Zweites Hauptstück / 3. Artikel
688. WOVON HANDELT DER DRITTE ARTIKEL?
Von der Heiligung.
689. WIE LAUTET ER?
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches, und ein ewiges Leben.
690. WAS IST DAS?
Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesum Christum meinen Herrn glauben oder zu ihm kommen kann, sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiliget und erhalten: gleich wie er die ganze Christenheit auf Erden berufet, sammlet, erleuchtet, heiliget und bei Jesu Christo erhält, im rechten einigen Glauben; in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünden reichlich vergibt, und am jüngsten Tag mich und alle Toten auferwecken wird, und mir samt allen Gläubigen in Christo Jesu ein ewiges Leben geben wird. Das ist gewisslich wahr.
691. WEN BEKENNEN WIR IN DEM DRITTEN ARTIKEL?
Den Heiligen Geist.
692. WER IST DER HEILIGE GEIST?
Er ist die dritte Person in der Gottheit, welche von dem Vater (A) und dem Sohn (B) auf unaussprechliche Weise ausgehet, und in unserer Heiligung sich offenbaret (C).
(A)
Joh. 15,26: Wenn der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgehet, der wird zeugen von mir.
(B)
Joh. 16,15: Alles was der Vater hat, das ist mein; darum habe ich gesagt: er wirds von dem Meinen nehmen, und euch verkündigen.
Gal. 4,6: Der Geist seines Sohnes.
2 Thess. 2,8: Der Geist des Mundes Christi.
Röm. 8,9: Der Geist Christi.
(C)
Röm. 15,16: Auf dass die Heiden ein Opfer werden, Gott angenehm, geheiliget durch den heiligen Geist.
693. WARUM WIRD ER DER HEILIGE GEIST GENANNT?
Weil er nicht nur heilig ist, sondern auch alle Heiligkeit und alles Geistliche in uns wirket.
694. IST ER ABER AUCH WAHRHAFTIGER GOTT?
Ja, weil er sowohl in der Schrift Gott genennet wird (A), als auch ihm göttliche Eigenschaften, die Allwissenheit, Allgegenwart (B), sodann das göttliche Werk der Schöpfung zugeschrieben werden (C).
(A)
Apg. 5,3.4: Warum hat der Satan dein Herz erfüllet, dass du dem heiligen Geist lögest? Du hast nicht Menschen, sondern Gott gelogen.
1 Kor. 3,16: Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und der Geist Gottes in euch wohnet?
(B)
1. Kor. 2,10: Der Geist erforschet alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.
Ps. 139,7: Wo soll ich hingehen vor deinem Geist? Wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesicht?
(C)
Ps: 33,6: Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht, und alle sein Heer durch den Geist seines Mundes.
Hiob 33,4: Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben.
695. IST ER ABER ETWA NUR EINE GÖTTLICHE EIGENSCHAFT?
Nein: weil er gesendet wird (A), kommet, in den Menschen wohnet, lehret, tröstet, wirket (B), sichtbarlich sich geoffenbaret hat (C), entrüstet und betrübet wird (D); welches alles allein einer Person zukommt.
(A)
Joh. 15,26: Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgehet, der wird zeugen von mir.
(B)
Joh. 14,16: Ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch bleibe ewiglich. V. 17: Er bleibet bei euch, und wird in euch sein. V. 26: Der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, derselbige wird euch alles lehren, und euch erinnern alles deß, das ich euch gesagt habe.
Joh. 16,7.8: So ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn derselbige kommt, der wird die Welt strafen um die Sünde, um die Gerechtigkeit, und um das Gericht. V. 13.14: Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten; denn er wird nicht von ihm selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden; und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbige wird mich verklären; denn von dem Meinen wird ers nehmen, und euch verkündigen.
1 Kor. 12,11: Das alles wirket derselbige einige Geist, und teilet einem jeglichen Seines zu, nachdem er will.
(C)
Luk. 3,22: Und der Heilige Geist fuhr hernieder in leiblicher Gestalt auf ihn, wie eine Taube.
Apg. 2,3: Und man sahe an ihnen die Zungen zerteilet, als wären sie feurig; und er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen.
(D)
Jes. 63,10: Aber sie erbitterten und entrüsteten seinen heiligen Geist.
Eph. 4,30: Betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.
696. WAS HABEN WIR FÜR EINEN SCHATZ DES TROSTES IN DER ERKENNTNIS DES HEILIGEN GEISTES?
Dass uns Gott selbst seinen Geist zum gewissen Pfand der Seligkeit gegeben habe, dass desselben Zeugnis in unsern Herzen gewiss sei; dass er in unserer Schwachheit kräftig sei, und also weil er selbst bei uns wohnet, was wir nicht vermögen, durch seine Kraft, als ein allmächtiger Gott, wirken, erhalten und endlich vollführen werde.
2 Kor. 1,21.22: Gott ists, der uns befestiget, samt euch, in Christo, und uns gesalbet und versiegelt, und in unsere Herzen das Pfand, den Geist, gegeben hat.
Röm. 8,9-11: Ihr seid nicht fleischlich, sondern geistlich; so anders Gottes Geist in euch wohnet. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. So aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot, um der Sünde willen, der Geist aber ist das Leben, um der Gerechtigkeit willen. So nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferwecket hat, in euch wohnet, so wird auch derselbige, der Christum von den Toten auferwecket hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen, um deßwillen, dass sein Geist in euch wohnet. V. 14: Denn welche der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kinder. V. 16: Derselbige Geist gibt Zeugnis unserm Geiste, dass wir Gottes Kinder sind. V. 26.27: Desselbigen gleichen auch der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sichs gebühret, sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforschet, der weiß, was des Geistes Sinn sei; denn er vertritt die Heiligen nach dem, das Gott gefällt.
1 Kor. 2,10-13: Uns hat es Gott geoffenbaret durch seinen Geist; denn der Geist erforschet alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. Denn welcher Mensch weiß, was in dem Menschen ist, ohne der Geist des Menschen, der in ihm ist? Also auch niemand weiß, was in Gott ist, ohne der Geist Gottes. Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott gegeben ist. Welches wir auch reden, nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Heilige Geist lehret, und richten die geistlichen Sachen geistlich.
697. WIE MAG UNS ABER SOLCHES ZUR GOTTSELIGKEIT ANTREIBEN?
Dass wir den heiligen Geist nicht austreiben noch betrüben, und ihm seine Wohnung durch mutwillige Sünden nicht verstören (A), welches er, als ein gerechter Gott, nicht ungestraft lässet: hingegen dass wir ihn ohne Widerstreben in uns kräftig seine Früchte wirken lassen (B); auch den himmlischen Vater um diesen seinen Geist anrufen (C).
(A)
1 Kor. 3,16.17: Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und der Geist Gottes in euch wohnet? So jemand den Tempel Gottes verderbet, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig; der seid ihr.
Eph. 4,30: Betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.
(B)
Gal. 5,22: Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.
Apg. 5,32: Gott hat den heiligen Geist gegeben denen, die ihm gehorchen.
(C)
Luk. 11,13: So ihr, die ihr arg seid, könnet euren Kindern gute Gaben geben, vielmehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.
698. WORINNEN HAT SICH DENN DER HEILIGE GEIST GEOFFENBARET?
In dem Werk der Heiligung.
699. SIND WIR NICHT VON NATUR HEILIG?
Nein, denn wir haben die Heiligkeit und Gerechtigkeit, dazu wir in Adam geschaffen gewesen, durch den Fall verloren.
Eph. 4,23.24: S. Fr. 524 und 525.
700. KÖNNEN WIR UNS ABER AUS EIGENEN KRÄFTEN HEILIG MACHEN?
Nein, so wenig als sich ein Toter selbst erwecken kann. Es kann sich unser verfinsterter Verstand nicht selbst erleuchten, als welcher auch die göttliche Weisheit, wo sie ihm vorgetragen wird, nicht zu fassen vermag (A). So kann der Wille auch nichts Gutes wollen oder tun, sondern findet dagegen in sich eine Widersetzlichkeit (B). Daher müssen wir ganz neue Herzen haben, und durch eine Wiedergeburt neue Menschen werden (C).
(A)
1 Kor. 2,14: Der natürliche Mensch vernimmt nichts von dem Geiste Gottes; es ist ihm eine Torheit, und kanns nicht erkennen.
(B)
2 Kor. 3,5: Nicht, dass wir tüchtig sind von uns selber, etwas zu denken als von uns selber, sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott.
1 Mos. 8,21: Das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.
(C)
Ezech. 36,26.27: Ich will ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben, und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen, und euch ein fleischernes Herz geben; ich will meinen Geist in euch geben, und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und darnach tun.
Joh. 3,3: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen. V. 6: Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.
701. WAS HEILIGET UNS DENN?
Der heilige Gott, und absonderlich, der sich in solchem Werk geoffenbaret hat, der Heilige Geist (A), welcher uns von Christo, so uns auch geheiliget (B), darzu verdienet und geschenket ist worden, dass er in uns die von ihm verdiente Heiligkeit wirkete und schenkete (C), und durch seine Gnade versiegelte (D).
(A)
Röm,15,16: Geheiliget durch den heiligen Geist.
(B)
1 Kor. 1,30: Christus Jesus ist uns gemacht von Gott zur Weisheit, und zur Gerechtigkeit, und zur Heiligung, und zur Erlösung.
Hebr. 10,14: Mit Einem Opfer hat er in Ewigkeit vollendet, die geheiliget werden.
Hebr. 13,12: Jesus, auf dass er heiligte das Volk durch sein eigen Blut, hat er gelitten außen vor dem Tor.
(C)
Eph. 5,25.26: Christus hat geliebet die Gemeine, und hat sich selbst für sie gegeben, auf dass er sie heiligte, und hat sie gereiniget durch das Wasserbad im Wort.
Tit. 3,5.6: Nach seiner Barmherzigkeit machet er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes; welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch Jesum Christum, unsern Heiland.
(D)
Eph. 4,30. S. Fr. 697.
702. HEILIGT ER UNS MITTELBAR ODER UNMITTELBAR?
Mittelbar: denn ob er wohl ohne Mittel solches zu tun vermöchte, hat doch seiner göttlichen Weisheit gefallen, sich darzu eines gewissen Mittels zu gebrauchen. Daher diejenigen, so solches verachten, nicht geheiliget werden.
703. WAS IST DAS FÜR EIN MITTEL?
Das Evangelium, wie unser Katechismus saget.
704. WAS IST ABER SOLCHES EVANGELIUM?
Das göttliche Wort von der Gnade Christi, samt seinen Siegeln, den heiligen Sakramenten.
Joh. 17,17: Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.
Röm. 15,16: Ich soll sein ein Diener Christi unter die Heiden, zu opfern das Evangelium Gottes, auf dass die Heiden ein Opfer werden, Gott angenehm, geheiliget durch den Heiligen Geist.
1 Thess. 2,13: Darum wir ohne Unterlass Gott danken, dass ihr, da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt, nahmet ihrs auf nicht als Menschenwort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort; welcher auch wirket in euch, die ihr glaubet.
Eph. 5,26: Christus hat die Gemeine geheiliget, und hat sie gereiniget durch das Wasserbad im Wort.
705. WERDEN DENN ALLE DIEJENIGEN GEHEILIGET, WELCHE DAS WORT GOTTES HABEN, HÖREN ODER LESEN, UND DIE HEILIGEN SAKRAMENTE GEBRAUCHEN?
Nein, sondern allein diejenigen, welche solches mit Fleiß anhören und lesen, und wo der Heilige Geist dadurch in ihnen anfänget zu wirken, solcher Kraft nicht widerstreben; und also die nicht nur die Ohren darzu geben, sondern auch ihr Herz dem heiligen Geist zu innerlicher Wirkung überlassen. Ebenso verhält es sich auch mit den Sakramenten, dass die äußerliche Verrichtung des Werks nicht genug ist, sondern wir müssen auch die innerliche Kraft derselben nicht hindern.
S. 1 Kor. 10,1. u.s.w.
706. WIRKET ABER DAS GESETZ NICHT AUCH SOLCHE HEILIGUNG?
Wo es uns die Kräfte geben könnte, so heiligte es freilich auch die, so es halten (A): aber dieweil es solches nicht tun kann, so kommt die Heiligung nicht aus dem Gesetz, sondern aus dem Evangelio, welches den heiligen Geist und durch ihn neue Kräfte bringet (B). Indessen tut das Gesetz so viel dabei, dass es die Herzen durch Erkenntnis der Sünden zu dem Glauben bereitet, und nachmal die Regel vorschreibet, wie der Gehorsam bewandt sein solle, welchen der Glaube wirket (C).
(A)
Gal. 3,21: Wenn ein Gesetz gegeben wäre, das da könnte lebendig machen, so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Gesetz.
(B)
Gal. 3,2: Habt ihr den Geist empfangen durch des Gesetzes Werk, oder durch die Predigt vom Glauben? V. 5: Der euch nun den Geist reichet, und tut solche Taten unter euch, tut ers durch des Gesetzes Werke, oder durch die Predigt vom Glauben?
(C)
S. oben Fr. 347 u. f.
707. SIND ABER EINIGE ANDERE HILFSMITTEL NEBEN DEM EVANGELIO?
Das eigentliche Mittel ist allein das göttliche Wort mit den Sakramenten: damit aber solches so viel besser durchdringe, gebrauchet sich Gott allerhand Gelegenheit und Nebenmittel, das menschliche Gemüt zu bereiten, die Hindernisse wegzuräumen, und also alles zu derjenigen, die dem göttlichen Wort Platz lassen wollen, Bestem zu richten (A). Sonderlich ist das liebe Kreuz ein vortreffliches Hilfsmittel, welches die Heiligung auf gedachte Weise, vornehmlich in Tötung des alten Menschen oft befördert (B).
(A)
Röm. 8,28: Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.
(B)
2 Kor. 4,16: Darum werden wir nicht müde, sondern ob unser äußerlicher Mensch verweset, so wird doch der innerliche von Tag zu Tag verneuert.
Hebr. 12,7-11: So ihr die Züchtigung erduldet, so erbeut sich euch Gott als Kindern; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtiget? Seid ihr aber ohne Züchtigung, welcher sie alle sind teilhaftig worden, so seid ihr Bastarde, und nicht Kinder. Auch so haben wir unsere leiblichen Väter zu Züchtigern gehabt, und sie gescheuet: sollten wir denn nicht vielmehr untertan sein dem geistlichen Vater, dass wir leben? Und jene zwar haben uns gezüchtiget wenige Tage nach ihrem Dünken; dieser aber zu Nutz auf dass wir seine Heiligung erlangen. Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünket sie uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber darnach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübet sind.
1 Petr. 4,1.2: Wer am Fleisch leidet, der höret auf von Sünden, dass er hinfort, was noch hinterstelliger Zeit im Fleisch ist, nicht der Menschen Lüsten, sondern dem Willen Gottes lebe.
708. WIE GESCHIEHET ABER SOLCHE HEILIGUNG?
Dass uns der Heil. Geist durchs Evangelium berufet, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben heiliget und erhält.
709. WAS IST SOLCHE BERUFUNG?
Dass der Heilige Geist durch das göttliche Wort uns die vortreffliche Gnade Gottes in Christo vorleget, anbeut, und uns die Kraft gibt, die wir für uns selbst nicht haben, dieselbe anzunehmen.
2 Tim. 1,9: Gott hat uns selig gemacht, und berufen zu einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Vorsatz und Gnade, die uns gegeben ist in Christo Jesu, vor der Zeit der Welt.
Jes. 55,1: Wohlan, alle die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser; und die ihr nicht Geld habt, kommet her, kaufet und esset; kommet her, und kaufet ohne Geld und umsonst, beides Wein und Milch.
710. WEN BERUFT GOTT?
Alle Menschen, indem er nicht nur allen in der Natur bereits einige Erkenntnis seiner gegeben, aus dero Anleitung sie ihn suchen, fühlen und finden möchten (A), sondern auch seinen Willen und Wort also geoffenbaret, dass niemand, wer sie annehmen will, an nötigen Mitteln zu seinem Heil mangeln kann: und zwar will er auch, dass sich jedermann dadurch sollte helfen lassen (B). Weswegen er das Evangelium in der ganzen Welt durch seine Apostel hat predigen lassen, und noch predigen lässet (C).
(A)
Apg. 17,27.
Röm. 1,19.20: Dass man weiß, dass Gott sei, ist ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbaret, damit, dass Gottes unsichtbares Wesen, das ist, seine ewige Kraft und Gottheit wird ersehen, so man deß wahrnimmt an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt, also, dass sie keine Entschuldigung haben.
(B)
1 Tim. 2,4: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
2 Petr. 3,9: Gott will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Buße kehre.
(C)
Luk. 24,46.47: Also ists geschrieben, und also musste Christus leiden, und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und predigen lassen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern, und anheben zu Jerusalem.
711. NEHMEN ABER ALLE SOLCHEN BERUF AN?
Nein, sondern viel widerstreben mit boshafter Hartnäckigkeit dem Heil. Geist, dass sie sich zu Christo nicht sammeln lassen.
Jes. 65,2: Ich recke meine Hände aus den ganzen Tag zu einem ungehorsamen Volk, das seinen Gedanken nachwandelt auf einem Wege, der nicht gut ist.
Matth. 23,37: Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten, und steinigest, die zu dir gesandt sind! wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt.
Apg. 7,51: Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebet allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, also auch ihr.
Röm. 10,16: Sie sind nicht alle dem Evangelio gehorsam; denn Jesaja spricht: Herr wer glaubet unserm Predigen?
712. WO WIR ABER SOLCHEN BERUF ANNEHMEN, KOMMT DIE KRAFT SOLCHES ANNEHMENS VON UNS?
Nein, sondern es ist die Kraft des göttlichen Berufs selbst, von welcher sich der Mensch überwinden lässet.
Joh. 6,44: Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, dass ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat.
713. HAT ABER GOTT NICHT VON EWIGKEIT EINIGE LEUTE ALSO VERWORFEN, DASS ER IHNEN DIE MITTEL DES HEILS NICHT HAT GEBEN WOLLEN, ANDERE ABER BLOS DAHIN ERWÄHLET, DASS SIE NICHT ANDERS KÖNNTEN ALS SELIG WERDEN?
Nein, solches laufet wider die so hoch gepriesene göttliche Gerechtigkeit und Güte, da er bezeugt, dass er gegen alle gnädig sei, die ganze Welt geliebet, Christum allen geschenket (A), und alle zu solchem Gnadengenuss berufen habe (B).
(A)
Joh. 3,16: Also hat Gott die Welt geliebet, dass er seinen eingebornen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
(B)
S. oben Fr. 710.
714. HAT DENN GOTT NICHT ETLICHE ZUM EWIGEN LEBEN ERWÄHLET, ANDERE ABER VERWORFEN?
Ja: aber welche er erwählet hat, die hat er von Ewigkeit her erwählet in Christo, von welchen er nämlich vorgesehen hat, dass sie die Gnade, die er ihnen in seinem Sohn anbieten lässet, annehmen würden (A). Diejenigen hingegen hat er aus gerechtem Gericht verworfen, welche zwar von seiner Seite eben so wohl seiner Gnade teilhaftig werden können, er aber von Ewigkeit her vorhergesehen, dass sie alle seine Gnade boshaftig von sich stoßen würden (B).
(A)
Eph. 1,3-6: Gelobet sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum. Wie er uns denn erwählet hat durch denselbigen, ehe der Welt Grund geleget war, dass wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm in der Liebe; und hat uns verordnet zur Kindschaft gegen ihn selbst durch Jesum Christum, nach dem Wohlgefallen seines heiligen Willens, zu Lob seiner herrlichen Gnade, durch welche er uns angenehm gemacht in dem Geliebten.
Röm. 8,29.30: Welche er zuvor versehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohns, auf dass derselbe der Erstgeborne sei unter vielen Brüdern. Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht.
2 Thess. 2,13.14: Wir sollen Gott danken allezeit um euch, geliebte Brüder von dem Herrn, dass euch Gott erwählet hat vom Anfang zur Seligkeit, in der Heiligung des Geistes, und im Glauben der Wahrheit, darein er euch berufen hat durch unser Evangelium, zum herrlichen Eigentum unsers Herrn Jesu Christi.
(B)
Joh. 3,18: Wer an ihn glaubet, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubet, der ist schon gerichtet; denn er glaubet nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes.
715. SIND WIR DENN ERWÄHLET UM UNSERS GUTEN WILLEN?
Nein, sondern es bleibet eine Gnadenwahl, und hat Gott nichts Gutes an uns gesehen, als was er uns aus Gnaden schenket: welche er aber verworfen hat, die hat er aus gerechtem Gericht verworfen, und sind sie selbst an ihrer Verwerfung schuld.
Hos. 13,9: Israel, du bringest dich in Unglück; denn dein Heil stehet allein bei mir.
716. WAS IST DER ANDERE GRAD DER HEILIGUNG?
Die Erleuchtung: indem der Heilige Geist aus der Kraft des Worts den Glauben wirket (A), und also eine göttliche Erkenntnis in dem Herzen entzündet, welche über alle Vernunft und ein himmlisches Licht ist (B), und das Herz solcher göttlichen Dinge allerdings überzeuget (C).
(A)
Joh. 6,29: Das ist Gottes Werk, dass ihr glaubet an den, den er gesandt hat.
Eph. 2,8: Aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben; und dasselbige nicht aus euch, Gottes Gabe ist es.
Eph. 1,13.14: Durch Christum habt ihr gehöret das Wort der Wahrheit, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit, durch welchen ihr auch, da ihr glaubet, versiegelt worden seid mit dem heiligen Geist der Verheißung, welcher ist das Pfand unsers Erbes, zu unserer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden, zum Lobe seiner Herrlichkeit.
1 Kor. 12,3: Niemand kann Jesum einen Herrn heißen, ohne durch den Heiligen Geist.
Judä V. 20: Ihr, meine Lieben, erbauet euch auf euren allerheiligsten Glauben durch den heiligen Geist, und betet.
(B)
2 Kor. 4,6: Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns entstände die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
Eph. 1,17-19: Der Gott unsers Herrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung, zu seiner selbst Erkenntnis, und erleuchtete Augen eures Verständnisses, dass ihr erkennen möget, welche da sei die Hoffnung eures Berufs, und welcher sei der Reichtum seines herrlichen Erbes an seinen Heiligen, und welche da sei die überschwängliche Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben, nach der Wirkung seiner mächtigen Stärke.
1 Kor. 2,12-16: Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott gegeben ist; welches wir auch reden, nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Heilige Geist lehret, und richten geistliche Sachen geistlich. Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geiste Gottes; es ist ihm eine Torheit, und kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich gerichtet sein. Der geistliche aber richtet alles, und wird von niemand gerichtet. Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt? Oder wer will ihn unterweisen? Wir aber haben Christi Sinn.
Eph. 5,8.9: Ihr waret weiland Finsternis, nun aber seid ihr ein Licht im Herrn; wandelt, wie die Kinder des Lichts.
(C)
Eph. 3,16-19: Dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, und Christum zu wohnen durch den Glauben in euren Herzen, und durch die Liebe eingewurzelt und gegründet zu werden, auf dass ihr begreifen möget mit allen Heiligen, welches da sei die Breite, und die Länge, und die Tiefe, und die Höhe; auch erkennen, dass Christum lieb haben viel besser ist, denn alles Wissen, auf dass ihr erfüllet werdet mit allerlei Gottesfülle.
717. WAS IST DAS DRITTE STÜCK DER HEILIGUNG?
Dass er uns in dem rechten Glauben heiliget: das ist, dass er uns durch den Glauben die wahre Gerechtigkeit Jesu Christi zueignet und schenket (A), und damit wiedergebieret zu der Kindschaft Gottes (B), folgends einen guten Trieb zu einem heiligen Wandel aus dem Glauben in uns wirket (C), und also das göttliche Ebenbild wiederum in uns erneuert (D).
(A)
Apg. 26,18: Aufzutun ihre Augen, dass sie sich bekehren von der Finsternis zu dem Licht, und von der Gewalt des Satans zu Gott, zu empfahen Vergebung der Sünde, und das Erbe, samt denen, die geheiliget werden durch den Glauben an mich.
Phil. 4,8.9: Ich achte es alles für Schaden gegen die überschwängliche Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um welches willen ich alles habe für Schaden gerechnet, und achte es für Kot, auf dass ich Christum gewinne, und in ihm erfunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christum kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.
(B)
Joh. 3,5: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: es sei denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
Tit. 3,5-7: Gott, nach seiner Barmherzigkeit machet er uns selig, durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch Jesum Christum unsern Heiland, auf dass wir durch desselben Gnade gerecht und Erbe seien des ewigen Lebens, nach der Hoffnung: das ist gewisslich wahr.
(C)
Apg. 15,9: Er reinigte ihre Herzen durch den Glauben.
1 Petr. 1,15.16: Nach dem, der euch berufen hat, und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel; denn es stehet geschrieben: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.
1 Thess. 4,3: Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung. V. 7: Gott hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit, sondern zur Heiligung.
(D)
S. oben Fr. 529.
718. WIE KANN ABER EIN MENSCH EINEN HEILIGEN WANDEL FÜHREN, DER DOCH NOCH SÜNDE AN SICH HAT?
Nicht aus seiner Kraft, sondern aus der neuen Kraft des heiligen Geistes, die in ihm wirket: sodann nicht in der höchsten Vollkommenheit, sondern nach dem Maß der Gnade, die jedem gegeben ist.
S. oben. Frage 338. 346.
719. WELCHES IST DAS VIERTE STÜCK DER HEILIGUNG?
Dass der Heilige Geist, in welchem er sein Werk angefangen hat, es in dem Glauben immer weiter fortsetzet, zunehmen lässet, und bis ans Ende erhält.
Phil. 1,6: Ich bin desselbigen in guter Zuversicht, dass, der in euch angefangen hat das gute Werk, der wirds auch vollführen bis auf den Tag Jesu Christi.
1 Petr. 1,5: Ihr werdet aus Gottes Macht durch den Glauben bewahret zur Seligkeit, welche zubereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.
1 Petr. 5,10: Der Gott aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, derselbige wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, voll bereiten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Kor. 15,58: Meine lieben Brüder, seid fest, unbeweglich und nehmet immer zu in dem Werke des Herrn, sintemal ihr wisset, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.
720. KÖNNEN WIR DENN NICHT AUS EIGENER KRAFT IN DEM GUTEN VERHARREN ODER FORTFAHREN?
Nein, wo wir uns gelassen würden, sollten wir wiederum zurück fallen, sondern es ist der Heilige Geist, der Anfang, Mittel und Ende bei uns wirken muss, und solches durch eben die Mittel des Worts und der Sakramente, durch die ers angefangen hat; daher wir stets an dero Gebrauch verbunden sind.
721. KÖNNEN WIR ABER GLEICHWOHL GEWISS SEIN, WO DER HEILIGE GEIST SEIN GUTES WERK IN UNS ANGEFANGEN HAT, DASS ERS AUCH WERDE BIS AN DAS ENDE ERHALTEN WOLLEN?
Ja: denn ob wir wohl von uns selbst solche Gnade wiederum verscherzen können, auch, wo wir uns derselben nicht sorgfältig gebrauchen wollen, wiederum verlieren werden, so haben wir gleichwohl Gottes teuren Verspruch, der es uns an notwendiger Gnade zu unserer Erhaltung nicht mangeln lassen will.
S. oben Phil. 1,6. 1 Petr. 1,5. Kap. 5,10. Fr. 719.
1 Kor. 10,12.13: Wer sich lässet dünken, er stehe, mag wohl zusehen, dass er nicht falle. Es hat euch noch keine, denn menschliche Versuchung betreten. Aber Gott ist getreu, der euch nicht lässet versuchen über euer Vermögen, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende gewinne, dass ihrs könnet ertragen.
Röm. 8,35-39: Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Blöße? oder Fährlichkeit? oder Schwert? Wie geschrieben stehet: Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe; aber in dem allen überwinden wir weit, um deß willen, der uns geliebet hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn.
1 Kor. 1,8: Gott wird euch fest behalten bis ans Ende, dass ihr unsträflich seid auf den Tag unsers Herrn Jesu Christi; denn Gott ist treu, durch welchen ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesu Christi.
Kol. 1,9-12: Wir hören nicht auf für euch zu beten, und bitten, dass ihr erfüllet werdet mit Erkenntnis seines Willens, in allerlei geistlicher Weisheit und Verstand, dass ihr wandelt würdiglich, dem Herrn zu allem Gefallen, und fruchtbar seid in allen guten Werken, und wachset in der Erkenntnis Gottes, und gestärket werdet mit aller Kraft, nach seiner herrlichen Macht, in aller Geduld und Langmütigkeit, mit Freuden; und danksaget dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht.
2 Thess. 3,3: Der Herr ist treu, und wird euch stärken und bewahren vor dem Argen.
722. WIE ERHÄLT ER ABER SEINE GLÄUBIGEN?
Indem er immerfort ihr Lehrer, Leiter und Tröster bleibet.
723. WIE IST ER IHR LEHRER?
Indem, so oft sie göttliches Wort hören, lesen, und demselbigen fleißig nachdenken, er ihnen das Verständnis öffnet (A), dass sie noch immer weiter in der Erkenntnis wachsen (B), und aus der Schrift das ihnen Nötige verstehen, welches er in ihren Herzen versiegelt (C), und sie vor gefährlichen Irrtümern bewahret (D).
(A)
Apg. 16,14: Ein gottesfürchtiges Weib, mit Namen Lydia, eine Purpurkrämerin aus der Stadt der Thyatierer, hörete zu, welcher tat der Herr das Herz auf, dass sie darauf Acht hatte, was von Paulo geredet ward.
(B)
Kol. 1,10. Eph. 1,17.18. S. oben Fr. 715. 721.
1 Joh. 2,27: Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibet bei euch; und dürfet nicht, dass euch jemand lehre, sondern wie euch die Salbung allerlei lehret, so ists wahr, und ist keine Lüge; und wie sie euch gelehret hat, so bleibet bei demselbigen.
(C)
1 Joh. 5,6: Der Geist ists, der da zeuget, dass Geist Wahrheit ist.
(D)
2 Thess. 3,3: Der Herr ist treu, der wird euch stärken und bewahren vor dem Argen.
724. WIE IST ER IHR LEITER?
Indem er sie in ihren Herzen durch Vorhaltung ihrer Pflicht und göttlichen Willens, aus dem Wort stetig zu allerhand Gutem (A), sonderlich auch zu dem Gebet (B) antreibet, und die Lüste des Fleisches, auch Versuchung des Teufels und der Welt überwinden hilfet (C): und macht, dass sie solches nicht aus Zwang tun, sondern von Herzen, und mit freudigem Willen (D).
(A)
Röm. 8,14: Welche der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kinder.
(B)
Röm. 8,15: Ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater. V. 26.27. s. oben Fr. 696.
Gal. 4,6: Weil ihr denn Kinder seid, hat Gott gesandt den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der schreiet: Abba, lieber Vater.
Sach. 12,10: Über das Haus David, und über die Bürger zu Jerusalem will ich ausgießen den Geist der Gnaden und des Gebets.
(C)
Röm. 8,13: Wenn ihr nach dem Fleisch lebet, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, werdet ihr leben.
Gal. 5,16: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.
1 Joh. 5,4: Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
(D)
Gal. 5,18: Regieret euch der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.
2 Kor. 3,17: Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
725. WIE IST ER IHR TRÖSTER?
Dass er sie allezeit der Kindschaft Gottes in ihren Seelen versichert (A), Friede und Freude bei ihnen wirket (B), in Anfechtungen der Sünde ein herzliches und freudiges Vertrauen gegen Gott erwecket (C), und sonsten in allem Leiden also tröstet, dass ihnen keines zu schwer werden muss, sondern sie alles dasselbige in Erkenntnis des Willens ihres Vaters, des Exempels Christi, und der kräftigen gewissen Herrlichkeit überwinden, davon aber herrlichen Nutzen haben (D).
(A)
Röm. 8,16: Derselbige Geist gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.
(B)
Röm. 14,17: Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, und Friede, und Freude in dem heiligen Geist.
Röm. 15,13: Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr völlige Hoffnung habt durch die Kraft des heiligen Geistes.
(C)
Jes. 57,15.16: Denn also spricht der Hohe und Erhabene, der ewiglich wohnet, deß Name heilig ist: Der ich in der Höhe und in dem Heiligtum wohne, und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten, und das Herz der Zerschlagenen. Ich will nicht immer hadern, und nicht ewiglich zürnen, sondern es soll von meinem Angesicht ein Geist wehen, und ich will Odem machen.
(D)
2 Kor. 1,3-5: Gelobet sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der Vater der Barmherzigkeit, und Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, dass wir auch trösten können, die wir sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, damit wir getröstet werden von Gott. Denn gleichwie wir des Leidens Christi viel haben, also werden wir auch reichlich getröstet durch Christum.
Röm. 5,1-5: Nun wir denn sind gerecht worden durch den Glauben, so haben wir Friede mit Gott, durch unsern Herrn Jesum Christum; durch welchen wir auch einen Zugang haben im Glauben zu dieser Gnade, darinnen wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben soll. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, dieweil wir wissen, dass Trübsal Geduld bringet, Geduld aber bringet Erfahrung, Erfahrung aber bringet Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zu Schanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.
726. WIRKEN WIR ABER GLEICHWOHL MIT IN SOLCHEM WERK DES HEILIGEN GEISTES, DADURCH ER UNS HEILIGET?
In dem Anfang desselben können wir, als Tote, nichts mitwirken: nachdem aber der Heilige Geist uns von den Toten erwecket, und geistliche Lebenskräfte gegeben hat, so können und müssen wir uns solcher Kräfte mit gebrauchen, oder wir verlieren die empfangene Gnade; dass solches Mitwirken nicht unsere eigene Kraft sei, sondern die geschenkte Gabe des heiligen Geistes, dem auch aller Ruhm gebühret, als der das Wollen und Vollbringen gewirket habe, Phil. 2,13.
Matth. 25,24. u. f. wird dem unnützen Knecht, der sein Pfund nicht angewendet, dasselbige genommen, und er gestrafet. V. 29: Wer da hat (verstehe: und das Empfangene recht gebrauchet), dem wird gegeben werden, und wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, das er hat, genommen werden.
2 Kor. 6,1: Wir ermahnen aber euch, als Mithelfer, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfahet.
2 Joh. V. 8: Sehet euch vor, dass wir nicht verlieren, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangen.
727. WAS WERDEN WIR ABER AUS SOLCHER HEILIGUNG?
Geheiligte und Heilige in Christo Jesu.
Röm. 1,7: Allen die zu Rom sind, den Liebsten Gottes, und berufenen Heiligen.
1 Kor. 1,2: Der Gemeinde Gottes zu Korinth, den Geheiligten in Christo Jesu, den berufenen Heiligen.
Eph. 1,1: Den Heiligen zu Ephesus, und den Gläubigen in Christo Jesu.
Phil. 1,1: Allen Heiligen in Christo Jesu zu Philippen.
Kol. 1,2: Den Heiligen zu Kolossen und den gläubigen Brüdern in Christo.
Judä V. 2: Den Berufenen, die da geheiliget sind in Gott dem Vater, und behalten in Jesu Christo.
728. SIND WIR ABER IN UNS SELBST HEILIG?
Nein, sondern in Christo Jesu: der uns von Gott gemacht ist (in der Erleuchtung und Wirkung des Glaubens) zur Weisheit, (in der Erleuchtung seiner Gerechtigkeit in dem Glauben) zur Gerechtigkeit, (in Wirkung des heiligen Wandels und täglicher Erneuerung aus dem Glauben) zur Heiligung, und (in Fortsetzung und Vollführung solches Werks, bis zu jener gänzlichen Befreiung von allen Sünden und Übel) zur Erlösung, 1 Kor. 1,30.
729. ISTS ABER NICHT ZU VIEL GEREDET, DASS WIR DENEN ANNOCH SÜNDLICHEN MENSCHEN HIER IN DER WELT EINE HEILIGKEIT WOLLTEN ZUSCHREIBEN?
Wer sich eine eigene Heiligkeit, wie gering sie wäre, aus sich selbst zumessen wollte, der stieße damit Christum von sich: aber wer Christi Heiligkeit in dem Glauben ergreift, eines heiligen Wandels sich befleißet, und in tiefster Demut solche Gnade Gottes in sich und andern dankbarlich erkennet, der preiset Christi Wohltat, ehret nicht sich, sondern den Herrn, und redet mit der Schrift und unserm Katechismo.
1 Kor. 6,11: Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiliget, ihr seid gerecht worden durch den Namen des Herrn Jesu und durch den Geist unsers Gottes.
Eph. 5,25-27: Christus hat geliebet die Gemeine, und hat sich selbst für sie gegeben, auf dass er sie heiligte; und hat sie gereiniget durch das Wasserbad im Wort, auf dass er sie ihm selbst darstellete eine Gemeine, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken, oder Runzel, oder deß etwas, sondern dass sie heilig sei und unsträflich.
Hebr. 10,10: In welchem Willen wir sind geheiliget, einmal geschehen durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.
Kol. 1,12: Danksaget dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. V. 22: Nun hat er euch versöhnet, mit dem Leibe seines Fleisches durch den Tod, auf dass er euch darstellete heilig und unsträflich, und ohne Tadel vor ihm selbst.
Kol. 3,12: So ziehet an, als die Auserwählten Gottes, Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld.
Eph. 3,8: Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen. V. 18: Auf dass ihr begreifen möget mit allen Heiligen.
Eph. 4,12: Dass die Heiligen zugerichtet werden zum Werk des Amts, dadurch der Leib Christi erbauet werde.
Eph. 5,3: Hurerei und alle Unreinigkeit, oder Geiz, lasset nicht von euch gesagt werden, wie den Heiligen zustehet.
Und an vielen mehrern Orten.
730. SIND DENN NICHT NUR ALLEIN DIE SELIGEN IN DEM HIMMEL HEILIG?
Die Schrift leget solchen Namen allen denen, die durch den Glauben in Christo geheiliget sind, bereits in diesem Leben bei.
731. WAS SOLL AN DEM MENSCHEN GEHEILIGET WERDEN?
Der ganze Mensch, mit Seel und Leib, dass die Seele mit dem Glauben und dessen Früchten erfüllet, der Leib aber ein tüchtiges Werkzeug werde, in und durch welchen die geheiligte Seele Gutes wirke.
1 Thess. 5,23.24. S. Fr. 614.
732. WAS ISTS ABER FÜR EINE HEILIGKEIT, WELCHE DEN CHRISTEN HIE IN DIESER WELT ZUKOMMT?
Nicht eine solche Heiligkeit, dass bei ihnen keine Sünden mehr seien, sondern dass sie ihnen um Christi willen, dessen Heiligkeit ihnen völlig durch den Glauben zugerechnet wird, vergeben seien, und dass sie nicht mehr weiter bei ihnen herrschen: sodann, dass sie mit allem Fleiß der Heiligung nachstreben, völliger zu werden, in allem aber annoch ihre Unvollkommenheit demütig erkennen.
Phil. 3,12-14: Nicht dass ichs schon ergriffen habe, oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ichs ergreifen möchte, nachdem ich von Christo Jesu ergriffen bin. Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht, dass ichs ergriffen habe; Eins aber sage ich: ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich zu dem, das da vornen ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu.
Hebr. 12,14.15: Jaget nach dem Frieden gegen jedermann, und der Heiligung, ohne welche wird niemand den Herrn sehen; und sehet darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume.
733. WAS HABEN WIR FÜR TROST AUS SOLCHEM WERK DER HEILIGUNG?
Weil Gott heilig ist, und niemand mit ihm Gemeinschaft haben kann, der nicht auch heilig sei, dass er selbsten durch seinen Geist uns zu der wahren Heiligkeit befördere, und damit, was Adam an uns verderbet hat, wiederum zurecht bringe: auch mit solcher, obwohl unvollkommenen, Heiligkeit zufrieden sein wolle, aus Gnaden um Christi willen, und weil sie selbst sein Werk ist.
734. WIE SOLL SIE UNS ABER EIN ANTRIEB ZUM GUTEN SEIN?
Dass wir göttliches Werk nicht in uns hindern, und sowohl der Mittel der Heiligung uns fleißig gebrauchen, als denselbigen bei uns Statt lassen: wissend, dass nichts Unheiliges in das heilige Reich Gottes eingehen werde.
735. WIE HEISSEN DIEJENIGEN, DIE DERGESTALT VOM HEILIGEN GEIST GEHEILIGT WERDEN?
Die christliche Kirche.
736. WAS IST DENN DIE CHRISTLICHE KIRCHE?
Nicht die Gebäude oder Gotteshäuser, da man zu dem Gottesdienst zusammen kommet, sondern die Gemeine derjenigen, an welchen der Heilige Geist arbeitet, sie durch Wort und Sakramente zu heiligen.
737. WIE WIRD DIE KIRCHE GENANNT?
Eine heilige christliche Kirche.
738. WARUM EINE?
Darum, dass ohngeachtet der Gemeinden, welche Christum bekennen, und in welchen auch fromme Christen sein mögen, viele hin und wieder in der Welt gefunden werden, gleichwohl alle solche zusammen nicht mehr als Eine einige allgemeine Kirche machen, dero Glieder jede absonderlichen christlichen Gemeinden, und in denselben enthaltene Gläubigen sind: deswegen sie auch untereinander eine genaue Gemeinschaft haben, die wir auch bekennen.
739. WIE HEISST SIE ABER HEILIG?
Nicht, ob wären in derselben äußerlichen Versammlungen keine Unheiligen und Bösen, sondern weil sie Christus geheiliget und gereiniget hat durchs Wasserbad im Wort, Eph. 5,26., seine Heiligkeit ihr schenket, und sie durch seinen Geist zu heiligem Leben antreibet. Daher wirklich allezeit in derselben wahrhaftig heilige Leute gefunden werden, die durch den Glauben der Heiligkeit Christi teilhaftig sind, und deren Früchte in Einfalt ihres Herzens bringen, Luk. 1,75. Es mag aber auch die ganze Kirche, wie sie aus solchen recht Heiligen, und an sich selbst Unheiligen bestehet, heilig genennet werden wegen der göttlichen heiligen Mittel des Worts und der Sakramente, die in derselben befindlich sind, ob sie wohl an vielen ihren Zweck nicht erreichen.
70. WIE HEISSET SIE CHRISTLICH?
Weil sie von Christo durch seine Lehre und Apostel gegründet worden, ihn allein bekennet, und von ihm regieret wird.
741. HEISST SIE ABER NICHT AUCH KATHOLISCH UND APOSTOLISCH?
Wir mögen ihr solchen Namen gern lassen und geben, wo katholisch oder allgemein heißet: dass sie sowohl in der ganzen Welt (A) ausgebreitet worden (da hingegen die alte Jüdische Kirche nur in dem Jüdischen Lande bestand), als auch alle Artikel des Glaubens wahrhaftig und ohne Mangel behält; darum solcher Name von rechtswegen der papistischen Kirche nicht gebühret; sodann apostolisch, weil sie durch die Apostel aufgerichtet worden, und auf ihrer Lehre von Christo noch beruhet (B). Es wird aber solches eben darinnen begriffen, wo wir sie eine christliche Kirche nennen.
(A)
Matth. 28,19: Gehet hin, und lehret alle Völker.
Mark. 16,15: Gehet hin in alle Welt, und prediget das Evangelium aller Kreatur. Kol. 1,23: Das Evangelium ist geprediget unter aller Kreatur.
(B)
Eph. 2,19-22: So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen, und Gottes Hausgenossen, erbauet auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist; auf welchem der ganze Bau, in einander gefüget, wächset zu einem heiligen Tempel in dem Herrn, auf welchem ihr mit erbauet werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.
742. WER IST DAS HAUPT DER KIRCHE?
Allein Christus, welcher sie auch selbsten regieret, und weil er ihr auf göttliche Weise zugegen ist, keines sichtbaren Haupts oder Statthalters, dafür der Papst will gehalten sein, bedarf.
Eph. 1,22.23: Gott hat alle Dinge unter seine Füße getan, und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeine über alles; welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle deß, der alles in allem erfüllet.
Eph. 4,15.16: Lasset uns aber rechtschaffen sein in der Liebe, und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus; aus welchem der ganze Leib zusammen gefüget; und ein Glied an dem andern hänget, durch alle Gelenke, dadurch eins dem andern Handreichung tut, nach dem Werk eines jeglichen Gliedes in seiner Maße, und machet, dass der Leib wächset zu seiner selbst Besserung; und das alles in der Liebe.
743. WAS GEHÖREN ABER FÜR GLIEDER ZU DER KIRCHE?
Wo wir die Kirche nehmen für die Versammlung derjenigen Leute, so sich zu der wahren Lehre bekennen, und dem äußerlichen Gottesdienst beiwohnen (wie die Kirche pfleget die sichtbare Kirche genennet zu werden), so sind auch deroselben Glieder alle diejenigen, welche sich zu Christo mit dem Munde und äußerlichen Dienst bekennen. Wo wir aber dadurch verstehen den rechten geistlichen Leib Christi, so sind dessen Glieder allein die wahren Gläubigen: und so wird es die unsichtbare Kirche genennet.
744. WAS IST DENN FÜR EIN UNTERSCHIED UNTER DER SICHTBAREN UND UNSICHTBAREN KIRCHE?
Die sichtbare Kirche heißet die äußerliche Versammlung derjenigen Leute, die man sehen kann in einer Gemeinschaft des Gottesdiensts zusammen kommen, und ist alsdann die wahre sichtbare Kirche, wo sie die wahre Lehre Christi führet: und in derselben sind, neben den wahrhaftigen Frommen, auch noch andere, Heuchler und ärgerliche Personen, so lang sie nicht aus der Gemeinde gestoßen werden, mitbegriffen, als die einen äußerlichen Dienst mit den andern verrichten, auch bei vielen, deren Bosheit öfters vor Menschen verborgen ist. Welche aber in solchen rechtlehrenden äußerlichen Versammlungen wahrhaftig durch den Glauben geheiliget sind, sodann, welche Gott außer solcher äußerlichen Gemeinschaft der sichtbaren wahren Kirche, unter andern falschgläubigen Gemeinden, durch seine Gnade mit dem wahren Glauben in ihren Herzen begabet, und also, welche durch solchen Glauben mit Christo ihrem Haupt tätig vereiniget sind, solche zusammen machen die allgemeine unsichtbare Kirche. Also auch, welche in jeglicher absonderlichen sichtbaren Gemeinde wahrhaftig gläubig sind, die sind die absonderliche unsichtbare Kirche jedes solchen Orts.
745. WARUM HEISSEN SIE ABER DIE UNSICHTBARE KIRCHE?
Nicht, ob wären die Personen oder ihr äußerlicher Gottesdienst nicht sichtbar, sondern weil der Glaube ihres Herzens, der sie mit Christo vereiniget, nicht den Menschen sichtbar, sondern Gott allein kenntlich ist.
2 Tim. 2,19: Der feste Grund Gottes bestehet, und hat dieses Siegel: Der Herr kennet die Seinen; und: Es trete ab von der Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennet.
746. VON WELCHER KIRCHE ABER SIND DIE GÖTTLICHEN VERHEISSUNGEN, UND WAS VON DER KIRCHE GERÜHMET WIRD, ZU VERSTEHEN?
Von der unsichtbaren, als welche eigentlich die wahre Kirche ist, Christum zum Haupt hat, von Christi Geist regieret wird, und von ihm die lebendig, heilig und selig machende Kraft empfähet. Da hingegen die übrigen, welche nur allein der sichtbaren, und nicht zugleich der unsichtbaren Kirche Glieder gewesen sind, durch solche äußerliche Gemeinschaft nicht selig werden können, und nicht anders zu der wahren Kirche gehören, als dürre Äste, die an einem grünen Baum stehen.
747. SOLLTE ABER NICHT DIE ÄUSSERLICHE KIRCHE AUCH AUS LAUTER GOTTSELIGEN UND WAHRHAFTIGEN GLÄUBIGEN BESTEHEN?
Zu wünschen wäre solches, auch ist nach aller Möglichkeit darnach zu trachten, und sollte man daher die offenbar Bösen aus der Gemeinde stoßen, damit sie nicht die andern anstecken (A): aber in der Welt ist solches nicht immer möglich, sondern es vergleicht der Herr selbst seinen Kirchenacker mit einem solchen Acker, auf dem neben dem Weizen auch das Unkraut stehet, welches erst in der Ernte soll gänzlich ausgerottet werden (B).
(A)
1 Kor. 5,2: Auf dass, der das Werk getan hat, von euch getan würde. V. 6: Wisset ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig versäuert?
(B)
Matth. 13,25.37.37. u.s.w.
2 Tim. 2,20.21. In einem großen Hause aber sind nicht allein güldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und etliche zu Ehren, etliche aber zu Unehren. So nun jemand sich reiniget von solchen Leuten, der wird ein geheiligtes Fass sein, zu den Ehren, dem Hausherrn bräuchlich, und zu allem guten Werk bereitet.
748. WORAN ERKENNET MAN DIE WAHRE SICHTBARE KIRCHE?
Weil sie gezeuget und erhalten werden muss durch das Wort Gottes und die heiligen Sakramente, so sind auch solche allein ihre unfehlbaren Kennzeichen, und alle diejenigen Gemeinden eine wahre sichtbare Kirche Gottes, wo dessen Wort rein und unverfälscht geprediget, und die Sakramente nach des Herrn Einsetzung ausgespendet werden. Wo solches nicht geschiehet, da ist keine wahre sichtbare Kirche.
Joh. 8,31: So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger, und werdet die Wahrheit erkennen.
749. WELCHES IST ABER JETZO SOLCHE WAHRE SICHTBARE KIRCHE?
Unsere zum Unterschied also genannte evangelische Kirche, so durch das teure Werkzeug Gottes, Lutherus, von den päpstischen Irrtümern gereiniget ist worden: insoferne in derselben nicht Menschensatzung und Lehre, oder Autorität, sondern das bloße Wort Gottes zum Grund des Glaubens geleget, auch dasselbige nicht nach der Vernunft Wohlgefallen ausgeleget, vielmehr, wie es lautet, einfältig behalten; sodann weder zu noch von den Sakramenten etwas getan wird.
750. IST ABER DIE SELIGKEIT AN DIE KIRCHE GEBUNDEN?
Es können auch in der sichtbaren Kirche viele verdammet werden, welche nur deroselben äußerliche Glieder sind, und nicht auch zu der unsichtbaren Kirche durch ihren innerlichen Glauben gehören. Hingegen, obwohl ein jeder, so die wahre sichtbare Kirche erkannt, und erkennen kann, so lieb ihm seine Seligkeit ist, sich zu derselben äußerlichen Gemeinschaft verfügen soll: so hat Gott gleichwohl auch außer dieser äußerlichen Gemeinschaft seinen Samen in Personen, die zu der unsichtbaren Kirche innerlich gehören, ob sie wohl zu der sichtbaren Kirche zu kommen nicht vermögen, jedoch gleichwohl in jener Gemeinschaft, selig werden.
751. WIE LANGE SOLL DIE KIRCHE WÄHREN?
Wenn wir die Kirche also ansehen, wie darzu auch jene bereits in dem Reich der Herrlichkeit befindlichen Seligen mit gehören (A), welches man die triumphierende Kirche zu nennen pfleget, so währet die Kirche in Ewigkeit. Wo wir aber von derjenigen reden, darinnen Christus noch in Gnaden mit Wort und Sakramenten regieret, welche die streitende heißet, als die mit Teufel, Tod und Sünde annoch zu streiten hat, so soll sie währen bis an das Ende der Welt, und weil Christus ein König ist, ihm sein Reich von seinen Feinden nicht entrissen werden (B).
(A)
Hebr. 12,22-24: Ihr seid kommen zu dem Berge Zion, und zu der Stadt des lebendigen Gottes, zu dem himmlischen Jerusalem, und zu der Menge vieler tausend Engel, und zu der Gemeine vieler Erstgebornen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollkommenen Gerechten, und zu dem Mittler des Neuen Testaments Jesu, und zu dem Blut der Besprengung, das da besser redet denn Abels.
(B)
Matth. 16,18: Du bist Petrus; und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeine, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Matth. 28,20: Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.
752. MUSS ABER DIE KIRCHE ALLEZEIT ALSO SICHTBAR AUF ERDEN SEIN, DASS MAN GANZE RECHTGLÄUBIGE UND RECHTLEHRENDE GEMEINDEN ZEIGEN KÖNNE?
Nein: sondern es mag wohl das Reich des Satans in der Welt so mächtig werden, dass man vor demselben das Reich Christi nicht erkennen kann, und kein öffentlicher reiner Gottesdienst anzutreffen sei (A). Ja, dass dergleichen in dem Neuen Testament geschehen, der Abfall folgen, und das Weib der christlichen Kirche in die Wüste getrieben werden solle, hat uns die Schrift zuvor bezeuget (B).
(A)
1 Kön. 19,14: Elias sprach: Ich habe um den Herrn den Gott Zebaoth geeifert; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen, deine Altäre zerbrochen, deine Propheten mit dem Schwert erwürget; und ich bin allein über blieben, und sie stehen darnach, dass sie mir das Leben nehmen.
(B)
2 Thess. 2,3: Der Tag Christi kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme, und offenbaret werde der Mensch der Sünden, und das Kind des Verderbens.
Offenb. 12,6; Das Weib entfloh in die Wüste, da sie hatte einen Ort bereitet von Gott, dass sie daselbst ernähret würde tausend zweihundert und sechzig Tage.
753. IST ABER ALSDANN DIE KIRCHE GANZ DAHIN?
Nein, sondern Gott erhält seinen Samen der unsichtbaren Kirche allezeit, ob er wohl vor menschlichen Augen nicht kenntlich ist, in denjenigen, die auch in der äußerlichen verderbten Kirche ihm in stiller Einfalt ihres Herzens rechtschaffen dienen.
1 Kön. 19,18: Ich will lassen über bleiben sieben tausend in Israel, nämlich alle Kniee, die sich nicht gebeuget haben vor Baal, und allen Mund, der ihn nicht geküsset hat.
754. WAS FÜR EIN SCHATZ DES TROSTES LIEGT IN DIESEM ARTIKEL VON DER KIRCHE?
Dass Gott das menschliche Geschlecht so hoch begnadet, aus demselben eine Gemeinde zu sammeln, die sein Haus und Eigentum wäre. Ja, dass er die Kirche seinem Sohn zur Braut vermählet, und sie zur Gemeinschaft aller seiner Güter erhoben, welche sie und jegliches gläubige Glied derselben in ihrem Bräutigam hat und besitzet. Sodann, dass er mich auch in dieselbe berufen und aufgenommen, in derselben an mir und allen übrigen Mitgliedern das angefangene Werk der Heiligung fortzusetzen und zu vollführen.
1 Petr. 2,9.10: Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugend des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; die ihr weiland nicht ein Volk waret, nun aber Gottes Volk seid: und weiland nicht in Gnaden waret, nun aber in Gnaden seid.
Hebr. 3,6: Christus, als ein Sohn über sein Haus; welches Haus sind wir, so wir anders das Vertrauen, und den Ruhm der Hoffnung bis ans Ende fest behalten.
1 Tim. 3,15: Das Haus Gottes ist die Gemeine des lebendigen Gottes, als Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit.
755. WIE SOLL ABER SOLCHES UNS ZUR WAHREN GOTTSELIGKEIT TREIBEN?
Weil wir Gottes Hausgenossen sind, so müssen wir uns auch dermaßen halten, dass der Hausherr dessen nicht Schande habe, indem sein Gerichte von seinem Haus selbsten anfange: sonderlich aber, dass wir nicht zufrieden seien, in der äußerlichen Gemeinschaft der Kirche zu stehen, welches uns nichts nützen würde, sondern trachten, lebendige Glieder an dem wahren Leib Jesu Christi, und dessen aus unsers Glaubens Früchten versichert zu sein, daran allein unsere Seligkeit hanget. Wir haben aber, ob wir wahre Glieder Christi seien, eben wie die Kirche, daran zu erkennen, ob wir göttliches Wort mit Frucht anhören, und der heiligen Sakramente uns recht nach Christi Einsetzung gebrauchen.
Joh. 10,27.28: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.
756. WAS HAT DIE CHRISTLICHE KIRCHE FÜR EIN BAND UNTER SICH?
Die Gemeinschaft der Heiligen.
757. WER SIND SOLCHE HEILIGE?
Alle durch den Glauben geheiligte wahre Kinder Gottes.
758. WAS HABEN SIE ABER UNTER SICH GEMEIN?
Nicht ihre äußerlichen Güter, deren Besitz jeglichem eigen bleibet, nur dass der Gebrauch durch die Liebe zu des Nächsten Besten regieret wird (A), sondern sie haben gemein ihren Gott, Christum, den heiligen Geist, alle geistlichen Güter, Gnadenmittel, und das ewige Erbe (B).
(A)
2 Kor. 8,13.14: Nicht geschieht das der Meinung, dass die andern Ruhe haben, und ihr Trübsal, sondern dass es gleich sei. So diene euer Überfluss ihrem Mangel, diese (teure) Zeit lang, auf dass auch ihr Überfluss hernach diene eurem Mangel, und geschehe, das gleich ist.
(B)
Eph. 4,3-6: Seid fleißig zu halten die Einigkeit im Geist, durch das Band des Friedens. Ein Leib und Ein Geist wie ihr auch berufen seid auf einerlei Hoffnung eures Berufs; Ein Herr, Ein Glaube, Eine Taufe, Ein Gott und Vater (unser) aller, der da ist über euch alle, und durch euch alle, und in euch allen.
759. WIE DIENET SOLCHE GEISTLICHE GEMEINSCHAFT ZUM TROST?
Dass alle Güter und Gaben, welche einigem gläubigen Mitglied gegeben, eben so wohl zu meinem Besten gemeinet sind, und ich mich deroselben zu erfreuen habe: daher auch alle Gebete der gläubigen Mitbrüder für uns gültig sind. Sonderlich aber, dass in solcher Gemeinschaft mit den gläubigen Mitbrüdern wir auch in der Gemeinschaft selbst mit Gott und Christo stehen.
1. Joh. 1,3: Auf dass auch ihr mit uns Gemeinschaft habt, und unsere Gemeinschaft sei mit dem Vater und mit seinem Sohne Jesu Christo.
Joh. 17,20-23: Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden; auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir, und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind. Ich in ihnen, und du in mir, auf dass sie vollkommen seien in eins, und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast, und liebest sie, gleichwie du mich liebest.
760. WIE DIENET UNS ABER SOLCHE GEMEINSCHAFT ZUM ANTRIEB DER GOTTSELIGKEIT?
Dass wir in solcher Gemeinschaft stehen bleiben, und daher im Licht wandeln (A): auch alles von Gott Empfangene zu der Brüder und des ganzen Leibes Besten anwenden, mit allen Mitbrüdern in ihren Nöten Mitleiden tragen, wo es ihnen aber wohl gehet, uns mit ihnen freuen, und Gott dem Herrn einmütig dafür danken (B), und für alle herzlich beten sollen (C).
(A)
1 Joh. 1,6.7: So wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in Finsternis, so lügen wir, und tun nicht die Wahrheit. So wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft unter einander; und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, machet uns rein von aller Sünde.
(B)
1 Kor. 12,18-27: Gott hat die Glieder gesetzt, ein jegliches sonderlich am Leibe, wie er gewollt hat. So aber alle Glieder Ein Glied wären, wo bliebe der Leib? Nun aber sind der Glieder viele, aber der Leib ist Einer. Es kann das Auge nicht sagen zu der Hand: ich bedarf dein nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: ich bedarf euer nicht; sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die uns dünken die schwächsten zu sein, sind die nötigsten; und die uns dünken die unehrlichsten zu sein, denselben legen wir am meisten Ehre an; und die uns am übelsten anstehen, die schmücket man am meisten; denn die uns wohl anstehen, die bedürfens nicht. Aber Gott hat den Leib also vermenget, und dem dürftigen Glied am meisten Ehre gegeben, auf dass nicht Spaltung im Leibe sei, sondern die Glieder für einander gleich sorgen. Und so ein Glied wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr seid aber der Leib Christi und Glieder, ein jeglicher nach seinem Teil.
Eph. 4,15.16. S. oben Fr. 742.
Röm. 12,4-6: Gleicher Weise, als wir in Einem Leibe viele Glieder haben, aber alle Glieder nicht einerlei Geschäfte haben: also sind wir viele ein Leib in Christo. Aber unter einander ist einer des andern Glied, und haben mancherlei Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist. V. 15.16: Freuet euch mit den Fröhlichen, und weinet mit den Weinenden; habt einerlei Sinn unter einander.
1 Kor. 10,33: Ich mache mich jedermann in allerlei gefällig, und suche nicht, was mir, sondern was vielen frommet, dass sie heilig werden.
(C)
Eph. 6,18: Betet stets in allen Anliegen mit Bitten und Flehen im Geist, und wachet darzu mit allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen.
761. WEIL DIE KIRCHE AUCH UNTERSCHIEDEN WORDEN IST IN DIE STREITENDE UND TRIUMPHIERENDE KIRCHE, IST BEIDER HEILIGKEIT EINERLEI?
Nein, sondern der streitenden Kirche Heiligkeit bestehet in Vergebung der Sünden und derselbigen Früchten, dabei auch viel Unvollkommenheit ist: aber in der triumphierenden Kirche ist lauter vollkommenste Heiligkeit, darein die Gläubigen durch die Auferstehung der Toten völlig eingehen, und in dem ewigen Leben leuchten.
762. WELCHES SIND DIE NOCH ÜBRIGEN STÜCKE DIESES DRITTEN ARTIKELS?
Diese drei: die Vergebung der Sünden, so hie zu dem Reich der Gnaden gehört, die Auferstehung des Fleisches, so der öffentliche Eingang in das Reich der Herrlichkeit, und das ewige Leben, welches in solchem Reich geführet wird.
763. WARUM WIRD HIE DER VERGEBUNG DER SÜNDEN GEDACHT?
Zu zeigen die Art und Weise, wie der Heilige Geist uns heilige.
764. WER HAT DENN MACHT, DIE SÜNDE ZU VERGEBEN?
Allein Gott der Herr (A), wiewohl er sich auch in solchem Werk der Menschen als seiner Werkzeuge gebrauchet (B).
(A)
Mark. 2,7.7: Wer kann Sünde vergeben, denn allein Gott?
(B)
Joh. 20,23: Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet denen sind sie behalten.
765. WELCHE SIND DIE MITTEL, DURCH WELCHE GOTT DIE SÜNDE VERGIBT?
Wie es bei Gott seine unverdiente (A) und uns von Christo erworbene Gnade (B) ist, dass uns die Sünden vergeben werden, also gebraucht er sich in solchem Werk seiner Gnadenmittel, solches teure Gut der Vergebung uns zu schenken: welche Mittel sind sein heiliges Wort und dessen Predigt (C), sodann die Sakramente, die Taufe (D) und das heil. Abendmahl (E).
(A)
und (B)
Eph. 1,7: An Christo haben wir die Erlösung, durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünde, nach dem Reichtum seiner Gnade.
Kol. 1,14.
(C)
Luk. 24,47: Und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden, unter allen Völkern, und anheben zu Jerusalem.
Apg. 26,17.18: Ich sende dich unter die Heiden, aufzutun ihre Augen, dass sie sich bekehren von der Finsternis zu dem Licht, und von der Gewalt des Satans zu Gott, zu empfahen Vergebung der Sünden und das Erbe samt denen, die geheiliget werden durch den Glauben an mich.
(D)
Apg. 2,38. Tut Buße, und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi, zur Vergebung der Sünden.
(E)
Matth. 26,28: Das ist mein Blut des Neuen Testaments, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.
766. WEM SOLLEN DIE SÜNDEN VERGEBEN WERDEN?
Den Menschen, als denen allein Christus seine Wohltat verdienet, weil auch andere Kreaturen der Vergebung der Sünden nicht bedürftig oder nicht fähig sind.
767. WO WERDEN DIE SÜNDEN VERGEBEN?
In der christlichen Kirche hie auf Erden: und also erlangt keiner Vergebung der Sünden, welcher nicht in der Gemeinschaft der Kirche ist, ob schon nicht eben allezeit äußerlich, jedoch innerlich durch den Glauben.
768. WELCHEN MENSCHEN ABER SOLLEN DIE SÜNDEN VERGEBEN WERDEN?
Gott beut solche Wohltat allen Menschen an: aber es erlangen dieselbe allein die Bußfertigen, wie denn der Herr Buße und Vergebung der Sünden an einander gehänget hat.
Luk. 24,47. S. oben Fr. 765.
769. WELCHE SÜNDEN WILL GOTT VERGEBEN?
Alle Sünden (A), ohne die Sünde in den heiligen Geist, weil in solcher Sünde der Mensch die Mittel nicht annimmt, durch welche er der Vergebung teilhaftig werden sollte (B).
(A)
Jes. 43,24.25: Mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden, und hast mir Mühe gemacht in deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretung um meinetwillen, und gedenke deiner Sünde nicht.
1 Joh. 1,7: Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, machet uns rein von aller Sünde.
Apg. 13,38.39: So sei es euch nun kund, lieben Brüder, dass euch verkündiget wird Vergebung der Sünden durch diesen, und von dem allen, durch welches ihr nicht konntet im Gesetz Mosis gerecht werden. Wer an diesen glaubet, der ist gerecht.
(B)
Matth. 12,31: Ich sage euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben.
770. WELCHES IST DAS MITTEL VON UNSERER SEITE, DADURCH WIR DIE VERGEBUNG ERLANGEN?
Allein der Glaube: daher heißets, dass uns der Glaube allein gerecht machet, das ist, dass der Glaube die Gerechtigkeit, welche Gott um Christi willen aus lauter Gnade schenket, annimmt, und also dem Menschen zueignet.
Röm. 3,28: So halten wir es nun, dass der Mensch gerecht werde, ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Röm. 4,2-8: Ist Abraham durch die Werke gerecht, so hat er wohl Ruhm, aber nicht vor Gott. Was saget aber die Schrift? Abraham hat Gott geglaubet, und das ist ihm zur Gerechtigkeit zugerechnet. Dem aber, der mit Werken umgehet, wird der Lohn nicht aus Gnaden zugerechnet, sondern aus Pflicht; dem aber, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht machet, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit. Nach welcher Weise auch David saget, dass die Seligkeit sei allein des Menschen, welchem Gott zurechnet die Gerechtigkeit ohne Zutun der Werke, da er spricht: Selig sind die, welchen ihre Ungerechtigkeiten vergeben sind, und welchen ihre Sünden bedecket sind. Selig ist der Mann, welchem Gott keine Sünde zurechnet.
Gal. 2,16: Weil wir wissen, dass der Mensch durch des Gesetzes Werke nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesum Christum; auf dass wir gerecht werden durch den Glauben an Christum, und nicht durch des Gesetzes Werke, denn durch des Gesetzes Werke wird kein Fleisch gerecht.
Phil. 3,8.9: Ich achte es für Schaden gegen die überschwängliche Erkenntnis Christi Jesu meines Herrn; um welches willen ich alles für Schaden gerechnet, und achte es für Kot, auf dass ich Christum gewinne, und in ihm erfunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christum kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.
771. SOLLTEN ABER DIE WERKE NICHT AUCH ETWAS ZU UNSERER SELIGKEIT UND RECHTFERTIGUNG TUN?
Nein, allerdings nicht: denn sonst wäre es nicht mehr lauter Gnade; also können wir Gott die Vergebung der Sünden und Seligkeit weder vorher abverdienen, noch nachher verdienen, denn es alles ein Gnadengeschenk ist und bleibet (A). Jedoch müssen notwendig die Werke eines heiligen Wandels folgen, als wozu wir berufen, und uns eben deswegen die Sünden vergeben sind, dass wir ihnen nicht weiter mehr dienen sollen (B).
(A)
Röm. 4,2-8. s. oben Fr. 770.
Röm. 11,6: Ists aus Gnaden, so ists nicht aus Verdienst der Werke: sonst würde Gnade nicht Gnade sein; ists aber aus Verdienst der Werke so ist die Gnade nichts: sonst wäre Verdienst nicht Verdienst.
(B)
Eph. 2,7-10: Auf dass er erzeigte in den zukünftigen Zeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade, durch seine Güte über uns in Christo Jesu. Denn aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben, und dasselbige nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, auf dass sich nicht jemand rühme; denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken; zu welchen uns Gott zuvor bereitet hat, dass wir darinnen wandeln sollen.
772. MACHET ABER SOLCHE LEHRE, DASS WIR AUS LAUTER GNADEN, UND AUS DEM GLAUBEN ALLEIN SELIG WERDEN, NICHT SICHERE UND TRÄGE LEUTE ZU GUTEN WERKEN?
Nein: denn wir hören, dass der Glaube erfordert wird, welcher notwendig Früchte bringen muss, und also, wo kein Fleiß zu guten Werken, da ist kein Glaube, wo kein Glaube, da ist keine Vergebung noch Seligkeit (A): also auch, welchen Gott die Sünde vergibet, die reiniget er mehr und mehr von ihrer Untugend (B). Hingegen wird durch diese Lehre Gottes Ehre hochgepriesen, dass alles nicht unser Verdienst, sondern seine Gnade allein sei, woraus wir selig werden (C).
(A)
2 Petr. 1,3-11: Nachdem allerlei seiner göttlichen Kraft (was zum göttlichen Leben und Wandel dienet) nun geschenket ist, durch die Erkenntnis deß, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend, durch welche uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenket sind, nämlich dass ihr durch dasselbe teilhaftig werdet der göttlichen Natur, so ihr fliehet die vergängliche Lust der Welt: so wendet allen Fleiß daran, und reichet dar in eurem Glauben Tugend, und in der Tugend Bescheidenheit, und in der Bescheidenheit Mäßigkeit, und in der Mäßigkeit Geduld, und in der Geduld Gottseligkeit, und in der Gottseligkeit brüderliche Liebe, und in der brüderlichen Liebe gemeine Liebe; denn wo solches reichlich bei euch ist, wirds euch nicht faul noch unfruchtbar sein lassen in der Erkenntnis unsers Herrn Jesu Christi. Welcher aber solches nicht hat, der ist blind, und tappet mit der Hand und vergisset der Reinigung seiner vorigen Sünden. Darum, lieben Brüder, tut desto mehr Fleiß, euren Beruf und Erwählung fest zu machen; denn wenn ihr solches tut, werdet ihr nicht straucheln, und also wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi.
(B)
1 Joh. 1,9: So wir unsere Sünde bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünde vergibt, und reiniget uns von aller Untugend.
(C)
Röm: 3,19: Auf dass aller Mund verstopfet werde, und alle Welt Gott schuldig sei. V. 26.27: Auf dass er allein gerecht sei, und gerecht mache den, der da ist des Glaubens an Jesum. Wo bleibet nun der Ruhm? Er ist aus. Durch welch Gesetz? Durch der Werke Gesetz? Nicht also, sondern durch des Glaubens Gesetz.
773. WIE RECHTFERTIGEN ABER DIE WERKE DEN MENSCHEN?
Also, dass sie vor den Menschen äußerliche Zeugnisse sind der durch den Glauben vor Gottes Gericht aus Gnaden erlangten Gerechtigkeit, wie in solchem Verstand Jakobus ihnen die Rechtfertigung zuschreibet (A), und dass sie auch den Menschen selbst in seinem Gewissen dessen versichern (B).
(A)
Jak. 3,18-26: Es möchte jemand sagen: Du hast den Glauben, und ich habe die Werke. Zeige mir deinen Glauben mit deinen Werken, so will ich auch meinen Glauben dir zeigen mit meinen Werken. Du glaubest, dass Ein einiger Gott ist: du tust wohl daran; die Teufel glaubens auch, und zittern. Willst du aber wissen, du eitler Mensch, dass der Glaube ohne Werke tot sei? Ist nicht Abraham unser Vater durch die Werke gerecht worden, da er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte? Da siehest du, dass der Glaube mitgewirket hat an seinen Werken, und durch die Werke ist der Glaube vollkommen worden; und ist die Schrift erfüllet, die da saget: Abraham hat geglaubet, und ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet, und ist ein Freund Gottes geheißen. So sehet ihr nun, dass der Mensch durch die Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein. Desselbigen gleichen die Hure Rahab, ist sie nicht durch die Werke gerecht worden, da sie die Boten aufnahm, und ließ sie einen andern Weg hinaus? Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also auch der Glaube ohne die Werke ist tot.
(B)
2 Petr. 1,10: Tut desto mehr Fleiß, euren Beruf und Erwählung fest zu machen.
1 Joh. 3,21: Ihr Lieben, so uns unser Herz nicht verdammet, so haben wir eine Freudigkeit zu Gott.
774. WIE GESCHIEHET ABER DIE VERGEBUNG SELBST?
Also, dass die Sünden den Gläubigen nicht weiter zugerechnet, sondern erlassen sein sollen, und hingegen die Gerechtigkeit Jesu Christi ihnen zugerechnet wird.
Ps. 32,1.2: Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedecket ist; wohl dem Menschen, dem der Herr die Missetat nicht zurechnet, in deß Geist kein Falsch ist.
Röm. 4,6-8: s. oben Fr. 770.
2 Kor. 5,21: Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.
Jer. 50,20: Zur selbigen Zeit und in denselbigen Tagen wird man die Missetat Israels suchen, spricht der Herr, aber es wird keine da sein; und die Sünde Juda, aber es wird keine gefunden werden; denn ich will sie vergeben denen, so ich überbleiben lasse.
775. WERDEN ABER AUCH DIE STRAFEN ZUGLEICH ERLASSEN?
Ja (A), denn wo keine Sünde mehr ist, ist auch keine Strafe: indessen aber, so züchtiget Gott seine Gläubigen öfters nach geschenkter Vergebung ihrer Sünden mit allerhand Leiden, damit sie die Schwere der vorigen Sünden, und Größe der göttlichen Gnade desto besser erkennen, in der Heiligung zunehmen, und so vielmehr verwahret werden, nicht aufs neue die Sünde zu begehen (B).
(A)
Jes. 53,5: Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten; und durch seine Wunden sind wir geheilet.
(B)
2 Sam. 12,13.14: Der Herr hat deine Sünde weggenommen, du wirst nicht sterben. Aber dieweil du die Feinde des Herrn hast lästern gemacht, wird dir der Sohn, der dir geboren ist, des Todes sterben.
1 Kor. 11,31.32: So wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet; wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir von dem Herrn gezüchtiget, auf dass wir nicht samt der Welt verdammet werden.
Jer. 30,11: Ich bin bei dir, spricht der Herr, dass ich dir helfe; denn ich wills mit allen Heiden ein Ende machen, dahin ich dich zerstreuet habe, aber mit dir will ichs nicht ein Ende machen. Züchtigen aber will ich dich mit Maßen, dass du dich nicht unschuldig haltest.
2 Kor. 4,16. Hebr. 12,7-11. 1 Petr. 4,1. S. oben Fr. 707.
776. AUF WIE LANGE VERGIBT GOTT DIE SÜNDE?
Seinem gnädigen Willen nach vergibt er die Sünde auf ewig, dass er derselben nicht weiter zu gedenken begehret (A): wo aber der Mensch wiederum boshaftig die Gnade, Glauben und gut Gewissen von sich stößet, so werden solche Sünden wiederum neu, und verlieret der Mensch die Frucht der empfangenen Vergebung, nicht anders, als ob er sie niemals empfangen hätte (B). Dahero, wie außer Christo keine Vergebung ist, so genießet der Mensch derselben so lange, als er durch den Glauben in Christo ist und bleibet.
(A)
Ezech. 18,21.22: Wo sich der Gottlose bekehret von allen seinen Sünden, die er getan hat, und hält alle meine Rechte, und tut recht und wohl, so soll er leben, und nicht sterben. Es soll aller seiner Übertretung, so er begangen hat, nicht gedacht werden, sondern soll leben um der Gerechtigkeit willen, die er tut.
(B)
Ezech. 18,24: Wo sich der Gerechte bekehret von seiner Gerechtigkeit, und tut Böses, und lebet nach allen Greueln, die ein Gottloser tut: sollte der leben? Ja, aller seiner Gerechtigkeit, die er getan hat, soll nicht gedacht werden, sondern in seiner Übertretung und Sünde, die er getan hat, soll er sterben.
S. auch Matth. 18,27.32.34.
777. WENN ABER DER MENSCH WIEDERUM AUS DER GNADE GEFALLEN, HAT ER NOCH FERNER DIE VERGEBUNG AUFS NEUE ZU HOFFEN?
Ja, wo er sich bekehret, und aufs neue in denjenigen Bund eintritt, aus welchem er vormals getreten war (A). Denn die göttlichen Verheißungen der Gnade und Einladung zur Buße gehen ganz allgemein (B).
(A)
2 Tim. 2,25.16: Strafe die Widerspenstigen, ob ihnen Gott dermaleins Buße gebe, die Wahrheit zu erkennen, und wieder nüchtern würden aus des Teufels Strick, von dem sie gefangen sind zu seinem Willen.
Offenb. 3,19: So sei nun fleißig, und tue Buße.
(B)
2 Petr. 3,9: Gott hat Geduld mit uns, und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Buße kehre.
Röm. 5,20: Wo die Sünde mächtig worden ist, da ist doch die Gnade viel mächtiger worden.
Jes. 55,7: Der Gottlose lasse von seinem Wege, und der Übeltäter seine Gedanken, und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.
778. WAS HABEN WIR FÜR EINEN SCHATZ DES TROSTES IN DER VERGEBUNG DER SÜNDEN?
Es ist diese der Grund des übrigen Trostes. Denn weil die Sünde allein diejenige ist, so uns von Gott und allem Guten scheidet, so führet uns die Vergebung der Sünden zu Gott und dem Genuss aller seiner Gnaden. Daher, wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.
779. WIE SOLL UNS ABER DIESE VERGEBUNG ZU GOTTSELIGEM LEBEN ANFRISCHEN?
Dass wir der Gnade nicht missbrauchen, sie auf Mutwillen zu ziehen (A), noch der Sünde uns wiederum aufs neue ergeben, welche zu vergeben, eine so mächtige Gnade vonnöten gewesen; sonderlich aber, dass wir solche Vergebung nicht mutwillig zunichte machen durch Unversöhnlichkeit (B), oder andere herrschende Sünde verlieren, und damit gar Gottes schweren Zorn über uns häufen (C).
(A)
Judä V. 4.
(B)
Matth. 6,15: Wenn ihr den Menschen ihre Fehler nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.
(C)
2 Petr. 2,20-22: So sie entflohen sind dem Unflat der Welt durch die Erkenntnis des Herrn und Heilandes Jesu Christi, werden aber wiederum in dieselbige geflochten und überwunden, ist mit ihnen das Letzte ärger worden, denn das Erste. Denn es wäre ihnen besser, dass sie den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt hätten, denn dass sie ihn erkennen, und sich kehren von dem heiligen Gebot, das ihnen gegeben ist. Es ist ihnen widerfahren das wahre Sprichwort: Der Hund frisset wieder, was er gespeiet hat, und die Sau wälzet sich nach der Schwemme wieder im Kot.
780. WANN WIRD DAS WERK DER HEILIGUNG ALLERDINGS VOLLENDET?
In der Auferstehung des Fleisches.
781. WANN SOLL DIE AUFERSTEHUNG DES FLEISCHES GESCHEHEN?
An dem lieben jüngsten Tag; dessen Zeit aber uns verborgen ist.
Mark. 13,32. S. Fr. 679.
782. WER WIRD DIE TOTEN ERWECKEN?
Gott wird sie durch seine Kraft erwecken: der Vater, als der alles Leben in sich ursprünglich, und auch Christum, unser Haupt, auferwecket hat (A); nicht weniger auch der Sohn, dem der Vater das Leben auch gegeben in sich selbst zu haben, zu dessen Reichsverwaltung solche Auferweckung gehöret (B); sodann der Heilige Geist, welcher damit sein Werk an uns vollendet (C).
(A)
2 Kor. 4,14: Wir wissen, dass der, so den Herrn Jesum auferwecket hat, wird uns auch auferwecken durch Jesum, und wird uns darstellen samt euch.
1 Kor. 6,14: Gott hat den Herrn auferwecket, und wird uns auch auferwecken durch seine Kraft.
(B)
Joh. 5,26: Wie der Vater das Leben hat in ihm selber, also hat er dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in ihm selber. V. 28.29: Verwundert euch deß nicht: denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören, und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übels getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.
Joh. 6,40: Das ist der Wille deß, der mich gesandt hat, dass wer den Sohn siehet und glaubet an ihn, habe das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage.
Hiob 19,25: Ich weiß, dass mein Erlöser lebet, und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken.
Offenb. 1,17.18: Ich bin der Erste und Letzte, und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit, und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.
(C)
Röm. 8,11: So nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferwecket hat, in euch wohnet, so wird auch derselbige, der Christum von den Toten auferwecket hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen, um deß willen, dass sein Geist in euch wohnet.
S. Ezech. 37,9.
783. WERDEN WIR DENN NICHT AUS EIGENER KRAFT AUFERSTEHEN?
Nein, solches kommet allein Christo zu. Es vermag keine bloße menschliche Kraft einen Toten zu erwecken, sondern es gehöret dazu die göttliche Allmacht: daher es auch über unsere Vernunft ist, und von derselben nicht gefasset wird.
Phil. 3,21. Welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, dass er ähnlich werde seinem verklärten Leibe, nach der Wirkung, damit er kann auch alle Dinge ihm untertänig machen.
784. WER SOLL ABER AUFERWECKET WERDEN?
Alle Menschen, fromme und böse, große und kleine (A), welche je gelebet haben und gestorben sind (B).
(A)
Dan. 12,2: Viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, etliche zum ewigen Leben, etliche zur ewigen Schmach und Schande.
Joh. 5,28.29. S. oben Fr. 782.
(B)
1 Kor. 15,51-53: Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbige plötzlich in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn es wird die letzte Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden; denn das Verwesliche muss anziehen das Unverwesliche, und das Sterbliche anziehen die Unsterblichkeit.
785. WIE MAG ABER DIE AUFERSTEHUNG AUCH DEN GOTTLOSEN GEDEIHEN, DA SIE DOCH EINE FRUCHT DER AUFERSTEHUNG CHRISTI IST, AN DEM DIE GOTTLOSEN KEIN TEIL HABEN?
Die Auferstehung der Gläubigen, wie sie zu dem ewigen Leben und der Herrlichkeit geschiehet, kommt aus Christi Auferstehung her, und gehöret also ihnen allein (A): dass aber die Gottlosen auferstehen, geschiehet aus dem gerechten Gericht Gottes, damit sie zur ewigen Strafe gezogen werden (B).
(A)
1 Kor. 15,21.22: Sintemal durch Einen Menschen der Tod, und durch Einen Menschen die Auferstehung der Toten kommet. Denn gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden.
(B)
2 Thess. 1,6-8: Nachdem es recht ist bei Gott, zu vergelten Trübsal denen, die euch Trübsal anlegen: euch aber, die ihr Trübsal leidet, Ruhe mit uns, wenn nun der Herr Jesus wird offenbaret werden vom Himmel, samt den Engeln seiner Kraft, und mit Feuerflammen, Rache zu geben über die, so Gott nicht erkennen, und über die, so nicht gehorsam sind dem Evangelio unsers Herrn Jesu Christi.
786. WAS SOLL AN DEM MENSCHEN AUFERSTEHEN?
Der ganze Mensch wird auferstehen, doch eigentlich zu reden, nach dem Leib, der gefallen ist; daher es auch die Auferstehung des Fleisches genennet wird: die Seele aber gehet sie an, sofern dieselbe aus dem Ort ihrer Seligkeit bei den Frommen, oder ihrer Qual bei den Verdammten wiederbracht, und mit ihrem Leib wieder vereiniget wird.
787. IN WELCHEM LEIB WERDEN DIE TOTEN AUFERSTEHEN?
In eben demjenigen Leibe, in welchem sie auf Erden gelebet haben (A), wie auch Christus keinen andern, sondern seinen vorigen Leib wieder aus dem Grabe gebracht (B), und es die Gerechtigkeit Gottes erfordert, dass derjenige, der mitgekämpfet hat, auch mit gekrönet werde.
(A)
Hiob 19,26.27: Und werde darnach mit dieser meiner Haut umgeben werden, und werde in meinem Fleisch Gott sehen; denselben werde ich mir sehen, meine Augen werden ihn schauen, und kein Fremder.
1 Kor. 15,53: Dies Verwesliche muss anziehen das Unverwesliche, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit.
(B)
S. oben Fr. 660. 661.
788. WIRD ABER DER LEIB NOCH IN ALLEM DER VORIGEN ART SEIN?
Weil die Auferstandenen kein irdisch oder natürlich Leben, so müssen die Leiber der Auferstandenen nicht mehr ihrer Art nach irdisch und natürlich, sondern geistlich sein.
1 Kor. 15,44: Es wird gesäet ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib.
789. WAS WERDEN DENN DIE LEIBER DER SELIGEN FÜR SONDERBAREN VORZUG HABEN?
Dass sie mit großer Herrlichkeit gezieret, und dem verklärten Leibe Christi sollen ähnlich werden, und daher leuchten als die Sonne und Sterne in dem ewigen Reich.
Dan. 12,3: Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.
Matth. 13,43: Dann werden die Gerechten leuchten, wie die Sonne, in ihres Vaters Reiche.
Phil. 3,20.21: Unser Wandel ist im Himmel, von dannen wir auch warten des Heilandes Jesu Christi, des Herrn; welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, dass er ähnlich werde seinem verklärten Leibe nach der Wirkung, damit er kann alle Dinge ihm untertänig machen.
1 Kor. 15,40-50: Es sind himmlische Körper und irdische Körper. Aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen, und eine andere die irdischen; eine andere Klarheit hat die Sonne, eine andere Klarheit hat der Mond, eine andere Klarheit haben die Sterne; denn ein Stern übertrifft den andern nach der Klarheit: also auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesäet verweslich, und wird auferstehen unverweslich; es wird gesäet in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit; es wird gesäet in Schwachheit, und wird auferstehen in Kraft; es wird gesäet ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Wie es geschrieben stehet: Der erste Mensch Adam ist gemacht ins natürliche Leben, und der letzte Adam ins geistliche Leben. Aber der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der natürliche, darnach der geistliche. Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch, der andere Mensch ist der Herr vom Himmel. Welcherlei der irdische ist, solcherlei sind auch die irdischen; welcherlei der himmlische ist, solcherlei sind auch die himmlischen. Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen. Davon sage ich aber, lieben Brüder, dass Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben; auch wird das Verwesliche nicht ererben das Unverwesliche.
790. WAS FÜR EINEN SCHATZ DES TROSTES HABEN WIR IN DIESEM ARTIKEL?
Dass wir durch die Auferstehung nunmehr zu einer ganz vollkommenen Heiligkeit gebracht werden, indem die geheiligte Seele einen Leib wieder erlangt, welcher mit der Verweslichkeit auch alle Befleckung der Sünden abgeleget hat. Damit wird auch das Ebenbild Gottes und Christi uns vollkommen wiedergebracht, und der Mensch in den Stand gesetzet, worinnen ihn weder Sünde noch Tod mehr berühren kann.
791. WAS FÜR EIN TRIEB ZUR GOTTSELIGKEIT STECKET DENN HIERINNEN?
Dass wir unsern Leib, der solcher Ehre soll mit teilhaftig werden, nicht mit Sünden mutwillig beflecken, alle Schmerzen und Beschwerden an demselbigen willig tragen, als welche in der Auferstehung mit solcher Herrlichkeit sollen ersetzet werden, und uns vor dem Tode nicht fürchten, der in der Auferstehung aufgehoben wird. Wer solches nicht tut, der glaubet die Auferstehung nicht wahrhaftig.
1 Kor. 15,54-57: Wann das Verwesliche wird anziehen das Unverwesliche, und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllet werden das Wort, das geschrieben stehet: Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Aber der Stachel des Todes ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum.
792. WO SOLLEN ABER DIE AUFERSTANDENEN HINKOMMEN?
Nachdem das Gericht gehalten ist, gehen die Verdammten in das höllische Feuer und ewige Qual (A), die Auserwählten aber in das ewige selige Leben (B).
(A)
Matth. 25,46: Und (die zur Linken) werden in die ewige Pein gehen.
(B)
Matth. 25,34.46: Die Gerechten werden ins ewige Leben gehen.
793. WER SOLL DENN DES EWIGEN LEBENS TEILHAFTIG WERDEN?
Alle, die in dem Glauben an Christum bis an das Ende beharrlich geblieben, zusamt den Engeln, welchen sie gleich, und mit höchster Freude über solche Gesellschaft, ihre Mitgenossen in der Herrlichkeit sein werden.
Joh. 3,6: Also hat Gott die Welt geliebet, dass er seinen eingebornen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Joh. 6,40. S. oben Fr. 782.
Matth. 22,30: In der Auferstehung werden sie weder freien noch sich freien lassen, sondern sie sind gleich wie die Engel Gottes im Himmel.
Luk. 20,36: Sie können hinfort nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich, und Gottes Kinder, dieweil sie Kinder sind der Auferstehung.
Hebr. 12,22-24: Ihr seid kommen zu dem Berge Zion, und zu der Stadt des lebendigen Gottes, zu dem himmlischen Jerusalem und zu der Menge vieler tausend Engel, und zu der Gemeine der Erstgebornen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollkommenen Gerechten, und zu dem Mittler des Neuen Testaments Jesu, und zu dem Blut der Besprengung, das da besser redet, denn Abels.
794. WO SOLL SOLCHES EWIGE LEBEN GEFÜHRET WERDEN?
In des himmlischen Vaters Haus, welches ewig bleibet.
Joh. 14,2.3: In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen; wenns nicht so wäre, so wollte ich zu euch sagen: ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten. Und ob ich hinginge, euch die Stätte zu bereiten, will ich doch wieder kommen, und euch zu mir nehmen, auf dass ihr seid, wo ich bin.
2 Kor. 5,1: Wir wissen aber, so unser irdisch Haus dieser Hütte zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben, von Gott erbauet, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.
2 Petr. 3,10-13: Es wird des Herrn Tag kommen als ein Dieb in der Nacht; in welchem die Himmel zergehen werden mit großem Krachen, die Elemente aber werden vor Hitze zerschmelzen, und die Erde, und die Werke, die darinnen sind, werden verbrennen. So nun das alles soll zergehen, wie sollt ihr denn geschickt sein mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen, dass ihr wartet und eilet zu der Zukunft des Tages des Herrn, in welchem die Himmel vom Feuer zergehen, und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden? Wir warten aber eines neuen Himmels, und einer neuen Erde, nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnet.
795. WORINNEN BESTEHT ABER SOLCHE EWIGE SELIGKEIT?
Dass sie, die Seligen, nunmehr Gott vollkömmlich erkennen, und ihn sehen von Angesicht zu Angesicht (A), mit ihm vollkommen vereiniget sind, als der in ihnen und allen Menschen alles ist (B), und daher solcher Freude und Herrlichkeit, die wir jetzo weder fassen noch verstehen können, genießen (C), und solches alles ohne Ende und Aufhören (D).
(A)
Matth. 5,8: Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
1 Kor. 13,12: Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ichs stückweise; dann aber werde ichs erkennen, gleichwie ich erkannt bin.
Hiob 19,26.27. S. oben Fr. 787.
Joh. 17,3: Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, dass du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum erkennen.
1 Joh. 3,2: Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden: wir wissen aber, wann es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen wie er ist.
(B)
1 Kor. 15,28: Auf dass Gott sei alles in allen.
Joh. 17,20-24: Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir, und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind. Ich in ihnen, und du in mir, auf dass sie vollkommen seien in eines, und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast, und liebest sie, gleichwie du mich liebest. Vater, ich will, dass wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, dass sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebet, ehe denn die Welt gegründet ward.
(C)
1 Petr. 1,7-9: Wann nun offenbaret wird Jesus Christus, welchen ihr nicht gesehen und doch lieb habt, und nun an ihn glaubet, wiewohl ihr ihn nicht sehet; so werdet ihr euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, und das Ende eures Glaubens davon bringen, nämlich eurer Seelen Seligkeit.
1 Kor. 2,9: Das kein Auge gesehen, und kein Ohr gehöret hat, und in keines Menschen Herz kommen ist, das Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.
Ps. 36,9.10: Sie werden trunken von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkest sie mit Wollust, als mit einem Strom. Denn bei dir ist die lebendige Quelle, und in deinem Licht sehen wir das Licht.
S. Jes. 65,17.18. 66,13.14.
(D)
1 Petr. 1,3-5: Gelobet sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel, euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahret werdet zur Seligkeit, welche zubereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.
796. WAS HABEN WIR FÜR EINEN SCHATZ DES TROSTES AUS SOLCHEM ARTIKEL VOM EWIGEN LEBEN?
Diesen, dass in demselben aller Trost, so stückweis in andern gefunden worden, ganz vollkommen wird, weil wir in dem ewigen Vaterland alles wiederum finden, woraus wir in Adam gefallen, und wie wir gehöret, mit Gott, dem höchsten Gut, so genau vereiniget werden, als es bei einer Kreatur geschehen kann.
797. WIE SOLL UNS ABER SOLCHES ZUR GOTTSELIGKEIT ANTREIBEN?
Dass wir unsere Güter nicht auf der Welt suchen, sondern droben in unserm Vaterland, und also uns stets darnach bestreben (A): deswegen aber auch uns hüten vor allem, was uns solches ewigen Gutes verlustig machen könnte (B), und hingegen keine Arbeit uns dauren, oder einig Leiden uns zu schwer werden lassen, um daselbst endlich einzugehen (C). Wer solches sich nicht angelegen sein lässet, der glaubet das ewige Leben nicht wahrhaftig.
(A)
Kol. 3,2-4: Trachtet nach dem, das droben ist, und nicht nach dem, das auf Erden ist; denn ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in der Herrlichkeit.
(B)
Hebr. 4,8-11: So Josua sie (das Volk Gottes) hätte zur Ruhe gebracht, würde er nicht hernach von einem andern Tage gesagt haben. Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volk Gottes. Denn wer zu seiner Ruhe kommen ist, der ruhet auch von seinen Werken. So lasset uns nun Fleiß tun, einzukommen zu dieser Ruhe, auf dass nicht jemand falle in dasselbe Exempel des Unglaubens.
1 Joh. 3,3: Ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reiniget sich, gleich wie er auch rein ist.
(C)
Röm. 2,7: Preis und Ehre und unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben.
2 Petr. 3,14.15: Darum, meine Lieben, dieweil ihr darauf warten sollet, so tut Fleiß, dass ihr vor ihm unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden werdet; und die Geduld des Herrn achtet für eure Seligkeit.
Röm. 8,18: Ich halte es dafür, dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert seien, die an uns soll offenbaret werden.