ANHANG.

 

1. Des sel. Johann Arndts Informatorium Biblicum.

 

2. Desselben doppeltes Testament.

 

I. INFORMATORIUM BIBLICUM,

ODER ETLICHE ERINNERUNGSPUNKTE,

VON LESUNG DER HEILIGEN SCHRIFT.

 

Zur fleißigen Übung heiliger Schrift, des heiligen Buchs Gottes, solle ja einen jeden getauften Christen bewegen, Gottes seines Vaters hin und her so oft wiederholter ernstlicher Befehl, Deut. 6,6. Kap. 11,17. Sir. 6,37. Kap. 15. Wohl dem, der stets mit Gottes Wort umgehet etc. Sir. 24,38. Kol. 3,16. Ps. 1. und der ganze 119. Ps. Jos. 1,8. Könnte Gott wohl eifrigere Worte hievon gebrauchen, da er also sagt: Laß das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern 1) betrachte es Tag und Nacht. 2) Auf dass du tust und haltest alle Dinge nach dem, was darinnen geschrieben steht; alsdann wird dirs gelingen in allem, was du tust, und wirst weislich handeln können.

----------

2. Der Sohn Gottes befiehlts uns wiederum auch zum öfternmal im neuen Testa-ment, als Joh. 5,39. Forschet in der Schrift etc. Haltet an mit Lesen, bis dass ich komme, 1 Tim. 4,13. Wer es aber lieset, der merke darauf, Matth. 24,15.

----------

3. Endlich beschließt der heilige Geist in der Offenbarung Johannis also: Selig ist, der da höret und lieset die Worte der Weissagung, und behält, was darinnen ge-schrieben ist, Apo.1,3.

----------

4. NB. Welcher nun dies heilige Buch Gottes nicht allen menschlichen Schriften also vorziehet, dass er solches nicht allein vor andern täglich bis in seine Grube lieset und übet, der gibt ein unfehlbares Zeugnis von sich, dass er seines Gottes, der heiligen Dreifaltigkeit, Gebot nicht hoch achte, und er also mit seiner Seligkeit in äußerster Gefahr stehe, die sich in Anfechtungen und am Ende seines Lebens mit seinem ewigen Schaden gewißlich finden wird.

----------

5. Den Sabbat oder Sonntag hat Gott allein zu seinem Dienst abgesondert, ge-heiliget und gesegnet. Wer nun diesen ganzen Tag nicht mit heiligen Werken und Übungen zubringt, der tut wissentlich und vorsätzlich wider seines Gottes Gebot.

----------

6. NB. Die Ursache so großer Blindheit und Gottlosigkeit bei den Christen ist diese: dass unter etlichen tausend Geist- und Weltlichen, (Ezech. 22,8. und 26.) Gelehrten und Ungelehrten gar wenige ihren Sabbat halten, Jes. 58,13.

----------

Unsere Krankheit.

----------

7. Es hat sich ein Christ all sein Lebtag genug zu üben, dass er seinen ange-bornen Erbschaden und Erbsünde recht verstehen lerne, Matth. 15,19. ver-gleichet Christus dein Herz einer vergifteten Wasserader: Aus dem Herzen kommen hervor etc. Jes. 1,6. wird dieser dein Erbschade beschrieben wie eine gar desperate und verzweifelte Krankheit. Laß ferner mit Verwunderung, Jes. 34,13.14.15. und Jes. 13,21.22. da malet dir der heilige Geist das Haus deines Herzens ab, als ein verwüstetes zerstörtes Babel, als eine abscheuliche Kloake und Teufelsgrube, voll Dornen, Nesseln, Disteln, Drachen, Feldteufeln, Kobolden, Mardern, Eulen, Igeln, Feldgeistern etc. welches alles nichts anders ist, als die so viel tausendfältige Verwüstung, die tiefe unergründliche Vergiftung deiner Natur und derselben eingepflanzte tierische, viehische und teuflische Eigenschaften; da in eines jeden Herzen (Natur, Verstand und Willen) des Teufels Reich, und alle seine Eigenschaften eingedrückt, und alle und jede Sünden als ein fesselnder Schlangensamen in einem jedweden gesäet und versenket, obschon nicht alle Sünden mit einander bei einem jeglichen, auch in seinem äußerlichen Leben, sichtbar und tätlich werden. NB. Welches aber keinen vor Gott, auch das ge-ringste nicht, desto reiner und frömmer machet, weil er, als ein Herz- und Nieren-prüfer, alles richtet nach dem Herzen, als dem Samen, Grund und Brunnen-quellen selbsten, und nach dessen Erneuerung und Beschaffenheit.

----------

Unser Arzt.

----------

8. Christus Jesus, der wahrhaftige hochgelobte Gott in Ewigkeit, (1 Joh. 5,20. Röm. 9,5.) der ganzen Schrift einiger Zweck und Kern, Act. 10,43. ist uns ge-geben zu einer Arznei und Reinigung wider solche unsere grundlose Verderbung, (Sach. 13,1. Röm. 5,18.) also, dass in keinem andern Heil, und kein anderer Name etc. Act. 4,12. Der ist worden unser Weg mit seinem Tun und Lehren, Act. 1,1. die Wahrheit in seinem Wort, Joh. 6,68. und das Leben mit seinem über-teuren Verdienst. Du bist erwürget und hast uns erkauft mit deinem Blut, Apoc. 5,9. An ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, Eph. 1,7. und 14. Kol. 1,14. und 20. Besiehe Jes. 45,22. Jes. 53,4.5. Da liegt nun der einige Grund unserer Seligkeit, dass wir allein mit einem bloßen lautern Glauben (als welchen Gott allein hiezu verordnet, Röm. 1,17. Gal. 3,11.12. Hebr. 10,38. Hab. 2,4.) em-pfahen solche Seligmachung und Gerechtigkeit, die uns aus Gnaden in Christo und durch Christum geschenket wird, Phil. 3,9. als nämlich, die überschweng-liche Vaterliebe Gottes, Eph. 1,3.5.6. die hohe und vollkommene Versöhnung mit Gott, 1 Joh. 2,2. durch den vollkommenen Gehorsam Christi, mit Erfüllung des Gesetzes, Gal. 3,13. 2 Kor. 5,21. die ewige Erlösung, Röm. 3,24. die voll-kommene ewige Gerechtigkeit in Christo, die auch der heiligsten Engel Ge-rechtigkeit und Heiligkeit übertrifft; denn Gott ist hie, der gerecht macht, Röm. 8,33. d. i. der Gott (Jehova) ist selber unsere Gerechtigkeit, Jer. 23,6.

----------

Der Bund Gottes mit der gläubigen Seele bestehet aus zwei Stücken.

Das erste siehet auf Gott. Das andere siehet auf die gläubige Seele.

----------

9. Diese unaussprechlichen Schätze der Gnade in Christo, wenn sie das Herz empfindet, ist so lebendig und kräftig in den Gläubigen, dass sie schon ein süßer Vorgeschmack ist des ewigen Lebens, Röm. 8,24. Ich sage noch einmal, es kann nimmermehr mit keiner Zunge ausgesprochen werden, was das für eine göttliche Übung sei, wenn eine gläubige Seele erkennet und empfindet, wie hoch, edel und teuer die Gerechtigkeit in Christo Jesu, die ihr durch den Glauben zugerech-net wird, Phil. 3,8.9. und was der neue Bund sei in Christo, Hose. 2,19. Eph. 5,25. Hebr. 8, 8.12. Jer. 31,31.34. Denn in diesen Bund und Werk unserer Selig-machung verbindet sich Gott also gegen die Seelen, und redet dieselbe gleich-sam also an: Ich, der ewige allmächtige Gott und Vater des Heilandes Jesu Christi, verbinde, verschwöre und verschreibe mich ganz kräftiglich mit dem allerheiligsten Versöhnblut meines Sohnes gegen dir (und allen Menschen auf Erden, die in Erkenntnis ihrer Sünden, mit wahrer Zuversicht auf meinen Sohn Jesum Christum ihren Glauben setzen,) dass ich dir alle deine Sünden vergeben, und aller deiner Missetaten nimmermehr gedenken wolle, sondern spreche dich vom schweren Fluch des Gesetzes los, von der großen Gewalt des Teufels also frei, vor meinem gerechten Zorn also sicher, und vor mir also gerecht und selig, als wenn du das Gesetz erfüllet und für deine Sünden genug getan, ja als wenn du selber ohne Sünde geboren, und nie keine Missetat begangen hättest. Und solches alles um Jesu Christi meines Sohnes willen, der für dich das Gesetz erfüllet, ein Fluch und Schuldopfer geworden, deine Sünden mit seinem gött-lichen Blute abgewaschen, meinen Zorn versöhnet, den Teufel, Hölle, Welt und Tod überwunden, und ewige Gerechtigkeit wieder gebracht. Und nicht allein das, sondern ich will, und hoffe auch, dass du nun hinfort durch Christum eine unauf-lösliche Gemeinschaft mit uns, der ganzen heiligen Dreifaltigkeit, haben solltest; also dass ich will ewig dein lieber Vater sein, und du sollest ewiglich mein lieber Sohn, Tochter und Erbe sein; und er, mein Sohn dein Heiland, soll dein ewiger Mittler und Erlöser und du sein erlöster Bruder, Schwester und Miterbe sein. Ja du sollst ihm, in Kraft seines heiligen Geistes, den er dir mitgeteilet, als seine vertraute Braut ewig zu einem Fleisch vertraut und vereiniget sein. Zu mehrerer Urkund und Versicherung, und zur Stärkung deines Glaubens habe ich dir neben und zum Siegel des heiligen Geistes auf dein Herz und Gewissen aufgedruckt und wiederfahren lassen meine beide große Wundersekret und kräftige Siegel meines neuen Bundes, erstlich die heilige Taufe, als das Sakrament der Wieder-geburt, darnach das heilige Abendmahl, als das Sakrament der wahren lebendi-gen Gemeinschaft, die du trägest mit dem Leib und Blut meines Sohnes, deines Gespons, Herrn und Heilandes und Erlösers, solches rede, schreibe, gelobe, schwöre, bezeuge und versiegle ich, der Herr dein Gott, samt meinem lieben Sohn und dem heiligen Geist, fest und ewig zu halten, und wider alle Vernunft und Höllenpforten an dir, so wahr ich lebe, mit der Tat zu erfüllen. NB. Doch solches alles also und mit dem Bescheid, dass du nun forthin, so lange ich dir das Leben gebe, mir in Heiligkeit und Gerechtigkeit dienen, tüchtig, gerecht und gottselig leben, deinem Erlöser Christo beständig nachfolgen, nicht dir, sondern ihm leben, wider dein Fleisch (darinnen die Welt und der Teufel ihr Reich und ihren Sitz haben) mächtig streiten, in der Heiligung fortfahren, dich von der Be-fleckung des Fleisches und Geistes reinigen, mein Sakrament und Siegel würdig gebrauchen, eine gute Ritterschaft üben, Glauben und gutes Gewissen bis ans Ende behalten sollest. Dazu ich dir denn allezeit den Geist der Weisheit, des Verstandes, des Rats, der Stärke, der Erkenntnis, und der Furcht des Herrn (so du mich ernstlich darum bitten, und mir mit verdammlichen Gewissenssünden nicht widerstreben wirst) reichlich geben und verleihen will.

----------

10. Würdest du aber aus Schwachheit einen oder den andern Fall tun, soll dir solches, woferne du nur darinnen nicht beharrest, sondern dich durch meine Gnade wieder aufrichtest, nicht verdammlich sein, sondern du sollst durch täg-liche Buße je länger je stärker werden an deinem Herrn Christo und in der Macht seiner Stärke an ihm wachsen in allen Stücken, und ich will dich als eine lebendi-ge Weinrebe reinigen, dass du immer mehr und mehr Frucht bringest, und er-füllet werdest mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum ge-schehen in dir, bis dir aus Gnaden beigelegt werde die Krone des seligen Le-bens. Geschehen in dem geheimen Rat der heiligen Dreifaltigkeit, und offenbaret durch unsern beiden Mittler Jesum Christum.

----------

NB. In dieser Welt.

----------

11. NB. NB. Es ist der hohe Verdienst Christi ein solcher überschwenglicher Reichtum seiner Gnaden über uns, Eph. 2,7. ein solcher Reichtum seines herr-lichen Erbes an den Heiligen, und eine solche überschwengliche Größe seiner Kraft an denen, die da glauben, Eph. 1,7.9. dass solcher Verdienst freilich nicht allein eine Bezahlung aller unserer Sünden (wie ihn unverständige gottlose Leute verstümpeln, und sich hierdurch an ihrer Seligkeit übel verkürzen) sondern aus Christo, seinem Leiden, Tod und Auferstehung quillet, als aus einem Heil-brunnen, und entspringet als eine lebendige Frucht und Kraft desselben die neue Geburt oder Erneuerung und Heiligung, ohne welche niemand Gott sehen kann, Heb. 12,14. Und eben darum erkennen wir, da wir in ihm sein und bleiben, indem er uns auch von seinem heiligen Geist gegeben hat, 1 Joh. 4,13. Es gilt auch nichts in Christo Jesu, als eine neue Kreatur, Gal. 6,15. welche, wo sie nicht erfolget, bringet sie die schädliche und monstrosische Missgeburt der Maul-christen, deren die Christenheit jetzt so voll wimmelt. Damit du aber siehest, wie bei allen denjenigen, so in Christo Jesu sind, ein rechtschaffenes Wesen erfolgen muß, Eph. 4,21. so merke mit Fleiß, wie der heilige Geist die durch den Glauben erteilte Seligmachung aus Gnaden durch Christum, und die daraus fließende Heiligung, so unzertrennlich zusammensetze: Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes; warum aber? Was ist derselbigen Kraft und Frucht auch an dir? Die Antwort findet sich dabei, dass wir sollen 1) verleugnen das ungöttliche Wesen, und die weltlichen Lüste, und 2) züchtig, gerecht und gottselig leben; züchtig zwar gegen unsern Nebenmenschen, und gottselig gegen Gott, und das alles in dieser Welt, Tit. 2,11. Siehe, hier hast du das ganze wahre Christentum.

----------

12. Christus hat unsere Sünden selbst geopfert an seinem Leibe, das ist eine große Gnade; was ist aber die fernere Kraft und Frucht derselbigen bei denen, die deren genießen? Dass auch wir 1) der Sünden absterben, 2) der Gerechtig-keit leben, 1 Petr. 2,24. Wir halten, dass einer für alle gestorben, 2 Kor. 5,14. Lieber, warum ist er für alle gestorben? Es stehet gleich darauf: Er ist darum für alle gestorben, NB. auf dass die, so da leben (und durch seinen Tod gerecht werden) forthin nicht ihnen, sondern (in einer Gelassenheit) dem leben, der für sie gestorben und auferstanden. Wiederum: Aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben, und dasselbige nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken. Lieber, warum das? NB. dass wir (die Gerechtfertigten) sein, sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, zu welchem uns Gott (durch seine Gerechtfertigung) bereitet hat, dass wir darinnen wandeln sollen, Eph. 2,8.9.10. Besiehe zum Phil. 3. erstlich den 9. und die zwei darauf folgenden Verse, so die Nachfolgung Christi lehren, und dergleichen unzählbare Orte der heiligen Schrift mehr.

----------

13. In Summa, Christus hat gelitten für uns, und uns ein Fürbild gelassen, NB. dass wir sollen nachfolgen seinen Fußstapfen, 1 Petr. 2,21. Das soll und muß nun einmal sein, wie sehr sich auch der eigene Wille dawider setzet, und menschliche Vernunft dawider excipiert.

----------

14. Welches gelassene Fürbild samt seiner Nachfolge uns der heilige Geist also vermählet:

----------

Wie wir Christi Fürbild mögen nachfolgen. Erwäge hier alle Sprüche wohl.

----------

15. Wie Christus beschnitten, also müssen auch die Menschen beschnitten wer-den mit der Beschneidung Christi. Wie aber? durch Ablegung des sündlichen Leibes, den er trägt in seinem Fleisch, Kol. 2,11.

----------

16. Wie Christus getaufet, also sagt Christus: Wer mir nachfolget in die Wieder-geburt, Matth. 19,28. Wie Christus die Welt überwunden, Joh. 16,33. Also wer von Gott geboren ist, überwindet die Welt, 1 Joh. 5,4.

----------

17. Wie Christus gekreuziget, also, welche ihm angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden, Gal. 5,24.

----------

18. Wie Christus gestorben, also werden sie auch durch Christum zu gleichem Tode gepflanzt, Röm. 6,5. und sind ihnen selbst und der Welt, wie ein toter Leichnam, gekreuziget, Gal. 6,14. und abgestorben, wie Paulus von den Gläu-bigen zu Kolossen sagt, und redet doch mit den Lebendigen, Kol. 3,3. Röm. 6,11. Wie sollten wir in Sünden wollen leben, der wir abgestorben sein? Röm. 6,2.

----------

Merke hie das Fundament des Gehorsams, nicht des Gesetzes, sondern des Glaubens, Röm. 6,16.

----------

19. Wie Christus begraben und auferstanden, also sind sie auch mit ihm begra-ben durch die Taufe in den Tod, (dass nämlich bei den Getauften die Frucht erfolge, nämlich) dass, gleichwie Christus ist auferwecket von den Toten, also sollen auch wir (nicht mehr in dem alten Leben, dem wir abgestorben,) sondern in einem neuen Leben wandeln, Röm. 6,4.

----------

20. Wie Christus gen Himmel gefahren, also vergessen und verlassen sie, was dahinten ist, Phil. 3,13. und strecken sich nach dem, was droben ist, Kol. 3,2.

----------

21. Wie Christus den Teufel und sein Reich überwunden, und gesessen zur Rechten auf dem Stuhl Gottes, also überwinden sie ihn auch durch des Lammes Blut, Apoc. 12,11. 1 Joh. 2,13.14. Wer überwindet, dem will ich auch geben mit mir auf dem Stuhl zu sitzen, wie ich überwunden habe, und bin gesessen mit meinem Vater auf seinem Stuhl. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt, Apoc. 3,21. In Summa: Was ich getan und gelitten hie, / In mei-nem Leben spät und früh, / Das sollt ihr auch erfüllen.

----------

22. NB. Und solche Nachfolger Christi genießen der rechten lebendigen Kraft seines Verdienstes, erkennen ihn und die Kraft seiner Auferstehung, und die Gemeinschaft seines Leidens, indem sie seinem Tode ähnlich werden, damit sie auch entgegen kommen zur Auferstehung der Toten, 5,10.11.

----------

23. Darum lasset uns immer aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender unsers Glaubens, Hebr. 12,2. als auf das wesentliche Ebenbild Gottes, Kol. 1,15. durch welchen wir wiederum zum Bilde Gottes müssen erneuert werden, Kol. 3,10. Es war dein Herr Christus in der Lehre einfältig, und lehrte doch gewaltig, und nicht wie die Schriftgelehrten, Matth. 7,29. Sein Leben war eine stets währende Verleugnung, Äußerung, Absagung und Verzeihung seiner Herrschaft, seiner Allmacht, seiner Weisheit, seines eigenen Willens, seiner eigenen Liebe, NB. da wird nun nichts anders daraus, du mußt ihm hierin nachfolgen, Matth. 16,24. Luk. 9,23.

----------

Man besiehe das zweite Buch vom wahren Christentum, Kap. 11.

----------

Lieber, willst du dich denn ohne diese Nachfolge Christi getrösten?

----------

24. Weil aber dieses (besonders bei den Angehenden und Ungeübten) fast einer starken Speise gleich siehet, so muß man ihnen diese Lehre vom Leben Christi etwas leichter vortragen, und zu einer Milchspeise also vorbereiten, dass wir zu einem Christen und anfangenden Nachfolger Christi sprechen: Es war dein Erlöser Christus demütigen Herzens, sanftmütigen Geistes, freundlich in Gebär-den, herzlich in Worten, gelind in seiner Antwort, hat aller Menschen Seligkeit herzlich gesucht, niemand verachtet noch verschmähet, gnädig gegen die Sünder, barmherzig gegen die Armen, mitleidig gegen die Elenden, geduldig gegen seine Lästerer, hat sich an niemand gerächet, jederzeit für seine Feinde gebeten, und ihnen Gutes getan bis in den Tod. Lernet solches von mir, spricht Christus, Matth. 11,29. Wer mir nicht nachfolget, der ist mein nicht wert, Matth. 10,38. Was ich getan habe und gelehret, das sollt ihr tun und lehren. Wer nicht folget, und seinen Willen tut, dem ist nicht Ernst zum Herrn. Will aber jemand mein Jünger werden und sein, und mir nachfolgen, der verleugne sich auch selbst, nehme sein Kreuz auf sich täglich, und folge mir nach, Matth. 16,24. Luk. 9,3. Denn wer da saget, dass er in ihm sei, der (NB.) soll auch wandeln, gleich-wie er gewandelt hat, 1 Joh. 2,6. bis dass Christus eine Gestalt in dir gewinne, Gal. 4,19.

----------

Das ist eine gute kurze Theologie.

----------

25. Durch diesen Weg (und keinen andern nimmermehr) wirst du den ewigen wahren Gott kräftiglich erkennen, und den er gesandt hat, Jesum Christum, darin das ewige Leben bestehet, Joh. 17,3. Hie wirst du schmecken die himmlischen Gaben und die Kräfte der zukünftigen Welt, Hebr. 6,4. hiedurch wirst du essen von dem verborgenen Manna, und einen solchen neuen Namen (der Salbung, 1 Joh. 2,27.) bekommen, welchen niemand kennet, denn der ihn empfähet. Apoc. 2,17.

----------

Der Schade des Maulglaubens. Diese Worte merke man wohl.

----------

26. Ein Maulglaube ist ein gefährlich Ding, er führet den Menschen unter der Hoffnung des ewigen Lebens (welches er ihm durch seinen Maulglauben zu erlangen verhofft) der ewigen Verdammnis zu, und NB. ist des tausendlistigen Feindes, des Teufels, der bishero verübte allerüblichste Griff, seithero die gött-liche Lehre vom Glauben wieder so rein hervorgebracht worden, mit welchem er auch bei gottlosen Menschen eben so viel Schaden tut, als zuvor durch die Werke der Gerechtigkeit nimmer. Darum gedenke, und habe diese vier sehr kleinen Sprüche jederzeit bei der Hand und im Gedächtnis: denn mit denselben kannst du gewiß deinen Glauben prüfen und probieren, 2 Kor. 13,5.

----------

27. 1) Durch den Glauben wohnet Christus in unsern Herzen, Eph. 3,17. Darum wirst du bei einem wahren Glauben keine Gemeinschaft finden mit den Werken der Finsternis; denn wie stimmet Christus und Belial überein? 2 Kor. 6,15.

----------

28. 2) Der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet, 1 Joh. 5,4. das ist, deine Fleischeslust, und ander weltlich und hoffärtiges Wesen in dir, 1 Joh. 2,16. Wo der ist, so wirst du nicht mehr wandeln nach den Gelüsten deines Fleisches, und nach dem Lauf der Welt, Eph. 2,3. und dich der Welt Manier, Gebrauch, Ge-wohnheit und Übung nicht mehr gleich stellen, Röm. 12,2. 1 Petr. 1,14.

----------

29. 3) Wer glaubet, der ist aus Gott geboren, 1 Joh. 5,1. Wer aber aus Gott ge-boren ist, der tut nicht Sünde, 1 Joh. 3,9. Und wer noch nicht recht tut, der ist noch nicht von Gott, und wer noch nicht seinen Bruder mit der Tat und Wahrheit lieb hat, 1 Joh. 3,10.15. sondern wer Sünde tut, der ist vom Teufel, daran wird offenbar, wer die Werke Gottes, und die Kinder des Teufels sind, 1 Joh. 3,7.8.10. Joh. 8,39.44.

----------

Fromm leben macht dich zu keinem Wiedertäufer; und gute von Gott befohlene Werke machen dich auch zu keinem Papisten, sondern zu einem rechten guten Christen.

----------

30. 4) Durch den Glauben werden unsere Herzen gereiniget, Act. 15,9. Bei welchen nun das böse adamische Herz, der giftige Brunnquell selbst (wie es Christus Matth. 15,19. beschrieben,) nicht gereiniget und geheiliget wird, da mangelt der rechte Glaube, und ohne diese Heiligung wird niemand Gott sehen, Hebr. 12,14. in Summa: Es trete ab von aller Ungerechtigkeit, der den Namen Christi nennet, 2 Tim. 2,19. denn NB. ohne ein heilig Leben, ohne täglich Wachsen in der Gottseligkeit, und ohne Vollbringung des Willens Gottes, sich viel des Glaubens, des christlichen Namens und Verdienstes Christi rühmen wollen, sind lauter Herr, Herr Geschrei, leere Spreuer, lose Maulbeere, und nichtige Laubwerke, um deßwillen Christus den Feigenbaum verfluchet. Welcher Baum nur blühet oder Blätter trägt, der wird (wahrlich) ins Feuer geworfen werden, Matth. 3,10. Joh. 15,2.

----------

Wie man mit falscher Lehre umgehen soll.

----------

31. Falscher Lehre soll und muß man widersprechen, Tit. 1,9. Und glaub ich für ganz gewiß, wenn man hierinnen dem Rat Gottes gefolget hätte, in der 2 Tim. 2,16. und zum Tit. 3,10. es hätte Gott großen Nutzen und Frucht hiezu verliehen. O wie ein köstlich Ding ists, dass das Herze fest werde, sagt der heilige Geist, zum Hebr. 13,9. Es gehet aber vorher: Man muß sich nicht lassen umtreiben: 1) mit mancherlei Lehre; in seiner Sprache stehet (poikilais), dass, wenn man die Glaubens- und Religionsartikel, wie ein Schneider ein Kleid verbücket, verküppet und verpunzet, dass es tolle, bunt, kraus und künstlich aussiehet. 2) Durch fremde Lehrer, durch deren Bosheit oft der Verstand verkehret, die Seele be-trogen, oder doch sehr inquietieret und unruhig wird, B. Weish. 4,11. Davor die-jenigen, so des heiligen Geistes Rate 2 Joh. 10. folgen, gesichert und gefreiet sein.

----------

NB. Wer die besten Christen.

----------

32. In so viel Religionsstreiten laß die verachtete Einfalt des Worts Gottes deine einige Festung sein, 2 Petr. 3,17. Wortkrieg und Schulgezänk gebären nur Zank, helfen viel zu jetztschwebenden ungöttlichen Wesen, 2 Tim. 2,22. und verrücken unsere Sinnen von der Einfältigkeit in Christo Jesu, 2 Kor. 11,3. Von der Einfältig-keit aber wirst du großen Nutzen und göttliche Erleuchtung erlangen und be-kommen, Ps. 119,130. Ps. 116,6. Matth. 6,21. Die ersten und besten Christen lobten Gott mit einfältigem Herzen, Act. 2,41. Und war dies der Apostel (wie auch noch heute ihrer wahren Nachfolger) einiger Ruhm, dass sie in Einfältigkeit, und nicht in (jetzt überall so üblicher) fleischlicher Weisheit gewandelt haben, 2 Kor. 1,12.

----------

Was von unserm heftigen Disputieren zu halten. Das Wort Gottes bleibt mir wahr, wenn ich schon nicht alle Teufelsausflüchte darüber verstopfen und bemeistern kann. Ist das Reich Gottes da, so ist auch Gott selbst da. Wie man zu unserm in-wendigen Schatz kommen möge.

----------

33. Durch viel und unablässiges Disputieren, ohne wahre Erleuchtung und Le-ben, zur Erkenntnis Christi zu kommen, fehlet sehr vielen. Der richtigste Weg stehet beschrieben 2 Petr. 1,5. und etlichen nachfolgenden Versen: welchen Paulus noch einen köstlichern Weg nennet, 1 Kor. 12,31. und in folgendem 13. Kap. etwas andeutet. Ein verständiger Mensch hält fest an Gottes Wort, und dasselbige ist ihm gewiß, Sir. 33,2.3. Darum wie scheinlich und spitzfindig andere so manchen Spruch zu verstreichen und zu verzwicken wissen, so gedenke du doch allewege nur an demjenigen Spruche Christi: Das Wort, welches ich ge-redet habe, das wird euch richten am jüngsten Tage, Joh. 12,48. Und durch dies einige Mittel widerlegest und überwindest du der alten Schlangen, und ihrer ausgebrüteten pharisäischen Ottergezüchte, vielfältige schlüpfrige Verdrehun-gen, und ihre scharfe, schwarze, zweigabelnde und schnellstechende Zungen, 1 Tim. 6,3. etc. Sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch, sagt Christus, Luk. 17,21. Darum wird dieser große Schatz mit allen seinen Gütern, von den Wieder-gebornen nicht außer, sondern in dem Grund ihrer Seelen je mehr und mehr gesuchet, und durch 1) Bitten, 2) Suchen und 3) Anklopfen gefunden, und wird hiezu unter andern Vorbereitungen vornemlich erfordert, stetige Übung in der Gottseligkeit, 1 Tim. 4,7. unablässiges Beten, 1 Thess. 5,17. die Nachfolgung Christi, die Verleugnung sein selbst, Luk. 9,23. Dadurch wird man teilhaftig der göttlichen Natur, 2 Petr. 1,4. Dadurch wird der innerliche Mensch von Tag zu Tag erneuert, und der Mensch wieder in das Ebenbild Gottes verkläret von einer Klar-heit in die andere, 2 Kor. 3,18.

----------

34. Der Mensch muß immerzu in einem geistlichen Streit leben auf Erden, Joh. 7,1. In der Gottseligkeit gibt es keinen einigen Ruhetag. Der Kampf währet, wie bei Paulo, bis in die Grube hinein, Röm. 7,21. seq. Und solches wegen unsers Fleisches, als in welchem die Welt und das Reich des Teufels ihren Teil, Sitz und Stuhl behalten.

----------

35. Wer nun hie wandelt, 1) nach den Gelüsten seines Fleisches, 2) nach dem Lauf dieser Welt, 3) nach dem Geist, der zu dieser Zeit sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens, Eph. 2,2.3. der wird sterben, Röm. 8,13. Darum merke zu Stärkung dieses Kampfs (so lieb dir deine Seligkeit) die schöne siebenfache Verheißung der Überwinder, und suche sie nach einander auf in der Offenb. Joh. 2, v. 7.11.17.26.27.28. Kap. 3, v. 5.12.21.

----------

36. Ringet darnach, dass ihr durch die enge Pforte eingehet, denn viele werden (das sage ich Jesus Christus euch) darnach trachten, wie sie hinein kommen, und werdens nicht tun können, spricht der Sohn Gottes, Luk. 13,24. Darum siehest du, dass freilich keinen der Weg in Himmel tragen wird. Es wird auch keiner überwinden und selig werden ohne Kämpfen, ohne Ringen, keiner mit Sicherheit und lachendem Munde, sondern Furcht und Zittern, Phil. 2,12. keiner mit Vollbringung seines Willens, oder Zärtlung seines Fleisches, sondern bis aufs Blut widerstehen, Hebr. 12,4. über dem Kämpfen wider die Sünde, ist in des h. Geistes Schule noch der ersten Schulrechte eins. Die schmerzliche Tötung unsers Fleisches ist nur ein erster Grund und Anfang christlichen Lebens, Hebr. 6,1. Darum leide dich als ein guter Kämpfer Jesu Christi, 2 Tim. 2,3. und fahre fort mit der Heiligung, in der Furcht Gottes, 2 Kor. 7,1. denn der überwindet, der wird alles ererben.

----------

NB. Erinnerung.

----------

37. Laß die schöne Predigt Christi deines Lebens einige Regel sein, nämlich das 5. 6. und 7. Kap. Matthäi, und behalte wider alle Versuchung und Einreden nur die letzten Worte an selbiger Predigt, die also lauten: Wer diese meine Rede höret, und tut sie (NB. und tut sie) den vergleiche ich einem klugen Manne. Wer aber diese meine Worte höret, und tut sie nicht, der ist gleich einem törichten Manne, der sein Haus (wahres Christentum und ewige Seligkeit) nur auf den Sand bauet, Matth. 7,24. Mit welcher wohlbedenklichen Rede ich auch diese Schrift will geendet haben, mit angehängter Erinnerung, dass du (Gott liebender Leser) alle angezogenen Sprüche aufschlagest, und daraus erwägest, wie gründlich du von deiner Seligkeit berichtet worden, deswegen nochmalen selbige auswendig lernest, und in deinem bußfertigen Christentum täglich zur Übung richtest, so wirst du in einer Kürze einen solchen Grund deines Christentums gefaßt haben, dessen du dich zeitlich und ewig erfreuen wirst. Dazu ich dir, und allen, denen die Gottseligkeit ein Ernst ist, die Einwohnung und Wirkung der heiligen Dreifaltigkeit, von Herzen mit Gebet und Seufzen wünsche, Amen.

----------

38. Zuletzt, lieben Brüder! freuet euch, seid vollkommen, tröstet euch, habt einer-lei Sinn, seid friedsam; so wird Gott des Friedens und der Liebe mit euch sein, 2 Kor. 13,11. Amen.

 

Als in des sel. Herrn Johann Arndts Lebenslaufe gemeldet worden, wie in seinem Todbette bezeuget, dass er, nach seinen beiden in den Jahren 1610 und 1616 errichteten Testamenten, bei der reinen evangelischen Lehre standhaft geblie-ben, so hat man davon die Auszüge, so weit dieselben sein Glaubensbekenntnis in sich halten, allhie einrücken wollen.

 

- Zum nächsten Kapitel -