DAS VIERUNDDREISSIGSTE KAPITEL. (4.B./2.T./34.K.)
DASS ALLEIN GOTTES LIEBE,
WENN SIE DIE ERSTE IST IM MENSCHEN,
EINE URSACHE IST DER EINIGKEIT UNTER DEN MENSCHEN;
UND ALLEIN DIE EIGENE LIEBE
IST EINE URSACHE DES ZANKS UND UNEINIGKEIT.
Inhalt.
1) Gottes Liebe ist eine Ursache der Einigkeit unter den Menschen. 2) Die Eigen-liebe eine Wurzel der Uneinigkeit, des Zankes, Hasses, Neides etc.
Vor allen Dingen ziehet an die Liebe, welche ist das Band der Vollkommen-heit. Koloss. 3,14.
Wenn ein einiges Gut von allen Menschen gleich geliebt würde, so wäre alle Liebe der Menschen einförmig und einträchtig, und so müßten notwendig die-selben Liebhaber unter einander eins sein, denn sie hätten alle eine Liebe. Wenn nun alle Menschen Gott gleich lieb hätten, so müßten sie notwendig einig sein, und sich unter einander lieben, so wäre Gottes Liebe eine Ursache der Einigkeit unter den Menschen.
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2. Weil aber das nicht geschieht, sondern ein jeder liebt sich selbst, und seinen eigenen Willen, so wird die Liebe getrennt. Und wer seine eigene Ehre liebt und sucht, der liebt eines andern Ehre nicht, sondern hasset sie; daher entsteht die Uneinigkeit unter den Menschen, denn ein jeder zieht seine eigene Ehre andern vor, und wer seinen eigenen Willen und seine eigene Ehre liebt, der macht sich zum Gott. Also sind so viele Götzen in der Welt, so viele Eigenehre und Liebe; daher kommt denn Zank, Haß, Neid und Krieg, denn ein jeder will seine eigene Ehre verteidigen. Also ist die eigene Liebe allein eine Wurzel aller Uneinigkeit in der Welt, Gottes Liebe aber ein Ursprung alles Friedens und Einigkeit.
Gebet um Austilgung der unordentlichen Eigenliebe.
O dass ich die wahre Liebe vor allen Dingen im Glauben anziehen, und damit vor dir, mein Gott! als in dem schönsten Schmuck erscheinen, die eigene Liebe aber, als ein beflecktes Sündenkleid und giftige Wurzel aller Uneinigkeit, ausziehen und wegwerfen möchte. Weil ichs aber aus mir nicht kann, so hilf mir, mein Gott, um deiner ewigen Liebe willen, Amen.