DAS DRITTE KAPITEL. (4.B./1.T./3.K.)
VOM DRITTEN TAGWERK GOTTES,
NÄMLICH VON DER SCHEIDUNG DER WASSER VON DER ERDE.
DER ERDENKREIS,
SO UNTER DEM HIMMEL MITTEN IN DER WELT SCHWEBET,
IST EIN ZEUGE DER ALLMACHT UND WEISHEIT GOTTES,
UND EINE SCHATZKAMMER DER ÜBERREICHEN MILDIGKEIT
DES GÜTIGEN SCHÖPFERS.
Inhalt.
1) Die Erde, die gröbste Substanz, hat Gott mitten in die große Welt gesetzet. 2) Die zeuget mit ihrem Grunde von der Allmacht Gottes. 3) Hie fragen die Gelehr-ten: Ob die Erde auf dem Wasser stehe, oder ob sie der unterste Grund des Wassers sei? 4) Die Gründe der ersten Meinung. 5) Die Gründe der andern Meinung. 6) Petrus entscheidet den Streit, 2 Petr. 3,5. 7) Diese große Wasser- und Erdkugel hänget an nichts, und wird von der Luft getragen. 8) Die Elemente hängen an einander, dass keines weichen kann. 9) 1. Diese Befestigung der Erde im Wasser ist ein Zeuge der Allmacht, 10) und der Weisheit Gottes. 11) 2. Diese Erde ist inwendig ein edles lebendiges Element, mit vielen Samenkräften erfüllet. 12) Daraus treten die Erdgewächse mit einem neuen Leibe und Kleide hervor, 13) und reden mit uns durch ihre Gestalt, Geruch und Farbe. 14) Sie sind eine große Apotheke und lebendiges Kräuterbuch, 15) und zeugen allesamt von Gottes Weisheit und Gütigkeit; 16) sonderlich wenn man die Essenz von dem Schalenhäuslein zu scheiden weiß. 17) Die Erde ist Gottes Speisekammer für Menschen und Vieh. 18) Das Brot ist eine allgemeine Speise aller Teile des Lei-bes. 19) In einem kleinen Sämlein liegt der ganze Baum verborgen. 20) Siehe, wie durch die Tiere deine Speise, Kleider und Betten aus der Erde wachsen. 21) Von Kräutern und Bäumen insonderheit will er nicht reden. 22) Die Fruchtbarkeit der Erde, 23) die durch den Fluch verringert worden, ist von Gott aus zu erbitten,
24) soll uns der neuen Erde erinnern, da kein Fluch sein wird. 25) 3. Eine Zierde der Erde sind die hohen schönen Berge, 26) welche Gottes Destillieröfen sind, die Metalle und Mineralien zu kochen und zu zeitigen. 27) Die Berge genießen, wegen ihrer Höhe, den kräftigen Einfluß des Himmels, 28) und sind durch son-derbare Ordnung Gottes hie und da gesetzet. 29) Sie sollen uns erinnern der Berge Gottes: das ist, des Schutzes und der Kirche Gottes. 30) 4. Eine große Lieblichkeit der Erde sind die Quellen der Brunnen in Gründen. 31) Von deren Ursprung sind verschiedene Meinungen, sie dependieren von dem Einfluß des Gestirns. 32) Sie kommen aus dem Meer, und brechen hervor, wo Gott will. 33) Besonders sind die Wunder- und Gesundheitsbrunnen merkwürdig. 34) Die Brunnen sind auch dem Wilde zu gut erschaffen. 35) Bei denselben machen die Vögel eine liebliche Musik. 36) Hiebei sollen wir uns des Gnadenbrunnen Christi erinnern. 37) Noch sieben herrliche Geschöpfe Gottes aus der Erde soll man betrachten: 38) 1. Die Wolken und den Tau. 39) Dessen Ursprung aus der Morgenröte; 40) und dessen Zeugung ein Bild der Geburt Christi und unserer Wiedergeburt ist. 41) Der Nutzen des Taues; er macht die Erde fruchtbar; 42) ist ein Bild des Friedens. 43) Aus Gottes Wort wachsen alle Früchte. 44) 2. Das Gras für das Vieh, eine große Wohltat Gottes, 45) erinnert uns dreierlei. 46) 3. Das Brot für die Menschen, 47) lehret dich erkennen 1. Gottes Vaterherz. 48) 2. Gottes wunderbare Vorsehung und Allmacht. 49) 3. Gottes große Weisheit. 50) 4. Des Brotes Eigenschaft, es stärket des Menschen Herz. 51) 5. Es erinnert dich Christi, des Brotes des Lebens. 52) 4. Den Wein hat Gott erschaffen, 53) 1. die Traurigen zu erfreuen; 54) 2. die Kranken zu stärken; 55) 3. die Alten zu er-quicken. 56) 4. Das Öl und Balsam, ein Bild des heiligen Geistes. 57) 5. Die Bäume, die voll Saft stehen, von Gott gepflanzet, ein Bild der Liebe Gottes und Christi. 58) 6. Die Waldvögel und Tiere auf den Bergen, 59) die Gott geschaffen, dass seine Güte, Allmacht und Weisheit erkannt würde.
Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Örter, dass man das Trockene sehe. Und Gott nennete das Trockene die Erde, 1 Mos. 1,9. Ps. 33,5. und Ps. 104,24. Die Erde ist voll der Güte des Herrn.
Die Erde ist die gröbeste, schwereste, körperlichste Substanz der ganzen Welt, geschieden von den Wassern, und gesetzet durch die Gewalt Gottes im Mittel-punkt der großen Welt unbeweglich, zu einem Behältnis aller himmlischen Ein-flüsse. Darum sie auch wegen der Rundung des Himmels in eine runde Kugel gesetzet, die Wirkung des Himmels allenthalben zu empfahen, und machet mit dem Wasser eine Kugel, und bestehet im Wasser. Und wird diese Erd- und Wasserkugel von der Gewalt der Luft getragen, durch Kraft des allmächtigen Worts, voller lebendigen, verborgenen, unsichtbaren Samens aller ihrer sicht-baren Gewächse und Früchte.
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2. Da lasset uns nun bedenken, wie dies wunderbare Gebäu der Erde mit seinem Grunde und Fundament uns die Allmacht Gottes begreiflich vor die Augen stelle. Denn worauf stehet die Erde? Was sind ihre Säulen?
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3. Hie disputieren die Gelehrten, ob die Erde auf dem Wasser stehe? oder ob sie, als das gröbste und schwereste Element, das unterste sei, und das Fundament des Wassers? Also, dass die Erde den Wassern untergebreitet sei.
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4. Die da halten, dass die Erde auf dem Wasser stehe, haben diesen Spruch für sich: Er hat ihn an die Meere gegründet, und an den Wassern bereitet, Psalm 24,2. Der die Erde ausbreitet auf das Wasser, Ps. 136,6. Und der heilige Chry-sostomus schreibet: Die Erde ist von Gott also gegründet, dass sie unter sich das Wasser habe.
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5. Die Andern, die da wollen, die Erde sei der Grund und Boden des Wassers, haben diese Gründe: 1) Weil die Erde das schwereste Element ist, so habe sich es zu unterst gesetzt, an die unterste Stelle, und sei der Mittelpunkt worden der Welt, da sie denn natürlich und unbeweglich ruhe, und könne von dannen nicht beweget werden, ohne mit Gewalt; wäre demnach wider die Natur, und ein Wunderwerk, wenn sie anders wohin fallen sollte. Denn ein jeglicher Ort, der außerhalb dem Centro ist, ist höher als das Centrum oder der Mittelpunkt. Da-rum, wohin auch die Erde beweget würde, so müßte sie über sich steigen, und müßte demnach die Erde, so sie fallen wollte, über sich fallen, welches unmög-lich ist. Das hat auch der 104. Ps. v. 5. andeuten wollen, der du die Erde grün-dest auf ihren Boden, dass sie bleibet immer und ewiglich. Das ist: Die Erde ruht im Centro unbeweglich, daraus sie nicht fallen kann. Zum 2) führen sie auch diesen Beweis, dass die Schiffleute durch Bleiwurf und Instrumente den Grund und Tiefe des Meers suchen und finden, und erklären die Sprüche der Psalmen von der Scheidung des Wassers und dem Trocknen, wie Mos. schreibet, 1 Mos. 1,9.
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6. Es soll uns aber der heilige Apostel Petrus diesen Streit entscheiden, da er spricht: Die Erde ist aus den Wassern und in dem Wasser, oder durch Wasser bestanden, (wie es in seiner Sprache lautet) durch Gottes Wort, 2 Petr. 3,5. Da bezeuget der heilige Apostel, dass die Erde im Wasser bestehe, und mache also mit dem Wasser eine Kugel, da sie auch im Wasser und durch Wasser befestigt sei.
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7. Diese ungeheure große Wasser- und Erdkugel, woran hanget sie? Wer träget sie? Welches sind ihre Säulen? Höret was der heilige Hiob spricht: Er hänget die Erde an nichts, Hiob 26,7. Das sagt er darum, weil die große schwere Wasser- und Erdkugel im Mittel der Welt schwebet, in der Luft unter dem Himmel, und wird von der Luft in der großen Ausdehnung getragen, weil die Erde gleichsam in die Wasser eingewickelt ist, wie der 104. Psalm v. 6. sagt: Mit der Tiefe deckest du es, als mit einem Kleide. Und weil die Luft und Wasser eine nahe Verwandnis haben, dass sie einander tragen, wie wir sehen an den Wolken, was für eine große Last Wasser dieselben in sich halten, und werden gleichwohl von der Luft getragen, dass sie nicht herab fallen. Denn eine solche hebende und tragende Kraft ist der Luft Eigenschaft. Er fasset das Wasser zusammen in seinen Wolken, und die Wolken zerrissen darunter nicht, Hiob 26,8.
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8. Ist es nicht ein großes Wunder, dass durch die Ausbreitung des Himmels die Welt also befestiget und umschlossen, dass die vier Elemente also zusammen gehalten, und in einander gefüget sein, dass keines zurückweichen kann? Daher ich ein einfältiges Gleichnis gebe: In einem Ei ist erst das Klare, in der Mitte hanget die runde Kugel des Dotters, und die beiden sind mit einem Häutlein überzogen, und auswendig ist es mit einer Schale befestigt, dass nichts weichen kann. Also hangen die Elemente in einander, und eins hält und trägt das andere. Der Himmel befestiget alles, und läßt nichts von seiner Statt weichen, darum, dass die Natur keine leere Statt leidet. Darum schweben die schweren Regen-wolken in der Luft, und fallen nicht.
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9. Diese Befestigung des Erdbodens im Wasser und durch Wasser, in der Mitte der großen weiten Luft, ist, 1) ein überaus großer Zeuge der Allmacht Gottes, welches uns der heilige Hiob Kap. 38,4. zu Gemüte führet: Wo warst du, da ich die Erde gründete? Weißt du, wer ihr das Maß gesetzet hat? Und wer ihr den Eckstein geleget? Hier hören wir, dass dies Fundament und Grund des Erd-bodens keine Vernunft erforschen mag, sondern man solches der Gewalt und Allmacht Gottes zuschreiben muß. Denn es ist gar ein großes unbegreifliches Wunder, dass die große Erdkugel also im Wasser bestehet, und doch nicht in die Tiefe hineinsinket und untergehet. Davon sagt Psalm 46,3. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge, und die Berge mitten ins Meer sänken, wenn gleich das Meer wütete und wallete, und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.
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10. Daraus ist unter andern abzunehmen, was für ein groß Wunder und Gewalt, auch große Weisheit Gottes sei, dass die Erde also fest gegründet ist, und be-festiget im Wasser. Darum spricht die Weisheit Gottes: Da er den Grund der Erden legete, da war ich der Werkmeister bei ihm, und da er die Berge ein-senkete, Spr. Sal. 8,29.30.
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11. Dies ist nun der Erdboden, über welchen der allmächtige Gott den Adam mit seinen Nachkommen gesetzt hat, Ps. 115,16. Die Erde hat er den Menschen-kindern gegeben. Und obwohl die Erde auswendig ungestalt, grob, hart, dick, finster, tot, dürr und kalt ist, so ist sie doch 2) inwendig ein edles, lebendiges Element, von dem Schöpfer mit vielem Segen, unaufhörlicher Fruchtbarkeit und Samenkräften erfüllet, die nimmer ruhen, sondern als verborgene, lebendige Gestirne immer arbeiten und keine Ruhe haben, bis sie ihre leiblichen Früchte hervor treiben, und auf das allerzierlichste ausarbeiten mit Form, Proportion, Kleidung, Geruch, Geschmack und Farben, dadurch sie dem Menschen ihre inwendige Kraft und Vermögen anzeigen.
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12. Da treten die Erdgewächse hervor aus der Erde, als aus ihrer Schlafkammer, und haben abgelegt den alten Leib und einen neuen angenommen, der zart, jung, blühend ist; denn der alte ist verfault und abgestorben. Sie haben den alten Rock ausgezogen, und ein neues Kleid angelegt, denn das alte war zerrissen, verweset, ungestalt und häßlich worden, hat die Farbe, Gestalt und Geruch ver-loren.
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13. Alsdann fangen sie an, durch die schöne erneuerte Gestalt, und edlen Ge-ruch und Farbe mit uns zu reden, denn das ist ihre Sprache. Als wollten sie sagen: Sehet ihr Menschenkinder, ihr Ungläubigen, wir waren tot und sind leben-dig worden. Wir haben unsern alten Leib und Kleider abgelegt, und sind neue Kreaturen worden. Wir haben uns erneuert in unserm Ursprung. Ziehet ihr auch euern alten Menschen aus, und ziehet den neuen Menschen an, Eph. 4,23.24. Erneuert euch auch in euren ewigen Ursprung, welcher ist Gott, euer Schöpfer, nach welchem ihr gebildet seid. Und so ihr das tut, werdet ihr dem großen Sommer des jüngsten Tages, nachdem ihr euren alten verweslichen Leib abge-legt, wieder hervor gehen aus der Erde gleichwie wir, mit neuen Leibern, mit schönen Kleidern der Verklärung, 1 Kor. 15,42. seq. welche schöner leuchten werden, denn unsere Farben, die wir jetzo mitgebracht haben. Unterdessen, weil ihr in diesem elenden Leben wallet, sorget nicht für euern Leib, Matth. 6,25. Sehet, wie schön hat uns unser Schöpfer aufs Neue gekleidet, mit so schönen Farben, und hat uns nun so viel tausend Jahr daher, seit der ersten Schöpfung, alle Jahre einen neuen Leib und ein neues Kleid gegeben, zum Zeugnis seiner Gütigkeit. Sehet, wir geben euch alle unsere Kräfte, denn unsere Kraft dienet uns nicht selbst, sondern euch. Wir blühen uns nicht selbst, sondern euch; ja Gottes Gütigkeit blühet auch in uns, und ihr möget wohl sagen, dass Gottes Güte in uns blühet, und euch mit ihrem Geruch durch uns erquicket.
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14. Wer siehet nun nicht allhier unter den Erdgewächsen allein viel tausend Zeu-gen der Liebe, Güte und Allmacht Gottes? Da hat Gott zugerüstet eine große Apotheke und ein großes Kräuterbuch, ganz wunderbar und vollkommen ge-schrieben; das ist ein lebendiges Buch, nicht wie man die Kräuter in Büchern beschreibet, und als einen toten Schatten abmalet, sondern in Gottes Buch sind es lebendige Buchstaben, welche allen Menschen, Großen und Kleinen, Ge-lehrten und Ungelehrten vor Augen gestellet werden; allein, dass sie nicht von jedermann recht gelesen werden können, macht, dass sie die schöne herrliche Signatur der Kräuter nicht kennen. Dieselbe muß man zuvor wissen, so kann man diese herrlichen, schönen, lebendigen Buchstaben lesen und zusammen setzen.
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15. Bedenke allhier die Weisheit und Gütigkeit Gottes: Du wirst an jedem Kraut und Blümlein sonderliche Zeichen finden, welches ist die lebendige Handschrift und Überschrift Gottes, damit ein jedes Kraut gezeichnet ist nach seiner ver-borgenen Kraft, so künstlich, so wunderbar, so zierlich, dass sie kein Künstler wird so eigentlich nachmalen können. Ja, mit der äußerlichen Form zeigen sie oft an ihre verborgene Kraft. Denn eines hat die Gestalt eines Hauptes, ein anders die Gestalt und Signatur der Augen, das dritte der Zähne, das vierte der Zunge, das fünfte der Hände und Füße, das sechste des Herzens, der Leber, der Blasen, der Nieren, der Wunden und dergleichen. Und das liegt da vor deinen Augen allenthalben. Sobald du auf einen grünen Rasen trittst, so hast du unter deinen Füßen eine Speise und Arznei. Denn in dem allergeringsten Gras und Samen, welches du gar gering und unnütz achtest, ist größere Weisheit Gottes, Kraft und Wirkung, als du ergründen kannst. Denn Gott hat nichts Unnützes geschaffen. Darum siehe zu, dass du Gott in seinen Werken nicht verachtest. Ich sage dir, es ist der tausendste Teil der Kräuter-Kraft noch nicht ergründet.
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16. Wo du nicht allein die äußerliche Form und Signatur erkennest, sondern die inwendige verborgene Form, und dieselbe offenbar machest durch die Kunst der Scheidung, dass du herausziehest die Kraft, in welcher die rechte Arznei liegt, die gute lautere Essenz und helles Licht aus ihrem Schalenhäuschen und Käst-lein, darein sie Gott der Herr geleget hat; so wirst du erst die Güte deines Schöpfers schmecken, in seinen Werken, und ihn von Herzen preisen, dass er dem blöden elenden Menschen in seinen Gebrechen und schmerzlichen Krank-heiten solche Linderung, Hilfe und Süßigkeit erschaffen hat.
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17. Siehe, wie hat der gütige Schöpfer allen Vögeln unter dem Himmel, allen Tieren, die einen lebendigen Odem haben, so wunderbar mancherlei Speisen verordnet, dass sie zu essen haben auf dem Erdboden. Da siehe, wie Gott Speise gibt allem Fleisch, Ps. 136,25. Ps. 145,15. Der Herr läßt Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz des Menschen, dass er Brot aus der Erde bringe, Ps. 104,14. Also ist die Erde eine große Schatz- und Speisekammer Gottes, darin ein großer Vorrat von Segen für Menschen und Vieh, dass der 33. Psalm v. 5. wohl sagen mag: Die Erde ist voll der Güte des Herrn.
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18. Ein großes Wunderwerk der Gütigkeit Gottes ist, dass das Brot den ganzen Leib speiset, also, dass in einem Bissen Brot aller Glieder des ganzen äußer-lichen Leibes Speise sein kann, und teilet sich die Kraft eines Bissens Brots aus in den ganzen Leib, da sonst alle andere Gewächse und Kräuter eitel partikulare sein, auf dies oder jenes Glied des menschlichen Leibes, entweder zur Gesund-heit, oder die Krankheit zu vertreiben verordnet, die oft einem Glied dienen, dem andern nicht. Allein das Brot ist eine Universalspeise, darum der ewige Sohn Gottes sich selbst das lebendige Brot nennet, Joh. 6,35. den ganzen Menschen an Leib, Seele und Geist zu erhalten.
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19. Ein großes Wunder ist es, dass in einem kleinen Sämlein so ein großes Gewächs, ja ein großer Baum verborgen liegt, mit seiner Wurzel, Stamm, Ästen, Blättern, Samen, Früchten, da ein jeder eine besondere Kraft hat, und den Men-schen besondere Arznei und Speise gibt; ja dass alle Jahre solche Samen und Früchte wieder kommen. Das liegt alles in dem verborgenen Geist des Samens. Da liegen so mancherlei Kräfte, die sich also austeilen in so vielfältige Größe, Breite, Höhe und Länge. Merke hie, was ein Geist für Kraft habe.
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20. Siehe an, wie Gras und Kraut, so das Vieh und die Vögel essen, deine Spei-se werden durch Milch und Fleisch der Tiere, ja wie dein Kleid und Bette aus der Erde wächset, wenn Tiere und Vögel durch Gras und Kraut gespeiset werden, wie den Schafen ihre Wolle wächst durch grüne Weide, und den Vögeln ihre Fe-dern.
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21. Insonderheit von Kräutern und Bäumen zu reden, ist hie unser Vornehmen nicht, sonst könnte von dem Feigenbaum gesagt werden, wie denselben der Herr verflucht hat, Matth. 21,19. von dem Ölbaum und Ölblatte, so die Taube Noä mit sich in die Arche brachte, 1 Mos. 8,11. vom immergrünen Palmbaum, Ps. 92,13. Der Gerechte wird grünen, wie ein Palmbaum; von Zedern, von Gewürzen, da-raus Moses das heilige Rauchwerk machte, 2 Mos. 30,23. von dem edlen köst-lichen Balsam, welcher uns den heiligen Geist vorbildet, und die Auferstehung der Toten, weil er die toten Körper erhält; vom Wein und Weinstock, und von allen andern Gewächsen, davon der heilige Geist Gleichnisse nimmt und an-führet, uns damit das Himmelreich einzubilden.
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22. Von der Fruchtbarkeit der Erde sagt Ps. 65,10. seq. herrlich: Du suchest das Land heim, und wässerst es, Gottes Brünnlein hat Wassers die Fülle. Du ma-chest die Erde voll Früchte, die du schaffest, und feuchtest ihre Furchen. Du netzest sein Gepflügtes, mit Regen machest du es weich, und segnest sein Ge-wächs. Du krönest das Jahr mit deinem Gut, und deine Fußstapfen triefen von Fett, d. i. es bringt ein jeder Monat seine eigenen Früchte aus der großen Speise-kammer Gottes, der gütigen Erde, hervor.
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23. Die Erde ist unfruchtbar worden durch den Fluch des Allmächtigen. Aus dem Fluch wächset das Unkraut, so die guten Erdgewächse verderbet. Verflucht sei der Acker um deinetwillen, Dorn und Disteln soll er dir tragen, 1 Mos. 3,17. Da-rum von Gott die Fruchtbarkeit und Gedeihen zu erbitten, sonst hilft kein Pflügen, kein Säen, kein Bauen, noch Pflanzen, Gott muß das Gedeihen dazu geben. Und Ps. 107,34. spricht: Daß ein fruchtbares Land nicht trägt, um der Sünden willen derer, die darauf wohnen.
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24. Es soll uns aber die wunderbare, unaussprechliche Fruchtbarkeit der Erde erinnern der neuen Erde, welcher wir warten, darin Gerechtigkeit wohnet, 2 Petr. 3,13. Da der Fluch nicht wird sein, wie in dieser vergänglichen Erde, die dem Fluch unterworfen ist; sondern da der rechte Segen wird offenbar werden mit unzähligen, ewigen, himmlischen Lebenskräften, da die neue Erde wird das neue Paradies sein, voller himmlischer Lust und Freude. Da werden wir sagen: Die Blumen sind hervorkommen in unserm Lande, Hohel. 2,12. O liebliche himmli-sche Freudenblumen!
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25. Es ist auch 3) eine sonderbare herrliche Zierde der Erde, dass sie Gott mit so mancherlei hohen schönen Bergen gezieret hat, davon sagt Ps. 104,8. Die Berge gehen hoch hervor, und die Breiten setzen sich herunter zu dem Ort, den du ihnen gegründet hast.
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26. Die Berge sind Gottes Schatzkammer, darinnen allerlei Metall durch die Natur bereitet wird. Denn sie sind als natürliche Destillieröfen, darinnen Gott alle me-tallische, mineralische Dinge kochet und zeitiget. Und sind in die Berge einge-schlossen die vier Elemente, Feuer und Dampf, Luft und Dunst, Wasser und Erde. Und die Erde, darinnen die metallischen Dinge wachsen, sind die Steine, und das Gestein ist der Metalle Wurzel und Samen.
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27. Es müssen aber die Berge natürlicher Weise hoch über die Erde gen Himmel stehen, weil die natürliche Influenz und Einfluß des Himmels und der Sterne sonderlich in den hohen Gebirgen seine Wirkung hat, in Kochung und Zeitigung der Metalle. Ja es lehret die Erfahrung, dass die kräftigsten Kräuter auf den hohen Gebirgen wachsen, von wegen der Influenz und Einfluß des Himmels, also auch, dass, wenn solche Kräuter von hohen Gebirgen in die Gärten gepflanzet werden, so verlieren sie ihre Kräfte, denn der Einfluß des Himmels entgehet ihnen. Daher von Hippokrates geschrieben ist, dass er alle seine Kräuter, damit er kuriert hat, auf den hohen Gebirgen gesammelt hat.
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28. Daher kommt es nun, dass etliche Gebirge wunderbare und besondere Ge-wächse bringen, inwendig und auswendig, nachdem der Einfluß des Himmels ist. Und ist gewiß, wo etwa eine sonderliche nutzbare Gütigkeit und Einfluß des Himmels ist, unter solchem Gestirn liegt etwa ein solcher Berg, der dieselben Einflüsse an sich zieht. Darum die Berge nicht ungefähr hie und dahin zerstreut liegen, wie etwa die Kinder hie und dahin Steinhaufen zusammen tragen, son-dern durch sonderbare Ordnung und Austeilung Gottes liegen die Berge unter einem gewissen Einfluß und Wirkung des Himmels. Darum stehet im Psalmen, dass die Berge hoch hervorgehen, und die Breiten sich dahin setzen, zum Ort, den ihnen Gott gegründet hat, Ps. 104,8.
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29. Hiebei sollen wir uns erinnern der Berge Gottes, d. i. des Schutzes Gottes: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt, Ps. 121,1. und der Kirche Gottes. Laß die Berge den Frieden bringen, und die Hügel die Gerechtigkeit, Jes. 45,8. Ps. 72,3. Sind zwei schöne Berge Gottes.
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30. 4) So ist es auch eine sonderliche große Lieblichkeit und Zierde der Erde, dass Gott in den Gründen läßt Brunnen quellen, dass die Wasser zwischen den Bergen hinfließen. Und obwohl die Beschreibung der Brunnen eigentlich nicht hieher, sondern zum fünften Tagwerk gehöret; so setzet doch im Ps. 104,10. der königliche Prophet Berge und Brunnen zusammen, weil aus den Bergen die Brunnen und Wasserflüsse entspringen, und der Himmel eine sonderliche Ver-einigung hat mit den Bergen und Brunnen.
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31. Vom Ursprung der Brunnen und Wasserquellen, daraus dann große Flüsse werden, sind vielerlei Disputationen. Etliche schreiben, dass die Wasserquellen ihren sonderlichen verborgenen Samen haben, daraus sie wachsen, wie ein Baum aus einem Kern, oder aus der Wurzel, der sich hernach in viele Zweige austeilet; also eine Wasserquelle teilet sich aus in viele Ströme. Man findet auch Örter, wo vor Zeiten, vor etlichen hundert Jahren große Wasserflüsse hervorge-stoßen sind, die jetzt nicht mehr da sind, und als ein Baum in seiner Wurzel aus-gedorret. Die Ursache ist diese, dass die Brunnen eine große Verwandtnis haben mit dem Gestirn, das hanget alles verborgener, unsichtbarer Weise an einander, als an einer unsichtbaren Kette. Daher kommt es, dass, wo wasserreiche Quellen sind, da ist ein gütiges Gestirn, und ein fruchtbares Land. Wenn aber der Himmel seine Influenz wieder zurückzieht, und die Wassersterne nicht wirken, so ver-trocknen die Brunnen; wie man siehet in großer dürrer Zeit, wenn es lange nicht regnet, so vertrocknen auch die wasserreichsten Quellen, ja große Wasser-ströme; darum ist es eine wunderbare Verwandtnis des Himmels und der Erde. Das hat man, leider! im Jahre 1601 erfahren, dass in Friesland und Holland so dürre Zeit gewesen, weil es so lange nicht geregnet, dass kein Gras gewachsen, und die Brunnen ausgetrocknet, also, dass das Vieh die Wurzeln des Grases aus der Erde gefressen, und sich mit Erde begehret zu sättigen. Darauf gemeiniglich böse Zeit erfolget.
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32. Der Prediger Salomon spricht: Alle Wasser laufen ins Meer, noch wird das Meer nicht voller; an den Ort, da sie herfließen, da fließen sie wieder hin, Kap. 1,7. Obwohl die Wasser aus dem Meer durch die Erde dringen, und dadurch sich reinigen und destillieren von ihrer Salzigkeit, so brechen sie dennoch nicht an allen Orten aus, und werden nicht Brunnen an allen Orten, sondern an den Orten, da Gott will, da Gott die Samen der Brunnen und himmlischen Einflüsse hingeordnet und gelegt hat. Darum stehet im Psalmen: Du lässest Brunnen quellen, Ps. 104,10. Und ihr Ausbruch und stetiger immerwährender Ausfluß ist eine große Gabe Gottes, ein großes Wunder, und ein Bild des ewigen Lebens.
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33. Ist es nicht ein großes Wunder, dass man Brunnen findet, die so heiß Wasser geben, dass man Hühner und Gänse darinnen brühen kann? Wie viele köstliche arzneiische Brunnen sind hie und da, die man warme Bäder nennt? So sind auch Sauerbrunnen, Salzbrunnen, Bitterbrunnen, und dergleichen. Bei den Gara-manten findet man Brunnen, die des Nachts so heiß sind, dass man sie nicht anrühren kann, und des Tages so kalt, dass man es nicht trinken kann. Also hat Gott arzneiische Brunnen und Speisebrunnen erschaffen. Darum spricht der Psalm ferner: Dass alle Tiere auf dem Felde trinken, und das Wild seinen Durst lösche, Ps. 104,11.
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34. Es führet aber der Prophet darum das Wild an, denen Gott zu gute die Brunnen erschaffen, dass wir gedenken sollen: Sorgt Gott für das Vieh, vielmehr für uns. Der Prophet Joel spricht: Kap. 1, v. 20. Es schreien auch die wilden Tiere zu dir, denn die Wasserbäche sind ausgetrocknet; vielmehr sollen wir zu Gott rufen in unserer Not.
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35. Und weil es angenehme Örter sind da die Brunnen und Bäche fließen, so sitzen auch daselbst gerne die Vögel des Himmels, und singen unter den Zwei-gen, Ps. 104,12. Das ist eine schöne Musik, die hat sich Gott der Herr im grünen Wald zugerichtet, auf dass sein Lob an allen Orten erschalle, und die Erde des-selben voll werde, auf dass auch wir Menschen von den Kreaturen lernen sollen, dass alle Kreaturen, sonderlich aber der Mensch, zu Gottes Lob erschaffen sei.
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36. Hiebei sollen wir uns auch erinnern des Gnadenbrunnen, des Heilbrunnen, der lebendigen Quelle, welche ist Christus. Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus dem Heilbrunnen, Jes. 12,3. Bei dir ist die lebendige Quelle, und in deinem Licht sehen wir das Licht, Ps. 36,10. Wohlan! alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser etc. Jes. 55,1. Das Lamm Gottes wird sie führen zum lebendigen Wasserbrunnen, und alle ihre Tränen abwischen, Off. 7,17.
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37. Es gibt uns auch oft angezogener Psalm, so auch herrlich von diesem dritten Tagwerk Gottes, von der Erde, zeuget, zu betrachten siebenerlei herrliche Ge-schöpfe Gottes, so aus der Erde kommen, die auch ihre geistliche Bedeutung haben. Denn fürs erste redet der Prophet von der Erde insgemein, wie sie Gott gegründet, mit Wasser bekleidet, mit Bergen gezieret, mit Brunnen erfüllet und geschmückt; darnach kommt er insonderheit auf die Früchte der Erde, deren erzählt er siebenerlei: 1) Den Tau, damit Gott die Berge befeuchtet, wiewohl dies eine Frucht ist der Morgenröte; 2) das Gras; 3) das Brot; 4) den Wein; 5) Öl oder Balsam; 6) die Baumfrüchte; 7) die Waldvögel und Tiere, so auf den hohen Ber-gen wohnen. Denn so sagt der 104. Ps. v. 13.
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38. 1) Du feuchtest die Berge von oben herab. Du machest das Land voll Früchte, die du schaffest. Man siehet oft mit Verwunderung an, wie die Wolken über den Bergen hangen, und gleichsam die Berge anrühren und bedecken, da die Wolken gleichsam wie in einem Schlauch die Wasser halten, wie Hiob sagt, Kap. 38,37. dass auch Wasser über den Bergen stehen, da siehet man auch, wie die Wolken an den Bergen herstreichen, und ziehen wie ein großes Heer. Da feuchtet Gott die Berge von oben herab, ja auch mit dem lieblichen Tau, welcher eine besondere Verwandtnis hat mit den Bergen, und da häufig fället, wie auf dem Hermon im jüdischen Lande, der immer voller Tau ist, und die Berge Gil-boah, darauf Jonathan und Saul gefallen. Darum spricht David: Es soll weder Regen noch Tau auf sie fallen, 2 Sam. 1,21.
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39. Nun ist des Taues Ursprung und Effekt zu betrachten. Aus dem Bauch der Morgenröte wird der Tau geboren, Ps. 110,3. Und die Morgenröte ist nichts anders, als ein Glanz der Sonne, der die subtilen, hellen, klaren Wolken er-leuchtet und durchschimmert, gleich als wenn man ein Licht setzet hinter ein helles Glas voll klares Wasser, so gibt das Wasser einen hellen Glanz von sich, dabei man heller sehen kann, denn vom Licht selber. In den subtilen, klaren Wolken wird durch den Sonnenglanz der Tau geboren, und fället auf die Erde; davon der Psalm ein Gleichnis nimmt: Deine Kinder werden dir geboren, wie der Tau aus der Morgenröte.
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40. Etliche ziehen es auf die Geburt Christi, dass, gleichwie der Glanz der Sonne, wenn er die lichthellen klaren Wolken erleuchtet, die Morgenröte gebieret; also der Glanz der Herrlichkeit, der Sohn Gottes, Christus Jesus, hat sich mit den klaren, reinen Wolken menschlicher Natur, im jungfräulichen Leibe vereiniget, und ist Mensch worden. Und also werden noch heutigen Tages durch den Glau-ben und heiligen Geist Gottes Kinder geboren, ja durch das Wasser der heiligen Taufe und den heiligen Geist. Das geht unbegreiflicher Weise zu; wie der Tau aus der Morgenröte geboren, also müssen wir aus Gott geboren werden.
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41. Das ist nun des Taues Ursprung. Sein Effekt und Nutzen aber ist, wie hie, der Ps. 104,13. spricht: Du machest das Land voll Früchte, die du schaffest. Der Tau macht die Erde sehr fruchtbar, erquicket die verwelkten Blumen, so der Sonne Hitze hat ausgemattet, wenn sie ihr Haupt niederhängen. Und sonderlich ist der Tau der Blumen Freude und Leben; denn wenn Blumen und Tau zusammen vereinigt werden, daraus machen die Bienen ihren Honig, das wissen sie zu temperieren und zu digerieren. Ja, es fällt oft der Honigtau auf die Blätter, wie vor Zeiten das Manna; also wird der geistliche Honig, das Evangelium, aus dem Himmelstau des heiligen Geistes, und aus der edlen Blume, welche ist Christus, gemacht. Also müssen die Früchte der Erde auch ihr Leben und Freude vom Himmel haben. Der Regen erquickt die Wurzeln, der Tau die Blumen, der Reif die Blätter, und macht die Kohlkräuter mild und süß.
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42. In Gottes Wort wird der liebe Frieden dem Tau verglichen, Ps. 133,3. Denn gleichwie der Tau aus der Morgenröte geboren wird; also muß der Frieden aus Christo kommen, und wo auch Christus lebt, regiert, wirkt, da ist eitel Frieden, und ist das Reich Gottes Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist, Röm. 14,17. Selig sind die Friedfertigen, sie werden Gottes Kinder heißen, Matth. 5,9. Denn sie sind aus Gott geboren, wie der Tau aus der Morgenröte. Darum müssen wir den Friedensfürsten um dies Kleinod herzlich anrufen; und wie vom Tau die Erde fruchtbar wird, grünet und blühet, also blühet alles unter dem Frie-den.
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43. Letztlich ist das Wort allhie in acht zu nehmen: Du machest die Erde voll Früchte, die du schaffest, dass das Wort des Schöpfers noch kräftig sei, als Gott sprach: Die Erde lasse aufgehen Gras, Kraut, fruchtbare Bäume. Aus dem Wort Gottes, als aus der Wurzel des Segens Gottes, die nicht faulet, wächset heut zu Tage noch alles. Und dieser Brunnen Gottes hat Wassers die Fülle, Ps. 65,10. Die Erde ist die große Speisekammer Gottes, da ein großer Vorrat ist für Men-schen und Vieh.
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44. 2) Du lässest Gras wachsen für das Vieh, Ps. 104,14. Mancher möchte den-ken, was ist das, dass der Mensch vom Grase sagt: Ist das ein großes Wunder? O lieber Mensch! das Gras auf dem Felde ist ein herrliches Geschöpf und große Wohltat Gottes. Denn wer wollte sonst so viele tausend Häupter Vieh ernähren? Es müßte ja das Vieh und Wild verschmachten. Welcher Jammer würde werden, wenn Gott einen einzigen Sommer kein Gras wachsen ließe? Ja, es bezeugt die Erfahrung, wenn manches dürre Jahr einfällt, dass man meinet, es könne das Land so viel Vieh nicht tragen noch weiden; dennoch muß das Vieh erhalten werden, dass man nichts anders gedenken kann, als was das Vieh des Tages hinwegfrißt, das müsse ja des Nachts wieder wachsen, denn auf den Morgen findet es doch noch etwas wieder, und immer neues, dass wohl die Heiden ge-sagt haben: Wie viel den langen Tag über das Vieh abfrißt, so viel ersetzt der kühle Tau in der Nacht wieder. Darum wir die große Gütigkeit sollen bedenken lernen, und nicht, wie jenes einfältige Weiblein, meint: Die fetten Ochsen und Kühe steigen aus dem Meer, wie die fetten Fische, wie Pharao in seinem Traum gesehen hat, 1 Mos. 41,2. Darum können wir Gott dem Herrn für das Gras auf dem Felde nicht genugsam danken, das doch anzusehen ist für die geringste Kreatur Gottes. Ja, die geringste Wohltat Gottes übertrifft aller Menschen Dank-sagung. Die kleinste Wohltat Gottes ist größer, denn aller Menschen Dankbar-keit.
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45. Sonst erinnert uns das Gras auf dem Felde 1) der göttlichen Vorsehung. So denn Gott das Gras auf dem Felde also bekleidet, vielmehr uns, Matth. 6,30. 2) Unserer Eitelkeit und Nichtigkeit: Alles Fleisch ist wie Heu, und alle seine Güte wie eine Blume auf dem Felde, Jes. 40,6. 3) Muß das Gras auf dem Felde unser Trost sein: Erzürne dich nicht über die Übeltäter, und sei nicht neidisch über die Gottlosen. Denn wie das grüne Gras werden sie abgehauen, und wie das grüne Kraut werden sie verwelken etc., Ps. 37,1.2.
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46. 3) Und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde bringest, und das Brot des Menschen Herz stärke, Ps. 104,14.15. Aus diesem Geschöpf Gottes, dem lieben täglichen Brot, haben wir viele und große Wohltaten Gottes zu erkennen und zu lernen.
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47. Erstlich lerne hie erkennen Gottes Vaterherz. Denn ein Vater muß ja seine Kinder speisen, und tuts gern, es ist seine Natur. Denn wo ist ein Vater, den das Kind um ein Stück Brot bittet, und er gäbe ihm einen Stein dafür? Luk. 11,11. Auf dass wir nimmermehr vergessen sollen, dass Gott unser Vater ist, darum hat er den Menschen hungrig und durstig erschaffen; und nicht wie einen Engel, der ohne Speise lebet. Auch unser natürlicher Hunger und Durst soll unser Prediger sein, und uns zu Gott führen. Darum, so oft du einen Bissen Brot issest, so issest du deines himmlischen Vaters Liebe und Barmherzigkeit.
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48. Fürs andere lerne hie betrachten die wunderbare Vorsehung Gottes, wie Gott der Herr einem jeden Menschen seinen Bissen Brot zuteilet, und ihn mit Wohlge-fallen sättiget. Lieber Gott! es ist ein großes Wunder, wenn man die Menge des Volks auf Erden bedenket, es bekommt ja ein jeglicher so viel, dass er satt wird. Gott misset einem jeglichen sein Maß zu, wie den Juden das Himmelbrot; und ein jeglicher Mensch auf Erden hat seinen Segen und seinen Teil. Gott hat kei-nen vergessen noch versäumet, Hebr. 13,5. Es muß einem jeglichen das Seine werden.
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49. Fürs dritte lernen wir an dem lieben Brot die große Weisheit Gottes. Denn hie stehet: Gott gibt Saat zu Nutz den Menschen, dass er das Brot aus der Erde bringe. Unser Brot, das wir essen, ist erst ein grünes Gras, daraus endlich das Körnlein wächset, woraus das Brot kommt, welches endlich in unser Fleisch und Blut verwandelt wird, wenn wir es essen. Da bedenket Gottes Wunder, die er an uns tut, und lernet hie das Werk eurer Schöpfung verstehen, wie Gott der Herr noch heut zu Tage des Menschen Fleisch und Blut aus der Erde macht. Ist das nicht ein großes Wunder, dass wir sagen mögen: Die Erde ist unser aller Mutter, Sir. 40,1. Daraus formieret Gott durch die Allmacht unsern Leib, Fleisch und Blut noch heut zu Tage, dass wir wohl sagen mögen: In Gott leben, weben und sind wir, Ap. Gesch. 17,28. Die nährende Kraft ist Gottes Wort im Brot. Darum lebet der Mensch nicht allein vom Brot, Matth. 4,4. 5 Mos. 8,3. Denn nimmt Gott die nährende Kraft vom Brot, so verschwindet unser Fleisch und Blut, verwelket wie eine Blume, verdorret wie Heu.
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50. Zum vierten sagt der Psalm: Dass das Brot des Menschen Herz stärke. Hie haben wir die rechte Eigenschaft des Brots. Denn aller Speise wird die Natur müde und überdrüssig, so man dieselbe täglich genießt, aber des lieben Brots nicht. Das ist die Ursache, dass das Brot eine allgemeine Speise ist, darinnen aller Speise Kraft liegt, und daraus alle Speise ihre Kraft nimmt; gleichwie die Sonne ein allgemeines Licht ist, daraus alle Sterne ihre Kräfte nehmen und empfangen. Darum hat Gott dem Brot aller Speisen Eigenschaften und Kraft beigelegt, auf dass die Natur des Menschen mit einem kleinen Bissen Brot könnte gesättiget werden. Gleich als wie man in ein klein Bißlein oder Massen vieler Kräuter Kräfte einschließen kann; also ist in einem Bissen Brot die ganze Natur eingeschlossen. Denn der Mensch ist die kleine Welt, und der ganzen Natur, der großen Welt, Geschöpf und Eigenschaft ist im Menschen beschlossen. Weil nun der Mensch mit einem kleinen Bissen Brot kann gespeiset werden; derohalben muß in einem Bissen Brot die ganze Natur eingeschlossen sein, daraus sonst der Mensch gemacht und erschaffen ist. Denn wir werden aus eben demselben ernähret, woraus wir bestehen. Summa: wir essen und trinken eitel Wunder Gottes, seine Liebe, Weisheit und Gerechtigkeit.
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51. Letztlich erinnert uns das herzstärkende Brot des Brots des Lebens, welches ist Christus. Ich bin das Brot des Lebens, wer an mich glaubet, den wird nimmer-mehr hungern, und wer zu mir kommt, den wird nimmermehr dürsten, Joh. 6,35. In diesem Brot des Lebens sind alle Kräfte des Himmels und der Erden, ja Gottes Kräfte zusammen gefasset. Denn es hat Gott wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte, Kol. 1,19. und dass wir von seiner Fülle alles nehmen sollen, Gna-de um Gnade, Joh. 1,16. und durch ihn mit aller Gottesfülle sollen erfüllet wer-den, Eph. 3,19. Selig ist der Mensch, der von diesem Brot isset. Ob wir gleich von dem irdischen Brot essen, so müssen wir doch endlich sterben; wer aber von dem Brot des Lebens Jesu Christi isset, wird nimmermehr sterben.
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52. 4) Und dass der Wein erfreuet des Menschen Herz, Ps. 104,15. Durch dies herrliche Geschöpf Gottes erinnert uns Gott der Herr vieler Gütigkeit, die er uns zu bezeugen Lust hat, dass wir seine Freundlichkeit daraus erkennen sollen.
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53. Erstlich hat Gott den traurigen und betrübten Herzen zu gut den Wein ge-schaffen.
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Gib Wein zu trinken den Traurigen, dass sie ihres Leids vergessen, Sp. Sal. 31,6. Da hören wir die Leutseligkeit und Freundlichkeit Gottes, wie er will den traurigen Menschen auch natürlich erfreuen. Die traurige Seele aber erfreuet und tröstet er übernatürlich, mit dem Freudenwein des heiligen Geistes und himmlischen Trostes, der da herquillet aus dem lebendigen Weinstock, welcher ist Christus. Von diesem weissaget das Hohel. Sal. Kap. 2,4.5. Mein Freund führet mich in seinen Weinkeller, er labet mich mit Äpfeln, und erquickt mich mit Blumen. Die-sen Wein haben die heiligen Propheten getrunken; Jesaja: Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott etc., Jes. 61,10. Und David erfreuet sich auch im Herrn, Ps. 34,1. und 63,12.
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54. Fürs andere hat Gott den Kranken den Wein zur Stärkung geschaffen. Denn im Wein ist ein solcher Geist, welcher eine natürliche Wärme und Stärke den Lebensgeistern im Herzen gibt. Da sehen wir abermal die Gütigkeit Gottes und seine väterliche Vorsorge. Dabei wir uns auch erinnern sollen, wie Gott unsern kranken Seelen einen süßen Wein geschaffen, nämlich, das edle Traubenblut, aus dem verwundeten lebendigen Weinstock, welcher ist Christus. Er wird sein Kleid in Wein waschen, und seinen Mantel in Weinbeerblut, 1 Mos. 49,11.
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55. Endlich hat Gott auch alten Leuten den Wein zu Gut geschaffen, derer Licht ihres Lebens will verlöschen, auf dass sie es damit wieder ein wenig anzünden und erhalten. Dabei wir uns erinnern sollen des geistlichen Alters der Kirche, die alt und schwach wird, gleichwie ein natürlicher Mensch, dem das Gesicht ver-gehet, das Gehör abnimmt, die Kräfte verlöschen. Also verlöschet der Glaube, erkaltet die Liebe, verschwindet die Hoffnung und nimmt der geistliche Leib der christlichen Kirche immer mehr und mehr ab. Wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinest du auch, dass er werde Glauben finden? Luk. 18,8. Jes. 40,29. seq. hat Gott durch den Propheten verheißen, den Gläubigen neue Kräfte zu geben, wie den Adlern, und wolle sie heben und tragen bis ins Alter, bis sie grau werden, Jes. 46,4. Wenn sie gleich alt werden, so werden sie doch fruchtbar und frisch sein, Ps. 92,15.
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56. 5) Und dass seine Gestalt schön werde vom Öle, Ps. 104,15. Dies ist von dem köstlichen jüdischen Balsam, oder Nardenwasser, zu verstehen, damit die Juden und orientalischen Völker sich gesalbet, wenn sie haben wollen fröhlich sein; und wenn sie ihre Gäste haben wollen herrlich traktieren, haben sie die-selbe damit bestrichen, davon alle Kräfte des Leibes erfrischt worden sind, und der Mensch geblühet, wie eine Rose. Davon sagt David: Du salbest mein Haupt mit Öl, Ps. 23,5. also ist der Herr Christus, in Simonis Hause als ein Gast ge-salbet worden, Matth. 26,7. und dem andern Simoni, dem Pharisäer, wirfts der Herr vor, Luk. 7,44.46. Ich bin in dein Haus kommen, du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbet, diese aber hat meine Füße mit Balsam oder mit Salben gesalbet. Ja, dieser Balsam ist so kräftig, dass er die toten Körper viele hundert Jahre unverweslich erhält; wie zur Zeit des Kaisers Augusti des großen Alexandri Leichnam gefunden worden in Ägypten, welcher dreihundert Jahre im Grabe gelegen, und noch so frisch gewesen, als wenn er erst gestorben. Wir werden dabei erinnert des echten Freudenöls, mit welchem der Sohn Gottes nach seiner menschlichen Natur ohne alle Maßen gesalbet, darum hat dich, o Gott, dein Gott gesalbet mit Freudenöl, über deine Mitgenossen, Ps. 45,8. Und von seinem Geist haben wir nun auch alle empfangen, Joh. 1,16. welches ist die Salbung, die uns alles lehret, wie St. Johannes spricht, 1 Ep. Kap. 2,20. davon wird unsere Seele schön vor Gott, mit Gaben des heiligen Geistes gezieret. Wenn nun das Sterb-liche anziehen wird die Unsterblichkeit, und die Unehre die Herrlichkeit, 1 Kor. 15,53.
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57. 5) Dass die Bäume des Herrn voll Safts stehen, die Zedern Libanon, die der Herr gepflanzet hat, Ps. 104,16. An den Bäumen haben wir viel natürliche Wunder zu bedenken, deren zwei in diesem Spruche beschrieben sind: 1) Dass sie voll Saft stehen, und dasselbe zu gewisser Zeit im Frühling; da sie im Winter stehen, als wenn sie tot wären. Aus welchem Saft hernach die grünen Blätter werden, und dann die Früchte, welches hoch zu verwundern ist. Denn welcher Künstler könnte aus einem Saft, aus einem Baum, einen Apfel formieren, oder aus einem Saft des Weinstocks eine Traube machen? Die Birken geben im Frühling so eine Menge Safts, dass man es heraus zapfen kann, als aus einem Faß. In Ostindien ist eine Insel, darin kein Brunnen und kein Wasser zu trinken ist; aber ein Baum gibt so viel Wassers, das aus den Blättern träufelt, dass damit die ganze Insel getränket wird. 2) Sehet hie, der Herr hat sie gepflanzet, verstehe durchs Wort in der ersten Schöpfung, 1 Mos. 1,12. und dadurch wachsen noch heut zu Tage neue Bäume, ob man gleich die alten mit der Wurzel ausreutet. Denn die Erde behält diesen Segen, so lange sie währet, und ist Gottes Wort der allererste Same aller Erdgewächse. Es erinnern uns auch die Bäume mit ihren Früchten der Liebe Gottes; denn wie sie hervor geben das Allerbeste, was sie haben, hätten sie es besser, so gäben sie es besser ohne allen Neid; also sollen wir auch unter einander gesinnet sein gegen Gott und Menschen, als fruchtbare Bäume, Pflanzen des Herrn, zu Lobe und Preis Gottes, Ps. 92,13. Jes. 61,3. Letztlich wurden wir auch erinnert des Baums des Lebens mit seinen edlen Früchten, welches ist der gekreuzigte Jesus; wer von dieser Frucht isset, wird ewiglich bleiben. Off. 22,2.
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58. 6) Die siebente Frucht der Erde, oder damit Gott die Erde zieret, sind die Waldvögel, wiewohl sie ihren Ursprung aus dem Wasser haben, so nisten sie doch auf Bäume, vermehren sich den Menschen zum Besten und zur Speise; und die Tiere, so auf den hohen Bergen wohnen. Daselbst nisten die Vögel, und die Reiher wohnen auf den Tannen. Die hohen Berge sind der Gemsen Zuflucht, und die Steinklüfte der Kaninchen, Ps. 104,17.18. Weißt du die Zeit, wenn die Gemsen auf den Felsen gebären? Wer hat das Wild so frei gehen lassen, und die Bande des Wildes aufgelöset? Denen ich das Feld zum Hause gegeben habe, und die Wüste zur Wohnung. Der Storch fliegt hoch, und verlacht Roß und Mann. Fliegt der Habicht durch deinen Verstand? Fliegt der Adler auf deinen Be-fehl so hoch, und macht sein Nest in die Höhe? Hiob 39,5.6.18.26.27.
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59. Da sollen wir lernen, dass Gott den Erdboden nicht leer haben will, sondern die wilden Wüsten voller Vögel und Tiere geschaffen, die ihre Wohnung haben; auf dass Gottes Gütigkeit gegen den Menschen erkannt werde, sein Reichtum an der Menge der Kreaturen, und seine Weisheit aber in so viel Eigenschaften und Nutzbarkeiten der mancherlei Tiere. Alle Tiere im Walde sind mein, und alles Vieh auf den Bergen, da sie bei tausend gehen. Ich kenne alle Vögel auf den Bergen: und allerlei Tiere auf dem Felde sind von mir. Wo mich hungerte, wollte ich dir nichts davon sagen, denn der Erdboden ist mein und alles, was darinnen ist. Meinest du, dass ich Ochsenfleisch essen wolle, oder Bocksblut trinken, Ps. 50,10. seq. Was ist denn deine Speise, lieber Gott? Was sind die rechten Opfer? Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten deine Gelübde. Und rufe mich an in der Zeit der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen, v. 14.15.
Gebet um Erkenntnis und rechten Gebrauch der irdischen Schätze.
Allmächtiger Gott und Schöpfer, du hast mich aus Erden gebildet und auf die Erde gesetzet, dass ich deiner Güte, deren sie voll ist, als eine große Schau- und Speiskammer genieße. Ach! laß mich doch die Augen auftun, und dieses leben-dige Buch der Erden, darinnen so viele tausend Zeugen deiner Liebe, Allmacht und Weisheit zu finden sind, recht durchgehen, deine Gaben, die sie mir dar-reicht, nicht missbrauchen, sondern mit Danksagung allezeit empfangen, zu deiner Ehre und meiner Notdurft; bis ich in dir in die neue Erde, ja in dem neuen Himmel zu dir komme, und ewig der himmlischen Güter genieße, durch Jesum Christum, Amen.