Beleidigungen
Hat man sie in letzter Zeit mal so richtig beleidigt? Hat man sie einen „Trottel“ genannt, einen „Faulpelz“, einen „Lügner und Betrüger“, einen „Vollpfosten“, eine „Schnarchnase“, einen „Deppen“ oder „Freak“? Unter Erwachsenen kommt das zum Glück nicht so oft vor. Aber auf dem Schulhof hört man weit schlimmere Worte. Und im Internet ist das Beleidigen geradezu ein Sport. Man bringt Geringschätzung zum Ausdruck, würdigt herab, beschimpft, verleumdet und wirft mit Dreck, so gut man kann. Natürlich will man dadurch verletzen, bloßstellen und Macht ausüben! Aber – liegt es nicht sehr weitgehend an dem Beleidigten, ob er das schwer nimmt oder leicht? Müssen wir denn durch einen wütenden Aufschrei beweisen, dass der andere uns getroffen hat und im Verletzen erfolgreich war? Müssen wir uns auf dasselbe Niveau begeben, indem wir mit Beleidigungen antworten? Oder müssen wir dem anderen gar auf die Nase hauen, um unsre Ehre wieder herzustellen? Manche Freunde sagen: „Das kannst du nicht auf dir sitzen lassen!“ – und schäumen vor Wut. Aber warum eigentlich nicht? Eine Beleidigung kann doch nur in dem Maße verletzen, wie sie wahr ist! Ist sie aber nicht wahr, warum regen wir uns dann auf? Sind wir tatsächlich „dumm“, „faul“ oder „feige“ gewesen, müssen wir wohl hinnehmen, so genannt zu werden. Ist es aber gelogen, wird man’s dann nicht merken, so dass die Wahrheit ans Licht kommt? Natürlich ist es schwer, rational zu reagieren, wenn man sich emotional getroffen fühlt – eventuell ist dann unser Stolz das Problem! Doch nüchtern betrachtet stellt der Beleidigende nur eine Behauptung auf. Er macht von seiner Meinungsfreiheit Gebrauch und tut ungefragt kund, dass wir – gemessen an seinen persönlichen Maßstäben – Trottel, Langweiler oder Heuchler sind. Vielleicht liegt es daran, dass seine Maßstäbe verkehrt sind oder dass seine Beobachtung ihn trügt. Aber denken und sagen darf er‘s trotzdem. Und er muss für seine Behauptung nur dann den Beweis antreten, wenn er von anderen Zustimmung verlangt. Fordert er sie, so liegt die Beweislast bei ihm. Sie liegt aber keinesfalls bei uns. Denn warum sollten wir uns als Beleidigte genötigt sehen, den Gegenbeweis anzutreten, dass wir besser sind, als dieser Mensch denkt? Warum müssen wir ihn zwingen etwas zurückzunehmen, das einer Prüfung sowieso nicht standhält? Befindet er sich im Irrtum, ist das doch sein Problem! Und nur, wenn der Vorwurf zuträfe, wäre es unser Problem! Benimmt er sich aber daneben, ist das peinlicher für ihn als für uns. Müssen wir also wutentbrannt auf ihn losgehen, um unseren Namen reinzuwaschen? Müssen wir mit jedem eine Fehde beginnen, der schlecht über uns redet? Wenn der Gegner will, dass man seine Bosheiten glaubt, liegt die Beweislast bei ihm. Schwächen, die wir nicht haben, kann er nicht aufdecken. Und was nicht wahr ist, kann er nicht beweisen. Warum sollen wir ihm also die Freude machen, seine Meinung derart wichtig zu nehmen, dass wir uns drüber aufregen? Wir zeigen damit nur, wo wir verletzlich sind. Künftig weiß dann jeder, wo unsere Zündschnur sitzt – und ein Funke genügt, damit wir zuverlässig explodieren. Freilich fällt es schwer, Beleidigungen zu ignorieren. Jemand könnte denken, wir widersprächen nicht, weil an dem Vorwurf etwas dran sei. Und so kann man in der Tat nicht jede Verleumdung „auf sich sitzen lassen“. Vielleicht hat man ein Amt, für das man Respekt einfordern muss, oder man hat einen Erziehungsauftrag. Doch ist es nie klug, aus verletzter Eitelkeit auch selbst mit Dreck zu werfen. Denn was schert uns das, wenn andere uns keine Ehre erweisen, solange wir vor uns selbst und vor Gott gewiss sind, ehrbar gehandelt zu haben? Ist aufrichtige Gesinnung denn weniger wert, bloß weil der Nachbar sie nicht anerkennt? Die innere Haltung, die wir „Rechtschaffenheit“ oder „Integrität“ nennen, ist nicht auf den Applaus anderer Menschen berechnet – sie trägt ihren Wert in sich. Und darum genügt es völlig, dass Gott die Wahrheit kennt. Denn wichtig ist nur, dass wir den Respekt der anderen verdienten. Und wenig liegt daran, ob wir ihn auch bekommen. Dass wir’s im Falle einer Kränkung aber anders empfinden und spontan die Fäuste ballen, hat historische Wurzeln. Es geht auf die altgermanische Überzeugung zurück, dass der Beleidigte seine verletzte Ehre wieder herstellen muss, indem er an dem Beleidiger Rache übt. Nicht etwa der Beleidiger muss beweisen, dass er seinen Vorwurf zu Recht erhoben hat, sondern der Beleidigte muss aktiv werden, um mit allen Mitteln das Gegenteil zu beweisen und sich so von dem Vorwurf reinzuwaschen! Aus dieser Idee männlicher Ehre sind viele blutige Fehden entstanden. Und Tausende sind in Zweikämpfen umgekommen. Denn sie sahen sich genötigt, ihre Ehre um jeden Preis auch mit Gewalt zu verteidigen. Aber wie sinnvoll war das? Wenn die Ehre eines Menschen in der inneren Integrität seiner Person besteht (und nicht in äußerlichen Ehrbezeugungen), wie kann sie ein anderer dann überhaupt verletzen? Nüchtern betrachtet kann sich ein Mensch nur selbst entehren durch unehrenhaftes Denken und Tun. Ein anderer vermag es nicht! Und doch waren vom 16. bis ins 20. Jahrhundert viele der Meinung, die beschädigte Reputation eines Offiziers und Ehrenmannes sei nur durch eine Forderung zum Duell wiederherzustellen. Und wie bei den Germanen ordnete man die Beweislast der falschen Seite zu. Nicht der Beleidiger musste das Verletzende beweisen, das er behauptet hatte. Sondern der Beleidigte war es sich schuldig, den Gegenbeweis anzutreten in einem Duell auf Leben und Tod. Doch wo ist da die Logik? Wieso wird eine von dem Beleidiger begangene Dummheit dadurch wieder gut gemacht, dass er mich anschließend auch noch erschießen darf? Was wird davon besser, wenn ich auf diese Weise für seinen Fehler büße? Warum soll ich überhaupt „ehrlos“ sein, bloß weil jemand leichtfertig meint, er sollte das behaupten? Und was ist gewonnen, wenn ich zur gekränkten Ehre auch noch das Leben verliere und – mit der Waffe meine Ehre verteidigend – auf dem Friedhof lande? Es ist doch gar nicht einzusehen, warum derjenige, der besser Fechten und Schießen kann, in der strittigen Frage auch Recht haben sollte! Ein Duell wird das nicht klären. Denn ganz gleich, wer wen totschlägt – das Ergebnis sagt immer nur etwas über die Kraft und Geschicklichkeit der Kontrahenten. Es besagt aber rein gar nichts über die Ehre oder Unehre des beleidigten Teils. Und wenn zwei sich verbal angiften, kommt dabei auch nicht mehr heraus. Denn man kann sich zwar über eine Beleidigung empören und zornig zurückschlagen. Doch die Achtung, die der andere genussvoll verweigert, kann man damit nicht erzwingen. Warum sollten wir‘s also in einem Wortgefecht versuchen und unserem Gegner damit die Befriedigung verschaffen, dass wir seine Meinung anscheinend wichtig nehmen und mit seiner Missachtung nicht gut leben können? Soll denn ein böses Wort von ihm genügen, dass wir aus der Fassung geraten, Gift und Galle spucken – oder gar unser Leben riskieren, um seine Meinung zu ändern? Warum sollten wir dem Schimpfenden Macht zubilligen, als wäre er über uns zum Richter gesetzt? Dass er böse redet, wäre doch nur schlimm, wenn er recht hätte. Wäre sein Vorwurf zutreffend, so müsste uns das schmerzen. Sind wir aber sicher, dass er sich irrt – warum soll sein Irrtum dann unser Problem sein? Wir sind nur verantwortlich für das, was sich in unserem Kopf, nicht für das, was sich in seinem Kopf abspielt! Und lassen wir uns reizen, seine Gehässigkeit in gleicher Münze heimzuzahlen, geraten wir nur auf eine schiefe Bahn der Eskalation, die dann über Wüten, Zürnen und Beschimpfen bis zum Verdammen, Verfluchen und Morden führt (Mt 5,21-22). Wir sagen vielleicht, wir müssten das austragen, um „unsere Ehre zu verteidigen“. Doch steht weniger „Ehrgefühl“ dahinter als verletzte Eitelkeit, die sich einfach nur rächen will. Unser dummer Stolz kann es nicht ertragen, wenn uns andere nicht so grandios finden, wie wir uns selbst. Statt unserer Schwächen hassen wir dann lieber den, der sie beim Namen nennt! Und bringen wir ihn zum Schweigen, dann aus dummem Geltungsdrang. Was wäre aber die Alternative? Stoische Gelassenheit, Selbstverleugnung oder Resignation?
Das Alte Testament gibt dazu einen interessanten Hinweis (2. Sam 16,5-14). Denn es erzählt, wie König David eines Tages mit einem Tross seiner besten Krieger Jerusalem verlässt und durch den Ort Bahurim hindurchzieht. Dort sieht ihn ein Mann namens Simei, der zur Familie Sauls gehört. Und der kommt herbei und beginnt König David hemmungslos zu beschimpfen und zu verfluchen, läuft auch neben dem Tross her und bewirft den König mit Steinen und Erdklumpen. Man bedenke, was für eine irrsinnige Aktion das war! Da geht König David vorbei, der selbst ein gefürchteter Krieger ist, und zudem von seinen Elite-Kämpfern und Bodyguards begleitet wird. Simei aber liest von der Straße auf, was er finden kann, bewirft den König mit Dreck und nennt ihn einen „Bluthund“, der alles erdenkliche Unheil verdient, weil er angeblich der Sippe Sauls Unrecht tat! Die Soldaten des Königs finden das nicht lustig. Einer will mit Simei kurzen Prozess machen und fragt David, ob er dem unverschämten Kerl nicht mal eben den Kopf abschlagen soll. David hätte nur kurz nicken müssen! Tatsächlich setzt der König aber seinen Weg fort und sagt etwas Erstaunliches: „Lasst ihn fluchen; denn der Herr hat ihm geboten: Fluche David! Wer darf dann sagen: Warum tust du das? ... Lasst ihn ruhig fluchen, denn der Herr hat‘s ihm geboten. Vielleicht wird der Herr mein Elend ansehen und mir mit Gutem vergelten sein heutiges Fluchen“ (2. Sam 16,10-12). So eine Reaktion war nicht zu erwarten. Denn David ist ein alter Kriegsmann, der schon jede Menge Blut an seinen Händen hat. So einen beleidigt man nicht ungestraft. Und Simei muss sich ziemlich gewundert haben. David aber lässt es sich gefallen, dass ihn der dreiste Mensch mit Dreck bewirft und sagt: „Lasst ihn fluchen, der Herr hat’s ihm geboten.“ Nimmt der König das bloß an – oder weiß er es irgendwoher? Ist es Ausdruck einer resignativen Stimmung, dass er Simei gewähren lässt? Oder hat David eine dumpfe Ahnung, dass ihn dieser Zorn nicht ganz zu Unrecht trifft? Der König rechnet jedenfalls damit, er könnte diese Demütigung verdient haben, ja er meint, sie sei ihm von Gott auferlegt. David ist sich so mancher Schuld bewusst. Und daher versteht er Simeis Auftritt als einen Fingerzeig Gottes. Ist es aber Gott selbst, der den Stolz Davids beugen will, und Simei ist nur sein Werkzeug, so nützt es nichts, den Simei zu erschlagen, sondern das Gegenteil macht Sinn. Indem David den Simei unbehelligt lässt und seine Schmähungen duldet, signalisiert er, dass er die Botschaft als Gottes Botschaft verstanden hat – und lässt die schmutzigen Wurfgeschosse als Strafhandeln Gottes über sich ergehen. David schont nicht eigentlich Simei. Denn in einem anderen Fall hätte der sein Leben verwirkt. Und zuletzt nimmt es auch kein gutes Ende mit ihm (2. Sam 19,17-24; 1. Kön 2,8-9; 36-46). Aber just an diesem Tag spürt David Gottes Hand auf sich lasten, er spürt Gottes Tadel – und will sich dem nicht widersetzen. Den erbosten Simei könnte er leicht zum Schweigen bringen. Aber nicht das eigene Gewissen. Und das sagt ihm, dass er so mancherlei Schimpf und Schande verdient hätte und dass es weise ist, sich dem zu beugen, was Gott ihm durch Simei angedeihen lässt.
Nun – könnten wir uns diese Haltung nicht zu Eigen machen? Könnte es nicht sein, dass auch uns manche Demütigung „recht geschieht“, ja, dass uns Gott durch den Mund manches Spötters zurechtweist und uns so mitteilt, wir sollten besser nicht allzu groß von uns denken? Sind wir denn eine Zierde für diesen Planeten? Sind wir nicht vielmehr Sünder, die täglich neu von Gnade leben? Sind wir das aber wirklich – wie passt dazu ein hochfahrender Stolz? Wenn unsre Ehre vor Gott mehr als fraglich ist, warum darf sie nicht auch ein Mensch hinterfragen? Und haben wir vor Gott sehr viele Fehler, müssen wir dann vor anderen so tun, als hätten wir keine? Können wir‘s nicht generell Gott überlassen, ob er uns Respekt und Ansehen verschaffen will – und ansonsten einfach mal annehmen, wir hätten Schmähungen reichlich verdient? Über eine Beleidigung aufbrausend verraten wir doch nur, wie sehr der alte Mensch mit seinem Dünkel noch in uns lebendig ist. Ein Teil von uns baut immer noch auf den Glanz der eigenen Gerechtigkeit. Dieser dümmere Teil von uns sucht immer noch Ruhm vor Menschen und nimmt es selbst in die Hand, sich zu rechtfertigen. Doch wie kann christliche Demut wachsen, wenn wir immer noch den Wunsch verspüren, unsere Kritiker niederzuschießen? Warum sind wir nicht gelassener? Wenn böse Zungen über uns lügen, könnte es zu unserem Frieden genügen, dass Gott die Wahrheit kennt. Genügt uns das aber nicht, so ist es weniger Ehrgefühl als Selbstliebe, dass wir denken, die Welt schulde uns Respekt! Christus, der solchen Respekt tausendmal mehr verdiente, der fragte nicht danach, sondern ging seinen Weg in größter Demut. Christus hat jene, die ihn verspotteten, so wenig gestraft wie der David den Simei! Wir aber, die wir uns mit Christus nicht vergleichen können, wir sollten uns über mangelnde Achtung beschweren? Als man Christus zum Kreuz führte, wie man ein Schaf zur Schlachtbank führt, da tat er seinen Mund nicht auf (Jes 53,7). Wir aber, die wir ja wirklich nichtswürdig sind, wir schreien Zeter und Mordio, laufen rot an und ballen die Fäuste, wenn uns jemand in Frage stellt? Besser wär’s doch, wenn wir nach dem Vorbild Christi Geduld und Langmut übten und die segneten, die uns verfluchen (Mt 5,44; 1. Petr 2,23). Können wir das aber nicht, sondern gehen in die Luft, müssen wir uns fragen, woran es liegt. Denn jeder Vorwurf kann nur insoweit treffen, als er Wahrheit enthält. Enthält er aber keine und schmerzt uns trotzdem, dann weil wir immer noch Ehre bei den Menschen suchen. Da ist dann nicht die Frechheit des Beleidigers das Problem, sondern unser eigener Mangel an Demut! Und wo der zu Tage tritt, weil uns irgendein Schandmaul auf die Probe stellt, wie der freche Simei den David – da kann es sehr wohl ein Fingerzeig Gottes sein, dass wir die Nase immer noch zu hoch tragen. Und statt mit gleicher Münze heimzuzahlen, sollten wir mit David sprechen: „Lasst ihn fluchen, der Herr hat’s ihm geboten“. Denn wenn Christus mein Frieden ist, meine Gerechtigkeit, mein Heil und mein Leben – sollte er nicht auch meine Ehre sein? Liegt nicht auch die in seinen Händen? Und lässt Christus mir soviel unverdiente Ehre angedeihen, dass er mich zu seiner himmlischen Herrlichkeit beruft, mich reinigt und heiligt, weil er mich zwischen seine Engel setzen will – sollte mir das nicht genügen? Tut Christus mir solche Ehre an, dass er sein eigenes Leben nicht schont, um meine Haut zu retten – was kümmert mich da noch die Missachtung törichter Menschen? Christus selbst ist des Christen Ehre. Und eine andere braucht er nicht. Wenn die Welt das aber nicht versteht und auf uns spuckt, wie sie schon auf Christus spuckte, wen kann das wundern? Soll es uns denn besser ergehen als Christus (Mt 10,24-25; 1. Petr 4,14), wo wir doch mindestens einen Teil der Schmach wirklich verdienen? Ach, an Gottes Ehre sollte uns viel mehr gelegen sein, denn ihm kommt sie wirklich zu – uns kommt sie gewiss nicht zu! Und dennoch ringen wir um die Anerkennung inkompetenter Menschen, die ebenso armselig sind wie wir, und wollen schier verzweifeln, wenn wir ihren Respekt nicht bekommen. Da bäumt sich die alte Adamsnatur mächtig auf und will zurückschlagen! Aber das ist ein dummer Reflex des alten Menschen, der immer noch seine eigene Ehre sucht, während ein Christ in Christus seine Ehre hat. Der alte Adam will keine Missachtung ertragen, ist in seinem Stolz verletzlich und beginnt zu wüten: Eher soll die Welt in Asche sinken, als dass er eine Kränkung duldet! Doch unserem besseren Teil, dem Christen in uns, dem reicht es, von Gott anerkannt zu sein als des Vaters geliebtes Kind. Und steht das fest, fragt er nicht mehr, was törichte Menschen über ihn denken. Das muss dann nicht heißen, dass man jede Schmähung unwidersprochen lässt. Denn Jesus selbst, als der Knecht des Hohenpriesters ihn schlug, gab eine scharfe Antwort: „Habe ich übel geredet, so beweise, dass es böse ist; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?“ (Joh 18,23). Das ist eine hervorragende Antwort auf Beleidigungen aller Art! Doch kein Christ hat es nötig, mit Schaum vor dem Mund seine Ehre zu verteidigen. Denn er gilt ja etwas vor Gott. Christus ist seine Ehre, die ihm keiner nehmen kann. Und eine andere braucht er nicht. Was heißt das aber praktisch? Wenn jemand Gutes von uns denkt, sollten wir uns bemühen, dass er Recht hat. Und wenn jemand schlecht über uns redet, sollten wir so leben, dass ihm niemand glaubt. Behandelt man uns aber schlechter, als wir meinen es zu verdienen, so ist das kein Drama, sondern nur eine Gelegenheit, sich in Demut zu üben. Denn Gott behandelt uns weit besser als wir es verdienen. Und er gleicht damit alles aus, was die Welt uns vielleicht versagt. Nicht das Geschwätz von Unsresgleichen, sondern Gottes Urteil zählt. Und so können wir den inneren Frieden gelassen bewahren. Vergiften wir nicht unser Herz, indem wir auf bittere Rache sinnen. Hüten wir unsre Zunge auch dann, wenn wir Recht haben. Und lassen wir uns daran genügen, dass Gott uns gnädig ist. Denn einen anderen Ruhm als diesen braucht kein Mensch.
Bild am Seitenanfang: Simei flucht König David
Bilderbibel von Julius Schnorr von Carolsfeld (private Bilddatei)