DAS FÜNFTE KAPITEL. (4.B./1.T./5.K.)
VON DEM FÜNFTEN TAGWERK GOTTES,
VOM MEER UND WASSERN,
UND VON DEN FRÜCHTEN DES MEERS UND DER WASSER.
Inhalt.
1) Bei dem Wasser, dem flüssigen Element, 2) sind I. natürlich davon zu reden, drei Dinge zu bedenken. 3) 1. Desselben Ort und Stätte, da es gar ohne Boden, und wie ein Ei in ihm selbst stehet. 4) 2. Dessen Früchte, die Metalle, Mineralien etc., welche das Wasser in die Erde ausgebieret, 5) darin sie vollkommen wer-den, wie die Erdenfrüchte in der Luft. 6) Ein Element ist ein Brunn unterschie-dener Samen und Kräfte etc. 7) Die Erde ist mit Samenkräften der Bäume, Kräuter etc. begabet. 8) Die Metalle und Mineralien aber haben ihren Samen im Wasser. 9) Die Weisheit soll Statt haben, die allein die Werke Gottes zu er-kennen gibt. 10) Bedenke die wunderbare Verwandtnis der Elemente, 11) wie ein Element seine Früchte in des andern Schoß gebieret. 12) 3. Wie das Element des Wassers seine Äste und Zweige durch die ganze Erde austeilet, und Wasserflüsse, Brunnenströme, Bäche hervorgibt. 13) Das Meer ist aller Wasser Mutter, daher sie kommen, dahin sie fließen. 14) Also haben auch alle Metalle, Mineralien, Edelsteine, Salze, Brunnen, Steinklüfte und Brüche ihre Wurzel im Wasser, und treiben ihre Bäume und Früchte in die Erdgänge. 15) Aus diesen Wasserfrüchten erkenne und preise die Weisheit, Güte und Allmacht Gottes. 16) Das Meer gibt unzählig viel Fische; alle Monate eine besondere Art. 17) Das Meer hat, wie andere Elemente, seine eingeschaffene Gesetze und Bewegun-gen, in Hervorbringung seiner Früchte, 18) und in seinem Ab- und Zulauf, 19) welcher nach den von Gott eingepflanzten Gesetzen geschiehet; 20) und nicht bloß vom Mond herrühret, ob er wohl damit übereinstimmet. 21) Davon des Roselli, 22) und des Anoponime Zeugnis angeführet wird. 23) Des Meeres in-wendiger Beweger ist daher abzunehmen, dass es sein Ziel nicht überschreitet, 24) und dass es sich aus der Tiefe von innen heraus erhebet und sich aufbäu-met. 25) Darum lerne man nicht nur die Astronomie des Himmels, sondern auch der andern Elemente erkennen, und dann deren Harmonie unter einander. 26) II. Geistliche Nutzanwendung, dass wir Gottes Allmacht aus des Meeres Ab- und Zulauf und Höhe, 27) und aus dessen Bedeckung mit Wolken erkennen. 28) Von dem Meer gibt uns David 29) noch vier Eigenschaften zu beherzigen. 30) 1. Desselben fürchterliche Größe. Und doch wirds nicht voller, denn es ist; wegen seines Salzes und Fäule, aller Wasser Tod. 31) Salzig aber wird es durch Hitze. 32) Man betrachte die Inseln, darin so viele Menschen wohnen, dass Gottes Wunder offenbar würden. 33) 2. Die große Menge der Meertiere, die zu seiner Zeit sich den Menschen in die Hände geben. 34) 3. Die Schifffahrten, 35) welche zu bewundern, und durch den Magnet regieret werden. 36) 4. Die Walfische, als Zeugen der großen Gewalt Gottes. 37) Aus diesem allem sollen wir Gottes All-macht, Weisheit, Gütigkeit und Reichtum erkennen und preisen. 38) III. Geistliche oder mystische Deutung des Meers. Denn es gibt 1. ein Angstmeer, die Welt und dieses trübselige Leben. 39) Da tröstet nun 2. das Gnadenmeer, mit reichem Trost. 40) a. Ist das Sündenmeer tief; Gottes Gnade und Christi Verdienst ist noch tiefer und grundloser. 41) b. Gott hat die größten Wunder und Erlösung im Wasser getan. 42) c. Der heilige Geist macht durch das Evangelium das Kreuz süße. 43) d. Gott kann das ungestüme Weltmeer bald stillen.
Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit lebendigen und webenden Tieren, und mit Gevögel, das auf Erden unter der Feste des Himmels fliege. Und Gott sprach: seid fruchtbar und mehret euch, und erfüllet das Wasser im Meer, 1 Mos. 1,20.22. Das Meer, das so groß und so weit ist, da wimmelts ohne Zahl, beide große und kleine Tiere. Ps 104,25.
Das Wasser ist ein feuchtes, fließendes und netzendes Element, geschieden von andern Elementen, nämlich von der Erde, von der Luft, und von dem Firmament, oder Feuer, dass es sei ein sonderlich feuchtes und fließendes Element, größer denn die Erde, mit sonderbaren Samen begabet, geschieden von den Samen-kräften der andern Elemente, zu gebären sonderliche Früchte. Und begreift in sich die Samen der Vögel, der Fische, der Steine, der Gemmen, der Metalle, Mineralien und Salze.
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2. 1) Es ist aber vor allen Dingen bei diesem Element des Wassers erstlich zu bedenken seine Stätte und Ort, darnach, wie es seine Früchte gebieret, derer unzählig viele sind, und dann, wie es seine Zweige und Früchte, als ein Wasser-baum austeile durch die ganze Kugel der Erde, beides an Wasserflüssen, Mi-neralien und Metallen.
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3. Belangend nun 1) seine Stätte und Ort, so ist es gesetzt in den untern Teil der Kugel, also, dass es in der Erde seine großen Höhlen haben, darin es liegt. Und ist verordnet, dass es tragen muß mit sammt der Erde den Menschen, dass er auf ihm wandern mag, und sein gebrauchen. Und gehet rings um die Kugel der Erde, und fällt nicht aus seiner Stätte, also, dass der Teil, der unter uns ist, gleich so wohl über sich stehet, als wir, und doch unter sich hanget. Und ist so wunder-bar geschaffen, dass die Grube des rechten Elements, da es sein Zentrum hat, und seine Erhöhung, gar ohne Boden ist, also, dass es von der Erde kein Hältnis hat, darauf es stehe, sondern frei, wie ein Ei, in ihm selbst stehet, und nicht aus der Schale fällt, also hat das Element des Wassers ein solches wunderbares Ver-hältnis auch, und ist ein großes Wunderwerk Gottes.
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4. Es gebieret aber das Element des Wassers 2) seine Früchte in der Erde, zu gleicher Weise, als die Erdfrüchte ihren Samen und Wurzel in der Erde haben, aber nur in der Luft vollkommen und reif werden. Denn die Erde treibet es heraus, und bleibet nicht in der Erde, sondern es scheidet sich von der Erde. Also gehet auch vom Wasser aus sein Gewächs, Metalle, Mineralien, Salze, Edelgesteine, Steine, alles von der Mutter des Wassers in eine andere Mutter, das ist, in die Erde, da vollendet es seine Wirkung, hat aber seine Wurzel im Wasser, wie Bäume und Kräuter ihre Wurzel in der Erde. Und aber auf Erden werden sie vollkommen, und gehen in ihre äußerste Materie, welches dann in der Luft geschieht, also geschiehet es in der Erde, was vom Wasser wächset.
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5. Darum laß dich nicht irren die Weltweisen, welche solche Wasserfrüchte, Me-talle und Mineralien, Gemmen und Steine, der Erde zuschreiben. Denn es sind nicht Früchte der Erde, ob sie wohl in der Erde wachsen, wie in der Schrift stehet, Hiob 28,1. seq. sondern sie haben ihren Samen und Wurzel im Wasser. Denn gleich als es unrecht wäre, wenn du sagen wolltest: Die Bäume und Kräuter wachsen aus der Luft, weil sie über der Erde in der Luft wachsen; denn ihre Wurzeln werden in der Erde gefunden, weil sie von der Erde ihren Ursprung nehmen, und wachsen in ihre Vollkommenheit in der Luft. Also ist unrecht, dass man dafür hält, Mineralien und Metalle wachsen aus der Erde, dieweil sie in der Erde wachsen.
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6. Darum mußt du zuvor lernen und wissen, was ein Element sei, nämlich ein Brunnen und Ursprung sonderbarer unterschiedlicher Samen und Kräfte, die sonderbare unterschiedliche Früchte bringen, ein jedes Element nach seiner Art, wie es von Gott begabet ist, mit sonderbaren verborgenen lebendigen Samen-kräften nach seiner Art.
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7. Die Erde ist von Gott begabet mit den Samenkräften der Bäume, Kräuter, Blumen und Grases, das sind die Früchte der Erde, und weiter nicht, wie Gott der Herr sprach: Die Erde lasse aufgehen Gras und Kraut, und fruchtbare Bäume, 1 Mos. 1,11. Siehe, welch ein großer Unterschied ist zwischen diesen Erdge-wächsen und unter den Metallen? Denn ein jedes hat seinen besondern Ur-sprung und Element.
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8. Also wissen die wahren Naturkündiger, dass die Gewächse der Mineralien und Metalle alle Wasser sein, und ihre erste Materie oder Samen im Wasser haben. Also mußt du recht erkennen und unterscheiden die Elemente mit ihren Früchten, auf dass die Wunderwerke Gottes erkennet und ergründet werden.
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9. Darum soll nun dieselbe Weisheit statt haben und fortgepflanzt werden, wel-che da allein die Werke Gottes zu erkennen gibt, welche ein jeder Mensch aus schuldiger Dankbarkeit und Liebe Gottes zu erkennen schuldig ist, auf dass er wisse, was sein Schöpfer seinetwegen geschaffen habe. Hingegen sehen die andern Klüglinge zu, dass sie nicht ihr Lebtag mit unnötigen Subtilitäten umge-hen, und die Werke Gottes vergessen.
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10. Siehe aber hie, und bedenke die wunderbare Freundschaft, Verwandtnis und Einigkeit der Elemente, wie eines seine Früchte in des andern Schoß gebieret, und dem Menschen zum Nutzen hervor treibet. Welch manche schöne Frucht gebieret das Firmament in der Luft, und gibt uns herab durch die Luft Regen und Tau, liebliche Wärme und Kühle, und warme Winde und dergleichen? Die Erde teilet die Früchte hervor in der Luft, da grünen, blühen und reifen sie, denen gibt die Luft ihre Frucht, und umfähet sie gleich mit ihren Armen und Flügeln, dass ihr Leben in ihnen nicht ersticke und sterbe. Denn ohne die Luft ersticken und ster-ben sie.
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11. Darum nimmt die Luft die Erdgewächse auf in ihren Schoß, und erzieht sie aus Liebe, ob es wohl fremde Kinder sind. Und die Erde und das Wasser nehmen die Früchte der Luft wieder auf, nämlich ihre Lebenskraft, so sie ver-borgener Weise mit sich führet. Denn sie durchgehet alle Elemente, und gibt ihnen das Leben. Denn ohne Luft brennet kein Feuer, sondern erlöschet. Ohne Luft faulet und stirbet das Wasser, und alle Erdgewächse ersticken. Also gebieret das Wasser seine Früchte in dem Bauch und Schoß der Erde. Da teilet sie den Menschen mit auf manche wunderbare Art, als ein Baum seine Früchte immer einem Lande und Volk mehr, denn dem andern.
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12. Und vor allen Dingen 3) gibt das Element des Wassers hervor die Wasser-flüsse, diesem Lande den Rhein, dem andern die Donau, dem dritten die Elbe, dem vierten den Nil, welche alle nicht für sich selbst das Element des Wassers sein, sondern nur als Äste und Zweige eines großen wunderbaren lebendigen Baums, welcher auch viel kleinere Äste und Zweige hat, welche sind die kleinsten Wasser. Und gleich wie an einem Zweige eines großen fruchtbaren Baums viele Früchte hangen, also hangen an den Ästen und Zweigen des Wasserbaums, nämlich an dem Rhein und Donau, und andern großen und kleinen Wassern, viel herrliche und mancherlei Früchte. Und also gehet heraus aus dem Element des Wassers bald ein fließender Bach, bald ein Brunnen, wenn denn die Zweige und Äste des Baums durch die ganze Erde ausgeteilet sind, und ist doch alles ein Baum, ein Ursprung, eine Wurzel von einem Stamm, und alle Bäche, Ströme und Brunnen, so da sind in der ganzen Kugel der Erde, sind Äste des Stammes von diesem Baum.
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13. Also sind nun alle Wasserströme und Bäche eine Frucht des Elements, aber das Element selbst nicht. In dem äußern Meer ist das Element, aus dem sie alle wachsen, und in das sie wieder müssen, wie geschrieben stehet: Alle Wasser fließen ins Meer, und das Meer wird doch nicht voller. An den Ort, da sie her-fließen, fließen sie wieder hin, Pred. Sal. 1,7. Warum aber das Meer nicht voller wird, und warum es gesalzen, wirst du bei einem vortrefflichen deutschen Philo-sophen gründlichen Bescheid finden, weil nicht nur alle Salzwasser ins Meer fließen, sondern auch das Meer selbst die Samen der Salze in sich hat. Denn es ist doch gar zu elend, was etliche von den Ursachen der Salzigkeit des Meers schreiben, welches wir den Naturkündigern befehlen, und davon hernach wei-terer Bericht folgen wird.
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14. Wie nun von den Wasserflüssen geredet ist, welche da sind Äste und Zweige des Elements des Wassers: also sollet ihr auch verstehen von den Metallen, von den Mineralien, von Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Blei, auch von Edelge-steinen, Smaragden, Saphiren, Korallen, Granaten etc. Item: von den Salzen, Alaun, Vitriol. Item: von den Brunnen, sauer, süß, kalt, warm etc. Item: von den Steinklüften und Brüchen und dergleichen, derer aller Austeilung durch die ganze Erde geht, aus dem Element des Wassers. Und diese alle haben ihren Samen, Wurzel und Stamm in den Wassern. Und ist nicht anders zu verstehen, denn wie aus der Erde mancherlei unterschiedliche Bäume wachsen, da ein jeder seine eigene Frucht hat: also ist es mit dem Element des Wassers auch, das treibt hervor seine Bäume und metallische Früchte in die Erdgänge und Klüfte. Und sobald sie in die Erde kommen, so geschieht die Coagulation und Härte, und wird ein metallischer oder mineralischer Baum geboren, der seine Äste weit ausbreitet in die Erde, also, dass sich ein Ast oft über zwanzig, vierzig, sechzig, ja mehr Meilwegs erstrecket. So denn die Früchte gar ausgeschüttet, so verdorret der-selbe Baum, und stirbt ab an ihm selbst, und verlieren sich die Bergwerke, gehen in ihre Endschaft und Consummation, damit alle Geschöpfe beschließen. Unter-dessen ereignet sich an einem andern Ort ein neues, wie denn der allein weise Schöpfer alles in seine Zeit und Ende verordnet hat.
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15. Bedenke nun hie, lobe und preise die Weisheit, Gütigkeit und Allmacht deines Schöpfers, wie wunderbar er diese Wasserfrüchte geschaffen, wie weislich er dieselben unterschieden, wie gütig und milde er dieselben austeilet, wie große Lieblichkeit und Anmutigkeit er denselben eingepflanzet, nicht allein was Gold und Silber anlangt, sondern auch die Korallen, Perlen, Agatstein, Ambra und die Edelgesteine, Ezech. 28,13. welche alle nicht um Hoffart und Pracht willen ge-schaffen, sondern um der Gesundheit willen der Menschen, und dadurch die Wunder Gottes zu erforschen, Offenb. Joh. 21,19. Jes. 54,12. Bedenke, was die zwölf Edelgesteine in des Hohenpriesters Kleinod bedeuten, was Gott der Allmächtige dadurch wollen vorbilden, 2 Mos. 28,17. Welche mancherlei wunder-bare Arten der Wasserbrunnen gibt Gott der Herr. Es sind Steinbrunnen, Salz-brunnen, warme Wasser, die alle arzneiische Kräfte in sich führen. Gleichwie die Erde gibt mancherlei Art der sauren, süßen, bittern Früchte: also gibt die das Wasser auch.
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16. Belangend die Tiere, Vögel und Fische, so aus dem Meer kommen, deren sind unzählig viele. Denn Gott hat eine besonders große Fruchtbarkeit dem Meere eingeschaffen, dass es erfüllet werde mit lebendigen Tieren, weil es so weit und groß ist, und der Mensch seine Speise habe. Denn aus der großen Speisekammer des Meers gehen zu seiner Zeit hervor die Menge der Fische, und geben sich aus den verborgenen Örtern an den Tag, also, dass ein jeder Monat seine eigene Fischernte hat. Sonst sind die Fische im Meer mit solcher Art und Eigenschaft begabt, dass sie nicht können gefangen werden, wo ihre Zeit nicht ist.
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17. Und hiebei ist sonderlich zu merken, dass das Meer, und alles, was darinnen ist, seine von Gott eingepflanzte Ordnung, Zeit und Bewegung hat, gleichwie alle andere Elemente. Am Himmel sind die Gestirne, die ihre Ordnung, Zeit und Be-wegungen, ihren Aufgang und Untergang haben. In der Erde haben alle Früchte ihre Ordnung, Zeit und Bewegungen, und kommen zu ihrer gewissen Zeit hervor: also ist die Erde in steter Bewegung, da ruhet nichts, bis alle Früchte heraus sind. Auf diese Weise geschieht die Bewegung der Erde; nicht, wie etliche ge-sagt, dass die Erde umlaufe. Also hat das Meer auch seine eingeschaffenen Gesetze, Bewegungen, dass es nicht allein für sich selbst sich bewegt, ab- und zufließt, sondern treibet alle seine Früchte durch seine verborgene, innerliche, lebendige Bewegung zu seiner Zeit und in seiner Ordnung hervor, also, dass nichts im Meer kann und muß verborgen bleiben, es muß sich dem Menschen in die Hände geben.
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18. Es ist viel Disputierens von der Bewegung, Ab- und Zulaufen des Meers. Etliche schreiben es der Sonne zu, etliche dem Monde, nachdem der Mond ab- und zunimmt. Aber wer die Bewegung der ganzen Natur versteht, und was ein Element sei, was es für eine lebendige, angeborne, eingepflanzte, allgemeine und sonderbare, bewegende Kraft habe, dadurch es sich selbst bewegt, und alles, was es in sich begreift, hervortreibt, der verstehet die Bewegung des Meeres am besten.
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19. Denn wie sollte Gott der Herr allen Elementen ihr Leben und Bewegungen allgemein und sonderbar eingeschaffen haben, und sollte das Meer nicht viel-mehr, das so groß und weit ist, mit einem lebendigen Geist und Bewegung begabt haben, sondern sollte es tot, ohne Bewegungen, erschaffen haben? Hat er dem Himmel seine Gestirne gegeben, die ihre gewisse Zeit halten, der Luft ihre Bewegung, der Erde ihre gewisse Zeit zu grünen und zu blühen, und ihre Früchte hervorzutreiben; so hat er vielmehr dem großen und weiten Meer, da sonderlich Gottes Wunder erkannt werden, auch seine Bewegungen, einge-schaffene Gesetze der Zeit und Ordnung gegeben. Und das sind die unsicht-baren Gestirne des Meeres, die das Meer treiben. Daher bewegen sich alle Wasser, daher fließen und laufen sie ohne Aufenthalt, daher sind sie fruchtbar, daher lauft das Meer täglich einmal ab und zu, daher bewegt sich und wächset das Mittelmeer, nimmt ab und zu, wiewohl nicht so augenscheinlich; daher läuft der Euripus und die Wasser Euböa oder Negroponte alle Tage siebenmal auf und ab, und hat ja der Euripus mit seinem Lauf deßfalls keine Vergleichung mit dem Mond, wiewohl die Verwandtnis des Himmels, sonderlich der Wassersterne mit dem Meer, nicht verleugnet wird, aber in einem viel andern Verstand.
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20. Man muß hie unterscheiden die Übereinstimmung und Ursache. Denn obwohl der Mond eine Übereinstimmung und Vergleichung hat mit dem Ab- und Zulaufen des Meeres; so will darum nicht schlechterdings folgen, dass dieser großen wunderbaren Bewegungen des Meeres der Mond allein Ursache sei; sondern das folgt daraus, dass das Meer eine solche natürliche, verborgene, eingepflanzte, bewegliche Kraft habe, oder eine bewegende Ursache, so sich mit den obern Bewegungen vergleicht; denn wenn keine Vergleichung der obern und untern Kräfte wäre, könnte keine Bewegung geschehen. Nehmet dessen Exem-pel an vielen geringern Dingen. Wer wendet den Magnet nach dem Polarstern? Wer wendet die Sonnen- und andere Blumen nach der Sonne? Tut es nicht der inwendige Beweger? Und so der erlöschet, so wendet sichs nicht mehr, sondern ist tot. Darum muß eines jeden Dinges, sonderlich eines jeden Elements ur-sprüngliche, lebendige, bewegliche Kraft in ihm selbst sein, und nicht in einem andern. Der Verwandtnis halber, so die Elemente haben, und sonderlich der Mond mit den Wassern, ist kein Streit.
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21. Rosellus schreibt von diesem Handel also: Der Albumasar hat mit einem gewissen Experiment erfunden, dass der Ab- und Zulauf des Meeres nicht alle-zeit nach dem Lauf des Mondes sich richte; daher lehrt er, dass die Wasser eine doppelte Kraft haben, eine himmlische und eine elementarische. Durch die elementarische Kraft werde es unterwärts beweget; durch die himmlische Kraft aber, bei ordentlicher Hitze werde es von sechs Stunden zu sechs Stunden beweget. Sonsten aber geschehe die Bewegung anders, nach Proportion und Maß einer jeden Kraft.
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22. Wilhelm Anoponymus bringt diese Ursache vor: Wenn das Meer bis zum Niedergang kommt, so macht es daselbst zwei Rückgänge, derer einer nach Mittag, der andere nach Mitternacht zu, an der Seite der Erde geht. Gleicher-gestalt macht es zwei Rückgänge nach Mittag und Mitternacht zu, wenn es bis zum Morgen kommt. Wenn dann nun jeder Rückfluß vom Niedergang und dieser vom Morgen, so beide nach Mitternacht zugehen, einander begegnen und an einander stoßen, so wird das Meer aus der Zurückprallung hinter sich über-schwemmt, und daher entsteht derselbe bekannte Zu- und Abfluß des Meeres. Gleichergestalt ist es auch bewandt, wenn die beiden andern Zurückflüsse im Mittag sich begegnen. Jedoch sind etliche, welche sagen, dass die im Meer verborgenen Berge eine Ursache sind des Zu- und Abflusses des großen Welt-meers. Denn wenn es bis an dieselben Berge kommt, so fällt es zurück und wird überschwemmt. Und da wird der Strom hinter sich voll, aber vor sich leer, und wenn das Meer wieder zurückgehet, so wird es hinter sich leer, aber vor sich voll. Andere sagen, dass der Auf- und Untergang des Mondes dessen Ursache sei. Daher solcher Ab- und Zufluß des Meeres an einem natürlichen Tage nur zwei-mal und nicht mehr geschieht. Aber weil der Mond nicht alle Tage zu einer Stunde, sondern immer anders und anders auf- und niedergehet, so geschieht auch der Ab- und Zufluß des Meeres zu unterschiedlichen Stunden. Andere sagen, dass, wenn die Hitze und der Spiritus von dem Grund des Meeres aus-gehe, so werde das Meer hoch und groß.
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23. Es ist auch daher abzunehmen, dass Gott der Herr dem Meer diese wunder-bare Bewegungen angepflanzt habe, weil dasselbe nicht allein seine gewisse Zeit und Stunden hat, sondern es überschreitet auch sein gewisses Ziel auf dem Lande nicht. Denn es hat eine gewisse Zeit, da es natürlich wiederkehret und zurückweicht; daraus ist abzunehmen, dass es ein gewisses eingeschaffenes Gesetz und Ordnung habe von Gott, wie weit es auslaufen soll.
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24. So ist auch sein inwendiger Beweger daran wohl zu merken, dass es in ihm selbst mitten auf der Tiefe sich von innen heraus erhebt, und aus der Tiefe in die Höhe steigt, und sich aufbäumt, gleich als wenn es von einem innern Spiritus und Hitze aufgetrieben würde, wie das Wasser, wenn es vom Feuer siedet. Und weil man augenscheinlich merket, dass es von innen herausgetrieben wird, ist Fran-ciscus Valesius endlich auf die Meinung geraten, dass in den Höhlen der Erde Dünste wachsen, so das Meer aufschwellen, und dieselben sollen sein die nächsten Ursachen der Bewegungen des Meeres, nach seiner Meinung. Die Dünste aber, sagt er, machen die obern Gestirne, und wenn derselbe starke Dunst heraus sei, so solle sich das Meer wieder setzen. Wenn das wahr ist, so haben die Naturkündiger dem Monde allzugroße Arbeit aufgelegt, nicht allein das Meer auf- und abzuführen, sondern auch noch die Dünste im Meer zu machen. Denn was wollte er mit dem Euripo allein zu tun haben? Wo wollten auch die andern Wasser bleiben, so die Zeit nicht haben, wie das Meer, sondern zu wider-wärtiger Zeit ab- und zufließen? Wer bewegt dieselben, und führet sie an ihren Ort? Was treibt die Brunnen aus der Erde?
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25. Darum ist nun, nicht allein die Gestirnwissenschaft des Himmels zu er-kennen, sondern auch der andern Elemente, nämlich der Luft, der Erde und des Meeres, und dann die Übereinstimmung, Harmonie und Verwandtnis derselben unter einander. Daher kommen auch die natürlichen Weissagungen des Unge-witters, dass etliche Meertiere sind, welche Ungestüm und Sturm auf dem Meere verkündigen. Das macht ihre natürliche Verwandtnis mit dem himmlischen Ge-stirn. Etliche verkündigen Ungewitter auf dem Lande, wie etliche unter den Vögeln sein. Solche Wunder der Natur sind viele, derer der heilige Basilius in seiner siebenten Oration über die sechs Tagwerke Gottes gedenket.
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26. II. Laßt uns ferner Gottes Allmacht, Weisheit und Wunder aus dem Meer erkennen lernen, und was es geistlich bedeute. Gott der Herr spricht zu Hiob Kap. 38,8. seq. Wer hat das Meer mit seinen Türen verschlossen, da es heraus-brach, wie aus Mutterleibe? Da ich es mit Wolken kleidete, und in Dunkel ein-wickelte, wie in Windeln. Da ich ihm den Lauf brach mit meinem Damm, und setzte ihm Riegel und Türe, und sprach: Bis hieher sollst du kommen, und nicht weiter, hie sollen sich legen deine stolzen Wellen. Bist du in den Grund des Meeres gekommen, und hast in den Fußstapfen der Tiefen gewandelt? Mit diesen denkwürdigen Worten will der allmächtige Gott uns zu Gemüt führen seine große unaussprechliche Gewalt, die wir aus dem großen, weiten und erschrecklichen Meer erkennen sollen. Davon niemand besser reden kann, als wer es gesehen hat. Es ist freilich ein großes Wunder, dass Gott mit seinem Wort, als mit einer Türe, Riegel und Damm das Meer verschlossen hat, da sonst auf Erden keine Gewalt wäre, die das Meer halten könnte, wenn es durch Gottes Ordnung nicht wieder zurückliefe. Darum ist das Ab- und Zulaufen des Meers ein überaus großes Wunderwerk. Denn es fleucht das Wasser und das Meer gleichsam vor der Erde, nämlich vor der Gewalt und Kraft des Wortes Gottes, dadurch Gott dem Meer geboten hat; dadurch wendet sichs, und fleucht und zerreißt vor der Erde, wie der Jordan vor dem Gnadenstuhl, Jos. 3,16. und das rote Meer zerrisse, und floh vor dem Herrn, wie Ps. 114,3. sagt und Ps. 33,7. Er hält das Wasser im Meere zusammen, als in einem Schlauch. Sir. 43,25. Durch sein Wort wehret er dem Meer, dass es nicht ausreiße und hat die Inseln darein gesäet. So ist auch dies ein großes Wunder, dass das Meer höher ist, denn die Erde; denn als man versucht hat eine Schifffahrt zu machen aus dem Nil ins rote Meer, hat sichs gefunden, dass das rote Meer drei Ellen höher ist, denn der Nil und Ägypten.
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27. Es ist auch merkwürdig, dass Gott der Herr hie spricht: Er habe das Meer mit Wolken bekleidet, und in Dunkel eingewickelt, wie in Windeln. Denn Gott der Herr bedeckt oft das Meer mit Wolken, wenn sich die Wellen des Meeres an den Himmel erheben, und die dicken Wolken auf dem Meer daher ziehen, dass es davon dunkel und finster wird, also, dass Wolken und Meer ein Ding sind. Da siehet man denn die rechten großen Wunder und Gewalt Gottes, davor man zittern und erschrecken muß, wie Ps. 107,25. seq. abgemalt und beschrieben wird.
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28. Von diesem fünften Tagwerk Gottes, dem Meer, zeugen auch herrlich diese Worte Davids, da er spricht: Das Meer, dass so groß und weit ist, da wimmelt es ohne Zahl, beide große und kleine Tiere. Daselbst gehen die Schiffe, da sind Walfische, die du gemacht hast, dass sie darinnen scherzen, Ps. 104,25.26.
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29. Und halten uns dieselben vier Eigenschaften des Meeres vor: 1) Die Größe und Weite des Meeres. 2) Die unzähliche Menge der Meerfische und Meer-wunder. 3) Die Schifffahrten. 4) Die Walfische insonderheit. Die müssen wir wohl beherzigen.
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30. Und erstlich sollen wir uns billig verwundern über die fürchterliche Größe des Meeres. Denn wenn wir bedenken, wie eine mächtige, große Menge Wassers alle Tage ins Meer fließt von allen Orten der Welt, und wird doch davon nicht voller, ob es gleich so viele hundert Jahre gewähret; ja, wenns gleich bisweilen seine Wellen erhebet bis an den Himmel, über alle Berge, so setzet sichs doch wieder und bleibet in seinem Zirkel; so müssen wir dabei Gottes Allmacht greifen und sehen. Ein deutscher Philosoph schreibt, das Meer sei aller Wasser Tod, wenn sie ins Meer kommen, so sterben sie darinnen und verwesen, wie die menschlichen Leiber in der Erde. Daher werde das Meer nicht voller. Denn es ist eine gewaltige Fäule im Meerwasser, und sobald süßes Wasser ins Meer kommt, wird es salzig und stirbt gleichsam, und ist ein totes Wasser gegen einem le-bendigen süßen Wasser zu rechnen. Und daher kommt es, dass das Meer salzig ist, denn die letzte Materie aller Dinge ist Salz. Und es ist kein Wasser so rein und lauter, es führet ein verborgenes Salz mit sich. Das kommt denn im Meer zusammen, und durch die Fäulung im Meer wird das Salz offenbar, und wegen des Salzes leidet das Meer keinen Toten, sondern es wirft alle toten Körper aus, es seien Menschen oder Tiere.
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31. Anoponymus schreibet: Das Meer ist unter dem heißen Himmelsgürtel, und wird durch die Hitze dick gemacht und wird salzig. Denn das Wasser geht durch die Hitze ins Salz. Item: die Hitze, welche sehr häufig ist im Grunde des Meers, zündet die Erde unter sich an, welche angezündete Erde mit dem Meer ver-mischt, das Meer salzig macht.
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32. Wenn man aber die Größe und Weite des Meeres bedenken will, so muß man die Inseln des Meers betrachten. Das ist ein großes Wunder, dass mitten im Meer so große, gewaltige, volkreiche Länder und Königreiche liegen, so viel, als wenn sie in das Meer gepflanzet oder gesäet wären. Da man sich billig verwun-dern muß, erstlich über den Grund und Boden der Inseln, worauf sie stehen müssen, dass sie das Meer nicht abwäscht und hinwegflößet. Es sind aber die Inseln gemeiniglich mit hohen gewaltigen großen Steinfelsen und Klippen um-geben, die aus dem Meer gewachsen sind, darauf, meinen etliche, stehen sie auch. So ist sich auch zu verwundern über die Fruchtbarkeit der Inseln, über den Ackerbau und lieblichen Früchte, die darinnen wachsen, ja über die Menschen und Völker, die darinnen wohnen, wo sie doch anfänglich hineingekommen sind. Denn es wohnen ja so viele tausend Menschen im Meer, als auf Erden. Da lasset uns Gottes Wunder bedenken: dieweil das Meer größer ist, denn die Erde, so hat Gott nicht gewollt, dass so ein großer Teil der Welt ohne Menschen sein sollte. Daher hat er die Inseln mitten in das Meer gesenket und gegründet, auf dass alle Wohltaten und Gaben Gottes in dem Meer offenbar würden. Und hat auch den Leuten, so im Meer wohnen, sein göttliches Wort und Evangelium geoffenbaret und predigen lassen durch die heiligen Apostel. Und hat das Meer und Trockene bewegt, nachdem kommen ist aller Heiden Trost, Hag. 2,7.8.
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33. Fürs andere sollen wir uns billig verwundern über der großen Menge der Meertiere; denn man schreibt, dass ja so viele und mancherlei Tiere im Meere sein, als auf Erden. Sonderlich ist das hoch zu verwundern, dass zu gewisser Zeit die große Menge der Fische sich aus der Tiefe hervortut, und in großen Haufen, als eine Herde Schafe, sehen läßt, und sich den Menschen in die Höhe gibt und zur Speise darbietet. Ja das Meer ist eine große wunderbare Speise-kammer Gottes, daraus er den größten Teil der Welt speiset, ja, daraus die edelsten Früchte und Gewürze kommen. Daher kommen die Perlen, der Agat-stein, die Korallen.
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34. Zum dritten müssen wir die Schifffahrten betrachten, dass Gott der erste Erfinder der Schifffahrer sei, bezeuget die Arche Noä. Denn er hat demselben befohlen, das wunderbare Schiff der Arche zu bauen, und mit Pech inwendig und auswendig zu begießen, 1 Mos. 6,14. Und ist denkwürdig, dass geschrieben ist, Gott habe die Türe hinter ihm zugeschlossen, sobald Noa und die Seinen in den Kasten gegangen, 1 Mos. 7,16. Hierüber gibt uns das B. Weish. 14,2.3. seq. eine feine Erklärung. Das Schiff ist erfunden, Nahrung zu suchen, und der Meister hat es mit Kunst zubereitet; aber deine Vorsichtigkeit, o Vater! regieret es. Denn du im Meer Wege gibst, und mitten unter den Wellen sichern Lauf, damit du be-weisest, wie du an allen Enden helfen kannst, ob auch jemand ohne Schiff sich ins Meer begäbe. Doch weil du nicht willst, dass es ledig liege, was du durch deine Weisheit geschaffen hast, geschieht es, dass die Menschen ihr Leben einem geringen Holz vertrauen, und behalten werden im Schiff, damit sie durch des Meeres Wellen fahren. Denn auch vor Alters, da die hochmütigen Riesen umgebracht wurden, flohen die, an welchen Hoffnung blieb, die Welt zu mehren in ein Schiff, welches deine Hand regierte, und ließen also der Welt Samen hinter sich. Denn solches Holz ist Segens wohl wert, damit man recht handelt.
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35. Von den wunderbaren und unerhörten Schifffahrten, so bei Menschen Ge-denken in die allerweitesten Örter gegen Abend und Morgen geschehen, wird Wunder geschrieben, daß man auch dieselben Bücher ohne große Verwun-derung nicht lesen kann. Und dieselben großen weiten Schifffahrten und ge-waltige Taten, werden zuwege gebracht durch Kunst und Hilfe des Magnets, welches sonst ein unachtbarer Stein ist, und kann doch auf dem Meer so große Dinge ausrichten, und den Schiffleuten den rechten gewissen Weg zeigen, wie sie ihre Schifffahrt regieren sollen, ohne welchen Magnet oder Kompass die Schiffleute auf dem Meer nicht wüßten, wo sie wären, oder wohin sie sollten. Denn der Magnet wendet sich alle Wege gegen Mitternacht, aus eingepflanzter himmlischer Eigenschaft; daraus haben sie ihre Nachrichten. Von denselben wunderbaren Schifffahrten, und was für Länder und Inseln, Völker und König-reiche dadurch entdeckt worden, sind viele Bücher geschrieben, die hier zu lange zu erzählen wären.
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36. Letztlich gedenket David insonderheit der Walfische, da er spricht: Da sind Walfische, dass sie darinnen scherzen, Ps. 104,26. Dieser Fisch stellet uns sonderlich die große und schreckliche Gewalt Gottes vor die Augen, denn dazu auch Gott der Herr selbst das Exempel des Walfisches anführet, da er zu Hiob also redet: Kap. 40,13.14.18. Kap. 41,9.11.16.22. Seine Knochen sind fest wie Erz, seine Gebeine sind wie eiserne Stäbe; er ist der Anfang der Wege Gottes, schlucket in sich den Strom, und achtet es nicht groß, und läßt sich dünken, er wolle den Jordan mit seinem Munde ausschöpfen. Seine Nase glänzt wie ein Licht, seine Augen sind wie die Augen der Morgenröte. Aus seiner Nase geht ein Rauch, wie von heißen Kesseln. Wenn er sich erhebet, so entsetzen sich die Starken, und wenn er daher bricht, so ist keine Gnade da. Er macht, dass das tiefe Meer siedet, wie ein Topf, und rühret es unter einander, wie man eine Salbe menget.
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37. Aus diesem allem sollen wir nun erkennen lernen Gottes Allmacht, in der Größe des Meers: (Wer misset die Wasser mit seiner Faust? Jes. 40,12. Unser Gott im Himmel kann tun, was er will, im Himmel und auf Erden, im Meer und in allen Tiefen, Ps. 135,6.) Gottes Weisheit in den großen Wundern des Meers, Gottes Gütigkeit in den mancherlei Geschöpfen, Gütern und Gaben des Meeres, Gottes Reichtum in der großen Menge der Tiere im Meer, und ihn in allen seinen Werken loben, ehren und preisen.
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38. III. So haben wir uns auch hiebei zu erinnern, dass wir in Gottes Wort zweier-lei Meer haben: Ein Angstmeer, oder ein Meer der Trübsal, und ein Gnadenmeer. Die Welt und unser elendes Leben ist nichts anders, denn ein ungestümes Meer. Denn gleichwie das Meer nimmer stille ist, sondern allezeit mit Winden und Wellen bewegt wird; also ist die Welt auch und unser Leben. Wenn man meint, man will die beste Ruhe haben, ehe man sich versieht, kommt ein Sturmwind, der das ganze Leben, Leib und Seele unruhig macht. Gleichwie auch das Meer ab- und zufließt, und nimmer stille steht, bald fließt es zurück, bald kommt es wieder, und ist in steter Bewegung; also ist es mit dem Zeitlichen auch, bald kommt es, bald fährt es wieder hin, und ist im steten Ab- und Zufluß. Und wie des Meeres Ab- und Zufluß eine verborgene Ursache hat; also kommt alle Verän-derung des menschlichen Zustandes aus verborgenem Rat Gottes, wie der Prophet sagt: Ich der Herr, der ich das Meer bewege, Jes. 51,10. Jer. 31,35. Wenn er sprach, und ein Sturmwind erregete Ps. 107,25. seq. Es kommt alles von Gott, Glück und Unglück, Armut und Reichtum, Leben und Tod, Sir. 11,12. Wie wir auch sehen, dass alle süße Wasser, wenn sie ins Meer fließen, so werden sie bitter und salzig; also alle Süßigkeit, Lieblichkeit, Herrlichkeit, Wollust, Ehre, Reichtum dieser Welt, ob es einem Menschen noch so süß Wasser ist, wird es ihm doch endlich bitter und salzig. Und die sich allzusehr darauf ver-lassen, verlieren ihren süßen, himmlischen Trost, und ersaufen in der Bitterkeit, der Furcht und Traurigkeit dieser Welt. Wie auch im Meer große Sandberge, daran oft die Schiffe zu Stücken laufen, also laufen viele Leute hinein mit vollem Segel in den Geiz und sandigen Reichtum, dass sie darinnen stecken bleiben, und nicht loskommen können, bis sie ersaufen. Gleichwie auch das Meer alle toten Körper auswirft, und keinen behält, also speiet uns endlich die Welt auch aus. Sie kann und will uns in die Länge nicht behalten, darum sollen wir bei Zeiten einen sichern Hafen und Anfahrt suchen am Lande der Lebendigen. Wie man auch auf dem Meer ohne Magnet irre fähret, und keinen gewissen Weg treffen kann, und der Magnet sich allezeit gegen Mitternacht wendet, also ist unser Magnet, Christus Jesus, unser Herr, der unsere Herzen zu sich wendet und zeucht gegen den Himmel, auf dass wir nicht irre fahren auf diesem Meere der Welt. Wie auch eine unglaubliche Tiefe des Meers ist, die kein Mensch ergründen kann, wie Hiob sagt: Kap. 38,16. Bist du in die Tiefe des Meeres kommen, und hast in den Fußstapfen der Tiefe gewandelt? Also ist eine un-glaubliche Tiefe unserer Sünden, unsers Jammers und Elendes. Aus der Tiefe, Herr, rufe ich zu dir. Ps. 130,1. Item: Deine Flut rauschet daher, dass hie eine Tiefe und da eine Tiefe brauset. Alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich, Ps. 42,8. Also haben wir nichts, denn ein Angstmeer und ein Meer der Trübsal.
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39. Wider dieses tiefe Meer unserer Sünden, Jammers und Elendes haben wir nun das Gnadenmeer und vielerlei Trost.
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40. Der erste Trost ist, dass Gott dawider die große Tiefe seiner Gnade und Barmherzigkeit eröffnet hat, als der Prophet spricht: Er wird sich unser erbarmen, und unsere Sünden in die Tiefe des Meers werfen, Mich. 7,19. Und wie die Ägypter alle im roten Meer ersoffen, 2 Mos. 14,28. also sollen alle unsere Sün-den in dem blutroten Meer des Blutes Christi ersaufen, und soll keine überblei-ben. Denn ist das Sündenmeer grundlos und tief, so ist Gottes Gnade und Christi Verdienst noch tiefer und grundloser.
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41. Der andere Trost ist, dass Gott allewege die größten Wunder und Erlösung im Wasser getan hat, und dass der Herr Christus allewege seinen Jüngern, da sie Not litten auf dem Meer, zu Hilfe kommen sei, Matth. 8,26. als da der Herr in der Nacht auf dem Meer wandelte, und dem sinkenden Petro die Hand reichte, Matth. 14,31. Also erscheinet Christus nicht lieber, denn auf dem Meer der Trüb-sal, da offenbaret er sich im Kreuze, da lässet er seine Gegenwart, Hilfe und Trost sehen, und bezeiget sich als einen Nothelfer. Wenn du durchs Wasser gehest, will ich bei dir sein, dass dich die Flut nicht ersäufe, Jes. 43,2. Es soll dich das Wasser der Trübsal nicht überwältigen.
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42. Der dritte Trost wird vom Propheten Sach. Kap. 14,8. mit diesen Worten be-schrieben: Zu der Zeit werden frische Wasser aus Jerusalem ins Meer fließen, gegen Morgen und Mittag. Und der Prophet Ezech. Kap. 47,8. siehet ein Gesicht, dass aus dem Tempel neben dem Altar ein Wasser fließe ins Meer, und von einem Meer ins andere, und davon werden die Wasser im Meer gesund; ja alles, was darinnen lebet und webet, dahin diese Ströme kommen, das soll leben. Bedeutet, dass Gottes Gnaden- und Trostbrunnen durch seinen heiligen Geist überfließen werde, in Verkündigung des Evangelii, und werde das bittere Meer des Kreuzes aller betrübten Herzen süß und gut machen, dass das liebe Kreuz ein heilsames Wasser des Lebens, nicht ein totes bitteres Meer sein soll. Daher David spricht: Ich hatte viel Bekümmernis in meinem Herzen, aber deine Tröstun-gen erquicken meine Seele, Ps. 94,19.
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43. Der vierte Trost wider das ungestüme Meer dieser Welt stehet in diesen Worten: Ps. 65,8. Der du stillest das Brausen des Meeres, das Brausen seiner Wellen, wenn sie sich erheben, und das Toben der Völker, wenn die Völker unruhig werden, blutdürstig, und brausen wie ein ungestümes Meer. Ist allent-halben Furcht und Schrecken vor Krieg und Verwüstung, so kanns Gott mit einem Wort stillen, wie der Herr Christus, da er Wind und Meer bedräuet, Matth. 8,26. Herr, die Wasserwogen brausen sehr und sind groß, aber der Herr ist noch größer in der Höhe, Ps. 93,4.
Danksagung, dass Gott Wasser und Meer geschaffen.
O wunderbarer Gott, wie kann ich deine Werke, die du in Erschaffung des Meeres und Wassers erwiesen, und noch täglich in Zusammenhaltung der-selben, in Hervorbringung der mancherlei Fische, Meerwunder und andern unzähligen Nutzen erweisest, genugsam erkennen? Und doch ist dieses alles nichts gegen dem unergründlichen Meer deiner Liebe gegen die Menschen, dass du alle ihre Sünden in die Tiefe des Meeres werfen, und sie mit Trostströmen des lebendigen Wassers erquicken willst. Ach, gieß diese deine Liebe aus in mein Herz durch den heiligen Geist! Wenn alle Wasserwogen und Wellen des Angst-meers in der Welt wüten und wallen, so erhalte mich und zeuch mich heraus, dass ich getrost singen und rühmen könne: Gott ist unsere (meine) Zuversicht und Stärke etc., Ps. 46.