Ursinus - Rechtfertigung

 

Ursinus, Zacharias / Olevian, Caspar

Der Heidelberger Katechismus (1563)

 

Ursinus und Olevian im Heidelberger Katechismus über die Rechtfertigung:

 

Von der Rechtfertigung

 

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du dies alles glaubst?

 

Daß ich in Christus vor Gott gerecht und ein Erbe des ewigen Lebens bin.

 

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

 

Allein durch den wahren Glauben in Jesum Christum, daß, obwohl mich mein Gewissen anklagt, daß ich gegen alle Gebote Gottes schwer gesündigt und keines von ihnen je gehalten habe, ja, auch noch immer zu allem Bösen geneigt bin, doch Gott ohne all meine Verdienste mir aus lauter Gnade die vollkommene Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi schenkt und anrechnet, als hätte ich nie eine Sünde begangen oder gehabt und selbst all den Gehorsam voll-bracht, den Christus für mich geleistet hat, wenn ich allein diese Gnade mit gläubigem Herzen annehme.

 

61. Warum sagst du, daß du allein durch den Glauben gerecht bist?

 

Nicht, damit ich wegen der Würdigkeit meines Glaubens Gott gefalle, sondern darum, daß allein die Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi meine Gerechtigkeit vor Gott ist und ich sie nicht anders als allein durch den Glauben annehmen und mir aneignen kann.

 

62. Warum können aber unsere guten Werke nicht die Gerechtigkeit vor Gott oder ein Stück von ihr sein?

 

Weil die Gerechtigkeit, die vor Gottes Gericht bestehen soll, durchaus voll-kommen und dem göttlichen Gesetz ganz gleichförmig sein muß, und auch unsere besten Werke in diesem Leben sind alle unvollkommen und mit Sünden befleckt.

 

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, wenn sie doch Gott in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

 

Diese Belohnung geschieht nicht aus Verdienst, sondern aus Gnaden.  

 

64. Macht aber diese Lehre nicht sorglose und verruchte Leute?

 

Nein; denn es ist unmöglich, daß die, die Christus durch wahren Glauben einge-pflanzt sind, nicht Frucht der Dankbarkeit bringen sollen.