DAS ACHTUNDDREISSIGSTE KAPITEL. (4.B./2.T./38.K.)
VON DER ENDLICHEN UND LETZTEN FRUCHT,
SO DA WÄCHSET AUS DER EIGENEN LIEBE UND FALSCHEN FREUDE, WELCHE DA IST DIE EWIGE TRAURIGKEIT UND EWIGER TOD.
Inhalt.
1) Aus eigener Liebe wird ewige Traurigkeit und Herzeleid, 2) ja ewiger Haß und Vermaledeiung sein selbst entstehen.
So ihr nach dem Fleisch lebet, so werdet ihr sterben. Röm 8,13.
Oben ist angezeiget, dass aus der göttlichen ewigen Liebe wachse und ent-springe ewige Freude. Daraus folget, wo die Liebe Gottes nicht ist, da kann auch nicht sein die ewige Freude, und alles das Gute, so zu der ewigen Freude ge-höret; sondern da ist und muß sein eine ewige Beraubung aller Freuden und alles Guten. Und darum kann daselbst nichts anders sein, denn eitel Traurigkeit und Herzeleid. Denn die Seele des Menschen wird dann in sich selbst gekehret werden, und in ihr selbst befinden, dass sie des ewigen und höchsten Gutes beraubet ist, dazu sie nimmermehr in Ewigkeit wieder kommen kann, und das-selbe durch ihre eigene Schuld. Und ob sie wohl solches sehnlich und mit großem Heulen begehren wird, wird sie es doch nimmer in Ewigkeit erlangen. Daraus nichts denn Herzeleid, Angst und Pein inwendig in der Seele entstehen kann.
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2. Und weil der Mensch nimmermehr in Ewigkeit der schmerzlichen Reue über das verlorne Gut los werden kann, so wird er immer wünschen, dass er gar zu nichte würde, dass er nichts mehr wäre, welches denn auch nimmermehr ge-schehen kann, sondern muß also bleiben, und die Verdammnis in Ewigkeit lei-den. Daraus nichts anders werden kann, denn ein ewiger Haß sein selbst, und dass ein Verdammter sich ewig verfluchen muß; sonderlich, weil er sehen muß seine Schande, seine Häßlichkeit, seine Abscheulichkeit, dadurch er sich selbst nicht wird ertragen, dulden und leiden können, und wirds doch in Ewigkeit ertra-gen müssen. Also wird anstatt der eigenen Liebe kommen eigener Haß und Ver-maledeiung.
Gebet um sein selbst Haß.
Gib mir, mein Gott! die Gnade, hie in mein Herz zu gehen, und dessen Be-schaffenheit recht zu erforschen, mich selbst heiliglich zu hassen, daß ich nicht ewig in der Verdammnis mich hassen, und mir selbst eine unendliche und uner-trägliche Last sein dürfe, durch Jesum Christum, Amen.