DAS SIEBENUNDVIERZIGSTE KAPITEL. (2.B./47.K.)

 

SPRÜCHE UND EXEMPEL DER GEDULD UND TROST.

 

Inhalt.

1) Von der so nötigen Geduld im Leiden merke man sich: 2) 1. Sprüche und Zeugnisse der heiligen Schrift. 3) Geduld begreift viele Tugenden, 4) und muß von allen Christen gelernet und geübt werden. 5–15) Davon handeln viele Sprüche, 16) 2. Exempel des Kreuzes und Geduld an den Heiligen, sonderlich aber in Christo. 17) 3. Trost im Kreuz.

 

Wir müssen durch viele Trübsal ins Reich Gottes eingehen.

Ap. Gesch. 14,22.

 

Weil eines Christen Leben in dieser Welt nichts anders ist, als Kreuz und Trübsal, dadurch wir müssen ins Reich Gottes eingehen, so ist uns vonnöten, dass wir uns auf Geduld vorbereiten, und dieselbe von Gott erbitten. Nicht bereite dich auf gute Tage, sondern auf viele Leiden und Geduld. Davon wollen wir nachfolgende drei Punkte merken: Als 1) Sprüche und Zeugnisse der Schrift. 2) Exempel. 3) Trost.

 

1) Sprüche und Zeugnisse der Schrift.

 

2. Geduld ist eine solche Tugend, die mit sanftmütigem, stillem, demütigem, gehorsamem Herzen sich dem lieben Kreuz unterwirft, und allerlei Widerwärtig-keit, Trübsal und Verfolgung, sie sei geistlich oder leiblich, als Christi Kreuz und Joch auf sich nimmt, und Christo nachfolget, wider Gott nicht murret, sondern im Glauben erkennet, dass wir einen gnädigen Gott in Christo haben; welche auch durch Hoffnung der Erlösung das Kreuz lindert und ist eine Sanftmut gegen die, so uns beleidigen und verfolgen, befiehlt Gott die Rache, und kommt nicht her aus der Vernunft, oder Fleisch und Blut, sondern ist eine besondere Gabe des heiligen Geistes, und eine Frucht des wahren Glaubens.

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3. Diese Beschreibung hat diese Stücke in sich: 1) Gehorsam. 2) Nachfolge. 3) Nicht murren. 4) Den gnädigen Gott in Christo ansehen. 5) Durch Hoffnung das Kreuz lindern. 6) Sanftmütig sein gegen die Verfolger. 7) Die Rache nicht aus-üben. Begreifet Glauben, Liebe, Hoffnung, Demut, Sanftmut, Gehorsam.

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4. Diese Tugend müssen lernen und studieren alle, die Christo angehören, die zum Himmel und ewigen Leben erkauft sein. Denn wider dieselbe streitet der Teufel, der große Drache, die alte Schlange, und die ganze Welt, Offenb. Joh. 12,7. Der Drache ging aus zu streiten mit den übrigen seines Samens, die da Gottes Gebot halten, und haben das Zeugnis Jesu. Davon sollen wir folgende Sprüche merken, Matth. 16,24. seq. Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich, und folge mir nach. Denn wer seine Seele erhalten will, der wird sie verlieren; und wer seine Seele um meinetwillen ver-lieret, der wird sie wieder finden. Das ist, wer das Kreuz um Christi willen nicht tragen, und dasselbe fliehen will, der wird seine Seele darüber verlieren.

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5. Mark. 13,13 Ihr werdet gehasset werden von jedermann, um meines Namens willen. Das ist wahrlich ein schweres Kreuz, von jedermann gehasset werden; doch weil es um Christi Willen geschieht, so ist es ein großer Trost.

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6. Von den geistlichen Verfolgungen weissaget der Herr, Luk. 21,12.19. Sie werden euch verfolgen, und überantworten in ihre Synagogen, werden euch ins Gefängnis werfen, vor Könige und Fürsten führen, um meines Namens willen. Darum fasset eure Seele mit Geduld. Gleich als wenn man etwas zusammen-bindet, oder zur Ruhe bringt.

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7. Joh. 15,18. seq. So euch die Welt hasset, so wisset, dass sie mich vor euch gehasset hat. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ich euch aber von der Welt erwählt habe, darum hasset euch die Welt. Haben sie mich verfolgt, sie werden euch auch verfolgen.

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8. Joh. 16,2. Sie werden euch in den Bann tun, und es kommt die Zeit, dass, wer euch töten wird, wird meinen, er tue Gott einen Dienst daran.

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9. Ap. Gesch. 14,22. Als St. Paulus zu Lystra gesteiniget ward, und ihn die Jün-ger erquickten, hat sie St. Paulus ermahnet, im Glauben beständig zu bleiben, und dass wir durch viel Trübsal müssen ins Reich Gottes eingehen.

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10. 2 Kor. 4,8. seq. Wir haben allenthalben, (wo wir hinkommen) Trübsal, aber wir verderben nicht. Wir haben Angst, und verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu Christi an unserm Leibe, dass auch das Leben Jesu an unserm Leibe erscheine. Denn wir, die wir leben, werden immer-dar in den Tod gegeben, um Jesu willen, auf dass auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleische.

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11. 2 Tim. 2,3.5.12. Du sollst dich dulden, als ein guter Ritter Christi. Keiner wird gekrönet, er kämpfe denn recht. Dulden wir mit ihm, so werden wir auch mit ihm herrschen. 2 Tim. 3,12. Alle, die da wollen gottselig leben in Christo Jesu, die müssen Verfolgung leiden.

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12. Hebr. 10,36. Geduld ist euch vonnöten, auf dass ihr den Willen Gottes tut, und die Verheißung empfahet.

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13. Hebr. 12,1.2.3. Lasset uns laufen mit Geduld im vorgestellten Kampf, und aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Welcher, da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete er das Kreuz, und achtete der Schan-de nicht, und ist gesessen zur Rechten auf dem Thron Gottes. Gedenket an den, der ein solches Widersprechen wider sich von den Sündern erduldet hat.

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14. 1 Petr. 1,6.7. Die ihr eine kleine Weile traurig seid in mancherlei Anfechtun-gen, auf dass euer Glaube viel köstlicher erfunden werde, denn das vergängliche Gold vom Feuer bewähret.

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15. Off. Joh. 3,10. Dieweil du hast behalten das Wort meiner Geduld, so will ich dich auch behalten vor der Stunde der Versuchung, so kommen wird über den Erdkreis. Kap. 2,10. Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Le-bens geben.

 

2) Exempel der Geduld.

 

16. Abraham hat viel von den Chaldäern, Kananitern und Ägyptern leiden müssen, Ap. Gesch. 7,4.5.6. Abraham ging aus der Chaldäer Land und wohnete in Haran. Gott gab ihm keine Erbschaft darinnen, auch nicht eines Fußes breit, und sprach: Dein Same wird ein Fremdling sein in einem fremden Lande, und sie werden sie zu Knechten machen, und übel halten. Hebr. 11,8.9. Im Glauben ward Abraham gehorsam, und ging in ein Land und wußte nicht, wo er hinkam. Im Glauben ist er ein Fremdling gewesen, und wohnete in Hütten, und hoffete auf die Stadt, welcher Baumeister Gott ist. 2 Petr. 2,7.9. Gott hat erlöset den ge-rechten Lot, welches gerechte Seele die bösen Leute quäleten mit ihren unge-rechten Werken; der Herr weiß die Gottseligen aus der Trübsal zu erlösen, die Ungerechten aber zu behalten zum Tage des Gerichts, sie zu peinigen, 1 Mos. 22,9. Isaak wollte sich geduldig opfern lassen. 1 Mos. 32,10. Jakob hat viel er-dulden müssen, mußte vor Esau fliehen; hatte nicht mehr, denn einen Stab, da er über den Jordan ging. Hos. 12,4.5. Jakob hat in seiner Angst mit Gott gesieget, er hat gekämpfet mit den Engeln, und obgesieget; denn er hat geweinet und gebetet. 1 Mos. 47,9. spricht er zum Könige Pharao: Die Zeit meiner Wallfahrt ist 130 Jahre, wenig und böse ist die Zeit meines Lebens. Jak. 5,11. Ihr habt die Geduld Hiobs gehöret, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen. Moses war der allersanftmütigste und geplagteste Mensch über alle Menschen auf Erden. 4 Mos. 12,3. Hebr. 11,25. Er erwählete lieber mit seinem Volke Ungemach zu leiden; denn die zeitlichen Ergötzungen der Sünden zu haben. David, eine Figur und Bild Christi, was hat er gelitten? Ps. 7,2. Auf dich traue ich, Herr, mein Gott, hilf mir von allen meinen Verfolgern und errette mich. Ps. 10,17. Das Verlangen des Elenden hörest du, Herr? Salomo, Spr. 15,33. Die Furcht des Herrn ist die Züchtigung der Weisheit, und ehe man zu Ehren kommt, muß man viel leiden, (verstehe vor der künftigen Herrlichkeit.) Sir. 2,1. Mein Kind, willst du Gottes Diener sein, so schicke dich zur Anfechtung. Dan. 3,21. Was haben die drei Männer im feurigen Ofen für Geduld geübt? Also alle heiligen Apostel und Märtyrer. Des Herrn Christi Exempel übertrifft aller Heiligen Geduld: 1) Ist er der allergehorsamste im Kreuz. 2) Hat er wider Gott nicht gemurret. 3) Hat er den stärksten Glauben gehabt. Denn ob er wohl von Gott verlassen war, dennoch nannte er Gott seinen Gott. Matth. 27,46. 4) Hat er herzlich für seine Feinde ge-betet, und sich nicht gerochen, ob er es gleich hätte tun können.

 

3) Trost.

 

17. Matth. 5,4. Selig sind, die da Leide tragen, denn sie sollen getröstet werden. Matth. 11,28.29.30. Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch, und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. Da steht fünferlei Trost: 1) zu Christo kommen, 2) erquicken, 3) mein Joch, 4) Ruhe der Seelen, 5) mein Joch ist sanft. Weil es um Christi willen geschieht, so erquicket es. Darum spricht St. Paulus, Röm. 5,3.4.5. Wir rühmen uns der Trübsal. Denn wir wissen, dass Trübsal Geduld bringet, Geduld bringet Erfahrung, Erfahrung bringet Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zu Schanden werden. Denn die Liebe Gottes ist ausge-gossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist. Jak. 1,12. Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet, denn nachdem er bewähret ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott verheißen hat, denen, die ihn lieb haben. Joh. 16,33. In der Welt habt ihr Angst; aber seid nur getrost, ich habe die Welt überwunden. Röm. 8,35. Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes etc.? Es müssen denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, v. 28. 2 Tim. 4,7. Ich habe einen guten Kampf gekämpfet.

 

Gebet um wahre Geduld. (Siehe im Paradiesgärtlein.)

 

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