Chemnitz - Taufe
VON DER TAUFE.
WAS DIE TAUFE SEI.
Definitio sumatur ex Catechismo Lutheri et Examine D. Philippi (Anm.: die Definition nehme man aus Luthers Katechismus und Melanchthons Examen).
WIE VIELE STÜCKE GEHÖREN ZUR TAUFE?
Erstlich Wasser, Joh. 3. Eph. 5. Act. 10. Zum andern Gottes Wort, Eph. 5, nämlich das Wort des Befehls der Taufe, Matth. 28, und die Verheißung der Gnaden, Mark. 16. Denn dasselbige Wort ist das rechte Heiligtum, dadurch die Taufe wird ein reines Wasser, Hes. 36, ja ein gnadenreich Wasser des Lebens, Hes. 47, Sach. 14, und ein Bad der Wiedergeburt, Tit. 3.
IST DENN EINE TAUFE, WENN DIE WORTE ÜBER DAS WASSER GESPROCHEN WERDEN UND NIEMAND IST, DER GETAUFT WIRD?
Nein; denn weil Christus spricht: Taufet, so ist sein Wille und Befehl, dass die Taufe soll eine solche Handlung sein, da mit dem Wasser, das in Gottes Wort gefasset ist, jemand soll getauft werden, wie es Paulus darum ein Bad nennet, Eph. 5. Tit. 3. Es sollen aber nicht Glocken oder andere Kreaturen, sondern Völker, Matth. 28, so von Fleisch geboren, Joh. 3, getauft werden zur Vergebung der Sünden, Act. 3.
WARUM WERDEN DIE WORTE IN DER TAUFE NICHT INSGEMEIN GEFÜHRET: „TAUFET ALLE HEIDEN“, SONDERN: „ICH TAUFE DICH ETC.“?
Darum: denn die Sakramente sollen die Eigenschaft haben, dass dadurch mit einem jeglichen insonderheit gehandelt werde, Act. 2: Lasse sich ein jeglicher taufen etc., auf dass dadurch ein jeder Gläubige in seinem Herzen ein gewiss Zeugnis, Pfand und Siegel habe, dass ihm für seine Person die Verheißung der Gnaden mitgeteilet und applizieret sei, Gal. 3. 1 Petr. 3. Act. 2.
WAS IST DER VERSTAND UND DIE RECHTE MEINUNG DER WORTE: „ICH TAUFE DICH IM NAMEN ETC.“?
Im Namen heißt erstlich aus Befehl. Zum andern heißt es in und mit wahrer Anrufung Gottes. Zum dritten begreift es vornehmlich dies, dass der Diener in der Taufe nicht für seine Person oder in seinem Namen handelt, sondern dass Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist wahrhaftig da gegenwärtig ist und mit dem, so getauft wird, durch das äußerliche ministerium (Anm.: Amt) handelt, also dass ihn der Vater zu Gnaden aufnimmt um des Verdienstes seines Sohnes und mit dem Heiligen Geist ihn zur ewigen Gerechtigkeit und Seligkeit heiliget, dass im Namen so viel heiße als anstatt Gottes des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, wie Paulus von der Predigt und Absolution redet, 2 Kor. 2 und 5.
IST DENN GOTT DER VATER IN UND BEI DER TAUFE?
Ja, und nicht schlecht also, wie er sonst allenthalben ist, sondern also, dass er durch dasselbige Bad nach seiner Barmherzigkeit uns selig macht, auf dass wir durch seine Gnade um Christus willen durch den Heiligen Geist gerecht und Erben seien des ewigen Lebens, Tit. 3. Item, Gott der Vater ist also in und bei der Taufe, dass er dadurch mit uns aufrichtet einen Bund eines guten Gewissens gegen ihm durch Christum, 1 Petr. 3.
IST AUCH DER SOHN DA GEGENWÄRTIG?
Paulus sagt es mit klaren, schönen Worten, Eph. 5: Christus, der sich selbst für seine Gemeine gegeben hat, der reiniget sie durch das Wasserbad im Wort, item, wir werden auf Christi Tod getauft, Röm. 6, auf seine Auferstehung, 1 Petr. 3, ja wir ziehen Christum in der Taufe an, Gal. 3, und das heißt in Actis (Anm.: in der Apostelgeschichte) auf Christi Namen taufen.
IST DENN DER HEILIGE GEIST AUCH BEI DER TAUFE?
Wir werden neugeboren aus dem Wasser und Geiste, auf dass wir in das Reich Gottes kommen, Joh. 3; item, die Taufe ist ein Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, welcher reichlich über uns ausgegossen wird, auf dass wir gerecht und selig werden, Tit. 3. Und aus diesem Grunde sollen die Leute berichtet werden, dass sie die heilige Taufe ansehen sollen nicht wie eines Menschen Werk, sondern wie Gottes Werk, da die heilige Dreifaltigkeit gegenwärtig und durch das äußerliche Mittel mit einem armen Sünder handelt wider Tod, Teufel etc. zur ewigen Gerechtigkeit und Seligkeit.
WAS HAT DIE TAUFE FÜR NUTZ, KRAFT UND WIRKUNG?
Das zeigen die Worte der Einsetzung und andere Sprüche der Schrift klar an: Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden, Mark. 16; item: Lasset euch taufen zur Vergebung der Sünden, Act. 2. Laß dich taufen und abwaschen deine Sünden, Act. 22. Durch das Wasserbad im Wort reiniget ihm Christus seine Gemeine, Eph. 5. Gott macht uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, auf dass wir durch seine Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens, Tit. 3. Wer nicht neu geboren wird aus dem Wasser und Geist, der kann in das Reich Gottes nicht kommen, Joh. 3. Die Taufe ist ein Bund eines guten Gewissens mit Gott, 1 Petr. 3. Daher sagt Lutherus in seinem Katechismus recht: Die Taufe wirket Vergebung der Sünden, erlöset vom Tod und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen die es glauben etc.
GEHÖREN DOCH DIESE GÜTER ALLE DEM VERDIENSTE DES GEHORSAMS UND LEIDENS CHRISTI. SOLL MAN DENN DIE LEUTE VON CHRISTO ABFÜHREN UND AN DIE TAUFE WEISEN?
Wenn Christus von der Taufe und die Taufe von Christo abgesondert und abgeschieden wird, wie die Sakramentschwärmer tun, so kann sie der keines schaffen oder wirken, sondern ist ein schlecht, bloß Zeichen. Weil aber Christus in und bei der Taufe ist, also, dass wir auf seinen Tod und Auferstehung getauft werden, Röm. 6, 1 Petr. 3, ja Christum in der Taufe anziehen, Gal. 3, der uns durch dasselbige Bad reiniget, Eph. 5, und weil Gott der Vater das Verdienst Christi durch den Heiligen Geist in der Taufe oder durch die Taufe den Gläubigen mitteilet, darreichet und versiegelt, Tit. 3, so wirket solches, wie gesagt, nicht das Wasser, noch das Werk des Priesters, sondern Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist durch die Taufe als durch das ordentliche Mittel, von Gott dazu eingesetzet, und werden also die Gläubigen durch die Taufe von Christo nicht abgeführet, sondern die Taufe ist das Mittel, dadurch wir zu Christo gebracht und ihm eingeleibet werden, Röm. 6. Mark. 10. Denn die Seligkeit ist durch Christum am Kreuz erworben, aber in der Taufe und durch die Taufe wird sie ausgeteilet, Mark. 16.
WIE LANGE WÄHRET, ODER WIE WEIT ERSTRECKET SICH DENN SOLCHER NUTZ UND TROST DER TAUFE?
Durch das ganze Leben des Menschen, ja bis ins ewige Leben. Denn Christus spricht: Wer glaubet und getauft wird, der wird selig werden, Mark. 16; item: Wir werden in der Taufe wiedergeboren, dass wir Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung, Tit. 3, und Christus reiniget seine Gemeine durch das Wasserbad, dass er sie ihm darstelle ohne Flecken, unsträflich, welches allhie angefangen, aber allererst in jenem Leben vollbracht wird, Eph. 5. Und dies ist ein schöner, herrlicher Trost, dass wir in unserm ganzen Leben durch die Taufe einen gewissen Bund und ein öffentlich Zeugnis haben, dass wir des Verdienstes Christi teilhaftig seien und dessen uns zu allen Zeiten zu trösten und anzunehmen haben, wie Paulus also die Galater aus ihrer Taufe tröstet, Gal. 3.
WIE DENN ABER, WER GETAUFT IST UND VERLIERET DEN GLAUBEN?
Der vorgemeldte Nutz und Trost der Taufe wird durch den Glauben ergriffen und erhalten. Denn wer glaubt und getauft wird, der wird selig; wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden, Mark. 16. Wo nun keine Buße ist, item, wo keine gute, sondern eitel böse Früchte folgen, da ist kein wahrer, lebendiger Glaube, wie droben erweiset. Item, wer sich nicht an Gottes Gnade in Christo hält, sondern verachtet die, fraget nichts darnach, der hat auch keinen rechten Glauben, etc. Und diese, ob sie gleich getauft sind, tragen alle auf sich das Urteil: Wer nicht glaubet, der wird verdammt werden.
WER NUN ALSO AUS DEM BUNDE SEINER TAUFE AUSGETRETEN, HAT DENN DER HERNACH, WENN ER GLEICH WIEDERKEHRET, SEINER TAUFE SICH GAR NICHTS MEHR ZU TRÖSTEN?
Im Papsttum lehret man also, de secunda tabula arripienda (Anm.: von der nächsten besten Planke, die man ergreifen müsse – nämlich um sich aus dem Schiffbruch zu retten). Aber das sei ferne, dass unser Unglaube Gottes Glauben sollte aufheben, Röm. 3. Denn glauben wir nicht, so bleibet er gleichwohl getreu, 2 Tim. 2, und Gott setzet den Gnadenbund in der Taufe nicht auf den Grund, wo wir nicht halten, dass er auch nicht halten wolle, wenn wir gleich wiederkehren. Sondern die Taufe ist eine Tür zu der Gemeinschaft des Verdienstes Christi, wie die Alten fein gesaget haben, das wir darin bleiben, oder, da wir gefallen sind, wiederum in wahrer Buße durch rechten Glauben einen Zugang und Zutritt zu demselbigen Gnadenbund allwege, so lange der Tag heute heißt, Hebr. 3, haben sollen. Und wie Gott darin seine große Gnade preise, beschreibt mit tröstlichen Worten Jeremia Kap. 3.
MÜSSEN WIR UNS DENN SO OFT WIEDER TAUFEN LASSEN, ALS WIR FALLEN?
Nein; denn der Gnadenbund, den Gott in der Taufe mit uns macht, ist ein ewiger Bund, Jes. 54, und die Taufe ist ein Zeugnis, dass Gott denselbigen Bund uns halten wolle, wenn und wie oft wir uns zu ihm bekehren. Derhalben dürfen wir uns nicht wieder taufen lassen, wenn wir uns nach begangener Sünde bekehren. Gleichwie im Alten Testament, wenn die Gefallenen sich bekehrten, ließen sie sich nicht aufs neue beschneiden, sondern in rechter Buße durch wahren Glauben traten sie wiederum zu dem Gnadenbund, welchen in der Beschneidung Gott mit ihnen aufgerichtet hatte. Also auch, da die Korinther und Galater gefallen waren, und sich wiederum bekehrten, tauft sie Paulus nicht aufs neue, sondern weiset sie zum Bunde und Trost ihrer ersten Taufe, 1 Kor. 6 und 12. Gal. 5. Denn vom Abendmahl stehet geschrieben: So oft ihr das tut. Der Befehl aber steht bei der Taufe nicht also: So oft ihr getauft werdet etc.
HAT DIE TAUFE AUCH SONST MEHR NUTZ UND WIRKUNG, ALS DEN TROST VON VERGEBUNG DER SÜNDEN UND SELIGKEIT?
Der vornehmste Nutz und Trost der Taufe, darauf das Gewissen den Gnadenbund gründet, ist dieser, davon gesaget. Paulus aber meldet über das noch eins, das die Taufe auch schaffet und wirket; denn er spricht Tit. 3, die Taufe sei ein Bad erstlich der Wiedergeburt, nämlich dass wir, die wir Kinder des Zorns waren, aus dem Wasser und Geist neu geboren werden, dass wir um Christus willen Gottes Kinder sind. Zum andern sei die Taufe auch ein Bad der Verneuerung des Heiligen Geistes.
WORIN STEHET SOLCHE VERNEUERUNG?
Paulus fasset es fein kürzlich und gründlich Röm. 6. Erstlich werden wir durch die Taufe gepflanzet in den Tod, nämlich dass die Kraft des Todes Christi nicht allein die Sünde vergibt, sondern durch den Heiligen Geist in den Getauften auch anhebet die Sünde im Fleisch zu kreuzigen, zu töten und begraben, dass sie nicht herrsche und wir ihren Lüsten nicht gehorsamen und dienen, sondern absterben sollen. Zum andern werden wir auch durch die Taufe der Auferstehung Christi gleich, Röm. 6, dadurch der Heilige Geist das Gemüt erneuert, dass wir den neuen Menschen anziehen, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit, Eph. 4.
WIE SOLL MAN DIE LEUTE AUS IHRER TAUFE ERINNERN UND ERMAHNEN ZUR BESSERUNG?
Nach dem Exempel Pauli Röm. 6: Wisset ihr nicht, dass ihr darauf und dazu getauft seid, dass ihr sollt den alten Menschen kreuzigen, durch tägliche Reue und Buße der Sünde absterben, ihren Lüsten nicht dienen, auf dass, gleichwie Christus ist auferwecket von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen wir auch in einem neuen Leben wandeln. Item: So haltet euch dafür, dass ihr der Sünde tot seid, und lebet Gott in Christo. So lasset nun die Sünde nicht herrschen in euch, ihr Gehorsam zu leisten in ihren Lüsten, etc. Und wie Gott in der Taufe einen Gnadenbund eines guten Gewissens mit uns gemacht hat, also haben wir ihm wiederum angelobet, die Sünde zu töten und der Gerechtigkeit zu leben; wie denn darum in actione baptismi (Anm.: in der Taufhandlung) die abrenuntiatio (Anm.: Entsagung) geschieht durch Frage und Antwort: Entsagest du dem Teufel? Ja etc. Wenn wir nun solchen Bund und solch Gelübde mutwillig brechen, so ist es klar, was das für eine greuliche Sünde sei. Denn weil der Heilige Geist solche Erneuerung wirket, so hindern und zerstören wir ihm sein Werk etc. Es können aber und sollen die Christen auf ihre Taufe den Heiligen Geist getrost anrufen, dass er die Geschäfte des Fleisches in ihnen töten und das Herz täglich je mehr und mehr reinigen und erneuern wolle.
SIND DENN DIE WIRKUNGEN UND WOHLTATEN DER TAUFE AUCH BALD GAR VOLLKOMMEN IN DEN GETAUFTEN?
Was belanget die Wiedergeburt, das ist die Kindschaft und Vergebung der Sünden, die ist ganz und vollkommen, sobald ein Gläubiger getauft wird, und erstrecket sich doch gleichwohl durch das ganze Leben des Menschen. Aber was belanget die Erneuerung, die wird in der Taufe wohl angefangen und soll täglich wachsen und zunehmen, wird aber allererst in jenem Leben vollkommen. Denn allhie ist die Verneuerung unvollkommen, welche von Tage zu Tage wachsen und zunehmen soll, 2 Kor. 4. Eph. 4. Kol. 4. 1 Petr. 2.
SOLL MAN AUCH DIE KLEINEN KINDLEIN TAUFEN?
Ja; denn die Kindertaufe ist allewege von der Apostel Zeit an in der christlichen Kirche gehalten und auch wider die Ketzer aus Gottes Wort als recht verteidiget worden, wie die ältesten Scribenten bezeugen, Irenäus, Cyprianus, Origenes, Ambrosius, Augustinus, Chrysostomus.
HAT DIE KINDERTAUFE AUCH GRUND IN GOTTES WORT?
Ja; denn Christus spricht von den kleinen Kinderchen Matth. 19. Mark. 10: Solcher ist das Himmelreich, oder das Reich Gottes. Es kann aber niemand, der vom Fleisch geboren ist, in das Reich Gottes kommen, er sei denn wieder neu geboren, Joh. 3. Die Wiedergeburt aber geschieht aus, dem Wasser und Geist, Joh. 3. Denn die Taufe ist ein Bad der Wiedergeburt des Heiligen Geistes, Tit. 3. Weil nun Christus die Kinderchen ins Himmelreich haben will, und aber solches durch die Taufe geschehen muss, so ist ja Christus Meinung, Wille und Befehl, dass man die Kinderchen taufen soll. Denn die Verheißung des Reiches Gottes muss durch ein Mittel, von Gott dazu verordnet, applizieret werden; sonst, ohne Application ist die Verheißung niemand nütze. Derhalben muss auch die Verheißung des Himmelreichs, so den Kinderchen gegeben ist, Mark. 10, durch ein sonderlich Mittel den Kinderchen applizieret werden. Dasselbige Mittel aber nennet die Schrift die Taufe, Joh. 3. Tit. 3. Zum andern, Christus will auch die kleinen Kinderchen selig haben; denn er spricht: Es ist vor eurem Vater im Himmel nicht der Wille, dass jemand von diesen Kleinen verloren werde, Matth. 18. Der himmlische Vater aber macht selig durch das Bad der Wiedergeburt, Tit. 3. Derhalben ists auch Gottes Wille, dass die Kinderchen getauft werden, auf dass sie nicht verloren, sondern selig werden. Zum dritten, weil die Kinderchen in Sünden empfangen und geboren und also Kinder des Zorns von Natur sind, Ps. 51. Eph. 2. Sollen sie nun nicht verloren, sondern selig werden, so müssen sie Vergebung der Sünden bekommen, Luk. 1. Röm. 4. Die Taufe aber ist ein solch göttlich Mittel, dadurch die Sünde vergeben und abgewaschen wird, Act. 2 und 22. Zum vierten, Christi Wille und Befehl ist, dass man die Kinderchen zu ihm bringen soll, auf dass er sie segne, Mark. 10. Es ist aber die Frage, wo und wie solches geschehen möge. Nun saget die Schrift, dass die, so getauft werden, Christum anziehen, Gal. 5; denn sie werden auf seinen Tod und Auferstehung getauft, Röm. 6. 1 Petr. 3, und durch das Wasserbad im Wort reiniget und heiliget ihm Christus die Gemeine, für die er sich gegeben hat, Eph. 5, und das ist der rechte Segen, Gal. 3. Eph. 1. Daraus folget, dass Christi Befehl sei, die Kinderchen zu taufen. Zum fünften, weil die Taufe ist anstatt der Beschneidung, Kol. 2. Wie nun durch die Beschneidung der Gnadenbund nicht allein den Alten, sondern auch den Kinderchen zugeeignet und versiegelt worden ist, Gen. 17, also werden auch jetzund billig nicht allein die Großen, sondern auch die Kleinen getauft; denn die Gnade ist im Neuen Testament ja nicht geringer und schmäler, sondern reicher und mächtiger worden. Zum sechsten, Jesaias am 49. Kap. hat eine Weissagung, dass im Neuen Testament nicht allein die Großen und Alten werden der Kirche eingeleibet werden, sondern sie werden, spricht er, deine Söhne auf den Armen herzubringen, und deine Töchter auf den Achseln hertragen; und Petrus, Act. 2, da er die Alten getauft hatte, spricht er: Diese Verheißung ist euer und eurer Kinder; wie auch die Apostel haben ganze Häuser getauft, Act. 16. 1 Kor. 1, davon traun die Kinderchen nicht ausgeschlossen werden. Hieraus ist nun klar und leicht zu vernehmen, nicht allein, dass die Kindertaufe recht, sondern auch, wozu sie nutz und nötig ist, und was daraus für herrlichen, schönen Trost haben beide Eltern und Kinder. Und sollen aus diesem Grunde die Superintendenten das Examen auch also anstellen, dass sie fragen, wozu den Kindern die Taufe nütze sei, warum sie ihnen nötig sei, was die Kindertaufe für Trost gebe etc.
HAT ABER DOCH CHRISTUS DIE BEIDEN ZUSAMMEN GESETZT: LEHRET UND TAUFET. WEIL MAN NUN DIE KLEINEN KINDERCHEN NOCH NICHT LEHREN KANN, SO SOLL MAN SIE JA AUCH NICHT TAUFEN.
Diese Gedanken haben auch die Apostel irre gemacht. Denn da kleine Kinderchen, die am Leibe oder Gesundheit keinen Mangel hatten, zu Christo gebracht wurden, denken die Apostel, weil man durchs Wort oder mit Lehren noch nicht mit solchen Kinderchen handeln kann, so werde, wolle oder könne auch Christus in Sachen die Seligkeit belangend mit ihnen nichts handeln. Derhalben weisen sie solche Kinderchen von Christo ab, bis sie zum Verstande kommen möchten. Aber Christus wird unwillig auf die Apostel und beteuerts mit einem Eide, dass er auch mit solchen Kinderchen, wenn sie zu ihm gebracht werden, handeln könne und wolle, dass sie seinen Segen und das Reich Gottes empfangen mögen, Matth. 19. Mark. 10. Luk. 18. Darum wenn Christus hernach spricht Matth. 28: Lehret und taufet, hat es die Meinung nicht, wie die Wiedertäufer schwärmen; sondern Wort und Sakrament sollen beisammen sein; denn es ist ein Wasserbad im Wort, Eph. 5, und wo das Evangelium nicht geprediget ist, da soll man auch nicht taufen. Wo aber dasselbige geprediget wird, da werden die Eltern gelehret, dass die Verheißung der Gnaden auch ihren Kindern gehöre, Act. 2, also dass sie dieselbigen auf ihren Armen Christi zutragen sollen, Jes. 49, und dass Christus auch solchen Kinderchen seinen Segen und das Reich Gottes mitteilen wolle, Mark. 10. Wie nun im Alten Testament beides befohlen war, lehren und beschneiden, und die Alten wurden erstlich gelehrt, darnach beschnitten, Gen. 17 und 18, die Kinderchen aber wurden erstlich beschnitten, Gen. 17, und darnach gelehret, wenn sie fragen konnten, Deut. 6. Exod. 12, also stehet das ganze Amt des Neuen Testaments im Wort und Sakramenten; und wenn Alte oder Große erst bekehret werden, so gehet das Lehren vor und das Taufen folget hernach, Act. 2. 8. 10. Was aber der Gläubigen kleine Kinderchen belanget, mit denselbigen wirds mit Lehren und Taufen billig gehalten, wie im Alten Testament mit Lehren und Beschneiden. Denn was die Beschneidung gewesen im Alten Testament, das ist die Taufe im Neuen Testament, Kol. 2. Also da Johannes den Kindern der Gläubigen schreibet, dass sie den Vater kennen sollen, setzet er vorher, dass ihnen ihre Sünden vergeben sind durch seinen Namen, welches geschieht, wenn sie getauft werden auf den Namen Christi zur Vergebung der Sünden, Act. 2. Denn dieselbige Verheißung gehöret auch den Kindern, Act. 2. Jes. 49.
ES STEHET ABER GESCHRIEBEN: WER DA GLAUBET UND GETAUFT WIRD, ETC.; UND WEIL DER GLAUBE KOMMT AUS DEM GEHÖR DER PREDIGT, WIE KÖNNEN DENN DIE KINDERCHEN GLAUBEN?
Christus saget ausdrücklich und klärlich Mark. 10. Luk. 18, dass die Kinderchen, so zu ihm gebracht werden, das Reich Gottes, welches ist Vergebung der Sünde, Gnade und Seligkeit, empfangen und annehmen, und spricht: Wer das Reich Gottes nicht empfähet als ein Kindlein, der wird nicht hinein kommen. Die aber das Reich Gottes empfangen und annehmen, gehören unter die Zahl der Gläubigen; denn niemand kann Gott gefallen ohne Glauben, Hebr. 11, sondern wer nicht glaubt, der wird verdammt, Mark. 16. Daher wird die Beschneidung, welche auch den Kinderchen mitgeteilet ward, genennet ein Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, Röm. 4. Derhalben ist kein Zweifel, dass durch die Taufe der Heilige Geist auch den Kinderchen gegeben wird, welcher in ihnen wirket und schaffet, dass sie das Reich Gottes annehmen, wiewohl wir nicht verstehen können, wie solche Wirkung zugehe. Denn die Taufe ist ein Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, welcher über die Getauften ausgegossen wird, dass sie gerecht und Erben des ewigen Lebens werden, Tit. 3. Joh. 3. Und dass der H. Geist auch vor der Vernunft in den Kinderlein geistlich wirken könne, beweiset das Exempel Johannis des Täufers, Luk. 1.
ISTS AUCH RECHT, DASS DIE CALVINISTEN SAGEN, DASS DER GETAUFTEN UND GLÄUBIGEN KINDER VOR DER TAUFE UND OHNE DIE TAUFE KINDER GOTTES UND ERBEN DES EWIGEN LEBENS SIND?
Es ist ein alter verdammter Irrtum der Pelagianer apud Augustin. De baptismo parvulorum Lib. 2, cap. 25 und 26 (Anm.: bei Augustin in der Schrift von der Taufe der Kleinen B. 2, Kap. 25. 26), welche eben dasselbige haben schließen wollen aus dem Spruch 1 Kor. 7: Eure Kinder sind heilig, da doch nur allein das gehandelt wird, dass ein gläubiges Weib mit gutem, reinem Gewissen einem ungläubigen Manne ehelich beiwohnen könne und Kinder mit ihm zeugen; denn den Reinen ist alles rein, Tit. 1. Paulus aber spricht rund und insgemein von allen, was wir auf Erden mit uns bringen, Eph. 2: Wir waren von Natur Kinder des Zorns, nicht allein, die von heidnischen Eltern geboren sind, sondern auch wir, spricht Paulus, nämlich die von beschnittenen Eltern geboren sind; denn was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch und kann in das Reich Gottes nicht kommen, es wäre denn von neuem geboren aus dem Wasser und Geist, Joh. 3. Die Verheißung der Gnaden gehöret ja auch den Kindern, Gen. 17; aber dieselbige muss applizieret werden, also dass die Kinderchen zu Christo gebracht werden, Mark. 10. Jes. 49. Und dass solches durch die Taufe geschehe, ist droben genugsam erweiset.
SIND DENN DER GLÄUBIGEN KINDER, SO TOT AUF DIE WELT KOMMEN, VERDAMMT?
Nein; denn wenn Gott die Kinder uns in unsere Hand gibt, und gibt die Mittel, dass ihnen das Siegel des Gnadenbundes kann mitgeteilet werden, so spricht Gott: Welches Knäblein am achten Tage nicht beschnitten wird, des Seele soll ausgerottet werden, Gen. 17. Exod. 4. Wenn aber Gott solches Mittel nicht gibt, als an den Kindern des Alten Testaments, so vor den acht Tagen stürben, item, wie die vierzig Jahre in der Wüste, da sie von wegen der Feinde und des täglichen Fortreisens halben zur Beschneidung nicht haben können kommen, Jos. 5, da ist Gottes Gnade an den Sakramenten nicht gebunden, sondern solche Kinderchen sollen dem Herrn Christo durchs Gebet zugetragen und befohlen werden, und was in seinem Namen gebeten wird, das soll ja und erhöret sein, Joh. 16, weil es geschieht auf seine Verheißung, Gen. 17: Ich will dein Gott sein und deines Samens Gott nach dir. Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn solcher ist das Himmelreich. Matth. 19. Weil wir nun durch die Taufe solche Kinder noch nicht können Christo zubringen, so tun wir solches durchs Gebet, und dazu sollen die Eltern vermahnet und hiemit getröstet werden.