Passionszeit
Wenn in der Passionszeit gepredigt wird, ist absehbar, worum es gehen wird. Denn natürlich steht an diesen Tagen das Leiden Jesu im Mittelpunkt. Und wer darüber spricht, wird herausstellen, wie schrecklich es war – und wie unverdient. In Passionspredigten wird hervorgehoben, dass Jesus am Kreuz nicht für eigenen Fehler büßte (die er nicht hatte), sondern für unsere Fehler. Und man staunt zu Recht darüber, dass wir ihm dieses größte aller denkbaren Opfer wert waren. Es wird unterstrichen, dass wir vom Kreuz Christi auf die Liebe Gottes schließen dürfen. Und zuletzt weist man darauf hin, dass wir seine liebende Hingabe am besten auch von unserer Seite mit Liebe und Hingabe beantworten. Denn so macht es Sinn. Nur, sooft wir auch davon predigen: Die klarste Darstellung verhindert doch nicht, dass die Liebe Gottes missverstanden wird. Denn was im Neuen Testament eine konkret auf Christus bezogene und von ihm hergeleitete Erfahrung ist – das wird anschließend als ein abstrakter Lehrsatz aufgefasst, der auch abgesehen von der Person Christi „stimmen“ soll. Und schon wird alles falsch. Denn im Neuen Testament gilt immer, dass Gottes Liebe in Christus begegnet. Ja, Gottes Liebe besteht exakt in dem, was Christus tut, und besteht in nichts anderem! Doch kaum hat man das Neue Testament zugeklappt, ist das gleich vergessen – und man missversteht die Liebe Gottes als ein unveränderliches Merkmal, ein Prinzip oder eine Gewohnheit Gottes. Man hat gelesen, Gott sei „Liebe“, und denkt: „Aha, na gut. Wasser ist nass, Feuer ist heiß, und Butter ist weich. So soll nun also Gott „lieb“ sein!“ Man vergisst aber, woher die Einsicht kam, und man vergisst, an welches Tun sich die Liebe gebunden hat – obwohl Gott doch auf sehr konkrete Weise zu lieben gedenkt. Denn Gott liebt nicht anders als in Christus – und liebt auf die Art, dass er in Christus zugänglich wird. Da hat er versprochen, auch für Gescheiterte und Schuldige offen zu sein! Wenn Gott aber anderswo nicht zugänglich wird und anderswo weder „lieb“ noch „offen“ erscheint, reagieren viele so empört, als hätte man sie betrogen. „Euer Lehrsatz stimmt ja gar nicht!“ rufen sie. „Wenn Gott „Liebe“ ist, warum beendet er nicht den Krieg, den wir gestern angefangen haben? Und warum schenkt er unsren Truppen nicht den Sieg? Wenn Gott so „lieb“ ist, warum macht er nicht auf einen Schlag alle Kranken gesund und alle Armen reich? Wenn Gott Liebe ist, warum erfüllt er nicht unsre Wünsche, so dass wir ein lustiges Leben hätten? Und wenn er Liebe ist, warum gibt‘s dann noch Erdbeben und Überschwemmungen?“ Jedes Kind kennt solche Fragen. Und Erwachsene, die sich klug vorkommen, meinen damit das Evangelium zu widerlegen. Aber bitte – wo stünde im Neuen Testament, Gott sei „lieb“ auf jegliche Weise und in jeder Hinsicht? Nein, das Evangelium redet stets von der Liebe Gottes, die in Christus erscheint. Seine Liebe wird zum Ereignis in Christi Sterben und Auferstehen. Gottes Liebe zeigt sich darin, dass uns Christus einen Weg zur Rettung öffnet. Er erkauft uns die Freiheit, die wir nicht verdienen. Er trägt unsere Strafe und versöhnt uns mit dem Vater! Das ist die konkrete Form, die Gott seiner Liebe gegeben hat. Denn sie „erscheint“ und „besteht“ in Christus (1. Joh 4,9-10). Sie „ist“ in Christus (Röm 8,39; Eph 2,4-6; 1. Tim 1,14) und wird „erkannt“ in Christus (1. Joh 3,16). Gott „erweist“ seine Liebe in Christus (Röm 5,8; 1. Joh 3,1) und konkretisiert sie in ihm (Joh 3,16; Eph 1,4-5; 5,2; Gal 2,20). Genau diese Form nimmt sie an – und in dieser Form sucht sie keiner vergeblich! Wer sie aber in dieser Form nicht will, sondern „anders“ – darf der sich wundern, wenn er sie „anders“ nicht findet? Sie ist jedem gegönnt, wie seltsam er auch sei. In Christus kann und soll er sie haben. Denn das ist Gottes Art der Liebe, dass er uns in Christus die Verdammnis erspart und uns seine Gemeinschaft schenkt! Auf diesem Weg beweist er seine Liebe. Doch man empfängt sie so – oder man empfängt sie nicht. Denn ein Blankoscheck, den man in beliebiger Währung ausbezahlt bekommt, sollte diese Liebe niemals sein. Unser Gott, der zusagt, unsere Seelen zu retten, hat sich damit nicht verpflichtet, uns wahlweise auch glücklich zu machen, reich, gesund, schön, satt oder erfolgreich. Nein! Gottes Liebe nimmt nicht beliebige Formen an, sondern sie hat diese eine Form, dass wir in Christus Gnade erlangen und durch die Gnade den Himmel – das ist der Frieden, den wir auf keine andere Weise erreichen könnten! Doch, wenn wir ehrlich sind, steht nicht jedem der Sinn danach. Und da beginnt die eigentliche Tragödie. Denn die Mehrheit der Menschen begehrt viel eher den Genuss der Welt, als dass sie Gott begehrt. „Ja wie denn?!“ – ruft der Pöbel. „Was soll das für eine Liebe sein, deren Gestalt man sich nicht aussuchen kann? Was soll ich denn anfangen mit Gottes Gnade und Erbarmen? Das kann er gern behalten! Denn ich hätte stattdessen lieber ewigen Frieden, ein großes Haus am Meer und dazu jede Menge Spaß! Ich will niemals mehr krank sein und niemals mehr traurig, das fände ich schön! Die anderen Menschen sollen mich fürchten und lieben, verehren und bewundern! Und am Ende will ich auch niemals sterben müssen. Ich wäre gern der ewige König über mein eigenes Reich, der alleinige Bestimmer, dem die anderen gehorchen! Und wenn Gott wirklich Liebe wäre, wenn seine Liebe etwas taugte, würde er mir meine Wünsche auch erfüllen! Tut er’s aber nicht, so bin ich ihm böse, finde ihn gemein und beschließe, dass es den „lieben“ Gott für mich gar nicht gibt. Denn wenn er mir nichts weiter zu bieten hat und mir nichts Besseres gönnt als seine Gnade und seine Gemeinschaft, dann kann er die gern behalten.“ Ich karikiere leider nicht. Denn genau diese Ignoranz war es, die Jesus vor 2000 Jahren ans Kreuz gebracht hat. Was die Menschen haben wollten, das hatte Jesus nicht im Angebot. Und das viel Kostbarere, das er ihnen stattdessen bot, das wollten sie nicht haben. Einen Messias von Davids königlicher Art, einen Feldherrn und Strategen hätten sie zu schätzen gewusst. Denn Israel war von den Römern besetzt, und im Untergrund warteten viele nur auf ein Signal zum bewaffneten Aufstand. Nur zu gern hätten sie Jesu Popularität genutzt, um in seinem Namen römisches Blut zu vergießen und Jesus nach dem großen Gemetzel zum König auszurufen! So eine mächtige Liebe hätten sie auch mächtig bejubelt – und hätten gern alle bösen Menschen erschlagen, um die Welt gut zu machen! Aber dafür war Jesus nicht zu haben. Und anders (unpolitisch und friedfertig) war ihnen Gottes Sohn nicht willkommen. Freilich, ein Messias als Wundertäter hätte auch Interesse gefunden. Denn an Kranken fehlt‘s ja nie, und eine gute Show fasziniert die Massen: „Hier Jesus, hier ist ein Klumpfuß und dort eine verkrüppelte Hand. Zaubere das mal weg! Wir haben auch Aussätzige und Mondsüchtige, Gelähmte und Besessene, Blinde, Taube und Verrückte. Sei unser Magier, Jesus, und schwinge den Zauberstab, lauf‘ übers Wasser, sage uns die Zukunft voraus und wecke ein paar Tote auf – dann steigt die Zuschauer-Quote von Tag zu Tag, und bald können wir Eintritt nehmen! Los doch, Jesus, beweise Gottes Liebe an meinen Hühneraugen und an meinen Rückenschmerzen, mach‘ die Alten wieder jung und die Krummen gerade. Lass uns alle wieder stark sein und Spaß haben, denn hey, wenn du uns liebst, sollte das doch kein Problem sein!“ Aber Jesus war nicht so. Er wollte nicht auftrumpfen. Und so voller Ernst und Demut, wie er war, war er nicht willkommen und wurde nicht verstanden. Er hätte das Volk mit Geld überschütten können oder mit einem Schwall unwiderleglich-süßer Worte. Er hätte sie mit Gewalt in die Knie zwingen oder mit immer neuen Wundertaten verblüffen können. Er hätte sie mit Vergnügungen bestechen oder mit Vergünstigungen kaufen können. Und diese Sprache hätten auch alle verstanden. Die Massen wären ihm dankbar gefolgt! So eine Liebe Gottes hätten sie um ihrer sichtbaren Vorteile willen geschätzt, hätten sie als nützlich erkannt und sich ihrer gern bedient! Nur eben das ist bis heute der Haken – dass der Mensch in Wahrheit gar nicht Gott sucht, sondern nur die Vorteile, die ihm Gottes Macht verschaffen soll. Ja, das ist seit Jahrtausende das schmutzige Geheimnis aller Religion, dass man gar nicht Gott sucht, sondern nur einen göttlichen Hebel zur Durchsetzung menschlicher Ziele. Man sucht nicht Gott um Gottes willen – nicht, um dem Ehre zu geben, dem sie gebührt! Sondern man sucht Gottes Macht, um sich ihrer zu bedienen. Der Mensch will durch himmlischen Rückenwind reich, stark und gesund werden. Und wie er bereit ist, einem König zu schmeicheln, solange ihm die Speichelleckerei etwas einbringt – genau so schmeichelt der religiöse Mensch auch Gott. Er bejaht aber nicht eigentlich den Allmächtigen, sondern das, wozu er verhelfen soll. Gott soll dem Menschen helfen, die Welt besser zu genießen. Er soll uns wohlwollend alle Widerstände beseitigen. Und solange er das tut, glauben wir ihm auch gern seine Liebe. Aber hey, der Mann aus Nazareth war offenbar kein Genießer. Und die Liebe Gottes, wie sie in Christus erschien, war dem Weltgenuss auch gar nicht förderlich. Nein! Manchem verschönerte die Nachfolge Christi nicht das Leben, sondern sie kostete ihn das Leben. Außer Gott war da gar nichts zu gewinnen! Gottes Liebe brachte nichts ein, außer dieser Liebe selbst! Zu etwas anderem war sie nicht zu gebrauchen! Und eben deshalb, weil man das rechtzeitig merkte, wurde Gottes Liebe verworfen und landete am Kreuz. Der Satan aber wird darüber herzlich gelacht haben. Denn er kannte das Herz des Menschen von Anfang an – und hatte dem Sohn Gottes zu ganz anderen Strategien geraten. Als Jesus in der Wüste war, sprach der Versucher zu ihm: „Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden“ (Mt 4,3). „Denn dafür werden die Menschen dich lieben. Gib ihnen Brot und Spiele, Wein, Weib und Gesang, Sex and Drugs and Rock and Roll, denn darauf stehen sie. Mache sie satt und besoffen – und sie werden dich lieben!“ Aber das war nicht Gottes Art der Liebe, und Jesus lehnte ab. Da stellte ihn der Versucher auf die höchste Zinne des Tempels und sprach: „Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab“ (Mt 4,6). „Denn Gottes Engel werden dich auffangen, und wenn die Masse das sieht, wird sich dich lieben, bejubeln und vergöttern! Nach dieser sensationellen Darbietung werden alle an dich glauben! Du hast es dann allen bewiesen, hast mit einem Schlag alle auf deine Seite gezogen und den Kritikern den Mund gestopft!“ Aber auch das war nicht Gottes Art, Liebe mit Show-Effekten zu erzwingen. Und Jesus lehnte ab. Zuletzt zeigt ihm der Versucher alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sagt: „Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest“ (Mt 4,9). „Dann bist du reich und mächtig, die Menschen mit allem zu beglücken, wonach sie gieren. Und dafür werden sie dich lieben, denn sie lieben immer die Hand, die sie füttert. Du kannst ihre Zuneigung ganz leicht kaufen, denn die Menschen waren schon immer käuflich!“ Aber es war nicht Gottes Art, sich jemand durch Bestechung zu unterwerfen. Und Jesus lehnte ab. Die Sprache, die das Volk verstanden hätte, wollte er nicht sprechen. Und die Sprache, die er stattdessen sprach, verstanden sie nicht. Christus war die Liebe Gottes in Person. Aber diese Art der Liebe war nicht willkommen. Der Bedarf war allzu gering! Und so ist es bis heute, weshalb denn auch die Fragen nicht verstummen: „Wenn Gott Liebe ist, wo bleibt dann mein Wohlstand, wo bleiben dann mein Glück und meine schrankenlose Freiheit? Wo bleibt dann die Bewunderung, die ich doch verdiene, die Gerechtigkeit, der Spaß und die ewige Jugend?“ „Oh, du wirst es nie erlangen!“, muss man solchen Menschen sagen. „Solange du auf dieser Schiene unterwegs bist, kommst du nirgendwo an. Denn nicht die Welt ist verkehrt, und schon gar nicht Gott, sondern du bist verkehrt. Und die Liebe Gottes bietet sich trotzdem an, dich in Ordnung zu bringen. Die Liebe Gottes steht nicht bereit, um die Welt deinen Wünschen anzupassen. Aber sie steht bereit, um zu heilen, was an dir verkehrt ist – obwohl deine Fehler zum Himmel stinken! Du läufst falschen Idealen hinterher, bist stolz und gierig und jammerst über andere Menschen, ohne deine eigene Schuld auch nur zu sehen. Und trotzdem: Dein Schöpfer, nach dem du nicht fragst, der fragt nach dir. Und obwohl er dich nicht braucht, sucht er doch Gemeinschaft mit dir. Eben das ist Gottes Liebe, dass er dir nicht die Welt, sondern seine Nähe schenkt, und sich deiner erbärmlichen Seele trotz allem erbarmen will. Ja, Gott hält es sogar aus, dass du dich so lange von ihm abgewandt und nur dich selbst gesucht hast. Nun will er deine verkorkste Gottesbeziehung in Ordnung bringen und voller Liebe beiseite schieben, was dich von Gottes Liebe trennt! Er ist bereit zu vergessen, dass du seine Liebe so oft mit Worten und Taten ans Kreuz geschlagen hast. Trotzdem sollst du mit Christus zu neuem Leben auferstehen!“ Aber, wen interessiert das schon? Wie viele unserer Zeitgenossen liegen nachts wach und sorgen sich, wie sie mit Gott ins Reine kommen? Es sind wenige. Denn die Gedanken der Menschen kreisen um ganz andere Dinge. Der Arbeitgeber soll endlich ihre Leistung würdigen, und die Frau soll aufhören herumzunörgeln. Die Krankheit soll weggehen, und der Urlaub kommen. Der Stress soll enden, und die Freude wiederkehren. Das Leben ist eine einzige Zumutung und voller Sorge! Aber wer sorgt sich schon um seine Beziehung zu Gott? Wenn‘s viele wären, müssten die Pfarrer etwas davon merken. Denn da wäre Gottes Wort gefragt, Gottes Segen und Gottes Sakrament. Doch, nein – die Liebe, von der Jesus redet, die Liebe, die ihn gesandt hat, jene Liebe, die er in die Welt bringt und die er selber ist – die bleibt ein Ladenhüter. Ja, wollte Gott uns die Welt schenken, das wäre etwas anderes! Doch wenn er uns bloß seine Liebe schenken will, ist das Interesse gering. Und so dürfen wir uns ruhig auch selbst befragen, worauf wir denn eigentlich aus sind. Brauchen wir Gott für dies und das? Oder brauchen wir Gott selbst? Suche wir Vorteile, die uns Gottes Macht verschaffen kann? Oder suchen wir ihn? Soll er ein brauchbares Mittel sein für irgendeinen Zweck? Oder ist er selbst Ziel und Zweck unsrer Wege? Man kann eine Frau lieben, weil sie schön und klug ist. Man kann einen Mann lieben, weil er lustig, charmant und reich ist. Aber liebt man dann wirklich diesen Menschen – oder liebt man doch eher seine Vorzüge? Dieselbe Frage stellt sich in unserer Beziehung zu Gott. Denn viele lieben Gott nur so, wie eine Kuh, die sie melken wollen. Und solcher Eigennutz verdirbt alles. Denn unsere Gottesbeziehung kommt erst in Ordnung, wenn wir keine Nebenabsichten mehr verfolgen, und vor allem, wenn wir Gott überlassen, welche Gestalt er seiner Liebe geben will. Man lasse ihn geben, was er geben möchte, und verlange nichts, was er nicht zu geben bereit ist! Denn Gott in seiner Liebe hat sehr wohl darüber nachgedacht, was wir nötig haben. Und am Ende gab er uns einen Heiland voller Sanftmut und Demut. Es war vielleicht nicht das, was wir bei ihm bestellt hätten! Wir wussten vielleicht nicht mal, dass wir einen Erlöser brauchen! Doch Gott kennt uns genauer, als wir uns selbst kennen. Und wir machen besser nicht den Fehler, das Geschenk seiner Gnade abzuweisen und stattdessen ein anderes zu fordern, das uns besser gefällt. Denn exakt diese Form hat Gott seiner Liebe gegeben, eine andere Form hat sie nicht – und Gott weiß auch genau, warum.
Gebet zur Passionszeit
O, Jesus Christus, Sohn Gottes, du hättest wohl Freude haben können, doch du hast das Kreuz erduldet und die Schande gering geachtet. Dahingegeben in die Hände der Sünder hast du des Todes Bitterkeit geschmeckt und die Not der Gottesferne. Du hast Gehorsam gelernt an dem, was du littest, und warst gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tode am Kreuz. Wir danken dir dafür, Heiland und Erretter, und bitten dich zugleich, dass du uns auch befreist von Hass und Neid, von Hochmut und lieblosem Richten, von Selbstsucht und Härte des Herzens, von Trägheit und Leidensscheu, von kaltem Stolz und feiger Anpassung, von Lebensangst und Todesfurcht. Durch deine Liebe, Herr, hilf uns und stärke uns, dass wir dir nachfolgen in Sanftmut und Demut, dass wir unser persönliches Kreuz geduldig tragen, dass wir in der Verlassenheit zum Vater rufen, uns in seine Hände befehlen und den Glauben festhalten bis zuletzt. Hilf uns, Herr, und stärke uns in der Stunde der Versuchung, im Dunkel der Anfechtung und in der letzten Not. Sammle unter deinem Kreuz alle, für die du gestorben bist, führe herzu, die noch fern sind, und rufe zurück, die dich verloren haben. Bring heim die Irrenden und gehe den Suchenden nach, damit keiner zurückbleibe, sondern wir alle eins werden und Frieden finden in dir.
Bild am Seitenanfang: Christ in the Wilderness
Iwan Nikolajewitsch Kramskoi, Public domain, via Wikimedia Commons