DAS DREIZEHNTE KAPITEL. (4.B./2.T./13.K.)

 

GOTTES LIEBE IST IN ALLEN SEINEN WERKEN,

AUCH IN DEM, WENN ER DEN MENSCHEN STRAFET.

 

Inhalt.

1) Gott behält und beweiset auch in der Züchtigung und Strafe seine Liebe. 2) Darum soll der Mensch auch im Aufnehmen der Strafe seine Liebe gegen Gott behalten, 3) und täglich ringen, zum höchsten Grad der Liebe zu kommen.

 

Du gewaltiger Herrscher richtest mit Gelindigkeit, und regierest uns mit vielem Verschonen. Weish. 12,18.

 

Wir haben zuvor gehöret, dass Gottes Liebe sei eine Anfängerin, und eine Wur-zel aller Werke und Wohltaten gegen den Menschen. Dieweil aber dem also, und aber die Züchtigung, so Gott dem Menschen zuschicket, auch Gottes Werk ist, so kann dieselbe nicht ohne Gottes Liebe sein. Denn aller Werke Gottes Anfang ist die Liebe; hätte er nicht geliebt, so hätte er keine Werke getan.

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2. Will nun der Mensch Gottes Liebe beantworten, so muß er auch die Züchti-gung in der Liebe aufnehmen. Derowegen so Gott zürnet über den Menschen, soll der Mensch nicht wieder zürnen; denn Gott hat das nicht verursacht, sondern der Mensch. Wenn Gott den Menschen straft und schilt, soll der Mensch Gott nicht wieder schelten, sondern wie Gott in der Strafe seine Liebe behält, so soll der Mensch im Aufnehmen der Strafe auch seine Liebe behalten gegen Gott. Darum wenn Gott den Menschen richtet, so soll der Mensch Gott nicht wieder richten; denn er findet in Gott keine Ursache des Richtens, wie Gott wohl am Menschen findet. Und das ist die rechte Liebe, die der Mensch Gott schuldig ist, und das ist die rechte Probe.

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3. Darum, wiewohl der Mensch Gott dem Herrn nicht kann gleiche Liebe bezeu-gen, (denn Gottes Liebe gegen den Menschen ist unendlich und vollkommen,) ja, wenn der Mensch schon selbst zu eitel Liebe würde mit Leib und Seele, so wäre er doch nichts gegen Gottes Liebe; doch gleichwohl soll der Mensch von ganzem Herzen und allen Kräften sich befleißigen, dass er täglich zum höchsten Grad der Liebe kommen möge. Und das ist er Gott schuldig, dass seine Liebe sei heilig, züchtig, rein, ohne Falsch, und nicht müde werde, im Kreuz nicht aufhöre; wie Gottes Liebe auch im Kreuz nicht aufhöret, sondern herzlich, brünstig, rein, ohne Heuchelei, immerwährend ist. Denn es wäre ja eine große Schande dem Men-schen, dass er Gott für seine allerheiligste, reinste, herrlichste Liebe gebe eine unreine Liebe, eine falsche Liebe eine Heuchelliebe, da doch dasselbe keine Kreatur tut, die viel unedler ist, denn der Mensch.

 

Gebet um Gnade, Gott auch in der Züchtigung zu lieben.

 

Mein Gott und Vater! gib mir es doch recht zu erkennen, wie alle deine Züchti-gungen aus lauter Liebe herfließen, und zu meinem Besten angesehen sein, daß ich dadurch vom Bösen abgezogen und mit dir vereiniget werde. Laß mich dahero dieselbe mit sanftem Geist und Geduld annehmen und mich bessern, Amen.

 

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