DAS NEUNUNDDREISSIGSTE KAPITEL. (4.B./2.T./39.K.)
WIE WIR GOTT UNSERM SCHÖPFER ALLES GEBEN,
UND IHN ALLEIN EHREN SOLLEN.
Inhalt.
1) Gott, unser Schöpfer und Erhalter, ist billig über alles zu ehren; 2) darum hat uns Gott zu vernünftigen Menschen erschaffen. 3) Man ehret aber Gott mit Liebe, Furcht, Gehorsam, Glauben etc. Nichts ist besser, denn Gott ehren; nichts schändlicher, als ihn verunehren.
Kommt, laßt uns anbeten, und knien, und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat. Ps. 95,6.
Weil wir wissen, dass Gott unser Schöpfer, Erhalter und Liebhaber, ja unser Va-ter ist, wem wollten wir billiger alle Ehre und Ehrerbietung geben, denn unserm Schöpfer und Erhalter? Wen wollten wir billiger anrufen, bitten, flehen, ehren, lo-ben und preisen, denn denselben, der uns geschaffen hat? Wem wollten wir ver-trauen? Auf wen wollten wir unsere Hoffnung setzen? Wen wollten wir billiger lie-ben? In wem wollten wir uns billiger freuen? An wem wollten wir unser höchstes Wohlgefallen haben und unsern höchsten Trost? Wen wollten wir anders lieben, als den, der uns zu seinem Bilde geschaffen? Wen wollten wir ehren, als den, der uns so hoch über alle Kreaturen geehret hat? Wem wollten wir uns doch ganz ergeben, als dem, der sich uns ganz ergeben durch seine Liebe, der uns also ge-schaffen, dass wir mit ihm ewig leben, und bei ihm ewiglich bleiben sollen, und uns mit ihm ewig freuen sollen? Wen wollten wir doch billiger lieben und ehren, als den, der uns zu seinen Kindern angenommen, und sich uns zum Vater gege-ben hat?
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2. Darum bedenke, o Mensch, warum dich Gott zu einem vernünftigen Menschen erschaffen hat: dass du ihm alle nämlich deine Sinne und Seelenkräfte geben sollst. Derowegen, weil dich Gott also geschaffen, dass du lieben kannst, so sollst du Gott lieben; weil du etwas erkennen kannst, so sollst du Gott erkennen; weil du etwas fürchten kannst, so sollst du Gott fürchten; weil du etwas ehren kannst, sollst du Gott ehren; weil du beten kannst, sollst du Gott anbeten; und weil du loben und preisen kannst, sollst du Gott loben und preisen; und weil du dich verwundern kannst, sollst du dich über deinen Schöpfer und Vater verwun-dern; und weil du glauben, vertrauen und hoffen kannst, sollst du Gott glauben, vertrauen und auf ihn hoffen; und weil du dich freuen und belustigen kannst, sollst du dich in Gott freuen und belustigen. Und weil in Gott alles ist, und er ver-mag alles unendlicher Weise, so kannst du alles bei Gott und in Gott finden, und tun, was dein Herz wünschet, so du deine Lust an Gott hast.
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3. Daraus folget denn die rechte wahrhaftige Ehre Gottes. Denn wer Gott liebet, der ehret ihn; wer ihn aber nicht liebet, der verunehret ihn. Wer Gott fürchtet, der ehret ihn, und wer ihn nicht fürchtet, verunehret ihn. Also ists mit allen Tugenden und Lastern. Mit Gehorsam ehret man Gott, mit Ungehorsam verunehret man ihn. Also ists mit dem Glauben, mit Hoffnung, mit Lob und Preis, mit Dankbarkeit.
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4. Daraus ist nun offenbar, dass nichts Bessers, Herrlichers, Löblichers, Ehr-lichers, Nützlichers dem Menschen ist, denn Gott ehren; und nichts Schänd-lichers, Abscheulichers, Gräulichers ist, denn Gott verunehren.
Gebet um Gnade, Gott recht zu ehren.
Mein Gott und Herr! weil du mir alles gegeben, was ich habe, und mich um dei-netwillen erschaffen hast, also, dass ich dich erkennen, lieben, fürchten, loben, dir leben und dienen kann und soll; so gib mir doch, um Jesu Christi willen, dass ich dieses alles wohl beherzige, im Glauben, Liebe und Gehorsam dir mich er-gebe, dein sei und bleibe in Ewigkeit, Amen.