DAS NEUNTE KAPITEL. (1.B./9.K.)

 

DURCH DAS JETZIGE UNCHRISTLICHE LEBEN

WIRD CHRISTUS UND DER WAHRE GLAUBE VERLEUGNET.

 

Inhalt.

 

1) Christus wird durch ein gottloses Leben verspottet. 2) Wo kein christliches Leben ist, da ist Christus auch nicht. 3) Und da fehlts am wahren Glauben. 4) Christus wird durch ein teuflisches Leben verleugnet. 5) Die solches tun, und doch Herr Herr sagen, sind falsche Christen.

 

Sie haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft ver-leugnen sie. 2 Tim. 3,5.

 

Wenn sich jemand einen Christen nennet, und doch nichts christliches tut, so wird Christus dadurch verleugnet, verachtet, verspottet, verlästert, gegeißelt, gekreuziget, ausgerottet und getötet, wie die Epistel Heb. 6,6. spricht: Dass Etliche den Sohn Gottes wiederum kreuzigen und verspotten; wie der heilige Prophet Daniel hat geweissaget, dass in den letzten Tagen Christus werde aus-gerottet werden, Dan. 9,26.

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2. Welches ausgeleget wird von der Kreuzigung zu Jerusalem, da die Juden schrien: Weg, weg, kreuzige ihn, Matth. 27,23. Ja, wenn Christus nicht täglich gekreuziget, und also ausgerottet würde durch das unchristliche Leben, dass man ihn, das ist, sein heiliges edles Leben fast nirgend mehr findet. Denn wo Christi Leben nicht ist, da ist Christus auch nicht, und wenn man noch so viel vom Glauben und von der Lehre rühmete. Denn was ist doch der christliche Glauben ohne ein christliches Leben? Ein Baum ohne Früchte, wie der heilige Apostel Judas v. 12. die falschen Apostel nennet: Kahle unfruchtbare Bäume, derer man jetzt die ganze Welt voll findet. Darum auch der Herr spricht Luk. 18,8. Wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinest du auch, dass er werde Glau-ben finden auf Erden?

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3. Da hat der Herr wahrlich nicht einen solchen Glauben verstanden, den die Welt jetzt im Munde führet, und mit der Tat verleugnet, da man Christum mit der Zunge liebet, und nicht mit der Tat und Wahrheit, sondern er hat den ganzen neugebornen Menschen verstanden, den Baum mit den Früchten, der durch den Glauben erneuert ist, in welchem Menschen Christus durch den Glauben wohnet und lebet, Ephes. 3,17. Solches Glaubens wird er wenig finden; denn wo der wahre Glaube ist, da ist Christus und sein heiliges Leben. Und wo man Christo in seinem Leben nicht nachfolget durch den Glauben, da ist weder Glaube noch Christus, sondern ist ausgerottet und verleugnet.

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4. Nun spricht aber der Herr, Luk. 12,9. Wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich wieder verleugnen vor Gott und seinen Engeln. Dies Verleugnen geschiehet nicht allein, wenn man den Glauben und Christum mit dem Munde verleugnet, sondern vielmehr mit der Tat und mit dem Leben, wenn man Christo und dem heiligen Geist mutwillig widerstrebet, wie St. Paulus sagt: Mit der Tat verleugnen sie es. Ja Christus wird mit dem gottlosen, teuflischen Leben eben so hart verleugnet, als mit dem Munde, ja auch mit der Heuchelei und Scheinheilig-keit, wie das Gleichnis bezeuget von zweien Söhnen, Matthäi 21,8. zu welchem einen der Vater sprach: Mein Sohn, gehe hin und arbeite in meinem Weinberge; und er sprach: Ich wills nicht tun; und über eine kleine Weile gereuete es ihn, und ging hin. Zu dem andern sprach er: Gehe du auch hin und arbeite. Er sprach ja, und ging nicht hin. Welcher hat nun des Vaters Willen getan? nämlich, der nein sagte, und ging doch hin. Und welcher hat den Vater verachtet? nämlich, der ja sagte, und ging doch nicht hin.

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5. Also sind jetzt die falschen Christen auch, die sagen: Ja, ja, Herr, Herr! und sind inwendig die boshaftesten Menschen, und tun doch nicht, was der Vater befohlen hat, Matth. 7,21. von denen spricht St. Paulus: 2 Tim. 3,5. Sie haben den Schein der Gottseligkeit, aber ihre Kraft verleugnen sie. Was ist aber die Kraft der Gottseligkeit verleugnen anders, als den Glauben an Christum ver-leugnen? Ein Heide sein unter dem christlichen Namen? Darum nennet sie Paulus Ephes. 2,2. Kinder des Unglaubens, die keinen Glauben haben. Darum wird er die, so sich Christen genennet haben, und nichts Christliches getan, wieder verleugnen und sprechen: Ich kenne euer nicht, weichet von mir, ihr Übeltäter, Matth. 7,23.

 

Das hieher gehörige Gebet siehe zu Ende des folgenden 10. Kapitels.

 

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