DAS ZWÖLFTE KAPITEL. (2.B./12.K.)
WIE CHRISTUS DER RECHTE WEG UND ZWECK SEI
DER WAHREN GOTTSELIGKEIT;
UND WO GOTT DEN MENSCHEN NICHT LEITET UND FÜHRET,
SO IRRET ER.
Inhalt.
1) Christus ist der einige Weg, 2) in dem wir durch Glauben, Liebe und Hoffnung bleiben. 3) Mit diesen drei Haupttugenden sind drei andere verwandt, darinnen die Nachfolge Christi besteht. 4) Da leuchtet das Licht des Lebens in uns, 5) und das ist die Frucht des Herrn, darum David bittet.
Weise mir, Herr! deinen Weg, dass ich wandele in deiner Wahrheit. Erhalte mein Herz bei dem Einigen, dass ich deinen Namen fürchte. Ps. 86,11.
Dieser Weg ist Christus: Joh. 14,6. Ich bin der Weg. Wie komme ich zu ihm? Durch den Glauben. Denn der Glaube vereiniget uns mit Christo, die Liebe ver-bindet, die Hoffnung erhält; und doch ist Glaube, Liebe und Hoffnung aus Christo, und Christi Werk in uns. Dieser Weg gehet aus ihm und wieder zu ihm.
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2. Der Glaube ergreift Christi Person und sein Amt, die Liebe folget ihm in seinem Leben, die Hoffnung ergreift die zukünftige Herrlichkeit. Der Glaube darf keinen andern Christum, Heiland, Seligmacher, Mittler und Weg zum Leben haben, als Christum Jesum; die Liebe hat das einige Leben Christi für sich; die Hoffnung erwartet nichts anders, als die ewige Herrlichkeit. Und das ist der rechte Weg, das ist die Wahrheit, darinnen wir wandeln, das ist das einige, die Gottesfurcht, darinnen Gott unser Herz erhalten wolle.
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3. Diese drei Haupttugenden, Glaube, Liebe, Hoffnung sind nun befreundet mit drei andern Tugenden: der Glaube ist befreundet mit der Demut, die Liebe mit der Geduld, die Hoffnung mit dem Gebet. Denn wer glaubt, der demütiget sich, wer liebt, der ist geduldig, wer hoffet, der betet. Ach, das ist ein rechter schöner Weg Gottes, o Herr! weise uns denselben, das ist die Wahrheit, darinnen wir wandeln sollen, das ist die rechte Furcht Gottes, das Einige, darum David Ps. 27,4. bittet. Das heißt Christo nachfolgen in Demut, in der Liebe, in der Geduld, und in seinem Herzen töten den giftigen Wurm, die Hoffart, durch die Demut Christi. Bedenke, dass Christus ein Wurm für dich geworden ist, Ps. 22,7. und du bist so hoffärtig. Töte in deinem Herzen den Geiz durch die Armut Christi. Siehe, er hat nicht so viel gehabt, da er sein Haupt hinlegte. Matth. 8,20. und du willst alles haben, und hast nimmermehr genug. Siehe, er hat dir dein Leben gegeben, und du gönnest deinem Nächsten nicht einen Bissen Brot. Töte in deinem Her-zen die Rachgier durch die Sanftmut Christi. Siehe, er hat für seine Feinde ge-betet, Luk. 23,34. und du bittest für deine Freunde nicht. Sein Angesicht ist mit Fäusten geschlagen und angespeiet worden; er hat es erduldet, und du kannst nicht erdulden, wenn du sauer angesehen wirst. Töte die säuische Wollust in deinem Herzen durch die Schmerzen des heiligen Leibes Christi. Siehe, ob jemands Schmerzen gleich sei seinem Schmerzen, Klag. Jer. 1,12. und du willst immer in Wollust leben. Er hat eine Dornenkrone getragen, und du willst eine goldene Krone tragen. Er hat um fremder Sünden willen geweint, und du weinest nicht um deiner eigenen Sünden.
Gebet um den rechten Weg der Gottseligkeit.
Herr Jesu! so lang ich leb auf Erden, laß mich nicht ohne dich, durch dich ge-führet werden. Führt' ich mich ohne dich, so würd' ich bald verführt; wo du mich aber führst, tu' ich, was mir gebührt, Amen.