Paul Gerhardts Lieder

Die Lieder werden hier wiedergegeben nach: „Paulus Gerhardt. Geistliche Lieder nach der bei seinen Lebzeiten erschienenen Ausgabe wieder abgedruckt, Philadelphia 1890“. Die Texte wurden aber der neueren Rechtschreibung angenähert, soweit es möglich und geboten schien.

 

I. DREIEINIGKEIT.

 

1. VON DER HEILIGEN DREIEINIGKEIT.

 

Mel.: Christ, unser Herr, zum Jordan kam.

 

1.

Was alle Weisheit in der Welt

Bei uns hier kaum kann lallen,

Das lässt Gott aus dem Himmelszelt

In alle Welt erschallen,

Dass er alleine König sei,

Hoch über alle Götter,

Groß, mächtig, freundlich, fromm und treu,

Der Frommen Schutz und Retter,

Ein Wesen, drei Personen.

 

2.

Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist

Heißt sein hochheilger Name,

So kennt, so nennt, so rühmt und preist

Ihn der gerechte Same,

Gott Abraham, Gott Isaak,

Gott Jakob, den er liebet,

Herr Zebaoth, der Nacht und Tag

Uns alle Gaben gibet

Und Wunder tut alleine.

 

3.

Der Vater hat von Ewigkeit

Den Sohn, sein Bild, gezeuget;

Der Sohn hat in der Füll der Zeit

Im Fleische sich eräuget;

Der Geist geht ohne Zeit herfür

Vom Vater und vom Sohne,

Mit beiden gleicher Ehr und Zier,

Gleich ewig, gleicher Krone

Und ungeteilter Stärke.

 

4.

Sieh hier, mein Herz, das ist dein Gut,

Dein Schatz, dem keiner gleichet;

Das ist dein Freund, der alles tut

Was dir zum Heil gereichet,

Der dich gebaut nach seinem Bild,

Für deine Schuld gebüßet,

Der dich mit wahrem Glauben füllt,

Und all dein Kreuz durchsüßet

Mit seinem heilgen Worte.

 

5.

Erhebe dich, steig zu ihm zu,

Und lern ihn recht erkennen,

Denn solch Erkenntnis bringt dir Ruh

Und macht die Seele brennen

In reiner Liebe, die uns nährt

Zum ewgen Freudenleben,

Da, was hier unser Ohr gehört,

Gott wird zu schauen geben

Den Augen seiner Kinder.

 

6.

Weh aber dem verstockten Heer

Das sich hier selbst verblendet,

Gott von sich stößt, und seine Ehr

Auf Kreaturen wendet!

Dem wird gewiss des Himmels Tür

Einmal verschlossen bleiben;

Denn wer Gott von sich treibt allhier,

Den wird er dort auch treiben

Von seinem heilgen Throne.

 

7.

Ei nun so gib, du großer Held,

Gott Himmels und der Erden,

Dass alle Menschen in der Welt

Zu dir bekehret werden;

Erleuchte, was verblendet geht,

Bring wieder, was verirret,

Reiß aus, was uns im Wege steht

Und freventlich verwirret

Die Schwachen in dem Glauben.

 

8.

Auf dass wir also allzugleich

Zur Himmelspforten dringen,

Und dermaleinst in deinem Reich

Ohn alles Ende singen:

Dass du alleine König seist,

Hoch über alle Götter,

Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist,

Der Frommen Schutz und Retter,

Ein Wesen, drei Personen.

 

II. ADVENT.

 

2. WARUM WILLST DU DRAUSSEN STEHEN?

(1. Mos 24,31.)

 

Mel.: Werde munter mein Gemüte.

 

1.

Warum willst du draußen stehen,

Du Gesegneter des Herrn?

Lass dir bei mir einzugehen

Wohl gefallen, du mein Stern,

Du mein Jesu, meine Freud?

Helfer in der rechten Zeit,

Hilf, o Heiland, meinem Herzen

Von den Wunden, die mich schmerzen!

 

2.

Meine Wunden sind der Jammer,

Welchen oftmals Tag und Nacht

Des Gesetzes starker Hammer

Mir mit seinen Schrecken macht.

O der schweren Donnerstimm,

Die mir Gottes Zorn und Grimm

Also tief ins Herze schläget,

Dass sich all mein Blut beweget!

 

3.

Dazu kommt des Teufels Trügen,

Der mir alle Gnad absagt,

Als müsst ich nun ewig liegen

In der Höllen, die ihn plagt

Ja auch, das noch ärger ist,

So zermartert und zerfrisst

Mich mein eigenes Gewissen

Mit vergift’ten Schlangenbissen.

 

4.

Will ich denn mein Elend lindern

Und erleichtern meine Not

Bei der Welt und ihren Kindern,

Fall ich vollends in den Kot:

Da ist Trost, der mich betrübt,

Freude die mein Unglück liebt,

Helfer die mir Herzleid machen,

Gute Freunde die mein lachen.

 

5.

In der Welt ist alles nichtig,

Nichts ist, das nicht kraftlos wär;

Hab ich Hoheit, die ist flüchtig;

Hab ich Reichtum, was ist’s mehr

Denn ein Stäublein armer Erd?

Hab ich Lust, was ist sie wert?

Was ist’s, das mich heut erfreue,

Das mir morgen nicht gereue?

 

6.

Aller Trost und alle Freude

Ruht in dir, Herr Jesu Christ;

Dein Erfreuen ist die Weide

Da man sich recht fröhlich isst.

Leuchte mir, o Freudenlicht,

Ehe mir mein Herze bricht;

Lass mich, Herr, an dir erquicken,

Jesu, komm, lass dich erblicken!

 

7.

Freu dich Herz, du bist erhöret,

Jetzo kommt und zeucht er ein;

Sein Gang ist zu dir gekehret,

Heiß ihn nur willkommen sein,

Und bereite dich ihm zu,

Gib dich ganz zu seiner Ruh,

Öffne dein Gemüt und Seele,

Klag ihm, was dich drückt und quäle.

 

8.

Siehst du, wie sich alles setzet

Was dir vor zuwider stund?

Hörst du, wie er dich ergötzet

Mit dem zuckersüßen Mund?

Ei, wie lässt der große Drach

All sein Tun und Toben nach!

Er muss aus dem Vorteil ziehen

Und in seinen Abgrund fliehen.

 

9.

Nun, du hast ein süßes Leben,

Alles, was du willst, ist dein;

Christus, der sich dir ergeben,

Legt sein Reichtum bei dir ein.

Seine Gnad ist deine Kron,

Und du bist sein Stuhl und Thron,

Er hat dich in sich geschlossen,

Nennt dich seinen Hausgenossen.

 

10.

Seines Himmels güldne Decke

Spannt er um dich rings herum,

Dass dich fort nicht mehr erschrecke

Deines Feindes Ungestüm.

Seine Engel stellen sich

Dir zur Seiten, wenn du dich

Hier willst oder dort hinwenden,

Tragen sie dich auf den Händen.

 

11.

Was du Böses hast begangen,

Das ist alles abgeschafft.

Gottes Liebe nimmt gefangen

Deiner Sünden Macht und Kraft.

Christi Sieg behält das Feld,

Und was Böses in der Welt

Sich will wider dich erregen,

Wird zu lauter Glück und Segen.

 

12.

Alles dient zu deinem Frommen

Was dir bös und schädlich scheint,

Weil dich Christus angenommen

Und es treulich mit dir meint.

Bleibst du deme wieder treu,

Ist’s gewiss und bleibt dabei,

Dass du mit den Engeln droben

Ihn dort ewig werdest loben.

 

3. WIE SOLL ICH DICH EMPFANGEN?

 

Mel.: Valet will ich dir geben. 

Ich dank dir, lieber Herre.

 

1.

Wie soll ich dich empfangen?

Und wie begegn’ ich dir?

O aller Welt Verlangen,

O meiner Seelen Zier!

O Jesu, Jesu, setze

Mir selbst die Fackel bei,

Damit was dich ergetze

Mir kund und wissend sei.

 

2.

Dein Zion streut dir Palmen

Und grüne Zweige hin,

Und ich will dir in Psalmen

Ermuntern meinen Sinn.

Mein Herze soll dir grünen

In stetem Lob und Preis,

Und deinem Namen dienen

So gut es kann und weiß.

 

3.

Was hast du unterlassen

Zu meinem Trost und Freud?

Als Leib und Seele saßen

In ihrem größten Leid,

Als mir das Reich genommen

Da Fried und Freude lacht,

Da bist du, mein Heil, kommen

Und hast mich froh gemacht.

 

4.

Ich lag in schweren Banden,

Du kommst und machst mich los;

Ich stund in Spott und Schanden,

Du kommst und machst mich groß,

Und hebst mich hoch zu Ehren,

Und schenkst mir großes Gut,

Das sich nicht lässt verzehren

Wie irdisch Reichtum tut.

 

5.

Nichts, nichts hat dich getrieben

Zu mir vom Himmelszelt,

Als das geliebte Lieben,

Damit du alle Welt

In ihren tausend Plagen

Und großen Jammerslast,

Die kein Mund aus kann sagen,

So fest umfangen hast.

 

6.

Das schreib dir in dein Herze,

Du herzbetrübtes Heer,

Bei denen Gram und Schmerze

Sich häuft je mehr und mehr;

Seid unverzagt, ihr habet

Die Hilfe vor der Tür:

Der eure Herzen labet

Und tröstet, steht allhier!

 

7.

Ihr dürft euch nicht bemühen,

Noch sorgen Tag und Nacht,

Wie ihr ihn wollet ziehen

Mit eures Armes Macht:

Er kommt, Er kommt mit Willen,

Ist voller Lieb und Lust,

All Angst und Not zu stillen

Die ihm an euch bewusst.

 

8.

Auch dürft ihr nicht erschrecken

Vor eurer Sündenschuld,

Nein! Jesus will sie decken

Mit seiner Lieb’ und Huld!

Er kommt, er kommt, den Sündern

Zum Trost und wahren Heil,

Schafft, dass bei Gottes Kindern,

Verbleib ihr Erb und Teil.

 

9.

Was fragt ihr nach dem Schreien

Der Feind’ und ihrer Tück?

Ihr Herr wird sie zerstreuen

In einem Augenblick.

Er kommt, er kommt, ein König,

Dem wahrlich alle Feind

Auf Erden viel zu wenig

Zum Widerstande seind.

 

10.

Er kommt zum Weltgerichte,

Zum Fluch, dem der ihm flucht,

Mit Gnad’ und süßem Lichte

Dem, der ihn liebt und sucht.

Ach! komm, ach! komm, o Sonne!

Und hol uns allzumal

Zum ewgen Licht und Wonne

In deinen Freudensaal.

 

III. WEIHNACHT.

 

4. VON DER ERSCHEINUNG DES ENGELS.

 

Mel.: Vom Himmel hoch, da komm ich her.

 

1.

Schaut! schaut! was ist für Wunder dar?

Die schwarze Nacht wird hell und klar;

Ein großes Licht bricht dort herein,

Ihm weichet aller Sternen Schein.

 

2.

Es ist ein rechtes Wunderlicht

Und gar die alte Sonne nicht,

Weils wider die Natur die Nacht

Zu einem hellen Tage macht.

 

3.

Was wird hiedurch uns zeigen an

Der die Natur so ändern kann?

Es muss ein großes Werk geschehn,

Wie wir aus solchen Zeichen sehn.

 

4.

Sollt auch erscheinen dieser Zeit

Die Sonne der Gerechtigkeit,

Der helle Stern aus Jakobs Stamm,

Der Heiden Licht, des Weibes Sam’?

 

5.

Es ist also. Des Himmels Heer,

Das bringt uns jetzt die Freudenmär

Wie sich nunmehr hab eingestellt

Zu Bethlehem das Heil der Welt.

 

6.

O Gütigkeit! was lange Jahr

Sich hat der frommen Väter Schar

Gewünscht und sehnlich oft begehrt,

Des werden wir von Gott gewährt.

 

7.

Drum auf, ihr Menschenkinder, auf!

Auf, auf! und nehmet euren Lauf

Mit mir hin zu der Stell und Ort

Davon gemeldt der Engel Wort.

 

8.

Schaut hin, dort liegt im finstern Stall,

Des Herrschaft gehet überall;

Da Speise vormals sucht ein Rind,

Da ruht jetzt der Jungfrauen Kind.

 

9.

O Menschenkind, betracht es recht,

Und strauchle nicht, dieweil so schlecht

So elend scheint dies Kindelein,

Es ist und soll auch uns groß sein.

 

10.

Es wird im Fleisch hier vorgestellt

Der alles schuf und noch erhält;

Das Wort, so bald im Anfang war,

Bei Gott, selbst Gott, das lieget dar.

 

11.

Es ist der eingeborne Sohn

Des Vaters, unser Gnadenthron,

Das A und O, der große Gott,

Der Siegesfürst, Herr Zebaoth.

 

12.

Denn weil die Zeit nunmehr erfüllt

Da Gottes Zorn muss sein gestillt,

Wird sein Sohn Mensch, trägt unsre Schuld,

Wirbt uns durch sein Blut Gottes Huld.

 

13.

Dies ist die rechte Freudenzeit,

Weg, Trauern, weg! weg alles Leid!

Trotz dem, der ferner uns verhöhnt!

Gott selbst ist Mensch, wir sind versöhnt.

 

14.

Der Sündenbüßer ist nun hier,

Den Schlangentreter haben wir,

Der Höllen Pest, des Todes Gift,

Des Lebens Fürsten man hier trifft.

 

15.

Es hat mit uns nun keine Not,

Weil Sünde, Teufel, Höll und Tod

Zu Spott und Schanden sind gemacht

In dieser großen Wundernacht.

 

16.

O selig, selig alle Welt

Die sich an dieses Kindlein hält!

Wohl dem, der dieses recht erkennt

Und gläubig seinen Heiland nennt.

 

17.

Es danke Gott, wer danken kann,

Der unser sich so hoch nimmt an,

Und sendet aus des Himmels Thron

Uns, seinen Feinden, seinen Sohn.

 

18.

Drum stimmt an mit der Engel Heer:

Gott in der Höhe sei nun Ehr,

Auf Erden Friede jederzeit,

Den Menschen Wonn und Fröhlichkeit.

 

5. FRÖHLICH SOLL MEIN HERZE SPRINGEN.

 

Mel.: Warum sollt ich mich denn grämen.

 

1.

Fröhlich soll mein Herze springen

Dieser Zeit, da vor Freud’

Alle Engel singen.

Hört, hört, wie mit vollen Chören

Alle Luft laute ruft:

„Christus ist geboren.“

 

2.

Heute geht aus seiner Kammer

Gottes Held, der die Welt

Reißt aus allem Jammer.

Gott wird Mensch, dir, Mensch, zugute,

Gottes Kind, das verbindt

Sich mit unserm Blute.

 

3.

Sollt uns Gott nun können hassen,

Der uns gibt, was er liebt

Über alle Maßen?

Gott gibt, unserm Leid zu wehren,

Seinen Sohn aus dem Thron

Seiner Macht und Ehren.

 

4.

Sollte von uns sein gekehret,

Der sein Reich und zugleich

Sich uns selbst verehret?

Sollt uns Gottes Sohn nicht lieben,

Der jetzt kommt, von uns nimmt,

Was uns will betrüben?

 

5.

Hätte vor dem Menschenorden

Unser Heil einen Greul,

Wär er nicht Mensch worden.

Hätt er Lust zu unserm Schaden,

Ei so würd unsre Bürd

Er nicht auf sich laden.

 

6.

Er nimmt auf sich, was auf Erden

Wir getan, gibt sich an,

Unser Lamm zu werden,

Unser Lamm, das für uns stirbet,

Und bei Gott für den Tod

Heil und Fried erwirbet.

 

7.

Nun, er liegt in seiner Krippen,

Ruft zu sich mich und dich,

Spricht mit süßen Lippen

„Lasset fahren, o lieben Brüder,

Was euch quält, was euch fehlt,

Ich bring alles wieder.“

 

8.

Ei, so kommt und lasst uns laufen,

Stellt euch ein, groß und klein,

Kommt mit großen Haufen.

Liebt den, der vor Liebe brennet,

Schaut den Stern, der uns gern

Licht und Labsal gönnet.

 

9.

Die ihr schwebt in großen Leiden,

Sehet, hier ist die Tür

Zu den wahren Freuden.

Fasst ihn wohl, er wird euch führen

An den Ort, da hinfort

Euch kein Kreuz wird rühren.

 

10.

Wer sich findt beschwert im Herzen,

Wer empfindt seine Sünd

Und Gewissensschmerzen,

Sei getrost! hier wird gefunden

Der in Eil machet heil

Die vergif’ten Wunden.

 

11.

Die ihr arm seid und elende,

Kommt herbei, füllet frei

Eures Glaubens Hände.

Hier sind alle guten Gaben,

Und das Gold, da ihr sollt

Euer Herz mit laben.

 

12.

Süßes Heil, lass dich umfangen,

Lass mich dir, meine Zier,

Unverrückt anhangen.

Du bist meines Lebens Leben;

Nun kann ich mich durch dich

Wohl zufrieden geben.

 

13.

Meine Schuld kann mich nicht drücken,

Denn du hast meine Last

All auf deinem Rücken.

Kein Fleck ist an mir zu finden,

Ich bin gar rein und klar

Aller meiner Sünden.

 

14.

Ich bin rein um deinetwillen,

Du gibst gnug Ehr und Schmuck,

Mich drin einzuhüllen.

Ich will dich ins Herze schließen;

O mein Ruhm, edle Blum,

Lass dich recht genießen!

 

15.

Ich will dich mit Fleiß bewahren,

Ich will dir leben hier,

Dir will ich abfahren.

Mit dir will ich endlich schweben

Voller Freud ohne Zeit

Dort im andern Leben.

 

6. WEIHNACHTS-GESANG.

Luk. 2,15.

 

Mel.: Quem Pastores, zu deutsch: 

Den die Hirten lobten sehre.

 

1.

Kommt und lasst uns Christum ehren,

Herz und Sinnen zu ihm kehren,

Singet fröhlich, lasst euch hören,

Wertes Volk der Christenheit.

 

2.

Sünd und Hölle mag sich grämen,

Tod und Teufel mag sich schämen;

Wir, die unser Heil annehmen,

Werfen allen Kummer hin.

 

3.

Sehet, was hat Gott gegeben!

Seinen Sohn zum ewgen Leben.

Dieser kann und will uns heben

Aus dem Leid ins Himmels Freud!

 

4.

Seine Seel ist uns gewogen,

Lieb und Gunst hat ihn gezogen,

Uns, die Satanas betrogen,

Zu besuchen, aus der Höh.

 

5.

Jakobs Stern ist aufgegangen,

Stillt das sehnliche Verlangen,

Bricht den Kopf der alten Schlangen

Und zerstört der Höllen Reich.

 

6.

Unser Kerker, da wir saßen

Und mit Sorgen ohne Maßen

Uns das Herze selbst abfraßen,

Ist entzwei und wir sind frei.

 

7.

O du hoch gesegn’te Stunde,

Da wir das von Herzensgrunde

Glauben, und mit unserm Munde

Danken dir, o Jesulein.

 

8.

Schönstes Kindlein in dem Stalle,

Sei uns freundlich, bring uns alle

Dahin, da mit süßem Schalle

Dich der Engel Heer erhöht.

 

7. CHRIST-WIEGEN-LIEDLEIN.

Aus dem Lateinischen.

 

1.

Alle, die ihr Gott zu Ehren

Unsre Christlust wollt vermehren,

Eia, Eia,

Steht und hört vor allen Dingen

Gottes Mutter fröhlich singen,

Bei dem Kripplein ihres Sohns:

Eia, Eia, schlaf und ruhe,

Schlaf, schlaf, liebes Jesulein!

 

2.

Schlaf, du großer Weltberater,

Bräutigam, Sohn und selbst auch Vater!

Eia, Eia.

Bett und Lager, das dich träget,

Hab ich dir zurecht geleget,

Schlaf, du schönstes Kindelein!

Eia, Eia, schlaf und ruhe,

Schlaf, schlaf, trautes Herzelein!

 

3.

Schlaf, mein Krönlein, Licht und Leben!

Was dir lieb, will ich dir geben,

Eia, Eia.

Schlaf du Ausbund aller Gaben!

Lass dich speisen, lass dich laben,

Bei der armen Krippen hier.

Eia, Eia, schlaf und ruhe,

Schlaf, schlaf, du mein Ehr und Ruhm!

 

4.

Schlaf, o bestes aller Güter,

Schlaf, o Perle der Gemüter!

Eia, Eia.

Schlaf, mein Trost, dem nichts zu gleichen,

Milch und Honig muss dir weichen,

Schlaf, du edler Herzensgast!

Eia, Eia, schlaf und ruhe,

Schlaf, schlaf, werte Lilienblum.

 

5.

Schlaf, o Kind, den Gott erkoren,

Schlaf, o Schatz, den ich geboren,

Eia, Eia.

Schlaf, du frommer Seelen Weide,

Schlaf, du frommer Herzen Freude,

Schlaf, du meines Leibes Frucht!

Eia, Eia, schlaf und ruhe,

Schlaf, schlaf, allersüßtes Lieb!

 

6.

Ich will dir dein Bettlein zieren,

Ganz mit Blumen überführen.

Eia, Eia.

Schlaf, du Lust, die wir erwählen,

Schlaf, du Paradies der Seelen,

Schlaf, du wahres Himmelsbrot!

Eia, Eia, schlaf und ruhe,

Schlaf, schlaf, Heiland aller Welt!

 

8. AN DER KRIPPE.

 

Mel.: Wir Christenleut haben jetzund Freud.

 

1.

O Jesu Christ!

Dein Kripplein ist

Mein Paradeis,

Da meine Seele weidet.

Hier ist der Ort,

Hier liegt das Wort

Mit unserm Fleisch

Persönlich angekleidet.

 

2.

Dem Meer und Wind

Gehorsam sind

Gibt sich zum Dienst

Und wird ein Knecht der Sünder.

Du, Gottes Sohn,

Wirst Erd und Thron,

Gering und schwach

Wie wir und unsre Kinder.

 

3.

Du höchstes Gut,

Hebst unser Blut

In deinen Thron,

Hoch über alle Höhen.

Du ewge Kraft,

Machst Brüderschaft

Mit uns, die wie

Ein Dampf und Rauch vergehen.

 

4.

Was will uns nun

Zuwider tun

Der Seelenfeind

Mit allem Gift und Gallen?

Was wirft er mir

Und andern für,

Dass Adam ist

Und wir mit ihm gefallen?

 

5.

Schweig, arger Feind!

Da sitzt mein Freund,

Mein Fleisch und Blut,

Hoch in dem Himmel droben:

Was du gefällt,

Das hat der Held

Aus Jakobs Stamm

Zu großer Ehr erhoben.

 

6.

Sein Licht und Heil

Macht alles heil,

Der Himmel Schatz

Bringt allen Schaden wieder.

Der Freudenquell

Immanuel

Schlägt Teufel, Höll

Und all ihr Reich darnieder.

 

7.

Drum, frommer Christ,

Wer du auch bist,

Sei gutes Muts

Und lass dich nicht betrüben.

Weil Gottes Kind

Dich ihm verbindt,

So kanns nicht anders sein,

Gott muss dich lieben.

 

8.

Gedenke doch,

Wie herrlich hoch

Er über allen

Jammer dich geführet!

Der Engel Heer

Ist selbst nicht mehr,

Denn eben du

Mit Seligkeit gezieret!

 

9.

Du siehest ja

Vor Augen da

Dein Fleisch und Blut

Die Luft und Wolken lenken:

Was will doch sich

(Ich frage dich)

Erheben, dich

In Angst und Furcht zu senken?

 

10.

Dein blöder Sinn

Geht oft dahin,

Ruft Ach und Weh,

Lässt allen Trost verschwinden;

Komm her und richt

Dein Angesicht

Zum Kripplein Christi, da,

Da wirst du’s finden.

 

11.

Wirst du geplagt?

Sei unverzagt!

Dein Bruder wird

Dein Unglück nicht verschmähen.

Sein Herz ist weich

Und gnadenreich,

Kann unser Leid

Nicht ohne Tränen sehen.

 

12.

Tritt zu ihm zu,

Such Hilf und Ruh,

Er wirds so machen,

Dass du ihm wirst danken,

Er weiß und kennt

Was beißt und brennt,

Versteht wohl wie

Zu Mute sei dem Kranken.

 

13.

Denn eben drum

Hat er den Grimm

Des Kreuzes auch

Am Leibe wollen tragen.

Dass seine Pein

Ihm möchte sein

Ein’ unverrückt’

Erinnrung unsrer Plagen.

 

14.

Mit einem Wort:

Er ist die Pfort

Zu dieses und

Des andern Lebens Freuden.

Er macht behend

Ein seligs End

An alle dem

Was fromme Herzen leiden.

 

15.

Lass aller Welt

Ihr Gut und Geld,

Und siehe nur

Dass dieser Schatz dir bleibe.

Wer den hier fest

Hält und nicht lässt,

Den ehrt und krönt

Er dort an Seel und Leibe.

 

9. AN DER KRIPPE.

 

Mel.: Nun freut euch, lieben Christen gemein.

 

1.

Ich steh an deiner Krippen hier

O Jesulein, mein Leben,

Ich stehe, bring und schenke dir

Was du mir hast gegeben.

Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,

Herz, Seel und Mut, nimm alles hin,

Und lass dirs wohlgefallen.

 

2.

Du hast mit deiner Lieb erfüllt

Mein’ Adern und Geblüte,

Dein schöner Glanz, dein süßes Bild

Liegt mir stets im Gemüte,

Und wie mag es auch anders sein,

Wie könnt ich dich, mein Herzelein,

Aus meinem Herzen lassen?

 

3.

Da ich noch nicht geboren war,

Da bist du mir geboren,

Und hast mich dir zu eigen gar,

Eh ich dich kannt, erkoren.

Eh ich durch deine Hand gemacht,

Da hat dein Herze schon bedacht,

Wie du mein wolltest werden.

 

4.

Ich lag in tiefer Todesnacht,

Du wurdest meine Sonne,

Die Sonne, die mir zugebracht

Licht, Leben, Freud und Wonne.

O Sonne, die das werte Licht

Des Glaubens in mir zugericht’,

Wie schön sind deine Strahlen!

 

5.

Ich sehe dich mit Freuden an,

Und kann mich nicht satt sehen,

Und weil ich nun nicht weiter kann,

So tu ich was geschehen.

O dass mein Sinn ein Abgrund wär

Und meine Seel ein weites Meer,

Dass ich dich möchte fassen!

 

6.

Vergönne mir, o Jesulein,

Dass ich dein Mündlein küsse,

Das Mündlein, das den süßten Wein

Auch Milch und Honigflüsse

Weit übertrifft in seiner Kraft,

Es ist voll Labsal, Stärk und Saft,

Der Mark und Bein erquicket.

 

7.

Wenn oft mein Herz im Leibe weint

Und keinen Trost kann finden,

Da ruft mirs zu: Ich bin dein Freund,

Ein Tilger deiner Sünden:

Was trauerst du, mein Fleisch und Bein?

Du sollst ja guter Dinge sein,

Ich zahle deine Schulden.

 

8.

Wer ist der Meister, der allhier

Nach Würdigkeit ausstreichet

Die Händlein so das Kindlein mir

Anlachende zureichet!

Der Schnee ist hell, die Milch ist weiß,

Verlieren doch beid’ ihren Preis,

Wenn diese Händlein blicken.

 

9.

Wo nehm ich Weisheit und Verstand,

Mit Lobe zu erhöhen

Die Äuglein, die so unverwandt

Nach mir gerichtet stehen?

Der volle Mond ist schön und klar,

Schön ist der güldnen Sternen Schar,

Dies’ Äuglein sind viel schöner.

 

10.

O dass doch ein so lieber Stern

Soll in der Krippen liegen!

Für edle Kinder großer Herrn

Gehören güldne Wiegen:

Ach! Heu und Stroh ist viel zu schlecht;

Samt, Seiden, Purpur wären recht,

Des Kindlein drauf zu legen.

 

11.

Nehmt weg das Stroh, nehmt weg das Heu,

Ich will mir Blumen holen, 

Dass meines Heilands Lager sei

Auf Rosen und Violen,

Mit Tulpen, Nelken, Rosmarin

Aus frischen Gärten will ich ihn

Von oben her bestreuen.

 

12.

Zur Seiten will ich hier und dar

Viel weiße Lilien stecken,

Die sollen seiner Äuglein Paar

Im Schlafe sanft bedecken.

Doch liebt vielleicht das dürre Gras

Dir, Kindlein, mehr denn alles das,

Was ich hier nenn und denke.

 

13.

Du fragest nicht nach Lust der Welt,

Noch nach des Leibes Freuden:

Du hast dich bei uns eingestellt,

An unsrer Statt zu leiden,

Suchst meiner Seelen Trost und Freud

Durch allerhand Beschwerlichkeit,

Das will ich dir nicht wehren.

 

14.

Eins aber, hoff ich, wirst du mir,

Mein Heiland, nicht versagen,

Dass ich dich möge für und für

In, bei und an mir tragen.

So lass mich doch dein Kripplein sein,

Komm, komm und lege bei mir ein

Dich und all deine Freuden.

 

15.

Zwar soll ich denken, wie gering

Ich dich bewirten werde:

Du bist der Schöpfer aller Ding,

Ich bin nur Staub und Erde.

Doch bist du so ein lieber Gast,

Dass du noch nie verschmähet hast

Den, der dich gerne siehet.

 

10. WIR SINGEN DIR, IMMANUEL.

 

Mel.: Erschienen ist der herrlich Tag.

 

1.

Wir singen dir, Immanuel,

Du Lebensfürst und Gnadenquell,

Du Himmelsblum und Morgenstern,

Du Jungfraunsohn, Herr aller Herrn

Halleluja.

 

2.

Wir singen dir mit deinem Heer

Aus aller Kraft Lob, Preis und Ehr,

Dass du, o lang gewünschter Gast,

Dich nunmehr eingestellet hast.

Halleluja.

 

3.

Von Anfang, da die Welt gemacht,

Hat so manch Herz nach dir gewacht;

Dich hat gehofft so lange Jahr

Der Väter und Propheten Schar.

Halleluja.

 

4.

Vor andern hat dein hoch begehrt

Der Hirt und König deiner Herd,

Der Mann der dir so wohl gefiel,

Wenn er dir sang auf Saitenspiel:

Halleluja.

 

5.

Ach, dass der Herr aus Zion käm,

Und unsre Bande von uns nähm!

Ach, dass die Hilfe bräch herein,

So würde Jakob fröhlich sein!

Halleluja.

 

6.

Nun, du bist hier, da liegest du,

Hältst in dem Kripplein deine Ruh;

Bist klein, und machst doch alles groß,

Bekleidst die Welt, und kommst doch bloß.

Halleluja.

 

7.

Du kehrst in fremder Hausung ein,

Und sind doch alle Himmel dein;

Trinkst Milch aus einer Menschenbrust,

Und bist doch aller Engel Lust.

Halleluja.

 

8.

Du hast dem Meer sein Ziel gesteckt,

Und wirst mit Windeln zugedeckt;

Bist Gott, und liegst auf Heu und Stroh;

Wirst Mensch, und bist doch A und O.

Halleluja.

 

9.

Du bist der Ursprung aller Freud,

Und duldest so viel Herzeleid;

Bist aller Heiden Trost und Licht,

Suchst selber Trost und findst ihn nicht.

Halleluja.

 

10.

Du bist der süßte Menschenfreund,

Doch sind dir so viel Menschen feind,

Herodis Herz hält dich für Greu’l,

Und bist doch nichts denn lauter Heil.

Halleluja.

 

11.

Ich aber, dein geringster Knecht,

Ich sag es frei und mein’ es recht:

Ich liebe dich, doch nicht so viel,

Als ich dich gerne lieben will.

Halleluja.

 

12.

Der Will ist da, die Kraft ist klein;

Doch wird dir nicht zuwider sein

Mein armes Herz, und was es kann

Wirst du in Gnaden nehmen an.

Halleluja.

 

13.

Hast du doch selbst dich schwach gemacht,

Erwähltest, was die Welt veracht’,

Warst arm und dürftig, nahmst vorlieb,

Da wo der Mangel dich hintrieb.

Halleluja.

 

14.

Du schliefst ja auf der Erden Schoß,

So war dein Kripplein auch nicht groß,

Der Stall, das Heu, das dich umfing,

War alles schlecht und sehr gering.

Halleluja.

 

15.

Darum hab ich so guten Mut,

Du wirst auch halten mich für gut.

O Jesulein, dein frommer Sinn

Macht, dass ich so voll Trostes bin.

Halleluja.

 

16.

Bin ich gleich Sünd und Laster voll,

Hab ich gelebt nicht wie ich soll,

Ei kommst du doch deswegen her,

Dass sich der Sünder zu dir kehr.

Halleluja.

 

17.

Hätt ich nicht auf mir Sündenschuld

Hätt ich kein Teil an deiner Huld;

Vergeblich wärst du mir geborn,

Wann ich nicht wär in Gottes Zorn.

Halleluja.

 

18.

So fass ich dich nun ohne Scheu,

Du machst mich alles Jammers frei.

Du trägst den Zorn, du würgst den Tod,

Verkehrst in Freud all Angst und Not.

Halleluja.

 

19.

Du bist mein Haupt, hinwiederum

Bin ich dein Glied und Eigentum,

Und will, so viel dein Geist mir gibt,

Stets dienen dir, wie dir’s beliebt.

Halleluja.

 

20.

Ich will dein Halleluja hier

Mit Freuden singen für und für,

Und dort in deinem Ehrensaal

Solls schallen ohne Zeit und Zahl.

Halleluja.

 

IV. NEUJAHR.

 

11. VON DER BESCHNEIDUNG CHRISTI.

 

Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.

 

1.

Warum machet solche Schmerzen,

Warum machet solche Pein

Der von unbeschnittnem Herzen

Dir, herzliebstes Jesulein,

Mit Beschneidung? da du doch

Frei von des Gesetzes Joch,

Weil du einem Menschenkinde

Zwar gleich, doch ganz ohne Sünde.

 

2.

Für dich darfst du dies nicht dulden,

Du bist ja des Bundes Herr:

Unsre, unsre große Schulden,

Die so grausam, die so schwer

Auf uns liegen, dass es dich

Jammert herz- und inniglich,

Die trägst du ab, uns zu retten

Die sonst nichts zu zahlen hätten.

 

3.

Freut, ihr Schuldner, euch deswegen

Ja, sei fröhlich alle Welt,

Weil heut anhebt zu erlegen

Gottes Sohn das Lösegeld!

Das Gesetz wird heut erfüllt,

Heut wird Gottes Zorn gestillt,

Heut macht uns, so sollten sterben

Gottes Blut zu Gottes Erben.

 

4.

Wer mag recht die Gnad erkennen?

Wer mag dafür dankbar sein?

Herz und Mund soll stets dich nennen

Unsern Heiland, Jesulein.

Deine Güte wollen wir

Nach Vermögen preisen hier,

Weil wir in der Schwachheit wallen,

Dort soll baß dein Lob erschallen.

 

12. NEUJAHRS-GESANG.

 

Mel.: 

Nun lasst uns Gott dem Herrn.

Wach auf mein Herz und singe.

 

1.

Nun lasst uns gehn und treten

Mit Singen und mit Beten

Zum Herrn, der unserm Leben

Bis hierher Kraft gegeben.

 

2.

Wir gehn dahin und wandern

Von einem Jahr zum andern,

Wir leben und gedeihen

Vom Alten zu dem Neuen.

 

3.

Durch so viel Angst und Plagen,

Durch Zittern und durch Zagen,

Durch Krieg und große Schrecken

Die alle Welt bedecken.

 

4.

Denn wie von treuen Müttern

In schweren Ungewittern

Die Kindlein hier auf Erden

Mit Fleiß bewahret werden.

 

5.

Also auch, und nichts minder,

Lässt Gott ihm seine Kinder,

Wenn Not und Trübsal blitzen,

In seinem Schoße sitzen.

 

6.

Ach, Hüter unsers Lebens,

Fürwahr! es ist vergebens

Mit unserm Tun und Machen,

Wo nicht dein’ Augen wachen.

 

7.

Gelobt sei deine Treue,

Die alle Morgen neue!

Lob sei den starken Händen,

Die alles Herzleid wenden!

 

8.

Lass ferner dich erbitten,

O Vater, und bleib mitten

In unserm Kreuz und Leiden

Ein Brunnen unsrer Freuden.

 

9.

Gib mir und allen denen,

Die sich von Herzen sehnen

Nach dir und deiner Hulde

Ein Herz, das sich gedulde.

 

10.

Schleuß zu die Jammerpforten,

Und lass an allen Orten

Auf so viel Blutvergießen

Die Friedensströme fließen.

 

11.

Sprich deinen milden Segen

Zu allen unsern Wegen,

Lass Großen und auch Kleinen

Die Gnadensonne scheinen.

 

12.

Sei der Verlassnen Vater,

Der Irrenden Berater,

Der Unversorgten Gabe,

Der Armen Gut und Habe.

 

13.

Hilf gnädig allen Kranken,

Gib fröhliche Gedanken

Den hochbetrübten Seelen

Die sich mit Schwermut quälen.

 

14.

Und endlich, was das meiste,

Füll uns mit deinem Geiste,

Der uns hier herrlich ziere

Und dort zum Himmel führe.

 

15.

Das alles wollst du geben,

O meines Lebens Leben,

Mir und der Christenschare

Zum sel’gen neuen Jahre!

 

V. LEIDEN CHRISTI. KARFREITAG.

 

13. EIN LÄMMLEIN GEHT UND TRÄGT DIE SCHULD.

Joh. 1,29.   Jes. 53,4-7.

 

Mel.: An Wasserflüssen Babylon.

 

1.

Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld

Der Welt und ihrer Kinder,

Es geht und büßet in Geduld

Die Sünden aller Sünder,

Es geht dahin, wird matt und krank,

Ergibt sich auf die Würgebank,

Verzeiht sich aller Freuden,

Es nimmet an Schmach, Hohn und Spott,

Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod,

Und spricht: „Ich will’s gern leiden.“

 

2.

Das Lämmlein ist der große Freund

Und Heiland meiner Seelen,

Den, den hat Gott zum Sündenfeind

Und Sühner wollen wählen:

„Geh hin, mein Kind, und nimm dich an

Der Kinder, die ich ausgetan

Zur Straf und Zornesruten:

Die Straf ist schwer, der Zorn ist groß;

Du kannst und sollst sie machen los

Durch Sterben und durch Bluten.“

 

3.

„Ja, Vater, ja, von Herzensgrund,

Leg auf, ich will dir’s tragen.

Mein Wollen hängt an deinem Mund,

Mein Wirken ist dein Sagen.“

O Wunderlieb! O Liebesmacht!

Du kannst, was nie kein Mensch gedacht,

Gott seinen Sohn abzwingen.

O Liebe! Liebe! du bist stark,

Du streckest den ins Grab und Sarg,

Vor dem die Felsen springen.

 

4.

Du marterst ihn am Kreuzesstamm

Mit Nägeln und mit Spießen,

Du schlachtest ihn als wie ein Lamm,

Machst Herz und Adern fließen,

Das Herze mit der Seufzer Kraft,

Die Adern mit dem edlen Saft

Des purpurroten Blutes.

O süßes Lamm! was soll ich dir

Erweisen dafür, dass du mir

Erzeigest so viel Gutes!

 

5.

Mein Lebetage will ich dich

Aus meinem Sinn nicht lassen,

Dich will ich stets, gleichwie du mich,

Mit Liebesarmen fassen.

Du sollt sein meines Herzens Licht,

Und wenn mein Herz in Stücken bricht

Sollt du mein Herze bleiben.

Ich will mich dir, mein höchster Ruhm,

Hiermit zu deinem Eigentum

Beständiglich verschreiben.

 

6.

Ich will von deiner Lieblichkeit

Bei Nacht und Tage singen,

Mich selbst auch dir zu aller Zeit

Zum Freudenopfer bringen.

Mein Bach des Lebens soll sich dir

Und deinem Namen für und für

In Dankbarkeit ergießen;

Und was du mir zu gut getan,

Das will ich stets, so tief ich kann,

In mein Gedächtnis schließen.

 

7.

Erweitre dich, mein Herzensschrein,

Du sollt ein Schatzhaus werden

Der Schätze, die viel größer sein

Als Himmel, Meer und Erden.

Weg mit dem Gold Arabia,

Weg Calmus, Myrrhen, Casia,

Ich hab ein Bessers funden:

Mein großer Schatz, Herr Jesu Christ,

Ist dieses, was geflossen ist

Aus deines Leibes Wunden.

 

8.

Das soll und will ich mir zu Nutz

Zu allen Zeiten machen,

Im Streite soll es sein mein Schutz,

In Traurigkeit mein Lachen,

In Fröhlichkeit mein Saitenspiel,

Und wann mir nichts mehr schmecken will,

Soll mich dies Manna speisen;

Im Durst soll’s sein mein Wasserquell,

In Einsamkeit mein Sprachgesell

Zu Haus und auch auf Reisen.

 

9.

Was schadet mir des Todes Gift?

Dein Blut, das ist mein Leben.

Wann mich der Sonne Hitze trifft,

So kann mir’s Schatten geben.

Setzt mir des Wehmuts Schmerzen zu,

So find ich bei dir meine Ruh

Als auf dem Bett ein Kranker.

Und wann des Kreuzes Ungestüm

Mein Schifflein treibet um und um

So bist du dann mein Anker.

 

10.

Wann endlich ich soll treten ein

In deines Reiches Freuden,

So soll dies Blut mein Purpur sein,

Ich will mich darin kleiden;

Es soll sein meines Hauptes Kron

In welcher ich will vor den Thron

Des höchsten Vaters gehen,

Und dir, dem er mich anvertraut,

Als eine wohlgeschmückte Braut

An deiner Seite stehen.

 

14. DAS 53. KAPITEL JESAIA.

 

Mel.: Christus, der uns selig macht.

 

1.

Siehe, mein geliebter Knecht,

Der wird weislich handeln,

Ohne Tadel, schlecht und recht

Auf der Erden wandeln;

Sein getreuer, frommer Sinn

Wird in Einfalt gehen:

Und noch dennoch wird man ihn

An das Kreuz erhöhen.

 

2.

Hoch am Kreuze wird mein Sohn

Große Marter leiden,

Und viel werden ihn mit Hohn

Als ein Scheusal meiden.

Aber also wird sein Blut

Auf viel Heiden springen,

Und das ewge wahre Gut

In ihr Herze bringen.

 

3.

Kön’ge werden ihren Mund

Gegen ihn zuhalten,

Und aus innerm Herzensgrund

Ihre Hände falten.

Das verblendte taube Heer

Wird ihn sehn und hören,

Und mit Lust zu seiner Ehr

Ihren Glauben mehren.

 

4.

Aber da, wo Gottes Licht

Reichlich wird gespüret,

Hält man sich mitnichten nicht

Wie es sich gebühret.

Denn wer glaubt im Jüdenland

Unsrer Predigt Worten?

Wem wird Gottes Arm bekannt

In Israels Orten?

 

5.

Niemand will fast seinen Preis

Ihm hier lassen werden,

Denn er schießt auf wie ein Reis

Aus der dürren Erden,

Krank, verdorret, ungestalt,

Voller Blut und Schmerzen;

Daher scheut ihn jung und alt

Mit entwandten Herzen.

 

6.

Ei, was hat er denn getan,

Was sind seine Schulden,

Dass er da vor jedermann

Solche Schmach muss dulden?

Hat er etwa Gott betrübt

Bei gesunden Tagen,

Dass er ihm nun jetzo gibt

Seinen Lohn mit Plagen?

 

7.

Nein, fürwahr, wahrhaftig nein!

Er ist ohne Sünden!

Sondern was die Welt für Pein

Billig sollt empfinden,

Was für Krankheit, Angst und Weh

Uns von Recht gebühret,

Das ist’s, was ihn in die Höh

An das Kreuz geführet.

 

8.

Dass ihn Gott so heftig schlägt,

Tut er unsertwillen:

Dass er solche Bürden trägt,

Damit will er stillen

Gottes Zorn und großen Grimm,

Dass wir Friede haben

Durch sein Leiden, und in ihm

Leib und Seele laben.

 

9.

Wir sind’s, die wir in der Irr’

Als die Schafe gingen,

Und noch stets zur Höllentür

Als die Tollen dringen;

Aber Gott, der fromm und treu,

Nimmt was wir verdienen

Und legt’s seinem Sohne bei,

Der muss uns versühnen.

 

10.

Nun er tut es herzlich gern,

Ach! des treuen Herzen!

Er nimmt an den Zorn des Herrn

Mit viel tausend Schmerzen,

Und ist allzeit voll Geduld,

Lässt kein Wörtlein hören

Wider die, so ohne Schuld

Ihn so hoch beschweren.

 

11.

Wie ein Lämmlein sich dahin

Lässt zur Schlachtbank leiten,

Und hat in dem frommen Sinn

Gar kein Widerstreiten,

Lässt sich handeln, wie man will,

Fangen, binden, zähmen,

Auch dazu in großer Still

Sich sein Leben nehmen:

 

12.

Also lässt auch Gottes Lamm

Ohne Widersprechen

Ihm sein Herz am Kreuzesstamm

Unsertwegen brechen.

Er sinkt in den Tod hinab

Den er selbst doch bindet,

Weil er sterbend Tod und Grab

Mächtig überwindet.

 

13.

Er wird aus der Angst und Qual

Endlich ausgerissen.

Tritt den Feinden allzumal

Ihren Kopf mit Füßen.

Wer will seines Lebens Läng

Immermehr umschränken?

Seiner Tag und Jahre Meng

Ist nicht auszudenken.

 

14.

Doch ist er wahrhaftig hier

Für sein Volk gestorben,

Und hat völlig mir und dir

Heil und Gnad erworben,

Kommt auch in das Grab hinein,

Herrlich eingehüllet

Wie die, so mit Reichtum sein

In der Welt erfüllet.

 

15.

Er wird als ein böser Mann

Vor der Welt geplaget,

Da er doch noch nie getan,

Auch noch nie gesaget

Was da bös und unrecht wär:

Er hat nie betrogen,

Nie verletzet Gottes Ehr,

Sein Mund nie gelogen.

 

16.

Ach! er ist für fremde Sünd

In den Tod gegeben,

Auf dass du, o Menschenkind,

Durch ihn möchtest leben,

Dass er pflanzte sein Geschlecht,

Den gerechten Samen

Der Gott dient und Opfer brächt

Seinem heilgen Namen.

 

17.

Denn das ist sein’ höchste Freud

Und des Vaters Wille,

Dass den Erdkreis weit und breit

Sein Erkenntnis fülle,

Damit der gerechte Knecht,

Der vollkommne Sühner

Gläubig mach und recht gerecht

Alle Sündendiener.

 

18.

Große Menge wird ihm Gott

Zur Verehrung schenken,

Darum, dass er sich mit Spott

Für uns lassen kränken,

Da er denen gleich gesetzt

Die sehr übertreten,

Auch die, so ihn hoch verletzt,

Selbst bei Gott verbeten.

 

15. O WELT, SIEH HIER DEIN LEBEN.

 

Mel.: 

O Welt, ich muss dich lassen. 

Nun ruhen alle Wälder.

 

1.

O Welt, sieh hier dein Leben

Am Stamm des Kreuzes schweben,

Dein Heil sinkt in den Tod!

Der große Fürst der Ehren

Lässt willig sich beschweren

Mit Schlägen, Hohn und großem Spott.

 

2.

Tritt her, und schau mit Fleiße,

Sein Leib ist ganz mit Schweiße

Des Blutes überfüllt.

Aus seinem edlen Herzen,

Vor unerschöpftem Schmerzen,

Ein Seufzer nach dem andern quillt.

 

3.

Wer hat dich so geschlagen,

Mein Heil, und dich mit Plagen

So übel zugericht’?

Du bist ja nicht ein Sünder

Wie wir und unsre Kinder,

Von Übeltaten weißt du nicht.

 

4.

Ich, ich, und meine Sünden,

Die sich wie Körnlein finden

Des Sandes an dem Meer,

Die haben dir erreget

Das Elend, das dich schläget,

Und das betrübte Marterheer.

 

5.

Ich bin’s, ich sollte büßen

An Händen und an Füßen

Gebunden in der Höll.

Die Geißeln und die Banden

Und was du ausgestanden,

Das hat verdienet meine Seel.

 

6.

Du nimmst auf deinen Rücken

Die Lasten, die mich drücken

Viel schwerer als ein Stein.

Du wirst ein Fluch, dagegen

Verehrst du mir den Segen,

Dein Schmerzen muss mein Labsal sein.

 

7.

Du setzest dich zum Bürgen,

Ja lässest dich gar würgen

Für mich und meine Schuld.

Mir lässest du dich krönen

Mit Dornen, die dich höhnen,

Und leidest alles mit Geduld.

 

8.

Du springst ins Todes Rachen,

Mich frei und los zu machen

Von solchem Ungeheur.

Mein Sterben nimmst du abe,

Vergräbst es in dem Grabe:

O unerhörtes Liebesfeur!

 

9.

Ich bin, mein Heil, verbunden

All Augenblick und Stunden

Dir überhoch und sehr.

Was Leib und Seel vermögen,

Das soll ich billig legen

Allzeit an deinen Dienst und Ehr.

 

10.

Nun, ich kann nicht viel geben

In diesem armen Leben,

Eins aber will ich tun:

Es soll dein Tod und Leiden

Bis Leib und Seele scheiden

Mir stets in meinem Herzen ruhn.

 

11.

Ich will’s vor Augen setzen,

Mich stets daran ergötzen,

Ich sei auch, wo ich sei.

Es soll mir sein ein Spiegel

Der Unschuld und ein Siegel

Der Lieb und unverfälschten Treu.

 

12.

Wie heftig unsre Sünden

Den frommen Gott entzünden,

Wie Rach und Eifer gehn,

Wie grausam seine Ruten,

Wie zornig seine Fluten,

Will ich aus deinem Leiden sehn.

 

13.

Ich will daraus studieren,

Wie ich mein Herz soll zieren

Mit stillem sanftem Mut,

Und wie ich die soll lieben,

Die mich doch sehr betrüben

Mit Werken, so die Bosheit tut.

 

14.

Wenn böse Zungen stechen,

Mir Glimpf und Namen brechen,

So will ich zähmen mich;

Das Unrecht will ich dulden,

Dem Nächsten seine Schulden

Verzeihen gern und williglich.

 

15.

Ich will mich mit dir schlagen

Ans Kreuz, und dem absagen

Was meinem Fleisch gelüst’.

Was deine Augen hassen,

Das will ich fliehn und lassen,

So viel mir immer möglich ist.

 

16.

Dein Seufzen und dein Stöhnen

Und die viel tausend Tränen,

Die dir geflossen zu,

Die sollen mich am Ende

In deinen Schoß und Hände

Begleiten zu der ew’gen Ruh.

 

SIEBEN LIEDER AN DIE GLIEDMASSEN DES HERRN JESU.

(AUS DEM LATEINISCHEN DES HEIL. BERNHARD.)

 

16. AN DIE FÜSSE DES HERRN JESU.

 

Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.

 

1.

Sei mir tausendmal gegrüßet,

Der mich je und je geliebt,

Jesu, der du selbst gebüßet

Das, womit ich dich betrübt.

Ach! wie ist mir doch so wohl,

Wann ich knien und liegen soll

An dem Kreuze, da du stirbest

Und um meine Seele wirbest.

 

2.

Ich umfange, herz’ und küsse

Der gekränkten Wunden Zahl,

Und die purpurroten Flüsse

Deiner Füß’ und Nägelmal.

O wer kann doch, schönster Fürst!

Den so hoch nach uns gedürst’,

Deinen Durst und Liebsverlangen

Völlig fassen und umfangen.

 

3.

Heile mich, o Heil der Seelen,

Wo ich krank und traurig bin;

Nimm die Schmerzen, die mich quälen

Und den ganzen Schaden hin,

Den mir Adams Fall gebracht

Und ich selbsten mir gemacht.

Wird, o Arzt, dein Blut mich netzen,

Wird sich all mein Jammer setzen.

 

4.

Schreibe deine blut’gen Wunden

Mir, Herr, in das Herz hinein,

Dass sie mögen alle Stunden

Bei mir unvergessen sein.

Du bist doch mein schönstes Gut,

Da mein ganz Herze ruht.

Lass mich hier zu deinen Füßen

Deiner Lieb und Gunst genießen.

 

5.

Diese Füße will ich halten

Auf das best’ ich immer kann.

Schaue meiner Hände Falten

Und mich selbsten freundlich an

Von des hohen Kreuzes Baum,

Und gib meiner Bitte Raum,

Sprich: „Lass all dein Trauren schwinden,

Ich, ich tilg’ all deine Sünden.“

 

17. AN DIE KNIE DES HERRN JESU.

 

Mel.: An Wasserflüssen Babylon.

 

1.

Gegrüßet seist du, meine Kron

Und König aller Frommen,

Der du zum Trost von deinem Thron

Uns armen Sündern kommen!

O wahrer Mensch, o wahrer Gott,

Ein Helfer voller Hohn und Spott,

Den du doch nicht verschuldest,

Ach! wie so arm, wie nackt und bloß

Hängst du am Kreuz, wie schwer und groß

Ist dein Schmerz, den du duldest!

 

2.

Es fleußet deines Blutes Bach

Mit ganzem vollen Haufen,

Dein Leib ist dir mit Ungemach

Ganz durch und durch belaufen.

O ungeschränkte Majestät,

Wie kommt’s, dass dir’s so kläglich geht?

Das macht dein Huld und Treue.

Wer dankt dir des? Wo ist der Mann

Der sich, wie du für uns getan,

Für dich zu sterben freue?

 

3.

Was soll ich dir doch immermehr,

Mein Liebster, dafür geben

Dass dein Herz sich so hoch und sehr

Bemüht hat um mein Leben?

Du rettest mich durch deinen Tod

Von mehr als eines Todes Not,

Und machst mich sicher wohnen.

Lass Höll und Teufel böse sein,

Was schadt’s? sie müssen dennoch mein

Und meiner Seelen schonen.

 

4.

Vor großer Lieb und heil’ger Lust,

Damit du mich erfüllet,

Drück ich dich an mein Herz und Brust,

So wird mein Leid gestillet,

Das deinen Augen wohl bekannt,

Und das ist dir ja keine Schand,

Ein krankes Herz zu laben.

Ach bleib mir hold und gutes Muts,

Bis mich die Ströme deines Bluts

Ganz rein gewaschen haben.

 

5.

Sei du mein Schatz und höchste Freud,

Ich will dein Diener bleiben,

Und deines Kreuzes Herzeleid

Will ich in mein Herz schreiben.

Verleihe du mir Kraft und Macht,

Damit, was ich bei mir bedacht,

Ich mög ins Werk auch setzen,

So wirst du, Schönster, meinen Sinn

Und alles, was ich hab und bin,

Ohn Unterlass ergötzen.

 

18. AN DIE HÄNDE DES HERRN JESU.

 

Mel.: Was mein Gott will, das gescheh allzeit.

 

1.

Sei wohl gegrüßet, guter Hirt,

Und ihr, o heilgen Hände

Voll Rosen, die man preisen wird

Bis an des Himmels Ende!

Die Rosen die

Ich mein allhie

Sind deine Mal’ und Plagen,

Die dir am End

In deine Händ

Am Kreuze sind geschlagen.

 

2.

Du zahlst mit beiden Händen dar

Die edlen roten Gulden,

Und bringst die ganze Menschenschar

Dadurch aus allen Schulden.

Ach! lass von mir,

O Liebster, dir

Die Hände herzlich drücken

Und mit dem Blut

Das mir zu gut

Vergossen mich erquicken.

 

3.

Wie freundlich tust du dich doch zu,

Und greifst mit beiden Armen

Nach aller Welt, in Lieb und Ruh

Uns ewig zu erwärmen.

Ach! Herr, sieh hier,

Mit was Begier

Ich Armer zu dir trete!

Sei mir bereit,

Und gib mir Freud

Und Trost darum ich bete.

 

4.

Zeuch allen meinen Geist und Sinn

Nach dir und deiner Höhe;

Gib dass mein Herz nur immerhin

Nach deinem Kreuze stehe,

Ja, dass ich mich

Selbst williglich

Mit dir ans Kreuze binde,

Und mehr und mehr

Töt’ und zerstör’

In mir des Fleisches Sünde.

 

5.

Ich herz und küsse wiederum

Aus rechtem treuen Herzen,

Herr, deine Händ, und sage Ruhm

Und Dank für ihre Schmerzen.

Daneben geb

Ich, weil ich leb,

In diese deine Hände

Herz, Seel’ und Leib,

Und also bleib

Ich dein bis an mein Ende.

 

19. AN DIE SEITE DES HERRN JESU.

 

Mel.: Christ, unser Herr, zum Jordan kam.

 

1.

Ich grüße dich, du frömmster Mann,

Der herzlich gern vergibet.

Wie herzlich weh wird dir getan,

Wie wird dein Leib betrübet!

Es grüßet dich mein ganzer Geist,

Du, meines Heilands Seite,

Du edler Quell aus welchem fleußt

Das Blut, das so viel Leute

Von ihren Sünden wäschet.

 

2.

Ich mach, Herr Jesu, mich zu dir,

Ach! halt mir’s ja zu Gute,

Und lass mich suchen Trost bei dir

In deiner Wunden Blute.

Du werte Wunde, sei gegrüßt,

Du weites Tor der Gnaden,

Daraus sich Blut und Wasser gießt

Und da all unserm Schaden

Kann abgeholfen werden.

 

3.

Du reuchst mir süßer als der Wein

Und heilst das Gift der Schlangen;

Du flößest mir das Leben ein

Und stillst des Dursts Verlangen.

Eröffne dich, du liebe Wund,

Und lass mein Herze trinken;

Ist’s möglich, lass mich gar zu Grund

In dir gehn und versinken,

So werd ich mich recht laben.

 

4.

Mein Mund streckt sich mit aller Kraft,

Damit er dich berühre,

Und ich den teuren Lebenssaft

In Mark und Beinen spüre.

Ach! wie so süße bist du doch,

Herr Jesu, meinem Herzen!

Wer dich recht liebt, dem wird das Joch

Der bittern Todesschmerzen

Gleich als wie lauter Zucker.

 

5.

Verbirge mich und schleuß mich ein

In deiner Seiten Höhle;

Hier lass mich still und sicher sein,

Hier wärme meine Seele,

Wann mich der kalte Tod befällt!

Und wann der höll’sche Leue

Nach mir und meinem Geiste stellt

So lass in deiner Treue

Mich dann fein ruhig bleiben.

 

20. AN DIE BRUST DES HERRN JESU.

 

Mel.: Vater unser im Himmelreich.

 

1.

Gegrüßet seist du, Gott, mein Heil,

Mein’ einge Lieb und schönstes Teil!

Gegrüßet seist du, werte Brust,

Du Gottes Thron, du Menschenlust,

Du Träger aller Bürd und Last,

Du aller Müden Ruh und Rast!

 

2.

Mein Jesu, neige dich zu mir

Mit deiner Brust, damit von dir

Mein Herz in deiner Lieb entbrenn’

Und von der ganzen Welt sich trenn;

Halt Herz und Brust in Andacht reich

Und mich ganz deinem Willen gleich.

 

3.

Mach, Herr, durch deines Herzens Quell

Mein Herz vom Unflat rein und hell,

Der du bist Gotte Glanz und Bild

Und aller Armen Trost und Schild,

Teil aus dem Schatze deiner Gnad

Auch mir mit Gnade, Rat und Tat.

 

4.

O süße Brust, tu mir die Gunst,

Und fülle mich mit deiner Brunst.

Du bist der Weisheit tiefer Grund,

Dich lobt und singt der Engel Mund,

Aus dir entspringt die edle Frucht,

Die dein Johannes bei dir sucht.

 

5.

In dir wohnt alle Gottesfüll,

Hast alles, was ich wünsch und will,

Du bist das rechte Gotteshaus:

Drum, wann zur Welt ich muss hinaus,

So schleuß mich treulich in dir ein,

Und lass mich ewig bei dir sein.

 

21. AN DAS HERZ DES HERRN JESU.

 

Mel.: O Mensch, bewein dein Sünde groß. 

Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.

 

1.

O Herz des Königs aller Welt,

Des Herrschers in dem Himmelszelt,

Dich grüßt mein Herz mit Freuden.

Mein Herze, wie dir wohl bewusst,

Hat seine größt’ und höchste Lust

An dir und deinem Leiden.

Ach! wie bezwang und drang dich doch

Dein edle Lieb, ins bittre Joch

Der Schmerzen dich zu geben,

Da du dich neigtest in den Tod,

Zu retten aus der Todesnot

Mich und mein armes Leben!

 

2.

O Tod, du fremder Erdengast,

Wie warst du so ein’ herbe Last

Dem allersüßten Herzen!

Dich hat ein Weib der Welt gebracht,

Und machst dem, der die Welt gemacht

So unerhörte Schmerzen!

Du meines Herzens Herz und Sinn,

Du brichst und fällst und stirbst dahin!

Wollst mir ein Wort gewähren:

Ergreif mein Herz und schleuß es ein

In dir und deiner Liebe Schrein!

Mehr will ich nicht begehren.

 

3.

Mein Herz ist kalt, hart und betört

Von allem, was zur Welt gehört,

Fragt nur nach eitlen Sachen:

Drum, herzes Herze, bitt ich dich,

Du wollest dies mein Herz und mich

Warm, weich und sauber machen.

Lass deine Flamm und starke Glut

Durch all mein Herze Geist und Mut,

Mit allen Kräften dringen!

Lass deine Lieb und Freundlichkeit

Zur Gegenlieb, Herr, jeder Zeit

Mich armen Sünder bringen.

 

4.

Erweitre dich, mach alles voll,

Sei meine Ros’ und riech mir wohl,

Bring Herz und Herz zusammen!

Entzünde mich durch dich, und lass

Mein Herz ohn End und alle Maß

In deiner Liebe flammen.

Wer dieses hat, wie wohl ist dem!

In dir beruhn ist angenehm;

Ach! niemand kann’s g’nug sagen.

Wer dich recht liebt, ergibt sich frei

In deiner Lieb und süßen Treu

Auch wohl den Tod zu tragen.

 

5.

Ich ruf aus aller Herzensmacht

Dich, Herz, in dem mein Herze wacht,

Ach! lass dich doch errufen!

Komm, beug und neige dich zu mir

An meines Herzens arme Tür,

Und zeuch mich auf die Stufen

Der Andacht und der Freudigkeit,

Gib dass mein Herz in Lieb und Leid

Dein eigen sei und bleibe,

Dass dir es dien an allem Ort

Und dir zu Ehren immerfort

All seine Zeit vertreibe.

 

6.

O Herzensros’, o schönste Blum,

Ach wie so köstlich ist dein Ruhm,

Du bist nicht auszupreisen.

Eröffne dich, lass deinen Saft

Und des Geruchs erhöhte Kraft

Mein Herz und Seele speisen.

Dein Herz, Herr Jesu, ist verwundt,

Ach! tritt zu mir in meinen Bund

Und gib mir deinen Orden:

Verwund auch mich, o süßes Heil,

Und triff mein Herz mit deinem Pfeil,

Wie du verwundet worden.

 

7.

Nimm mein Herz, o mein höchstes Gut,

Und leg es hin, wo dein Herz ruht,

Da ist’s wohl aufgehoben;

Da geht’s mit dir gleich als zum Tanz,

Da lobt es deines Hauses Glanz,

Und kann’s doch nicht g’nug loben.

Hier setzt sich’s, hier gefällt’s ihm wohl,

Hier freut sich’s, dass es bleiben soll.

Erfüll, Herr, meinen Willen,

Und weil mein Herz dein Herze liebt,

So lass auch, wie dein Recht es gibt,

Dein Herz mein Herze stillen.

 

22. AN DAS ANGESICHT DES HERRN JESU.

 

Mel.: Herzlich tut mich verlangen.

 

1.

O Haupt voll Blut und Wunden,

Voll Schmerz und voller Hohn!

O Haupt, zum Spott gebunden

Mit einer Dornenkron!

O Haupt, sonst schön gezieret

Mit höchster Ehr und Zier,

Jetzt aber höchst schimpfieret,

Gegrüßet seist du mir!

 

2.

Du edles Angesichte

Davor sonst schrickt und scheut

Das große Weltgewichte,

Wie bist du so bespeit,

Wie bist du so erbleichet,

Wer hat dein Augenlicht

Dem sonst kein Licht nicht gleichet

So schändlich zugericht’?

 

3.

Die Farbe deiner Wangen,

Der roten Lippen Pracht

Ist hin und ganz vergangen;

Des blassen Todes Macht

Hat alles hingenommen,

Hat alles hingerafft,

Und daher bist du kommen,

Von deines Leibes Kraft.

 

4.

Nun was du, Herr, erduldet,

Ist alles meine Last,

Ich hab es selbst verschuldet

Was du getragen hast.

Schau her, hier steh ich Armer,

Der Zorn verdienet hat:

Gib mir, o mein Erbarmer,

Den Anblick deiner Gnad!

 

5.

Erkenne mich, mein Hüter,

Mein Hirte, nimm mich an!

Von dir, Quell aller Güter,

Ist mir viel Guts getan,

Dein Wund hat mich gelabet

Mit Milch und süßer Kost,

Dein Geist hat mich begabet

Mit mancher Himmelslust.

 

6.

Ich will hier bei dir stehen,

Verachte mich doch nicht!

Von dir will ich nicht gehen

Wann dir dein Herze bricht;

Wann dein Haupt wird erblassen

Im letzten Todesstoß,

Alsdann will ich dich fassen

In meinen Arm und Schoß.

 

7.

Es dient zu meinen Freuden

Und kommt mir herzlich wohl

Wenn ich in deinem Leiden,

Mein Heil, mich finden soll.

Ach! möcht ich, o mein Leben,

An deinem Kreuze hier

Mein Leben von mir geben,

Wie wohl geschähe mir!

 

8.

Ich danke dir von Herzen,

O Jesu, liebster Freund,

Für deines Todes Schmerzen,

Da du’s so gut gemeint.

Ach! gib, dass ich mich halte

Zu dir und deiner Treu,

Und wann ich nun erkalte

In dir mein Ende sei.

 

9.

Wann ich einmal soll scheiden,

So scheide nicht von mir;

Wann ich den Tod soll leiden,

So tritt du dann herfür.

Wann mir am allerbängsten

Wird um das Herze sein,

So reiß mich aus den Ängsten

Kraft deiner Angst und Pein.

 

10.

Erscheine mir zum Schilde

Zum Trost in meinem Tod,

Und lass mich sehn dein Bilde

In deiner Kreuzesnot.

Da will ich nach dir blicken,

Da will ich glaubensvoll

Dich fest an mein Herz drücken.

Wer so stirbt, der stirbt wohl.

 

23. ALSO HAT GOTT DIE WELT GELIEBT.

Joh. 3.

 

Mel.: Ermuntre dich, mein schwacher Geist.

 

1.

Also hat Gott die Welt geliebt,

Das merke, wer es höret!

Die Welt, die Gott so hoch betrübt,

Hat Gott so hoch geehret,

Dass er den eingebornen Sohn,

Den eingen Schatz, die einge Kron,

Das einge Herz und Leben

Mit Willen hingegeben.

 

2.

Ach! wie muss doch ein einges Kind

Bei uns hier auf der Erden,

Da man doch nichts als Bosheit findt,

So hoch geschonet werden;

Wie hitzt, wie brennt der Vatersinn,

Wie gibt und schenkt er alles hin,

Eh als er an das Schenken

Des Eingen nur will denken!

 

3.

Gott aber schenkt aus freiem Mut

Und mildem treuem Herzen

Sein einges Kind, sein schönstes Gut

In mehr als tausend Schmerzen.

Er gibt ihn in den Tod hinein,

Ja in die Höll und deren Pein;

Zu unerhörtem Leide

Stößt Gott sein’ einge Freude.

 

4.

Warum doch das? Dass du, o Welt,

Frei wieder möchtest stehen

Und durch ein teures Lösegeld

Aus deinem Kerker gehen.

Denn du weißt wohl, du schnöde Braut,

Wie da dich Gott ihm anvertraut,

Du wider deinen Orden

Ihm allzu untreu worden.

 

5.

Darüber hat dich Sünd und Tod

Und Satanas Gesellen

Zu bittrer Angst und harter Not

Beschlossen in der Höllen.

Und hier ist gar kein andrer Rat

Denn der, den Gott gegeben hat;

Wer den hat, wird dem Haufen

Der höllschen Feind’ entlaufen.

 

6.

Gott hat uns seinen Sohn verehrt,

Dass aller Menschen Wesen

So mit dem ewgen Fluch beschwert

Durch diesen soll genesen.

Wen die Verdammnis hat umschränkt,

Der soll durch den, den Gott geschenkt,

Erlösung, Trost und Gaben

Des ewgen Lebens haben.

 

7.

Ach! mein Gott, meines Lebens Grund,

Wo soll ich Worte finden?

Mit was für Lobe soll mein Mund

Dein treues Herz ergründen?

Wie ist dir immermehr geschehn?

Was hast du an der Welt ersehn,

Dass, die so hoch dich höhnet,

Du so gar hoch gekrönet?

 

8.

Warum behieltst du nicht dein Recht,

Und ließest ewig pressen

Diejenge, die dein Recht geschwächt

Und freventlich vergessen?

Was hattest du an der für Lust

Von welcher dir doch war bewusst,

Dass sie für dein Verschonen

Dir schändlich würde lohnen?

 

9.

Das Herz im Leibe weinet mir

Vor großem Leid und Grämen,

Wenn ich bedenke, wie wir dir

So gar schlecht uns bequemen.

Die meisten wollen deiner nicht,

Und was du ihnen zugericht’

Durch deines Sohnes Büßen,

Das treten sie mit Füßen.

 

10.

Du, frommer Vater, meinst es gut

Mit allen Menschenkindern,

Du ordnest deines Sohnes Blut

Und reichst es allen Sündern,

Willst, dass sie mit der Glaubenshand

Das, was du ihnen zugewandt,

Sich völlig zu erquicken,

Fest in ihr Herze drücken.

 

11.

Sieh aber, ist nicht immerfort

Dir alle Welt zuwider?

Du bauest hier, du bauest dort,

Die Welt schlägt alles nieder;

Darum erlangt sie auch kein Heil,

Sie bleibt im Tod und hat kein Teil

Am Reiche, da die Frommen

Die Gott gefolgt hinkommen.

 

12.

An dir, o Gott, ist keine Schuld,

Du, du hast nichts verschlafen.

Der Feind und Hasser deiner Huld,

Ist Ursach seiner Strafen,

Weil er den Sohn, der ihm so klar,

Und nah ans Herz gestellet war,

Auch einig helfen sollte,

Durchaus nicht haben wollte.

 

13.

So fahre hin, du tolle Schar,

Ich bleibe bei dem Sohne,

Dem geb ich mich, des bin ich gar,

Und er ist meine Krone.

Hab ich den Sohn, so hab ich gnug,

Sein Kreuz und Leiden ist mein Schmuck,

Sein’ Angst ist meine Freude,

Sein Sterben meine Weide.

 

14.

Ich freue mich so oft und viel

Ich dieses Sohns gedenke;

Dies ist mein Lied und Saitenspiel

Wenn ich mich heimlich kränke,

Wenn meine Sünd und Missetat

Will größer sein als Gottes Gnad,

Und wenn mir meinen Glauben

Mein eigen Herz will rauben.

 

15.

Ei, sprech ich, war mir Gott geneigt

Da wir noch Feinde waren,

So wird er ja, der kein Recht beugt,

Nicht feindlich mit mir fahren.

Anjetzo, da ich ihm versühnt,

Da, wo ich böses je verdient,

Sein Sohn, der nichts verschuldet,

So wohl für mich erduldet.

 

16.

Fehlt’s hier und da? Ei, unverzagt!

Lass Sorg und Kummer schwinden!

Der mir das Größte nicht versagt,

Wird Rat zum Kleinen finden.

Hat Gott mir seinen Sohn geschenkt

Und für mich in den Tod gesenkt,

Wie sollt er (lasst uns denken)

Mit ihm nicht alles schenken?

 

17.

Ich bin’s gewiss und sterbe drauf

Nach meines Gottes Willen:

Mein Kreuz und ganzer Lebenslauf

Wird sich noch fröhlich stillen.

Hier hab ich Gott und Gottes Sohn,

Und dort bei Gottes Stuhl und Thron

Da wird fürwahr mein Leben

In ewgen Freuden schweben.

 

24. DIE SIEBEN WORTE, DIE DER HERR JESUS AM KREUZE GEREDET.

 

Mel.: Was mein Gott will, das gscheh allzeit.

 

1.

Hör an! mein Herz, die sieben Wort,

Die Jesus ausgesprochen,

Da ihm durch Qual und blut’gen Mord

Sein Herz am Kreuz gebrochen;

Tu auf den Schrein

Und schleuß sie ein

Als edle hohe Gaben,

So wirst du Freud

In schwerem Leid

Und Trost im Kreuze haben.

 

2.

Sein’ allererste Sorge war,

Zu schützen, die ihn hassen,

Bat, dass sein Gott der bösen Schar

Wollt ihre Sünd erlassen.

„Vergib, vergib,

Sprach er aus Lieb,

O Vater, ihnen allen!

Ihr keiner ist,

Der seh und wüsst,

In was für Tat sie fallen.“

 

3.

Lehrt uns hiermit, wie schön es sei

Die lieben, die uns kränken,

Und ihnen ohne Heuchelei

All ihre Fehler schenken.

Er zeigt zugleich,

Wie gnadenreich

Und fromm sei sein Gemüte,

Dass auch sein Feind,

Der’s böse meint,

Bei ihm nichts find als Güte.

 

4.

Drauf spricht er seine Mutter an

Die bei Johanne stunde,

Tröst’ sie am Kreuz, so gut er kann

Mit seinem schwachen Munde:

„Sieh hie, dein Sohn,

Weib, der wird schon

Mein Amt bei dir verwalten,

Und Jünger, sieh,

Hier stehet die

Du sollt als Mutter halten.“

 

5.

Ach! treues Herz, so sorgest du

Für alle deine Frommen;

Du siehst und schauest fleißig zu

Wie sie in Trübsal kommen,

Trittst auch mit Rat

Und treuer Tat

Zu ihnen an die Seiten;

Du bringst sie fort,

Gibst ihnen Ort

Und Raum bei guten Leuten.

 

6.

Die dritte Red hast du getan

Dem, der dich, Herr, gebeten

„Gedenk und nimm dich meiner an,

Wenn du nun wirst eintreten

In deinen Thron,

Und Ehr und Kron

Als Himmelsfürst aufsetzen“:

„Ich will gewiss

Im Paradies,

Sprachst du, dich heut ergetzen.“

 

7.

O süßes Wort, o Freudenstimm!

Was will uns nun erschrecken?

Lass gleich den Tod mit großem Grimm

Hergehn aus allen Ecken!

Stürmt er gleich sehr,

Was kann er mehr

Als Leib und Seele scheiden?

Indessen schwing

Ich mich und spring

Ins Paradies der Freuden.

 

8.

Nun wohl, der Schächer wird mit Freud

Aus Christi Wort erfüllet.

Gleich als ein Leue brüllet

Er aber selbst fängt an und schreit,

„Eli, mein Gott,

Welch’ Angst und Not

Muss ich, dein Kind, ausstehen!

Ich ruf, und du

Schweigst still dazu,

Lässt mich zu Grunde gehen!“

 

9.

Nimm dies zur Folge, frommes Kind,

Wann Gott sich grausam stellet;

Schau, dass du, wenn sich Trübsal findt,

Nicht werdest umgefället.

Halt steif und fest,

Der dich jetzt lässt,

Wird dich gar bald erfreuen;

Sei du nur treu,

Und halt dabei

Stark an mit gläub’gem Schreien.

 

10.

Der Herr fährt fort, ruft laut und hell,

Klagt, wie ihn heftig dürste: 

„Mich dürstet,“ sprach der ew’ge Quell

Und edle Lebensfürste.

Was meint er hier?

Er zeiget dir,

Wie matt er sich getragen

An deiner Last,

Die du ihm hast

Gemacht in Sündentagen.

 

11.

Er deutet auch daneben an,

Wie ihn so hoch verlange,

Dass dies sein Kreuz bei jedermann

Frucht bring und wohl verfange.

Das merk mit Fleiß,

Wer sich im Schweiß

Der Seelenangst muss quälen:

Das ew’ge Licht

Schleußt keinen nicht

Vom Teil und Heil der Seelen.

 

12.

Als nun des Todes finstre Nacht

Begann herein zu dringen,

Sprach Gottes Sohn, „Es ist vollbracht“

Das, was ich soll vollbringen,

Was hier und dar

Die heil’ge Schar

Der Väter und Propheten

Hat aufgesetzt,

Wie man zuletzt

Mich kreuz’gen würd und töten.

 

13.

Ist’s denn vollbracht, was willst du nun

Dich so vergeblich plagen,

Als müsst ein Mensch mit seinem Tun

Die Sündenschuld abtragen?

Es ist vollbracht,

Das nimm in Acht,

Du darfst hier nichts zugeben,

Denn dass du gläubst,

Und gläubig bleibst

In deinem ganzen Leben.

 

14.

Nun endlich red’t er noch einmal,

Schreit auf ohn alle Maßen:

„Mein Vater, nimm in deinen Saal

Das was ich jetzt muss lassen;

Nimm meinen Geist,

Der hier sich reißt

Aus meinem kalten Herzen!“

Und hiermit wird

Der große Hirt

Entbunden aller Schmerzen.

 

15.

O wollte Gott, dass ich mein End

Auch also möchte enden,

Und meinen Geist in Gottes Händ

Und treuen Schoß hinsenden!

Ach! lass, mein Hort,

Dein letztes Wort

Mein letztes Wort auch werden,

So werd ich schön

Und selig gehn

Zum Vater von der Erden.

 

25. VOM BEGRÄBNIS DES HERRN JESU.

 

Mel.: O Lamm Gottes, unschuldig.

 

1.

Als Gottes Lamm und Leue

Entschlafen und verschieden,

Erwacht’ in Lieb und Treue

Ein paar recht frommer Jüden,

Die machten sich zu Kreuz hinzu,

Dich, o du unsrer Seelen Ruh,

In deine Ruh zu bringen.

 

2.

Also weiß Gott die Seinen

Am Kreuz in Acht zu nehmen,

Und die es böse meinen,

Zu rechter Zeit zu zähmen;

Das Wüten nimmt zuletzt ein End,

Und wann die Unschuld g’nug geschändt,

So findt sich, der sie ehre.

 

3.

Denn einer aus dem Rate,

Joseph der fromme, reiche,

Der wagt’ es, ging und bate

Pilatum um die Leiche.

Pilatus war bereit, und gab

Befehl, dass man sie nähme ab

Und Joseph übergäbe.

 

4.

Gesegnet sei dein Wille,

Joseph, und dein Begehren:

Gott wolle dir die Fülle

Der Freuden dort gewähren,

Dass du, den meine Seele liebt,

Vom Kreuze, da man ihn betrübt,

So freudig los gebeten.

 

5.

Hierzu hat sich auch funden

Des Nikodemi Treue,

Der bringt bei hundert Pfunden

Der besten Spezereie,

Die Myrrhen samt der Aloe,

Zu salben den, der aus der Höh

Uns salbt mit seinem Geiste.

 

6.

Da siehst du, wie die Schwachen

Zuletzt gestärket werden.

Gott kann zu Helden machen

Was blöd ist hier auf Erden.

Der Glaube, der im Finstern lag,

Bricht endlich an den hellen Tag

Und leuchtet wie die Sonne.

 

7.

Nun diese beiden Frommen,

Ergreifen mit viel Weinen

Den, der vom Kreuz genommen

Und wickeln ihn in Leinen,

Verwahren ihn zugleich dabei

Mit edler, teurer Spezerei,

Wie in Judäa bräuchlich.

 

8.

So soll man Christum zieren,

Wann er nun liegt darnieder;

Wir sollen balsamieren

Ihn und sein’ armen Glieder,

Die unbekleidten wickeln ein,

Und die so ganz verlassen sein

Mit unsrer Hilf aufnehmen.

 

9.

Es war nicht weit von hinnen,

Wo Christus starb, zu schauen

Ein Garten und darinnen

Des Josephs Grab, gehauen

Gar neu in einen Felsenstein,

Da legten ihren Schatz hinein

Die zwei geliebten Herzen.

 

10.

Ach Jesu! dessen Schmerzen

Mir all mein Heil erworben,

Komm, ruh in meinem Herzen

Das in der Sünd erstorben!

Lass dir’s gefallen, ich will dir

Dein Grab bereiten in mir hier,

So leb und sterb ich selig.

 

26. DAS LEIDEN UNSERS HERRN JESU.

 

Nach Anleitung und Weise des Liedes: 

O Mensch, bewein dein Sünde groß.

 

1.

O Mensch, beweine deine Sünd,

Um welcher willen Gottes Kind

Ein Mensch hat müssen werden.

Er kam von seines Vaters Thron,

Ward einer armen Jungfrau Sohn,

Tat große Ding auf Erden:

Die Kranken macht er frisch und stark,

Und risse, was schon lag im Sarg

Dem Tod aus seinem Rachen,

Bis dass er selbst von Feindes Händ

Am Kreuze seines Lebens End

In Schmerzen musste machen.

 

2.

Denn als nun wieder Ostern war,

Nahm er zu sich der Jünger Schar,

Und sprach mit treuem Munde:

„Nach zweien Tagen kommt die Nacht,

Da man das Osterlämmlein schlacht’,

Dann ist auch meine Stunde.“

Da ging die ganze Klerisei

Zu Rat, wie sie ihm kämen bei,

Hingegen die ihn liebte

Salbt’ ihn gar schön in Simons Haus;

Der Herr strich diese Tat heraus,

Schalt den, der sie betrübte.

 

3.

Das war der bös’ Ischariot,

Der seinen Herrn der bösen Rott

Geschworen zu verraten.

Das fromme Lamm, der Heiland, kam,

Aß süßes Brot und Osterlamm,

Wie andre Juden taten.

Drauf stiftet’ er sein Fleisch und Blut,

Des Neuen Testamentes Gut,

Zu trinken und zu essen,

Und stund hernach von seinem Ort,

Wusch seine Jünger, red’te Wort,

Die nimmer zu vergessen.

 

4.

Er kam zum heilgen Öleberg,

Da, da ging an das hohe Werk

Mit Zittern und mit Zagen;

Die Erde nahm den Blutschweiß an,

Der häufig aus ihm drang und rann,

Der Himmel hört ihn sagen:

„O Vaterherz, gefällt es dir,

So gehe dieser Kelch von mir,

Wo nicht, gescheh dein Wille!“

Und tat also zum drittenmal;

Indessen lag der Jünger Zahl

Im Schlaf und süßer Stille.

 

5.

„Ach!“ sprach das liebe treue Herz,

„Ihr liegt und schlaft, mich hat der Schmerz

Und Todesangst umfangen.

Ach, wacht und betet! betet, wacht,

Damit ihr von des Feindes Macht

Nicht werdet hintergangen.

Nun ist mein Stündlein vor der Tür,

Steht auf, da kommet her zu mir

Mein Jünger und Verräter.“

Er hatte kaum gehöret auf,

Umringt ihn Judas und sein Hauf

Als einen Übeltäter.

 

6.

Der Führer küsst’ ihn mit dem Mund

Und war doch nichts im Herzengrund

Denn bittres Gift und Fluchen.

Doch trat der Heiland frei dahin,

Sprach klar und deutlich „seht, ich bin

Den eure Augen suchen:

Sucht ihr denn mich, so lasset gehn

Die ihr hier sehet bei mir stehn,“

Meint hiemit seine Jünger.

Und da des Petri strenger Sinn

Den Malchum schluge, heilt er ihn

Am Ohr mit seinem Finger.

 

7.

„Steck ein das Schwert,“ sprach unser Licht,

„Solch Arbeit dienet hierher nicht, 

Mein Kelch muss sein getrunken.“

Drauf ist der Richter aller Welt

Den Hohenpriestern dargestellt;

Und da ist auch gesunken

Des Petri Herz und Leuenmut,

Nicht zwar durch Schwert und Feuersglut,

Nur durch ein bloßes Fragen,

Ob er nicht Jesus Jünger sei?

Da fällt sein Glaube, Lieb und Treu,

Weiß nichts denn Nein zu sagen.

 

8.

Auf diesen Fall kam große Reu,

Er fing an, da der Hahne schrei,

Sehr bitterlich zu weinen.

Das Auge, das die Herzen sieht,

Tat einen Blick, ließ Gnad und Güt

Dem armen Petro scheinen.

Die falschen Zeugen traten dar,

Und redten viel, so nimmer war

Auch niemals wird geschehen;

Drum auch der Herr unnötig schätzt

Dass er sein Wort dagegen setzt,

Lässt’s durch den Wind zerwehen.

 

9.

Dem aber, dem er ward verklagt,

Antwortet er, da er ihn fragt,

Ob er von Gott geboren?

„Ja, ich bin Mensch und Gottes Sohn,

Der Welt zum Heil, zur Freud und Kron

Vom Vater auserkoren;

Ihr werdet meine Herrlichkeit

Hoch in den Wolken mit der Zeit

Zur Rechten Gottes sehen.“

Das nennt der Lästrer Lästerwort,

Da schrie ein jeder Tod und Mord,

Da ging es an ein Schmähen.

 

10.

Man schlug, man speit ihm ins Gesicht,

O Wunder, Wunder, dass hier nicht

Die Erde sich zerrissen!

O Wunder, dass nicht Gottes Grimm

Mit seiner starken Donnerstimm

Vom Himmel drein geschmissen!

Sie banden ihm die Augen zu,

Und hatten weder Maß noch Ruh

Im Höhnen und im Schlagen;

Denn, wenn sie schlugen, fragten sie:

„Sag an, wer tat’s? du kannst es je

Als ein Prophete sagen.“

 

11.

Und damit war es noch nicht aus;

Am Morgen ward er in das Haus

Palati hingeführet.

Der Judas dacht den Sachen nach,

Sein frecher Mut sank hin und brach,

Sein Herze ward gerühret.

Es war ihm leid, er hatte Reu;

Weil aber kein Trost war dabei,

Ging Seel und Leib zu Grunde;

Er nahm ein grausam, schrecklich End,

Er und sein Name bleibt geschändt

Noch bis auf diese Stunde.

 

12.

Da Jesus vor Pilato stund,

War sehr viel Klag und gar kein Grund;

Das meiste, das man triebe,

War, dass er nichts mehr tu und lehr

Denn was die Untertanen kehr

Vons Kaisers Pflicht und Liebe,

Dieweil er sich zum Kön’ge macht’.

Pilatus ward dahin gebracht,

Dass er den Herren fragte,

Ob er der Jüden König wär?

Der Herr sprach Ja, zu Gottes Ehr,

Er wäre, was er sagte.

 

13.

Weil nun Herodes, dessen Hand

Sonst herrscht’ im Galiläer Land,

Gleich damals war zugegen,

Schickt’ ihm Pilatus Christum hin;

Des freut’ er sich in seinem Sinn,

Ließ ihm zu Spott anlegen

Ein weißes Kleid, ein’ arme Tracht,

Und da man seiner g’nug gelacht,

Da schickt’ er ihn zurücke

Pilato heim, der ging zu Rat,

Und fand ihn rein von arger Tat,

Unschuldig aller Tücke.

 

14.

Er nahm den Mörder Barrabam,

Dem jedermann sonst war sehr gram,

Den stellt er in die Mitten:

„Hier sind der Übeltäter zwei,“

Sprach er zum Volk, „es steht euch frei,

Ihr möget einen bitten.“

„Halt Jesum,“ schrie die tolle Schar,

„Lass Barrabam, wie er vor war,

Frei, ledig in das Seine.“

„Was fang ich denn mit Jesu an?“

„Ans Kreuz, ans Kreuz mit diesem Mann!“

Antwortet’ die Gemeine.

 

15.

Da gab Pilatus Jesum hin

Dem Kriegesvolk, das geißelt’ ihn

Ohn alle Gnad und Schonen.

Der freche Haufe trat zu Hauf,

Und setzten unserm Kön’ge auf

Von Dornen eine Kronen.

Er ward gehandelt als ein Tor,

Sie äfften ihn mit einem Rohr,

Und schlugen ihn nicht wenig.

„Du bist ein König,“ sagten sie,

„Drum beugen wir dir unser Knie,

„Glück zu, o Jüdenkönig!“

 

16.

Als er nun übel zugericht’t,

Führt ihn Pilatus ins Gesicht

Des Volks und sprach daneben:

„Seht, seht doch, welch ein armer Wurm!

Nun wird sich euer Grimm und Sturm

Einmal zufrieden geben.“

„Nein, nein!“ sprach die vergällte Rott,

Zum Kreuz, zum Kreuz, nur immer tot!“

Pilatus wusch die Hände,

Und wollt im Kote reine sein;

Dem aber, der in allem rein

Bestimmt er Tod und Ende.

 

17.

Das Leben ging zum bittern Tod,

Und musste seine letzte Not

Mit eignen Schultern tragen:

Er trug sein Kreuz und unsern Schmerz,

Darüber führt manch Mutterherz

Ein hochbetrübtes Klagen.

„Weint nicht,“ sprach Christus, „über mich,

Ein jeder weine über sich

Und über seine Sünde.

Es kommt die Zeit, da selig wird

Gepreiset, die da nicht gebiert

Und gar nicht weiß vom Kinde.“

 

18.

Da man nun kam zur Schädelstatt,

Da ward, der’s nicht verdienet hat,

Bis in den Tod gekränket,

Zwar also, dass ein Mörderpaar

Zur Seiten wurde hier und da,

Er mitten eingehenket.

Man nahm ihm Leben, Ehr und Blut:

Den sanften Sinn, den frommen Mut,

Den mussten sie ihm lassen;

Er liebte, die ihm weh getan,

Rief seinen Vater für die an,

Die ihm sein Herz zerfraßen.

 

19.

Pilatus heftet oben an

Ein Überschrift, die jedermann,

Der bei dem Kreuz gewesen,

Hebräer, Römer, Griechenland,

Und wer Vernunft hatt’ und Verstand,

Gar wohl hat können lesen.

Die Krieger nehmen ihm sein Kleid,

Und teilen sich in diese Beut;

Der Rock bleibt unzerstücket,

Er wird dem Los anheim gestellt:

Des soll er sein, wem jenes fällt,

Lasst sehen, wem es glücket.

 

20.

Maria, voller Lieb und Treu,

Stund an dem Kreuz, und auch dabei

Den unser Heiland liebte.

„Sieh hier,“ sprach Jesus, „Weib dein Sohn!

Und Jünger, siehe deine Kron

Und Mutter, die Betrübte!

Die lass dir ja befohlen sein!”

Dies Wort, das drang ins Herz hinein

Johanni, dem Geliebten;

Er nahm die auf und tat ihr wohl,

Die andre machten Jammers voll

Durch Bosheit, die sie übten.

 

21.

Viel Lästrer red’ten böse Ding,

Auch einer, der zur Seiten hing,

Goß auf ihn seinen Geifer:

Der aber an dem andern Ort

Straft’ ihn und seine Lästerwort

Mit großem Ernst und Eifer,

Sprach Jesum an: „O Himmelsfürst,

Gedenke meiner, wenn du wirst

Nun in dein Reich eingehen!“

„Fürwahr, fürwahr, ich sage dir,“

Sprach Jesus, „du wirst heut bei mir

Im Paradiese stehen“!

 

22.

Der Mittag kam, und war doch Nacht,

Die Sonn, die alles fröhlich macht,

War selbst mit Leid erfüllet.

Des Lichtes Schöpfer fühlet Pein,

Drum muss mit finstern Schatten sein

Das schönste Licht verhüllet.

„Eli,“ rief Jesus, „Gott! mein Gott!

Wie lässt du mich in meiner Not

Und Angst so gar alleine!“

Und bald darauf: „Mich dürstet sehr.“

Das alles hört der Juden Heer,

Und weiß nicht, was er meine.

 

23.

Sie sind vom Zorne taub und blind,

Hart wie ein Stein, der nichts empfindt,

Auch gar nicht zu erweichen.

Sie nehmen aus dem Essigfaß

Und machen einen Schwamm mit nass,

Den lassen sie ihm reichen.

Ihr Herz ist voller Bitterkeit,

Und damit sind sie auch bereit,

Den der jetzt stirbt zu laben.

Viel’ machen aus dem Ernst ein Spiel,

Und sprechen „Halt, lasst sehn, er will

Eliä Hilfe haben.“

 

24.

Er aber sprach: „Es ist vollbracht!“

Und darauf ward er von der Macht

Des Todes überfallen.

Er neigte sich zur sanften Ruh,

Er schloss die schwachen Augen zu,

Und schrie mit großem Schallen

„Nimm auf, nimm auf, Herr, meinen Geist!

Du, mein herzliebster Vater, weißt, 

Wie du ihn sollt bewahren.“

Und also ist der große Held

Der Himmel, Erd und alles hält,

Von dieser Welt gefahren.

 

25.

Er fuhr dahin. Im Augenblick

Zerriss der Vorhang in zwei Stück,

Die Erd erschrak und bebte,

Die Felsen sprungen in die Luft,

Auch öffnet sich der Gräber Gruft,

Und das darinnen lebte.

Der Juden Herzen bleiben hart;

Allein der Hauptmann, dem da ward

Die Wach am Kreuz befohlen,

Der glaubt’ und mit ihm sein Gesind,

Es wäre Jesus Gottes Kind,

Und sagten’s unverholen.

 

26.

Man brach den Schächern ihre Bein,

Mein und dein Heiland blieb allein

An Beinen ungebrochen.

Das aber ist wahr und gewiss,

Dass ein Soldat mit seinem Spieß

Die Seite ihm zerstochen,

Aus welcher Wund ein edle Flut

Von Blut und Wasser uns zu gut

Und Trost herausgeflossen.

Zuletzt ward er vom Kreuz gebracht,

Und wohl beschickt noch vor der Nacht

In Josephs Grab geschlossen.

 

27.

Die Juden hatten wohl gehört,

Er würde, wie er selbst gelehrt,

Von Toten auferstehen;

Das halten sie für unwahr sein,

Sie bilden ihnen aber ein,

Es möchte List ergehen;

Drum siegeln sie des Grabes Tür

Und legen starke Wache für,

Umsonst und gar vergebens:

Der Herr dringt durch, kein Fels und Stein,

Kein Wächter mag zu mächtig sein

Dem Fürsten unsers Lebens.

 

28.

Nun seh und lern ein jedermann,

Wie sehr viel Gutes uns getan

Der Bräut’gam unsrer Seelen.

Er nahm auf sich all unser Schuld,

Und ließ aus treuer Lieb und Huld

Sich unserthalben quälen.

Zerknirschtes Herz, betrübter Geist,

Den seine Sünde nagt und beißt,

Lass Sorg und Kummer fallen,

Weil unser Heiland Jesus Christ,

Ein Sündenopfer worden ist

Dir und uns Menschen allen.

 

29.

Du aber, der du sicher stehst

Und ohne Buße täglich gehst

In ungescheute Sünden,

Betrachte, was für Straf und Last,

Wenn du dein Maß gefüllet hast,

Dich endlich werde finden.

Denn tut man das am grünen Baum,

So denke, was für Ort und Raum

Der dürre werd erlangen.

O Jesu, gib uns deinen Sinn,

Und bring uns alle, wo du hin

Durch deinen Tod gegangen.

 

VI. AUFERSTEHUNG CHRISTI. OSTERN.

 

27. AUF, AUF MEIN HERZ, MIT FREUDEN.

 

In seiner eigenen Melodie.

 

1.

Auf, auf mein Herz mit Freuden,

Nimm wahr, was heut geschicht!

Wie kommt nach großem Leiden

Nun ein so großes Licht?

Mein Heiland war gelegt

Da, wo man uns hinträgt,

Wenn von uns unser Geist

Gen Himmel ist gereist.

 

2.

Er war ins Grab gesenket,

Der Feind trieb groß Geschrei.

Eh er’s vermeint und denket

Ist Christus wieder frei,

Und ruft Victoria!

Schwingt fröhlich hie und da

Sein Fähnlein, als ein Held,

Der Feld und Mut behält.

 

3.

Der Held steht auf dem Grabe

Und sieht sich munter um,

Der Feind liegt, und legt abe

Gift, Gall und Ungestüm;

Er wirft zu Christi Fuß

Sein Höllenreich und muss

Selbst in des Siegers Band

Ergeben Fuß und Hand.

 

4.

Das ist mir anzuschauen

Ein rechtes Freudenspiel,

Nun soll mir nicht mehr grauen

Vor allem, was mir will

Entnehmen meinen Mut

Zusamt dem edlen Gut,

So mir durch Jesum Christ

Aus Lieb erworben ist.

 

5.

Die Höll und ihre Rotten

Die krümmen mir kein Haar,

Der Sünden kann ich spotten,

Bleib allzeit ohn Gefahr;

Der Tod mit seiner Macht

Wird nichts bei mir geacht’,

Er bleibt ein totes Bild,

Und wär er noch so wild.

 

6.

Die Welt ist mir ein Lachen

Mit ihrem großen Zorn;

Sie zürnt, und kann nichts machen,

All Arbeit ist verlor’n.

Die Trübsal trübt mir nicht

Mein Herz und Angesicht;

Das Unglück ist mein Glück,

Die Nacht mein Sonnenblick.

 

7.

Ich hang und bleib auch hangen

An Christo als ein Glied:

Wo mein Haupt durch ist gangen

Da nimmt er mich auch mit;

Er reißet durch den Tod,

Durch Welt, durch Sünd und Not,

Er reißet durch die Höll,

Ich bin stets sein Gesell.

 

8.

Er dringt zum Saal der Ehren,

Ich folg ihm immer nach,

Und darf mich gar nicht kehren

An einzig Ungemach:

Es tobe, was da kann,

Mein Haupt nimmt sich mein an,

Mein Heiland ist mein Schild,

Der alles Toben stillt.

 

9.

Er bringt mich an die Pforten,

Die in den Himmel führt,

Daran mit güldnen Worten

Der Reim gelesen wird:

Wer dort wird mit verhöhnt,

Wird hier auch mit gekrönt,

Wer dort mit sterben geht,

Wird hier auch mit erhöht.

 

28. SEI FRÖHLICH ALLES WEIT UND BREIT.

 

Mel.: Nun freut euch, lieben Christen g’mein.

 

1.

Sei fröhlich alles weit und breit,

Was vormals war verloren,

Weil heut der Herr der Herrlichkeit,

Den Gott selbst auserkoren

Zum Sündenbüßer, der sein Blut

Am Kreuz vergossen uns zu gut,

Vom Tod ist auferstanden.

 

2.

Wie schön hast du durch deine Macht,

Du wilder Feind des Lebens,

Den Lebensfürsten umgebracht:

Dein Stachel ist vergebens

Durch ihn geschossen, schnöder Feind,

Du hättest wahrlich wohl gemeint,

Er würd im Staube bleiben.

 

3.

Nein, nein! er trägt sein Haupt empor,

Ist mächtig durchgedrungen

Durch deine Bande, durch dein Tor,

Ja hat im Sieg verschlungen

Dich selbst, dass, wer an ihn nur gläubt,

Von dir jetzt ein Gespötte treibt,

Und spricht „Wo ist dein Stachel?“

 

4.

Denn deine Macht die ist dahin

Und keinen Schaden bringet

Dem, der sich stets mit Herz und Sinn

Zu diesem Fürsten schwinget,

Der fröhlich spricht: „Ich leb, und ihr

Sollt mit mir leben für und für,

Weil ich es euch erworben.

 

5.

Der Tod hat keine Kraft nicht mehr,

Ihr dürfet ihn nicht scheuen;

Ich bin sein Siegsfürst und sein Herr,

Des sollt ihr euch erfreuen.

Darzu so bin ich euer Haupt,

Drum werdet ihr, wenn ihr mir glaubt,

Als Glieder mit mir leben.

 

6.

Der Höllen Sieg der ist auch mein,

Ich habe sie zerstöret,

Es darf nicht fürchten ihre Pein,

Wer mich und mein Wort höret;

Und weil des Teufels Macht und List

Gedämpft, sein Kopf zertreten ist,

Mag er ihm auch nicht schaden.“

 

7.

Nun, Gott sei Dank, der uns den Sieg

Durch Jesum hat gegeben,

Und uns den Frieden für den Krieg

Und für den Tod das Leben

Erworben, der die Sünd und Tod,

Welt, Teufel, Höll und was in Not

Uns stürzet, überwunden.

 

29. DIE AUFERSTEHUNG UNSERS HERRN JESU,

WIE DIESELBE AM OSTERTAGE DEN HEILIGEN FRAUEN OFFENBARET WORDEN.

 

Mel.: 

Nun freut euch, lieben Christen g’mein.

Wenn mein Stündlein vorhanden ist.

 

1.

Nun freut euch hier und überall,

Ihr Christen, lieben Brüder!

Das Heil, das durch den Todesfall

Gesunken, stehet wieder.

Des Lebens Leben lebet noch,

Sein Arm hat aller Feinde Joch

Mit aller Macht zerbrochen.

 

2.

Der Held, der alles hält, er lag

Im Grab als überwunden,

Er lag, bis dass der dritte Tag

Sich in die Welt gefunden.

Da dieser kam, kam auch die Zeit

Da, der uns in dem Tod erfreut,

Sich aus dem Tod erhube.

 

3.

Die Morgenröte war noch nicht

Mit ihrem Licht vorhanden,

Und siehe, da war schon das Licht,

Das ewig leucht’, erstanden.

Die Sonne war noch nicht erwacht,

Da wacht’ und ging in voller Macht

Die unerschaffne Sonne.

 

4.

Das wusste nicht die fromme Schar,

Die Christo angehangen;

Drum, als nunmehr der Sabbat war

Zu End hinab gegangen,

Begann Maria Magdalen

Und andre mit ihr auszugehn

Und Spezerei zu kaufen.

 

5.

Ihr Herz und Hand ist hoch bemüht,

Ein Salböl darzugeben

Für Jesu, dessen treue Güt

Uns salbt zum ewgen Leben.

Ach, liebes Herz! der seinen Geist

Vom Himmel in die Herzen geußt,

Darf keines Öls noch Salben.

 

6.

Der hochgelobte Jungfraunsohn

Ist schon g’nug balsamieret,

Als König, der im Himmelsthron

Und überall regieret:

Sein Balsam ist die ewge Kraft

Dadurch Gott Erd und Himmel schafft,

Die lässt ihn nicht verwesen.

 

7.

Doch geht die fromme Einfalt hin

Bald an dem frühsten Morgen;

Sie gehn, und plötzlich wird ihr Sinn

Voll großer, schwerer Sorgen:

Ei! sprechen sie, wer wälzt den Stein

Von’s Grabes Tür und lässt uns ein

Zum Leichnam unsers Herren?

 

8.

So sorgen sie zur selben Zeit

Für das, was schon bestellet:

Es war der Stein ja allbereit

Erhoben und gefället

Durch einen, der des Erdreichs Wucht

Erbeben macht und in die Flucht

Des Grabes Hüter jagte.

 

9.

Das war ein Diener aus der Höh,

Von denen, die uns schützen;

Sein Kleid war weißer denn der Schnee,

Sein Ansehn gleich den Blitzen;

Der hat das fest verschlossne Grab

Eröffnet und den Stein herab

Von’s Grabes Tür gewälzet.

 

10.

Das Weiberhäuflein kam, und ging

Hinein ohn alle Mühe;

Hör aber, was für Wunderding

Sich da begab: denn siehe,

Das was sie suchten, findt sich nicht,

Und wo ihr Herz nicht hingericht’,

Das ist allda zur Stelle.

 

11.

Sie suchten ihres Herzens Hort,

Und finden sein Gesinde;

Sie hören aus der Engel Wort,

Wie’s gar viel anders stünde,

Denn ihr betrübtes Herz gemeint,

Dass billig, wer bisher geweint,

Nun jauchzen soll und lachen.

 

12.

Sie sehn das Grab entledigt stehn

Und als sie das gesehen,

Da läuft Maria Magdalen,

Zu sagen, was geschehen.

Die andre Schar ist Kummers voll,

Und weiß nicht, was sie machen soll,

Verharret bei dem Grabe.

 

13.

Da stellen sich in heller Zier

Zween edle Himmelsboten,

Die sprechen: „Ei! was suchet ihr

Das Leben bei den Toten?

Der Heiland lebt! Er ist nicht hie,

Heut ist er, glaubt uns, heute früh

Ist er vom Tod erstanden.

 

14.

Gedenkt und sinnt ein wenig nach

Den Reden, die er triebe,

Da er so klar und deutlich sprach,

Wie er zwar würd aus Liebe

Den Tod ausstehn und große Plag,

Jedennoch würd am dritten Tag

Er herrlich triumphieren.“

 

15.

Da dachten sie an Christi Wort,

Und gingen von dem Grabe

Hin zu der elf Apostel Ort,

Und sagten, was sich habe

Erzeigt in ihrem Angesicht:

Man hielt es aber anders nicht,

Als ob es Märlein wären.

 

16.

Maria, die betrübt sich gibt

In schnelles Abescheiden,

Findt Petrum und den Jesus liebt,

Erzählet allen beiden:

Ach! spricht sie, unser Herr ist hin,

Und niemand ist, der, wo man ihn

Hab hingelegt, will wissen.

 

17.

Der Hochgeliebte läuft geschwind,

Und kommt zuerst zum Grabe;

Er guckt, und da er nichts mehr findt

Denn Leinen, weicht er abe.

Da aber Simon Petrus kömmt,

Geht er ins Grab hinein, und nimmt

Das Werk recht in die Augen.

 

18.

Er sieht die Leinen vor sich dar,

Zuvoraus, wie mit Fleiße

Gelegt und eingewickelt war

Das Haupttuch zu dem Schweiße.

Da ging auch der am ersten kam

Hinein, wie Petrus tat, und nahm

Was er da sah ins Herze.

 

19.

Da glauben sie nun dem Bericht,

Weil sie mit Augen schauen,

Was sie zuvor als ein Gedicht

Gehöret von den Frauen;

Doch werden sie Verwunderns voll,

Denn keiner weiß, dass Christus soll

Von Toten auferwachen.

 

20.

Maria steht vorm Grab und weint,

Und plötzlich wird sie innen,

Dass zween in weißen Kleidern seind

Vor ihr im Grabe drinnen,

Die sprechen „Weib, was weinest du?“

Sie haben meines Herzens Ruh,

Sprach sie, hinweg genommen.

 

21.

Mein Herr ist weg, und ich weiß nicht,

Wo ich soll suchen gehen.

Indessen wendt sie ihr Gesicht,

Und siehet Jesum stehen;

Der spricht: „O Weib! was fehlet dir?

Was weinest du? was suchst du hier?“

Sie meint, der Gärtner redte.

 

22.

Ach! spricht sie, Herr, hast du’s getan,

So sag es unverhohlen, 

Wo liegt mein Herr? wo komm ich an,

So will ich mir ihn holen?

Der Herr spricht mit gewohnter Stimm

„Maria!“ Da wendt sie sich um,

Und spricht: „Sieh da, Rabbuni!“

 

23.

„Rühr mich nicht an, ich bin noch nicht

Zum Vater aufgefahren;

Geh aber hin,“ sprach unser Licht,

„Sag’s meiner Brüder Scharen:

Ich fahr, als eures Todes Tod,

Zu meinem und zu eurem Gott

Und unser aller Vater.“

 

24.

Maria ist das arme Weib,

Von welcher unser Meister

Der starke Helfer vormals treib

Auf einmal sieben Geister;

Die, die ist’s, welcher Jesus Christ

Zu allererst erschienen ist

Am heilgen Ostertage.

 

25.

Nun, sie ging hin, tat’s denen kund

Die mit ihr Jesum liebten

Und über ihn von Herzensgrund

Sich grämten und betrübten.

Kein einger fiel ihr aber bei,

Ein jeder hielt’s für Phantasei,

Und wollt es niemand glauben.

 

26.

Es hingen auch ins Grab hinein

Die andre Schar der Frauen;

Da gab sich ihrem Augenschein

Ein Jüngling anzuschauen

In einem langen, weißen Kleid,

Der sprach: „Habt Freud und Trost, und seid

Ohn alle Furcht und Schrecken.

 

27.

Ihr sucht den Held von Nazareth,

Der doch hier nicht vorhanden:

Seht, das ist seines Lagers Stätt,

Von der er auferstanden.

Geht schnell, sagt’s Petro und der Zahl

Der andern Jünger allzumal:

Ihr Herr und Meister lebet.“

 

28.

Die Weiber eilen schnell davon,

Den Jüngern Post zu bringen.

Und siehe da, die Freudensonn,

Nach der sie alle gingen,

Die geht daher, und sehen sie

Im Leben, den sie also früh

Als einen Toten suchten.

 

29.

Sein süßer Mund macht all ihr Leid

Mit seinem Grüßen süße;

Sie treten zu mit großer Freud

Und greifen seine Füße.

Er aber spricht „Seid gutes Muts!

Geht hin, sagt meinen Jüngern Guts,

Berichtet, was ihr sehet.

 

30.

Sprecht, dass sie nunmehr alsofort

In Galiläam gehen,

Allda will ich, kraft meiner Wort’,

Vor ihren Augen stehen.“

Und hiemit schloss er sein Gebot;

Die Weiber gehen und loben Gott,

Verrichten was befohlen.

 

31.

O Lebensfürst, o starker Leu,

Aus Juda Stamm erstanden,

So bist du nun wahrhaftig frei

Vons Todes Strick und Banden!

Du hast gesiegt, und trägst zum Lohn

Ein’ allzeit unverwelkte Kron

Als Herr all deiner Feinde.

 

32.

Was fragst du nach des Teufels Spott

Und ungereimten Klagen?

Man hat, spricht er und seine Rott,

Ihn heimlich weggetragen:

Die Jünger haben ihn bei Nacht

Gestohlen und beiseit gebracht,

Indem wir feste schliefen.

 

33.

O Bosheit! war dein Schlaf so fest,

Wie hast du können sehen?

Ist denn dein Auge wach gewest,

Wie lässt du’s so geschehen,

Dass durch der Jünger schwache Hand

Der Stein und seines Siegels Band

Werd auf- und abgelöset.

 

34.

Es ist dein hart verstockter Sinn

Der dich zum Lügen leitet.

So fahr auch nun zum Abgrund hin,

Da dir dein Lohn bereitet!

Ich aber will, Herr Jesu Christ,

So lang ein Leben in mir ist,

Bekennen, dass du lebest.

 

35.

Ich will dich rühmen, wie du seist

Die Pest und Gift der Höllen.

Ja Herr, ich will durch deinen Geist

Mich dir zur Seiten stellen,

Und mit dir sterben wie du stirbst,

Und was du in dem Sieg erwirbst,

Soll meine Beute bleiben.

 

36.

Ich will von Sünden auferstehn,

Wie du vom Grab aufstehest.

Ich will zum andern Leben gehn,

Wie du zum Himmel gehest;

Dies Leben ist doch lauter Tod,

Drum komm und reiß aus aller Not

Uns in das rechte Leben!

 

VII. PFINGSTEN.

 

30. O DU ALLERSÜSSTE FREUDE.

Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.

 

1.

O du allersüßte Freude,

O du allerschönstes Licht,

Der du uns in Lieb und Leide

Unbesuchet lässest nicht,

Geist des Höchsten, höchster Fürst,

Der du hältst und halten wirst

Ohn Aufhören alle Dinge,

Höre, höre, was ich singe!

 

2.

Du bist ja die beste Gabe

Die ein Mensche nennen kann.

Wenn ich dich erwünsch und habe,

Geb ich alles Wünschen an.

Ach! ergib dich, komm zu mir

In mein Herze, das du dir,

Da ich in die Welt geboren,

Selbst zum Tempel auserkoren.

 

3.

Du wirst aus des Himmels Throne

Wie ein Regen ausgeschütt’,

Bringst vom Vater und vom Sohne

Nichts denn lauter Segen mit:

Lass doch, o du werter Gast,

Gottes Segen, den du hast

Und verwalt’st nach deinem Willen,

Mich an Leib und Seele füllen!

 

4.

Du bist weis’ und voll Verstandes,

Was geheim ist, ist dir kund;

Zählst den Staub des kleinen Sandes,

Gründst des tiefen Meeres Grund:

Nun du weißt auch Zweifels frei,

Wie verderbt und blind ich sei;

Drum gib Weisheit, und vor allen

Wie ich möge Gott gefallen.

 

5.

Du bist heilig, lässt dich finden,

Wo man rein und sauber ist,

Fleuchst hingegen Schand und Sünden,

Wie die Tauben Stank und Mist:

Mache mich, o Gnadenquell,

Durch dein Waschen, rein und hell;

Lass mich fliehen, was du fliehest,

Gib mir, was du gerne siehest.

 

6.

Du bist, wie ein Schäflein pfleget,

Frommes Herzens, sanftes Muts,

Bleibst im Lieben unbeweget,

Tust uns Bösen alles Guts:

Ach! verleih und gib mir auch

Diesen edlen Sinn und Brauch,

Dass ich Freund’ und Feinde liebe,

Keinen, den du liebst, betrübe.

 

7.

Mein Hort, ich bin wohl zufrieden,

Wenn du mich nur nicht verstößt;

Bleib ich von dir ungeschieden,

Ei! so bin ich g’nug getröst’.

Lass mich sein dein Eigentum,

Ich versprech hinwiederum

Hier und dort all mein Vermögen

Dir zu Ehren anzulegen.

 

8.

Ich entsage alle deme

Was dir deinen Ruhm benimmt;

Ich will, dass mein Herz annehme,

Nur allein was von dir kömmt.

Was der Satan will und sucht

Will ich halten als verflucht,

Ich will seinen schnöden Wegen

Mich mit Ernst zuwider legen.

 

9.

Nur allein, dass du mich stärkest

Und mir treulich stehest bei.

Hilf, mein Helfer, wo du merkest

Dass mir Hilfe nötig sei;

Brich des bösen Fleisches Sinn,

Nimm den alten Willen hin,

Mach ihn allerdinges neue,

Dass sich mein Gott meiner freue.

 

10.

Sei mein Retter, halt mich eben,

Wenn ich sinke, sei mein Stab;

Wenn ich sterbe, sei mein Leben,

Wenn ich liege, sei mein Grab,

Wenn ich wieder aufersteh’,

Ei, so hilf mir, dass ich geh

Hin da du in ew’gen Freuden

Wirst dein’ Auserwählten weiden.

 

31. GOTT VATER, SENDE DEINEN GEIST.

 

Mel.: 

Verzage nicht, o Häuflein klein.

Komm her zu mir, spricht Gottes Sohn.

 

1.

Gott Vater, sende deinen Geist,

Den uns dein Sohn erbitten heißt

Aus deines Himmels Höhen;

Wir bitten, wie er uns gelehrt,

Lass uns doch ja nicht unerhört

Von deinem Throne gehen!

 

2.

Kein Menschenkind hier auf der Erd’

Ist dieser edlen Gabe wert,

Bei uns ist kein Verdienen.

Hier gilt gar nichts denn Lieb und Gnad,

Die Christus uns verdienet hat

Mit Büßen und Versühnen.

 

3.

Es jammert deinen Vatersinn

Der große Jammer, da wir hin

Durch Adams Fall gefallen;

Durch dieses Fallen ist die Macht

Des bösen Geistes, leider! bracht

Auf ihn und auf uns allen.

 

4.

Wir halten, Herr, an unserm Heil,

Und sind gewiss, dass wir dein Teil

In Christo werden bleiben,

Die wir durch seinen Tod und Blut

Des Himmels Erb und höchstes Gut

Zu haben treulich gläuben.

 

5.

Und das ist auch ein Gnadenwerk

Und deines heil’gen Geistes Stärk,

In uns ist kein Vermögen:

Wie bald würd unser Glaub und Treu,

Herr, wo du uns nicht stündest bei,

Sich in die Asche legen?

 

6.

Dein Geist hält unsers Glaubens Licht,

Wenn alle Welt dawider ficht

Mit Sturm und vielen Waffen.

Und wenn auch gleich der Fürst der Welt

Selbst wider uns sich legt ins Feld,

So kann er doch nichts schaffen.

 

7.

Wo Gottes Geist ist, da ist Sieg,

Wo dieser hilft, da wird der Krieg

Gewisslich wohl ablaufen.

Was ist des Satans Reich und Stand?

Wenn Gottes Geist erhebt die Hand,

Fällt alles übern Haufen.

 

8.

Er reißt der Höllen Band entzwei,

Er tröst’ und macht das Herze frei

Von allem was uns kränket.

Wenn uns des Unglücks Wetter schreckt,

So ist er’s, der uns schützt und deckt,

Viel besser denn man denket.

 

9.

Er macht das bittre Kreuze süß,

Ist unser Licht in Finsternis,

Führt uns als seine Schafe,

Hält über uns sein Schild, und macht

Dass seine Herd in tiefer Nacht

Mit Fried und Ruhe schlafe.

 

10.

Der Geist, den Gott vom Himmel gibt,

Der leitet alles, was ihn liebt

Auf wohl gebahnten Wegen;

Er setzt und richtet unsern Fuß,

Dass er nicht anders treten muss

Denn wo man findt den Segen.

 

11.

Er macht geschickt und rüstet aus

Die Diener, die des Herren Haus

In diesem Leben bauen;

Er ziert ihr Herz, Mund und Verstand,

Lässt ihnen, was uns unbekannt,

Zu unserm Besten schauen.

 

12.

Er öffnet unsers Herzens Tor,

Wenn sie sein Wort in unser Ohr

Als edlen Samen streuen;

Er gibet Kraft demselben Wort,

Und wenn es fället, bringt er’s fort

Und lässet’s wohl gedeihen.

 

13.

Er lehret uns die Furcht des Herrn

Liebt Reinigkeit und wohnet gern

In frommen, keuschen Seelen;

Was niedrig ist, was Tugend ehrt,

Was Buße tut und sich bekehrt,

Das pflegt er zu erwählen.

 

14.

Er ist und bleibet stets getreu,

Und steht uns auch im Tode bei,

Wenn alle Ding abstehen;

Er lindert unsre letzte Qual,

Lässt uns hindurch ins Himmels Saal

Getrost und fröhlich gehen.

 

15.

O selig, wer in dieser Welt

Lässt diesem Gaste Haus und Zelt

In seiner Seel aufschlagen.

Wer ihn aufnimmt in dieser Zeit,

Den wird er dort zur ew’gen Freud

In Gottes Hütte tragen.

 

16.

Nun, Herr und Vater aller Güt,

Hör unsern Wunsch, geuß ins Gemüt

Uns allen diese Gabe.

Gib deinen Geist, der uns allhier

Regiere und dort für und für

Im ew’gen Leben labe.

 

32. ZEUCH EIN ZU MEINEN TOREN.

 

Mel.: 

Helft mir Gottes Güte preisen.

Von Gott will ich nicht lassen.

 

1.

Zeuch ein zu meinen Toren,

Sei meines Herzens Gast,

Der du, da ich geboren,

Mich neu geboren hast

O hochgeliebter Geist

Des Vaters und des Sohnes,

Mit beiden gleiches Thrones,

Mit beiden gleich gepreist!

 

2.

Zeuch ein, lass mich empfinden

Und schmecken deine Kraft,

Die Kraft, die uns von Sünden

Hilf und Errettung schafft.

Entsünd’ge meinen Sinn,

Dass ich mit reinem Geiste

Dir Ehr und Dienste leiste,

Die ich dir schuldig bin.

 

3.

Ich war ein wilder Reben,

Du hast mich gut gemacht,

Der Tod durchdrang mein Leben,

Du hast ihn umgebracht

Und in der Tauf erstickt,

Als wie in einer Flute,

Mit’ dessen Tod und Blute

Der uns im Tod erquickt.

 

4.

Du bist das heil’ge Öle

Dadurch gesalbet ist

Mein Leib und meine Seele

Dem Herren Jesu Christ

Zum wahren Eigentum,

Zum Priester und Propheten,

Zum Kön’ge den in Nöten

Gott schützt im Heiligtum.

 

5.

Du bist ein Geist, der lehret,

Wie man recht beten soll,

Dein Beten wird erhöret,

Dein Singen klinget wohl

Es steigt zum Himmel an,

Es steigt und lässt nicht abe,

Bis er geholfen habe

Der allen helfen kann.

 

6.

Du bist ein Geist der Freuden

Vom Trauern hältst du nicht,

Erleuchtest uns im Leiden

Mit deines Trostes Licht.

Ach ja, wie manches Mal

Hast du mit süßen Worten

Mir aufgetan die Pforten

Zum güldnen Freudensaal!

 

7.

Du bist ein Geist der Liebe,

Ein Freund der Freundlichkeit,

Willst nicht, dass uns betrübe

Zorn, Zank, Hass, Neid und Streit.

Der Feindschaft bist du feind,

Willst dass durch Liebesflammen

Sich wieder tun zusammen,

Die voller Zwietracht seind.

 

8.

Du, Herr, hast selbst in Händen

Die ganze weite Welt,

Kannst Menschenherzen wenden,

Wie dir es wohlgefällt;

So gib doch deine Gnad

Zum Fried und Liebesbanden,

Verknüpf in allen Landen,

Was sich getrennet hat.

 

9.

Ach, edle Friedensquelle,

Schleuß deinen Abgrund auf,

Und gib dem Frieden schnelle

Hier wieder seinen Lauf!

Halt ein die große Flut,

Die Flut die eingerissen,

So dass man siehet fließen

Wie Wasser Menschenblut!

 

10.

O lass dein Volk erkennen

Die Vielheit ihrer Sünd,

Auch Gottes Grimm so brennen,

Dass er bei uns entzünd

Den ernsten bittern Schmerz,

Und Buße die bereuet,

Des sich zuerst erfreuet

Ein weltergebnes Herz.

 

11.

Auf Buße folgt der Gnaden,

Auf Reu der Freuden Blick;

Sich bessern heilt den Schaden,

Fromm werden bringet Glück.

Herr! tu’s zu deiner Ehr,

Erweiche Stahl und Steine,

Auf dass das Herze weine,

Der Böse sich bekehr.

 

12.

Erhebe dich und steure

Dem Herzleid auf der Erd,

Bring wieder und erneure

Die Wohlfahrt deiner Herd!

Lass blühen wie zuvorn

Die Länder so verheeret,

Die Kirchen so zerstöret

Durch Krieg und Feuerszorn.

 

13.

Beschirm die Polizeien,

Bau unsrer Fürsten Thron,

Dass sie und wir gedeihen;

Schmück als mit einer Kron

Die Alten mit Verstand,

Mit Frömmigkeit die Jugend,

Mit Gottesfurcht und Tugend

Das Volk im ganzen Land.

 

14.

Erfülle die Gemüter

Mit reiner Glaubenszier,

Die Häuser und die Güter

Mit Segen für und für;

Vertreib den bösen Geist,

Der dir sich widersetzet,

Und was dein Herz ergötzet

Aus unserm Herzen reißt.

 

15.

Gib Freudigkeit und Stärke,

Zu stehen in dem Streit,

Den Satans Reich und Werke

Uns täglich anerbeut.

Hilf kämpfen ritterlich,

Damit wir überwinden

Und ja zum Dienst der Sünden

Kein Christ ergebe sich.

 

16.

Richt unser ganzes Leben

Allzeit nach deinem Sinn,

Und wenn wir’s sollen geben

Ins Todes Hände hin,

Wenn’s mit uns hie wird aus,

So hilf uns fröhlich sterben

Und nach dem Tod ererben

Des ew’gen Lebens Haus!

 

VIII. SAKRAMENTE.

 

33. VON DER HEILIGEN TAUFE.

 

Mel.: Es ist das Heil uns kommen her.

 

1.

Du Volk, das du getaufet bist

Und deinen Gott erkennest,

Auch nach dem Namen Jesu Christ

Dich und die Deinen nennest:

Nimm’s wohl in Acht und denke dran,

Wie viel dir Gutes sei getan

Am Tage deiner Taufe.

 

2.

Du warst, noch eh du wurd’st geboren

Und eh du Milch gesogen,

Verdammt, verstoßen und verlor’n,

Darum dass du gezogen

Aus deiner Eltern Fleisch und Blut

Ein’ Art, die sich vom höchsten Gut,

Dem ew’gen Gott, stets wendet.

 

3.

Dein Leib und Seel war mit der Sünd

Als einem Gift durchkrochen, 

Und du warst nicht mehr Gottes Kind,

Nachdem der Bund gebrochen,

Den unser Schöpfer aufgericht’,

Da er uns seines Bildes Licht

Und herrlich’s Kleid erteilte.

 

4.

Der Zorn, der Fluch, der ew’ge Tod

Und was in diesen allen

Enthalten ist für Angst und Not,

Das war auf dich gefallen:

Du warst des Satans Sklav und Knecht,

Der hielt dich fest, nach seinem Recht,

In seinem Reich gefangen.

 

5.

Das alles hebt auf einmal auf

Und schlägt und drückt es nieder

Das Wasserbad der heil’gen Tauf,

Ersetzt dagegen wieder,

Was Adam hat verderbt gemacht

Und was wir selber durchgebracht

Bei unserm bösen Wesen.

 

6.

Es macht dies Bad von Sünden los

Und gibt die rechte Schöne,

Die Satans Kerker vor beschloss

Die werden frei und Söhne

Des, der da trägt die höchste Kron:

Der lässt sie, was sein einger Sohn

Ererbt, auch mit ihm erben.

 

7.

Was von Natur vermaledeit

Und mit dem Fluch umfangen,

Das wird hier in der Tauf erneut,

Den Segen zu erlangen.

Hier stirbt der Tod und würgt nicht mehr,

Hier bricht die Höll, und all ihr Heer

Muss uns zu Füßen liegen.

 

8.

Hier ziehn wir Jesum Christum an,

Und decken unsre Schanden

Mit dem, was er für uns getan

Und willig ausgestanden.

Hier wäscht uns sein hochteures Blut

Und macht uns heilig, fromm und gut

In seines Vaters Augen.

 

9.

O großes Werk! o heil’ges Bad!

O Wasser, dessen gleichen

Man in der ganzen Welt nicht hat!

Kein Sinn kann dich erreichen.

Du hast recht eine Wunderkraft,

Und die hat der so alles schafft

Dir durch sein Wort geschenket.

 

10.

Du bist kein schlechtes Wasser nicht

Wie’s unsre Brunnen geben.

Was Gott mit seinem Munde spricht,

Das hast du in dir leben.

Du bist ein Wasser, das den Geist

Des Allerhöchsten in sich schleußt

Und seinen großen Namen.

 

11.

Das halt, o Mensch, in allem Wert.

Und danke für die Gaben,

Die dein Gott dir darin beschert,

Und die uns alle laben,

Wenn nichts mehr sonst uns laben will;

Die lass, bis dass des Todes Ziel

Dich trifft, nicht ungepreiset.

 

12.

Brauch alles wohl, und weil du bist

Nun rein in Christo worden,

So leb und tu auch als ein Christ

Und halte Christi Orden;

Bis dass dort in der ew’gen Freud

Er dir das Ehr- und Freudenkleid

Um deine Seele lege.

 

34. VOM HEILIGEN ABENDMAHL.

 

Mel.: Nun lob, mein Seel, den Herren.

 

1.

Herr Jesu, meine Liebe,

Ich hätte nimmer Ruh und Rast,

Wo nicht fest in mir bliebe

Was du für mich geleistet hast;

Es müsst in meinen Sünden,

Die sich sehr hoch erhöhn,

All meine Kraft verschwinden

Und wie ein Rauch vergehn,

Wenn sich mein Herz nicht hielte

Zu dir und deinem Tod,

Und ich nicht stets mich kühlte,

An deines Leidens Not.

 

2.

Nun weißt du meine Plagen

Und Satans, meines Feindes, List:

Wenn meinen Geist zu nagen

Er emsig und bemühet ist,

Da hat er tausend Künste,

Von dir mich abzuziehen;

Bald treibt er mir die Dünste

Des Zweifels in den Sinn,

Bald nimmt er mir dein Meinen

Und Wollen aus der Acht,

Und lehrt mich ganz verneinen

Was du doch fest gemacht.

 

3.

Solch Unheil abzuweisen

Hast du, Herr, deinen Tisch gesetzt,

Da lässest du mich speisen,

So dass sich Mark und Bein ergötzt.

Du reichst mir zu genießen

Dein teures Fleisch und Blut,

Und lässest Worte fließen

Da all mein Herz auf ruht:

„Komm,“ sprichst du, „komm und nahe

Dich ungescheut zu mir,

Was ich dir geb, empfahe

Und nimm’s getrost zu dir.

 

4.

Hier ist beim Brot vorhanden

Mein Leib, der dar gegeben wird

Zum Tod und Kreuzesbanden

Für dich, der sich von mir verirrt.

Beim Wein ist, was geflossen

Zur Tilgung deiner Schuld,

Mein Blut, das ich vergossen

In Sanftmut und Geduld.

Nimm’s beides mit dem Munde,

Und denk auch mit dabei

Wie fromm im Herzensgrunde

Ich, dein Erlöser, sei.“

 

5.

Herr! ich will dein gedenken,

So lang ich Luft und Leben hab,

Und bis man mich wird senken

An meinem End ins finstre Grab

Ich sehe dein Verlangen

Nach meinem ew’gen Heil:

Am Holz bist du gehangen,

Und hast so manchen Pfeil

Des Trübsals lassen dringen

In dein unschuldigs Herz,

Auf dass ich möcht entspringen

Des Todes Pein und Schmerz.

 

6.

So hast du auch befohlen,

Dass, was den Glauben stärken kann

Ich bei dir solle holen,

Und soll doch ja nicht zweifeln dran,

Du habst für alle Sünden,

Die in der ganzen Welt

Bei Menschen je zu finden

Ein völligs Lösegeld

Und Opfer, das bestehet

Vor dem, der alles trägt,

In dem auch alles gehet,

Bezahlet und erlegt.

 

7.

Und dass ja mein Gedanke,

Der voller Falschheit und Betrug,

Nicht im geringsten wanke,

Als wär es dir nicht ernst genug,

So neigst du dein Gemüte

Zusamt der rechten Hand

Und gibst mit großer Güte

Mir das hochwerte Pfand

Zu essen und zu trinken:

Ist das nicht Trost und Licht,

Dem der sich lässt bedünken

Du wollest seiner nicht?

 

8.

Ach Herr! du willst uns alle,

Das sagt uns unser Herze zu.

Die so der Feind zu Falle

Gebracht, rufst du zu deiner Ruh.

Ach hilf, Herr! hilf uns eilen

Zu dir, der jederzeit

Uns allesamt zu heilen,

Geneigt ist und bereit.

Gib Lust und heil’ges Dürsten

Nach deinem Abendmahl,

Und dort mach uns zu Fürsten

Im güldnen Himmelssaal!

 

IX. BUSSE.

 

35. TROSTLIED VON DER BUSSE.

Aus Luk. 15.

 

Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.

 

1.

Weg, mein Herz, mit den Gedanken

Als ob du verstoßen wärst!

Bleib in Gottes Wort und Schranken

Da du anders reden hörst.

Bist du bös und ungerecht,

Ei, so ist Gott fromm und schlecht;

Hast du Zorn und Tod verdienet,

Sinke nicht, Gott ist versühnet.

 

2.

Du bist wie die andern alle

Angesteckt mit Sündengift,

Welches Adam mit dem Falle

Samt der Schlangen hat gestift’.

Aber so du kehrst zu Gott

Und dich besserst, hat’s nicht Not:

Sei getrost, Gott wird dein Flehen

Und Abbitten nicht verschmähen.

 

3.

Er ist ja kein Bär noch Leue,

Der sich nur nach Blute sehnt;

Sein Herz ist zu lauter Treue

Und zur Sanftmut angewöhnt.

Gott hat einen Vatersinn,

Unser Jammer jammert ihn,

Unser Unglück ist sein Schmerze,

Unser Sterben kränkt sein Herze.

 

4.

„So wahrhaftig, als ich lebe,

Will ich keines Menschen Tod,

Sondern dass er sich ergebe

An mich aus dem Sündenkot.“

Gottes Freud ist’s, wenn auf Erd

Ein Verirrter wiederkehrt,

Will nicht, dass aus seiner Herde

Das Geringst’ entzogen werde.

 

5.

Kein Hirt kann so fleißig gehen

Nach dem Schaf, das sich verläuft;

Solltst du Gottes Herze sehen,

Wie sich da der Kummer häuft,

Wie es dürstet, lechzt und brennt

Nach dem, der sich abgetrennt

Von ihm und auch von den Seinen,

Würdest du vor Liebe weinen.

 

6.

Gott der liebt nicht nur die Frommen,

Die in seinem Hause seind,

Sondern auch die ihm genommen

Durch den grimmen Seelenfeind,

Der dort in der Höllen sitzt,

Und der Menschenherz erhitzt

Wider den der, wenn sich reget

Sein Fuß, alle Welt beweget.

 

7.

Dennoch bleibt in Liebesflammen

Sein Verlangen allzeit groß,

Ruft und locket uns zusammen

In den weiten Himmelsschoß.

Wer sich nun da stellet ein,

Suchet frei und los zu sein

Aus des Satans Reich und Rachen,

Der macht Gott und Engel lachen.

 

8.

Gott und alles Heer hoch droben,

Dem der Himmel schweigen muss,

Wenn sie ihren Schöpfer loben,

Jauchzen über unsre Buß;

Aber was gesündigt ist,

Das verdeckt er, und vergisst

Wie wir ihn beleidigt haben,

Alles, alles ist vergraben.

 

9.

Kein See kann sich so ergießen,

Kein Grund mag so grundlos sein,

Kein Strom so gewaltig fließen,

Gegen Gott ist alles klein,

Gegen Gott und seiner Huld,

Die er über unsre Schuld

Alle Tage lässet schweben

Durch das ganze Sündenleben.

 

10.

Nun, so ruh und sei zufrieden,

Seele, die du traurig bist!

Was willt du dich viel ermüden,

Da es nicht vonnöten ist?

Deiner Sünden großes Meer,

Wie dir’s scheinet, ist nicht mehr,

(Gegen Gottes Herz zu sagen)

Als was wir mit Fingern tragen.

 

11.

Wären tausend Welt zu finden

Von dem Höchsten zugericht’,

Und du hättest alle Sünden

Die darinnen sind verricht’,

Wär es viel, doch lange nicht

So viel, dass das volle Licht

Seiner Gnaden hier auf Erden

Dadurch könnt erlöschet werden.

 

12.

Mein Gott, öffne mir die Pforten

Solcher Wohlgewogenheit,

Lass mich allzeit aller Orten

Schmecken deine Süßigkeit!

Liebe mich und treib mich an,

Dass ich dich so gut ich kann

Wiederum umfang und liebe,

Und ja nun nicht mehr betrübe.

 

36. NACH DIR, O HERR, VERLANGET MICH.

Ps. 25.

 

Mel.: 

Ihr lieben Christen, freut euch nun. 

Wenn wir in höchsten Nöten sein.

 

1.

Nach dir, o Herr, verlanget mich,

Du bist mein Gott, ich hoff auf dich,

Ich hoff und bin der Zuversicht,

Du werdest mich beschämen nicht.

 

2.

Der wird zu Schanden, der dich schändt,

Und sein Gemüte von dir wendt,

Der aber, der sich dir ergibt

Und dich recht liebt, bleibt unbetrübt.

 

3.

Herr, nimm dich meiner Seelen an

Und führe sie die rechte Bahn,

Lass deine Wahrheit leuchten mir

Im Steige, der uns bringt zu dir,

 

4.

Denn du bist ja mein einzigs Licht,

Sonst weiß ich keinen Helfer nicht.

Ich harre dein bei Tag und Nacht:

Was ist’s, das dich so säumend macht?

 

5.

Ach! wende, Herr, dein’ Augen ab

Von dem, wo ich geirret hab.

Was denkst du an den Sündenlauf,

Den ich geführt von Jugend auf?

 

6.

Gedenk, o meines Lebens Hort,

An deine Güt und süßes Wort,

Damit dein Herz zu trösten pflegt

Das, was sich dir zu Füßen legt.

 

7.

Der Herr ist fromm und herzlich gut

Dem der sich prüft und Buße tut.

Wer seinen Bund und Zeugnis hält,

Der wird erhalten, wenn er fällt.

 

8.

Ein Herz, das Gott von Herzen scheut,

Das wird in seinem Leid erfreut,

Und wenn die Not am tiefsten steht,

So wird sein Kreuz zur Wonn erhöht.

 

9.

Nun, Herr, ich bin dir wohlbekannt,

Mein Geist der schwebt in deiner Hand;

Du siehst, wie meine Seele tränt

Und sich nach deiner Hilfe sehnt.

 

10.

Die Angst, die mir mein Herze dringt

Und daraus so viel Seufzer zwingt,

Ist groß: du aber bist der Mann

Dem nichts zu groß entstehen kann.

 

11.

Drum steht mein Auge stets nach dir,

Und trägt dir mein Begehren für: 

Ach! lass doch, wie du pflegst zu tun,

Dein Aug auf meinen Augen ruhn.

 

12.

Wenn ich dein darf, so wende nicht

Von mir dein Aug und Angesicht,

Lass deiner Antwort Gegenschein

Mit meinem Beten stimmen ein.

 

13.

Die Welt ist falsch, du bist mein Freund,

Der’s treulich und von Herzen meint.

Der Menschen Gunst steht nur im Mund,

Du aber liebst von Herzengrund.

 

14.

Zerreiß die Netz, heb auf die Strick

Und brich des Feindes List und Tück;

Und wenn mein Unglück ist vorbei,

So gib, dass ich auch dankbar sei.

 

15.

Lass mich in deiner Furcht bestehn,

Fein schlecht und recht stets einher gehn,

Gib mir die Einfalt, die dich ehrt,

Und lieber duldet denn beschwert.

 

16.

Regier und führe mich zu dir,

Auch andre Christen neben mir.

Nimm was dir missfällt von uns hin,

Gib neue Herzen, neuen Sinn.

 

17.

Wasch ab all unsern Sündenkot,

Erlös’ aus aller Angst und Not,

Und führ uns bald mit Gnaden ein

Zum ew’gen Fried und Freudenschein.

 

37. BUSSGESANG AUS PSALM 143.

 

Mel.: Als der gütige Gott.

 

1.

Herr, höre, was mein Mund

Aus innerm Herzengrund

Ohn alle Falschheit spricht:

Wend, Herr, dein Angesicht,

Vernimm meine Bitte.

 

2.

Ich bitte nicht um Gut,

Das auf der Welt beruht,

Auch endlich mit der Welt

Bricht und zu Boden fällt

Und mag gar nicht retten.

 

3.

Der Schatz, den ich begehr,

Ist deine Gnad, o Herr,

Die Gnade, die dein Sohn,

Mein Heil und Gnadenthron,

Mir sterbend erworben.

 

4.

Du bist rein und gerecht,

Ich bin ein böser Knecht;

Ich bin in Sünden tot,

Du bist der fromme Gott,

Der Sünde vergibet.

 

5.

Lass deine Frömmigkeit

Sein meinen Trost und Freud;

Lass über meine Schuld

Dein’ edle Lieb und Huld

Sich reichlich ergießen.

 

6.

Betrachte wer ich bin:

Im Hui fahr ich dahin,

Zerbrechlich wie ein Glas,

Vergänglich wie ein Gras,

Ein Wind kann mich fällen.

 

7.

Willst du nichts sehen an,

Denn was ein Mensch getan,

So wird kein Menschenkind

Von wegen seiner Sünd

Im Himmel bestehen.

 

8.

Sieh an, wie Jesus Christ

Für mich gegeben ist:

Der hat was ich nicht kann

Erfüllt, und g’nug getan

Im Leben und Leiden.

 

9.

Du liebest Reu und Schmerz:

Schau her, hier ist mein Herz,

Das seine Sünd erkennt,

Und wie ein Feuer brennt

Vor Angst, Leid und Sorgen.

 

10.

Ich lechze wie ein Land,

Dem deine milde Hand

Den Regen lang entzeucht,

Bis Saft und Kraft entweicht

Und alles verdorret.

 

11.

Gleich wie auch auf der Heid

Ein Hirsch begierlich schreit

Nach frischem Wasserquell,

So ruf ich laut und hell

Nach dir, o mein Leben!

 

12.

Erquicke mein Gebein,

Geuß Trost und Labsal ein,

Und sprich mir freundlich zu,

Dass meine Seele ruh

Im Schoß deiner Liebe.

 

13.

Gib mir getrosten Mut,

Wenn meiner Sünden Flut

Aufsteiget in die Höh,

Ersäuf all Angst und Weh

Im Meer deiner Gnaden.

 

14.

Treib weg den bösen Feind,

Der mich zu stürzen meint:

Du bist mein Hirt, und ich

Will bleiben ewiglich

Ein Schaf deiner Weide.

 

15.

So lang auf dieser Erd

Ich Atem holen werd,

Herr, so will ich dein

Und deines Willens sein

Gehorsamer Diener.

 

16.

Ich will dir dankbar sein,

Doch ist mein Können klein:

Allein in deiner Kraft,

Die Tun und Wollen schafft,

Steht all mein Vermögen.

 

17.

Drum sende deinen Geist,

Der deinen Kindern weist

Den Weg, der dir gefällt;

Wer den bewahrt und hält,

Wird nimmermehr fehlen.

 

18.

Ich richte mich nach dir,

Du sollst mir gehen für,

Du sollst mir schließen auf

Die Bahn im Tugendlauf,

Ich will treulich folgen.

 

19.

Und wenn des Himmels Pfort

Ich werd ergreifen dort,

So will im Engelheer

Ich ewig deiner Ehr

In Freuden lobsingen.

 

38. WAHRE ERNIEDRIGUNG SEINER SELBST.

Matth. 25,27.   Mark. 7,28.

 

(Nach dem lat. Gedicht: „Sum canis indignus, fateor“ von Nathan Chyträus.)

 

Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.

 

1.

Herr, ich will gar gerne bleiben,

Wie ich bin, dein armer Hund,

Will auch anders nicht beschreiben

Mich und meines Herzens Grund.

Denn ich fühle, was ich sei:

Alles Böse wohnt mir bei,

Ich bin aller Schand ergeben,

Unrein ist mein ganzes Leben.

 

2.

Hündisch ist mein Zorn und Eifer,

Hündisch ist mein Neid und Hass,

Hündisch ist mein Zank und Geifer,

Hündisch ist mein Raub und Fraß

Ja, wenn ich mich recht genau,

Als ich billig soll, beschau,

Halt ich mich in vielen Sachen

Ärger denn die Hund es machen.

 

3.

Ich will auch nicht mehr begehren

Denn mir zukommt und gebührt,

Wollst mich nur des Rechts gewähren,

Das ein Hund im Hause führt.

Deine Heil’gen, die sich dir

Hier ergeben für und für,

Mögen oben an der Spitzen

Deiner Himmelstafel sitzen.

 

4.

Deine Kinder, die dich ehren

Und in voller Tugend stehn,

Mögen sich von Wollust nähren

Und im Erbe sich erhöhn,

Das du ihnen in dem Licht

Deines Saals hast zugericht’;

Ich will, wenn ich nur kann liegen

Unterm Tisch, mir lassen g’nügen.

 

5.

Ich will ins Verborgne kriechen,

Da die Nacht den Tag verhüllt,

Und hin nach der Erden riechen,

Suchen was den Hunger stillt.

Ich will mit den Brosamlein,

Die ich finde friedlich sein,

Und mich freuen über allem,

Was die Herren lassen fallen.

 

6.

Murren will ich auch und bellen,

Aber gleichwohl weiter nicht,

Denn nur, wenn in Sündenfällen

Dir von mir ein Schimpf geschicht,

Wenn mein Fleisch mich übereilt,

Und zur Buße, die uns heilt

Sich viel träger denn zur Sünden

Und zur Bosheit lässet finden.

 

7.

Dennoch will ohn alles Heucheln,

Das so fest sonst in uns steckt,

Ich dir auch hinwieder schmeicheln,

Wenn ich deinen Zorn erweckt,

Und du meinen Übermut

Strafest mit der scharfen Rut:

Ach Herr, schone! will ich sprechen,

Lass mein Wort dein Herze brechen!

 

8.

Mache mich zum wackern Hüter,

Dessen Augen offen sein,

Wenn, das schönste deiner Güter,

Deine Kinder, schlafen ein:

Wenn das Haus zu Bette geht,

Und der Dieb mit Listen steht

Nach des Nächsten Gut und Gelde,

Ei, so gib, dass ich ihn melde.

 

9.

Mehre meinen kleinen Glauben

Und wehr allem, das da will

Dieses Schatzes mich berauben;

Führe mich zum rechten Ziel.

Lass mich sein, o ewges Heil,

Deines Hauses kleines Teil,

Auch den kleinsten unter allen

Die nach deinem Reiche wallen.

 

10.

Hab ich dies, so ruht mein Wille,

Denn ich habe selber dich,

Dich, du unermessne Fülle

Dessen, was mich ewiglich

In dem Himmel laben soll.

Wohl mir, wohl! und aber wohl!

Soll mich Gottes Fülle laben,

Woran will ich Mangel haben?

 

X. GEBET UND CHRISTLICHER WANDEL.

 

39. UM WEISHEIT.

(Nach dem Gebet 1, Nr. 14 im Paradies-Gärtlein von Joh. Arnd.)

 

Mel.: 

Vom Himmel hoch, da komm ich her.

Christ, der du bist der helle Tag.

 

1.

Herr, aller Weisheit Quell und Grund,

Dir ist all mein Vermögen kund,

Wo du nicht hilfst und deine Gunst,

Da ist mein Tun und Werk umsonst.

 

2.

Ich, leider! als ein Sündenkind

Bin von Natur zum Guten blind,

Mein Herze, wenn’s dir dienen soll,

Ist ungeschickt und Torheit voll.

 

3.

Ja, Herr, ich bin gering und schlecht,

Zu handeln dein Gesetz und Recht.

Was meinem Nächsten nütz im Land,

Ist mir verdeckt und unbekannt.

 

4.

Mein Leben ist gar kurz und schwach,

Ein Lüftlein, das bald lässet nach.

Was in der Welt zu prangen pflegt,

Des ist mir wenig beigelegt.

 

5.

Wenn ich auch gleich vollkommen wär,

Hätt aller Gaben Ruhm und Ehr,

Und sollt entraten deines Lichts,

So wär ich doch ein lauter Nichts.

 

6.

Was hilft’s, wenn einer gleich viel weiß,

Und hat zuförderst nicht mit Fleiß

Gelernet deine Furcht und Dienst,

Der hat mehr Schaden als Gewinnst.

 

7.

Das Wissen, das ein Mensche führt,

Wird leichtlich in ihm selbst verirrt.

Wenn unsre Kunst am meisten kann,

So stößt sie aller Enden an.

 

8.

Wie mancher stürzet seine Seel

Durch Klugheit wie Ahitophel,

Und nimmt, weil er dich nicht recht kennt,

Mit seinem Witz ein schrecklich End.

 

9.

O Gott, mein Vater! kehre dich

Zu meiner Bitt und höre mich:

Nimm solche Torheit von mir hin,

Und gib mir einen bessern Sinn.

 

10.

Gib mir die Weisheit, die du liebst

Und denen, die dich lieben, gibst

Die Weisheit, die vor deinem Thron

Allstets erscheint in ihrer Kron.

 

11.

Ich lieb ihr liebes Angesicht,

Sie ist mein’s Herzens Freud und Licht,

Sie ist die schönste, die mich hält

Und meinen Augen wohlgefällt.

 

12.

Sie ist hochedel, auserkorn,

Von dir, o Höchster, selbst geborn;

Sie ist der hellen Sonnen gleich,

An Tugend und an Gaben reich.

 

13.

Ihr Mund ist süß und tröstet schön,

Wenn uns die Augen übergehn;

Wenn uns der Kummer niederdrückt,

So ist sie, die das Herz erquickt.

 

14.

Sie ist voll Ehr und Herrlichkeit,

Bewahrt uns von der Sterblichkeit;

Wer fleißig um sie kämpft und wirbt,

Der bleibet lebend, wenn er stirbt.

 

15.

Sie ist des Schöpfers nächster Rat,

Von Worten mächtig und von Tat,

Durch sie erfährt die blinde Welt,

Was Gott gedenk in seinem Zelt.

 

16.

Denn welcher Mensch weiß Gottes Rat?

Wer ist’s, der je erfunden hat 

Den Schluss, den er im Himmel schleußt,

Den Weg, den er uns laufen heißt?

 

17.

Die Seele wohnet in der Erd

Und wird durch ihre Last beschwert,

Die Sinnen, hin und her zerstreut,

Sind ja von Irrtum nicht befreit.

 

18.

Wer will erforschen, was Gott setzt,

Und sagen, was sein Herz ergötzt,

Es sei denn, der du ewig lebst,

Dass du uns deine Weisheit gebst.

 

19.

Drum sende sie von deinem Thron

Und gib sie deiner Maget Sohn,

Ach schütt und geuß sie reichlich aus

In meines Herzens armes Haus!

 

20.

Befiehl ihr, dass sie mit mir sei,

Und wo ich gehe, stehe bei.

Wenn ich arbeite, helfe sie

Mir tragen meine schwere Müh.

 

21.

Gib mir durch ihre weise Hand

Die recht’ Erkenntnis und Verstand,

Dass ich an dir alleine kleb.

Und nur nach deinem Willen leb.

 

22.

Gib mir durch sie Geschicklichkeit,

Zur Wahrheit lass mich sein bereit,

Dass ich nicht mach aus sauer süß

Noch aus dem Lichte Finsternis.

 

23.

Gib Lieb und Lust zu deinem Wort,

Hilf, dass ich bleib an meinem Ort,

Und mich zur frommen Schar gesell,

In ihren Rat mein Wesen stell.

 

24.

Gib auch, dass ich gern jedermann

Mit Rat und Tat, so viel ich kann,

Aus rechter ungefälschter Treu

Zu helfen allzeit willig sei.

 

25.

Auf dass in allem, was ich tu,

In deiner Lieb ich nehme zu;

Denn wer sich nicht zur Weisheit gibt,

Der bleibt auch von dir ungeliebt.

 

40. UM GLÜCK UND SEGEN ZU ALLEM CHRISTLICHEN TUN UND VORHABEN.

Jer. 10,23.

 

Mel.: 

Verzage nicht, o frommer Christ.

Da Jesus an dem Kreuze stund.

 

1.

Ich weiß mein Gott, dass all mein Tun

Und Werk auf deinem Willen ruhn,

Von dir kommt Glück und Segen,

Was du regierst, das geht und steht

Auf rechten guten Wegen.

 

2.

Es steht in keines Menschen Macht

Dass sein Rat werd ins Werk gebracht

Und seines Gangs sich freue:

Des Höchsten Rat der macht’s allein,

Dass Menschenrat gedeihe.

 

3.

Oft denkt der Mensch in seinem Mut,

Dies oder jenes sei ihm gut

Und ist doch weit gefehlet,

Oft sieht er auch für schädlich an,

Was doch Gott selbst erwählet.

 

4.

So fängt auch oft ein weiser Mann

Ein gutes Werk zwar fröhlich an,

Und bringt’s doch nicht zum Stande,

Er baut ein Schloss und festes Haus,

Doch nur auf lauterm Sande.

 

5.

Wie mancher ist in seinem Sinn

Fast über Berg und Spitzen hin,

Und eh er sich’s versiehet,

So liegt er da und hat sein Fuß

Vergeblich sich bemühet.

 

6.

Drum, lieber Vater, der du Kron

Und Zepter trägst im Himmelsthron

Und aus den Wolken blitzest,

Vernimm mein Wort und höre mich

Vom Stuhle, da du sitzest.

 

7.

Verleihe mir das edle Licht,

Das sich von deinem Angesicht

In fromme Seelen strecket,

Und da der rechten Weisheit Kraft

Durch deine Kraft erwecket.

 

8.

Gib mir Verstand aus deiner Höh,

Auf dass ich gar nicht ruh und steh

Auf meinem eignen Willen.

Sei du mein Freund und treuer Rat,

Was gut ist zu erfüllen.

 

9.

Prüf alles wohl, und was mir gut,

Das gib mir ein, was Fleisch und Blut

Erwählet, das verwehre:

Der höchste Zweck, das beste Teil

Sei deine Lieb und Ehre.

 

10.

Was dir gefällt, das lass auch mir,

O meiner Seelen Sonn und Zier,

Gefallen und belieben;

Was dir zuwider lass mich nicht

In Werk und Tat verüben!

 

11.

Ist’s Werk von dir, so hilf zu Glück,

Ist’s Menschentun, so treib’s zurück

Und ändre meine Sinnen:

Was du nicht wirkst, pflegt von ihm selbst

In Kurzem zu zerrinnen.

 

12.

Sollt aber dein und unser Feind

An dem, was dein Herz gut gemeint,

Beginnen sich zu rächen,

Ist das mein Trost, dass seinen Zorn

Du leichtlich könnest brechen.

 

13.

Tritt du zu mir und mache leicht,

Was mir sonst fast unmöglich däucht’,

Und bring zum guten Ende,

Was du selbst angefangen hast

Durch Weisheit deiner Hände.

 

14.

Ist gleich der Anfang etwas schwer,

Und ich muss auch ins tiefe Meer

Der bittern Sorgen treten,

So treib mich nur ohn Unterlass

Zu seufzen und zu beten.

 

15.

Wer fleißig betet und dir traut,

Wird alles, da ihm sonst vor graut,

Mit tapferm Mut bezwingen,

Sein Sorgenstein wird in der Eil

In tausend Stücke springen.

 

16.

Der Weg zum Guten ist fast wild,

Mit Dorn und Hecken ausgefüllt,

Doch wer ihn freudig gehet,

Kommt endlich, Herr, durch deinen Geist

Wo Freud und Wonne stehet.

 

17.

Du bist mein Vater, ich dein Kind:

Was ich bei mir nicht hab und find,

Hast du zu aller G’nüge;

So hilf nun, dass ich meinen Stand

Wohl halt und herrlich siege.

 

18.

Dein soll sein aller Ruhm und Ehr,

Ich will dein Tun je mehr und mehr

Aus hocherfreuter Seelen

Vor deinem Volk und aller Welt

So lang ich leb erzählen.

 

41. ZWEIERLEI BITT ICH VON DIR.

Spr. Sal. 30,7-9.

 

Mel.: Singen wir aus Herzengrund.

 

1.

Zweierlei bitt ich von dir,

Zweierlei trag ich dir für,

Dir, der alles reichlich gibt,

Was uns dient und dir beliebt:

Gib mein Bitten, das du weißt,

Eh ich sterb und sich mein Geist

Aus des Leibes Banden reißt.

 

2.

Gib, dass ferne von mir sei

Lügen und Abgötterei;

Armut, das die Maße bricht,

Und groß Reichtum gib mir nicht;

Allzuarm und allzureich

Ist nicht gut, stürzt beides gleich

Unsre Seel ins Sündenreich.

 

3.

Lass mich aber, o mein Heil,

Nehmen mein bescheiden Teil,

Und beschere mir zur Not

Hier mein täglich Bisslein Brot;

Ein klein wenig, da der Mut

Und ein gut Gewissen ruht,

Ist fürwahr ein großes Gut.

 

4.

Sonsten möcht im Überfluss

Ich empfinden Überdruss,

Dich verleugnen, dir zum Spott

Fragen: „Wer ist Herr und Gott?“

Denn das Herz ist Frechheit voll,

Weiß oft nicht, wenn ihm ist wohl,

Wie es sich erheben soll.

 

5.

Wiederum, wenn’s stehet bloß

Und die Armut wird zu groß,

Wird es untreu, stiehlt und stellt

Nach des Nächsten Gut und Geld,

Tut Gewalt, braucht Ränk und List,

Ist mit Unrecht ausgerüst’,

Fragt gar nicht, was christlich ist.

 

6.

Ach, mein Gott, mein Schatz und Licht!

Dieses keines ziemt mir nicht,

Beides schändet deine Ehr,

Beides stürzt ins Höllenmeer.

Drum so gib mir Füll und Hüll

Also, wie dein Herze will,

Nicht zu wenig, nicht zu viel.

 

42. SIRACHS GEBETLEIN UM EIN ZÜCHTIGES UND MÄSSIGES LEBEN.

Sir. 23,1-6.

 

Mel.: Christ, unser Herr, zum Jordan kam.

 

1.

O Gott, mein Schöpfer, edler Fürst

Und Vater meines Lebens,

Wo du mein Leben nicht regierst,

So leb ich hier vergebens,

Ja ich bin auch lebendig tot,

Der Sünde ganz ergeben:

Wer sich wälzt in dem Sündenkot,

Der hat das rechte Leben

Noch niemals recht gesehen.

 

2.

Darum so wende deine Gnad

Zu deinem armen Kinde,

Und gib mir allzeit guten Rat

Zu meiden, Schand und Sünde.

Behüte meines Mundes Tür,

Dass mir ja nicht entfahre

Ein solches Wort, dadurch ich dir

Und deiner frommen Schare

Verdrießlich sei und schade.

 

3.

Bewahr, o Vater, mein Gehör

Auf dieser schnöden Erde,

Vor allem dadurch deine Ehr

Und Reich beschimpfet werde.

Lass mich der Lästrer Gall und Gift

Ja nimmermehr berühren;

Denn wen ein solcher Unflat trifft,

Den pflegt er zu verführen,

Auch wohl gar umzukehren.

 

4.

Regiere meiner Augen Licht,

Dass sie nicht Arges treiben.

Ein unverschämtes Angesicht

Lass ferne von mir bleiben.

Was ehrbar ist, was Zucht erhält,

Wonach die Englein trachten,

Was dir beliebt und wohlgefällt,

Das lass auch mich hoch achten,

All Üppigkeit verlachen.

 

5.

Gib, dass ich mich nicht lasse ein

Zum Schlemmen und zum Prassen,

Lass deine Lust mein eigen sein,

Die andren fliehn und hassen.

Die Lust, die unser Fleisch ergötzt,

Die zeucht uns nach der Höllen,

Und was die Welt für Freude schätzt,

Pflegt Seel und Geist zu fällen

Und ewiglich zu quälen.

 

6.

O selig ist, der stets sich nährt

Mit Himmels Speis’ und Tränken,

Der nichts mehr schmeckt, nichts sieht und hört,

Auch nichts begehrt zu denken,

Denn nur was zu dem Leben bringt,

Da man bei Gotte lebet,

Und bei der Schar, die fröhlich singt

Und in der Wollust schwebet,

Die keine Zeit aufhebet.

 

43. UM CHRISTLICHE BESTÄNDIGE FREUNDSCHAFT.

 

Mel.: Du o schönes Weltgebäude.

 

1.

Jesu, allerliebster Bruder,

Der’s am besten mit mir meint,

Du mein Anker, Mast und Ruder,

Und mein treuster Herzensfreund,

Der du, ehe was geboren,

Dir das Menschenvolk erkoren,

Auch mich armen Erdengast

Dir zu Lieb ersehen hast.

 

2.

Du bist ohne Falsch und Tücke,

Dein Herz weiß von keiner List;

Aber wenn ich nur erblicke,

Was hier auf der Erden ist,

Find ich alles voller Lügen:

Wer am besten kann betrügen

Und am schönsten heucheln kann,

Ist der allerbeste Mann.

 

3.

Ach! wie untreu und verlogen

Ist die Liebe dieser Welt!

Ist sie jemand wohl gewogen,

Währt’s nicht länger denn sein Geld.

Wenn das Glück uns blüht und grünet,

Sind wir schön und hübsch bedienet,

Kommt ein wenig Ungestüm,

Kehrt sich alle Freundschaft um.

 

4.

Treib, Herr, von mir und verhüte

Solchen unbeständgen Sinn.

Hätt ich aber mein Gemüte,

Weil ich auch ein Mensche bin,

Schon mit diesem Kot besprenget

Und der Falschheit nachgehänget,

So erkenn ich meine Schuld,

Bitt um Gnad und um Geduld.

 

5.

Lass mir ja nicht widerfahren

Was du, Herr, zur Straf und Last

Denen, die mit falschen Waren

Handeln, angedräuet hast,

Da du sprichst, du wollest scheuen

Und als Unflat von dir speien

Aller Heuchler falschen Mut,

Der Guts vorgibt und nicht tut.

 

6.

Gib mir ein beständigs Herze

Gegen alle meine Freund,

Auch dann, wenn mit Kreuz und Schmerze

Sie von dir beleget seind,

Dass ich nicht mich ihrer schäme,

Sondern mich nach dir bequeme,

Der du, da wir arm und bloß,

Uns gesetzt in deinen Schoß.

 

7.

Gib mir auch nach deinem Willen

Einen Freund, in dessen Treu

Ich mein Herze möge stillen,

Da mein Mund sich ohne Scheu

Öffnen und erklären möge,

Da ich alles abelege

(Nach dem Maße, das mir gnügt)

Was mir auf dem Herzen liegt.

 

8.

Lass mich Davids Glück erleben,

Gib mir einen Jonathan,

Der mir sein Herz möge geben,

Der auch, wenn nun jedermann

Mir nichts Gutes mehr will gönnen,

Sich nicht lasse von mir trennen,

Sondern fest in Wohl und Weh

Als ein Felsen bei mir steh.

 

9.

Herr, ich bitte dich, erwähle

Mir aus aller Menschen Meng

Eine fromme, heilge Seele,

Die an dir fein kleb und häng,

Auch nach deinem Sinn und Geiste

Mir stets Trost und Hilfe leiste,

Trost, der in der Not besteht,

Hilfe, die von Herzen geht.

 

10.

Wenn die Zung und Mund nur liebet,

Ist die Liebe schlecht bestellt:

Wer mir gute Worte gibet

Und den Hass im Herzen hält,

Wer nur seinen Kuchen schmieret,

Und, wann’s Bienlein nicht mehr führet

Alsdann gehet nach der Tür,

Ei! der bleibe fern von mir.

 

11.

Hab ich Schwachheit und Gebrechen,

Herr, so lenke meinen Freund,

Mich in Güte zu besprechen,

Und nicht als ein Löw und Feind:

Wer mich freundlich weiß zu schlagen,

Ist als der in Freudentagen

Freundlich auf mein Haupt mir geußt

Balsam, der am Jordan fleußt.

 

12.

O wie groß ist meine Habe,

O wie köstlich ist mein Gut,

Jesu, wenn mit dieser Gabe,

Dein’ Hand meinen Willen tut,

Dass mich meines Freundes Treue

Und beständigs Herz erfreue:

Wer dich fürchtet, liebt und ehrt,

Dem ist solch ein Schatz beschert.

 

13.

Gute Freunde sind wie Stäbe,

Da der Menschen Gang sich hält,

Dass der schwache Fuß sich hebe,

Wenn der Leib zu Boden fällt:

Wehe dem, der nicht zum Frommen

Solches Stabes weiß zu kommen!

Der hat einen schweren Lauf,

Wenn er fällt, wer hilft ihm auf?

 

14.

Nun, Herr, lass dir’s wohlgefallen,

Bleib mein Freund bis in mein Grab!

Bleib mein Freund, und unter allen

Mein getreuster, stärkster Stab!

Wenn du dich mir wirst verbinden,

Wird sich schon ein Herze finden,

Das durch deinen Geist gerührt,

Mir was Gutes gönnen wird.

 

44. UM ZEITLICHE UND EWIGE WOHLFAHRT.

(Nach dem Gebet 3, Nr. 17 im Paradies-Gärtlein von Joh. Arnd.)

 

Mel.: In dich hab ich gehoffet, Herr.

 

1.

Ich danke dir demütiglich,

O Gott, mein Vater, dass du dich

Von deinem Zorn gewendet,

Und deinen Sohn

Zur Freud und Kron

Uns in die Welt gesendet.

 

2.

Er ist gekommen, hat sein Blut

Vergossen und in solcher Flut

All unsre Sünd ersticket.

Wer ihn nur fasst,

Wird aller Last

Benommen und erquicket.

 

3.

Ich bitte, was ich bitten kann,

Herzlieber Vater, nimm mich an

In diesen edlen Orden,

Der durch dies Blut

Gerecht und gut

Und ewig selig worden.

 

4.

Lass meines Glaubens Aug und Hand

Ergreifen dieses werte Pfand

Und nimmermehr verlieren,

Lass dieses Licht

Mein Angesicht

Zum ewgen Lichte führen.

 

5.

Bereite meiner Seelen Haus,

Wirf allen Kot und Unflat aus,

Bau in mir deine Hütte,

Dass deine Güt

In mein Gemüt

All ihre Lieb ausschütte.

 

6.

Wenn ich dich hab, ist alles mein,

Du kannst nicht ohne Gaben sein,

Hast tausend Weg und Weisen,

Dein arme Herd

Auf dieser Erd

Zu nähren und zu speisen.

 

7.

Gib mir, dass ich an meinem Ort

Allstets dich fürcht in deinem Wort

Und meinen Stand so führe,

Dass Glaub und Treu

Stets bei mir sei

Und all mein Leben ziere.

 

8.

Gib mir ein gnügsam Herz und Sinn,

Denn das ist ja ein groß Gewinn,

In steter Andacht liegen

Und, wenn Gott gibt,

Was ihm beliebt,

Sich lassen gerne gnügen.

 

9.

Das Wen’ge, das durch Gottes Gnad

Ein Frommer und Gerechter hat,

Ist vielmal mehr geehret,

Denn alles Geld

Davon die Welt

Mit frechem Herzen zehret.

 

10.

Die Frommen sind dir, Herr, bewusst;

Du bist ihr’, und sie deine Lust

Und werden nicht zu schanden;

Kommt teure Zeit,

Findt sich bereit

Ihr Brot in allen Landen.

 

11.

Gott hat den, der ihn fürchtet, lieb,

Sieht zu, dass ihn kein Unfall trüb,

Hat Lust zu seinen Wegen;

Und wenn er fällt,

Steht Gott und hält

Ihn fest in seinem Segen.

 

12.

Des Höchsten Auge sieht auf die,

Die auf ihn hoffen spät und früh,

Dass er sie schütz und rette

Aus aller Not,

Wenn sie der Tod

Auch selbst verschlungen hätte.

 

13.

Herr, du kannst nichts denn gütig sein,

Du wollest deiner Güte Schein

Uns und all denen gönnen,

Die sich mit Mund

Und Herzensgrund

Allein zu dir bekennen.

 

14.

Insonderheit nimm wohl in acht

Den Fürsten, den du uns gemacht

Zu unsers Landens Krone:

Lass immerzu

Sein Fried und Ruh

Auf seinem Stuhl und Throne.

 

15.

Halt unser liebes Vaterland

In deinem Schoß und starker Hand,

Behüt uns allzusammen

Vor falscher Lehr

Und Feindesheer,

Vor Pest und Feuersflammen.

 

16.

Nimm all der Meinen eben wahr,

Treib, Herr, die böse Höllenschar

Von Jungen und von Alten,

Dass deine Herd

Hier zeitlich werd

Und ewig dort erhalten.

 

45. UM DIE LIEBE CHRISTI.

 

(Nach dem Gebet II, Nr. 5 im Paradies-Gärtlein von Joh. Arnd.)

 

Mel.: Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ.

 

1.

O, Jesu Christ, mein schönstes Licht,

Der du in deiner Seelen

So hoch mich liebst, dass ich es nicht

Aussprechen kann noch zählen:

Gib, dass mein Herz dich wiederum

Mit Lieben und Verlangen

Mög umfangen

Und als dein Eigentum

Nur einzig an dir hangen!

 

2.

Gib, dass sonst nichts in meiner Seel

Denn deine Liebe wohne,

Gib, dass ich deine Lieb erwähl

Als meinen Schatz und Krone!

Stoß alles aus, nimm alles hin

Was dich und mich will trennen,

Und nicht gönnen,

Dass all mein Mut und Sinn

In deiner Liebe brennen.

 

3.

Wie freundlich, selig, süß und schön

Ist, Jesu, deine Liebe!

Wo diese steht, kann nichts bestehn,

Das meinen Geist betrübe.

Drum lass nichts anders denken mich,

Nichts sehen, fühlen, hören,

Lieben, ehren,

Denn deine Lieb und dich,

Der du sie kannst vermehren,

 

4.

O, dass ich dieses hohe Gut

Möcht ewiglich besitzen!

O dass in mir dies edle Blut

Ohn Ende möchte hitzen!

Ach! hilf mir wachen Tag und Nacht,

Und diesen Schatz bewahren

Vor den Scharen,

Die wider uns mit Macht

Aus Satans Reiche fahren.

 

5.

Mein Heiland, du bist mir zu lieb

In Not und Tod gegangen,

Und hast am Kreuze wie ein Dieb

Und Mörder da gehangen,

Verhöhnt, verspeit und sehr verwundt;

Ach! lass mich deine Wunden

Alle Stunden

Mit Lieb im Herzengrund

Auch ritzen und verwunden!

 

6.

Dein Blut, das dir vergossen ward,

Ist köstlich, gut und reine,

Mein Herz hingegen böser Art

Und hart gleich einem Steine:

Ach lass doch deines Blutes Kraft

Mein hartes Herze zwingen,

Wohl durchdringen,

Und diesen Lebenssaft

Mir deine Liebe bringen!

 

7.

O, dass mein Herze offen stünd

Und fleißig möcht auffangen

Die Tropfen Bluts, die meine Sünd’

Im Garten dir abdrangen!

O, dass sich meiner Augen Brunn

Auftät, und mit viel Stöhnen

Heiße Tränen

Vergösse, wie die tun,

Die sich in Liebe sehnen!

 

8.

O, dass ich wie ein kleines Kind

Mit Weinen dir nachginge,

So lange, bis dein Herz entzündt

Mit Armen mich umfinge,

Und deine Seel in mein Gemüt

In voller süßer Liebe

Sich erhübe,

Und also deiner Güt

Ich stets vereinigt bliebe!

 

9.

Ach, zeuch, mein Liebster, mich nach dir,

So lauf ich mit den Füßen!

Ich lauf, und will dich mit Begier

In meinem Herzen küssen;

Ich will aus deines Mundes Zier

Den süßen Trost empfinden,

Der die Sünden

Und alles Unglück hier

Kann leichtlich überwinden.

 

10.

Mein Trost, mein Schatz, mein Licht und Heil,

Mein höchstes Gut und Leben,

Ach! nimm mich auf zu deinem Teil,

Wie ich mich dir ergeben!

Denn außer dir ist lauter Pein,

Ich find hier überalle

Nichts denn Galle,

Nichts kann mir tröstlich sein,

Nichts ist das mir gefalle.

 

11.

Du aber bist die beste Ruh,

In dir ist Fried und Freude:

Gib, Jesu, gib dass immerzu,

Mein Herz in dir sich weide!

Sei meine Flamm und brenn in mir,

Mein Balsam, wollest eilen,

Lindern, heilen,

Den Schmerzen, der allhier

Mich seufzen macht und heulen!

 

12.

Was ist’s, ach Schönster! das ich nicht

In deiner Liebe habe?

Sie ist mein Stern, mein Sonnenlicht,

Mein Quell, da ich mich labe,

Mein süßer Wein, mein Himmelsbrot,

Mein Kleid vor Gottes Throne,

Meine Krone,

Mein Schutz in aller Not,

Mein Haus darin ich wohne.

 

13.

Ach, liebstes Lieb! wenn du entweichst,

Was hilft mir sein geboren?

Wenn du mir deine Lieb entzeuchst,

Ist all mein Gut verloren.

So gib, dass ich dich, meinen Gast,

Wohl such und bestermaßen

Möge fassen,

Und wenn ich dich gefasst,

In Ewigkeit nicht lassen.

 

14.

Du hast mich je und je geliebt

Und auch nach dir gezogen;

Eh ich noch je was Guts geübt,

Warst du mir schon gewogen:

Ach! lass doch ferner, edler Hort,

Mich deine Liebe leiten

Und begleiten,

Dass sie mir immerfort

Beisteh auf allen Seiten.

 

15.

Lass meinen Stand, darin ich steh,

Herr, deine Liebe zieren,

Und wo ich etwan irre geh,

Alsbald zu rechte führen.

Lass sie mir allzeit guten Rat

Und weise Werke lehren,

Steuern, wehren

Der Sünd, und nach der Tat

Bald wieder mich bekehren.

 

16.

Lass sie sein meine Freud in Leid,

In Schwachheit mein Vermögen,

Und wenn ich nach vollbrachter Zeit

Mich soll zur Ruhe legen,

Alsdann lass deine Liebestreu,

Herr Jesu, bei mir stehen,

Luft zuwehen,

Dass ich getrost und frei

Mög in dein Reich eingehen!

 

46. DER ERSTE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: 

Werde munter, mein Gemüte. 

Zion klagt mit Angst und Schmerzen.

 

1.

Wohl dem Menschen, der nicht wandelt,

In gottloser Leute Rat!

Wohl dem, der nicht unrecht handelt

Noch tritt auf der Sünder Pfad,

Der der Spötter Freundschaft fleucht

Und von ihren Sesseln weicht,

Der hingegen liebt und ehret,

Was uns Gott vom Himmel lehret.

 

2.

Wohl dem, der mit Lust und Freuden,

Das Gesetz des Höchsten treibt,

Und hier, als auf süßer Weiden

Tag und Nacht verharrend bleibt!

Dessen Segen wächst und blüht

Wie ein Palmbaum, den man sieht

Bei den Flüssen an der Seiten

Seine frischen Zweig ausbreiten.

 

3.

Also, sag ich, wird auch grünen,

Wer in Gottes Wort sich übt,

Luft und Erde wird ihm dienen,

Bis er reife Früchte gibt,

Seine Blätter werden alt

Und doch niemals ungestalt,

Gott gibt Glück zu seinen Taten,

Was er macht, muss wohl geraten.

 

4.

Aber wen die Sünd erfreuet,

Mit dem geht’s viel anders zu,

Er wird wie die Spreu zerstreuet

Von dem Wind im schnellen Nu.

Wo der Herr sein Häuflein richt’,

Da bleibt kein Gottloser nicht.

Summa: Gott liebt alle Frommen,

Und wer bös’ ist, muss umkommen.

 

47. DER 49STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: Christ, unser Herr, zum Jordan kam.

 

1.

Hört an, ihr Völker, hört doch an,

Hört alle, die ihr lebet,

Arm, reich, Herr, Diener, Frau und Mann,

Und was auf Erden schwebet:

Mein Mund soll reden von Verstand

Und rechte Weisheit lehren,

Wir wollen, was mein Herz erfand,

Ein fein Gedichte hören

Und auf der Harfen spielen.

 

2.

Was sollt ich fürchten meinen Feind

In meinen bösen Tagen,

Da mich, der’s böse mit mir meint,

Umgibt mit vielen Plagen?

Wenn mich mein Untertreter drückt

Mit seinen Missetaten,

Und sich, weil ihm sein Tun geglückt

Und alles wohl geraten,

Erhebet, pocht und prahlet.

 

3.

Was hilft ihm all sein Hab und Gut,

Wenn sich der Tod herfindet?

Da gilt kein Geld, kein hoher Mut,

All Hilf und Rat verschwindet.

Und wenn auch gleich sein Bruder wollt

Ihm an die Seite treten,

Doch kann ihm weder rotes Gold

Noch Bruders Blut erbeten,

Er muss dem Tod herhalten.

 

4.

Der Tod ist gar ein teurer Mann,

Fragt nichts nach gutem Willen:

Wenn einer gibt gleich, was er kann,

Noch lässt er sich nicht stillen.

Und sieht er auch schon manchem zu,

Lässt ihn viel Jahr erlangen,

Doch bricht er endlich solche Ruh,

Er kommt einmal gegangen

Und holt die alten Greisen.

 

5.

Denn solche Weisen müssen doch

Sowohl als wie die Narren

Sich lassen in des Grabes Loch

Versenken und verscharren;

Da kommt denn, was sie an sich bracht,

In andrer Leute Hände,

Und also gehet ihre Pracht

Und Herrlichkeit zu Ende,

Viel anders denn sie wünschten.

 

6.

Dies ist ihr Herz, dies ist ihr Sinn,

Dass ihr Haus ewig bleibe,

Ihr Ehr und Würd auch immerhin

Sich mehr’ und wohl bekleibe;

Noch dennoch aber können sie

Nichts überall erhalten,

Sie müssen fort und wie ein Vieh

Hinunter und erkalten:

Das ist ein töricht Wesen.

 

7.

Doch gleichwohl wird es hochgerühmt

Mit Lippen der Nachkommen,

Und gar nicht, wie es sich geziemt,

Zur Bess’rung angenommen;

Sie liegen in der Höllen Grund

In einem bösen Schlafe,

Der Tod, der nagt sie wie ein Hund

Und wie ein Wolf die Schafe,

Die keine Hilfe haben.

 

8.

Die Bösen sind des Todes Beut

Und müssen Marter leiden,

Die Frommen wird der Herr mit Freud

Im Himmelreiche weiden.

Der Trotz der unverschämten Rott

Muss brechen und vergehen;

Wer aber treu bleibt seinem Gott,

Der soll dort ewig stehen

Im Chor der Auserwählten.

 

9.

Darum, mein allerliebstes Kind,

Lass dich’s nicht irre machen,

Ob einer reich wird und mit Sünd

Erlangt viel teure Sachen.

Denn, wenn er stirbt, bleibt alles hier,

Er kann nichts mit ihm nehmen.

Sein’ Herrlichkeit, sein’ Ehr und Zier

Verschwindet wie ein Schemen

Und will ihm nicht nachfahren.

 

10.

Die Welt liebt ihren Kot und Stank,

Hält viel von schnöden Dingen,

Und also geht sie auch den Gang,

Den ihre Väter gingen.

Und sehen hinfort nimmermehr

Das Licht, das uns ernähret.

Kurz, wenn ein Mensch hat Würd und Ehr

Und ist nicht fromm, so fähret

Er wie ein Vieh von hinnen.

 

48. DER 112TE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: 

Werde munter, mein Gemüte.

Zion klagt mit Angst und Schmerzen.

 

1.

Wohl dem, der den Herren scheuet

Und sich fürcht’ vor seinem Gott!

Selig, der sich herzlich freuet,

Zu erfüllen sein Gebot!

Wer den Höchsten liebt und ehrt

Wird erfahren, wie sich mehrt

Alles, was in seinem Leben

Ihm vom Himmel ist gegeben.

 

2.

Seine Kinder werden stehen

Wie die Rosen in der Blüt,

Sein Geschlecht wird einhergehen

Voller Gnad und Gottes Güt,

Und was diesen Leib erhält,

Wird der Herrscher aller Welt

Reichlich und mit vollen Händen

Ihnen in die Häuser senden.

 

3.

Das gerechte Tun der Frommen

Steht gewiss und wanket nicht;

Sollt auch gleich ein Wetter kommen,

Bleibt doch Gott, der Herr, ihr Licht,

Tröstet, stärket, schützt und macht,

Dass nach ausgestandner Nacht

Und nach hochbetrübtem Weinen

Freud und Sonne wieder scheinen.

 

4.

Gottes Gnad, Huld und Erbarmen

Bleibt den Frommen immer fest.

Wohl dem, der die Not der Armen

Sich zu Herzen gehen lässt,

Und mit Liebe Gutes tut:

Den wird Gott, das höchste Gut,

Gnädiglich in seinen Ärmen

Als der liebste Vater wärmen.

 

5.

Wenn die schwarzen Wolken blitzen

Vor dem Donner in der Luft,

Wird er ohne Sorgen sitzen

Wie ein Täublein in der Kluft;

Er wird bleiben ewiglich,

Auch wird sein Gedächtnis sich

Hier und da auf allen Seiten

Wie die edlen Zweig ausbreiten.

 

6.

Wenn das Unglück an will kommen,

Das die rohen Sünder plagt,

Bleibt der Mut ihm unbenommen

Und das Herze unverzagt:

Unverzagt, ohn Angst und Pein,

Bleibt das Herze, das sich fein

Seinem Gott und Herrn ergibet

Und die so verlassen liebet.

 

7.

Wer Betrübte gern erfreuet,

Wird vom Höchsten hoch ergötzt,

Was die milde Hand ausstreuet,

Wird vom Himmel wohl ersetzt.

Wer viel gibt, erlanget viel;

Was sein Herze wünscht und will,

Das wird Gott mit gutem Willen

Schon zu rechter Zeit erfüllen.

 

8.

Aber seines Feindes Freude

Wird er untergehen sehn;

Er, der Feind vor großem Neide

Wird zerbeißen seine Zähn;

Er wird knirschen und mit Grimm

Solches Glück missgönnen ihm,

Und doch damit gar nichts wehren,

Sondern sich nur selbst verzehren.

 

49. DER 121STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: Nicht so traurig, nicht so sehr.

 

1.

Ich erhebe, Herr, zu dir

Meiner beiden Augen Licht;

Mein Gesicht ist für und für

Zu den Bergen aufgericht’,

Zu den Bergen da herab

Ich mein Heil und Hilfe hab.

 

2.

Meine Hilfe kommt allein

Von des Schöpfers Händen her,

Der so künstlich, hübsch und fein

Himmel, Erden, Luft und Meer

Und was in den allen ist

Uns zum besten ausgerüst’.

 

3.

Er nimmt deiner Füße Tritt

O mein Herze! wohl in acht;

Wenn du gehest, geht er mit,

Und bewahrt dich Tag und Nacht.

Sei getrost, das Höllenheer

Wird dir schaden nimmermehr.

 

4.

Siehe, wie sein Auge wacht,

Wenn du liegest in der Ruh:

Wenn du schläfest, kommt mit Macht

Auf dein Bett geflogen zu

Seiner Engel güldne Schar,

Dass sie deiner nehme wahr.

 

5.

Alles was du bist und hast,

Ist umringt mit seiner Hut,

Deiner Sorgen schwere Last

Nimmt er weg, macht alles gut.

Leib und Seel hält er verdeckt,

Wenn dich Sturm und Wetter schreckt.

 

6.

Wenn der Sonnen Hitze brennt

Und des Leibes Kräfte bricht,

Wenn dich Stern und Monde blendt

Mit dem klaren Angesicht,

Hat er seine starke Hand

Dir zum Schatten vorgewandt.

 

7.

Nun, er fahre immerfort,

Der getreue fromme Hirt

Bleibe stets dein Schild und Hort

Wenn dein Herz geängstet wird;

Wenn die Not wird viel und groß,

Schließt der dich in seinen Schoß.

 

8.

Wenn du sitzest, wenn du stehst,

Wenn du redest, wenn du hörst,

Wenn du aus dem Hause gehst,

Und zurücke wieder kehrst,

Wenn du trittst aus oder ein,

Woll er dein Gefährte sein.

 

50. DER 139STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: 

Vom Himmel hoch, da komm ich her.

Christ, der du bist der helle Tag.

 

1.

Herr, du erforschest meinen Sinn

Und kennest, was ich hab und bin.

Ja, was mir selbst verborgen ist,

Das weißt du, der du alles bist.

 

2.

Ich sitz hier oder stehe auf,

Ich lieg, ich geh auch oder lauf,

So bist du um und neben mir

Und ich bin allzeit hart bei dir.

 

3.

All die Gedanken meiner Seel

Und was sich in der Herzenshöhl

Hier reget, hast du schon betracht’,

Eh ich einmal daran gedacht.

 

4.

Auf meiner Zungen ist kein Wort,

Das du nicht hörtest alsofort.

Du schaffest’s, was ich red und tu

Und stehst all meinem Leben zu.

 

5.

Das ist mir kund und bleibet doch

Mir solch Erkenntnis viel zu hoch;

Es ist die Weisheit, die kein Mann

Recht aus dem Grunde wissen kann.

 

6.

Wo soll ich, der du alles weißt,

Mich wenden hin vor deinem Geist?

Was soll ich deinem Angesicht

Entgehen, dass mich’s sehe nicht?

 

7.

Führ ich gleich an des Himmels Dach,

So bist du da, hältst Hut und Wach;

Stieg ich zur Höll und wollte mir

Da betten, fänd ich dich auch hier.

 

8.

Wollt ich der Morgenröten gleich

Geflügelt ziehn, so weit das Reich

Der wilden Fluten netzt das Land,

Käm ich doch nie aus deiner Hand.

 

9.

Rief ich zu Hilf die finstre Nacht,

Hätt ich doch damit nichts verbracht;

Denn lass die Nacht sein wie sie mag,

So ist sie bei dir heller Tag.

 

10.

Dich blendt der dunkle Schatten nicht,

Die Finsternis ist dir ein Licht; 

Dein Augenglanz ist klar und rein,

Darf weder Sonn- noch Mondenschein.

 

11.

Mein Eingeweid ist dir bekannt,

Es liegt frei da in deiner Hand,

Der du von Mutterleibe an

Mir lauter Liebs und Guts getan.

 

12.

Du bist’s, der Fleisch, Gebein und Haut

So künstlich in mir aufgebaut;

All deine Werk sind wundervoll,

Und das weiß meine Seele wohl.

 

13.

Du sahest mich, da ich noch gar

Fast nichts und unbereitet war,

Warst selbst mein Meister über mir

Und zogst mich aus der Tief herfür.

 

14.

Auch meiner Tag und Jahre Zahl,

Minuten, Stunden allzumal

Hast du, als meiner Zeiten Lauf,

Vor meiner Zeit geschrieben auf.

 

15.

Wie köstlich, herrlich, süß und schön

Seh ich, mein Gott, da vor mir stehn,

Dein weises Denken, das du denkst,

Wann du uns deine Güter schenkst.

 

16.

Wie ist doch des so trefflich viel!

Wann ich bisweilen zählen will,

So find ich da bei weitem mehr

Denn Staub im Feld und Sand am Meer.

 

17.

Was macht denn nun die wüste Rott

Die dich, o großer Wundergott,

So schändlich lästert und mit Schmach

Dir so viel Übels redet nach?

 

18.

Ach, stopfe ihren schnöden Mund,

Steh auf und stürze sie zu Grund!

Denn weil sie deine Feinde seind,

Bin ich auch ihnen herzlich feind.

 

19.

Ob sie gleich nun hinwieder sehr

Mich hassen, tu ich doch nicht mehr,

Denn dass ich wider ihren Trutz

Mich leg in deinen Schoß und Schutz.

 

20.

Erforsch, Herr, all mein Herz und Mut

Sieh, ob mein Weg sei recht und gut, 

Und führe mich bald himmelan

Den ewgen Weg, die Freudenbahn!

 

XI. KREUZ- UND TROST-LIEDER.

 

51. TROSTGESANG WIDER DIE TRÜBSAL DIESES LEBENS.

 

Mel.: Vater unser im Himmelreich.

 

1.

Ich hab oft bei mir selbst gedacht,

Wenn ich den Lauf der Welt betracht’,

Ob auch das Leben dieser Erd

Uns gut sei und des Wünschens wert,

Und ob nicht der viel besser tu,

Der sich fein zeitlich legt zur Ruh.

 

2.

Denn, Lieber, denk und sage mir:

Was für ein Stand ist wohl allhier

Dem nicht sein’ Angst, sein Schmerz und Weh

Alltäglich überm Haupte steh? 

Ist auch ein Ort, der Kummers frei

Und ohne Klag und Tränen sei?

 

3.

Sieh unsers ganzen Lebens Lauf.

Ist auch ein Tag von Jugend auf,

Der nicht sein’ eigne Qual und Plag

Auf seinem Rücken mit sich trag?

Ist nicht die Freude, die uns stillt

Auch selbst mit Jammer angefüllt?

 

4.

Hat einer Glück und gute Zeit,

Hilf Gott, wie tobt und zürnt der Neid!

Hat einer Ehr und große Würd,

Ach! mit was großer Last und Bürd

Ist, der vor andern ist geehrt,

Vor andern auch dabei beschwert.

 

5.

Ist einer heute gutes Muts,

Ergötzt und freut sich seines Guts,

Eh er’s vermeint, fährt sein Gewinn

Zusamt dem guten Mute hin:

Wie plötzlich kommt ein Ungestüm

Und wirft die großen Güter um.

 

6.

Bist du denn fromm und fleuchst die Welt

Und liebst Gott mehr denn Gold und Geld,

So wird dein Ruhm, dein Schmuck und Kron

In aller Welt zu Spott und Hohn.

Denn wer der Welt nicht heucheln kann,

Den sieht die Welt für albern an.

 

7.

Nun es ist wahr, es steht uns hier

Die Trübsal täglich vor der Tür,

Und find’t ein jeder überall

Des Kreuzes Not und bittre Gall:

Sollt aber drum der Christen Licht

Ganz nichts mehr sein? Das glaub ich nicht.

 

8.

Ein Christe, der an Christo klebt

Und stets im Geist und Glauben lebt,

Dem kann kein Unglück, keine Pein

Im ganzen Leben schädlich sein:

Geht’s ihm nicht allzeit, wie es soll,

So ist ihm dennoch allzeit wohl.

 

9.

Hat er nicht Gold, so hat er Gott,

Fragt nichts nach böser Leute Spott,

Verwirft mit Freuden und verlacht

Der Welt verkehrten Stolz und Pracht.

Sein’ Ehr ist Hoffnung und Geduld,

Sein’ Hoheit ist des Höchsten Huld.

 

10.

Es weiß ein Christ und bleibt dabei,

Dass Gott sein Freund und Vater sei;

Er hau, er brenn, er stech, er schneid,

Hier ist nichts, das uns von ihm scheid,

Je mehr er schlägt, je mehr er liebt,

Bleibt fromm, ob er uns gleich betrübt.

 

11.

Lass alles fallen, wie es fällt,

Wer Christi Lieb im Herzen hält,

Der ist ein Held und bleibt bestehn,

Wann Erd und Himmel untergehn,

Und wann ihn alle Welt verlässt,

Hält Gottes Wort ihn steif und fest.

 

12.

Des Höchsten Wort dämpft alles Leid

Und kehrt’s in lauter Lust und Freud,

Es nimmt dem Unglück alles Gift,

Dass, ob’s uns gleich verfolgt und trifft,

Es dennoch unser Herze nie

In allzu großes Trauern zieh.

 

13.

Ei nun! So mäßge deine Klag!

Ist dieses Leben voller Plag,

Ist’s dennoch an der Christen Teil

Auch voller Gottes Schutz und Heil:

Wer Gott vertraut und Christum ehrt,

Der bleibt im Kreuz auch unversehrt.

 

14.

Gleich wie das Gold durchs Feuer geht

Und in dem Ofen wohl besteht, 

So bleibt ein Christ durch Gottes Gnad

Im Elendsofen ohne Schad.

Ein Kind bleibt seines Vaters Kind,

Ob’s gleich des Vaters Zucht empfindt.

 

15.

Drum, liebes Herz, sei ohne Scheu,

Und sieh auf deines Vaters Treu.

Empfindst du auch hier seine Rut,

Er meint’s nicht bös, er ist dir gut;

Gib dich getrost in seine Händ,

Es nimmt zuletzt ein gutes End.

 

16.

Leb immerhin, so lang er will!

Ist’s Leben schwer, so sei du still,

Es geht zuletzt in Freuden aus:

Im Himmel ist ein schönes Haus,

Da wer nach Christo hier gestrebt

Mit Christi Engeln ewig lebt.

 

52. SORG UND SORG AUCH NICHT ZU VIEL, ES GESCHIEHT DOCH, WAS GOTT WILL.

 

Mel.: Ermuntre dich, mein schwacher Geist.

 

1.

Du bist ein Mensch, das weißt du wohl,

Was strebst du denn nach Dingen,

Die Gott der Höchst’ alleine soll

Und kann zu Wege bringen?

Du fährst mit deinem Witz und Sinn

Durch so viel tausend Sorgen hin,

Und denkst: „wie will’s auf Erden,

Doch endlich mit mir werden?“

 

2.

Es ist umsonst, du wirst fürwahr

Mit allem deinem Dichten

Auch nicht ein einges kleines Haar

In aller Welt ausrichten,

Und dient dein Gram sonst nirgends zu,

Denn dass du dich aus deiner Ruh

In Angst und Schmerzen stürzest

Und selbst das Leben kürzest.

 

3.

Willt du was tun, was Gott gefällt

Und dir zum Heil gedeihet,

So wirf dein Sorgen auf den Held,

Den Erd und Himmel scheuet,

Und gib dein Leben, Tun und Stand

Nur fröhlich hin in Gottes Hand,

So wird er deinen Sachen

Ein fröhlich Ende machen.

 

4.

Wer hat gesorgt, da deine Seel

Im Anfang deiner Tage

Noch in der Mutter Leibeshöhl

Und finsterm Kerker lage?

Wer hat allda dein Heil bedacht?

Was tat da aller Menschen Macht,

Da Geist und Sinn und Leben

Dir ward ins Herz gegeben?

 

5.

Durch wessen Kunst steht dein Gebein

In ordentlicher Fülle? 

Wer gab den Augen Licht und Schein,

Dem Leibe Haut und Hülle?

Wer zog die Adern hie und dort,

Ein’ jed’ an ihre Stell und Ort?

Wer setzte hin und wieder

So viel und schöne Glieder?

 

6.

Wo war dein Will, Herz und Verstand,

Da sich des Himmels Decken

Erstreckten über See und Land

Und aller Erden Ecken?

Wer brachte Sonn und Mond herfür?

Wer machte Kräuter, Bäum und Tier,

Und hieß sie deinen Willen

Und Herzenslust erfüllen?

 

7.

Heb auf dein Haupt, schau überall

Hier unten und dort oben,

Wie Gottes Sorg auf allen Fall

Für dich sich hat erhoben:

Dein Brot, dein Wasser und dein Kleid

War eher noch denn du bereit’;

Die Milch, die du erst nahmest,

War auch schon, da du kamest.

 

8.

Die Windeln, die dich allgemach

Umfingen in der Wiegen,

Dein Bettlein, Kammer, Stub und Dach,

Und wo du solltest liegen,

Das war ja alles zugericht’,

Eh als dein Aug und Angesicht

Eröffnet ward und sahe,

Was in der Welt geschahe.

 

9.

Noch dennoch soll dein Angesicht

Dein ganzes Leben führen;

Du traust und glaubest weiter nicht,

Denn was dein’ Augen spüren;

Was du beginnst, da soll allein

Dein Kopf, dein Licht und Meister sein:

Was er nicht auserkoren,

Das hältst du als verloren.

 

10.

Nun siehe doch, wie viel und oft

Ist schändlich umgeschlagen,

Was du gewiss und fest gehofft

Mit Händen zu erjagen;

Hingegen wie so manches Mal

Ist das geschehn, das überall

Kein Mensch, kein Rat, kein Sinnen

Ihm hat ersinnen können.

 

11.

Wie oft bist du in große Not

Durch eignen Willen kommen,

Da dein verblendter Sinn den Tod

Fürs Leben angenommen,

Und hätte Gott dein Werk und Tat

Ergehen lassen nach dem Rat,

In dem du’s angefangen,

Du wärst zu Grunde gangen.

 

12.

Der aber, der uns ewig liebt,

Macht gut, was wir verwirren,

Erfreut, wo wir uns selbst betrübt,

Und führt uns, wo wir irren;

Und dazu treibt ihn sein Gemüt

Und die so reine Vatergüt,

In der uns arme Sünder

Er trägt als seine Kinder.

 

13.

Ach! wie so oftmals schweigt er still;

Und tut doch, was uns nützet,

Da unterdessen unser Will

Und Herz in Ängsten sitzet,

Sucht hier und dar und findet nichts,

Will sehn, und mangelt doch des Lichts,

Will aus der Angst sich winden

Und kann den Weg nicht finden.

 

14.

Gott aber geht gerade fort

Auf seinen weisen Wegen;

Er geht und bringt uns an den Port,

Da Sturm und Wind sich legen.

Hernachmals, wenn das Werk geschehn,

Da kann der Mensch alsdann erst sehn,

Was der, so ihn regieret,

In seinem Rat geführet.

 

15.

Drum, liebes Herz, sei wohlgemut

Und lass von Sorg und Grämen!

Gott hat ein Herz, das nimmer ruht

Dein Bestes vorzunehmen;

Er kann’s nicht lassen, glaube mir,

Sein Eingeweid ist gegen dir

Und uns hier allzusammen

Voll allzusüßer Flammen.

 

16.

Er hitzt und brennt von Gnad und Treu,

Und also kannst du denken

Wie seinem Mut zu Mute sei

Wenn wir uns oftmals kränken

Mit so vergebner Sorgenbürd,

Als ob er uns nun gänzlich würd

Aus lauterm Zorn und Hassen

Ganz hilf- und trostlos lassen.

 

17.

Das schlag hinweg und lass dich nicht

So liederlich betören! 

Ob gleich nicht allzeit das geschicht,

Was Freude kann vermehren,

So wird doch wahrlich das geschehn

Was Gott dein Vater ausersehn;

Was er dir zu will kehren,

Das wird kein Mensche wehren,

 

18.

Tu als ein Kind, und lege dich

In deines Vaters Arme;

Bitt ihn und flehe, bis er sich

Dein, wie er pflegt, erbarme;

So wird er dich durch seinen Geist

Auf Wegen, die du jetzt nicht weißt

Nach wohlgehaltnem Ringen

Aus allen Sorgen bringen.

 

53. CHRISTLICHE ZUFRIEDENHEIT.

 

In seiner eigenen Melodie.

 

1.

Nicht so traurig, nicht so sehr,

Meine Seele, sei betrübt,

Dass dir Gott Glück, Gut und Ehr

Nicht so viel, wie andern gibt:

Nimm vorlieb mit deinem Gott,

Hast du Gott, so hat’s nicht Not.

 

2.

Du noch einzig Menschenkind

Hast ein Recht in dieser Welt:

Alle die geschaffen sind,

Sind nur Gäst’ im fremden Zelt.

Gott ist Herr in seinem Haus,

Wie er will, so teilt er aus.

 

3.

Bist du doch darum nicht hier,

Dass du Erden haben sollt!

Schau den Himmel über dir,

Da, da ist dein edles Gold,

Da ist Ehre, da ist Freud,

Freud ohn End, Ehr ohne Neid.

 

4.

Der ist albern, der sich kränkt

Um ein’ Handvoll Eitelkeit,

Wenn ihm Gott dagegen schenkt

Schätze der Beständigkeit:

Bleibt der Zentner dein Gewinn,

Fahr der Heller immer hin.

 

5.

Schaue alle Güter an,

Die dein Herz für Güter hält;

Keines mit dir gehen kann,

Wann du gehest aus der Welt;

Alles bleibet hinter dir

Wann du trittst ins Grabes Tür.

 

6.

Aber was die Seele nährt,

Gottes Huld und Christi Blut,

Wird von keiner Zeit verzehrt,

Ist und bleibet allzeit gut:

Erdengut zerfällt und bricht,

Seelengut das schwindet nicht.

 

7.

Ach, wie bist du doch so blind

Und im Denken unbedacht!

Augen hast du, Menschenkind,

Und hast doch noch nie betracht’

Deiner Augen helles Glas:

Siehe, welch ein Schatz ist das!

 

8.

Zähle deine Finger her,

Und der andern Glieder Zahl:

Keins ist, das dir unwert wär,

Ehrst und liebst sie allzumal,

Keines gäbst du weg um Gold,

Wenn man dir’s abnehmen wollt.

 

9.

Nun, so gehe in den Grund

Deines Herzens, das dich lehrt;

Wie viel Gutes alle Stund

Dir von oben wird beschert:

Du hast mehr denn Sand am Meer,

Und willst doch noch immer mehr.

 

10.

Wüsste der im Himmel lebt,

Dass dir wäre nütz und gut,

Wonach so begierig strebt

Dein verblendtes Fleisch und Blut,

Würde seine Frömmigkeit

Dich nicht lassen unerfreut.

 

11.

Gott ist deiner Liebe voll

Und von ganzem Herzen treu.

Wenn du wünschest, prüft er wohl

Wie dein Wunsch beschaffen sei:

Ist dir’s gut, so geht er’s ein,

Ist’s dein Schade, spricht er Nein.

 

12.

Unterdessen trägt sein Geist

Dir in deines Herzens Haus

Manna, das die Engel speist,

Ziert und schmückt es herrlich aus,

Ja, erwählet dir zum Heil

Dich zu seinem Gut und Teil.

 

13.

Ei, so richte dich empor,

Du betrübtes Angesicht!

Lass das Seufzen, nimm hervor

Deines Glaubens Freudenlicht!

Das behalt, wenn dich die Nacht

Deines Kummers traurig macht.

 

14.

Setze als ein Himmelssohn

Deinem Willen Maß und Ziel;

Rühre stets vor Gottes Thron

Deines Dankens Saitenspiel,

Weil dir schon gegeben ist

Mehres denn du würdig bist.

 

15.

Führe deines Lebens Lauf

Allzeit Gottes eingedenk.

Wie es kommt, nimm alles auf

Als ein wohlbedacht Geschenk;

Geht dir’s widrig, lass es gehn,

Gott im Himmel bleibt dir stehn.

 

54. TROSTGESANG WIDER DAS ÄRGERNIS DER BÖSEN GLÜCKLICHEN WELT.

 

Mel.: Mein’ Augen schließ ich jetzt in Gottes Namen zu.

 

1.

Du liebe Unschuld du,

Wie schlecht wirst du geacht’!

Wie oftmals wird dein Tun

Von aller Welt verlacht!

Du dienest deinem Gott,

Hältst dich nach seinen Worten,

Darüber höhnt man dich

Und drückt dich aller Orten.

 

2.

Du gehst geraden Weg,

Fleuchst vor der krummen Bahn,

Ein andrer tut sich zu,

Und wird ein reicher Mann,

Vermehrt sein kleines Gut,

Füllt Kasten, Boden, Scheunen,

Du bleibst ein armer Tropf

Und darbest samt den Deinen.

 

3.

Du strafst der Bösen Werk,

Und sagst, was unrecht sei,

Ein andrer übt die Kunst

Der süßen Heuchelei:

Die bringt ihm Lieb und Huld,

Und hebt ihn auf die Höhen,

Du aber bleibst zurück

Und musst da unten stehen.

 

4.

Du sprichst, die Tugend

Sei der Christen schönste Kron,

Hingegen hält die Welt

Von Reputation:

Wer diese haben will, sagt sie,

Der muss gar eben

Sich schicken in die Zeit

Und gleich den andern leben.

 

5.

„Du rühmest viel von Gott,

Und streichst gewaltig aus

Den Segen, den er schickt

In seiner Kinder Haus:

Ist denn nun dem also,

So lass doch,“ sagt man, „sehen,

Was ist denn dir für Guts,

Für Glück und Heil geschehen?“

 

6.

Halt fest, o frommes Herz,

Halt fest und bleib getreu

In Widerwärtigkeit: dein Gott,

Der steht dir bei.

Lass diesen deine Sach

Handhaben, schützen, führen,

So wirst du wohl bestehn

Und endlich triumphieren.

 

7.

Gefällst du Menschen nicht,

Das ist ein schlechter Schad,

Allg’nug ist’s, wenn du hast

Des ew’gen Vaters Gnad.

Ein Mensch kann doch nicht mehr

Denn irren, fehlen, lügen;

Gott aber ist gerecht,

Sein Urteil kann nicht trügen.

 

8.

Spricht er nun, „du bist mein,

Dein Tun gefällt mir wohl,“

Wohlan, so sei dein Herz

Getrost und freudenvoll!

Schlag alles in den Wind

Was böse Leute dichten;

Sei still und siehe zu,

Gott wird sie balde richten.

 

9.

Stolz, Übermut und Pracht

Währt in die Länge nicht:

Wenn’s Glas am hellsten scheint,

Fällt’s auf die Erd und bricht,

Und wenn des Menschen Glück

Am höchsten ist gestiegen,

So stürzt es unter sich

Und muss zu Boden liegen.

 

10.

Das ungerechte Gut,

Wer’s recht und wohl besieht,

Ist lauter Zentnerlast,

Die Herz, Sinn und Gemüt

Ohn Unterlass beschwert,

Seel und Gewissen dringet,

Und aus der sanften Ruh

In schweres Leiden bringet.

 

11.

Was hat doch mancher mehr

Denn armer Leute Schweiß?

Was isst und trinket er?

Worin besteht sein Preis,

Als im geraubten Erb

Und armer Witwen Tränen,

Die wie ein dürres Land

Sich nach Erquickung sehnen?

 

12.

Heißt das nun selig sein?

Ist das die Herrlichkeit?

O, welch ein hartes Wort

Wird über solche Leut

Am Tage des Gerichts

Aus Gottes Thron erschallen,

Wie schändlich wird ihr Ruhm

Und großes Prahlen fallen!

 

13.

Du aber, der du Gott

Von ganzem Herzen ehrst

Und deine Füße nicht

Von seinen Wegen kehrst,

Wirst in der schönen Schar,

Die Gott mit Manna weidet,

Hergehn, mit Lob und Ehr

Als einem Rock, gekleidet.

 

14.

Drum fasse deine Seel

Ein wenig mit Geduld,

Fahr immer fort, tu recht,

Leb außer Sündenschuld.

Halt, dass den schönsten Schatz

Dort in dem andern Leben

Des Höchsten milde Hand

Dir werd aus Gnade geben.

 

15.

Was hier ist in der Welt,

Da sei nur unbemüht:

Wird dir’s ersprießlich sein,

Wie’s Gott am besten sieht,

So glaube du gewiss,

Er wird dir deinen Willen

Schon geben und mit Freud

All dein Begehren stillen.

 

55. BEI ERSCHEINUNG EINES KOMETEN.

 

Mel.: 

Auf meinen lieben Gott. 

Wo soll ich fliehen hin.

 

1.

Herr, was hast du im Sinn?

Wo denkt dein Eifer hin?

Von was für neuen Plagen

Soll uns der Himmel sagen?

Was soll uns armen Leuten

Der neue Stern bedeuten?

 

2.

Die Zeichen in der Höh

Erwecken Ach und Weh;

Es hat’s in nächsten Jahren

Die ganze Welt erfahren:

Die brennenden Kometen

Sind traurige Propheten.

 

3.

Sie brennen in der Luft,

Und unsers Herzens Kluft

Ist blind und kalt zum Guten,

Erkennet nicht die Ruten,

Die uns zu unsern Wunden

Des Höchsten Hand gebunden.

 

4.

Kein Mensche hört fast mehr,

Was Gottes Geist uns lehr

In seinen heiligen Worten:

Drum muss an vielen Orten

Von großem Zorn und Dräuen

Das Sternenland selbst schreien.

 

5.

Die Welt hält keine Zucht,

Der Glaub ist in der Flucht;

Die Treu ist hart gebunden,

Die Wahrheit ist verschwunden;

Barmherzig sein und lieben,

Das sieht man selten üben.

 

6.

Daher wächst Gottes Grimm,

Und dringt mit Ungestüm

Aus seines Eifers Kammer,

Und will mit großem Jammer,

Wo wir uns nicht bekehren,

Uns allesamt verheeren.

 

7.

Und das will der Prophet,

Der in der Luft da steht,

Uns, die wir sicher leben,

Klar zu verstehen geben

Mit seinem hellen Lichte

Und klarem Angesichte.

 

8.

Sein Lauf ist gar geschwind;

Ach, Gott! lass unsre Sünd

Uns nicht geschwind hinrücken

Und eilends unterdrücken,

Lass uns der Strafen Haufen

Nicht plötzlich überlaufen!

 

9.

Dein Strahl ist breit und lang,

Macht uns fast angst und bang

Ach, Jesu! hilf uns allen,

Auf dass nicht auf uns fallen

Die hochbetrübten Zahlen

Der letzten Zornesschalen.

 

10.

Erhalt uns unsern Herrn,

Den schönen edlen Stern,

Lass uns sein Licht beleuchten,

Lass seinen Tau uns feuchten,

Dass wir uns seiner freuen

Und unter ihm gedeihen.

 

11.

Lass auch noch immerfort

Dein liebes wertes Wort

In unserm Land und Grenzen

Schön, rein und helle glänzen.

Wenn dein Wort uns nur blicket,

So sind wir g’nug erquicket.

 

12.

Gedenk an deine Güt,

Und lass doch dein Gemüt

Erweichen von uns Armen;

Regier uns mit Erbarmen,

Damit die bösen Zeichen

Ein gutes End erreichen.

 

56. ICH WILL DES HERREN ZORN TRAGEN.

Mich. 7.

 

Mel.: 

Frisch auf, mein’ Seel, verzage nicht.

Was mein Gott will, das g’scheh allzeit.

 

1.

Ich hab’s verdient, was will ich doch

Mich wider Gott viel sperren?

Komm immer her, du Kreuzesjoch

Und bittrer Kelch des Herren!

Ohn Angst und Pein

Mag der nicht sein,

Der wider Gott gehandelt,

Wie ich getan,

Da ich die Bahn

Der schnöden Welt gewandelt.

 

2.

Ich will des Herren Straf und Zorn

Mit stillem Herzen tragen;

In Sünden bin ich ja geborn,

Hab auch im Sündenwagen

Mit eitler Freud

Oft meine Zeit

Ganz liederlich verzehret,

Gott, meinen Hort,

In seinem Wort

Nicht wie ich soll gehöret.

 

3.

Ich habe den gebahnten Steg

Verlassen, und geliebet

Den gottsvergessnen Irreweg,

Drum wird auch nun betrübet

Mein Herz und Mut

Durch Gottes Rut:

Er hält ein recht Gerichte

Vor seinem Thron,

Gibt Sold und Lohn

Mit völligem Gewichte.

 

4.

Gott ist gerecht, doch auch dabei

Sehr fromm und voller Güte,

Die Vaterlieb und Muttertreu,

Die wohnt ihm im Gemüte.

Gott zürnet nicht,

Wie wohl geschicht

Bei uns hier auf der Erden,

Da mancher Mann

Nicht wieder kann

Zur Sühn erweichet werden.

 

5.

Nein, traun! das ist nicht Gottes Sinn,

Sein Zorn der hat ein Ende, 

Wenn wir uns bessern, fällt er hin

Und macht die strengen Hände

Sanft und gelind,

Hört auf, die Sünd

Hier bei uns heimzusuchen.

Gott kehrt den Grimm

Mit Gnaden um

Und segnet nach dem Fluchen.

 

6.

Das wird fürwahr auch mir geschehn,

Es soll’s ein jeder spüren.

Gott wird einmal zum Rechten sehn

Und meine Sach ausführen.

Sein Angesicht

Wird mich ans Licht

Aus meiner Höhle bringen,

Dass seine Treu

Ich frisch und frei

Erzählen mög und singen.

 

7.

Drum freut euch nicht, ihr meine Feind’,

Ob ich darnieder liege, 

Denn mein Gott wird, eh ihr’s vermeint,

Mir helfen, dass ich siege.

Sein’ heil’ge Hand

Wird meinen Stand

Schon wieder feste gründen.

Es wird sich Freud

Und gute Zeit

Nach trübem Wetter finden.

 

8.

Ich bin in Not, und weiß doch nicht

Von rechter Not zu sagen;

Denn Gott ist meines Herzens Licht,

Wo der ist, muss es tagen

Auch in der Nacht,

Da sich die Macht

Der Finsternis vermehret:

Wenn dieses Licht

Mir scheint, so bricht

Und fällt, was mich beschweret.

 

9.

Es kommt die Zeit, und ist nicht weit,

Da will ich jubilieren.

Der aber, der mich jetzt verspeit

Und pfleget zu vexieren

In meiner Not

„Wo ist dein Gott?“

Der wird mit Schanden stehen,

Er wird mit Hohn,

Ich mit der Kron

Der Ehren davon gehen.

 

57. UM GEDULD IN GROSSEM LEID.

(Nach dem Gebet III, Nr. 27 im Paradies-Gärtlein von Joh. Arnd.)

 

Mel.: 

Herr, straf mich nicht in deinem Zorn.

Es ist das Heil uns kommen her.

 

1.

Ach! treuer Gott, barmherzigs Herz

Des Güte sich nicht endet,

Ich weiß, dass mir dies Kreuz und Schmerz

Dein’ Hand hat zugewendet;

Ja, Herr, ich weiß, dass diese Last

Du mir aus Lieb erteilet hast

Und gar aus keinem Hasse.

 

2.

Denn das ist allzeit dein Gebrauch:

Wer Kind ist, muss was leiden,

Und wen du liebst, den stäupst du auch,

Schickst Trauern vor den Freuden;

Führst uns zur Höllen, tust uns weh,

Und führst uns wieder in die Höh,

Und so geht eins ums andre.

 

3.

Du führst ja wohl recht wunderlich

Die, so dein Herz ergötzen:

Was leben soll, muss erstlich sich

Ins Todes Höhle setzen;

Was steigen soll zur Ehr empor,

Liegt auf der Erd, und muss sich vor

Im Kot und Staube wälzen.

 

4.

Das hat, Herr, dein geliebter Sohn

Selbst wohl erfahrn auf Erden,

Denn eh er kam zum Ehrenthron,

Musst er gekreuzigt werden.

Er ging durch Trübsal, Angst und Not,

Ja, durch den herben, bittern Tod

Drang er zur Himmelsfreude.

 

5.

Hat nun dein Sohn, der fromm und recht,

So willig sich ergeben,

Was will ich armer Sündenknecht

Dir viel zuwider streben?

Er ist der Siegel der Geduld,

Und wer sich sehnt nach deiner Huld

Der muss ihm ähnlich werden.

 

6.

Ach! lieber Vater, wie so schwer

Ist’s, der Vernunft zu gläuben,

Dass du demselben, den du sehr

Schlägst, solltest günstig bleiben?

Wie macht doch Kreuz so lange Zeit,

Wie schwerlich will sich Lieb und Leid

Zusammen lassen reimen?

 

7.

Was ich nicht kann, das gib du mir,

O höchstes Gut der Frommen!

Gib, dass mir nicht des Glaubens Zier

Durch Trübsal werd entnommen.

Erhalte mich, o starker Hort,

Befest’ge mich in deinem Wort,

Behüte mich vor Murren.

 

8.

Bin ich ja schwach, lass deine Treu

Mir an die Seite treten,

Hilf, dass ich unverdrossen sei

Zu rufen, seufzen, beten:

So lang ein Herze hofft und gläubt

Und im Gebet beständig bleibt,

So lang ist’s unbezwungen.

 

9.

Greif mich auch nicht zu heftig an,

Damit ich nicht vergehe;

Du weißt wohl, was ich tragen kann,

Wie’s um mein Leben stehe:

Ich bin ja weder Stahl noch Stein,

Wie balde geht ein Wind herein,

So fall ich hin und sterbe.

 

10.

Ach, Jesu! der du worden bist

Mein Heil mit deinem Blute,

Du weißt gar wohl, was Kreuze ist,

Und wie dem sei zu Mute,

Den Kreuz und großes Unglück plagt;

Drum wirst du, was mein Herze klagt,

Gar gern zu Herzen fassen.

 

11.

Ich weiß, du wirst in deinem Sinn

Mit mir Mitleiden haben,

Und mich, wie ich’s jetzt dürftig bin,

Mit Gnad und Hilfe laben.

Ach, stärke meine schwache Hand!

Ach, heil und bring in bessern Stand

Das Straucheln meiner Füße!

 

12.

Sprich meiner Seel ein Herze zu,

Und tröste mich aufs beste,

Denn du bist ja der Müden Ruh,

Der Schwachen Turm und Feste,

Ein Schatten vor der Sonnenhitz,

Ein’ Hütte, da ich sicher sitz

Im Sturm und Ungewitter.

 

13.

Und weil ich ja nach deinem Rat

Hier soll ein wenig leiden,

So lass mich auch in deiner Gnad

Als wie ein Schäflein weiden,

Dass ich im Glauben die Geduld

Und durch Geduld dein’ edle Huld

Nach scharfer Prob erhalte.

 

14.

O heilger Geist, du Freudenöl

Das Gott vom Himmel schicket,

Erfreue mich, gib meiner Seel,

Was Mark und Bein erquicket.

Du bist der Geist der Herrlichkeit,

Weißt, was für Gnade, Trost und Freud

Mein in dem Himmel warte.

 

15.

Ach! lass mich schauen, wie so schön

Und lieblich sei das Leben,

Das denen, die durch Trübsal gehn,

Du dermaleins wirst geben.

Ein Leben, gegen welchem hier

Die ganze Welt mit ihrer Zier

Durchaus nicht zu vergleichen.

 

16.

Daselbst wirst du in ewger Lust

Aufs süßte mit mir handeln,

Mein Kreuz, das mir und dir bewusst,

In Freud und Ehre wandeln.

Da wird mein Weinen lauter Wein,

Mein Ächzen lauter Jauchzen sein:

Das glaub ich, hilf mir! Amen.

 

58. IM KREUZ, WENN GOTT DIE HILFE LANGE VERZEUCHT.

(Nach dem Gebet III, Nr. 26 im Paradies-Gärtlein von Joh. Arnd.)

 

Mel.: Durch Adams Fall ist ganz verderbt.

 

1.

Barmherziger Vater, höchster Gott,

Gedenk an deine Worte!

Du sprichst: „Ruf mich an in der Not,

Und klopf an meine Pforte,

So will ich dir

Errettung hier

Nach deinem Wunsch erweisen,

Dass du mit Mund

Und Herzengrund

In Freuden mich sollst preisen.“

 

2.

Befiehl dem Herrn früh und spat

All deine Weg und Sachen,

Er weiß zu geben Rat und Tat,

Kann alles richtig machen.

Wirf auf ihn hin,

Was dir im Sinn

Liegt, und dein Herz betrübet.

Er ist dein Hirt,

Der wissen wird

Zu schützen, was er liebet.

 

3.

Der fromme Vater wird sein Kind

In seine Arme fassen,

Und die gerecht und gläubig sind,

Nicht stets in Unruh lassen.

Drum, lieben Leut,

Hofft allezeit

Auf den, der völlig labet;

Dem schüttet aus,

Was ihr im Haus

Und auf dem Herzen habet.

 

4.

Ach, süßer Hort! wie tröstlich klingt,

Was du versprichst dem Frommen:

„Ich will, wenn Trübsal einher dringt,

Ihm selbst zu Hilfe kommen.

Er liebet mich,

Drum will auch ich

Ihn lieben und beschützen.

Er soll bei mir

Im Schoße hier

Frei aller Sorgen sitzen.“

 

5.

Der Herr ist allen denen nah,

Die sich zu ihme finden,

Wann sie ihm rufen, steht er da,

Hilft fröhlich überwinden

All Angst und Weh,

Hebt in die Höh,

Die schon darnieder liegen;

Er macht und schafft,

Dass sie viel Kraft

Und große Stärke kriegen.

 

6.

Fürwahr, wer meinen Namen ehrt,

Spricht Christus, „und fest gläubet,

Des Bitte wird von Gott erhört,

Sein Herzenswunsch bekleibet:

So tret heran

Ein jedermann:

Wer bittet, wird empfangen,

Und wer da sucht,

Der wird die Frucht

Mit großem Nutz erlangen.“

 

7.

Hört, was dort jener Richter sagt:

„Ich muss die Witwe hören,

Dieweil sie mich so treibt und plagt:

Sollt denn sich Gott nicht kehren

Zu seiner Schar,

Die hier und dar

Bei Nacht und Tage schreien?

Ich sag und halt,

Er wird sie bald

Aus aller Angst befreien.“

 

8.

Wenn der Gerecht in Nöten weint,

Will Gott ihn fröhlich machen,

Und die zerbrochnen Herzens seind,

Die sollen wieder lachen.

Wer fromm will sein,

Muss in der Pein

Und Jammerstraße wallen.

Doch steht ihm bei

Des Höchsten Treu

Und hilft ihm aus dem allen.

 

9.

„Ich habe dich ein’n Augenblick,

O liebes Kind, verlassen,

Sieh aber, sieh! mit großem Glück

Und Trost ohn alle Maßen

Will ich dir schon

Die Freudenkron

Aufsetzen und verehren;

Dein kurzes Leid

Soll sich in Freud

Und ewges Heil verkehren.“

 

10.

Ach, lieber Gott! ach, Vaterherz!

Mein Trost von so viel Jahren!

Wie lässt du mich so manchen Schmerz

Und große Angst erfahren?

Mein Herze schmacht’,

Mein Auge wacht

Und weint sich krank und trübe;

Mein Angesicht

Verliert sein Licht

Vom Seufzen, das ich übe.

 

11.

Ach, Herr! wie lange willt du mein

So ganz und gar vergessen?

Wie lange soll ich traurig sein

Und mein Leid in mich fressen?

Wie lang ergrimmt

Dein Herz, und nimmt

Dein Antlitz meiner Seelen?

Wie lange soll

Ich sorgenvoll

Mein Herz im Leibe quälen?

 

12.

Willst du verstoßen ewiglich

Und kein Guts mehr erzeigen?

Soll dein Wort und Verheißung sich

Nun ganz zu Grunde neigen?

Zürnst du so sehr,

Dass du nicht mehr

Dein Heil magst zu mir senden?

Doch, Herr, ich will

Dir halten still,

Dein’ Hand kann alles wenden.

 

13.

Nach dir, o Herr, verlanget mich

Im Jammer dieser Erden!

Mein Gott, ich harr und hoff auf dich!

Lass nicht zu Schanden werden,

Herr, deinen Freund,

Dass nicht mein Feind

Sich freu und jubiliere!

Gib mir vielmehr,

Dass ich zur Ehr

Erhoben, triumphiere!

 

14.

Ach Herr! du bist und bleibst auch wohl

Getreu in deinem Sinne;

Darum, wenn ich ja kämpfen soll,

So gib, dass ich gewinne.

Leg auf die Last,

Die du mir hast

Beschlossen, aufzulegen,

Leg auf, doch dass

Auch nicht das Maß

Sei über mein Vermögen.

 

15.

Du bist ja ungebundner Kraft,

Ein Held, der alles stürzet;

Du hast ein’ Hand, die alles schafft,

Die ist noch unverkürzet.

Herr Zebaoth

Wirst du, mein Gott,

Genannt zu deinen Ehren;

Bist groß von Rat,

Und deiner Tat

Kann keine Stärke wehren.

 

16.

Du bist der Tröster Israel

Und Retter aus Trübsalen:

Wie kommt’s denn, dass du meine Seel

Jetzt sinken lässt und fallen?

Du stellst und hast

Dich wie ein Gast,

Der fremd ist in dem Lande,

Und wie ein Held,

Dem’s Herz entfällt,

Mit Schimpf und großer Schande.

 

17.

Nein Herr! ein solcher bist du nicht,

Des ist mein Herz gegründet:

Du stehest fest, der du dein Licht

Hier bei uns angezündet.

Ja, hier hältst du,

Herr, deine Ruh

Bei uns, die nach dir heißen,

Und bist bereit

Zu rechter Zeit

Uns aus der Not zu reißen.

 

18.

Nun, Herr, nach aller dieser Zahl

Der jetzt erzählten Worte,

Hilf mir, dass ich so manches Mal

Geklopft an deine Pforte!

Hilf, Helfer, mir!

So will ich hier

Dir Freudenopfer bringen,

Auch nachmals dort

Dir fort und fort

Im Himmel herrlich singen.

 

59. GEDULD IST EUCH VON NÖTEN.

Hebr. 10,35-37.

 

Mel.: 

Nun jauchzet all, ihr Frommen.

Von Gott will ich nicht lassen.

 

1.

Geduld ist euch vonnöten,

Wenn Sorge, Gram und Leid

Und was euch mehr will töten,

Euch in das Herze schneidt.

O auserwählte Zahl!

Soll euch kein Tod nicht töten,

Ist euch Geduld vonnöten,

Das sag ich noch einmal.

 

2.

Geduld ist Fleisch und Blute

Ein herb und bittres Kraut.

Wenn unsers Kreuzes Rute

Uns nur ein wenig draut,

Erschrickt der zarte Sinn:

Im Glück ist er verwegen,

Kommt aber Sturm und Regen,

Fällt Herz und Mut dahin.

 

3.

Geduld ist schwer zu leiden,

Dieweil wir irdisch seind,

Und stets in lautern Freuden

Bei Gott zu sein vermeint,

Der doch sich klar erklärt:

„Ich strafe, die ich liebe,

Und die ich hoch betrübe,

Die halt ich hoch und wert.“

 

4.

Geduld ist Gottes Gabe

Und seines Geistes Gut:

Der zeucht und löst sich abe,

Sobald er in uns ruht;

Der edle werte Gast

Erlöst uns von dem Zagen

Und hilft uns treulich tragen

Die große Bürd und Last.

 

5.

Geduld kommt aus dem Glauben

Und hängt an Gottes Wort:

Das lässt sie ihr nicht rauben,

Das ist ihr Heil und Hort.

Das ist ihr hoher Wall,

Da hält sie sich verborgen,

Lässt Gott den Vater sorgen

Und fürchtet keinen Fall.

 

6.

Geduld setzt ihr Vertrauen

Auf Christi Tod und Schmerz:

Macht Satan ihr ein Grauen:

So fasst sie hier ein Herz,

Und spricht: „Zürn immerhin,

Du wirst mich doch nicht fressen.

Ich bin zu hoch gesessen,

Weil ich in Christo bin.“

 

7.

Geduld ist wohl zufrieden

Mit Gottes weisem Rat,

Lässt sich nicht leicht ermüden

Durch Aufschub seiner Gnad;

Hält frisch und fröhlich aus,

Lässt sich getrost beschweren,

Und denkt, „wer will’s ihm wehren,

Ist er doch Herr im Haus.“

 

8.

Geduld kann lange warten,

Vertreibt die lange Weil

In Gottes schönem Garten,

Durchsucht zu ihrem Heil

Das Paradies der Schrift,

Und schützt sich früh und späte

Mit eifrigem Gebete

Vor Satans List und Gift.

 

9.

Geduld tut Gottes Willen,

Erfüllet sein Gebot,

Und weiß sich fein zu stillen

In aller Feinde Spott.

Es lache, wem’s beliebt:

Wird sie doch nicht Schanden,

Es ist bei ihr vorhanden

Ein Herz, das nichts drauf gibt.

 

10.

Geduld dient Gott zu Ehren

Und lässt sich nimmermehr

Von seiner Liebe kehren:

Und schlüg er noch so sehr,

So ist sie doch bedacht,

Sein’ heilge Hand zu loben,

Spricht „Gott, der hoch erhoben,

Hat alles wohl gemacht.“

 

11.

Geduld erhält das Leben,

Vermehrt der Jahre Zahl,

Vertreibt und dämpft daneben

Manch’ Angst und Herzensqual;

Ist wie ein schönes Licht,

Davon wer an ihr hanget

Mit Gottes Hilf erlanget

Ein fröhlichs Angesicht.

 

12.

Geduld macht große Freude,

Bringt aus dem Himmelsthron

Ein schönes Halsgeschmeide.

Dem Haupt ein’ edle Kron

Und königlichen Hut;

Stillt der Betrübten Tränen

Und füllt das heiße Sehnen

Mit rechtem guten Gut.

 

13.

Geduld ist mein Verlangen

Und meines Herzens Lust,

Nach der ich oft gegangen:

Das ist dir wohl bewusst,

Herr, voller Gnad und Huld!

Ach! gib mir und gewähre

Mein Bitten: ich begehre

Nichts anders denn Geduld.

 

14.

Geduld ist meine Bitte,

Die ich sehr oft und viel

Aus dieser Leibeshütte

Zu dir, Herr, schicken will.

Kommt dann der letzte Zug,

So gib durch deine Hände

Auch ein geduldigs Ende,

So hab ich alles gnug.

 

60. WAS GOTT GEFÄLLT.

 

Mel.: Erschienen ist der herrlich’ Tag.

 

1.

Was Gott gefällt, mein frommes Kind,

Nimm fröhlich an; stürmt gleich der Wind

Und braust, dass alles knackt und bricht,

So sei getrost, denn dir geschicht,

Was Gott gefällt.

 

2.

Der beste Will ist Gottes Will,

Auf diesem ruht man sanft und still;

Da gib dich allzeit frisch hinein,

Begehre nichts denn nur allein,

Was Gott gefällt.

 

3.

Der klügste Sinn ist Gottes Sinn:

Was Menschen sinnen fället hin,

Wird plötzlich kraftlos, müd und laß,

Tut oft was bös, und selten das,

Was Gott gefällt.

 

4.

Der frömmste Mut ist Gottes Mut,

Der niemand Arges gönnt und tut:

Er segnet, wenn uns schilt und flucht

Die böse Welt, die nimmer sucht,

Was Gott gefällt.

 

5.

Das treueste Herz ist Gottes Herz,

Treibt alles Unglück hinterwärts,

Beschirmt und schützet Tag und Nacht

Den, der stets hoch und herrlich acht’,

Was Gott gefällt.

 

6.

Ach! könnt ich singen, wie ich wohl

Im Herzen wünsch und billig soll,

So wollt ich öffnen meinen Mund,

Und singen jetzo diese Stund,

Was Gott gefällt.

 

7.

Ich wollt erzählen seinen Rat

Und übergroße Wundertat,

Das süße Heil, die ew’ge Kraft,

Die allenthalben wirkt und schafft,

Was Gott gefällt.

 

8.

Er ist der Herrscher in der Höh,

Auf ihm steht unser Wohl und Weh;

Er trägt die Welt in seiner Hand,

Hinwieder trägt uns See und Land,

Was Gott gefällt.

 

9.

Er hält der Elemente Lauf,

Und damit hält er uns auch auf,

Gibt Sommer, Winter, Tag und Nacht,

Dass alles davon lebt und lacht,

Was Gott gefällt.

 

10.

Sein Heer, die Sterne, Sonn und Mond

Gehn ab und zu, wie sie gewohnt;

Die Erd ist fruchtbar, bringt herfür

Korn, Öl und Most, Brot, Wein und Bier,

Was Gott gefällt.

 

11.

Sein ist die Weisheit und Verstand,

Ihm ist bewusst und wohlbekannt,

Sowohl wer Böses denkt und übt

Als auch wer Gutes tut und liebt,

Was Gott gefällt.

 

12.

Sein Häuflein ist ihm lieb und wert;

Sobald es sich zur Sünde kehrt,

So winkt er mit der Vaterrut

Und locket, bis man wieder tut,

Was Gott gefällt.

 

13.

Was unserm Herzen dienlich sei,

Das weiß sein Herz, ist fromm dabei,

Der keinem jemals Guts versagt

Der Guts gesucht, dem nachgejagt,

Was Gott gefällt.

 

14.

Ist dem also, so mag die Welt

Behalten, was ihr wohlgefällt.

Du aber, mein Herz, halt genehm,

Und nimm vorlieb mit Gott und dem,

Was Gott gefällt.

 

15.

Lass andre sich mit stolzem Mut

Erfreuen über großes Gut,

Du aber nimm die Kreuzeslast,

Und sei geduldig, wenn du hast,

Was Gott gefällt.

 

16.

Lebst du in Sorg und großem Leid,

Hast lauter Gram und keine Freud,

Ei, sei zufrieden! trägst du doch

In diesem sauren Lebensjoch,

Was Gott gefällt.

 

17.

Musst du viel leiden hier und dort,

So klebe fest an deinem Hort;

Denn alle Welt und Kreatur

Ist unter Gott, kann nichts denn nur,

Was Gott gefällt.

 

18.

Wirst du veracht’ von jedermann,

Höhnt dich dein Feind und speit dich an,

Sei wohlgemut! dein Jesus Christ,

Erhöhet dich, weil in dir ist,

Was Gott gefällt.

 

19.

Der Glaub ergreift des Höchsten Huld,

Die Hoffnung bringt und schafft Geduld:

Schleuß beid in deines Herzens Schrein,

So wird dein ew’ges Erbe sein,

Was Gott gefällt.

 

20.

Dein Erb ist in dem Himmelsthron,

Hier ist dein Zepter, Reich und Kron,

Hier wirst du schmecken, hören, sehn,

Hier wird ohn Ende dir geschehn,

Was Gott gefällt.

 

61. TROSTGESANG IN SCHWERMUT UND ANFECHTUNG.

 

Mel.: Christus, der uns selig macht.

 

1.

Schwing dich auf zu deinem Gott,

Du betrübte Seele!

Warum liegst du Gott zum Spott

In der Schwermutshöhle?

Merkst du nicht des Satans List?

Er will durch sein Kämpfen

Deinen Trost, den Jesus Christ

Dir erworben, dämpfen.

 

2.

Schüttle deinen Kopf und sprich:

„Fleuch du alte Schlange,

Was erneurst du deinen Stich,

Machst mich angst und bange?

Ist dir doch der Kopf zerknickt,

Und ich bin durchs Leiden

Meines Heilands dir entzückt

In den Saal der Freuden.

 

3.

Wirfst du mir mein Sünd’gen für?

Wo hat Gott befohlen,

Dass mein Urteil über mir,

Ich bei dir soll holen?

Wer hat dir die Macht geschenkt,

Andre zu verdammen?

Der du selbst doch liegst versenkt

In der Höllen Flammen.“

 

4.

Hab ich was nicht recht getan,

Ist mir’s leid von Herzen;

Dahingegen nehm ich an

Christi Blut und Schmerzen.

Denn das ist die Ranzion

Meiner Missetaten:

Bring ich dies vor Gottes Thron,

Ist mir wohl geraten.

 

5.

Christi Unschuld ist mein Ruhm,

Sein Recht meine Krone,

Sein Verdienst mein Eigentum,

Da ich frei in wohne

Als in einem festen Schloss,

Das kein Feind kann fällen,

Brächt er gleich davor Geschoss

Und Gewalt der Höllen.

 

6.

Stürme, Teufel und du Tod!

Was könnt ihr mir schaden?

Deckt mich doch in meiner Not

Gott mit seiner Gnaden;

Der Gott, der mir seinen Sohn

Selbst verehrt aus Liebe,

Dass der ew’ge Spott und Hohn

Mich nicht dort betrübe.

 

7.

Schreie, tolle Welt, es sei

Mir Gott nicht gewogen,

Es sei lauter Täuscherei

Und im Grund erlogen:

Wäre mir Gott gram und feind,

Würd er seine Gaben,

Die mein eigen worden seind,

Wohl behalten haben?

 

8.

Denn, was ist im Himmelszelt,

Was im tiefen Meere,

Was ist Gutes in der Welt,

Da nicht mir gut wäre?

Weme brennt das Sternenlicht?

Wozu ist gegeben

Luft und Wasser? dient es nicht

Mir und meinem Leben?

 

9.

Weme wird das Erdreich nass

Von dem Tau und Regen?

Weme grünet Laub und Gras?

Weme füllt der Segen

Berg und Tale, Feld und Wald?

Wahrlich, mir zur Freude,

Dass ich meinen Aufenthalt

Hab und Leibesweide.

 

10.

Meine Seele lebt in mir

Durch die süßen Lehren,

So die Christen mit Begier

Alle Tage hören.

Gott eröffnet früh und spat

Meinen Geist und Sinnen,

Dass sie seines Geistes Gnad

In sich ziehen können.

 

11.

Was sind der Propheten Wort

Und Apostel Schreiben,

Denn ein Licht am dunkeln Ort

Fackeln, die vertreiben

Meines Herzens Finsternis,

Und in Glaubenssachen

Das Gewissen fein gewiss

Und recht grundfest machen.

 

12.

Nun auf diesen heil’gen Grund

Bau ich mein Gemüte,

Sehe, wie der Höllenhund

Zwar dawider wüte,

Gleichwohl muss er lassen stehn,

Was Gott aufgerichtet,

Aber schändlich muss vergehn,

Was er selber dichtet.

 

13.

Ich bin Gottes, Gott ist mein:

Wer ist, der uns scheide?

Dringt das liebe Kreuz herein

Mit dem bittern Leide,

Lass es dringen, kommt es doch

Von geliebten Händen,

Bricht und kriegt geschwind ein Loch,

Wenn es Gott will wenden.

 

14.

Kinder, die der Vater soll

Ziehn zu allem Guten,

Die gedeihen selten wohl

Ohne Zucht und Ruten;

Bin ich denn nun Gottes Kind,

Warum will ich fliehen,

Wenn er mich von meiner Sünd

Auf was Guts will ziehen?

 

15.

Es ist herzlich gut gemeint

Mit der Christen Plagen,

Wer hier zeitlich wohl geweint,

Darf nicht ewig klagen,

Sondern hat vollkommne Lust

Dort in Christi Garten,

Dem er einig recht bewusst,

Endlich zu gewarten.

 

16.

Gottes Kinder säen zwar

Traurig und mit Tränen,

Aber endlich bringt das Jahr,

Wonach sie sich sehnen.

Denn es kommt die Erntezeit

Da sie Garben machen,

Da wird all ihr Gram und Leid

Lauter Freud und Lachen.

 

17.

Ei so fass, o Christenherz,

Alle deine Schmerzen!

Wirf sie fröhlich hinterwärts,

Lass des Trostes Kerzen

Dich entzünden mehr und mehr!

Gib dem großen Namen

Deines Gottes Preis und Ehr,

Er wird helfen! Amen.

 

62. GIB DICH ZUFRIEDEN.

 

In seiner eigenen Melodie.

 

1.

Gib dich zufrieden und sei stille

In dem Gotte deines Lebens.

In ihm ruht aller Freuden Fülle,

Ohn ihm mühst du dich vergebens.

Er ist dein Quell

Und deine Sonne,

Scheint täglich hell

Zu deiner Wonne:

Gib dich zufrieden.

 

2.

Er ist voll Lichtes, Trost und Gnaden,

Ungefärbten, treuen Herzens.

Wo er steht, tut dir kein Schaden

Auch die Pein des größten Schmerzens.

Kreuz, Angst und Not

Kann er bald wenden,

Ja auch den Tod

Hat er in Händen:

Gib dich zufrieden.

 

3.

Wie dir’s und andern oft ergehe,

Ist ihm wahrlich nicht verborgen:

Er sieht und kennet aus der Höhe

Der betrübten Herzen Sorgen,

Er zählt den Lauf

Der heißen Tränen,

Und fasst zu Hauf

All unser Sehnen;

Gib dich zufrieden.

 

4.

Wenn gar kein Einger mehr auf Erden,

Dessen Treue du darfst trauen,

Alsdann will er dein Treuster werden

Und zu deinem Besten schauen:

Er weiß dein Leid

Und heimlich Grämen,

Auch weiß er Zeit

Dir’s zu benehmen;

Gib dich zufrieden.

 

5.

Er hört die Seufzer deiner Seelen

Und des Herzens stilles Klagen,

Und was du keinem darfst erzählen,

Magst du Gott gar kühnlich sagen;

Er ist nicht fern,

Steht in der Mitten,

Hört bald und gern

Der Armen Bitten;

Gib dich zufrieden.

 

6.

Lass dich dein Elend nicht bezwingen,

Halt an Gott, so wirst du siegen:

Ob alle Fluten einher gingen,

Dennoch musst du oben liegen.

Denn wenn du wirst

Zu hoch beschweret,

Hat Gott, dein Fürst,

Dich schon erhöret;

Gib dich zufrieden.

 

7.

Was sorgst du für dein armes Leben,

Wie du’s halten wollst und nähren?

Der dir das Leben hat gegeben,

Wird auch Unterhalt bescheren.

Er hat ein’ Hand

Voll aller Gaben,

Da See und Land

Sich muss von laben;

Gib dich zufrieden.

 

8.

Der allen Vöglein in den Wäldern

Ihr bescheidnes Körnlein weiset.

Der Schaf’ und Rinder in den Feldern

Alle Tage tränkt und speiset,

Der wird ja auch

Dich Eingen füllen,

Und deinen Bauch

Zur Notdurft stillen;

Gib dich zufrieden.

 

9.

Sprich nicht, „ich sehe keine Mittel,

Wo ich such, ist nichts zum besten;“

Denn das ist Gottes Ehrentitel,

Helfen wenn die Not am größten.

Wenn ich und du

Ihn nicht mehr spüren,

Da schickt er zu,

Uns wohl zu führen;

Gib dich zufrieden.

 

10.

Bleib gleich die Hilf in etwas lange,

Wird sie dennoch endlich kommen,

Macht dir das Harren angst und bange,

Glaube mir, es ist dein Frommen.

Was langsam schleicht,

Fasst man gewisser,

Und was verzeucht,

Ist desto süßer;

Gib dich zufrieden.

 

11.

Nimm nicht zu Herzen, was die Rotten

Deiner Feinde von dir dichten:

Lass sie nur immer weidlich spotten,

Gott wird’s hören und recht richten.

Ist Gott dein Freund

Und deiner Sachen,

Was kann dein Feind,

Der Mensch, groß machen?

Gib dich zufrieden.

 

12.

Hat er doch selbst auch wohl das Seine,

Wenn er’s sehen könnt und wollte:

Wo ist ein Glück so klar und reine,

Dem nicht etwas fehlen sollte?

Wo ist ein Haus,

Das könnte sagen:

„Ich weiß durchaus

Von keinen Plagen“;

Gib dich zufrieden.

 

13.

Es kann und mag nicht anders werden,

Alle Menschen müssen leiden,

Was webt und lebt auf der Erden,

Kann das Unglück nicht vermeiden.

Des Kreuzes Stab

Schlägt unsre Lenden

Bis in das Grab,

Da wird sich’s enden;

Gib dich zufrieden.

 

14.

Es ist ein Ruhetag vorhanden,

Da uns unser Gott wird lösen;

Er wird uns reißen aus den Banden

Dieses Leibs und allem Bösen.

Es wird einmal

Der Tod herspringen

Und aus der Qual

Uns sämtlich bringen;

Gib dich zufrieden.

 

15.

Er wird uns bringen zu den Scharen

Der Erwählten und Getreuen,

Die hier mit Frieden abgefahren,

Sich auch nun in Friede freuen,

Da sie den Grund,

Der nicht kann brechen,

Den ew’gen Mund

Selbst hören sprechen:

Gib dich zufrieden.

 

63. CHRISTLICHES TROST- UND FREUDENLIED.

Röm 8.

 

Mel.: 

Herzlich tut mich erfreuen. 

Herzlich tut mich verlangen.

 

1.

Ist Gott für mich, so trete

Gleich alles wider mich,

So oft ich ruf und bete,

Weicht alles hinter sich.

Hab ich das Haupt zum Freunde

Und bin geliebt bei Gott,

Was kann mir tun der Feinde

Und Widersacher Rott?

 

2.

Nun weiß und glaub ich feste,

Ich rühm’s auch ohne Scheu,

Dass Gott der Höchst und Beste

Mein Freund und Vater sei,

Und dass in allen Fällen

Er mir zur Rechten steh,

Und dämpfe Sturm und Wellen

Und was mir bringet Weh.

 

3.

Der Grund, da ich mich gründe,

Ist Christus und sein Blut;

Das machet, dass ich finde

Das ew’ge wahre Gut.

An mir und meinem Leben

Ist nichts auf dieser Erd:

Was Christus mir gegeben,

Das ist der Liebe wert.

 

4.

Mein Jesus ist mein Ehre,

Mein Glanz und helles Licht,

Wenn der nicht in mir wäre,

So dürft und könnt ich nicht

Vor Gottes Augen stehen

Und vor dem strengen Sitz:

Ich müsste stracks vergehen

Wie Wachs in Feuershitz.

 

5.

Mein Jesus hat gelöschet,

Was mit sich führt den Tod;

Der ist’s, der mich rein wäschet,

Macht schneeweiß, was ist rot.

In ihm kann ich mich freuen,

Hab einen Heldenmut,

Darf kein Gerichte scheuen,

Wie sonst ein Sünder tut.

 

6.

Nichts, nichts kann mich verdammen,

Nichts nimmet mir mein Herz;

Die Höll und ihre Flammen

Die sind mir nur ein Scherz.

Kein Urteil mich erschrecket,

Kein Unheil mich betrübt,

Weil mich mit Flügeln decket

Mein Heiland, der mich liebt.

 

7.

Sein Geist wohnt mir im Herzen,

Regieret meinen Sinn,

Vertreibt mir Sorg und Schmerzen,

Nimmt allen Kummer hin,

Gibt Segen und Gedeihen

Dem, was er in mir schafft,

Hilft mir das Abba schreien

Aus aller meiner Kraft.

 

8.

Und wenn an meinem Orte

Sich Furcht und Schwachheit findt,

So seufzt und spricht er Worte,

Die unaussprechlich sind

Mir zwar und meinem Munde,

Gott aber wohl bewusst,

Der an des Herzens Grunde

Ersiehet seine Lust.

 

9.

Sein Geist spricht meinem Geiste

Manch süßes Trostwort zu,

Wie Gott dem Hilfe leiste,

Der bei ihm suchet Ruh,

Und wie er hab erbauet

Ein’ edle neue Stadt,

Da Aug und Herze schauet,

Was es geglaubet hat.

 

10.

Da ist mein Teil, mein Erbe

Mir prächtig zugericht’.

Wenn ich gleich fall und sterbe,

Fällt doch mein Himmel nicht.

Muss ich auch gleich hier feuchten

Mit Tränen meine Zeit,

Mein Jesus und sein Leuchten

Durchsüßet alles Leid.

 

11.

Der sich mit dem verbindet,

Den Satan fleucht und hasst,

Der wird verfolgt und findet

Ein’ harte schwere Last

Zu leiden und zu tragen,

Gerät in Hohn und Spott;

Das Kreuz und alle Plagen

Die sind sein täglich Brot.

 

12.

Das ist mir nicht verborgen,

Doch bin ich unverzagt:

Dich will ich lassen sorgen

Dem ich mich zugesagt;

Es koste Leib und Leben

Und alles, was ich hab,

An dir will ich fest kleben

Und nimmer lassen ab.

 

13.

Die Welt, die mag zerbrechen,

Du stehst mir ewiglich.

Kein Brennen, Hauen, Stechen

Soll trennen mich und dich;

Kein Hunger und kein Dürsten,

Kein’ Armut, keine Pein,

Kein Zorn der großen Fürsten

Soll mir ein’ Hindrung sein.

 

14.

Kein Engel, keine Freuden,

Kein Thron, kein’ Herrlichkeit,

Kein Lieben und kein Leiden,

Kein’ Angst, kein Herzeleid:

Was man nur kann erdenken,

Es sei klein oder groß,

Der keines soll mich lenken

Aus deinem Arm und Schoß.

 

15.

Mein Herze geht in Springen

Und kann nicht traurig sein,

Ist voller Freud und Singen,

Sieht lauter Sonnenschein:

Die Sonne, die mir lachet,

Ist mein Herr Jesus Christ,

Das was mich singend machet,

Ist, was im Himmel ist.

 

64. CHRISTLICHES FREUDENLIED.

 

In seiner eigenen Melodie.

 

1.

Warum sollt ich mich denn grämen?

Hab ich doch, Christum noch,

Wer will mir den nehmen?

Wer will mir den Himmel rauben,

Den mir schon Gottes Sohn

Beigelegt im Glauben?

 

2.

Nackend lag ich auf dem Boden,

Da ich kam, da ich nahm

Meinen ersten Odem:

Nackend werd ich auch hinziehen,

Wenn ich werd von der Erd

Als ein Schatten fliehen.

 

3.

Gut und Blut, Leib, Seel und Leben

Ist nicht mein, Gott allein

Ist es, der’s gegeben:

Will er’s wieder zu sich kehren,

Nehm er’s hin, ich will ihn

Dennoch fröhlich ehren.

 

4.

Schickt er mir ein Kreuz zu tragen,

Dringt herein Angst und Pein,

Sollt ich drum verzagen?

Der es schickt, der wird es wenden,

Er weiß wohl, wie er soll

All mein Unglück enden.

 

5.

Gott hat mich bei guten Tagen

Oft ergötzt, sollt ich jetzt

Nicht auch etwas tragen?

Fromm ist Gott, und schärft mit Maßen

Sein Gericht, kann mich nicht

Ganz und gar verlassen.

 

6.

Satan, Welt und ihre Rotten

Können mir nichts mehr hier

Tun, denn meiner spotten.

Lass sie spotten, lass sie lachen;

Gott, mein Heil, wird in Eil

Sie zu Schanden machen.

 

7.

Unverzagt und ohne Grauen

Soll ein Christ, wo er ist,

Stets sich lassen schauen:

Wollt ihn auch der Tod aufreiben,

Soll der Mut dennoch gut

Und fein stille bleiben.

 

8.

Kann uns doch kein Tod nicht töten,

Sondern reißt unsern Geist

Aus viel tausend Nöten,

Schleußt das Tor der bittern Leiden,

Und macht Bahn, da man kann

Gehn zur Himmelsfreuden.

 

9.

Allda will in süßen Schätzen

Ich mein Herz auf den Schmerz

Ewiglich ergötzen.

Hier ist kein recht Gut zu finden;

Was die Welt in sich hält,

Muss im Hui verschwinden.

 

10.

Was sind dieses Lebens Güter?

Eine Hand voller Sand.

Kummer der Gemüter.

Dort, dort sind die edlen Gaben,

Da mein Hirt Christus wird

Mich ohn Ende laben.

 

11.

Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden,

Du bist mein, ich bin dein,

Niemand kann uns scheiden.

Ich bin dein, weil du dein Leben

Und dein Blut mir zu gut

In den Tod gegeben.

 

12.

Du bist mein, weil ich dich fasse

Und dich nicht, o mein Licht,

Aus dem Herzen lasse.

Lass mich, lass mich hingelangen,

Da du mich und ich dich

Leiblich werd umfangen.

 

65. CHRISTLICHE ERGEBUNG IN GOTTES WILLEN.

 

Mel.: Was mein Gott will, das gscheh allzeit.

 

1.

Ich hab in Gottes Herz und Sinn

Mein Herz und Sinn ergeben.

Was böse scheint, ist mir Gewinn,

Der Tod selbst ist mein Leben.

Ich bin ein Sohn

Des, der den Thron

Des Himmels aufgezogen;

Ob er gleich schlägt

Und Kreuz auflegt,

Bleibt doch sein Herz gewogen.

 

2.

Das kann mir fehlen nimmermehr,

Mein Vater muss mich lieben,

Wenn er mich auch gleich wirft ins Meer,

So will er mich nur üben

Und mein Gemüt

In seiner Güt

Gewöhnen fest zu stehen.

Halt ich dann Stand,

Weiß seine Hand

Mich wieder zu erhöhen.

 

3.

Ich bin ja von mir selber nicht

Entsprungen noch formieret,

Mein Gott ist’s, der mich zugericht’,

An Leib und Seel gezieret:

Der Seelen Sitz

Mit Sinn und Witz,

Den Leib mit Fleisch und Beinen.

Wer so viel tut,

Des Herz und Mut

Kann’s nimmer böse meinen.

 

4.

Woher wollt ich mein Aufenthalt

Auf dieser Erd erlangen?

Ich wäre längsten tot und kalt,

Wo mich nicht Gott umfangen

Mit seinem Arm,

Der alles warm,

Gesund und fröhlich machet:

Was er nicht hält,

Das bricht und fällt,

Was er erfreut, das lachet.

 

5.

Zudem ist Weisheit und Verstand

Bei ihm ohn alle Maßen;

Zeit, Ort und Stund ist ihm bekannt

Zu tun und auch zu lassen.

Er weiß wann Freud,

Er weiß wann Leid

Uns, seinen Kindern, diene;

Und was er tut,

Ist alles gut,

Ob’s noch so traurig schiene.

 

6.

Du denkest zwar, wenn du nicht hast,

Was Fleisch und Blut begehret,

Als sei mit einer großen Last

Dein Glück und Heil beschweret;

Hast spät und früh

Viel Sorg und Müh

An deinen Wunsch zu kommen:

Und denkest nicht

Dass, was geschicht,

Gescheh in deinen Frommen.

 

7.

Fürwahr! der dich geschaffen hat

Und ihm zur Ehr erbauet,

Der hat schon längst in seinem Rat

Ersehen und beschauet

Aus wahrer Treu,

Was dienlich sei

Dir und den Deinen allen:

Lass ihm doch zu,

Dass er nur tu

Nach seinem Wohlgefallen.

 

8.

Wenn’s Gott gefällt, so kann’s nicht sein,

Es wird dich letzt erfreuen. 

Was du jetzt nennest Kreuz und Pein,

Wird dir zum Trost gedeihen.

Wart in Geduld,

Die Gnad und Huld

Wird sich doch endlich finden.

All Angst und Qual

Wird auf einmal

Gleich wie ein Dampf verschwinden.

 

9.

Das Feld kann ohne Ungestüm

Gar keine Früchte tragen:

So fällt auch Menschen Wohlfahrt um

Bei lauter guten Tagen.

Die Aloe

Bringt bittres Weh,

Macht gleichwohl rote Wangen:

So muss ein Herz

Durch Angst und Schmerz

Zu seinem Heil gelangen.

 

10.

Ei nun, mein Gott, so fall ich dir

Getrost in deine Hände!

Nimm mich, und mach du es mit mir

Bis an mein letztes Ende,

Wie du wohl weißt,

Dass meinem Geist

Dadurch sein Nutz entstehe

Und deine Ehr

Je mehr und mehr

Sich in ihr selbst erhöhe.

 

11.

Willst du mir geben Sonnenschein,

So nehm ich’s an mit Freuden;

Soll’s aber Kreuz und Unglück sein,

Will ich’s geduldig leiden.

Soll mir allhier

Des Lebens Tür

Noch ferner offen stehen:

Wie du mich führst

Und führen wirst,

So will ich gern mitgehen.

 

12.

Soll ich denn auch des Todes Weg

Und finstre Straßen reisen,

Wohlan, so tret ich Bahn und Steg,

Den mir dein’ Augen weisen:

Du bist mein Hirt,

Der alles wird

Zu solchem Ende kehren,

Dass ich einmal

In deinem Saal

Dich ewig möge ehren.

 

66. BEFIEHL DEM HERRN DEINE WEGE 

UND HOFFE AUF IHN, ER WIRD’S WOHL MACHEN.

Psalm 37,5.

 

Mel.: 

Herzlich tut mich verlangen.

Ich danke dir, lieber Herre.

 

1.

Befiehl du deine Wege

Und was dein Herze kränkt

Der allertreusten Pflege

Des, der den Himmel lenkt:

Der Wolken, Luft und Winden

Gibt Wege, Lauf und Bahn,

Der wird auch Wege finden,

Da dein Fuß gehen kann.

 

2.

Dem Herren musst du trauen,

Wenn dir’s soll wohlergehen;

Auf sein Werk musst du schauen,

Wenn dein Werk soll bestehn.

Mit Sorgen und mit Grämen

Und mit selbsteigner Pein

Lässt Gott ihm gar nichts nehmen,

Es muss erbeten sein.

 

3.

Dein’ ewge Treu und Gnade,

O Vater! weiß und sieht,

Was gut sei oder schade

Dem sterblichen Geblüt;

Und was du dann erlesen,

Das treibst du, starker Held,

Und bringst zum Stand und Wesen

Was deinem Rat gefällt.

 

4.

Weg’ hast du allerwegen,

An Mitteln fehlt dir’s nicht;

Dein Tun ist lauter Segen,

Dein Gang ist lauter Licht;

Dein Werk kann niemand hindern,

Dein’ Arbeit darf nicht ruhn,

Wenn du, was deinen Kindern

Ersprießlich ist, willt tun.

 

5.

Und ob gleich alle Teufel

Hier wollten widerstehn,

So wird doch ohne Zweifel

Gott nicht zurücke gehn:

Was er ihm vorgenommen

Und was er haben will,

Das muss doch endlich kommen

Zu seinem Zweck und Ziel.

 

6.

Hoff, o du arme Seele,

Hoff und sei unverzagt!

Gott wird dich aus der Höhle

Da dich der Kummer jagt,

Mit großen Gnaden rücken,

Erwarte nur die Zeit,

So wirst du schon erblicken

Die Sonn der schönsten Freud.

 

7.

Auf, auf! gib deinem Schmerze

Und Sorgen gute Nacht!

Lass fahren, was das Herze

Betrübt und traurig macht!

Bist du doch nicht Regente,

Der alles führen soll:

Gott sitzt im Regimente,

Und führet alles wohl.

 

8.

Ihn, ihn lass tun und walten,

Er ist ein weiser Fürst,

Und wird sich so verhalten,

Dass du dich wundern wirst,

Wenn er, wie ihm gebühret

Mit wunderbarem Rat

Die Sach hinaus geführet,

Die dich bekümmert hat.

 

9.

Er wird zwar eine Weile

Mit seinem Trost verziehn,

Und tun an seinem Teile,

Als hätt in seinem Sinn

Er deiner sich begeben,

Und sollst du für und für

In Angst und Nöten schweben,

Und fragt er nichts nach dir.

 

10.

Wird’s aber sich befinden,

Dass du ihm treu verbleibst,

So wird er dich entbinden,

Da du’s am wengsten gläubst.

Er wird dein Herze lösen

Von der so schweren Last,

Die du zu keinem Bösen

Bisher getragen hast.

 

11.

Wohl dir, du Kind der Treue!

Du hast und trägst davon

Mit Ruhm und Dankgeschreie

Den Sieg und Ehrenkron.

Gott gibt dir selbst die Palmen

In deine rechte Hand,

Und du singst Freudenpsalmen

Dem, der dein Leid gewandt.

 

12.

Mach End, o Herr, mach Ende

An aller unsrer Not!

Stärk unsre Füß und Hände,

Und lass bis in den Tod

Uns allzeit deiner Pflege

Und Treu empfohlen sein,

So gehen unsre Wege

Gewiss zum Himmel ein.

 

67. TROSTGESANG.

 

Mel.: Es spricht der Unweisen Mund wohl.

 

1.

Noch dennoch musst du drum nicht ganz

In Traurigkeit versinken:

Gott wird des süßen Trostes Glanz

Schon wieder lassen blinken.

Steh in Geduld, wart in der Still

Und lass Gott machen, was er will,

Er kann’s nicht böse machen.

 

2.

Ist denn dies unser erstes Mal,

Dass wir betrübet werden?

Was haben wir als Angst und Qual

Bisher gehabt auf Erden?

Wir sind wohl mehr so hoch gekränkt,

Und hat doch Gott uns drauf geschenkt

Ein Stündlein voller Freuden.

 

3.

So ist’s auch Gottes Meinung nicht,

Wenn er uns Unglück sendet,

Als sollte drum sein Angesicht

Ganz von uns sein gewendet:

Nein, sondern dieses ist sein Rat,

Dass der so ihn verlassen hat

Durchs Unglück wiederkehre.

 

4.

Denn das ist unsers Fleisches Mut,

Wenn wir in Freuden leben,

Dass wir dann unserm höchsten Gut

Am ersten Urlaub geben;

Wir sind von Erd, und halten wert

Viel mehr, was hier ist auf der Erd,

Denn was im Himmel wohnet.

 

5.

Drum fährt uns Gott durch unsern Sinn

Und lässt uns Weh geschehen.

Er nimmt oft was uns lieb dahin,

Damit wir aufwärts sehen,

Und uns zu seiner Güt und Macht,

Die wir bisher nicht groß geacht’,

Als Kinder wieder finden.

 

6.

Tun wir nun das, ist er bereit,

Uns wieder anzunehmen,

Macht aus dem Leide lauter Freud

Und Lachen aus dem Grämen,

Und ist ihm das gar schlechte Kunst;

Wen er umfängt mit Lieb und Gunst,

Dem ist geschwind geholfen.

 

7.

Drum falle, du betrübtes Heer,

In Demut vor ihm nieder,

Sprich „Herr, wir geben dir die Ehr.

Ach! nimm uns Sünder wieder

In deine Gnade, reiß die Last,

Die du uns aufgeleget hast,

Hinweg, heil unsern Schaden!“

 

8.

Denn Gnade gehet doch vor Recht,

Zorn muss der Liebe weichen;

Wenn wir erliegen, muss uns schlecht

Gott sein Erbarmen reichen.

Dies ist die Hand, die uns erhält,

Wo wir die lassen, bricht und fällt

All unser Tun in Haufen.

 

9.

Auf Gottes Liebe musst du stehn

Und dich nicht lassen fällen,

Wenn auch der Himmel ein wollt gehn

Und alle Welt zerschellen:

Gott hat uns Gnade zugesagt,

Sein Wort ist klar, wer sich drauf wagt,

Dem kann es nimmer fehlen.

 

10.

So darfst du auch an seiner Kraft

Gar keinen Zweifel haben;

Wer ist’s, der alle Dinge schafft?

Wer teilt aus alle Gaben?

Gott tut’s, und das ist auch der Mann,

Der Rat und Mittel finden kann,

Wenn jedermann verzaget.

 

11.

Dünkt dich die Hilf unmöglich sein,

So sollt du gleichwohl wissen,

Gott räumt uns dieses nimmer ein,

Dass er sich lass einschließen

In unsers Sinnes engen Stall;

Sein Arm ist frei, tut überall

Viel mehr, denn wir verstehen.

 

12.

Was ist sein ganzes wertes Reich

Denn lauter Wundersachen?

Er hilft und baut, wenn wir uns gleich

Des gar kein’ Hoffnung machen;

Und das ist seines Namens Ruhm,

Den du, wenn du sein Heiligtum

Willt sehen, ihm musst geben.

 

68. DER 13TE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: Ein’ feste Burg ist unser Gott.

 

1.

Wie lang, o Herr! wie lange soll

Dein Herze mein vergessen?

Wie lange soll ich jammersvoll

Mein Brot mit Tränen essen?

Wie lange willst du nicht

Mir dein Angesicht

Zu schauen reichen dar?

Willt du denn ganz und gar

Dich nun vor mir verbergen?

 

2.

Wie lange soll die Trauerhöhl

In Sorgen ich besitzen?

Wie lange soll mein’ arme Seel

In diesem Bade schwitzen?

Soll ich denn alle Tag

Immer lauter Plag,

Die Welt im Gegenteil

Nur lauter Glück und Heil

Nach ihrem Wunsche haben?

 

3.

Ach! schaue doch von deinem Saal,

Und siehe, wie ich leide!

Mein Herzensweh und große Qual

Ist meines Feindes Freude.

Herr, mein getreuer Hort,

Hör an meine Wort’,

Die ich durch Trübsal hier

Gepresset schütt herfür,

Lass dein Gemüt erweichen!

 

4.

Erleuchte meiner Augen Licht

Mit deinem Gnadenwinke,

Damit ich in dem Tode nicht

Entschlafe noch versinke.

Gib, dass die böse Rott

Nicht treib ihren Spott

Aus mir und meinem Fall,

Als hätt ich überall

Verspielet und verloren.

 

5.

Ich steh und hoffe steif und fest

Darauf, dass du die Deinen

Nicht endlich untergehen lässt,

Kannst auch nicht böse meinen.

Ob’s gleich bisweilen scheint,

Als wärst du uns feind

Und gänzlich abgewendt,

So findt sich doch behend

Dein Vaterherze wieder.

 

6.

Mein Herze lacht vor großer Freud,

Wenn ich bei mir bedenke,

Wie herzlich gern in böser Zeit

Dein Herz sich zu uns lenke.

Der Herr ist frommes Muts

Tut uns nichts denn Guts!

Das ist mein Lobgesang,

Den ihm zum Ehrendank

Ich hier und dort will singen.

 

69. DER 13TE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: Ach Gott vom Himmel sieh darein.

 

1.

Ach, Herr! wie lange willt du mein

So ganz und gar vergessen;

Wie lange soll der Sorgenstein

Mich und mein Herze pressen?

Wie lange soll dein Angesicht

Sich von mir wenden? Willt du nicht

Dich meiner mehr erbarmen?

 

2.

Wie lange soll ich armes Kind.

Der Seelenruh entbehren?

Wie lange soll der Sturm und Wind

Der Herzensangst gewähren.

Wie lange soll mein stolzer Feind,

Der’s niemals gut, stets böse meint,

Sich über mich erheben?

 

3.

Ach! schaue doch mein Gott und Hort,

Von deiner heil’gen Hütte,

Und höre meiner Klage Wort

Und hochbetrübte Bitte!

Gib meinen Augen Kraft und Macht,

Und lass des Todes finstre Nacht

Mich nicht so bald befallen.

 

4.

Sonst würde meiner Feinde Mund

Des Ruhms kein Ende machen;

Sie würden mein, als der zu Grund

Und Boden gangen, lachen:

„Da liegt er,“ würden sie mit Freud

Herprahlen, „der uns jederzeit

So viel zu schaffen machte!“

 

5.

Ich kenne sie, und weiß gar wohl,

Was sie im Schilde führen;

Ihr Herz ist aller Bosheit voll,

Lässt sich nichts Guts regieren.

Du aber bist der fromme Mann,

Herr, mein Gott, der nicht lassen kann,

Die so sich zu dir halten.

 

6.

Des tröst ich mich, und hoffe drauf,

Du wirst auch mir fromm bleiben,

Und aller bösen Tücke Lauf

Gewaltig hintertreiben.

Mein Herze freut sich, wenn’s bedenkt,

Wie gern du stets dein Heil geschenkt

Dem, der sich dir vertrauet.

 

7.

Das tu ich, Herr! ich traue dir!

Du bist mein’ ein’ge Freude!

Bewehrest mich, tust wohl an mir

Und führst mich aus dem Leide!

Dafür will ich mein Leben lang

Dir manchen schönen Lobgesang

Zum Dank und Opfer bringen.

 

70. DER 27STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: 

Es ist das Heil uns kommen her.

Nun freut euch, lieben Christen g’mein.

 

1.

Gott ist mein Licht, der Herr mein Heil,

Das ich erwählet habe;

Er ist die Kraft, dahin ich eil

Und meine Seele labe.

Was will ich mich denn fürchten nun,

Und wer kann mir doch Schaden tun

Auf dieser ganzen Erden?

 

2.

Wenn mich die böse Rott anfällt

Und mein Fleisch will verschlingen,

So kann sie dieser starke Held

Gar leicht zu Boden bringen.

Wenn sich auch gleich ein ganzes Heer

Legt um mich her, was ist’s denn mehr?

Mein Gott kann sie bald schlagen.

 

3.

Eins bitt ich nur, das hätt ich gern,

Wenn mir’s Gott wollte geben:

Dass ich bei ihm als meinem Herrn

Stets wohnen sollt und leben,

Und alle meine Tag und Jahr

In seinem Hause bei der Schar

Der Heiligen verbringen.

 

4.

Da wollt ich meines Herzens Freud

An seinen Diensten sehen,

Und rühmen wie zur bösen Zeit

Mir so viel Guts geschehen,

Da er mich fleißig hat verdeckt

In seiner Hütten, und versteckt

Auf einen starken Felsen.

 

5.

Und also wird er ferner noch

Mich wissen zu regieren,

Er wird mich schützen und sehr hoch

In sichre Örter führen.

Mein Haupt wird über meine Feind

Ob sie gleich hoch erhoben seind,

Allzeit erhöhet bleiben.

 

6.

Dafür will ich denn wiederum

Gott auf das best erhöhen.

Sein Ruhm soll in dem Heiligtum

Aus meinem Munde gehen.

Ich will ihm opfern Dank und Preis,

Ich will sein Lob, so gut ich weiß,

Vor allem Volke singen.

 

7.

Herr, mein Gott, höre, wie ich schrei

Und seufz in meinem Sinne!

Gib, dass mein Bitten kräftig sei

Und dein Herz eingewinne!

Mein Herz hält dir, o treuer Hort,

Beständig vor dein eigen Wort

„Ihr sollt mein Antlitz suchen.“

 

8.

Nun such ich jetzt (ach, lass mich nicht

Entgelten meiner Sünden!)

Ich suche, Herr, dein Angesicht,

Das lass mich gnädig finden!

Verstoße ja nicht deinen Knecht,

Denn du bist’s, der mir hilft zu Recht

Und bringt aus allen Nöten.

 

9.

Mein Vater, Mutter und was hier

Sonst ist von guten Leuten,

Die sind zu schwach und können mir

Nicht treten an die Seiten:

Ich bin entsetzt von aller Welt,

Gott aber nimmt mich in sein Zelt,

Da find ich alle G’nüge.

 

10.

Herr, mache mir gerade Bahn

Halt mich in deiner Gnade,

Und nimm dich meiner herzlich an,

Dass mir kein Feind nicht schade;

Denn Viel, die reden wider mich,

Und zeugen, das sie ewiglich

Nicht können überweisen.

 

11.

Noch dennoch hab ich guten Mut,

Und glaube, dass ich werde

Im Lebenslande Gottes Gut

Dort sehn und auf der Erde.

Frisch auf, getrost und unverzagt!

Wer’s nur mit Gott im Glauben wagt,

Der wird den Sieg erhalten.

 

71. DER 42STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: 

Zion klagt mit Angst und Schmerzen.

Freu dich sehr, o meine Seele.

 

1.

Wie der Hirsch in großen Dürsten

Schreiet und frisch Wasser sucht,

Also sucht dich, Lebensfürsten,

Meine Seel in ihrer Flucht.

Meine Seele brennt in mir,

Lechzet, dürstet, trägt Begier

Nach dir, o du süßes Leben,

Der mir Leib und Seel gegeben.

 

2.

Ach! wann werd ich dahin kommen,

Dass ich Gottes Angesicht,

Das gewünschte Licht der Frommen,

Schau mit meiner Augen Licht?

Meine Tränen sind mein Brot

Tag und Nacht in meiner Not,

Wenn mich schmähen meine Spötter

„Wo ist nun dein Gott und Retter?“

 

3.

Wenn ich denn des innen werde,

Schütt ich mein Herz bei dir aus;

Wollte gerne mit der Herde

Deiner Kinder in dein Haus,

Ja, in dein Haus wollt ich gern

Gehen, und dich, meinen Herrn,

In der Schar, die Opfer bringen,

Mit erhobner Stimme singen.

 

4.

Was bist du so hoch betrübet

Und voll Unruh, meine Seel?

Harr auf Gott, der herzlich liebet,

Und wohl siehet, was dich quäl!

Ei, ich werd ihm dennoch hier

Fröhlich danken, dass er mir,

Wenn mein Herz ich zu ihm richte,

Hilft mit seinem Angesichte.

 

5.

Mein Gott, ich bin voller Schande,

Meine Seele voller Leid;

Darum denk ich dein im Lande

Bei dem Jordan, an der Seit,

Da Hermonim hoch herfür

Und hingegen meine Zier,

Zion, ein klein wenig steiget

Und dir Kron und Zepter neiget.

 

6.

Deines Zornes Fluten sausen

Mit Gewalt auf mich daher;

Dein Gericht und Eifer brausen

Wie das wilde tiefe Meer;

Deine Wellen heben sich

Hoch empor, und haben mich

Mit ergrimmten Wasserwogen

Fast zu Grund hinabgezogen.

 

7.

Gott der Herr hat mir versprochen,

Wenn es Tag ist, seine Güt,

Und wenn sich die Sonn verkrochen,

Heb ich zu ihm mein Gemüt,

Spreche: „Du mein Fels und Stein,

Gegen welchen alles klein,

Dem ich in dem Schoß gesessen,

Warum hast du mein vergessen?“

 

8.

Warum muss ich gehn und weinen

Über meiner Feinde Wort?

Es ist mir in meinen Beinen

Durch und durch als wie ein Mord,

Wenn sie sagen: „Wo ist nun

Dein Gott und sein großes Tun,

Davon, wenn du sicher lagest,

Du so hoch zu rühmen pflagest?“

 

9.

Was bist du so hoch betrübet

Und voll Unruh, meine Seel?

Harr auf Gott, der herzlich liebet,

Und wohl siehet, was dich quäl!

Ei, ich werd ihm dennoch hier

Fröhlich danken für und für,

Dass er meinem Angesichte

Sich selbst gibt zum Heil und Lichte.

 

72. DER 52STE PSALM DAVIDS.

 

In seiner eigenen Melodie.

 

1.

Was trotzest du, stolzer Tyrann,

Dass deine verkehrte Gewalt

Den Armen viel Schaden tun kann?

Verkreuch dich und schweige nur bald!

Denn Gottes des ewigen Güte

Bleibt immer in völliger Blüte,

Und währet noch täglich, und stehet,

Ob alles gleich sonsten vergehet.

 

2.

Die Zunge, dein schädliches Glied,

Du falscher, verlogener Mund,

Tut manchen gefährlichen Schnitt,

Schlägt alles zu Schanden und wund:

Was Unrecht, das sprichst du mit Freuden

Was recht ist, das kannst du nicht leiden,

Die Wahrheit verdrückst du, die Lügen

Muss Oberhand haben und siegen.

 

3.

Dein Dichten, dein Trachten, dein Tun 

Ist einzig auf Schaden bedacht.

Da ist dir unmöglich zu ruhn,

Du habest denn Böses vollbracht!

Dein Rachen sucht lauter Verderben,

Und wenn nur viel Frommen ersterben

Von deiner vergälleten Zungen,

So meinst du, es sei dir gelungen.

 

4.

Drum wird dich auch Gottes Gericht

Zerstören, verheeren im Grimm;

Die Rechte, die alles zerbricht

Mit Donner und blitzender Stimm,

Die wird dich zu Grunde zerschlagen,

Und wird dich mit schrecklichen Plagen

Aus deinem bisherigen Bleiben

Samt allen den Deinen vertreiben.

 

5.

Das werden mit Freuden und Lust

Die frommen Gerechten ersehn,

Die anders bisher nicht gewusst,

Denn ob es nun gänzlich geschehn:

Die werden mit Schrecken dastehen,

Wenn jene zu Grunde vergehen,

Und endlich mit heiligem Lachen

Sich wiederum lustig bei machen.

 

6.

„Ei, siehe!“ wird’s heißen, „da liegt

Der prächtige, mächtige Mann,

Der stetig mit Erden vergnügt

Den Himmel bei Seite getan:

Vom Reichtum war immer sein Prangen,

Und wenn er die Unschuld gefangen,

So hielt er’s für treffliche Taten;

Ei, siehe! wie ist’s ihm geraten?“

 

7.

Ich hoffe mit freudigem Geist

Ein anders und besseres Glück;

Denn was mir mein Vater verheißt,

Das bleibet doch nimmer zurück:

Ich werde des Friedens genießen,

Auch wird sich der Segen ergießen

Und mich mit erwünschtem Gedeihen

Samt allen den Meinen erfreuen.

 

8.

Ich werde nach Weise des Baums,

Der Öle trägt, grünen und blühn,

Mich freuen des seligen Raums,

Den ohne mein eignes Bemühn

Mein Herrscher, mein Helfer, mein Leben

Mir selber zu eigen gegeben

Im Hause da täglich mit Loben,

Sein Name wird herrlich erhoben.

 

9.

Trotz sei dir, du trotzender Kot!

Ich habe den Höchsten bei mir:

Wo der ist, da hat es nicht Not

Und fürcht ich mich gar nicht vor dir.

Du, mein Gott, kannst alles wohl machen,

Dich setz ich zum Richter der Sachen,

Und weiß es, es wird sich mein Leiden

Bald enden in Jauchzen und Freuden.

 

73. DER 62STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: Du, o schönes Weltgebäude.

 

1.

Meine Seel ist in der Stille,

Tröstet sich des Höchsten Kraft,

Dessen Rat und heilger Wille

Mir bald Rat und Hilfe schafft.

Der kann mehr denn alle Götter

Ist mein Hort, mein Heil, mein Retter,

Dass kein Fall mich stürzen kann,

Tret er noch so heftig an.

 

2.

Meine Hasser, hört! wie lange

Stellt ihr alle einem nach?

Ihr macht meinem Herzen bange,

Mir zur Ehr und euch zur Schmach;

Hanget wie zerrissne Mauern

Und wie Wände, die nicht dauern

Über mir, und seid bedacht,

Wie ich werde tot gemacht.

 

3.

Ja, fürwahr, das einge denken,

Die so mir zuwider seind,

Wie sie mir mein Leben senken

Dahin, da kein Licht mehr scheint.

Darum geht ihr Mund aufs Lügen

Und das Herz auf lauter Trügen,

Gute Wort und falsche Tück

Ist ihr bestes Meisterstück.

 

4.

Dennoch bleib ich ungeschrecket,

Und mein Geist ist unverzagt

In dem Gotte, der mich decket,

Wenn die arge Welt mich plagt.

Auf den harret meine Seele,

Da ist Trost, den ich erwähle,

Da ist Schutz, der mir gefällt

Und Errettung, die mich hält.

 

5.

Nimmer, nimmer werd ich fallen,

Nimmer werd ich untergehn,

Denn hier ist, der mich vor allen,

Die mich drücken, kann erhöhn:

Bei dem ist mein Heil und Ehre,

Meine Stärke, meine Wehre,

Meine Freud und Zuversicht

Ist nur stets auf Gott gericht’.

 

6.

Hoffet allzeit, lieben Leute,

Hoffet allzeit stark auf ihn!

Kommt die Hilfe nicht bald heute,

Falle doch der Mut nicht hin,

Sondern schüttet aus dem Herzen

Eures Herzens Sorg und Schmerzen.

Legt sie vor sein Angesicht,

Traut ihm fest und zweifelt nicht.

 

7.

Gott kann alles Unglück enden,

Wird’s auch herzlich gerne tun

Denen, die sich zu ihm wenden

Und auf seiner Güte ruhn.

Aber Menschenhilf ist nichtig,

Ihr Vermögen ist nicht tüchtig,

Wär es gleich noch eins so groß,

Uns zu machen frei und los.

 

8.

Große Leute, große Toren,

Prangen sehr und sind doch Kot;

Füllen Sinnen, Aug und Ohren,

Kommt’s zur Tat, so sind sie tot.

Will man ihres Tuns und Sachen

Eine Prob und Rechnung machen,

Nach dem Ausschlag des Gewichts

Sind sie weniger denn nichts.

 

9.

Lasst sie fahren, lieben Kinder,

Da ist schlechter Vorteil bei!

Habt vor allem, was die Sünder

Frechlich treiben, Furcht und Scheu.

Lasst euch Eitelkeit nicht fangen,

Nach, was nichts ist, nicht verlangen;

Käm auch Gut und Reichtum an,

Ei! so hängt das Herz nicht dran.

 

10.

Wo das Herz am besten stehe,

Lehrt am besten Gottes Wort

Aus der güldnen Himmelshöhe:

Denn da hör ich fort und fort,

Dass er groß und reich von Kräften,

Rein und heilig in Geschäften,

Gütig dem, der Gutes tut;

Nun, der sei mein schönstes Gut!

 

74. DER 73STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: 

Es spricht der Unweisen Mund wohl. 

Es ist das Heil uns kommen her.

 

1.

Sei wohlgemut, o Christenseel,

Im Hochmut deiner Feinde!

Es hat das rechte Israel

Noch dennoch Gott zum Freunde.

Wer glaubt und hofft, der wird geliebt,

Von dem, der unsern Herzen gibt

Trost, Friede, Freud und Leben.

 

2.

Zwar tut es weh und ärgert sehr,

Wenn man vor Augen siehet,

Wie dieser Welt gottloses Heer,

So schön und herrlich blühet;

Sie sind in keiner Todesfahr,

Erleben hier so manches Jahr

Und stehen wie Paläste.

 

3.

Sie haben Glück, und wissen nicht,

Wie Armen sei zu Mute;

Gold ist ihr Gott, Geld ist ihr Licht,

Sind stolz bei großem Gute.

Sie reden hoch, und das gilt schlecht:

Was andre sagen, klingt nicht recht,

Es ist viel, viel zu wenig.

 

4.

Des Pöbelvolks unweiser Hauf

Ist auch auf ihrer Seite;

Sie sperren Maul und Nase auf,

Und sprechen „das sind Leute!

Das sind ohn allen Zweifel die,

Die Gott vor allen andern hie

Zu Kindern auserkoren.

 

5.

Was sollte doch der hohe Gott

Nach jenen andern fragen,

Die sich mit Armut, Kreuz und Not

Bis in die Grube tragen?

Wem hier des Glückes Gunst und Schein

Nicht leuchtet, kann kein Christe sein,

Er ist gewiss verworfen.“

 

6.

Soll’s denn, mein Gott, vergebens sein,

Dass dich mein Herze liebet?

Ich liebe dich und leide Pein,

Bin dein und doch betrübet.

Ich hätte bald auch so gedacht

Wie jene Rotte, die nichts acht’,

Als was vor Augen pranget.

 

7.

Sieh aber, sieh! in solchem Sinn

Wär ich zu weit gekommen;

Ich hätte bloß verdammt dahin

Die ganze Schar der Frommen.

Denn hat auch je einmal gelebt

Ein frommer Mensch, der nicht geschwebt

In Kreuz und großen Leiden?

 

8.

Ich dachte hin, ich dachte her,

Ob ich es möcht ergründen.

Es war mir aber allzu schwer

Den rechten Schluss zu finden,

Bis dass ich ging ins Heiligtum,

Und merkte, wie du, unser Ruhm,

Die Bösen führst zum Ende.

 

9.

Ihr Gang ist schlüpfrig, glatt ihr Pfad,

Ihr Tritt ist ungewisse;

Du suchst sie heim nach ihrer Tat

Und stürzest ihre Füße:

Im Hui ist alles umgewendt;

Da nehmen sie ein plötzlich End

Und fahren hin mit Schrecken.

 

10.

Heut grünen sie gleich wie ein Baum,

Ihr Herz ist froh und lachet,

Und morgen sind sie wie ein Traum,

Von dem der Mensch aufwachet,

Ein bloßer Schatt, ein totes Bild,

Das weder Hand noch Auge füllt,

Verschwindt im Augenblicke.

 

11.

Es mag drum sein, es währe gleich

Mein Kreuz, so lang ich lebe!

Ich hab all g’nug am Himmelreich,

Dahin ich täglich strebe.

Hält mich die Welt gleich als ein Tier,

Ei! lebst du, Gott, doch über mir,

Du bist mein’ Ehr und Krone.

 

12.

Du heilest meines Herzens Stich

Mit deiner süßen Liebe,

Und wehrst dem Unglück, dass es mich

Nicht allzuhoch betrübe.

Du leitest mich mit deiner Hand

Und wirst mich endlich in den Stand

Der rechten Ehren setzen.

 

13.

Wenn ich nur dich, o starker Held,

Behalt in meinem Leide,

So acht ich’s nicht, ob gleich zerfällt,

Das große Weltgebäude:

Du bist mein Himmel, und dein Schoß

Bleibt allzeit meine Burg und Schloss,

Wenn diese Erd entweichet.

 

14.

Wann mir gleich Leib und Seel verschmacht’,

So kann ich doch nicht sterben, 

Denn du bist meines Lebens Macht

Und lässt mich nicht verderben.

Was frag ich nach dem Erb und Teil

Auf dieser Welt? du, du, mein Heil,

Du bist mein Teil und Erbe.

 

15.

Das kann die gottvergessne Rott

Mit Wahrheit nimmer sagen;

Sie weicht von dir, und wird zu Spott,

Verdirbt in großen Plagen.

Mir aber ist’s, wie dir bewusst,

Die größte Freud und höchste Lust,

Dass ich mich zu dir halte.

 

16.

So will ich nun die Zuversicht

Auf dich beständig setzen,

Es werde mich dein Angesicht

Zu rechter Zeit ergötzen;

Indessen will ich stille ruhn

Und deiner weisen Hände Tun

Mit meinem Munde preisen.

 

75. DER 85STE PSALM DAVIDS.

In Kriegszeiten.

 

Mel.: Wär Gott nicht mit uns diese Zeit.

 

1.

Herr, der du vormals hast dein Land

Mit Gnaden angeblicket,

Und des gefangnen Jakobs Band

Gelöst und ihn erquicket,

Der du die Sünd und Missetat,

Die dein Volk vor begangen hat,

Hast väterlich verziehen:

 

2.

Herr, der du deines Eifers Glut

Zuvor oft abgewendet,

Und nach dem Zorn das süße Gut

Der Lieb und Huld gesendet:

Ach, frommes Herz! ach, unser Heil!

Nimm weg und heb auf in der Eil,

Was uns anjetzo kränket.

 

3.

Lösch aus, Herr, deinen großen Grimm

Im Brunnen deiner Gnaden!

Erfreu und tröst uns wiederum

Nach ausgestandnem Schaden!

Willst du denn zürnen ewiglich,

Und sollen deine Fluten sich

Ohn alles End ergießen?

 

4.

Willst du, o Vater, uns denn nicht

Nun einmal wieder laben?

Und sollen wir an deinem Licht

Nicht wieder Freude haben?

Ach! geuß aus deines Himmels Haus,

Herr, deine Güt und Segen aus

Auf uns und unsre Häuser.

 

5.

Ach, dass ich hören soll das Wort

Erschallen bald auf Erden,

Dass Friede sollt an allem Ort,

Wo Christen wohnen, werden!

Ach, dass uns Gott doch sagte zu

Des Krieges Schluss, der Waffen Ruh

Und alles Unglücks Ende!

 

6.

Ach, dass doch diese böse Zeit

Sich stellt’ in guten Tagen,

Damit wir in dem großen Leid

Nicht möchten ganz verzagen!

Doch ist ja Gottes Hilfe nah,

Und seine Gnade stehet da

All denen, die ihn fürchten.

 

7.

Wenn wir nur fromm sind, wird sich Gott

Schon wieder zu uns wenden,

Den Krieg und alle andre Not

Nach Wunsch und also enden,

Dass seine Ehr in unserm Land

Und überall recht werd erkannt,

Ja stetig bei uns wohne.

 

8.

Die Güt und Treue werden schön

Einander grüßen müssen,

Gerechtigkeit wird einher gehn,

Und Friede wird sie küssen.

Die Treue wird mit Lust und Freud

Auf Erden blühn, Gerechtigkeit

Wird von dem Himmel schauen.

 

9.

Der Herr wird uns viel Gutes tun,

Das Land wird Früchte geben,

Und die in seinem Schoße ruhn,

Die werden davon leben;

Gerechtigkeit wird dennoch stehn

Und stets in vollem Schwange gehn

Zur Ehre seines Namens.

 

76. DER 91STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: An Wasserflüssen Babylon.

 

1.

Wer unterm Schirm des Höchsten sitzt,

Der ist sehr wohl bedecket;

Wenn alles donnert, kracht und blitzt,

Bleibt sein Herz ungeschrecket.

Er spricht zum Herrn „du bist mein Licht,

Mein’ Hoffnung, meine Zuversicht,

Mein Turm und starke Feste.

Du rettest mich vons Jägers Strick

Und treibst des Todes Netz zurück

Und schützest mich aufs beste.“

 

2.

Frisch auf, mein Herz! Gott stärket dich

Mit Kraft auf allen Seiten.

Schau her, wie seine Flügel sich

Ganz über dich ausbreiten!

Sein Schirm umfängt und deckt dich gar,

Sein Schild fängt auf, was hier und dar,

Von Pfeilen fleugt und tobet:

Der Schild ist Gottes wahres Wort,

Der Schirm ist, was der starke Hort

Versprochen und gelobet.

 

3.

Wenn dich die schwarze Nacht umgibt,

Kannst du fein sicher schlafen:

Des Tages bleibst du unbetrübt

Von deines Feindes Waffen.

Die Peste, die im Finstern schleicht

Und des Mittages umher kreucht,

Wird von dir abgeführet.

Und wenn gleich tausend fallen hier

Und zehen tausend hart bei dir,

Bleibst du doch unberühret.

 

4.

Hingegen wirst du Lust und Freud

An deinen Feinden sehen,

Wenn ihnen alles Herzeleid

Vom Höchsten wird geschehen:

Wer Gott verlässt, wird wiederum

Verlassen und mit großem Grimm

Zu seiner Zeit geschlagen.

Du aber, der du bleibst bei Gott,

Findst Gnad und darfst in keiner Not

Ohn Hilf und Trost verzagen.

 

5.

Kein Übels wird zu deiner Hütt

Eingehn und dir begegnen.

Gott wird all deine Tritt und Schritt

Auf deinen Wegen segnen;

Denn er hat seiner Engelschar

Befohlen, dass sie vor Gefahr

Dich gar genau bewahren,

Dass dein Fuß möge sicher sein

Und nicht vielleicht an einen Stein

Zu deinem Schaden fahren.

 

6.

Du wirst auf wilden Leuen stehn

Und treten auf die Drachen,

Du wirst ihr Gift und scharfe Zähn

In deinem Sinn verlachen:

Das macht’s, dass Gott will bei dir sein,

Der spricht, „mein Knecht begehret mein,

So will ich ihm beispringen;

Er kennet meines Namens Zier,

Drum will ich ihm auch nach Begier

Mein’ Hilf und Rettung bringen.

 

7.

Er ruft mich an, so will ich ihn

Ganz gnädiglich erhören;

Wenn sein Feind auf ihn aus will ziehn,

So will ich stehn und wehren.

Ich will ihn reißen aus dem Tod,

Ich will ihn nach erlittner Not

Mit großer Ehr ergötzen;

Ich will ihn machen lebenssatt,

Und wenn er g’nug gelebet hat

Ins ew’ge Heil versetzen.“

 

77. IST NICHT EPHRAIM MEIN TEURER SOHN.

Jerem. 31,30.

 

Mel.: 

Herr, straf mich nicht nach deinem Zorn.

Es ist das Heil uns kommen her.

 

1.

Ist Ephraim nicht meine Kron

Und meines Herzens Wonne?

Mein trautes Kind, mein teurer Sohn,

Mein Stern und meine Sonne?

Mein’ Augenlust, mein’ edle Blum,

Mein auserwähltes Eigentum

Und meiner Seelen Freude?

 

2.

Ich hörte seines Seufzens Stimm

Und hochbetrübtes Klagen:

„Mein Gott hat mich,“ spricht Ephraim

„Gestraft und hart geschlagen;

Er sucht mich heim mit harter Zucht:

Das ist mein Lohn, das ist die Frucht

Und Nutzen meiner Sünden.“

 

3.

Hör alle Welt: Ich bin getreu,

Und halte mein Versprechen.

Was ich geredt, da bleibt es bei,

Mein Wort werd ich nicht brechen.

Das soll mein Ephraim gar bald

Erfahren, und mich dergestalt

Recht aus dem Grund erkennen.

 

4.

Ich denk noch wohl an meinen Eid,

Den ich geschworen habe,

Da ich aus lauter Gütigkeit

Mich ihm zu eigen gabe;

Ich sprach: „Du hast mein Herz erfüllt

Mit deiner Lieb, ich bin dein Schild,

Ich will’s auch ewig bleiben.

 

5.

Ich will mit meiner starken Hand

Dich als ein Vater führen.

Dich selbst will ich und auch dein Land

Aufs schönst und beste zieren.

Und wirst du mir gehorsam sein,

So soll dich meines Segens Schein

Ohn alles End erfreuen.

 

6.

Wo du dich aber bösen Rat

Wirst von mir wenden lassen,

So will ich deine Missetat

Heimsuchen, doch mit Maßen:

Und wenn du wiederkehrst zu mir,

So will ich wieder auch zu dir

Mich mit Erbarmen kehren.“

 

7.

Nun kehrt zu mir, mein Ephraim,

Sucht Gnad in meinen Armen,

Drum bricht mein Herze gegen ihm

Und muss mich sein erbarmen.

Der Unmut fällt mir mit Gewalt,

Mein Eingeweide hitzt und wallt

In treuer Lieb und Gnade.

 

8.

Kommt, alle Sünder, kommt zu mir,

Bereuet eure Sünden

Und suchet Gnad an meiner Tür,

Ihr sollt sie reichlich finden!

Wer sich mit Ephraim bekehrt,

Wird auch mit Ephraim erhört,

Und hier und dort getröstet.

 

78. WAS SOLL ICH AUS DIR MACHEN, EPHRAIM.

Hos. 11,8.9.

 

Mel.: An Wasserflüssen Babylon.

 

1.

Was soll ich doch, o Ephraim,

Was soll ich aus dir machen?

Der du so oftmals meinen Grimm

Hast pflegen zu verlachen?

Soll ich dich schützen, Israel?

Soll ich dir deine freche Seel

Hinfürder noch bewahren,

Aus welcher doch von Jugend auf,

Ein solcher großer Sündenhauf

Ohn alle Scheu gefahren?

 

2.

Sollt ich nicht billig deiner Tat

Und Leben gleich mich stellen,

Und dich wie Sodom, ohne Gnad,

Und wie Adama fällen?

Sollt ich nicht billig meine Glut,

Auf dein verfluchtes Gut und Blut

Wie auf Zeboim schütten,

Dieweil du ja mein Wort und Bahn,

Fast ärger noch, denn sie getan,

Bis hierher überschritten?

 

3.

Ja, billig sollt ich dich dahin

In alles Herzleid senken.

Allein es will mir nicht zu Sinn,

Ich hab ein andres Denken.

Mein Herze will durchaus nicht dran,

Dass dir es tu, wie du getan,

Es brennt vor Gnad und Liebe;

Mich jammert dein von Herzen sehr,

Und kann nicht sehen, dass das Heer

Der Höllen dich betrübe.

 

4.

Ich kann und mag nicht, wie du wohl

Verdienet, dich verderben,

Ich bin und bleib Erbarmens voll

Und halte nichts vom Sterben.

Denn ich bin Gott, der treue Gott,

Mit nichten einer aus der Rott

Der bösen Adamskinder,

Die ohne Treu und Glauben seind

Und werden ihren Feinden feind,

Und täglich größre Sünder.

 

5.

So bin ich nicht, das glaube mir,

Und nimm’s recht zu Gemüte!

Ich bin der Heil’ge unter dir,

Der ich aus lauter Güte

Für meine Feinde in den Tod

Und in des bittern Kreuzes Not

Mich als ein Lamm will geben:

Ich, ich will tragen alle Last,

Die du dir, Mensch, gehäufet hast,

Auf dass du mögest leben.

 

6.

O heil’ger Herr, o ew’ges Heil,

Versöhner meiner Sünden!

Ach, heil’ge mich, und lass mich Teil

In, bei und an dir finden!

Erwecke mich zur wahren Reu,

Und gib, dass ich dein’ edle Treu

Im festen Glauben fasse;

Auch töte mich durch deinen Tod,

Damit ich allen Sündenkot

Hinfort von Herzen hasse.

 

79. KOMMT, WIR WOLLEN WIEDER ZUM HERREN.

Hos. 6.

 

Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.

 

1.

Kommt, ihr traurigen Gemüter,

Kommt, wir wollen wiederkehrn

Zu dem Herrscher, dessen Güter

Kein Verderben kann verzehrn,

Dessen Macht kein Unglück fällt,

Dessen Gnade wieder stellt,

Was sein Eifer umgestürzet,

Seine Hand bleibt ungekürzet.

 

2.

Zwar er hat uns ja zerrissen

Mit ergrimmtem Angesicht,

Und hat, da er uns geschmissen,

Uns erbärmlich zugericht’;

Doch deswegen unverzagt!

Eben der uns schlägt und plagt,

Wird die Wunden unsrer Sünden

Wieder heilen und verbinden.

 

3.

Alle Not, die uns umfangen,

Springt vor seinem Arm entzwei:

Wenn zwei Tage sind vergangen,

Macht er uns vom Tode frei,

Dass wir, wenn des dritten Licht

Durch des Himmels Fenster bricht,

Fröhlich auf erneuter Erden

Vor ihm stehn und leben werden.

 

4.

Alsdann wird man acht drauf haben

Und mit großem Fleiße sehn,

Was für Wunder, Gnad und Gaben

Uns von oben her geschehn.

Da wird dieses nur allein

Unsers Herzens Sorge sein,

Dass wir Gott, des wir uns nennen,

Mögen recht und wohl erkennen.

 

5.

Denn er wird sich zu uns machen,

Wie die schöne Morgenröt,

Über welche Lust und Lachen

Bei der ganzen Welt entsteht;

Er wird kommen uns zur Freud

Eben zu der rechten Zeit,

Voller süßen Kraft und Segen

Wie die früh und spaten Regen.

 

6.

„Ach, wie will ich dich ergetzen,

O mein hochgeliebtes Volk!

Meine Gnade soll dich netzen

Wie ein’ ausgespannte Wolk’,

Eine Wolke, die das Feld,

Wenn der Morgen weckt die Welt

Und die Sonne noch nicht leuchtet,

Mit dem frischen Tau befeuchtet.“

 

XII. LOB- UND DANK-LIEDER.

 

80. NUN DANKET ALLE GOTT.

Sir. 50,34.

 

Mel.: Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich.

 

1.

Nun danket all und bringet Ehr,

Ihr Menschen in der Welt,

Dem, dessen Lob der Engel Heer

Im Himmel stets vermeldt.

 

2.

Ermuntert euch und singt mit Schall,

Gott unserm höchsten Gut,

Der seine Wunder überall

Und große Dinge tut.

 

3.

Der uns von Mutterleibe an

Frisch und gesund erhält,

Und wo kein Mensch nicht helfen kann,

Sich selbst zum Helfer stellt.

 

4.

Der, ob wir ihn gleich hochbetrübt,

Doch bleibet gutes Muts,

Die Straf erlässt, die Schuld vergibt

Und tut uns alles Guts.

 

5.

Er gebe uns ein fröhlichs Herz,

Erfrische Geist und Sinn,

Und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz

Ins Meeres Tiefe hin.

 

6.

Er lasse seinen Frieden ruhn

In Israelis Land,

Er gebe Glück zu unserm Tun

Und Heil in allem Stand.

 

7.

Er lasse seine Lieb und Güt

Um, bei und mit uns gehn,

Was aber ängstet und bemüht,

Gar ferne von uns stehn.

 

8.

So lange dieses Leben währt,

Sei er stets unser Heil

Und bleib auch, wann wir von der Erd

Abscheiden, unser Teil.

 

9.

Er drücke, wenn das Herze bricht,

Uns unsre Augen zu,

Und zeig uns drauf sein Angesicht

Dort in der ewgen Ruh.

 

81. SOLLT ICH MEINEM GOTT NICHT SINGEN.

 

In seiner eigenen Melodie.

Oder: 

Lasset uns den Herren preisen.

 

1.

Sollt ich meinem Gott nicht singen,

Sollt ich ihm nicht fröhlich sein?

Denn ich seh in allen Dingen,

Wie so gut er’s mit mir mein.

Ist doch nichts denn lauter Lieben,

Das sein treues Herze regt,

Das ohn Ende hebt und trägt,

Die in seinem Dienst sich üben.

Alles Ding währt seine Zeit,

Gottes Lieb in Ewigkeit.

 

2.

Wie ein Adler sein Gefieder

Über seine Jungen streckt,

Also hat auch hin und wieder

Mich des Höchsten Arm gedeckt,

Alsobald im Mutterleibe,

Da er mir mein Wesen gab

Und das Leben, das ich hab

Und noch diese Stunde treibe.

Alles Ding währt seine Zeit,

Gottes Lieb in Ewigkeit.

 

3.

Sein Sohn ist ihm nicht zu teuer,

Nein, er gibt ihn für mich hin,

Dass er mich vom ewgen Feuer

Durch sein teures Blut gewinn.

O du ungegründter Brunnen!

Wie will doch mein schwacher Geist,

Ob er sich gleich hoch befleißt,

Deine Tief ergründen können?

Alles Ding währt seine Zeit,

Gottes Lieb in Ewigkeit.

 

4.

Seinen Geist, den edlen Führer,

Gibt er mir in seinem Wort,

Dass er werde mein Regierer

Durch die Welt zur Himmelspfort,

Dass er mir mein Herz erfülle

Mit dem hellen Glaubenslicht,

Das des Todes Reich zerbricht

Und die Hölle selbst macht stille.

Alles Ding währt seine Zeit,

Gottes Lieb in Ewigkeit.

 

5.

Meiner Seelen Wohlergehen

Hat er ja recht wohl bedacht,

Will dem Leide Not zustehen,

Nimmt er’s gleichfalls wohl in acht.

Wenn mein können, mein Vermögen

Nichts vermag, nichts helfen kann,

Kommt mein Gott und hebt mir an

Sein Vermögen beizulegen.

Alles Ding währt seine Zeit,

Gottes Lieb in Ewigkeit.

 

6.

Himmel, Erd und ihre Heere

Hat er mir zum Dienst bestellt:

Wo ich nur mein Aug hinkehre,

Find ich, was mich nährt und hält.

Tier und Kräuter und Getreide

In den Gründen, in der Höh,

In den Büschen, in der See.

Überall ist meine Weide.

Alles Ding währt seine Zeit,

Gottes Lieb in Ewigkeit.

 

7.

Wenn ich schlafe, wacht sein Sorgen

Und ermuntert mein Gemüt,

Dass ich alle liebe Morgen

Schaue neue Lieb und Güt.

Wäre mein Gott nicht gewesen,

Hätte mich sein Angesicht

Nicht geleitet, wär ich nicht

Aus so mancher Angst genesen.

Alles Ding währt seine Zeit,

Gottes Lieb in Ewigkeit.

 

8.

Wie so manche schwere Plage

Wird vom Satan ‘rumgeführt,

Die mich doch mein Lebetage

Niemals noch bisher berührt:

Gottes Engel, den er sendet,

Hat das Böse, was der Feind

Anzurichten ist gemeint,

In die Ferne weggewendet.

Alles Ding währt seine Zeit,

Gottes Lieb in Ewigkeit.

 

9.

Wie ein Vater seinem Kinde

Sein Herz niemals ganz entzeucht,

Ob es gleich bisweilen Sünde

Tut und aus der Bahne weicht,

Also hält auch mein Verbrechen

Mir mein frommer Gott zu gut,

Will mein Fehlen mit der Rut

Und nicht mit dem Schwerte rächen.

Alles Ding währt seine Zeit,

Gottes Lieb in Ewigkeit.

 

10.

Seine Strafen, seine Schläge,

Ob sie mir gleich bitter seind,

Dennoch, wenn ich’s recht erwäge,

Sind es Zeichen, dass mein Freund,

Der mich liebet, mein gedenke

Und mich von der schnöden Welt,

Die uns hart gefangen hält,

Durch das Kreuze zu ihm lenke.

Alles Ding währt seine Zeit,

Gottes Lieb in Ewigkeit.

 

11.

Das weiß ich fürwahr und lasse

Mir’s nicht aus dem Sinne gehn:

Christenkreuz hat seine Maße

Und muss endlich stille stehn:

Wenn der Winter ausgeschneiet,

Tritt der schöne Sommer ein;

Also wird auch nach der Pein,

Wer’s erwarten kann, erfreuet.

Alles Ding währt seine Zeit,

Gottes Lieb in Ewigkeit.

 

12.

Weil denn weder Ziel noch Ende

Sich in Gottes Liebe find’t,

Ei! so heb ich meine Hände,

Zu dir, Vater, als ein Kind,

Bitte, wollst mir Gnade geben,

Dich aus aller meiner Macht

Zu umfangen Tag und Nacht

Hier in meinem ganzen Leben,

Bis ich dich nach dieser Zeit

Lob und lieb in Ewigkeit.

 

82. DANKLIED FÜR GUTE LEIBESGESUNDHEIT.

 

Mel.: Christus, der uns selig macht.

 

1.

Wer wohl auf ist und gesund,

Hebe sein Gemüte

Und erhöhe seinen Mund

Zu des Höchsten Güte:

Lasst uns danken Tag und Nacht

Mit gesunden Liedern

Unserm Gott, der uns bedacht

Mit gesunden Gliedern!

 

2.

Ein gesundes, frisches Blut

Hat ein fröhlich’s Leben:

Gibt uns Gott dies einge Gut,

Ist uns g’nug gegeben

Hier in dieser armen Welt,

Da die schönsten Gaben

Und des güldnen Himmels Zelt

Wir noch künftig haben.

 

3.

Wär ich gleich wie Krösus reich,

Hätte Barschaft liegen,

Wär ich Alexandern gleich

An Triumph und Siegen,

Müsste gleichwohl siech und schwach

Pfühl und Betten drücken:

Würd auch mich in Ungemach

All mein Gut erquicken?

 

4.

Stünde gleich mein ganzer Tisch

Voller Lust und Freude,

Hätt ich Wildbret, Wein und Fisch

Und die ganze Weide,

Die den Hals und Schmack ergetzt:

Wozu würd’ es nützen,

Wenn ich dennoch ausgesetzt

Müsst in Schmerzen sitzen?

 

5.

Hätt ich aller Ehren Pracht,

Säß im höchsten Stande,

Wär ich mächtig aller Macht

Und ein Herr im Lande,

Mein Leib aber hätte doch

Auf und angenommen

Der betrübten Krankheit Joch:

Was hätt ich für Frommen?

 

6.

Ich erwähl’ ein Stücklein Brot,

Das mir wohl gedeihet

Vor des roten Goldes Kot,

Da man Ach! bei schreiet.

Schmeckt mir Speis’ und Mahlzeit wohl

Und darf mein nicht schonen,

Halt ich ein Gerichtlein Kohl

Höher denn Melonen.

 

7.

Samt und Purpur hilft mir nicht

Mein Elende tragen,

Wenn mich Hauptweh, Stein und Gicht

Und die Schwindsucht plagen:

Lieber will ich fröhlich gehn

Im geringen Kleide,

Denn mit Leid und Ängsten stehn

In der schönsten Seide.

 

8.

Sollt ich stumm und sprachlos sein

Oder lahm an Füßen,

Sollt ich nicht des Tages Schein

Sehen und genießen,

Sollt ich gehen spat und früh

Mit verschlossnen Ohren:

Wollt ich wünschen, dass ich nie

Wär’ ein Mensch geboren.

 

9.

Lebt ich ohne Rat und Witz,

Wär’ im Haupt verirret,

Hätte meiner Seelen Sitz,

Mein Herz sich verwirret,

Wäre mir mein Mut und Sinn

Niemals guter Dinge:

Wär’ es besser, dass ich hin,

Wo ich her bin, ginge.

 

10.

Aber nun gebricht mir nichts

An erzählten Stücken:

Ich erfreue mich des Lichts

Und der Sonnen Blicken,

Mein Gesichte sieht sich um,

Mein Gehöre höret,

Wie der Vöglein süße Stimm

Ihren Schöpfer ehret.

 

11.

Händ und Füße, Herz und Geist,

Sind bei guten Kräften;

Alle mein Vermögen fleußt

Und geht in Geschäften,

Die mein Herrscher hat gestellt,

Hier in meinem Bleiben

Also lang es ihm gefällt,

In der Welt zu treiben.

 

12.

Ist es Tag, so mach und tu

Ich, was mir gebühret,

Kommt die Nacht und süße Ruh,

Die zum Schlafen führet,

Schlaf und ruh ich unbewegt,

Bis die Sonne wieder

Mit den hellen Strahlen regt

Meine Augenlider.

 

13.

Habe Dank, du milde Hand,

Die du aus dem Throne

Deines Himmels mir gesandt

Diese schöne Krone,

Deiner Gnad und großen Huld,

Die ich all mein Tage

Niemals hab um dich verschuldt;

Und doch an mir trage!

 

14.

Gib, so lang ich bei mir hab,

Ein lebendigs Hauchen,

Dass ich solche teure Gab

Auch wohl möge brauchen;

Hilf, dass mein gesunder Mund

Und erfreute Sinnen

Dir zu aller Zeit und Stund,

Alles Liebs beginnen.

 

15.

Halte mich bei Stärk und Kraft,

Wenn ich nun alt werde,

Bis mein Stündlein hin mich rafft,

In das Grab und Erde.

Gib mir meine Lebenszeit,

Ohne sondres Leiden,

Und dort in der Ewigkeit,

Die vollkommnen Freuden.

 

83. SCHUTZ GOTTES IN BISHERIGEN GEFÄHRLICHEN KRIEGSZEITEN.

 

Mel.: Warum betrübst du dich, mein Herz.

 

1.

Wie ist so groß und schwer die Last,

Die du uns aufgeleget hast,

O aller Götter Gott!

Gott, der du streng und eifrig bist

Dem, der nicht fromm und heilig ist!

 

2.

Die Last, die ist die Kriegesflut,

So jetzt die Welt mit rotem Blut,

Und heißen Tränen füllt;

Es ist das Feur, das hitzt und brennt,

So weit fast Sonn und Mond sich wendt.

 

3.

Groß ist die Last, doch ist dabei

Dein starker Schutz und Vatertreu

Uns gar nicht unbekannt:

Du strafst, und mitten in dem Leid

Erzeigst du Lieb und Freundlichkeit.

 

4.

Wir unsers Teils sind dir verpflicht’

Dafür, dass du dein Heil und Licht,

Uns niemals ganz versagt;

Viel andern hast du abgelohnt,

Uns hast du ja noch oft verschont.

 

5.

Wie manchmal hat sich hier und dar

Ein großes Wetter der Gefahr

Um uns gezogen auf:

Dein’ Hand, die Erd und Himmel trägt,

Hat Sturm und Wetter beigelegt.

 

6.

Wie oftmals hat bei Tag und Nacht

Der Feinde List und große Macht

Uns, deine Herd, umringt:

Du aber, o du treuer Hirt,

Hast unsern Wolf zurückgeführt.

 

7.

Viel unsrer Brüder sind geplagt

Von Haus und Hof dazu verjagt,

Wir aber haben noch

Beim Weinstock und beim Feigenbaum,

Ein jeder seinen Sitz und Raum.

 

8.

Sieh an, mein Herz! wie Stadt und Land

An vielen Orten ist gewandt

Zum tiefsten Untergang;

Der Menschen Hütten sind verstört,

Die Gotteshäuser umgekehrt.

 

9.

Bei uns ist ja noch Polizei,

Auch leisten wir noch ohne Scheu

Dem Herren seinen Dienst:

Man lehrt und hört ja fort und fort

Alltäglich bei uns Gottes Wort.

 

10.

Wer dieses nun nicht will verstehn,

Lässt’s in die Luft und Winde gehn,

Und bei so hellem Licht

Nicht Gottes Gnad und Güt erkennt,

Der ist fürwahr durchaus verblendt.

 

11.

O frommer Gott, nimm von uns hin

Solch Unvernunft, richt unsern Sinn,

Dass wir zur Dankbarkeit

Mit Lobgesang und süßem Ton

Uns finden stets vor deinem Thron!

 

12.

Nicht unserm Werk, nicht unserm Tun,

Allein dir, dir, o Gnadenbrunn 

Gebührt all Ehr und Ruhm!

Wir haben Zorn und Tod verschuldt,

Du zahlest uns mit Lieb und Huld.

 

13.

Lass diese Lieb als eine Glut

In uns entzünden Herz und Mut,

Gib engelische Brunst,

Dass alle unsre Äderlein

Zu singen dir bereitet sein.

 

14.

Lass auch einmal nach so viel Leid

Uns wieder scheinen unsre Freud,

Des Friedens Angesicht,

Das mancher Mensch noch nie einmal

Geschaut in diesem Jammertal.

 

15.

Sind wir’s nicht wert, so sieh doch an,

Die so kein Unrecht je getan,

Die kleinen Kinderlein:

Solln sie denn in der Wiegen noch

Mittragen solches schweres Joch?

 

16.

Erbarm dich, o barmherzig’s Herz,

So vieler Seufzer, die der Schmerz

Uns aus dem Herzen zwingt!

Du bist ja Gott und nicht ein Stein:

Wie kannst du denn so harte sein?

 

17.

Wir sind an bösen Wunden krank,

Voll Eiter, Striemen, Kot und Stank,

Du, Herr! bist unser Arzt:

Geuß ein, geuß ein dein Gnadenöl,

So wird geheilet Leib und Seel.

 

18.

Nun, du wirst’s tun, das glauben wir,

Obgleich noch wenig scheinen für

Die Mittel in der Welt:

Wenn alle Mittel stille stehn,

Dann pflegt dein Helfen anzugehn.

 

84. DANKLIED FÜR DIE VERKÜNDIGUNG DES FRIEDENS.

 

Mel.: Nun lob mein Seel den Herren.

 

1.

Gottlob, nun ist erschollen

Das edle Fried- und Freudenwort,

Dass nunmehr ruhen sollen

Die Spieß und Schwerter und ihr Mord!

Wohlauf und nimm nun wieder

Dein Saitenspiel hervor,

O Deutschland! und sing Lieder

Im hohen vollen Chor.

Erhebe dein Gemüte

Und danke Gott, und sprich

„Herr, deine Gnad und Güte

Bleibt dennoch ewiglich!“

 

2.

Wir haben nichts verdienet

Denn schwere Straf und großen Zorn,

Weil stets noch bei uns grünet

Der freche schnöde Sündendorn.

Wir sind fürwahr geschlagen

Mit harter scharfer Rut,

Und dennoch muss man fragen

„Wer ist der Buße tut?“

Wir sind und bleiben böse,

Gott ist und bleibet treu,

Hilft dass sich bei uns löse

Der Krieg und sein Geschrei.

 

3.

Sei tausendmal willkommen,

Du teure, werte Friedensgab!

Jetzt sehn wir, was für Frommen

Dein Beiunswohnen in sich hab.

In dich hat Gott versenket

All unser Glück und Heil;

Wer dich betrübt und kränket,

Der drückt ihm selbst den Pfeil

Des Herzleids in das Herze,

Und löscht aus Unverstand

Die güldne Freudenkerze

Mit seiner eignen Hand.

 

4.

Das drückt uns niemand besser

In unsre Seel und Herz hinein,

Denn ihr zerstörten Schlösser

Und Städte voller Schutt und Stein;

Ihr vormals schönen Felder,

Mit frischer Saat bestreut,

Jetzt aber lauter Wälder

Und dürre wüste Heid,

Ihr Gräber, voller Leichen

Und tapfrem Heldenschweiß

Der Helden, derer gleichen

Auf Erden man nicht weiß.

 

5.

Hier trübe deine Sinnen,

O Mensch, und lass die Tränenbach

Aus beiden Augen rinnen!

Geh in dein Herz und denke nach!

Was Gott bisher gesendet

Das hast du ausgelacht;

Nun hat er sich gewendet,

Und väterlich bedacht,

Vom Grimm und scharfen Dringen

Zu deinem Heil zu ruhn,

Ob er dich möchte zwingen,

Mit Lieb und Gutestun.

 

6.

Ach, lass dich doch erwecken!

Wach auf! wach auf! du harte Welt,

Eh denn das letzte Schrecken,

Dich schnell und plötzlich überfällt.

Wer aber Christum liebet,

Sei unerschrocknes Muts:

Der Friede, den er gibet,

Bedeutet alles Guts.

Er will die Lehre geben:

Das Ende naht herzu,

Da sollt ihr bei Gott leben

In ew’gem Fried und Ruh.

 

85. ICH SINGE DIR MIT HERZ UND MUND.

 

Mel.: Lobt Gott ihr Christen allzugleich.

 

1.

Ich singe dir mit Herz und Mund,

Herr, meines Herzens Lust!

Ich sing und mach auf Erden kund,

Was mir von dir bewusst.

 

2.

Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad

Und ew’ge Quelle seist,

Daraus uns allen früh und spat,

Viel Heil und Gutes fleußt.

 

3.

Was sind wir doch, was haben wir

Auf dieser ganzen Erd,

Das uns, o Vater, nicht von dir

Allein gegeben werd?

 

4.

Wer hat das schöne Himmelszelt

Hoch über uns gesetzt?

Wer ist es, der uns unser Feld

Mit Tau und Regen netzt?

 

5.

Wer wärmet uns in Kält und Frost?

Wer schützt uns vor dem Wind?

Wer macht es, dass man Öl und Most,

Zu seinen Zeiten findt?

 

6.

Wer gibt uns Leben und Geblüt?

Wer hält mit seiner Hand,

Den güldnen, edlen, werten Fried

In unserm Vaterland?

 

7.

Ach, Herr, mein Gott! das kommt von dir,

Und du musst alles tun;

Du hältst die Wach an unsrer Tür

Und lässt uns sicher ruhn.

 

8.

Du nährest uns von Jahr zu Jahr,

Bleibst immer fromm und treu,

Und stehst uns, wenn wir in Gefahr

Geraten, herzlich bei.

 

9.

Du strafst uns Sünder mit Geduld

Und schlägst nicht allzusehr,

Ja endlich nimmst du unsre Schuld

Und wirfst sie in das Meer.

 

10.

Wenn unser Herze seufzt und schreit,

Wirst du gar leicht erweicht,

Und gibst uns, was uns hoch erfreut

Und dir zu Ehren reicht.

 

11.

Du zählst, wie oft ein Christe wein’

Und was sein Kummer sei:

Kein Zähr- und Tränlein ist so klein,

Du hebst und legst es bei.

 

12.

Du füllst des Lebens Mangel aus

Mit dem, das ewig steht,

Und führst uns in des Himmels Haus,

Wenn uns die Erd entgeht.

 

13.

Wohl auf, mein Herze, sing und spring

Und habe guten Mut!

Dein Gott, der Ursprung aller Ding,

Ist selbst und bleibt dein Gut.

 

14.

Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil,

Dein Glanz und Freudenlicht,

Dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil,

Schafft Rat und lässt dich nicht.

 

15.

Was kränkst du dich in deinem Sinn

Und grämst dich Tag und Nacht?

Nimm deine Sorg und wirf sie hin

Auf den, der dich gemacht!

 

16.

Hat er dich nicht von Jugend auf

Versorget und ernährt?

Wie manchen schweren Unglückslauf

Hat er zurückgekehrt.

 

17.

Er hat noch niemals was versehn

In seinem Regiment;

Nein, was er tut und lässt geschehn,

Das nimmt ein gutes End.

 

18.

Ei nun, so lass ihn ferner tun

Und red ihm nichts darein,

So wirst du hier in Frieden ruhn,

Und ewig fröhlich sein.

 

86. GOTT ALLEIN DIE EHRE.

 

Mel.: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.

 

1.

Wie ist es möglich, höchstes Licht,

Dass, weil vor deinem Angesicht

Doch alles muss erblassen,

Ich und mein armes Fleisch und Blut

Dir zu entgegnen ein’gen Mut

Und Herze sollte fassen?

 

2.

Was bin ich mehr denn Erd und Staub?

Was ist mein Leib denn Gras und Laub?

Was taugt mein ganzes Leben?

Was kann ich, wenn ich alles kann?

Was hab und trag ich um und an,

Denn was du mir gegeben?

 

3.

Ich bin ein arme Mad und Wurm,

Ein Strohhalm, den ein kleiner Sturm

Gar leichtlich hin kann treiben:

Wenn deine Hand, die alles trägt,

Mich nur ein wenig trifft und schlägt,

So weiß ich nicht zu bleiben.

 

4.

Herr, ich bin nichts, du aber bist

Der Mann, der alles hat und ist,

In dir steht all mein Wesen:

Wo du mit deiner Hand mich schreckst

Und nicht mit Huld und Gnaden deckst,

So mag ich nicht genesen.

 

5.

Du bist getreu, ich ungerecht,

Du fromm, ich gar ein böser Knecht,

Und muss mich wahrlich schämen,

Dass ich bei solchem schnöden Stand

Aus deiner milden Vaterhand

Ein einigs Gut soll nehmen.

 

6.

Ich habe dir von Jugend an

Nichts anders denn Verdruss getan,

Bin sündenvoll geboren,

Und wo du nicht durch deine Treu

Mich wieder machest los und frei,

So wär ich ganz verloren.

 

7.

Drum sei das Rühmen fern von mir!

Was dir gebührt, das geb ich dir:

Du bist allein zu ehren!

Ach, lass, Herr Jesu! meinen Geist

Und was aus meinem Geiste fleußt,

Zu dir sich allzeit kehren.

 

8.

Auch wenn ich gleich was wohl gemacht,

So hab ich’s doch nicht selbst vollbracht,

Aus dir ist es entsprungen.

Dir sei auch dafür Ehr und Dank,

Mein Heiland, all mein Leben lang,

Und Lob und Preis gesungen.

 

87. DANKLIED NACH AUSGESTANDENEM GROSSEM KUMMER UND BETRÜBNIS.

 

Mel.: Singen wir aus Herzensgrund.

 

1.

Auf den Nebel folgt die Sonn,

Auf das Trauern Freud und Wonn,

Auf die schwere bittre Pein

Stellt sich Trost und Labsal ein;

Meine Seele, die zuvor

Sank bis zu dem Höllentor,

Steigt nun bis zum Himmelschor.

 

2.

Der, vor dem die Welt erschrickt,

Hat nur meinen Geist erquickt,

Seine hohe starke Hand

Reißt mich aus der Höllen Band;

Alle seine Lieb und Güt

Überschwemmt mir mein Gemüt

Und erfrischt mir mein Geblüt.

 

3.

Hab ich vormals Angst gefühlt,

Hat der Gram mein Herz zerwühlt,

Hat der Kummer mich beschwert,

Hat der Satan mich betört:

Ei! so bin ich nunmehr frei,

Heil und Rettung, Schutz und Treu

Steht mir wieder treulich bei.

 

4.

Nun erfahr ich, schnöder Feind,

Wie du’s habst mit mir gemeint!

Du hast wahrlich mich mit Macht

In dein Netz zu ziehn gedacht.

Hätt ich dir zu viel getraut,

Hättst du, eh ich zugeschaut,

Mir zum Fall ein Sieb gebaut.

 

5.

Ich erkenne deine List,

Da du mit erfüllet bist.

Du beleugst mir meinen Gott

Und machst seinen Ruhm zu Spott;

Wann er setzt, so wirfst du um,

Wann er spricht, verkehrt dein Grimm,

Seine süße Vaterstimm.

 

6.

Hoff und wart ich alles Guts,

Bin ich froh und gutes Muts,

Rückst du mir aus meinem Sinn

Alles gute Sinnen hin:

„Gott ist,“ sprichst du, „fern von dir,

Alles Unglück bricht herfür,

Steht und liegt vor deiner Tür.“

 

7.

Heb dich weg, verlogner Mund!

Hier ist Gott und Gottes Grund,

Hier ist Gottes Angesicht

Und das schöne, helle Licht

Seines Segens, seiner Gnad:

All sein Wort und weiser Rat

Steht vor mir in voller Tat.

 

8.

Gott lässt keinen traurig stehn,

Noch mit Schimpf zurücke gehn,

Der sich ihm zu eigen schenkt

Und ihn in sein Herze senkt:

Wer auf Gott sein Hoffnung setzt

Findet endlich und zuletzt,

Was ihm Leib und Seel ergötzt.

 

9.

Kommt’s nicht heute, wie man will,

Sei man nur ein wenig still;

Ist doch morgen auch ein Tag,

Da die Wohlfahrt kommen mag.

Gottes Zeit hält ihren Schritt:

Wann die kommt, kommt unsre Bitt

Und die Freude reichlich mit.

 

10.

Ach! wie ofte dacht ich doch,

Da mir noch des Trübsals Joch

Auf dem Haupt und Halse saß

Und das Leid mein Herze fraß,

„Nun ist keine Hoffnung mehr,

Auch kein Ruhen, bis ich kehr

In das schwarze Totenmeer.“

 

11.

Aber mein Gott wandt es bald,

Heilt und hielt mich dergestalt,

Dass ich, was sein Arm getan,

Nimmermehr gnug preisen kann:

Da ich weder hier noch da

Eingen Weg zur Hilfe sah,

Hatt ich seine Hilfe nah.

 

12.

Als ich furchtsam und verzagt

Mich selbst und mein Herze plagt,

Als ich manche liebe Nacht

Mich mit Wachen krank gemacht,

Als mir aller Mut entfiel,

Tratst du, mein Gott, selbst ins Spiel,

Gabst dem Unfall Maß und Ziel.

 

13.

Nun, so lang ich in der Welt

Haben werde Haus und Zelt,

Soll mir dieser Wunderschein

Stets vor meinen Augen sein,

Ich will all mein Leben lang

Meinem Gott mit Lobgesang

Hiefür bringen Lob und Dank.

 

14.

Allen Jammer, allen Schmerz,

Den des ewgen Vaters Herz

Mir schon jetzo zugezählt

Oder künftig auserwählt,

Will ich hier in diesem Lauf

Meines Lebens allzuhauf

Frisch und freudig nehmen auf.

 

15.

Ich will gehn in Angst und Not,

Ich will gehn bis in den Tod,

Und will gehn ins Grab hinein,

Und doch allzeit fröhlich sein;

Wem der Stärkste bei will stehn,

Wen der Höchste will erhöhn,

Kann nicht ganz zu Grunde gehn.

 

88. DAS LIED MOSIS.

5. Mos. 32.

 

Mel.: 

Lobet Gott, unsern Herren.

Herzlich tut mich verlangen.

 

1.

Merkt auf, merkt, Himmel, Erde

Und du, o Meeresgrund,

Was ich jetzt singen werde

Aus Gott heil’gem Mund!

Es fließe meine Lehre

Wie Tau und Regen fleußt;

Wer Ohren hat, der höre

Des Höchsten Wort und Geist!

 

2.

Es lässt der Herr euch weisen

Sein’ Ehr und Namenszier:

Die soll und will ich preisen,

Das tut auch ihr mit mir,

Er ist ein Gott der Götter,

Ein Tröster in der Not,

Ein Fels, ein einger Retter

Und selbst des Todes Tod.

 

3.

Sein Tun ist lauter Güte,

Sein Werk ist rein und klar;

Treu ist er am Gemüte,

Im Wort und Reden wahr,

Viel heilger denn die Engel,

Die doch nur recht getan,

Frei aller Fehl und Mängel,

Fern von der Unrechtsbahn.

 

4.

Er ist gerecht: wir alle

Sind schändlich angesteckt

Mit Adams Sünd und Falle,

Der täglich in uns heckt

Viel böse schwere Taten.

Die unserm großen Gott,

Des kein Mensch kann entraten,

Geraten nur zum Spott.

 

5.

Die ungeratnen Kinder

Die fallen von ihm ab,

Und werden freche Sünder,

Vergessen aller Gab

Und so viel tausend Güter

Und so viel süßer Gnad,

Die ihnen Gott, ihr Hüter,

So oft erwiesen hat.

 

6.

Dankst du denn solcher Maßen,

Du toll und töricht Volk,

Dem, der dir regnen lassen

Dein Manna aus der Wolk,

Und aus des Himmels Kammer

Dir Speise zugeschickt,

Damit in deinem Jammer

Dein Herze würd’ erquickt?

 

7.

Woher hast du dein Leben

Und deines Leibes Bild?

Wer hat das Blut gegeben,

Das dir die Adern füllt?

Ist’s nicht der Herr, dein Schöpfer,

Dein Vater und dein Licht,

Der dich gleich als ein Töpfer

Von Erde zugericht’?

 

8.

Gedenk und geh zurücke

In die vergangnen Jahr,

Erwäge, was für Glücke

Gott deiner Väter Schar

Erzeigt in schweren Zeiten:

Das ist den Alten kund,

Die werden dir andeuten

Den rechten wahren Grund.

 

9.

Er stieß die wilden Heiden

Mit seiner starken Hand

Aus ihren fetten Weiden,

Und gab das schöne Land

Des Israels Geschlechte

Zu seines Namens Ruhm

Und Jakob, seinem Knechte,

Zum Erb und Eigentum.

 

10.

Er fand ihn, wo es heulet

In dürrer Wüstenei,

Er fand ihn und erteilet

Ihm alle Vatertreu;

Er lehrte ihn, was tauge

Und er selbst Tugend heiß’,

Er hielt ihn wie ein Auge

Und sparte keinen Fleiß.

 

11.

Gleichwie ein Adler sitzet

Auf seiner zarten Brut

Und gar genau beschützet,

Was ihm am Herzen ruht;

Er dehnt die starken Flügel,

Wann er sich hoch erschwingt,

Und über Tal und Hügel

Sein’ edlen Jungen bringt:

 

12.

So hat sich auch gebreitet

Des Höchsten Lieb und Gnad

Auf Jakob, den er leitet,

Auf dass ihn ja kein Schad

Hier oder da angieße:

Er hub, er trug mit Fleiß,

Bewahrt ihm Gang und Füße

Auf seiner ganzen Reis’.

 

13.

Er, sein Gott, tat’s alleine

Und sonst kein andrer Gott;

Es gaben Feld und Steine,

Öl, Honig, Wasser, Brot,

Ohn all seine Mühe;

Er hatte guten Mut

Beim Fett der Schaf’ und Kühe

Und trank gut Traubenblut.

 

14.

Da er nun wohl gegessen,

Vergaß er Gottes Heil,

Und da er des vergessen,

Da ward er frech und geil;

Da seine Not gestillet,

Beschimpft’ er Gottes Ehr,

Und da der Leib gefüllet,

Da ward das Herze leer.

 

15.

Leer ward es an dem Guten,

Des Bösen ward es voll,

Ließ Götzenopfer bluten,

Und dient’, als wär er toll,

Den schändlichen Feldteufeln,

Und den, an dessen Macht

Die Teufel selbst nicht zweifeln,

Den ließ er aus der Acht.

 

16.

Er ließ den ewgen Retter

Und gab sich in den Schirm

Der neuerdachten Götter,

Hielt Bestien und Gewürm

Und Bilder von Metallen,

Von Holz, von Stein, von Ton

Den Heiden zu gefallen

Für seiner Seelen Kron.

 

17.

Als das nun der erkannte,

Der Herz und Nieren kennt,

Da wuchs sein Zorn und brannte

Gleichwie ein Feuer brennt.

Und die er vor so schöne

Geliebt an seinem Teil

Als Töchter und als Söhne,

Die wurden ihm ein Greul.

 

18.

„Ich will mich“, sprach er, „wenden

Von dieser schnöden Art,

Die so abscheulich schänden

Mich, der ich nichts gespart

An meiner Treu und Güte:

Ich habe recht geliebt,

Dafür wird mein Gemüte

Gekränket und betrübt.

 

19.

Sie reizen mich mit Sünden:

Was gilt’s? es soll einmal

Sich wieder etwas finden

Zu ihrem Zorn und Qual;

Es werden Völker kommen,

Die blind sind als ein Stein,

Die sollen meine frommen

Und liebsten Kinder sein.

 

20.

Mein Feuer ist entstanden

Und brennet lichterloh

In meines Volkes Landen,

Die sind ihm wie das Stroh:

Es wird weit um sich greifen

Bis zu der Höllen Grund,

Und alle Frucht abstreifen,

Die auf der Erden stund.

 

21.

Ich will mit meinen Pfeilen

Sie treiben in den Tod,

Es soll sie übereilen

Schwert, Pest und Hungersnot;

Ich will viel Tiere schicken

Und strenges Schlangengift,

Das soll zermartern, drücken

Und fressen, wen es trifft.

 

22.

Ich will sie recht belohnen,

Mein Zorn soll gleich ergehn,

Auch derer nicht verschonen,

Die jung, gerad und schön:

Ich will sie all zerstäuben,

Und fragen hier und dort,

„Wo ist denn nun ihr Bleiben?

Welch ist ihr Sitz und Ort?

 

23.

Doch muss ich gleichwohl scheuen

Den ungereimten Wahn

Der Feinde, die sich freuen,

Als hätten sie’s getan:

Sie bleiben, wie die Narren

Bei ihrem Gaukelspiel.

Und ziehn am Torheitskarren,

Ich tu auch, was ich will.

 

24.

O, dass mein Volk verstünde

Das edle, schöne Gut,

Das, wenn’s nun seine Sünde

Bereut und Buße tut,

Ihm nachmals wird begegnen!

Denn, was ich jetzt verflucht,

Das will ich wieder segnen,

So bald es Gnade sucht.“

 

25.

Mein Volk kommt aus dem Weinen,

Sein Feind kommt aus der Ruh,

Ihr’r tausend fliehn vor einem:

Wie geht das immer zu?

Ihr Herr, ihr Fels und Leben

Ist weg aus ihrem Zelt,

Er hat sie übergeben

Zur Flucht ins freie Feld.

 

26.

Seid froh, ihr treuen Knechte

Des Gottes Israel,

Des Arm und starke Rechte

Euch schützt an Leib und Seel!

Habt fröhliches Vertrauen

Und Glauben, der da siegt,

So wird Gott wieder bauen,

Was jetzt darniederliegt.

 

27.

Er wird am Feinde rächen,

Was uns zu viel geschehn;

Uns wird er Trost zusprechen

Und wieder lassen sehn

Die Sonne seiner Gnaden:

Die wird in kurzer Zeit,

Des Landes Klag und Schaden

Verkehrn in Glück und Freud.

 

89. DER 23STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: 

Nun lasst uns Gott den Herren.

Wach auf mein Herz und singe.

 

1.

Der Herr, der aller Enden

Regiert mit seinen Händen,

Der Brunn der ewgen Güter,

Der ist mein Hirt und Hüter.

 

2.

So lang ich diesen habe,

Fehlt mir’s an keiner Gabe,

Der Reichtum seiner Fülle

Gibt mir die Füll und Hülle.

 

3.

Er lässet mich mit Freuden

Auf grüner Aue weiden,

Führt mich zu frischen Quellen

Schafft Rat in schweren Fällen.

 

4.

Wenn meine Seele zaget

Und sich mit Sorgen plaget,

Weiß er sie zu erquicken,

Aus aller Not zu rücken.

 

5.

Er lehrt mich tun und lassen,

Führt mich auf rechter Straßen,

Lässt Furcht und Angst sich stillen

Um seines Namens willen.

 

6.

Und ob ich gleich vor andern

Im finstern Tal muss wandern,

Fürcht ich doch keine Tücke,

Bin frei vorm Ungelücke.

 

7.

Denn du stehst mir zur Seiten,

Schützt mich vor bösen Leuten,

Dein Stab, Herr, und dein Stecken

Benimmt mir all mein Schrecken.

 

8.

Du setzest mich zu Tische,

Machst, dass ich mich erfrische,

Wenn mir mein Feind viel Schmerzen,

Erweckt in meinem Herzen.

 

9.

Du salbst mein Haupt mit Öle

Und füllest meine Seele,

Die leer und durstig saße

Mit vollgeschenktem Maße.

 

10.

Barmherzigkeit und Gutes

Wird mein Herz gutes Mutes,

Voll Lust, voll Freud und Lachen,

So lang ich lebe, machen.

 

11.

Ich will dein Diener bleiben

Und dein Lob herrlich treiben,

Im Hause, da du wohnest,

Und Frommsein wohl belohnest.

 

12.

Ich will dich hier auf Erden

Und dort, wo wir dich werden

Selbst schaun, im Himmel droben,

Hoch preisen, sing’n und loben.

 

90. DER 30STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: Aus meines Herzens Grunde.

 

1.

Ich preise dich und singe,

Herr, deine Wundergnad,

Die mir so große Dinge

Bisher erwiesen hat.

Denn das ist meine Pflicht:

In meinem ganzen Leben

Dir Lob und Dank zu geben,

Mehr hab und kann ich nicht.

 

2.

Du hast mein Herz erhöhet

Aus mancher tiefen Not;

Den aber, der da gehet

Und suchet meinen Tod,

Und tut mir Herzleid an,

Den hast du weggeschlagen,

So dass er meiner Plagen

Sich nicht erfreuen kann.

 

3.

Herr, mein Gott, da ich Kranker

Vom Bette zu dir schrei,

Da ward dein Heil mein Anker

Und stund mir treulich bei;

Da andre fuhren hin

Zur finstern Todeshöhle,

Da hieltst du meine Seele

Und mich noch wo ich bin.

 

4.

Ihr Heiligen, lobsinget

Und danket eurem Herrn,

Der, wenn die Not herdringet

Bald hört, und herzlich gern

Uns Gnad und Hilfe gibt;

Rühmt den, des Hand uns träget,

Und wenn er uns ja schläget,

Nicht allzusehr betrübt.

 

5.

Gott hat ja Vaterhände,

Und strafet mit Geduld;

Sein Zorn nimmt bald ein Ende,

Sein Herz ist voller Huld

Und gönnt uns lauter Guts:

Den Abend währt das Weinen,

Des Morgens macht das Scheinen

Der Sonn uns gutes Muts.

 

6.

Ich sprach zur guten Stunde,

Da mir’s noch wohl erging,

„Ich steh auf festem Grunde,

Acht alles Kreuz gering;

Ich werde nimmermehr,

Das weiß ich, niederliegen,

Denn Gott, der nicht kann trügen,

Der liebt mich gar zu sehr.“

 

7.

Als aber dein Gesichte,

Ach Gott! sich von mir wandt,

Da ward mein Trost zu nichte,

Da lag mein Heldenstand!

Es ward mir angst und bang,

Ich führte schwere Klagen

Mit Zittern und mit Zagen:

„Herr, mein Gott, wie so lang?

 

8.

Hast du dir vorgenommen,

Mein ewger Feind zu sein?

Was werden dir denn frommen

Die ausgedorrten Bein’,

Und der elende Staub,

Zu welchem in der Erden

Wir werden, wenn wir werden

Des blassen Todes Raub?

 

9.

So lang ichs Leben habe,

Lobsing ich deiner Ehr,

Dort aber in dem Grabe

Gedenk ich dein nicht mehr:

Drum eil und hilf mir auf,

Und gib mir Kraft zum Leben,

Dafür will ich dir geben

Meins ganzen Lebens Lauf.“

 

10.

Nun wohl, ich bin erhöret,

Mein Seufzen ist erfüllt,

Mein Kreuz ist umgekehret,

Mein Herzleid ist gestillt,

Mein Grämen hat ein End:

Es ist von meinem Herzen

Der bittern Sorgen Schmerzen

Durch dich, Herr, abgewendt.

 

11.

Du hast mit mir gehandelt

Noch besser denn ich will.

Mein Klagen ist verwandelt

In eines Reigens Spiel,

Und für das Trauerkleid,

In dem ich vor gestöhnet,

Da hast du mich gekrönet

Mit süßer Lust und Freud.

 

12.

Auf dass zu deiner Ehre

Mein’ Ehre sich erhüb

Und nimmer stille wäre,

Bis dass ich deine Lieb

Und ungezählte Zahl

Der großen Wunderdinge

Mit ewgen Freuden singe

Im güldnen Himmelssaal.

 

91. DER 34. PSALM DAVIDS.

 

Mel.: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.

 

1.

Ich will erhöhen immerfort

Und preisen meiner Seelen Hort,

Ich will ihn herzlich ehren!

Wer Gott liebt, stimme mit mir ein,

Lasst alle, die betrübet sein,

Ein Freudenliedlein hören!

 

2.

Gott ist ein Gott, der reichlich tröst’,

Wer ihn nur sucht, der wird erlöst,

Ich hab es selbst erfahren:

So bald man betet oder singt,

Kommt Heil und was uns Freude bringt

Vom Himmel abgefahren.

 

3.

Der frommen Engel starkes Heer

Zieht fröhlich an, stellt sich zur Wehr,

Ja macht sich selbst zu Mauern;

Da weicht und fleucht die böse Rott,

Der Satan wird zu Hohn und Spott,

Kein Unglück kann da dauern.

 

4.

Ach, was ist das für Süßigkeit!

Ach, schmecket alle, die ihr seid

Mit Sinnen wohl begabet!

Kein Honig ist mehr auf der Erd

Hinfort des süßen Namens wert,

Gott ist’s, der uns recht labet.

 

5.

O selges Herz, o selges Haus,

Das alle Lust treibt von sich aus

Und diese Lust beliebet!

All andre Schönheit wird verrückt,

Der aber bleibet stets geschmückt,

Der sich dem Herrn ergibet.

 

6.

Der Kön’ge Gut, der Fürsten Geld

Ist Nichts und bleibet in der Welt,

Wenn die Besitzer sterben.

Wie oft verarmt ein reicher Mann?

Wer Gott vertraut, bleibt reich und kann

Die ewgen Schätz ererben.

 

7.

Kommt her, ihr Kinder, hört mir zu,

Ich will euch zeigen, wie ihr Ruh

Und Wohlfahrt könnt erjagen:

Ergebet euch und euren Sinn

Zu Gottes Wohlgefallen hin

In allen euren Tagen.

 

8.

Bewahrt die Zung, habt solchen Mut,

Der Zank und was zum Zanken tut

Nicht reget, sondern stillet;

So werden eure Tage sein

Mit stillem Fried und süßem Schein

Des Segens überfüllet.

 

9.

Lass ab vom Bösen, fleuch die Sünd,

O Mensch, und halt dich als ein Kind

Des Vaters in der Höhe.

Du wirst’s erfahren in der Tat,

Wie’s dem, der ihm gefolget hat,

So trefflich wohl ergehe.

 

10.

Den Frommen ist Gott wieder fromm

Und machet, dass geflossen komm

Auf uns all sein Gedeihen;

Sein Aug ist unser Sonnenlicht,

Sein Ohr ist Tag und Nacht gericht’,

Zu hören unser Schreien.

 

11.

Zwar wer Gott dient, muss leiden viel

Doch hat sein Leiden Maß und Ziel,

Gott hilft ihm aus dem allen.

Er sorgt für alle seine Bein,

Er hebt sie auf und legt sie ein,

Kein einzig’s muss verfallen.

 

12.

Gott sieht ins Herz und weiß gar wohl,

Was uns macht Angst und Sorgen voll,

Kein Tränlein fällt vergebens,

Er zählt sie all und legt davor

Uns treulich bei im Himmelschor

All Ehr des ewgen Lebens.

 

92. DER 71STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: Du, o schönes Weltgebäude.

 

1.

Herr, dir trau ich all mein’ Tage,

Lass mich nicht in Schimpf bestehn!

Wie ich von dir glaub und sage,

Also lass mir’s auch ergehn!

Rette mich, lass deine Güte

Mir erfrischen mein Gemüte,

Neige deiner Ohren Treu

Und vernimm mein Angstgeschrei!

 

2.

Sei mein Aufhalt, lass mich sitzen

Bei dir, o mein starker Hort!

Lass mich deinen Schutz beschützen

Und erfülle mir dein Wort,

Da du selbsten meinem Leben

Dich zum Fels und Burg gegeben.

Hilf mir aus des Heuchlers Band

Und des Ungerechten Hand.

 

3.

Denn dich hab ich auserlesen

Von der zarten Jugend an.

Dein Arm ist mein Trost gewesen,

Herr, so lang ich denken kann.

Auf dich hab ich mich erwogen,

Alsbald du mich der entzogen

Der ich, ehe Nacht und Tag

Mich erblickt, im Leibe lag.

 

4.

Von dir ist mein Ruhm, mein Sagen,

Dein erwähn ich immer zu.

Viel die spotten meiner Plagen,

Höhnen, was ich red und tu:

Aber du bist meine Stärke:

Wenn ich Angst und Trübsal merke,

Lauf ich dich an: gönne mir

Fröhlich stets zu sein in dir.

 

5.

Stoß mich nicht von deiner Seiten,

Wenn mein hohes Alter kommt,

Da die schwachen Tritte gleiten

Und man Trost vom Stecken nimmt,

Da greif du mir an die Arme;

Fall ich nieder, so erbarme

Du dich, hilf mir in die Höh

Und halt, bis ich wieder steh.

 

6.

Mach es nicht, wie mir’s die gönnen,

Die mein’ abgesagten Feind’,

Auch mir, wo sie immer können,

Mit Gewalt zuwider seind,

Sprechen: „Auf! lasst uns ihn fassen,

Sein Gott hat ihn ganz verlassen,

Jagt und schlagt ihn immerhin,

Niemand schützt und rettet ihn.“

 

7.

Ach! mein Helfer, sei nicht ferne,

Komm und eile doch zu mir!

Hilf mir, mein Gott, bald und gerne,

Zeuch mich aus der Not herfür,

Dass sich meine Feinde schämen

Und vor Hohn und Schande grämen,

Ich hingegen lustig sei

Über mir erwies’ne Treu.

 

8.

Mein Herz soll dir allzeit bringen

Deines Ruhms gebührlich Teil,

Auch soll meine Zungen singen

Täglich dein unzählig Heil.

Ich bin stark, herein zu gehen,

Unerschrocken da zu stehen,

Durch des großen Herrschers Kraft,

Der die Welt und alles schafft.

 

9.

Herr, ich preise deine Tugend,

Wahrheit und Gerechtigkeit,

Die mich schon in meiner Jugend

Hoch ergötzet und erfreut.

Hast mich als ein Kind ernähret,

Deine Furcht dabei gelehret,

Oftmals wunderlich bedeckt,

Dass mein Feind mich nicht erschreckt.

 

10.

Fahre fort, o mein Erhalter,

Fahre fort und lass mich nicht

In dem hohen grauen Alter,

Wenn mir Lebenskraft gebricht!

Lass mein Leben in dir leben,

Bis ich Unterricht kann geben

Kindeskindern, dass dein’ Hand

Ihnen gleichfalls sei bekannt.

 

11.

Gott, du bist sehr hoch zu loben,

Dir ist nirgend etwas gleich

Weder hier bei uns, noch oben

In dem Stern- und Engelreich.

Dein Tun ist nicht auszusprechen,

Deinen Rat kann niemand brechen,

Alles liegt in deinem Schoß

Und dein Werk ist alles groß.

 

12.

Du ergibst mich großen Nöten,

Gibst auch wieder große Freud.

Heute lässt du mich ertöten,

Morgen ist die Lebenszeit,

Da ermunterst du mich wieder

Und erneuerst meine Glieder,

Holst sie aus der Erdenkluft,

Gibst dem Herzen wieder Luft.

 

13.

Such ich Trost und finde keinen,

Balde werd ich wieder groß.

Dein Trost trocknet mir mein Weinen,

Das mir aus den Augen floss.

Ich selbst werde wie ganz neue,

Sing und klinge deine Treue,

Meines Lebens einges Ziel,

Auf der Harf und Psalterspiel.

 

14.

Ich bin durch und durch entzündet,

Fröhlich ist, was in mir ist.

Alle mein Geblüt empfindet

Dein Heil, das du selber bist.

Ich steh im gewünschten Stande,

Mein Feind ist voll Scham und Schande,

Der mein Unglück hat gesucht,

Leidet, was er mir geflucht.

 

93. DER 111TE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: 

Nun jauchzet all, ihr Frommen.

Aus meines Herzens Grunde.

 

1.

Ich will mit Danken kommen

In den gemeinen Rat

Der rechten wahren Frommen,

Die Gottes Rat und Tat

Mit süßem Lob erhöhn;

Zu denen will ich treten,

Da soll mein Dank und Beten

Von ganzem Herzen gehn.

 

2.

Groß ist der Herr und mächtig,

Groß ist auch, was er macht;

Wer aufmerkt und andächtig

Nimmt seine Werk’ in acht,

Hat eitel Lust daran:

Was seine Weisheit setzet

Und ordnet, das ergötzet

Und ist sehr wohlgetan.

 

3.

Sein Heil und große Güte

Steht fest und unbewegt;

Damit auch dem Gemüte,

Das uns im Herzen schlägt,

Dieselbe nicht entweich,

Hat er zum Glaubenszunder

Ein Denkmal seiner Wunder

Gestif’t in seinem Reich.

 

4.

Gott ist voll Gnad und Gaben,

Gibt Speis’ aus milder Hand,

Die Seinen wohl zu laben,

Die ihm allein bekannt;

Denkt stets an seinen Bund,

Gibt denen, die er weiden

Will, mit dem Erb der Heiden,

All seine Taten kund.

 

5.

Das Wirken seiner Hände

Und was er uns gebeut,

Das hat ein gutes Ende,

Bringt rechten Trost und Freud

Und Wahrheit, die nicht treugt.

Gott leitet seine Knechte

In dem rechtschaffnen Rechte,

Das sich zum Leben neigt.

 

6.

Sein Herz lässt ihn nicht reuen,

Was uns sein Mund verspricht,

Gibt redlich und mit Treuen

Was unser Unglück bricht,

Ist freudig, unverzagt,

Uns alle zu erlösen

Vom Kreuz und allem Bösen,

Das seine Kinder plagt.

 

7.

Sein Wort ist wohl gegründet,

Sein Mund ist rein und klar,

Wozu er sich verbindet,

Das macht erst fest und wahr

Und wird ihm gar nicht schwer;

Sein Name, den er führet

Ist heilig und gezieret

Mit großem Lob und Ehr.

 

8.

Die Furcht des Herren gibet

Den ersten besten Grund

Der Weisheit, die Gott liebet

Und rühmt mit seinem Mund.

O wie klug ist der Sinn

Der diesen Weg verstehet

Und fleißig darauf gehet!

Des Lob fällt nimmer hin.

 

94. DER 116. PSALM DAVIDS.

 

Mel.: Ein’ feste Burg ist unser Gott.

 

1.

Das ist mir lieb, dass Gott mein Hort

So treulich bei mir stehet:

Wenn ich ihn bitte, wird kein Wort

In meiner Bitt verschmähet.

Des schwarzen Todes Hand

Samt der Höllen Band,

Umgaben überall

Mein Herz mit Angst und Qual,

Doch hat mir Gott geholfen.

 

2.

Ich kam in Jammer und in Not,

Ich sank fast gar zu Grunde,

Und da ich sank, rief ich zu Gott

Mit Herzen und mit Munde:

„O Herr, ich weiß, du wirst

Als des Lebens Fürst,

Schon führen meine Sach!“

Und wie ich bat und sprach,

So ist’s auch nun geschehen.

 

3.

Sei wieder froh und gutes Muts,

Mein Herze, sei zufrieden!

Der Herr, der tut dir alles Guts,

Durch ihn ist nun geschieden,

Und ferne weggebracht,

Was mich traurig macht;

Er hat mich aus dem Loch

Und schweren Todesjoch

Mit seiner Hand gerissen.

 

4.

Mein Aug ist nun von Tränen frei,

Mein Fuß von seinem Gleiten;

Das will ich sagen ohne Scheu

Und rühmen bei den Leuten.

Was gar kein Mensch nicht kann,

Das hat Gott getan.

Der Mensch ist Lügen voll,

Gott aber weiß gar wohl,

Wie er sein Wort soll halten.

 

5.

Ich glaube fest in meinem Sinn,

Und was mein Herze gläubet,

Das red ich auch in Einfalt hin:

Wer Gott vertraut, der bleibet.

Die Welt und böse Rott

Lacht des mir zum Spott,

Ja plagt mich noch dazu,

Ich aber steh und ruh

Auf dir, mein Trost und Helfer.

 

6.

Du stürzest meiner Feinde Rat

Und segnest, wenn sie schelten.

Wie soll ich doch die große Gnad

Dir immermehr vergelten?

Ich will, Herr, meines Teils

Den Kelch deines Heils,

Der voller Bitterkeit,

Doch mir zum Nutz gedeiht,

Gehorsamlich annehmen.

 

7.

Was du mir zugemessen hast,

Das will ich gerne leiden;

Wer fröhlich trägt des Kreuzes Last,

Dem hilfst du aus mit Freuden.

Du weißt der Deinen Not

Und hältst ihren Tod

Sehr hoch, sehr lieb und wert,

Auch lässt du auf der Erd

Ihr Blut nicht ungerochen.

 

8.

So zürne nun gleich alle Welt

Mit mir, Herr, deinem Knechte.

Du, du deckst mich in deinem Zelt

Und reichst mir deine Rechte.

Darüber will ich dich

Allstets inniglich,

So gut ich immer kann,

Mit Dank vor jedermann

In deinem Hause preisen.

 

95. DER 145STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: 

Nur freut euch, lieben Christen g’mein.

Wär Gott nicht mit uns diese Zeit.

 

1.

Ich, der ich oft in tiefes Leid

Und große Not muss gehen,

Will dennoch Gott mit großer Freud

Und Herzenslust erhöhen.

Mein Gott, du König höre mich,

Ich will ohn alles Ende dich

Und deinen Namen loben!

 

2.

Ich will dir mit der Morgenröt

Ein täglich Opfer bringen;

So oft die liebe Sonn aufgeht,

So ofte will ich singen

Dem großen Namen deiner Macht,

Das soll auch in der späten Nacht

Mein Werk sein und Geschäfte.

 

3.

Die Welt, die dünkt uns schön und groß,

Und was für Gut und Gaben

Sie trägt in ihrem Arm und Schoß,

Das will ein jeder haben,

Und ist doch alles lauter nichts:

Eh denn man’s recht geneußt, zerbricht’s,

Und geht im Hui zu Grunde.

 

4.

Gott ist alleine groß und schön,

Unmöglich auszuloben,

Auch denen, die doch allzeit stehn

Vor seinem Throne droben:

Lass sprechen, wer nur sprechen kann,

Doch wird kein Engel noch kein Mann

Des Höchsten Größ aussprechen.

 

5.

Die Alten, die nun nicht mehr sind,

Die haben ihn gepreiset;

So hat ein jeder auch sein Kind

Zu solchem Dienst geweiset;

Die Kinder werden auch nicht ruhn

Und werden doch, o Gott! dein Tun

Und Werk nicht ganz auspreisen.

 

6.

Wie mancher hat vor mir dein Heil

Und Lob mit Fleiß getrieben,

Und siehe, mir ist doch mein Teil

Zu loben übrig blieben.

Ich will von deiner Wundermacht

Und der so herrlich schönen Pracht

Bis an mein Ende reden.

 

7.

Und was ich rede, wird von mir

Manch frommes Herze lernen,

Man wird dich heben für und für

Hoch über alle Sternen.

Dein’ Herrlichkeit und starke Hand

Wird in der ganzen Welt bekannt

Und hoch berufen werden.

 

8.

Wer ist so gnädig, als wie du?

Wer kann so viel erdulden?

Wer sieht mit solcher Langmut zu

So vielen schweren Schulden,

Die aus der ganzen weiten Welt

Ohn Unterlass bis an das Zelt

Des hohen Himmels steigen?

 

9.

Es muss ein treues Herze sein,

Das uns so hoch kann lieben.

Da wir doch in den Tag hinein

Was gar nicht gut ist üben.

Gott muss nichts anders sein denn gut,

Daher fleußt seiner Güte Flut

Auf alle seine Werke.

 

10.

Drum Herr, so sollen dir auch nun

All deine Werke danken,

Voraus die Heilgen, deren Tun

Sich hält in deinen Schranken,

Die sollen deines Reichs Gewalt

Und schöne Regimentsgestalt

Mit vollem Munde rühmen.

 

11.

Sie sollen rühmen, dass der Ruhm

Durch alle Welt erklinge,

Dass jedermann zum Heiligtum

Dir Dienst und Opfer bringe,

Dein Reich, das ist ein ewges Reich,

Dein’ Herrschaft ist dir selber gleich,

Der du kein End erreichest.

 

12.

Der Herr ist bis in unsern Tod

Beständig bei uns allen.

Erleichtert unsers Kreuzes Not

Und hält uns, wenn wir fallen.

Er steuert manches Unglücks Lauf

Und hilft uns wieder freundlich auf,

Wenn wir ganz hingeschlagen.

 

13.

Herr, aller Augen sind nach dir

Und deinem Stuhl gekehret;

Denn du bist’s auch, der alles hier

So väterlich ernähret.

Du tust auf deine milde Hand,

Machst froh und satt was auf dem Land,

Im Meer und Lüften lebet.

 

14.

Du meinst es gut, und tust uns Guts,

Auch da wir’s oft nicht denken:

Wie mancher ist betrübtes Muts

Und frisst sein Herz mit Kränken,

Besorgt und fürcht’ sich Tag und Nacht

Gott hab ihn gänzlich aus der Acht

Gelassen und vergessen.

 

15.

Nein, Gott vergisst der Seinen nicht,

Er ist uns viel zu treue;

Sein Herz ist stets dahin gericht’

Dass er uns letzt erfreue.

Geht’s gleich bisweilen etwas schlecht,

Ist er doch heilig und gerecht

In allen seinen Wegen.

 

16.

Der Herr ist nah und stets bereit

Ein’m jeden, der ihn ehret,

Und wer nur ernstlich zu ihm schreit,

Der wird gewiss erhöret.

Gott weiß wohl, wer ihm günstig sei,

Und deme steht er dann auch bei,

Wenn ihn die Angst nun treibet.

 

17.

Den Frommen wird nichts abgesagt,

Gott tut, was sie begehren.

Er misst das Unglück, das sie plagt

Und zählt all ihre Zähren,

Und reißt sie endlich aus der Last:

Den aber, der sie kränkt und hasst,

Den stürzt er ganz zu Boden.

 

18.

Dies alles, und was sonsten mehr

Man kann für Lob erzwingen,

Das soll mein Mund zum Ruhm und Ehr

Des Höchsten täglich singen,

Und also tu auch immerfort,

Was webt und lebt an jedem Ort;

Das wird Gott wohlgefallen.

 

96. DER 146STE PSALM DAVIDS.

 

Mel.: 

Herzlich tut mich verlangen.

Ich dank dir, lieber Herre.

 

1.

Du, meine Seele, singe,

Wohl auf, und singe schön,

Dem, welchem alle Dinge

Zu Dienst und Willen stehn!

Ich will den Herren droben

Hier preisen auf der Erd,

Ich will ihn herzlich loben,

So lang ich leben werd.

 

2.

Ihr Menschen, lasst euch lehren,

Es wird euch nützlich sein!

Lasst euch doch nicht betören

Die Welt mit ihrem Schein.

Verlasse sich ja keiner

Auf Fürstenmacht und Gunst,

Weil sie wie unser einer

Nichts sind denn nur ein Dunst.

 

3.

Was Mensch ist, muss erblassen

Und sinken in den Tod,

Er muss den Geist auslassen,

Selbst werden Erd und Kot:

Alda ist’s dann geschehen

Mit seinem klugen Rat,

Und ist frei klar zu sehen

Wie schwach sei Menschentat.

 

4.

Wohl dem, der einzig schauet

Nach Jakobs Gott und Heil:

Wer dem sich anvertrauet

Der hat das beste Teil,

Das höchste Gut erlesen,

Den schönsten Schatz geliebt;

Sein Herz und ganzes Wesen

Bleibt ewig unbetrübt.

 

5.

Hier sind die starken Kräfte,

Die unerschöpfte Macht:

Das weisen die Geschäfte,

Die seine Hand gemacht,

Der Himmel und die Erde

Mit ihrem ganzen Heer,

Der Fisch’ unzählge Herde

Im großen wilden Meer.

 

6.

Hier sind die treuen Sinnen

Die niemand unrecht tun,

All denen Gutes gönnen,

Die in der Treu beruhn.

Gott hält sein Wort mit Freuden

Und was er spricht geschicht,

Und wer Gewalt muss leiden,

Den schützt er im Gericht.

 

7.

Er weiß viel tausend Weisen

Zu retten aus dem Tod;

Ernährt und gibet Speisen

Zur Zeit der Hungersnot,

Macht schöne rote Wangen

Oft bei geringem Mahl,

Und die da sind gefangen,

Die reißt er aus der Qual.

 

8.

Er ist das Licht der Blinden,

Erleuchtet ihr Gesicht,

Und die sich schwach befinden,

Die stellt er aufgericht’.

Er liebet alle Frommen,

Und die ihm günstig seind,

Die finden, wann sie kommen,

An ihm den besten Freund.

 

9.

Er ist der Fremden Hütte,

Die Waisen nimmt er an,

Erfüllt der Witwen Bitte,

Wird selbst ihr Trost und Mann.

Die aber, die ihn hassen,

Bezahlet er im Grimm,

Ihr Haus und wo sie saßen,

Das wirft er um und um.

 

10.

Ach, ich bin viel zu wenig,

Zu rühmen seinen Ruhm!

Der Herr ist ewger König,

Ich eine welke Blum.

Jedoch, weil ich gehöre

Gen Zion in sein Zelt,

Ist’s billig, dass ich ehre

Sein Lob vor aller Welt.

 

97. DANKGEBETLEIN SIRACHS.

SIR. 1.

 

Mel.: 

Herzlich tut mich verlangen.

Ich dank dir, lieber Herre.

 

1.

Ich danke dir mit Freuden,

Mein König und mein Heil,

Dass du manch schweres Leiden

So mir zu meinem Teil

Oft häufig zugedrungen

Durch deine Wunderhand

Gewaltig hast bezwungen

Und von mir abgewandt.

 

2.

Du hast in harten Zeiten

Mir diese Gnad erteilt,

Dass meiner Feinde Streiten

Mein Leben nicht ereilt,

Wenn sie an hohen Orten

Mich, der ich’s nicht gedacht,

Mit bösen, falschen Worten

Sehr übel angebracht.

 

3.

Wenn sie wie wilde Leuen

Die Zungen ausgestreckt

Und mich mit ihrem Schreien

Bis auf den Tod erschreckt,

So hat dann dein Erbarmen,

Das alles lindern kann,

Gewaltet, und mir Armen

Den treuen Dienst getan.

 

4.

Sie haben oft zusammen

Sich wider mich gelegt,

Und wie die Feuerflammen

Gefahr und Brand erregt;

Da hab ich denn gesessen

Und Blut und Angst geschwitzt,

Als ob du mein vergessen,

Und hast mich doch geschützt.

 

5.

Du hast mich aus dem Brande

Und aus dem Feur gerückt,

Und wenn der Höllen Bande

Mich um und um bestrickt,

So hast du auf mein Bitten

Dich, Herr zu mir gesellt

Und aus des Unglücks Mitten

Mich frei ins Feld gestellt.

 

6.

Den Kläffer, der mit Lügen

Gleich als mit Waffen kämpft,

Und nichts kann denn betrügen,

Den hast du oft gedämpft;

Wenn er gleich einem Drachen

Das Maul hoch aufgezerrt,

So hast du ihm den Rachen

Durch deine Kraft gesperrt.

 

7.

Ich war nah am Verderben,

Du nahmst mich in den Schoß;

Es kam mit mir zum Sterben,

Du aber sprachst mich los

Und hieltest mich beim Leben,

Und gabst mir Rat und Tat,

Die sonst kein Mensch zu geben

In seinen Mächten hat.

 

8.

Es war in allen Landen,

So weit die Wolken gehn,

Kein einger Freund vorhanden,

Der bei mir wollte stehn:

Da dacht ich an die Güte

Die du, Herr, täglich tust,

Und hub Herz und Gemüte

Zur Höhe, da du ruhst.

 

9.

Ich rief mit vollem Munde,

Du nahmest alles an,

Und halfst recht aus dem Grunde,

So dass ich’s nimmer kann

Nach Würden gnugsam loben:

Doch will ich Tag und Nacht

Dich in dem Himmel droben

Zu preisen sein bedacht.

 

XIII. MORGEN- UND ABEND-LIEDER.

 

98. MORGENSEGEN.

 

In seiner eigenen Melodie.

 

1.

Die güldne Sonne

Voll Freud und Wonne

Bringt unsern Grenzen

Mit ihrem Glänzen

Ein herzerquickendes liebliches Licht.

Mein Haupt und Glieder,

Die lagen darnieder,

Aber nun steh ich,

Bin munter und fröhlich,

Schaue den Himmel mit meinem Gesicht.

 

2.

Mein Auge schauet,

Was Gott gebauet

Zu seinen Ehren,

Und uns zu lehren,

Wie sein Vermögen sei mächtig und groß,

Und wo die Frommen

Dann sollen hinkommen,

Wann sie mit Frieden

Von hinnen geschieden

Aus dieser Erden vergänglichem Schoß.

 

3.

Lasset uns singen,

Dem Schöpfer bringen

Güter und Gaben,

Was wir nur haben,

Alles sei Gotte zum Opfer gesetzt.

Die besten Güter

Sind unsre Gemüter,

Dankbare Lieder

Sind Weihrauch und Widder,

An welchen er sich am meisten ergetzt.

 

4.

Abend und Morgen

Sind seine Sorgen

Segnen und mehren,

Unglück verwehren,

Sind seine Werke und Taten allein.

Wenn wir uns legen,

So ist er zugegen,

Wenn wir aufstehen,

So lässt er aufgehen

Über uns seiner Barmherzigkeit Schein.

 

5.

Ich hab erhoben

Zu dir hoch droben

All meine Sinnen,

Lass mein Beginnen

Ohn allen Anstoß und glücklich ergehn.

Laster und Schande

Des Luzifers Bande,

Fallen und Tücke

Treib ferne zurücke,

Lass mich auf deinen Geboten bestehn.

 

6.

Lass mich mit Freuden

Ohn alles Neiden

Sehen den Segen,

Den du wirst legen

In meines Bruders und Nähesten Haus.

Geiziges Brennen,

Unchristliches Rennen

Nach Gut mit Sünde,

Das tilge geschwinde

Von meinem Herzen und wirf es hinaus.

 

7.

Menschliches Wesen,

Was ist’s gewesen?

In einer Stunde

Geht es zu Grunde,

So bald das Lüftlein des Todes drein bläst.

Alles in allen

Muss brechen und fallen,

Himmel und Erden,

Die müssen das werden,

Was sie vor ihrer Erschaffung gewest.

 

8.

Alles vergehet,

Gott aber stehet

Ohn alles Wanken,

Seine Gedanken,

Sein Wort und Willen hat ewigen Grund.

Sein Heil und Gnaden,

Die nehmen nicht Schaden,

Heilen im Herzen

Die tödlichen Schmerzen,

Halten uns zeitlich und ewig gesund.

 

9.

Gott, meine Krone,

Vergib und schone!

Lass meine Schulden

In Gnad und Hulden

Aus deinen Augen sein abegewandt.

Sonsten regiere

Mich, lenke und führe,

Wie dir’s gefället:

Ich habe gestellet

Alles in deine Beliebung und Hand.

 

10.

Willt du mir geben,

Womit mein Leben

Ich kann ernähren,

So lass mich hören

Allzeit im Herzen dies heilige Wort:

Gott ist das Größte,

Das Schönste, das Beste,

Gott ist das Süßte

Und Allergewisste,

Aus allen Schätzen der edelste Hort.

 

11.

Willt du mich kränken,

Mit Gallen tränken

Und soll von Plagen

Ich auch was tragen,

Wohlan! so mach es, wie dir es beliebt:

Was gut und tüchtig,

Was schädlich und nichtig

Meinem Gebeine,

Das weißt du alleine

Hast niemals keinen zu sehre betrübt.

 

12.

Kreuz und Elende

Das nimmt ein Ende;

Nach Meeresbrausen

Und Windessausen

Leuchtet der Sonnen gewünschtes Gesicht.

Freude die Fülle

Und selige Stille

Hab ich zu warten

Im himmlischen Garten,

Dahin sind meine Gedanken gericht’.

 

99. WACH AUF, MEIN HERZ, UND SINGE.

 

Mel.: Nun lasst uns Gott, den Herren.

 

1.

Wach auf, mein Herz! und singe

Dem Schöpfer aller Dinge,

Dem Geber aller Güter,

Dem frommen Menschenhüter.

 

2.

Heint, als die dunkeln Schatten

Mich ganz umgeben hatten,

Hat Satan mein begehret,

Gott aber hat’s verwehret.

 

3.

Ja, Vater, als er suchte,

Dass er mich fressen mochte,

War ich in deinem Schoße,

Dein Flügel mich beschlosse.

 

4.

Du sprachst „mein Kind, nun liege,

Trotz dem, der dich betrüge,

Schlaf wohl, lass dir nicht grauen,

Du sollst die Sonne schauen.“

 

5.

Dein Wort, das ist geschehen,

Ich kann das Licht noch sehen,

Von Not bin ich befreiet,

Dein Schutz hat mich verneuet.

 

6.

Du willst ein Opfer haben:

Hier bring ich meine Gaben.

Mein Weihrauch, Farr und Widder

Sind mein Gebet und Lieder.

 

7.

Die wirst du nicht verschmähen,

Du kannst ins Herze sehen

Und weißest, dass zur Gabe

Ich ja nicht bessers habe.

 

8.

So wollst du nun vollenden

Dein Werk an mir und senden,

Der mich an diesem Tage

Auf seinen Händen trage.

 

9.

Sprich Ja zu meinen Taten,

Hilf selbst das Beste raten,

Den Anfang, Mitt’l und Ende,

Ach! Herr, zum Besten wende.

 

10.

Mit Segen mich beschütte,

Mein Herz sei deine Hütte,

Dein Wort sei meine Speise,

Bis ich gen Himmel reise.

 

100. LOBET DEN HERREN.

 

Mel.: Lobet den Herren, denn er ist sehr freundlich.

 

1.

Lobet den Herren,

Alle die ihn fürchten!

Lasst uns mit Freuden seinen Namen singen

Und Preis und Dank zu seinem Altar bringen.

Lobet den Herren.

 

2.

Der unser Leben,

Das er uns gegeben,

In dieser Nacht so väterlich bedecket

Und aus dem Schlaf uns fröhlich auferwecket,

Lobet den Herren.

 

3.

Dass unsre Sinnen

Wir noch brauchen können,

Und Hand und Füße, Zung’ und Lippen regen,

Das haben wir zu danken seinem Segen.

Lobet den Herren.

 

4.

Dass Feuerflammen

Uns nicht allzusammen

Mit unsern Häusern unversehens gefressen,

Das macht’s, dass wir in seinem Schoß gesessen.

Lobet den Herren.

 

5.

Dass Dieb und Räuber

Unser Gut und Leiber

Nicht angetast’ und grausamlich verletzet,

Darwider hat sein Engel sich gesetzet.

Lobet den Herren.

 

6.

O treuer Hüter,

Brunnen aller Güter!

Ach! lass doch ferner über unser Leben

Bei Tag und Nacht dein Hut’ und Güte schweben.

Lobet den Herren.

 

7.

Gib, dass wir heute,

Herr, durch dein Geleite

Auf unsern Wegen unverhindert gehen,

Und überall in deiner Gnade stehen.

Lobet den Herren.

 

8.

Treib unsern Willen,

Dein Wort zu erfüllen.

Lehr uns verrichten heilige Geschäfte

Und wo wir schwach sind, da gib du uns Kräfte.

Lobet den Herren.

 

9.

Richt unsre Herzen,

Dass wir ja nicht scherzen

Mit deinen Strafen, sondern fromm zu werden

Vor deiner Zukunft uns bemühn auf Erden.

Lobet den Herren.

 

10.

Herr, du wirst kommen

Und all deine Frommen,

Die sich bekehren, gnädig dahin bringen,

Da alle Engel ewig, ewig singen:

Lobet den Herren.

 

101. ABENDSEGEN.

 

In seiner eigenen Melodie.

 

1.

Der Tag mit seinem Lichte

Fleucht hin und wird zu nichte;

Die Nacht kommt angegangen,

Mit Ruhe zu umfangen

Den matten Erdenkreis.

Der Tag, der ist geendet;

Mein Herz zu dir sich wendet,

Der Tag und Nacht geschaffen

Zum Wachen und zum Schlafen,

Will singen deinen Preis.

 

2.

Wohlauf, wohlauf, mein Psalter!

Erhebe den Erhalter,

Der mir an Leib und Seelen

Viel mehr, als ich kann zählen,

Hat heute Guts getan.

All Augenblick und Stunden

Hat sich gar viel gefunden,

Womit er sein Gemüte

Und unerschöpfte Güte

Mir klar gezeiget an.

 

3.

Gleich wie des Hirten Freude,

Ein Schäflein an der Weide,

Sich unter seiner Treue

Ohn’ alle Furcht und Scheue

Ergetzet in dem Feld

Und sich mit Blumen füllet,

Den Durst mit Quellen stillet,

So hat mich heut geführet,

Mit manchem Gut gezieret

Der Hirt in aller Welt.

 

4.

Gott hat mich nicht verlassen,

Ich aber hab ohn Maßen

Mich nicht gescheut, mit Sünden

Und Unrecht zu entzünden

Das treue Vaterherz,

Ach, Vater! lass mich brennen

Den Eifer noch nicht trennen

Von deiner Hand und Seiten;

Mein Tun und Überschreiten

Erweckt mir Reu und Schmerz.

 

5.

Erhöre, Herr, mein Beten

Und lass mein Übertreten

Zur Rechten und zur Linken

Ins Meeres Tiefe sinken

Und ewig untergehn.

Lass aber, lass hergegen

Sich deine Engel legen,

Um mich mit ihren Waffen;

Mit dir will ich entschlafen,

Mit dir auch auferstehn.

 

6.

Darauf so lass ich nieder

Mein Haupt und Augenlider;

Will ruhen ohne Sorgen,

Bis dass der güldne Morgen

Mich wieder munter macht.

Dein Flügel wird mich decken,

So wird mich nicht erschrecken

Der Feind mit tausend Listen,

Der mich und alle Christen

Verfolget Tag und Nacht.

 

7.

Ich lieg hier oder stehe,

Ich sitz auch oder gehe,

So bleib ich dir ergeben;

Und du bist auch mein Leben,

Das ist ein wahres Wort.

Was ich beginn und mache,

Ich schlaf ein oder wache,

Wohn ich als wie im Schlosse

In deinem Arm und Schoße,

Bin selig hier und dort.

 

102. NUN RUHEN ALLE WÄLDER.

 

Mel.: O Welt, ich muss dich lassen.

 

1.

Nun ruhen alle Wälder,

Vieh, Menschen, Städt’ und Felder,

Es schläft die ganze Welt:

Ihr aber, meine Sinnen,

Auf, auf! ihr sollt beginnen

Was eurem Schöpfer wohlgefällt.

 

2.

Wo bist du, Sonne, blieben?

Die Nacht hat dich vertrieben,

Die Nacht, des Tages Feind:

Fahr hin, ein’ andre Sonne,

Mein Jesus, meine Wonne,

Gar hell in meinem Herzen scheint.

 

3.

Der Tag ist nun vergangen,

Die güld’nen Sterne prangen

Am blauen Himmelssaal:

Also werd ich auch stehen,

Wenn mich wird heißen gehen

Mein Gott aus diesem Jammertal.

 

4.

Der Leib eilt nun zur Ruhe,

Legt ab das Kleid und Schuhe,

Das Bild der Sterblichkeit:

Die zieh ich aus, dagegen

Wird Christus mir anlegen

Den Rock der Ehr’ und Herrlichkeit.

 

5.

Das Haupt, die Füß’ und Hände

Sind froh, dass nun zum Ende

Die Arbeit kommen sei:

Herz, freu’ dich, du sollst werden

Vom Elend dieser Erden

Und von der Sünden Arbeit frei.

 

6.

Nun geht, ihr matten Glieder,

Geht hin und legt euch nieder,

Der Betten ihr begehrt!

Es kommen Stund’ und Zeiten,

Da man euch wird bereiten

Zur Ruh’ ein Bettlein in der Erd’.

 

7.

Mein’ Augen stehn verdrossen,

Im Hui sind sie geschlossen,

Wo bleibt dann Leib und Seel’?

Nimm sie zu deinen Gnaden,

Sei gut für allen Schaden,

Du Aug’ und Wächter Israel!

 

8.

Breit’ aus die Flügel beide,

Jesu, meine Freude,

Und nimm dein Küchlein ein!

Will Satan mich verschlingen,

So lass’ die Engel singen,

„Dies Kind soll unverletzet sein.“

 

9.

Auch euch, ihr meine Lieben,

Soll heute nicht betrüben

Kein Unfall noch Gefahr!

Gott lass’ euch selig schlafen,

Stell’ euch die güld’nen Waffen

Ums Bett und seiner Engel Schar!

 

XIV. VERMISCHTEN INHALTS.

 

103. SOMMERGESANG.

 

Mel.: 

Den Herren meine Seel erhebt.

Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.

 

1.

Geh aus, mein Herz, und suche Freud’

In dieser lieben Sommerzeit

An deines Gottes Gaben;

Schau an der schönen Gärten Zier,

Und siehe, wie sie mir und dir

Sich ausgeschmücket haben.

 

2.

Die Bäume stehen voller Laub,

Das Erdreich decket seinen Staub

Mit einem grünen Kleide.

Narzissus und die Tulipan

Die ziehen sich viel schöner an

Denn Salomonis Seide.

 

3.

Die Lerche schwingt sich in die Luft,

Das Täublein fleugt aus seiner Kluft

Und macht sich in die Wälder,

Die hochbegabte Nachtigall

Ergötzt und füllt mit ihrem Schall,

Berg, Hügel, Tal und Felder.

 

4.

Die Glucke führt ihr Völklein aus,

Der Storch baut und bewohnt sein Haus,

Das Schwälblein speist ihr’ Jungen,

Der schnelle Hirsch, das leichte Reh

Ist froh und kommt aus seiner Höh

Ins tiefe Gras gesprungen.

 

5.

Die Bächlein rauschen in dem Sand

Und mahlen sich und ihren Rand

Mit schattenreichen Myrten,

Die Wiesen liegen hart dabei

Und klingen ganz von Lustgeschrei

Der Schaf und ihrer Hirten.

 

6.

Die unverdrossne Bienenschar

Zeucht hin und her, sucht hier und dar

Ihr edle Honigspeise,

Des süßen Weinstocks starker Saft

Kriegt täglich neue Stärk’ und Kraft

In seinem schwachen Reise.

 

7.

Der Weizen wächset mit Gewalt,

Darüber jauchzet jung und alt

Und rühmt die große Güte

Des, der so überflüssig labt

Und mit so manchem Gut begabt

Das menschliche Gemüte.

 

8.

Ich selber kann und mag nicht ruh’n,

Des großen Gottes großes Tun

Erweckt mir alle Sinnen:

Ich singe mit, wenn alles singt,

Und lasse, was dem Höchsten klingt,

Aus meinem Herzen rinnen.

 

9.

Ach, denk ich, bist du hie so schön

Und lässt du’s uns so lieblich geh’n

Auf dieser armen Erden,

Was will doch wohl nach dieser Welt

Dort in dem reichen Himmelszelt

Und güld’nem Schlosse werden?

 

10.

Welch’ hohe Lust, welch’ heller Schein

Wird wohl in Christi Garten sein?

Wie muss es da wohl klingen,

Da so viel tausend Seraphim

Mit eingestimmtem Mund und Stimm

Ihr Halleluja singen?

 

11.

O wär ich da! O stünd’ ich schon,

Ach, süßer Gott! vor deinem Thron

Und trüge meine Palmen!

So wollt ich nach der Engel Weis’

Erhöhen deines Namens Preis

Mit tausend schönen Psalmen.

 

12.

Doch will ich gleichwohl, weil ich noch

Hier trage dieses Leibes Joch,

Auch nicht gar stille schweigen,

Mein Herze soll sich fort und fort

An diesem und an allem Ort

Zu deinem Lobe neigen.

 

13.

Hilf mir und segne meinen Geist

Mit Segen, der vom Himmel fleußt,

Dass ich dir stetig blühe!

Gib, dass der Sommer deiner Gnad’

In meiner Seelen früh und spat

Viel Glaubensfrücht’ erziehe.

 

14.

Mach in mir deinem Geiste Raum,

Dass ich dir werd’ ein guter Baum,

Und lass mich wohl bekleiben:

Verleihe, dass zu deinem Ruhm

Ich deines Gartens schöne Blum

Und Pflanze möge bleiben.

 

15.

Erwähle mich zum Paradeis

Und lass mich bis zur letzten Reis’

An Leib und Seele grünen:

So will ich dir und deiner Ehr’

Allein und sonsten keinem mehr

Hier und dort ewig dienen.

 

104. BEI GROSSER, UNZEITIGER NÄSSE.

 

Mel.: Wenn wir in höchsten Nöten sein.

 

1.

O Herrscher in dem Himmelszelt,

Was ist es doch, dass unser Feld

Und was es uns hervorgebracht,

So ungestalt und traurig macht?

 

2.

Nichts anders, traun! denn dass die Schar

Der Menschen sich so ganz und gar

Bis in den tiefsten Grund verkehrt

Und täglich ihre Schuld vermehrt.

 

3.

Die so als Gottes Eigentum

Stets preisen sollten Gottes Ruhm

Und lieben seines Wortes Kraft

Sind gleich der blinden Heidenschaft.

 

4.

Drum wird uns auch der Himmel blind

Des Firmamentes Glanz verschwindt,

Wir warten, wenn der Tag anbricht

Aufs Tages Licht, und kommt doch nicht.

 

5.

Man zankt noch immer fort und fort,

Es bleibet Krieg an allem Ort,

In allen Winkeln Hass und Neid,

In allen Ständen Streitigkeit.

 

6.

Drum strecken auch all Element

Hier wider uns aus ihre Händ,

Angst kommt uns aus der Tief und See,

Angst kommt uns aus der Luft und Höh.

 

7.

Es ist ein’ hochbetrübte Zeit,

Man plagt und jagt die armen Leut,

Eh denn es Zeit zur Gruben zu,

Und gönnet ihnen keine Ruh.

 

8.

Drum trauert auch der Freudenquell,

Die Sonn, und scheint uns nicht so hell,

Die Wolken gießen allzumal

Die Tränen ohne Maß und Zahl.

 

9.

Ach! wein auch du, o Menschenkind,

Und traure über deine Sünd!

Halt doch mit deinen Lastern ein

Und mache dich zur Buße rein!

 

10.

Fall auf die Knie, fall in die Arm

Des Herrn, dass sich sein Herz erbarm

Und der so wohlverdienten Rach

In Gnaden bald ein Ende mach.

 

11.

Er ist ja fromm und bleibet fromm,

Begehrt nichts mehr denn, dass man komm

Und mit geneigter Furcht und Scheu

Ihn bitt um Gnad und Vatertreu.

 

12.

Ach, Vater, Vater! höre doch,

Und lös’ uns aus dem Sündenjoch,

Und zeuch uns aus der Welt herfür,

Und kehr uns selber, du, zu dir!

 

13.

Erweiche unsern harten Mut

Und mach uns Böse fromm und gut:

Wen du bekehrst, der wird bekehrt,

Und wer dich hört, der wird erhört.

 

14.

Lass deine Augen freundlich sein,

Und nimm mit gnädgen Ohren ein

Das Angstgeschrei, das von der Erd

Aus unserm Herzen zu dir fährt.

 

15.

Reiß weg das schwarze Zorngewand,

Erquicke uns und unser Land

Und der so schönen Früchte Kranz

Mit süßem, warmen Sonnenglanz.

 

16.

Verleih uns bis in unsern Tod

Alltäglich unser liebes Brot,

Und dermaleinst nach dieser Zeit

Das süße Brot der Ewigkeit.

 

105. DANKLIED FÜR EINEN GNÄDIGEN SONNENSCHEIN.

 

Mel.: Auf meinen lieben Gott.

 

1.

Nun ist der Regen hin,

Wohlauf, mein Herz und Sinn!

Sing nach betrübtem Leiden

Gott deinem Herrn mit Freuden!

Gott hat sein Herz gekehret

Und unsre Bitt erhöret.

 

2.

Sein Zorn war sehr entbrannt

Auf uns und unser Land.

Er sprach: „Ihr Menschenkinder,

Ihr seid und bleibet Sünder,

Wollt von der Bosheit Straßen

Euch gar nicht wenden lassen:

 

3.

Drum soll mein Himmelslicht

Sein klares Angesicht

In schwarze trübe Decken

Und dunkle Wolken stecken,

Und für das helle Scheinen

Nur immer zu euch weinen.“

 

4.

Bald aber fiel sein Grimm

Durch seines Seufzens Stimm:

Das ewige Gemüte

Dacht an sein’ ewge Güte,

Und ließ auf unser Schreien

Ihn seinen Zorn gereuen.

 

5.

Die Wolken flohen weg;

Der feuchten Winde Steg,

Daher die Wasser flossen,

Nahm ab und ward verschlossen,

Des hohen Himmels Tiefen

Die hörten auf zu triefen.

 

6.

Steh auf, du mattes Feld

Aus deinem Trauerzelt!

Steh auf und lass uns wieder

Die süßen Sommerlieder

Zu deines Schöpfers Ehren

Mit Lust und Freuden hören!

 

7.

Sieh hier, der Sonnen Zier

Geht wieder schön herfür,

Bringt nach dem Schlack und Regen

Den lieben warmen Segen,

Und wirkt auf Berg und Talen

Mit wunderreichen Strahlen.

 

8.

Die Erde wird erquickt,

Und was durch Näss erstickt,

Das wird nun wieder leben

Und reife Früchte geben,

Die Äcker gut Getreide,

Die Wiesen Gras und Weide.

 

9.

Die Bäume werden schön

In ihrer Fülle stehn.

Die Berge werden fließen

Und Wein und Öle gießen,

Das Bienlein wird wohl tragen

Bei stillen warmen Tagen.

 

10.

Davon wird unsern Teil

Das ewge Gut und Heil

Uns allensamt zumessen,

Wir werden’s sehn und essen,

Und mit dem Gut der Erden

Zur Gnüg ersättigt werden.

 

11.

Nun, Gott ist fromm und treu,

Sein’ Huld ist immer neu

Und lässt sich leicht versühnen,

Gibt, was wir nicht verdienen,

Lässt gnädig sich erfinden

Und nicht nach unsern Sünden.

 

12.

Darum so richte nun,

O Mensch! auch du dein Tun

Zu Gottes Lob und Liebe,

Dass dein Herz nicht betrübe

Mit mehrerm Zorn und Schmerze

Das allerfrömmste Herze.

 

106. DANKLIED EINES REISENDEN AUF DEM RÜCKWEGE.

 

Mel.: Lobt Gott, ihr Christen allzugleich.

 

1.

Nun geht frisch drauf, es geht nach Haus,

Ihr Rösslein regt die Bein’!

Ich will dem, der uns ein und aus

Begleitet, dankbar sein.

 

2.

Ich will ihm singen Lob und Preis,

So viel ich singen kann,

Ich will sein Werk, so gut ich weiß,

Mit Freuden zeigen an.

 

3.

Es ist fürwahr nicht Menschenkunst,

Auf sichern Wegen gehn:

Führt uns nicht Gott und Gottes Gunst,

Würd’s oftmals seltsam stehn.

 

4.

Wie manches Leid, wie manche Not,

Wie manches Jammerheer,

Brächt uns in Angst, tät uns den Tod,

Wo Gott nicht bei uns wär.

 

5.

Wie mancher Feind, wie mancher Dieb,

Wo ihn nicht Gott gerührt,

Hätt uns das Unsre, das uns lieb,

Genommen und entführt.

 

6.

Wie mancher böser, schwarzer Geist

Hätt unser Leib und Seel,

Wo uns der Herr nicht Gnad erweist,

Erschreckt aus seiner Höhl.

 

7.

Es ist der alte, große Drach

Doch allzeit ohne Ruh’:

Wohin wir gehn, da geht er nach

Und setzt uns grimmig zu.

 

8.

Er sucht zu Haus, er sucht zu Feld,

Er sucht zur See und Land,

Er sucht uns in der ganzen Welt

Mit unverdrossner Hand.

 

9.

Noch dennoch trifft er uns nicht an,

Sein Anschlag geht zurück;

Denn Gottes Schutz hegt unsre Bahn

Vor unsers Feindes Tück.

 

10.

Es zeucht der heilgen Engel Schar,

Mit Waffen ausgerüst’,

Und wehren hier und wehren dar

Des Tausendkünstlers List.

 

11.

Es müssen ja noch immerfort

Die Mahanaim gehn

Und Gottes Volk auf Gottes Wort

Zu Dienst und Willen stehn.

 

12.

Wenn Gott mir meiner Augen Licht

Mit Licht erfüllen wollt.

Als wie dem Jakob, der sich nicht

Vor Esau fürchten sollt:

 

13.

Ach! was für Wunder würd ich hier

Auf meinen Reisen sehn?

Wie schön, wie lieblich würde mir

In solchem Sehn geschehn?

 

14.

Nun, was den Augen nicht vergönnt,

Das sieht mein Herz und Geist,

Dem Gott der heilgen Weisheit Grund

In seinem Geiste weist.

 

15.

Es ist sein Wort, er hat’s gesagt,

Sein Heervolk sei bereit

Uns zu umlagern, wenn uns plagt

Des Satans Neid und Streit.

 

16.

Was Gott gesagt, das ist vollbracht!

Mein Herz, sei wohlgemut,

Und lass ja nimmer aus der Acht,

Was dein Gott an dir tut.

 

17.

Du siehst und greifst, wie gut er sei,

Dem der ihn ehrt und liebt:

Er ziert mit Lieb, er führt mit Treu

Ein Herz, das ihm sich gibt.

 

18.

Er trägt uns, wie, wenn einherschlägt

Blitz, Hagel, Regen, Wind,

Ein treuer, frommer Vater trägt

Sein kleines, zartes Kind.

 

19.

Er deckt uns zu mit seiner Hand,

Wie eine Mutter tut,

In derer Schoß das süße Pfand

Der keuschen Liebe ruht.

 

20.

Er räumt aus unsern Wegen weg

Des Unglücks scharfe Stein’

Und schafft, dass unser Bahn und Steg

Fein schlecht und eben sein.

 

21.

Er führt uns über Berg und Tal,

Und wenn’s nun rechte Zeit,

So führt er uns in seinen Saal

Zur ewgen Himmelsfreud.

 

22.

Alsdann werd ich die letzte Reis’

Und schönste Heimfahrt tun,

Und nach dem sauren Erdenschweiß

In süßer Stille ruhn.

 

107. DER WUNDERVOLLE EHESTAND.

 

Mel.: Nicht so traurig, nicht so sehr.

 

1.

Voller Wunder, voller Kunst,

Voller Weisheit, voller Kraft,

Voller Hulde, Gnad und Gunst,

Voller Labsal, Trost und Saft,

Voller Wunder, sag ich noch,

Ist der keuschen Liebe Joch.

 

2.

Die sich nach dem Angesicht

Niemals hie bevor gekannt,

Auch sonst im geringsten nicht

Mit Gedanken zugewandt,

Derer Herzen, derer Hand

Knüpft Gott in ein Liebesband.

 

3.

Dieser Vater zeucht sein Kind,

Jener seins dagegen auf,

Beide treibt ihr sondrer Wind,

Ihre sondre Bahn und Lauf,

Aber wenn die Zeit nun dar,

Wird’s ein wohlgeratnes Paar.

 

4.

Hier wächst ein geschickter Sohn,

Dort ein’ edle Tochter zu,

Eines ist des andern Kron,

Eines ist des andern Ruh,

Eines ist des andern Licht,

Wissen’s aber beide nicht.

 

5.

Bis so lang es dem beliebt,

Der die Welt im Schoße hält

Und zur rechten Stunde gibt

Jedem, was ihm wohlgefällt:

Da erscheint im Werk und Tat

Der so tief verborgne Rat.

 

6.

Da wählt Ahasverus Blick

Sich die stille Esther aus,

Den Tobias führt das Glück

In der frommen Sara Haus,

Davids bald gewandter Will

Holt die klug’ Abigail.

 

7.

Jakob fleucht vor Esaus Schwert

Und trifft seine Rahel an,

Joseph dient auf fremder Erd

Und wird Asnath Herr und Mann,

Mose spricht bei Jethro ein,

Da wird die Zipora sein.

 

8.

Jeder findet, jeder nimmt,

Was der Höchst ihm ausersehn:

Was im Himmel ist bestimmt,

Pflegt auf Erden zu geschehn,

Und was denn nun so geschicht,

Das ist sehr wohl ausgericht’.

 

9.

Öfters denkt man, dies und dies

Hätte können besser sein:

Aber wie die Finsternis

Nicht erreicht den Sonnenschein,

Also geht auch Menschensinn

Hinter Gottes Weisheit hin.

 

10.

Lass zusammen, was Gott fügt,

Der weiß, wie’s am besten sei:

Unser Denken fehlt und trügt,

Sein Gedank ist mangelfrei,

Gottes Werk hat festen Fuß,

Wenn sonst alles fallen muss.

 

11.

Siehe frommen Kindern zu,

Die im heilgen Stande stehn,

Wie so wohl Gott ihnen tu,

Wie so schön er lasse gehn

Alle Taten ihrer Händ

Auf ein gutes selges End.

 

12.

Ihrer Tugend werter Ruhm

Steht in steter voller Blüt,

Wenn sonst aller Liebe Blum

Als ein Schatten sich verzieht,

Und wenn aufhört alle Treu,

Ist doch ihre Treue neu.

 

13.

Ihre Lieb ist immer frisch

Und verjüngt sich fort und fort,

Liebe zieret ihren Tisch

Und verzuckert alle Wort’,

Liebe gibt dem Herzen Rast

In der Müh und Sorgenlast.

 

14.

Geht’s nicht allzeit, wie es soll,

Ist doch diese Liebe still,

Hält sich in dem Kreuze wohl,

Denkt, es sei des Herren Will,

Und versichert sich mit Freud’

Einer künftig bessern Zeit.

 

15.

Unterdessen geht und fleußt

Gottes reicher Segenbach,

Speist die Leiber, tränkt den Geist,

Stärkt des Hauses Grund und Dach,

Und was klein, gering und bloß,

Macht er mächtig, viel und groß.

 

16.

Endlich, wenn nun ganz vollbracht,

Was Gott hier in dieser Welt

Frommen Kindern zugedacht,

Nimmt er sie ins Himmelszelt

Und drückt sie mit großer Lust

Selbst an seinen Mund und Brust.

 

17.

Nun so bleibt ja voller Gunst,

Voller Labsal, Trost und Saft,

Voller Wunder, voller Kunst,

Voller Weisheit, voller Kraft,

Voller Wunder sag ich noch,

Bleibt der keuschen Liebe Joch.

 

108. AM HOCHZEITSTAGE CHRISTLICHER BRAUTLEUTE.

 

Mel.: Nun freut euch, lieben Christen gemein.

 

1.

Der aller Herz und Willen lenkt

Und wie er will regieret,

Der ist’s, der euch, Herr Bräutigam, schenkt

Die man euch hie zuführet. 

Glück zu, Glück zu! ruft jedermann,

Gott gebe, dass es sei getan

Zu beider Wohlergehen.

 

2.

Wie sollte nicht sein wohlgetan,

Was Gott denkt zu vollbringen?

Sein Will und Rat nicht fehlen kann,

Es wird ihm nichts misslingen:

Er regt den Mund und spricht ein Wort,

So geht das Werk und dringet fort,

Muss alles wohlgeraten.

 

3.

Wie Gott will, brennen auf der Erd

Die ehelichen Flammen;

Wie eins dem andern ist beschert,

So kommen sie zusammen:

Im Himmel wird der Schluss gemacht,

Auf Erden wird das Werk verbracht,

Das gibt ein schönes Leben.

 

4.

Ein Leben, das sehr hochbeliebt,

Dem, der es hat erfunden,

Da er auch seinen Segen gibt

Und mehret alle Stunden.

Das ist und bleibet sein Gebrauch:

Was er gestift’, das hält er auch

Und lässet es nicht fallen.

 

5.

Die Bäumlein, die man fortgesetzt

In wohlbestallten Garten,

Die pfleget man zur erst und letzt

Vor allen wohl zu warten:

Ihr Bäumlein Gottes, freuet euch,

Der Gärtner ist von Liebe reich,

Der ihm euch heut erwählet.

 

6.

Was er gepflanzt mit seiner Hand,

Hält er in großen Ehren,

Sein Sinn und Aug ist stets gewandt,

Dasselbe zu vermehren,

Kommt oft und sieht aus reiner Treu,

Was seines Gartens Zustand sei,

Was seine Reislein machen.

 

7.

Und wann denn unterweilen will

Ein rauhes Lüftlein wehen,

Ist er bald da, setzt Maß und Ziel,

Lässt’s eilend über gehen,

Wenn er betrübt, ist’s gut gemeint,

Er stellt sich hart und ist doch Freund

Voll süßer Gnad und Hulde.

 

8.

O selig, der, wenn’s Gott gefällt

Ein Wölklein einzuführen,

Ein treues fröhlichs Herz behält,

Lässt keinen Unmut spüren.

Ein Wölklein geht ja bald vorbei,

Es währt ein Stündlein oder zwei,

So kommt die Sonne wieder.

 

9.

Ein Schifflein, das im Meere läuft,

Muss manchen Sturm erfahren

Und bleibet dennoch überhäuft

Mit edlem Gut und Waren:

Es streicht dahin und Gottes Hand,

Die führt und bringt es an das Land

Bei gutem Wind und Wetter.

 

10.

Ein Röslein, wenn’s im Lenzen lacht

Und in den Farben pranget,

Wird oft von Regen matt gemacht,

Dass es sein Köpflein hanget,

Doch wenn die Sonne leucht herfür,

Sieht’s wieder auf und bleibt die Zier

Und Fürstin aller Blumen.

 

11.

Wohlan, lass Regen, Reif und Wind

Bald oder lang ansetzen,

Wer Gott liebt, bleibet Gottes Kind,

Kein Fall wird ihn verletzen.

Er sitzet in des Vaters Arm,

Der gibt ihm Schutz, der hält ihn warm

Und spricht: „Sei unerschrocken.“

 

12.

Wer fromm ist, hat schon großen Teil

Der Wohlfahrt in den Händen,

Gott gönnt ihm Guts und kann sein Heil

Von ihme nicht abwenden.

Der Mann ist fromm, das weiß man wohl,

Drum er nichts anders haben soll

Denn lauter Glück und Freude.

 

13.

Die auch, die ihm zur Seiten geht,

Und die Gott selbst gezieret,

Was Menschenseelen wohl ansteht

Und Himmelsgunst gebühret:

Was Tugend bringt, was Tugend heißt,

Was Tugend auch selbst lobt und preist,

Das findt sich hier beisammen.

 

14.

Ein züchtigs Herz, ein reiner Mut,

Von denen angeboren,

Die ihnen Gottesfurcht zum Gut

Und Schatze auserkoren:

Was ist doch gut ohn dieses Gut?

Wenn dies Gut nicht im Herzen ruht,

Ist alles Gut verworfen.

 

15.

Die Augen Gottes sehen bald,

Die ihm sein Herz erfreuen:

Wen er nur findet recht gestalt’,

Dem gibt er sein Gedeihen,

Ja schütt’s mit vollen Händen aus,

Da wird denn ein gesegnet’s Haus,

Dem’s nicht kann übel gehen.

 

16.

Und dieses wird, o edles Paar,

Euch beiden auch geschehen:

Was Gott verspricht, ist Ja und wahr,

Man wird’s mit Augen sehen.

Es fehlt ihm nicht an Gütigkeit,

Auch fehlt’s ihm nicht an Möglichkeit,

Wie sollt er Guts versagen?

 

17.

So gehet nun mit Freuden ein

Zu eurem Stand und Orden,

Der Weg wird ohne Schaden sein,

Der euch gezeiget worden:

Es geht ein Engel vornen an,

Und wo er geht, streut er die Bahn,

Mit Rosen und Violen.

 

18.

Ein einzger Wunsch vermag den Saal

Des Himmels durchzudringen: 

Hier gehn die Wünsch in voller Zahl,

Sie werden Gutes bringen,

Der Frommen Lohn, der euch bereit,

Euch, die ihr tragt die Frömmigkeit

Im Herzen und im Namen.

 

109. TROSTGESANG CHRISTLICHER EHELEUTE.

 

Mel.: Wie schön leuchtet der Morgenstern.

 

1.

Wie schön ist’s doch, Herr Jesu Christ,

Im Stande da dein Segen ist,

Im Stande heilger Ehe.

Wie steigt und neigt sich deine Gab

Und alles Gut so mild herab

Aus deiner heilgen Höhe,

Wenn sich an dich

Fleißig halten jung und alten,

Die im Orden

Eines Lebens einig worden.

 

2.

Wenn Mann und Weib sich wohl begeh’n

Und unverrückt beisammen steh’n

Im Bande reiner Treue,

Da geht das Glück in vollem Lauf,

Da sieht man, wie der Engel Hauf

Im Himmel selbst sich freue.

Kein Sturm, kein Wurm

Kann zerschlagen, kann zernagen,

Was Gott gibet,

Dem Paar, das in ihm sich liebet.

 

3.

Vor allem gibt er seine Gnad,

In derer Schoß er früh und spat

Sein Hochgeliebten heget.

Da spannt sein Arm sich täglich aus,

Da fasst er uns und unser Haus

Gleich als ein Vater pfleget.

Da muss ein Fuß

Nach dem andern gehn und wandern,

Bis sie kommen

In das Zelt und Sitz der Frommen.

 

4.

Der Mann wird einem Baume gleich,

An Ästen schön, an Zweigen reich,

Das Weib gleich einem Reben,

Der seine Träublein trägt und nährt

Und sich je mehr und mehr vermehrt

Mit Früchten, die da leben.

Wohl dir, o Zier,

Mannessonne, Hauseswonne,

Ehrenkrone!

Gott denkt dein bei seinem Throne.

 

5.

Dich, dich hat er ihm auserkor’n,

Dass aus dir ward herausgebor’n

Das Volk, das sein Reich bauet;

Sein Wunderwerk geht immer fort,

Und seines Mundes starkes Wort

Macht, dass dein Auge schauet

Schöne Söhne,

Und die Tocken, die den Wocken

Fein abspinnen

Und mit Kunst die Zeit gewinnen.

 

6.

Sei gutes Muts, wir sind es nicht,

Die diesen Orden aufgericht’,

Es ist ein höh’rer Vater,

Der hat uns je und je geliebt

Und bleibt, wenn uns’re Sorg’ uns trübt,

Der beste Freund und Rater;

Anfang, Ausgang

Aller Sachen, die zu machen

Wir gedenken,

Wird er wohl und weislich lenken.

 

7.

Zwar bleibt’s nicht aus, es kommt ja wohl

Ein Stündlein, da man leidesvoll

Die Tränen lässet schießen.

Jedennoch, wer sich in Geduld

Ergibt, des Leid wird Gottes Huld

In großen Freuden schließen.

Sitze, schwitze

Nur ein wenig, unser König

Wird behende

Machen, dass die Angst sich wende.

 

8.

Wohl her, mein König, nah’ herzu!

Gib Rat im Kreuz, in Nöten Ruh,

In Ängsten Trost und Freude!

Des sollst du haben Ruhm und Preis;

Wir wollen singen bester Weis’

Und danken alle beide,

Bis wir, bei dir,

Deinen Willen zu erfüllen,

Deinen Namen

Ewig loben werden. Amen!

 

110. FRAUENLOB.

Spr. Sal. 31.

 

Mel.: Wo Gott zum Haus nicht gibt sein’ Gunst.

 

1.

Ein Weib, das Gott den Herren liebt

Und sich stets in der Tugend übt,

Ist viel mehr Lob’s und Liebens wert,

Denn alle Perlen auf der Erd.

 

2.

Ihr Mann darf mit dem Herzen frei

Verlassen sich auf ihre Treu,

Sein Haus ist voller Freud’ und Licht,

An Nahrung wird’s ihm mangeln nicht.

 

3.

Sie tut ihm Liebes und kein Leid,

Durchsüßet seine Lebenszeit,

Sie nimmt sich seines Kummers an

Mit Trost und Rat, so gut sie kann.

 

4.

Die Woll und Flachs sind ihre Lust,

Was hierzu dient, ist ihr bewusst,

Ihr Händlein greifet selbst mit zu,

Hat öfters Müh’ und selten Ruh’.

 

5.

Sie ist ein Schifflein auf dem Meer:

Wenn dieses kommt, so kommt’s nicht leer,

So schafft auch sie aus allem Ort

Und setzet ihre Nahrung fort.

 

6.

Sie schläft mit Sorg’, ist früh heraus,

Gibt Futter, wo sie soll im Haus,

Und speist die Dirnen, derer Hand

Zu ihren Diensten ist gewandt.

 

7.

Sie gürtet ihre Lenden fest

Und stärket ihre Arm’ aufs best,

Ist froh, wenn’s wohl von statten geht,

Worauf ihr Sinn und Herze steht.

 

8.

Wenn and’re löschen Feu’r und Licht,

Verlöschet ihre Leuchte nicht:

Ihr Herze wachet Tag und Nacht

Zu Gott, der Tag und Nacht gemacht.

 

9.

Sie nimmt den Rocken, setzt sich hin

Und schämt sich nicht, dass sie ihn spinn,

Ihr Finger fasst die Spindel wohl

Und macht sie schnell mit Garne voll.

 

10.

Sie hört gar leicht des Armen Bitt,

Ist gütig, teilet gerne mit.

Ihr Haus und alles Hausgesind’

Ist wohlverwahrt vor Schnee und Wind.

 

11.

Sie näht, sie stickt, sie wirkt mit Fleiß,

Macht Decken nach der Künstler Weis’,

Hält sich selbst sauber, weiße Seid

Und Purpur ist ihr schönes Kleid.

 

12.

Ihr Mann ist in der Stadt berühmt,

Bestellt sein Amt, wie sich’s geziemt:

Er geht, steht und sitzt oben an,

Und was er tut, ist wohlgetan.

 

13.

Ihr Schmuck ist, dass sie reinlich ist,

Ihr Ehr ist, dass sie ist gerüst’

Mit Fleiße, der gewiss zuletzt

Den, der ihn liebet, hoch ergötzt.

 

14.

Sie öffnet ihren weisen Mund,

Tut Kindern und Gesinde kund

Des Höchsten Wort, und lehrt sie fein

Fromm, ehrbar und gehorsam sein.

 

15.

Sie schauet, wie’s im Hause geht

Und wie es hie und dorten steht,

Sie isst ihr Brot und sagt dabei,

Wie so groß Unrecht Faulsein sei.

 

16.

Die Söhne, die ihr Gott beschert,

Die halten sie hoch, lieb und wert;

Ihr Mann, der lobt sie spat und früh

Und preiset selig sich und sie.

 

17.

Viel Töchter bringen Geld und Gut,

Sind zart an Leib und stolz an Mut;

Du aber, meine Kron’ und Zier,

Gehst wahrlich ihnen allen für.

 

18.

Was hilft der äußerliche Schein?

Was ist’s doch schön und lieblich sein?

Ein Weib, das Gott liebt, ehrt und scheut,

Das soll man loben, weit und breit.

 

19.

Die Werke, die sie hier verricht’,

Sind wie ein schönes helles Licht,

Sie dringen bis zur Himmelspfort’

Und werden leuchten hie und dort.

 

XV. VOM TODE, JÜNGSTEN TAGE UND EWIGEN LEBEN.

 

111. VOM TOD UND STERBEN. TROST-GESANG.

Psalm 39.

 

Mel.: Auf meinen lieben Gott.

 

1.

Mein Gott, ich habe mir

Gar festgesetzet für:

Ich will mich fleißig hüten,

Wenn meine Feinde wüten,

Dass, wenn ich ja was spreche,

Ich dein Gesetz nicht breche.

 

2.

Wenn mein Geblüt entbrennt,

So hab ich mich gewöhnt,

Vor deinen Stuhl zu treten,

Lass Herz und Zunge beten:

„Herr, zeige deinem Knechte

Zu tun nach deinem Rechte.“

 

3.

Herr, lehre mich doch wohl

Bedenken, dass ich soll

Einmal von dieser Erden

Hinweg geraffet werden,

Und dass mir deine Hände

Gesetzet Ziel und Ende.

 

4.

Die Tage meiner Zeit

Sind einer Hande breit,

Und wenn man dies mein Bleiben

Soll recht und wohl beschreiben,

So ist’s ein Nichts und bleibet

Ein Stäublein, das zerstäubet.

 

5.

Ach! wie so gar nichts wert

Sind Menschen auf der Erd,

Die doch so sicher leben

Und gar nicht acht drauf geben,

Dass all ihr Tun und Glücke

Verschwind im Augenblicke.

 

6.

Sie gehen in der Welt

Und suchen Gut und Geld,

Der Schatten einen Schemen,

Und können nichts mitnehmen,

Wenn nach der Menschen Weise

Sie tun des Todes Reise.

 

7.

Sie schlafen ohne Ruh,

Arbeiten immerzu,

Sind Tag und Nacht geflissen,

Und können doch nicht wissen,

Wer, wenn sie niederliegen,

Ihr Erbe werde kriegen.

 

8.

Nun, Herr, wo soll ich hin?

Wer tröstet meinen Sinn?

Ich komm an deine Pforten,

Der du mit Werk und Worten

Erfreuest, die dich scheuen,

Und dein allein sich freuen.

 

9.

Wenn sich mein Feind erregt

Und mir viel Dampfs anlegt,

So will ich stille schweigen,

Mein Herz zur Ruhe neigen:

Du Richter aller Sachen,

Du kannst und wirst’s wohl machen.

 

10.

Wenn du dein Hand ausstreckst,

Des Menschen Herz erschreckst,

Wenn du die Sünd heimsuchest,

Den Sünder schiltst und fluchest,

So geht in einer Stunde

All Herrlichkeit zu Grunde.

 

11.

Der schönen Jugend Kranz,

Der roten Wangen Glanz

Wird wie ein Kleid verzehret,

So hier die Motten nähret.

Ach, wie gar nichts im Leben

Sind die auf Erden schweben!

 

12.

Du aber, du mein Hort,

Du bleibest fort und fort

Mein Helfer, siehst mein Sehnen,

Mein’ Angst und heiße Tränen,

Erhörest meine Bitte,

Wann ich mein Herz ausschütte.

 

13.

Drum ruhet mein Gemüt

Allein auf deiner Güt;

Ich lass dein Herze sorgen,

Als deme nicht verborgen,

Wie meiner Feinde Tücke

Du treiben sollst zurücke.

 

14.

Ich bin dein Knecht und Kind,

Dein Erb und Hausgesind,

Dein Pilgrim und dein Bürger,

Der, wenn der Menschenwürger

Mein Leben mir genommen,

Zu dir gewiss wird kommen.

 

15.

Zur Welt muss ich hinaus,

Der Himmel ist mein Haus,

Da in der Engel Scharen

Mein’ Eltern und Vorfahren,

Auch Schwestern, Freund und Brüder

Jetzt singen ihre Lieder.

 

16.

Hier ist nur Qual und Pein,

Dort, dort wird Freude sein.

Dahin, wenn es dein Wille,

Ich fröhlich, sanft und stille

Aus diesen Jammerjahren

Zur Ruhe will abfahren.

 

112. VOM TOD UND STERBEN.

Psalm 90.

 

Mel.: Herr Jesu Christ, ich weiß gar wohl.

 

1.

Herr Gott, du bist ja für und für

Die Zuflucht deiner Herde.

Du bist gewesen, eh allhier

Gelegt der Grund zur Erde,

Und da noch kein Berg war bereit’,

Da warst du in der Ewigkeit,

O Anfang aller Dinge!

 

2.

Du lässt die Menschen in das Tor

Des Todes häufig wandern,

Und sprichst: „Kommt wieder, Menschen, vor,

Und folget jenen andern.“

Denn dir sind, Höchster, tausend Jahr

Als wie ein Tag, der gestern war

Und nunmehr ist vergangen.

 

3.

Du lässt das schnöde Menschenheer

Wie einen Strom verfließen,

Und wie die Schifflein auf dem Meer

Bei gutem Wind hinschießen,

Gleich wie ein Schlaf und Traum bei Nacht,

Der, wenn der Mensch vom Schlaf erwacht,

Entfallen und vergessen.

 

4.

Wir sind ein Kraut, das bald verdorrt,

Ein Gras, das jetzt aufgehet,

Wird aber schnell von seinem Ort

Entführet und verwehet.

So ist ein Mensch: heut blühet er,

Und morgen, wenn ihn ungefähr,

Ein Wind rührt, liegt er nieder.

 

5.

Das macht, Herr! deines Zornes Grimm,

Dass wir so bald verschwinden.

Dein Eifer stößt und wirft uns um

Von wegen unsrer Sünden.

Die Sünden stellest du vor dich,

Davon brennt und entrüstet sich

Dein allzeit reines Herze.

 

6.

Das ist das Feur, das uns versehrt

Das Mark in allen Beinen;

Daher kommt’s, dass der Tod verzehrt

Die Großen und die Kleinen;

Drum fahren unsre Tage hin

Wie ein Geschwätze durch den Sinn,

Wenn wir die Zeit vertreiben.

 

7.

Wie lang hält doch dies Leben aus?

Gar selten siebzig Jahre,

Wenn’s hoch kommt, werden achtzig draus,

Und wenn man alle Ware,

Die hier gewonnen, nimmt zu Hauf,

Ist’s lauter Müh von Jugend auf

Und lauter Angst gewesen.

 

8.

Wir rennen, laufen, sorgen viel,

Und eh wir’s uns versehen,

Da kommt der Tod, steckt uns das Ziel

Und da ist’s dann geschehen;

Wir fliehen eilend und behend.

Und doch ist niemand, der sein End

Und Gottes Zorn bedenke.

 

9.

Lehr uns bedenken, frommer Gott,

Das Elend dieser Erden,

Auf dass wir, wenn wir an den Tod

Gedenken, klüger werden.

Ach! kehre wieder, kehr uns zu

Dein Angesicht und steh in Ruh

Mit deinen bösen Knechten.

 

10.

Erfüll uns früh mit deiner Gnad

An Leib und an der Seelen,

So wollen wir dir früh und spat

Dein Lob und Dank erzählen.

Erfreu uns, o du höchste Freud,

Und gib uns wieder gute Zeit

Nach so viel bösen Tagen!

 

11.

Bisher hat’s lauter Kreuz geschneit,

Lass nun die Sonne scheinen;

Bescher uns Freude nach dem Leid

Und Lachen nach dem Weinen.

Lass deiner Werke süßen Schein

Herr, deinen Knechten kundbar sein

Und dein Ehr ihren Kindern!

 

12.

Bleib unser Gott und treuer Freund,

Halt uns auf rechtem Fuße,

Und wenn wir etwa irrig seind,

So gib, dass sich mit Buße

Das Herze wieder zu dir wend,

Auch fördre das Tun unsrer Händ

Und segn’ all unsre Werke.

 

113. ICH BIN EIN GAST AUF ERDEN.

Psalm 119.

 

Mel.: Herzlich tut mich verlangen.

 

1.

Ich bin ein Gast auf Erden

Und hab hier keinen Stand:

Der Himmel soll mir werden,

Da ist mein Vaterland.

Hier reis’ ich aus und abe,

Dort in der ewgen Ruh

Ist Gottes Gnadengabe,

Die schleußt all Arbeit zu.

 

2.

Was ist mein ganzes Wesen

Von meiner Jugend an

Denn Müh und Not gewesen?

So lang ich denken kann,

Hab ich so manchen Morgen,

So manche liebe Nacht

Mit Kummer und mit Sorgen

Des Herzens zugebracht.

 

3.

Mich hat auf meinen Wegen

Manch harter Sturm erschreckt;

Blitz, Donner, Wind und Regen

Hat mir manch Angst erweckt;

Verfolgung, Hass und Neiden,

Ob ich’s gleich nicht verschuldt,

Hab ich doch müssen leiden

Und tragen mit Geduld.

 

4.

So ging’s den lieben Alten,

An derer Fuß und Pfad

Wir uns noch täglich halten,

Wenn’s fehlt an gutem Rat:

Wie musste sich doch schmiegen

Der Vater Abraham,

Eh als ihm sein Vergnügen

Und rechte Wohnstatt kam?

 

5.

Wie manche schwere Bürde

Trug Isaak, sein Sohn?

Und Jakob, dessen Würde

Stieg bis zum Himmelsthron,

Wie musste der sich plagen!

In was für Weh und Schmerz,

In was für Furcht und Zagen

Sank oft sein armes Herz!

 

6.

Die frommen heilgen Seelen,

Die gingen fort und fort

Und änderten mit Quälen

Den erst bewohnten Ort;

Sie zogen hin und wieder,

Ihr Kreuz war immer groß,

Bis dass der Tod sie nieder

Legt in des Grabes Schoß.

 

7.

Ich habe mich ergeben

In gleiches Glück und Leid:

Was will ich besser leben

Denn solche große Leut?

Es muss ja durchgedrungen,

Es muss gelitten sein;

Wer nicht hat wohl gerungen

Geht nicht zur Freud hinein.

 

8.

So will ich zwar nun treiben

Mein Leben durch die Welt,

Doch denk ich nicht zu bleiben

In diesem fremden Zelt.

Ich wandre meine Straßen,

Die zu der Heimat führt,

Da mich ohn alle Maßen

Mein Vater trösten wird.

 

9.

Mein Heimat ist dort oben,

Da aller Engel Schar

Den großen Herrscher loben,

Der alles ganz und gar

In seinen Händen träget

Und für und für erhält,

Auch alles hebt und leget

Nachdem’ s ihm wohlgefällt.

 

10.

Zu dem steht mein Verlangen,

Da wollt ich gerne hin:

Die Welt bin ich durchgangen,

Dass ich’s fast müde bin:

Je länger ich hier walle,

Je wen’ger find ich Lust,

Die meinem Geist gefalle,

Das Meist ist Stank und Wust.

 

11.

Die Herberg ist zu böse,

Der Trübsal ist zu viel,

Ach! komm, mein Gott, und löse,

Mein Herz, wenn dein Herz will!

Komm, mach ein seligs Ende

An meiner Wanderschaft,

Und was mich kränkt, das wende

Durch deinen Arm und Kraft!

 

12.

Wo ich bisher gesessen

Ist nicht mein rechtes Haus,

Wenn mein Ziel ausgemessen,

So tret ich dann hinaus,

Und was ich hie gebrauchet,

Das leg ich alles ab,

Und wenn ich ausgehauchet,

So scharrt man mich ins Grab.

 

13.

Du aber, meine Freude,

Du meines Lebens Licht,

Du zeuchst mich, wenn ich scheide,

Hier vor dein Angesicht,

Ins Haus der ewgen Wonne,

Da ich stets freudenvoll

Gleich als die helle Sonne

Nächst andern leuchten soll.

 

14.

Da will ich immer wohnen,

Und nicht nur als ein Gast,

Bei denen, die mit Kronen

Du ausgeschmücket hast.

Da will ich herrlich singen

Von deinem großen Tun

Und frei von schnöden Dingen

In meinem Erbteil ruhn.

 

114. CHRISTLICHE TODESFREUDE.

 

Mel.: So wünsch’ ich mir ein’ gute Nacht.

 

1.

Was trauerst du, mein Angesicht,

Wenn du den Tod hörst nennen?

Sei ohne Furcht, er schad’t dir nicht,

Lern ihn nur recht erkennen!

Kennst du den Tod,

So hat’s nicht Not,

All Angst wird sich zertrennen.

 

2.

Fürs erste zeuch die Larven ab

Der alten roten Schlangen:

Sieh an, dass sie kein Gift mehr hab,

Es ist ihr abgefangen

Durch Jesum Christ,

Der für uns ist

Ins Grab und Tod gegangen.

 

3.

Ja, Herr, du tratst ihm an das Herz,

Brachst seines Stachels Spitzen;

Nunmehr ist er ein lauter Scherz

Und kann uns gar nicht ritzen.

Dein edles Blut

Dämpft seine Glut,

Dein Flammen zwingt sein Hitzen.

 

4.

Die Sünde war des Todes Kraft,

Die uns zum Sterben triebe.

Nun ist die Sünd all abgeschafft

Durch Christi Treu und Liebe;

Ihr Ernst und Macht

Ist matt gemacht,

Trotz, dass sie uns betrübe.

 

5.

Die Sünd ist tot; Gott ist versühnt

Durch seines Sohnes Dulden.

Der Grimm ist hin, den wir verdient

Mit unsers Lebens Schulden;

Der vor war Feind

Ist nunmehr Freund,

Voll süßer Gnad und Hulden.

 

6.

Bist du denn Freund, so kannst du mich,

Mein Gott, ja nicht umbringen;

Dein Vaterherze lässet sich

Zum Mord und Tod nicht dringen.

Wer sich befind’t

Dein Erb und Kind

Ist frei von bösen Dingen.

 

7.

Das aber, Vater, tust du wohl,

Wann uns die Trübsal kränket,

Wann wir des Lebens satt und voll

Des Jammers, der uns tränket,

Dass dann dein’ Hand

Ans Vaterland

Uns aus den Fluten lenket.

 

8.

Wann sich das starke Wetter regt,

Davor die Höhen fallen,

Wann deines Zornes Donner schlägt,

Dass Berg und Tal erschallen,

So trittst du zu,

Und bringst zur Ruh

Uns, die dir wohlgefallen.

 

9.

Wann unsre Feinde um uns her

Uns bringen in die Mitten,

Wann Ottern, Löwen, Wolf und Bär

Ihr Gift auf uns ausschütten,

Nimmst du dein Schaf,

Bringst’s in den Schlaf

Bei dir in deiner Hütten.

 

10.

Wann diese Welt gibt bösen Lohn

Dem, der dich treulich ehret,

So sprichst du, „komm zu mir, mein Sohn!

Hier hab ich, was dich nähret,

Lust, Ehr und Freud,

Die keine Zeit

In Ewigkeit verzehret.“

 

11.

Alsbald schließt uns der Engel Schar

Mit Freud in ihren Bogen

Und nehmen unsrer Seele wahr,

Die, wenn sie ausgeflogen,

In ihre Hut

Mit stillem Mut

Zu Gott kommt angezogen.

 

12.

Der Herr empfänget seine Braut

Und spricht „sei mir willkommen!

Du bist’s, die ich mir anvertraut,

Komm, wohne bei den Frommen,

Die ich vor dir

Anher zu mir

Aus jener Welt genommen.

 

13.

Du hast behalten Glaub und Treu

Im Herzen, da ich wohne;

So geb und leg ich dir nun bei

Die schöne Freudenkrone.

Ich bin dein Heil,

Dein Erb und Teil,

Tritt her zu meinem Throne!

 

14.

Hier trockn’ ich deiner Augen Flut,

Hier still’ ich deine Tränen;

Hier setzt sich in dem höchsten Gut

Dein Seufzen, Klag und Sehnen;

Dein Jammermeer

Wird niemand mehr

Denn nur in Freud erwähnen.

 

15.

Hier kleid ich meiner Christen Zahl

Mit reiner weißer Seide;

Hier springen sie im Himmelssaal

Und ist nicht, der sie neide;

Hier ist kein Tod,

Kein Kreuz und Not,

Das gute Freunde scheide!“

 

16.

Ach Gott, mein Herr, was will ich doch

Mich vor dem Tode scheuen?

Er ist’s ja, der mich von dem Joch

Des Elends will befreien;

Er nimmt mich aus

Dem Marterhaus,

Das kann mich nicht gereuen.

 

17.

Der Tod, der ist mein Rotes Meer,

Dadurch auf trocknem Sande

Dein Israel, das fromme Heer,

Geht zum Gelobten Lande,

Da Milch und Wein

Stets fleußt herein,

Wie Ström in ihrem Rande.

 

18.

Er ist das güldne Himmelstor

Und des Eliä Wagen,

Darauf mich Gott zum Engelchor

Gar bald wird lassen tragen,

Wenn er, der letzt’

Und erste, setzt

Ein End an meinen Tagen.

 

19.

O süße Lust! o edle Ruh!

O frommer Seelen Freude!

Komm, schleuß mir meine Augen zu,

Dass ich mit Fried’ abscheide

Hin, da mein Hirt

Mich leiten wird

Zur immergrünen Weide.

 

20.

Daselbst wird er mit vollem Maß,

Was hier gefehlt, einbringen;

Dafür wird ihm ohn Unterlass

Sein Alleluja klingen;

Da will auch ich

Ihm williglich

Eins nach dem andern singen.

 

115. FRÖHLICHE ERGEBUNG ZU EINEM SELIGEN

ABSCHIEDE AUS DIESER MÜHSELIGEN WELT.

 

Mel.: Wenn mein Stündlein vorhanden ist.

 

1.

Nun sei getrost und unbetrübt,

Du mein Geist und Gemüte!

Dein Jesus lebt, der dich geliebt,

Eh denn dir dein Geblüte

Und Fleisch und Haut ward zugericht’,

Der wird dich auch gewisslich nicht

An deinem Ende hassen.

 

2.

Erschrecke nicht vor deinem End,

Es ist nichts böses drinnen.

Dein lieber Herr streckt seine Händ

Und fordert dich von hinnen,

Aus so viel tausend Angst und Qual,

Die du in diesem Jammertal

Bisher hast ausgestanden.

 

3.

Zwar heißt’s ja Tod und Sterbensnot,

Doch ist da gar kein Sterben:

Denn Jesus ist des Todes Tod

Und nimmt ihm das Verderben,

Dass alle seine Stärk und Kraft

Mir, wenn ich jetzt werd hingerafft,

Nicht auf ein Härlein schade.

 

4.

Des Todes Kraft steht in der Sünd

Und schnöden Missetaten,

Darein ich armes Adamskind

So oft und viel geraten.

Nun ist die Sünd in Jesu Blut

Ersäuft, erstickt, getilgt und tut

Fort gar nichts mehr zur Sachen.

 

5.

Die Sünd ist hin und ich bin rein,

Trotz dem, der mir das nehme!

Hinfüro ist das Leben mein,

Darf nicht, dass ich mich gräme

Um einger Sünden Lohn und Sold:

Wer ausgesöhnt, dem ist man hold

Und tut ihm nichts zuwider.

 

6.

Ei nun, so nehm ich Gottes Gnad

Und alle seine Freude

Mit mir auf meinen letzten Pfad

Und weiß von keinem Leide.

Der wilde Feind muss mir ein Schaf,

Sein Ungestüm ein süßer Schlaf

Und sanfte Ruhe werden.

 

7.

Du, Jesu, allerliebster Freund,

Bist selbst mein Licht und Leben;

Du hältst mir fest und kann kein Feind

Dich, wo du stehest, heben.

In dir steh ich und du in mir,

Und wie wir stehn, so bleiben wir

Hier und dort ungeschieden.

 

8.

Mein Leib, der legt sich hin zur Ruh

Als der fast müde worden;

Die Seele fährt dem Himmel zu

Und mischt sich in den Orden

Der auserwählten Gottesschar

Und hält das ewge Jubeljahr

Mit allen heiligen Engeln.

 

9.

Kommt denn der Tag, o höchster Fürst

Der Kleinen und der Großen,

Da du zum allerletzten wirst

In die Posaune stoßen,

So soll dann Seel und Leib zugleich

Mit dir in deines Vaters Reich

Zu deiner Freud eingehen.

 

10.

Ist’s nun dein Will, so stell dich ein,

Mich selig zu versetzen.

Ach, ewig bei und mit dir sein,

Wie hoch muss das ergötzen!

Eröffne dich, du Todespfort,

Auf dass an solchen schönen Ort

Ich durch dich möge fahren.

 

116. TROSTWORTE EINES VERSTORBENEN KINDES AN SEINEN VATER.

 

Mel.: An Wasserflüssen Babylon.

 

1.

Mein herzer Vater, weint ihr noch,

Und ihr, die mich geboren?

Was grämt ihr euch? was macht ihr doch?

Ich bin ja unverloren.

Ach! sollt’ ihr sehen, wie mir’s geht

Und wie mich der so hoch erhöht,

Der selbst so hoch erhoben,

Ich weiß, ihr würdet anders tun

Und meiner Seele süßes Ruhn

Mit eurem Munde loben.

 

2.

Der saure Kampf, den ich dort hab’

In eurer Welt empfunden,

Der ist durch Gottes Gnad’ und Gab’

All glücklich überwunden.

Es ging mir, wie es pflegt zu gehn

All denen, die bei Christo stehn

Und von der Welt sich scheiden:

Wer Christo folgt, der muss mit ihm

Das Kreuz und alles Ungestüm

Auf seinen Wegen leiden.

 

3.

Nun bin ich durch, Gott Lob und Dank!

Hier kommt ein ander Leben;

Hier wird mir, was mein Leben lang

Ich nicht gesehn, gegeben:

Ein ganzer Himmel voller Licht,

Ein Licht, davon mein Angesicht

So schön wird als die Sonne.

Hier ist ein ewges Freudenmeer,

Wohin ich nur die Augen kehr,

Ist alles voller Wonne.

 

4.

Nun lobt, ihr Menschen, wie ihr wollt

Des Erdenlebens Güte:

Was ist darinnen, das mir sollt

Jetzt neigen mein Gemüte?

Was ist das Beste, das ihr liebt?

Was gibt die Erde, wenn sie gibt,

Denn Angst und bittre Schmerzen?

Was ist das güldne Gut und Geld?

Was bringt der Schein und Pracht der Welt,

Denn Kummer euren Herzen? 

 

5.

Was ist der großen Leute Gunst,

Denn Zunder großes Neides?

Was ist das Wissen vieler Kunst,

Denn Ursprung vieles Leides?

Denn wer viel weiß, der grämt sich viel,

Und welcher andre lehren will,

Muss leiden und viel tragen.

Seht alles an, Ruhm, Lob und Ehr,

Habt Freud und Lust: was habt ihr mehr

Denn endlich Weh und Klagen?

 

6.

Nichts ist so schön und wohlbestellt,

Da man hier wohl auf stehe;

Drum nimmt Gott, was ihm wohlgefällt

Bei Zeiten in die Höhe

Und setzet es in seinen Schoß:

Da ist es alles Kummers los,

Darf nicht, wie ihr, sich kränken,

Die ihr oft denket, wie doch wohl

Dies oder jenes werden soll

Und könnet’s nicht erdenken.

 

7.

Wer selig stirbt, der schleußet zu

Die schwarzen Jammertore:

Hingegen schwingt er sich zur Ruh

Im güldnen Engelchore,

Legt Aschen weg, kriegt Freudenöl,

Zeucht aus das Fleisch und schmückt die Seel

In reiner weißer Seiden,

Er lässt die Erd’ und nimmet ein

Die Lust, da Christi Schäfelein

In lauter Rosen weiden.

 

8.

So gebt, ihr Liebsten, euch doch schlecht

Dahin in Gottes Willen:

Sein Rat ist gut, sein Tun ist recht,

Und wird wohl wieder stillen

Den Schmerzen, den er euch gemacht:

Und hiermit sei euch gute Nacht

Von eurem Sohn gegönnet.

Es kommt die Zeit, da mich und euch

Vereingen wird in seinem Reich

Der euch und mich getrennet.

 

9.

Da will ich eure Treu und Müh

Und was ihr eurem Kranken

Erwiesen habt, im Himmel hie,

So bald ihr kommt, verdanken.

Ich will erzählen, wie ihr habt

Euch selbst betrübt und mich gelabt,

Vor Christo und vor allen,

Und für den heißen Tränenfluss

Will ich mit mehr als einem Kuss

Um euren Hals euch fallen.

 

117. DER BETRÜBTE VATER TRÖSTET SICH ÜBER SEINEN NUNMEHR SELIGEN SOHN.

 

Mel.: Ermuntre dich, mein schwacher Geist.

 

1.

Du bist zwar mein und bleibest mein,

Wer will mir’s anders sagen?

Doch bist du nicht nur mein allein:

Der Herr von ewgen Tagen,

Der hat das meiste Recht an dir,

Der fordert und erhebt von mir

Dich, o mein Sohn, mein Wille,

Mein Herz und Wunsches Fülle!

 

2.

Ach! gält’ es wünschen, wollt ich dich,

Du Sternlein meiner Seelen,

Vor allem Weltgut ewiglich

Mir wünschen und erwählen.

Ich wollte sagen, bleib bei mir!

Du sollt sein meines Hauses Zier,

An dir will ich mein Lieben

Bis an mein Sterben üben.

 

3.

So sagt mein Herz und meint es gut,

Gott aber meint’s noch besser.

Groß ist die Lieb in meinem Mut,

In Gott ist sie noch größer.

Ich bin ein Vater und nichts mehr,

Gott ist der Väter Haupt und Ehr’,

Ein Quell, da Alt und Jungen

In aller Welt entsprungen.

 

4.

Ich sehne mich nach meinem Sohn,

Und der mir ihn gegeben,

Will, dass er nah an seinem Thron

Im Himmel solle leben. 

Ich sprech „ach, weh! mein Licht verschwind’t!“

Gott spricht „willkomm’n du liebes Kind,

Dich will ich bei mir haben

Und ewig reichlich laben!“

 

5.

O süßer Rat, o schönes Wort,

Und heiliger denn wir denken!

Bei Gott ist ja kein böser Ort,

Kein Unglück und kein Kränken,

Kein’ Angst, kein Mangel, kein Versehn,

Bei Gott kann keinem Leid geschehn;

Wen Gott versorgt und liebet

Wird nimmermehr betrübet.

 

6.

Wir Menschen sind ja auch bedacht,

Die Unsrigen zu zieren:

Wir gehn und sorgen Tag und Nacht,

Wie wir sie wollen führen

In einen feinen selgen Stand,

Und ist doch selten so bewandt

Mit dem, wohin sie kommen,

Als wir’s uns vorgenommen.

 

7.

Wie manches junges, frommes Blut

Wird jämmerlich verführet

Durch bös’ Exempel, dass es tut,

Was Christen nicht gebühret.

Da hat’s denn Gottes Zorn zu Lohn,

Auf Erden nichts denn Spott und Hohn,

Der Vater muss mit Grämen

Sich seines Kindes schämen.

 

8.

Ein solches darf ich ja nun nicht

An meinem Sohn erwarten.

Der steht vor Gottes Angesicht

Und geht in Christi Garten,

Hat Freude, die ihn recht erfreut

Und ruht von allem Herzeleid;

Er sieht und hört die Scharen,

Die uns allhier bewahren.

 

9.

Er sieht und hört der Engel Mund,

Sein Mündlein hilft selbst singen;

Weiß alle Weisheit aus dem Grund

Und red’t von solchen Dingen,

Die unser keiner noch nicht weiß,

Die auch durch unsern Fleiß und Schweiß

Wir, weil wir sind auf Erden,

Nicht ausstudieren werden.

 

10.

Ach! sollt ich doch von ferne stehn

Und nur ein wenig hören,

Wenn deine Sinne sich erhöhn

Und Gottes Namen ehren,

Der heilig, heilig, heilig ist,

Durch den auch du geheiligt bist!

Ich weiß, ich würde müssen

Vor Freuden Tränen gießen.

 

11.

Ich würde sprechen „bleib allhier,

Nun will ich nicht mehr klagen:

Ach mein Sohn, wärst du noch bei mir!

Nein, sondern komm, du Wagen

Eliä, hole mich geschwind

Und bring mich dahin, da mein Kind

Und so viel liebe Seelen

So schöne Ding’ erzählen!“

 

12.

Nun, es sei ja und bleib also,

Ich will dich nicht mehr weinen;

Du lebst und bist von Herzen froh,

Siehst lauter Sonnen scheinen,

Die Sonnen ewger Freud und Ruh:

Hier leb und bleib nun immerzu,

Ich will, will’s Gott, mit andern

Auch bald hernacher wandern.

 

118. BEI DER LEICHE EINES SOHNES.

 

In seiner eigenen Melodie.

 

1.

Liebes Kind, wenn ich bei mir

Deines schönen Leibes Zier

Und der Seelen Schmuck bedenke,

Weiß es Gott, wie ich mich kränke!

 

2.

Kein Smaragd mag je so schön

In dem feinen Golde stehn,

Keine Rose mag im Lenzen

Dir gleich, schöne Blume, glänzen.

 

3.

Dein Gebärde, dein Gesicht

Und der beiden Augen Licht

War in Tugend ganz verhüllet

Und mit guter Zucht erfüllet.

 

4.

Deine Liebe, deine Gunst

Ging und hing nach lauter Kunst,

Viel zu lernen, viel zu wissen,

War dein edler Geist geflissen.

 

5.

Auch war hier ein guter Grund,

Da das ganze Werk aufstund,

Nämlich Gott und sein Wort hören

Und die heilge Bibel ehren.

 

6.

Wollte, wollte Gott, dass nur

Deines Lebens schwache Schnur

Etwas noch hier auf der Erden

Hätte müssen länger werden!

 

7.

O, wie manche große Freud,

O wie manch Ergötzlichkeit

Würden wir von deinen Gaben

Noch zuletzt genossen haben!

 

8.

Nun, mich jammert’s, aber du,

Liebes Kind, schweigst still dazu,

Wohnst in Gottes Stadt und Mauren

Kehrst dich nicht an unser Trauren.

 

9.

Deines Wesens hoher Stand

Ist auch nun also bewandt,

Dass wer’s gut will mit dir meinen,

Dich nicht dürfe mehr beweinen.

 

10.

Du bist ungleich besser dran,

Denn die Welt hier sinnen kann,

Du hast mehr, denn wir dir gönnen,

Mehr auch denn wir wünschen können.

 

11.

Es ist an dir ganz und gar,

Was hier unvollkommen war.

Was du hier hast angefangen,

Hast du dort vollauf empfangen.

 

12.

Deine Seel hat Gottes Reich

Und du bist den Engeln gleich,

Alle Himmel hörst du singen

Und du gehst in vollen Sprüngen.

 

13.

Nun so lebe, wie du lebst,

Schweb’ in Freuden, wie du schwebst:

Balde, balde wird’s geschehen,

Dass du uns, wir dich dort sehen.

 

119. AN DIE ELTERN BEI DEM GRABE IHRES KINDES.

 

Mel.: Herr, ich habe missgehandelt.

 

1.

Leid ist mir’s in meinem Herzen

Um die, so dir, liebes Kind,

Mit so großem Weh und Schmerzen

Um den Hals gefallen sind,

Da du dich bei deinem Ende

Gabst in deines Gottes Hände.

 

2.

Ach, es ist ein bittres Leiden

Und ein rechter Myrrhentrank,

Sich von seinen Kindern scheiden

Durch den schweren Todesgang!

Hier geschieht ein Herzensbrechen,

Das kein Mund recht kann aussprechen.

 

3.

Aber das, was wir beweinen,

Weiß hiervon ganz lauter nichts,

Sondern sieht die Sonne scheinen

Und den Glanz des ewgen Lichts,

Singt und springt, und hört die Scharen,

Die hier seine Wächter waren.

 

4.

Muss das Leibchen gleich verwesen,

Ist’s ihm doch ein schlechter Schad’:

Gott wird schon zusammenlesen,

Was der Tod zerstreuet hat:

Treu ist er und fromm den Seinen,

Trägt sich auch mit ihren Beinen.

 

5.

Diesem Herrn ist nichts verdorben:

Wenn des Todes Nacht vorbei,

Nimmt er das, was war gestorben,

Und macht’s wieder ganz und neu;

Also werden wir zur Erden,

Dass wir mögen himmlisch werden.

 

6.

Auf derwegen! Seid zufrieden,

Vaterherz und Muttergeist!

Lasset schlafen, was geschieden,

Und zu Gott ist hingereist.

Was für Tränen ihr vergossen,

Wollen sein mit Trost geschlossen.

 

7.

Wandelt eure Klag in Singen,

Ist doch nunmehr alles gut!

Trauern mag nicht wiederbringen,

Was im Himmelsschoße ruht.

Aber wer getrost sich gibet,

Ist bei Gott sehr hoch beliebet.

 

120. EIN ANDERES.

 

1.

Weint, und weint gleichwohl nicht zu sehr,

Denn was euch abgestorben,

Ist wohl daran und hat nun mehr

Das beste Teil erworben,

Es ist hindurch ins Vaterland,

Nachdem der harte, schwere Stand,

Der hier war, überstanden.

 

2.

Hier sind wir auf der wilden See,

Im Sturm und tiefen Fluten;

Da geht’s uns, dass vor Ach und Weh

Das Herze möchte bluten:

Sobald der Mensch ins Leben tritt,

Sobald kommt auch die Trübsal mit

Und folgt ihm auf dem Fuße.

 

3.

Da ist kein Kind so zart und klein,

Es muss sein Leiden tragen,

Ein jedes hat sein Angst und Pein,

Kann’s oft nicht von sich sagen,

Und wenn’s auch gleich noch etwas spricht,

So bleibt doch drum das Elend nicht

Von seines Leibes Gliedern.

 

4.

Kommt’s auf die Bein und wächst herzu,

Lernt schwarz und weiß verstehen,

So merkt’s, was man auf Erden tu,

Wie Menschenwerke gehen,

Sieht lauter Böses, gar nichts Guts,

Darüber wird’s betrübtes Muts

Und fängt sich an zu grämen.

 

5.

Hilft endlich Gott zur vollen Kraft

Und reifen Mannesjahren,

Tritt’s in den Stand, da man was schafft,

Da kann’s denn recht erfahren,

Wie alles so voll Mühe sei,

Und hat doch selten mehr dabei,

Denn wenig gute Stunden.

 

6.

Das alles sieht der Vater an,

Die Mutter nimmt’s zu Herzen,

Und niemand ist, der helfen kann:

Da kommen denn die Schmerzen.

Die häufen sich ohn Unterlass

Und halten stets die Augen nass

Bei Eltern und bei Kindern.

 

7.

Drum lasst’s Gott machen, wie er will,

Er weiß die besten Weisen:

Wer balde kommt zu seinem Ziel,

Der darf nicht ferne reisen,

Und wer bei Zeit wird ausgespannt,

Der darf des Jammers schweren Stand

Nicht allzu lange ziehen.

 

8.

Was unsrer Welt ist zugedacht,

Darf euer Kind nicht schmecken,

Es schläft und ruht, bis Gottes Macht

Es wieder wird aufwecken,

Und wann ihr kommt ins Himmels Saal,

So wird euch eurer Kinder Zahl

Mit großer Lust empfangen.

 

9.

So schlaf nun wohl, du herzes Kind,

Doch tröste Gott die Deinen,

Wenn jetzt ihr Herz und Auge rinnt,

Und kehr ihr bittres Weinen

Zu seiner Zeit, die er bestellt,

Auf Weis’ und Art, die ihm gefällt

In Freud und süßes Singen.

 

121. BEI DER LEICHE EINES FREUNDES.

 

Mel.: Werde munter mein Gemüte.

 

1.

Nun, du lebest, unsre Krone,

In der süßen sanften Ruh,

Bringst die Zeit bei Gottes Throne

Ohne Zeit und Ende zu,

Du hast ewge Freud und Zier;

Und wir sollen für und für

Uns mit unsern Tränen kränken?

Auf, und lasst uns recht bedenken!

 

2.

Freunden soll man Freude gönnen,

Lachen, wenn sie fröhlich sein;

Tränen lass zu der Zeit rinnen,

Wenn sie liegen in der Pein.

Aber wenn der Sieg erlangt

Und der Held im Kreuze prangt,

Wenn das Herzleid weg geschlagen,

Legt sich billig Schmerz und Klagen.

 

3.

Edles Herz, du hast bezwungen

Alles, was dir widrig war,

Alle Schmerzen, die sich drungen

In dein Herz mit großer Schar,

Allen Jammer, alle Müh,

Alle Sorgen, die dich früh,

Auch oft bei den späten Nachten

Voller Angst und Wehmut machten.

 

4.

Gott weiß wohl, was wir vermögen

Und wie stark die Schulter sei,

Da er will sein Kreuz hinlegen,

Dessen Huld und Vatertreu

Hat auch dir die schwere Last,

Die du ausgestanden hast

Über dein Haupt lassen gehen;

Wer viel kann, muss viel ausstehen.

 

5.

Wärst du einer aus dem Orden,

Denen Herz und Mut entfällt,

Wenn sie nur berühret worden

Von des rauhen Unglücks Kält’:

Ei, so würde nimmermehr

Ein so großes Jammerheer

Gott, der Geber aller Gaben,

Über dir verhänget haben.

 

6.

Freue dich, du hast gewonnen

Durch des Höchsten Stärk und Kraft!

Jetzo gehst du gleich der Sonnen

Mitten in der Bürgerschaft,

Der sehr schönen neuen Stadt,

Die uns Gott gebauet hat,

Springst und singst und holest wieder

Mit den Engeln süße Lieder.

 

7.

Christus wischet selbst die Tränen

Dir von deinem Angesicht,

Sein Herz hört auf sich zu sehnen,

Weiß von keinem Mangel nicht,

Ohne dass du, die du hier

Hast gelassen hinter dir

Auch in solchem Freudenleben

Balde möchtest sehen schweben.

 

8.

Nun, wir werden balde kommen

Aus dem Leide zu der Freud’,

Und dich mit viel tausend Frommen

Schauen in der Seligkeit.

O wie herrlich, o wie schön

Wirst du und wir mit dir geh’n,

Wenn uns wird anstatt der Erden

Gottes Reich zu teile werden.

 

122. FREUDIGE EMPFAHUNG DES TODES.

 

Mel.: Wenn mein Stündlein vorhanden ist.

 

1.

O Tod! o Tod! du gräulich’s Bild

Und Feind voll Zorn’s und Blitzen,

Wie machst du dich so groß und wild

Mit deiner Pfeile Spitzen?

Hier ist ein Herz, das dich nicht acht’

Und spottet deiner schnöden Macht

Und der verbroch’nen Pfeile.

 

2.

Komm nur mit deinem Bogen bald

Und ziele mir zum Herzen

In deiner seltsamen Gestalt,

Versuch’s mit Pein und Schmerzen!

Was wirst du damit richten aus?

Ich werde dir doch aus dem Haus

Einmal gewiss entlaufen.

 

3.

Ich weiß, dass dir zerschlagen ist

Dein Schloss und seine Riegel

Durch meinen Heiland Jesum Christ,

Der brach des Grabes Siegel

Und führte dich zur Siegesschau,

Auf dass uns nicht mehr vor dir grau,

Ein Spott ist aus dir worden.

 

4.

Besiehe deinen Palast wohl

Und deines Reiches Wesen,

Ob’s noch anjetzo sei so voll,

Als es zuvor gewesen?

Ist Moses nicht aus deiner Hand

Entwischt und im gelobten Land

Auf Tabor schön erschienen?

 

5.

Wo ist der alten Heil’gen Zahl,

Die auch daselbst begraben?

Sie sind erhöht in Himmelssaal,

Da sie sich ewig laben.

Des starken Jesus Heldenhand

Hat dir zersprengt all deine Band’,

Als er dein Kämpfer wurde.

 

6.

Was soll’s denn nun, o Jesu, sein,

Dass mich der Tod so schrecket?

Hat doch Elisä Totenbein,

Was tot war, auferwecket,

Vielmehr wirst du, den Trost hab ich,

Zum Leben kräftig rüsten mich,

D’rum schlaf ich ein mit Freuden.

 

123. ICH WEISS, DASS MEIN ERLÖSER LEBT.

Hiob 19,25-27.

 

Mel.: 

Herr straf’ mich nicht in deinem Zorn.

Aus tiefer Not schrei ich zu dir.

 

1.

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt,

Das soll mir niemand nehmen.

Er lebt, und was ihm widerstrebt,

Das muss sich endlich schämen.

Er lebt fürwahr, der starke Held,

Sein Arm, der alle Feinde fällt,

Hat auch den Tod bezwungen.

 

2.

Des bin ich herzlich hoch erfreut,

Und habe gar kein Scheuen

Vor dem, der alles Fleisch zerstreut

Gleichwie der Wind die Spreuen:

Nimmt er gleich mich und mein Gebein

Und scharrt uns in die Gruft hinein,

Was kann er damit schaden?

 

3.

Mein Heiland lebt, ob ich nun werd’

Ins Todes Staub mich strecken,

So wird er mich doch aus der Erd’

Hernachmals auferwecken;

Er wird mich reißen aus dem Grab

Und aus dem Lager, da ich hab

Ein kleines ausgeschlafen.

 

4.

Da werd’ ich eben diese Haut

Und eben diese Glieder,

Die jeder jetzo an mir schaut,

Auch was sich hin und wieder

Von Adern und Gelenken find’t

Und meinen Leib zusammen bind’t,

Ganz richtig wieder haben.

 

5.

Zwar alles, was der Mensche trägt,

Das Fleisch und seine Knochen,

Wird, wenn er hin sich sterben legt,

Zermalmet und zerbrochen

Von Maden, Motten und was mehr

Gehöret zu der Würmer Heer,

Doch soll’s nicht stets so bleiben.

 

6.

Es soll doch alles wieder steh’n

In seinem vor’gen Wesen;

Was niederlag, wird Gott erhöh’n,

Was umkam, wird genesen,

Was die Verfaulung hat verheert

Und die Verwesung ausgezehrt,

Wird alles wiederkommen.

 

7.

Das hab’ ich je und je gegläubt

Und fass’ ein fest Vertrauen:

Ich werde den, der ewig bleibt

In meinem Fleische schauen,

Ja, in dem Fleische, das hier stirbt

Und in dem Stank und Kot verdirbt,

Da werd ich Gott in sehen.

 

8.

Ich selber werd in seinem Licht

Ihn seh’n und mich erquicken,

Mein Auge wird sein Angesicht

Mit großer Lust erblicken,

Ich werd ihn mir seh’n, mir zur Freud’

Und werd ihm dienen ohne Zeit,

Ich selber und kein Fremder.

 

9.

Trotz sei nun allem, was mir will

Mein Herze blöde machen;

Wär’s noch so mächtig, groß und viel,

Kann ich doch fröhlich lachen:

Man treib’ und spanne noch so hoch

Sarg, Grab und Tod, so bleibet doch

Gott mein Erlöser leben.

 

124. VOM JÜNGSTEN TAGE.

 

Mel.: Auf meinen lieben Gott.

 

1.

Die Zeit ist nunmehr nah,

Herr Jesu, du bist da.

Die Zeichen, die den Leuten

Dein’ Ankunft sollen deuten,

Die sind, wie wir gesehen,

In großer Zahl geschehen.

 

2.

Was soll ich denn nun tun?

Ich soll auf dem beruh’n,

Was du mir hast verheißen:

Dass du mich wollest reißen

Aus meines Grabes Kammer

Und allem andern Jammer.

 

3.

Ach, Jesu! wie so schön

Wird mir’s alsdann ergeh’n!

Du wirst mit tausend Blicken

Mich durch und durch erquicken,

Wenn ich hier von der Erde

Zu dir mich schwingen werde.

 

4.

Ach! was wird doch dein Wort,

O süßer Seelenhort,

Was wird doch sein dein Sprechen,

Wenn dein Herz aus wird brechen

Zu mir und meinen Brüdern

Als deines Leibes Gliedern?

 

5.

Werd ich denn auch vor Freud

In solcher Gnadenzeit

Den Augen ihre Zähren

Und Tränen können wehren,

Dass sie mir nicht in Haufen

Auf meine Wangen laufen?

 

6.

Was für ein schönes Licht

Wird mir dein Angesicht,

Das ich in jenem Leben

Werd erstmals sehen, geben?

Wie wird mir deine Güte

Entzücken mein Gemüte!

 

7.

Dein Augen, deinen Mund,

Den Leib, der noch verwund’t,

Da wir so fest auf trauen,

Das werd ich alles schauen,

Auch innig, herzlich grüßen

Die Mal’ an Händ’ und Füßen.

 

8.

Dir ist allein bewusst

Die ungefälschte Lust

Und edle Seelenspeise

In deinem Paradeise:

Die kannst du wohl beschreiben,

Ich kann nicht mehr denn gläuben.

 

9.

Doch was ich hier gegläubt,

Das steht gewiss, und bleibt

Mein Teil, dem gar nicht gleichen

Die Güter aller Reichen:

All andres Gut vergehet,

Mein Erbteil das bestehet.

 

10.

Ach, Herr! mein schönstes Gut,

Wie wird sich all mein Blut

In allen Adern freuen,

Und auf das neu erneuen,

Wenn du mir wirst mit Lachen

Dein’ Himmelstür aufmachen?

 

11.

„Komm her, komm und empfind,

O auserwähltes Kind!

Komm, schmecke, was für Gaben

Ich und mein Vater haben!

Komm,“ wirst du sagen, „weide

Dein Herz in ewger Freude!“

 

12.

Ach, du so arme Welt!

Was ist dein Gold und Geld

Hier gegen diese Kronen

Und mehr denn güldne Thronen,

Die Christus hingestellet

Dem Volk, das ihm gefället?

 

13.

Hier ist der Engel Land,

Der selgen Seelen Stand,

Hier hör’ ich nichts denn singen,

Hier seh’ ich nichts denn springen,

Hier ist kein Kreuz kein Leiden,

Kein Tod, kein bittres Scheiden.

 

14.

Halt ein, mein schwacher Sinn,

Halt ein, wo denkst du hin?

Willst du, was grundlos, gründen?

Was unbegreiflich, finden?

Hier muss der Witz sich neigen

Und alle Redner schweigen.

 

15.

Dich aber, meine Zier,

Dich lass ich nicht von mir,

Dein will ich stets gedenken,

Herr, der du mir wirst schenken,

Mehr denn mit meiner Seelen

Ich wünschen kann und zählen.

 

16.

Ach, wie ist mir so weh,

Eh’ ich dich aus der Höh’

Her sehe zu uns kommen:

Ach, dass zum Heil der Frommen,

Du meinen Wunsch und Willen

Noch möchtest heut erfüllen!

 

17.

Doch du weißt deine Zeit;

Mir ziemt nur, stets bereit

Und fröhlich da zu stehen

Und so einher zu gehen,

Dass alle Stund und Tage,

Mein Herz mich zu dir trage.

 

18.

Dies gib, Herr, und verleih,

Auf dass dein Huld und Treu

Ohn Unterlass mich wecke.

Dass mich dein Tag nicht schrecke,

Da unser Schreck auf Erden

Soll Fried und Freude werden.

 

125. AUS DER OFFENBARUNG JOHANNIS.

KAP. 7.

 

Mel.: Mag ich Unglück nicht widerstahn.

 

1.

Johannes sahe durch Gesicht

Ein edles Licht

Und liebliches Gemälde:

Er sah ein’n Haufen Völker stehn,

Sehr hell und schön

Im güldnen Himmelsfelde;

Ihr Herz und Mut

Schwebt in dem Gut,

Das hier kein Mann

Bezahlen kann,

Mit allem Gut und Gelde.

 

2.

Sie trugen Palmen in der Hand,

Ihr Ort und Stand

War vor des Lammes Throne.

Ihr Mund war voller Lob und Preis,

Die Kleider weiß,

Ihr Lied im höhern Tone

Klang süß und sang

Des Höchsten Dank,

Und dieser Stimm

Half um und um

Der Engel heilge Krone.

 

3.

„Wer“, sprach Johannes, „sind doch die,

Die ich allhie

In weißem Schmuck seh halten?“

„Es sind“, antwortet’ aus der Schar’,

Die um ihn war,

Der eine von den Alten,

„Es sind, mein Sohn,

Die sich den Hohn

Und Spott der Welt,

Von Gottes Zelt

Nicht lassen abehalten.

 

4.

Es sind die, so vor dieser Zeit

In großem Leid

Auf Erden sich befunden,

Die bei des Herren Jesu Ehr

Und seiner Lehr

All’ Angst und Trübsalswunden,

Zwar ohne Schuld,

Doch mit Geduld,

Durch Gott gekühlt,

Recht wohl gefühlt

Und fröhlich überwunden.

 

5.

Dieselben haben all ihr Kleid,

Als treue Leut’,

Im Glaubensbad verkläret,

Sie haben sich der Höllen List,

So viel der ist,

Mit starkem Mut erwehret,

Und nicht geacht’

Der Erden Pracht,

Des Lammes Blut,

Zu ihrem Gut

Erwählet und begehret.

 

6.

Darum so stehen sie auch nun

Und all’ ihr Tun,

Wo Gottes Tempel stehet,

Der Tempel, da man Tag und Nacht

Dem Höchsten wacht

Und seinen Ruhm erhöhet.

Da leben sie

Ohn’ alle Müh’,

Ohn’ alle Qual,

Im Freudensaal,

Der nimmermehr vergehet.

 

7.

Daselbst sitzt Gott in seinem Haus

Und breitet aus

Die Hütte seiner Güte,

Und deckt in sanfter Wollust zu,

In stiller Ruh’,

Manch trauriges Gemüte;

Was Freude gibt,

Dem Herzen liebt,

Die Augen füllt,

Das Sehnen stillt,

Steht da in voller Blüte.

 

8.

Da ist kein Durst, kein’ Hungersnot,

Das Himmelsbrot

Lässt keinen Mangel leiden;

Da scheint die Sonne keinem mehr

Zu heiß und sehr,

Ihr Glanz bringt lauter Freuden:

Die Himmelssonn’

Und Herzenswonn’

Ist unser Hirt,

Der große Wirt

Und Herr der ewigen Weiden.

 

9.

Das Lamm wird weiden seine Herd’,

Als sie’s begehrt,

Auf Auen, die schön prangen:

Es wird sie leiten zu dem Quell,

Der frisch und hell,

Das Heil draus zu erlangen,

Und wird gewiss

Nicht ruhen, bis

Er uns erfrischt

Und abgewischt,

Die Tränen unsrer Wangen.