Lieder: Verachtung der Welt
1.
Was frag ich nach der Welt und allen ihren Schätzen,
wenn ich mich nur an dir, Herr Jesu, kann ergötzen!
Dich hab ich einzig mir zur Wollust vorgestellt,
du, du bist meine Ruh, was frag ich nach der Welt!
2.
Die Welt ist wie ein Rauch, der in der Luft vergehet,
und einem Schatten gleich, der kurze Zeit bestehet;
mein Jesus aber bleibt, wenn alles bricht und fällt;
er ist mein starker Fels, was frag ich nach der Welt!
3.
Die Welt sucht Ehr und Ruhm bei hoch erhabnen Leuten
und denkt nicht einmal dran, wie bald doch diese gleiten;
das aber, was mein Herz vor andern rühmlich hält,
ist Jesus nur allein; was frag ich nach der Welt!
4.
Die Welt sucht Geld und Gut und kann nicht eher rasten,
sie habe denn zuvor den Mammon in dem Kasten;
ich weiß ein besser Gut, wornach mein Herze stellt:
ist Jesus nur mein Schatz, was frag ich nach der Welt!
5.
Die Welt bekümmert sich, im Fall sie wird verachtet,
als wenn man ihr mit List nach ihren Ehren trachtet;
ich trage Christi Schmach, so lang es ihm gefällt;
wenn mich mein Heiland ehrt, was frag ich nach der Welt!
6.
Die Welt kann ihre Lust nicht hoch genug erheben,
sie darf noch wohl dazu den Himmel dafür geben;
ein andrer halts mit ihr, der von sich selbst viel hält,
ich liebe meinen Gott, was frag ich nach der Welt!
7.
Was frag ich nach der Welt, im Hui muss sie verschwinden,
ihr Ansehn kann durchaus den blassen Tod nicht binden;
die Güter müssen fort, und alle Lust verfällt;
bleibt Jesus nur bei mir, was frag ich nach der Welt!
8.
Was frag ich nach der Welt, mein Jesus ist mein Leben,
mein Schatz, mein Eigentum, dem ich mich ganz ergeben,
mein ganzes Himmelreich und was mir sonst gefällt.
Drum sag ich noch einmal: Was frag ich nach der Welt!
M. Georg Michael Pfefferkorn, 1667.
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1.
Ich hab oft bei mir selbst gedacht,
Wenn ich den Lauf der Welt betracht’,
Ob auch das Leben dieser Erd
Uns gut sei und des Wünschens wert,
Und ob nicht der viel besser tu,
Der sich fein zeitlich legt zur Ruh.
2.
Denn, Lieber, denk und sage mir:
Was für ein Stand ist wohl allhier
Dem nicht sein’ Angst, sein Schmerz und Weh
Alltäglich überm Haupte steh?
Ist auch ein Ort, der Kummers frei
Und ohne Klag und Tränen sei?
3.
Sieh unsers ganzen Lebens Lauf.
Ist auch ein Tag von Jugend auf,
Der nicht sein’ eigne Qual und Plag
Auf seinem Rücken mit sich trag?
Ist nicht die Freude, die uns stillt
Auch selbst mit Jammer angefüllt?
4.
Hat einer Glück und gute Zeit,
Hilf Gott, wie tobt und zürnt der Neid!
Hat einer Ehr und große Würd,
Ach! mit was großer Last und Bürd
Ist, der vor andern ist geehrt,
Vor andern auch dabei beschwert.
5.
Ist einer heute gutes Muts,
Ergötzt und freut sich seines Guts,
Eh er’s vermeint, fährt sein Gewinn
Zusamt dem guten Mute hin:
Wie plötzlich kommt ein Ungestüm
Und wirft die großen Güter um.
6.
Bist du denn fromm und fleuchst die Welt
Und liebst Gott mehr denn Gold und Geld,
So wird dein Ruhm, dein Schmuck und Kron
In aller Welt zu Spott und Hohn.
Denn wer der Welt nicht heucheln kann,
Den sieht die Welt für albern an.
7.
Nun es ist wahr, es steht uns hier
Die Trübsal täglich vor der Tür,
Und find’t ein jeder überall
Des Kreuzes Not und bittre Gall:
Sollt aber drum der Christen Licht
Ganz nichts mehr sein? Das glaub ich nicht.
8.
Ein Christe, der an Christo klebt
Und stets im Geist und Glauben lebt,
Dem kann kein Unglück, keine Pein
Im ganzen Leben schädlich sein:
Geht’s ihm nicht allzeit, wie es soll,
So ist ihm dennoch allzeit wohl.
9.
Hat er nicht Gold, so hat er Gott,
Fragt nichts nach böser Leute Spott,
Verwirft mit Freuden und verlacht
Der Welt verkehrten Stolz und Pracht.
Sein’ Ehr ist Hoffnung und Geduld,
Sein’ Hoheit ist des Höchsten Huld.
10.
Es weiß ein Christ und bleibt dabei,
Dass Gott sein Freund und Vater sei;
Er hau, er brenn, er stech, er schneid,
Hier ist nichts, das uns von ihm scheid,
Je mehr er schlägt, je mehr er liebt,
Bleibt fromm, ob er uns gleich betrübt.
11.
Lass alles fallen, wie es fällt,
Wer Christi Lieb im Herzen hält,
Der ist ein Held und bleibt bestehn,
Wann Erd und Himmel untergehn,
Und wann ihn alle Welt verlässt,
Hält Gottes Wort ihn steif und fest.
12.
Des Höchsten Wort dämpft alles Leid
Und kehrt’s in lauter Lust und Freud,
Es nimmt dem Unglück alles Gift,
Dass, ob’s uns gleich verfolgt und trifft,
Es dennoch unser Herze nie
In allzu großes Trauern zieh.
13.
Ei nun! So mäßge deine Klag!
Ist dieses Leben voller Plag,
Ist’s dennoch an der Christen Teil
Auch voller Gottes Schutz und Heil:
Wer Gott vertraut und Christum ehrt,
Der bleibt im Kreuz auch unversehrt.
14.
Gleich wie das Gold durchs Feuer geht
Und in dem Ofen wohl besteht,
So bleibt ein Christ durch Gottes Gnad
Im Elendsofen ohne Schad.
Ein Kind bleibt seines Vaters Kind,
Ob’s gleich des Vaters Zucht empfindt.
15.
Drum, liebes Herz, sei ohne Scheu,
Und sieh auf deines Vaters Treu.
Empfindst du auch hier seine Rut,
Er meint’s nicht bös, er ist dir gut;
Gib dich getrost in seine Händ,
Es nimmt zuletzt ein gutes End.
16.
Leb immerhin, so lang er will!
Ist’s Leben schwer, so sei du still,
Es geht zuletzt in Freuden aus:
Im Himmel ist ein schönes Haus,
Da wer nach Christo hier gestrebt
Mit Christi Engeln ewig lebt.
Paul Gerhardt +1676.
Mel.: Vater unser im Himmelreich.
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1.
Die Herrlichkeit der Erden
muss Rauch und Asche werden,
nicht Fels, nicht Erz bestehn.
Das, was uns kann ergötzen,
was wir für ewig schätzen,
wird als ein leichter Traum vergehn.
2.
Der Ruhm, nach dem wir trachten,
den wir unsterblich achten,
ist nur ein falscher Wahn;
sobald der Geist gewichen,
und dieser Mund erblichen,
fragt keiner, was wir hier getan.
3.
Es hilft nicht Kunst noch Wissen,
wir werden hingerissen
ohn einen Unterscheid.
Was nützt der Schlösser Menge?
Dem hier die Welt zu enge,
dem wird ein enges Grab zu weit.
4.
Dies alles wird zerrinnen,
was Müh und Fleiß gewinnen,
und saurer Schweiß erwirbt;
was Menschen hier besitzen,
kann für den Tod nicht nützen:
dies alles stirbt uns, wenn man stirbt.
5.
Wie eine Rose blühet,
wenn man die Sonne siehet
begrüßen diese Welt,
die, eh der Tag sich neiget,
eh sich der Abend zeiget,
verwelkt und unversehns zerfällt:
6.
So wachsen wir auf Erden
und hoffen groß zu werden,
von Schmerz und Sorgen frei;
doch eh wir zugenommen
und recht zur Blüte kommen,
bricht uns des Todes Sturm entzwei.
7.
Wir rechnen Jahr auf Jahre;
indessen wird die Bahre
uns vor die Tür gebracht.
Drauf müssen wir von hinnen
und, eh wir uns besinnen,
der Erde sagen gute Nacht.
8.
Auf, Herz, wach und bedenke,
dass dieser Zeit Geschenke
den Augenblick nur dein;
was du zuvor genossen,
ist wie ein Strom verflossen;
was künftig, wessen wird es sein?
9.
Verlache Welt und Ehre,
Furcht, Hoffen, Gunst und Lehre
und nimm den Herren an,
der immer König bleibet,
den keine Zeit vertreibet,
der einzig selig machen kann.
10.
Wohl dem, der auf ihn trauet!
Er hat recht fest gebauet,
und ob er hier gleich fällt,
wird er doch dort bestehen
und nimmermehr vergehen,
weil ihn der Starke selbst erhält.
A. Gryphius +1664.
Mel. Nun ruhen alle Wälder.