Lieber himmlischer Vater, 

ich bekenne – und du siehst es ja auch –, dass ich überall, wo ich gehe oder stehe, inwendig und auswendig mit Haut und Haar, mit Leib und Seele ins höllische Feuer gehöre. Und du siehst auch, Vater, dass nichts Gutes in mir ist, das ich vorweisen könnte. Da ist nicht ein einziges Haar auf meinem Kopf, das nicht der Verdammung wert wäre. Was soll ich darüber viele Worte machen? Aber, lieber Vater, – ich sei nun, was ich wolle – ich bitte dich alle Tage, dass du deine Aufmerksamkeit nicht auf mich richtest und deine Augen nicht zu mir wendest als auf den elenden Sünder, der ich bin (da wäre es aus mit mir), sondern ich bitte dich, dass du meiner immer als eines Menschen gedenkst, der zu deinem lieben Sohn Jesus Christus gehört. Betrachte mich keine Sekunde und schau mich nicht an, ohne immer zugleich seiner zu gedenken, ja, sieh mich überhaupt nur mit ihm zusammen, so als wenn Christi Gesicht das meine wäre. Denn so will er das haben – er will mein Fürsprecher, Verteidiger und Erlöser sein – und um seinetwillen vergiss bitte, was ich für mich allein genommen bin. Denke mich jederzeit in Christus inbegriffen – und sei mir dann um seinetwillen gnädig. Denn dein Sohn zahlte am Kreuz den denkbar höchsten Preis. Er brach den Fluch, der auf mir lag. Darum, himmlischer Vater, lass seinen Einsatz für mich nicht vergeblich gewesen sein, sondern halte mir zugute, was Christus für mich tat. Lass seinen Gehorsam für meinen gelten und rechne mir seine Gerechtigkeit an, weil ich doch selbst keine habe. Anders kann ich nicht vor dir bestehen. Und einen anderen Grund, warum du mir vergeben solltest, weiß ich nicht zu nennen. Umso entschiedener berufe ich mich aber auf das, was Christus mir freundlich zugesagt hat – dass er für mich gerade stehen und mich nicht hinausstoßen will – damit du, wenn du einmal meine Seele von mir forderst, sie nicht verdammen musst, sondern Christus in mir und mich in Christus findest. In deine treuen Hände befehle ich meinen Geist. Amen.  

(frei nach einem Gebet Luthers)

Gebete

 Auf dieser Unterseite versammle ich Gebete, die in den vergangenen Jahrhunderten von zahllosen evangelischen Christen gebetet wurden. Obwohl ich die Rechtschreibung der heutigen angenähert habe, sind es natürlich historische Texte. Die Sprache wird dem modernen Leser zweifellos fremd erscheinen. Doch wer seine Aufmerksamkeit mehr auf den Geist als auf den Buchstaben richtet, wird reich belohnt. Und "aktualisieren" kann sie ja jeder für sich!

 

Den Anfang machen 50 Gebete Johann Habermanns. Sie werden hier zitiert nach:

Dr. Joh. Habermann’s Morgen- und Abendgebete, nebst anderen schönen Gebeten, wie auch einer Anzahl alter Lieder. St. Louis, Mo. 1882.

 

Danach folgen 56 Gebete anderer Autoren, die dem "Gebetsschatz" entnommen sind:

Evangelisch-Lutherischer Gebetsschatz. Vollständige Sammlung von Gebeten Dr. Martin Luthers und anderer rechtgläubiger, gesalbter Beter der ev.-luth. Kirche, St. Louis, Mo. 2. Aufl. 1865 

 

Und am Ende stehen 13 "Trostgebete für Betrübte" aus:

Johann Friedrich Starcks Tägliches Handbuch in guten und bösen Tagen. Neue Ausgabe, durchgesehen von F. Pieper, St. Louis, Mo. 1900.

 

13 gottesdienstliche Gebete zu den Hauptfesten des Kirchenjahres bilden einen "Anhang". Sie sind aus meiner Praxis als Gemeindepfarrer erwachsen. 

 

TÄGLICHES GEBET. 

(J. Habermann, +1590)

 

Ach lieber Gott und Herr, ich lebe, aber ich weiß nicht, wie lange? Ich muss sterben und weiß nicht, wann? Du, mein himmlischer Vater, aber weißt es allein. Wohlan! Soll dieser Tag (diese Nacht) der letzte Tag (die letzte Nacht) meines Lebens sein, Herr, dein Wille geschehe, der ist allein der beste, nach demselben bin ich bereit, in wahrem Glauben an Christum, meinen Erlöser, zu leben und zu sterben. Allein, lieber Gott, gewähre mir nur diese Bitte, dass ich nicht möge plötzlich in meinen Sünden sterben und verderben. Gib mir rechtschaffene Erkenntnis, Reue und Leid über meine begangene Sünde und stelle sie mir noch in diesem Leben unter Augen, damit sie mir nicht am jüngsten Tage unter Augen gestellet und ich dadurch vor Engel und Menschen zu Schanden werden möge; sondern verleihe mir so viel Zeit und Raum zur Buße, dass ich meine Übertretung von Herzen erkennen, bekennen und derselben Vergebung und Trost aus deinem seligmachenden Wort erlangen möge. Ach, barmherziger Vater! Verlass mich nicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. Mein Herz und dessen auf Jesum gerichtete Zuversicht ist dir, o Herzenskündiger, wohl bekannt; in derselben erhalte mich zum ewigen Leben. Lass mich sterben, wann du willst, nur verleihe mir ein vernünftiges, sanftes und seliges Ende. Amen.

 

GEBET EINES EHEMANNES. 

(J. Habermann, +1590)

 

Allmächtiger, gütiger Gott, der du den heiligen Ehestand selbst eingesetzt und durch deines lieben Sohnes Jesu Christi erste Wunderzeichen geehrt und geziert hast als einen Stand, der dir angenehm ist, in welchem auch viele heilige Erzväter und Propheten gottselig gelebt, und dir wohl gefallen haben. Weil denn du mich auch in der heiligen Ehe beraten, zur Haushaltung verordnet und ein sonderliches Wohlgefallen an den dreien Stücken hast, nämlich: wenn Brüder eins sind, und die Nachbarn sich lieb haben, und Mann und Weib sich mit einander wohl begehen, so bitte ich dich von Herzensgrund, verleihe mir, dass ich in christlicher Liebe und Einigkeit mit Vernunft bei meinem Weibe, als dem schwächsten Werkzeug, wohne, derselben ihre Ehre, als auch Miterbin der Gnade des Lebens gebe, sie samt Kindern und Gesinde ziehe zu deiner Erkenntnis und göttlichen Ehre in aller Zucht und Ehrbarkeit. Dazu so gib Gnade, dass sie mir in allem Guten und zu aller Gottseligkeit folgen und sich ziehen lassen. Wehre dem Eheteufel, dass er nicht Zwietracht und Zank zwischen uns einmenge, und, wo wir etwa, aus Schwachheit übereilet, uneins würden, so hilf, dass wir uns bald wieder miteinander versöhnen. Gib mir Gnade, dass ich mich keines andern Ehegemahls und Weibes gelüsten lasse, oder dieselbe mit einem bösen Auge ansehe, ihrer zu begehren. Behüte mich, mein Weib, Kinder und Gesinde vor Krankheit nach deinem göttlichen Willen. Du wollest auch mir, deinem Knechte, verleihen, dass ich meines Berufes fleißig warte, im Schweiße meines Angesichts mein Brot esse, und mich es nicht verdrießen lasse, ob es mir sauer werden muss, denn du hast es also geschaffen. Verleihe auch Glück und Heil zu meiner Nahrung, dass dieselbe durch deinen Segen ohn’ anderer Leute Schaden und Nachteil gemehrt werde. Beschere mir frommes Gesinde und treue Arbeiter. Behüte mir Haus und Hof und alles, was du mir gegeben hast. Hilf uns auch das Kreuz in unserm Stande geduldig tragen, und nach diesem Leben versammle uns in dein Reich zu allen gottseligen Eheleuten; der du lebest und regierest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

GEBET EINER EHEFRAU. 

(J. Habermann, +1590)

 

Gütiger Gott, getreuer Vater! Weil du mich aus Gnaden in den heiligen Ehestand zur Haushaltung berufen hast, darinnen ich dir auch, meinem Gott, dienen und gefallen kann, so gib mir, deiner Dienerin, Gnade, dass ich deine göttliche Furcht stets vor meinen Augen habe und dich, meinen Schöpfer und Erlöser, über alle Dinge liebe, und dir vertraue; nach dir aber meinen Mann fürchte, ehre und liebe, und mich keines andern gelüsten lasse. Hilf, dass nach deinem Gebot mein Wille meinem Mann unterworfen sei, demselben zu gehorchen in aller Willigkeit, und dass der verborgene Mensch meines Herzens unverrückt mit sanftem, stillem Geiste und mit allerlei Tugenden geschmückt sei, wie vor Zeiten die heiligen Weiber gewesen, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und ihren Männern gehorsam waren. Gib mir, deiner Magd, einen keuschen, züchtigen Wandel in der Furcht und Demut, dass ich in aller Gottseligkeit mit freundlichen und sittigen Worten den Zorn und Unmut meines Hauswirtes ablehnen und versöhnen, und ihm mit Glimpf begegnen könne, dazu meine Kinder und Gesinde mit Sanftmut zu Lob und Ehre deines heiligen Namens aufziehe, und dass sie mir folgen mit willigem Herzen zu allem Guten. Hilf auch, dass ich meinem Manne eine treue Gehilfin sei, und die Nahrung, so du uns aus Gnaden bescherest, fleißig zusammenhalte, und nichts verwahrlose, sondern arbeiten und schaffen helfe, was mir zuständig ist in meinem Beruf, auf dass ich habe zu geben den Dürftigen, und meine Hand ausbreiten könne zu den Armen. Behüte uns vor untreuen Arbeitern und bösem Gesinde, die unsere Nahrung schmälern und vergeuden. Verleihe mir auch Gnade, dass ich das Kreuz im Ehestand geduldig trage und nicht sobald schüchtern oder abgeschreckt werde, wo sich ein Leiden erhöbe, indem durch Anfechtung und Widerwärtigkeit unser Glaube bewähret wird. O Herr Gott! In deine allmächtige Gewalt befehle ich dir mich, meinen lieben Ehemann, alle meine Kinder und Gesinde, du wollest uns behüten vor Sünden, Schanden und allem Leid, durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

 

GEBET EINES KINDES. 

(J. Habermann, +1590)

 

O gütiger Gott, himmlischer Vater, der du mir geboten hast, meinen leiblichen Vater und Mutter allzeit zu ehren, lässest dir auch solchen Dienst und Gehorsam, um deines lieben Sohnes Jesu Christi willen, gnädig gefallen, und willst solches mit langem Leben und allerlei Wohlfahrt und Segen belohnen, ich bitte dich aus Grund meines Herzens, du wollest mir meine lieben Eltern und alle, so an ihrer Statt sind, lange Zeit lassen leben, sie behüten und bewahren vor allerlei Krankheiten, vor allem Übel und Schaden. Gib mir auch ein verständiges und gehorsames Herz, dass ich ihnen und allen, so über mich zu gebieten haben, in gebührlicher Untertänigkeit gehorche, sie ehre mit der Tat, mit Worten und mit Geduld, auf dass ihr Segen über mich komme. Hilf, dass ich meines Vaters in seinem Alter wiederum könne pflegen und ihn nicht betrübe, solange er lebt, sondern ihm zu gut halte, ob er kindisch würde, und ja ihn nicht verachte, da ich gleich mit mehreren Gaben begnadet und geschickter wäre. Desgleichen, dass ich meine liebe Mutter, die mich mit großen Schmerzen unter ihrem Herzen getragen und mit viel Mühe auferzogen hat, nimmermehr betrübe noch verlasse, auf dass nicht ihr Fluch über mich komme. Auch bitte ich dich, du frommer Gott, wo ich bisher meinen lieben Eltern ungehorsam oder zuwider gewesen wäre, du wollest mir solches vergeben um deiner Barmherzigkeit willen. Rechne mir nicht zu die Sünde und Missetat meiner Jugend. Gedenke nicht meiner Übertretung und Unwissenheit; lass mich aber meine Torheit erkennen und darüber Reue und Leid tragen, mich mit wahrem Glauben und bußfertigem Herzen zu dir bekehren und das Exempel meines Heilandes Jesu Christi fleißig einbilden, welcher in seiner Jugend, allen Kindern zu einem gottseligen Vorbild, seinen Eltern untertan war. Also hilf mir auch, dass ich in christlichem Gehorsam erfunden werde allezeit. O barmherziger Gott, behüte mich vor gottloser Gesellschaft und leichtfertigen Leuten; dass ich nicht unter sie gerate, und wo sie mich locken, dass ich doch meinem Fuß wehre und ihren Weg nicht wandle zum Verderben. Lass mich aufwachsen, dass ich zunehme an Weisheit, Alter und Gnade bei dir, meinem Gott, und allen Menschen, durch denselben deinen Sohn, unsern Herrn Jesum Christum. Amen.

 

GEBET JUNGER LEUTE. 

(J. Habermann, +1590)

 

Herr, allmächtiger Gott, der du bist ein reines, keusches, unbeflecktes und ewiges Wesen, du hast Gefallen an züchtigen Herzen und gottseligem Wandel; ich bitte dich, schaffe in mir ein reines Herz, und gib mir einen neuen gewissen Geist, dass ich dir in rechtschaffenem Glauben und wahrer Furcht diene von ganzem Herzen, und aus allen meinen Kräften dich liebe; bewahre mich auch vor aller unreinen Vermischung. Hilf, dass ich mich nicht lasse gelüsten fremder Gestalt, und mich nicht ergebe der Wollust des Fleisches, Schande und Laster zu treiben mit unkeuschen Leuten, oder sonst in Unzucht falle. Dämpfe die bösen Lüste in meinem Herzen, lösche aus die Flammen fleischlicher Begierde, dass ich mich nicht umsehe nach schönen Menschen. Lass mich nicht in unzüchtige, leichtfertige Gesellschaft kommen, oder in Schwelgerei und Trunkenheit geraten, daraus ein unordentliches Wesen folget; lass ferne von mir sein faules und unnützes Geschwätz, schandbare Worte und Narrenteidung, oder Scherz, welche uns Christen nicht geziemen. Behüte mich vor hoffärtiger Pracht, vor Müßiggang und Faulheit, als Stricken und Netzen des Teufels; bewahre mich vor aller Anreizung, Orten und Stellen, so Ursache und Anleitung zur Unreinigkeit geben, dass ich nicht aus den Gliedern Christi Hurenglieder mache, sondern hilf, dass ich dir mit reiner Seele und unbeflecktem Leibe diene in wahrem Glauben, wie der fromme und züchtige Joseph in Ägypten, und wenn du mich dermaleins nach deinem göttlichen Willen und Wohlgefallen in den heiligen Ehestand berufen wirst, so hilf, dass ich denselben in deiner Furcht anfahe, nicht aus Vorwitz und um Unzucht willen, sondern um deiner göttlichen Ordnung willen, und aus Begierde der Frucht, dadurch dein heiliger Name hier zeitlich und dort ewiglich möge gepreiset werden. Beschere du mir ein frommes und getreues Ehegemahl, mit welchem ich möge seliglich in Fried und Einigkeit leben. Du bist ein Herzenskündiger; weißest aller Menschen Gemüt und Eigenschaft; Haus und Güter erben die Kinder, aber ein vernünftiger Mann oder Weib kommt vom Herrn, denn es ist eine Gabe und Geschenk des Allerhöchsten und wird dem gegeben, der in Gottesfurcht lebet. Derhalben schreie ich zu dir, und bitte, du wollest nach deiner Barmherzigkeit mich vor den Feindseligen und Grimmigen behüten, um Jesu Christi, deines lieben Sohnes willen. Amen.

 

GEBET EINES DIENSTBOTEN. 

(J. Habermann, +1590)

 

Barmherziger Gott, der du mich durch deines lieben Sohnes Jesu Christi teures Leiden und Sterben von der ewigen Dienstbarkeit, von der Gewalt der Sünden, von der Obrigkeit der Finsternis, von der grausamen Tyrannei des Teufels erlöset und befreit, zum Herrn über Tod und Hölle gemacht hast: ich bitte dich, du wollest mir Gnade geben, dass ich an meinem Stand der leiblichen Dienstbarkeit, darein du mich hier auf Erden nach deinem Willen und Wohlgefallen gesetzt hast, keinen Verdruss gewinne, und nicht etwa wider deine Ordnung in Ungeduld murre, auch andern Leuten ihren höheren Stand nicht missgönne, sondern dass ich solchen deinen Willen tue von ganzem Herzen mit gutem Willen und nicht anders gedenke, als diente ich dir, Gott im Himmel, und nicht den Menschen auf Erden. So hilf nun, lieber Gott, dass ich dir, dem höchsten Herrn im Himmel und auf Erden, in wahrer Erkenntnis und rechter Furcht diene, dich über alles liebe, alle meine Hoffnung und Seligkeit in dich setze und in deinen Geboten untadelig wandele, darnach auch, dass ich meinem leiblichen Herrn und Frauen, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den wunderlichen und ungeschlachten, in Geduld gehorsam sei in allen Dingen, die nicht wider dich sind, mit aller Furcht in Einfältigkeit meines Herzens, als Christo, meinem Herren, nicht mit Dienst allein vor Augen, als den Menschen zu gefallen, sondern von Herzensgrund um deines Befehles und Gebotes willen. Gib Gnade, dass ich treu erfunden werde in allem, das mir befohlen ist und eingetan wird, nichts verwahrlose und zu Schanden mache, auch keinen Unrat und Schaden durch Unachtsamkeit geschehen lasse, dazu dass ich mich fremdes Guts, so mir vertraut und unter die Hände gegeben, nicht lasse gelüsten, oder dasselbige veruntreue. Bewahre mir meine Gesundheit, stärke meine Gliedmaßen und alle Kräfte meines Leibes, dazu begabe mich mit Vernunft und Weisheit, dass ich die Arbeit meines Herren und Frauen könne versorgen, ihre Nahrung durch deine göttliche Hilfe bessern, auf dass sie durch meinen Fleiß gesegnet und in die Menge ausgebreitet werden, und alles, was ich tue und ausrichte, dass es gereiche zu deinen göttlichen Ehren und mir zu einer seligen Übung meines Glaubens um Jesu Christi, deines lieben Sohnes willen, welcher mit dir lebet und regieret in Einigkeit Heiligen Geistes, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

GEBET, WENN MAN VERREISEN WILL. 

(J. Habermann, +1590)

 

Allmächtiger, gnädiger Gott und Vater, ein Beschützer aller, die sich von Herzen auf dich verlassen: in deinem Namen will ich mich auf den Weg machen und mit Anrufung deiner Barmherzigkeit diese meine vorgenommene Reise anfangen, denn du bist mein Gott, der du behütest all meinen Aus- und Eingang, und richtest meine Füße auf ebener Bahn, dass sie nicht gleiten. Ich bitte dich von Herzen, du wollest auf dieser meiner bevorstehenden Reise mein gnädiger Geleiter und Wegweiser sein, mir deine heilige Engel zugeben, und ihnen Befehl tun, dass sie mich auf allen meinen Wegen und Stegen vor allem Unglück an Leib und Seele behüten, mich auf ebener Straße führen, und an den Ort, dahin ich gedenke zu kommen, frisch und gesund hin und wieder zu den Meinen bringen, damit ich dich ferner hier zeitlich und dort ewiglich loben und dir danken möge. Nun, Herr Gott Vater, in deine Hände befehle ich meinen Leib und Seele, und alles, was mir angehöret, dein heiliger Engel sei mein Geleitsmann! Amen.

 

GEBET AUF DER REISE. 

(J. Habermann, +1590)

 

O allmächtiger, gütiger Gott, vor dessen Augen wir jederzeit sind, wo wir auch gehen und stehen, der du behütest alle unsere Eingänge und Ausgänge und richtest unsere Füße auf ebener Bahn, dass sie nicht straucheln; ich bitte dich, wie du deinen Diener Abraham aus der Chaldäer Land geführt, und in seiner Pilgerschaft unbeschädigt erhalten hast; und zu seinem Enkel Jakob gesagt, als er in Mesopotamien gezogen: Ich will mit dir hinab gehen, und will dich auch wieder heraus führen; auch die Kinder Israel durchs rote Meer, dazu auch die grausame und ungebahnte Wüste begleitet hast, ihnen vorgegangen des Tages in einer Wolken- und des Nachts in einer Feuersäule, also wollest du auch bei mir auf meiner Reise sein und mich behüten zu Land und Wasser, des Tages und Nachts, vor allem Unglück und Gefahr, auch mich nach verrichteten Geschäften in Gesundheit Leibes und der Seele wiederum heimbegleiten; wie du durch deinen heiligen Engel Raphael den jungen Tobias wohl begleitet hast, also begleite mich auf allen Wegen und Stegen, auf dass, wenn ich mit Glück wieder zu Haus einkehre, ich dich, als meinen getreuen Geleitsmann, mehr Ursache habe, mit allem, was mein ist, zu loben und zu preisen. Mittlerweil befehle ich dir alles, was ich zu Haus lasse, und bitte, du wollest darüber wachen, und mich es im Frieden unbeschädigt wieder finden lassen. Amen.

 

GEBET KLEINER KINDER FÜR IHREN

AUF DER REISE BEGRIFFENEN VATER. 

(J. Habermann, +1590)

 

Ewiger Sohn Gottes, o treuer Heiland aller, die dich im Glauben anrufen, wir deine Kindlein, die auf dein Blut getauft und mit deinem Geist zu königlichen Priesterlein geweihet und deine Brüder und Miterben aus Gnaden erwählet sind, schreien mit unsern unschuldigen Züngelein zu dir, bitten herzlich, du wollest unsern lieben Vater, der seines Berufs und Nahrung halber über Land gereist, auf seinen Wegen gnädig behüten und ihn seine Sachen wohl und schleunig ausrichten lassen; und ihn gesund und mit Freuden wieder zu uns bringen, der du deinen Diener Jakob auch mit deinen Engelein auf seiner Reise behütet und begleitet hast, du ewiger und treuer Geleitsmann und Gefährte aller derer, die dich fürchten und auf deine Güte warten. Amen.

 

GEBET NACH GLÜCKLICH VOLLBRACHTER REISE. 

(J. Habermann, +1590)

 

Gnädiger Gott, himmlischer Vater, ich danke dir von Herzensgrund, dass du mich meine Reise glücklich lassen vollbringen und durch deiner lieben Engel Schutz mit Freuden wieder zu den Meinigen gebracht, auch vor allem Übel so väterlich bewahret, dass ich nicht von Räubern und Mördern bin umgebracht, oder von wilden Tieren zerrissen, oder sonst in Wassersnot und andern Gefährlichkeiten verdorben oder beschädiget bin; sondern dass ich, wie der junge Tobias von dem Engel Raphael, frisch und gesund hin und her geleitet worden; dieses alles habe ich deiner väterlichen Vorsorge und allmächtigem Schutz zu danken, und bitte dich von Herzen, du wollest weiter mich und die Meinigen gnädiglich behüten, in deinen gewaltigen Schutz nehmen und an Leib und Seele zum ewigen Leben mächtig erhalten, um Jesu Christi willen. Amen.

 

GEBET BEI UNGEWITTER. 

(J. Habermann, +1590)

 

Großmächtiger und starker Gott im Himmel und auf Erden! Aus deinem jetzigen Donner und Blitzen werden wir erinnert, dass du über uns sündige Menschen sehr zornig bist. Du rufest uns durch solchen Schall, vor welchem alle Kreaturen zittern und erschrecken müssen, als durch die rechte Bußglocke, zur Erkenntnis unserer Sünden und zur wahren Buße, damit wir nicht mit der gottlosen bösen Welt mögen verdammet werden. Du bist ein so mächtiger und gewaltiger Herr, dass du auch, wo du nach deiner strengen Gerechtigkeit verfahren wolltest, mit einem einzigen Donnerschlage und Blitze die ganze Welt im Augenblicke verderben könntest. Aber wir fallen auf die Knie unseres Herzens und bitten demütiglich, lass ab von deinem grimmigen Zorne, der wider die Sünde wie ein Feuer brennet. Erbarme dich unser, verschone unser, erhebe über uns dein gnädiges Angesicht und sei uns barmherzig. Bewahre unser Leib und Leben, Haus und Hof, Stadt und Land, unser Hab und Gut und alles, was wir haben, auch die Früchte auf dem Felde vor Hagel, Schlossen, Anzündung des Wetters, vor großen Wasserfluten und vor allem Schaden. Behüte uns auch vor einem bösen, schnellen Tod und verleihe gnädiglich, dass viel Sünder durch dein Wort, Donner und Blitzen vom gottlosen Wesen und Leben abgeschrecket, sich von Herzen zu dir wenden und bekehren mögen. Lass uns alle Stunden und Augenblicke an deine herrliche Zukunft zum Gericht gedenken, und bereit sein, dich mit Freuden zu empfahen und mit dir zur ewigen Freude einzugehen. Amen. Ach Herr, sei uns armen Sündern an Leib und Seel, hier in diesem und dort im zukünftigen Leben, gnädig und barmherzig. Amen.

 

DANKSAGUNG NACH DEM UNGEWITTER. 

(J. Habermann, +1590)

 

Allmächtiger Gott, himmlischer Vater, der du uns gesagt hast: Rufe mich an in der Zeit der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen: wir sagen dir von Grund unsers Herzens Lob und Dank, dass du unser Gebet gnädig erhöret und das zornige Wetter also hast vergehen lassen, dass uns dadurch an Leib und Gut kein Schaden geschehen ist; damit du abermals dein getreues Vaterherz zu erkennen gegeben hast, dass du nicht mit uns handeln wollest nach unsern Sünden, und uns nicht vergelten nach unsern Missetaten. Verleihe uns, barmherziger Vater, um deines eingebornen Sohnes Jesu Christi willen, dass wir uns ob solchen deinen ernstlichen Warnungen beständiglich bessern, in deiner Furcht hinfüro leben, und auf die Zukunft deines lieben Sohnes uns bereit machen, damit wir ihm mit Freuden entgegen gehen, den neuen Himmel, in welchem Gerechtigkeit wohnet, mit Jauchzen und Freuden einnehmen, und mit dir in deiner seligen Anschauung ewiglich besitzen mögen, durch denselben deinen lieben Sohn, Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

 

GEBET, WENN MAN ZUR KIRCHE GEHEN WILL. 

(J. Habermann, +1590)

 

Allmächtiger Gott, himmlischer Vater, auf deine große Güte will ich in dein Haus gehen und anbeten gegen deinen heiligen Tempel in deiner Furcht. Herr, leite mich in deiner Gerechtigkeit, richte deinen Weg vor mir her. Führe mich auf den Steig deiner Gebote, denn du bist mein Gott und der Herr meines Heils. Lust habe ich zu deiner Wohnung und bin gern in der Gemeine der Heiligen, die dich loben und bekennen. Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth, meine Seele verlanget und sehnet sich nach deinen Vorhöfen. Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat; denn er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Herde. Erhebet den Herrn, unsern Gott, betet an zu seinem Fußschemel; denn er ist heilig. Ich bete zu dir zur angenehmen Zeit, Gott, durch deine große Güte, erhöre mich mit deiner treuen Hilfe. Amen.

 

GEBET UM RECHTSCHAFFENE BUSSE. 

(J. Habermann, +1590)

 

Barmherziger und gnädiger Gott! Du bist geduldig, von großer Güte und Treue; du berufest uns täglich durch die Gnadenpredigt deines Worts zur christlichen Bekehrung, und lässest in deinem Namen allen Leuten verkündigen Buße und Vergebung der Sünden. Dazu auch, so hast du mit uns Geduld durch deine Langmütigkeit und unaussprechliche Barmherzigkeit in dem, dass du die Sünder nicht plötzlich überfällest auf frischer Tat und Misshandlung mit deinem gerechten Zorn und Gericht, die selbigen zu strafen, sondern gibst Raum und Frist zur Bekehrung, damit niemand über dich billig zu klagen hat und dich beschuldigen kann. Denn es ist ja nicht dein Wille, dass jemand soll verloren werden, sondern dass sich jedermann zur Buße bekehre, und das ewige Leben habe. O lieber Gott, du weißt unsers Fleisches Trägheit und des Herzens Härtigkeit, dass wir durch die Erbschuld dermaßen verrückt, und so tief in die Sünde gefallen sind, dass wir von uns selber nicht können aufstehen, oder wiederkehren; darum bitte ich dich durch die Wunden Jesu Christi, meines Herrn, bekehre du mich, so werde ich bekehret; denn du bist mein Gott, und so ich bekehret werde, tue ich Buße. Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf mir, so ist mir geholfen. Siehe, ich bin wie ein verirret und verloren Schaf, suche deinen Knecht (Magd), auf dass ich nicht vergesse deiner Gebote. Beschneide die Vorhaut meines Herzens; entsündige mich, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiß werde; schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen gewissen Geist; verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. O lieber Gott! Siehe mich an in der Maßen, wie du angesehen hast Maria Magdalena, die bußfertige Sünderin, als sie lag zu deinen Füßen und herzlich weinete über ihre Missetat; und den Zöllner im Tempel, als er an seine Brust schlug und um Gnade bat. Verleihe mir ernstliche Reu und Leid über meine Sünde, auch einen rechten Glauben mit fester Zuversicht auf deine Gnade, dazu würdige Früchte der Buße. Lass mich die Zeit meiner Heimsuchung erkennen und den Reichtum deiner Güte nicht verachten, auf dass ich die angenehme Zeit und den Tag des Heils nicht versäume, und nicht verziehe, zu dir, meinem Gott und Herrn, mich zu bekehren, meine Buße nicht verschiebe von einem Tag zum andern, noch auf das letzte Stündlein, sondern dass ich mich heut den Tag bekehre und bessere. Amen.

 

GEBET UM VERGEBUNG DER SÜNDEN. 

(J. Habermann, +1590)

 

Barmherziger Gott, ewiger Vater! Groß sind meine Sünden, viel und mächtig ist meine Missetat, meine Übertretungen sind unzählig, denn all mein Dichten und Trachten von Jugend auf ist nur zum Bösen geneigt. Ach Herr, wer kann merken, wie oft er fehlet? Siehe, ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. An dir allein habe ich gesündigt, und übel vor dir getan, auf dass du recht behaltest in deinen Worten und rein bleibest, wenn du gerichtet wirst. Ich bitte aber deine unaussprechliche Mildigkeit, gehe nicht in’s Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht. Wenn du, Herr, willst Sünde zurechnen, Herr, wer wird bestehen? Denn siehe, auf tausend kann der Mensch dir nicht eines antworten, sintemal alle unsere Gerechtigkeit vor dir wie ein beflecktes Tuch ist. Derhalben erbarme dich meiner nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit; wasche mich wohl von meiner Missetat, und reinige mich von aller meiner Sünde um deines Namens willen; Herr, sei mir gnädig, heile meine Seele, denn ich habe leider an dir gesündigt. Gedenke, Herr, an deine Güte, die von der Welt her gewesen ist; gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretung, gedenke aber mein nach deiner großen Barmherzigkeit um deiner Güte willen; gedenke auch, dass wir Fleisch sind, ein Wind, der dahin fährt und nicht wieder kommt, und lass ab von deinem Zorn und Grimm über uns. O gütiger Gott! Ich bekenne ja, dass nicht meine Werke oder Verdienst mögen austilgen meine Sünde, oder deine Gnade erwerben; sondern allein das heilige Leiden und Sterben Jesu Christi, des unbefleckten Lämmleins, ist eine rechte Bezahlung für unsere Misshandlung, und sein Blut, vergossen zur Vergebung unserer Sünden, ist eine Abwaschung und Reinigung unserer Seelen. Auf solch Vertrauen und Hoffnung rufe ich zu dir, du wollest die Übertretung deinem Volk aus Gnaden vergeben, die Sünd bedecken, unsere Missetat uns nicht zurechnen. Verzeihe mir auch die verborgenen Fehler, auf dass meine betrübte Seele und die Gebeine, welche sehr erschrocken sind, wiederum erfreuet werden, denn dein ist die Barmherzigkeit und Vergebung, bei dir ist Gnade und viel Erlösung. O Herr, erhöre die Stimme meines Flehens, und verachte nicht das Heulen meines Herzens, um Jesu Christi willen. Amen.

 

GEBET UM DEN RECHTEN GLAUBEN. 

(J. Habermann, +1590)

 

Herr, allmächtiger Gott, ein Vater des Lichts, bei welchem keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis ist, von dem alle guten und vollkommenen Gaben zu uns herabkommen, ich bitte dich, weil der Glaube nicht jedermanns Ding ist, du wollest durch deinen Heiligen Geist rechtschaffene Erkenntnis deines Sohnes Jesu Christi in meinem Herzen pflanzen und erhalten, auch von Tag zu Tag mehren, dass ich erfüllet werde mit Erkenntnis deines Willens in allerlei geistlicher Weisheit und Verstand, auf dass ich würdig wandele dir zu allem Gefallen, und fruchtbar sei in allen guten Werken, und wachse in denselben nach deiner herrlichen Macht in aller Geduld und Langmütigkeit mit Freuden. Gib mir Kraft, nach dem Reichtum deiner Herrlichkeit stark zu werden an dem inwendigen Menschen durch deinen Geist und Christum zu wohnen durch den Glauben in meinem Herzen. O lieber Gott! Dieweil niemand deinen Sohn kennt denn nur du, Vater, und niemand kennet dich, Vater, denn nur derselbige dein Sohn, und wem er es will offenbaren; so bitte ich dich, ziehe du mich zu ihm, und er ziehe mich zu dir. Gib mir Erkenntnis des Heils, die da ist in Vergebung der Sünden. Komme zu Hilfe meinem schwachen Glauben, der so klein ist wie ein Senfkorn, auf dass er zunehme, und ich in dir eingewurzelt und erbauet, dazu fest und unbeweglich sei. Frommer Gott, der du das Fünklein des Glaubens in uns angezündet und das gute Werk in uns angefangen hast, ich schreie zu dir, du wollest es auch vollführen bis an das Ende, dass wir je mehr und mehr reich werden in allerlei Erkenntnis und Erfahrung, auf dass wir seien lauter und unanstößig bis auf den Tag Christi, erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit, die geschehen durch Christum Jesum zu Ehren und Lob Gottes. Erhalte, was du in uns gewirkt hast, auf dass wir eine gute Ritterschaft üben, Glauben und ein gut Gewissen bewahren und nicht etwa in Kreuz und Anfechtung umgestoßen, am Glauben Schiffbruch möchten erleiden. Derhalben behüte mich, mein Gott, dass ich unter so viel Irrtümern, Spaltungen und Ketzereien dieser Welt nicht verführet werde. Bewahre mich vor Aberglauben und allem falschen Gottesdienst, und dass ich in keinem Artikel irre und zweifele. Dazu so gib auch Gnade, dass derselbe mein Glaube nicht tot, werklos oder unkräftig sei, sondern tätig und geschäftig, der durch die Liebe ausbreche, auf dass ich das Ende des Glaubens davon bringe, nämlich der Seelen Seligkeit. Amen.

 

GEBET, WENN MAN BEICHTEN WILL. 

(J. Habermann, +1590)

 

Herr Jesu Christe, mein Erlöser! Du hast deiner lieben Kirche hier auf Erden und deren getreuen Dienern das heilige Amt der Schlüssel hinterlassen mit angehefter Verheißung, was sie in Kraft derselben lösen oder binden werden, das soll auch im Himmel gelöst und gebunden sein, für solche gnadenreiche Mittel sage ich dir ewiges Lob, Ehr und Preis, und bitte von Grund meines Herzens, weil ich als ein armer, gebundener Sünder dieses tröstlichen Löseschlüssels bedürftig, und damit ich nicht unter den Fesseln des höllischen Kerkermeisters gehalten werde, du wollest mir denselbigen durch meinen christlichen Beichtvater tröstlich widerfahren lassen, und mich von allen meinen Sünden, um deines Blutes und Todes willen, gnädig entbinden, daneben mir deinen Heiligen Geist verleihen, dass ich die heilige Absolution in rechter Buße und ungezweifelter Zuversicht, gutem Vorsatz, brüderlicher Liebe und Dankbarkeit fasse, und endlich ewig selig werde. Amen.

 

GEBET NACH DER ABSOLUTION. 

(J. Habermann, +1590)

 

Lieber Gott, der du mir neben deinem heiligen Worte gewisse Wahrheit gegeben hast, mich zu versichern, dass meines Herrn Christi Leben, Gnade und Himmel, darinnen er ist, meine Sünde, Tod und Hölle, mir zugute, alle ganz und gar aufgehoben habe. Solche Verheißung wirst du mir gewiss halten, darauf bin ich so gewiss, dass die Worte, damit mich der Kirchendiener von Sünden losgesprochen hat, so fest und kräftig sein, als ob ich sie von dir, o Gott, selbst gehört hätte. Ists nun Gottes Wort, wie es denn ist, so muss und wirds gewiss geschehen und auch ergehen; darauf beruhe ich und in solcher Hoffnung und Vertrauen will ich sterben. Amen.

 

GEBET VOR DER KOMMUNION. 

(J. Habermann, +1590)

 

Herr Jesu Christe, ewiger Gottes Sohn, ich bin nicht wert, dass ich meinen Mund auftue, und das hochwürdige Sakrament deines Leibes und Blutes empfahe, denn ich bin ein sündiger Mensch, du aber bist der Herr, welchen aller Himmel Himmel nicht können versorgen, wie soll denn der Mensch, der Asche und Staub ist, würdig sein, deinen allerheiligsten Fronleichnam und dein teures Blut zu genießen. Ich weiß fast wohl und bekenne, dass meiner Sünden sehr viel ist, und ich darum ein unwürdiger Gast zu dieser himmlischen Mahlzeit bin. Wiederum aber glaube ich von Herzen und bekenne mit meinem Munde, dass du mich Unwürdigen mit deiner Gnade kannst würdig machen; denn du bist allmächtig und barmherzig, denn du allein vermagst rein und heilig zu machen, was von unreinem Samen herkommt; aus den Sündern kannst du gerechte, heilige Menschen machen, wenn du aus Gnaden alle unsere Sünde erlässest und uns mit deinem Heiligen Geist erneuerst. Derwegen bitte ich dich, durch deine Kraft und Liebe verleihe Gnade, dass ich geschickt zu deinem Tisch gehe und nicht etwa mit unwürdiger Nießung mich schuldig mache an deinem Leib und Blut, auf dass ich nicht für das Leben den Tod empfahe. Gib Gnade, dass ich mich einen armen Sünder erkenne und prüfe, ein reuiges Herz über meine Missetat habe, deinen edlen, zarten Leib und teures, wertes Blut recht unterscheide, meine Vernunft, Sinn und Witz deinem Wort allezeit unterwerfe, auch mein Leben durch deine Hilfe ernstlich zu bessern gedenke, damit ich in diesem hochwürdigen Sakrament nicht allein mit dem Munde deinen Leib esse und dein Blut trinke, sondern auch mit wahrem Glauben dich, meinen Heiland und Erlöser, annehme, in mein Herz schließe und also Leben und Seligkeit in dir habe; denn du bist das lebendige Brot, welches vom Himmel kommt und gibt den Menschen das Leben. Wer zu dir kommt, den wird nimmermehr hungern, wer an dich glaubt, den wird nimmermehr dürsten; wer dein Fleisch isset und dein Blut trinket, der bleibet in dir und du in ihm und wird nimmermehr sterben. O du süßer Herr, nach dir sehnet sich mein Geist und mein Gemüt. Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele zu dir; meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott; wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue. Erfülle mich mit deiner Gnade. Amen.

 

SEUFZER, WENN MAN DEN HEILIGEN LEIB CHRISTI EMPFANGEN WILL. 

(J. Habermann, +1590)

 

Herr Jesu Christe, dein heiliger Leib stärke und bewahre mich im rechten Glauben zum ewigen Leben. Amen.

 

SEUFZER, WENN MAN DAS HEILIGE BLUT CHRISTI EMPFANGEN WILL. 

(J. Habermann, +1590)

 

Herr Jesu, dein heiliges Blut stärke und bewahre mich im rechten Glauben zum ewigen Leben. Amen.

 

GEBET NACH DER KOMMUNION. 

(J. Habermann, +1590)

 

Herr Jesu Christe, ich sage dir von Herzen Lob und Dank, dass du mich armen sündigen Menschen abermals von meiner Missetat gewaschen, auch zu wahrer und gewisser solcher Abwaschung und Vergebung aller meiner Sünden mit deinem wahren Leib und Blut gespeist und getränkt hast, und mich als ein besudeltes Kind nach solcher Reinigung in die väterlichen Arme deiner Gnaden und Barmherzigkeit wieder aufgenommen hast, und deinem Vater unsträflich, rein und ohne Makel weisest und fürstellst. Ich bitte dich von Herzen und aus allen meinen Kräften, du wollest nach deiner Wohltat noch zum Überfluss das dazu tun, und deine Gnade durch die Wirkung des Heiligen Geistes mir gnädiglich verleihen, dass ich solche deine große Güte und Barmherzigkeit möge erkennen, mit Dankbarkeit annehmen und dich von Herzen loben und preisen mein Leben lang. Du wollest auch durch deinen Heiligen Geist in mir wirken und schaffen, dass ich meinem Nächsten alles, so er wider mich tut, auch von Herzen vergebe, wie du, Herr, mir alle meine große und vielfältige Missetat ganz und gar verziehen und vergeben hast, ja auch ganz und gar ausgelöscht und nimmermehr gedenken willst; dass ich auch meinen Nächsten lieben und ihm von Herzen alles Gute erzeigen möge, wie du mir, Herr, mehr, als ich dir dafür danken kann, hast widerfahren lassen; damit du, frommer und getreuer Gott, in uns gelobet und gepriesen werdest samt deinem Vater und Heiligem Geist immerdar. Amen.

 

GEBET UM EIN GOTTSELIGES LEBEN. 

(J. Habermann, +1590)

 

Ach, mein süßer Herr Jesu! Erleuchte mich heute und allezeit, dass ich den Lauf meines Christentums nach dem himmlischen Jerusalem, da ich ewig sein soll, richte, und wie du nach mir, ich auch nach dir alle meine Lust und Durst habe, frühe dich suche, deiner verlange, und dich, das Brot des Lebens, zum Gefährten auf meinem Wege behalte. Behüte mich, o unwandelbarer ewiger Gott, vor der Weltkinder Unbeständigkeit, dass ich mich nicht ihnen in Heuchelei gleich stelle, sondern auch heute bei meinem Beruf beständig bleibe in der Gottseligkeit und mein Leben an Lastern ab-, in Tugenden aber zunehme allezeit, damit ich dir, meinem Herrn, treulich diene, das Irdische gering achte, in dir erhöhet, deine Gnade und Schutz empfinden, und es dir ewig danken möge, um Jesu Christi willen. Amen.

 

GEBET UM RECHTSCHAFFENE PREDIGER GÖTTLICHEN WORTS. 

(J. Habermann, +1590)

 

 O allmächtiger Gott, der du durch deinen lieben Sohn Jesum Christum uns befohlen, dich zu bitten um Arbeiter in deine Ernte, und uns Erhörung gnädiglich zugesagt hast. Ich bitte dich um desselben deines lieben Sohnes willen, du wollest deiner lieben Christenheit rechtschaffene Diener und Prediger deines heiligen Wortes mit großer Anzahl und Scharen geben. Sende uns Weise und Schriftgelehrte, begnade sie mit deinem Heiligen Geist, welche du uns zuschickest. Erfülle sie mit wahrem Verstand deines Worts, dass sie uns den Weg zum ewigen Leben recht weisen, die Schrift unverfälscht auslegen, dazu uns vor unrechtem Glauben und Menschentand, samt allem Gift der Seelen warnen, auf dass wir in reiner Lehre und Glauben lauter erfunden werden. Denn wie möchten wir sonst glauben, von dem wir nichts gehöret hätten? Wie sollen wir aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Darum, o herzallerliebster Vater, setze in deine Gemeinde gottesgelehrte Bischöfe, christliche Pfarrherrn, reine Prediger, treue Hirten, fromme Lehrer und Seelsorger, welche durch deinen Heiligen Geist die Gemeine, so dein lieber Sohn mit seinem eignen Blut erworben hat, treulich weiden, das heilige Evangelium, dein teuer wertes Wort zu Ehren deines göttlichen Namens mit vielem Nutzen und Frucht verkündigen und ausbreiten, die Sündhaftigen zur Buße bekehren, die Schwachen im Glauben stärken, die blöden Gewissen trösten wider alle Anfechtungen des Satans und der argen Welt, und die da mächtig sind, zu ermahnen durch die heilige Lehre und zu strafen die Widersprecher, auf dass sie den Widersachern können gewaltig Widerstand tun, sie eintreiben und überwinden, des Teufels Reich zerstören und verwüsten; welche auch der Herde und Gemeinde Gottes dermaßen vorgehen mit gutem Exempel und gottseligem Wandel, dass alle Ärgernis verhütet, und nicht jemand durch ein gottloses Leben vom Glauben abgehalten werde. O barmherziger Gott, schicke uns nicht ins Land einen Hunger und Mangel deines Worts, dass wir der reinen Prediger nicht beraubet werden. Lass uns nicht entgelten unsere Undankbarkeit. Behüte uns, lieber Vater, vor den bösen Arbeitern, vor den untreuen Mietlingen, und allen, so von ihnen selbst kommen gelaufen, und nicht von dir gesendet werden, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, unsern Herrn. Amen.

 

GEBET UM DAS REICH GOTTES. (GEMEINDEVERSAMMLUNGEN.)

(J. Habermann, +1590)

 

Barmherziger, gütiger Gott, der du uns gelehrt und geboten hast, dass wir zum ersten und vor allen Dingen nach deinem Reich und nach seiner Gerechtigkeit sollen trachten: ich bitte dich, du wollest Gnade geben, dass dein heiliges Wort rein und lauter in aller Welt gepredigt werde, und wir unsere Vernunft unter den Gehorsam des Glaubens gefangen nehmen, auch nach demselben heilig, als die Kinder Gottes, zu deinem Wohlgefallen leben, auf dass dein Reich in und zu uns komme, und gemehret, auch ihrer viel, so noch nicht an das Wort glauben, durch einen christlichen Wandel gewonnen werden. Hilf, lieber Gott, dass, die wir aus Gnaden erlöset sein von der Gewalt der Finsternis und versetzet in das Reich deines lieben Sohnes Jesu Christi, an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden, dass wir auch in seinem Reich bleiben, in heilsamer Lehre beständig verharren, und würdig, als die Kinder des Lichtes, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit wandeln. Nachdem aber das Reich Gottes nicht kommt mit äußerlichen Gebärden, besteht auch nicht in Worten, sondern in der Kraft und im Geist, so verleihe Gnade, dass wir durch dein seligmachendes Wort und Heiligen Geist auf das Neue von oben herab gezeugt und wiedergeboren werden, als Miterben des Lebens, auf dass wir mit unserm Gemüt im Himmel wohnen, und stetiglich nach dem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe streben. Hilf, dass wir geistlich arm und demütig sein, Leid tragen über unsre Sünde; gib uns Hunger und Durst, das ist, herzliches Verlangen nach der Gerechtigkeit, und dass wir auch daneben sanftmütig, barmherzig, rein von Herzen und friedfertig sein, dazu um der Gerechtigkeit und Wahrheit willen allerlei Verfolgung und Widerwärtigkeit, böse Nachrede und unverdiente Lästerung mit Geduld leiden und überwinden. Behüte uns vor allen Ärgernissen, dadurch dein heiliger Name gelästert und geschändet, dein Reich gehindert und geschwächt wird. Verleihe Gnade, dass wir unsern Glauben üben in allerlei Werken der Liebe und Barmherzigkeit mit Speisen, Tränken, Kleiden, Beherbergen, Trösten und Besuchen der Armen und Elenden in dieser Welt, auf dass wir an jenem Tage hören die fröhliche und gnadenreiche Stimme deines lieben Sohnes: Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, welches euch bereitet ist von Anbeginn der Welt. Amen.

 

GEBET FÜR DIE UNGLÄUBIGEN UND VERFÜHRTEN. (MISSION.)

(J. Habermann, +1590)

 

Ich bitte dich, mein himmlischer Vater, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, unsern Herrn, du wollest dich gnädiglich erbarmen über alle Ungläubigen, wer und wo sie seien, so noch in Finsternis wandeln, welche das Licht deines Evangelii nicht haben, die der Teufel mit Blindheit geschlagen und ihr unverständiges Herz verfinstert hat, die entfremdet sind von dem Leben, das aus Gott ist, durch die Unwissenheit, so in ihnen ist, und zu den stummen Götzen gehen, wie sie geführt werden, und deinen lieben Sohn, Jesum Christum, den Gnadenthron, aus Blindheit verfluchen und lästern. Derwegen, du getreuer Gott, nimm hinweg die Decke, welche da hänget unaufgedeckt vor den Herzen der Juden, die sich stoßen an dem Stein des Anlaufens und an dem Fels der Ärgernis. Erleuchte ihre Augen, auf dass sie erkennen den wahren Messiam, der Welt Heiland. Bringe die Heiden und alle Ungläubigen, so dein Wort für eine Torheit achten, in den rechten Schafstall und Versammlung der Christen, in die Gemeinschaft der Heiligen, auf dass sie mit uns und allen Gläubigen dich, den Vater im Sohn und den Sohn mit dem Vater und Heiligen Geist, einen wahren Gott und Herrn ehren, preisen und anbeten. Eröffne das Verständnis allen Menschen, so ihre Seligkeit und Vertrauen nicht einig und allein auf den rechten Grund- und Eckstein, Christum Jesum, setzen, dass sie denselben, welchen du gesandt hast, erkennen, mit rechtem Glauben und wahrer Zuversicht des Herzens für ihren Heiland und Erlöser annehmen, der mit seinem Gehorsam und Erfüllung des Gesetzes durch seinen bittern Tod eine ewige Erlösung erworben hat. Wollest auch alle, so vom christlichen Glauben abgewichen oder sonst in etlichen Stücken irrig und mit falscher Lehre behaftet sind, wiederbringen zu der ewigen Wahrheit deines Worts. Gott aller Gnaden, erbarme dich über die, welche des rechten Glaubens nicht sind, so da sitzen im Schatten des Todes und wandeln nach der Dunkelheit ihres Sinnes auf unebner Bahn. Suche das Verlorne, bringe wieder das Verirrte, erleuchte die Verblendeten, eröffne die Ohren der Tauben, tue auf den Mund der Stummen, die dich nicht bekennen, richte auf die Gefallenen, hole wieder die Abgewichenen, versammle die Zerstreuten, bringe zurecht die Irrigen und Verführten um deiner Barmherzigkeit willen. Amen.

 

GEBET WIDER FALSCHE LEHRER UND SEKTEN. 

(J. Habermann, +1590)

 

Barmherziger Gott, der du uns gewarnt hast, dass wir uns hüten sollen vor den falschen Propheten, welche in Schafskleidern zu uns kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind; und weil in den letzten Tagen, darinnen wir jetzt leben, greuliche Zeiten kommen werden, da sich der Satan in einen Engel des Lichtes und die falschen Lehrer und trüglichen Arbeiter zu Christi Aposteln sich verstellen, welche den Schein eines gottseligen Wesens haben, aber seine Kraft verleugnen sie; dazu nachdem auch der Abfall von der reinen Lehre und der Mensch der Sünden und das Kind des Verderbens, der da ist der Widerwärtige, offenbar werden soll, so hilf, einiger Gott, dass wir die Liebe zur Wahrheit haben, alle Lügengeister samt allen Irrtümern und allen falschen Schein vermeiden und fliehen, auf dass wir uns vom rechten Glauben nicht bewegen, noch jemand das Ziel verrücken lassen, sondern standhaftig bei deinem Wort bis ans Ende verharren, und uns niemand in keinerlei Weise lassen verführen, weder durch lügenhafte Kräfte, Zeichen und Wunder, noch mit irgendeiner Verführung zur Ungerechtigkeit, dass wir uns nicht wägen oder wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre, durch Schalkheit der Menschen und Täuscherei, damit sie an uns hantieren und gedenken uns zu erschleichen. Behüte, lieber Gott, deine Auserwählten in dieser armen Welt, damit sie nicht in Irrtum verführet werden. Verkürze die bösen Tage in diesen gefährlichen Zeiten. Bringe um den Widerchrist, das boshaftige Kind aller Verführung, mit dem Geist deines Mundes. Mache sein ein Ende durch die Erscheinung deines lieben Sohnes.

Bewahre uns auch vor allen Rottengeistern und Spaltungen, vor den greulichen Wölfen, die der Herde nicht verschonen, vor Männern, die verkehrte Lehre reden und die Jünger an sich ziehen, vor Menschen, die zerrüttete Sinne haben und Zertrennung oder Ärgernis anrichten, vor dem Unkraut, welches der Feind aussäet, vor Dieben und Mördern der Seele. Lass uns deine Stimme allein hören, derselbigen von Herzen in wahrem Glauben und einfältigem Gehorsam folgen, auf dass dein Wort unser einig Richtscheit und Messschnur sei, darnach wir alle Lehre urteilen, und die fremde fliehen, und keine Lust an der Ungerechtigkeit haben, so werden wir Freudigkeit haben, und nicht zu Schanden werden an jenem Tage, da erscheinen wird Jesus Christus, unser Heiland. Amen.

 

GEBET WIDER DIE FEINDE DER CHRISTENHEIT. 

(J. Habermann, +1590)

 

O Herr Gott, warum toben die Gottlosen ohne Ursach, und die Gewaltigen lehnen sich auf, und ratschlagen miteinander wider dich und deinen Sohn, den Gesalbten? Ach Herr, wie sind deiner Feinde so viel, und viel setzen sich wider dein heiliges Wort, dasselbige zu dämpfen, und an dessen Statt ihre schändliche Abgötterei und falsche Lehre in der Kirche einzuführen. Sie erdenken heimliche List und Praktiken, wie sie die Bekenner deines Worts mögen umbringen. Sie haben Böses im Sinn, mit Unglück gehen sie schwanger; lass sie einen Fehl gebären. Sie lauern auf uns wie ein Löwe, der des Raubs begehret, also stellen sie unserer Seele nach. Auf sperren sie ihren Rachen weit, wie ein offenes Grab, uns zu verschlingen. O Herr Gott! Übergib uns nicht ihrem Willen, denn siehe, der gottlose Haufe spricht in seinem Herzen: Du, Herr Gott, habest unser vergessen, du habest dein Antlitz verborgen. Derhalben stehe auf, Herr, erhebe deine Hand, vergiss der Elenden nicht; erwecke dich, Herr, warum schläfst du, wache auf, und verstoß uns nicht so gar. Warum verbirgst du dein Antlitz, vergisst unsers Elendes und Dranges? Mache dich auf, hilf uns, und erlöse uns um deiner Güte willen, dass der Feind nichts an uns schaffe und die Kinder Belial uns nicht können schaden. Errette uns von der Hand der Fremden, welcher Lehre kein nütze ist, und ihre Werke sind falsch; denn sie lassen sich nicht weisen, dass sie Gutes täten, sie wollen nicht achten auf dich, Herr aller Herren, noch auf die Werke deiner Hände, darum wirst du einreißen und nicht bauen. O Herr Gott Zebaoth! Streite wider unsere Bestreiter, gib unserer christlichen Obrigkeit Sieg und Überwindung wider die Feinde deines Namens; denn der Sieg kommt vom Himmel, und wird nicht erlanget durch große Menge, du kannst eben so wohl helfen durch wenig als durch viel. Derhalben zerbrich den Arm der Gottlosen, mache ihre Anschläge zunicht, dass sie es nicht hinaus führen, sondern müssen sich schämen und zu Schanden werden. Sie müssen zurückkehren, die dich hassen, und dein heiliges Wort gedenken auszurotten. Sie müssen werden wie Spreu vor dem Winde, und dein heiliger Engel stoße sie weg, auf dass sie sich nicht rühmen wider dich, und sprechen: unsere Hand hat solches getan. Darum lege du Ehre ein auf Erden, und hilf uns um deines Namens willen, dass er nicht entheiliget und gelästert werde. Amen.

 

GEBET UM FRIEDEN. 

(J. Habermann, +1590)

 

Barmherziger Gott, ewiger Vater, der du bist ein Gott und Liebhaber des Friedens, von dem alle Einigkeit zu uns kommt: wir bitten dich, du wollest die ganze Christenheit auf Erden gnädiglich beschützen und handhaben wider alle Feinde und blutgierige Menschen, auf dass wir in guter Ruhe erhalten dir sicher und fröhlich in treuer Lehre und heiligem Wandel allezeit dienen mögen; wollest Gnade verleihen, dass alle Stände und Potentaten der Christenheit unter einander friedlich und einträchtig in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit leben, auf dass gute Zucht, Ordnung und Polizei nicht verhindert und aufgehoben, Kirche und Schulen nicht zerstöret, das Land nicht verwüstet und jämmerlich verheeret werde. Deswegen gib Gnade, dass sich jedermann an dem Seinen lasse begnügen, damit nicht etwa aus Geiz und Begehren fremder Lande und Leute, aus Hoffart, eitler Ehre und Vorwitz, aus Feindschaft, Hass, Neid oder andern Ursachen in diesen Landen Krieg und Empörung oder Aufruhr entstehe. Behüte uns vor Unfrieden und Blutvergießen. Wehre allem bösen Rat und Willen unruhiger Leute, so nichts Gutes im Sinne haben; mache sie zu Schanden in ihren Gedanken, dass sie müssen zurückweichen und es ein Ende nehmen mit Schrecken. Strecke aus deinen Arm, uns zu beschützen, die wir nach deinem Namen genannt sind, auf dass dein Erbteil nicht zerstreuet werde. Hilf deinen Gläubigen, die sich auf dich verlassen, und deinen Namen anrufen; erhöre uns in der Not, und dein heiliger Name schütze uns. Sende uns Hilfe vom Heiligtum und stärke uns aus der Höhe. Tue wohl dem Lande und den Städten, in welchen dein heilig Wort wohnet. Es müsse Friede sein inwendig in deinen Mauern, und Glück in deinen Palästen. O gütiger Gott! Neige die Herzen aller Menschen zu christlichem Frieden und Einträchtigkeit, zu welchem du uns durch dein Wort und Evangelium berufen hast. Da nun Uneinigkeit und Erbitterung zwischen etlichen entstanden wäre, so hilf, dass sie durch fügliche Mittel und Wege beigelegt und vertragen werden, zur Ehre deines heiligen Namens, und Ausbreitung deines Worts und zur Wohlfahrt der ganzen Christenheit, auf dass sich die Armen und Elenden im Lande in dir freuen, und deinen heiligen Namen rühmen, der du allein Wunder tust und beweisest deine Macht unter allen Völkern. Amen.

 

FÜR DIE SCHÖPFUNG. 

(J. Habermann, +1590)

 

O allmächtiger Gott, himmlischer Vater, der du nicht geschaffen, nicht geboren, sondern vor allem Anfang in Ewigkeit bist, ich anbete dich, ich ehre, lobe und preise dich, und sage dir Dank von Grund meines Herzens für alle deine Wohltaten und sonderlich, dass du Himmel und Erde, Sonne, Mond und alle Kreaturen, dazu alles, was da lebet und ist, durch deine Allmacht und göttliches Wort geschaffen hast, durch deine Weisheit regierest und erhältst. Auch danke ich dir, dass du den ganzen Erdboden samt allen erschaffenen Kreaturen durch deine Güte und Barmherzigkeit dem menschlichen Geschlechte dienstbar untergeben, und zu gut ausgeteilt hast. Insonderheit aber lobe ich dich, meinen Schöpfer und Herrn, dass du mich auch, deine Kreatur, zu einem vernünftigen Menschen nach deinem Bildnis formiert und gemacht hast; mir Leib und Seele und alle Glieder, Vernunft, Verstand und alle Sinne gegeben hast und noch bewahrest. Groß und wunderbar ist deine Güte an mir, der du mich, als ich noch im Mutterleibe verschlossen war, erhalten und errettet hast, auch von dannen herausgezogen; mich nicht blind, taub, stumm, lahm oder gebrechlich hast lassen geboren werden. Viel und mannigfaltig ist deine Barmherzigkeit an mir, dass du mich nicht zu einem Viehe, welches ohne Verstand und Vernunft ist, gemacht und erschaffen hast. Wer kann die großen Taten des Herrn ausreden, und alle seine löblichen Werke preisen? Wer kann alle sein Lob erzählen? Niemand ist, der alle seine Wohltaten aussprechen mag. Und ob ich armer Sünder dich nicht loben kann, so viel und hoch als du würdig und ich schuldig bin, so will ich doch darum nicht schweigen, sondern deinen heiligen Namen ohne Unterlass rühmen, so viel ich kann und mir möglich ist. Ich will deine Gerechtigkeit, Gnade und große Barmherzigkeit rühmen und preisen, solange ich lebe; und weil ein lebendiger Atem in mir ist, will ich nicht vergessen, was du Gutes an mir erzeiget hast. Mein Mund soll verkündigen deine Gerechtigkeit, täglich dein Heil, die ich nicht alle zählen kann. Meine Zunge, die du mir erschaffen hast, soll deiner Ehren und deines Preises voll sein täglich und immer sagen: Ich danke dem Herrn in seinem Heiligtum, ich lobe ihn in der Feste seiner Macht, ich preise ihn in seinen Taten, ich rühme ihn in seiner großen Herrlichkeit. Alles, was Odem hat, danke dem Herrn, Halleluja.

 

DANKGEBET FÜR DIE ERLÖSUNG. 

(J. Habermann, +1590)

 

O Herr Jesu Christe, des lebendigen Gottes Sohn, der du bist das Ebenbild und der Glanz deines ewigen Vaters, und das Ebenbild seines Wesens, nicht gemacht noch geschaffen, sondern von ihm vor aller Ewigkeit geboren, in einem göttlichen unzertrennlichen Wesen, gleicher Majestät und Herrlichkeit, ich anbete dich, ich ehre, lobe und preise dich, und sage dir Dank für alle deine Wohltaten, sonderlich aber, dass du zur bestimmten Zeit nach deinem göttlichen Willen und Wohlgefallen von Maria, der reinen keuschen Jungfrau, wahre menschliche Natur an dich hast genommen, mich armen verlornen und verdammten Menschen erlöset, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit deinem heiligen teuren Blut, und mit deinem unschuldigen Leiden und Sterben, und solches aus lauter Gnade und Barmherzigkeit, ohne alle meine Werke, Verdienst und Würdigkeit. O lieber Herr Gott, wie groß ist deine Liebe gegen das menschliche Geschlecht, sintemal du Gerechter für die Ungerechten und Gottlosen gestorben bist. Wie kann doch größere Liebe immer sein, denn so jemand sein Leben lässt für seine Freunde? Nun aber beweisest du deine allerhöchste überschwängliche Liebe an uns, dass du für uns gestorben bist, da wir noch Sünder und deine Feinde waren, und hast uns durch deinen Tod mit deinem Vater versöhnt, seinen gerechten Zorn gestillt und ausgetilgt die Handschrift, so wider uns war, welche durch Satzungen entstanden und uns entgegen war, und hast sie aus dem Mittel getan und an das Kreuz geheftet. Du hast ausgezogen die Fürstentümer und die Gewaltigen der Finsternis, sie Schau getragen öffentlich, und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst. Dazu mit deiner heilwärtigen Auferstehung von den Toten hast du wiederbracht Unschuld und ewiges Leben, wahre Gerechtigkeit und Seligkeit, mir und allen, die solches von Herzen glauben. O du treuer Heiland, lass dein heilig bitter Leiden an mir armen Sünder nicht übel angewendet sein. Hilf, dass ich hinfort nicht mir selbst lebe, sondern dir, der du für mich gestorben und wieder auferstanden bist, dass ich von Sünden aufstehe und lebendig werde in dir und dein eigen sei, in deinem Reich unter dir lebe, dir diene in ewiger Gerechtigkeit, der du bist aufgefahren gen Himmel, sitzest zur Rechten deines Vaters, immer und ewiglich. Amen.

 

FÜR DIE HEILIGUNG. 

(J. Habermann, +1590)

 

O Gott Heiliger Geist, der du ausgehest vom Vater und gesandt wirst von dem Sohn, bist mit ihnen gleichförmig, mit ewig in einem göttlichen und unzerteilten Wesen, ich anbete dich, ich ehre, lobe und preise dich, und danke dir aus Grund meines Herzens für alle deine Wohltaten, und sonderlich, dass du mich durch deine Gnade zum heiligen christlichen Glauben berufen und gebracht, dich selbst in meiner Taufe eingegossen hast und ohne Aufhören in mir wirkest deine Werke.

Ich bitte dich, weil ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesum Christum, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann, du wollest mich lehren, in alle Wahrheit leiten und führen, den wahren Glauben in mir mehren und ernähren, mich mit rechtem Verstand deines Wortes begaben, in wahrer Anrufung und rechtem Vertrauen heiligen, innerlichen Frieden des Gewissens, mit ewigwährendem Trost neben aller Freudigkeit und Beständigkeit geben und schenken. Schreibe du Jesum Christum in mein Herz, der du bist der lebendige Finger Gottes, vergewissere mich mit deinem Zeugnis, tröste mich wider alle Furcht und Blödigkeit des Fleisches. Sei du mein treuer Beistand wider des bösen Feindes Anklagung; stärke mich wider die Verzagung, auf dass ich also im Glauben durch deine Gnade der Verheißung versiegelt werde; denn du bist das Pfand meines Erbes zu meiner Erlösung. Verleihe mir auch rechte Andacht und Seufzen zum Gebet, dass ich mit wahrer Zuversicht und kindlichem Vertrauen schreie und spreche: Abba, lieber Vater! Gib mir rechte Einfalt des Herzens, ohne alle Galle und Bitterkeit, der du in der Gestalt einer Taube über unserm Herrn Jesu Christo am Jordan in seiner heiligen Taufe erschienen bist. Entzünde in mir das Feuer der inbrünstigen Liebe, der du dich in feurigen Zungen über die heiligen Apostel schwebend hast sehen lassen, damit ich deine Salbung empfahe. Erneuere mich an dem inwendigen Menschen, dass ich durch dich, der du im Wort und Sakrament kräftig bist, möge wiedergeboren werden. Behüte mich vor Abgötterei und Lügen, vor allem Irrtum und Ketzerei. Nimm hinweg die Unreinigkeit meines Gemüts. Lösche und dämpfe in mir alle fleischliche Begierde. Lass die sündlichen Lüste nicht kräftig werden in meinem Leibe, sondern mache du deine Wohnung in mir und herrsche in allen meinen Gliedern, begleite mich in das rechte Vaterland. Amen.

 

GEBET EINES KRANKEN. 

(J. Habermann, +1590)

 

O Herr, himmlischer Vater, du bist ein getreuer Gott, und lässest niemand über sein Vermögen versuchet werden, sondern schaffest, dass die Versuchung also ein Ende gewinne, dass er’s ertragen kann. Ich bitte dich in meinen großen Nöten und Schmerzen, lass mir das Kreuz nicht so schwer werden, stärke mich, dass ich’s mit Geduld ertragen möge und an deiner Barmherzigkeit nimmermehr verzage. O Christe, des lebendigen Gottes Sohn, der du des Kreuzes Pein für mich gelitten hast, und endlich für meine Sünd’ gestorben bist, zu dir rufe ich aus Grund meines Herzens, erbarme dich über mich armen Sünder, vergib mir alle meine Misshandlung, die ich wider dich in meinem ganzen Leben getan habe, lass mich im Glauben nicht sinken. O Gott Heiliger Geist, du wahrer Tröster in aller Not, erhalte mich in der Geduld und rechten Anrufung, heilige mich in wahrer Zuversicht, und weiche nicht von mir in meiner letzten Not, leite mich aus diesem Jammertal in das rechte Vaterland! Amen.

 

GEBET UM EIN SELIGES ENDE. 

(J. Habermann, +1590)

 

O gütiger Gott, du hast dem Menschen ein Ziel gesetzt zu leben, welches er nicht kann übergehen. Denn er hat seine bestimmte Zeit, die Zahl seiner Monden stehet bei dir, alle unsere Tage hast du gezählt, welche doch schnell dahin fahren wie ein Strom, nicht anders, als flögen wir dahin. Alle unsere Jahre sind wie ein Rauch oder Schatten, der plötzlich vergehet. Der Mensch ist doch wie Gras, welches bald verdorret, und wie eine Blume auf dem Felde verwelket, so lehre mich nun, o gütiger Gott, erkennen und zu Gemüte führen, dass es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muss. Siehe, meine Tage sind wie eine Hand breit bei dir und mein Leben ist wie nichts vor dir. Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben. Herr, lehre mich bedenken, dass ich sterben muss und allhier in dieser Pilgerschaft keine bleibende Statt habe. Tue mir kund mein kurzes und vergängliches Wesen, dass ich oft und viel an mein Ende gedenke, auf dass ich in dieser Welt nicht mir selbst, sondern dir lebe und sterbe, damit ich im Glauben wacker und fröhlich erwarte den Tag meiner Heimfahrt, und der Erscheinung deines lieben Sohnes Jesu Christi und zu derselbigen mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen eile. Begnadige mich, mein Gott, mit einem seligen Abschiede, wenn mein Stündlein herzunaht, dass ich selig sterbe, ein vernünftiges Ende nehme in wahrer Erkenntnis, dass mein Verstand und Sinne nicht verrücket werden und ich nicht aberwitzige Rede oder Lästerworte wider dich, meinen Herrn, oder wider meine Seligkeit führe. Behüte mich vor einem bösen schnellen Tod und vor der ewigen Verdammnis. Lass mich nicht plötzlich und unversehens mit meinem letzten Stündlein überfallen werden, sondern dass ich mich zuvor mit wahrer Buße und rechtem Glauben bereite. Und wenn dasselbe kommt, so mache mich freudig und unverzagt zu dem zeitlichen Tode, der mir nur die Tür auftut zum ewigen Leben, und lass mich, deinen Diener, alsdann im Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel. Gib, dass mein letztes Wort sei, welches dein lieber Sohn am Kreuz gesprochen hat: Vater, in deine Hände befehl ich meinen Geist. Und wenn ich nimmer reden kann, so erhöre doch mein letztes Seufzen durch Jesum Christum. Amen.

 

GEBET IM LETZTEN STÜNDLEIN. 

(J. Habermann, +1590)

 

Allmächtiger, ewiger, barmherziger Herr und Gott, der du bist ein Vater unseres lieben Herrn Jesu Christi! Ich weiß gewiss, dass alles, was du zugesagt hast, du auch alles halten willst und kannst, denn du kannst nicht lügen, dein Wort ist wahrhaftig. Du hast mir im Anfang deinen lieben einigen Sohn Jesum Christum zugesagt, derselbige ist kommen und hat mich vom Teufel, Tod, Hölle und Sünden erlöset, darnach zu mehrer Sicherheit aus gnädigem Willen mir die Sakramente der Taufe und des Altars geschenkt, darinnen mir angeboten Vergebung der Sünden, ewiges Leben und alle himmlischen Güter. Auf solches sein Anbieten habe ich derselbigen gebraucht und im Glauben auf sein Wort mich feste verlassen und sie empfangen. Derhalben ich gar nicht zweifle, dass ich wohl, sicher und zufrieden bin vor dem Teufel, Tod, Hölle und Sünde. Ist dies meine Stunde und dein göttlicher Wille, so will ich friedlich, mit Freuden auf dein Wort gerne von hinnen scheiden. Amen.

 

GEBET DER UMSTEHENDEN FÜR DEN KRANKEN. 

(J. Habermann, +1590)

 

Allmächtiger, gütiger Gott, der du unser Leben erhältst im Tod und Sterben, wir bitten dich, du wollest die Augen deiner Barmherzigkeit wenden zu diesem kranken Menschen, und ihn erquicken an Leib und Seele und ihm alle Sünden aus Gnaden vergeben. Nimm das Opfer des unschuldigen Todes Jesu Christi, deines lieben Sohnes, für die Bezahlung seiner Missetat, da er auch auf dessen Namen getauft und mit dessen Blute gewaschen und gereinigt ist. So errette ihn nun von des Leibes Qual und Pein, verkürze ihm seine Schmerzen, erhalte ihn wider die Anklage des Gewissens und wider alle Anfechtung des bösen Feindes, auf dass er im Glauben ritterlich kämpfe und überwinde. Verleihe ihm eine selige Heimfahrt zum ewigen Leben, schicke deine heiligen Engel her, dass sie ihn begleiten zu der Versammlung aller Auserwählten in Christo Jesu, unserm Herrn. Amen.

 

GEBET, WENN DER KRANKE IN DEM HERRN VERSCHIEDEN IST. 

(J. Habermann, +1590)

 

Jesu Christo, dem Herrn der Herrlichkeit und Fürsten des Lebens, sei jetzt und allezeit Lob und Dank gesagt, dass er diesem nunmehr seligen Menschen so gnädiglich hat ausgeholfen und seine Seele in seine heiligen Hände hat aufgenommen. Er wolle die Seele an dem jüngsten Tage mit dem Leibe in himmlischer Klarheit wieder vereinigen, und uns miteinander zu der von Gott bestimmten Zeit eine selige Nachfahrt und indessen einen christlichen Wandel verleihen, auch alle betrübten Herzen mit süßem Trost erquicken und uns alle in seiner ewigen Gnade erhalten, um seiner unaufhörlichen Güte und Barmherzigkeit willen. Amen, o du allerheiligste und herrlichste Dreieinigkeit. Amen! Amen!

 

MORGENSEGEN AM SONNTAG. 

(J. Habermann, +1590)

 

Herr, himmlischer Vater, ewiger Gott, gebenedeiet sei deine göttliche Kraft und Allmächtigkeit, gelobet sei deine grundlose Güte und Barmherzigkeit, gepreiset sei deine ewige Weisheit und Wahrheit, dass du mich in dieser gefährlichen Nacht mit deiner Hand bedeckt und unter dem Schatten deiner Flügel hast sicher ruhen und schlafen lassen, auch vor dem bösen Feind und allen seinen heimlichen Listen und Tücken bewahrt und ganz väterlich beschirmt. Darum lobe ich dich um deine Güte und um deine Wunder, die du an den Menschenkindern tust, und will dich bei der Gemeinde preisen. Dein Lob soll alleweg in meinem Munde sein, meine Seele soll allezeit dich, meinen Herrn, rühmen, und was in mir ist, deinen heiligen Namen preisen, und will nimmermehr vergessen alles, was du mir Gutes getan hast. So lass nun dir gefallen das Lobopfer aus meinem Munde, welches ich dir des Morgens früh in Einfältigkeit meines Herzens bringe. Ich rufe zu dir von ganzem Gemüt, du wollest mich heute diesen Tag auch behüten vor aller Gefahr Leibes und der Seelen und deinen lieben Engeln über mir Befehl tun, dass sie mich behüten auf allen meinen Wegen. Umgib mich zurings mit deinem Schilde und führe mich auf dem Steig deiner Gebote, dass ich unsträflich wandle in deinem Dienst, wie die Kinder des Tages, zu deinem Wohlgefallen. Wehre dem bösen Feind und allen Ärgernissen dieser Welt, dazu steure meinem Fleisch und Blut, dass ich nicht, von ihnen überwältigt, etwa gröblich wider dich handle und dich mit meinen Sünden erzürne. Regiere du mich mit deinem Heiligen Geist, dass ich nichts vornehme, tue, rede oder gedenke, denn allein, was dir gefällig, und zu Ehren deiner göttlichen Majestät gereicht. Siehe, mein Gott, ich übergebe und opfere dir mich heute ganz und gar eigen in deinen Willen, mit Leib und Seele, mit allem Vermögen und Kräften, innerlich und äußerlich. Mache du mich dir zu einem Opfer, das da lebendig, heilig und dir wohlgefällig sei, damit ich dir einen vernünftigen und angenehmen Gottesdienst leiste. Darum, du heiliger Vater, allmächtiger Gott, lass mich dein Eigentum sein, regiere mein Herz, Seel und Gemüt, dass ich nichts denn dich wisse und verstehe. Herr, frühe wollest du meine Stimme hören, früh will ich mich zu dir schicken und darauf merken, früh will ich dich loben und des Abends nicht aufhören. Durch Jesum Christum. Amen.

 

ABENDSEGEN AM SONNTAG. 

(J. Habermann, +1590)

 

Ewiger Gott, barmherziger Vater, ich hebe meine Hände auf zu dir, wie ein Abendopfer und sage dir von Herzen Lob, Preis und Dank, dass du mich diesen Tag und die ganze Zeit meines Lebens vor allem Übel und Unfall durch den Schutz deiner lieben Engel wider den bösen Feind gnädiglich beschirmet hast. Ich bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe, und mich heute diese Nacht ferner mit deinen heiligen Engeln umgeben, dass sie sich zurings um mich lagern und eine Wagenburg um mich schlagen, auf dass ich des bösen Feindes Fallstrick und arger List möge entfliehen. Lass mich, dein armes Geschöpf, deiner Güte und Barmherzigkeit befohlen sein. Schütze mich mit deinem ausgestreckten Arm, denn von Herzen begehre ich dein des Nachts, dazu mit meinem Geist in mir wache ich alle Zeit zu dir. Ich harre deiner Güte und meine Seele hofft auf dich, lebendiger Gott, denn du bist meine Zuflucht und treuer Heiland. Siehe, Herr, wir schlafen oder wachen, so sind wir dein, wir leben oder sterben, so bist du ja unser Gott, der uns geschaffen hat. Darum schreie ich zu dir, lass deine Gnade nicht ferne von mir sein, beschirme mich mit deinem Schilde. Erhalte mich, dass ich geruhiglich liege und sanft einschlafe und gesund wieder erwache. Decke mich in deiner Hütte zur bösen Zeit, verbirg mich heimlich in deinem Gezelt und erhöhe mich auf einen Felsen, so werde ich mir nicht grauen lassen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, werde ich kein Unglück fürchten, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Verleihe mir nur deine Gnade, dass mein Leib schlafe, die Seele aber allzeit zu dir wache, und ich dich stets in meinem Herzen habe und du nimmermehr aus meinem Gemüte kommest, auf dass mich die Nacht der Sünden nicht überfalle. Bewahre mich vor bösen schändlichen Träumen, vor unruhigem Wachen und unnützen Sorgen, vor argen, schweren Gedanken und vor aller Qual. Siehe, mein Gott, in deinen gnädigen Schutz befehle ich dir meinen Leib und meine Seele, meine lieben Geschwister und alle, die mit mir durch Blutfreundschaft oder sonsten verwandt sind. Lass dirs gefallen, Herr, dass du uns errettest, wende deine Barmherzigkeit nicht von uns, lass deine Güte und Treue allweg uns behüten. Darum bedecke uns in dieser Nacht mit deiner Güte, umfahe uns mit deiner Gnade auf allen Seiten, unterlege uns mit deiner Barmherzigkeit, dass wir an Seel und Leib behütet werden. Amen.

 

MORGENSEGEN AM MONTAG. 

(J. Habermann, +1590)

 

O du unsterblicher, gütiger Gott! Weil du deinem Volk im Gesetz geboten, dir alle Morgen ein Brandopfer zu tun, dich damit zu loben und dir zu danken für deinen gnädigen Schutz, so bringe ich dir jetzt auch das Lobopfer, das ist die Frucht meiner Lippen, und preise deinen heiligen Namen, dass du mich durch deine große Gnade und Barmherzigkeit heut diese Nacht vor allem Übel und Schaden an Leib und Seele behütet und wider meinen Widersacher, den bösen Feind, ganz väterlich erhalten hast. Denn wo du nicht mein Schild und Beistand wärest gewesen, so hätte mich unzähliges Unglück verderbet, dass ich nicht gesund hätte mögen aufstehen. Darum danke ich dir je billig für deine gnädige Beschützung. Weiter schreie ich zu dir aus Grund meines Herzens, und mein Gebet kommt früh vor dich; früh suche ich dich und bitte, du wollest mich mit allem, was mir zuständig ist, heut ferner behüten vor der List und Gewalt des Teufels, vor Sünden, Schanden und allem Übel. Komm du mir zuvor in dieser Frühstunde mit deiner Gnade, sintemal ich ohne dich nichts vermag, und hilf, dass ich an diesem Tage alle meine Werke in deinem Namen christlich anfahe und seliglich vollführe, zu Ehren deiner göttlichen Majestät und zu Nutz meines Nächsten. Bewahre meine Seele, Verstand, Vernunft, Sinne und Gedanken, all mein Tun und Lassen, dass der leidige Teufel mir nicht könne schaden. Beschütze mich vor der Seuche, die im Mittag verderbet; behüte mich vor allen meinen Feinden, sichtbaren und unsichtbaren, dass sie mich mit ihren Listen und Tücken, mit Bezaubern und Vergiftungen, mit all ihrer Gewalt und Bosheit heimlich und öffentlich nicht können verletzen noch beschädigen. Herr Gott Vater und Herr meines Lebens, behüte mich auch vor unzüchtigem Gesichte und wende von mir alle böse Lust. Lass mich nicht in Schlemmen und Unkeuschheit geraten und behüte mich vor unverschämtem Herzen. Hilf, dass ich durch deine Gnade das Auge, so mich ärgern will, ausreiße und von mir werfe durch Ablegung böser und unreiner Begierden des Herzens. Nimm von mir hinweg alles, was dir missfällt und mir schädlich ist; gib mir, was dir wohlgefällt und mir nützlich ist, auf dass ich dir in wahrem Glauben diene. Siehe mich an, du Heiland

aller Welt, mit den Augen deiner Barmherzigkeit und erleuchte mein Herz und Augen, dass ich wandele in dem Glanz deiner Gnaden, so über mir aufgehet, auf dass ich dich, das ewige Licht, nimmermehr verliere. Amen.

 

ABENDSEGEN AM MONTAG. 

(J. Habermann, +1590)

 

O du starker, lebendiger Gott, Vater unsers Herrn Jesu Christi! Ich danke dir, dass du mich heute diesen Tag durch deinen göttlichen Schutz vor allem Schaden und Gefahr gnädiglich behütet hast, dass ich nicht bin kommen in Feuersnot, dass mich Wasserfluten nicht ersäuft haben, dass mich wilde Tiere nicht zerrissen haben, dass ich nicht bin gefallen in die Schärfe des Schwerts, dass mich die Feinde nicht ermordet und böse Leute nicht verwundet haben, dass ich von Dieben und Räubern nicht erschlagen noch beschädigt bin worden, dazu auch, dass ich mich nicht habe zu Tode gefallen und sonst unvorsichtiglich gestoßen oder in anderm Wege bin verletzt worden, in Summa, dass ich nicht kommen bin in Fährlichkeit Leibes und Lebens. Das alles habe ich allein deiner Barmherzigkeit zu danken, der du mich auf allen meinen Wegen und Stegen behütest. Ich bitte nun ferner, du wollest mir vergeben alle meine Sünden, die ich wider dich getan habe, und mich samt allen, die mir verwandt sind und zugehören, heute diese Nacht und die ganze Zeit unseres Lebens auch gnädiglich bewahren vor aller Angst und Beschwernis, vor des Teufels List und Geschwindigkeit, damit er uns Tag und Nacht gedenkt zu bestricken. Behüte uns auch vor der schädlichen Pestilenz, die im Finstern schleichet; bewahre uns vor dem Strick des Feindes; errette uns, dass wir nicht kommen in das Netz des Jägers, so unserer Seele nachstehet. Beschütze uns auch vor schweren Sichtungen und Schrecken des Satans, vor allen Übeln Leibes und der Seele. Denn du bist unsere feste Burg, unsre Wehr und Waffen; in dich steht all unsre Hoffnung und Zuversicht. Darum, du getreuer Gott, lass deine Augen über uns offen sein und bewahre uns in dieser Nacht vor aller Gewalt und Anfechtung des bösen Feindes, sei unser Wächter und Hüter, umgib uns mit deinem Schutz, auf dass uns der Teufel nicht könne beschädigen. Denn bei dir allein steht unser Heil, zu dir allein hebe ich meine Augen auf, daher mir Hilfe kommt. Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herren sehen, wie die Augen der Mägde auf die Hände ihrer Frauen: also sehen unsere Augen auf den Herrn, unsern Gott, bis er uns gnädig werde. Sei uns gnädig, Herr, sei uns gnädig! Denn wir sind arm und elend. Erhebe über mich das Licht deines Antlitzes und erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe, der du lebest und regierest in Ewigkeit. Amen.

 

MORGENSEGEN AM DIENSTAG. 

(J. Habermann, +1590)

 

Gelobet sei Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, gelobet sei der Herr, der allein Wunder tut, und gelobet sei sein herrlicher Name ewiglich! Der den Tag und die Nacht durch seine göttliche Weisheit geschaffen und unterschieden hat, dazu verordnet, dass, solange die Erde steht, sie nicht sollen aufhören, auf dass der Mensch des Nachts möge seine Ruhe haben und am Tage wieder an seine Arbeit gehen. Herr, wie sind deine Werke so groß und viel, du hast sie alle weislich geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. Für solche Wohltaten sollen wir dir danken, ehe die Sonne aufgeht, und vor dich treten, wenn das Licht hervorbricht. Darum preise ich dich jetzt auch, dass du mich in dieser Nacht hast sicher ruhen und schlafen lassen und wiederum fröhlich und gesund erwachen, dazu vor aller Gewalt und Bosheit des Feindes väterlich beschirmet. Ich bitte dich, du wollest meine Seele in deine Hände einschließen, meinen Leib nach deinem Wohlgefallen gesund erhalten und mich vor allem Übel und Schaden behüten. Sei du mein gewaltiger Schutz, meine große Stärke, mein Schirm wider die Hitze, meine Hütte wider den heißen Mittag, meine Hut wider das Straucheln, meine Hilfe wider den Fall, auf dass mich kein Übel treffe. O gütiger Gott, weil die Stunde auch da ist, aufzustehen vom Schlaf der Sünden und aller Ungerechtigkeit, sintemal unser Heil jetzt gar nahe ist; denn die Nacht ist vergangen, aber der Tag herbeigekommen: so hilf, dass wir ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts, auf dass wir ehrbarlich wandeln als am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Hader und Neid, sondern dass wir anziehen Jesum Christum in wahrem Glauben und christlichem Wandel. Derhalben wecke mich alle Morgen, wecke mir das Ohr, dass ich mit gläubigem Herzen dein heiliges Wort höre, dasselbe in meinem Gedächtnis behalte, auf dass ich meine Ohren neige zu dem Schreien und Flehen der Armen und Elenden, dieselben in ihrer Not nicht verlasse. Und wenn ich wieder in meiner Angst zu dir rufe, so erhöre du auch die Stimme meines Flehens und verachte nicht das Seufzen in meiner letzten Not. Lass mein Gebet früh vor dich kommen. Neige deine Ohren zu meinem Schreien. Erfülle uns früh mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein in dir unser Leben lang, durch denselben deinen lieben Sohn, Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

 

ABENDSEGEN AM DIENSTAG. 

(J. Habermann, +1590)

 

Herr, gütiger Gott, heiliger Vater! Des Tages schreie ich zu dir mit meiner Stimme; wenn mir Angst ist, rufe ich zu dir: und des Abends gedenke ich an deine Güte und Treue, die du mir erzeigt hast; und sonderlich preise ich dich jetzund, dass du mich aus lauter Gnade und Barmherzigkeit, ohne all mein Verdienst und Würdigkeit, heute diesen verschienenen Tag vor unzähligem Schaden und Gefahr, die mich hätten treffen können, so ganz väterlich behütet hast, dass mich der Satan nicht mit einem bösen, schnellen Tod umgebracht hat; dass ich von Ungewitter, Hagel und Blitz nicht bin versehrt worden; dass mich große Sturmwinde nicht beschädiget haben, und dass mich der böse Feind im Essen und Trinken mit Gift und andern seinen tausendkünstigen Listen nicht verderbet hat; dass ich auch keinen Arm oder Bein entzwei gefallen habe. Dafür sage ich dir jetzt und allezeit Lob und Dank, und bitte dich um des bittern Leidens Jesu Christi willen, du wollest mir verzeihen alle Misshandlungen, so ich heute wider dich getan habe, und mich die zukünftige Nacht fürbaß gnädiglich bewahren vor meinem Widersacher, dem leidigen Teufel, vor Schrecken und Entsetzen des Nachts, dass mich kein Ungetüm noch Phantasie betöre noch beschädige. Behüte mich mit allem, was ich habe, vor Wassers- und Feuersnöten, vor allem Übel Leibes und der Seele. Lass mich geruhiglich ohne alle Sorge und Bekümmernis einschlafen, auf dass ich auch in Finsternis das Licht deines göttlichen Glanzes über mich scheinend möge sehen mit den Augen meines Herzens. Denn du bist ein helles und wahrhaftes Licht, welches da erleuchtet alle Dunkelheit, die uns umfangen hat. Du, Herr Gott, bist bei mir, du bist mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz. Herr mein Gott, zu dir breite ich des Nachts meine Hände aus; komm zu mir, wie ein Spätregen, der das Land befeuchtet. Bleibe bei uns, Herr, denn der Tag hat sich geneiget, und ist niemand, der uns in dieser Finsternis schütze, denn du allein, unser Gott. Eile mir zu helfen und schütze mich in dieser Nacht, dass mein Geist in Sünden nicht schlafe und meinem Leibe kein Übel widerfahre. Wecke mich zu rechter und bequemer Zeit und lass mich hören Freude und Wonne; denn ich habe Lust zu deinem Wort und Zeugnissen, die sind meines Herzens Trost. Gib, dass vor meine Ohren nicht komme eine traurige Botschaft und wende die Angst meiner Seele, denn du allein kannst mein Leben fristen und mich mit allerlei Segen erfüllen in Christo Jesu, unsrem Herrn. Amen.

 

MORGENSEGEN AM MITTWOCH. 

(J. Habermann, +1590)

 

Allmächtiger, barmherziger Gott! Nachdem alle deine Kreaturen dich ohne Unterlass loben und preisen sollen, welches auch tun die Vöglein unter dem Himmel, die früh gegen dem Tage mit ihren Zünglein und Stimmlein aufs lieblichste dich, ewiger Gott, als ihren Herrn und Schöpfer rühmen, so danke ich dir jetzt auch von Herzen, dass du mich die vergangene Nacht und alle vorige Zeit meines Lebens unter deinem Schutz und Schirm bis auf diese gegenwärtige Stunde erhalten hast und mich aus dem Schlafe und Finsternis dieser Nacht erweckt, fröhlich und gesund hast lassen aufstehen. Ich bitte dich durch die heilwärtige Auferstehung Jesu Christi von den Toten, du wollest mich fürbaß auch behüten vor allem Unglück und Übel, samt allen, die mir mit Blutfreundschaft und sonsten verwandt sind. O Herr, hilf deinem Volk und segne dein Erbe und weide sie und erhöhe sie ewiglich! Du wollest mich auch in dieser Frühstunde mit deiner Barmherzigkeit erfüllen, dass ich heute mit Freuden diesen ganzen Tag in deinen Geboten ohne alle Todsünde zubringe. Erzeige mir deine Gnade wie eine Tauwolke des Morgens, und wie ein fruchtbarer Tau, der früh morgens sich ausbreitet und das Land befeuchtet, also wollest du deine Güte über mich ausstrecken, mein träges Gemüt erfrischen, dass ich wacker und fröhlich deinen Willen tue. Regiere mich mit deinem Heiligen Geist, dass ich dir mit reinem Herzen möge dienen in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit, die dir gefällig ist. Behüte mich, dass ich heute nicht wider dich sündige und etwa mein Gewissen beflecke mit fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten. Bewahre auch meine Zunge vor Bösem und meine Lippen, dass sie nicht falsch reden oder trügen. Schandbare Worte und Narrenteiding, die den Christen nicht geziemen, lass ferne von mir sein. Hilf, dass ich mit meinen Lippen niemand ärgere noch afterrede, verurteile oder verdamme, auch niemand lästere oder schmähe. O, dass ich könnte ein Schloss an meinen Mund legen und ein festes Siegel auf mein Maul drücken, dass ich dadurch nicht zu Fall käme und meine Zunge mich nicht verderbte! Gib Gnade, dass ich mich selbst in meinen Gebrechen erkenne und strafe, damit ich nicht in dein gestreng Urteil und Gericht falle. Solches verleihe mir, ewiger Gott, durch Christum, deinen lieben Sohn. Amen.

 

ABENDSEGEN AM MITTWOCH. 

(J. Habermann, +1590)

 

O du heilige Dreifaltigkeit in einem göttlichen Wesen, du bist mein Leben, Heil und ewiger Trost! Dir sage ich mit Mund und Herzen Lob und Dank, dass du mich diesen Tag über gnädiglich behütet hast. Ich bitte deine göttliche Güte, du wollest alle meine Missetat bedecken, allermeist aber, was ich heute wider dich und deine heiligen Gebote mit meiner Zunge, mit unnützen, vergeblichen Worten, mit Afterreden und sonsten gesündigt habe, und wollest mich diese zukünftige Nacht auch bewahren vor allem Schaden und Gefahr; denn zu dir allein habe ich all mein Vertrauen. Gott, wie dein Name ist, so ist auch dein Ruhm bis an der Welt Ende. Deine Rechte ist voll Gerechtigkeit. Darum befehle ich meinen Leib und Seele in deine Hände. So gebenedeie mich nun die göttliche Majestät und beschirme mich die heilige Dreifaltigkeit und erhalte mich die ewige Einigkeit. Es beschütze mich die unermessliche Barmherzigkeit, es verteidige mich die unaussprechliche Mildigkeit, es erfreue mich die unendliche Süßigkeit, mich bedecke die höchste Wahrheit Gottes, mich stärke die tiefste Erkenntnis Christi, mich bewahre die grundlose Gütigkeit des Herrn. Die Gnade des Vaters regiere mich, die Weisheit des Sohnes erquicke mich, die Kraft des Heiligen Geistes erleuchte mich. Mein Schöpfer stehe mir bei, mein Erlöser helfe mir, mein Tröster beiwohne mir. Der Herr segne mich und behüte mich, der Herr erleuchte sein Angesicht über mich und sei mir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht auf mich und gebe mir Frieden. Dieser Schutz und Segen der einigen Gottheit sei heute und allezeit zwischen mir und allen meinen Feinden, sichtbaren und unsichtbaren, dass sie sich zu mir nicht können machen, noch mich beschädigen. Gleichwie die Wolkensäule in der Wüste sich machte zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israel, dass diese und jene nicht konnten zusammen kommen, damit den Kindern Israel kein Leid widerführe: also wollest du zwischen mir und allen meinen Feinden eine Feuermauer und Unterschied sein, dass sie mich nicht berühren. Erhalte mich auch an meinem letzten Stündlein. Wenn meine Augen nimmer sehen, meine Ohren nimmer hören und meine Zunge nimmer redet, wenn meine Hände nimmer greifen und die Füße nimmer gehen mögen, so stehe bei mir, du hochgelobte Dreifaltigkeit, dass der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.

 

MORGENSEGEN AM DONNERSTAG. 

(J. Habermann, +1590)

 

Herr Jesu Christe, der du bist das ewige, wahre Licht, welches da vertreibet die Finsternis des Nachts und Schatten des Todes, deinen Namen will ich rühmen, dir will ich lobsingen und danken, dass du mich in dieser Nacht so gnädiglich behütet und aus der Finsternis an das Licht gebracht hast. Mich hast du bewahrt vor dem Grauen des Nachts, vor des Teufels Schrecken und Gespenstern, vor der schädlichen Pestilenz, die im Finstern schleichet, vor mancherlei Seuchen und Krankheiten, die mir hätten können widerfahren. Auch hast du meine Seele mit deinem Schild umringt und bewacht, wie ein Hirte seine Herde bewacht. Dazu alles, was ich habe, ist durch deine große Barmherzigkeit unversehrt behütet worden. Für solchen gnädigen Schutz und alle deine Wohltaten sei dir Lob und Preis gesagt; von deiner Macht will ich reden und des Morgens deine Güte rühmen; denn du bist meine höchste Zuversicht, meine feste Burg, meine starke Hilfe, mein treuer Gott, auf den ich traue, du erfreuest mein Herz und machst mir fröhlich das Angesicht. Ich bitte dich durch deine heilige Geburt und Menschwerdung, du wollest an diesem Tage deine Barmherzigkeit über mich lassen aufgehen und hervorbrechen wie die schöne Morgenröte und zu mir kommen wie der Frühregen. Erleuchte meine blinde Natur und verdunkelt Herz mit deinem Glanz, auf dass in meinem Herzen aufgehe der rechte Morgenstern und das wahrhaftige Licht, welches erleuchtet die Menschen zum ewigen Leben. Behüte mich auch heute vor allem Übel. Sei mir gnädig, Herr, denn auf dich harre ich, meine Seele wartet auf dich von einer Morgenwache bis zur andern. Sei du mein Arm früh, dazu mein Heil zur Zeit der Trübsal. Beschirme mich an Leib und Seele, dass mir kein Übels begegne und keine Plage zu mir nahe. Treibe fern von mir alle bösen Geister, stehe du bei mir wider die Boshaftigen, tritt zu mir wider die Übeltäter und schütze mich, dass die Hand der Widerwärtigen mich nicht berühre. O Herr, unser Gott, fördere das Werk unserer Hände bei uns, ja das Werk unserer Hände wollest du fördern und unsere Arme stärken, auch unsere Finger lehren halten deine Gebote, dass wir heute nicht wider dich sündigen. Solches verleihe uns um deiner Barmherzigkeit willen, welche für und für währet in Ewigkeit. Amen.

 

ABENDSEGEN AM DONNERSTAG. 

(J. Habermann, +1590)

 

Gelobet sei Gott, der Vater, durch Jesum Christum im Heiligen Geist, ein einiger, ewiger Gott, der durch seine mannigfaltige Güte mich armen Sünder und elenden Menschen heut diesen Tag gnädiglich bewahret hat vor allen feurigen Pfeilen des Satans, die des Tages fliegen, vor der Seuche, die im Mittag verderbet, dazu vor dem jähen schnellen Tod und vor allem Schaden väterlich behütet. Herr, deine Güte reicht, so hoch der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Du bist gnädig und barmherzig, alle deine Werke sind löblich. Ich bitte dich, mildreicher Gott, du wollest mir aus Gnaden verzeihen alles, was ich heute wider dich getan habe, es sei mit Werken, Worten und Gedanken. Wollest auch deine Barmherzigkeit zu mir richten und mich die zukünftige Nacht lassen einschlafen und ruhen, dass ich dich, der du bist die ewige Ruhe, nun und nimmermehr verlasse, sondern in dir bleibe durch den Glauben und unter deinem Schirm sicher wohne, auf dass sich der böse Feind nicht dürfe zu mir nahen und mir keinen Schaden könne zufügen. Herr, du bist mein Licht und mein Heil, vor wem sollt ich mich fürchten? Du bist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen? Auf dich verlässt sich mein Herz und mir ist geholfen. Du bist mein Trost und gewaltiger Schutz, deine rechte Hand stärket mich, deine Rechte tröstet mich und unter dem  Schirm deiner Arme habe ich Zuflucht. Siehe, mein Gott, des Tages rufe ich, so antwortest du mir, und des Nachts schweige ich auch nicht und du erhörest mich. Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich erwache, so rede ich von dir; denn du bist mein Helfer und unter dem Schatten deiner Flügel rühme ich, meine Seele hanget dir an, deine Rechte erhält mich. Wenn ich im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht und mein Heil. O gütiger Gott, verleihe mir Gnade, dass, wenn mein Sterbstündlein herzunahet und ich in’s Todbette zur ewigen Ruhe mich soll niederlegen, ich durch deine Hilfe im rechten festen Glauben getrost und unverzagt möge seliglich zum ewigen Leben einschlafen. Indeß enthalte mich dir, dass ich alle Zeit wache, nüchtern und mäßig lebe und in christlicher Bereitschaft erfunden werde, sintemal ich nicht wissen kann, zu welcher Stunde du, unser Gott, kommen wirst und mich von hinnen abfordern, auf dass ich würdig werde, zu stehen vor des Menschen Sohn und nicht zu Schanden werde in seinem Gericht, der mit dir lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.

 

MORGENSEGEN AM FREITAG. 

(J. Habermann, +1590)

 

Gebenedeit sei Gott, mein Schöpfer, gebenedeit sei Gott, mein Heiland, gebenedeit sei Gott, mein höchster Trost, der mir gibt Gesundheit, Leben und Segen, der mein Schutz und Hilfe ist und mich an Leib und Seele nach seiner großen und hochberühmten Barmherzigkeit in dieser vergangenen Nacht vor mancherlei Beschädigung des Satans behütet und gesund an diesen Tag hat kommen lassen. Ich bitte dich, himmlischer Vater, durch den blutigen Schweiß Jesu Christi, deines lieben Sohnes, du wollest mich heute diesen Tag auch in deinen göttlichen Schutz nehmen, mich beschirmen und handhaben innerlich und äußerlich, dass mir kein Arges widerfahre. Denn in deine Hände tu ich befehlen heut und alle Tage meine arme Seele, meinen elenden Leib, mein dürftiges Leben, meine Sinne, Vernunft, Verstand und Anschläge, alle meine Gedanken, Worte und Werke, mein Tun und Lassen, meinen Eingang und Ausgang, mein Gehen und Stehen, mein Sitzen und Liegen, meinen Willen und Ratschlagen, mein Dichten und Trachten, meinen Glauben und Bekenntnis, und was ich auswendig und inwendig bin und vermag, das Ende meines Lebens, den Tag und die Stunde meines Todes, mein Sterben und Auferstehen. O Herr Gott, schaffe du es mit mir, wie du willst und weißest, was zu deiner Ehre und zu meiner Seligkeit das Beste ist. Erhalte mich in deiner Furcht und wahrer Erkenntnis. Behüte mich vor den Werken der Ungerechtigkeit, und so ich etwa wider dich aus Gebrechlichkeit würde sündigen, so bitte ich dich, du wollest deine Barmherzigkeit nicht von mir nehmen, deine Gnade nicht von mir wenden, deine Hilfe mir nicht entziehen; denn es ist sonst kein anderer Gott noch Helfer, vor dir ist kein anderer gemacht, so wird auch nach dir kein anderer sein. Du, du bist der Erste und der Letzte und außer dir ist kein Gott! Darum rufe ich zu dir allein, lass deine Güte über mich walten, lass mich früh hören deine Gnade, denn ich hoffe auf dich. Leite meinen Fuß auf rechter Straße, dass ich nicht wandle im Rat der Gottlosen, noch trete auf den Weg der Sünder, noch sitze, da die Spötter sitzen; sondern dass ich all meines Herzens Lust und Liebe habe zu deinem Wort und Geboten und in denselben mich übe Tag und Nacht. Durch unsern Herrn Jesum Christum, der mit dir und dem Heiligen Geiste lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.

 

ABENDSEGEN AM FREITAG. 

(J. Habermann, +1590)

 

Gelobet sei der Herr, der allein Wunder tut, und gelobet sei sein herrlicher Name ewiglich, und alle Lande müssen seiner Ehre voll werden. Ich will täglich rühmen von Gott, und des Abends soll ihm mein Mund danken für und für. Denn wenn ich schreie, so erhöret er mich, und wenn ich flehe, so neiget er seine Ohren zu mir; wenn ich bete, merket er auf meine Stimme. Der Herr ist meine Zuversicht und Stärke, meine Hilfe in den großen Nöten, die mich troffen haben. Darum sage ich dir, ewiger Gott, Lob und Preis, dass du mich heute diesen Tag väterlich behütet hast vor allem Unfall und Schaden, so mir hätte können begegnen. Mein Herz ist fröhlich und meine Seele preiset dich um alle deine Güte und Barmherzigkeit. Meine Zunge soll ihr Gespräch von dir haben und immer sagen: Hochgelobet sei Gott, gesegnet sei sein heiliger Name. Ich bitte dich, du wollest mir aus Gnaden nachlassen alles, was ich heute wider dich gesündigt habe, und mich diese zukünftige Nacht samt allem, was mir zustehet, auch schützen. Sei du mein Schild und mein Schatten über meiner rechten Hand. O Herr, behüte mich vor allem Übel, behüte meine Seele, sei mir gnädig, denn auf dich allein traue ich. Ich hoffe auf den Herrn und rufe zu Gott, dem Allerhöchsten, zu Gott, der meines Jammers ein Ende macht. Siehe, der mich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israel schläft noch schlummert nicht, er wird meinen Gang erhalten auf rechter Bahn, dass ich nicht strauchle und meine Tritte nicht wanken; er wird meinen Fuß nicht gleiten lassen, denn sein Wort ist ein Licht auf meinen Wegen. Darum wenn ich mich lege, so werde ich mich nicht fürchten, sondern süße schlafen, und werde mich nicht fürchten vor plötzlichem Schrecken, noch vor dem Sturm der Gottlosen, wenn er kommt; denn du behütest meinen Fuß, dass er nicht gefangen werde, und errettest mich vor den Stricken des Todes. O Herr Gott, erhebe über mich das Licht deines Antlitzes, auf dass ich ruhe und schlafe ganz mit Frieden und sicher wohne unter deinem Schirm, denn du allein hilfst mir. Auf deinen Namen will ich mich jetzt zur Ruhe niederlegen und meine Augenlider lassen schlummern. Du, Herr Gott, wirst mich fröhlich wieder erwecken zu Lob und Ehre deiner göttlichen Majestät. Durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn unsern Herrn, der mit dir lebt und regiert in Einigkeit des Heiligen Geistes. Amen.

 

MORGENSEGEN AM SONNABEND. 

(J. Habermann, +1590)

 

O du wahrer, unsterblicher Gott, Vater unsers Herrn Jesu Christi! Zu dir erhebe ich mein Gemüt mit schuldiger Dankbarkeit, deine Gerechtigkeit will ich nicht verbergen in meinem Herzen, von deiner Wahrheit und von deinem Heil will ich reden, ich will nicht verhehlen deine große Güte und Treue vor der großen Gemeinde, und alles, was du mir Gutes getan hast, will ich nicht verschweigen. Denn es ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster; des Morgens deine Gnade und des Abends deine Wahrheit verkündigen. Darum preiset dich meine Seele, dass du mich in dieser Nacht durch deine überschwängliche Barmherzigkeit beschützt hast. Gesegnet bist du, Herr Zebaoth, der du dich gnädig erzeigest allen, die nach dir fragen und dein Heil lieben! Gesegnet ist dein Name in allen Landen, der unser Schutz und Hilfe ist. Gesegnet sind alle deine Werke, die du an den Menschenkindern tust. Ich bitte dich, du wollest mich heute diesen Tag auch behüten, dass mir der böse Feind keinen Schaden zufüge und die Hand der Gottlosen mich nicht berühre. Herr Gott, mein Heiland, früh wache ich zu dir, früh rufe ich zu dir, hilf, dass ich die Werke meines Berufs und was mir befohlen ist, fleißig und treulich ausrichte, zu deinem Lob und meines Nächsten Besserung, damit ich das Licht dieses Tages und deine Kreaturen nicht missbrauche zur Sünde oder zur Eitelkeit, dich nicht beleidige mit meinem Tun und Lassen und den Bund meiner heiligen Taufe nicht übertrete. Verleihe mir auch Gnade, dass ich mich hüte vor den sechs Stücken, die du hassest und vor dem siebenten, daran du einen Greuel hast, als da sind hohe Augen, falsche Zunge, Hände, die unschuldig Blut vergießen, ein Herz, das mit bösen Tücken umgehet, Füße, die behände sind, Schaden zu tun, falscher Zeuge, der frech Lügen redet, und der Hader zwischen Brüdern anrichtet. Vor solchen und dergleichen Lastern bewahre mich, mein Gott, dass ich nimmermehr darein gerate oder bewillige, sondern lehre mich tun nach deinem Willen, denn du bist mein Gott und Herr, dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn, dass ich dir diene in unsträflichem Wandel, dazu all mein Tun und Leben dir gefalle in Christo Jesu, deinem lieben Sohn, unserm Herrn, der mit dir lebet und regieret in Einigkeit des Heiligen Geistes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

ABENDSEGEN AM SONNABEND. 

(J. Habermann, +1590)

 

Lob sei dir, du höchster und unsterblicher Gott, Lob sei deiner milden Güte und Barmherzigkeit, Lob sei deiner ewigen Weisheit und Wahrheit, der du mich diesen Tag vor allem Schaden und Übel behütet hast. Ich bitte dich, du wollest deine Güte, so du an mir angefangen hast, gnädiglich vollenden, und mich heint diese Nacht auch lassen ruhen unter deinem höchsten Schirm, und mich mit deinen Fittichen bedecken. Lass meine Zuversicht sein unter dem Schatten deiner Arme, dass ich kein Unglück fürchte. Behüte mich, mein Gott, wie einen Augapfel, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel. Herr, du bist mein Gut und mein Erbteil, mein Heil steht in deinen Händen. Hilf mir durch deine Güte, dass nicht Furcht und Zittern über mich komme, und mich Grauen des Nachts nicht überfalle. Sei mir gnädig, denn auf dich trauet meine Seele und unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht. Ich suche den Herrn in meiner Not, meine Hand ist des Nachts ausgereckt und lässt nicht ab. Denn meine Seele hat sonst keinen Trost, so weiß ich auch von keinem Helfer im Himmel und auf Erden, denn von dir allein. Zu Mitternacht, so ich erwache, gedenk ich an deinen Namen, dass er so lieblich ist, und an deine Güte und Treue, die du mir erzeigt hast, und danke dir für die Rechte deiner Gerechtigkeit. Wenn ich betrübt bin, so denke ich an Gott, wenn mein Herz in Ängsten ist, so rede ich von meinem Heiland. Denn er führet meine Seele aus dem Verderben und errettet mich von den Banden des Todes. Herr Gott, mein Heiland, ich schreie Tag und Nacht vor dir, dass du mir vergeben wollest alle meine Misshandlungen, damit ich diese Woche und heut wider dich getan habe. O Herr, errette meine Seele um deiner Barmherzigkeit willen. Du bist gnädig und gerecht und unser Gott ist barmherzig. Der Herr behütet die Einfältigen. Wenn ich niederliege, so hilft er mir auf. Darum will ich fröhlich sein und dich preisen und rühmen auf meinem Lager. Denn die Zeit meines Lebens wird mir aufgehen wie der Mittag, und das Finstere wird mir ein lichter Morgen sein und werde mich des trösten, dass du, Gott, meine Hoffnung und Ruhe bist im Leben und Tod. Ich werde mich legen und niemand wird mich aufschrecken. So befehle ich nun meinen Leib und Seele in deine Hände du treuer Gott, du hast mich erlöset durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

 

GEBET UM FRUCHTBARE ANHÖRUNG DER PREDIGT. 

(Mich. Cubach 1655)

 

Ach barmherziger Gott und Vater! Du siehest, wie ich wegen meiner verderbten Natur keine Lust zu deinem Worte habe, und wie ich mich leicht vom Teufel, meinem Fleisch und Blut, von den Weltkindern, auch falschen Lehrern und Predigern, ja andern gar liederlichen Ursachen davon gar so leicht lasse abhalten, unfleissig, faul und träge bin, dein Wort zu hören und zu bewahren. Darum bitte ich nun, o ewiger Gott, verzeihe mir diese meine angeborne Faulheit und Trägheit, und gib mir doch ein williges und munteres Herz, dein Wort zu hören und zu betrachten. Erwecke in mir eine solche herzliche Begierde, dass ich begierig sei nach der vernünftigen lautern Milch göttlichen Worts, als die jetzt gebornen Kindlein. Hilf, dass ich meine beste Lust und Ergötzlichkeit an deinem Wort habe. Lass in dieser Welt mir nichts lieberes als dein Wort sein, dass ich dein Wort liebe über Gold und über viel feines Gold und dasselbige allezeit für meinen besten Schatz achte. Die- weil ich auch leider die Zeit erlebt habe, von welcher dein lieber Sohn selber geweissaget, dass falsche Christi aufstehen werden und Wunder tun, dass verführet würden in den Irrtum, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten: so bitte ich dich, du wollest mich ja vor Irrtum und falscher Lehre gnädiglich behüten und bewahren. Erhalte mich bei deiner Wahrheit, denn dein Wort ist die Wahrheit, dass ich demselben als der himmlischen Wahrheit anhangen, auch darinnen bis an mein letztes Ende standhaftig verharren möge. Und dieses wollest du tun um deines allerheiligsten, hochgelobten Namens Ehre willen. Amen.

 

GEBET AM GEBURTSTAGE. 

(Mich. Cubach 1655)

 

Mein Herr und mein Gott, in dir lebe, webe und bin ich, tot und lebendig. Ich danke dir, dass ich wunderbarlich gemacht bin, wunderbarlich sind deine Werke, und das erkennet meine Seele wohl. Du warest über mir im Mutterleibe; es war dir mein Gebein nicht verhohlen, da ich im Verborgenen gemacht ward, da ich gebildet ward unten in der Erde; deine Augen sahen mich, da ich noch unbereitet war, und waren alle Tage auf dein Buch geschrieben, die noch werden sollten, und derselben noch keiner da war. Ich erinnere mich heute des Tages meiner Geburt, welcher ein Anfang ist nicht allein des zeitlichen, sondern auch des geistlichen Lebens, da ich bald zur heiligen Taufe getragen, mit Gott versöhnet, durch‘s Wasserbad im Wort gereiniget, von Sünden abgewaschen worden und den Heiligen Geist empfangen habe; dafür sage ich dir herzlich Lob und Dank. Ich preise dich, Gott, mein Schöpfer, dass du mich heute als einen Menschen, wiewohl mit Schmerzen und Weinen, aus meiner Mutter Leibe gezogen hast; dass du mich auch an einen Ort gebracht hast, da dein Name rechtschaffen erkannt und dein heiliges Wort rein gelehrt wird, dadurch ich mit deiner Hilfe zum wahren Glauben kommen bin. Ich danke dir auch, o Herr Jesu Christe, für alle Wohltaten, damit du mich an Leib und Seele häufig überschüttet, von Mutterleibe an bis auf diese gegenwärtige Stunde, in dem, dass du nicht allein meinen Leib ernähret und erhalten hast, und das zeitliche Leben auf mancherlei Weise durch die heiligen Engel, welche allezeit das Angesicht Gottes im Himmel sehen, beschirmet, mich auch täglich mit Speise, Trank und Kleidern reichlich versorget hast, sondern dass du auch hierüber geistliche und unvergängliche Gaben durch dein Wort mir mitgeteilet, und in der heiligen Taufe, als dem Bad der Wiedergeburt bezeuget, dass ich eine neue Kreatur und Erstling Jesu Christi worden, mir auch Vergebung der Sünden, den Heiligen Geist und Erbschaft des ewigen Lebens geschenkt hast und da ich oft aus Schwachheit des Fleisches, oder mutwillig von Gott gewichen, seiner Gebote vergessen und mich mit viel schrecklichen Sünden mehr denn siebenzig mal sieben mal im Himmel wider Gott, und auf Erden wider den Nächsten vergriffen, dass du nicht mit mir bist in das Gericht gegangen, und mich mit der plötzlichen wohlverdienten Strafe überfallen. O Gott Heiliger Geist, wie schändlich habe ich mein Leben zugebracht, wie in manchem Jahr, Ort und Stelle habe ich schrecklich gestrauchelt und große himmelschreiende Sünde begangen! Aber du, o Gott Heiliger Geist, hast mich verlorenes Schaf so vielmal gesucht, wieder auf den rechten Weg gebracht, geheiliget, getröstet, regieret, und in meinem Beruf erhalten, dem Teufel gesteuert und unzählige leibliche und geistliche Gefahr abgewendet, darin ich längst hätte verderben müssen, wenn du mir nicht beigestanden hättest. O heilige Dreifaltigkeit, geboren werden hat seine Zeit, hilf aller Leibesfrucht und gib ihr einen fröhlichen Geburtstag, Vergebung der Sünden, und das ewige Leben. Lass mich heute meinen Geburtstag, wie auch alle künftigen Tage meines Lebens ohne verdammliche Sünde begehen und mich meiner geringen Ankunft und Elendes erinnern. Erhalte mich bis an das gesteckte Ziel bei Gesundheit und Leben. Verleihe mir Geduld in allem Kreuz und Leiden. Tröste mich in allem Unfall und Nöten. Vergib mir täglich meine Sünden, und verleihe mir Beständigkeit zu meiner Seelen Seligkeit, dass ich im rechten seligmachenden Glauben und gutem Gewissen, dir bis ans Ende diene durch Jesum Christum. Amen.

 

GEBET DER ELTERN FÜR IHRE KINDER. 

(Joh. Arndt +1621)

 

Ach getreuer, lieber Gott und Vater, Schöpfer und Erhalter aller Kreaturen: Ich danke dir von Herzen für die Leibesfrüchte, so du mir durch deinen Segen gegeben hast, und bitte dich herzlich, weil du gesagt hast: du wollest deinen Heiligen Geist geben allen, die dich darum bitten: Begnadige auch meine armen Kinder mit deinem Heiligen Geist, der in ihnen die wahre Furcht Gottes anzünde, welche ist der Weisheit Anfang, und die rechte Klugheit, wer darnach tut, deß Lob bleibet ewiglich. Beselige sie auch mit deiner wahren Erkenntnis, behüte sie vor aller Abgötterei und falscher Lehre, lass sie in dem wahren seligmachenden Glauben und in aller Gottseligkeit aufwachsen, und darin bis ans Ende verharren. Gib ihnen ein gläubiges, gehorsames, demütiges Herz, auch die rechte Weisheit und Verstand, dass sie wachsen und zunehmen an Alter und Gnade bei Gott und den Menschen. Ach pflanze in ihr Herz die Liebe deines göttlichen Wortes, dass sie seien andächtig im Gebet und Gottesdienst, ehrerbietig gegen die Diener des Worts, und gegen jedermann aufrichtig in Handlung, schamhaftig in Gebärden, züchtig in Sitten, wahrhaftig in Worten, treu in Werken, fleißig in Geschäften, glückselig in Verrichtungen ihres Berufs und Amts, verständig in Sachen, richtig in allen Dingen, sanftmütig und freundlich gegen alle Menschen. Behüte sie vor allen Ärgernissen der argen Welt, dass sie nicht verführet werden durch böse Gesellschaft, dass sie nicht in Schlemmen und Unzucht geraten, dass sie ihnen ihr Leben nicht selber verkürzen, auch andere nicht beleidigen, sei ihr Schutz in aller Gefahr, dass sie nicht plötzlich umkommen, lass mich ja nicht Unehre und Schande, sondern Freude und Ehre an ihnen erleben, dass durch sie auch dein Reich vermehret, und die Zahl der Gläubigen groß werde, dass sie auch im Himmel um deinen Tisch her sitzen mögen als die himmlischen Ölzweige, und dich mit allen Auserwählten ehren, loben und preisen mögen, durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

 

GEBET, WENN ELTERN IHRE KINDER ZUR SCHULE SCHICKEN. 

(Joh. Matthesius +1568)

 

Getreuer Gott und himmlischer Vater, der du uns Eltern mit Ernst in deinem Wort befohlen, unsere Kinder dir wohlgefällig zu erziehen, ich bitte dich von Herzensgrund, lass mich und männiglich gebührlich erkennen, was an Auferziehung der jungen Kinder für ein Großes gelegen, und verleihe, dass ich den Meinen in solchem gebührlich vorstehe, und weil ich zu desselben Beförderung dies mein Kind, in deinem Namen, du Allerhöchster, zur Schulen zu schicken, entschlossen, so bitte ich, erfülle es mit deines Heiligen Geistes Gaben, regiere es zu deinem Erkenntnis und Furchten, zu fleißigem Lernen und Gehorsam, dass es also zu deinen Ehren, zu seinem und des Nächsten Frommen täglich durch deine Gnade zunehmen möge, um deines Kindleins Jesu Christi, meines Herrn willen. Amen.

 

GEBET DER ELTERN FÜR IHRE ERWACHSENEN KINDER, DASS IHNEN GOTT EIN FROMMES EHEGEMAHL BESCHEREN WOLLE. 

(Mich. Cubach 1655)

 

Allmächtiger, gütiger, barmherziger Gott, der du den heiligen und züchtigen Ehestand selbst gestiftet, befohlen und gesegnet hast und willst, dass der Mensch nicht soll sein Leben lang allein bleiben, und hast darum einem jeden seinen eigenen Gehilfen geschaffen und verordnet, mit dem er sich in diesem Leben in freundlicher Liebe und Treue nähren und in Zucht und Ehren sich mehren soll. Weil du auch uns Eltern im heiligen Ehestande Kinder, Söhne und Töchter, gegeben und gnädiglich bescheret hast, die nun täglich daher wachsen, zu ihren mannbaren Jahren kommen, auch heute oder morgen nach deinem göttlichen Willen und Befehl in den Ehestand treten werden, und aber in deinem göttlichen Wort den Eltern aufgeleget und befohlen ist, dass sie fürnehmlich dafür sorgen, und ihren Söhnen Weiber nehmen, und ihren Töchtern Männer geben sollen: so bitten wir dich, gütiger und gnädiger Gott, erleuchte und regiere unsere Herzen und Gedanken mit deinem heiligen Geiste, dass wir unsere lieben Kinder mit gottseligen und frommen Ehegenossen wohl versorgen mögen, und gib uns dazu gute Gelegenheit, und zeige uns zu rechter Zeit die Personen, so du hierzu in deinem Rat ersehen hast. Und weil ja ein frommer Ehegenoß allein von dir herkommt, so befehlen wir unsere Kinder, du frommer und getreuer Gott, dir in deine göttliche Vorsorge, und bitten dich, du wollest jedem sein Teil zu rechter Zeit selbst zuschicken. Unterdeß behüte sie, lieber Gott, vor allem Übel, vor Ärgernis, vor böser Gesellschaft, dass sie ja nicht verführet werden, sondern in deiner Furcht sich keusch und züchtig halten, und die rechte Zeit zu ihrem Ehestande in Ehren erwarten, alles um deines lieben Sohnes, unseres Herrn Jesu Christi willen. Amen.

 

GEBET EINER MUTTER FÜR UNGERATENE KINDER. 

(Nic. Haas +1715)

 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, wende dich zu dem Gebet und Flehen deiner armen Magd und vergib mir um deines liebsten Sohnes Jesu Christi willen alle meine Sünde. Zürne nicht, dass ich mich unterwinde mein Herz vor dir auszuschütten, und in meinem großen Kummer und Traurigkeit mit dir zu reden. Denn es ist außer dir kein Gott, der mir helfen kann: ich weiß sonst keinen, zu dem ich meine Zuflucht nehmen könnte. Auf dich aber bin ich geworfen von meiner Mutter Leibe, du bist mein Gott von meiner Mutter Leibe an. Herr! Du erkennst bereits die Ursach meiner Schmerzen: vor dir ist alle meine Begierde und mein Seufzen ist dir nicht verborgen, du siehest ja und schauest den Jammer, welchen mein mütterliches Herz empfindet über den Ungehorsam und die gräuliche Bosheit meines Sohnes (meines Kindes). Ich habe denselben (dasselbe) von deiner Hand als eine teure Gabe empfangen, und dir hinwieder in der heiligen Taufe aufgeopfert. Ich habe ihn (es) durch herzliches Gebet dir täglich befohlen und, so viel an mir gewesen, nicht unterlassen ihn (es) zu allem Guten zu ermahnen, dass er (es) seinen Weg unsträflich gehen und sich halten soll nach deinem Wort. Aber wie schändlich hat er (es) seinen Weg verderbet, und durch den Teufel und böse Gesellschaft sich verführen lassen. Er (es) ist aus einem Gefäße der Ehren, so dir geheiliget war, ein Gefäß des Zornes worden, und wird ewig verderben müssen, wo du nicht seiner dich erbarmen, ihn (es) im Wasser deiner Gnaden waschen, mit dem Blut deines liebsten Sohnes Jesu Christi reinigen, und die arme Seele retten wirst. Nun Herr, so siehe ihn (es) denn, um deines allerliebsten und gehorsamsten Kindes Jesu Christi willen, gnädig an; gedenke nicht der Sünden seiner Jugend und aller seiner Übertretung. Nimm dich seiner armen Seele herzlich an, dass sie nicht verderbe, sondern als ein Brand aus dem Feuer gerissen und vor der ewigen Verdammnis bewahret werde. Jesu, liebster Heiland! Du hast keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern willst, dass er sich bekehre von seinem bösen Wesen und lebe. Darum bist du auch deinem Vater im Himmel gehorsam worden bis zum Tode am Kreuz, und hast für aller Menschenkinder Ungehorsam gebüßet und bezahlet, und mit deinem Blut am Kreuz versöhnet alles, es sei auf Erden, oder im Himmel. Ach so lass doch dein Blut und Tod an diesem gottlosen Menschen nicht verloren sein, sondern regiere ihn (es) durch deinen Geist, dass er (es) seine Übertretungen erkenne, die zeitlichen und ewigen Strafen der ungehorsamen Kinder und unbußfertigen Sünder wohl bedenken und sich rechtschaffen zu dir bekehren möge. Herr! Du ließest ja vormals dein Herz brechen und weintest selbst über deinen Freund, den Lazarus, als er gestorben war und schon im Grabe lag, wie willig warest du, denselben zu diesem Leben wieder aufzuwecken? Ach! So wirst du demnach die Tränen und Seufzer deiner armen Magd dir lassen zu Herzen gehen, indem ich mit Rahel meinen Sohn (mein Kind) beweine, weil er (es) in Sünden lebendig tot ist. Jesu, du kannst meine Tränen stillen, meine Traurigkeit und Herzeleid in Freude verkehren; du hast den Schlüssel des Todes und der Höllen in deiner Hand; so du willst, kannst du diesen Sünder, der in Sünden und Übertretung tot ist, wohl wieder lebendig machen. Nun so rufe denn kräftig in sein Herz: wache auf, der du schläfest, und stehe auf von den Toten, dass dich Jesus Christus erleuchte! Hilf, dass er (es) solches höre, das Laster- und Sündengrab verlasse, ein neues Leben anfange, und durch dein Verdienst zum ewigen Leben im Himmel erhalten werde. Herr Gott Heiliger Geist, der du aller Menschen Herzen in deinen Händen hast, und sie regierest, wie du willst. Du hast wohl eher einen verlorenen Sohn dahin gebracht, dass er seine lange getriebene Bosheit erkennet und herzlich betränet hat, zu seinem Vater wieder umgekehret, und ein anderer Mensch geworden ist. Dich rufe ich von Grund meines Herzens an, neige doch meines ungeratenen Sohnes (Kindes) Herz und Gemüt zum Guten, ändere seinen Sinn, richte seine Füße wieder auf den Weg der wahren Gottseligkeit, und mache einen solchen Menschen aus ihm, der in deinen Geboten hinführo wandele, deine Rechte halte und darnach tue. Gib, dass er (es) die böse Gesellschaft der verkehrten Menschen verlasse, ehestens mit jenem verlornen Sohn wiederkomme und sage: ich habe gesündigt in den Himmel und vor dir, und bin hinfort nicht wert, dass ich dein Kind heiße; damit ich Ursach habe mit allen, die in meinem Hause sind, mich zu freuen und zu sagen: Lasst uns fröhlich sein, denn dieser mein Sohn (dieses mein Kind) war tot, und er (es) ist lebendig worden, er (es) war verloren, und ist wiedergefunden worden. So wird auch Freude sein im Himmel vor den Engeln Gottes über diesen Sünder; so will ich dich für diese Gnade aus allen Kräften preisen und rühmen in Zeit und Ewigkeit. Herr, du dreieiniger Gott, erbarme dich über mich; erhöre mein Gebet, tröste und stärke mich in meinem großen Kreuz. Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, um deines Namens Ehre willen. Amen.

 

REISEGEBET EINES HAUSVATERS, DER MIT SEINER FAMILIE SEINEN WOHNORT VERÄNDERT.

(Mich. Cubach 1655)

 

Getreuer, himmlischer Vater, der du vor Zeiten dem Abraham aus seinem Vaterlande und von seiner Freundschaft in ein anderes, ihm unbekanntes Land zu reisen befohlen, und ihn daselbst zu einem großen Volke gemacht hast, auch den Jakob aus dem gelobten Lande nach Mesopotamien, dann nach Ägypten und seine Nachkommen, die Kinder Israel, mit starker Hand und ausgerecktem Arm durchs rote Meer und durch die grausame Wüste wieder heraufgeführet, und ihnen auf der ganzen Reise selbst des Tages in einer Wolken- und des Nachts in einer Feuersäule vorgegangen; desgleichen die Weisen aus Morgenland bis gen Bethlehem vermittelst des Wundersternes sicher begleitet hast! Du hast mir auch nach deinem heiligen, wunderbaren Rat und Willen eine schwere, ferne, gefährliche Reise auferlegt, und heißest mich ziehen in ein solches Land, das ich nicht kenne. Weil es aber dein göttlicher Beruf und Ordnung ist, so will ich dir, nach dem Exempel Abrahams, durch den Glauben gehorsam sein, und die Wallfahrt samt meinem lieben Eheweibe und Kindern in deinem Namen anfangen, führen und vollenden. O Herr, behüte unsern Aus- und Eingang, sei du unser Schatten über unserer rechten Hand, dass uns des Tages die Sonne nicht steche, noch der Mond des Nachts. Lass deine heiligen Engel sich um uns her lagern, und eine Wagenburg um uns schlagen, dass uns zu Land und Wasser kein Übel begegne, und keine Plage sich zu uns nahe. Befiehl ihnen, den starken Helden, dass sie uns behüten auf allen unsern Wegen, dass sie uns auf den Händen tragen, und wir unsere Füße nicht an einen Stein stoßen, oder in die Hände böser Leute geraten. Beschere uns hingegen fromme Christen, die sich unser treulich annehmen. Ach herzlieber Vater, wir sind ja schwach und blöde, und wissen nicht, was wir tun und wie wir diese schwere Reise angreifen sollen. Aber unsre Augen sehen allein nach dir, Herr, du bist unsre Stärke und Zuversicht, unser Fels, unsre Burg, unser Erretter, unser Gott, unser Hort, auf den wir trauen, unser Schild und Horn unsers Heils und unser Schutz, der du alle unsre Gänge, ja alle unsere Härlein auf dem Haupte gezählet, dass deren keines ohne deinen Willen umkommen, noch auf die Erde fallen kann. Darum, ob wir schon wandern im finstern Tal, und viele hundert Tausend sich umher wider uns legen, fürchten wir doch kein Unglück, denn du, Herr, bist bei uns; du bist der Schild für uns, und der uns zu Ehren setzt, und unser Haupt aufrichtet. Ach Herr, der du aller Menschen Herzen in deiner Hand und Gewalt hast, neige die Herzen der Leute, zu denen wir kommen sollen, zu uns, dass sie die Werke der Barmherzigkeit an uns erzeigen. Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange geplaget, nachdem wir so lange Unglück gelitten. Sei und bleibe, liebster Vater, bei uns, deinen Kindern, auf dem ganzen Wege, und erhalte uns durch die rechte Hand deiner Gerechtigkeit; sei du unser treuer Geleitsmann und Wegweiser, dass wir mit Friede und guter Gesundheit kommen an den Ort, so du uns verordnet hast, auch daselbst, wenn es dein heiliger Wille, in gutem Alter unser Leben beschließen, durch Jesum Christum. Amen.

 

GEBET EINES VORMUNDES. 

(Georg Schimmer +1695)

 

Allmächtiger, ewiger Gott, der du bist ein Vater der Waisen und Richter der Witwen, auch ein schneller Zeuge sein willst wider die, so Gewalt und Unrecht tun den Witwen und Waisen; und daher es dir gefallen lässt, wenn sich welche finden lassen, die den Waisen Recht schaffen und der Witwen Sachen helfen, auch durch- gehends solcher Leute Notdurft sich annehmen, und, was dieser Geringsten einem geschieht, annehmen willst, als wäre es dir selber geschehen. Siehe, ich habe mich überreden lassen, dergleichen Sorgfalt auf mich zu nehmen und zu sorgen für Kinder, welche von Vater und Mutter verlassen sind. Dieweil du nun von solchen Haushaltern nicht mehr erforderst, denn dass sie mögen treu erfunden werden: so erfülle auch selbst mein Herz gegen diese meine Pflegkinder mit Liebe und Treue. Vor allen Dingen lass mich wohl zusehen, dass sie aufgezogen werden in der Zucht und Vermahnung zum Herrn, damit sie zunehmen in der Gottesfurcht und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus Jesus, vornehmlich da auch die Gottseligkeit zu allen Dingen nütze ist und die Verheißung hat dieses und des zukünftigen Lebens, auch den Kindern nichts Besseres kann eingeflößt werden, als die Erkenntnis Gottes, in welcher das ewige Leben beruht und ist. Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zum Geiz, dass ich nicht Gewalt treibe mit ihrem Erbe, noch zu mir reiße ihre Äcker und nehme ihre Häuser, sondern mit ihrem Gut und Vermögen so umgehe, wie ich es getreu gegen dir, allwissender Gott, und den Menschen zu verantworten vermag, wenn ich werde müssen für diese meine Haushaltung Rechnung tun. Lass mich vielmehr ihr Erbgut wider alle Gewalt nach Möglichkeit beschützen und sie erretten von der Hand aller, die sie hassen, damit ihnen niemand Unrecht tue, noch sie jemandes Beute sein dürfen. Und weil du nicht verachtest des Waisen Gebet, so erhöre sie von deiner heiligen Höhe und segne sie mit Segen oben vom Himmel herab. Sonderlich aber erhalte sie in deiner Furcht, dass sie all ihr Leben lang dich vor Augen und im Herzen haben und in keine Sünde willigen, noch wissentlich tun wider deine Gebote, damit ich dermaleins diese meine Mündlein mit in Himmel bringen und sagen kann: Siehe, hier bin ich und die Kinder, die mir der Herr gegeben hat, und sie nebst mir eingehen in das ewige Reich deiner Herrlichkeit. Amen.

 

GEBET DER KINDER. 

(Riegisches Gebetbuch 1719)

 

Allmächtiger Gott, himmlischer Vater! Dieweil du mir im vierten Gebot so ernstlich befohlen, meinen Vater und meine Mutter zu ehren, auch verheißen hast, solchen Dienst mit langem Leben und Wohlergehen aus Gnaden zu belohnen: so bitte ich dich von Herzensgrund, du wollest mir geben ein gehorsames Herz, das meinen lieben Eltern und allen denen, die an der Eltern Statt mir vorgesetzt sind, in allen Dingen mit gebührlicher Untertänigkeit gehorche, sie mit der Tat, mit Worten und Geduld ehre, und sie ja nicht betrübe, verachte und verspotte, so lange ich lebe, auf dass der Segen über mich komme. Gib, dass ich ihre Worte, Gebote und Gesetze wohl bewahre, und in meinem Herzen fest behalte, ja auf mein Herz allezeit binde, und an meinen Hals hänge, auch ihre Strafe annehme, und ihre Lehre ja nicht vergesse, damit ich desto länger lebe. Regiere mich auch mit deinem guten Geist, dass ich der Zucht meines Vaters gehorche, und das Gebot meiner Mutter nicht verlasse, damit ich ihnen eine Freude und Trost sein möge. Gib, dass ich mir in allem meinen Tun und Lassen das Exempel meines Herrn und Heilandes fleißig einbilde, der allen gottseligen Kindern zum Vorbilde seiner lieben Mutter, der Jungfrau Maria, und seinem Pflegvater, Joseph, untertan gewesen: Verleihe mir auch ein dankbar und demütiges Herz, dass ich meinen lieben Eltern gleiches vergelte, und wieder diene, sonderlich aber ihrer im Alter pflege, und ihnen zu gute halte, wenn sie kindisch und wunderlich werden, und ja nicht vergesse, dass ich von ihnen geboren bin. Vergib mir auch gnädiglich, was ich aus kindlicher Schwachheit oder Unverstand wider sie getan. Behüte mich vor böser Gesellschaft, und leichtfertigen Leuten, dass, wenn mich die bösen Buben locken, ich ihnen nicht folge, noch den Weg mit ihnen wandele, sondern meinen Fuß vor ihrem Pfad wahre, damit ich nicht in Schand und Laster gerate. O Herr! Du hast mich bisher gezogen, wie ein Mann seinen Sohn zeucht, gib, dass ich meine Ohren neige, und das Wort der Weisen höre, und also in meiner Jugend wohl lerne, damit ich vernünftig und vorsichtig werde. Hilf, dass ich zunehme an Weisheit, Alter und Gnade bei dir und den Menschen, um Jesu Christi willen. Amen.

 

GEBET UM KINDERSEGEN. 

(Georg Schimmer +1695)

 

Herr, du bist der allmächtige Gott und die Erde ist voll deiner Güte, all dein Tun ist Wahrheit und deine Wege sind recht. Du hast selber geredet: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde, welches auch nicht soll aufhören, so lange die Erde steht, dannenhero ist es zuweilen deine Strafe, unfruchtbare Leiber und versiegende Brüste haben und die heiligen Weiber haben es vor Zeiten, ehe Gott im Fleisch geoffenbart ist, für Elend und Schmach gehalten, wenn sie ohne Kinder dahingegangen. Darum haben sie, wenn ihr Herz um deßwillen sich so übel gehabt, zu dir, dem Herrn, gebetet, und ihr Herz vor dir ausgeschüttet und du hast ihnen ihre Bitte gegeben; denn du, Herr, kannst schaffen, was du willst, und kein Ding ist bei dir unmöglich. Du bist es, der die Unfruchtbare im Hause wohnen macht, dass sie eine fröhliche Kindermutter wird, ja du kannst auch denen, so alt und betagt sind, ein Lachen zurichten. Denn Kinder sind, o Herr, deine Gabe und Leibesfrucht ist dein Geschenk. Deswegen kehre auch ich mein Angesicht zu dir, mein Herr, zu dir hebe ich meine Augen auf, der du überschwänglich tun kannst, mehr als wir bitten oder verstehen. Ich, die ich im Geschrei bin, dass ich unfruchtbar sei, erkenne dich für einen Gott, der mir meine Leibesfrucht wohl geben kann, und erbitte es von dir nach deinem Willen, mein Gott, erhöre mich. Herr Zebaoth, du wollest an mich gedenken und deiner Magd nicht vergessen. Wunderlich sind ja deine Werke, das erkennet meine Seele wohl. Deine Augen sehen, was noch unbereitet ist, so befehle ich auch hierinnen dir meine Wege und hoffe auf dich, du wirst es wohl machen. Du bist der Herr, tue, was dir wohlgefällt. Wirst du nun deine Magd ansehen, so will ich dir, mein Gott, lobsingen. Soll ich aber kein Kind haben bis an den Tag meines Todes, so geschehe, Herr, dein Wille. Du weißt alles, was heimlich und verborgen ist. Es ist doch besser ohne Kinder sterben, als gottlose Kinder haben, fürnehmlich in diesen letzten Tagen, da greuliche Zeiten gekommen, in welchen viel leben, die den Eltern ungehorsam sind, da die Bosheit den Verstand verkehrt und falsche Lehre die Seele betrügt. Auch bei unschuldigen Herzen, da auch die Mütter durchs Schwert an manchen Orten beraubet werden, also dass sie oft anfangen und sagen: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben und die Brüste, die nicht gesäuget haben. Für allen Dingen aber hilf mir, dass Jesus Christus eine Gestalt in mir gewinne, und dass ich fruchtbar sei zu allen guten Werken, bis wir in der Auferstehung gleich sein werden den Engeln Gottes im Himmel. Höre, Gott, das Gebet deiner Magd und ihr Flehen um des Herrn willen. Deinem Namen sei ewig Ehre und Lob. Amen.

 

GEBET, WENN DIE FRAU SICH VOR DER GEBURT FÜRCHTET. 

(Georg Schimmer +1695)

 

Herr Jesu Christe, der du lebendig bist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und hast die Schlüssel des Lebens und des Todes, siehe, meine Stunde ist kommen, die Traurigkeit bricht herein, ach, wie so bange ist mir, dass mir das Herz im Leibe davon wehe tut. Ich fühle billig den Schmerz, der dem weiblichen Geschlecht verkündigt ist, ehe noch ein Weib geboren hatte, denn durch dasselbe ist die Übertretung in die Welt gekommen; dir sei es geklagt, du treuer Heiland, der du durch deine heilige Geburt und Menschwerdung die sündliche Geburt der Menschen geheiligt, ja der du die ganze werte Christenheit durch das Exempel eines gebährenden Weibleins aufgerichtet hast, dass sie in ihrer Traurigkeit nicht verzagen, sondern der Freude, so bald darauf folgen wird, erwarten sollen, ach, stärke mich, Herr, in dieser Stunde, wende dein Angesicht nicht von mir, lass mich dich wiedersehen, und sich mein Herz freuen, dass du so gerne hilfest. Es ist allein dein Werk, du bist allein der mächtige Herr, der uns aus Mutterleibe ziehen kann. Darum fliehe ich zu dir, und bitte dich um deines Blutes und Todes willen, stehe mir bei in diesen Nöten, wo Menschen-Hilfe nichts nütze ist. Sende mir die Kraft des heiligen Geistes, dass er in mir erwecke ein herzliches Vertrauen auf deine Gnade, der meinen Glauben stärke und christliche Geduld verleihe. Allmächtiger und gnädiger Gott, der du befohlen hast, wir sollen dich anrufen in der Zeit der Not, siehe an meinen Jammer und Elend, lass mich nicht trost- und hilflos, du siehest ja, denn du schauest das Elend und Jammer, es stehet in deinen Händen, darum erweise deine wunderliche Güte und Allmacht an mir. Der du mich mit Leibesfrucht gesegnet, und mich mit Hoffnung erfreut hast, lass mich darinnen nicht zu Schanden werden, beschere mir einen fröhlichen Anblick, und nach dem Heulen und Weinen überschütte mich mit Freuden. Wäre es aber ja dein heiliger Wille, dass mein letztes Stündlein vorhanden sei, und ich über dieser Geburt meinen Geist aufgeben sollte, ei, so verleihe Beständigkeit, schone des armen Würmleins, das du erlöst hast, lass es lebendig zur Welt kommen und durch die heilige Taufe in das Buch des Lebens eingezeichnet werden. Tröste und erquicke auch diejenigen, so durch meinen Abschied betrübt werden. Sei du, Herr, ihr Vater, versorge sie und pflege ihrer, als ein treuer Vormund, und nimm meine Seele auf in deine Gnadenhände, der du gesagt hast: ein Weib wird selig durch Kinderzeugen, so sie bleibt im Glauben und in der Liebe. Ich glaube, lieber Herr, stärke meinen Glauben, versiegele in mir deine Gnade und Verheißung, dass du mich, als ein Kind Gottes, aufnehmen wirst in die ewige Freude und Herrlichkeit. Ach, Herr, höre, ach Herr, sei gnädig, ach Herr, merke auf und tue es, siehe, ich bin des Herrn Magd, mir geschehe nach deinem Willen. Amen.

 

GEBET EINER MUTTER, NACHDEM IHR NEUGEBORNES KIND OHNE TAUFE GESTORBEN. 

(Nic. Haas +1715)

 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater! Du siehest die große Traurigkeit deiner Magd und weißt, dass ich in diesem meinen betrübten Zustande nicht so wohl über meines Kindes Tod, als viel mehr und am allermeisten um dessen Seligkeit bekümmert bin. Ich erkenne und verehre deine Macht, die du über meine Leibesfrucht als dein Geschöpf hast; dass, wie du ihr nach deinem Wohlgefallen Leben und Odem gegeben, dir auch freigestanden habe, beides ihr wieder zu nehmen. Dieses aber betrübet mich herzlich und dringet wie ein Schwert durch meine Seele, dass dieses arme Kind verschieden ist, ehe es durch die heilige Taufe dem Bund deiner Gnaden hat einverleibt werden können. Ach gnädiger Gott! Nimm doch diese Traurigkeit aus meinem Herzen und lass den Trost aus deinem Worte mich erquicken: du habest mein Gebet und Flehen, welches ich für diese meine Leibesfrucht getan, gnädig erhöret, es sei mein Kind, kraft der Verheißung, die du dem Abraham und einem jeden gläubigen Christen gegeben hast, in deinen Gnadenbund dennoch eingeschlossen worden, weil du gesprochen: ich bin dein Gott und deines Samens nach dir; ja du könnest im Notfalle auch ohne die Taufe die Menschen selig machen. Jesu, liebster Heiland, der du ein herzlicher Kinder-Freund bist und sprichst: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes. Wie herzlich gern hätte ich mein liebes Kind in der heiligen Taufe zu dir kommen lassen und in deinen Gnadenschoß legen wollen, wenn solches nicht durch den so frühzeitigen Tod mir wäre verwehret worden. Ich weiß aber aus deinem göttlichen Munde, es sei nicht der Wille des Vaters im Himmel, dass jemand von diesen Kleinen verloren werde; und glaube festiglich, es habe Gott dieses mein Kind nicht zum ewigen Verderben erschaffen, du, o eingeborner Sohn Gottes, habest es mit deinem teuren Blut von Sünden abgewaschen und mit deinem Kreuzestod von der ewigen Todesgewalt erlöset, wollest dich also seiner Seele herzlich annehmen, damit sie nicht verloren gehe. Hast du dem bekehrten Schächer am Kreuz, der niemals des Sakraments der heiligen Taufe teilhaftig worden ist, das Paradies versprochen, warum hättest du nicht auch dieses Kind meines Leibes ohne Taufe in dein ewiges Reich versetzen können. Aber mein Heiland, stärke doch in mir den schwachen Glauben und gib, dass ich mich hiermit allezeit trösten und aufrichten kann. Herr Gott Heiliger Geist, du Gott der Geduld und des Trostes, vertreibe mit deinem Gnaden- und Trostlicht die finstern Wolken des Betrübnisses aus meiner Seele. Lass mich wohl betrachten die herrlichen Wohltaten, die Gott durch den Tod an meinem Kinde getan, dass er dasselbe so geschwind von der Last der Sünden und aller Mühseligkeit erlöset, aus dem Tode ins Leben, aus dem Elend in die Glückseligkeit, aus der Angst in die Ruhe geführt, die Seele zu der Gesellschaft der heiligen Engel aufgenommen und alsobald im Anfang ihres Laufes gekrönet hat. Hilf, dass ich in Betrachtung dessen bald meines Leides vergesse, und nicht traure, wie die Heiden, die keine Hoffnung haben, sondern mich mit einem gottseligen David gewiss in meinem Herzen versichert halte, dass, obwohl mein Kind nicht wieder in diese Welt zu mir kommt, so werde ich doch einstens zu ihm kommen und in himmlischer Ehre und Freude es wieder sehen; dafür aber dich samt Gott dem Vater und meinem Heiland Christo rühmen und preisen in alle Ewigkeit. Amen.

 

GEBET EINES MANNES, DER EINE BÖSE FRAU HAT. 

(Mich. Cubach 1655)

 

Herr Gott, himmlischer Vater! Ich weiß und bin gewiss, dass dieser Stand, darein du mich gesetzet, dir gefällig sei, und dass dir alles mein Tun und Leiden, in diesem meinem Stand und Beruf, ein angenehmes Opfer sei, von wegen deines lieben Sohnes, meines Erlösers und Seligmachers Jesu Christi, den ich ehre, liebe und bekenne. Nun siehest du, in was für Jammer und Elend ich stecke, und dass ich in solcher Gefahr stehe, daraus keine menschliche Hilfe mich erretten kann. Ich armer und betrübter Mann habe leider eine unglückliche Ehe mit meinem Eheweibe, wegen ihrer Halsstarrigkeit, Ungehorsam, Bosheit und Unfleiß in der Haushaltung, und fället mir über die Maßen schwer, in solchem Wesen mit meinem Ehegenossen in die Länge zu leben und zu hausen, denn ich habe doch keine fröhliche, ruhige und friedliche Stunde bei ihr, und muss besorgen, es werde dadurch meine ganze Haushaltung zu Grunde und zu Boden gehen. Derowegen klage ich dir solche Not mit betrübtem Herzen, und rufe dich flehentlich an, du wollest hierinnen ein notwendig, väterlich und gnädig Einsehen haben, solches bei Zeiten wenden, und meinem Eheweibe Gnade und Geist verleihen, dass sie mit rechter Vernunft und Verstand mir christlich beiwohne, sich freundlich, geduldig und sanftmütig jederzeit gegen mir erzeige, mich ehrlich liebe und wert halte, und nicht gar zu widerspenstig, strenge und ernsthaft gegen mich sei, damit dem argen bösen Feinde nicht Ursach und Anlass gegeben werde, noch mehr Uneinigkeit und Unfrieden zwischen uns anzurichten, dadurch wir in unserm Gebet und also in allem Segen und gedeihlicher Wohlfahrt zu Leib und Seele verhindert werden. Ach Herr! Lehre uns tun nach deinem Wohlgefallen, und dein guter Geist führe uns auf rechter Bahn, dass wir in rechter, unverfälschter, ehelicher Liebe einherwandeln, und sonderlich dem löblichen Hausfrieden nachjagen, eines dem andern etwas zu gute halte und nachgebe, damit wir in gutem Frieden und löblichem Wohlstande, als christlichen Eheleuten gebühret, unser Leben vollstrecken mögen, bis wir unsern Ehestand anhier aufgeben, und dort mit dir in deinem himmlischen Reich ewiglich leben, auch deine herrlichen Wundertaten rühmen und preisen mögen. Amen.

 

GEBET EINER FRAU, DIE EINEN BÖSEN MANN HAT. 

(Joh. Quirsfeld +1686)

 

Ach barmherziger Gott und Vater, du allwissender Herr, du kennest mein Elend besser, als ich dirs sagen und klagen kann, denn mein Ehegatte, den du mir einmal zugesellet, ist leider nicht also, wie es billig sein sollte, und habe ich mit ihm, wie dir wohl bekannt, mein schweres und fast tägliches Hauskreuz. Dass ich also nicht weiß, was ich in solchem elenden und betrübten Zustande soll anfangen, dieweil der leidige Satan mir meinen Ehestand solcher Gestalt mit meinem unartigen Ehegatten sehr sauer machet. Voneinander können wir nicht kommen, weil wir einmal von dir zusammengefüget sind, dass uns nichts, als nur allein der Tod, scheiden kann. Nun, ich wende mich zu dir, Herr mein Gott, ohne dessen Rat und Willen und ohne dessen Zulassung nichts geschehen kann. Ich muss bedenken, dass du mich mit der bösen Unart meines Ehegatten, als mit einem sonderlichen Kreuz willst züchtigen, so ich anderweit um dich wohl habe verschuldet. Aber gib mir doch Geduld dazu und hilf mir solche Last ertragen mit deinen liebreichen Vaterhänden. Lass uns auch nicht immer in solcher Widerwärtigkeit miteinander leben, sondern regiere das Herz meines Ehegatten, dass er anders werde, und sich also bezeige, wie einem frommen, christlichen Ehegatten zusteht und gebühret. Steure dem leidigen Eheteufel und andern bösen Mäulern, dadurch mein Ehegatte leider oft verführet wird; und pflanze rechtschaffene Gottesfurcht in sein Herz, auch ehrliche, aufrichtige Liebe gegen mich, damit wir hinfüro in Friede und Einigkeit beieinander wohnen, und unser Hauswesen und Nahrung also miteinander fortsetzen mögen, dass Gott und Menschen an uns ein Wohlgefallen haben. Segne auch uns von oben herab mit deinem himmlischen Segen, dass wir als gehorsame Kinder nach deinen Geboten wandeln und als die Gesegneten des Herrn sein und bleiben mögen, hier zeitlich und dort einmal auch ewiglich. Amen.

 

GEBET, WENN EIN EHEGEMAHL DAS ANDERE VERLASSEN HAT. 

(Mich. Cubach 1655)

 

Allmächtiger Gott! Ich klage dir meinen großen Schmerz, welchen ich mit Tränen nicht genugsam beweinen kann, wie mein Ehegemahl so treulos an mir worden und mich, ohne einige erhebliche Ursache, so schändlich verlassen; niemand weiß mir zu helfen oder zu raten, als du, mein getreuer Gott. So gib mir nun deine Gnade, dass ich dies schwere Hauskreuz als deine väterliche Züchtigung erkenne und mich deinem väterlichen Willen in kindlicher Demut unterwerfe. Du Herzenskündiger und Herzensregierer, siehest sein Herz, ist‘s noch zur Besserung zu lenken, ach, so regiere und lenke es, verknüpfe es wieder mit rechter, ehelicher Liebe und Treue mit meinem Herzen, dass wir noch, als rechten Eheleuten gebühret, dir zu Ehren beieinander wohnen mögen. Ist aber sein Herz nicht zu gewinnen, so nimm dich meiner an und versorge mich, wie du armen Witwen (Witwern) in deinem Wort versprochen hast, um deines hochwerten Namens Ehre willen. Amen.

 

GEBET EINES WITWERS. 

(Georg Schimmer +1695)

 

Herr, allmächtiger Gott, du Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, dessen Hand verwundet und heilet. Ich klage dir mit betrübtem Herzen mein unaussprechliches Leid und Jammer, indem du mir meine Augenlust, meine getreue Gehilfin, die Zierde meines Hauses, darauf sich mein Herz in allen meine zeitliche Wohlfahrt betreffenden Dingen verlassen konnte, durch den zeitlichen Tod von der Seite gerissen. Herr, siehe an mein Weinen, höre mein Seufzen und Wehklagen, flehe an meinen Jammer und Elend, und vergib mir alle meine Sünde. Wende dich zu mir, und sei mir gnädig, denn ich bin einsam und elend, die Angst meines Herzens ist groß, führe mich aus meinen Nöten. Heile mich, Herr, erquicke meine Seele, lass mich nicht in meinem Kummer verschmachten, lass mich nicht, und tue nicht von mir die Hand ab, Gott mein Heil. Ich bitte dich demütiglich, lass dein heiliges Wort meinen Trost sein, damit ich nicht vergehe in meinem Elende. Erhalte ferner, was du mir und den Meinen bisher gegeben, (erbarme dich der armen und unerzogenen Waisen), beschütze mein Haus und Hof, Hab, Ehr und Gut, gib mir getreu Gesinde, wende ab alle gefährliche Krankheit, Diebe, Räuber, Wasser- und Feuersnot, samt allem Unfall Leibes und der Seelen. Auf dich, Herr, traue ich, lass mich nimmermehr zu Schanden werden, sei du mein Trost, mein Schutz, meine Stärke, meine Hilfe, meine Freude, dass ich dich für deine Treue lobe und preise in Ewigkeit. Amen.

 

GEBET EINER WITWE. 

(Joh. Arndt +1621)

 

Ach du getreuer, hilfreicher, freundlicher und gnädiger Gott, der du dich selbst einen Vater der Waisen und Richter der Witwen genannt hast; einen Vater der Waisen, dieweil sie keinen Vater auf Erden haben, der sie so herzlich liebet als seine leiblichen Kinder, der so emsig und fleißig für sie sorgt, als ein leiblicher Vater, der ihnen ihre Notdurft schaffet als ihr Vater, der sie erziehet, sie tröstet, sich über sie in Krankheit und Elend erbarmet, wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmet. Dieses freundliche und holdselige Vateramt hast du dich erboten auf dich zu nehmen, darum wirst du es auch an mir, an meinen und allen armen Waisen ganz väterlich und treulich verrichten, meine und alle armen Waisen väterlich lieben, versorgen, ernähren, erziehen, sie trösten und dich über sie als ein herzlicher Vater erbarmen. Einen Richter der Witwen hast du dich genannt, weil dieselben viel von der ungerechten Welt leiden müssen, und keinen Schutz noch Trost haben, und als Elende, Trostlose, Verlassene alle Wetter müssen lassen über sich ergehen. Darum bitte ich dich demütiglich, weil du gesagt hast: Der Herr, der dich gemacht hat, ist dein Mann, der aller Welt Gott genannt wird; du wollest auch mich, als eine Trostlose und Verlassene, in deinen allmächtigen Schutz nehmen, und nicht zugeben, dass mir Gewalt und Leid von der bösen Welt geschehe; sondern mich und mein betrübtes Haus verwahren und umschränken mit deiner heiligen Verheißung: Du sollst die Witwen nicht beleidigen. Sie werden zu mir schreien und ich werde ihr Gebet erhören und dein Weib zur Witwe und deine Kinder zu Waisen machen. Lass dein Wort eine starke Mauer um mich und meine armen Waisen her sein. Erwecke fromme Herzen, die da bedenken, dass ein reiner und unbefleckter Gottesdienst sei, Witwen und Waisen in ihrem Trübsal besuchen, das ist, mit Rat, Hilfe und Trost besuchen. Behüte mich, lieber Vater, vor den Lügenmäulern und falschen Zungen. Gib mir deine Gnade, dass ich in dieser meiner Einsamkeit meine Hoffnung auf dich allein setze, an dir alle meinen Trost habe, dich mit wahrem Glauben und starker Zuversicht ergreife. Du wollest auch mein Mehlkästlein segnen, und nicht lassen leer werden, wie der Witwe zu Sarepta, die den Propheten Eliam aufnahm; und mein Ölkrüglein nicht lassen zerrinnen und vertrocknen, wie der armen Witwe geschah, welche nach des Propheten Elija Segen aus ihrem Ölkrüglein alle ihre Gefäße füllete, und allein durch Gottes Wort und Segen mit ihren Kindern ernähret und erhalten wurde; auf dass ich erkenne, dass du mein Vater, Erhalter, Trost und Schutz bist, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, unsern Herrn. Amen.

 

GEBET EINER HEBAMME. 

(Mich. Cubach 1655)

 

Herr, allmächtiger Gott, du wunderbarer Schöpfer der Menschen! Ich danke dir, dass du mich auch zu einem Werkzeuge deiner göttlichen Kraft und Macht verordnet und mir den Beruf gegeben hast, dass ich den mit Leibesfrucht gesegneten Frauen in ihrer Entbindung beistehen und über der Geburt ihnen förderlich und dienlich sein solle. Daneben aber bitte ich dich auch, du wollest deine Gnade dazu verleihen, dass meine Berufsarbeit jederzeit glücklich und wohl möge verrichtet, und mit Freuden möge vollendet werden. Lieber Gott! Lass mich ja nichts verfehlen, das in solchen Fällen von Nöten ist, damit niemand versäumet, und Mutter oder Kind am Leben gefährdet werde. Der du selber die Kinder im Mutterleibe bildest, und bis an die Zeit ihrer Geburt darinnen erhältst, ach, lege auch deine Hand selbst mit an, wenn sie jetzt sollen geboren und an das Tageslicht gebracht werden, dass unsere Arbeit desto besser wirken möge. Lass mich alles mit gutem Bedacht und Verstand tun, damit ich weder mit Worten, noch mit Werken möge beschwerlich werden. Lass mich nicht, ehe die Zeit kommt, die Kreißerinnen veranlassen zu arbeiten, dass sie unnötig ermüdet werden, und dann zu rechter Zeit keine Kraft mehr haben. Auch lass mich nicht mit harten, sondern sanften, gelinden und freundlichen Worten gegen jedermann verfahren, dass man sich nicht über mich zu beschweren habe. Behüte mich vor starkem Trinken, dass ich nicht, damit überfüllet, unverantwortliche Fehler begehe. Heimliche Zauberei, Aberglauben und Missbrauch deines göttlichen Namens lass ferne von mir sein. Wenn es auch je zuweilen hart hergehet, lass mich nicht ungeduldig darüber werden, oder etwa gar die Leute verlassen, um zu andern zu laufen, wo mehr Verdienst zu hoffen ist; sondern Armen und Reichen mit gleicher Willfährigkeit dienen, weil es nicht um meinen Gewinn, sondern um Erhaltung der Mutter und des Kindes zu tun ist. Und wenn dann das Kind zur Welt geboren ist, so lass mich nichts an ihm versäumen, was zu seiner geistlichen Wiedergeburt gehöret, und mich ja der Nottaufe nicht mutwillig unterfangen, damit deine Ordnung nicht verrücket werde. Allerliebster Herr und Gott! Lass mich in allem meinen Tun christlich, gottesfürchtig, züchtig, voll heiligen Glaubens, im Gebet und rechtschaffener Andacht erfunden werden, damit das Werk, das ich vorhabe, desto glücklicher und gesegneter sein. möge. Amen, Amen.

 

GEBET EINES KAUFMANNS. 

(Joh. Eichorn +1564)

 

O Herr, der du rechtmäßige Händel und Gewerbe dir wohl gefallen lässt, und mich zum Kaufmannsstande berufen hast, ich bitte dich, du wollest mir verleihen, dass ich mich mit Fleiß in deiner Furcht halte, und ja nicht zu weit greife, und meinen Bruder vervorteile, sondern mit dem zeitlichen Gut recht handle im Kaufen und Verkaufen. Behüte mich, dass ich meinem Nächsten nicht vorsätzlicher Weise Unrecht oder Schaden tue, noch mein Gut mit Wucher oder Übersatz mehre, und noch dazu trotze, sondern, was ich will, dass mir geschehe, ich hingegen auch andern Leuten tue. Bewahre mich vor der leidigen Geldseuche, dass ich nicht das Zeitliche mehr als dich, der du bist mein höchstes Gut, liebe, und durch unordentliche Mittel mich zu bereichern begehre, auf dass ich nicht falle in Versuchung und Stricke und viel törichter und schädlicher Lüste, welche versenken die Menschen ins Verderben und Verdammnis. Gib, dass ich mich begnügen lasse, und vielmehr das gegenwärtige Gut brauche, denn nach andern gedenke. Regiere mich, dass ich mir zuvörderst Schätze im Himmel sammele und am ersten nach deinem Reiche und seiner Gerechtigkeit trachte, auf dass mir nichts mangele an irgend einem Gut in Christo Jesu. Amen.

 

GEBET EINER ALTEN PERSON. 

(Krone der Alten, ohne Jahr)

 

Herr Gott, unsere Zuflucht für und für, unser Leben und langes Alter, in dessen Händen unsere Zeit stehet, siehe, es sind die Jahre mir kommen, davon ich sagen möchte, sie gefallen mir nicht. Sintemal meine Kräfte in diesem meinen hohen Alter merklich abgenommen, und allerhand Beschwernisse und Schwachheiten sich sehr gehäufet haben, dich bitte ich demütiglich, nachdem du mich vom Mutterleibe so gnädiglich und väterlich geführet, und bis hie her von Jugend an meine Hoffnung gewesen bist, du wollest mich ja nun im Alter nicht verlassen, da ich grau und schwach geworden bin, sondern ferner bis an meines Lebens seliges Ende mich heben, tragen und erretten. Insbesondere aber bitte ich dich, o gnädiger Vater, du wollest mit deinem heiligen und guten Geist mich regieren und führen, dass ich die noch übrige Zeit meines Lebens mit christlichem Wandel, und Beten und Seufzen, dir ganz ergeben und zum seligen Ende je mehr und mehr mich christlich bereiten möge, auf dass, wenn heut oder morgen meines Lebens Ziel kommet, ich mit dem alten Simeon meine Friedefahrt halten, und aus dieser Welt zum ewigen Leben abscheiden möge. Amen.

 

GEBET BEI WAHL EINES BERUFS. 

(Mich. Cubach 1655)

 

O weiser und frommer Gott, der du unter deinen Kreaturen alles in Zahl, Maß und Gewicht geschaffen, sonderliche Stände verordnest hast, und willst, dass der Mensch in einem gewissen Berufe lebe, und auf seinen Wegen gehe, du hast auch zugesagt, demselben Glück und Segen zu verleihen. Nachdem ich denn meine Jahre erreicht, und gesonnen bin, in einen gewissen Stand zu treten und etwas Redliches darinnen zu ergreifen, damit ich einmal mich und die Meinen ehrlich nähren und mit gutem Gewissen und deinem Segen fortbringen könne; und aber in niemandes Macht und Vermögen steht, wie er wandeln soll, sondern du musst ihn beraten: so bitte ich dich kindlich, gib mir, dass ich erstlich meines Herzens Gedanken zu dir richte, ehe ich hierinnen etwas vornehme und anfahe. Lass mich deinen Willen durch das Gebet erforschen, und mit dir Rat schlagen, und Rat nehmen, dass ich darnach erwähle, was recht ist und dir wohlgefällt. Lass mich auch anderer guter und verständiger Leute Rat hören, und nicht verachten, und ja nicht etwas über mein Vermögen vornehmen. Sonderlich aber regiere mein Gemüt, dass ich in diesem Vorhaben mehr sehe auf deine göttliche Ehre und meines Nächsten Nutzen, als auf eigene Ehre, eingebildeten Reichtum und andere Eitelkeiten, und erkenne, was gut oder böse, löblich oder schändlich sei. Wann ich nun in meinem Vorhaben schlüssig sein und einen gewissen Lebensberuf erwählt haben werde: so gib dazu dein göttliches Gedeihen, und regiere mich mit deinem Geiste, dass all mein Tun und Lassen einen christlichen Anfang, glücklichen Fortgang und seligen Ausgang gewinnen möge, um Jesu Christi willen. Amen.

 

GEBET, WENN EINER EIN GESCHÄFT ANFÄNGT. 

(Georg Schimmer +1695)

 

Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen und erzähle alle deine Wunder, ich freue mich und bin fröhlich in dir und lobe deinen Namen, du Allerhöchster, dass du nicht allein von Kindesbeinen an mit mir gewesen und mich behütet auf meinen Wegen, sondern mir auch allezeit Brot zu essen und Kleider anzuziehen gegeben hast, und noch überdies mich bis hieher gebracht, dass ich nun hier selbsten mein Gewerb treiben und der zeitlichen Nahrung warten soll. Ach, lieber Gott! Ich bin zu gering aller Treue und aller Barmherzigkeit, die du mir tust, bevoraus, wenn ich gedenke an die Sünden meiner Jugend, und wie ich deine Gebote zurückgeworfen und nicht, wie ich gesollt, dich allezeit vor Augen gehabt. O, wie groß ist deine Güte über mich gewesen, dass du mir bisher geholfen und mich nicht aus dem Lande vertrieben, dass ich um meiner Sünden willen unstet und flüchtig sein müssen auf Erden, sondern mir vielmehr Ort und Stelle angewiesen, da ich im Lande bleiben und mich ehrlich nähren kann. Nun ich fange, mein lieber Gott, diesen meinen Beruf und Nahrung in deinem Namen an und will auch auf dein Wort das Netz auswerfen. Segne du mich nur mit Segen oben vom Himmel herab und lass dir hinfort die Werke meiner Hände befohlen sein. Sende mir Hilfe von deinem Heiligtum und stärke mich aus Zion. Fördere von nun an das Werk meiner Hände, ja das Werk meiner Hände wollest du fördern, damit ich etwas Redliches schaffe und zu geben habe den Dürftigen. Und weil zum Laufen nicht hilft schnell sein, zur Nahrung nicht hilft geschickt sein, zum Reichtum nicht hilft klug sein, sondern es liegt alles an der Zeit und Glück, so zeige mir selbst bequeme Zeit und Gelegenheit und verleihe mir Glück und Fortgang, dass ich meine Sachen recht ausrichten und alles, was ich tue, wohl geraten möge. Lass deine Furcht allezeit in meinem Herzen und vor meinen Augen sein, dass ich niemand Gewalt und Unrecht tue, noch einige Missetat in aller meiner Arbeit gefunden werde. O, du Vater des Lichts, von welchem alle gute und vollkommene Gaben von oben herab kommen, gib mir auch zu diesem meinem Beruf Gesundheit, Segen und Leben, damit ich desto eher meinen Zweck erlangen und, was du mir befohlen, verrichten kann. Und ob es mir schon ein wenig sauer werden sollte in meiner Nahrung, so lass mich es doch nicht verdrießen, sondern bedenken, dass es dein Wille ist, dass ich und alle Menschen im Schweiß unseres Angesichts unser Brot essen sollen. Hilf, dass ich nicht irdisch gesinnt sei und mein Herz mit Sorgen der Nahrung beschwere, sondern am ersten trachte nach deinem Reiche und deiner Gerechtigkeit, ja nach dem, was droben ist, da Christus sitzet zur Rechten Gottes; so weiß ich, dass, was das Zeitliche betrifft, es nach deiner milden Güte mir werde zufallen und ich keinen Mangel haben soll an irgend einem Guten. Nun, Herr, hilf, o Herr, lass wohl gelingen. Amen.

 

GEBET EINES SOLCHEN, DEN GOTT MIT IRDISCHEN GÜTERN GESEGNET HAT. 

(Christian Scriver +1693)

 

O mein gütigster und barmherzigster Gott, dein heiligster Name sei gelobet, dass du mich, unwürdigen Menschen und Sünder, mit allem Überfluss zeitlicher Güter angesehen und bescheret hast. Was habe ich mehr um dich verdient, als andere neben mir, die in Mangel und Dürftigkeit ihr elendes Leben kümmerlich führen und zubringen müssen? Weil ich aber in deinem heiligen Worte, nicht ohne Bewegung meines Herzens, finde und lese, dass ich bei meinem Reichtum in großer Gefahr, meine Seele zu verlieren, lebe, indem dein liebster Sohn selber spricht: dass ein Reicher schwerlich ins Himmelreich kommen werde, und dass es leichter sei, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn dass ein Reicher ins Reich Gottes komme; so erschrecke ich hierüber von Herzen, und möchte wünschen, der Allerärmste auf Erden zu sein. Es tröstet mich aber, dass eben mein Jesus bald darauf hinzu tut: bei den Menschen sei es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich. Darum so bitte ich dich, mein Gott, von ganzem Herzen, in tiefster Demut, um Jesu Christi teuerstes Verdienstes und Blutes willen, du wollest mir Gnade und Barmherzigkeit erzeigen, dass ich bei meinem Reichtum, den du mir zu meiner Verdammnis nicht wirst gegeben haben, nicht ewig verloren werde. In deinen heiligen Willen stelle ich es, mein Gott, ob du mich bei dem, was ich durch Erbschaften, Heiraten, Handlungen und so fort, vermittelst deines göttlichen Segens, empfangen habe und besitze, ferner lassen und erhalten, oder alles, wenn es mir an meiner Seligkeit hinderlich und schädlich sein sollte, hinwegnehmen, und mich lieber blutarm, doch dabei selig machen wollest. Denn was hülfe es mir, so ich die ganze Welt gewönne, und nähme Schaden an meiner Seele, und was könnte ich geben, meine Seele wieder zu erlösen? Es ist gewiss lauter nichts, ob mich gleich alle Welt glückselig preiset, und ich mich selbst sehr vergnügt in meinem Zustand befinde! Wenn mich nicht deine allgewaltige Hand und große Güte aus den Netzen des Satans errettet, und vor der Hölle bewahret, so bin ich der Allerunglückseligste, und wäre besser, dass ich nie einen Groschen in der Welt gehabt hätte, ja, dass ich nie geboren wäre. Darum bitte ich nochmals, durch deine Barmherzigkeit und durch meinen Herrn Jesum Christum, der mich so teuer erkauft hat, lass mich durch deinen Heiligen Geist in meinem Herzen meiner Seelen ewige Seligkeit vergewissert sein. Würdige mich deines heilsamen Kreuzes, dass sich ein geistlich armes, zerbrochenes und demütiges Herz bei mir finde. Sei du mein allerhöchstes, einiges Gut, dass ich dich über alles herzlich liebe, und aus Liebe zu dir auch meinen armen Nächsten Liebe erweise, auch der Heiligen Notdurft annehme, und zu den Werken der Barmherzigkeit willig sei. Fället mir denn aber Reichtum zu, dass ich mein Herz nicht daran hänge, sondern an dir, mein Gott, an deiner Furcht, Anbetung, Lob und Preis, mehr Freude und Trost als in allen zeitlichen Gütern suche und finde, erhöre und gewähre mir dieses, du Vater der Barmherzigkeit, und Gott, reich über alles, um Jesu Christi, meines Seligmachers willen. Amen.

 

GEBET EINES SEEFAHRENDEN IM STURM. 

(Joh. Embdenius +1660)

 

Allmächtiger Gott, du Gott der Gerechten, der du das Meer und Trockne gemacht, und alles in deiner Hand hast, und erregst einen Sturmwind, der die Wellen erhebet, dass man mit dem Schiffe jetzt gen Himmel und dann in den Abgrund fähret, dass man davon taumelt und wanket wie ein Trunkener, und keinen Rat mehr weiß, wie der Heilige Geist redet. In solcher großen Not und Gefahr sind wir jetzt auch in dieser unserer Schifffahrt. Weil du nun gesagt: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten,“ so halten wir dir in unsrer großen Not, daraus uns keine Kreatur erretten kann, als du allein, auch mit gläubigem Herzen vor dein Wort, und bitten dich demütiglich, du wollest nach deiner großen Barmherzigkeit deine Allmacht sehen lassen, Wind und Meer bedrohen, dass es ganz stille werde, vor Schiffbruch und Schaden uns gnädiglich behüten, mit deiner Gnadenhand ob uns halten und walten, aus dieser Gefahr uns gnädiglich erlösen: so wollen wir deinen Namen rühmen unser Leben lang, dieser Wohltaten nimmer vergessen, unser Leben auch bessern, und hinfüro nach deinem heiligen Wort anstellen. Ach Herr, sei uns gnädig, und vergib uns unsre Sünde um Jesu Christi willen. Ach hilf uns, oder wir verderben! Ach Herr, erlöse uns um deiner Güte willen! Sollte es aber dein Wille sein, unser Leben hier zu enden, so verleihe uns christliche Geduld, erhalte uns im wahren Glauben, und gib uns das Ende des Glaubens, das ist der Seelen Seligkeit. Herr, sei bei uns! Verlasse uns nicht! Du kannst aus dem Tode erretten; so kannst du auch aus dieser Gefahr erlösen! Erhöre uns, erhöre uns, erhöre uns, Herr Gott Vater, um Jesu Christi willen! Herr Jesu, um deiner heiligen fünf Wunden willen! Herr Gott, Heiliger Geist, um deiner Güte und Gnade willen! Hilf uns, Herr Gott Vater! Hilf uns Herr Gott Sohn! Hilf uns, Herr Gott Heiliger Geist um dein selbst, um deines Namens Ehre und um deiner grundlosen Barmherzigkeit willen. Amen.

 

GEBET EINES PREDIGERS. 

(Joh. Habermann +1590)

 

O getreuer Gott, barmherziger Vater, der du mich armen unwürdigen Diener zum heiligen Predigtamt berufen, und zu einem Menschenfischer gesetzt hast, dass ich viele Seelen zum Himmelreich fahen soll, und mich durch ordentliche Mittel zu diesem meinem Pfarrvolk, das Evangelium zu verkündigen, ausgesondert hast: Ich bitte dich, du wollest mich untüchtigen Menschen mit deiner Gnade tüchtig machen, zu führen das Amt des Neuen Testamentes, auf dass ich ein treuer Diener und Haushalter über deine göttliche Geheimnisse sei und meinem Amte wohl vorstehe, nicht gezwungen, sondern willig, nicht um schändlichen Gewinnes willen, sondern von Herzensgrund, aus Liebe deines heiligen Namens, und dass ich meine anbefohlenen Schäflein mit heilsamer Lehre treulich weide, der Schwachen warte, die Kranken heile, das Verwundete verbinde, das Verirrete wieder hole, und das Verlorene suche, und die, so von einem Fehl übereilt sind, wieder zurecht bringe mit sanftmütigem Geist. Sende mir deinen Heiligen Geist, der mir Mund und Weisheit gebe, zu reden, und dein Wort unterschiedlich zu teilen. Lass mich nicht ein leer Instrument und Werkzeug deiner Gnade sein, sondern wirke du durch mich kräftiglich und gib das Gedeihen reichlich. O lieber Gott, du hast mich zum Wächter gesetzt über dein Volk: hilf, dass ich den Gottlosen warne, und die Übertreter deine Wege lehre, dass sich die Sünder zu dir bekehren, und ihrer viele zu deinem Reiche gewonnen werden. Verleihe auch, dass ich deinem Worte gleichförmig und gemäß lebe, und ein Vorbild werde der Herde, auf dass ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde, auf dass ich nicht mit unchristlichem Wandel Ursach gebe den Feinden, deinen Namen zu lästern, oder sonst Ärgernis anrichte. Gib mir und allen meinen Zuhörern deinen Heiligen Geist, dass wir dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen, im rechten wahren Glauben, Furcht und Liebe wachsen und in fester Hoffnung mit bußfertigem Herzen beständig bis an unser Ende verharren, und also miteinander die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen, wenn erscheinen wird der Erzhirt, Jesus Christus, unser Heiland, welcher mit dir lebet und regieret in Einigkeit des Heiligen Geistes, in Ewigkeit. Amen.

 

GEBET EINES SEELSORGERS IN PESTZEITEN. 

(Hartmann +1684)

 

Herr, allmächtiger Gott, es ist ja böse und gefährliche Zeit, und nimmt die auffallende Seuche unserer Sünden halben täglich überhand; weil aber der verflucht ist, der dein Werk lässig treibt (Jer 48,10), und ich Amts halben als ein Hirt billig bei meinen Schafen stehe, so bitte ich dich, du wollest mir armen Sünder gnädig sein und mich behüten, wie einen Augapfel, mich beschirmen unter dem Schatten deiner Flügel. Herr, du hast meinen Odem und alle meine Wege in deiner Hand, und sendest die Engel als dienstbare Geister aus zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit, wie du Daniel mitten unter den Löwen, Jonas im Bauche des Walfisches, Aaron, David und Jesaias in der grausamen Pestilenz mitten unter den Toten und Lebendigen erhalten, ach Herr, stehe mir auch bei in diesen meinen Nöten, befiehl deinen Engeln über mir, dass sie mich behüten auf allen meinen Wegen, dass mir kein Übels begegne und keine Plage zu meiner Hütte sich nahe. Gib mir Herz und Mut und den Geist des Rats und der Stärke, dass ich nicht erschrecken müsse vor dem Grauen des Nachts, vor der Pestilenz, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die im Mittag verderbet, und hilf, dass ich als ein treuer Diener die Waffen meines Amts, nämlich das Gebet, redlich gebrauche, und also für die Meinigen streite, und sonst unerschrocken tue, was mir Amts halben befohlen, und mein Leben wie eine Beute davon bringe. Herr, du bist meine Stärke und Kraft, meine Zuflucht in der Not, du bist bei mir, dass du mir helfest und mich errettest, ob tausend fallen zu meiner Seiten und zehntausend zu meiner Rechten, so wird es doch mich nicht treffen. Auf dieses dein mir versprochenes Geleit traue ich von Herzen; denn deine Wahrheit ist Schirm und Schild. Wenn es aber ja anders von dir beschlossen, und es sollte die Reihe jetzund an mich auch kommen, und ich meine Hütte ablegen, wie es denn ohne das ein Ende mit mir haben muss, und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss, denn meine Tage sind einer Hand breit bei dir und mein Leben ist wie nichts vor dir; so geschehe, Herr, dein Wille. Hilf nur, dass ich im Glauben lauter und unanstößig bleibe, das Ende desselbigen, der Seelen Seligkeit davon bringe, und lasse dir die Meinigen befohlen sein, du Richter der Witwen und Vater der Waisen, um Jesu Christi willen. Amen.

 

GEBET EINES LEHRERS. 

(Mich. Cubach 1655)

 

Barmherziger, gnädiger Gott und Vater, ich danke dir von Herzen, dass du mich nach deinem gnädigen Willen und Wohlgefallen in dieses Amt gesetzet hast, dass ich deine Lämmer weiden, und die mit deines lieben Sohnes teurem Blute erkauften Kinder zu allem Guten anführen soll. Ich bitte dich demütiglich, regiere mein Herz mit deinem Heiligen Geiste, auf dass ich früh und spät mit schuldigem Fleiß und Ernst all mein Tun und Lassen, Wissen, Wollen und Können also einrichte, damit alle meine Untergebenen täglich mögen zunehmen an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen, und in wahrer Gottseligkeit, Frömmigkeit und Geschicklichkeit mögen wachsen als die schönen, an den Wasserbächen deines heiligen Wortes gepflanzten Bäume zu deines Namens Lob und Preis und ihrer ewigen Seligkeit. O mein Gott und Vater, schenke allen diesen deinen Kindern deinen Heiligen Geist, gib ihnen ein gehorsames Herz, und dabei beständige Gesundheit, Weisheit, Verstand und gut Gedächtnis, dass Gott und Menschen an ihnen ein herzliches Wohlgefallen haben, und sie fleißig studieren, löblich zunehmen, sich christlich und wohl verhalten, und mit der Zeit in nützlichen Verrichtungen und Zuständen wohl gebraucht werden mögen. Ach lass ja keinen von ihnen verloren werden, lass mich an keinem einzigen eine Unehre oder Schande, sondern an allen und jeden ferner Ehre und Freude, nach deinem väterlichen Willen und Wohlgefallen, zu deiner Ehre und ihrer ewigen Seligkeit, erleben, damit ich sie dir am jüngsten Tage fröhlich vorstellen und sagen möge: Hier bin ich und die Kinder, die du mir gegeben hast! Das verleihe mir Gott der Vater, durch Jesum Christum, in Kraft des Heiligen Geistes. Amen.

 

GEBET EINES STUDENTEN DER THEOLOGIE. 

(Christian Scriver +1693)

 

Mein Gott, ich habe bisher nach Weisheit, Wissenschaft, Künsten und Sprachen getrachtet, gib du mir ferner Gnade, dass ich meinem Vorhaben mit Ernst und Eifer nachsetze und meine Zeit wohl anwende. Lass mich wohl bedenken, welch eine schwere Verantwortung ich haben werde, wenn ich die beste Blüte meines Alters mit Müßiggang, Saufen, Fressen, Tanzen, Spielen und andern sündlichen Torheiten hinbringe, der Eltern Schweiß und Blut verschwende und die Hoffnung meines Vaterlandes zunichte mache. Lass mich auch daneben bedenken, dass es nicht genug sei, wenn ich meine natürliche Gabe wohl anlege und mich in allerlei Wissenschaften übe und fertig mache, sondern, wenn ich alles weiß, was mich die Welt lehren kann, dass das Vornehmste dennoch übrig, nämlich die himmlische Weisheit, die seligmachende Erkenntnis Jesu Christi, die Kunst des Glaubens, das Gesetz der Liebe, die Übung der Gottseligkeit, die Wissenschaft, selig zu sterben. Mit den andern Dingen kann ich mich bei der Welt beliebt machen, außer diesen aber kann ich dir, meinem Gott, nicht gefallen. Was hilfts mir aber, wenn ich der Welt gefalle und vor dir ein Greuel bin? Darum bitte ich dich demütiglich im Namen Jesu Christi, du wollest mit deinem himmlischen Gnadenlicht mein Herz erleuchten, meinen Fleiß und Arbeit heiligen und segnen, und mich, nach deinem Wohlgefallen, zu deinem heiligen Dienst bereiten. Gib, dass ich mich befleißige, ein gut Gewissen allenthalben, beide gegen dich, o Gott, und den Menschen zu haben, dass ich in deiner göttlichen Furcht wandele, mich meines Taufbundes öfters erinnere, in Demut, Sanftmut, Keuschheit und Mäßigkeit lebe und mich unbefleckt behalte von dem heutigen gottlosen Wesen der Welt. Ich bin einer von den Nasirenern deiner Kirche, ein Verlobter Gottes zu deinem heiligen Dienst ausgesondert. Ich bin ein junger Baum, von welchem so viel einfältige Seelen dermaleinst viel Früchte der Lehre, des Trostes und Erbauung hoffen. Derowegen, mein Gott, gib mir ein erneuertes, erleuchtetes, gottseliges Herz, dass ich mich eines heiligen Wandels befleißige. O Gott, mein Vater und Herr aller Güte, gib mir die Weisheit, die stets um deinen Thron ist, denn ich bin ein schwacher Mensch und kurzes Lebens, und zu gering am Verstand des Rechts und Gesetzes, und wenn gleich einer unter den Menschen vollkommen wäre, so gilt er doch nichts, wenn er ohne die Weisheit ist, die von dir kommt. Sende sie herab von deinem heiligen Himmel und aus dem Thron deiner Herrlichkeit, sende sie, dass sie bei mir sei, und mit mir arbeite, dass ich erkenne, was dir wohlgefalle. Ist es auch dermaleinst, mein Vater, dein göttlicher Wille, dass du mich in einen gewissen Stand setzen, oder auch, worauf ich denn, durch den innerlichen Trieb deines Heiligen Geistes, meine Gedanken und Studia gerichtet, in deiner Kirche dir zu dienen, schicken willst, so mache mich auch vollends dazu geschickt. Ich weiß, o allmächtiger Gott, dass du in deinem ewigen allweisesten Rat allbereit die Zeit, den Ort und die Gelegenheit versehen hast, darum so lass ferne von mir sein, dass ich dir solche bestimme und vorschreibe, oder auch durch solche Mittel, die die heutige Welt beliebet, und die von dir selbst also genannten Läufer gebrauchen, dir aber und deinem heiligen Wort nicht gemäß, sondern zuwider sind, dazu gelangen möge und mich nicht der Welt deswegen gleichstelle und mich nach ihrem Sinn füge. Sende mich, wo du hin willst, nur gib, dass deines hochheiligen Namens Ehre und meine und aller, die mich hören, Seligkeit befördert werde. Lass mich alsdann sein voll Kraft und Geistes, voll Rechts und Stärke, voll lebendigen Erkenntnisses, voll Glaubens, voll Liebe, voll gottseligen Eifers, voll himmlischer Weisheit, voll Gottseligkeit, Demut, Sanftmut, Keuschheit, Mäßigkeit und anderer Tugenden, dass ich werde und sei eine neue Kreatur in Christo, ein wahrhaftig erleuchteter, bekehrter und heiliger Mann, ein Vorbild der Gläubigen im Wort, im Wandel, in der Liebe, in der Geduld, dass ich das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen habe, und also die Lehre Gottes unsers Heilandes in allen Stücken zieren könne. Amen.

 

GEBET EINER OBRIGKEITLICHEN PERSON. 

(Georg Schimmer +1695)

 

O Gott, mein Vater, und Herr aller Dinge, der du alle Dinge durch dein Wort gemacht, und den Weisen bereitet hast, dass er herrschen soll über die Kreatur, so von dir gemacht ist, dass er die Welt regieren sollte mit Heiligkeit und Gerechtigkeit, und mit rechtem Herzen richten, du hast unter andern auch mich erwählet zum Regenten über dein Volk, zum Richter über deine Söhne und Töchter: ich bin aber ein schwacher Mensch, und kurzes Lebens, und zu gering im Verstande des Rechts und Gesetzes, und weiß weder meinen Eingang noch Ausgang. Ja, wenn gleich einer unter den Menschenkindern vollkommen wäre, gilt er doch nichts, so er ohne die Weisheit ist, so von dir kommt. Darum flehe ich vor deinem Angesichte von ganzem Herzen, und rufe dich an mit meinem Gebet, denn du allein gibst Weisheit, und aus deinem Munde kommt Erkenntnis und Verstand, du bist groß von Rat und mächtig von Tat. So lass nun über mir ruhen den Geist des Herrn, den Geist der Weisheit und des Verstandes, den Geist des Rats und der Stärke, den Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Verleihe deinem Knechte ein gehorsames Herz, dass er dein Volk richten möge, und verstehen, was gut und böse ist. Gib mir Weisheit und Erkenntnis, dass ich vor diesem Volk ein- und ausgehe, und demselben vorstehe, wie sichs gebühret. Sende die Weisheit herab von deinem heiligen Himmel, und aus dem Throne deiner Herrlichkeit, sende sie, dass sie bei mir sei und mit mir arbeite, dass ich erkenne, was dir gefalle; dass ich verstehe Gerechtigkeit und Recht, Frömmigkeit und allen guten Weg, und dich mit Ernst fürchte. Beschirme mich vor Hoffart, dass ich sie weder in meinen Worten, noch in meinem Herzen lasse herrschen, dieweil sie der Anfang ist alles Verderbens, denn du willst, dass auch ein König sein Herz nicht erheben soll über seine Brüder. Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen, und nicht zum Geiz, damit ich nicht Geschenke nehme, und das Recht beuge, und dadurch den Weg der Elenden hindere, sondern dass ich den Armen gerne höre, und ihm freundlich und sanft antworte; dass ich Recht schaffe den Armen und Waisen, und helfe dem Elenden und Dürftigen zum Recht; dass ich keine Person im Gericht ansehe, sondern den Kleinen höre, wie den Großen, und vor niemands Person mich scheue, dieweil das Gerichtamt dein ist, und wir solches nicht den Menschen, sondern dir halten, der du mit uns im Gerichte bist. Hilf, dass die Lügner bei mir nicht gedeihen, welche der Wahrheit widerstehen, und Tücke erfinden, zu verderben die Elenden mit falschen Worten, und dadurch der Gottlosen Sache gut machen, dass ihr Recht erhalten wird. Lass mich also tun in der Furcht des Herrn treulich und von rechtem Herzen, so wird dir mein Werk angenehm sein und werde dein Volk recht richten. Herr Gott, verleihe, dass wir und alle Obrigkeit, so von dir verordnet ist, Land und Leute mit Rat und Verstand der Schrift, und im Frieden regieren, und stets an den Namen des Herrn gedenken. Hilf auch, dass dein Volk untertan sei aller menschlichen Ordnung um deinetwillen, und mit rechtschaffenen Herzen aufrichtig wandele, und für uns bete, auf dass sie also ein geruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Segne uns, o unser Gott, und mehre unsere Grenzen; lass deine Hand mit uns sein, schaffe es mit dem Übel, dass es uns nicht kümmere. Herr, lass kommen, was ich bitte. Ich hoffe auf dich, du Allerhöchster, darum werde ich durch deine Güte fest bleiben. Dir, als dem König aller Könige, und Herrn aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, sei Ehre und ewiges Reich. Amen.

 

GEBET EINER RICHTERLICHEN PERSON. 

(Joh. Heermann +1647)

 

Herr, allmächtiger Gott, der du unter den Göttern Richter bist, fromme und getreue Richter gibst, und auch hinwegnimmst, durch deine göttliche Vorsehung bin ich von Mittelspersonen dazu erwählet und berufen, dass ich das Recht aussprechen, und alle Uneinigkeit und Irrungen, die zwischen Bruder und Bruder, Freund und Freund, und also zwischen einem jeden und seinem Nächsten vorfallen, entscheiden und richtig machen soll: Herr, ich erkenne mein Unvermögen und meinen Unverstand, mache du mich, du Gott des Gerichtes, tüchtig zu diesem Amt, verleihe mir Verstand und gib mir einen Mut, dass ich den Kleinen, wie den Großen, und den Armen, wie den Reichen höre und richtig antworte, dass ich den unbewussten Sachen wohl nachforsche, und sie recht erfahre, ob es so sei, wie ich berichtet werde, oder ob es nicht so sei, dass ich es wisse, dass ich keine Person im Gerichte ehre, ansehe, achte und vorziehe, dass ich mich vor keiner Person scheue, nach Recht zu strafen, oder jemand durch die Finger sehe. Du gerechter Richter, der du Herzen und Nieren prüfest, und einem jeden ins Herz siehest, einem jeglichen däucht sein Weg recht sein, aber du Herr allein machst die Herzen gewiss, leite mich in deiner Furcht, die weislich tun macht in allen Sachen. Lass mich Gerechtigkeit und Wahrheit lieben, dem Geize feind sein, dass mich die Geschenke nicht blenden, das Recht zu beugen, gerechte Sachen unrecht zu machen, und jemand mit Unrecht zu verdammen, dass ich nicht, wie die Richter zu Bersaba und Babylon, mit Lügen umgehe und verkehrte Urteile spreche. Gib mir nicht zu, dass ich jemand mit unbilligen Auflagen und übrigen Unkosten beschwere, und mit dem ungerechten Richter die Sache aufziehe, sondern den rette, dem Gewalt geschieht, von dem, der ihm Gewalt tut, dem Unschuldigen seiner Unschuld Zeugnis gebe und vor unrechter Sache mich hüte, und also mein Amt in Gottes Furcht führe und verrichte, und nicht mit Grimm strafe. Du Richter der Welt, lass nicht Zorn und Neidhard Richter sein, dass ich nicht etwa den alten Hass büße, und mich auf jemand erhitze, und mein Mütlein kühle, sondern ein recht Gericht richte, dem Rechten nachjage, und ob demselben halte, niemand zu unrechter Sache diene, noch das Recht des Gerechten von ihm wende, dass ich nicht nach dem Ansehen, sondern nach Maß und Zahl der Missetat strafe, und also alle Sachen nach Gottes Wort richte, und das vollziehe. Lass mich bedenken, dass mich meine Sünden, da ich unrecht Urteil gebe, den Schuldigen losspreche, und den Unschuldigen verdamme, endlich treffen würden, und dass du zu seiner Zeit fragen werdest, was ich gehandelt, und forschen, was ich geordnet, und dass die, welche ihre Gewalt missbrauchen, gewaltig werden gestraft werden. Du hast gesagt, sei ferne von falschen Sachen, lass mir dein Gebot vor Augen, und mein Herz ferne von falschen Sachen sein, dass ich nicht das Unrecht verschlinge und alles, was richtig ist, verkehre. Du Richter der Lebendigen und der Toten, lass mich unter den frommen Richtern der heiligen Schrift sein und gezählet werden, und mit ihnen eine herrliche Belohnung in dieser und der zukünftigen Welt erlangen, um dein selbst willen. Amen.

 

ALLGEMEINES GEBET EINES SOLDATEN. 

(Martin Luther +1546)

 

Himmlischer Vater, hier bin ich nach deinem göttlichen Willen in diesem äußerlichen Werk und Dienst meines Oberherrn, wie ich schuldig bin, dir zuvor und demselben Oberherrn um deinetwillen, und danke deiner Gnade und Barmherzigkeit, dass du mich in solch Werk gestellt hast, da ich gewiss bin, dass es nicht Sünde ist, sondern recht und deinem Willen ein gefälliger Gehorsam ist. Weil ich aber weiß, und durch dein gnadenreiches Wort gelernt habe, dass keines unserer guten Werke uns helfen mag, und niemand als ein Krieger, sondern allein als ein Christ muss selig werden, so will ich mich gar nicht auf solch einen Gehorsam und Werk verlassen, sondern dasselbige deinem Willen frei zu Dienst tun, und glaube von Herzen, dass mich allein das unschuldige Blut deines lieben Sohnes, meines Herrn Jesu Christi, selig mache, welches er für mich, deinem gnädigen Willen gehorsamlich, vergossen hat. Da bleibe ich auf, da lebe und sterbe ich drauf, da streit‘ und tu ich alles auf. Erhalte, lieber Herr Gott Vater, und stärke mir solchen Glauben durch deinen Geist. Amen.

(Willst du darauf den Glauben und ein Vaterunser sprechen, magst du tun und lassen damit genug sein, und befehl damit Leib und Seele in seine Hände, und zeuch dann vom Leder und schlage drein in Gottes Namen.)

 

GEBET IN GROSSEN SCHMERZEN. 

(Mich. Cubach 1655)

 

Ach lieber Vater im Himmel! Wie große Schmerzen, Angst und Not habe ich an meinem Leibe, die ich leider und noch mehr mit meinen Sünden wohl verdienet habe. Lieber Vater, schaue an, wie meine Krankheit frisst, tobt, wütet, peinigt und hitzt, und sogar anhält, und lass dichs erbarmen; denn ich bin ja dein liebes Kind und ein Bruder deines geliebten Sohnes Jesu Christi. Tut‘s doch einem irdischen Vater weh und geht ihm durchs Herz, wenn er sein Kind siehet Not und Schmerzen leiden, das wollest du vielmehr an mir tun, und aus solcher Erbarmung mir zu Hilfe kommen in dieser großen Leibesnot. Lindre meine Schmerzen, und wenn dir's gefällt, so nimm sie gar weg. Ach Herr, wie? Willst du mein so gar vergessen? Eile mir zu helfen, ich verzage sonst in dieser Angst. Hast du mich doch heißen, dich um Hilfe anrufen in der Not, und versprochen, dass du daraus erretten willst, und gesagt, weil ich deiner begehre, so wollest du mir aushelfen. O du gütiger Gott! So komme mir zu Hilfe, und wo ich ja mein Leben mit solchem Schmerz und großer Not beschließen soll, so wende doch dein väterliches, freundliches und gnädiges Angesicht nicht von mir, sondern hilf mir durch den Heiligen Geist in solcher meiner Not, dass ich das unaussprechliche große Leiden und die große Qual meines Herrn Christi vor Augen habe, und ihm nach mein Leiden mit Geduld trage, damit ich nicht solcher Leibesnot halber mich versündige, sondern beständig bleibe im Glauben und Gebet bis an mein Ende, wie die lieben Märtyrer, um Jesu Christi, deines lieben Sohnes, willen. Amen.

 

GEBET IN KRANKHEIT. 

(Joh. Arndt +1621)

 

O du barmherziger, gnädiger Gott und Vater! Ich klage und bekenne dir, dass ich bis daher mein Leben, so du mir verliehen hast, übel habe zugebracht und nicht zu deiner Ehre, sondern zur Vollbringung meines Fleisches Lüsten, ich habe mehr mir selber und der Welt gelebt, denn dir. Ach Herr, wie herzlich leid ist‘s mir, dass ich die kurze Zeit meines Lebens so übel habe angelegt; darum erkenne ich nun, dass du mich um meiner Sünden willen heimsuchest, und diese Krankheit mir zuschickest, auf dass du mich zur Buße rufest. Du richtest mich billig, Herr, und züchtigest mich, auf dass ich nicht mit der gottlosen Welt verdammet werde. Du erinnerst mich durch diese Krankheit meiner Sterblichkeit, und willst mich lehren, dass mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muss. Ach, wie gar nichts sind doch alle Menschen, die so sicher leben; sie gehen dahin und sind wie ein Schatten; sie sammeln und sorgen und wissen nicht, wer es kriegen wird. Und nun, Herr, weß soll ich mich trösten? Errette mich von meinen Sünden. Ach Herr, ich weiß, dass mein Leben in deiner Hand stehet, du hast alle meine Tage auf dein Buch geschrieben, die noch kommen sollen, als deren noch keiner da war. Es war dir mein Gebein nicht verborgen, da ich gebildet ward im Mutterleibe. Weil es nun dein Wille ist, dass ich krank sein soll, so lass mich diesen deinen Willen gerne tun. Ach Herr, deine Pfeile stecken in mir, und deine Hand drücket mich, es ist nichts Gesundes an meinem Leibe für deinem Dräuen, und ist kein Friede in meinem Gebeine für meiner Sünde, denn meine Sünden gehen über mein Haupt, und wie eine schwere Last sind sie nur zu schwer geworden. Ach mein Gott, bewahre meine Seele vor allen Anfechtungen, lass diese meine leibliche Krankheit sein eine Arznei meiner Seele, dass meine Seele dadurch gesund werde. Bewahre ja mein Herz und Sinn, und durch den Frieden meines Herrn Jesu Christi bedecke mich mit deinem Schirm und Schild wider alle feurigen Pfeile des Teufels. Du weißest ja, Herr, dass ich deiner Hände Werk bin, dass du mich aus Leimen gemacht hast; wir sind Ton, du unser Töpfer. Ach wie bin ich zerbrochen! Darum schone mein, o lieber Herr; du wirst ja nicht verwerfen und im Zorn zerbrechen das Werk deiner Hände, du hast mich ja aus Mutterleibe gezogen, und bist meine Zuversicht gewesen, da ich noch an meiner Mutter Brüsten war; du bist ein Ursprung und Herr meines Lebens und hast Macht, es wieder zu nehmen, wenn du willst. Ist es nun dein Wille, so tue die Barmherzigkeit an mir, wie an dem Könige Hiskia, welchem du fünfzehn Jahre zu seinem Leben zusetztest. Siehe, um Trost ist mir sehr bange, nimm dich meiner Seelen herzlich an, dass sie nicht verderbe, und wirf alle Sünden hinter dich zurücke; ist mir diese Krankheit nicht zum Tode, so richte mich wieder auf und heile mich, Herr, denn ich bin sehr schwach. O du himmlischer Arzt, Herr Jesu Christe, nimm mich in deine Kur, lindre meine Schmerzen, und heile mich durch deine Wunden, lass dein bitter Leiden und Sterben meine Arznei sein. Herr, lasse mich deines Kleides Saum anrühren, das ist dein Wort und Sakrament, darein du dich verkleidest, und heile mich, dass ich durch deine Kraft, die von dir ausgehet, gesund werde. Ist es aber dein Wille, dass ich durch diese Krankheit hingehen soll den Weg aller Welt, wohlan, so bin ich nicht besser denn meine Väter; lass nur, Herr, deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast, denn meine Augen haben dich, meinen Heiland, gesehen, welcher bereitet ist für alle Völker, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volks Israel. Amen.

 

GEBET CHRISTLICHER SOLDATEN IN GEMEINSCHAFT ZU SPRECHEN. 

(Riegisches Gebetbuch 1719)

 

Herr Himmels und der Erden, du großer und starker Gott, wir danken dir von Herzen durch Jesum Christum, dass du uns bisher so gnädiglich behütet und erhalten hast. Wir bitten dich, getreuer himmlischer Vater, du wollest uns armen Sündern unsre schweren und vielfältigen Sünden um Jesu Christi willen gnädig verzeihen. Bekehre und regiere unsre Herzen durch deinen Geist, dass wir dem bösen Exempel des großen Haufens nicht nachfolgen, nicht heidnisch und gottlos, sondern christlich und gottselig leben, dich lieben und fürchten, und allenthalben ein gut Gewissen zu behalten uns befleißigen. Und verleihe uns allen auch Weisheit, Stärke, Gesundheit, Standhaftigkeit und einen Heldenmut, ritterlich wider die Feinde zu kämpfen für das Vaterland. Und da menschliche Macht, Hilf‘, Rüstung und Anschläge ohne deinen Beistand durchaus nichts vermögen, so streite du für uns, Herr, du starker Gott, und segne unsern Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Zeuch vor uns her und treib unsre Feinde zurück, gib ihnen verzagte Herzen und matte Hände, damit unser armes Vaterland errettet, deine liebe Kirche erhalten, die Betrübten getröstet, und die, so niedergeschlagen und unterdrückt sind, wieder aufgerichtet werden mögen. Wir zwar, o Herr, sind ja freilich unwürdig an uns selbst solcher deiner Hilfe, denn wir haben alle schwerlich gesündigt; aber, ach Herr, siehe an das heilige teure Verdienst Jesu Christi, deines Sohnes, siehe an den Jammer und das Elend deiner lieben Kirche, und erhöre das Seufzen so vieler armen, betrübten, verderbten, notleidenden, frommen Herzen, die ohne Unterlass mit heißen Tränen im kindlichen Vertrauen zu dir um Hilfe und Rettung schreien. Um derentwillen, Herr, stehe uns bei, und verleihe uns Glück und Sieg, damit deine Ehre kund werde in aller Welt, und alle Menschen erkennen, dass du der Herr bist, der rechte einige Helfer in der Not, der den Kriegen wehret, Spieß und Bogen zerbricht, alle Anschläge wendet, wie er will, und der endlich den Seinigen zu Hilfe kommt, auch wenn man sich‘s am wenigsten versiehet. Lass dir auch, o Herr, in deinen Schutz befohlen sein alle christlichen Regenten, desgleichen unsre Kriegsobersten, ja das ganze Heer. Geleite und beschütze uns alle durch deine heiligen Engel, und welchen du ihre Zeit bestimmt hast in diesem unsern Kriegsheer zu sterben, denen wollest du beständigen Glauben und wahre Buße gnädiglich verleihen; sie auch an ihrem letzten Ende trösten durch deinen Heiligen Geist und ihre Seelen zu dir nehmen in die ewige Freude und Seligkeit um Jesu Christi, deines lieben Sohnes willen, welcher uns in seinem Namen befohlen zu beten: Vaterunser, der du bist im Himmel, geheiliget werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden; unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, als wir vergeben unsern Schuldigern, und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel, denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

FÜRBITTE FÜR DIE KONFIRMANDEN. 

(Schwarzburger Agende 1650)

 

O allmächtiger, wahrhaftiger, lebendiger Gott, ewiger und barmherziger Vater unsers Heilandes Jesu Christi, der du dich uns aus großer Gütigkeit geoffenbaret hast, du sprichst von deinem lieben Sohne Jesu Christo: Das ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören – und er, dein lieber Sohn, hat selbst gesagt: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes. Weil denn diese gegenwärtigen Kinder zu deinem lieben Sohn Jesu Christo in der heiligen Taufe gebracht und in seinen Tod getauft sind, mit seinem Blute gewaschen und durch die heilige Taufe mit Christo begraben worden: so bitten wir dich, barmherziger Gott und Vater, du wollest aus milder Gütigkeit in diesen deinen Kindern den Heiligen Geist, den du über sie in der heiligen Taufe reichlich ausgegossen hast, wiederum erneuern, dass ihre Herzen mit dem Schein des heiligen Evangeliums erleuchtet werden. Vermehre in ihnen, o gnädiger Gott, die reine Erkenntnis deines lieben Sohnes Jesu Christi und den rechten Glauben, dass sie an dich, den wahrhaftigen Gott, und an Jesum Christum, deinen Sohn, den du gesandt hast, fest glauben und an dir mit festem Vertrauen beständig bleiben. Erlöse sie aus der Gewalt der Finsternis und setze sie in das Reich deines lieben Sohnes, darin wir haben die Erlösung und Vergebung der Sünde. Gib ihnen den Frieden Christi und die Freude des Heiligen Geistes in ihr Gemüt und die Liebe Gottes und des Nächsten. Erfülle sie mit den Gaben des Heiligen Geistes, der sie lehre und leite in alle Wahrheit, und tüchtig mache, dir in deiner heiligen Gemeine zu dienen, die Geschäfte des Fleisches zu töten, den Teufel in aller seiner List und Anfechtung zu überwinden, dir in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die dir gefällig ist, zu dienen, dass sie die Zukunft deines lieben Sohnes, samt allen Gläubigen mit fröhlichem Herzen und wachendem Gebete in Nüchternheit, Gerechtigkeit und Gottseligkeit mögen erwarten und hoffen, zu deinen Ehren und Besserung deiner armen Kirche, der du lebest und regierest mit Jesu Christo, deinem eingebornen Sohne, in Kraft und Einigkeit des Heiligen Geistes, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

GEBET BEI EINEM BEGRÄBNIS. 

(Georg Schimmer +1695)

 

Allmächtiger Gott, lieber Vater, wie gar nichts sind alle Menschen, die in der Welt leben. Du hast uns nun ein Ziel unsers Lebens gesetzet, welches wir nicht übergehen noch überschreiten können. Wir haben anjetzo aber einen Mitbruder (eine Mitschwester) zum Grabe begleitet. Ach Herr, lehre uns doch, dass wir sterben müssen. Regiere uns durch deinen Heiligen Geist, dass wir uns allezeit bereit halten, wenn du kommen und auch uns abfordern wirst. Lass uns nicht erschrecken vor dem Tode, sondern mit freudigem Herzen unserer Erledigung erwarten und lass uns nach diesem elenden Leben bei dir ewig leben. Verwandele alsdann unser Leiden in Freude und wische ab unsere Tränen. Hole heim, Herr, deine Knechte, wenn dirs gefällt; gib nur ein seliges Stündlein. Dem nun Verblichenen verleihe eine sanfte Ruhe im Schoß der Erden und an dem Erscheinungstage deines geliebten Sohnes Jesu samt allen Auserwählten eine fröhliche Auferstehung. Die Hinterbliebenen tröste kräftiglich mit deinem Heiligen Geist; sei ihr Gott, ihr Vater und Beschützer zu Lob und Ehr deines heiligen Namens, um deiner großen Barmherzigkeit willen. Amen.

 

GEBET FÜR DIE KIRCHE. 

(Georg Schimmer +1695)

 

Herr, barmherziger und gnädiger Gott, dieweil diese allein deine Bürger und Hausgenossen sind, welche erbauet werden auf den Grund der Propheten und Apostel, da Jesus Christus der Eckstein ist, und du segnest mit Gnaden allein die, so in deinem Lichte wandeln; darum bitte ich dich, du wollest dein Wort in der Welt also erschallen lassen, dass hie und da ein Haufe sei, der die Stimme Christi höre, und dein Wort lerne, dass man überall halte die Gebote Gottes und den Glauben an unsern Herrn Jesum Christum, damit die gläubige Gemeine je länger je mehr wachse und der Wagen Gottes sei viel tausendmal tausend, welche hineingehen zu den Toren der Gerechtigkeit, in deinem Hause zu wohnen, und deswegen von der Ungerechtigkeit abtreten, und dir allein dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die dir gefällig ist. O, Herr Jesu Christe, der du bist der Anfänger und Vollender des Glaubens, und mächtig in den Versammlungen der Heiligen, regiere durch deine innerliche Gnade der Menschen Herzen, dass sie sich zu dir bekehren: Gib deinem Donner, das ist, der Predigt deines Wortes Kraft, lass ihm gelingen, dazu du es sendest: erleuchte und stärke der Menschen Herzen, dass sie sich von deiner Gemeine nicht absondern, sondern gerne wallen mit dem Haufen zum Hause, da dein Wort und heilige Sakramente rein und unverfälscht vorgetragen und ausgespendet werden. Ob es wohl eine kleine Herde, ein armes geringes Volk ist, über welches alle Wetter gehen und fast nirgend keinen Trost in der Welt findet, so soll sich doch die kleine Herde nicht fürchten, dieweil es dein Wohlgefallen ist, derselben das Reich deiner Herrlichkeit zu geben, da du die Schmach deines Volks wirst hinwegnehmen, und alle diejenigen, so bei dir in deinen Anfechtungen verharret haben, zu dir ziehen, dass sie essen und trinken sollen über deinem Tisch in deinem Reich, und sitzen auf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels. Erfreue den Teufel nicht, der dir und deinem Wort feind ist, und hindert, wo er kann, dass dasselbe nicht gehört und geglaubet werde. Verkläre deinen Namen, dass viel Seelen hinzugetan werden zu der Zahl der Auserwählten, die in deinem Hause wohnen und dich loben immerdar. Amen.

 

GEBET UM WAHRE ERKENNTNIS GOTTES. 

(Joh. Arndt +1621)

 

Ewiger, wahrhaftiger, gerechter, lebendiger, heiliger Gott und Vater, ich klage und bekenne dir mit betrübtem und demütigem Geist die große angeborne Blindheit und Finsternis meines Herzens, dass ich dich von Natur nicht recht erkennen kann, auch zu deinem göttlichen Erkenntnis, in welchem doch das ewige Leben bestehet, aus natürlicher, fleischlicher Torheit und Unwissenheit, weder Lust noch Liebe trage: Ach vergib mir solche schädliche Torheit, gnädiger Vater, und rechne mir dieselbe nicht zu. Nimm die schwere Strafe von mir, da du durch den Propheten Esaiam das Wehe schreiest über alle, die dich nicht kennen wollen, und sprichst: Ein Ochse kennet seinen Herrn, und ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel kennet es nicht, und mein Volk vernimmet es nicht. O wehe des sündigen Volks, des boshaftigen Samens. Erleuchte mich aber mit deinem Wort und Heiligen Geist, dass ich in wahrem Glauben erkenne, dass du nach deinem Wesen in drei Personen ein einiger, wahrer, wesentlicher Gott anzubeten bist, und du ewiger Vater seist die erste Person der heiligen Dreifaltigkeit, der du von Ewigkeit her deinen eingebornen Sohn aus deinem göttlichen Wesen gezeuget, und uns denselben zum Heilande geschenket hast. Ach gib mir, lieber Vater, dass ich deine Allmacht erkenne, deine Barmherzigkeit preise, deine Gerechtigkeit fürchte, deiner Wahrheit glaube, deine Weisheit rühme. Ach lass deine Allmacht sein meinen Schutz, deine Barmherzigkeit meinen Trost, deine Gerechtigkeit meine Stärke, deine Wahrheit meinen Schirm und Schild, deine Weisheit meine Regierung, deine Liebe meine Freude, deine Gnade mein Licht und Leben, dein Lob und Preis meine Herrlichkeit. Gib mir deinen lieben Sohn Jesum Christum zu erkennen, dass er sei ein ewiger, allmächtiger Gott, gleiches göttliches Wesens mit dir, und dass er in seiner angenommenen Menschheit sei die andere Person der heiligen Dreifaltigkeit, und sei mein Herr und mein Gott, der Glanz deiner Herrlichkeit und das Ebenbild deines Wesens, Licht von Licht, wahrhaftiger Gott vom wahrhaftigen Gott, durch welchen du alle Dinge gemacht hast, welcher ist das Leben und Licht der Menschen, welchen du uns ganz und gar geschenket hast mit allem, was er ist, Gott und Menschen, mit allen seinen ewigen Gütern und Wohltaten, welcher ist durch seine Menschwerdung mein Bruder, durch sein Evangelium mein Prophet und Lehrer, durch seine Wunderwerke mein Arzt, durch sein Leiden und Sterben mein Erlöser, durch seine Auferstehung mein Sieg und Gerechtigkeit, durch seine Himmelfahrt meine Hoffnung, durch seine Herrlichkeit mein Preis und Ehre, durch seinen Heiligen Geist meine Salbung, durch seine Wiederkunft meine Seligkeit. Ach mein Herr Jesu, du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben, sei mir der Weg, den ich wandeln soll, sei mir die Wahrheit, die ich glaube, sei mir das Leben, das mich erhalte und selig mache. Gib mir auch, o gütiger, gnädiger Vater, zu erkennen deinen Heiligen Geist, dass er sei die dritte Person der heiligen Dreifaltigkeit, mit dir und deinem lieben Sohn, ein ewiger, wahrer, wesentlicher Gott, von dir und deinem lieben Sohn ausgehend, und gesandt in die Herzen der Gläubigen, dieselben zu erleuchten, zu heiligen, zu trösten und in alle Wahrheit zu leiten. Ach lass denselben sein mein Licht wider alle Finsternis und Irrtum, meinen Trost in aller Traurigkeit, meine Heiligung wider alle Unreinigkeit, meine ewige Wahrheit wider alle Lügen des Satans und aller Ketzer: Lass mich deinen Geist, als einen Geist der Wiedergeburt, erneuern, zum Tempel Gottes heiligen, dass die heilige Dreifaltigkeit zu mir komme, und Wohnung bei mir mache, dass ich durch deinen Geist eine neue Kreatur werde, dass mein Herr Christus in mir lebe, und dass meine Glieder Christi Glieder sein mögen. Gib mir, o Gott, dich selbst zu erkennen, nach deinem gnädigen Willen, dass ich deine Liebe, o Gott Vater, in meinem Herzen schmecke, die Freundlichkeit und Leutseligkeit meines Herrn Jesu Christi in mir empfinde, dass ich die Frucht seiner Menschwerdung, seines Worts, seines Leidens, Auferstehung und Himmelfahrt allezeit in mir behalte, deines Heiligen Geistes Trost, Licht, Friede und Freude in meinem Gewissen empfinde, und also den Vorschmack und Schatz meiner Seligkeit, und mein höchstes Gut allezeit bei mir habe, und in mir trage. Dieses dein Erkenntnis, o Gott, ist das ewige Leben, dich erkennen, ist eine vollkommene Gerechtigkeit, und deine Macht wissen, ist eine Wurzel des ewigen Lebens. Durch dieses Erkenntnis werden wir gerecht und selig. Durch dieses Erkenntnis teilest du dich uns selber mit, mit allen deinen Gütern, dadurch wird unser Herz voll Gottes. Durch dieses Erkenntnis wird der Satan mit seiner Finsternis, List und Lügen vertrieben, sein Reich zerstöret, seine Gewalt überwunden, ihm sein Palast und Harnisch genommen. Durch dies Erkenntnis wird der Mensch in seinem ganzen Leben regieret zu Gottes Ehre und des Nächsten Nutz, und zu seinem eigenen Heil. Wo dieses Erkenntnis nicht ist, da erfüllet der Satan das Herz mit allerlei Finsternis, Irrtum, Blindheit, Gottlosigkeit, und der Mensch wird Gottes Unehre und Schandfleck, ein unrein Gefäß des Zorns Gottes und ewiger Verdammnis. Dafür wollest du, o Gott Vater, durch dein heilig Erkenntnis mich gnädiglich behüten in Ewigkeit, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, unsern Herrn. Amen.

 

GEBET UM WAHRE GOTTESFURCHT. 

(Joh. Arndt +1621)

 

Heiliger, barmherziger, gnädiger und lieber Vater, ich klage und bekenne dir mit Reue und Seufzen meines Herzens, dass ich durch die giftige Seuche der angebornen Erbsünde also verderbet bin, dass von Natur keine Gottesfurcht vor meinen Augen ist, und dass ich wegen meiner tief verderbten Natur dich nicht kindlich fürchten, lieben noch ehren kann, auch mich leider nicht habe deine göttliche Furcht allezeit regieren lassen, sondern meine Gedanken sind mehrenteils ohne alle Gottesfurcht gewesen, und ganz eitel, wie auch meine Worte und Werke: Ach wie oft hab ich dein Wort und Gebot vergessen, und hintenan gesetzet, und mich nicht für demselben gefürchtet, wie oft hab ich den Lüsten der Welt und meines Fleisches mehr gefolget, denn deinem Wort und Befehl: Ach vergib mir, lieber Vater, solche Sicherheit, und Verachtung deiner Gebote und Drohungen, und wende die schwere Strafe von mir ab, die du drohest allen denen, die dich nicht fürchten, dass du dieselben verwerfen wollest, weil sie dein Wort verwerfen. Dieweil aber die Furcht Gottes die allerschönste Weisheit ist, dadurch ein Mensch Gott gefällt, so bitte ich dich von Herzen, du wollest erstlich die angeborne Sicherheit und Vermessenheit, auch Verachtung deiner Gebote und göttlichen Drohungen, in meinem Herzen dämpfen und austilgen, und dagegen durch deinen Heiligen Geist, weil er ist ein Geist der Furcht des Herrn, in mir deine göttlich-kindliche Furcht erwecken, dass ich mich stets und an allen Orten, in allen meinen Gedanken, Worten und Werken, fürchten lerne vor deinem Zorn und Ungnade, dass ich auch über alle und jede Sünden stetige wahre Reue und Leid in meinem Herzen habe, und dass mir viel mehr leid sei, und schmerzlich weh tue, dass ich dich beleidiget habe, denn dass ich gestrafet werde. O mein Gott und Herr, lass mich erkennen, dass ich dich unbillig beleidiget habe, ich aber billig gestrafet werde, darum verleihe mir deine Gnade, dass ich allen Sünden von Herzen feind werde, als den Werken des Teufels, dass ich mich auch in allen meinen Schwachheiten und Gebrechlichkeiten, im Kreuz und Anfechtung trösten möge deiner väterlichen Gnade und Barmherzigkeit, und dich nicht als meinen Feind, sondern als meinen Vater fürchte und liebe. Bewahre auch meine Seele und innerlichen Menschen durch deine göttliche Furcht, dass ich nichts wider deinen heiligen Willen gedenke, rede und tue, sondern dass ich alles gedenke, rede und tue, als vor deinen heiligen Augen und Angesicht, dass auch mein innerliches Auge allein auf dich gerichtet und gewandt sei, also, dass ich alle meine Worte und Werke in deiner Furcht zuvor wohl bedenke, und in allen Dingen deine göttliche Weisheit, Allmacht und Hilfe zuvor demütig anrufe, dass ich mich auch kein zeitlich Ding, Ehre, Reichtum, weltliche Freude, Lust oder Menschenfurcht von deiner göttlichen Furcht lasse abwenden, sondern dass ich stets eingedenk sei der gnädigen Verheißung, da du den Gottesfürchtigen zugesagt hast Errettung, Erbarmung, Segen, Gnade, Hilfe, Weisheit, Erhaltung, Heil und Trost: Und dass mich deine göttliche Furcht, Gnade und Barmherzigkeit allezeit, in meinem ganzen Leben, regieren, leiten und führen möge, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, unsern Herrn. Amen.

 

GEBET UM HERZLICHE BRÜNSTIGE LIEBE. 

(Joh. Arndt +1621)

 

O du liebreicher Gott, freundlicher und gnädiger Vater, du Ursprung und Brunnen aller Liebe, Freundlichkeit, Güte, Gnade und Barmherzigkeit! Ich klage und bekenne dir schmerzlich, dass in meinem Herzen alle deine göttliche Liebe, damit ich dich über alle Dinge lieben sollte, durch die Erbsünde so gar erloschen und erstorben ist, dass ich von Natur mehr geneigt bin zu mir selbst, zu meiner eigenen Liebe, und zu der Liebe der Kreaturen, als zu dir, meinem lieben Gott und Vater; und habe demnach dich, meinen allerliebsten Vater, und meinen Erlöser, Jesum Christum, und den Heiligen Geist, meinen wahren Tröster, nie rechtschaffen und über alle Dinge geliebet, da du das höchste und ewige Gut selber bist, welches über alle Dinge sollte geliebet werden. Ach vergib mir solche meine schwere Sünde und große Torheit, und wende die schwere Strafe von mir ab, da geschrieben stehet: Wer Jesum Christum nicht lieb hat, der sei verflucht. Tilge aber in mir aus alle unordentliche Liebe, die Welt- und Kreaturliebe, und eigene Ehre, die Augenlust, die Fleischeslust, das hoffärtige Leben, welches die Herzen der Menschen von dir abreißet. Zünde aber dagegen in mir an durch deinen Heiligen Geist die reine unbefleckte Flamme deiner Liebe, dass ich dich um dein selbst willen, als das höchste Gut, als die holdseligste Lieblichkeit, als die überschwänglichste Gütigkeit, als die wesentliche Heiligkeit, als die lauterste Wahrheit, Gerechtigkeit und Weisheit, und in Summa, als alles Gut, und einen ewigen Ursprung alles Guten, von Herzen lieb habe, ohne alle Betrachtung einigerlei Belohnung, eigenes Nutzens oder Vergeltung, sondern allein um dein selbst willen, dass ich dir auch mein Herz, Willen und Verstand unterwerfe, und mit Freuden deine Gebote halte, und deinen Willen gerne tue: denn darin stehet die wahre Liebe gegen dich. O Herr Jesu! Die reine Liebe deines reinen Herzens entzünde mein kaltes Herz. Die zarte Liebe deiner unbefleckten Seele erleuchte meine Seele. Die Liebe deines edlen Gemüts erfülle meine Sinne und Gemüt. Die Liebe deiner göttlichen Kraft stärke unsere Leibes- und Seelenkräfte in deiner Liebe, dass ich auch um deiner Liebe willen alles unterlasse, was dir missfället; und alles tue und leide um deiner Liebe willen, was dir gefället, und darin verharre bis ans Ende: denn dich also lieben ist die allerschönste Weisheit, und wer sie siehet, der liebet sie, denn er siehet, wie große Wunder sie tut; dass mich auch deine Liebe zu dir ziehe, mit dir vereinige, und mit dir, meinem Herrn, einen Geist, einen Leib und Seele mit dir mache; dass ich allezeit an dich gedenke, von dir rede, nach dir hungere und dürste, und in deiner Liebe gesättiget werde, in dir bleibe und du in mir; dass ich auch durch solche Liebe alle Menschen in dir, und um deinetwillen, als mich selbst liebe; dass ich auch aus erbarmender Liebe meinen Feinden vergebe, und dieselben liebe, und für sie bitte, und denselben wohltue, und sie mit Güte überwinde. Und das alles um der großen Liebe willen meines Vaters im Himmel, meines Erbarmers, um der vollkommenen Liebe willen Gottes des Sohnes, meines Erlösers, und um der inbrünstigen feurigen Liebe willen Gottes des Heiligen Geistes, meines einigen und wahren Trösters. Amen.

 

GEBET UM WAHRE BESTÄNDIGE HOFFNUNG. 

(Joh. Arndt +1621)

 

O Gott, du ewige Wahrheit, der du Glauben hältst ewiglich, an welchem nicht zu Schanden werden, die auf dich hoffen! Ich klage und bekenne dir, dass mein verderbtes Fleisch und Blut sehr am Zeitlichen hanget, immer siehet nach leiblichem und zeitlichem Trost, und vergisset oft deiner Verheißung, Allmacht und Barmherzigkeit. Ach vergib mir diese schwere Sünde, und wende die harte Strafe von mir, da du dräuest, dass, die ihre Hoffnung aufs Zeitliche setzen, nicht sehen sollen den zukünftigen Trost. Tilge in mir aus alle falsche betrügliche Hoffnung, die wie ein Rauch und dünner Reif verschwindet. Benimm mich aller vergeblichen und unnützen Sorgen. Lass mich von Herzen glauben, dass du für mich sorgest und wachest. Lass meines Herzens Vertrauen und Hoffnung allezeit in dich gerichtet sein, dass dein liebreicher und süßer Einfluss deiner Gnade und Güte in mir nicht verhindert, und meines Herzens Einkehren und Ruhe in dir nicht zerstöret werde. Denn alle Hoffnung und Begierde, die in dir nicht ruhet, muss in ewiger Unruhe bleiben. Lass meine Hoffnung in dir allein, als einen Anker in einem festen Grunde, haften, und deiner Hilfe ungezweifelt erwarten. Lass mein Herz empfinden, dass deine Barmherzigkeit grundlos, deine Güte unendlich, deine Verheißung wahrhaftig sei: dass dadurch meine Hoffnung befestiget werde, dass sie nicht wanke; mein Gebet versichert, dass es gewiss erhöret sei; meine Zuversicht versiegelt, dass ich in deinem Schutz und Schirm behütet, und sicher sei, als in einer Festung. Der Grund meiner Hoffnung, o Vater, ist die holdselige Menschwerdung deines lieben Sohnes, und sein heiliges teures Verdienst, seine Auferstehung und Himmelfahrt, dadurch du uns zu einer lebendigen Hoffnung neu geboren, die mich auch gewisslich nicht wird lassen zu Schanden werden. Denn in Christo bin ich allbereit selig, mit ihm und in ihm bin ich allbereit auferstanden und gen Himmel gefahren, und in das himmlische Wesen gesetzt. Darum habe ich in Christo Jesu, meinem Herrn, allbereit das ewige Leben, und warte nur auf die Offenbarung der zukünftigen Herrlichkeit. Darum lass mich, o Gott, in allen Dingen, in allem Tun und Lassen auf dich allein hoffen, dass du mir alles allein seiest, was mein Herz wünschet. Lass mich auch in Trübsal über den Verzug deiner Hilfe nicht allzusehr betrübet werden. Denn je länger du verziehest, je herrlicher du hernach hilfest. Lindere mir aber mein Kreuz, auf dass ich nicht zu müde werde, und stärke mich allezeit mit deinem Trost, dass ich mit denen, die auf den Herrn hoffen, neue Kraft bekomme, und nicht falle, sondern ewiglich bleibe, wie der Berg Zion, durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

 

GEBET UM WAHRE DEMUT. 

(Joh. Arndt +1621)

 

O Herr Jesu, du allerdemütigstes Herz, ich bekenne und klage dir, dass ich von Natur zu eigener Ehre sehr geneigt bin, und der böse Geist mein Herz durch die Hoffart, welche ist ein Anfang aller Sünde, vergiftet hat: also, dass ich mich oft mit eigener angemaßter Ehre an dir versündiget, und nicht bedacht, dass alle Ehre dir allein gebühre, und keiner Kreatur, meinen Nächsten oft verachtet, meinen Kräften zu viel vertrauet, und auf mich selbst zum öftern mich verlassen habe. Ach Herr, der du den Demütigen Gnade gibst, und widerstrebest den Hoffärtigen, rechne mir diese Sünde nicht zu, und wende die schwere Strafe von mir, so du den Hoffärtigen gedrohet hast, dass du sie stürzen und zerstreuen wollest, und lass meine Ehrsucht, durch deine heilige Demut, getilget und bezahlet sein. Lehre mich aber mein Elend erkennen, und die hohe Majestät Gottes fürchten, denn was bin ich, denn eine Hand voll Erde und Asche, ein faules Aas, ein Gefäß voller Unsauberkeit, ein elender Wurm, eine sündliche Geburt, ein Kind des Zorns von Natur, in Sünden bin ich empfangen und geboren, in Mühseligkeit und Eitelkeit lebe ich, mit Schmerzen und erbärmlicher Gestalt sterbe ich, wer weiß, wie und wo mein Ende sein wird? Ach ich bin ein Abgrund des Elendes, blind in deinem Erkenntnis, stumm zu deinem Lob, taub zu deinem Wort, lahm in deinen Wegen. Ich habe von mir nichts denn Sünde, Tod und Verdammnis, was ich aber Gutes habe, das ist dein und nicht mein, denn was hat ein Mensch, das er nicht empfangen hat, darum ist dein allein die Ehre und nicht mein. Ich habe dir aber oft deine Ehre geraubet, und dieselbe mir durch Hoffart zugeeignet, mit fremdem Gut stolzieret und gepranget, als ein ungetreuer Knecht, und ungerechter Haushalter. Ach fordere mich, lieber Herr, nicht zur Rechnung, ich kann nicht bestehen! Gib mir aber, dass ich demütig sei im Herzen, einfältig in Worten, niedrig in Werken, dass ich mich nicht hoch achte, sondern gering sei in meinen Augen, pflanze in mein Herz wahre Demut, dass ich dir in allen Dingen gehorsam sei, wozu du mich gebrauchen willst, gib, dass ich die Werke meines Berufs in Einfalt des Herzens verrichten möge, und nicht auf meine, sondern auf deine Kraft und Hilfe sehe, und derselben mit Geduld erwarte, hilf mir, dass ich das Meine, was du mir auferleget hast, getreulich ausrichte, und nicht trachte nach dem, dazu ich nicht berufen bin. Lass mich nicht in solche Blind- und Torheit geraten, dass ich große Dinge durch mein Vermögen getraue zu verrichten, lass mich bedenken, dass ich meinen Schatz in irdischen Gefäßen trage, lass nicht in meinem Herzen aufsteigen eine Verachtung meines Nächsten, auch nicht des geringsten Menschen, denn durch die Demütigen verrichtest du dein Geschäft auf Erden, und große Dinge, gibst denselben deine Gnade, dass sie deine heilsamen Werkzeuge seien. Lehre mich durch Demut Friede, und Einigkeit erhalten, o Gott des Friedens. Lehre mich, o demütiger Jesu, deinem Exempel folgen, der du dich unter Gott, Engel und Menschen und alle Kreaturen gedemütiget und erniedriget hast, und dich einen Wurm genennet und gleich geachtet, weil ein Wurm das geringste ist unter den Kreaturen. Ach lass dies Wort in meinem Herzen Frucht bringen, da du sagest: Lernet von mir, ich bin sanftmütig, und von Herzen demütig, nicht auswendig im Schein, sondern von Herzen. Ach, du Herr der Herrlichkeit, hast dich gedemütiget, und der elende Wurm des menschlichen Herzens bläset sich auf. Ach du demütiges Herz, du hast alle Ehre dieser Welt geflohen, und die deine Kinder sein wollen, können der weltlichen Ehre nicht satt werden, wann werde ich doch der Welt-Ehre absterben, dass ich mich keiner Ehre würdig achte, von niemand Ehre begehre, mich lerne für nichts achten, mir nicht selbst gefalle, sondern mir selbst missfalle, mich selbst strafe, alles mein Tun für Kot achte, und für ein unreines Tuch vor deinen Augen. Gib mir auch, dass ich mich den lobenden Mund der Heuchler nicht lasse betrügen, sondern bedenke, dass mir tausendmal mehr mangelt. Gib mir die Niedrigkeit meines Herzens zu einem Schatz und zum Fundament aller Tugend, zur Nachfolge deiner heiligen Demut. Lass mich bedenken das Wort, das du sagest: Wer sich erniedriget wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Item: Ich sehe an den, der zerbrochenen Geistes ist. Item: Dass der Höchste auf das Niedrige sehe im Himmel und auf Erden. Lass mich nicht ein Greuel werden vor deinen Augen durch Hoffart, einen Gottes-Dieb durch Ehrgeiz, einen Nachfolger und Gesellen des Luzifers durch Hochmut, wende von mir alle hoffärtige Gedanken, stolze Gebärden, prächtige Worte, und schließe mein Herz in dein demütiges Herz, dass meine Seele in demselben ihre Ruhe und Wohnung habe ewiglich. Amen.

 

GEBET UM WAHRE GEDULD. 

(Joh. Arndt +1621)

 

Ach Herr Gott, lieber Vater, barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte und Treue: Und o Herr Jesu Christe, du geduldiges Lämmlein Gottes: O Gott Heiliger Geist, ein Geist des Trostes und Friedens: Ich klage und bekenne dir meines Herzens angeborene Ungeduld und Ungehorsam, dass ich oft wider deinen heiligen Willen gemurret und gezürnet habe: Ach vergib mir solche schwere Sünde und Ungehorsam, und rechne mir dieselbe nicht zu, wende die harte Strafe von mir ab, die du dräuest denen, die dein Joch nicht tragen wollen; denn dieselben können nimmermehr Ruhe finden für ihre Seele. Gib mir aber deine Gnade, dass ich im Kreuz dir allezeit möge gehorsam sein, und ja nicht wider dich murre, noch mit dir zürne, sondern erkenne, dass solche meine Trübsal durch deinen göttlichen Rat mir auferleget worden, weil mir ohne deinen Willen kein Härlein kann vom Haupte fallen, und dass ich demnach mit gütigem, geduldigem, dankbarem Herzen alles Kreuz und Leiden von der Hand deiner väterlichen Vorsehung aufnehmen möge, ja mich noch größerer Strafe würdig achte, weil mein Kreuz und Leiden viel geringer ist, denn meine Sünde, ja dass ich des Kreuzes nicht allein nicht müde werde, sondern mehr begehre zu leiden, was dein Wille ist, und was zu deinen Ehren und mir zu Nutz gereichen soll. Ach lass mich erkennen, dass du aus großer Liebe mir mein Kreuz zugeschicket hast, auf dass du mich demütigest, mein Fleisch kreuzigest, meinen Glauben, Liebe und Hoffnung prüfest, mein Gebet durch Geduld und Beständigkeit bewahrest, mich lehrest, tröstest, zum Reich Gottes bereitest, und im Himmel durchs Kreuz groß machest, und in deine Herrlichkeit einführest. Darum gib mir ein solch Herz, dass ich mein Kreuz lieb habe, dir dafür danke, mich dessen erfreue, dass ich dadurch dem Ebenbilde meines Herrn Jesu Christi gleich werde. O Herr Jesu, gib mir ein solch Herz und Sinn, dass ich in allen meinen Leiden allezeit dein Bild anschauen möge, wie du mit großer Geduld dein Kreuz getragen, wie dein heiliges Haupt geschlagen, mit Dornen gekrönet und zerrissen, dein Angesicht verspeiet und verspottet, dein heiliger Leib gegeißelt, verwundet und getötet ist; ach wie hast du deinen Willen deinem himmlischen Vater in so großer Geduld aufgeopfert: Ach lass mich dir auch meinen Willen ganz und gar aufopfern, denselben verleugnen, mich dir ganz ergeben, und mich erfreuen, dass dein Wille, der allezeit gut ist, und alles gut machet, an mir möge erfüllet werden. Vertreib aus meinem Herzen alle Ungeduld, Traurigkeit, Angst, Furcht und Kleinmütigkeit, dass ich durch Geduld in dir stark werde, alles zu überwinden, ja dass ich solche Schmerzen und Traurigkeit, nach deinem Willen, und durch deinen Willen in dir, mit dir, durch dich geduldig trage, und leide, so lange dirs gefällt, dass ich es halte für meines Herrn Jesu Christi Schmerzen, ihn dafür liebe und lobe jetzt und in Ewigkeit. Gib mir, Herr Jesu, Geduld, alles zu leiden, was du willst, gib mir deine Sanftmut, dass ich nicht wider dich murre, deine Demut, dass ich mich aller Strafe würdig achte, deine Gnade, alles zu erdulden, durch wahren Glauben alle meine Sorgen auf dich zu werfen, deinen wahrhaftigen Verheißungen zu trauen, die Zuversicht, dass du auch mitten im Kreuz mich lieb habest, die Hoffnung, dass du mir mein Kreuz werdest helfen tragen und lindern, tröste mich auch mit deinem Heiligen Geist, mit dem Vorgeschmack und Anblick des ewigen Lebens, dass ich mich mehr umsehen möge nach innerlichem himmlischen, denn nach äußerlichem Trost, gib, dass ich mich nicht fürchte vor denen, die den Leib töten können, die Seele aber nicht: Verleihe mir, dass ich mitten in Traurigkeit und Widerwärtigkeit, dennoch ein ruhiges und stilles Herz behalten möge, auch die Sanftmut gegen meine Feinde, dass ich mich nicht räche weder mit Worten noch Werken, noch Begierden, auch nicht mit Gebärden. Gib mir wahre Beständigkeit im Glauben, dass ich beharre bis ans Ende, und selig werde, und weil keines Christen Leben, Zeit und Beruf ohne Kreuz sein kann und muss: Du aber, o mein himmlischer Vater, deines armen Kindes Schwachheit weißt, so lege mir auf, was ich tragen kann, und mache mir es nicht zu schwer oder zu lange, lass mich deine Gnade mit meinem Kreuz oder mit meiner Last heben und tragen. Gib mir Gnade, die Trübsal so lange zu dulden, bis dir es gefällt, mich zu erlösen, auf dass ich wohl bewähret, geläutert und gereiniget werde. Lass meinen Herrn Christum mit seiner Sanftmut, Demut und Geduld in mir leben, dass nicht ich, sondern derselbe in mir lebe, der mein Leben ist. Gib mir auch gegen alle meine Beleidiger einen sanften Mut, eine erbarmende Liebe, dass ich mit dir sagen kann: Vater, vergib ihnen; einen gelinden, holdseligen Mund, eine milde und hilfreiche Hand, dass ich mit dir und deiner Liebe ewiglich verbunden und vereiniget bleiben möge. Amen.

 

GEBET WIDER DEN GEIZ. 

(Johann Gerhard +1637)

 

O allmächtiger, ewiger Gott, himmlischer Vater! Ich bekenne und klage dir von Grund meines Herzens, dass ich von Natur zum Geiz geneigt bin und manchmal demselben in meinem Herzen Raum und Statt gegeben habe. Ach lieber himmlischer Vater, verzeihe mir diese Sünde und gib Gnade, dass ich forthin dem Geiz von Herzen feind werde, weil ja derselbe eine Wurzel ist alles Übels, daraus Ungerechtigkeit, Unbarmherzigkeit gegen den Nächsten, Vertrauen aufs Zeitliche und viel böser schädlicher Früchte erwachsen. Reinige mein Herz, o himmlischer Vater, von diesem schädlichen Gift und pflanze in mich die edle Tugend der Genügsamkeit, dass ich mir begnügen lasse an dem, das da ist, in gewisser Hoffnung, du werdest mich nicht verlassen noch versäumen. O Herr Jesu Christe, der du so treulich und brüderlich uns gewarnt hast: Sehet zu, hütet euch vor dem Geiz, denn niemand lebt davon, dass er viel Güter hat, ach, gib Gnade und Segen, dass ich dieser Warnung möge folgen. Du hast gelehret: Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen, ach hilf, dass ich diese Lehre zu Herzen nehme und mein Leben darnach richte. Es ist ja der Geiz eine schändliche Abgötterei; dieselbe wollest du, o mein getreuer Heiland, aus meinem Herzen tilgen und austreiben. Lass mich, o lieber himmlischer Bräutigam, mit reiner Liebe dir anhangen, dass ich nicht Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges Leben in mir lasse herrschen. O Heiliger Geist, dämpfe und töte in mir den Geiz, welcher ist ein schädliches, verdammliches Werk des Fleisches. Erneuere mein Herz, dass ich den alten Menschen mit seinen Werken ausziehe und meine Glieder, die auf Erden sind, böse Lust und den Geiz töte. Behüte mich gnädiglich, dass der betrügliche Reichtum und Sorge der Nahrung als stachlichte Dornen mein Herz nicht mögen ritzen und den Samen des göttlichen Worts in mir ersticken. Hilf, dass ich nicht meine Seele mit Gift des unrechten Guts, sondern mit dem himmlischen Manna des göttlichen Worts speise, denn weil sie ewig unsterblich ist, muss sie eine ewige und unsterbliche Speise haben. Gib mir die rechte Ruhe der Seele, dass ich durch Genügsamkeit in Gott ruhen möge und endlich in die ewige Ruhe eingehe. Amen.

 

GEBET UM WAHRHAFTIGKEIT. 

(Johann Gerhard +1637)

 

Allmächtiger, ewiger Gott, himmlischer Vater, ich bekenne und klage dir von Grund meines Herzens, dass ich nicht allezeit die Wahrheit geliebt und von Herzen mit meinem Nächsten die Wahrheit geredet habe, sondern habe manchmal ihn belogen und betrogen, ihn verleumdet und verlästert, seinen guten Namen geschändet und bösen Leumund gemacht. Ach, lieber himmlischer Vater, vergib mir diese Sünde und wende von mir ab die schwere Strafe, die du allen Lügnern, Lästerern und Verleumdern gedroht hast. Gib mir aber deine Gnade, dass ich forthin in der Wahrheit wandle, vor allen Lügen und Falschheit mich fleißig hüte. Abgötterei und Lügen lass, o lieber Gott und Vater, ferne von mir sein. O Herr Jesu Christe, der du dich selber die Wahrheit nennest und in allem deinen Tun und Worten dich wahrhaftig erwiesen hast, regiere mein Herz also, dass ich der Lügen feind sei und der Wahrheit beständig anhange. Behüte mich auch gnädiglich vor den Lügnern, Lästerern und Verleumdern, dass sie mich nicht berücken noch zu Fall bringen mögen. Lass sie zu Schanden werden, die mich mit Lügen wollen niederdrücken. Hilf mir wider die, so mich mit Lügen verfolgen. Lass mich nicht unter die Lästerer geraten und lass mich nicht unter ihnen verderben. O Heiliger Geist, der du bist ein Geist der Wahrheit, gib mir Stärke und Kraft, dass ich die Wahrheit frei heraus jederzeit bekenne und verteidige. Dämpfe und töte in mir mein sündliches Fleisch, welches mich immerdar zu Lügen und Falschheit, zur Heuchelei und Betrug anreizet, gib Gnade, dass ich seiner Anreizung nicht folge, sondern mich jederzeit befleißige, dass Mund und Herz zusammenstimmen, und ich auf dem Wege der Wahrheit zum Reich der Wahrheit allezeit wandeln möge. Amen.

 

GEBET ZU CHRISTO JESU UM SEINE ZUKUNFT ZUM JÜNGSTEN TAGE. 

(Georg Schimmer +1695)

 

Herr Jesu Christe, ob zwar von der Stunde deiner Zukunft niemand weiß, auch die Engel im Himmel nicht, sondern allein der Vater, der es seiner Macht vorbehalten hat: so wird es doch mit dieser Welt ein Ende nehmen und ihr Wesen vergehen; du wirst kommen mit Feuerflammen, Rache zu geben über die, so dich, Gott, nicht erkennen und deinem Evangelio nicht gehorsam sind. Und damit wir nicht zweifeln, so hast du die Zeichen deiner Zukunft aus treuem Herzen uns wissen lassen und namhaft gemacht; wie sie denn jetzund im vollen Schwange gehen und also gewiss beweisen, dass das Ende aller Dinge nahe ist. Denn es geschehen große Zeichen an Sonne, Mond und Sternen, die fallen vom Himmel und verlieren ihren Schein. Man hört von Krieg und Kriegsgeschrei. Ein Volk empört sich über das andere und ein Königreich über das andere. Es geschehen Erdbeben hin und wieder. Es ist teuere Zeit und Hungersnot. Die Ungerechtigkeit nimmt, je länger, je mehr überhand. Es erkaltet in vielen die brüderliche Liebe. Es sind so schreckliche böse Zeiten, dass den Leuten angst und bange ist. Sie verschmachten und vergehen schier vor Trübsal und Jammer, der in der Welt ist. In der Kirche sind viele Männer aufgestanden, die verkehrte Lehre geredet und dein Wort verfälscht haben, und dein Wort muss noch bei vielen Ketzerei heißen. Im weltlichen Regiment geht oft Gewalt für Recht. Das Recht wird in Galle und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut verwandelt. Das Böse muss gut und das Gute bös und schwarz muss weiß heißen. Im Hausregiment ist große Untreue, Ungehorsam, Uneinigkeit, Zwietracht, Zank und Hader, und wird insgemein ein gottloses Leben geführt, das man doch nicht für Sünde achtet. Welches alles sind Zeichen des zunehmenden jüngsten Tages. Weil nun dieselben alle vor Augen schweben, so hilf, o Herr, gnädiglich, dass wir es zu Herzen nehmen, und nicht sicher sein, und etwa mit den törichten Jungfrauen übereilt und zerscheitert werden, sondern dass wir allezeit wacker sein und beten, Gutes tun und nicht müde werden, damit wir deinem gestrengen Urteil und Gericht entfliehen, und würdig sein mögen, zu stehen vor deinem heiligen Angesicht, wenn du kommen wirst in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit und deine Engel senden und versammeln deine Auserwählten von den vier Winden und von dem Ende der Erde bis zum Ende der Himmel. Herr, wir warten täglich auf dein Heil. So komme nun, o Herr Jesu, und mache alles unsers Jammers ein Ende und nimm uns samt dem gläubigen Schächer in das Paradies auf. Komm, Herr Jesu, komm. Amen.

 

BETRACHTUNG DES JÜNGSTEN GERICHTS. 

(Georg Zeämann +1638)

 

Herr Jesu, wer will den Tag deiner Wiederkunft zum Gerichte erleiden, da du nicht mehr wie in deiner ersten Zukunft ins Fleisch, in armer, verachteter Knechtsgestalt, sondern in den Wolken des Himmels mit großer Kraft, in der Herrlichkeit deines Vaters mit allen heiligen Engeln und Erzengeln erscheinen und auf dem Stuhl deiner Majestät zur Rechten der Kraft sitzen wirst. O wie schrecklich wird es alsdann zugehen! Denn da wirst du deine Engel senden mit hellen Posaunen, dass sie deine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zum andern, und die Bösen von ihnen scheiden und sie in den Feuerofen werfen, da sein wird Heulen und Zähneklappern. O Herr, wer wird bestehen, wenn du wirst erscheinen? Denn da wirst du deinen Eifer nehmen zum Harnisch, und die Kreatur rüsten zur Rache über deine Feinde. Da wirst du Gerechtigkeit anziehen zum Krebs und das ernste Gericht aufsetzen zum Helm. Heiligkeit wirst du nehmen zum unüberwindlichen Schild, und den strengen Zorn wetzen zum Schwert. Da wirst du den ganzen Erdkreis richten mit Gerechtigkeit, und einem jeden geben, nach dem er gehandelt hat bei Leibes-Leben, es sei gut oder böse. Da wird alles haarklein herfürkommen, was ein jeder Mensch die ganze Zeit seines Lebens gedacht, geredet oder getan hat, da werden einem jeglichen seine Sünden, die er in den innersten Winkeln begangen, an der Stirn geschrieben stehen. Denn da wirst du alles an das helle Tageslicht bringen, was im Finstern verborgen ist, und den Rat der Herzen offenbaren, also dass wir auch von einem jeglichen unnützen Worte, so aus unserm Munde gangen, Rechenschaft werden geben müssen. O ich elender Mensch, wie will ich in solchem ernsten Gericht bestehen? Wie will ich alle meine bösen Gedanken, sündliche Gebärden, unnütze Reden und untüchtige Werke, deren unzählich viel sind, verantworten? Ach, wie viel sind der Sünden, die ich nicht weiß, ja die ich jetzt nicht für Sünde, sondern für gute Werke achte, welche vor deinem Gericht recht offenbar und kohlschwarz erscheinen werden? Ach, wehe mir, wie übel habe ich getan? Wo soll ich fliehen hin, da ich möge bleiben? Verbergen kann ich mich nicht: denn führe ich gen Himmel, so bist du da, nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten. Ja, wenn ich mich gleich in die Hölle vergrübe würde mich doch deine Hand von dannen herholen. Entschuldigen kann ich mich viel weniger. Ach, wo soll ich deinen Rat und Hilfe suchen? Bei dir, Herr Jesu Christ allein, der du nicht allein mein Richter, sondern auch mein Advokat und Fürsprecher sein wirst, weil du mein Bruder und Heiland bist, und um meinetwillen dich richten lassen, auf dass ich im jüngsten Gericht mit Freuden bestehen möge. Lob sei dir, o mein liebster Immanuel, Hosianna, gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn, mein König und mein Bräutigam. Komm, Herr Jesu, komm bald. Amen.

 

GEBET VON DER HEILIGEN TAUFE. 

(Riegisches Gebetbuch 1719)

 

Ach Herr Jesu Christe, der du bist der Anfang, Mittel und Ende unsrer Seligkeit, und das heilige Sakrament der heiligen Taufe gestiftet hast und dasselbe bezeugt in dem Werk der Erlösung, da aus deiner eröffneten Seite Blut und Wasser geflossen, daher St. Johannes sagt: Drei sind auf Erden, die da zeugen: der Geist, das Wasser und das Blut und die drei sind beisammen; hast auch dies Sakrament durch deine eigene Taufe im Jordan als durch dein selbst Exempel bestätiget und geheiliget: ich danke dir herzlich, dass du mich durch dies Sakrament deiner heiligen christlichen Kirche einverleibet hast und mich dadurch in die Gemeinschaft aller deiner himmlischen und ewigen Güter gesetzt, so du durch dein bitter Leiden und Sterben erworben hast, hast mich dadurch von dem greulichen Gift und Aussatz der Erbsünde gereinigt und abgewaschen, alle meine Sünde, Schuld und Missetat aus Gnaden vergeben und hast mich gereinigt durch das Wasserbad im Wort und alle meine Übertretung getilget, dass nicht eine ist übergeblieben, die mich könnte verdammen, dass nun nichts Verdammliches ist an denen, die in Christo Jesu sind, hast mich auch, weil die Sünde vergeben, erlöset vom ewigen Tod und von der Angst, Furcht und Schrecken des zeitlichen Todes, auch von der Gewalt des Teufels, weil du mich dir einverleibet hast, zu einem Gliede deines geistlichen Leibes gemacht, mich in dein Gnadenreich versetzt, mich mit dir vermählet und in Ewigkeit verlobet. Und weil ich durch die Taufe dich angezogen, so bin ich mit deinem ganzen heiligen Gehorsam, Verdienst, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Unschuld, als mit dem Kleide des Heiles und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet, hast mich durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist neu geboren, aus einem Sünder einen Gerechten gemacht, indem ich in deinen Tod getauft und der Frucht deines Todes bin teilhaftig worden und deinem Gehorsam und Verdienst einverleibet und demnach aus einem Kinde des Zornes ein Kind der Gnaden worden, hast mich aus einem armen, elenden, verlornen Menschenkind zu Gottes Kinde gemacht, mir den Heiligen Geist der Kindschaft gegeben, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater, hast mich dadurch in deinen ewigen Gnadenbund aufgenommen, und dich mit mir verbunden durch deine Verheißung, mein Vater zu sein in Ewigkeit, hast mir auch geschenket das Kindesrecht: nämlich das ewige himmlische Erbe und Seligkeit. Summa: Du hast mir in der heiligen Taufe das höchste Gut geschenkt, deinen lieben Sohn mit allen seinen Wohltaten; Christus ist mein mit allem, was er ist und hat. Was kann mir tun die Sünde? Ist doch Christus meine Gerechtigkeit; was kann mir tun der Tod? Ist doch Christus mein Leben; was kann mir der Teufel tun? Christus ist meine Stärke und Sieg; was kann mir die Welt tun? Christus hat sie überwunden. Ja, mein Herr Christus hat mich schon selig gemacht und mir alle Seligkeit geschenkt in der heiligen Taufe. Darum warte ich in Geduld der künftigen Herrlichkeit. Was kann mir Armut, Elend, Kreuz, Verfolgung, Verachtung schaden? Bin ich doch schon selig. Die Güter der Gnaden habe ich alle in und mit Christo empfangen und warte auf die Güter der Herrlichkeit; weil ich aber, o mein Herr Jesu Christe, durch die Taufe mit dir gestorben und begraben bin, so hilf mir, weil ich noch im Fleisch lebe, dass ich nicht nach dem Fleisch lebe, sondern dass meine Taufe täglich in mir fruchtbar sei, und wirke die Tötung des Fleisches, dass ich täglich mit dir sterbe durch herzliche Reue und Leid; denn wer täglich in ihm selbst stirbet, der hat allezeit einen neuen Anfang seines Lebens in dir. Und weil ich dir, mein Herr und Gott, einverleibet bin als ein Pfropfreislein dem Baum des Lebens, so lass mich in dir als eine Rebe am lebendigen Weinstock Frucht bringen, nicht Früchte des alten Menschen, sondern des neuen Menschen, der neuen Kreatur, Früchte des Geistes, und dass ich täglich bedenke, dass ich zu einem neuen Leben getauft bin, dass ich dich habe angezogen als ein Geschenk der ewigen Gerechtigkeit und Seligkeit und als ein neues Leben, dadurch du in mir und ich in dir leben und bleiben möge ewiglich; ja dass ich nimmermehr vergesse des Bundes, den du mit mir gemacht hast, denselben nicht breche, denselben nicht verleugne, weder mit Herzen noch mit Mund, noch mit einem gottlosen Leben, sondern mich dessen jederzeit freue und tröste, und darauf wider alle Anfechtung mich sicherlich verlasse und in diesem Bund, welcher ewig fest und gewiss ist, auch ewig bleiben und selig werden möge. Amen.

 

IN GROSSER MELANCHOLIE UND TRAURIGKEIT DES GEMÜTES. 

(Sigism. Scherertz +1639)

 

Allmächtiger, gerechter, barmherziger Vater im Himmel, du weißt, dass wir armen Menschen durch die Erbsünde also sind verderbet, dass wir nicht allein mit vielen Sünden deinen gerechten Zorn verdienen, denselben auch in unsern Herzen bisweilen schmerzlich fühlen, sondern auch mit vieler trübseliger Zeit und Widerwärtigkeit beleget werden, und oft in große Melancholie des Gemüts geraten, welcher wir uns aus menschlicher Schwachheit nicht entschlagen können ohne deinen heiligen göttlichen Trost, welcher die betrübten Herzen zur Ruhe stellen, sie erfreuen und zum ewigen Leben erhalten kann. Darum, o lieber Vater, siehe mich auch mit Gnaden an, der ich jetzt von Herzen betrübt bin, und fast den ganzen Tag traurig gehe. Herr, meine Seele ist betrübt bis in den Tod, dass ich auch vor großer Traurigkeit und Trägheit meines Herzens fast zu allen Werken meines Berufs untüchtig werde und darüber vergesse mein Brot zu essen. Ach lass mich, o treuer Gott, in solcher Melancholie und Betrübnis meiner Seelen nicht verharren, an welcher der leidige Teufel seine Lust und Gefallen hat, sondern wende von mir die Traurigkeit, in welcher ich mich so sehr ängstige. Ach Herr, verwirf mich nicht von deinem Angesicht, verbirg dein Antlitz nicht von mir. Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele und mich ängsten in meinem Herzen? Behüte mich vor Anfechtung und Ungeduld, dass ich aus meiner Not errettet, dich ganz fröhlich rühmen könne. Du willst ja den glimmenden Docht nicht auslöschen und das zerstoßene Rohr nicht gar zerbrechen; so weiß ich auch, dass, wer sich von Herzen zu dir hält, von dir nimmermehr verstoßen wird. Und ob ich zwar in diesem meinen Elende nicht eine Stunde oder einen Tag mich meiner Traurigkeit entschlagen kann, so will ich dir doch, o lieber Vater, geduldig stille halten und mich tröstlich erinnern deiner Hilfe, die du mir vorhin oft väterlich geleistet, und mich aus mancher betrübten Stunde gnädiglich erlöset hast; warte derwegen alle Augenblick auf deine göttliche Erquickung des Heiligen Geistes und Änderung meines Gemütes. Darum sei dieses meine Freude, dass ich mich zu Gott halte in dieser meiner Traurigkeit; ich weiß, dass ich Gott zum Trost habe, und wenn ich nur, Herr, dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir; meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Ich will mich freuen und fröhlich sein über deine Güte, dass du mein Elend ansiehest, und erkennest meine Seele in der Not. Ich weiß ja, dass dem Gerechten das Licht immer muss wieder aufgehen und Freude den frommen Herzen, und dass ich um deines lieben Sohnes Jesu Christi willen gewiss ein Erbe des ewigen Lebens bin und bleiben werde, ob ich gleich noch so vielem Elende in dieser Welt unterworfen wäre, wenn ich gleich noch mit so viel traurigen Stunden geplaget würde. Derohalben hoffe ich auch, du werdest nach dieser meiner großen Betrübnis mein trauriges Herz durch deinen Heiligen Geist wieder erquicken, dass ich mich deiner Gnade von Herzen freuen möge. Und dafür will ich dem Herrn singen mein Leben lang, und meinen Gott loben, solang ich hier bin, denn du lässest mich erfahren viel und große Angst, und machest mich wiederum lebendig, dein Lob soll immerdar in meinem Munde sein, meine Lippen und meine Seele, die du erlöset hast, sollen fröhlich sein und dir Lob singen. Warum betrübest du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Ich hoffe darauf, dass du, o Gott, so gnädig bist, und mein Herz freuet sich, dass du so gerne hilfst, ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut. Amen.

 

GEBET WIDER DIE VERLEUMDER. 

(Nic. Haas +1715)

 

Mein Gott und Vater im Himmel! Dir klage ich mit betrübtem und wehmütigem Herzen die Schmach, welche mir jetzt von feindseligen Leuten durch schändlichen Argwohn und verleumderische Nachrede widerfährt. Denn du prüfest Herzen und Nieren und weißt am besten, wie unrecht sie an mir tun; du bist der allmächtige Gott, der meine Sache am besten ausführen und mir von den Lügenmäulern helfen kann. Zwar geschieht es nicht ohne dein gerechtes Verhängnis, dass meine Feinde mich also schmähen und das Gift ihrer Zungen wider mich ausgießen; und ob ich gleich diesfalls vor den Menschen unschuldig bin, so habe ich doch mit unzäh-ligen Sünden, die ich wider dich begangen, solches wohl verdienet. Aber ich verlasse mich mit kindlicher Zuversicht auf deine große Barmherzigkeit und hoffe, du wirst mein Elend gnädig ansehen, mein Weinen und Flehen erhören, und meiner Sünden um Christi willen nicht gedenken, sondern meine Unschuld zu rechter Zeit vor der Welt offenbar machen, dass es sehen, die mir Übles wollen, und sich schämen müssen. Jesu, mein Heiland, ich gedenke jetzt, welche Verleumdungen und Schmachreden du von deinen Feinden hören müssen, da du doch keine Sünde getan hattest; und damit tröste ich mich bei allen unverdienten Lästerungen, die ich leiden muss. Du hast um meiner Sünde willen dich müssen verschmähen und verspeien lassen, und bist der Allerverachtetste und Unwerteste, ein Spott der Leute und eine Verachtung des Volks gewesen; so will ich demnach um deinetwillen und dir zu Ehren diese Schmach gern tragen. Aber, mein Seelenbräutigam, erbarme dich meiner nach deiner großen Güte, und errette meine Seele wieder von den bösen Menschen und frevelen Leuten, die da Böses gedenken in ihrem Herzen, und ihre Zungen schärfen wie Schlangen. Jedoch vergilt ihnen nicht nach ihren bösen Werken, und rechne ihnen diese Sünde nicht zur Verdammnis zu, sondern sei ihnen um deines Verdienstes willen gnädig, und hilf, dass sie sich bekehren und leben. Dir befehle und überlasse ich meine Sache, du wirst endlich meine Gerechtigkeit hervorbringen wie das Licht, und mein Recht wie den Mittag. Herr Gott Heiliger Geist, Tröster aller Betrübten! Du hast mich in deinem Wort versichert, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen. Darum bitte ich dich demütigst, du wollest mich solches auch in gegenwärtiger meiner Not erfahren lassen. Gib, dass alle grausamen Lügen und Spottreden meiner Widerwärtigen zu meinem Besten ausschlagen hier in der Zeit, damit ich desto vorsichtiger wandle, und allezeit züchtig und gerecht und gottselig lebe; zu meinem Besten gereichen dort in der Ewigkeit, da nach der Verheißung meines Jesu einen solchen Gnadenlohn zu gewarten haben sollen alle, die unschuldigerweise von Menschen geschmähet werden. Indessen aber verleihe mir christliche Geduld, dass ich ohne Murren dieses Kreuz trage, und nicht Böses mit Bösem, noch Scheltwort mit Scheltwort vergelte, sondern segne, die mir fluchen, liebe, die mich hassen, wohltue denen, die mich beleidigen. Ach Herr, du dreieiniger Gott, tue solches in großen Gnaden, so will ich deinen Namen ehren und loben in Zeit und Ewigkeit. Amen.

 

GEBET IN ARMUT. 

(Joh. Arndt +1621)

 

Barmherziger, gnädiger Gott, lieber Vater, du hast mir das Kreuz der leiblichen Armut auferleget, ohne Zweifel mir zum Besten; gib mir Geduld, dieses Kreuz recht zu tragen, und deinem gnädigen Willen mich gehorsam zu unterwerfen; denn es kommt alles von dir: Glück und Unglück, Armut und Reichtum, Leben und Tod. Du machest arm und machest reich, du erniedrigest und erhöhest. Zeige mir aber, du getreuer Gott, Mittel und Wege, wie ich mich und die Meinen ehrlich ernähren möge, und segne meinen Beruf und Arbeit. Du hast ja gesagt, dass sich alle Armen ihrer Handarbeit nähren sollen; lass diesen Segen auch über mich kommen, lass mich aus deiner milden Vaterhand auch essen, und mit den Meinigen gespeiset werden, wie die Vögel unter dem Himmel, die weder säen noch ernten, und du himmlischer Vater nährest sie doch. Du kleidest und schmückest jährlich die Lilien-Blume auf dem Felde mit neuem Röcklein, ja du gibst einem jeden jährlich einen neuen Rock nach seiner Art; du wirst ja meiner und der Meinen nicht vergessen, denn du, himmlischer Vater, weißest, dass wir das alles bedürfen. Danach lehre mich zuvörderst suchen dein Reich und deine Gerechtigkeit, so wirst du mir nach deiner Verheißung auch die zeitliche Notdurft zuwerfen. Und weil ich auf Erden keinen Trost habe – denn dem Armen ist niemand Freund – so sei du mein Trost, der du der Armen und Geringen Zuflucht und Stärke genannt wirst. Lass mir meine Armut nicht Anleitung geben zum Bösen und zu verbotenen Mitteln, sondern zu desto stärkerem Glauben und Vertrauen auf dich und zu allen christlichen Tugenden, zur Demut, Sanftmut, Geduld, Gebet, Hoffnung und Beständigkeit. Gib, dass ich niemand mit der Armut beschwerlich sei, sondern erwecke mir freiwillige Wohltäter, die du lieb hast, und verleihe, dass allerlei Gnade bei ihnen wohne. Ach lieber Gott, ein Armer ist wie ein Fremdling auf Erden, welchen niemand kennen will, deß sich niemand annimmt. Das ist aber mein Trost, dass du gesagt hast: Ihr sollt die Waisen und Witwen und Fremdlinge lieb haben, und ihnen Speise und Kleider geben, und euch fürchten vor dem Herrn euerm Gott. So ist auch das mein Trost, dass geschrieben stehet: der Herr hebt auf den Dürftigen aus dem Staube, und erhöhet den Armen aus dem Kot, dass er ihn setze unter die Fürsten, und den Stuhl der Ehren erben lasse. Du, lieber Vater, hast es also geordnet, dass Reiche und Arme müssen unter einander sein; du aber, Herr, hast sie alle gemacht. Darum, lieber Vater, nimm dich auch meiner an, und lass mir nicht Unrecht noch Gewalt geschehen, dass ich nicht unterdrückt werde. Du sagest ja: Es ist besser ein Armer, der in seiner Frömmigkeit gehet, denn ein Reicher, der in verkehrten Wegen gehet. Lass mich eingedenk sein, was der alte Tobias seinem Sohne sagt: Wir sind wohl arm, aber wir werden viel Gutes haben, so wir Gott fürchten, die Sünde meiden und Gutes tun. Und was David sagt: Das wenige, das ein Gerechter hat, ist besser, denn das Gut vieler Gottlosen. Ich bin jung gewesen und alt worden, und habe noch nie gesehen den Gerechten verlassen oder seinen Samen nach Brot gehen. Dieser Verheißungen tröste ich mich, und lasse mich wohl begnügen; denn es ist besser wenig mit Gerechtigkeit, denn viel Einkommens mit Unrecht; denn wir haben nichts in die Welt gebracht, werden auch nichts mit hinaus nehmen. Darum bitte ich dich um ein solches Herz, welches sich mehr um den ewigen Reichtum bekümmert als um zeitlich Gut – du wirst mir mein bescheiden Teil wohl geben. Lass mich folgen der schönen Lehre des weisen Hauspredigers, da er sagt: Vertraue Gott und bleibe in deinem Berufe; denn es ist dem Herrn gar leicht, einen arm oder reich zu machen. Lass mich anschauen das Exempel meines Erlösers Jesu Christi, da er spricht: Die Vögel unter dem Himmel haben ihre Nester, und die Füchse ihre Löcher, aber des Menschen Sohn hat nicht so viel, da er sein Haupt hinleget. Du, Herr, bist mein Gut und mein Teil, du erhältst mein Erbteil, du erfreuest mein Herz, ob jene gleich viel Wein und Korn haben; ich bin arm und elend, der Herr aber sorget für mich; ich hoffe auch, dass ich sehen werde das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen. Seid getrost und unverzaget alle, die ihr des Herrn harret. Amen.

 

GEBET, WENN EINER ZUM KRÜPPEL GEWORDEN IST. 

(Georg Schimmer +1695)

 

Allerliebster Herr Jesu, der du der Lahmen, Krüppel und Gebrechlichen in deinem Wort nicht vergessen, und dich ihrer in den Tagen deines Fleisches auf das allergetreulichste angenommen hast, ach, erbarme dich auch über mich elenden und gebrechlichen Menschen! Erwecke bei ehrlichen Leuten christliches Mitleiden, dass sie mir notdürftige Handreichung tun. Gib mir vor allem eine gesunde Seele, erhalte mich in einem christlichen Leben und lass mich wohl bedenken, dass ich vielleicht mit diesen meinen Gliedern schwer würde sündigen, wenn sie noch alle gesund und stark wären; nun mir aber dieselben verdorben sind, suchest du dadurch meiner Seelen Wohlfahrt, und ist mir freilich besser, dass ich als ein Krüppel zu dem Leben eingehe, denn dass ich als ein Gesunder sollte in das höllische Feuer geworfen werden. So weiß ich auch, dass dieser mein ungesunder Leib alle seine Gebrechlichkeit wird dermaleins im Grabe lassen, und ich werde ganz gesund und frisch in großer Kraft zum ewigen Leben auferwecket werden. Solchen Trost bewahre, du getreuer Gott, um des bittern Leidens und Sterbens Jesu Christi willen, durch die Gnade deines Heiligen Geistes in meinem Herzen, und hilf, dass, wenn gottlose Leute meiner spotten, ich ja nicht ungeduldig werde, noch in meinem Elend verzage, oder jemandem seine Gesundheit missgönne, sondern fleißig bete, meine Hoffnung auf dich setze und sicherlich glaube, du werdest mich ernähren, kleiden, speisen, tragen und heben bis ins ewige Leben. Amen.

 

GEBET UM CHRISTLICHE DANKBARKEIT. 

(Joh. Arndt +1621)

 

Ach du gnädiger, gütiger, übermilder Gott und Vater! Wie groß ist deine Gnade! Wie gütig ist dein mildes Vaterherz! Wie groß sind deine Wohltaten, Liebe, Güte und Barmherzigkeit gegen uns! Ich klage und bekenne dir, dass mein Herz von Natur so unverständig, so viehisch und grob ist, dass ich nie von Herzen erkannt habe deine Wohltaten der Schöpfung und Erhaltung, der Erlösung und Heiligung. Ich habe dir nie von Herzen dafür gedanket, dir nie deine gebührende Ehre dafür gegeben. Ach ich erkenne und bekenne, dass ich viel zu gering bin aller deiner Barmherzigkeit, die du an mir von Mutterleibe getan hast. Ich erkenne, dass ich deiner geringsten Wohltat nicht wert bin, sondern vielmehr schuldig und wert bin deines Zorns und Ungnade. Dennoch hast du mir Unwürdigem so große Barmherzigkeit erzeiget, aus lauter Gnade und Güte. Ich habe es nicht verdienet, kanns auch nicht verdienen, und werde es auch in Ewigkeit nicht verdienen können. Denn deine Gnade ists, was ich um und um bin. Du hättest wohl Macht, wegen meiner Undankbarkeit, alle deine Gaben, leibliche und geistliche, wieder zu nehmen, denn es ist dein Gut! Ach, vergib mir solche große Undankbarkeit, und wende von mir die Strafe, die du dräuest, dass das Böse vom Hause des Undankbaren nicht lassen soll, und gib mir ein verständiges, dankbares Herz, dass ich erkennen möge, du seiest der Brunn und Ursprung aller guten Gaben, und dass ich ohne dich nichts bin, denn ein toter, lebloser Schatten in allem meinen Tun. Ach, wie herzlich haben dir alle deine Heiligen gedanket, und gesaget: Das ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken, und deinen Namen loben, du Allerhöchster. Item: So will ich dir ein Freudenopfer tun, und deinem Namen danken, dass er so tröstlich ist. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Gib, dass ich alles mit dankbarem Herzen von deiner Hand empfahe, und deine Gaben aus den Schätzen deiner Gnade und Barmherzigkeit aufnehme, dass ich auch erkennen lerne, dass du deine Güter und Gaben mir allein erhältst, und ich nicht selbst, dass ich dich auch darum bitte, liebe, ehre und preise, dass ich auch alles, was du mir gibst, zu deines Namens Lob und Ehre gebrauche und anlege, und nicht mir, sondern dir die Ehre in allen Dingen gebe, denn dies ist die Dankbarkeit und Gerechtigkeit, die ich dir schuldig bin, weil alles dein ist, und das ist die Wahrheit, dass ich dasselbe erkenne und preise, und so du etwas Gutes durch mich wirkest, dass ichs dir und nicht mir zuschreibe, sondern wenn ich alles getan habe, spreche: Ich bin ein unnützer Knecht, ein unwürdiges Werkzeug deiner Gnade, nicht ich, sondern deine Gnade, die in mir ist, tut alles durch mich. Gib mir auch, dass ich dankbar bin gegen die, durch welche du mir Gutes tust, und um deinetwillen dieselben liebe und ehre, und ihnen wieder durch deine Gnade diene, und von deinen Gütern Gutes tue, und für sie bitte! Ja, dass ich auch um deinetwillen meine Feinde liebe, und ihnen Gutes tue. Lass die Undankbarkeit, welche das allerschändlichste Laster ist, in mir nicht einwurzeln, dass mich nicht der Fluch treffe, sondern lass diese edle Tugend welche eine Mutter ist vieles Segens, allezeit bei mir bleiben, dass ich mit fröhlichem Herzen und Gewissen dich, mit allen heiligen Engeln, in Ewigkeit für alle deine Wohltaten lobe und preise, durch Christum unsern Herrn. Amen.

 

TRÖSTLICHER ZUSPRUCH NACH DEN DREI ARTIKELN DES CHRISTLICHEN GLAUBENS AN EINEN STERBENDEN MENSCHEN. 

(Eisenacher Gesangbuch 1760)

 

Christliches Herz, du bist nunmehr nach Gottes Willen in dem letzten Kampf mit Sünde, Tod, Teufel und Hölle. Wohlan, so kämpfe einen guten Kampf und halte Glauben, so wird dir hinfort beigelegt werden die Krone der Gerechtigkeit, welche dir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage geben wird (2 Tim. 4,7.9). Sei stark in dem Herrn, und in der Macht seiner Stärke. Vor allen Dingen aber ergreife den Schild des Glaubens, mit welchem du alle feurigen Pfeile des Bösewichts wirst auslöschen können (Eph. 6,10.16). Behalte in deinem Herzen deinen christlichen Glauben, den du gelernet, und bisher beständig bekannt hast.

 

Du glaubest, dass der allmächtige Gott der rechte Vater sei über alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden (Eph. 3,5). Darum wird er auch dein Vater sein und dir das himmlische Erbteil vorbehalten haben.

 

Du glaubest, dass er dich erschaffen, und dir Leib und Seel gegeben habe. Darum wird er auch deiner, als seines Geschöpfes, nicht vergessen. Denn er hasset nichts, was er gemacht hat (Buch der Weisheit 11,25).

 

Du glaubest, dass der eingeborne Sohn Gottes, Jesus Christus, sei in die Welt kommen, die Werke des Teufels zu zerstören, und die Sünder selig zu machen (1 Joh. 3,8). Darum hast du dich vor demselbigen nicht zu fürchten, noch an deiner Seligkeit zu zweifeln.

 

Du glaubest, dass Jesus Christus für alle arme Sünder gelitten, gekreuziget worden und sein unschuldiges Blut vergossen habe, darum bist auch du durch solch sein Blut von allen deinen Sünden gereiniget worden (1 Joh. 1,7).

 

Du glaubest, dass Jesus Christus sei hinunter zur Hölle gefahren, und dieselbe allen seinen Gläubigen zerstöret habe (Hos. 12,14). Darum können dich die Höllenflammen nimmer mehr berühren.

 

Du glaubest, dass Jesus Christus an dem dritten Tage von den Toten sei auferstanden, darum hat er den Tod überwunden, dass du denselben nimmermehr schmecken sollst. Auch soll der zeitliche Tod dir nur ein Schlaf und eine Tür zu dem ewigen Leben sein.

 

Du glaubest, dass Jesus Christus sei aufgefahren gen Himmel, darum wirst auch du einen Eingang in denselben haben. Denn er hat zu seinem Vater gesagt: Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, dass sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast (Joh. 17,24).

 

Du glaubest, dass Jesus Christus sich zu der Rechten Gottes gesetzt habe, darum hast du allda einen Fürsprecher bei dem Vater, der dich aufs allerbeste vertritt (Röm. 8,34; 1 Joh. 2,1).

 

Du glaubest, dass Jesus werde wiederkommen, zu richten die Ungläubigen; dieweil du aber beständig glaubest, so wirst du nicht ins Gericht kommen (Joh. 5,24).

 

Du glaubest an den Heiligen Geist, darum wird er deiner Schwachheit aufhelfen, und wenn du selber nicht mehr reden kannst, dich mit unaussprechlichem Seufzen bei Gott vertreten und rufen: Abba, lieber Vater! (Röm. 8,15.26).

 

Du glaubest eine Vergebung der Sünden, darum wird dir geschehen, wie du glaubest. Gott hat sich deiner schon erbarmet, deine Missetat gedämpfet und alle deine Sünde in die Tiefe des Meeres geworfen (Mich. 5,19).

 

Du glaubest eine Auferstehung des Fleisches, darum hast du dir deinen Tod nicht schwer vorzustellen, dieweil du in dem Grabe nicht bleiben, sondern nur sanft darin ausruhen sollst, bis der fröhliche Tag deiner Auferstehung wird anbrechen.

 

Du glaubest ein ewiges Leben, darum kommst du aus diesem vergänglichen und unseligen Leben in ein unvergängliches und seliges Leben, in welchem dir dein Herr Jesus Christus vorlängst eine Stelle bereitet hat, und dir dieselbe jetzt gnädiglich wird einräumen.

 

Nun, so fahre getrost hin im Frieden, in dem Namen deines himmlischen Vaters, in dem Namen deines trauten Erlösers Jesu Christi, und in dem Namen deines höchsten Trösters, des Heiligen Geistes. Halte dich fest an das Lämmlein Gottes, welches der ganzen Welt Sünde trägt (Joh. 1,29), und sprich in deinem Herzen: Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, Herr, du treuer Gott! (Ps. 31,6). Der Herr, der deinen Eingang in dieses Leben behütet hat, der behüte auch deinen Ausgang, und hole dich zu sich in die ewige Freude. Amen, in Jesu Christi Namen. Amen.

 

DER BETRÜBTE TRÖSTET SICH DER ALLMACHT GOTTES.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

O du gütiger und freundlicher Gott, du weißt und siehest, wie mein Herz betrübet ist; es liegt auf demselben ein schwerer Stein, den ich nicht abwälzen kann, eine harte Last, die ich kaum tragen kann. Darum komme ich zu dir, o allmächtiger Gott, ich schütte mein Herz aus vor dir, der du meine Zuversicht bist, ich werfe mein Anliegen von mir auf dich, und bitte dich, du wollest mich versorgen, mich erretten, mir beistehen. Das von Wellen herumgeworfene Schifflein hält sich an den Anker, und ich halte mich an dich, lebendiger und starker Gott; das gejagte Wild eilet zu den Bergen, und ich hebe meine Augen auf zu dir, o mein Fels, mein Erretter und mächtiger Schutzherr! Ich will nicht verzagen, ich weiß, dass du ein allmächtiger Gott bist, du kannst helfen, dir ist nichts unmöglich; darum, Herr, hilf mir, so ist mir geholfen, sprich nur ein Wort, so weichet meine Bekümmernis, so erlange ich Hilfe. Ach, mein Gott, ich weiß, du bist barmherzig, darum erbarme dich jetzt auch über mich Elenden; du weißt meinen Schmerz, erkennest mein Herz, hast du mir’s aufgeleget, so hilf mir’s auch ertragen. Ich weiß, du bist ein weiser Gott, du wirst Mittel und Wege wissen, die mir jetzt unbekannt sind. Ach, zeige mir ein Trostbrünnlein, wie dort der weinenden Hagar, sage mir Hilfe zu, wie ehemals der betrübten Witwe, hilf mir, wie dort dem verlassenen Elisa, und beweise deine große Güte an mir, wie an dem gefangenen Petro. Lass die Bande meines Elends und Jammers von meinem Herzen fallen. Lass dein Freudenlicht in mir aufgehen, dadurch du mich versicherst: Ich will dich nicht verlassen, ich will dich nicht versäumen; ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit ewiger Gnade will ich mich über dich erbarmen. Ich weiß, du bist ein treuer Gott, der noch keinen verlassen hat, der zu dir rief, darum wirst du mich auch nicht verlassen. O, siehe, Herr, mein Gott, wie hier eine elende und hilflose Seele vor deinem Gnadenthron lieget, sende mir Hilfe vom Heiligtum, und stärke mich aus Zion. Herr, ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Mein Gott und Vater, wenn du mir nicht hilfst, wer soll mir denn helfen? Auf dich bin ich geworfen von Mutterleibe an, da hast du mich in die Arme deiner unermüdeten Barmherzigkeit genommen, und bisher darin getragen, ach, darum lass mich auch jetzt darin Hilfe finden. Ich schreie dir so lange nach, bis du sprichst: Dir geschehe, wie du willst. Amen.

 

DER BETRÜBTE TRÖSTET SICH DER LIEBE GOTTES.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

Der Herr ist bei mir, darum fürchte ich mich nicht. Du bist mein Hort, mein Fels, meine Burg und mein Erretter. Also seufze ich, mein Gott, in meiner jetzigen Betrübnis und Angst der Seele. Ach Herr, Herr, du weißt ja wohl, wie wehe mir ums Herz ist, wie voller Leiden und Schmerzen ich bin. Aber ich weiß auch, dass mich diese Not nicht unterdrücken wird, wenn du mir beistehest. Ach, verbirg doch dein Angesicht nicht länger vor mir; mir ist angst, lindere es mir. Du hast mir von Jugend auf viel Liebes und Gutes erwiesen, ach, mit solcher Liebe umfasse mich auch jetzt in der Betrübnis meiner Seele. Ein Schäflein fliehet, wenn es gejagt wird, zu seinem Hirten; ein Kind, wenn es geängstiget wird, gehet zu seinem Vater: darum komme ich auch, mein Hirte und mein Vater, zu dir. O großer Gott, du hast mir deinen Beistand versprochen: Ich bin bei dir in der Not, ich will dich herausreißen; fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit; ich will dich nicht verlassen noch versäumen. Nun, o großer Gott, jetzt habe ich Hilfe vonnöten, jetzt stehe bei mir, jetzt weiche nicht von mir, jetzt verlasse mich nicht. Ich weiß, ich bin nicht verlassen, deine Liebe ist so innig, dass du dich meiner erbarmen musst. Du hast mich immerdar geliebet, und aus großer Liebe hast du mich zu dir gezogen. Umfasse mich jetzt mit deinen Liebesarmen, erhalte mich, dass ich nicht sinke, erquicke mich in meinem Leiden, lass mich hören Freude und Wonne, dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast. Ziehe mir aus den Sack, und umgürte mich mit Freuden, und lass meine Traurigkeit in Freude verwandelt werden. Beweise auch an mir, was andere so vielfältig von deiner Liebe und Güte rühmen, damit ich mit ihnen deinen großen Namen preisen möge. O, du Gott der Liebe, versiegle den Trost in meinem Herzen, du habest mein nicht vergessen, so wenig ein Vater seines Kindes vergessen kann. Treuer Vater, siehe, dein Kind ist betrübt, erfreue es; es ist voller Angst, erbarme dich und hilf ihm um Jesu willen. Amen.

 

DER BETRÜBTE TRÖSTET SICH DER HILFE GOTTES.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

Wenn ich betrübt bin, so denke ich an Gott. Ach, wo soll ich mich anders hinwenden, an wen soll ich anders denken in dem Leiden und Kummer meines Herzens, als nur an dich, mein Gott? Ach, du hast mich noch nie betrübt von deinem allerheiligsten Angesicht weggehen lassen, o, darum höre auch jetzt mein Gebet um Christi willen, vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott, und wenn ich rufe, so schweige mir nicht, sondern erhöre mich bald. Von deiner Hand ist mir das Leiden, so ich trage, zugeschickt worden, du kannst mich auch nach deiner Barmherzigkeit wieder davon befreien. Du, Herr, Herr, tötest und machest lebendig, du führest in die Hölle und wieder heraus. Du, Herr, machest arm und machest reich, du erniedrigest und erhöhest. Du erhebest den Dürftigen aus dem Staub und erhöhest den Armen aus der Niedrigkeit; darum spreche ich im Glauben: Herr, hilf mir, ach, du kannst helfen, du bist ja ein allmächtiger Gott; du willst helfen, denn du hast es mir verheißen. Vater, willst du dein Kind verlassen? Mein Vater, kannst du das Geschrei deines Kindes ertragen, dass du ihm nicht zu Hilfe kommst? Du hast gesagt: Ehe sie rufen, will ich antworten, und wenn sie noch reden, will ich hören; mein Herz bricht mir gegen dich, dass ich mich dein erbarmen muss. Ach, erhöre mich nun auch, höre das Geschrei meines Herzens und das wehmütige Klagen meines Mundes. Jedoch, mein Vater, ich weiß, dass du mich allezeit erhörest, darum will ich dir auch nicht Zeit und Stunde vorschreiben, wann du helfen sollst; ich will gern auf deine Hilfsstunde warten, stärke mich indessen durch deinen Heiligen Geist, stärke meinen Glauben, meine Hoffnung, mein Vertrauen, gib mir Geduld und Kräfte, mein Leiden zu tragen, und lass mich endlich die Zeit erblicken, da du mich mit deiner Gnade erfreuest. Ach, mein Vater, du hast noch keinen verlassen, verlasse auch mich nicht; du hast Betrübte allezeit erfreuet, erfreue auch mich; du hast den Elenden geholfen, hilf auch mir; wann, wie und wo du willst, das alles sei deiner Weisheit, Liebe, Güte und Gnade hiermit gänzlich anheimgestellet. So sei denn wieder zufrieden, meine Seele, was betrübst du dich und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Amen.

 

DER BETRÜBTE TRÖSTET SICH DER BARMHERZIGKEIT GOTTES.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

O du allliebender Gott, dessen Barmherzigkeit kein Ende hat, dessen Güte alle Morgen neu wird; siehe, ich bekümmerte und betrübte Seele trete allhier vor dein allerheiligstes Angesicht und schütte meinen großen Kummer und betrübtes Herz vor dir aus. Dir ist ja wohl bekannt mein Jammerstand und großes Elend, das mich betroffen hat; meine Seele ist betrübet, mein Geist ist geängstiget, und Leiden hat mich umgeben ohne Zahl. Ich sehe mich um nach Helfern, aber ich finde keine. Menschen wollen sich teils meiner nicht annehmen, teils wissen sie meine Not nicht, teils mag ich es ihnen auch nicht offenbaren; aber dir, o Gott, klage ich es mit betrübtem Herzen; ich weiß, du bist barmherzig und lässest dich unser Elend jammern. Es jammerte dich der betrübten Witwe, die da weinete um ihr Kind; es jammerte dich des Volks, welches nichts zu essen hatte, und dein Jammer war mit dem Erbarmen und Helfen verknüpfet. O, darum komme ich zu dir und spreche: Ach, erbarme dich über mich! Ach Gott, ich bin dein Geschöpf, darum wirst du das Werk deiner Hände nicht lassen. Ja, ich bin mehr, ich bin auch dein Kind, das du in der heiligen Taufe in die Arme deiner Barmherzigkeit aufgenommen hast, darum spreche ich: Ach, mein Vater, erbarme dich deines armen und verlassenen Kindes. Mein Jesu, ich bin ja mit deinem heiligen Blut erkauft; ich bin doch dein ererbtes Gut, erkauft mit deinem teuern Blut, darum wirst du dich deines Eigentums erbarmen. O, du werter Heiliger Geist, lege das Zeugnis in meine Seele, dass ich bei allen meinen Leiden dennoch ein Kind Gottes sei, und wenn ich im Beten matt werde und fast nicht mehr beten kann, so schreie du doch in mir das Abba, lieber Vater! Siehe, ich sinke, ach, reiche mir deine Hand; Herr, hilf mir, Herr, stehe mir bei! Herr, Herr, lass deine Barmherzigkeit groß an mir werden, und gib mir Freudigkeit des Herzens; ja, schreibe und rufe stets in meine Seele die Worte: Du bist nicht verlassen; ich will mich dein erbarmen; ich bin bei dir in der Not; ich will dich herausreißen und zu Ehren bringen. Ach Herr, nach deiner großen Barmherzigkeit stärke meinen Glauben, erhalte mich in meinem Elend, gib mir alle Tage neue Kräfte und neues Vermögen, dass mein Glaube nicht möge aufhören, dass meine Hoffnung nicht sinken, noch mein Vertrauen auf dich schwach werden möge. Du sprichst: Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn und mein trautes Kind? Ich denke wohl daran, was ich ihm geredet habe, darum bricht mir mein Herz gegen ihn, dass ich mich sein erbarmen muss. Denke auch an mich, du hast mir auch Gnade zugesagt, ich bin auch dein Kind, erbarme dich meiner auch. Du hast mich ja noch niemals verlassen, ach, so verlass mich jetzt auch nicht; hilf deinem Kinde, das zu deiner Barmherzigkeit allein seine Zuflucht nimmt. Amen.

 

DER BETRÜBTE ERWÄGET DIE GÖTTLICHEN VERHEISSUNGEN.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

Herr, mein Gott, mein Herz hält dir vor dein Wort: Ihr sollt mein Antlitz suchen; darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz. Ich weiß in meiner Bekümmernis nirgends Trost und Rat zu finden, als bei dir; bei dir mein Herz Trost, Hilf und Rat zu jeder Zeit gefunden hat. Sonderlich suche ich meinen Trost in deinen herrlichen Verheißungen; darin finde ich die wahre und lebendige Quelle, mich in meiner Seelenangst zu erquicken. Ich gehe in dein Heiligtum, ich suche in deinem heiligen Worte ein stärkendes Manna für meine hungrige Seele und ein lebendiges Wasser für meine matte Seele. Du hast gesagt: Ich bin bei dir in der Not, ich will dich herausreißen. Ach Herr, die Angst meines Herzens ist groß, führe mich aus meinen Nöten. Du hast gesagt: Fürchte dich nicht, ich bin bei dir; weiche nicht, ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Du hast gesagt: Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen. Ach Herr, so erbarme dich doch meiner, ach, weiche nicht von mir, verwirf mich nicht von deinem Angesicht; dein freudiger Geist enthalte mich. O, mein Herr und Gott, ich weiß, du wirst deine Zusage und Wahrheit treulich halten im Himmel; wird dein Wort nicht mein Trost sein, so muss ich vergehen in meinem Elend. Aber habe ich schon viel Bekümmernisse in meinem Herzen, so erquicken doch deine Tröstungen meine Seele. Dein heiliges Wort stellet dich mir vor als einen mächtigen Gott, als einen liebreichen Vater, als einen starken Helfer, als einen gnädigen Beistand, als einen gewissen Erretter; darauf verlasse ich mich, deß tröste ich mich. Mein Herz ist getrost und unverzagt und harret des Herrn. Darum sei wieder zufrieden, meine Seele, der Herr verstößet nicht ewiglich; er betrübet wohl, aber er erbarmet sich wieder nach seiner großen Güte. Was betrübst du dich demnach, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott! Meine Seele wartet auf den Herrn von einer Morgenwache bis zur andern; meine Seele wartet auf den Herrn, bis er uns gnädig werde. Erfreue meine betrübte Seele, stärke meine abgemattete Seele, halte meine sinkende Seele, richte auf meine niedergeschlagene Seele, tröste meine traurige Seele. Fasse mich in deine Arme und erquicke mich; verlass mich nicht und tue nicht von mir die Hand ab, Gott, mein Heil! Ich sehne mich nach dir, meine Seele verlanget nach dir und seufzet: Wann tröstest du mich? Amen.

 

DER BETRÜBTE ERWÄGET DIE ABSICHT GOTTES IM KREUZ.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

Mein Gott, der du mich jetzt in so große Traurigkeit und Betrübnis setzest, dass mein Herz geängstet, mein Mund voll Seufzen und mein Auge voll Tränen ist, ach, ich weiß nicht, wo ich mich hinwenden soll! War ich nicht glückselig? War ich nicht fein stille? Hatte ich nicht Ruhe? Woher kommt solche Unruhe? Ach, mein Jammer ist groß; aber ich will darum nicht von dir fliehen, mein Hirte. Hast du mich durch diesen harten Schlag niedergeschlagen, ach, so richte mich wieder auf mit deinem kräftigen Wort, damit ich möge erwägen, warum du mir dieses Elend zugeschicket hast. Ich weiß ganz gewiss, dass dieses Kreuz mich hat betroffen nicht zu meinem Verderben, oder dass es mir an meiner Seele soll Schaden bringen; o nein, du Liebhaber des Lebens, mein Vater, das ist dein Vorhaben nicht, mich zu verderben und deinen Zorn an mir auszuüben, sondern indem du mich in solchen traurigen Zustand setzest, willst du prüfen meine Liebe, ob ich dich auch sowohl in guten als in bösen Tagen lieben will. Du willst prüfen meinen Glauben, ob ich auch glaube, du seiest ein allmächtiger, weiser und barmherziger Gott, der mich aus diesem Elende erretten und in demselben erhalten könne. Du willst prüfen meine Geduld, ob ich dir zu Ehren dieses Kreuz gern tragen will. Du willst prüfen mein Vertrauen, ob ich dir über alles vertrauen, und auf dich, auf deine Gnade, Liebe und Barmherzigkeit bauen will. Du willst prüfen meine Hoffnung, ob ich hoffen will, wo nichts zu hoffen scheint, und deinem Wort und Verheißen Glauben beimessen. Ja, mein gnädiger Gott und Vater, du willst mich dadurch von der Welt, ihren Lüsten, Sünden und Gewohnheiten abziehen, dass ich mich allein zu dir wenden und zu dir halten soll. Du nimmst mir, was mich erfreuet, dass ich allein meine Freude an dir haben soll; du nimmst mir das, was mich vergnüget, damit ich dich, als mein höchstes und liebstes Gut, hochachten soll. Wohlan, mein lieber Gott, ich will so werden, wie du mich haben willst, ich will das tragen, was du mir auflegst; gib mir deinen Heiligen Geist, der mir dazu Kraft, Stärke und Vermögen mitteile. Ohne dich ist mir’s unmöglich in der Trübsal zu bestehen, aber durch deinen Geist und gnädigen Beistand kann ich überwinden. Ich will auch gern geduldig sein, und dir stille halten, es währe so lange als es wolle. Ich will mich auch der Welt und weltlichen Gesellschaften entschlagen, und dir allein anhangen, dass ich ein Geist mit dir werde; so wird dieses Kreuz mich reinigen und meiner Seele gar nützlich sein. Die Hilfe wird schon anbrechen zu rechter Zeit.  Amen.

 

DER BETRÜBTE BITTET UM GEDULD UND STÄRKE.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

Herr, vor dir ist alle meine Begierde, und mein Seufzen ist dir nicht verborgen. Ach, mein Gott, mein Seufzen ist dir nicht verborgen, und mein Elend und Jammer ist dir wohl bekannt. Dieses ist mein Trost, dass ich weiß, es kommt von geliebten Händen, ich habe es mir nicht selbst gemacht, sondern du hast es mir aufgelegt; hast du mir’s aber aufgelegt, so hilf mir’s tragen. Und weil die Geduld auch gehöret unter die guten Gaben, die von oben herab kommen, von dem Vater des Lichts, ach, so verleihe mir dieselbe nach deiner Barmherzigkeit. Wenn du mich stärkest, wenn du mir hilfst und beistehest, so kann ich alles, so vermag ich alles, so wird es mir nicht schwer werden. Ich vermag alles durch den, der mich mächtig machet, Christus. Greife mich auch nicht zu heftig an, damit ich’s kann ausstehen. Habe Geduld mit meiner Schwachheit, stärke die müden Hände, erhalte die wankenden Knie, sage zu meinem verzagten Herzen: Dein Gott ist König, dein Jesus ist bei dir, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. Ja, wenn du mir hilfst, so ist mir geholfen, darum hilf mir, o mein Heil, um deines Namens willen; zu dir habe ich Zuflucht. Stelle doch meiner Seele vor, es sei dein heiliger Wille, dass ich also leiden und mein Kreuz tragen solle, dass ich mich dann mit Freuden entschließe und sage: Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Stelle mir vor deine Liebe, dass du mich unter dem Kreuz und in der Betrübnis dennoch liebest, dass mein Leiden nur eine kleine Zeit und nicht ewig dauern werde, ja, dass dieser Zeit Leiden nicht wert sei der Herrlichkeit, die an uns soll offenbaret werden. Hilf, dass ich erwäge, dass du mein gnädiger Gott und liebreicher Vater seiest, dass dieses Kreuz nicht sei ein Zeichen des Zorns, sondern der Gnade; überzeuge mich, es werde mein Nutzen sein, indem ich dadurch zu dir gezogen werde. Stelle meiner Seele vor das Exempel der Geduld meines lieben Heilandes Jesu Christi, der alles geduldig auf sich nahm, und wie ein Lamm seinen Mund nicht auftat. Gib, dass ich ihm in solcher Stille und Gelassenheit durch deine Gnade nachfolge; gib, dass ich mit dulde und mit leide, damit ich auch mit gekrönet und zur Herrlichkeit erhoben werde. Lass mein Kreuz dein Wort nicht aus meinem Herzen reißen, meinen Glauben nicht schwächen, noch das Gebet verhindern, sondern gib mir neue Kräfte und neuen Mut, wenn ich einen Sturm ausstehen muss oder ausgestanden habe. Ja, stelle mir vor, dass mich deine Hilfe bald erfreuen und dein kräftiger Beistand gewiss erquicken werde. Amen.

 

DER BETRÜBTE BITTET UM ABNEHMUNG DER TRÜBSAL.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

O du gnadenreicher Gott, der du die Betrübten und Elenden ansiehest, und dich erbarmest aller deiner Werke, ach, siehe, ich betrübte und bekümmerte Seele stehe allhier vor der Tür deiner Gnade, und flehe dich um Hilfe an. Du weißt ja, wie du mich betrübet hast, du weißt, wie du mich angegriffen hast, aber du weißt auch wohl, dass es mir niemand kann abnehmen, denn du allein. Die Vaterhand, die mich verwundet, die muss mich heilen, der mich getötet, muss mich wieder lebendig machen, ja, der mich in die Hölle geführet hat, muss mich wieder heraus führen. Ach, darum, du gnadenreicher Gott, komme ich zu dir und spreche: Herr, hilf mir, ach, erbarme dich meiner! Dein Zorn währet einen Augenblick, und du hast Lust zum Leben, aber dein Augenblick währet mir fast zu lange. Barmherziger Gott, der du in deinem Wort so liebreich deinen Kindern erlaubet hast, dich zu bitten: Bittet, so werdet ihr nehmen; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan: ach, lass auch mein Bitten, Suchen und Anklopfen bei dir Gnade finden. Nimm meine Trübsal von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Ich will dir nicht Zeit und Stunde, Art und Weise vorschreiben, sondern deine Hilfe mit Geduld erwarten. Ach, lass mich doch eine Erquickung empfinden; willst du mein Elend noch nicht ganz von mir nehmen, so nimm nur ein Stück und Teil desselben von mir. Du willst dich vor deinen Gläubigen nur einen kleinen Augenblick verbergen und sie mit großer Barmherzigkeit wieder sammeln. Ach Gott, wie lange willst du mein so gar vergessen? Wie lange verbirgst du dein Angesicht vor mir? Ist es denn ganz und gar aus mit deiner Güte und hat die Verheißung ein Ende? Lass mich doch erfahren, dass du noch mein Vater seiest, der sich über mich erbarmen wolle; lass mich doch inne werden, dass mein eifriges Gebet dir angenehm gewesen sei. Ach, wie lang, ach, lange ist dem Herzen bange und verlangt nach dir. Dir ist ja nichts unmöglich, Herr Zebaoth ist dein Name, groß von Rat und mächtig von Tat. Du bist der Trost Israels und der Nothelfer, darum verlass mich nicht, hilf mir, errette mich und sei mir gnädig; erquicke mich nun wieder, nachdem du mich so lange geplaget hast, nachdem ich so lange mein Leiden ausgestanden habe, und tue nicht die Hand von mir ab, Gott, mein Heil. Ist aber deine Hilfsstunde noch nicht da, so stärke mich inwendig und gib mir solche Kraft, dass ich es dir zu Ehren ferner tragen könne; denn wenn du, o lieber Vater, mit mir trägst, oder mir es linderst, indem ich in deiner Kraft einhergehe, so will ich es auch für ein Abnehmen halten, darüber mich freuen und dir danken. Willst du mir es aber in diesem Leben gar nicht abnehmen, sondern ist es dein heiliger Rat, dass ich es bis in den Tod tragen soll, nun, so geschehe auch darin dein Wille; nur lass mich nicht über mein Vermögen versuchet werden, und versüße mir alle Bitterkeit und Trübsal mit dem Genuss deiner Liebe, mit deinem kräftigen Beistand und mit einem erquickenden Vorgeschmack des Himmels. Amen.

 

DER BETRÜBTE ERWÄGET DEN FRÖHLICHEN AUSGANG DES KREUZES.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

Ach, du großer Gott, wie ist doch mein Leiden so schwer und groß, wie du selbst weißt, ein jeder Tag hat seine eigene Plage und eine jede Stunde fast ihr eigenes Leiden; aber doch soll mein Glaube, meine Hoffnung und mein Vertrauen deswegen nicht aufhören, sondern ich will mitten in der Trübsal meine Augen aufheben zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt, nämlich zu dir, dem allmächtigen, gütigen und barmherzigen Gott. Ich weiß, du wirst endlich nach der Trübsal mich erfreuen, je nach dem Ungewitter mir die Sonne wieder lassen scheinen. Du hast versprochen, dass du die Mühseligen und Beladenen erquicken wollest: nun, ich warte auf die Erfüllung dieser gnädigen Verheißung; ach, gib mir, wenn es zu deiner Ehre und zu meiner Seligkeit gereicht, meines Herzens Wunsch, und was mein Mund bittet, denn du bist meine Zuversicht, Herr, Herr, von meiner Jugend auf. Ich weiß, deine rechte Hand kann alles ändern. Ach, so ändere, wenn es dein heiliger Wille ist, meinen Zustand; erquicke mich, erfreue, erhöre mich. Daraus will ich erkennen deine große Allmacht, dass du aus den schwersten und größten Leiden erretten kannst. Daraus will ich erkennen deine große Güte, nach welcher du dich als ein Vater über mich erbarmet hast. Außer dieser Trübsal hätte ich vielleicht in meinem Christentum so viel nicht gelernet, als ich nun durch diese Leiden darin bin unterrichtet worden. Nun sehe ich deinen heiligen Rat, du hast mich demütig, sanftmütig und fromm machen wollen, du hast mich wollen zu dir ziehen, dass ich meine Freude allein an dir haben und meine Hoffnung allein auf dich setzen soll, und da nun dieses ausgerichtet ist, so nimmst du meine Trübsal wieder von mir, und lässest mein Gemüte, das vorher ganz unruhig war, wiederum stille, gelassen und zufrieden werden. O, welche herrliche Frucht hat diese bittere Wurzel getragen, o, welcher große Nutzen ist aus meinem Leiden entstanden! Davids Verfolgungen gaben ihm Gelegenheit, die trefflichsten Lob- und Danklieder zu verfertigen. Meine Tränen sollen auch ein Same werden, daraus gute Früchte wachsen; die Dornen, die mich stechen, sollen Rosen tragen; nach meinem Kampf soll der Sieg, nach dem Streit die Krone, nach dem Leiden die Errettung, nach der traurigen und betrübten Nacht der fröhliche Morgen folgen. Nun dafür danke ich dir, dafür preise ich dich. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Wie herrlich wird dermaleinst am jüngsten Tage die Erlösung sein, wenn ich da von allem Übel befreiet in das himmlische Freudenleben eingehen werde! Amen.

 

BETRÜBTE WITWEN SCHÜTTEN IHR HERZ VOR GOTT AUS.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

O du barmherziger und gnädiger Gott, der du bist die Zuflucht aller Betrübten, Verlassenen und Elenden, ach, es hat dir nach deinem heiligen und unerforschlichen Rat gefallen, mich in den betrübten Witwenstand zu setzen. Meine Sonne ist am hellen Mittage untergegangen, und die Krone meines Hauses ist gefallen; ich bin ein Weib, das Leid trägt, mein Mann ist mir gestorben. Wo soll ich mich nun hinwenden? Wo soll ich Rat und Tat suchen? Ach, mein Gott, ich komme zu dir, mein Herz hält dir vor dein Wort: Ihr sollt mein Antlitz suchen; darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz. Du hast in deinem heiligen Wort verheißen, du wollest sein der Witwen Richter und der Waisen Vater: Ich, der Herr, bin dein Mann, Gott Israels ist mein Name. Ach, so sei auch jetzt mein Mann, mein Richter, mein Helfer, mein Erretter, meine Zuflucht und der Meinigen Vater. Siehe an meine Tränen, wie sie die Wangen herab fließen, und lass sie zur gnädigen Erhörung gen Himmel steigen; siehe an mein Seufzen und erbarme dich meiner. Gib mir recht zu erkennen, dass ich dennoch von dir nicht verlassen bin, ob ich gleich ohne Mann leben muss, und dass du, o du ewiger und unsterblicher Gott, nicht gestorben bist, sondern, ewiglich lebest, obgleich mein Mann begraben liegt. Ach, es scheint, dass du dadurch mich willst von allen Kreaturen abziehen, dass ich dir allein vertrauen und auf dich allein meine Hoffnung setzen soll. Mein Gott und Vater, ich glaube von Herzen, dass du mich und die Meinigen ohne Mann schützen, ohne Mann ernähren, ohne Mann versorgen kannst; stärke diesen meinen Glauben nach deiner Gnade und Barmherzigkeit. Herr, tue ein Zeichen an mir, dass es mir wohlgehe, führe mich, wie Naemi, versorge mich, wie die Rut, segne meinen Ölkrug, wie den der Witwe in Israel, lass das Mehl und den Vorrat nicht abnehmen, wie bei der Witwe zu Sarepta, wische meine Tränen ab und sprich zu mir: Weine nicht, wie du zu der Witwe in Nain sprachst. Ach Herr, beschere mir mein tägliches Auskommen, segne meinen Aus- und Eingang, bewahre mich vor Unglück, versorge mich und die Meinigen nach deiner Verheißung. Ich setze alle meine Zuversicht auf dich, lebendiger Gott, dir vertraue ich von ganzem Herzen und von ganzer Seele; du bist weise genug, mich zu erhalten; du bist mächtig genug, mich zu schützen; du bist reich genug, mich zu ernähren und zu versorgen; du bist barmherzig genug, mir alles zu geben, was ich vonnöten habe; du bist allgegenwärtig genug, in allen Nöten mir beizustehen, mir zu helfen und mich zu erretten. Verlässet sich ein Reisender auf seinen Wegweiser, er werde ihn den rechten Weg führen, vertrauet ein Kranker dem Arzt seinen Leib und sein Leben an, warum sollte ich dir, o allmächtiger und weiser Gott, nicht vertrauen und mich auf dich verlassen? Hilf mir, Gott meines Heils, um deines Namens willen; Vater und Mutter verlassen mich, aber du, o Herr, ach, nimm mich auf. Siehe, um Trost ist mir gar bange, du aber hast dich allezeit meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; ich habe viel Bekümmernisse in meinem Herzen, aber deine Tröstungen und gnädigen Verheißungen ergötzen meine Seele. Gib, dass ich diesen einsamen Stand im Glauben und in Frömmigkeit führe, meine Freude an dir habe, an dir mich ergötze, niemandem ein Ärgernis gebe; denn ich weiß fürwahr, wer Gott dienet, der wird nach der Anfechtung getröstet, aus der Trübsal erlöset und nach der Züchtigung findet er Gnade. So lass mich auch vor dir, mein Gott, Gnade nach dem Leiden, Hilfe nach der Betrübnis, Freude nach dem Weinen, Trost nach der Traurigkeit finden. Mache mir alle meine Feinde zu Freunden und gib mir Huld und Gnade bei jedermann. Erhöre mein Gebet, gib mir deinen Segen, führe mich an deiner Hand, sorge für mich und die Meinigen nach deiner gnädigen Verheißung. Auf dich bin ich geworfen von Mutterleibe an, darum wirst du auch jetzt mein Schirm und Schatten sein, mich behüten und mir Gutes tun, bis du mich wirst zu der Herrlichkeit bringen, da ich mit fröhlichem Munde in Ewigkeit dich loben werde. Amen.

 

VERLASSENE WAISEN KLAGEN GOTT IHRE NOT.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

Ach, du gnädiger, barmherziger Gott und Vater, ich armes verlassenes Kind werfe mich allhier nieder vor deinem erhabenen Thron, und bitte dich in Demut und von Herzen: Nimm dich meiner als ein Vater an. Ach, es hat dir nach deinem weisen Rat gefallen, mich meiner Eltern Fürsorge und Pflege zu berauben; ach, wo soll ich nun hin? Ich bin eine Waise geworden und habe keinen Vater mehr, wer will sich jetzt meiner annehmen? Derowegen, liebreicher Gott und Vater, komme ich zu dir, nimm du dich meiner an, erbarme dich mein; auf dich bin ich geworfen von Mutterleibe, du bist meine Zuversicht von Jugend auf. Siehe, mein Vater und Mutter verlassen mich, aber, ach Herr, Herr, nimm du mich auf. Ach, mein Gott, du gibst ja Speise den Vögeln, die auf freiem Felde fliegen, du kleidest die Blumen, du versorgest das Wild im Walde; ach, so wirst du auch als ein treuer Vater für mich sorgen, dich meiner erbarmen und mir gnädig sein; mein Auge sehnet sich nach dir, ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt, meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Ich weiß, ich bin darum nicht von dir verlassen, ob ich gleich von Menschen verlassen bin. O, wie viele Exempel stehen mir vor Augen von solchen Kindern, welchen du Vater und Mutter hast lassen sterben, sie aber dennoch herrlich geführet, versorget und ernähret. Ach Gott, der du Mosen aus dem Wasser hast gezogen, schaue auch auf mich, da die Wellen der Trübsal fast wollen über mich zusammen schlagen. Ach, Herr Jesu, der du der Kinder dich hast treulich angenommen und sie gesegnet, ach, segne mich auch, nimm mich in die Arme deiner Barmherzigkeit, trage mich, und bewahre mich vor Unglück. Ach, du werter Heiliger Geist, der du die Gläubigen führest, wie die Jugend, führe mich auch. Weise mir, Herr, deine Wege, leite mich in deiner Wahrheit, erhalte mein Herz bei dem Einigen, dass ich deinen Namen fürchte. Ach, du dreieiniger Gott, sei mein Erhalter, der mich schützet, mein Helfer, der mir beistehet, mein Geleitsmann, wenn ich aus- oder einreise. Ach, beschere mir gute Freunde, wo ich ein- und ausgehe, erwecke mir Gönner und Guttäter, die sich meines Elendes erbarmen, lass meine Pfleger und Vormünder mit Liebe gegen mich erfüllet sein; tue ihnen auch Gutes nach deiner Gnade, bewahre sie vor Unglück, und vergilt ihnen mit zeitlichem, geistlichem und himmlischem Segen, was sie Gutes an mir tun. Gib mir ein demütiges und gehorsames Herz, dass ich durch Widerspenstigkeit, liederliches Leben, Bosheit und sündliche Unarten mich der Gunst und Wohltaten meiner Gönner nicht beraube. Behüte mich vor Verführungen, dass ich nicht aus Armut dich möge verleugnen, oder vom Glauben abfallen, sondern hilf mir, dass ich in deiner Erkenntnis und Liebe immer zunehme. Lass deinen guten Geist mich allezeit leiten, heiligen, regieren und bewahren, dass ich durch böse Gesellschaft nicht zu mutwilligen Sünden verführet werde. Lass mich nicht in Schlemmen und Unkeuschheit geraten, und behüte mich vor verkehrtem Herzen. O du gnädiger Gott und Vater, schrecke mich ab von der Gottlosen Wegen; warne mich, wenn ich sündigen will; erinnere mich, wenn ich des Bösen mich will gelüsten lassen; halte mich, wenn ich falle; hole mich herum, wenn ich irren will; stärke mich, wenn ich schwach bin; mache mich gesund, wenn ich krank bin. O treuer Gott und Vater, ich ergebe mich dir ganz und gar, ach, lass meinen Aus- und Eingang dir befohlen sein. O, wie will ich dir danken, wie will ich dir lobsingen, dass du mir so wohl tust! Meine Zunge soll sagen: Das hat Gott getan; Gott hat mich gesegnet, erhalten, begleitet, geführet, versorget, ja, ich will jedermann erzählen, wie du als ein gnädiger Vater dich gegen mich erwiesen hast. Ach Herr, Herr, höre das Gebet der verlassenen Waise, höre die Stimme deines Kindes; du bist mein Vater in der heiligen Taufe geworden, in deine Arme haben mich meine Eltern nach meiner leiblichen Geburt geleget; ach, du bist ein reicher und unsterblicher Vater, ein weiser und liebreicher Vater, ach, darum sei deinem Kinde gnädig. Ich weiß, du kannst mir helfen und willst mir helfen, ach Herr, so hilf mir um deiner Güte willen, dass ich einmal zu deinem Preise sagen kann: Der Herr hat Großes an mir getan, deß bin ich fröhlich. Amen.

 

DER BETRÜBTE KLAGET ÜBER DIE SCHWACHHEIT SEINES GLAUBENS.

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

Ach, du gnadenreicher Gott, ich weiß aus deinem heiligen Worte, dass der Glaube allein selig macht, und dass man ohne Glauben dir nicht gefallen kann. Weil ich doch aber dir gerne gefallen und selig werden wollte, so erschrecke ich über mich selbst, wenn ich zuweilen so gar wenig Glauben in meinem Herzen finde. Darum zünde in meinem Geiste an das Licht des Glaubens, dadurch ich dich als den einigen wahren Gott recht möge erkennen, wie du dich in deinem Wort geoffenbaret hast, und dass ich deinem geoffenbarten Wort möge von Herzen glauben, und deine Verheißungen von deiner Gnade und der Vergebung der Sünden, die mir durch Jesum erworben worden, mit festem Vertrauen und ungezweifelter Zuversicht möge annehmen. Denn mich dünket zuweilen, ich bete nicht recht, ich glaube gar nicht, oder ich werde doch nicht im Glauben bis an mein Ende verharren. Dieses klage ich dir, mein Gott, darum, weil ich weiß, dass alle guten Gaben und alle vollkommenen Gaben von oben herab kommen. Weil denn nun der Glaube nicht jedermanns Ding, sondern deine Gabe ist, ach, so bitte ich dich, stärke meinen schwachen Glauben; das schwache Rohr wirst du nicht zerbrechen, noch das glimmende Döchtlein auslöschen. Mein Gott, schreibe diesen Trost in mein Herz, dass ein auf das Verdienst, das Blut und den Tod Jesu gegründetes Gebet ein wahres Gebet, und dass ein schwacher Glaube, der sich fest an dich, o dreieiniger Gott, nämlich an dich, o himmlischer Vater, als unsern Schöpfer, an dich, o Jesu, als unsern einigen Erlöser und Seligmacher, an dich, o Heiliger Geist, als unsern Heiligmacher und Tröster, hält, auch ein Glaube sei, der dir gefalle und auch selig mache. Gib mir auch die Empfindung des Glaubens durch eine innerliche Freudigkeit im Gebet, durch einen kräftigen Trost und durch eine freudige Hoffnung zu schmecken, wenn es also dein heiliger Wille ist. Ach, mein Jesu, bitte auch für mich, wie du für Petrum gebeten hast, dass mein Glaube nicht aufhöre; versiegle in mir den Trost, dass ich durch dein heiliges Blut erkauft und in der heiligen Taufe dein Kind geworden sei; dass mein schwaches Gebet Gott gefalle, um deiner heiligen Fürbitte willen; dass dein Blut mich auch angehe, und dass ich dadurch gerecht und selig werden soll. Und du, werter Heiliger Geist, wirke in mir die wahren Früchte des Glaubens; treibe mich, heilige mich, regiere mich, ja, wohne in mir und gib das Zeugnis meinem Geist, dass ich wahrhaftig ein Kind Gottes sei. Gelobet sei dein heiliger Name, dass ich in mir einen Abscheu finde, ungläubig zu sein und Sünde zu tun, dass ich dawider seufze, und mit Gebet kämpfe, hingegen ein herzliches Verlangen habe, dir allein zu leben, zu dienen und zu gehorchen, woraus ich sehe, dass du dennoch in mir wohnest. Mehre und erhalte in mir diese Glaubensfrüchte, und mache sie mir alle Tage süßer und erquickender. Wirst du dieses mir, o dreieiniger Gott, verleihen, so will ich gern mit meinem schwachen Glauben zufrieden sein. Amen.

 

DER BETRÜBTE KLAGET ÜBER SÜNDLICHE, BÖSE UND GOTTESLÄSTERLICHE GEDANKEN. 

(Johann Friedrich Starck +1756)

 

Ach, du heiliger Gott, der du wohnest unter dem Lob Israels, und welchen alle heiligen Engel und Auserwählte ohne Unterlass loben und preisen: ich betrübte Seele klage dir von Grund des Herzens, wie ich an deinem Lobe gewaltig verhindert werde durch die bösen und lästerlichen Gedanken, welche in meinem Herzen so oft, ja, fast täglich aufsteigen. Du allwissender Gott weißt ja wohl, dass sie mich wie fliegende Pfeile überfallen, dass sie mich quälen und ängsten; aber du weißt auch, dass ich darüber erschrecke und bitterlich weine, wenn ich solche feurige Pfeile empfinden muss. Ach, mein Gott, rechne mir doch nicht zu, was wider meinen Willen geschieht; du siehest, wie ich kämpfe, wie ich ringe, wie ich dawider seufze, wie ich davor einen Abscheu habe, und sie gern aus dem Herzen vertreiben wollte! Ach Herr, lass deine Hand nicht zu schwer über mir werden, dass ich nicht vergehe. Ich will den Kelch gern trinken, den du mir, o lieber Vater, eingeschenkt hast. Lass es nur nicht einen Kelch des Zornes, sondern deiner Gnade sein. Ach, sei mir gnädig, denn ich bin schwach. O, wie erschrecke ich, wenn ich merke, dass das böse Stündlein angehen will. Ach, verstoße mich deswegen nicht, weil ich es nicht ändern kann, sondern ich muss das leiden; aber deine Rechte, du Allerhöchster, kann alles ändern. Erquicke mich, du dreieiniger Gott, und wenn das böse Stündlein und die Angst vorüber ist, so lass mich deine heilige Gegenwart und reichen Trost wieder empfinden, ja, gib mir mitten in der Angst einen Trostspruch in mein Herz, daran ich mich halte und damit ich mich aufrichte, und ritterlich wehre. Soll mein Jammer lange währen, ach, so gib mir auch große Geduld, viele Kräfte und Stärke. Lass meinen Glauben nicht aufhören, sondern gib Zeugnis meinem Geist, dass ich dennoch dein Kind und ein Erbe des ewigen Lebens sei. Nun, mein Gott, ich will auch diese Anfechtung gern leiden, weil ich weiß, dass du sie mir nicht zu meinem Verderben, sondern zu meiner Erweckung in dem Guten, zu meiner Reinigung von Sünden, bösen Unarten und weltlichen Gewohnheiten und zur Heiligung meines Lebens zugeschickt hast. Sollte ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat? Kommt er doch von geliebten Händen; dieses Feuer soll die bösen Lüste und den alten Menschen aus meinem Herzen ausbrennen, und es dir, o großer Gott, zu einem Tempel und zur Wohnung heiligen. Daher spreche ich auch mitten in meiner Angst: Du bist doch mein Vater, mein Erretter, mein Helfer und mein treuer Beistand. Ach, sende deines Heiligen Geistes Kraft in mein Herz, die mir helfe kämpfen und überwinden. Du hast gesagt: Es sollen nicht zu Schanden werden, die auf mich harren. Herr, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zu Schanden werden; errette mich durch deine Gerechtigkeit, eilend hilf mir. Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest; um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen. Du hast gesagt, deine Gnade soll nicht von mir weichen, mir soll eine ewige Gnade aufgehen. Ach Herr, Herr, lass auch jetzt dieses Licht mir aufgehen, dass ich noch meine Lust an deiner Gnade sehe. Ach, mein Vater, lass deine Stunde kommen, da du die Seelenangst mir wieder abnimmst; stärke mich, hilf mir, bewahre mein Herz wie mit einer Mauer, umgib es wie das Haus Hiobs, dass endlich die bösen Gedanken nicht mehr hinein kommen, ja, dass ich sie durch deine Kraft verachten lerne. Du getreuer Gott, du wirst mich ja nicht lassen versuchen über mein Vermögen, lindere meine Angst, so will ich es auch als eine Hilfe annehmen, bis du mich endlich zu seiner Zeit ganz davon befreien wirst. Jesu, du Brunn aller Gnaden, der du niemand von dir stößt, der mit Schwachheit ist beladen, sondern allen Trost einflößt: sollt ihr Glaube noch so klein, als ein kleines Senfkorn sein, wollst du sie doch würdig schätzen, große Berge zu versetzen. Amen.

 

 

13 gottesdienstliche Gebete

zu den Hauptfesten des Kirchenjahres 

(T. Gerlach)

 

Advent 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, 

du hast deinen Sohn in die Welt gesandt zu unser aller Erlösung. Aber als er in sein Eigentum kam, da nahmen wir ihn nicht auf. Er war uns lästig, darum sagten wir, es sei kein Raum in der Herberge. Er stellte unsere Herrschaft in Frage, darum wollten wir ihm nicht glauben. Er deckte unsere Schuld auf, darum schlugen wir ihn ans Kreuz. Ach, himmlischer Vater, wegen alledem sind wir nicht wert, dass er noch einmal zu uns kommt. Aber im Advent klopft dein Sohn wieder an unsere Türen. Und mit deiner Hilfe wollen wir es diesmal besser machen. Christus weiß was zu tun ist, wir wissen es nicht. Darum lehre uns, von uns selbst nur noch wenig zu erwarten, von deinem Sohn aber ganz viel. Öffne unsere Augen, damit wir nicht bloß das Kind in der Krippe sehen, sondern in dem Kind deine Herrlichkeit. Und hilf, dass wir dann zum Christfest nicht bloß uns selbst und unsere Familien feiern, sondern wirklich deine Liebe. Herr, lass es nicht nur im Kalender Weihnachten werden, sondern in unseren Herzen. Und wenn da noch kein Platz ist, um deinen Sohn zu empfangen, dann wirf alles Störende hinaus und schaffe ihm freie Bahn. Wo dir unsere Dummheit den Weg verstellt, da räume sie beiseite. Wo unsere Trägheit dich hindert, da mache uns Beine. Und wo wir in die Irre gehen, da nimm uns bei der Hand. Ja, komm du Glanz der göttlichen Herrlichkeit! Klopfe laut an unsere Türen und gib uns Ohren, die es auch hören. Amen. 

 

 Weihnachten 

Herr, Jesus Christus, du freundlicher Gottessohn,

 dir sei Dank gesagt für deine Menschwerdung und Geburt. Du hättest die Welt sich selbst und ihrer Bosheit überlassen können. Aber aus Liebe und Erbarmen hast du Fleisch und Blut angenommen und bist unser Bruder geworden. Trotz deiner Macht und Herrlichkeit warst du dir nicht zu schade, dich mit unserer armseligen Menschennatur zu verbinden, und hast sie damit hoch erhoben. Die menschliche Natur war völlig verdorben, aber du hast sie geheilt. Sie war verflucht, aber du hast sie gesegnet. Sie war in Schande geraten, aber du hast sie zu Ehren gebracht. Wir hatten unser Vaterhaus mutwillig verlassen, aber du hast die zugeschlagene Tür wieder geöffnet. Es kostete dich dein Leben. Aber damit wir Mut schöpfen, wurdest du unser Trost. Damit wir sehen, wurdest du unser Licht. Damit wir leben, wurdest du unser Retter. Du hast Frieden gestiftet zwischen Himmel und Erde und hast uns den guten Weg eröffnet, den wir nun gehen. Wir aber wollen dich dafür preisen ohne Ende: Mitten im Dunkeln feiern wir nun das Licht, das mit dir in die Welt kam. Und mitten in schlechten Nachrichten feiern wir die gute Botschaft, die du uns gebracht hast. Mitten im Verfliegen unserer Erdentage feiern wir deine Ewigkeit. Und mitten im Seufzen feiern wir die Zuversicht, die du weckst. Der Tod umgibt uns, aber du bist unser Leben. Unsere Gedanken sind töricht, aber du bist unsere Weisheit. Die eigenen Taten beschmutzen, aber du wäscht uns weiß wie Schnee. Was sollten wir da noch murren? Der Herr wurde zum Knecht, damit wir Knechte Herren würden. Und das ewige Leben ging in unseren Tod, auf dass wir Toten lebendig würden. Welch ein seltsamer Wechsel ist das – und was für ein seliger Tausch! Wie groß ist das Geheimnis dieser Nacht, und wie blind stehen wir davor! Unseren Fluch hast du auf dich genommen, damit dein Segen uns gehöre. Deine große Liebe hast du in die Welt hinein verloren, damit wir Verlorenen dich in der Welt finden können. Ja, du bist gekommen, damit künftig unser sei, was dir gehört, und wir teilhaben an deiner Herrlichkeit. Für diesen Abgrund der Liebe – für diese bodenlose Barmherzigkeit – wollen wir dir von Herzen danken und wollen dich preisen in Ewigkeit. Amen.

 

 Silvester 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, 

wir danken dir dafür, dass du im vergangenen Jahr mit uns gegangen bist. Von Jugend auf hast du uns begleitet und auch im Alter nicht verschmäht. Wenn wir dich abschütteln wollten, warst du immer noch da. Wenn wir betriebsblind waren, hast du uns dennoch gesehen. Und wenn unsere Gebete leiser wurden, hast du sie trotzdem gehört. Wohin wir auch liefen, du warst gegenwärtig. Und wenn wir ehrlich fragten, hat dein Wort nie geschwiegen. Unsere Gedanken waren oft töricht, deine Pläne aber waren weise. Unsere Herzen waren oft feige, du aber bliebst treu. Und selbst wenn wir nicht nach dir suchten, hast du uns dennoch gefunden. Statt dem, was wir verdienten, hast du uns immer wieder gegeben, was wir brauchten. Und weil wir nun schon so lange von deiner Gnade leben, wagen wir, sie auch für die Zukunft zu erbitten: Vergib uns die Eigenmächtigkeit, die Großtuerei, den Kleinglauben und den törichten Eigensinn. Schenke uns aber Erneuerung und Belebung durch deinem Heiligen Geist. Damit wir endlich lernen zu lieben, was du liebst, und zu verabscheuen, was du verabscheust. Damit wir das Richtige wichtig, und das Richtige locker nehmen. Damit wie Strenge zeigen, wo sie nötig, und Milde zeigen, wo sie möglich ist. Du, Herr, bist unser Gestern und unser Morgen, unser Ursprung und unser Ziel. Lass uns im neuen Jahr die Konsequenzen ziehen. Denn dass wir dein sind und bleiben – das allein ist wichtig. Und darum bitten wir dich durch Jesus Christus unseren Herrn. Amen. 

 

 Gründonnerstag 

Herr, unser Gott,

du hast uns aufgetragen, das heilige Abendmahl immer wieder zu feiern. Und wir danken dir, dass wir daran teilnehmen dürfen. Denn, dass du für uns einen Stuhl frei hältst an deinem Tisch, ist freundlich und staunenswert. Was hast du Heiliger zu schaffen mit uns Sündern? Was hat der Ewige zu schaffen mit den Sterblichen? Was verbindet den Reinen mit den Schmutzigen, und den Herrn mit seinen Knechten? Allein deine Liebe überbrückt die Kluft und erhebt uns so hoch. Du aber freust dich darüber und teilst uns nicht nur „etwas“ mit, sondern teilst dich selbst mit – im Blut und im Leib deines Sohnes. Wir kommen zu dir wie Kranke zum Arzt des Lebens, wie Schmutzige zum Bad des Erbarmens, wie Blinde zum Licht der Klarheit. Du aber willst durch das heilige Mahl unsere Krankheit heilen, unsere Flecken abwaschen und unsere Blindheit erleuchten. Du hast dich für uns in den Tod gegeben – und auch zu einer Speise des ewigen Lebens. Darum verleihe uns, dass wir deine Gaben in ungeheucheltem Glauben empfangen und sie dann nicht mehr aus dem Herzen lassen. Durchdringe uns mit deiner Kraft. Präge unser Wollen, Denken und Tun. Und lass deine Gaben in uns wirksam werden zu starkem Glauben an dich und zu herzlicher Liebe untereinander. Belebe unsere Gemeinschaft mit deinem Geist. Und hilf uns, über den Gütern dieser Erde das ewige Heil nicht zu verlieren. Lehre uns heilig zu werden, wie du heilig bist, und die erfahrene Barmherzigkeit auch anderen zu erweisen – auf dass unser ganzes Leben Zeugnis gebe von deiner Macht und Güte. Amen. 

 

 Karfreitag

(frei nach Anselm von Canterbury)

Herr, unser Gott, 

wir versammeln uns unter dem Kreuz deines Sohnes, weil wir aufs Neue zu verstehen suchen, was am Karfreitag geschah. Doch, Herr, wer könnte das Geheimnis erfassen oder deine Liebe ergründen? Der den Wein austeilte, musste Essig trinken. Und der die Hand nicht hob, wurde geschlagen. Der die Verlassenen suchte, wurde verlassen. Und der niemand schreien machte, schrie überlaut. Der die Wunden heilte, wurde durchbohrt. Und der den Wurm rettete, wurde zertreten. Der niemanden verriet, wurde ausgeliefert. Und der an nichts schuld war, wurde gequält. Der andere lebendig machte, wurde getötet. Und der die Henker begnadigte, starb gnadenlos. Was aber war die Ursache? Ach, Herr, wir selbst sind die Ursache dieses Leidens. Denn von uns kommt die Schuld, die Christus trug. Dass er starb, haben wir verdient, und die Arbeit seiner Schmerzen haben wir ihm gemacht. Der Ungerechte sündigt, und der Unschuldige wird geschlagen. Der Gottlose hat Übles getan, und der Heilige muss das Urteil tragen. Was der Böse verschuldet hat, muss der Fromme leiden. Und was der Mensch verbrochen hatte, dafür wollte Gott büßen. O, ewiger Gott, wie groß ist deine Liebe! Wir haben gefrevelt, du aber trägst die Strafe. Wir sind hochmütig gewesen, du aber wirst gedemütigt. Wir haben genossen, was süß und lieblich ist. Du aber schmeckst, was herb und bitter ist. Wir sind ungehorsam gewesen, du aber hast durch deinen Gehorsam den Fluch von uns genommen. Wie sehr musst du die arge Welt lieben, dass du einen so wunderlichen und harten Weg gehen wolltest zu ihrer und unsrer Befreiung! Das Geheimnis deiner Liebe ist zu groß, als dass wir es begreifen könnten. Doch weil es dir so und nicht anders recht war, soll es nun auch uns so und nicht anders recht sein. Sammle unter deinem Kreuz alle, für die du gestorben bist. Führe herzu, die noch fern sind, und rufe zurück, die dich verloren haben. Bringe heim die Irrenden und geh den Suchenden entgegen, damit keiner zurückbleibe, sondern alle eins werden und Frieden finden in dir. Amen. 

 

 Ostern 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, 

wir danken dir für die herrliche Auferweckung deines Sohnes. Er hat am Ostermorgen den Sieg errungen, der uns zugutekommt, und damit ist nun alles entschieden. All unsere Schuld ist bezahlt, und unsere Sünden sind getilgt, der Fluch ist gebrochen, und die Fesseln sind gelöst, so dass uns künftig nichts mehr trennt von deiner großen Liebe. Christus hat uns losgekauft. Tod und Teufel aber haben alles Recht an uns verloren. Nun mögen sie noch so brüllen und drohen, sie können uns doch nicht mehr schaden, weil wir Christus gehören, und niemand da ist, der uns noch verdammen dürfte. Ja, weil Jesus lebt, werden auch wir leben! Wo das Haupt hindurch ist, da wird es seine Glieder nach sich ziehen! Wenn Jesus uns ruft, müssen unsere Gräber uns freigeben! Wir aber, die wir solcher Mühe gar nicht wert sind: wie könnten wir es dir jemals danken und wie könnten wir deine Gnade je genug rühmen? Herr, hilf uns dir zu danken durch ein österliches Leben, auf dass wir inmitten des Todes an das Leben glauben, inmitten der Finsternis dein Licht verbreiten und inmitten der Lüge deine Wahrheit bezeugen. Ja, Herr, lass uns deine Boten sein in dieser glaubensarmen Zeit, bis du dereinst kommst mit Macht und Herrlichkeit. Amen. 

 

Himmelfahrt 

Herr, unser Gott, 

du hast deinen Sohn zu dir erhöht und hast ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist. Du hast ihn zum Herrn der Welt gemacht, damit er uns nahe sei mit seinem Segen, seinem Geist und seiner Kraft. Vor ihm sollen sich die Knie aller beugen, die im Himmel und auf Erden sind. Weil dem aber in uns und anderen noch so vieles widerstrebt, bitten wir dich, dass du deine Wahrheit noch heller leuchten lässt, dass du allen törichten Trotz überwindest und alle Herzen zu dir ziehst. Öffne die tauben Ohren, damit dein Wort laut in alle Seelen dringe. Öffne die blinden Augen, damit jeder sieht, wie gut du es meinst. Und öffne die verschlossenen Lippen, damit bald alle Zungen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist und bleibt in Ewigkeit. Amen. 

 

 Pfingsten 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater,

wir danken dir dafür, dass du nicht nur unsere Schuld und unseren Tod, sondern auch unsere Blindheit überwindest. Wir danken dir für alle Klarheit und Wahrheit, die du uns schenkst, für alle Geschwister, die mit uns im Kampf des Glaubens stehen, und für die Worte des Lebens in der Bibel und im Bekenntnis der Kirche. Weil wir aber nicht nur Hörer, sondern auch Boten deines Wortes sein wollen, bitten wir dich, dass du uns für diese Aufgabe tauglicher machst, als wir es heute sind, dass du unsere Augen öffnest, unsere Herzen ermutigst und unseren Verstand erleuchtest. Lass die Kirche deine Wahrheit verkündigen. Rette alle Menschen aus Wahn und Verblendung. Und wehre der falschen Lehre. Befreie deine Kirche von der Sucht, aller Welt gefallen zu wollen. Und gib ihr die Kraft zur Unterscheidung der Geister. Bewahre sie vor Irrtum und Lüge. Mach die Prediger frei von Menschenfurcht. Und lass die Suchenden nicht verderben überall in der Welt. Schenke deiner Kirche in den Wirrnissen dieser Zeit ein klares Bekenntnis. Reiße alles nieder, was an der Kirche morsch ist. Vergib uns unsere Trägheit. Und fange noch einmal neu mit uns an. Dein Geist sei das Feuer, das unsere Herzen erwärmt. Er sei das Licht, das unseren Verstand erhellt, und der Sturmwind, der reinigend durch unsere Glieder fährt – auf dass deine Wahrheit sichtbar werde in aller Welt, und deine Gnade verherrlicht werde in uns und durch uns für alle, die unseres Zeugnisses bedürfen. Gieße deinen Heiligen Geist reichlicher aus, Herr, mache der geistlichen Dürre ein Ende und schenke uns die Erfüllung deiner großen Verheißung – damit wir’s zuletzt erleben dürfen, wie die Wahrheit durchbricht durch den Nebel der Lüge, und Gotteserkenntnis das Land bedeckt wie Wasser das Meer. Amen.  

 

 Trinitatis

(frei nach Alkuin)

Herr, unser Gott, 

wir erkennen und bekennen, dass du der König des Himmels und der Herr dieser Erde bist. Und wir verehren dich als Vater, Sohn und Heiligen Geist, dreifach den Personen nach, aber einig im Wesen. Du bist der wahre, allmächtige Gott. Nichts ist über oder unter dir, was größer wäre als du. Und du bist allseits vollkommen ohne Mängel. Du bist groß ohne Ausdehnung, ewig ohne Zeit, bist Leben ohne Tod, bist stark ohne Schwäche und wahrhaftig ohne Trug. Du bist ohne Raum überall gegenwärtig und ohne Teilung überall ganz. Ohne Regung erfüllst du alles, ohne Bewegung übersteigst du alles, ohne Ruhe bleibst du in allem, ohne Bedürfnis schaffst du alles, ohne Mühe regierst du alles. Keinen Anfang hast du – und machst doch aller Dinge Anfang. Keine Veränderung trifft dich – und doch bringst du alle Veränderung hervor. In deiner Größe bist du unendlich, in deiner Kraft allmächtig, in deiner Güte unerreichbar und in deiner Weisheit unerforschlich. Gerecht zeigst du dich in deinen Gerichten, geheimnisvoll in deinen Gedanken, wahrhaftig in Worten, heilig in Werken, reich an Erbarmen, geduldig gegen Fehlende und gnädig gegen Reuige. Du bist immer dasselbe ewige und endlose Wesen, das kein Wille wandeln und keine Notwendigkeit vernichten kann, das von keinem Unglück gebeugt und von keinem Glück erhoben wird. Nie trägt dir Vergesslichkeit etwas davon, und nie muss dir Erinnerung etwas wiederbringen. Das Vergangene entschwindet dir nicht, und die Zukunft zieht dir nicht entgegen. Nicht diente dir ein Ursprung zum Anfang, nicht die Zeit zum Wachstum, kein Zufall kann dir ein Ende setzen, sondern vor, in, nach und jenseits aller Zeit lebst du in Ewigkeit. Dir gebühren Lob und ewiger Ruhm. Darum, was sollten wir dich bitten? Nur darum wollen wir bitten, dass du uns weiterhin mit deiner Gnade umfängst, uns mit deiner Weisheit leitest und uns den Ort zeigst, wo du uns haben willst. Erbarme dich deiner Kinder und erbarme dich der Schwächsten am allermeisten, damit möglichst keiner verloren gehe, sondern unser aller Leben dir gefalle und von deiner Güte Zeugnis gebe. Amen. 

 

 Erntedank 

Guter Gott, 

wir danken dir für den Reichtum deiner Schöpfung und preisen dich – für die Schönheit der Pflanzen und die Vielfalt der Tiere, für die Helligkeit des Tages und die Dunkelheit der Nacht, für die Höhe der Berge und die Tiefe des Meeres, für jeden guten Bissen und jedes erfrischende Getränk, für die Wärme des Feuers und die Kühle der Luft, für die Fruchtbarkeit der Erde und die Reinheit des Wassers, für Sommer und Herbst, Winter und Frühling. Wegen all dieser Dinge, guter Gott, können wir mehr als zufrieden sein. Doch wollen wir dir die Menschen anbefehlen, die es heute noch nicht sind. Wir bitten für die Unersättlichen, die nie genug kriegen an Geld und Gut, dass sie frei werden von ihrer Gier, dass sie bescheidener und dankbarer werden. Wir bitten dich aber erst recht für jene, die wirklich zu wenig haben, die trotz schwerer Arbeit nur kärglich ernten und ihre Kinder hungrig zu Bett schicken müssen, dass sie Hilfe finden bei denen, die im Wohlstand leben. Herr, du hast diese Erde reich beschenkt und mit allem Nötigen ausgestattet. Verleihe uns nun auch die Weisheit, dass wir deinen Garten sorgsam pflegen und bebauen und seine Früchte gerecht verteilen. Lass uns das Gute genießen, aber so, dass wir über den Gaben niemals den Geber vergessen. Lass es uns genießen, aber so, dass wir es mit den Bedürftigen teilen. Ja, Herr, lass den Ertrag unserer Arbeit allen Menschen zum Nutzen dienen, dir aber zur Ehre. Amen.  

 

Reformationsfest 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, 

wir gedenken heute der großen Finsternis, in die deine Kirche für viele Jahrhunderte geraten war, weil man menschliche Gedanken wichtiger nahm als dein klares Wort und menschliche Werke wichtiger nahm als deine Gnade. Wir bitten dich aber um deine Hilfe, damit wir nicht dieselben Fehler in neuer Gestalt wiederholen und wieder eigenmächtig dein Wort verdunkeln, verdrehen und missbrauchen. Wir gedenken der Väter und Mütter im Glauben, die du vor 500 Jahren zu deinen Werkzeugen erwählt hast, um das Evangelium und die christliche Freiheit wieder ans Licht zu ziehen. Sie haben uns mit ihren Leiden, ihren Mühen und ihrem Kämpfen großen Dienst erwiesen. Und darum bitten wir dich, dass du es deiner Kirche auch heute an solchen Dienern nicht fehlen lässt, die für deine Wahrheit streiten und deinen Tempel von allem reinigen, was nicht hineingehört. Herr, wir sind nicht davor gefeit, die Fehler der römischen Kirche zu wiederholen oder in neue zu verfallen. Immer wieder dünken wir uns klüger zu sein als dein biblisches Wort, immer wieder setzen wir unseren Willen durch statt dem deinen, immer wieder verwechseln wir den Geist unserer Zeit mit dem Heiligen Geist, immer wieder wird der Erfolg der Treue vorgezogen, und die menschliche Weisheit der gläubigen Einfalt. Kaum haben wir die Kirche zu unserem eigenen Projekt gemacht, ist sie auch schon gescheitert, stinkt und fault an allen Enden! Darum nimm deine Kirche neu in die Hand, Herr, und reinige, was wir daran verdorben haben. Erhalte uns bei deinem Wort als der rechten Lehre und gründe uns fest auf den ewigen Fels, der da Christus heißt. Bleibe fort und fort deiner Kirche Schutz und Schirm, decke sie mit deinen Fittichen und lenke ihren Weg – auf dass sie nicht uns gefalle, sondern vor allem dir, nicht uns Ehre mache, sondern deinem Sohn, und notfalls auch gegen unseren Menschenverstand getrieben werde von deinem Heiligen Geist. Ja, Herr, wir bitten dich, dass du deine Kirche aus aller Zertrennung herausführst, dass du sie hinführst zur Wahrheit und durch die Wahrheit zur Einheit. Wo sie verdorben ist, da reinige sie, und wo sie im Irrtum steckt, da zeige ihr den Weg. Wo sie Abgöttern vertraut, bringe sie zurecht, und wo sie zerteilt ist, da heile den Bruch. Was an unserer Kirche verkehrt ist, das ordne, und was recht ist, das stärke – auf dass wir endlich eine Herde werden unter einem Hirten, nämlich unter Jesus Christus, deinem Sohn. Amen. 

Buß- und Bettag 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater,

was könnten wir dir sagen, was du nicht schon weißt? Wir haben gesündigt in Gedanken, Worten und Werken. Wir haben deinem Wort nicht geglaubt und haben gegen deine Gebote verstoßen. Unseren Nächsten sind wir viel Liebe schuldig geblieben und haben ihnen mit deinen Gaben nicht immer gedient. Vielmehr haben wir ihnen das Leben schwer gemacht durch Eigensinn und Rechthaberei. Wir haben unseren Vorteil gesucht auf Kosten anderer. Und wir waren weder mit ihnen ganz aufrichtig noch mit uns selbst. Wir haben unsere eigenen Fehler entschuldigt, den anderen aber die ihren nachgetragen. Wir waren allzu hart gegen sie und allzu mild gegen uns selbst. Wir haben an der falschen Stelle geredet und an der falschen geschwiegen. Wir ließen uns gefangen nehmen von kleinlichen Wünschen und Sorgen, dich aber, o Herr, haben wir allzu oft vergessen. Unserer eigenen Eitelkeit haben wir viel gedient, deiner Ehre aber wenig. Ja, immer wieder den bequemen Weg wählend haben wir dir Schande gemacht – und sind deswegen deiner Gemeinschaft nicht würdig. Doch wohin sollten wir gehen, wenn nicht immer wieder zu dir? Was bleibt uns übrig, als unsere Not und Angst immer wieder zu dir hinzutragen und unsere Bedrängnis am Fuß deines Kreuzes abzulegen? Du weißt damit umzugehen. Und wenn wir zu dir kommen, schickst du uns nicht weg. Darum klopfen wir erneut bei dir an, nehmen Zuflucht zu deiner Barmherzigkeit und bitten um Vergebung. Amen. 

 

 Ewigkeitssonntag 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, 

 

gelobt seiest du für deine Ewigkeit. Bei dir ist das Vergangene nicht verloren, und das Künftige nicht ungewiss. Dir entflieht kein Augenblick, und du versäumst keine Stunde. Für dich gibt es kein „zu früh“ und kein „zu spät“, sondern deine Zeit ist immer „jetzt“. Dafür preisen wir dich, denn seit du Ewiger in Christus zeitlich wurdest, ist deine Ewigkeit unser Trost. Wir vergehen, du aber bleibst, wir werden alt und müde, du aber behältst deine Kraft, unser Glaube schwankt, du aber gibst ihm festen Grund, wir reden heute anders als morgen, dein Wort aber steht fest, unser Wille ist wandelbar, deine Entschlüsse aber wirft niemand um – und das ist unser Glück. Denn nicht auf Zeitliches, sondern auf Ewiges wollen wir unser Leben bauen, nicht auf uns selbst, sondern auf dich. Alles an uns ist wert zu vergehen, Herr – und doch ruft alles in uns nach Ewigkeit. Darum bitten wir dich um Christi willen, dass du uns und allen Menschen dieser Erde gewährst, was wir nicht verdienen: wandle uns, reinige und vollende uns, damit das Gute, das du in deine Geschöpfe gelegt hast, bewahrt bleibe für das ewige Leben, das Christus uns verheißen hat. Amen.