DAS DREISSIGSTE KAPITEL. (2.B./30.K.)

 

WIE SICH GOTT DER LIEBHABENDEN SEELE OFFENBARET,

ALS DIE HÖCHSTE SCHÖNHEIT.

 

Inhalt.

1) Die liebhabende Seele erkennet Gott als die höchste Schönheit. 2) Vergisset aller Kreaturen Schönheit, und trauert, dass sie Gott beleidiget hat. 3) Der Schön-heit Gottes werden wir in Christo teilhaftig. 4) Leuchtet Gottes Schönheit aus den Geschöpfen, wie viel mehr wird sie dort aus uns leuchten, 5) wenn Christus mit seinen Auserwählten in seiner Klarheit wird offenbar werden.

 

Herr, mein Gott! du bist herrlich und schön geschmücket, Licht ist dein Kleid, das du an hast. Ps. 104,1.2.

 

Gleichwie der liebhabenden Seele nichts Lieblichers ist, als Christus, und kein höhers und köstlichers Gut, als Gott selbst, also ist auch derselben nichts Schöners als Gott. Denn sie siehet Gott, als die höchste Schönheit, der nichts im Himmel und auf Erden zu vergleichen ist, also, dass alle heiligen Engel von Ewigkeit zu Ewigkeit diese Schönheit Gottes nicht genugsam loben können. Denn wenn alle heiligen Engel in ihrem Glanz, und alle Auserwählten in ihrer Verklärung da auf einem Haufen ständen, so würde man doch sehen, dass alle ihre Schönheit und Klarheit von Gott und aus Gott, als aus der ewigen Klarheit und Schönheit, aus dem ewigen unendlichen Licht und Glanz, ihren Ursprung haben. Denn gleichwie Gott alles Gut und das höchste Gut ist, also ist er auch alle Schönheit, Zierde und Schmuck.

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2. Und wenn man Gottes Herrlichkeit im Geist anschauet, so vergisset man aller Kreaturen, ja aller Engel Schönheit, und trauert über nichts so sehr, als dass ein Mensch ein solches, hohes Gut mit seiner Bosheit, und eine so ewige unendliche Schönheit und Klarheit mit seiner Unreinigkeit beleidigt hat.

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3. Weil aber Gottes Sohn, der Glanz der Herrlichkeit Gottes, Hebr. 1,3. ist Men-sch worden, so hat er die Menschen seiner göttlichen Natur und Schönheit teil-haftig gemacht, 2 Petr. 1,4. Also, dass alle, die durch den Glauben in Christo sein, die sind schön und herrlich vor Gott, Ps. 16,3. und Gott gedenket an unsern Mangel und Unreinigkeit nicht mehr. Eph. 5,27. ob es wohl seine Augen sehen, so deckt es doch zu der Glanz der Herrlichkeit und Liebe Christi.

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4. Plato, der weise Heide, als er die Schönheit der Kreaturen betrachtet, der himmlischen Lichter, der Blumen auf dem Felde, der Metalle und Tiere, hat aus der Natur geschlossen, Gott müsse ein ewiges, überaus schönes Wesen sein, denn es müßte in demselben aller Kreaturen Schönheit eingeschlossen sein. Wir aber sagen und bekennen aus Gottes Wort, und aus der heiligen Epistel 1 Joh. 3,2. Weils noch nicht erschienen ist, was wir sein werden; wir wissen aber, wenns erscheinen wird, dass wir ihm (Gott) gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist, dass wir alsdann nach dem Ebenbilde Gottes vollkommen erneuert, wahrhaftig ein solches Bild sein werden, was Gott gleich ist, daraus Gottes Schönheit, Klarheit und Herrlichkeit leuchten wird; aus Christo Jesu aber, unserm Herrn, in höchster Klarheit und Schönheit über alles. Denn in ihm ist die Fülle. Und so hat es Gott beschlossen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte, Kol. 1,19. und dass in ihm alles zusammen gefasset würde, was im Himmel und auf Erden ist, Ephes. 1,10. Welches keine endliche Kreatur ausdenken kann.

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5. Darum sich Engel und Menschen über die Verklärung und Schönheit Christi verwundern werden, sonderlich die auserwählten Kinder Gottes, dass ihre nichtigen Leiber also verkläret sind, dass sie ähnlich sein dem verklärten Leibe unsers Herrn Jesu Christi, Phil. 3,21. Und dass ist es, dass die Heiligen erleuch-tet werden wie die Sterne, und wie des Himmels Glanz immer und ewiglich, Dan. 12,3. Und weil der 104. Psalm v. 2. von Gott spricht: Licht ist dein Kleid, das du an hast; so wird unser Kleid auch nichts anders sein, als Licht und Klarheit.

 

Gebet um rechte Betrachtung der Schönheit Gottes.

 

Weil deine wesentliche Schönheit mein Gott! alle geschaffene Schönheit weit übertrifft, und diese kaum ein Schatten von dir ist, so zeige mir deine Gestalt in deinem Licht, auf dass ich dich recht herzlich lieb gewinne, und bloß auf dich sehe, und den Glanz deiner Herrlichkeit. Laß leuchten dein Antlitz und mich das-selbe hier schauen im Glauben, und dort von Angesicht zu Angesicht, Amen.

 

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