DAS EINUNDZWANZIGSTE KAPITEL. (1.B./21.K.)
VOM RECHTEN WAHREN GOTTESDIENST.
Inhalt.
1) Das fremde Feuer der Söhne Aarons, 2) ist ein Bild des falschen Gottes-dienstes, 3) den Gott zeitlich und ewig strafet. 4) Welches der rechte Gottes-dienst sei im alten und neuen Testament. 5) Zum innerlichen Gottesdienst ge-hören drei Stücke: 6) a. Rechte Erkenntnis Gottes, wie er in sich selbst ist, 7) und wie er in Christo gegen uns gesinnet ist. 8) Diese Erkenntnis, bestehet nicht im bloßen Wissen, 9) sondern im lebendigen Glauben und Geschmack der Liebe Gottes. 10) b. Wahre Erkenntnis der Sünde, Erneuerung des Gemüts und Bes-serung des Lebens, 11) als das andere Stück des innerlichen Gottesdienstes. 12) Auf wahre Buße folget c. Vergebung der Sünden durch Christi Verdienst. 13) Welches alles vollkommen erstattet, 14) in der Ordnung der wahren Buße und des Glaubens. 15) Das ist die rechte Flucht zu den Freistädten, 16) der Gnade Gottes und der Wunden Jesu. 17) Dies dritte Stück des wahren Gottesdienstes 18) ist abgebildet durch das Essen der Priester von den Opfern. 19) Buße, Glau-ben und neues Leben sind Gott die rechten Opfer, 20) und der wahre, innerliche Gottesdienst. 21) Nicht, als bedürfe Gott unser, sondern er teilet sich uns mit, 22) 23) und also ist der Nutzen unser, und nicht Gottes.
Die Söhne Aarons brachten fremd Feuer vor den Herrn, da fuhr Feuer aus von dem Herrn, und verzehrete sie. 3 Mos. 10,1.2.
Dies fremde Feuer bedeutet einen falschen Gottesdienst; denn es ist nicht ge-wesen von dem Feuer, so stets auf dem Altar brannte; denn das hatte Gott befohlen zu gebrauchen zu Anzündung der Opfer. Weil nun die Söhne Aarons wider Gottes Befehl taten, strafte sie Gott mit einem Rachefeuer, welches sie verbrannte.
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2. Da sehen wir den Ernst Gottes, so er geübt hat um des fremden Feuers willen, und will uns damit fürbilden den falschen Gottesdienst aus eigener Andacht und selbst erwählter Heiligkeit und Geistlichkeit, welche Gott nicht geboten noch be-fohlen, damit ihm auch nicht gedient wird, sondern erregt nur seinen Eifer, Zorn und Rache, welches ist ein verzehrendes Feuer, 5 Mos. 6,15.
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3. Nun ist vonnöten, dass wir wissen, was der rechte Gottesdienst sei, auf dass uns nicht dergleichen widerfahre. Denn dass Gott den falschen Gottesdienst im alten Testament gestraft mit zeitlichem Feuer, ist eine Bedeutung in das neue Testament, dass Gott daselbst den falschen Gottesdienst mit ewigem Feuer strafen wolle, und auch zeitlich mit Blutvergießen, Verwüstung von Land und Leuten, welches ein schreckliches Feuer ist, durch den Zorn Gottes angezündet. ----------
4. Wenn wir aber nun verstehen wollen, welches der rechte Gottesdienst sei, müssen wir das alte und neue Testament gegeneinander halten, so wird es sich aus der Vergleichung finden. Jener äußerliche figürliche Gottesdienst war ein Vorbild und Zeugnis des Messias in den Zeremonien, welche sie verrichten mußten, nach dem klaren Buchstaben des Gesetzes: In welchen wunderlichen Bildern und Figuren die gläubigen Juden den Messias gleichsam von ferne gesehen, an ihn geglaubt, und nach der Verheißung durch ihn selig worden sein. Unser Gottesdienst im neuen Testament ist nicht mehr äußerlich in figürlichen Zeremonien, Satzung und Zwang, sondern innerlich im Geist und Wahrheit, das ist im Glauben an Christum, weil durch ihn das ganze moralische und zere-monialische Gesetz erfüllet ist, Tempel, Altar, Opfer, Gnadenstuhl und Priester-tum; dadurch wir auch in die christliche Freiheit gesetzt sein, erlöset von dem Fluch des Gesetzes, Gal. 3,13. von allen jüdischen Zeremonien, Gal. 5,1. dass wir durch die Einwohnung des heiligen Geistes Gott mit freiwilligem Herzen und Geist dienen können, Jer. 31,33. Röm. 8,14. und unser Gewissen und Glaube an keine Menschensatzungen gebunden ist.
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5. Es gehören aber zum wahren geistlichen, innerlichen und christlichen Gottes-dienst drei Stücke: Erstlich, rechte Erkenntnis Gottes. 2) Wahre Erkenntnis der Sünde und Buße. 3) Erkenntnis der Gnade und Vergebung der Sünden. Und die drei sind eins, gleichwie Gott einig und dreifaltig ist. Also bestehet auch der wahre Gottesdienst in einem und dreien, oder in dreien Stücken, die eins sind. Denn in der einigen Erkenntnis Gottes bestehet Buße und Vergebung.
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6. Nun bestehet Gottes Erkenntnis im Glauben, welcher Christum ergreift, und in ihm und durch ihn Gott erkennt, Gottes Allmacht, Gottes Liebe und Barmherzig-keit, Gottes Gerechtigkeit, Wahrheit und Weisheit, und das alles in Gott selbst. Was ist Gott? Nichts als eitel Allmacht, nichts als eitel Liebe und Barmherzigkeit, nichts als eitel Gerechtigkeit, Wahrheit und Weisheit; und also auch von Christo und dem heiligen Geist.
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7. Nun ist aber Gott also für sich nicht allein, sondern in seinem gnädigen Willen in Christo gegen mich ist er auch also; er ist mein allmächtiger Gott, er ist mein barmherziger Gott, er ist mir die ewige Liebe, und meine ewige Gerechtigkeit in seiner Gnade gegen mich, und in Vergebung meiner Sünden, er ist mir die ewige Wahrheit und Weisheit. Also Christus, mein Herr, ist mir die ewige Allmacht, mein allmächtiges Haupt und Fürst des Lebens; er ist mein barmherziger Heiland, und mir die ewige Liebe; er ist meine ewige Gerechtigkeit, Wahrheit und Weisheit. Denn Christus ist uns gemacht von Gott zur Gerechtigkeit, Weisheit, Heiligung und Erlösung, 1 Kor. 1,30. Und also auch vom heiligen Geist; er ist meine ewige Liebe, Gerechtigkeit, Wahrheit und Weisheit.
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8. Dies ist nun Gottes Erkenntnis, so im Glauben bestehet, und nicht ein bloßes Wissen, sondern eine fröhliche, freudige und lebendige Zuversicht, dadurch ich Gottes Allmacht an mir kräftiglich und tröstlich empfinde, wie er mich hält und trägt, wie ich in ihm lebe, webe und bin, Apost. Gesch. 17,28. dass ich auch seine Liebe und Barmherzigkeit an mir fühle und empfinde. Ist es nicht eitel Liebe, was Gott der Vater, Christus, und der heilige Geist an dir, mir, und an uns allen tut? Siehe, ist das nicht eitel Gerechtigkeit, was Gott an uns beweiset, dass er uns errettet von der Sünde, Tod, Hölle und Teufel? Ist es auch nicht eitel Wahrheit und Weisheit?
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9. Siehe, das ist der Glaube, so in lebendiger, tröstlicher Zuversicht bestehet, nicht in bloßem Schall und Wort. Und in dieser Erkenntnis Gottes, oder in diesem Glauben müssen wir nun täglich als Kinder Gottes wachsen, dass wir immer völliger darinnen werden, 1 Thess. 4,1. Darum St. Paulus diesen Wunsch tut, dass wir nur möchten die Liebe Christi kennen, die alle Erkenntnis übertrifft, Eph. 3,19. Als wollte er sprechen: An diesem einigen Stücke, an der Liebe Christi, hätten wir wohl unser Leben lang zu lernen, nicht dass wir dahin allein sehen sollen, dass es bei der bloßen Wissenschaft der Liebe Christi bleibe, so über die ganze Welt geht, sondern dass wir auch derselben Süßigkeit, Kraft und Leben in unsern Herzen, im Wort und Glauben schmecken, fühlen und empfinden. Denn wer kann die Liebe Christi recht erkennen, der sie nie geschmeckt hat? Wer kann denn wissen, was sie sei, der sie nie empfunden hat, wie die Epistel Hebr. 6,4.5. spricht: Die geschmecket haben die himmlischen Gaben, das gütige Wort, und die Kräfte der zukünftigen Welt, welches alles durch das Wort im Glauben ge-schieht. Und das ist das Ausgießen der Liebe Gottes in unser Herz, durch den heil. Geist, Röm. 5,5. welches ist die Frucht und Kraft des Worts Gottes. Und das ist die rechte Erkenntnis Gottes, so aus der Erfahrung geht, und im lebendigen Glauben besteht. Darum die Epistel au die Hebräer den Glauben eine Substanz nennet, ein Wesen und unleugbare Überzeugung, Kap. 11,1. Und das ist ein Stück von dem innerlichen, geistlichen Gottesdienst, die Erkenntnis Gottes, die da bestehet im lebendigen Glauben, und der Glaube ist eine geistliche, lebendi-ge, himmlische Gabe, Licht und Kraft Gottes.
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10. Wenn nun diese wahre Erkenntnis Gottes vorhergehet, durch welches sich Gott unserer Seele gleichsam zu kosten und zu schmecken gibt, wie der 34. Psalm v. 9. spricht: Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist; so kanns nicht fehlen, es folget wahre Buße darauf, das ist, Änderung und Erneuerung des Gemüts und Besserung des Lebens. Denn wenn einer Gottes Allmacht recht gefühlt und erkannt hat in seinem Herzen, so folget Demut daraus, dass man sich unter die gewaltige Hand Gottes demütiget. Wenn einer Gottes Barmherzig-keit recht gekostet und erkannt hat, so folgt Liebe daraus gegen den Nächsten. Denn es kann niemand unbarmherzig sein, der Gottes Barmherzigkeit recht erkennt. Wer kann seinem Nächsten etwas versagen, dem sich Gott aus Barmherzigkeit selbst mitteilet? Aus Gottes Erbarmung folgt die hohe Geduld gegen den Nächsten, dass, wenn ein rechter Christ des Tages siebenmal ermordet würde, und würde siebenmal wieder lebendig, so vergäbe er es doch seinem Feinde, um der größern Barmherzigkeit Gottes willen. Aus Gottes Gerechtigkeit fließt Erkenntnis der Sünde, dass wir mit dem Propheten sagen: Herr du bist gerecht, wir aber müssen uns schämen, Dan. 9,7. Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht, Ps. 143,2. Herr, wenn du willst Sünde zurechnen, wer kann bestehen? Ps. 130,3. Aus Erkenntnis der Wahrheit fließt Treue gegen den Nächsten, und vertreibt alle Falschheit, Betrug und Lügen, dass ein Christ denket: Siehe, handelst du unrecht mit deinem Nächsten, so beleidigest du die ewige Wahrheit Gottes, die Gott selbst ist. Darum weil Gott treulich und wahrhaftig mit dir handelt, so handle mit deinem Nächsten auch also. Aus der Erkenntnis der ewigen Weisheit Gottes fließt Gottesfurcht. Denn weil du weißt, dass Gott ein Herzenskündiger ist, und in das Verborgene siehet, so fürchtest du dich billig vor den Augen seiner heiligen Majestät. Denn der das Ohr gepflanzet hat, sollte der nicht hören? und der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen? Ps. 94,9. Wehe denen, die vor dem Herrn verborgen sein wollen, ihr Tun zu verhehlen im Finstern! Wie seid ihr so verkehret? gleich als wenn ein Ton zu seinem Meister spräche: Er kennet mich nicht; und ein Topf zum Töpfer: Er hat mich nicht gemacht, Jes. 29,15,16. Siehe auch Jer. 23,24. Kap. 32,19.
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11. Dies ist nun die rechte Erkenntnis Gottes, darinnen die Buße bestehet, und die Buße bestehet in Änderung des Gemüts, und die Erneuerung des Gemüts in Besserung des Lebens. Und das ist das andere Stück des innerlichen wahren Gottesdienstes, und ist das rechte Feuer, dass man zum Opfer mitbringen muß, sonst kommt der Zorn Gottes und das Nachfeuer über uns.
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12. Dies ist auch dadurch bedeutet, dass die Priester sollten keinen Wein oder starke Getränke trinken, wenn sie in die Hütte des Stifts gingen, 3 Mos. 10,9. Das ist: Wer in die ewige Hütte Gottes eingehen will zum ewigen Leben, der muß sich dieser Welt Wollust, Fleischeslust, und alles, wodurch das Fleisch den Geist überwindet, enthalten, dass das Fleisch dem Geist nicht zu stark werde und ihn überwinde. Denn die Weltliebe, Wollust etc. ist der starke, süße Wein, womit die Seele und Geist überwunden wird. Gleichwie Noah und Lot durch den Wein überwunden wurden, dass sie sich entblößeten, also ist die große Ehre, Wollust und Reichtum ein starker Wein, der die Seele und den Geist überwindet, dass man nicht kommen kann in die Wohnung Gottes, zu Gottes Erkenntnis und Heiligtum, und so kann man nicht unterscheiden, was heilig oder unheilig, rein oder unrein ist, das ist, man versteht nichts von göttlichen, himmlischen Sachen, und kann sein Volk nicht recht lehren, das ist, sein Verstand und Gedanken werden vom ewigen Licht nicht erleuchtet, sondern sind vom Wein der Welt überwunden, und fahren in die Finsternis. Auf diese Buße, das ist auf herzliche Reue und Leid über die Sünden, und auf den wahren Glauben an Christum folget dann auch Vergebung der Sünden, die allein bestehet in dem Verdienst Jesu Christi, und des Verdienstes kann niemand genießen ohne Buße, darum ge-schieht ohne Buße keine Vergebung der Sünden. Sehet den Schächer am Kreuz an, sollte er Vergebung der Sünden haben, und mit Christo im Paradies sein, so mußte er am Kreuz Buße tun, und das geschahe mit reuendem und gläubigem Herzen, als er sprach zu seinem Gesellen: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gottes Zorn? Wir empfahen, was unsere Taten wert sein; und sprach zu Jesu: Herr gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommest, Luk. 23,40.42. Da sehen wir ein reuendes und gläubiges Herz.
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13. Die gnädige Vergebung der Sünden, so das reuende Herz im wahren Glau-ben ergreift und empfängt, erstattet vor Gott, was wir nicht können oder ver-mögen wieder zu bringen. Da ist denn Christus mit seinem Tode und Blute, und erstattet alles; jetzt ist es so vollkommen vergeben, als wenn es nie geschehen wäre, ja die Bezahlung ist größer, als die Schuld. Daher sagt David Psalm 51,8. Dass ich nicht allein von meinen Sünden gereiniget, also dass ich schneeweiß werde, sondern weißer denn Schnee. Sintemal Christi Bezahlung größer ist, als alle meine Sünden.
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14. Und daher kommt es nun, dass Gott aller meiner Sünden nicht mehr geden-ken will, wenn sich der Sünder bekehret, Ezech. 18,22. Cap. 33,16. Denn was vollkommen und überflüßig bezahlt ist, ja ganz und gar getilget ist, wie Jes. 43,25. stehet, das muß auch vergessen werden. Aber das Begehren muß vor-hergehen, wie der Prophet spricht: Jes. 1,16.18. Waschet, reiniget euch, und dann kommt, so wollen wir mit einander rechten. Wenn eure Sünde blutrot wäre, soll sie schneeweiß werden. Als wollte er sagen: Ihr wollet Vergebung der Sünden haben; ist recht, ich habe es euch zugesagt; aber kommt her, spricht er, wir wollen mit einander rechten. Habe ich euch nicht Buße predigen lassen, darnach Vergebung der Sünden. Wo ist eure Buße? Wo ist der wahre, lebendige Glaube? Ist das da, wohlan so ist hie Vergebung der Sünden. Und wenn deine Sünde blutrot wäre, das ist, so tief gefärbt und so groß, dass weder Himmel noch Erde sie tilgen könnte, so soll sie doch schneeweiß werden. Buße, Buße, ist die rechte Beicht; hast du die in deinem Herzen, nämlich wahre Reue und Glauben, so absolviert dich Christi Blut und Tod von allen deinen Sünden. Denn das ist das Schreien des vergossenen Blutes Jesu Christi zu Gott im Himmel, das ist die rechte Absolution.
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15. Dies ist die rechte Flucht zu den Freistädten, da man vor dem Bluträcher sicher ist: wie Moses den Kinder Israel aussonderte drei Freistädte, 5 Mos. 4,41.42.43. Bezer, Ramoth und Golan, dass dahin flöhe, wer seinen Nächsten unversehens hatte tot geschlagen, und wenn er dahin kam, war er vor dem Blut-rächer sicher.
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16. Aber, o Gott! wie oft schlagen wir unsern Nächsten unversehens tot mit der Zunge, mit den Gedanken, mit Haß und Neid, mit Zorn, Rachgier und Unbarm-herzigkeit? Laß uns fliehen durch die Flucht der göttlichen Reue und des Glau-bens, zu den Freistädten der Gnade und Barmherzigkeit Gottes, und zu dem heiligen Kreuz des Herrn, zu seinem teuren Verdienst; da werden wir die rechte Freistatt finden, dass uns der Bluträcher nicht ergreife, und uns mit dem Maß wieder messe, womit wir gemessen haben. Denn Christus ist durch jene Frei-städte bedeutet worden. Denn Bezer heißt ein fester Turm; Christus ist der rechte Bezer, ein fester Turm. Der Name des Herrn ist ein festes Schloß, der Gerechte läuft dahin und wird beschirmet, Spr. Sal. 18,10. Das ist der Name Jesus. Ramoth heißt hoch erhaben; Christus ist auch der rechte Ramoth, hoch erhaben, Jes. 52,13. Kap. 57,15. der Allerhöchste, in seinem Namen beugen sich alle Knie im Himmel und auf Erden, und unter der Erden, Phil. 2,10. Golan heißt ein Haufe oder Menge; Christus ist auch der rechte Golan, überhäuft mit viel Gnade und Vergebung, Ps. 103,7. reich und barmherzig über alle, die seinen Namen anru-fen, Röm, 10,12.
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17. Und dies ist das dritte Stück des rechten, innerlichen, geistlichen wahren Gottesdienstes, der da fließt aus der Erkenntnis Gottes, und aus der wahren Erkenntnis Gottes Buße, und aus der Buße die Vergebung der Sünden. Dies sind wohl drei, aber in Wahrheit eins; denn dies ist die einige wahre Erkenntnis Gottes.
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18. Und solch drittes Stück ist darinnen abgebildet, dass die Priester haben vom Opfer essen müssen, das ist das Annehmen des Todes und Blutes Christi, durch den Glauben; und dass es an heiliger Stätte hat müssen gegessen werden, das ist die Buße. Denn der Glaube in Kraft des Blutes Christi macht dich vor Gott so heilig, als wenn du nie eine Sünde getan hättest, das ist die heilige Stätte, wie der Prophet spricht: Wenn sich der Gottlose bekehret, so solls ihm nicht schaden, dass er gottlos gewesen, und aller seiner vorigen Sünden soll nicht mehr gedacht werden, Ezech. 18,22. Kap. 33,16.
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19. Siehe, also ist Mosis Gesetz nun in den Geist, und innerlich heilig neues Leben verwandelt, und Mosis Opfer in die wahre Buße, dadurch wir Gott unsern Leib und Seele opfern, auch ihm ein schuldiges Dankopfer bringen, und ihm allein die Ehre geben, seines geoffenbarten Erkenntnisses, der Bekehrung, der Rechtfertigung, der Vergebung der Sünden; auf dass Gott alles allein bleibe, seine Gnade recht erkannt, und mit dankbarem Herzen und Munde gelobt und gepriesen werde in Ewigkeit. Und das ist der rechte wahre Gottesdienst: Mich. 6,8. Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten, Liebe üben, und demütig sein vor dem Herrn, dei-nem Gott. Ach! wann wollen wir denn nun Buße tun, auf dass wir zur Vergebung der Sünden kommen mögen? Denn zur Vergebung der Sünden kann man nicht kommen ohne Buße. Wie kann doch Sünde vergeben werden, wenn nicht gött-liche, gnadenhungrige Reue über die Sünde ist? Wie kann aber bei dem Reue über die Sünde sein, der die Sünde nicht lassen will, und sein Leben ändern? Gott bekehre uns alle um Christi willen.
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20. Also verstehest du nun, dass der wahre Gottesdienst bestehet im Herzen, in Erkenntnis Gottes, in wahrer Buße, dadurch das Fleisch getötet, und der Mensch zum Bilde Gottes wieder erneuert wird. Denn dadurch wird der Mensch zum heiligen Tempel Gottes, in welchem der innerliche Gottesdienst durch den heili-gen Geist verrichtet wird, Glaube, Liebe, Hoffnung, Geduld, Gebet, Danksagung, Lob und Preis Gottes.
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21. Nicht aber heißt es darum ein Gottesdienst, dass Gott unsers Dienstes be-dürfe, oder dass er Nutzen davon hätte, sondern so barmherzig und gütig ist er, dass er sich selbst uns mit all seinem Gute gerne mitteilen wollte, in uns leben, wirken und wohnen, wenn wir ihn durch seine Erkenntnis, durch den Glauben und wahre Buße aufnehmen wollten, dass er seine Werkstatt in uns haben möge.
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22. Denn es gefallen ihm keine Werke, die er nicht selbst in uns wirket. Darum hat er uns befohlen, Buße zu tun, Glauben, Beten, Fasten, auf dass wir, und nicht er, Nutzen davon hätten. Denn Gott kann niemand geben oder nehmen, frommen oder schaden. Sind wir fromm, ist der Nutzen unser; sind wir böse, der Schade ist unser. Wenn du gleich sündigest, was willst du Gott damit schaden?
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23. Dass uns Gott aber ihm dienen heißet, tut er nicht seinetwegen, sondern unsertwegen. Denn weil Gott selbst die Liebe ist, so tut man ihm einen Dienst daran, und gefällt ihm wohl, so er viel finden mag, die seiner Liebe genießen mögen, denen er sich kann mitteilen; gleichwie ein Kind der Mutter einen Dienst daran tut, wenn es ihr die Milch aussauget, und das alles aus Liebe. Viel lieber begnadiget Gott seine Liebhaber.
Gebet um den rechten Gottesdienst.
Ich sehe aus deinem heiligen Wort, o starker und eifriger Gott! wie du den fal-schen Gottesdienst strafest, und mit dem äußerlichen nicht zufrieden bist, sondern forderst von allen, dass sie im Geist und in der Wahrheit, in rechter lebendiger Erkenntnis sowohl deines Wesens, Willens und Guttaten, als auch ihres eigenen Elends, in gläubiger Ergreifung aller in Christo erworbenen Güter, in steter Erneuerung, Besserung und Änderung des sündlichen Lebens, dir dienen. Ach! gib, dass ich allezeit und allenthalben dir einen solchen gefälligen, und mir seligen Dienst leiste, mich selbsten mit allem, was ich bin und habe, dir aufopfere, dein Tempel sei und bleibe, darinnen du das Licht des wahren Glau-bens, das Feuer der reinen Liebe, Heiligkeit, Gerechtigkeit etc. anzündest, er-nährest und erhältst, bis ich in jener Welt mit allen Engeln und Auserwählten das ewige Hallelujah anstimme, Amen.