Lieder: Buße
1.
Aus tiefer Not schrei ich zu dir,
Herr Gott, erhör mein Rufen;
dein gnädig Ohren kehr zu mir
und meiner Bitt sie öffen.
Denn so du willt das sehen an,
was Sünd und Unrecht ich getan,
wer kann, Herr, für dir bleiben?
2.
Bei dir gilt nichts, denn Gnad und Gunst,
die Sünde zu vergeben;
es ist doch unser Tun umsonst
auch in dem besten Leben.
Für dir niemand sich rühmen kann,
des muss dich fürchten jedermann
und deiner Gnaden leben.
3.
Darum auf Gott will hoffen ich,
auf mein Verdienst nicht bauen;
auf ihn mein Herz soll lassen sich
und seiner Güte trauen,
die mir zusagt sein wertes Wort,
das ist mein Trost und treuer Hort,
des will ich allzeit harren.
4.
Und ob es währt bis in die Nacht
und wieder an den Morgen,
doch soll mein Herz an Gottes Macht
verzweifeln nicht, noch sorgen.
So tu Israel rechter Art,
der aus dem Geist erzeuget ward,
und seines Gotts erharre.
5.
Ob bei uns ist der Sünden viel,
bei Gott ist viel mehr Gnaden,
sein Hand zu helfen hat kein Ziel,
wie groß auch sei der Schaden.
Er ist allein der gute Hirt,
der Israel erlösen wird
aus seinen Sünden allen.
Dr. M. Luther, 1524.
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1.
Höchster König, Jesu Christ,
der du groß und schrecklich bist,
der du willst umsonst das Leben
allen Auserwählten geben,
Brunnquell aller Gütigkeit,
führ auch mich zur Himmelsfreud.
2.
Frommer Herr, ach höre mich
und erinnre gnädig dich,
dass du in die Welt bist kommen,
Kreuz und Tod auf dich genommen,
dass ich dort an jenem Tag
aller Qual entgehen mag.
3.
Du hast eher nicht gerast,
bis du mich gefunden hast,
bist am Kreuz für mich gestorben,
dass du meine Seel erworben;
o lass solche Müh und Pein
an mir nicht verloren sein.
4.
Rechter Rächer aller Schuld,
ich begehre deine Huld,
lass Vergebung meiner Sünden
mich bei deiner Güte finden,
eh der große Tag einfällt,
der zur Rechnung ist bestellt.
5.
Ich beseufze meine Tat,
die den Zorn verdienet hat;
es erröten meine Wangen
über dem, was ich begangen.
Ach, ich bitt in solcher Not:
Schone meiner, treuer Gott!
6.
Weil Maria fand Genad,
da sie tränend Buße tat,
weil dem Schächer ward gewähret,
was sein Mund von dir begehret,
setze billig auch noch ich
meine Hoffnung fest auf dich.
7.
Mein Gebet ist zwar nicht wert,
dass ihm solches widerfährt;
aber du, mein Hort, verhüte
aus unendlich großer Güte,
dass nicht in der Höllen Weh
ich in Ewigkeit vergeh.
8.
Hilf, dass, wo du stellest hin
deine Schäflein, ich auch bin;
reiß mich ferne von den Böcken,
die ein strenger Spruch wird schrecken;
lass mich zu der Rechten stehn
und zur Herrlichkeit eingehn.
9.
Wenn du wirst in deinem Grimm
durch des strengen Urteils Stimm
zu der Höllen Pfuhl und Flammen
die verfluchte Schar verdammen,
sprich mir, wie den Frommen, zu:
Komm, Gesegneter, auch du!
10.
Dass ich in des Himmels Saal
unter deiner Heilgen Zahl,
die du selber ausgesöhnet
und mit Unschuld hast gekrönet,
freudenvoll, ohn einig Leid,
leb in alle Ewigkeit.
Andreas Gryphius, 1659.