene Glaube, durch welchen wir die allgemeine Gnade Gottes und das allgemeine Verdienst des Herrn Christi uns zu eigen machen. Und wie Gott spricht, er wolle aller Menschen Seligkeit, Christus sei für alle Menschen worden das Lösegeld; also spricht ein gläubiger Mensch: Gott will meine Seligkeit, Christus ist für mich worden das Lösegeld.

 

506. Und also haben die Heiligen ihren Glauben mit solcher Zueignung zu ver-stehen gegeben. St. Paulus Gal. 2,20: „Gottes Sohn hat mich geliebet und sich selber für mich dahin gegeben“ Die Jungfrau Maria Luk. 1,47: „mein Geist freuet sich Gottes meines Heilandes“. Jesaias Kap. 53,5: „er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen etc.“ Und abermal eignet Paulus ihm und den Gläubigen zu Korinth des Herrn Christi Verdienst zu: „Christus ist uns gemacht von Gott zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung“, 1 Kor. 1,30. Wer solcher Gestalt ihm die göttliche Gnade und Christi Wohltaten zu-eignet, der hat eben damit den Glauben, welcher gerecht macht.

 

507. Das andere: woher dieser Glaube entspringe? Hiervon ist zuvor Anzeige geschehen, der Glaube entstehe aus dem göttlichen Wort und heil. Sakra-menten; aus dem Wort, denn der Glaube kömmt aus der Predigt, das Predigen durch das Wort Gottes, Röm. 10,17.; aus den Sakramenten, denn die Taufe ist das Bad der Wiedergeburt, Tit. 3,5. Die Wiedergeburt aber ist nicht ohne Glau-ben, darum kommt auch der Glaube von der Taufe her. Das heil. Abendmahl des Herrn eignet Christi Verdienst den Kommunikanten also zu, dass darin der Herr Christus ihnen bezeugt, sein Leib sei für sie gegeben, sein Blut sei für sie vergossen; welches ferner ein jeder Mensch auf sich ziehen solle, als spreche Christus zu einem jeden insonderheit: das ist mein Leib, der für dich gegeben wird zur Vergebung der Sünden; das ist mein Blut, das für dich vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Demnach ist dieses auch ein Glaubenswerk, da-durch unser Glaube kräftiglich gestärkt wird.

 

508. Nun wird nicht unbillig gefragt, wenn der Glaube aus dem Wort herkommt, welches denn eigentlich dasselbige Wort sei? ob alles, was in der Bibel zu finden? oder alle Artikel des christlichen Glaubens, wie derselbe in den drei Hauptartikeln begriffen ist? oder was eigentlich für ein Wort gemeint sei? Der Bescheid ist aber aus dem, was oben angezeigt, leichtlich zu nehmen, dass nämlich das Wort, aus welchem der Glaube unmittelbar entspringt, die Lehre sei von der allgemeinen Gnade Gottes und dem allgemeinen Verdienst des Herrn Christi. Und diese Lehre ist eigentlich das Fundament und der Grund des Glaubens. Damit werden aber doch andere Glaubensartikel keineswegs hievon ausgeschlossen, sondern alle diejenigen eingeschlossen, welche jetzt gemeldte Lehre von Gottes Gnade und Christi Verdienst recht zu verstehen und zu erhalten nötig sind, als ohne welche der Glaube ins Menschen Herz nicht zur Genüge hat können gegründet werden.

 

509. Das dritte: wem der Glaube gegeben werde. Es wird der Glaube von Gott dargeboten und gereicht ohne Unterschied allen Menschen, denn er lässt predigen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern, Luk. 24,47.; er gebeut allen Menschen an allen Enden Buße zu tun, Ap. Gesch. 17,30. Aus dieser Predigt kommt der Glaube, Röm. 10,17. Darum gibt er zu diesem Ende allen sein Wort, dass sie daraus den Glauben schöpfen; denn es ist eine Kraft Gottes, selig zu machen alle, so daran glauben, Röm. 1,16. So viel nun an Gott steht und er dabei zu schaffen hat, bietet er durch sein Wort den Glauben dar allen Menschen und tut wie ein gutherziger Mann, der allen vor seiner Tür ver-sammelten Armen eine Gabe darreicht und dieselbe, so viel an ihm ist, allen gibt, wiewohl sie nicht von allen wird angenommen.

 

510. Wenn aber die Frage dahin geht, wer des Glaubens in der Tat teilhaftig werde, oder nicht, so wird hernach weitläufiger Bericht geschehen, wenn wir von des Menschen Bekehrung handeln werden. Allhie ist genug so viel angedeutet, dass zweierlei Menschen sind, die mit dem Glauben sollen begnadet werden; entweder junge Kinder, die durch die Taufe wiedergeboren werden, oder alte, die zu ihren Jahren kommen und ihres Verstandes gebrauchen, dass sie durch das Wort können zum Glauben unterrichtet und gebracht werden.

 

511. Die Kinder, welche getauft werden, sind des Glaubens teilhaftig, auch ehe sie zum völligen natürlichen Gebrauch ihres Verstandes gelangen, denn 1) be-zeugt von ihnen der Herr Christus ausdrücklich, dass sie an ihn glauben. Matth. 18,6.

 

512. 2) das Himmelreich ist der Kinder; Mark. 10,14: „lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes“. Ins Reich Gottes aber kommen keine Ungläubigen, wie der Herr spricht Mark. 16,16: „wer nicht glaubet, der wird verdammt werden“; und Joh. 3,3.5: „es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen“; v. 18: „wer nicht glaubet, der ist schon gerichtet, denn er glaubet nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes“.

 

513. 3) wer ungläubig ist, der bleibt im Fluch, und so er im Unglauben beharrt, ist ihm sein Teil bereit im Pfuhl, der brennt vom Schwefel und Pech, Offenb. 21,8. Joh. 3,36: „wer dem Sohn nicht glaubet, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibet über ihm“. Die kleinen Kinder aber erlangen den Segen, Mark. 10,16. Denn der Herr Jesus herzete sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

 

514. 4) die kleinen Kinder sind auch Kinder Gottes, als der sie, wenn sie in der Kindheit von der Welt abscheiden, zu seinen Erben und Christi Miterben auf-nimmt. Die Kindschaft aber wird durch den Glauben erlangt; Gal. 3,26: „ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christo Jesu“; Joh. 1,12: „wie viel ihn aber aufnahmen, den gab er Macht Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben“.

 

515. 5) so sind auch Exempel vorhanden solcher Kinder, die in ihrer Kindheit mit dem rechten christlichen Glauben sind begnadet worden. Als: die am achten Tag beschnitten wurden, denen ward gegeben das Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, denn also nennt Sct. Paulus die Beschneidung Röm. 4,11. Darum müssen sie die Gerechtigkeit und den Glauben gehabt haben, sonst hätten sie ihnen nicht können versiegelt werden. Desgleichen Johannes der Täufer, der in seiner Mutter Leib vor Freuden gehüpft hat, als der Herr Jesus, in seiner Mutter Leibe empfangen, gegenwärtig war, Luk. 1,41.44.; was sollte dies für eine Freude gewesen sein, denn dass er sich erfreute seines Heilandes, der ins Fleisch kommen war und ihn (wie auch alle Menschen) von Sünden erlösen sollte. Welche Exempel anzeigen: 1) dass Gott auch in den kleinen Kindern könne den Glauben erwecken, ungeachtet dass sie ihren natürlichen Verstand noch nicht gebrauchen können; 2) dass, wie Gott vor Zeiten durch die Beschneidung in den Kindern den Glauben gewirkt hat, da sie nur acht Tage alt waren, also wirkt er denselben noch heut zu Tag in den kleinen Kindern durch die heilige Taufe und vermöchte es auch ohne Mittel zu tun, wie er an Johanne erwiesen hat.

 

516. Die alten Leute, das ist, welche durchs Wort zum Glauben können unter-richtet und gebracht werden, empfangen den Glauben, jedoch nicht alle. Was die Ursach solches Unterschieds sei, so ist wohl zu merken, sie bestehe nicht in Gott, als welcher will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, 1 Tim. 2,4., und welcher sie beruft, alle Mühseligen und Beladenen sollen zu ihm kommen und sich erquicken lassen, Matth. 11,28.; sondern in den Menschen, weil etliche dem göttlichen Beruf und dem Wort (das eine göttliche Kraft ist, selig zu machen alle, die daran glauben, Röm. 1,16.) widerstreben, dass also der hl. Geist sein Geschäft und Werk in solchen halsstarrigen und widerspenstigen Leuten nicht haben kann. Das hält Stephanus den Juden vor, Ap. Gesch. 7,51: „ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebet allezeit dem hl. Geist, wie eure Väter, also auch ihr“. Und Sct. Paulus bezeugt den Juden zu Antiochia, die ihm und Barnabä feindlich widersprochen: „euch musste zuerst das Reich Gottes gesagt werden, nun ihr es aber von euch stoßet und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden“, Ap. Gesch. 13,46. Ja der Herr Christus selbst gibt dies zur Ursach, warum die Juden nicht zu dem christlichen Glauben gelangt sind, dass sie nämlich seine angebotene Gnade von sich gestoßen, Matth. 23,37: „wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt“. Aber hiervon ist droben auch Meldung geschehen.

 

517. So bleibts dabei, der Glaube werde allen denen gegeben, welche sich das Wort Gottes leiten und führen lassen und demselben nicht feindselig widerstre-ben.

 

518. Das vierte: wie der Glaube rechtfertige. Der Glaube macht nicht gerecht als ein Verdienst, denn er wird in dem Werk der Rechtfertigung und unserer Seligkeit dem Verdienst entgegengesetzt; Röm. 3,24.25: „wir werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Christum Jesum ge-schehen ist, welchen Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben in seinem Blut“; Kap. 11,6: „ists aus Gnaden, so ists nicht aus Verdienst der Werke, sonst würde Gnade nicht Gnade sein. Ists aber aus Verdienst der Werke, so ist die Gnade nichts, sonst wäre Verdienst nicht Verdienst“; Röm. 4,4.5: „dem, der mit Werken umgehet, wird der Lohn nicht aus Gnaden zuge-rechnet, sondern aus Pflicht; dem aber, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube zuge-rechnet zur Gerechtigkeit“. Weil denn alles Verdienst von unserer Gerechtigkeit wird ausgeschlossen und die Werke um ihres gesuchten Verdienstes willen nicht können die Gerechtigkeit bringen, so folgt, dass auch der Glaube nicht könne als ein Verdienst die Rechtfertigung verursachen oder befördern.

 

519. Wie aber der Glaube rechtfertige, ist zu vernehmen teils aus dem, was von der Rechtfertigung durch Zurechnen des Glaubens gemeldet ist, und mag teils besser verstanden werden, wenn man auf diese zwei Dinge Achtung gibt:

a. dass der Glaube sei eine Zuversicht und Vertrauen. Ein gutes Vertrauen, so ein bedrängter und betrübter Mensch trägt gegen den, der ihm aus seiner Not zu helfen versprochen hat, verbindet den Bedrängten mit seinem Nothelfer, dass derselbe mit seiner Hoffnung und Zuversicht ganz und gar an ihm hängt. Wenn demnach der Beängstigte vor Gericht gestellt wird, der Nothelfer aber nimmt sich des Armen getreulich an und kauft ihn vor Gericht los; und wenn der Arme es mit großem Dank annimmt, auch ganz nicht zweifelt, dass ihm also geholfen werde, und mit solchem starken Vertrauen auf seinen Erlöser so lang beharrt, bis er gänzlich auf freien Fuß gestellt ist; so wird ihm losgeholfen. Er hat aber mit seinem Vertrauen nichts verdient, sondern allein die unverdiente Guttat ange-nommen. Gleich also wenn wir sündigen Menschen vor Gottes Gericht stehen und mit festem Vertrauen dem Herrn Christo als unserm Nothelfer und Erlöser anhangen, ungezweifelt, dass, wie er uns mit seinem Blut von der Sünde und Verdammnis losgekauft, also werde er uns aus unserm Elend gänzlich aus-führen, und wenn wir auch hierin beharren bis an unser Ende; so werden wir durch ihn errettet und haben doch mit unserm Glauben nichts anders getan, denn allein, dass wir des Herrn Christi Gnade angenommen und mit festem Vertrauen uns zugeeignet haben.

 

520. Das ist nun, was von der guten Zuversicht unsers Glaubens in heil. Schrift gemeldet wird; Joh16,33: „in der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“; Hebr 4,16: „lasset uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Gnadenstuhl (welcher ist Christus, Röm. 3,25.), auf dass wir Barmherzigkeit empfahen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hilfe not sein wird“; Hebr. 10,22: „lasset uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen in völligem Glauben, besprenget in unsern Herzen etc.“; Eph. 3,12: „durch Christum haben wir Freu-digkeit und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn“.

 

521. b. dass der Unglaube die Rechtfertigung hindere. Der Unglaube hindert die Gerechtigkeit also, dass der Mensch dadurch die Gnade Gottes, die Gerechtig-keit und das ewige Leben von sich stößt. In der Apostelgeschichte Kap. 13,46. bezeugen Paulus und Barnabas den ungläubigen und halsstarrigen Juden zu Antiochia: „euch musste zuerst das Wort Gottes gesagt werden; nun ihrs aber von euch stoßet und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden“. Daraus ist zu schließen: so der Unglaube die Gerechtigkeit verhindert allein damit, dass er sie samt Gottes Gnade von sich stößt, so folgt, der Glaube verursache die Gerechtigkeit nicht anders, denn dass er die Gnade Gottes, welche ihm verkündigt wird, nicht hinweg stoße, sondern gehorsamlich annehme.

 

522. Dieses ist aus folgendem Gleichnis zu vernehmen. Gesetzt zwei Leutbe-trüger würden in einen Schuldturm gestoßen, da sie wohl ihre ganze Lebenszeit zubringen müssten, wo sich nicht jemand ihrer sonderlich annehme; ein reicher Mann aber trüge aus mitleidendem Herzen alle Schuld ab, so diese beiden gemacht, und stellte die Gläubiger zufrieden, ließe daneben beiden Gefangenen solche Guttat ankündigen, eröffnete das Gefängnis und befehle ihnen heraus zu gehen. Der eine Gefangene glaubte nun, es sei wahr, was ihm verkündigt worden, deswegen ginge er aus dem Gefängnis und würde auf freien Fuß ge-stellt. Der andere aber wollte nicht glauben, dass jemand für ihn bezahlt; oder wäre also vermessen, dass er keiner Schuld geständig sein wollte; oder ver-meinte sich selber aus den Schulden los zu wirken, wollte keinen Zahler wissen noch erkennen; oder verließe sich auf seine guten Freunde und Bekannten, die würden ihm loshelfen, setzte also zu diesem Erlöser, der für ihn bezahlt, ganz kein Vertrauen; der stieße damit die erworbene Gnade von sich, würde ihrer nunmehr verlustig und müsste in seinem Gefängnis verderben.

 

523. Nicht anders tun die Ungläubigen, welche die Gnade, so durch Christum uns worden ist und ihnen verkündigt wird, für ein Gedicht halten, oder setzen doch ihr Vertrauen nicht auf Christum, sondern vielmehr auf anderer Menschen Heiligkeit oder ihre eigenen Werke, und vermessen sich selbst, dass sie fromm und ohne Sünde sein etc. Die bleiben in ihren Sünden und verderben darin ewiglich; während andere, welche so fröhliche Botschaft von Vergebung der Sünden für wahr achten und ihr Vertrauen zu Christo dem Sündenbüßer setzen, alles ihres Jammers überhaben werden und zu der versprochenen Seligkeit gelangen.

 

524. Aus dem, was bisher erwiesen worden, ist folgendes zu vernehmen, dass die Rechtfertigung nicht möge einer andern Tugend der Menschen zuge-schrieben werden, sondern sei allein des Glaubens Werk; Röm. 3,28: „wir halten, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werk (allein) durch den Glauben“; Gal. 2,16: „wir wissen, dass der Mensch durch des Gesetzes Werk nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesum Christ“; Röm. 4,5: „dem, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit“. Hieraus wird geschlossen: weil allein der Glaube und die Werke gegen einander gesetzt werden, so sei da kein drittes zu finden, das die Gerechtigkeit mit sich bringe; weil aber die Werke ausdrücklich ausgeschlossen werden, so bleibt, die Ge-rechtigkeit komme einig und allein aus dem Glauben. Und bisher ist von den Ursachen der Rechtfertigung gehandelt.

 

525. Zum vierten: die Früchte, so aus der Rechtfertigung herkommen, sind zweierlei:

1) der Friede des Gewissens, dass der gerechtfertigte sich nicht kann etwas böses zu Gott versehen, und wie er in seinem Gewissen wegen der Sünde lautern Unfried hatte, also hat er jetzt, nachdem die Sünde vergeben, guten Fried und Ruhe; Röm. 5,1: „nachdem wir denn sind gerecht worden durch den Glau-ben, so haben wir Friede mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christ“; Röm. 8,16: „der h. Geist gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind“.

 

526. 2) ein neuer Gehorsam, gottseliges Leben und gute Werke; Röm. 6,11: ,,haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid, und lebet Gott in Christo Jesu unserm Herrn“; v. 13: „begebet euch selbst Gotte, als die aus den Toten lebendig sind, und eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit“; v. 18: „nun ihr frei worden seid von der Sünde, seid ihr Knechte worden der Gerechtigkeit“, v. 20.ff.: „da ihr der Sünden Knechte waret, da waret ihr frei von der Gerechtigkeit. Was hattet ihr nun zu der Zeit für Frucht? Welcher ihr euch jetzt schämet; denn das Ende derselbigen ist der Tod. Nun ihr aber seid von der Sünde frei und Gottes Knechte worden, habt ihr eure Frucht, dass ihr heilig werdet, das Ende aber das ewige Leben“. Und vom Glauben schreibet der Apostel: „der Glaube ist durch die Liebe tätig“, Gal. 5,6.

 

(Von guten Werken.)

 

527. Diese Frucht des Glaubens und der Gerechtigkeit, nämlich die guten Werke, sind ausführlicher zu betrachten, und ist davon in acht zu nehmen: 1) welches die rechten guten Werke seien, 2) ob sie vollkommen seien, 3) ob sie notwendig seien, 4) ob sie eine Belohnung haben, und welche die sei?

a. welches die rechten guten Werke seien? Gute Werke sind, die aus einem gehorsamen und gläubigen Herzen nach Gottes Willen und Befehl getan werden. Denn gleichwie oftmals Knechte oder Mägde etwas guter Meinung verrichten, dadurch sie gedenken ihrer Herren Gunst zu erlangen; weil aber solche Werke nicht nach dem Willen des Hausherrn oder der Hausfrau getan sind, wird damit ihr Zorn erweckt, dass sie anstatt der Belohnung Strafe ausgeben. Gleich also dienen wir Gott vergeblich mit solchen Werken, die nichts sind, denn Menschen-gebot, wie §. 498. weitläufiger gehandelt ist.

 

529. b. ob die guten Werke vollkommen seien? Die guten Werke der Gerechtig-keit sind unvollkommen, erstlich, weil an allen guten Werken die Sünde klebt, mit welcher sie verunreinigt werden. Denn „alle unsere Gerechtigkeit ist wie ein unflätig Kleid“, Jes. 64,6. Röm. 7,18: „wollen habe ich wohl, aber vollbringen das gute finde ich nicht. Denn das gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das böse, das ich nicht will, das tue ich“; v. 21: „so finde ich mir nun ein Gesetz, der ich will das gute tun, dass mir das böse anhanget“; Gal. 5,17: „das Fleisch ge-lüstet wider den Geist und den Geist wider das Fleisch; dieselbigen sind wider einander, dass ihr nicht tut, was ihr wollet“.

 

529. Darnach, weil neben den guten Werken die bösen immer mit einlaufen, sintemal niemand sagen kann: „ich bin rein in meinem Herzen und lauter von Sünden“, Sprüchw. 20,9. „Wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den wir an Gott haben sollen“, Röm. 3,23. Alle Heiligen müssen um Vergebung der Sünden bitten, Ps. 32,6. Ob nun schon jemand dem ganzen Gesetz gehor-sam wäre und fehlete an einem, der müsste des ganzen Gesetzes schuldig sein, Jak. 2,10., dessen Gehorsam wäre verloren, seine guten Werke unvollkommen und ungiltig; denn es will Gott einen völligen Gehorsam haben, so dass er auch alle verflucht, so nicht alle Worte des Gesetzes erfüllen, 5 Mose 27,26. Gal. 3,10.

 

530. c. ob gute Werke notwendig seien. Die guten Werke sind notwendig, nicht dass sie die Gerechtigkeit mit sich bringen und wirken, wie zuvor bewiesen ist, sondern dass man Gottes Willen, der gute Werke von uns fordert, so viel möglich Gehorsam leiste. Gott hat aber geboten (Kol. 1,10.): „wandelt würdiglich dem Herrn zu allem Gefallen und seid fruchtbar in allen guten Werken“; 1 Petr. 2,24: „Christus hat unsere Sünde geopfert an seinem Leibe auf dem Holz, auf dass wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben“; Tit. 3,8: „solches will ich, dass du fest lehrest, auf dass die, so an Gott gläubig sind, in einem Stand guter Werke gefunden werden“.

 

531. dass, nachdem wir von Gott zu seinem Volk sind angenommen worden, durch unsere guten Werke sein Name unter andern Völkern gepreiset und andere zu der Gottseligkeit bewegt werden, Matth. 5,16: „lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und Gott preisen“.

 

532. dass wir uns nicht von neuem mit Werken der Ungerechtigkeit besudeln, den Zorn Gottes und ewige Verdammnis auf uns laden, laut der klaren Schrift-zeugnisse, 2 Petr. 2,20.22: „das letzte ist ärger worden denn das erste. Es ist ihnen widerfahren das wahre Sprüchwort: der Hund frisset wieder, was er gespeiet hat, und die Sau wälzet sich nach der Schwemme wieder im Kot“; Röm. 8,13: „wo ihr nach dem Fleisch lebet, werdet ihr sterben müssen; wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, so werdet ihr leben“; 1 Kor. 6,9: „wisset ihr nicht, dass die Ungerechten werden das Reich Gottes nicht ererben? Weder die Hurer noch Abgöttischen etc. werden das Reich Gottes ererben“.

 

533. dass man den versprochenen Lohn guter Werke erlange. Die guten Werke haben ihre Belohnung, beides in dieser Zeit und in dem zukünftigen ewigen Leben; Jes. 3,10: „prediget von den Gerechten, dass sie es gut haben, denn sie werden die Frucht ihrer Werke essen“; 1 Tim. 4,8: „die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens“.

Auf dieses Leben ist große Verheißung der Gottseligkeit gesetzt; Jes. 1,19: „wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen“; Pred. 2,26: „dem Menschen, der ihm gefällt, gibt er Weisheit, Vernunft und Freude“. Gott hat 5 Mose 28,1.ff. den Stämmen Israel den Segen gesprochen: „wenn du des Herrn Stimme gehorchen wirst, so werden über dich kommen alle diese Segen und werden dich treffen. Gesegnet wirst du sein in der Stadt, gesegnet auf dem Acker; gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Landes, die Frucht deines Viehes und die Früchte deiner Ochsen und die Früchte deiner Schafe; gesegnet wird sein dein Korb und dein übriges; gesegnet wirst du sein, wenn du eingehest; gesegnet, wenn du ausgehest“.

 

534. In das zukünftige Leben gehören diese Verheißungen: Jes. 57,1: „die Ge-rechten werden weggerafft vor dem Unglück und die richtig vor sich gewandelt haben, kommen zum Frieden und ruhen in ihren Kammern“; Sprüchw. 10,7: „das Gedächtnis der Gerechten bleibet im Segen“; 1 Korinth. 3,8: „ein jeglicher wird seinen Lohn empfahen nach seiner Arbeit“; 2 Kor. 5,10: „wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeglicher empfahe, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse“; 1 Kor. 4,5: „der Herr wird ans Licht bringen, was im finstern verborgen ist, und den Rat der Herzen offen-baren; alsdann wird einem jeglichen von Gott Lob widerfahren“; Matth. 19,29: „wer verlässet Häuser oder Brüder oder Schwester oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wirds hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben“.

 

535. Aber diese Belohnung muss nicht also verstanden werden, gleich als gebe Gott einen Lohn aus, und zwar nach Verdienst der guten Werke, so er vermöge seiner Gerechtigkeit zu geben schuldig wäre. Denn es ist und bleibt eine unver-diente Belohnung, so aus Güte und Gnade herkommt. Gleichwie ein Vater seinen Sohn, der ihm alle seine Befehle auszurichten schuldig ist, aus väterlicher Zu-neigung den Gehorsam mit einer besondern Gabe belohnt, da er solches wohl hätte einstellen können; also belohnt Gott der Gottseligen Frömmigkeit aus väterlicher Zuneigung ohne alle Schuldigkeit. Solches ist daraus zu verstehen, einmal, dass kein Heiliger lebt, welcher unserm lieben Gott das tägliche Brot könnte mit Recht abfordern, als ob ers ihm abverdient hätte, sondern er muss ihn darum bitten und beten: Vater unser, unser täglich Brot gib uns heute; hernach, dass keiner lebt, der nicht mit Jakob müsste bekennen: „ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knecht getan hast“, 1 Mose 32,10., und mit St. Paulo: „wer hat Gott etwas zuvor gegeben, das ihm werde wieder vergolten?“ Röm. 11,35.

 

536. Dass aber die hl. Schrift die Gerechten vertröstet, ihre guten Werke sollen ihnen belohnt werden, so ist zu wissen, dass auch eine unverdiente Belohnung gleichwohl genannt werde eine Belohnung; wie Gott zu Abraham spricht: „ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn“, 1 Mose 15,1., da doch Abraham einen solchen Lohn, der Gott ist, nimmermehr hätte verdienen können. Psalm 127,4: „Kinder sind eine Gabe Gottes des Herrn und Leibesfrucht ist ein Geschenk;“ da heißets in der Propheten Sprach eine Belohnung, und der Psalm nennt eben das eine Gabe Gottes, welches er einen Lohn genannt hat.