Lieder: Vaterunser und Gebet
1.
Vater unser im Himmelreich,
der du uns alle heißest gleich
Brüder sein und dich rufen an,
und willst das Beten von uns ha’n;
gib, dass nicht bet’ allein der Mund,
hilf, dass es geh’ von Herzensgrund.
2.
Geheiligt werd’ der Name dein,
dein Wort bei uns hilf halten rein,
dass auch wir leben heiliglich,
nach deinem Namen würdiglich.
Behüt’ uns, Herr, vor falscher Lehr’,
das arm’ verführte Volk bekehr’.
3.
Es komm’ dein Reich zu dieser Zeit
und dort hernach in Ewigkeit;
der Heil’ge Geist uns wohne bei
mit seinen Gaben mancherlei;
des Satans Zorn und groß’ Gewalt
zerbrich, vor ihm dein Kirch’ erhalt.
4.
Dein Will’ gescheh, Herr Gott, zugleich
auf Erden wie im Himmelreich;
gib uns Geduld in Leidenszeit,
gehorsam sein in Lieb’ und Leid;
wehr’ und steur’ allem Fleisch und Blut,
das wider deinen Willen tut!
5.
Gib uns heut’ unser täglich Brot
und was man braucht zur Leibesnot;
b’hüt uns, Herr, vor Unfried’ und Streit,
vor Seuchen und vor teurer Zeit,
dass wir in gutem Frieden stehn,
der Sorg und Geizes müßig gehn.
6.
All unsre Schuld vergib uns, Herr,
dass sie uns nicht betrübe mehr,
wie wir auch unsern Schuldigern
ihr’ Schuld und Fehl’ vergeben gern;
zu dienen mach’ uns all’ bereit
in rechter Lieb’ und Einigkeit!
7.
Führ’ uns, Herr, in Versuchung nicht;
wenn uns der böse Geist anficht
zur linken und zur rechten Hand,
hilf uns tun starken Widerstand,
im Glauben fest und wohlgerüst’t
und durch des Heil’gen Geistes Trost.
8.
Von allem Übel uns erlös’,
es sind die Zeit und Tage bös;
erlös’ uns vom ew’gen Tod
und tröst’ uns in der letzten Not;
bescher’ uns auch ein selig End’,
nimm unsre Seel’ in deine Händ’.
9.
Amen, das ist, es werde wahr!
Stärk unsern Glauben immerdar,
auf dass wir ja nicht zweifeln dran
was wir hiermit gebeten hab’n
auf dein Wort in dem Namen dein:
So sprechen wir das Amen fein.
Martin Luther 1539.
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1.
O Gott! der du in Liebesbrunst
ganz gegen uns entbrennest
und dich aus unerforschter Gunst
selbst unsern Vater nennest;
der du im hohen Himmel bist
und alles siehst, was niedrig ist,
auch uns selbst hast gelehret,
wie man recht kräftig beten soll:
gib, dass der Mund dich Eifers voll
von ganzem Herzen ehret.
2.
Lass deines hohen Namens Ruhm,
dem sich die Throne beugen
und dem der Engel Fürstentum
pflegt Ehre zu erzeigen,
vor dem sich Luft und Erdreich bückt
und die erschrecklich Höll erschrickt,
bei uns dreiheilig heißen.
Gib reine Lehr und hilf dazu,
dass wir uns, großer Gott, wie du,
der Heiligkeit befleißen.
3.
Vergönn uns, Herr, dein Gnadenreich
auch noch in diesem Leben,
bis dass wir dermaleinst zugleich
mit dir in Freuden schweben.
Dein werter Geist, der wohn uns bei,
dass unser Herz nicht irdisch sei;
er schenk uns seine Gaben,
dass wir in dieser Wanderzeit
den Vorschmack süßer Ewigkeit
und Himmelssehnung haben.
4.
Herr, was du willst und dir gefällt,
muss auch vollendet werden;
gleichwie in deinem Himmelszelt,
also bei uns auf Erden.
Hilf, dass wir dir gehorsam sein
in Lieb und Leid, in Lust und Pein.
Lass uns, wenn du betrübest,
bedenken, dass du, Herr, uns schlägst
und es also zu machen pflegst
mit denen, die du liebest.
5.
Gib uns heut unser täglich Brot
und was den Leib ernähret.
Wend ab die schwere Kriegesnot,
die Leut und Land verheeret,
dass wir gesund in Fried und Ruh
das kurze Leben bringen zu,
gesegn all unsre Sachen.
Treib Teurung ab und Pestgefahr.
Hilf, dass wir dir uns trauen gar
und dich nur lassen machen.
6.
Dass unsre sündge Adamsart
durch schreckliches Verbrechen
gar oftmals ist dein Widerpart,
wollst du, o Herr, nicht rächen;
gleich wie auch wir aus Herzensgrund
denselben, die durch Tat und Mund
uns Leid antun, vergeben.
Herr, gib uns einen sanften Geist,
der auch denselben Guts erweist,
die uns stehn nach dem Leben.
7.
Verleih auch einen Heldenmut,
wenn wir jetzt sollen kämpfen
mit Teufeln, Welt und unserm Blut;
hilf, dass sie uns nicht dämpfen.
Sei du der rechte Mittelsmann
und nimm dich unser treulich an;
lehr unsre Arme kriegen,
dass wir behalten Oberhand
und, wenn der Feind ist übermannt,
mit großen Freuden siegen.
8.
Und weil in diesem Jammertal
nichts Gutes ist zu hoffen,
weil nichts als Elend, Müh und Qual
allhier wird angetroffen;
so steh uns in dem Unfall bei
und mach uns von demselben frei;
bis dass die Zeit wird kommen,
dass wir zu deiner Herrlichkeit
aus sterblicher Beschwerlichkeit
ganz werden aufgenommen.
9.
Denn dein, Herr, ist das Reich und Thron:
wir sind die Untersassen.
Es muss vor deiner Allmacht Kron
all ander Macht verblassen.
Ob alle Welt gleich wird vergehn,
bleibt deine Kraft doch ewig stehn:
Lob, Preis sei deinem Namen.
Weil Jesus selbst so bitten heißt
und uns die rechte Betkunst weist,
sind wir erhöret. Amen.
Joh. Frank +1677.
Mel. An Wasserflüssen Babylon etc.
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1.
Nach dir, o Herr, verlanget mich,
Du bist mein Gott, ich hoff auf dich,
Ich hoff und bin der Zuversicht,
Du werdest mich beschämen nicht.
2.
Der wird zu Schanden, der dich schändt,
Und sein Gemüte von dir wendt,
Der aber, der sich dir ergibt
Und dich recht liebt, bleibt unbetrübt.
3.
Herr, nimm dich meiner Seelen an
Und führe sie die rechte Bahn,
Lass deine Wahrheit leuchten mir
Im Steige, der uns bringt zu dir,
4.
Denn du bist ja mein einzigs Licht,
Sonst weiß ich keinen Helfer nicht.
Ich harre dein bei Tag und Nacht:
Was ist’s, das dich so säumend macht?
5.
Ach! wende, Herr, dein’ Augen ab
Von dem, wo ich geirret hab.
Was denkst du an den Sündenlauf,
Den ich geführt von Jugend auf?
6.
Gedenk, o meines Lebens Hort,
An deine Güt und süßes Wort,
Damit dein Herz zu trösten pflegt
Das, was sich dir zu Füßen legt.
7.
Der Herr ist fromm und herzlich gut
Dem der sich prüft und Buße tut.
Wer seinen Bund und Zeugnis hält,
Der wird erhalten, wenn er fällt.
8.
Ein Herz, das Gott von Herzen scheut,
Das wird in seinem Leid erfreut,
Und wenn die Not am tiefsten steht,
So wird sein Kreuz zur Wonn erhöht.
9.
Nun, Herr, ich bin dir wohlbekannt,
Mein Geist der schwebt in deiner Hand;
Du siehst, wie meine Seele tränt
Und sich nach deiner Hilfe sehnt.
10.
Die Angst, die mir mein Herze dringt
Und daraus so viel Seufzer zwingt,
Ist groß: du aber bist der Mann
Dem nichts zu groß entstehen kann.
11.
Drum steht mein Auge stets nach dir,
Und trägt dir mein Begehren für:
Ach! lass doch, wie du pflegst zu tun,
Dein Aug auf meinen Augen ruhn.
12.
Wenn ich dein darf, so wende nicht
Von mir dein Aug und Angesicht,
Lass deiner Antwort Gegenschein
Mit meinem Beten stimmen ein.
13.
Die Welt ist falsch, du bist mein Freund,
Der’s treulich und von Herzen meint.
Der Menschen Gunst steht nur im Mund,
Du aber liebst von Herzengrund.
14.
Zerreiß die Netz, heb auf die Strick
Und brich des Feindes List und Tück;
Und wenn mein Unglück ist vorbei,
So gib, dass ich auch dankbar sei.
15.
Lass mich in deiner Furcht bestehn,
Fein schlecht und recht stets einher gehn,
Gib mir die Einfalt, die dich ehrt,
Und lieber duldet denn beschwert.
16.
Regier und führe mich zu dir,
Auch andre Christen neben mir.
Nimm was dir missfällt von uns hin,
Gib neue Herzen, neuen Sinn.
17.
Wasch ab all unsern Sündenkot,
Erlös’ aus aller Angst und Not,
Und führ uns bald mit Gnaden ein
Zum ew’gen Fried und Freudenschein.
Paul Gerhardt +1676.
Mel.:
Ihr lieben Christen, freut euch nun.
Wenn wir in höchsten Nöten sein.
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1.
Herr, höre, was mein Mund
Aus innerm Herzengrund
Ohn alle Falschheit spricht:
Wend, Herr, dein Angesicht,
Vernimm meine Bitte.
2.
Ich bitte nicht um Gut,
Das auf der Welt beruht,
Auch endlich mit der Welt
Bricht und zu Boden fällt
Und mag gar nicht retten.
3.
Der Schatz, den ich begehr,
Ist deine Gnad, o Herr,
Die Gnade, die dein Sohn,
Mein Heil und Gnadenthron,
Mir sterbend erworben.
4.
Du bist rein und gerecht,
Ich bin ein böser Knecht;
Ich bin in Sünden tot,
Du bist der fromme Gott,
Der Sünde vergibet.
5.
Lass deine Frömmigkeit
Sein meinen Trost und Freud;
Lass über meine Schuld
Dein’ edle Lieb und Huld
Sich reichlich ergießen.
6.
Betrachte wer ich bin:
Im Hui fahr ich dahin,
Zerbrechlich wie ein Glas,
Vergänglich wie ein Gras,
Ein Wind kann mich fällen.
7.
Willst du nichts sehen an,
Denn was ein Mensch getan,
So wird kein Menschenkind
Von wegen seiner Sünd
Im Himmel bestehen.
8.
Sieh an, wie Jesus Christ
Für mich gegeben ist:
Der hat was ich nicht kann
Erfüllt, und g’nug getan
Im Leben und Leiden.
9.
Du liebest Reu und Schmerz:
Schau her, hier ist mein Herz,
Das seine Sünd erkennt,
Und wie ein Feuer brennt
Vor Angst, Leid und Sorgen.
10.
Ich lechze wie ein Land,
Dem deine milde Hand
Den Regen lang entzeucht,
Bis Saft und Kraft entweicht
Und alles verdorret.
11.
Gleich wie auch auf der Heid
Ein Hirsch begierlich schreit
Nach frischem Wasserquell,
So ruf ich laut und hell
Nach dir, o mein Leben!
12.
Erquicke mein Gebein,
Geuß Trost und Labsal ein,
Und sprich mir freundlich zu,
Dass meine Seele ruh
Im Schoß deiner Liebe.
13.
Gib mir getrosten Mut,
Wenn meiner Sünden Flut
Aufsteiget in die Höh,
Ersäuf all Angst und Weh
Im Meer deiner Gnaden.
14.
Treib weg den bösen Feind,
Der mich zu stürzen meint:
Du bist mein Hirt, und ich
Will bleiben ewiglich
Ein Schaf deiner Weide.
15.
So lang auf dieser Erd
Ich Atem holen werd,
Herr, so will ich dein
Und deines Willens sein
Gehorsamer Diener.
16.
Ich will dir dankbar sein,
Doch ist mein Können klein:
Allein in deiner Kraft,
Die Tun und Wollen schafft,
Steht all mein Vermögen.
17.
Drum sende deinen Geist,
Der deinen Kindern weist
Den Weg, der dir gefällt;
Wer den bewahrt und hält,
Wird nimmermehr fehlen.
18.
Ich richte mich nach dir,
Du sollst mir gehen für,
Du sollst mir schließen auf
Die Bahn im Tugendlauf,
Ich will treulich folgen.
19.
Und wenn des Himmels Pfort
Ich werd ergreifen dort,
So will im Engelheer
Ich ewig deiner Ehr
In Freuden lobsingen.
Paul Gerhardt +1676.
Mel.: Als der gütige Gott.
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1.
Ich weiß mein Gott, dass all mein Tun
Und Werk auf deinem Willen ruhn,
Von dir kommt Glück und Segen,
Was du regierst, das geht und steht
Auf rechten guten Wegen.
2.
Es steht in keines Menschen Macht
Dass sein Rat werd ins Werk gebracht
Und seines Gangs sich freue:
Des Höchsten Rat der macht’s allein,
Dass Menschenrat gedeihe.
3.
Oft denkt der Mensch in seinem Mut,
Dies oder jenes sei ihm gut
Und ist doch weit gefehlet,
Oft sieht er auch für schädlich an,
Was doch Gott selbst erwählet.
4.
So fängt auch oft ein weiser Mann
Ein gutes Werk zwar fröhlich an,
Und bringt’s doch nicht zum Stande,
Er baut ein Schloss und festes Haus,
Doch nur auf lauterm Sande.
5.
Wie mancher ist in seinem Sinn
Fast über Berg und Spitzen hin,
Und eh er sich’s versiehet,
So liegt er da und hat sein Fuß
Vergeblich sich bemühet.
6.
Drum, lieber Vater, der du Kron
Und Zepter trägst im Himmelsthron
Und aus den Wolken blitzest,
Vernimm mein Wort und höre mich
Vom Stuhle, da du sitzest.
7.
Verleihe mir das edle Licht,
Das sich von deinem Angesicht
In fromme Seelen strecket,
Und da der rechten Weisheit Kraft
Durch deine Kraft erwecket.
8.
Gib mir Verstand aus deiner Höh,
Auf dass ich gar nicht ruh und steh
Auf meinem eignen Willen.
Sei du mein Freund und treuer Rat,
Was gut ist zu erfüllen.
9.
Prüf alles wohl, und was mir gut,
Das gib mir ein, was Fleisch und Blut
Erwählet, das verwehre:
Der höchste Zweck, das beste Teil
Sei deine Lieb und Ehre.
10.
Was dir gefällt, das lass auch mir,
O meiner Seelen Sonn und Zier,
Gefallen und belieben;
Was dir zuwider lass mich nicht
In Werk und Tat verüben!
11.
Ist’s Werk von dir, so hilf zu Glück,
Ist’s Menschentun, so treib’s zurück
Und ändre meine Sinnen:
Was du nicht wirkst, pflegt von ihm selbst
In Kurzem zu zerrinnen.
12.
Sollt aber dein und unser Feind
An dem, was dein Herz gut gemeint,
Beginnen sich zu rächen,
Ist das mein Trost, dass seinen Zorn
Du leichtlich könnest brechen.
13.
Tritt du zu mir und mache leicht,
Was mir sonst fast unmöglich däucht’,
Und bring zum guten Ende,
Was du selbst angefangen hast
Durch Weisheit deiner Hände.
14.
Ist gleich der Anfang etwas schwer,
Und ich muss auch ins tiefe Meer
Der bittern Sorgen treten,
So treib mich nur ohn Unterlass
Zu seufzen und zu beten.
15.
Wer fleißig betet und dir traut,
Wird alles, da ihm sonst vor graut,
Mit tapferm Mut bezwingen,
Sein Sorgenstein wird in der Eil
In tausend Stücke springen.
16.
Der Weg zum Guten ist fast wild,
Mit Dorn und Hecken ausgefüllt,
Doch wer ihn freudig gehet,
Kommt endlich, Herr, durch deinen Geist
Wo Freud und Wonne stehet.
17.
Du bist mein Vater, ich dein Kind:
Was ich bei mir nicht hab und find,
Hast du zu aller G’nüge;
So hilf nun, dass ich meinen Stand
Wohl halt und herrlich siege.
18.
Dein soll sein aller Ruhm und Ehr,
Ich will dein Tun je mehr und mehr
Aus hocherfreuter Seelen
Vor deinem Volk und aller Welt
So lang ich leb erzählen.
Paul Gerhardt +1676.
Mel.:
Verzage nicht, o frommer Christ.
Da Jesus an dem Kreuze stund.