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DIE ONLINE - DOGMATIK
DAS NEUNUNDZWANZIGSTE KAPITEL. (4.B./2.T./29.K.)
ES IST KEIN DING IN DER WELT,
DAS WÜRDIG SEI UNSERER LIEBE,
OHNE DAS UNS WIEDER LIEBEN KÖNNE,
UND UNSERE LIEBE KÖNNE EDLER UND BESSER MACHEN.
Inhalt.
1) Gott allein, und kein leiblich Ding, ist würdig unserer freien Liebe. Denn 1. die leiblichen Dinge sind ja unedler, denn wir; 2) 2. sie können uns auch nicht wieder lieben, und verderben also unsere Liebe.
Lieben Kindlein, habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist.
1 Joh. 2,15.
Dieweil unsere Liebe ist die edelste und würdigste Gabe, und verwandelt unsern Willen in die Natur und Art des Geliebten, also, dass dasjenige, was wir zu aller-erst lieben, herrschet über unsern Willen, und weil es weder billig noch recht ist, 1) dass ein geringes und unwürdiges Ding habe die Herrschaft eines edlern, unser Wille aber geistlich ist, und demnach edler, denn alles, was leiblich ist; derowegen ist kein leiblich Ding würdig unserer Liebe, deswegen weder unser eigener Leib, weder die Tiere, weder Sonne noch Mond, weder Bäume oder Elemente, oder Häuser, oder Äcker, sind würdig unserer freien Liebe. Weil es aber recht und billig ist, dass, was edler, höher und besser ist, herrsche über ein Unedlers und Geringers, Gott aber der Höchste und Edelste ist; derohalben ist Gott allein würdig, dass er von uns geliebet werde. Und also erzwinget die Art und Eigenschaft der Liebe, dass Gott allein von uns geliebet werde im höchsten Grad, und sonst nichts.
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2. Ferner, weil es unbillig ist, 2) dasjenige lieben, von dem man nicht kann wieder geliebet werden, welches auch nicht verstehet, was die Liebe sei, nämlich, des Menschen höchster Schatz; derohalben sollen wir unsere Liebe nicht den toten Kreaturen geben, die uns nicht allein nicht wieder lieben können, sondern verder-ben unsere Liebe, machen dieselbe irdisch, viehisch und zu einer toten Liebe. Weil uns aber Gott über alle Kreaturen liebet, sollen wir billig denselben wieder über alle Kreaturen lieben; denn er verderbet unsere Liebe nicht, sondern macht sie edel, und gibt uns die alleredelste Liebe wieder, welche unsere Liebe weit übertrifft, denn seine Liebe ist ewig und unerschaffen.
Gebet um die Liebe Gottes.
Herr! du bist ja allein würdig zu nehmen Preis und Ehre, und Kraft, und unsere Liebe können wir nicht besser anwenden, als an dir. Ach, hilf mir wählen, was das Beste ist, damit ich nicht den Tod, sondern dich, das wahre Leben, herzlich, beständig über alles liebe, Amen.