DAS SIEBENUNDFÜNFZIGSTE KAPITEL. (2.B./57.K.)

 

TROST WIDER DEN ZEITLICHEN TOD.

 

Inhalt.

1) Wider den zeitlichen Tod dienen zweierlei Trostgründe, die teils aus Christo, teils aus der Welt Eitelkeit genommen sind. 2) 1. Aus Christo tröstet uns I. sein heiliger Tod, der unsern Tod überwunden. 3) 2. Die Auferstehung unserer Leiber, deren Grund ist; 4) 1. Die Auferstehung Christi. 5) 2. Gottes Wahrheit. 6) 3. Christi Allmacht und Herrlichkeit. 7) 4. Gottes Gerechtigkeit. 8) 5. Die Exempel derer, die erwecket worden. 9) 6. Die Erkaufung auch unsers Leibes durch Christum. 10) 7. Die schönen Gleichnisse aus der Natur, vom Weizenkorn etc. 11) 3. Das ewige Leben und unvergängliche Wesen. 12) 4. Das Gebet, so die Todesangst kräftig lindert. 13) 5. Die Verklärung unserer Leiber. 14) 6. Die Gegenwart der heiligen Engel, die unsere Seele in Abrahams Schoß tragen. 15) 7. Die ewige Herrlichkeit, 16) da wir bei Gott und den Auserwählten uns ewig freuen werden. 17) II. Der andere Teil der Trostgründe aus der Welt Eitelkeit. 18) 1. Dies Leben ist ein elendes Leben, 19) 2. mit vielen Sünden behaftet. 20) 3. Der Tod ist allen Menschen gemein. 21) 4. Kein Mensch stirbet ungefähr. 22) 5. Der Tod ist ein großer Gewinn, 23) 6. denn er bringet uns aus der Unruhe und allem Jammer zum Frieden. 24) 7. Mit diesen leiblichen Augen können wir Gott nicht sehen. Darum müssen wir sterben.

 

Christus hat dem Tode die Macht genommen, und hat das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht. 2 Tim. 1,10.

 

Dieser Spruch begreift in sich die höchste Arznei und kräftigen Trost wider den zeitlichen Tod. Denn weil dem Tode die Macht genommen, sollen wir billig nicht vor ihm erschrecken, und so das Leben und unvergängliche Wesen wiederbracht ist, sollen wir uns billig freuen, das unvergängliche Leben und Wesen nach dem zeitlichen Tode zu besitzen. Weil aber kein Mensch in dieser Welt so heilig ge-wesen ist, der sich nicht vor dem Tode gefürchtet hätte, wollen wir die vor-nehmsten Trostgründe wider den Tod sehen, und dieselbe in zwei Teile ab-fassen. Die ersten Hauptgründe des Trostes sind genommen aus dem Tode und Auferstehung Christi, und aus desselben Frucht. Der andere Teil begreift die Trostgründe, so aus der Welt Eitelkeit genommen sind. Ein jeder Teil begreift 7 Trostgründe.

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2. 1) Der erste und höchste Trost wider den zeitlichen Tod ist der heiligste und unschuldigste Tod unsers Herrn Jesu Christi, wodurch er den Tod überwunden, und demselben die Macht genommen hat. Des Todes Macht aber ist immer-währende Furcht, Schrecken, Angst, Zittern und Zagen vor dem strengen Gericht Gottes, damit die Seele des Menschen gequälet wird, dass sie immer stirbt, und doch nimmer stirbt, weil sie unsterblich ist. Das ist die Macht des Todes, ja der andere Tod, und der ewige Tod. Diesen Tod macht der Teufel immer schreck-licher, darum die Epistel an die Heb. 2,14. spricht: daß der Teufel des Todes Gewalt habe, d. i. er ängstet und peiniget die Gewissen mit höllischer Furcht und Schrecken, Zittern und Zagen. Darüber der heilige David Ps. 18,5.6. klaget: Angst und Zittern ist mich ankommen, und des Todes Furcht ist auf mich ge-fallen. Der Höllen Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich. Die Bäche Belials erschreckten mich. Das ist die Macht des Todes. Welche Macht der Herr Christus dem Tode genommen hat, und hat ihn verwandelt in einen sanften Schlaf, in eine selige Ruhe des Leibes und der Seele. Wenn die Seele ruhig ist, so schläft der Leib sanft. Denn der Seelen Friede ist des Leibes sanfte Ruhe und Schlaf. Also empfindet kein wahrer gläubiger Christ den rechten Tod, wie Joh. 8,51. stehet: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht schmecken ewiglich.

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3. 2) Der andere Haupttrost ist die Auferstehung der Leiber. Denn also hat der Herr Christus dem Tode die Macht genommen, dass er nicht allein unsere Seele nicht ängste, sondern dass er auch unsere Leiber nicht ewig behalten kann. Denn wie der Tod Christi in uns kräftig ist, dass wir des Todes Bitterkeit nicht schmecken: also muß auch die Auferstehung Christi in uns kräftig sein, dass unsere sterblichen Leiber durch ihn lebendig werden müssen.

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4. Denn der 1. Grund unserer Auferstehung ist die Auferstehung Christi, wie er spricht Joh. 14,19. Ich lebe, und ihr sollt auch leben, Joh. 11,25. Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe. Und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben, Hiob 19,25. Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken, und werde mit dieser meiner Haut umgeben werden, 1 Kor. 15,21.22. Durch einen Menschen ist der Tod kommen in die Welt, und durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie sie in Adam alle sterben: also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden.

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5. 2) Der andere Grund ist Gottes Wahrheit, Jes. 26,19. Aber meine Toten wer-den leben, und mit dem Leichnam auferstehen, Ezech. 37,5.12. So spricht der Herr von diesen toten Beinen: Siehe, ich will einen Odem in euch bringen, dass ihr sollt lebendig werden etc. Ich will eure Gräber auftun, und euch, mein Volk, aus demselben herausholen, Dan. 12,2. Viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, etliche zum ewigen Leben, etliche zur ewigen Schmach und Schande, Joh. 5,25.28. Wahrlich, wahrlich ich sage euch, es kommt die Stunde, und ist schon jetzt, dass die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören, und die sie hören, die werden leben. Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören, und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens; die aber Übels getan haben, zur Auferstehung des Gerichts, Offenb. 20,12. Und ich sahe die Toten; beide groß und klein, stehen vor Gott.

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6. 3) Der dritte Grund ist des Herrn Christi Allmacht und Herrlichkeit. Denn, gleichwie er verkläret ward in der Auferweckung Lazari, als er rief: Lazare, komme heraus, Joh. 11,43. Also wird er am jüngsten Tage seine Herrlichkeit und Allmacht offenbaren, dass er über Tote und Lebendige Herr sei, Röm. 14,9. Hos. 13,14. Ich will sie aus der Hölle erlösen und vom Tode erretten. Tod, ich will dir ein Gift sein, Hölle, ich will dir eine Pestilenz sein.

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7. 4) Ist Gottes Gerechtigkeit. Denn gleichwie Gottes Gerechtigkeit erfüllet ist in dem Urteil, du sollst des Todes sterben, 1 Mos. 2,17. Also muß Gottes Gerechtig-keit erfüllet werden in dem, dass er uns wieder lebendig mache, weil die Sünde vollkommen bezahlet ist. Denn wo die Sünde hinweg ist, da muß auch der Sün-den Sold aufhören. Und das erfordert Gottes Gerechtigkeit.

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8. 5) Sind die Exempel derer, die in diesem Leben vom Tode erwecket sein, der Witwe Sohn, 1 Kön. 17,22. Der Sunamitin Sohn, 2 Kön. 4,35. Der Tote, so vom Anrühren der Gebeine Elisäi wieder lebendig ward, 2 Kön. 13,21. Jairi Tochter, Matth. 9,25. Der Witwe Sohn zu Nain, Luk. 7,15. Lazarus, Joh. 11,44. Die Tabea, Ap. Gesch. 9,40.

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9. 6) Christus hat Leib und Seel zum ewigen Leben erkauft und erlöset.

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10. 7) Die schönen Gleichnisse aus der Natur genommen, vom Weizenkorn, Joh. 12,24. 1 Kor. 15,36. seq. Du Narr, das du säest, wird nicht lebendig gemacht, es sterbe denn zuvor etc. Darum werden die Begräbnisse Gottesacker genennet.

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11.3) Der dritte Haupttrost ist die Frucht der Auferstehung Christi, das ewige Le-ben, und das unvergängliche Wesen, das der Herr Christus hat wiedergebracht. Denn gleichwie alle Menschen dem Tode unterworfen, wegen der Sünde des ersten Adam, also werden auch alle Menschen durch den andern Adam in das Leben und unvergängliche Wesen versetzet werden, Offenb. 21,5. Siehe, ich mache es alles neu. In dem neuen unvergänglichen Wesen wird keine Sünde, kein Tod, kein Leid mehr sein, sondern eitel Gerechtigkeit, Leben und Freude. Darum heißet die Freude und lieblich Wesen das Paradies, Ps. 16,11. Freude die Fülle, und liebliches Wesen zu seiner Rechten ewiglich. Soll es ein Paradies sein, so muß kein Leid, kein Geschrei, kein Klagen, keine Betrübnis, kein Elend, kein Hunger und Durst, Frost noch Hitze, kein Unglück noch Jammer da sein. Denn das alles gehöret zu diesem vergänglichen Wesen; darum wird das ewige Leben ein unvergängliches, unbeflecktes, unverwelkliches Erbe genannt, 1 Petr. 1,4. Das ist die herrliche Frucht der Auferstehung Christi, denn durch ihn ist alles wiederbracht und alles neu gemacht. Das Vergängliche ist verwandelt ins Un-vergängliche, das Verwesliche ins Unverwesliche, das Befleckte ins Unbefleckte, das Zeitliche ins Ewige, alles Leid in Fröhlichkeit, alle Traurigkeit in Freude, die Sünde in Gerechtigkeit, der Zorn in Gnade, der Fluch in Segen, die Armut in Reichtum, die Krankheit in ewige Gesundheit, die Verachtung in himmlische Ehre, die Schmach in Herrlichkeit, die Unruhe in ewige Erquickung, alle Mühe und Arbeit in volle Genüge, der Tod ins Leben. In dies unvergängliche Wesen kommen wir durch den Tod. Der Tod ist die Tür zum Leben und zu diesen ewi-gen Gütern.

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12. 4) Der vierte Haupttrost wider den Tod ist das Gebet. Denn wir sehen, wie heftig der Sohn Gottes in seinem heiligen Todeskampf gebetet, wie die Schrift sagt: Es kam aber, dass er mit dem Tode rang, und betete heftiger, Luk. 22,44. Und Heb. 5,7. Er hat am Tage seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert, zu dem, der ihm vom Tode konnte aushelfen, und ist auch erhöret worden. Eines Sterbenden Gebet gehet von Grund des Herzens, und durchdringet die Wolken; da ist ein rechter Ernst, und da ist Gott nicht ferne, Ps. 145,18. Der Herr ist nahe bei denen, die ihn mit Ernst anrufen, Ps. 91,15. Ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen, Jes. 41,10. Fürchte dich nicht, ich helfe dir, ich stärke dich, ich errette dich.

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13. 5) Die Verklärung unserer Leiber, Phil. 3,20.21. Unser Wandel ist im Himmel, von dannen wir auch erwarten des Heilandes Jesu Christi, des Herrn, welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, dass er ähnlich werde seinem verklärten Leibe, nach der Wirkung, damit er kann auch alle Dinge ihm untertänig machen. Laß mir das eine große Herrlichkeit sein, dass unser Leib nicht allein den Engeln Gottes wird gleich sein, sondern auch dem verklärten Leibe Jesu Christi. Darum hat sich der Sohn Gottes uns zum Trost auf dem Berg Tabor in seinem verklärten Leibe geoffenbaret, und sehen lassen, Matth. 17,2. Mark. 9,2.3. dass er in unsern Herzen ein Verlangen erwecke nach der Verklärung unserer Leiber. O welch ein herrlicher Tempel Gottes wird dann unser Leib sein! Die heiligen güldenen Ge-fässe im Hause Gottes, der königliche und priesterliche Schmuck.

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14. 6) Die Gegenwart der heiligen Engel, so unsere Seelen in Abrahams Schoß tragen. Unsere Seele kommt in die Gesellschaft der heiligen Engel, und zur ewi-gen Ruhe, welche heißet Abrahams Schoß, Luk. 16,22. Die Ruhe ist, dass sie keine Qual des Todes anrühret, Weish. 3,1. Daher Ps. 116,7.8.9. sagt: Kehre meine Seele wiederum in meine Ruhe, denn der Herr tut dir Gutes. Er hat meine Seele vom Tode errettet, meine Augen von den Tränen, meinen Fuß vom Glei-ten. Ich will wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen, immer und ewig-lich. Da wird die Seele recht frei vom Joch des Leibes, wird als ein Gefangener erlöset aus dem Kerker des sterblichen Leibes.

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15. 7) Die künftige ewige Herrlichkeit, Weish. 5,16.17. Die Gerechten werden ewig leben, denn der Herr ist ihr Lohn, und der Höchste sorget für sie. Darum werden sie empfahen ein herrlich Reich, und eine schöne Krone von der Hand des Herrn, Offenb. 7,16.17. Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten, es wird auch nicht mehr über sie fallen die Sonne, oder irgend eine Hitze. Denn das Lamm, das mitten im Stuhl ist, wird sie weiden, und leiten zu dem lebendigen Wasserbrunnen, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen, Jes. 32,17. Es wird allda ewige Stille und Sicherheit sein, dass mein Volk wird in Häusern des Friedens wohnen, und in stolzer Ruhe, Jes. 66,12.13. Ich breite aus den Frieden bei ihr, wie einen Strom. Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Ihr werdet es sehen, und euer Herz wird sich freuen, Jes. 65,13. Meine Kinder sollen essen, trinken und fröhlich sein, und vor gutem Mut jauchzen. Dies Essen und Trinken ist die liebliche Anschauung Gottes, 1 Kor. 13,12. Hier sehen wirs im dunkeln Spiegel, dort aber von Angesicht zu Angesicht, 1 Joh. 3,2. Wir werden ihn sehen, wie er ist, Ps. 17,15. Ich will schauen dein Antlitz in Gerechtig-keit: Ich will satt werden, wenn ich erwache nach deinem Bilde. O des freuden-reichen Tages, wenn wir Gott sehen werden! Wie verlanget David darnach, Ps. 42,3. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?

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16. Wird derowegen die Freude des ewigen Lebens darin bestehen: 1) Dass wir Gottes Angesicht sehen werden. 2) Dass wir Christum Jesum, unsern Herrn und Erlöser in seiner Herrlichkeit sehen werden, Joh. 17,24. Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir sein, die du mir gegeben hast, dass sie meine Herrlich-keit sehen, die du mir gegeben hast. 3) Dass wir alle Gaben und Süßigkeit des Trostes des heiligen Geistes schmecken, als die lebendige Quelle, Ps. 36,10. 4) Die liebliche Gesellschaft aller Auserwählten, Patriarchen, Propheten, Apostel, Märtyrer, Jes. 35,10. Alsdann werden die Erlöseten des Herrn wiederkommen, und gen Zion kommen mit Jauchzen. Ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerzen und Seufzen wird ewig weg müssen.

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17. Und das ist der erste Teil der Trostgründe wider den Tod, so aus Christo genommen. Der andere Teil der Trostgründe wider den Tod ist aus dieser Welt Eitelkeit genommen. Derer sind auch sieben: 18. 1) Dies Leben ist ein elend Leben, Sir. 40,1. Es ist ein elend jämmerlich Ding um aller Menschen Leben, von Mutterleibe an, bis wir in die Erde begraben werden, die unser aller Mutter ist. Wir sterben ja täglich, 1 Kor. 15,31. Denn die Zeit nimmt täglich ein Stück von unserm Leben hinweg. Und indem wir an Jahren zunehmen, so nimmt unser Leben ab. Ja eben diesen Tag, den wir jetzt leben, müssen wir mit dem Tode teilen. Mit wieviel elenden, erbärmlichen Krankheiten ist unser sterblicher Leib geplaget, die unsern Leib auffressen als Gift, bis er endlich dahin fället? Mit wie viel Sorgen, Angst, Mühe und Arbeit bringen wir unser Leben zu? Dass wohl der Prediger Salomo sagen mag, Kap. 7,2. Der Tag des Todes ist besser, denn der Tag der Geburt, Hiob 7,1.2.3. Muß nicht der Mensch immer im Streit sein auf Erden, und seine Tage sind wie eines Taglöhners. Wie ein Knecht sich sehnet nach dem Schatten, und ein Taglöhner, dass seine Arbeit aus sei: also habe ich wohl ganze Monden gearbeitet, und elender Nächte sind mir viel worden, Hiob 14,1. Der Mensch vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit, und ist voll Unruhe. Wenn nun der Mensch selig stirbt, so stirbt all sein Elend mit ihm.

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19. 2) So ist auch das zeitliche Leben mit vielen Sünden und vieler Bosheit be-haftet. Nicht eher können wir von den Sünden gänzlich erlöset und befreiet werden, als wenn wir selig sterben. Röm. 7,23.24. klagt St. Paulus: Ich sehe ein ander Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstrebet dem Gesetz in meinem Gemüte, und nimmt mich gefangen in der Sünden Gesetz, welches ist in meinen Gliedern. Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Was tun wir in dieser Welt anders, denn dass wir sündigen? Darum jener Altvater bat und sprach: Ach Herr, laß mich sterben, dass ich einmal aufhöre zu sündigen. Alle Kreaturen sehnen sich ängstiglich nach der Freiheit der Kinder Gottes, dass sie von der Sünden Dienst möchten los sein, Röm. 8,21.22. Wie vielmehr wir? Wie voller Ärgernis ist die Welt, die wir müssen ansehen und dulden wider unsern Willen? Aus derselben werden wir erlöset durch den zeit-lichen Tod, Weish. 4,7.10. Der Gerechte, ob er gleich zeitlich stirbt, ist er doch in der Ruhe, denn er gefällt Gott wohl und ist ihm lieb. Darum wird er wegge-nommen aus dem Leben, unter den Sünden, und wird hingerücket, dass die Bosheit seinen Verstand nicht verkehre, noch falsche Lehre seine Seele betrüge etc., v. 14. Seine Seele gefällt Gott wohl, darum eilet er mit ihm auch aus diesem bösen Leben. Und in den letzten Tagen werden die Ärgernisse so überhand nehmen, dass die gerechten Seelen dadurch werden gequälet werden, wie Lot zu Sodom, 2 Petr. 2,8. Pr. Sal. 4,1.2.3. Ich wandte mich, und sahe an alle, die Unrecht litten unter der Sonne, und siehe, da waren Tränen derer, die Unrecht litten und hatten keinen Tröster. Da lobete ich die Toten, die schon gestorben waren, mehr, denn die Lebendigen. Denn sie werden des Bösen nicht inne, so unter der Sonne geschieht. Welch greuliche Irrtümer und Ketzerei sind in Glaubenssachen, wie mancherlei Religion, falsche Propheten und falsche Christi, dass verführet möchten werden in Irrtum, wo es möglich wäre, auch die Auser-wählten, Matth. 24,24. Darum eilet Gott mit den Seinen hinweg aus diesem bösen Leben. Wie viel unerhörter, schrecklicher, erbärmlicher Fälle geschehen? Wie viel Krieg und Blutvergießen, schrecklicher Hunger und Pestilenz? Welchen Jammer kein Christ zu sehen und zu erleben wünschen soll.

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20. 3) Dass der Tod allen Menschen gemein sei, Röm. 5,12. Der Tod ist zu allen Menschen hindurch gedrungen, dieweil sie alle Sünder sind. Sind so viel herr-licher und heiliger Leute vor dir hingegangen, alle Erzväter, Propheten und viel tausend Gläubige, warum wolltest du ihnen nicht folgen? Ich bin nicht besser, denn meine Väter, sagt der Prophet Elias, 1 Kön. 19,4. Nimm meine Seele von mir. Heb. 9,27. Es ist allen Menschen gesetzt, einmal zu sterben, darnach aber das Gericht. Jes. 40,6.7. Alles Fleisch ist Heu, und alle seine Güte wie eine Blume auf dem Felde. Das Heu verdorret und die Blume verwelket. Denn des Herrn Geist bläset darein. Ps. 39,13. Ich bin beide, dein Pilgrim und dein Bürger, wie alle meine Väter.

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21. 4) Stirbet ja kein Mensch ungefähr, Gott ist ein Herr deines Lebens. Er hat deinem Leben Zeit und Stunde bestimmet. Hiob 14,5. Er hat seine bestimmte Zeit, die Zahl seiner Monden stehet bei dir; du hast ihm ein Ziel gesetzet, das wird er nicht übergehen. Ps. 90,3. Der du die Menschen lässest sterben, und sprichst: Kommet wieder, Menschenkinder. Ps. 139,16. Es waren alle meine Tage auf dein Buch geschrieben, die noch werden sollen, und derselben keiner da war. Matth. 10,30. Alle eure Haare auf dem Haupte sind gezählet. 5 Mos. 30,20. Der Herr ist dein Leben, und die Länge deiner Tage.

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22. 5) So ist der Tod ein großer Gewinn. Phil. 1,21. Wir gewinnen im Tode mehr, denn wir verlieren; für die Sünde Gerechtigkeit, für Elend Herrlichkeit, für zeitlichen Reichtum ewige Güter, für zeitliche Freundschaft, Brüdern und Schwestern, ewige Freundschaft und Brüderschaft im Himmel, für den sterb-lichen, kranken, ungestalten Leib einen himmlischen verklärten Leib, für dies Elend das rechte Vaterland, für Unruhe, Friede, für die Welt das Paradies. Summa, was ist in dieser Welt, dass nicht tausendmal besser ist im ewigen Leben? Willst du Reichtum, Ehre, Herrlichkeit, Freundschaft, Lust, Friede? Dort wirst du alles besser finden.

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23. 6) Der Mensch wäre die elendeste Kreatur, unter allen, wenn er ewig in diesem Jammertale bleiben sollte, 1 Kor. 15,19. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die Elendesten unter allen Kreaturen. Darum sind wir zu einem bessern und herrlichen Leben erschaffen. Tut derowegen Gott der Herr durch den Tod große Barmherzigkeit an uns, dass er uns von dem Jammer dieser Welt erlöset, und nicht ewig in der Welt Unruhe lässet. Jes. 57,1. Die Gerechten werden weggeraffet vor dem Unglück, und die richtig für sich gewandelt haben, kommen zum Frieden, und ruhen in ihren Kammern. Offenb. 14,13. Selig sind die Toten, die im Herrn sterben, von nun an. Denn sie ruhen von aller ihrer Arbeit.

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24. 7) Mit diesen sündlichen und leiblichen Augen können wir Gottes Herrlichkeit nicht sehen, noch mit dem sterblichen Leibe den neuen Himmel und die neue Erde besitzen, darin Gerechtigkeit wohnet, 2 Petr. 3,13. Darum sollen wir diese irdische Hütte gerne ablegen, auf dass wir mit einem himmlischen Körper und geistlichen Leibe angezogen werden. Denn nichts Sterbliches kann in der Ewigkeit wohnen, nichts Sündliches bei der ewigen Gerechtigkeit. Darum ists abermal eine große Barmherzigkeit Gottes, dass er uns dies sündlich besudelte Kleid auszieht; denn da wird die ewige Hochzeit sein. Ein schönes Feuerkleid, denn da wird sein der ewige Sabbat. Ein schönes priesterliches Kleid, denn da ist das Allerheiligste, in welches wir eingehen müssen, geschmückt mit heiligem Schmuck.

 

Gebet um einen seligen Tod.

 

Herr Jesu! du bist dazu gestorben und auferstanden, und wieder lebendig wor-den, dass du über Tote und Lebendige ein Herr seist; hast auch dadurch dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. Ach gib, dass ich dir lebe und sterbe, dein sei und bleibe tot und lebendig, Amen.

 

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