DAS ZWÖLFTE KAPITEL. (5.B./2.T./12.K.)

 

DIE VEREINIGUNG DES HERRN CHRISTI MIT DEN GLÄUBIGEN BESTÄTIGET DAS GEISTLICHE SAKRAMENTLICHE ESSEN

IM HEILIGEN ABENDMAHL.

 

Inhalt.

1) Die Vereinigung mit Gott wird im heiligen Abendmahl bestätiget. 2) Denn da wird unser Versöhnopfer, Christus, unsere Speise und Trank, und bringet uns in Gottes Gemeinschaft; 3) gleichwie die heidnischen Götzenopfer zur Gemein-schaft der Teufel führeten. 4) Auf diesen Zweck des heil. Abendmahls hat Christus schon Joh. 6. gesehen. 5) Christi Glieder kommen mit Freuden zu diesem Mahl.

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Damit der Herr Christus, unser hochverdienter Heiland und Seligmacher, diese hochwunderbare Vereinigung mit seinen Gläubigen bestätigen möchte, so hat er sein letztes Abendmahl eingesetzet, dass es ein Sakrament oder Zeugnis sei, seiner Vereinigung mit dem Gläubigen. Denn, als er kurz vorher diese Vereini-gung mit inbrünstigem Gebet von seinem himmlischen Vater erbeten und seinen letzten Wunsch für dasselbe getan hatte, Joh. 17,22. und dieselbe mit einem schönen Spruch erkläret, Joh. 6,56. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibet in mir, und ich in ihm; da hat er endlich, als er sterben wollen, im Testament diese Vereinigung, mit seinem eigenen und wahren Leib und Blut ungezweifelt confirmieren und bestätigen wollen, Matth. 25,26. Denn was ist die Darreichung seines eigenen Leibes, welcher für uns in den Tod gegeben, und seines eigenen Blutes, welches für uns vergossen ist, anders, als dass wir mit Christo zu einem Leib vereiniget werden? Wir werden zwar durch den Glauben und Geist mit dem Herrn Christo ein geistlicher Leib. Es hat aber unserm Heiland in Gnaden gefallen, auch ein Band derselbigen Vereinigung uns zu geben durch seinen letzten Willen, nämlich seinen Leib und Blut, das Ranzion- und Lösegeld unserer Erlösung, welcher uns, Kraft des Glaubens und des Geistes, mit dem Herrn Christo, aus rechtem innerlichem Affekt der Liebe zusammen verbinde und vereinige. Zwar der Geist des Herrn Christi, Gottes Sohn, verbindet und vereini-get uns mit unserm Haupte, und mit allen seinen geistlichen Gliedern, mit und durch das geistliche Band; aber der eigene Leib des Herrn Christi, welcher für uns auf dem Altar des Kreuzes aufgeopfert worden, und sein eigen Blut, welches zur Vergebung unserer Sünden vergossen ist, und im Abendmahl wahrhaftig und wesentlich gereichet wird, ist ein herrliches und kräftiges Pfand der wahren Ver-einigung mit Christo, und desselben ein gewisses Verbindnis und Bestätigung. Darum hat der Herr Christus diese Weise, seinen Leib und Blut zu essen und zu trinken, über alle Weise, nach seiner Allmacht verordnet und eingesetzet, auf dass alle seine Glieder seines Leibes und Blutes mit der Tat teilhaftig würden, damit die, welche durch seinen Geist mit ihm verbunden worden, auch durch den Gebrauch und Nießung seines wesentlichen Leibes und Blutes mit ihm vereinigt würden.

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2. Denn was ist die Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi, davon St. Paulus schreibt, 1 Kor. 10,16. anders, als eine Vereinigung mit dem Haupt Christo? Darum wird allhie nicht eine Gemeinschaft des bloßen Brots und des bloßen Weins eingesetzet, sondern eine Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi, durch das Brot und Wein, als durch Mittel, durch welche des Leibes und Blutes wesentliche und wirkliche Darreichung die wirkliche, wahre und geheimste Vereinigung vollzogen und vollbracht wird. Ein einiges Versöhnopfer am Stamm des Kreuzes ist durch den Leib und Blut Christi vollbracht worden, dadurch wir von Sünden gereiniget und mit Gott ausgesöhnet sein; dasselbe hat unser Hoherpriester, vermittelst Brot und Wein, zur geistlichen Speise und Trank consecrieret und geheiliget, auf dass dasjenige, welches er dem himmlischen Vater zur Versöhnung aufgeopfert hat, uns zu einer Erquickung und zur Gemein-schaft mit ihm möchte gedeihen, damit sein Fleisch und Blut uns würde zu einer wahrhaftigen Speise und Trank, dadurch wir wahrhaftig erlöset sein worden.

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3. Der Satan, als ein Feind des menschlichen Geschlechts, hat, als ein Affe Gottes, abscheuliche Opfer bei den Heiden gestiftet und angerichtet, dass das Volk essen sollte von dem Opfer, welches dem Teufel geopfert würde, auf dass alle hiedurch in des Teufels Gemeinschaft kämen, und ein Leib mit dem Teufel würden, die da desselben Opfers genössen, wie es der heilige Apostel Paulus erkläret, 1 Kor. 10,20. Weil nun dies ein greulich und abscheuliches Werk ist, so schreckt er ab diejenigen, welche des Herrn Christi Glieder sein, von dem Ge-brauch der teuflischen Opfer, und beweiset dagegen, dass wir mit dem Herrn Christo ein Leib werden, die wir nach seiner Einsetzung, vermittelst Brot und Weins, seinen wahren Leib essen, welcher für uns gegeben, und sein Blut trin-ken, welches für uns vergossen; und dass wir demnach nicht zugleich des Herrn Tisches und des Teufels Tisches können teilhaftig werden.

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4. Denn der Herr Christus hat wahrhaftig, in der Einsetzung des letzten Abend-mahls gesehen auf diese Vereinigung und deroselben Bestätigung. Denn warum beschreibet und erkläret er Joh. 6,56. dass die Gläubigen in ihm, und er in den Gläubigen bleiben wollte durch das Essen seines Fleisches, und durch das Trin-ken seines Blutes, weil die Vereinigung in Christo durch den Glauben geschieht? Der Grund der Weisheit und Wahrheit redet auf das allerdeutlichste: Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibet in mir, und ich in ihm. Warum sagt er nicht: Wer an mich glaubet, der bleibet in mir? Je darum, dass wir die Sache desto ernstlicher betrachten, und die Größe der Sachen aus der Hochwichtigkeit der Worte schätzen, dass er nämlich durch das Essen seines lebendigmachen-den Fleisches sich mit uns wolle vereinigen. Welche Vereinigung, ob sie wohl durch den Glauben geistlicher Weise geschehen kann, so bezeuget er doch klärlich, dass er, unser Heiland und Seligmacher gesehen, und gleich mit einem Finger gezeigt habe auf das sakramentische Essen, welches er nachher im letzten Abendmahl eingesetzt hat, indem er sich nicht alleine nenne das leben-dige Brot, Joh. 6,35.51. dass, wer zu ihm komme, nicht hungern solle, und der an ihm glaube, nicht dürsten soll; sondern auch ausdrücklich das Brot, welches er geben werde, sein Fleisch nennet, welches er geben werde für das Leben der Welt, und dass solch sein Fleisch sei die rechte Speise, und dass sein Blut sei der rechte Trank, welche Speise und Trank er zu geben zugesaget und ver-heißen. Daher erscheinet, dass unser Heiland und Seligmacher zugleich ge-sehen habe auf das heil. Abendmahl, welches bald hernach sollte eingesetzet werden. Darum redet er allhier sowohl von der geistlichen, außer dem Abend-mahl, als von der sakramentischen Nießung, und zwar von dem heilsamen Gebrauch und Essen seines Leibes und Blutes im Abendmahl, welches zur selbigen Zeit aber noch sollte eingesetzet werden. Mit welcher Erwägung der Worte ich keineswegs abweiche von der Meinung unserer Lehrer, von der geist-lichen Genießung, welche im 6. Kap. Joh. beschrieben ist; sondern ich achte und halte es dafür, dass die Wichtigkeit der Worte unsers Heilandes andeute, er habe auch zugleich auf das heilige Abendmahl hiemit gesehen. Siehe, was da für das Leben der Welt gegeben wird, das betrifft den ganzen Menschen. Wer wollte denn sagen, dass die Leiber der Gläubigen nicht sollten zur Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi kommen? Voraus, weil der Apostel Paulus sagt, Eph. 5,30. Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleische, von seinem Gebeine; und weil er 1 Kor. 6,19. schreibet, dass die Leiber der Gläubigen Tempel des heiligen Geistes sein, welcher in ihnen wohne, und dass sie demnach nicht be-fleckt, sondern dem Herrn consecrieret und geheiliget sollen sein und bleiben.

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5. Welche demnach mit dem Herrn Christo, ihrem Haupte, vereiniget werden, die freuen sich, und kommen mit herzlichem Affekt und Bewegung zum Tische des Herrn, continuieren diese Vereinigung mit herzlicher Freude, bestätigen und be-kennen sie öffentlich. Welche aber fremd sind von Christo und Glieder des Teu-fels, und den Herrn Christum aus Haß lästern und schmähen, die werden schul-dig an seinem Leibe und köstlichen Blute, so er vergossen hat, und haben gar gewiß seine gerechte Strafe und Rache zu erwarten.

 

Gebet, siehe im dritten Buch, Kap. 2.

 

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