Paul Gerhardts Lieder
Die Lieder werden hier wiedergegeben nach: „Paulus Gerhardt. Geistliche Lieder nach der bei seinen Lebzeiten erschienenen Ausgabe wieder abgedruckt, Philadelphia 1890“. Die Texte wurden aber der neueren Rechtschreibung angenähert, soweit es möglich und geboten schien.
I. DREIEINIGKEIT.
1. VON DER HEILIGEN DREIEINIGKEIT.
Mel.: Christ, unser Herr, zum Jordan kam.
1.
Was alle Weisheit in der Welt
Bei uns hier kaum kann lallen,
Das lässt Gott aus dem Himmelszelt
In alle Welt erschallen,
Dass er alleine König sei,
Hoch über alle Götter,
Groß, mächtig, freundlich, fromm und treu,
Der Frommen Schutz und Retter,
Ein Wesen, drei Personen.
2.
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist
Heißt sein hochheilger Name,
So kennt, so nennt, so rühmt und preist
Ihn der gerechte Same,
Gott Abraham, Gott Isaak,
Gott Jakob, den er liebet,
Herr Zebaoth, der Nacht und Tag
Uns alle Gaben gibet
Und Wunder tut alleine.
3.
Der Vater hat von Ewigkeit
Den Sohn, sein Bild, gezeuget;
Der Sohn hat in der Füll der Zeit
Im Fleische sich eräuget;
Der Geist geht ohne Zeit herfür
Vom Vater und vom Sohne,
Mit beiden gleicher Ehr und Zier,
Gleich ewig, gleicher Krone
Und ungeteilter Stärke.
4.
Sieh hier, mein Herz, das ist dein Gut,
Dein Schatz, dem keiner gleichet;
Das ist dein Freund, der alles tut
Was dir zum Heil gereichet,
Der dich gebaut nach seinem Bild,
Für deine Schuld gebüßet,
Der dich mit wahrem Glauben füllt,
Und all dein Kreuz durchsüßet
Mit seinem heilgen Worte.
5.
Erhebe dich, steig zu ihm zu,
Und lern ihn recht erkennen,
Denn solch Erkenntnis bringt dir Ruh
Und macht die Seele brennen
In reiner Liebe, die uns nährt
Zum ewgen Freudenleben,
Da, was hier unser Ohr gehört,
Gott wird zu schauen geben
Den Augen seiner Kinder.
6.
Weh aber dem verstockten Heer
Das sich hier selbst verblendet,
Gott von sich stößt, und seine Ehr
Auf Kreaturen wendet!
Dem wird gewiss des Himmels Tür
Einmal verschlossen bleiben;
Denn wer Gott von sich treibt allhier,
Den wird er dort auch treiben
Von seinem heilgen Throne.
7.
Ei nun so gib, du großer Held,
Gott Himmels und der Erden,
Dass alle Menschen in der Welt
Zu dir bekehret werden;
Erleuchte, was verblendet geht,
Bring wieder, was verirret,
Reiß aus, was uns im Wege steht
Und freventlich verwirret
Die Schwachen in dem Glauben.
8.
Auf dass wir also allzugleich
Zur Himmelspforten dringen,
Und dermaleinst in deinem Reich
Ohn alles Ende singen:
Dass du alleine König seist,
Hoch über alle Götter,
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist,
Der Frommen Schutz und Retter,
Ein Wesen, drei Personen.
II. ADVENT.
2. WARUM WILLST DU DRAUSSEN STEHEN?
(1. Mos 24,31.)
Mel.: Werde munter mein Gemüte.
1.
Warum willst du draußen stehen,
Du Gesegneter des Herrn?
Lass dir bei mir einzugehen
Wohl gefallen, du mein Stern,
Du mein Jesu, meine Freud?
Helfer in der rechten Zeit,
Hilf, o Heiland, meinem Herzen
Von den Wunden, die mich schmerzen!
2.
Meine Wunden sind der Jammer,
Welchen oftmals Tag und Nacht
Des Gesetzes starker Hammer
Mir mit seinen Schrecken macht.
O der schweren Donnerstimm,
Die mir Gottes Zorn und Grimm
Also tief ins Herze schläget,
Dass sich all mein Blut beweget!
3.
Dazu kommt des Teufels Trügen,
Der mir alle Gnad absagt,
Als müsst ich nun ewig liegen
In der Höllen, die ihn plagt
Ja auch, das noch ärger ist,
So zermartert und zerfrisst
Mich mein eigenes Gewissen
Mit vergift’ten Schlangenbissen.
4.
Will ich denn mein Elend lindern
Und erleichtern meine Not
Bei der Welt und ihren Kindern,
Fall ich vollends in den Kot:
Da ist Trost, der mich betrübt,
Freude die mein Unglück liebt,
Helfer die mir Herzleid machen,
Gute Freunde die mein lachen.
5.
In der Welt ist alles nichtig,
Nichts ist, das nicht kraftlos wär;
Hab ich Hoheit, die ist flüchtig;
Hab ich Reichtum, was ist’s mehr
Denn ein Stäublein armer Erd?
Hab ich Lust, was ist sie wert?
Was ist’s, das mich heut erfreue,
Das mir morgen nicht gereue?
6.
Aller Trost und alle Freude
Ruht in dir, Herr Jesu Christ;
Dein Erfreuen ist die Weide
Da man sich recht fröhlich isst.
Leuchte mir, o Freudenlicht,
Ehe mir mein Herze bricht;
Lass mich, Herr, an dir erquicken,
Jesu, komm, lass dich erblicken!
7.
Freu dich Herz, du bist erhöret,
Jetzo kommt und zeucht er ein;
Sein Gang ist zu dir gekehret,
Heiß ihn nur willkommen sein,
Und bereite dich ihm zu,
Gib dich ganz zu seiner Ruh,
Öffne dein Gemüt und Seele,
Klag ihm, was dich drückt und quäle.
8.
Siehst du, wie sich alles setzet
Was dir vor zuwider stund?
Hörst du, wie er dich ergötzet
Mit dem zuckersüßen Mund?
Ei, wie lässt der große Drach
All sein Tun und Toben nach!
Er muss aus dem Vorteil ziehen
Und in seinen Abgrund fliehen.
9.
Nun, du hast ein süßes Leben,
Alles, was du willst, ist dein;
Christus, der sich dir ergeben,
Legt sein Reichtum bei dir ein.
Seine Gnad ist deine Kron,
Und du bist sein Stuhl und Thron,
Er hat dich in sich geschlossen,
Nennt dich seinen Hausgenossen.
10.
Seines Himmels güldne Decke
Spannt er um dich rings herum,
Dass dich fort nicht mehr erschrecke
Deines Feindes Ungestüm.
Seine Engel stellen sich
Dir zur Seiten, wenn du dich
Hier willst oder dort hinwenden,
Tragen sie dich auf den Händen.
11.
Was du Böses hast begangen,
Das ist alles abgeschafft.
Gottes Liebe nimmt gefangen
Deiner Sünden Macht und Kraft.
Christi Sieg behält das Feld,
Und was Böses in der Welt
Sich will wider dich erregen,
Wird zu lauter Glück und Segen.
12.
Alles dient zu deinem Frommen
Was dir bös und schädlich scheint,
Weil dich Christus angenommen
Und es treulich mit dir meint.
Bleibst du deme wieder treu,
Ist’s gewiss und bleibt dabei,
Dass du mit den Engeln droben
Ihn dort ewig werdest loben.
3. WIE SOLL ICH DICH EMPFANGEN?
Mel.: Valet will ich dir geben.
Ich dank dir, lieber Herre.
1.
Wie soll ich dich empfangen?
Und wie begegn’ ich dir?
O aller Welt Verlangen,
O meiner Seelen Zier!
O Jesu, Jesu, setze
Mir selbst die Fackel bei,
Damit was dich ergetze
Mir kund und wissend sei.
2.
Dein Zion streut dir Palmen
Und grüne Zweige hin,
Und ich will dir in Psalmen
Ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen
In stetem Lob und Preis,
Und deinem Namen dienen
So gut es kann und weiß.
3.
Was hast du unterlassen
Zu meinem Trost und Freud?
Als Leib und Seele saßen
In ihrem größten Leid,
Als mir das Reich genommen
Da Fried und Freude lacht,
Da bist du, mein Heil, kommen
Und hast mich froh gemacht.
4.
Ich lag in schweren Banden,
Du kommst und machst mich los;
Ich stund in Spott und Schanden,
Du kommst und machst mich groß,
Und hebst mich hoch zu Ehren,
Und schenkst mir großes Gut,
Das sich nicht lässt verzehren
Wie irdisch Reichtum tut.
5.
Nichts, nichts hat dich getrieben
Zu mir vom Himmelszelt,
Als das geliebte Lieben,
Damit du alle Welt
In ihren tausend Plagen
Und großen Jammerslast,
Die kein Mund aus kann sagen,
So fest umfangen hast.
6.
Das schreib dir in dein Herze,
Du herzbetrübtes Heer,
Bei denen Gram und Schmerze
Sich häuft je mehr und mehr;
Seid unverzagt, ihr habet
Die Hilfe vor der Tür:
Der eure Herzen labet
Und tröstet, steht allhier!
7.
Ihr dürft euch nicht bemühen,
Noch sorgen Tag und Nacht,
Wie ihr ihn wollet ziehen
Mit eures Armes Macht:
Er kommt, Er kommt mit Willen,
Ist voller Lieb und Lust,
All Angst und Not zu stillen
Die ihm an euch bewusst.
8.
Auch dürft ihr nicht erschrecken
Vor eurer Sündenschuld,
Nein! Jesus will sie decken
Mit seiner Lieb’ und Huld!
Er kommt, er kommt, den Sündern
Zum Trost und wahren Heil,
Schafft, dass bei Gottes Kindern,
Verbleib ihr Erb und Teil.
9.
Was fragt ihr nach dem Schreien
Der Feind’ und ihrer Tück?
Ihr Herr wird sie zerstreuen
In einem Augenblick.
Er kommt, er kommt, ein König,
Dem wahrlich alle Feind
Auf Erden viel zu wenig
Zum Widerstande seind.
10.
Er kommt zum Weltgerichte,
Zum Fluch, dem der ihm flucht,
Mit Gnad’ und süßem Lichte
Dem, der ihn liebt und sucht.
Ach! komm, ach! komm, o Sonne!
Und hol uns allzumal
Zum ewgen Licht und Wonne
In deinen Freudensaal.
III. WEIHNACHT.
4. VON DER ERSCHEINUNG DES ENGELS.
Mel.: Vom Himmel hoch, da komm ich her.
1.
Schaut! schaut! was ist für Wunder dar?
Die schwarze Nacht wird hell und klar;
Ein großes Licht bricht dort herein,
Ihm weichet aller Sternen Schein.
2.
Es ist ein rechtes Wunderlicht
Und gar die alte Sonne nicht,
Weils wider die Natur die Nacht
Zu einem hellen Tage macht.
3.
Was wird hiedurch uns zeigen an
Der die Natur so ändern kann?
Es muss ein großes Werk geschehn,
Wie wir aus solchen Zeichen sehn.
4.
Sollt auch erscheinen dieser Zeit
Die Sonne der Gerechtigkeit,
Der helle Stern aus Jakobs Stamm,
Der Heiden Licht, des Weibes Sam’?
5.
Es ist also. Des Himmels Heer,
Das bringt uns jetzt die Freudenmär
Wie sich nunmehr hab eingestellt
Zu Bethlehem das Heil der Welt.
6.
O Gütigkeit! was lange Jahr
Sich hat der frommen Väter Schar
Gewünscht und sehnlich oft begehrt,
Des werden wir von Gott gewährt.
7.
Drum auf, ihr Menschenkinder, auf!
Auf, auf! und nehmet euren Lauf
Mit mir hin zu der Stell und Ort
Davon gemeldt der Engel Wort.
8.
Schaut hin, dort liegt im finstern Stall,
Des Herrschaft gehet überall;
Da Speise vormals sucht ein Rind,
Da ruht jetzt der Jungfrauen Kind.
9.
O Menschenkind, betracht es recht,
Und strauchle nicht, dieweil so schlecht
So elend scheint dies Kindelein,
Es ist und soll auch uns groß sein.
10.
Es wird im Fleisch hier vorgestellt
Der alles schuf und noch erhält;
Das Wort, so bald im Anfang war,
Bei Gott, selbst Gott, das lieget dar.
11.
Es ist der eingeborne Sohn
Des Vaters, unser Gnadenthron,
Das A und O, der große Gott,
Der Siegesfürst, Herr Zebaoth.
12.
Denn weil die Zeit nunmehr erfüllt
Da Gottes Zorn muss sein gestillt,
Wird sein Sohn Mensch, trägt unsre Schuld,
Wirbt uns durch sein Blut Gottes Huld.
13.
Dies ist die rechte Freudenzeit,
Weg, Trauern, weg! weg alles Leid!
Trotz dem, der ferner uns verhöhnt!
Gott selbst ist Mensch, wir sind versöhnt.
14.
Der Sündenbüßer ist nun hier,
Den Schlangentreter haben wir,
Der Höllen Pest, des Todes Gift,
Des Lebens Fürsten man hier trifft.
15.
Es hat mit uns nun keine Not,
Weil Sünde, Teufel, Höll und Tod
Zu Spott und Schanden sind gemacht
In dieser großen Wundernacht.
16.
O selig, selig alle Welt
Die sich an dieses Kindlein hält!
Wohl dem, der dieses recht erkennt
Und gläubig seinen Heiland nennt.
17.
Es danke Gott, wer danken kann,
Der unser sich so hoch nimmt an,
Und sendet aus des Himmels Thron
Uns, seinen Feinden, seinen Sohn.
18.
Drum stimmt an mit der Engel Heer:
Gott in der Höhe sei nun Ehr,
Auf Erden Friede jederzeit,
Den Menschen Wonn und Fröhlichkeit.
5. FRÖHLICH SOLL MEIN HERZE SPRINGEN.
Mel.: Warum sollt ich mich denn grämen.
1.
Fröhlich soll mein Herze springen
Dieser Zeit, da vor Freud’
Alle Engel singen.
Hört, hört, wie mit vollen Chören
Alle Luft laute ruft:
„Christus ist geboren.“
2.
Heute geht aus seiner Kammer
Gottes Held, der die Welt
Reißt aus allem Jammer.
Gott wird Mensch, dir, Mensch, zugute,
Gottes Kind, das verbindt
Sich mit unserm Blute.
3.
Sollt uns Gott nun können hassen,
Der uns gibt, was er liebt
Über alle Maßen?
Gott gibt, unserm Leid zu wehren,
Seinen Sohn aus dem Thron
Seiner Macht und Ehren.
4.
Sollte von uns sein gekehret,
Der sein Reich und zugleich
Sich uns selbst verehret?
Sollt uns Gottes Sohn nicht lieben,
Der jetzt kommt, von uns nimmt,
Was uns will betrüben?
5.
Hätte vor dem Menschenorden
Unser Heil einen Greul,
Wär er nicht Mensch worden.
Hätt er Lust zu unserm Schaden,
Ei so würd unsre Bürd
Er nicht auf sich laden.
6.
Er nimmt auf sich, was auf Erden
Wir getan, gibt sich an,
Unser Lamm zu werden,
Unser Lamm, das für uns stirbet,
Und bei Gott für den Tod
Heil und Fried erwirbet.
7.
Nun, er liegt in seiner Krippen,
Ruft zu sich mich und dich,
Spricht mit süßen Lippen
„Lasset fahren, o lieben Brüder,
Was euch quält, was euch fehlt,
Ich bring alles wieder.“
8.
Ei, so kommt und lasst uns laufen,
Stellt euch ein, groß und klein,
Kommt mit großen Haufen.
Liebt den, der vor Liebe brennet,
Schaut den Stern, der uns gern
Licht und Labsal gönnet.
9.
Die ihr schwebt in großen Leiden,
Sehet, hier ist die Tür
Zu den wahren Freuden.
Fasst ihn wohl, er wird euch führen
An den Ort, da hinfort
Euch kein Kreuz wird rühren.
10.
Wer sich findt beschwert im Herzen,
Wer empfindt seine Sünd
Und Gewissensschmerzen,
Sei getrost! hier wird gefunden
Der in Eil machet heil
Die vergif’ten Wunden.
11.
Die ihr arm seid und elende,
Kommt herbei, füllet frei
Eures Glaubens Hände.
Hier sind alle guten Gaben,
Und das Gold, da ihr sollt
Euer Herz mit laben.
12.
Süßes Heil, lass dich umfangen,
Lass mich dir, meine Zier,
Unverrückt anhangen.
Du bist meines Lebens Leben;
Nun kann ich mich durch dich
Wohl zufrieden geben.
13.
Meine Schuld kann mich nicht drücken,
Denn du hast meine Last
All auf deinem Rücken.
Kein Fleck ist an mir zu finden,
Ich bin gar rein und klar
Aller meiner Sünden.
14.
Ich bin rein um deinetwillen,
Du gibst gnug Ehr und Schmuck,
Mich drin einzuhüllen.
Ich will dich ins Herze schließen;
O mein Ruhm, edle Blum,
Lass dich recht genießen!
15.
Ich will dich mit Fleiß bewahren,
Ich will dir leben hier,
Dir will ich abfahren.
Mit dir will ich endlich schweben
Voller Freud ohne Zeit
Dort im andern Leben.
6. WEIHNACHTS-GESANG.
Luk. 2,15.
Mel.: Quem Pastores, zu deutsch:
Den die Hirten lobten sehre.
1.
Kommt und lasst uns Christum ehren,
Herz und Sinnen zu ihm kehren,
Singet fröhlich, lasst euch hören,
Wertes Volk der Christenheit.
2.
Sünd und Hölle mag sich grämen,
Tod und Teufel mag sich schämen;
Wir, die unser Heil annehmen,
Werfen allen Kummer hin.
3.
Sehet, was hat Gott gegeben!
Seinen Sohn zum ewgen Leben.
Dieser kann und will uns heben
Aus dem Leid ins Himmels Freud!
4.
Seine Seel ist uns gewogen,
Lieb und Gunst hat ihn gezogen,
Uns, die Satanas betrogen,
Zu besuchen, aus der Höh.
5.
Jakobs Stern ist aufgegangen,
Stillt das sehnliche Verlangen,
Bricht den Kopf der alten Schlangen
Und zerstört der Höllen Reich.
6.
Unser Kerker, da wir saßen
Und mit Sorgen ohne Maßen
Uns das Herze selbst abfraßen,
Ist entzwei und wir sind frei.
7.
O du hoch gesegn’te Stunde,
Da wir das von Herzensgrunde
Glauben, und mit unserm Munde
Danken dir, o Jesulein.
8.
Schönstes Kindlein in dem Stalle,
Sei uns freundlich, bring uns alle
Dahin, da mit süßem Schalle
Dich der Engel Heer erhöht.
7. CHRIST-WIEGEN-LIEDLEIN.
Aus dem Lateinischen.
1.
Alle, die ihr Gott zu Ehren
Unsre Christlust wollt vermehren,
Eia, Eia,
Steht und hört vor allen Dingen
Gottes Mutter fröhlich singen,
Bei dem Kripplein ihres Sohns:
Eia, Eia, schlaf und ruhe,
Schlaf, schlaf, liebes Jesulein!
2.
Schlaf, du großer Weltberater,
Bräutigam, Sohn und selbst auch Vater!
Eia, Eia.
Bett und Lager, das dich träget,
Hab ich dir zurecht geleget,
Schlaf, du schönstes Kindelein!
Eia, Eia, schlaf und ruhe,
Schlaf, schlaf, trautes Herzelein!
3.
Schlaf, mein Krönlein, Licht und Leben!
Was dir lieb, will ich dir geben,
Eia, Eia.
Schlaf du Ausbund aller Gaben!
Lass dich speisen, lass dich laben,
Bei der armen Krippen hier.
Eia, Eia, schlaf und ruhe,
Schlaf, schlaf, du mein Ehr und Ruhm!
4.
Schlaf, o bestes aller Güter,
Schlaf, o Perle der Gemüter!
Eia, Eia.
Schlaf, mein Trost, dem nichts zu gleichen,
Milch und Honig muss dir weichen,
Schlaf, du edler Herzensgast!
Eia, Eia, schlaf und ruhe,
Schlaf, schlaf, werte Lilienblum.
5.
Schlaf, o Kind, den Gott erkoren,
Schlaf, o Schatz, den ich geboren,
Eia, Eia.
Schlaf, du frommer Seelen Weide,
Schlaf, du frommer Herzen Freude,
Schlaf, du meines Leibes Frucht!
Eia, Eia, schlaf und ruhe,
Schlaf, schlaf, allersüßtes Lieb!
6.
Ich will dir dein Bettlein zieren,
Ganz mit Blumen überführen.
Eia, Eia.
Schlaf, du Lust, die wir erwählen,
Schlaf, du Paradies der Seelen,
Schlaf, du wahres Himmelsbrot!
Eia, Eia, schlaf und ruhe,
Schlaf, schlaf, Heiland aller Welt!
8. AN DER KRIPPE.
Mel.: Wir Christenleut haben jetzund Freud.
1.
O Jesu Christ!
Dein Kripplein ist
Mein Paradeis,
Da meine Seele weidet.
Hier ist der Ort,
Hier liegt das Wort
Mit unserm Fleisch
Persönlich angekleidet.
2.
Dem Meer und Wind
Gehorsam sind
Gibt sich zum Dienst
Und wird ein Knecht der Sünder.
Du, Gottes Sohn,
Wirst Erd und Thron,
Gering und schwach
Wie wir und unsre Kinder.
3.
Du höchstes Gut,
Hebst unser Blut
In deinen Thron,
Hoch über alle Höhen.
Du ewge Kraft,
Machst Brüderschaft
Mit uns, die wie
Ein Dampf und Rauch vergehen.
4.
Was will uns nun
Zuwider tun
Der Seelenfeind
Mit allem Gift und Gallen?
Was wirft er mir
Und andern für,
Dass Adam ist
Und wir mit ihm gefallen?
5.
Schweig, arger Feind!
Da sitzt mein Freund,
Mein Fleisch und Blut,
Hoch in dem Himmel droben:
Was du gefällt,
Das hat der Held
Aus Jakobs Stamm
Zu großer Ehr erhoben.
6.
Sein Licht und Heil
Macht alles heil,
Der Himmel Schatz
Bringt allen Schaden wieder.
Der Freudenquell
Immanuel
Schlägt Teufel, Höll
Und all ihr Reich darnieder.
7.
Drum, frommer Christ,
Wer du auch bist,
Sei gutes Muts
Und lass dich nicht betrüben.
Weil Gottes Kind
Dich ihm verbindt,
So kanns nicht anders sein,
Gott muss dich lieben.
8.
Gedenke doch,
Wie herrlich hoch
Er über allen
Jammer dich geführet!
Der Engel Heer
Ist selbst nicht mehr,
Denn eben du
Mit Seligkeit gezieret!
9.
Du siehest ja
Vor Augen da
Dein Fleisch und Blut
Die Luft und Wolken lenken:
Was will doch sich
(Ich frage dich)
Erheben, dich
In Angst und Furcht zu senken?
10.
Dein blöder Sinn
Geht oft dahin,
Ruft Ach und Weh,
Lässt allen Trost verschwinden;
Komm her und richt
Dein Angesicht
Zum Kripplein Christi, da,
Da wirst du’s finden.
11.
Wirst du geplagt?
Sei unverzagt!
Dein Bruder wird
Dein Unglück nicht verschmähen.
Sein Herz ist weich
Und gnadenreich,
Kann unser Leid
Nicht ohne Tränen sehen.
12.
Tritt zu ihm zu,
Such Hilf und Ruh,
Er wirds so machen,
Dass du ihm wirst danken,
Er weiß und kennt
Was beißt und brennt,
Versteht wohl wie
Zu Mute sei dem Kranken.
13.
Denn eben drum
Hat er den Grimm
Des Kreuzes auch
Am Leibe wollen tragen.
Dass seine Pein
Ihm möchte sein
Ein’ unverrückt’
Erinnrung unsrer Plagen.
14.
Mit einem Wort:
Er ist die Pfort
Zu dieses und
Des andern Lebens Freuden.
Er macht behend
Ein seligs End
An alle dem
Was fromme Herzen leiden.
15.
Lass aller Welt
Ihr Gut und Geld,
Und siehe nur
Dass dieser Schatz dir bleibe.
Wer den hier fest
Hält und nicht lässt,
Den ehrt und krönt
Er dort an Seel und Leibe.
9. AN DER KRIPPE.
Mel.: Nun freut euch, lieben Christen gemein.
1.
Ich steh an deiner Krippen hier
O Jesulein, mein Leben,
Ich stehe, bring und schenke dir
Was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin,
Und lass dirs wohlgefallen.
2.
Du hast mit deiner Lieb erfüllt
Mein’ Adern und Geblüte,
Dein schöner Glanz, dein süßes Bild
Liegt mir stets im Gemüte,
Und wie mag es auch anders sein,
Wie könnt ich dich, mein Herzelein,
Aus meinem Herzen lassen?
3.
Da ich noch nicht geboren war,
Da bist du mir geboren,
Und hast mich dir zu eigen gar,
Eh ich dich kannt, erkoren.
Eh ich durch deine Hand gemacht,
Da hat dein Herze schon bedacht,
Wie du mein wolltest werden.
4.
Ich lag in tiefer Todesnacht,
Du wurdest meine Sonne,
Die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
Des Glaubens in mir zugericht’,
Wie schön sind deine Strahlen!
5.
Ich sehe dich mit Freuden an,
Und kann mich nicht satt sehen,
Und weil ich nun nicht weiter kann,
So tu ich was geschehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär
Und meine Seel ein weites Meer,
Dass ich dich möchte fassen!
6.
Vergönne mir, o Jesulein,
Dass ich dein Mündlein küsse,
Das Mündlein, das den süßten Wein
Auch Milch und Honigflüsse
Weit übertrifft in seiner Kraft,
Es ist voll Labsal, Stärk und Saft,
Der Mark und Bein erquicket.
7.
Wenn oft mein Herz im Leibe weint
Und keinen Trost kann finden,
Da ruft mirs zu: Ich bin dein Freund,
Ein Tilger deiner Sünden:
Was trauerst du, mein Fleisch und Bein?
Du sollst ja guter Dinge sein,
Ich zahle deine Schulden.
8.
Wer ist der Meister, der allhier
Nach Würdigkeit ausstreichet
Die Händlein so das Kindlein mir
Anlachende zureichet!
Der Schnee ist hell, die Milch ist weiß,
Verlieren doch beid’ ihren Preis,
Wenn diese Händlein blicken.
9.
Wo nehm ich Weisheit und Verstand,
Mit Lobe zu erhöhen
Die Äuglein, die so unverwandt
Nach mir gerichtet stehen?
Der volle Mond ist schön und klar,
Schön ist der güldnen Sternen Schar,
Dies’ Äuglein sind viel schöner.
10.
O dass doch ein so lieber Stern
Soll in der Krippen liegen!
Für edle Kinder großer Herrn
Gehören güldne Wiegen:
Ach! Heu und Stroh ist viel zu schlecht;
Samt, Seiden, Purpur wären recht,
Des Kindlein drauf zu legen.
11.
Nehmt weg das Stroh, nehmt weg das Heu,
Ich will mir Blumen holen,
Dass meines Heilands Lager sei
Auf Rosen und Violen,
Mit Tulpen, Nelken, Rosmarin
Aus frischen Gärten will ich ihn
Von oben her bestreuen.
12.
Zur Seiten will ich hier und dar
Viel weiße Lilien stecken,
Die sollen seiner Äuglein Paar
Im Schlafe sanft bedecken.
Doch liebt vielleicht das dürre Gras
Dir, Kindlein, mehr denn alles das,
Was ich hier nenn und denke.
13.
Du fragest nicht nach Lust der Welt,
Noch nach des Leibes Freuden:
Du hast dich bei uns eingestellt,
An unsrer Statt zu leiden,
Suchst meiner Seelen Trost und Freud
Durch allerhand Beschwerlichkeit,
Das will ich dir nicht wehren.
14.
Eins aber, hoff ich, wirst du mir,
Mein Heiland, nicht versagen,
Dass ich dich möge für und für
In, bei und an mir tragen.
So lass mich doch dein Kripplein sein,
Komm, komm und lege bei mir ein
Dich und all deine Freuden.
15.
Zwar soll ich denken, wie gering
Ich dich bewirten werde:
Du bist der Schöpfer aller Ding,
Ich bin nur Staub und Erde.
Doch bist du so ein lieber Gast,
Dass du noch nie verschmähet hast
Den, der dich gerne siehet.
10. WIR SINGEN DIR, IMMANUEL.
Mel.: Erschienen ist der herrlich Tag.
1.
Wir singen dir, Immanuel,
Du Lebensfürst und Gnadenquell,
Du Himmelsblum und Morgenstern,
Du Jungfraunsohn, Herr aller Herrn
Halleluja.
2.
Wir singen dir mit deinem Heer
Aus aller Kraft Lob, Preis und Ehr,
Dass du, o lang gewünschter Gast,
Dich nunmehr eingestellet hast.
Halleluja.
3.
Von Anfang, da die Welt gemacht,
Hat so manch Herz nach dir gewacht;
Dich hat gehofft so lange Jahr
Der Väter und Propheten Schar.
Halleluja.
4.
Vor andern hat dein hoch begehrt
Der Hirt und König deiner Herd,
Der Mann der dir so wohl gefiel,
Wenn er dir sang auf Saitenspiel:
Halleluja.
5.
Ach, dass der Herr aus Zion käm,
Und unsre Bande von uns nähm!
Ach, dass die Hilfe bräch herein,
So würde Jakob fröhlich sein!
Halleluja.
6.
Nun, du bist hier, da liegest du,
Hältst in dem Kripplein deine Ruh;
Bist klein, und machst doch alles groß,
Bekleidst die Welt, und kommst doch bloß.
Halleluja.
7.
Du kehrst in fremder Hausung ein,
Und sind doch alle Himmel dein;
Trinkst Milch aus einer Menschenbrust,
Und bist doch aller Engel Lust.
Halleluja.
8.
Du hast dem Meer sein Ziel gesteckt,
Und wirst mit Windeln zugedeckt;
Bist Gott, und liegst auf Heu und Stroh;
Wirst Mensch, und bist doch A und O.
Halleluja.
9.
Du bist der Ursprung aller Freud,
Und duldest so viel Herzeleid;
Bist aller Heiden Trost und Licht,
Suchst selber Trost und findst ihn nicht.
Halleluja.
10.
Du bist der süßte Menschenfreund,
Doch sind dir so viel Menschen feind,
Herodis Herz hält dich für Greu’l,
Und bist doch nichts denn lauter Heil.
Halleluja.
11.
Ich aber, dein geringster Knecht,
Ich sag es frei und mein’ es recht:
Ich liebe dich, doch nicht so viel,
Als ich dich gerne lieben will.
Halleluja.
12.
Der Will ist da, die Kraft ist klein;
Doch wird dir nicht zuwider sein
Mein armes Herz, und was es kann
Wirst du in Gnaden nehmen an.
Halleluja.
13.
Hast du doch selbst dich schwach gemacht,
Erwähltest, was die Welt veracht’,
Warst arm und dürftig, nahmst vorlieb,
Da wo der Mangel dich hintrieb.
Halleluja.
14.
Du schliefst ja auf der Erden Schoß,
So war dein Kripplein auch nicht groß,
Der Stall, das Heu, das dich umfing,
War alles schlecht und sehr gering.
Halleluja.
15.
Darum hab ich so guten Mut,
Du wirst auch halten mich für gut.
O Jesulein, dein frommer Sinn
Macht, dass ich so voll Trostes bin.
Halleluja.
16.
Bin ich gleich Sünd und Laster voll,
Hab ich gelebt nicht wie ich soll,
Ei kommst du doch deswegen her,
Dass sich der Sünder zu dir kehr.
Halleluja.
17.
Hätt ich nicht auf mir Sündenschuld
Hätt ich kein Teil an deiner Huld;
Vergeblich wärst du mir geborn,
Wann ich nicht wär in Gottes Zorn.
Halleluja.
18.
So fass ich dich nun ohne Scheu,
Du machst mich alles Jammers frei.
Du trägst den Zorn, du würgst den Tod,
Verkehrst in Freud all Angst und Not.
Halleluja.
19.
Du bist mein Haupt, hinwiederum
Bin ich dein Glied und Eigentum,
Und will, so viel dein Geist mir gibt,
Stets dienen dir, wie dir’s beliebt.
Halleluja.
20.
Ich will dein Halleluja hier
Mit Freuden singen für und für,
Und dort in deinem Ehrensaal
Solls schallen ohne Zeit und Zahl.
Halleluja.
IV. NEUJAHR.
11. VON DER BESCHNEIDUNG CHRISTI.
Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.
1.
Warum machet solche Schmerzen,
Warum machet solche Pein
Der von unbeschnittnem Herzen
Dir, herzliebstes Jesulein,
Mit Beschneidung? da du doch
Frei von des Gesetzes Joch,
Weil du einem Menschenkinde
Zwar gleich, doch ganz ohne Sünde.
2.
Für dich darfst du dies nicht dulden,
Du bist ja des Bundes Herr:
Unsre, unsre große Schulden,
Die so grausam, die so schwer
Auf uns liegen, dass es dich
Jammert herz- und inniglich,
Die trägst du ab, uns zu retten
Die sonst nichts zu zahlen hätten.
3.
Freut, ihr Schuldner, euch deswegen
Ja, sei fröhlich alle Welt,
Weil heut anhebt zu erlegen
Gottes Sohn das Lösegeld!
Das Gesetz wird heut erfüllt,
Heut wird Gottes Zorn gestillt,
Heut macht uns, so sollten sterben
Gottes Blut zu Gottes Erben.
4.
Wer mag recht die Gnad erkennen?
Wer mag dafür dankbar sein?
Herz und Mund soll stets dich nennen
Unsern Heiland, Jesulein.
Deine Güte wollen wir
Nach Vermögen preisen hier,
Weil wir in der Schwachheit wallen,
Dort soll baß dein Lob erschallen.
12. NEUJAHRS-GESANG.
Mel.:
Nun lasst uns Gott dem Herrn.
Wach auf mein Herz und singe.
1.
Nun lasst uns gehn und treten
Mit Singen und mit Beten
Zum Herrn, der unserm Leben
Bis hierher Kraft gegeben.
2.
Wir gehn dahin und wandern
Von einem Jahr zum andern,
Wir leben und gedeihen
Vom Alten zu dem Neuen.
3.
Durch so viel Angst und Plagen,
Durch Zittern und durch Zagen,
Durch Krieg und große Schrecken
Die alle Welt bedecken.
4.
Denn wie von treuen Müttern
In schweren Ungewittern
Die Kindlein hier auf Erden
Mit Fleiß bewahret werden.
5.
Also auch, und nichts minder,
Lässt Gott ihm seine Kinder,
Wenn Not und Trübsal blitzen,
In seinem Schoße sitzen.
6.
Ach, Hüter unsers Lebens,
Fürwahr! es ist vergebens
Mit unserm Tun und Machen,
Wo nicht dein’ Augen wachen.
7.
Gelobt sei deine Treue,
Die alle Morgen neue!
Lob sei den starken Händen,
Die alles Herzleid wenden!
8.
Lass ferner dich erbitten,
O Vater, und bleib mitten
In unserm Kreuz und Leiden
Ein Brunnen unsrer Freuden.
9.
Gib mir und allen denen,
Die sich von Herzen sehnen
Nach dir und deiner Hulde
Ein Herz, das sich gedulde.
10.
Schleuß zu die Jammerpforten,
Und lass an allen Orten
Auf so viel Blutvergießen
Die Friedensströme fließen.
11.
Sprich deinen milden Segen
Zu allen unsern Wegen,
Lass Großen und auch Kleinen
Die Gnadensonne scheinen.
12.
Sei der Verlassnen Vater,
Der Irrenden Berater,
Der Unversorgten Gabe,
Der Armen Gut und Habe.
13.
Hilf gnädig allen Kranken,
Gib fröhliche Gedanken
Den hochbetrübten Seelen
Die sich mit Schwermut quälen.
14.
Und endlich, was das meiste,
Füll uns mit deinem Geiste,
Der uns hier herrlich ziere
Und dort zum Himmel führe.
15.
Das alles wollst du geben,
O meines Lebens Leben,
Mir und der Christenschare
Zum sel’gen neuen Jahre!
V. LEIDEN CHRISTI. KARFREITAG.
13. EIN LÄMMLEIN GEHT UND TRÄGT DIE SCHULD.
Joh. 1,29. Jes. 53,4-7.
Mel.: An Wasserflüssen Babylon.
1.
Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
Der Welt und ihrer Kinder,
Es geht und büßet in Geduld
Die Sünden aller Sünder,
Es geht dahin, wird matt und krank,
Ergibt sich auf die Würgebank,
Verzeiht sich aller Freuden,
Es nimmet an Schmach, Hohn und Spott,
Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod,
Und spricht: „Ich will’s gern leiden.“
2.
Das Lämmlein ist der große Freund
Und Heiland meiner Seelen,
Den, den hat Gott zum Sündenfeind
Und Sühner wollen wählen:
„Geh hin, mein Kind, und nimm dich an
Der Kinder, die ich ausgetan
Zur Straf und Zornesruten:
Die Straf ist schwer, der Zorn ist groß;
Du kannst und sollst sie machen los
Durch Sterben und durch Bluten.“
3.
„Ja, Vater, ja, von Herzensgrund,
Leg auf, ich will dir’s tragen.
Mein Wollen hängt an deinem Mund,
Mein Wirken ist dein Sagen.“
O Wunderlieb! O Liebesmacht!
Du kannst, was nie kein Mensch gedacht,
Gott seinen Sohn abzwingen.
O Liebe! Liebe! du bist stark,
Du streckest den ins Grab und Sarg,
Vor dem die Felsen springen.
4.
Du marterst ihn am Kreuzesstamm
Mit Nägeln und mit Spießen,
Du schlachtest ihn als wie ein Lamm,
Machst Herz und Adern fließen,
Das Herze mit der Seufzer Kraft,
Die Adern mit dem edlen Saft
Des purpurroten Blutes.
O süßes Lamm! was soll ich dir
Erweisen dafür, dass du mir
Erzeigest so viel Gutes!
5.
Mein Lebetage will ich dich
Aus meinem Sinn nicht lassen,
Dich will ich stets, gleichwie du mich,
Mit Liebesarmen fassen.
Du sollt sein meines Herzens Licht,
Und wenn mein Herz in Stücken bricht
Sollt du mein Herze bleiben.
Ich will mich dir, mein höchster Ruhm,
Hiermit zu deinem Eigentum
Beständiglich verschreiben.
6.
Ich will von deiner Lieblichkeit
Bei Nacht und Tage singen,
Mich selbst auch dir zu aller Zeit
Zum Freudenopfer bringen.
Mein Bach des Lebens soll sich dir
Und deinem Namen für und für
In Dankbarkeit ergießen;
Und was du mir zu gut getan,
Das will ich stets, so tief ich kann,
In mein Gedächtnis schließen.
7.
Erweitre dich, mein Herzensschrein,
Du sollt ein Schatzhaus werden
Der Schätze, die viel größer sein
Als Himmel, Meer und Erden.
Weg mit dem Gold Arabia,
Weg Calmus, Myrrhen, Casia,
Ich hab ein Bessers funden:
Mein großer Schatz, Herr Jesu Christ,
Ist dieses, was geflossen ist
Aus deines Leibes Wunden.
8.
Das soll und will ich mir zu Nutz
Zu allen Zeiten machen,
Im Streite soll es sein mein Schutz,
In Traurigkeit mein Lachen,
In Fröhlichkeit mein Saitenspiel,
Und wann mir nichts mehr schmecken will,
Soll mich dies Manna speisen;
Im Durst soll’s sein mein Wasserquell,
In Einsamkeit mein Sprachgesell
Zu Haus und auch auf Reisen.
9.
Was schadet mir des Todes Gift?
Dein Blut, das ist mein Leben.
Wann mich der Sonne Hitze trifft,
So kann mir’s Schatten geben.
Setzt mir des Wehmuts Schmerzen zu,
So find ich bei dir meine Ruh
Als auf dem Bett ein Kranker.
Und wann des Kreuzes Ungestüm
Mein Schifflein treibet um und um
So bist du dann mein Anker.
10.
Wann endlich ich soll treten ein
In deines Reiches Freuden,
So soll dies Blut mein Purpur sein,
Ich will mich darin kleiden;
Es soll sein meines Hauptes Kron
In welcher ich will vor den Thron
Des höchsten Vaters gehen,
Und dir, dem er mich anvertraut,
Als eine wohlgeschmückte Braut
An deiner Seite stehen.
14. DAS 53. KAPITEL JESAIA.
Mel.: Christus, der uns selig macht.
1.
Siehe, mein geliebter Knecht,
Der wird weislich handeln,
Ohne Tadel, schlecht und recht
Auf der Erden wandeln;
Sein getreuer, frommer Sinn
Wird in Einfalt gehen:
Und noch dennoch wird man ihn
An das Kreuz erhöhen.
2.
Hoch am Kreuze wird mein Sohn
Große Marter leiden,
Und viel werden ihn mit Hohn
Als ein Scheusal meiden.
Aber also wird sein Blut
Auf viel Heiden springen,
Und das ewge wahre Gut
In ihr Herze bringen.
3.
Kön’ge werden ihren Mund
Gegen ihn zuhalten,
Und aus innerm Herzensgrund
Ihre Hände falten.
Das verblendte taube Heer
Wird ihn sehn und hören,
Und mit Lust zu seiner Ehr
Ihren Glauben mehren.
4.
Aber da, wo Gottes Licht
Reichlich wird gespüret,
Hält man sich mitnichten nicht
Wie es sich gebühret.
Denn wer glaubt im Jüdenland
Unsrer Predigt Worten?
Wem wird Gottes Arm bekannt
In Israels Orten?
5.
Niemand will fast seinen Preis
Ihm hier lassen werden,
Denn er schießt auf wie ein Reis
Aus der dürren Erden,
Krank, verdorret, ungestalt,
Voller Blut und Schmerzen;
Daher scheut ihn jung und alt
Mit entwandten Herzen.
6.
Ei, was hat er denn getan,
Was sind seine Schulden,
Dass er da vor jedermann
Solche Schmach muss dulden?
Hat er etwa Gott betrübt
Bei gesunden Tagen,
Dass er ihm nun jetzo gibt
Seinen Lohn mit Plagen?
7.
Nein, fürwahr, wahrhaftig nein!
Er ist ohne Sünden!
Sondern was die Welt für Pein
Billig sollt empfinden,
Was für Krankheit, Angst und Weh
Uns von Recht gebühret,
Das ist’s, was ihn in die Höh
An das Kreuz geführet.
8.
Dass ihn Gott so heftig schlägt,
Tut er unsertwillen:
Dass er solche Bürden trägt,
Damit will er stillen
Gottes Zorn und großen Grimm,
Dass wir Friede haben
Durch sein Leiden, und in ihm
Leib und Seele laben.
9.
Wir sind’s, die wir in der Irr’
Als die Schafe gingen,
Und noch stets zur Höllentür
Als die Tollen dringen;
Aber Gott, der fromm und treu,
Nimmt was wir verdienen
Und legt’s seinem Sohne bei,
Der muss uns versühnen.
10.
Nun er tut es herzlich gern,
Ach! des treuen Herzen!
Er nimmt an den Zorn des Herrn
Mit viel tausend Schmerzen,
Und ist allzeit voll Geduld,
Lässt kein Wörtlein hören
Wider die, so ohne Schuld
Ihn so hoch beschweren.
11.
Wie ein Lämmlein sich dahin
Lässt zur Schlachtbank leiten,
Und hat in dem frommen Sinn
Gar kein Widerstreiten,
Lässt sich handeln, wie man will,
Fangen, binden, zähmen,
Auch dazu in großer Still
Sich sein Leben nehmen:
12.
Also lässt auch Gottes Lamm
Ohne Widersprechen
Ihm sein Herz am Kreuzesstamm
Unsertwegen brechen.
Er sinkt in den Tod hinab
Den er selbst doch bindet,
Weil er sterbend Tod und Grab
Mächtig überwindet.
13.
Er wird aus der Angst und Qual
Endlich ausgerissen.
Tritt den Feinden allzumal
Ihren Kopf mit Füßen.
Wer will seines Lebens Läng
Immermehr umschränken?
Seiner Tag und Jahre Meng
Ist nicht auszudenken.
14.
Doch ist er wahrhaftig hier
Für sein Volk gestorben,
Und hat völlig mir und dir
Heil und Gnad erworben,
Kommt auch in das Grab hinein,
Herrlich eingehüllet
Wie die, so mit Reichtum sein
In der Welt erfüllet.
15.
Er wird als ein böser Mann
Vor der Welt geplaget,
Da er doch noch nie getan,
Auch noch nie gesaget
Was da bös und unrecht wär:
Er hat nie betrogen,
Nie verletzet Gottes Ehr,
Sein Mund nie gelogen.
16.
Ach! er ist für fremde Sünd
In den Tod gegeben,
Auf dass du, o Menschenkind,
Durch ihn möchtest leben,
Dass er pflanzte sein Geschlecht,
Den gerechten Samen
Der Gott dient und Opfer brächt
Seinem heilgen Namen.
17.
Denn das ist sein’ höchste Freud
Und des Vaters Wille,
Dass den Erdkreis weit und breit
Sein Erkenntnis fülle,
Damit der gerechte Knecht,
Der vollkommne Sühner
Gläubig mach und recht gerecht
Alle Sündendiener.
18.
Große Menge wird ihm Gott
Zur Verehrung schenken,
Darum, dass er sich mit Spott
Für uns lassen kränken,
Da er denen gleich gesetzt
Die sehr übertreten,
Auch die, so ihn hoch verletzt,
Selbst bei Gott verbeten.
15. O WELT, SIEH HIER DEIN LEBEN.
Mel.:
O Welt, ich muss dich lassen.
Nun ruhen alle Wälder.
1.
O Welt, sieh hier dein Leben
Am Stamm des Kreuzes schweben,
Dein Heil sinkt in den Tod!
Der große Fürst der Ehren
Lässt willig sich beschweren
Mit Schlägen, Hohn und großem Spott.
2.
Tritt her, und schau mit Fleiße,
Sein Leib ist ganz mit Schweiße
Des Blutes überfüllt.
Aus seinem edlen Herzen,
Vor unerschöpftem Schmerzen,
Ein Seufzer nach dem andern quillt.
3.
Wer hat dich so geschlagen,
Mein Heil, und dich mit Plagen
So übel zugericht’?
Du bist ja nicht ein Sünder
Wie wir und unsre Kinder,
Von Übeltaten weißt du nicht.
4.
Ich, ich, und meine Sünden,
Die sich wie Körnlein finden
Des Sandes an dem Meer,
Die haben dir erreget
Das Elend, das dich schläget,
Und das betrübte Marterheer.
5.
Ich bin’s, ich sollte büßen
An Händen und an Füßen
Gebunden in der Höll.
Die Geißeln und die Banden
Und was du ausgestanden,
Das hat verdienet meine Seel.
6.
Du nimmst auf deinen Rücken
Die Lasten, die mich drücken
Viel schwerer als ein Stein.
Du wirst ein Fluch, dagegen
Verehrst du mir den Segen,
Dein Schmerzen muss mein Labsal sein.
7.
Du setzest dich zum Bürgen,
Ja lässest dich gar würgen
Für mich und meine Schuld.
Mir lässest du dich krönen
Mit Dornen, die dich höhnen,
Und leidest alles mit Geduld.
8.
Du springst ins Todes Rachen,
Mich frei und los zu machen
Von solchem Ungeheur.
Mein Sterben nimmst du abe,
Vergräbst es in dem Grabe:
O unerhörtes Liebesfeur!
9.
Ich bin, mein Heil, verbunden
All Augenblick und Stunden
Dir überhoch und sehr.
Was Leib und Seel vermögen,
Das soll ich billig legen
Allzeit an deinen Dienst und Ehr.
10.
Nun, ich kann nicht viel geben
In diesem armen Leben,
Eins aber will ich tun:
Es soll dein Tod und Leiden
Bis Leib und Seele scheiden
Mir stets in meinem Herzen ruhn.
11.
Ich will’s vor Augen setzen,
Mich stets daran ergötzen,
Ich sei auch, wo ich sei.
Es soll mir sein ein Spiegel
Der Unschuld und ein Siegel
Der Lieb und unverfälschten Treu.
12.
Wie heftig unsre Sünden
Den frommen Gott entzünden,
Wie Rach und Eifer gehn,
Wie grausam seine Ruten,
Wie zornig seine Fluten,
Will ich aus deinem Leiden sehn.
13.
Ich will daraus studieren,
Wie ich mein Herz soll zieren
Mit stillem sanftem Mut,
Und wie ich die soll lieben,
Die mich doch sehr betrüben
Mit Werken, so die Bosheit tut.
14.
Wenn böse Zungen stechen,
Mir Glimpf und Namen brechen,
So will ich zähmen mich;
Das Unrecht will ich dulden,
Dem Nächsten seine Schulden
Verzeihen gern und williglich.
15.
Ich will mich mit dir schlagen
Ans Kreuz, und dem absagen
Was meinem Fleisch gelüst’.
Was deine Augen hassen,
Das will ich fliehn und lassen,
So viel mir immer möglich ist.
16.
Dein Seufzen und dein Stöhnen
Und die viel tausend Tränen,
Die dir geflossen zu,
Die sollen mich am Ende
In deinen Schoß und Hände
Begleiten zu der ew’gen Ruh.
SIEBEN LIEDER AN DIE GLIEDMASSEN DES HERRN JESU.
(AUS DEM LATEINISCHEN DES HEIL. BERNHARD.)
16. AN DIE FÜSSE DES HERRN JESU.
Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.
1.
Sei mir tausendmal gegrüßet,
Der mich je und je geliebt,
Jesu, der du selbst gebüßet
Das, womit ich dich betrübt.
Ach! wie ist mir doch so wohl,
Wann ich knien und liegen soll
An dem Kreuze, da du stirbest
Und um meine Seele wirbest.
2.
Ich umfange, herz’ und küsse
Der gekränkten Wunden Zahl,
Und die purpurroten Flüsse
Deiner Füß’ und Nägelmal.
O wer kann doch, schönster Fürst!
Den so hoch nach uns gedürst’,
Deinen Durst und Liebsverlangen
Völlig fassen und umfangen.
3.
Heile mich, o Heil der Seelen,
Wo ich krank und traurig bin;
Nimm die Schmerzen, die mich quälen
Und den ganzen Schaden hin,
Den mir Adams Fall gebracht
Und ich selbsten mir gemacht.
Wird, o Arzt, dein Blut mich netzen,
Wird sich all mein Jammer setzen.
4.
Schreibe deine blut’gen Wunden
Mir, Herr, in das Herz hinein,
Dass sie mögen alle Stunden
Bei mir unvergessen sein.
Du bist doch mein schönstes Gut,
Da mein ganz Herze ruht.
Lass mich hier zu deinen Füßen
Deiner Lieb und Gunst genießen.
5.
Diese Füße will ich halten
Auf das best’ ich immer kann.
Schaue meiner Hände Falten
Und mich selbsten freundlich an
Von des hohen Kreuzes Baum,
Und gib meiner Bitte Raum,
Sprich: „Lass all dein Trauren schwinden,
Ich, ich tilg’ all deine Sünden.“
17. AN DIE KNIE DES HERRN JESU.
Mel.: An Wasserflüssen Babylon.
1.
Gegrüßet seist du, meine Kron
Und König aller Frommen,
Der du zum Trost von deinem Thron
Uns armen Sündern kommen!
O wahrer Mensch, o wahrer Gott,
Ein Helfer voller Hohn und Spott,
Den du doch nicht verschuldest,
Ach! wie so arm, wie nackt und bloß
Hängst du am Kreuz, wie schwer und groß
Ist dein Schmerz, den du duldest!
2.
Es fleußet deines Blutes Bach
Mit ganzem vollen Haufen,
Dein Leib ist dir mit Ungemach
Ganz durch und durch belaufen.
O ungeschränkte Majestät,
Wie kommt’s, dass dir’s so kläglich geht?
Das macht dein Huld und Treue.
Wer dankt dir des? Wo ist der Mann
Der sich, wie du für uns getan,
Für dich zu sterben freue?
3.
Was soll ich dir doch immermehr,
Mein Liebster, dafür geben
Dass dein Herz sich so hoch und sehr
Bemüht hat um mein Leben?
Du rettest mich durch deinen Tod
Von mehr als eines Todes Not,
Und machst mich sicher wohnen.
Lass Höll und Teufel böse sein,
Was schadt’s? sie müssen dennoch mein
Und meiner Seelen schonen.
4.
Vor großer Lieb und heil’ger Lust,
Damit du mich erfüllet,
Drück ich dich an mein Herz und Brust,
So wird mein Leid gestillet,
Das deinen Augen wohl bekannt,
Und das ist dir ja keine Schand,
Ein krankes Herz zu laben.
Ach bleib mir hold und gutes Muts,
Bis mich die Ströme deines Bluts
Ganz rein gewaschen haben.
5.
Sei du mein Schatz und höchste Freud,
Ich will dein Diener bleiben,
Und deines Kreuzes Herzeleid
Will ich in mein Herz schreiben.
Verleihe du mir Kraft und Macht,
Damit, was ich bei mir bedacht,
Ich mög ins Werk auch setzen,
So wirst du, Schönster, meinen Sinn
Und alles, was ich hab und bin,
Ohn Unterlass ergötzen.
18. AN DIE HÄNDE DES HERRN JESU.
Mel.: Was mein Gott will, das gescheh allzeit.
1.
Sei wohl gegrüßet, guter Hirt,
Und ihr, o heilgen Hände
Voll Rosen, die man preisen wird
Bis an des Himmels Ende!
Die Rosen die
Ich mein allhie
Sind deine Mal’ und Plagen,
Die dir am End
In deine Händ
Am Kreuze sind geschlagen.
2.
Du zahlst mit beiden Händen dar
Die edlen roten Gulden,
Und bringst die ganze Menschenschar
Dadurch aus allen Schulden.
Ach! lass von mir,
O Liebster, dir
Die Hände herzlich drücken
Und mit dem Blut
Das mir zu gut
Vergossen mich erquicken.
3.
Wie freundlich tust du dich doch zu,
Und greifst mit beiden Armen
Nach aller Welt, in Lieb und Ruh
Uns ewig zu erwärmen.
Ach! Herr, sieh hier,
Mit was Begier
Ich Armer zu dir trete!
Sei mir bereit,
Und gib mir Freud
Und Trost darum ich bete.
4.
Zeuch allen meinen Geist und Sinn
Nach dir und deiner Höhe;
Gib dass mein Herz nur immerhin
Nach deinem Kreuze stehe,
Ja, dass ich mich
Selbst williglich
Mit dir ans Kreuze binde,
Und mehr und mehr
Töt’ und zerstör’
In mir des Fleisches Sünde.
5.
Ich herz und küsse wiederum
Aus rechtem treuen Herzen,
Herr, deine Händ, und sage Ruhm
Und Dank für ihre Schmerzen.
Daneben geb
Ich, weil ich leb,
In diese deine Hände
Herz, Seel’ und Leib,
Und also bleib
Ich dein bis an mein Ende.
19. AN DIE SEITE DES HERRN JESU.
Mel.: Christ, unser Herr, zum Jordan kam.
1.
Ich grüße dich, du frömmster Mann,
Der herzlich gern vergibet.
Wie herzlich weh wird dir getan,
Wie wird dein Leib betrübet!
Es grüßet dich mein ganzer Geist,
Du, meines Heilands Seite,
Du edler Quell aus welchem fleußt
Das Blut, das so viel Leute
Von ihren Sünden wäschet.
2.
Ich mach, Herr Jesu, mich zu dir,
Ach! halt mir’s ja zu Gute,
Und lass mich suchen Trost bei dir
In deiner Wunden Blute.
Du werte Wunde, sei gegrüßt,
Du weites Tor der Gnaden,
Daraus sich Blut und Wasser gießt
Und da all unserm Schaden
Kann abgeholfen werden.
3.
Du reuchst mir süßer als der Wein
Und heilst das Gift der Schlangen;
Du flößest mir das Leben ein
Und stillst des Dursts Verlangen.
Eröffne dich, du liebe Wund,
Und lass mein Herze trinken;
Ist’s möglich, lass mich gar zu Grund
In dir gehn und versinken,
So werd ich mich recht laben.
4.
Mein Mund streckt sich mit aller Kraft,
Damit er dich berühre,
Und ich den teuren Lebenssaft
In Mark und Beinen spüre.
Ach! wie so süße bist du doch,
Herr Jesu, meinem Herzen!
Wer dich recht liebt, dem wird das Joch
Der bittern Todesschmerzen
Gleich als wie lauter Zucker.
5.
Verbirge mich und schleuß mich ein
In deiner Seiten Höhle;
Hier lass mich still und sicher sein,
Hier wärme meine Seele,
Wann mich der kalte Tod befällt!
Und wann der höll’sche Leue
Nach mir und meinem Geiste stellt
So lass in deiner Treue
Mich dann fein ruhig bleiben.
20. AN DIE BRUST DES HERRN JESU.
Mel.: Vater unser im Himmelreich.
1.
Gegrüßet seist du, Gott, mein Heil,
Mein’ einge Lieb und schönstes Teil!
Gegrüßet seist du, werte Brust,
Du Gottes Thron, du Menschenlust,
Du Träger aller Bürd und Last,
Du aller Müden Ruh und Rast!
2.
Mein Jesu, neige dich zu mir
Mit deiner Brust, damit von dir
Mein Herz in deiner Lieb entbrenn’
Und von der ganzen Welt sich trenn;
Halt Herz und Brust in Andacht reich
Und mich ganz deinem Willen gleich.
3.
Mach, Herr, durch deines Herzens Quell
Mein Herz vom Unflat rein und hell,
Der du bist Gotte Glanz und Bild
Und aller Armen Trost und Schild,
Teil aus dem Schatze deiner Gnad
Auch mir mit Gnade, Rat und Tat.
4.
O süße Brust, tu mir die Gunst,
Und fülle mich mit deiner Brunst.
Du bist der Weisheit tiefer Grund,
Dich lobt und singt der Engel Mund,
Aus dir entspringt die edle Frucht,
Die dein Johannes bei dir sucht.
5.
In dir wohnt alle Gottesfüll,
Hast alles, was ich wünsch und will,
Du bist das rechte Gotteshaus:
Drum, wann zur Welt ich muss hinaus,
So schleuß mich treulich in dir ein,
Und lass mich ewig bei dir sein.
21. AN DAS HERZ DES HERRN JESU.
Mel.: O Mensch, bewein dein Sünde groß.
Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.
1.
O Herz des Königs aller Welt,
Des Herrschers in dem Himmelszelt,
Dich grüßt mein Herz mit Freuden.
Mein Herze, wie dir wohl bewusst,
Hat seine größt’ und höchste Lust
An dir und deinem Leiden.
Ach! wie bezwang und drang dich doch
Dein edle Lieb, ins bittre Joch
Der Schmerzen dich zu geben,
Da du dich neigtest in den Tod,
Zu retten aus der Todesnot
Mich und mein armes Leben!
2.
O Tod, du fremder Erdengast,
Wie warst du so ein’ herbe Last
Dem allersüßten Herzen!
Dich hat ein Weib der Welt gebracht,
Und machst dem, der die Welt gemacht
So unerhörte Schmerzen!
Du meines Herzens Herz und Sinn,
Du brichst und fällst und stirbst dahin!
Wollst mir ein Wort gewähren:
Ergreif mein Herz und schleuß es ein
In dir und deiner Liebe Schrein!
Mehr will ich nicht begehren.
3.
Mein Herz ist kalt, hart und betört
Von allem, was zur Welt gehört,
Fragt nur nach eitlen Sachen:
Drum, herzes Herze, bitt ich dich,
Du wollest dies mein Herz und mich
Warm, weich und sauber machen.
Lass deine Flamm und starke Glut
Durch all mein Herze Geist und Mut,
Mit allen Kräften dringen!
Lass deine Lieb und Freundlichkeit
Zur Gegenlieb, Herr, jeder Zeit
Mich armen Sünder bringen.
4.
Erweitre dich, mach alles voll,
Sei meine Ros’ und riech mir wohl,
Bring Herz und Herz zusammen!
Entzünde mich durch dich, und lass
Mein Herz ohn End und alle Maß
In deiner Liebe flammen.
Wer dieses hat, wie wohl ist dem!
In dir beruhn ist angenehm;
Ach! niemand kann’s g’nug sagen.
Wer dich recht liebt, ergibt sich frei
In deiner Lieb und süßen Treu
Auch wohl den Tod zu tragen.
5.
Ich ruf aus aller Herzensmacht
Dich, Herz, in dem mein Herze wacht,
Ach! lass dich doch errufen!
Komm, beug und neige dich zu mir
An meines Herzens arme Tür,
Und zeuch mich auf die Stufen
Der Andacht und der Freudigkeit,
Gib dass mein Herz in Lieb und Leid
Dein eigen sei und bleibe,
Dass dir es dien an allem Ort
Und dir zu Ehren immerfort
All seine Zeit vertreibe.
6.
O Herzensros’, o schönste Blum,
Ach wie so köstlich ist dein Ruhm,
Du bist nicht auszupreisen.
Eröffne dich, lass deinen Saft
Und des Geruchs erhöhte Kraft
Mein Herz und Seele speisen.
Dein Herz, Herr Jesu, ist verwundt,
Ach! tritt zu mir in meinen Bund
Und gib mir deinen Orden:
Verwund auch mich, o süßes Heil,
Und triff mein Herz mit deinem Pfeil,
Wie du verwundet worden.
7.
Nimm mein Herz, o mein höchstes Gut,
Und leg es hin, wo dein Herz ruht,
Da ist’s wohl aufgehoben;
Da geht’s mit dir gleich als zum Tanz,
Da lobt es deines Hauses Glanz,
Und kann’s doch nicht g’nug loben.
Hier setzt sich’s, hier gefällt’s ihm wohl,
Hier freut sich’s, dass es bleiben soll.
Erfüll, Herr, meinen Willen,
Und weil mein Herz dein Herze liebt,
So lass auch, wie dein Recht es gibt,
Dein Herz mein Herze stillen.
22. AN DAS ANGESICHT DES HERRN JESU.
Mel.: Herzlich tut mich verlangen.
1.
O Haupt voll Blut und Wunden,
Voll Schmerz und voller Hohn!
O Haupt, zum Spott gebunden
Mit einer Dornenkron!
O Haupt, sonst schön gezieret
Mit höchster Ehr und Zier,
Jetzt aber höchst schimpfieret,
Gegrüßet seist du mir!
2.
Du edles Angesichte
Davor sonst schrickt und scheut
Das große Weltgewichte,
Wie bist du so bespeit,
Wie bist du so erbleichet,
Wer hat dein Augenlicht
Dem sonst kein Licht nicht gleichet
So schändlich zugericht’?
3.
Die Farbe deiner Wangen,
Der roten Lippen Pracht
Ist hin und ganz vergangen;
Des blassen Todes Macht
Hat alles hingenommen,
Hat alles hingerafft,
Und daher bist du kommen,
Von deines Leibes Kraft.
4.
Nun was du, Herr, erduldet,
Ist alles meine Last,
Ich hab es selbst verschuldet
Was du getragen hast.
Schau her, hier steh ich Armer,
Der Zorn verdienet hat:
Gib mir, o mein Erbarmer,
Den Anblick deiner Gnad!
5.
Erkenne mich, mein Hüter,
Mein Hirte, nimm mich an!
Von dir, Quell aller Güter,
Ist mir viel Guts getan,
Dein Wund hat mich gelabet
Mit Milch und süßer Kost,
Dein Geist hat mich begabet
Mit mancher Himmelslust.
6.
Ich will hier bei dir stehen,
Verachte mich doch nicht!
Von dir will ich nicht gehen
Wann dir dein Herze bricht;
Wann dein Haupt wird erblassen
Im letzten Todesstoß,
Alsdann will ich dich fassen
In meinen Arm und Schoß.
7.
Es dient zu meinen Freuden
Und kommt mir herzlich wohl
Wenn ich in deinem Leiden,
Mein Heil, mich finden soll.
Ach! möcht ich, o mein Leben,
An deinem Kreuze hier
Mein Leben von mir geben,
Wie wohl geschähe mir!
8.
Ich danke dir von Herzen,
O Jesu, liebster Freund,
Für deines Todes Schmerzen,
Da du’s so gut gemeint.
Ach! gib, dass ich mich halte
Zu dir und deiner Treu,
Und wann ich nun erkalte
In dir mein Ende sei.
9.
Wann ich einmal soll scheiden,
So scheide nicht von mir;
Wann ich den Tod soll leiden,
So tritt du dann herfür.
Wann mir am allerbängsten
Wird um das Herze sein,
So reiß mich aus den Ängsten
Kraft deiner Angst und Pein.
10.
Erscheine mir zum Schilde
Zum Trost in meinem Tod,
Und lass mich sehn dein Bilde
In deiner Kreuzesnot.
Da will ich nach dir blicken,
Da will ich glaubensvoll
Dich fest an mein Herz drücken.
Wer so stirbt, der stirbt wohl.
23. ALSO HAT GOTT DIE WELT GELIEBT.
Joh. 3.
Mel.: Ermuntre dich, mein schwacher Geist.
1.
Also hat Gott die Welt geliebt,
Das merke, wer es höret!
Die Welt, die Gott so hoch betrübt,
Hat Gott so hoch geehret,
Dass er den eingebornen Sohn,
Den eingen Schatz, die einge Kron,
Das einge Herz und Leben
Mit Willen hingegeben.
2.
Ach! wie muss doch ein einges Kind
Bei uns hier auf der Erden,
Da man doch nichts als Bosheit findt,
So hoch geschonet werden;
Wie hitzt, wie brennt der Vatersinn,
Wie gibt und schenkt er alles hin,
Eh als er an das Schenken
Des Eingen nur will denken!
3.
Gott aber schenkt aus freiem Mut
Und mildem treuem Herzen
Sein einges Kind, sein schönstes Gut
In mehr als tausend Schmerzen.
Er gibt ihn in den Tod hinein,
Ja in die Höll und deren Pein;
Zu unerhörtem Leide
Stößt Gott sein’ einge Freude.
4.
Warum doch das? Dass du, o Welt,
Frei wieder möchtest stehen
Und durch ein teures Lösegeld
Aus deinem Kerker gehen.
Denn du weißt wohl, du schnöde Braut,
Wie da dich Gott ihm anvertraut,
Du wider deinen Orden
Ihm allzu untreu worden.
5.
Darüber hat dich Sünd und Tod
Und Satanas Gesellen
Zu bittrer Angst und harter Not
Beschlossen in der Höllen.
Und hier ist gar kein andrer Rat
Denn der, den Gott gegeben hat;
Wer den hat, wird dem Haufen
Der höllschen Feind’ entlaufen.
6.
Gott hat uns seinen Sohn verehrt,
Dass aller Menschen Wesen
So mit dem ewgen Fluch beschwert
Durch diesen soll genesen.
Wen die Verdammnis hat umschränkt,
Der soll durch den, den Gott geschenkt,
Erlösung, Trost und Gaben
Des ewgen Lebens haben.
7.
Ach! mein Gott, meines Lebens Grund,
Wo soll ich Worte finden?
Mit was für Lobe soll mein Mund
Dein treues Herz ergründen?
Wie ist dir immermehr geschehn?
Was hast du an der Welt ersehn,
Dass, die so hoch dich höhnet,
Du so gar hoch gekrönet?
8.
Warum behieltst du nicht dein Recht,
Und ließest ewig pressen
Diejenge, die dein Recht geschwächt
Und freventlich vergessen?
Was hattest du an der für Lust
Von welcher dir doch war bewusst,
Dass sie für dein Verschonen
Dir schändlich würde lohnen?
9.
Das Herz im Leibe weinet mir
Vor großem Leid und Grämen,
Wenn ich bedenke, wie wir dir
So gar schlecht uns bequemen.
Die meisten wollen deiner nicht,
Und was du ihnen zugericht’
Durch deines Sohnes Büßen,
Das treten sie mit Füßen.
10.
Du, frommer Vater, meinst es gut
Mit allen Menschenkindern,
Du ordnest deines Sohnes Blut
Und reichst es allen Sündern,
Willst, dass sie mit der Glaubenshand
Das, was du ihnen zugewandt,
Sich völlig zu erquicken,
Fest in ihr Herze drücken.
11.
Sieh aber, ist nicht immerfort
Dir alle Welt zuwider?
Du bauest hier, du bauest dort,
Die Welt schlägt alles nieder;
Darum erlangt sie auch kein Heil,
Sie bleibt im Tod und hat kein Teil
Am Reiche, da die Frommen
Die Gott gefolgt hinkommen.
12.
An dir, o Gott, ist keine Schuld,
Du, du hast nichts verschlafen.
Der Feind und Hasser deiner Huld,
Ist Ursach seiner Strafen,
Weil er den Sohn, der ihm so klar,
Und nah ans Herz gestellet war,
Auch einig helfen sollte,
Durchaus nicht haben wollte.
13.
So fahre hin, du tolle Schar,
Ich bleibe bei dem Sohne,
Dem geb ich mich, des bin ich gar,
Und er ist meine Krone.
Hab ich den Sohn, so hab ich gnug,
Sein Kreuz und Leiden ist mein Schmuck,
Sein’ Angst ist meine Freude,
Sein Sterben meine Weide.
14.
Ich freue mich so oft und viel
Ich dieses Sohns gedenke;
Dies ist mein Lied und Saitenspiel
Wenn ich mich heimlich kränke,
Wenn meine Sünd und Missetat
Will größer sein als Gottes Gnad,
Und wenn mir meinen Glauben
Mein eigen Herz will rauben.
15.
Ei, sprech ich, war mir Gott geneigt
Da wir noch Feinde waren,
So wird er ja, der kein Recht beugt,
Nicht feindlich mit mir fahren.
Anjetzo, da ich ihm versühnt,
Da, wo ich böses je verdient,
Sein Sohn, der nichts verschuldet,
So wohl für mich erduldet.
16.
Fehlt’s hier und da? Ei, unverzagt!
Lass Sorg und Kummer schwinden!
Der mir das Größte nicht versagt,
Wird Rat zum Kleinen finden.
Hat Gott mir seinen Sohn geschenkt
Und für mich in den Tod gesenkt,
Wie sollt er (lasst uns denken)
Mit ihm nicht alles schenken?
17.
Ich bin’s gewiss und sterbe drauf
Nach meines Gottes Willen:
Mein Kreuz und ganzer Lebenslauf
Wird sich noch fröhlich stillen.
Hier hab ich Gott und Gottes Sohn,
Und dort bei Gottes Stuhl und Thron
Da wird fürwahr mein Leben
In ewgen Freuden schweben.
24. DIE SIEBEN WORTE, DIE DER HERR JESUS AM KREUZE GEREDET.
Mel.: Was mein Gott will, das gscheh allzeit.
1.
Hör an! mein Herz, die sieben Wort,
Die Jesus ausgesprochen,
Da ihm durch Qual und blut’gen Mord
Sein Herz am Kreuz gebrochen;
Tu auf den Schrein
Und schleuß sie ein
Als edle hohe Gaben,
So wirst du Freud
In schwerem Leid
Und Trost im Kreuze haben.
2.
Sein’ allererste Sorge war,
Zu schützen, die ihn hassen,
Bat, dass sein Gott der bösen Schar
Wollt ihre Sünd erlassen.
„Vergib, vergib,
Sprach er aus Lieb,
O Vater, ihnen allen!
Ihr keiner ist,
Der seh und wüsst,
In was für Tat sie fallen.“
3.
Lehrt uns hiermit, wie schön es sei
Die lieben, die uns kränken,
Und ihnen ohne Heuchelei
All ihre Fehler schenken.
Er zeigt zugleich,
Wie gnadenreich
Und fromm sei sein Gemüte,
Dass auch sein Feind,
Der’s böse meint,
Bei ihm nichts find als Güte.
4.
Drauf spricht er seine Mutter an
Die bei Johanne stunde,
Tröst’ sie am Kreuz, so gut er kann
Mit seinem schwachen Munde:
„Sieh hie, dein Sohn,
Weib, der wird schon
Mein Amt bei dir verwalten,
Und Jünger, sieh,
Hier stehet die
Du sollt als Mutter halten.“
5.
Ach! treues Herz, so sorgest du
Für alle deine Frommen;
Du siehst und schauest fleißig zu
Wie sie in Trübsal kommen,
Trittst auch mit Rat
Und treuer Tat
Zu ihnen an die Seiten;
Du bringst sie fort,
Gibst ihnen Ort
Und Raum bei guten Leuten.
6.
Die dritte Red hast du getan
Dem, der dich, Herr, gebeten
„Gedenk und nimm dich meiner an,
Wenn du nun wirst eintreten
In deinen Thron,
Und Ehr und Kron
Als Himmelsfürst aufsetzen“:
„Ich will gewiss
Im Paradies,
Sprachst du, dich heut ergetzen.“
7.
O süßes Wort, o Freudenstimm!
Was will uns nun erschrecken?
Lass gleich den Tod mit großem Grimm
Hergehn aus allen Ecken!
Stürmt er gleich sehr,
Was kann er mehr
Als Leib und Seele scheiden?
Indessen schwing
Ich mich und spring
Ins Paradies der Freuden.
8.
Nun wohl, der Schächer wird mit Freud
Aus Christi Wort erfüllet.
Gleich als ein Leue brüllet
Er aber selbst fängt an und schreit,
„Eli, mein Gott,
Welch’ Angst und Not
Muss ich, dein Kind, ausstehen!
Ich ruf, und du
Schweigst still dazu,
Lässt mich zu Grunde gehen!“
9.
Nimm dies zur Folge, frommes Kind,
Wann Gott sich grausam stellet;
Schau, dass du, wenn sich Trübsal findt,
Nicht werdest umgefället.
Halt steif und fest,
Der dich jetzt lässt,
Wird dich gar bald erfreuen;
Sei du nur treu,
Und halt dabei
Stark an mit gläub’gem Schreien.
10.
Der Herr fährt fort, ruft laut und hell,
Klagt, wie ihn heftig dürste:
„Mich dürstet,“ sprach der ew’ge Quell
Und edle Lebensfürste.
Was meint er hier?
Er zeiget dir,
Wie matt er sich getragen
An deiner Last,
Die du ihm hast
Gemacht in Sündentagen.
11.
Er deutet auch daneben an,
Wie ihn so hoch verlange,
Dass dies sein Kreuz bei jedermann
Frucht bring und wohl verfange.
Das merk mit Fleiß,
Wer sich im Schweiß
Der Seelenangst muss quälen:
Das ew’ge Licht
Schleußt keinen nicht
Vom Teil und Heil der Seelen.
12.
Als nun des Todes finstre Nacht
Begann herein zu dringen,
Sprach Gottes Sohn, „Es ist vollbracht“
Das, was ich soll vollbringen,
Was hier und dar
Die heil’ge Schar
Der Väter und Propheten
Hat aufgesetzt,
Wie man zuletzt
Mich kreuz’gen würd und töten.
13.
Ist’s denn vollbracht, was willst du nun
Dich so vergeblich plagen,
Als müsst ein Mensch mit seinem Tun
Die Sündenschuld abtragen?
Es ist vollbracht,
Das nimm in Acht,
Du darfst hier nichts zugeben,
Denn dass du gläubst,
Und gläubig bleibst
In deinem ganzen Leben.
14.
Nun endlich red’t er noch einmal,
Schreit auf ohn alle Maßen:
„Mein Vater, nimm in deinen Saal
Das was ich jetzt muss lassen;
Nimm meinen Geist,
Der hier sich reißt
Aus meinem kalten Herzen!“
Und hiermit wird
Der große Hirt
Entbunden aller Schmerzen.
15.
O wollte Gott, dass ich mein End
Auch also möchte enden,
Und meinen Geist in Gottes Händ
Und treuen Schoß hinsenden!
Ach! lass, mein Hort,
Dein letztes Wort
Mein letztes Wort auch werden,
So werd ich schön
Und selig gehn
Zum Vater von der Erden.
25. VOM BEGRÄBNIS DES HERRN JESU.
Mel.: O Lamm Gottes, unschuldig.
1.
Als Gottes Lamm und Leue
Entschlafen und verschieden,
Erwacht’ in Lieb und Treue
Ein paar recht frommer Jüden,
Die machten sich zu Kreuz hinzu,
Dich, o du unsrer Seelen Ruh,
In deine Ruh zu bringen.
2.
Also weiß Gott die Seinen
Am Kreuz in Acht zu nehmen,
Und die es böse meinen,
Zu rechter Zeit zu zähmen;
Das Wüten nimmt zuletzt ein End,
Und wann die Unschuld g’nug geschändt,
So findt sich, der sie ehre.
3.
Denn einer aus dem Rate,
Joseph der fromme, reiche,
Der wagt’ es, ging und bate
Pilatum um die Leiche.
Pilatus war bereit, und gab
Befehl, dass man sie nähme ab
Und Joseph übergäbe.
4.
Gesegnet sei dein Wille,
Joseph, und dein Begehren:
Gott wolle dir die Fülle
Der Freuden dort gewähren,
Dass du, den meine Seele liebt,
Vom Kreuze, da man ihn betrübt,
So freudig los gebeten.
5.
Hierzu hat sich auch funden
Des Nikodemi Treue,
Der bringt bei hundert Pfunden
Der besten Spezereie,
Die Myrrhen samt der Aloe,
Zu salben den, der aus der Höh
Uns salbt mit seinem Geiste.
6.
Da siehst du, wie die Schwachen
Zuletzt gestärket werden.
Gott kann zu Helden machen
Was blöd ist hier auf Erden.
Der Glaube, der im Finstern lag,
Bricht endlich an den hellen Tag
Und leuchtet wie die Sonne.
7.
Nun diese beiden Frommen,
Ergreifen mit viel Weinen
Den, der vom Kreuz genommen
Und wickeln ihn in Leinen,
Verwahren ihn zugleich dabei
Mit edler, teurer Spezerei,
Wie in Judäa bräuchlich.
8.
So soll man Christum zieren,
Wann er nun liegt darnieder;
Wir sollen balsamieren
Ihn und sein’ armen Glieder,
Die unbekleidten wickeln ein,
Und die so ganz verlassen sein
Mit unsrer Hilf aufnehmen.
9.
Es war nicht weit von hinnen,
Wo Christus starb, zu schauen
Ein Garten und darinnen
Des Josephs Grab, gehauen
Gar neu in einen Felsenstein,
Da legten ihren Schatz hinein
Die zwei geliebten Herzen.
10.
Ach Jesu! dessen Schmerzen
Mir all mein Heil erworben,
Komm, ruh in meinem Herzen
Das in der Sünd erstorben!
Lass dir’s gefallen, ich will dir
Dein Grab bereiten in mir hier,
So leb und sterb ich selig.
26. DAS LEIDEN UNSERS HERRN JESU.
Nach Anleitung und Weise des Liedes:
O Mensch, bewein dein Sünde groß.
1.
O Mensch, beweine deine Sünd,
Um welcher willen Gottes Kind
Ein Mensch hat müssen werden.
Er kam von seines Vaters Thron,
Ward einer armen Jungfrau Sohn,
Tat große Ding auf Erden:
Die Kranken macht er frisch und stark,
Und risse, was schon lag im Sarg
Dem Tod aus seinem Rachen,
Bis dass er selbst von Feindes Händ
Am Kreuze seines Lebens End
In Schmerzen musste machen.
2.
Denn als nun wieder Ostern war,
Nahm er zu sich der Jünger Schar,
Und sprach mit treuem Munde:
„Nach zweien Tagen kommt die Nacht,
Da man das Osterlämmlein schlacht’,
Dann ist auch meine Stunde.“
Da ging die ganze Klerisei
Zu Rat, wie sie ihm kämen bei,
Hingegen die ihn liebte
Salbt’ ihn gar schön in Simons Haus;
Der Herr strich diese Tat heraus,
Schalt den, der sie betrübte.
3.
Das war der bös’ Ischariot,
Der seinen Herrn der bösen Rott
Geschworen zu verraten.
Das fromme Lamm, der Heiland, kam,
Aß süßes Brot und Osterlamm,
Wie andre Juden taten.
Drauf stiftet’ er sein Fleisch und Blut,
Des Neuen Testamentes Gut,
Zu trinken und zu essen,
Und stund hernach von seinem Ort,
Wusch seine Jünger, red’te Wort,
Die nimmer zu vergessen.
4.
Er kam zum heilgen Öleberg,
Da, da ging an das hohe Werk
Mit Zittern und mit Zagen;
Die Erde nahm den Blutschweiß an,
Der häufig aus ihm drang und rann,
Der Himmel hört ihn sagen:
„O Vaterherz, gefällt es dir,
So gehe dieser Kelch von mir,
Wo nicht, gescheh dein Wille!“
Und tat also zum drittenmal;
Indessen lag der Jünger Zahl
Im Schlaf und süßer Stille.
5.
„Ach!“ sprach das liebe treue Herz,
„Ihr liegt und schlaft, mich hat der Schmerz
Und Todesangst umfangen.
Ach, wacht und betet! betet, wacht,
Damit ihr von des Feindes Macht
Nicht werdet hintergangen.
Nun ist mein Stündlein vor der Tür,
Steht auf, da kommet her zu mir
Mein Jünger und Verräter.“
Er hatte kaum gehöret auf,
Umringt ihn Judas und sein Hauf
Als einen Übeltäter.
6.
Der Führer küsst’ ihn mit dem Mund
Und war doch nichts im Herzengrund
Denn bittres Gift und Fluchen.
Doch trat der Heiland frei dahin,
Sprach klar und deutlich „seht, ich bin
Den eure Augen suchen:
Sucht ihr denn mich, so lasset gehn
Die ihr hier sehet bei mir stehn,“
Meint hiemit seine Jünger.
Und da des Petri strenger Sinn
Den Malchum schluge, heilt er ihn
Am Ohr mit seinem Finger.
7.
„Steck ein das Schwert,“ sprach unser Licht,
„Solch Arbeit dienet hierher nicht,
Mein Kelch muss sein getrunken.“
Drauf ist der Richter aller Welt
Den Hohenpriestern dargestellt;
Und da ist auch gesunken
Des Petri Herz und Leuenmut,
Nicht zwar durch Schwert und Feuersglut,
Nur durch ein bloßes Fragen,
Ob er nicht Jesus Jünger sei?
Da fällt sein Glaube, Lieb und Treu,
Weiß nichts denn Nein zu sagen.
8.
Auf diesen Fall kam große Reu,
Er fing an, da der Hahne schrei,
Sehr bitterlich zu weinen.
Das Auge, das die Herzen sieht,
Tat einen Blick, ließ Gnad und Güt
Dem armen Petro scheinen.
Die falschen Zeugen traten dar,
Und redten viel, so nimmer war
Auch niemals wird geschehen;
Drum auch der Herr unnötig schätzt
Dass er sein Wort dagegen setzt,
Lässt’s durch den Wind zerwehen.
9.
Dem aber, dem er ward verklagt,
Antwortet er, da er ihn fragt,
Ob er von Gott geboren?
„Ja, ich bin Mensch und Gottes Sohn,
Der Welt zum Heil, zur Freud und Kron
Vom Vater auserkoren;
Ihr werdet meine Herrlichkeit
Hoch in den Wolken mit der Zeit
Zur Rechten Gottes sehen.“
Das nennt der Lästrer Lästerwort,
Da schrie ein jeder Tod und Mord,
Da ging es an ein Schmähen.
10.
Man schlug, man speit ihm ins Gesicht,
O Wunder, Wunder, dass hier nicht
Die Erde sich zerrissen!
O Wunder, dass nicht Gottes Grimm
Mit seiner starken Donnerstimm
Vom Himmel drein geschmissen!
Sie banden ihm die Augen zu,
Und hatten weder Maß noch Ruh
Im Höhnen und im Schlagen;
Denn, wenn sie schlugen, fragten sie:
„Sag an, wer tat’s? du kannst es je
Als ein Prophete sagen.“
11.
Und damit war es noch nicht aus;
Am Morgen ward er in das Haus
Palati hingeführet.
Der Judas dacht den Sachen nach,
Sein frecher Mut sank hin und brach,
Sein Herze ward gerühret.
Es war ihm leid, er hatte Reu;
Weil aber kein Trost war dabei,
Ging Seel und Leib zu Grunde;
Er nahm ein grausam, schrecklich End,
Er und sein Name bleibt geschändt
Noch bis auf diese Stunde.
12.
Da Jesus vor Pilato stund,
War sehr viel Klag und gar kein Grund;
Das meiste, das man triebe,
War, dass er nichts mehr tu und lehr
Denn was die Untertanen kehr
Vons Kaisers Pflicht und Liebe,
Dieweil er sich zum Kön’ge macht’.
Pilatus ward dahin gebracht,
Dass er den Herren fragte,
Ob er der Jüden König wär?
Der Herr sprach Ja, zu Gottes Ehr,
Er wäre, was er sagte.
13.
Weil nun Herodes, dessen Hand
Sonst herrscht’ im Galiläer Land,
Gleich damals war zugegen,
Schickt’ ihm Pilatus Christum hin;
Des freut’ er sich in seinem Sinn,
Ließ ihm zu Spott anlegen
Ein weißes Kleid, ein’ arme Tracht,
Und da man seiner g’nug gelacht,
Da schickt’ er ihn zurücke
Pilato heim, der ging zu Rat,
Und fand ihn rein von arger Tat,
Unschuldig aller Tücke.
14.
Er nahm den Mörder Barrabam,
Dem jedermann sonst war sehr gram,
Den stellt er in die Mitten:
„Hier sind der Übeltäter zwei,“
Sprach er zum Volk, „es steht euch frei,
Ihr möget einen bitten.“
„Halt Jesum,“ schrie die tolle Schar,
„Lass Barrabam, wie er vor war,
Frei, ledig in das Seine.“
„Was fang ich denn mit Jesu an?“
„Ans Kreuz, ans Kreuz mit diesem Mann!“
Antwortet’ die Gemeine.
15.
Da gab Pilatus Jesum hin
Dem Kriegesvolk, das geißelt’ ihn
Ohn alle Gnad und Schonen.
Der freche Haufe trat zu Hauf,
Und setzten unserm Kön’ge auf
Von Dornen eine Kronen.
Er ward gehandelt als ein Tor,
Sie äfften ihn mit einem Rohr,
Und schlugen ihn nicht wenig.
„Du bist ein König,“ sagten sie,
„Drum beugen wir dir unser Knie,
„Glück zu, o Jüdenkönig!“
16.
Als er nun übel zugericht’t,
Führt ihn Pilatus ins Gesicht
Des Volks und sprach daneben:
„Seht, seht doch, welch ein armer Wurm!
Nun wird sich euer Grimm und Sturm
Einmal zufrieden geben.“
„Nein, nein!“ sprach die vergällte Rott,
Zum Kreuz, zum Kreuz, nur immer tot!“
Pilatus wusch die Hände,
Und wollt im Kote reine sein;
Dem aber, der in allem rein
Bestimmt er Tod und Ende.
17.
Das Leben ging zum bittern Tod,
Und musste seine letzte Not
Mit eignen Schultern tragen:
Er trug sein Kreuz und unsern Schmerz,
Darüber führt manch Mutterherz
Ein hochbetrübtes Klagen.
„Weint nicht,“ sprach Christus, „über mich,
Ein jeder weine über sich
Und über seine Sünde.
Es kommt die Zeit, da selig wird
Gepreiset, die da nicht gebiert
Und gar nicht weiß vom Kinde.“
18.
Da man nun kam zur Schädelstatt,
Da ward, der’s nicht verdienet hat,
Bis in den Tod gekränket,
Zwar also, dass ein Mörderpaar
Zur Seiten wurde hier und da,
Er mitten eingehenket.
Man nahm ihm Leben, Ehr und Blut:
Den sanften Sinn, den frommen Mut,
Den mussten sie ihm lassen;
Er liebte, die ihm weh getan,
Rief seinen Vater für die an,
Die ihm sein Herz zerfraßen.
19.
Pilatus heftet oben an
Ein Überschrift, die jedermann,
Der bei dem Kreuz gewesen,
Hebräer, Römer, Griechenland,
Und wer Vernunft hatt’ und Verstand,
Gar wohl hat können lesen.
Die Krieger nehmen ihm sein Kleid,
Und teilen sich in diese Beut;
Der Rock bleibt unzerstücket,
Er wird dem Los anheim gestellt:
Des soll er sein, wem jenes fällt,
Lasst sehen, wem es glücket.
20.
Maria, voller Lieb und Treu,
Stund an dem Kreuz, und auch dabei
Den unser Heiland liebte.
„Sieh hier,“ sprach Jesus, „Weib dein Sohn!
Und Jünger, siehe deine Kron
Und Mutter, die Betrübte!
Die lass dir ja befohlen sein!”
Dies Wort, das drang ins Herz hinein
Johanni, dem Geliebten;
Er nahm die auf und tat ihr wohl,
Die andre machten Jammers voll
Durch Bosheit, die sie übten.
21.
Viel Lästrer red’ten böse Ding,
Auch einer, der zur Seiten hing,
Goß auf ihn seinen Geifer:
Der aber an dem andern Ort
Straft’ ihn und seine Lästerwort
Mit großem Ernst und Eifer,
Sprach Jesum an: „O Himmelsfürst,
Gedenke meiner, wenn du wirst
Nun in dein Reich eingehen!“
„Fürwahr, fürwahr, ich sage dir,“
Sprach Jesus, „du wirst heut bei mir
Im Paradiese stehen“!
22.
Der Mittag kam, und war doch Nacht,
Die Sonn, die alles fröhlich macht,
War selbst mit Leid erfüllet.
Des Lichtes Schöpfer fühlet Pein,
Drum muss mit finstern Schatten sein
Das schönste Licht verhüllet.
„Eli,“ rief Jesus, „Gott! mein Gott!
Wie lässt du mich in meiner Not
Und Angst so gar alleine!“
Und bald darauf: „Mich dürstet sehr.“
Das alles hört der Juden Heer,
Und weiß nicht, was er meine.
23.
Sie sind vom Zorne taub und blind,
Hart wie ein Stein, der nichts empfindt,
Auch gar nicht zu erweichen.
Sie nehmen aus dem Essigfaß
Und machen einen Schwamm mit nass,
Den lassen sie ihm reichen.
Ihr Herz ist voller Bitterkeit,
Und damit sind sie auch bereit,
Den der jetzt stirbt zu laben.
Viel’ machen aus dem Ernst ein Spiel,
Und sprechen „Halt, lasst sehn, er will
Eliä Hilfe haben.“
24.
Er aber sprach: „Es ist vollbracht!“
Und darauf ward er von der Macht
Des Todes überfallen.
Er neigte sich zur sanften Ruh,
Er schloss die schwachen Augen zu,
Und schrie mit großem Schallen
„Nimm auf, nimm auf, Herr, meinen Geist!
Du, mein herzliebster Vater, weißt,
Wie du ihn sollt bewahren.“
Und also ist der große Held
Der Himmel, Erd und alles hält,
Von dieser Welt gefahren.
25.
Er fuhr dahin. Im Augenblick
Zerriss der Vorhang in zwei Stück,
Die Erd erschrak und bebte,
Die Felsen sprungen in die Luft,
Auch öffnet sich der Gräber Gruft,
Und das darinnen lebte.
Der Juden Herzen bleiben hart;
Allein der Hauptmann, dem da ward
Die Wach am Kreuz befohlen,
Der glaubt’ und mit ihm sein Gesind,
Es wäre Jesus Gottes Kind,
Und sagten’s unverholen.
26.
Man brach den Schächern ihre Bein,
Mein und dein Heiland blieb allein
An Beinen ungebrochen.
Das aber ist wahr und gewiss,
Dass ein Soldat mit seinem Spieß
Die Seite ihm zerstochen,
Aus welcher Wund ein edle Flut
Von Blut und Wasser uns zu gut
Und Trost herausgeflossen.
Zuletzt ward er vom Kreuz gebracht,
Und wohl beschickt noch vor der Nacht
In Josephs Grab geschlossen.
27.
Die Juden hatten wohl gehört,
Er würde, wie er selbst gelehrt,
Von Toten auferstehen;
Das halten sie für unwahr sein,
Sie bilden ihnen aber ein,
Es möchte List ergehen;
Drum siegeln sie des Grabes Tür
Und legen starke Wache für,
Umsonst und gar vergebens:
Der Herr dringt durch, kein Fels und Stein,
Kein Wächter mag zu mächtig sein
Dem Fürsten unsers Lebens.
28.
Nun seh und lern ein jedermann,
Wie sehr viel Gutes uns getan
Der Bräut’gam unsrer Seelen.
Er nahm auf sich all unser Schuld,
Und ließ aus treuer Lieb und Huld
Sich unserthalben quälen.
Zerknirschtes Herz, betrübter Geist,
Den seine Sünde nagt und beißt,
Lass Sorg und Kummer fallen,
Weil unser Heiland Jesus Christ,
Ein Sündenopfer worden ist
Dir und uns Menschen allen.
29.
Du aber, der du sicher stehst
Und ohne Buße täglich gehst
In ungescheute Sünden,
Betrachte, was für Straf und Last,
Wenn du dein Maß gefüllet hast,
Dich endlich werde finden.
Denn tut man das am grünen Baum,
So denke, was für Ort und Raum
Der dürre werd erlangen.
O Jesu, gib uns deinen Sinn,
Und bring uns alle, wo du hin
Durch deinen Tod gegangen.
VI. AUFERSTEHUNG CHRISTI. OSTERN.
27. AUF, AUF MEIN HERZ, MIT FREUDEN.
In seiner eigenen Melodie.
1.
Auf, auf mein Herz mit Freuden,
Nimm wahr, was heut geschicht!
Wie kommt nach großem Leiden
Nun ein so großes Licht?
Mein Heiland war gelegt
Da, wo man uns hinträgt,
Wenn von uns unser Geist
Gen Himmel ist gereist.
2.
Er war ins Grab gesenket,
Der Feind trieb groß Geschrei.
Eh er’s vermeint und denket
Ist Christus wieder frei,
Und ruft Victoria!
Schwingt fröhlich hie und da
Sein Fähnlein, als ein Held,
Der Feld und Mut behält.
3.
Der Held steht auf dem Grabe
Und sieht sich munter um,
Der Feind liegt, und legt abe
Gift, Gall und Ungestüm;
Er wirft zu Christi Fuß
Sein Höllenreich und muss
Selbst in des Siegers Band
Ergeben Fuß und Hand.
4.
Das ist mir anzuschauen
Ein rechtes Freudenspiel,
Nun soll mir nicht mehr grauen
Vor allem, was mir will
Entnehmen meinen Mut
Zusamt dem edlen Gut,
So mir durch Jesum Christ
Aus Lieb erworben ist.
5.
Die Höll und ihre Rotten
Die krümmen mir kein Haar,
Der Sünden kann ich spotten,
Bleib allzeit ohn Gefahr;
Der Tod mit seiner Macht
Wird nichts bei mir geacht’,
Er bleibt ein totes Bild,
Und wär er noch so wild.
6.
Die Welt ist mir ein Lachen
Mit ihrem großen Zorn;
Sie zürnt, und kann nichts machen,
All Arbeit ist verlor’n.
Die Trübsal trübt mir nicht
Mein Herz und Angesicht;
Das Unglück ist mein Glück,
Die Nacht mein Sonnenblick.
7.
Ich hang und bleib auch hangen
An Christo als ein Glied:
Wo mein Haupt durch ist gangen
Da nimmt er mich auch mit;
Er reißet durch den Tod,
Durch Welt, durch Sünd und Not,
Er reißet durch die Höll,
Ich bin stets sein Gesell.
8.
Er dringt zum Saal der Ehren,
Ich folg ihm immer nach,
Und darf mich gar nicht kehren
An einzig Ungemach:
Es tobe, was da kann,
Mein Haupt nimmt sich mein an,
Mein Heiland ist mein Schild,
Der alles Toben stillt.
9.
Er bringt mich an die Pforten,
Die in den Himmel führt,
Daran mit güldnen Worten
Der Reim gelesen wird:
Wer dort wird mit verhöhnt,
Wird hier auch mit gekrönt,
Wer dort mit sterben geht,
Wird hier auch mit erhöht.
28. SEI FRÖHLICH ALLES WEIT UND BREIT.
Mel.: Nun freut euch, lieben Christen g’mein.
1.
Sei fröhlich alles weit und breit,
Was vormals war verloren,
Weil heut der Herr der Herrlichkeit,
Den Gott selbst auserkoren
Zum Sündenbüßer, der sein Blut
Am Kreuz vergossen uns zu gut,
Vom Tod ist auferstanden.
2.
Wie schön hast du durch deine Macht,
Du wilder Feind des Lebens,
Den Lebensfürsten umgebracht:
Dein Stachel ist vergebens
Durch ihn geschossen, schnöder Feind,
Du hättest wahrlich wohl gemeint,
Er würd im Staube bleiben.
3.
Nein, nein! er trägt sein Haupt empor,
Ist mächtig durchgedrungen
Durch deine Bande, durch dein Tor,
Ja hat im Sieg verschlungen
Dich selbst, dass, wer an ihn nur gläubt,
Von dir jetzt ein Gespötte treibt,
Und spricht „Wo ist dein Stachel?“
4.
Denn deine Macht die ist dahin
Und keinen Schaden bringet
Dem, der sich stets mit Herz und Sinn
Zu diesem Fürsten schwinget,
Der fröhlich spricht: „Ich leb, und ihr
Sollt mit mir leben für und für,
Weil ich es euch erworben.
5.
Der Tod hat keine Kraft nicht mehr,
Ihr dürfet ihn nicht scheuen;
Ich bin sein Siegsfürst und sein Herr,
Des sollt ihr euch erfreuen.
Darzu so bin ich euer Haupt,
Drum werdet ihr, wenn ihr mir glaubt,
Als Glieder mit mir leben.
6.
Der Höllen Sieg der ist auch mein,
Ich habe sie zerstöret,
Es darf nicht fürchten ihre Pein,
Wer mich und mein Wort höret;
Und weil des Teufels Macht und List
Gedämpft, sein Kopf zertreten ist,
Mag er ihm auch nicht schaden.“
7.
Nun, Gott sei Dank, der uns den Sieg
Durch Jesum hat gegeben,
Und uns den Frieden für den Krieg
Und für den Tod das Leben
Erworben, der die Sünd und Tod,
Welt, Teufel, Höll und was in Not
Uns stürzet, überwunden.
29. DIE AUFERSTEHUNG UNSERS HERRN JESU,
WIE DIESELBE AM OSTERTAGE DEN HEILIGEN FRAUEN OFFENBARET WORDEN.
Mel.:
Nun freut euch, lieben Christen g’mein.
Wenn mein Stündlein vorhanden ist.
1.
Nun freut euch hier und überall,
Ihr Christen, lieben Brüder!
Das Heil, das durch den Todesfall
Gesunken, stehet wieder.
Des Lebens Leben lebet noch,
Sein Arm hat aller Feinde Joch
Mit aller Macht zerbrochen.
2.
Der Held, der alles hält, er lag
Im Grab als überwunden,
Er lag, bis dass der dritte Tag
Sich in die Welt gefunden.
Da dieser kam, kam auch die Zeit
Da, der uns in dem Tod erfreut,
Sich aus dem Tod erhube.
3.
Die Morgenröte war noch nicht
Mit ihrem Licht vorhanden,
Und siehe, da war schon das Licht,
Das ewig leucht’, erstanden.
Die Sonne war noch nicht erwacht,
Da wacht’ und ging in voller Macht
Die unerschaffne Sonne.
4.
Das wusste nicht die fromme Schar,
Die Christo angehangen;
Drum, als nunmehr der Sabbat war
Zu End hinab gegangen,
Begann Maria Magdalen
Und andre mit ihr auszugehn
Und Spezerei zu kaufen.
5.
Ihr Herz und Hand ist hoch bemüht,
Ein Salböl darzugeben
Für Jesu, dessen treue Güt
Uns salbt zum ewgen Leben.
Ach, liebes Herz! der seinen Geist
Vom Himmel in die Herzen geußt,
Darf keines Öls noch Salben.
6.
Der hochgelobte Jungfraunsohn
Ist schon g’nug balsamieret,
Als König, der im Himmelsthron
Und überall regieret:
Sein Balsam ist die ewge Kraft
Dadurch Gott Erd und Himmel schafft,
Die lässt ihn nicht verwesen.
7.
Doch geht die fromme Einfalt hin
Bald an dem frühsten Morgen;
Sie gehn, und plötzlich wird ihr Sinn
Voll großer, schwerer Sorgen:
Ei! sprechen sie, wer wälzt den Stein
Von’s Grabes Tür und lässt uns ein
Zum Leichnam unsers Herren?
8.
So sorgen sie zur selben Zeit
Für das, was schon bestellet:
Es war der Stein ja allbereit
Erhoben und gefället
Durch einen, der des Erdreichs Wucht
Erbeben macht und in die Flucht
Des Grabes Hüter jagte.
9.
Das war ein Diener aus der Höh,
Von denen, die uns schützen;
Sein Kleid war weißer denn der Schnee,
Sein Ansehn gleich den Blitzen;
Der hat das fest verschlossne Grab
Eröffnet und den Stein herab
Von’s Grabes Tür gewälzet.
10.
Das Weiberhäuflein kam, und ging
Hinein ohn alle Mühe;
Hör aber, was für Wunderding
Sich da begab: denn siehe,
Das was sie suchten, findt sich nicht,
Und wo ihr Herz nicht hingericht’,
Das ist allda zur Stelle.
11.
Sie suchten ihres Herzens Hort,
Und finden sein Gesinde;
Sie hören aus der Engel Wort,
Wie’s gar viel anders stünde,
Denn ihr betrübtes Herz gemeint,
Dass billig, wer bisher geweint,
Nun jauchzen soll und lachen.
12.
Sie sehn das Grab entledigt stehn
Und als sie das gesehen,
Da läuft Maria Magdalen,
Zu sagen, was geschehen.
Die andre Schar ist Kummers voll,
Und weiß nicht, was sie machen soll,
Verharret bei dem Grabe.
13.
Da stellen sich in heller Zier
Zween edle Himmelsboten,
Die sprechen: „Ei! was suchet ihr
Das Leben bei den Toten?
Der Heiland lebt! Er ist nicht hie,
Heut ist er, glaubt uns, heute früh
Ist er vom Tod erstanden.
14.
Gedenkt und sinnt ein wenig nach
Den Reden, die er triebe,
Da er so klar und deutlich sprach,
Wie er zwar würd aus Liebe
Den Tod ausstehn und große Plag,
Jedennoch würd am dritten Tag
Er herrlich triumphieren.“
15.
Da dachten sie an Christi Wort,
Und gingen von dem Grabe
Hin zu der elf Apostel Ort,
Und sagten, was sich habe
Erzeigt in ihrem Angesicht:
Man hielt es aber anders nicht,
Als ob es Märlein wären.
16.
Maria, die betrübt sich gibt
In schnelles Abescheiden,
Findt Petrum und den Jesus liebt,
Erzählet allen beiden:
Ach! spricht sie, unser Herr ist hin,
Und niemand ist, der, wo man ihn
Hab hingelegt, will wissen.
17.
Der Hochgeliebte läuft geschwind,
Und kommt zuerst zum Grabe;
Er guckt, und da er nichts mehr findt
Denn Leinen, weicht er abe.
Da aber Simon Petrus kömmt,
Geht er ins Grab hinein, und nimmt
Das Werk recht in die Augen.
18.
Er sieht die Leinen vor sich dar,
Zuvoraus, wie mit Fleiße
Gelegt und eingewickelt war
Das Haupttuch zu dem Schweiße.
Da ging auch der am ersten kam
Hinein, wie Petrus tat, und nahm
Was er da sah ins Herze.
19.
Da glauben sie nun dem Bericht,
Weil sie mit Augen schauen,
Was sie zuvor als ein Gedicht
Gehöret von den Frauen;
Doch werden sie Verwunderns voll,
Denn keiner weiß, dass Christus soll
Von Toten auferwachen.
20.
Maria steht vorm Grab und weint,
Und plötzlich wird sie innen,
Dass zween in weißen Kleidern seind
Vor ihr im Grabe drinnen,
Die sprechen „Weib, was weinest du?“
Sie haben meines Herzens Ruh,
Sprach sie, hinweg genommen.
21.
Mein Herr ist weg, und ich weiß nicht,
Wo ich soll suchen gehen.
Indessen wendt sie ihr Gesicht,
Und siehet Jesum stehen;
Der spricht: „O Weib! was fehlet dir?
Was weinest du? was suchst du hier?“
Sie meint, der Gärtner redte.
22.
Ach! spricht sie, Herr, hast du’s getan,
So sag es unverhohlen,
Wo liegt mein Herr? wo komm ich an,
So will ich mir ihn holen?
Der Herr spricht mit gewohnter Stimm
„Maria!“ Da wendt sie sich um,
Und spricht: „Sieh da, Rabbuni!“
23.
„Rühr mich nicht an, ich bin noch nicht
Zum Vater aufgefahren;
Geh aber hin,“ sprach unser Licht,
„Sag’s meiner Brüder Scharen:
Ich fahr, als eures Todes Tod,
Zu meinem und zu eurem Gott
Und unser aller Vater.“
24.
Maria ist das arme Weib,
Von welcher unser Meister
Der starke Helfer vormals treib
Auf einmal sieben Geister;
Die, die ist’s, welcher Jesus Christ
Zu allererst erschienen ist
Am heilgen Ostertage.
25.
Nun, sie ging hin, tat’s denen kund
Die mit ihr Jesum liebten
Und über ihn von Herzensgrund
Sich grämten und betrübten.
Kein einger fiel ihr aber bei,
Ein jeder hielt’s für Phantasei,
Und wollt es niemand glauben.
26.
Es hingen auch ins Grab hinein
Die andre Schar der Frauen;
Da gab sich ihrem Augenschein
Ein Jüngling anzuschauen
In einem langen, weißen Kleid,
Der sprach: „Habt Freud und Trost, und seid
Ohn alle Furcht und Schrecken.
27.
Ihr sucht den Held von Nazareth,
Der doch hier nicht vorhanden:
Seht, das ist seines Lagers Stätt,
Von der er auferstanden.
Geht schnell, sagt’s Petro und der Zahl
Der andern Jünger allzumal:
Ihr Herr und Meister lebet.“
28.
Die Weiber eilen schnell davon,
Den Jüngern Post zu bringen.
Und siehe da, die Freudensonn,
Nach der sie alle gingen,
Die geht daher, und sehen sie
Im Leben, den sie also früh
Als einen Toten suchten.
29.
Sein süßer Mund macht all ihr Leid
Mit seinem Grüßen süße;
Sie treten zu mit großer Freud
Und greifen seine Füße.
Er aber spricht „Seid gutes Muts!
Geht hin, sagt meinen Jüngern Guts,
Berichtet, was ihr sehet.
30.
Sprecht, dass sie nunmehr alsofort
In Galiläam gehen,
Allda will ich, kraft meiner Wort’,
Vor ihren Augen stehen.“
Und hiemit schloss er sein Gebot;
Die Weiber gehen und loben Gott,
Verrichten was befohlen.
31.
O Lebensfürst, o starker Leu,
Aus Juda Stamm erstanden,
So bist du nun wahrhaftig frei
Vons Todes Strick und Banden!
Du hast gesiegt, und trägst zum Lohn
Ein’ allzeit unverwelkte Kron
Als Herr all deiner Feinde.
32.
Was fragst du nach des Teufels Spott
Und ungereimten Klagen?
Man hat, spricht er und seine Rott,
Ihn heimlich weggetragen:
Die Jünger haben ihn bei Nacht
Gestohlen und beiseit gebracht,
Indem wir feste schliefen.
33.
O Bosheit! war dein Schlaf so fest,
Wie hast du können sehen?
Ist denn dein Auge wach gewest,
Wie lässt du’s so geschehen,
Dass durch der Jünger schwache Hand
Der Stein und seines Siegels Band
Werd auf- und abgelöset.
34.
Es ist dein hart verstockter Sinn
Der dich zum Lügen leitet.
So fahr auch nun zum Abgrund hin,
Da dir dein Lohn bereitet!
Ich aber will, Herr Jesu Christ,
So lang ein Leben in mir ist,
Bekennen, dass du lebest.
35.
Ich will dich rühmen, wie du seist
Die Pest und Gift der Höllen.
Ja Herr, ich will durch deinen Geist
Mich dir zur Seiten stellen,
Und mit dir sterben wie du stirbst,
Und was du in dem Sieg erwirbst,
Soll meine Beute bleiben.
36.
Ich will von Sünden auferstehn,
Wie du vom Grab aufstehest.
Ich will zum andern Leben gehn,
Wie du zum Himmel gehest;
Dies Leben ist doch lauter Tod,
Drum komm und reiß aus aller Not
Uns in das rechte Leben!
VII. PFINGSTEN.
30. O DU ALLERSÜSSTE FREUDE.
Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.
1.
O du allersüßte Freude,
O du allerschönstes Licht,
Der du uns in Lieb und Leide
Unbesuchet lässest nicht,
Geist des Höchsten, höchster Fürst,
Der du hältst und halten wirst
Ohn Aufhören alle Dinge,
Höre, höre, was ich singe!
2.
Du bist ja die beste Gabe
Die ein Mensche nennen kann.
Wenn ich dich erwünsch und habe,
Geb ich alles Wünschen an.
Ach! ergib dich, komm zu mir
In mein Herze, das du dir,
Da ich in die Welt geboren,
Selbst zum Tempel auserkoren.
3.
Du wirst aus des Himmels Throne
Wie ein Regen ausgeschütt’,
Bringst vom Vater und vom Sohne
Nichts denn lauter Segen mit:
Lass doch, o du werter Gast,
Gottes Segen, den du hast
Und verwalt’st nach deinem Willen,
Mich an Leib und Seele füllen!
4.
Du bist weis’ und voll Verstandes,
Was geheim ist, ist dir kund;
Zählst den Staub des kleinen Sandes,
Gründst des tiefen Meeres Grund:
Nun du weißt auch Zweifels frei,
Wie verderbt und blind ich sei;
Drum gib Weisheit, und vor allen
Wie ich möge Gott gefallen.
5.
Du bist heilig, lässt dich finden,
Wo man rein und sauber ist,
Fleuchst hingegen Schand und Sünden,
Wie die Tauben Stank und Mist:
Mache mich, o Gnadenquell,
Durch dein Waschen, rein und hell;
Lass mich fliehen, was du fliehest,
Gib mir, was du gerne siehest.
6.
Du bist, wie ein Schäflein pfleget,
Frommes Herzens, sanftes Muts,
Bleibst im Lieben unbeweget,
Tust uns Bösen alles Guts:
Ach! verleih und gib mir auch
Diesen edlen Sinn und Brauch,
Dass ich Freund’ und Feinde liebe,
Keinen, den du liebst, betrübe.
7.
Mein Hort, ich bin wohl zufrieden,
Wenn du mich nur nicht verstößt;
Bleib ich von dir ungeschieden,
Ei! so bin ich g’nug getröst’.
Lass mich sein dein Eigentum,
Ich versprech hinwiederum
Hier und dort all mein Vermögen
Dir zu Ehren anzulegen.
8.
Ich entsage alle deme
Was dir deinen Ruhm benimmt;
Ich will, dass mein Herz annehme,
Nur allein was von dir kömmt.
Was der Satan will und sucht
Will ich halten als verflucht,
Ich will seinen schnöden Wegen
Mich mit Ernst zuwider legen.
9.
Nur allein, dass du mich stärkest
Und mir treulich stehest bei.
Hilf, mein Helfer, wo du merkest
Dass mir Hilfe nötig sei;
Brich des bösen Fleisches Sinn,
Nimm den alten Willen hin,
Mach ihn allerdinges neue,
Dass sich mein Gott meiner freue.
10.
Sei mein Retter, halt mich eben,
Wenn ich sinke, sei mein Stab;
Wenn ich sterbe, sei mein Leben,
Wenn ich liege, sei mein Grab,
Wenn ich wieder aufersteh’,
Ei, so hilf mir, dass ich geh
Hin da du in ew’gen Freuden
Wirst dein’ Auserwählten weiden.
31. GOTT VATER, SENDE DEINEN GEIST.
Mel.:
Verzage nicht, o Häuflein klein.
Komm her zu mir, spricht Gottes Sohn.
1.
Gott Vater, sende deinen Geist,
Den uns dein Sohn erbitten heißt
Aus deines Himmels Höhen;
Wir bitten, wie er uns gelehrt,
Lass uns doch ja nicht unerhört
Von deinem Throne gehen!
2.
Kein Menschenkind hier auf der Erd’
Ist dieser edlen Gabe wert,
Bei uns ist kein Verdienen.
Hier gilt gar nichts denn Lieb und Gnad,
Die Christus uns verdienet hat
Mit Büßen und Versühnen.
3.
Es jammert deinen Vatersinn
Der große Jammer, da wir hin
Durch Adams Fall gefallen;
Durch dieses Fallen ist die Macht
Des bösen Geistes, leider! bracht
Auf ihn und auf uns allen.
4.
Wir halten, Herr, an unserm Heil,
Und sind gewiss, dass wir dein Teil
In Christo werden bleiben,
Die wir durch seinen Tod und Blut
Des Himmels Erb und höchstes Gut
Zu haben treulich gläuben.
5.
Und das ist auch ein Gnadenwerk
Und deines heil’gen Geistes Stärk,
In uns ist kein Vermögen:
Wie bald würd unser Glaub und Treu,
Herr, wo du uns nicht stündest bei,
Sich in die Asche legen?
6.
Dein Geist hält unsers Glaubens Licht,
Wenn alle Welt dawider ficht
Mit Sturm und vielen Waffen.
Und wenn auch gleich der Fürst der Welt
Selbst wider uns sich legt ins Feld,
So kann er doch nichts schaffen.
7.
Wo Gottes Geist ist, da ist Sieg,
Wo dieser hilft, da wird der Krieg
Gewisslich wohl ablaufen.
Was ist des Satans Reich und Stand?
Wenn Gottes Geist erhebt die Hand,
Fällt alles übern Haufen.
8.
Er reißt der Höllen Band entzwei,
Er tröst’ und macht das Herze frei
Von allem was uns kränket.
Wenn uns des Unglücks Wetter schreckt,
So ist er’s, der uns schützt und deckt,
Viel besser denn man denket.
9.
Er macht das bittre Kreuze süß,
Ist unser Licht in Finsternis,
Führt uns als seine Schafe,
Hält über uns sein Schild, und macht
Dass seine Herd in tiefer Nacht
Mit Fried und Ruhe schlafe.
10.
Der Geist, den Gott vom Himmel gibt,
Der leitet alles, was ihn liebt
Auf wohl gebahnten Wegen;
Er setzt und richtet unsern Fuß,
Dass er nicht anders treten muss
Denn wo man findt den Segen.
11.
Er macht geschickt und rüstet aus
Die Diener, die des Herren Haus
In diesem Leben bauen;
Er ziert ihr Herz, Mund und Verstand,
Lässt ihnen, was uns unbekannt,
Zu unserm Besten schauen.
12.
Er öffnet unsers Herzens Tor,
Wenn sie sein Wort in unser Ohr
Als edlen Samen streuen;
Er gibet Kraft demselben Wort,
Und wenn es fället, bringt er’s fort
Und lässet’s wohl gedeihen.
13.
Er lehret uns die Furcht des Herrn
Liebt Reinigkeit und wohnet gern
In frommen, keuschen Seelen;
Was niedrig ist, was Tugend ehrt,
Was Buße tut und sich bekehrt,
Das pflegt er zu erwählen.
14.
Er ist und bleibet stets getreu,
Und steht uns auch im Tode bei,
Wenn alle Ding abstehen;
Er lindert unsre letzte Qual,
Lässt uns hindurch ins Himmels Saal
Getrost und fröhlich gehen.
15.
O selig, wer in dieser Welt
Lässt diesem Gaste Haus und Zelt
In seiner Seel aufschlagen.
Wer ihn aufnimmt in dieser Zeit,
Den wird er dort zur ew’gen Freud
In Gottes Hütte tragen.
16.
Nun, Herr und Vater aller Güt,
Hör unsern Wunsch, geuß ins Gemüt
Uns allen diese Gabe.
Gib deinen Geist, der uns allhier
Regiere und dort für und für
Im ew’gen Leben labe.
32. ZEUCH EIN ZU MEINEN TOREN.
Mel.:
Helft mir Gottes Güte preisen.
Von Gott will ich nicht lassen.
1.
Zeuch ein zu meinen Toren,
Sei meines Herzens Gast,
Der du, da ich geboren,
Mich neu geboren hast
O hochgeliebter Geist
Des Vaters und des Sohnes,
Mit beiden gleiches Thrones,
Mit beiden gleich gepreist!
2.
Zeuch ein, lass mich empfinden
Und schmecken deine Kraft,
Die Kraft, die uns von Sünden
Hilf und Errettung schafft.
Entsünd’ge meinen Sinn,
Dass ich mit reinem Geiste
Dir Ehr und Dienste leiste,
Die ich dir schuldig bin.
3.
Ich war ein wilder Reben,
Du hast mich gut gemacht,
Der Tod durchdrang mein Leben,
Du hast ihn umgebracht
Und in der Tauf erstickt,
Als wie in einer Flute,
Mit’ dessen Tod und Blute
Der uns im Tod erquickt.
4.
Du bist das heil’ge Öle
Dadurch gesalbet ist
Mein Leib und meine Seele
Dem Herren Jesu Christ
Zum wahren Eigentum,
Zum Priester und Propheten,
Zum Kön’ge den in Nöten
Gott schützt im Heiligtum.
5.
Du bist ein Geist, der lehret,
Wie man recht beten soll,
Dein Beten wird erhöret,
Dein Singen klinget wohl
Es steigt zum Himmel an,
Es steigt und lässt nicht abe,
Bis er geholfen habe
Der allen helfen kann.
6.
Du bist ein Geist der Freuden
Vom Trauern hältst du nicht,
Erleuchtest uns im Leiden
Mit deines Trostes Licht.
Ach ja, wie manches Mal
Hast du mit süßen Worten
Mir aufgetan die Pforten
Zum güldnen Freudensaal!
7.
Du bist ein Geist der Liebe,
Ein Freund der Freundlichkeit,
Willst nicht, dass uns betrübe
Zorn, Zank, Hass, Neid und Streit.
Der Feindschaft bist du feind,
Willst dass durch Liebesflammen
Sich wieder tun zusammen,
Die voller Zwietracht seind.
8.
Du, Herr, hast selbst in Händen
Die ganze weite Welt,
Kannst Menschenherzen wenden,
Wie dir es wohlgefällt;
So gib doch deine Gnad
Zum Fried und Liebesbanden,
Verknüpf in allen Landen,
Was sich getrennet hat.
9.
Ach, edle Friedensquelle,
Schleuß deinen Abgrund auf,
Und gib dem Frieden schnelle
Hier wieder seinen Lauf!
Halt ein die große Flut,
Die Flut die eingerissen,
So dass man siehet fließen
Wie Wasser Menschenblut!
10.
O lass dein Volk erkennen
Die Vielheit ihrer Sünd,
Auch Gottes Grimm so brennen,
Dass er bei uns entzünd
Den ernsten bittern Schmerz,
Und Buße die bereuet,
Des sich zuerst erfreuet
Ein weltergebnes Herz.
11.
Auf Buße folgt der Gnaden,
Auf Reu der Freuden Blick;
Sich bessern heilt den Schaden,
Fromm werden bringet Glück.
Herr! tu’s zu deiner Ehr,
Erweiche Stahl und Steine,
Auf dass das Herze weine,
Der Böse sich bekehr.
12.
Erhebe dich und steure
Dem Herzleid auf der Erd,
Bring wieder und erneure
Die Wohlfahrt deiner Herd!
Lass blühen wie zuvorn
Die Länder so verheeret,
Die Kirchen so zerstöret
Durch Krieg und Feuerszorn.
13.
Beschirm die Polizeien,
Bau unsrer Fürsten Thron,
Dass sie und wir gedeihen;
Schmück als mit einer Kron
Die Alten mit Verstand,
Mit Frömmigkeit die Jugend,
Mit Gottesfurcht und Tugend
Das Volk im ganzen Land.
14.
Erfülle die Gemüter
Mit reiner Glaubenszier,
Die Häuser und die Güter
Mit Segen für und für;
Vertreib den bösen Geist,
Der dir sich widersetzet,
Und was dein Herz ergötzet
Aus unserm Herzen reißt.
15.
Gib Freudigkeit und Stärke,
Zu stehen in dem Streit,
Den Satans Reich und Werke
Uns täglich anerbeut.
Hilf kämpfen ritterlich,
Damit wir überwinden
Und ja zum Dienst der Sünden
Kein Christ ergebe sich.
16.
Richt unser ganzes Leben
Allzeit nach deinem Sinn,
Und wenn wir’s sollen geben
Ins Todes Hände hin,
Wenn’s mit uns hie wird aus,
So hilf uns fröhlich sterben
Und nach dem Tod ererben
Des ew’gen Lebens Haus!
VIII. SAKRAMENTE.
33. VON DER HEILIGEN TAUFE.
Mel.: Es ist das Heil uns kommen her.
1.
Du Volk, das du getaufet bist
Und deinen Gott erkennest,
Auch nach dem Namen Jesu Christ
Dich und die Deinen nennest:
Nimm’s wohl in Acht und denke dran,
Wie viel dir Gutes sei getan
Am Tage deiner Taufe.
2.
Du warst, noch eh du wurd’st geboren
Und eh du Milch gesogen,
Verdammt, verstoßen und verlor’n,
Darum dass du gezogen
Aus deiner Eltern Fleisch und Blut
Ein’ Art, die sich vom höchsten Gut,
Dem ew’gen Gott, stets wendet.
3.
Dein Leib und Seel war mit der Sünd
Als einem Gift durchkrochen,
Und du warst nicht mehr Gottes Kind,
Nachdem der Bund gebrochen,
Den unser Schöpfer aufgericht’,
Da er uns seines Bildes Licht
Und herrlich’s Kleid erteilte.
4.
Der Zorn, der Fluch, der ew’ge Tod
Und was in diesen allen
Enthalten ist für Angst und Not,
Das war auf dich gefallen:
Du warst des Satans Sklav und Knecht,
Der hielt dich fest, nach seinem Recht,
In seinem Reich gefangen.
5.
Das alles hebt auf einmal auf
Und schlägt und drückt es nieder
Das Wasserbad der heil’gen Tauf,
Ersetzt dagegen wieder,
Was Adam hat verderbt gemacht
Und was wir selber durchgebracht
Bei unserm bösen Wesen.
6.
Es macht dies Bad von Sünden los
Und gibt die rechte Schöne,
Die Satans Kerker vor beschloss
Die werden frei und Söhne
Des, der da trägt die höchste Kron:
Der lässt sie, was sein einger Sohn
Ererbt, auch mit ihm erben.
7.
Was von Natur vermaledeit
Und mit dem Fluch umfangen,
Das wird hier in der Tauf erneut,
Den Segen zu erlangen.
Hier stirbt der Tod und würgt nicht mehr,
Hier bricht die Höll, und all ihr Heer
Muss uns zu Füßen liegen.
8.
Hier ziehn wir Jesum Christum an,
Und decken unsre Schanden
Mit dem, was er für uns getan
Und willig ausgestanden.
Hier wäscht uns sein hochteures Blut
Und macht uns heilig, fromm und gut
In seines Vaters Augen.
9.
O großes Werk! o heil’ges Bad!
O Wasser, dessen gleichen
Man in der ganzen Welt nicht hat!
Kein Sinn kann dich erreichen.
Du hast recht eine Wunderkraft,
Und die hat der so alles schafft
Dir durch sein Wort geschenket.
10.
Du bist kein schlechtes Wasser nicht
Wie’s unsre Brunnen geben.
Was Gott mit seinem Munde spricht,
Das hast du in dir leben.
Du bist ein Wasser, das den Geist
Des Allerhöchsten in sich schleußt
Und seinen großen Namen.
11.
Das halt, o Mensch, in allem Wert.
Und danke für die Gaben,
Die dein Gott dir darin beschert,
Und die uns alle laben,
Wenn nichts mehr sonst uns laben will;
Die lass, bis dass des Todes Ziel
Dich trifft, nicht ungepreiset.
12.
Brauch alles wohl, und weil du bist
Nun rein in Christo worden,
So leb und tu auch als ein Christ
Und halte Christi Orden;
Bis dass dort in der ew’gen Freud
Er dir das Ehr- und Freudenkleid
Um deine Seele lege.
34. VOM HEILIGEN ABENDMAHL.
Mel.: Nun lob, mein Seel, den Herren.
1.
Herr Jesu, meine Liebe,
Ich hätte nimmer Ruh und Rast,
Wo nicht fest in mir bliebe
Was du für mich geleistet hast;
Es müsst in meinen Sünden,
Die sich sehr hoch erhöhn,
All meine Kraft verschwinden
Und wie ein Rauch vergehn,
Wenn sich mein Herz nicht hielte
Zu dir und deinem Tod,
Und ich nicht stets mich kühlte,
An deines Leidens Not.
2.
Nun weißt du meine Plagen
Und Satans, meines Feindes, List:
Wenn meinen Geist zu nagen
Er emsig und bemühet ist,
Da hat er tausend Künste,
Von dir mich abzuziehen;
Bald treibt er mir die Dünste
Des Zweifels in den Sinn,
Bald nimmt er mir dein Meinen
Und Wollen aus der Acht,
Und lehrt mich ganz verneinen
Was du doch fest gemacht.
3.
Solch Unheil abzuweisen
Hast du, Herr, deinen Tisch gesetzt,
Da lässest du mich speisen,
So dass sich Mark und Bein ergötzt.
Du reichst mir zu genießen
Dein teures Fleisch und Blut,
Und lässest Worte fließen
Da all mein Herz auf ruht:
„Komm,“ sprichst du, „komm und nahe
Dich ungescheut zu mir,
Was ich dir geb, empfahe
Und nimm’s getrost zu dir.
4.
Hier ist beim Brot vorhanden
Mein Leib, der dar gegeben wird
Zum Tod und Kreuzesbanden
Für dich, der sich von mir verirrt.
Beim Wein ist, was geflossen
Zur Tilgung deiner Schuld,
Mein Blut, das ich vergossen
In Sanftmut und Geduld.
Nimm’s beides mit dem Munde,
Und denk auch mit dabei
Wie fromm im Herzensgrunde
Ich, dein Erlöser, sei.“
5.
Herr! ich will dein gedenken,
So lang ich Luft und Leben hab,
Und bis man mich wird senken
An meinem End ins finstre Grab
Ich sehe dein Verlangen
Nach meinem ew’gen Heil:
Am Holz bist du gehangen,
Und hast so manchen Pfeil
Des Trübsals lassen dringen
In dein unschuldigs Herz,
Auf dass ich möcht entspringen
Des Todes Pein und Schmerz.
6.
So hast du auch befohlen,
Dass, was den Glauben stärken kann
Ich bei dir solle holen,
Und soll doch ja nicht zweifeln dran,
Du habst für alle Sünden,
Die in der ganzen Welt
Bei Menschen je zu finden
Ein völligs Lösegeld
Und Opfer, das bestehet
Vor dem, der alles trägt,
In dem auch alles gehet,
Bezahlet und erlegt.
7.
Und dass ja mein Gedanke,
Der voller Falschheit und Betrug,
Nicht im geringsten wanke,
Als wär es dir nicht ernst genug,
So neigst du dein Gemüte
Zusamt der rechten Hand
Und gibst mit großer Güte
Mir das hochwerte Pfand
Zu essen und zu trinken:
Ist das nicht Trost und Licht,
Dem der sich lässt bedünken
Du wollest seiner nicht?
8.
Ach Herr! du willst uns alle,
Das sagt uns unser Herze zu.
Die so der Feind zu Falle
Gebracht, rufst du zu deiner Ruh.
Ach hilf, Herr! hilf uns eilen
Zu dir, der jederzeit
Uns allesamt zu heilen,
Geneigt ist und bereit.
Gib Lust und heil’ges Dürsten
Nach deinem Abendmahl,
Und dort mach uns zu Fürsten
Im güldnen Himmelssaal!
IX. BUSSE.
35. TROSTLIED VON DER BUSSE.
Aus Luk. 15.
Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.
1.
Weg, mein Herz, mit den Gedanken
Als ob du verstoßen wärst!
Bleib in Gottes Wort und Schranken
Da du anders reden hörst.
Bist du bös und ungerecht,
Ei, so ist Gott fromm und schlecht;
Hast du Zorn und Tod verdienet,
Sinke nicht, Gott ist versühnet.
2.
Du bist wie die andern alle
Angesteckt mit Sündengift,
Welches Adam mit dem Falle
Samt der Schlangen hat gestift’.
Aber so du kehrst zu Gott
Und dich besserst, hat’s nicht Not:
Sei getrost, Gott wird dein Flehen
Und Abbitten nicht verschmähen.
3.
Er ist ja kein Bär noch Leue,
Der sich nur nach Blute sehnt;
Sein Herz ist zu lauter Treue
Und zur Sanftmut angewöhnt.
Gott hat einen Vatersinn,
Unser Jammer jammert ihn,
Unser Unglück ist sein Schmerze,
Unser Sterben kränkt sein Herze.
4.
„So wahrhaftig, als ich lebe,
Will ich keines Menschen Tod,
Sondern dass er sich ergebe
An mich aus dem Sündenkot.“
Gottes Freud ist’s, wenn auf Erd
Ein Verirrter wiederkehrt,
Will nicht, dass aus seiner Herde
Das Geringst’ entzogen werde.
5.
Kein Hirt kann so fleißig gehen
Nach dem Schaf, das sich verläuft;
Solltst du Gottes Herze sehen,
Wie sich da der Kummer häuft,
Wie es dürstet, lechzt und brennt
Nach dem, der sich abgetrennt
Von ihm und auch von den Seinen,
Würdest du vor Liebe weinen.
6.
Gott der liebt nicht nur die Frommen,
Die in seinem Hause seind,
Sondern auch die ihm genommen
Durch den grimmen Seelenfeind,
Der dort in der Höllen sitzt,
Und der Menschenherz erhitzt
Wider den der, wenn sich reget
Sein Fuß, alle Welt beweget.
7.
Dennoch bleibt in Liebesflammen
Sein Verlangen allzeit groß,
Ruft und locket uns zusammen
In den weiten Himmelsschoß.
Wer sich nun da stellet ein,
Suchet frei und los zu sein
Aus des Satans Reich und Rachen,
Der macht Gott und Engel lachen.
8.
Gott und alles Heer hoch droben,
Dem der Himmel schweigen muss,
Wenn sie ihren Schöpfer loben,
Jauchzen über unsre Buß;
Aber was gesündigt ist,
Das verdeckt er, und vergisst
Wie wir ihn beleidigt haben,
Alles, alles ist vergraben.
9.
Kein See kann sich so ergießen,
Kein Grund mag so grundlos sein,
Kein Strom so gewaltig fließen,
Gegen Gott ist alles klein,
Gegen Gott und seiner Huld,
Die er über unsre Schuld
Alle Tage lässet schweben
Durch das ganze Sündenleben.
10.
Nun, so ruh und sei zufrieden,
Seele, die du traurig bist!
Was willt du dich viel ermüden,
Da es nicht vonnöten ist?
Deiner Sünden großes Meer,
Wie dir’s scheinet, ist nicht mehr,
(Gegen Gottes Herz zu sagen)
Als was wir mit Fingern tragen.
11.
Wären tausend Welt zu finden
Von dem Höchsten zugericht’,
Und du hättest alle Sünden
Die darinnen sind verricht’,
Wär es viel, doch lange nicht
So viel, dass das volle Licht
Seiner Gnaden hier auf Erden
Dadurch könnt erlöschet werden.
12.
Mein Gott, öffne mir die Pforten
Solcher Wohlgewogenheit,
Lass mich allzeit aller Orten
Schmecken deine Süßigkeit!
Liebe mich und treib mich an,
Dass ich dich so gut ich kann
Wiederum umfang und liebe,
Und ja nun nicht mehr betrübe.
36. NACH DIR, O HERR, VERLANGET MICH.
Ps. 25.
Mel.:
Ihr lieben Christen, freut euch nun.
Wenn wir in höchsten Nöten sein.
1.
Nach dir, o Herr, verlanget mich,
Du bist mein Gott, ich hoff auf dich,
Ich hoff und bin der Zuversicht,
Du werdest mich beschämen nicht.
2.
Der wird zu Schanden, der dich schändt,
Und sein Gemüte von dir wendt,
Der aber, der sich dir ergibt
Und dich recht liebt, bleibt unbetrübt.
3.
Herr, nimm dich meiner Seelen an
Und führe sie die rechte Bahn,
Lass deine Wahrheit leuchten mir
Im Steige, der uns bringt zu dir,
4.
Denn du bist ja mein einzigs Licht,
Sonst weiß ich keinen Helfer nicht.
Ich harre dein bei Tag und Nacht:
Was ist’s, das dich so säumend macht?
5.
Ach! wende, Herr, dein’ Augen ab
Von dem, wo ich geirret hab.
Was denkst du an den Sündenlauf,
Den ich geführt von Jugend auf?
6.
Gedenk, o meines Lebens Hort,
An deine Güt und süßes Wort,
Damit dein Herz zu trösten pflegt
Das, was sich dir zu Füßen legt.
7.
Der Herr ist fromm und herzlich gut
Dem der sich prüft und Buße tut.
Wer seinen Bund und Zeugnis hält,
Der wird erhalten, wenn er fällt.
8.
Ein Herz, das Gott von Herzen scheut,
Das wird in seinem Leid erfreut,
Und wenn die Not am tiefsten steht,
So wird sein Kreuz zur Wonn erhöht.
9.
Nun, Herr, ich bin dir wohlbekannt,
Mein Geist der schwebt in deiner Hand;
Du siehst, wie meine Seele tränt
Und sich nach deiner Hilfe sehnt.
10.
Die Angst, die mir mein Herze dringt
Und daraus so viel Seufzer zwingt,
Ist groß: du aber bist der Mann
Dem nichts zu groß entstehen kann.
11.
Drum steht mein Auge stets nach dir,
Und trägt dir mein Begehren für:
Ach! lass doch, wie du pflegst zu tun,
Dein Aug auf meinen Augen ruhn.
12.
Wenn ich dein darf, so wende nicht
Von mir dein Aug und Angesicht,
Lass deiner Antwort Gegenschein
Mit meinem Beten stimmen ein.
13.
Die Welt ist falsch, du bist mein Freund,
Der’s treulich und von Herzen meint.
Der Menschen Gunst steht nur im Mund,
Du aber liebst von Herzengrund.
14.
Zerreiß die Netz, heb auf die Strick
Und brich des Feindes List und Tück;
Und wenn mein Unglück ist vorbei,
So gib, dass ich auch dankbar sei.
15.
Lass mich in deiner Furcht bestehn,
Fein schlecht und recht stets einher gehn,
Gib mir die Einfalt, die dich ehrt,
Und lieber duldet denn beschwert.
16.
Regier und führe mich zu dir,
Auch andre Christen neben mir.
Nimm was dir missfällt von uns hin,
Gib neue Herzen, neuen Sinn.
17.
Wasch ab all unsern Sündenkot,
Erlös’ aus aller Angst und Not,
Und führ uns bald mit Gnaden ein
Zum ew’gen Fried und Freudenschein.
37. BUSSGESANG AUS PSALM 143.
Mel.: Als der gütige Gott.
1.
Herr, höre, was mein Mund
Aus innerm Herzengrund
Ohn alle Falschheit spricht:
Wend, Herr, dein Angesicht,
Vernimm meine Bitte.
2.
Ich bitte nicht um Gut,
Das auf der Welt beruht,
Auch endlich mit der Welt
Bricht und zu Boden fällt
Und mag gar nicht retten.
3.
Der Schatz, den ich begehr,
Ist deine Gnad, o Herr,
Die Gnade, die dein Sohn,
Mein Heil und Gnadenthron,
Mir sterbend erworben.
4.
Du bist rein und gerecht,
Ich bin ein böser Knecht;
Ich bin in Sünden tot,
Du bist der fromme Gott,
Der Sünde vergibet.
5.
Lass deine Frömmigkeit
Sein meinen Trost und Freud;
Lass über meine Schuld
Dein’ edle Lieb und Huld
Sich reichlich ergießen.
6.
Betrachte wer ich bin:
Im Hui fahr ich dahin,
Zerbrechlich wie ein Glas,
Vergänglich wie ein Gras,
Ein Wind kann mich fällen.
7.
Willst du nichts sehen an,
Denn was ein Mensch getan,
So wird kein Menschenkind
Von wegen seiner Sünd
Im Himmel bestehen.
8.
Sieh an, wie Jesus Christ
Für mich gegeben ist:
Der hat was ich nicht kann
Erfüllt, und g’nug getan
Im Leben und Leiden.
9.
Du liebest Reu und Schmerz:
Schau her, hier ist mein Herz,
Das seine Sünd erkennt,
Und wie ein Feuer brennt
Vor Angst, Leid und Sorgen.
10.
Ich lechze wie ein Land,
Dem deine milde Hand
Den Regen lang entzeucht,
Bis Saft und Kraft entweicht
Und alles verdorret.
11.
Gleich wie auch auf der Heid
Ein Hirsch begierlich schreit
Nach frischem Wasserquell,
So ruf ich laut und hell
Nach dir, o mein Leben!
12.
Erquicke mein Gebein,
Geuß Trost und Labsal ein,
Und sprich mir freundlich zu,
Dass meine Seele ruh
Im Schoß deiner Liebe.
13.
Gib mir getrosten Mut,
Wenn meiner Sünden Flut
Aufsteiget in die Höh,
Ersäuf all Angst und Weh
Im Meer deiner Gnaden.
14.
Treib weg den bösen Feind,
Der mich zu stürzen meint:
Du bist mein Hirt, und ich
Will bleiben ewiglich
Ein Schaf deiner Weide.
15.
So lang auf dieser Erd
Ich Atem holen werd,
Herr, so will ich dein
Und deines Willens sein
Gehorsamer Diener.
16.
Ich will dir dankbar sein,
Doch ist mein Können klein:
Allein in deiner Kraft,
Die Tun und Wollen schafft,
Steht all mein Vermögen.
17.
Drum sende deinen Geist,
Der deinen Kindern weist
Den Weg, der dir gefällt;
Wer den bewahrt und hält,
Wird nimmermehr fehlen.
18.
Ich richte mich nach dir,
Du sollst mir gehen für,
Du sollst mir schließen auf
Die Bahn im Tugendlauf,
Ich will treulich folgen.
19.
Und wenn des Himmels Pfort
Ich werd ergreifen dort,
So will im Engelheer
Ich ewig deiner Ehr
In Freuden lobsingen.
38. WAHRE ERNIEDRIGUNG SEINER SELBST.
Matth. 25,27. Mark. 7,28.
(Nach dem lat. Gedicht: „Sum canis indignus, fateor“ von Nathan Chyträus.)
Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.
1.
Herr, ich will gar gerne bleiben,
Wie ich bin, dein armer Hund,
Will auch anders nicht beschreiben
Mich und meines Herzens Grund.
Denn ich fühle, was ich sei:
Alles Böse wohnt mir bei,
Ich bin aller Schand ergeben,
Unrein ist mein ganzes Leben.
2.
Hündisch ist mein Zorn und Eifer,
Hündisch ist mein Neid und Hass,
Hündisch ist mein Zank und Geifer,
Hündisch ist mein Raub und Fraß
Ja, wenn ich mich recht genau,
Als ich billig soll, beschau,
Halt ich mich in vielen Sachen
Ärger denn die Hund es machen.
3.
Ich will auch nicht mehr begehren
Denn mir zukommt und gebührt,
Wollst mich nur des Rechts gewähren,
Das ein Hund im Hause führt.
Deine Heil’gen, die sich dir
Hier ergeben für und für,
Mögen oben an der Spitzen
Deiner Himmelstafel sitzen.
4.
Deine Kinder, die dich ehren
Und in voller Tugend stehn,
Mögen sich von Wollust nähren
Und im Erbe sich erhöhn,
Das du ihnen in dem Licht
Deines Saals hast zugericht’;
Ich will, wenn ich nur kann liegen
Unterm Tisch, mir lassen g’nügen.
5.
Ich will ins Verborgne kriechen,
Da die Nacht den Tag verhüllt,
Und hin nach der Erden riechen,
Suchen was den Hunger stillt.
Ich will mit den Brosamlein,
Die ich finde friedlich sein,
Und mich freuen über allem,
Was die Herren lassen fallen.
6.
Murren will ich auch und bellen,
Aber gleichwohl weiter nicht,
Denn nur, wenn in Sündenfällen
Dir von mir ein Schimpf geschicht,
Wenn mein Fleisch mich übereilt,
Und zur Buße, die uns heilt
Sich viel träger denn zur Sünden
Und zur Bosheit lässet finden.
7.
Dennoch will ohn alles Heucheln,
Das so fest sonst in uns steckt,
Ich dir auch hinwieder schmeicheln,
Wenn ich deinen Zorn erweckt,
Und du meinen Übermut
Strafest mit der scharfen Rut:
Ach Herr, schone! will ich sprechen,
Lass mein Wort dein Herze brechen!
8.
Mache mich zum wackern Hüter,
Dessen Augen offen sein,
Wenn, das schönste deiner Güter,
Deine Kinder, schlafen ein:
Wenn das Haus zu Bette geht,
Und der Dieb mit Listen steht
Nach des Nächsten Gut und Gelde,
Ei, so gib, dass ich ihn melde.
9.
Mehre meinen kleinen Glauben
Und wehr allem, das da will
Dieses Schatzes mich berauben;
Führe mich zum rechten Ziel.
Lass mich sein, o ewges Heil,
Deines Hauses kleines Teil,
Auch den kleinsten unter allen
Die nach deinem Reiche wallen.
10.
Hab ich dies, so ruht mein Wille,
Denn ich habe selber dich,
Dich, du unermessne Fülle
Dessen, was mich ewiglich
In dem Himmel laben soll.
Wohl mir, wohl! und aber wohl!
Soll mich Gottes Fülle laben,
Woran will ich Mangel haben?
X. GEBET UND CHRISTLICHER WANDEL.
39. UM WEISHEIT.
(Nach dem Gebet 1, Nr. 14 im Paradies-Gärtlein von Joh. Arnd.)
Mel.:
Vom Himmel hoch, da komm ich her.
Christ, der du bist der helle Tag.
1.
Herr, aller Weisheit Quell und Grund,
Dir ist all mein Vermögen kund,
Wo du nicht hilfst und deine Gunst,
Da ist mein Tun und Werk umsonst.
2.
Ich, leider! als ein Sündenkind
Bin von Natur zum Guten blind,
Mein Herze, wenn’s dir dienen soll,
Ist ungeschickt und Torheit voll.
3.
Ja, Herr, ich bin gering und schlecht,
Zu handeln dein Gesetz und Recht.
Was meinem Nächsten nütz im Land,
Ist mir verdeckt und unbekannt.
4.
Mein Leben ist gar kurz und schwach,
Ein Lüftlein, das bald lässet nach.
Was in der Welt zu prangen pflegt,
Des ist mir wenig beigelegt.
5.
Wenn ich auch gleich vollkommen wär,
Hätt aller Gaben Ruhm und Ehr,
Und sollt entraten deines Lichts,
So wär ich doch ein lauter Nichts.
6.
Was hilft’s, wenn einer gleich viel weiß,
Und hat zuförderst nicht mit Fleiß
Gelernet deine Furcht und Dienst,
Der hat mehr Schaden als Gewinnst.
7.
Das Wissen, das ein Mensche führt,
Wird leichtlich in ihm selbst verirrt.
Wenn unsre Kunst am meisten kann,
So stößt sie aller Enden an.
8.
Wie mancher stürzet seine Seel
Durch Klugheit wie Ahitophel,
Und nimmt, weil er dich nicht recht kennt,
Mit seinem Witz ein schrecklich End.
9.
O Gott, mein Vater! kehre dich
Zu meiner Bitt und höre mich:
Nimm solche Torheit von mir hin,
Und gib mir einen bessern Sinn.
10.
Gib mir die Weisheit, die du liebst
Und denen, die dich lieben, gibst
Die Weisheit, die vor deinem Thron
Allstets erscheint in ihrer Kron.
11.
Ich lieb ihr liebes Angesicht,
Sie ist mein’s Herzens Freud und Licht,
Sie ist die schönste, die mich hält
Und meinen Augen wohlgefällt.
12.
Sie ist hochedel, auserkorn,
Von dir, o Höchster, selbst geborn;
Sie ist der hellen Sonnen gleich,
An Tugend und an Gaben reich.
13.
Ihr Mund ist süß und tröstet schön,
Wenn uns die Augen übergehn;
Wenn uns der Kummer niederdrückt,
So ist sie, die das Herz erquickt.
14.
Sie ist voll Ehr und Herrlichkeit,
Bewahrt uns von der Sterblichkeit;
Wer fleißig um sie kämpft und wirbt,
Der bleibet lebend, wenn er stirbt.
15.
Sie ist des Schöpfers nächster Rat,
Von Worten mächtig und von Tat,
Durch sie erfährt die blinde Welt,
Was Gott gedenk in seinem Zelt.
16.
Denn welcher Mensch weiß Gottes Rat?
Wer ist’s, der je erfunden hat
Den Schluss, den er im Himmel schleußt,
Den Weg, den er uns laufen heißt?
17.
Die Seele wohnet in der Erd
Und wird durch ihre Last beschwert,
Die Sinnen, hin und her zerstreut,
Sind ja von Irrtum nicht befreit.
18.
Wer will erforschen, was Gott setzt,
Und sagen, was sein Herz ergötzt,
Es sei denn, der du ewig lebst,
Dass du uns deine Weisheit gebst.
19.
Drum sende sie von deinem Thron
Und gib sie deiner Maget Sohn,
Ach schütt und geuß sie reichlich aus
In meines Herzens armes Haus!
20.
Befiehl ihr, dass sie mit mir sei,
Und wo ich gehe, stehe bei.
Wenn ich arbeite, helfe sie
Mir tragen meine schwere Müh.
21.
Gib mir durch ihre weise Hand
Die recht’ Erkenntnis und Verstand,
Dass ich an dir alleine kleb.
Und nur nach deinem Willen leb.
22.
Gib mir durch sie Geschicklichkeit,
Zur Wahrheit lass mich sein bereit,
Dass ich nicht mach aus sauer süß
Noch aus dem Lichte Finsternis.
23.
Gib Lieb und Lust zu deinem Wort,
Hilf, dass ich bleib an meinem Ort,
Und mich zur frommen Schar gesell,
In ihren Rat mein Wesen stell.
24.
Gib auch, dass ich gern jedermann
Mit Rat und Tat, so viel ich kann,
Aus rechter ungefälschter Treu
Zu helfen allzeit willig sei.
25.
Auf dass in allem, was ich tu,
In deiner Lieb ich nehme zu;
Denn wer sich nicht zur Weisheit gibt,
Der bleibt auch von dir ungeliebt.
40. UM GLÜCK UND SEGEN ZU ALLEM CHRISTLICHEN TUN UND VORHABEN.
Jer. 10,23.
Mel.:
Verzage nicht, o frommer Christ.
Da Jesus an dem Kreuze stund.
1.
Ich weiß mein Gott, dass all mein Tun
Und Werk auf deinem Willen ruhn,
Von dir kommt Glück und Segen,
Was du regierst, das geht und steht
Auf rechten guten Wegen.
2.
Es steht in keines Menschen Macht
Dass sein Rat werd ins Werk gebracht
Und seines Gangs sich freue:
Des Höchsten Rat der macht’s allein,
Dass Menschenrat gedeihe.
3.
Oft denkt der Mensch in seinem Mut,
Dies oder jenes sei ihm gut
Und ist doch weit gefehlet,
Oft sieht er auch für schädlich an,
Was doch Gott selbst erwählet.
4.
So fängt auch oft ein weiser Mann
Ein gutes Werk zwar fröhlich an,
Und bringt’s doch nicht zum Stande,
Er baut ein Schloss und festes Haus,
Doch nur auf lauterm Sande.
5.
Wie mancher ist in seinem Sinn
Fast über Berg und Spitzen hin,
Und eh er sich’s versiehet,
So liegt er da und hat sein Fuß
Vergeblich sich bemühet.
6.
Drum, lieber Vater, der du Kron
Und Zepter trägst im Himmelsthron
Und aus den Wolken blitzest,
Vernimm mein Wort und höre mich
Vom Stuhle, da du sitzest.
7.
Verleihe mir das edle Licht,
Das sich von deinem Angesicht
In fromme Seelen strecket,
Und da der rechten Weisheit Kraft
Durch deine Kraft erwecket.
8.
Gib mir Verstand aus deiner Höh,
Auf dass ich gar nicht ruh und steh
Auf meinem eignen Willen.
Sei du mein Freund und treuer Rat,
Was gut ist zu erfüllen.
9.
Prüf alles wohl, und was mir gut,
Das gib mir ein, was Fleisch und Blut
Erwählet, das verwehre:
Der höchste Zweck, das beste Teil
Sei deine Lieb und Ehre.
10.
Was dir gefällt, das lass auch mir,
O meiner Seelen Sonn und Zier,
Gefallen und belieben;
Was dir zuwider lass mich nicht
In Werk und Tat verüben!
11.
Ist’s Werk von dir, so hilf zu Glück,
Ist’s Menschentun, so treib’s zurück
Und ändre meine Sinnen:
Was du nicht wirkst, pflegt von ihm selbst
In Kurzem zu zerrinnen.
12.
Sollt aber dein und unser Feind
An dem, was dein Herz gut gemeint,
Beginnen sich zu rächen,
Ist das mein Trost, dass seinen Zorn
Du leichtlich könnest brechen.
13.
Tritt du zu mir und mache leicht,
Was mir sonst fast unmöglich däucht’,
Und bring zum guten Ende,
Was du selbst angefangen hast
Durch Weisheit deiner Hände.
14.
Ist gleich der Anfang etwas schwer,
Und ich muss auch ins tiefe Meer
Der bittern Sorgen treten,
So treib mich nur ohn Unterlass
Zu seufzen und zu beten.
15.
Wer fleißig betet und dir traut,
Wird alles, da ihm sonst vor graut,
Mit tapferm Mut bezwingen,
Sein Sorgenstein wird in der Eil
In tausend Stücke springen.
16.
Der Weg zum Guten ist fast wild,
Mit Dorn und Hecken ausgefüllt,
Doch wer ihn freudig gehet,
Kommt endlich, Herr, durch deinen Geist
Wo Freud und Wonne stehet.
17.
Du bist mein Vater, ich dein Kind:
Was ich bei mir nicht hab und find,
Hast du zu aller G’nüge;
So hilf nun, dass ich meinen Stand
Wohl halt und herrlich siege.
18.
Dein soll sein aller Ruhm und Ehr,
Ich will dein Tun je mehr und mehr
Aus hocherfreuter Seelen
Vor deinem Volk und aller Welt
So lang ich leb erzählen.
41. ZWEIERLEI BITT ICH VON DIR.
Spr. Sal. 30,7-9.
Mel.: Singen wir aus Herzengrund.
1.
Zweierlei bitt ich von dir,
Zweierlei trag ich dir für,
Dir, der alles reichlich gibt,
Was uns dient und dir beliebt:
Gib mein Bitten, das du weißt,
Eh ich sterb und sich mein Geist
Aus des Leibes Banden reißt.
2.
Gib, dass ferne von mir sei
Lügen und Abgötterei;
Armut, das die Maße bricht,
Und groß Reichtum gib mir nicht;
Allzuarm und allzureich
Ist nicht gut, stürzt beides gleich
Unsre Seel ins Sündenreich.
3.
Lass mich aber, o mein Heil,
Nehmen mein bescheiden Teil,
Und beschere mir zur Not
Hier mein täglich Bisslein Brot;
Ein klein wenig, da der Mut
Und ein gut Gewissen ruht,
Ist fürwahr ein großes Gut.
4.
Sonsten möcht im Überfluss
Ich empfinden Überdruss,
Dich verleugnen, dir zum Spott
Fragen: „Wer ist Herr und Gott?“
Denn das Herz ist Frechheit voll,
Weiß oft nicht, wenn ihm ist wohl,
Wie es sich erheben soll.
5.
Wiederum, wenn’s stehet bloß
Und die Armut wird zu groß,
Wird es untreu, stiehlt und stellt
Nach des Nächsten Gut und Geld,
Tut Gewalt, braucht Ränk und List,
Ist mit Unrecht ausgerüst’,
Fragt gar nicht, was christlich ist.
6.
Ach, mein Gott, mein Schatz und Licht!
Dieses keines ziemt mir nicht,
Beides schändet deine Ehr,
Beides stürzt ins Höllenmeer.
Drum so gib mir Füll und Hüll
Also, wie dein Herze will,
Nicht zu wenig, nicht zu viel.
42. SIRACHS GEBETLEIN UM EIN ZÜCHTIGES UND MÄSSIGES LEBEN.
Sir. 23,1-6.
Mel.: Christ, unser Herr, zum Jordan kam.
1.
O Gott, mein Schöpfer, edler Fürst
Und Vater meines Lebens,
Wo du mein Leben nicht regierst,
So leb ich hier vergebens,
Ja ich bin auch lebendig tot,
Der Sünde ganz ergeben:
Wer sich wälzt in dem Sündenkot,
Der hat das rechte Leben
Noch niemals recht gesehen.
2.
Darum so wende deine Gnad
Zu deinem armen Kinde,
Und gib mir allzeit guten Rat
Zu meiden, Schand und Sünde.
Behüte meines Mundes Tür,
Dass mir ja nicht entfahre
Ein solches Wort, dadurch ich dir
Und deiner frommen Schare
Verdrießlich sei und schade.
3.
Bewahr, o Vater, mein Gehör
Auf dieser schnöden Erde,
Vor allem dadurch deine Ehr
Und Reich beschimpfet werde.
Lass mich der Lästrer Gall und Gift
Ja nimmermehr berühren;
Denn wen ein solcher Unflat trifft,
Den pflegt er zu verführen,
Auch wohl gar umzukehren.
4.
Regiere meiner Augen Licht,
Dass sie nicht Arges treiben.
Ein unverschämtes Angesicht
Lass ferne von mir bleiben.
Was ehrbar ist, was Zucht erhält,
Wonach die Englein trachten,
Was dir beliebt und wohlgefällt,
Das lass auch mich hoch achten,
All Üppigkeit verlachen.
5.
Gib, dass ich mich nicht lasse ein
Zum Schlemmen und zum Prassen,
Lass deine Lust mein eigen sein,
Die andren fliehn und hassen.
Die Lust, die unser Fleisch ergötzt,
Die zeucht uns nach der Höllen,
Und was die Welt für Freude schätzt,
Pflegt Seel und Geist zu fällen
Und ewiglich zu quälen.
6.
O selig ist, der stets sich nährt
Mit Himmels Speis’ und Tränken,
Der nichts mehr schmeckt, nichts sieht und hört,
Auch nichts begehrt zu denken,
Denn nur was zu dem Leben bringt,
Da man bei Gotte lebet,
Und bei der Schar, die fröhlich singt
Und in der Wollust schwebet,
Die keine Zeit aufhebet.
43. UM CHRISTLICHE BESTÄNDIGE FREUNDSCHAFT.
Mel.: Du o schönes Weltgebäude.
1.
Jesu, allerliebster Bruder,
Der’s am besten mit mir meint,
Du mein Anker, Mast und Ruder,
Und mein treuster Herzensfreund,
Der du, ehe was geboren,
Dir das Menschenvolk erkoren,
Auch mich armen Erdengast
Dir zu Lieb ersehen hast.
2.
Du bist ohne Falsch und Tücke,
Dein Herz weiß von keiner List;
Aber wenn ich nur erblicke,
Was hier auf der Erden ist,
Find ich alles voller Lügen:
Wer am besten kann betrügen
Und am schönsten heucheln kann,
Ist der allerbeste Mann.
3.
Ach! wie untreu und verlogen
Ist die Liebe dieser Welt!
Ist sie jemand wohl gewogen,
Währt’s nicht länger denn sein Geld.
Wenn das Glück uns blüht und grünet,
Sind wir schön und hübsch bedienet,
Kommt ein wenig Ungestüm,
Kehrt sich alle Freundschaft um.
4.
Treib, Herr, von mir und verhüte
Solchen unbeständgen Sinn.
Hätt ich aber mein Gemüte,
Weil ich auch ein Mensche bin,
Schon mit diesem Kot besprenget
Und der Falschheit nachgehänget,
So erkenn ich meine Schuld,
Bitt um Gnad und um Geduld.
5.
Lass mir ja nicht widerfahren
Was du, Herr, zur Straf und Last
Denen, die mit falschen Waren
Handeln, angedräuet hast,
Da du sprichst, du wollest scheuen
Und als Unflat von dir speien
Aller Heuchler falschen Mut,
Der Guts vorgibt und nicht tut.
6.
Gib mir ein beständigs Herze
Gegen alle meine Freund,
Auch dann, wenn mit Kreuz und Schmerze
Sie von dir beleget seind,
Dass ich nicht mich ihrer schäme,
Sondern mich nach dir bequeme,
Der du, da wir arm und bloß,
Uns gesetzt in deinen Schoß.
7.
Gib mir auch nach deinem Willen
Einen Freund, in dessen Treu
Ich mein Herze möge stillen,
Da mein Mund sich ohne Scheu
Öffnen und erklären möge,
Da ich alles abelege
(Nach dem Maße, das mir gnügt)
Was mir auf dem Herzen liegt.
8.
Lass mich Davids Glück erleben,
Gib mir einen Jonathan,
Der mir sein Herz möge geben,
Der auch, wenn nun jedermann
Mir nichts Gutes mehr will gönnen,
Sich nicht lasse von mir trennen,
Sondern fest in Wohl und Weh
Als ein Felsen bei mir steh.
9.
Herr, ich bitte dich, erwähle
Mir aus aller Menschen Meng
Eine fromme, heilge Seele,
Die an dir fein kleb und häng,
Auch nach deinem Sinn und Geiste
Mir stets Trost und Hilfe leiste,
Trost, der in der Not besteht,
Hilfe, die von Herzen geht.
10.
Wenn die Zung und Mund nur liebet,
Ist die Liebe schlecht bestellt:
Wer mir gute Worte gibet
Und den Hass im Herzen hält,
Wer nur seinen Kuchen schmieret,
Und, wann’s Bienlein nicht mehr führet
Alsdann gehet nach der Tür,
Ei! der bleibe fern von mir.
11.
Hab ich Schwachheit und Gebrechen,
Herr, so lenke meinen Freund,
Mich in Güte zu besprechen,
Und nicht als ein Löw und Feind:
Wer mich freundlich weiß zu schlagen,
Ist als der in Freudentagen
Freundlich auf mein Haupt mir geußt
Balsam, der am Jordan fleußt.
12.
O wie groß ist meine Habe,
O wie köstlich ist mein Gut,
Jesu, wenn mit dieser Gabe,
Dein’ Hand meinen Willen tut,
Dass mich meines Freundes Treue
Und beständigs Herz erfreue:
Wer dich fürchtet, liebt und ehrt,
Dem ist solch ein Schatz beschert.
13.
Gute Freunde sind wie Stäbe,
Da der Menschen Gang sich hält,
Dass der schwache Fuß sich hebe,
Wenn der Leib zu Boden fällt:
Wehe dem, der nicht zum Frommen
Solches Stabes weiß zu kommen!
Der hat einen schweren Lauf,
Wenn er fällt, wer hilft ihm auf?
14.
Nun, Herr, lass dir’s wohlgefallen,
Bleib mein Freund bis in mein Grab!
Bleib mein Freund, und unter allen
Mein getreuster, stärkster Stab!
Wenn du dich mir wirst verbinden,
Wird sich schon ein Herze finden,
Das durch deinen Geist gerührt,
Mir was Gutes gönnen wird.
44. UM ZEITLICHE UND EWIGE WOHLFAHRT.
(Nach dem Gebet 3, Nr. 17 im Paradies-Gärtlein von Joh. Arnd.)
Mel.: In dich hab ich gehoffet, Herr.
1.
Ich danke dir demütiglich,
O Gott, mein Vater, dass du dich
Von deinem Zorn gewendet,
Und deinen Sohn
Zur Freud und Kron
Uns in die Welt gesendet.
2.
Er ist gekommen, hat sein Blut
Vergossen und in solcher Flut
All unsre Sünd ersticket.
Wer ihn nur fasst,
Wird aller Last
Benommen und erquicket.
3.
Ich bitte, was ich bitten kann,
Herzlieber Vater, nimm mich an
In diesen edlen Orden,
Der durch dies Blut
Gerecht und gut
Und ewig selig worden.
4.
Lass meines Glaubens Aug und Hand
Ergreifen dieses werte Pfand
Und nimmermehr verlieren,
Lass dieses Licht
Mein Angesicht
Zum ewgen Lichte führen.
5.
Bereite meiner Seelen Haus,
Wirf allen Kot und Unflat aus,
Bau in mir deine Hütte,
Dass deine Güt
In mein Gemüt
All ihre Lieb ausschütte.
6.
Wenn ich dich hab, ist alles mein,
Du kannst nicht ohne Gaben sein,
Hast tausend Weg und Weisen,
Dein arme Herd
Auf dieser Erd
Zu nähren und zu speisen.
7.
Gib mir, dass ich an meinem Ort
Allstets dich fürcht in deinem Wort
Und meinen Stand so führe,
Dass Glaub und Treu
Stets bei mir sei
Und all mein Leben ziere.
8.
Gib mir ein gnügsam Herz und Sinn,
Denn das ist ja ein groß Gewinn,
In steter Andacht liegen
Und, wenn Gott gibt,
Was ihm beliebt,
Sich lassen gerne gnügen.
9.
Das Wen’ge, das durch Gottes Gnad
Ein Frommer und Gerechter hat,
Ist vielmal mehr geehret,
Denn alles Geld
Davon die Welt
Mit frechem Herzen zehret.
10.
Die Frommen sind dir, Herr, bewusst;
Du bist ihr’, und sie deine Lust
Und werden nicht zu schanden;
Kommt teure Zeit,
Findt sich bereit
Ihr Brot in allen Landen.
11.
Gott hat den, der ihn fürchtet, lieb,
Sieht zu, dass ihn kein Unfall trüb,
Hat Lust zu seinen Wegen;
Und wenn er fällt,
Steht Gott und hält
Ihn fest in seinem Segen.
12.
Des Höchsten Auge sieht auf die,
Die auf ihn hoffen spät und früh,
Dass er sie schütz und rette
Aus aller Not,
Wenn sie der Tod
Auch selbst verschlungen hätte.
13.
Herr, du kannst nichts denn gütig sein,
Du wollest deiner Güte Schein
Uns und all denen gönnen,
Die sich mit Mund
Und Herzensgrund
Allein zu dir bekennen.
14.
Insonderheit nimm wohl in acht
Den Fürsten, den du uns gemacht
Zu unsers Landens Krone:
Lass immerzu
Sein Fried und Ruh
Auf seinem Stuhl und Throne.
15.
Halt unser liebes Vaterland
In deinem Schoß und starker Hand,
Behüt uns allzusammen
Vor falscher Lehr
Und Feindesheer,
Vor Pest und Feuersflammen.
16.
Nimm all der Meinen eben wahr,
Treib, Herr, die böse Höllenschar
Von Jungen und von Alten,
Dass deine Herd
Hier zeitlich werd
Und ewig dort erhalten.
45. UM DIE LIEBE CHRISTI.
(Nach dem Gebet II, Nr. 5 im Paradies-Gärtlein von Joh. Arnd.)
Mel.: Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ.
1.
O, Jesu Christ, mein schönstes Licht,
Der du in deiner Seelen
So hoch mich liebst, dass ich es nicht
Aussprechen kann noch zählen:
Gib, dass mein Herz dich wiederum
Mit Lieben und Verlangen
Mög umfangen
Und als dein Eigentum
Nur einzig an dir hangen!
2.
Gib, dass sonst nichts in meiner Seel
Denn deine Liebe wohne,
Gib, dass ich deine Lieb erwähl
Als meinen Schatz und Krone!
Stoß alles aus, nimm alles hin
Was dich und mich will trennen,
Und nicht gönnen,
Dass all mein Mut und Sinn
In deiner Liebe brennen.
3.
Wie freundlich, selig, süß und schön
Ist, Jesu, deine Liebe!
Wo diese steht, kann nichts bestehn,
Das meinen Geist betrübe.
Drum lass nichts anders denken mich,
Nichts sehen, fühlen, hören,
Lieben, ehren,
Denn deine Lieb und dich,
Der du sie kannst vermehren,
4.
O, dass ich dieses hohe Gut
Möcht ewiglich besitzen!
O dass in mir dies edle Blut
Ohn Ende möchte hitzen!
Ach! hilf mir wachen Tag und Nacht,
Und diesen Schatz bewahren
Vor den Scharen,
Die wider uns mit Macht
Aus Satans Reiche fahren.
5.
Mein Heiland, du bist mir zu lieb
In Not und Tod gegangen,
Und hast am Kreuze wie ein Dieb
Und Mörder da gehangen,
Verhöhnt, verspeit und sehr verwundt;
Ach! lass mich deine Wunden
Alle Stunden
Mit Lieb im Herzengrund
Auch ritzen und verwunden!
6.
Dein Blut, das dir vergossen ward,
Ist köstlich, gut und reine,
Mein Herz hingegen böser Art
Und hart gleich einem Steine:
Ach lass doch deines Blutes Kraft
Mein hartes Herze zwingen,
Wohl durchdringen,
Und diesen Lebenssaft
Mir deine Liebe bringen!
7.
O, dass mein Herze offen stünd
Und fleißig möcht auffangen
Die Tropfen Bluts, die meine Sünd’
Im Garten dir abdrangen!
O, dass sich meiner Augen Brunn
Auftät, und mit viel Stöhnen
Heiße Tränen
Vergösse, wie die tun,
Die sich in Liebe sehnen!
8.
O, dass ich wie ein kleines Kind
Mit Weinen dir nachginge,
So lange, bis dein Herz entzündt
Mit Armen mich umfinge,
Und deine Seel in mein Gemüt
In voller süßer Liebe
Sich erhübe,
Und also deiner Güt
Ich stets vereinigt bliebe!
9.
Ach, zeuch, mein Liebster, mich nach dir,
So lauf ich mit den Füßen!
Ich lauf, und will dich mit Begier
In meinem Herzen küssen;
Ich will aus deines Mundes Zier
Den süßen Trost empfinden,
Der die Sünden
Und alles Unglück hier
Kann leichtlich überwinden.
10.
Mein Trost, mein Schatz, mein Licht und Heil,
Mein höchstes Gut und Leben,
Ach! nimm mich auf zu deinem Teil,
Wie ich mich dir ergeben!
Denn außer dir ist lauter Pein,
Ich find hier überalle
Nichts denn Galle,
Nichts kann mir tröstlich sein,
Nichts ist das mir gefalle.
11.
Du aber bist die beste Ruh,
In dir ist Fried und Freude:
Gib, Jesu, gib dass immerzu,
Mein Herz in dir sich weide!
Sei meine Flamm und brenn in mir,
Mein Balsam, wollest eilen,
Lindern, heilen,
Den Schmerzen, der allhier
Mich seufzen macht und heulen!
12.
Was ist’s, ach Schönster! das ich nicht
In deiner Liebe habe?
Sie ist mein Stern, mein Sonnenlicht,
Mein Quell, da ich mich labe,
Mein süßer Wein, mein Himmelsbrot,
Mein Kleid vor Gottes Throne,
Meine Krone,
Mein Schutz in aller Not,
Mein Haus darin ich wohne.
13.
Ach, liebstes Lieb! wenn du entweichst,
Was hilft mir sein geboren?
Wenn du mir deine Lieb entzeuchst,
Ist all mein Gut verloren.
So gib, dass ich dich, meinen Gast,
Wohl such und bestermaßen
Möge fassen,
Und wenn ich dich gefasst,
In Ewigkeit nicht lassen.
14.
Du hast mich je und je geliebt
Und auch nach dir gezogen;
Eh ich noch je was Guts geübt,
Warst du mir schon gewogen:
Ach! lass doch ferner, edler Hort,
Mich deine Liebe leiten
Und begleiten,
Dass sie mir immerfort
Beisteh auf allen Seiten.
15.
Lass meinen Stand, darin ich steh,
Herr, deine Liebe zieren,
Und wo ich etwan irre geh,
Alsbald zu rechte führen.
Lass sie mir allzeit guten Rat
Und weise Werke lehren,
Steuern, wehren
Der Sünd, und nach der Tat
Bald wieder mich bekehren.
16.
Lass sie sein meine Freud in Leid,
In Schwachheit mein Vermögen,
Und wenn ich nach vollbrachter Zeit
Mich soll zur Ruhe legen,
Alsdann lass deine Liebestreu,
Herr Jesu, bei mir stehen,
Luft zuwehen,
Dass ich getrost und frei
Mög in dein Reich eingehen!
46. DER ERSTE PSALM DAVIDS.
Mel.:
Werde munter, mein Gemüte.
Zion klagt mit Angst und Schmerzen.
1.
Wohl dem Menschen, der nicht wandelt,
In gottloser Leute Rat!
Wohl dem, der nicht unrecht handelt
Noch tritt auf der Sünder Pfad,
Der der Spötter Freundschaft fleucht
Und von ihren Sesseln weicht,
Der hingegen liebt und ehret,
Was uns Gott vom Himmel lehret.
2.
Wohl dem, der mit Lust und Freuden,
Das Gesetz des Höchsten treibt,
Und hier, als auf süßer Weiden
Tag und Nacht verharrend bleibt!
Dessen Segen wächst und blüht
Wie ein Palmbaum, den man sieht
Bei den Flüssen an der Seiten
Seine frischen Zweig ausbreiten.
3.
Also, sag ich, wird auch grünen,
Wer in Gottes Wort sich übt,
Luft und Erde wird ihm dienen,
Bis er reife Früchte gibt,
Seine Blätter werden alt
Und doch niemals ungestalt,
Gott gibt Glück zu seinen Taten,
Was er macht, muss wohl geraten.
4.
Aber wen die Sünd erfreuet,
Mit dem geht’s viel anders zu,
Er wird wie die Spreu zerstreuet
Von dem Wind im schnellen Nu.
Wo der Herr sein Häuflein richt’,
Da bleibt kein Gottloser nicht.
Summa: Gott liebt alle Frommen,
Und wer bös’ ist, muss umkommen.
47. DER 49STE PSALM DAVIDS.
Mel.: Christ, unser Herr, zum Jordan kam.
1.
Hört an, ihr Völker, hört doch an,
Hört alle, die ihr lebet,
Arm, reich, Herr, Diener, Frau und Mann,
Und was auf Erden schwebet:
Mein Mund soll reden von Verstand
Und rechte Weisheit lehren,
Wir wollen, was mein Herz erfand,
Ein fein Gedichte hören
Und auf der Harfen spielen.
2.
Was sollt ich fürchten meinen Feind
In meinen bösen Tagen,
Da mich, der’s böse mit mir meint,
Umgibt mit vielen Plagen?
Wenn mich mein Untertreter drückt
Mit seinen Missetaten,
Und sich, weil ihm sein Tun geglückt
Und alles wohl geraten,
Erhebet, pocht und prahlet.
3.
Was hilft ihm all sein Hab und Gut,
Wenn sich der Tod herfindet?
Da gilt kein Geld, kein hoher Mut,
All Hilf und Rat verschwindet.
Und wenn auch gleich sein Bruder wollt
Ihm an die Seite treten,
Doch kann ihm weder rotes Gold
Noch Bruders Blut erbeten,
Er muss dem Tod herhalten.
4.
Der Tod ist gar ein teurer Mann,
Fragt nichts nach gutem Willen:
Wenn einer gibt gleich, was er kann,
Noch lässt er sich nicht stillen.
Und sieht er auch schon manchem zu,
Lässt ihn viel Jahr erlangen,
Doch bricht er endlich solche Ruh,
Er kommt einmal gegangen
Und holt die alten Greisen.
5.
Denn solche Weisen müssen doch
Sowohl als wie die Narren
Sich lassen in des Grabes Loch
Versenken und verscharren;
Da kommt denn, was sie an sich bracht,
In andrer Leute Hände,
Und also gehet ihre Pracht
Und Herrlichkeit zu Ende,
Viel anders denn sie wünschten.
6.
Dies ist ihr Herz, dies ist ihr Sinn,
Dass ihr Haus ewig bleibe,
Ihr Ehr und Würd auch immerhin
Sich mehr’ und wohl bekleibe;
Noch dennoch aber können sie
Nichts überall erhalten,
Sie müssen fort und wie ein Vieh
Hinunter und erkalten:
Das ist ein töricht Wesen.
7.
Doch gleichwohl wird es hochgerühmt
Mit Lippen der Nachkommen,
Und gar nicht, wie es sich geziemt,
Zur Bess’rung angenommen;
Sie liegen in der Höllen Grund
In einem bösen Schlafe,
Der Tod, der nagt sie wie ein Hund
Und wie ein Wolf die Schafe,
Die keine Hilfe haben.
8.
Die Bösen sind des Todes Beut
Und müssen Marter leiden,
Die Frommen wird der Herr mit Freud
Im Himmelreiche weiden.
Der Trotz der unverschämten Rott
Muss brechen und vergehen;
Wer aber treu bleibt seinem Gott,
Der soll dort ewig stehen
Im Chor der Auserwählten.
9.
Darum, mein allerliebstes Kind,
Lass dich’s nicht irre machen,
Ob einer reich wird und mit Sünd
Erlangt viel teure Sachen.
Denn, wenn er stirbt, bleibt alles hier,
Er kann nichts mit ihm nehmen.
Sein’ Herrlichkeit, sein’ Ehr und Zier
Verschwindet wie ein Schemen
Und will ihm nicht nachfahren.
10.
Die Welt liebt ihren Kot und Stank,
Hält viel von schnöden Dingen,
Und also geht sie auch den Gang,
Den ihre Väter gingen.
Und sehen hinfort nimmermehr
Das Licht, das uns ernähret.
Kurz, wenn ein Mensch hat Würd und Ehr
Und ist nicht fromm, so fähret
Er wie ein Vieh von hinnen.
48. DER 112TE PSALM DAVIDS.
Mel.:
Werde munter, mein Gemüte.
Zion klagt mit Angst und Schmerzen.
1.
Wohl dem, der den Herren scheuet
Und sich fürcht’ vor seinem Gott!
Selig, der sich herzlich freuet,
Zu erfüllen sein Gebot!
Wer den Höchsten liebt und ehrt
Wird erfahren, wie sich mehrt
Alles, was in seinem Leben
Ihm vom Himmel ist gegeben.
2.
Seine Kinder werden stehen
Wie die Rosen in der Blüt,
Sein Geschlecht wird einhergehen
Voller Gnad und Gottes Güt,
Und was diesen Leib erhält,
Wird der Herrscher aller Welt
Reichlich und mit vollen Händen
Ihnen in die Häuser senden.
3.
Das gerechte Tun der Frommen
Steht gewiss und wanket nicht;
Sollt auch gleich ein Wetter kommen,
Bleibt doch Gott, der Herr, ihr Licht,
Tröstet, stärket, schützt und macht,
Dass nach ausgestandner Nacht
Und nach hochbetrübtem Weinen
Freud und Sonne wieder scheinen.
4.
Gottes Gnad, Huld und Erbarmen
Bleibt den Frommen immer fest.
Wohl dem, der die Not der Armen
Sich zu Herzen gehen lässt,
Und mit Liebe Gutes tut:
Den wird Gott, das höchste Gut,
Gnädiglich in seinen Ärmen
Als der liebste Vater wärmen.
5.
Wenn die schwarzen Wolken blitzen
Vor dem Donner in der Luft,
Wird er ohne Sorgen sitzen
Wie ein Täublein in der Kluft;
Er wird bleiben ewiglich,
Auch wird sein Gedächtnis sich
Hier und da auf allen Seiten
Wie die edlen Zweig ausbreiten.
6.
Wenn das Unglück an will kommen,
Das die rohen Sünder plagt,
Bleibt der Mut ihm unbenommen
Und das Herze unverzagt:
Unverzagt, ohn Angst und Pein,
Bleibt das Herze, das sich fein
Seinem Gott und Herrn ergibet
Und die so verlassen liebet.
7.
Wer Betrübte gern erfreuet,
Wird vom Höchsten hoch ergötzt,
Was die milde Hand ausstreuet,
Wird vom Himmel wohl ersetzt.
Wer viel gibt, erlanget viel;
Was sein Herze wünscht und will,
Das wird Gott mit gutem Willen
Schon zu rechter Zeit erfüllen.
8.
Aber seines Feindes Freude
Wird er untergehen sehn;
Er, der Feind vor großem Neide
Wird zerbeißen seine Zähn;
Er wird knirschen und mit Grimm
Solches Glück missgönnen ihm,
Und doch damit gar nichts wehren,
Sondern sich nur selbst verzehren.
49. DER 121STE PSALM DAVIDS.
Mel.: Nicht so traurig, nicht so sehr.
1.
Ich erhebe, Herr, zu dir
Meiner beiden Augen Licht;
Mein Gesicht ist für und für
Zu den Bergen aufgericht’,
Zu den Bergen da herab
Ich mein Heil und Hilfe hab.
2.
Meine Hilfe kommt allein
Von des Schöpfers Händen her,
Der so künstlich, hübsch und fein
Himmel, Erden, Luft und Meer
Und was in den allen ist
Uns zum besten ausgerüst’.
3.
Er nimmt deiner Füße Tritt
O mein Herze! wohl in acht;
Wenn du gehest, geht er mit,
Und bewahrt dich Tag und Nacht.
Sei getrost, das Höllenheer
Wird dir schaden nimmermehr.
4.
Siehe, wie sein Auge wacht,
Wenn du liegest in der Ruh:
Wenn du schläfest, kommt mit Macht
Auf dein Bett geflogen zu
Seiner Engel güldne Schar,
Dass sie deiner nehme wahr.
5.
Alles was du bist und hast,
Ist umringt mit seiner Hut,
Deiner Sorgen schwere Last
Nimmt er weg, macht alles gut.
Leib und Seel hält er verdeckt,
Wenn dich Sturm und Wetter schreckt.
6.
Wenn der Sonnen Hitze brennt
Und des Leibes Kräfte bricht,
Wenn dich Stern und Monde blendt
Mit dem klaren Angesicht,
Hat er seine starke Hand
Dir zum Schatten vorgewandt.
7.
Nun, er fahre immerfort,
Der getreue fromme Hirt
Bleibe stets dein Schild und Hort
Wenn dein Herz geängstet wird;
Wenn die Not wird viel und groß,
Schließt der dich in seinen Schoß.
8.
Wenn du sitzest, wenn du stehst,
Wenn du redest, wenn du hörst,
Wenn du aus dem Hause gehst,
Und zurücke wieder kehrst,
Wenn du trittst aus oder ein,
Woll er dein Gefährte sein.
50. DER 139STE PSALM DAVIDS.
Mel.:
Vom Himmel hoch, da komm ich her.
Christ, der du bist der helle Tag.
1.
Herr, du erforschest meinen Sinn
Und kennest, was ich hab und bin.
Ja, was mir selbst verborgen ist,
Das weißt du, der du alles bist.
2.
Ich sitz hier oder stehe auf,
Ich lieg, ich geh auch oder lauf,
So bist du um und neben mir
Und ich bin allzeit hart bei dir.
3.
All die Gedanken meiner Seel
Und was sich in der Herzenshöhl
Hier reget, hast du schon betracht’,
Eh ich einmal daran gedacht.
4.
Auf meiner Zungen ist kein Wort,
Das du nicht hörtest alsofort.
Du schaffest’s, was ich red und tu
Und stehst all meinem Leben zu.
5.
Das ist mir kund und bleibet doch
Mir solch Erkenntnis viel zu hoch;
Es ist die Weisheit, die kein Mann
Recht aus dem Grunde wissen kann.
6.
Wo soll ich, der du alles weißt,
Mich wenden hin vor deinem Geist?
Was soll ich deinem Angesicht
Entgehen, dass mich’s sehe nicht?
7.
Führ ich gleich an des Himmels Dach,
So bist du da, hältst Hut und Wach;
Stieg ich zur Höll und wollte mir
Da betten, fänd ich dich auch hier.
8.
Wollt ich der Morgenröten gleich
Geflügelt ziehn, so weit das Reich
Der wilden Fluten netzt das Land,
Käm ich doch nie aus deiner Hand.
9.
Rief ich zu Hilf die finstre Nacht,
Hätt ich doch damit nichts verbracht;
Denn lass die Nacht sein wie sie mag,
So ist sie bei dir heller Tag.
10.
Dich blendt der dunkle Schatten nicht,
Die Finsternis ist dir ein Licht;
Dein Augenglanz ist klar und rein,
Darf weder Sonn- noch Mondenschein.
11.
Mein Eingeweid ist dir bekannt,
Es liegt frei da in deiner Hand,
Der du von Mutterleibe an
Mir lauter Liebs und Guts getan.
12.
Du bist’s, der Fleisch, Gebein und Haut
So künstlich in mir aufgebaut;
All deine Werk sind wundervoll,
Und das weiß meine Seele wohl.
13.
Du sahest mich, da ich noch gar
Fast nichts und unbereitet war,
Warst selbst mein Meister über mir
Und zogst mich aus der Tief herfür.
14.
Auch meiner Tag und Jahre Zahl,
Minuten, Stunden allzumal
Hast du, als meiner Zeiten Lauf,
Vor meiner Zeit geschrieben auf.
15.
Wie köstlich, herrlich, süß und schön
Seh ich, mein Gott, da vor mir stehn,
Dein weises Denken, das du denkst,
Wann du uns deine Güter schenkst.
16.
Wie ist doch des so trefflich viel!
Wann ich bisweilen zählen will,
So find ich da bei weitem mehr
Denn Staub im Feld und Sand am Meer.
17.
Was macht denn nun die wüste Rott
Die dich, o großer Wundergott,
So schändlich lästert und mit Schmach
Dir so viel Übels redet nach?
18.
Ach, stopfe ihren schnöden Mund,
Steh auf und stürze sie zu Grund!
Denn weil sie deine Feinde seind,
Bin ich auch ihnen herzlich feind.
19.
Ob sie gleich nun hinwieder sehr
Mich hassen, tu ich doch nicht mehr,
Denn dass ich wider ihren Trutz
Mich leg in deinen Schoß und Schutz.
20.
Erforsch, Herr, all mein Herz und Mut
Sieh, ob mein Weg sei recht und gut,
Und führe mich bald himmelan
Den ewgen Weg, die Freudenbahn!
XI. KREUZ- UND TROST-LIEDER.
51. TROSTGESANG WIDER DIE TRÜBSAL DIESES LEBENS.
Mel.: Vater unser im Himmelreich.
1.
Ich hab oft bei mir selbst gedacht,
Wenn ich den Lauf der Welt betracht’,
Ob auch das Leben dieser Erd
Uns gut sei und des Wünschens wert,
Und ob nicht der viel besser tu,
Der sich fein zeitlich legt zur Ruh.
2.
Denn, Lieber, denk und sage mir:
Was für ein Stand ist wohl allhier
Dem nicht sein’ Angst, sein Schmerz und Weh
Alltäglich überm Haupte steh?
Ist auch ein Ort, der Kummers frei
Und ohne Klag und Tränen sei?
3.
Sieh unsers ganzen Lebens Lauf.
Ist auch ein Tag von Jugend auf,
Der nicht sein’ eigne Qual und Plag
Auf seinem Rücken mit sich trag?
Ist nicht die Freude, die uns stillt
Auch selbst mit Jammer angefüllt?
4.
Hat einer Glück und gute Zeit,
Hilf Gott, wie tobt und zürnt der Neid!
Hat einer Ehr und große Würd,
Ach! mit was großer Last und Bürd
Ist, der vor andern ist geehrt,
Vor andern auch dabei beschwert.
5.
Ist einer heute gutes Muts,
Ergötzt und freut sich seines Guts,
Eh er’s vermeint, fährt sein Gewinn
Zusamt dem guten Mute hin:
Wie plötzlich kommt ein Ungestüm
Und wirft die großen Güter um.
6.
Bist du denn fromm und fleuchst die Welt
Und liebst Gott mehr denn Gold und Geld,
So wird dein Ruhm, dein Schmuck und Kron
In aller Welt zu Spott und Hohn.
Denn wer der Welt nicht heucheln kann,
Den sieht die Welt für albern an.
7.
Nun es ist wahr, es steht uns hier
Die Trübsal täglich vor der Tür,
Und find’t ein jeder überall
Des Kreuzes Not und bittre Gall:
Sollt aber drum der Christen Licht
Ganz nichts mehr sein? Das glaub ich nicht.
8.
Ein Christe, der an Christo klebt
Und stets im Geist und Glauben lebt,
Dem kann kein Unglück, keine Pein
Im ganzen Leben schädlich sein:
Geht’s ihm nicht allzeit, wie es soll,
So ist ihm dennoch allzeit wohl.
9.
Hat er nicht Gold, so hat er Gott,
Fragt nichts nach böser Leute Spott,
Verwirft mit Freuden und verlacht
Der Welt verkehrten Stolz und Pracht.
Sein’ Ehr ist Hoffnung und Geduld,
Sein’ Hoheit ist des Höchsten Huld.
10.
Es weiß ein Christ und bleibt dabei,
Dass Gott sein Freund und Vater sei;
Er hau, er brenn, er stech, er schneid,
Hier ist nichts, das uns von ihm scheid,
Je mehr er schlägt, je mehr er liebt,
Bleibt fromm, ob er uns gleich betrübt.
11.
Lass alles fallen, wie es fällt,
Wer Christi Lieb im Herzen hält,
Der ist ein Held und bleibt bestehn,
Wann Erd und Himmel untergehn,
Und wann ihn alle Welt verlässt,
Hält Gottes Wort ihn steif und fest.
12.
Des Höchsten Wort dämpft alles Leid
Und kehrt’s in lauter Lust und Freud,
Es nimmt dem Unglück alles Gift,
Dass, ob’s uns gleich verfolgt und trifft,
Es dennoch unser Herze nie
In allzu großes Trauern zieh.
13.
Ei nun! So mäßge deine Klag!
Ist dieses Leben voller Plag,
Ist’s dennoch an der Christen Teil
Auch voller Gottes Schutz und Heil:
Wer Gott vertraut und Christum ehrt,
Der bleibt im Kreuz auch unversehrt.
14.
Gleich wie das Gold durchs Feuer geht
Und in dem Ofen wohl besteht,
So bleibt ein Christ durch Gottes Gnad
Im Elendsofen ohne Schad.
Ein Kind bleibt seines Vaters Kind,
Ob’s gleich des Vaters Zucht empfindt.
15.
Drum, liebes Herz, sei ohne Scheu,
Und sieh auf deines Vaters Treu.
Empfindst du auch hier seine Rut,
Er meint’s nicht bös, er ist dir gut;
Gib dich getrost in seine Händ,
Es nimmt zuletzt ein gutes End.
16.
Leb immerhin, so lang er will!
Ist’s Leben schwer, so sei du still,
Es geht zuletzt in Freuden aus:
Im Himmel ist ein schönes Haus,
Da wer nach Christo hier gestrebt
Mit Christi Engeln ewig lebt.
52. SORG UND SORG AUCH NICHT ZU VIEL, ES GESCHIEHT DOCH, WAS GOTT WILL.
Mel.: Ermuntre dich, mein schwacher Geist.
1.
Du bist ein Mensch, das weißt du wohl,
Was strebst du denn nach Dingen,
Die Gott der Höchst’ alleine soll
Und kann zu Wege bringen?
Du fährst mit deinem Witz und Sinn
Durch so viel tausend Sorgen hin,
Und denkst: „wie will’s auf Erden,
Doch endlich mit mir werden?“
2.
Es ist umsonst, du wirst fürwahr
Mit allem deinem Dichten
Auch nicht ein einges kleines Haar
In aller Welt ausrichten,
Und dient dein Gram sonst nirgends zu,
Denn dass du dich aus deiner Ruh
In Angst und Schmerzen stürzest
Und selbst das Leben kürzest.
3.
Willt du was tun, was Gott gefällt
Und dir zum Heil gedeihet,
So wirf dein Sorgen auf den Held,
Den Erd und Himmel scheuet,
Und gib dein Leben, Tun und Stand
Nur fröhlich hin in Gottes Hand,
So wird er deinen Sachen
Ein fröhlich Ende machen.
4.
Wer hat gesorgt, da deine Seel
Im Anfang deiner Tage
Noch in der Mutter Leibeshöhl
Und finsterm Kerker lage?
Wer hat allda dein Heil bedacht?
Was tat da aller Menschen Macht,
Da Geist und Sinn und Leben
Dir ward ins Herz gegeben?
5.
Durch wessen Kunst steht dein Gebein
In ordentlicher Fülle?
Wer gab den Augen Licht und Schein,
Dem Leibe Haut und Hülle?
Wer zog die Adern hie und dort,
Ein’ jed’ an ihre Stell und Ort?
Wer setzte hin und wieder
So viel und schöne Glieder?
6.
Wo war dein Will, Herz und Verstand,
Da sich des Himmels Decken
Erstreckten über See und Land
Und aller Erden Ecken?
Wer brachte Sonn und Mond herfür?
Wer machte Kräuter, Bäum und Tier,
Und hieß sie deinen Willen
Und Herzenslust erfüllen?
7.
Heb auf dein Haupt, schau überall
Hier unten und dort oben,
Wie Gottes Sorg auf allen Fall
Für dich sich hat erhoben:
Dein Brot, dein Wasser und dein Kleid
War eher noch denn du bereit’;
Die Milch, die du erst nahmest,
War auch schon, da du kamest.
8.
Die Windeln, die dich allgemach
Umfingen in der Wiegen,
Dein Bettlein, Kammer, Stub und Dach,
Und wo du solltest liegen,
Das war ja alles zugericht’,
Eh als dein Aug und Angesicht
Eröffnet ward und sahe,
Was in der Welt geschahe.
9.
Noch dennoch soll dein Angesicht
Dein ganzes Leben führen;
Du traust und glaubest weiter nicht,
Denn was dein’ Augen spüren;
Was du beginnst, da soll allein
Dein Kopf, dein Licht und Meister sein:
Was er nicht auserkoren,
Das hältst du als verloren.
10.
Nun siehe doch, wie viel und oft
Ist schändlich umgeschlagen,
Was du gewiss und fest gehofft
Mit Händen zu erjagen;
Hingegen wie so manches Mal
Ist das geschehn, das überall
Kein Mensch, kein Rat, kein Sinnen
Ihm hat ersinnen können.
11.
Wie oft bist du in große Not
Durch eignen Willen kommen,
Da dein verblendter Sinn den Tod
Fürs Leben angenommen,
Und hätte Gott dein Werk und Tat
Ergehen lassen nach dem Rat,
In dem du’s angefangen,
Du wärst zu Grunde gangen.
12.
Der aber, der uns ewig liebt,
Macht gut, was wir verwirren,
Erfreut, wo wir uns selbst betrübt,
Und führt uns, wo wir irren;
Und dazu treibt ihn sein Gemüt
Und die so reine Vatergüt,
In der uns arme Sünder
Er trägt als seine Kinder.
13.
Ach! wie so oftmals schweigt er still;
Und tut doch, was uns nützet,
Da unterdessen unser Will
Und Herz in Ängsten sitzet,
Sucht hier und dar und findet nichts,
Will sehn, und mangelt doch des Lichts,
Will aus der Angst sich winden
Und kann den Weg nicht finden.
14.
Gott aber geht gerade fort
Auf seinen weisen Wegen;
Er geht und bringt uns an den Port,
Da Sturm und Wind sich legen.
Hernachmals, wenn das Werk geschehn,
Da kann der Mensch alsdann erst sehn,
Was der, so ihn regieret,
In seinem Rat geführet.
15.
Drum, liebes Herz, sei wohlgemut
Und lass von Sorg und Grämen!
Gott hat ein Herz, das nimmer ruht
Dein Bestes vorzunehmen;
Er kann’s nicht lassen, glaube mir,
Sein Eingeweid ist gegen dir
Und uns hier allzusammen
Voll allzusüßer Flammen.
16.
Er hitzt und brennt von Gnad und Treu,
Und also kannst du denken
Wie seinem Mut zu Mute sei
Wenn wir uns oftmals kränken
Mit so vergebner Sorgenbürd,
Als ob er uns nun gänzlich würd
Aus lauterm Zorn und Hassen
Ganz hilf- und trostlos lassen.
17.
Das schlag hinweg und lass dich nicht
So liederlich betören!
Ob gleich nicht allzeit das geschicht,
Was Freude kann vermehren,
So wird doch wahrlich das geschehn
Was Gott dein Vater ausersehn;
Was er dir zu will kehren,
Das wird kein Mensche wehren,
18.
Tu als ein Kind, und lege dich
In deines Vaters Arme;
Bitt ihn und flehe, bis er sich
Dein, wie er pflegt, erbarme;
So wird er dich durch seinen Geist
Auf Wegen, die du jetzt nicht weißt
Nach wohlgehaltnem Ringen
Aus allen Sorgen bringen.
53. CHRISTLICHE ZUFRIEDENHEIT.
In seiner eigenen Melodie.
1.
Nicht so traurig, nicht so sehr,
Meine Seele, sei betrübt,
Dass dir Gott Glück, Gut und Ehr
Nicht so viel, wie andern gibt:
Nimm vorlieb mit deinem Gott,
Hast du Gott, so hat’s nicht Not.
2.
Du noch einzig Menschenkind
Hast ein Recht in dieser Welt:
Alle die geschaffen sind,
Sind nur Gäst’ im fremden Zelt.
Gott ist Herr in seinem Haus,
Wie er will, so teilt er aus.
3.
Bist du doch darum nicht hier,
Dass du Erden haben sollt!
Schau den Himmel über dir,
Da, da ist dein edles Gold,
Da ist Ehre, da ist Freud,
Freud ohn End, Ehr ohne Neid.
4.
Der ist albern, der sich kränkt
Um ein’ Handvoll Eitelkeit,
Wenn ihm Gott dagegen schenkt
Schätze der Beständigkeit:
Bleibt der Zentner dein Gewinn,
Fahr der Heller immer hin.
5.
Schaue alle Güter an,
Die dein Herz für Güter hält;
Keines mit dir gehen kann,
Wann du gehest aus der Welt;
Alles bleibet hinter dir
Wann du trittst ins Grabes Tür.
6.
Aber was die Seele nährt,
Gottes Huld und Christi Blut,
Wird von keiner Zeit verzehrt,
Ist und bleibet allzeit gut:
Erdengut zerfällt und bricht,
Seelengut das schwindet nicht.
7.
Ach, wie bist du doch so blind
Und im Denken unbedacht!
Augen hast du, Menschenkind,
Und hast doch noch nie betracht’
Deiner Augen helles Glas:
Siehe, welch ein Schatz ist das!
8.
Zähle deine Finger her,
Und der andern Glieder Zahl:
Keins ist, das dir unwert wär,
Ehrst und liebst sie allzumal,
Keines gäbst du weg um Gold,
Wenn man dir’s abnehmen wollt.
9.
Nun, so gehe in den Grund
Deines Herzens, das dich lehrt;
Wie viel Gutes alle Stund
Dir von oben wird beschert:
Du hast mehr denn Sand am Meer,
Und willst doch noch immer mehr.
10.
Wüsste der im Himmel lebt,
Dass dir wäre nütz und gut,
Wonach so begierig strebt
Dein verblendtes Fleisch und Blut,
Würde seine Frömmigkeit
Dich nicht lassen unerfreut.
11.
Gott ist deiner Liebe voll
Und von ganzem Herzen treu.
Wenn du wünschest, prüft er wohl
Wie dein Wunsch beschaffen sei:
Ist dir’s gut, so geht er’s ein,
Ist’s dein Schade, spricht er Nein.
12.
Unterdessen trägt sein Geist
Dir in deines Herzens Haus
Manna, das die Engel speist,
Ziert und schmückt es herrlich aus,
Ja, erwählet dir zum Heil
Dich zu seinem Gut und Teil.
13.
Ei, so richte dich empor,
Du betrübtes Angesicht!
Lass das Seufzen, nimm hervor
Deines Glaubens Freudenlicht!
Das behalt, wenn dich die Nacht
Deines Kummers traurig macht.
14.
Setze als ein Himmelssohn
Deinem Willen Maß und Ziel;
Rühre stets vor Gottes Thron
Deines Dankens Saitenspiel,
Weil dir schon gegeben ist
Mehres denn du würdig bist.
15.
Führe deines Lebens Lauf
Allzeit Gottes eingedenk.
Wie es kommt, nimm alles auf
Als ein wohlbedacht Geschenk;
Geht dir’s widrig, lass es gehn,
Gott im Himmel bleibt dir stehn.
54. TROSTGESANG WIDER DAS ÄRGERNIS DER BÖSEN GLÜCKLICHEN WELT.
Mel.: Mein’ Augen schließ ich jetzt in Gottes Namen zu.
1.
Du liebe Unschuld du,
Wie schlecht wirst du geacht’!
Wie oftmals wird dein Tun
Von aller Welt verlacht!
Du dienest deinem Gott,
Hältst dich nach seinen Worten,
Darüber höhnt man dich
Und drückt dich aller Orten.
2.
Du gehst geraden Weg,
Fleuchst vor der krummen Bahn,
Ein andrer tut sich zu,
Und wird ein reicher Mann,
Vermehrt sein kleines Gut,
Füllt Kasten, Boden, Scheunen,
Du bleibst ein armer Tropf
Und darbest samt den Deinen.
3.
Du strafst der Bösen Werk,
Und sagst, was unrecht sei,
Ein andrer übt die Kunst
Der süßen Heuchelei:
Die bringt ihm Lieb und Huld,
Und hebt ihn auf die Höhen,
Du aber bleibst zurück
Und musst da unten stehen.
4.
Du sprichst, die Tugend
Sei der Christen schönste Kron,
Hingegen hält die Welt
Von Reputation:
Wer diese haben will, sagt sie,
Der muss gar eben
Sich schicken in die Zeit
Und gleich den andern leben.
5.
„Du rühmest viel von Gott,
Und streichst gewaltig aus
Den Segen, den er schickt
In seiner Kinder Haus:
Ist denn nun dem also,
So lass doch,“ sagt man, „sehen,
Was ist denn dir für Guts,
Für Glück und Heil geschehen?“
6.
Halt fest, o frommes Herz,
Halt fest und bleib getreu
In Widerwärtigkeit: dein Gott,
Der steht dir bei.
Lass diesen deine Sach
Handhaben, schützen, führen,
So wirst du wohl bestehn
Und endlich triumphieren.
7.
Gefällst du Menschen nicht,
Das ist ein schlechter Schad,
Allg’nug ist’s, wenn du hast
Des ew’gen Vaters Gnad.
Ein Mensch kann doch nicht mehr
Denn irren, fehlen, lügen;
Gott aber ist gerecht,
Sein Urteil kann nicht trügen.
8.
Spricht er nun, „du bist mein,
Dein Tun gefällt mir wohl,“
Wohlan, so sei dein Herz
Getrost und freudenvoll!
Schlag alles in den Wind
Was böse Leute dichten;
Sei still und siehe zu,
Gott wird sie balde richten.
9.
Stolz, Übermut und Pracht
Währt in die Länge nicht:
Wenn’s Glas am hellsten scheint,
Fällt’s auf die Erd und bricht,
Und wenn des Menschen Glück
Am höchsten ist gestiegen,
So stürzt es unter sich
Und muss zu Boden liegen.
10.
Das ungerechte Gut,
Wer’s recht und wohl besieht,
Ist lauter Zentnerlast,
Die Herz, Sinn und Gemüt
Ohn Unterlass beschwert,
Seel und Gewissen dringet,
Und aus der sanften Ruh
In schweres Leiden bringet.
11.
Was hat doch mancher mehr
Denn armer Leute Schweiß?
Was isst und trinket er?
Worin besteht sein Preis,
Als im geraubten Erb
Und armer Witwen Tränen,
Die wie ein dürres Land
Sich nach Erquickung sehnen?
12.
Heißt das nun selig sein?
Ist das die Herrlichkeit?
O, welch ein hartes Wort
Wird über solche Leut
Am Tage des Gerichts
Aus Gottes Thron erschallen,
Wie schändlich wird ihr Ruhm
Und großes Prahlen fallen!
13.
Du aber, der du Gott
Von ganzem Herzen ehrst
Und deine Füße nicht
Von seinen Wegen kehrst,
Wirst in der schönen Schar,
Die Gott mit Manna weidet,
Hergehn, mit Lob und Ehr
Als einem Rock, gekleidet.
14.
Drum fasse deine Seel
Ein wenig mit Geduld,
Fahr immer fort, tu recht,
Leb außer Sündenschuld.
Halt, dass den schönsten Schatz
Dort in dem andern Leben
Des Höchsten milde Hand
Dir werd aus Gnade geben.
15.
Was hier ist in der Welt,
Da sei nur unbemüht:
Wird dir’s ersprießlich sein,
Wie’s Gott am besten sieht,
So glaube du gewiss,
Er wird dir deinen Willen
Schon geben und mit Freud
All dein Begehren stillen.
55. BEI ERSCHEINUNG EINES KOMETEN.
Mel.:
Auf meinen lieben Gott.
Wo soll ich fliehen hin.
1.
Herr, was hast du im Sinn?
Wo denkt dein Eifer hin?
Von was für neuen Plagen
Soll uns der Himmel sagen?
Was soll uns armen Leuten
Der neue Stern bedeuten?
2.
Die Zeichen in der Höh
Erwecken Ach und Weh;
Es hat’s in nächsten Jahren
Die ganze Welt erfahren:
Die brennenden Kometen
Sind traurige Propheten.
3.
Sie brennen in der Luft,
Und unsers Herzens Kluft
Ist blind und kalt zum Guten,
Erkennet nicht die Ruten,
Die uns zu unsern Wunden
Des Höchsten Hand gebunden.
4.
Kein Mensche hört fast mehr,
Was Gottes Geist uns lehr
In seinen heiligen Worten:
Drum muss an vielen Orten
Von großem Zorn und Dräuen
Das Sternenland selbst schreien.
5.
Die Welt hält keine Zucht,
Der Glaub ist in der Flucht;
Die Treu ist hart gebunden,
Die Wahrheit ist verschwunden;
Barmherzig sein und lieben,
Das sieht man selten üben.
6.
Daher wächst Gottes Grimm,
Und dringt mit Ungestüm
Aus seines Eifers Kammer,
Und will mit großem Jammer,
Wo wir uns nicht bekehren,
Uns allesamt verheeren.
7.
Und das will der Prophet,
Der in der Luft da steht,
Uns, die wir sicher leben,
Klar zu verstehen geben
Mit seinem hellen Lichte
Und klarem Angesichte.
8.
Sein Lauf ist gar geschwind;
Ach, Gott! lass unsre Sünd
Uns nicht geschwind hinrücken
Und eilends unterdrücken,
Lass uns der Strafen Haufen
Nicht plötzlich überlaufen!
9.
Dein Strahl ist breit und lang,
Macht uns fast angst und bang
Ach, Jesu! hilf uns allen,
Auf dass nicht auf uns fallen
Die hochbetrübten Zahlen
Der letzten Zornesschalen.
10.
Erhalt uns unsern Herrn,
Den schönen edlen Stern,
Lass uns sein Licht beleuchten,
Lass seinen Tau uns feuchten,
Dass wir uns seiner freuen
Und unter ihm gedeihen.
11.
Lass auch noch immerfort
Dein liebes wertes Wort
In unserm Land und Grenzen
Schön, rein und helle glänzen.
Wenn dein Wort uns nur blicket,
So sind wir g’nug erquicket.
12.
Gedenk an deine Güt,
Und lass doch dein Gemüt
Erweichen von uns Armen;
Regier uns mit Erbarmen,
Damit die bösen Zeichen
Ein gutes End erreichen.
56. ICH WILL DES HERREN ZORN TRAGEN.
Mich. 7.
Mel.:
Frisch auf, mein’ Seel, verzage nicht.
Was mein Gott will, das g’scheh allzeit.
1.
Ich hab’s verdient, was will ich doch
Mich wider Gott viel sperren?
Komm immer her, du Kreuzesjoch
Und bittrer Kelch des Herren!
Ohn Angst und Pein
Mag der nicht sein,
Der wider Gott gehandelt,
Wie ich getan,
Da ich die Bahn
Der schnöden Welt gewandelt.
2.
Ich will des Herren Straf und Zorn
Mit stillem Herzen tragen;
In Sünden bin ich ja geborn,
Hab auch im Sündenwagen
Mit eitler Freud
Oft meine Zeit
Ganz liederlich verzehret,
Gott, meinen Hort,
In seinem Wort
Nicht wie ich soll gehöret.
3.
Ich habe den gebahnten Steg
Verlassen, und geliebet
Den gottsvergessnen Irreweg,
Drum wird auch nun betrübet
Mein Herz und Mut
Durch Gottes Rut:
Er hält ein recht Gerichte
Vor seinem Thron,
Gibt Sold und Lohn
Mit völligem Gewichte.
4.
Gott ist gerecht, doch auch dabei
Sehr fromm und voller Güte,
Die Vaterlieb und Muttertreu,
Die wohnt ihm im Gemüte.
Gott zürnet nicht,
Wie wohl geschicht
Bei uns hier auf der Erden,
Da mancher Mann
Nicht wieder kann
Zur Sühn erweichet werden.
5.
Nein, traun! das ist nicht Gottes Sinn,
Sein Zorn der hat ein Ende,
Wenn wir uns bessern, fällt er hin
Und macht die strengen Hände
Sanft und gelind,
Hört auf, die Sünd
Hier bei uns heimzusuchen.
Gott kehrt den Grimm
Mit Gnaden um
Und segnet nach dem Fluchen.
6.
Das wird fürwahr auch mir geschehn,
Es soll’s ein jeder spüren.
Gott wird einmal zum Rechten sehn
Und meine Sach ausführen.
Sein Angesicht
Wird mich ans Licht
Aus meiner Höhle bringen,
Dass seine Treu
Ich frisch und frei
Erzählen mög und singen.
7.
Drum freut euch nicht, ihr meine Feind’,
Ob ich darnieder liege,
Denn mein Gott wird, eh ihr’s vermeint,
Mir helfen, dass ich siege.
Sein’ heil’ge Hand
Wird meinen Stand
Schon wieder feste gründen.
Es wird sich Freud
Und gute Zeit
Nach trübem Wetter finden.
8.
Ich bin in Not, und weiß doch nicht
Von rechter Not zu sagen;
Denn Gott ist meines Herzens Licht,
Wo der ist, muss es tagen
Auch in der Nacht,
Da sich die Macht
Der Finsternis vermehret:
Wenn dieses Licht
Mir scheint, so bricht
Und fällt, was mich beschweret.
9.
Es kommt die Zeit, und ist nicht weit,
Da will ich jubilieren.
Der aber, der mich jetzt verspeit
Und pfleget zu vexieren
In meiner Not
„Wo ist dein Gott?“
Der wird mit Schanden stehen,
Er wird mit Hohn,
Ich mit der Kron
Der Ehren davon gehen.
57. UM GEDULD IN GROSSEM LEID.
(Nach dem Gebet III, Nr. 27 im Paradies-Gärtlein von Joh. Arnd.)
Mel.:
Herr, straf mich nicht in deinem Zorn.
Es ist das Heil uns kommen her.
1.
Ach! treuer Gott, barmherzigs Herz
Des Güte sich nicht endet,
Ich weiß, dass mir dies Kreuz und Schmerz
Dein’ Hand hat zugewendet;
Ja, Herr, ich weiß, dass diese Last
Du mir aus Lieb erteilet hast
Und gar aus keinem Hasse.
2.
Denn das ist allzeit dein Gebrauch:
Wer Kind ist, muss was leiden,
Und wen du liebst, den stäupst du auch,
Schickst Trauern vor den Freuden;
Führst uns zur Höllen, tust uns weh,
Und führst uns wieder in die Höh,
Und so geht eins ums andre.
3.
Du führst ja wohl recht wunderlich
Die, so dein Herz ergötzen:
Was leben soll, muss erstlich sich
Ins Todes Höhle setzen;
Was steigen soll zur Ehr empor,
Liegt auf der Erd, und muss sich vor
Im Kot und Staube wälzen.
4.
Das hat, Herr, dein geliebter Sohn
Selbst wohl erfahrn auf Erden,
Denn eh er kam zum Ehrenthron,
Musst er gekreuzigt werden.
Er ging durch Trübsal, Angst und Not,
Ja, durch den herben, bittern Tod
Drang er zur Himmelsfreude.
5.
Hat nun dein Sohn, der fromm und recht,
So willig sich ergeben,
Was will ich armer Sündenknecht
Dir viel zuwider streben?
Er ist der Siegel der Geduld,
Und wer sich sehnt nach deiner Huld
Der muss ihm ähnlich werden.
6.
Ach! lieber Vater, wie so schwer
Ist’s, der Vernunft zu gläuben,
Dass du demselben, den du sehr
Schlägst, solltest günstig bleiben?
Wie macht doch Kreuz so lange Zeit,
Wie schwerlich will sich Lieb und Leid
Zusammen lassen reimen?
7.
Was ich nicht kann, das gib du mir,
O höchstes Gut der Frommen!
Gib, dass mir nicht des Glaubens Zier
Durch Trübsal werd entnommen.
Erhalte mich, o starker Hort,
Befest’ge mich in deinem Wort,
Behüte mich vor Murren.
8.
Bin ich ja schwach, lass deine Treu
Mir an die Seite treten,
Hilf, dass ich unverdrossen sei
Zu rufen, seufzen, beten:
So lang ein Herze hofft und gläubt
Und im Gebet beständig bleibt,
So lang ist’s unbezwungen.
9.
Greif mich auch nicht zu heftig an,
Damit ich nicht vergehe;
Du weißt wohl, was ich tragen kann,
Wie’s um mein Leben stehe:
Ich bin ja weder Stahl noch Stein,
Wie balde geht ein Wind herein,
So fall ich hin und sterbe.
10.
Ach, Jesu! der du worden bist
Mein Heil mit deinem Blute,
Du weißt gar wohl, was Kreuze ist,
Und wie dem sei zu Mute,
Den Kreuz und großes Unglück plagt;
Drum wirst du, was mein Herze klagt,
Gar gern zu Herzen fassen.
11.
Ich weiß, du wirst in deinem Sinn
Mit mir Mitleiden haben,
Und mich, wie ich’s jetzt dürftig bin,
Mit Gnad und Hilfe laben.
Ach, stärke meine schwache Hand!
Ach, heil und bring in bessern Stand
Das Straucheln meiner Füße!
12.
Sprich meiner Seel ein Herze zu,
Und tröste mich aufs beste,
Denn du bist ja der Müden Ruh,
Der Schwachen Turm und Feste,
Ein Schatten vor der Sonnenhitz,
Ein’ Hütte, da ich sicher sitz
Im Sturm und Ungewitter.
13.
Und weil ich ja nach deinem Rat
Hier soll ein wenig leiden,
So lass mich auch in deiner Gnad
Als wie ein Schäflein weiden,
Dass ich im Glauben die Geduld
Und durch Geduld dein’ edle Huld
Nach scharfer Prob erhalte.
14.
O heilger Geist, du Freudenöl
Das Gott vom Himmel schicket,
Erfreue mich, gib meiner Seel,
Was Mark und Bein erquicket.
Du bist der Geist der Herrlichkeit,
Weißt, was für Gnade, Trost und Freud
Mein in dem Himmel warte.
15.
Ach! lass mich schauen, wie so schön
Und lieblich sei das Leben,
Das denen, die durch Trübsal gehn,
Du dermaleins wirst geben.
Ein Leben, gegen welchem hier
Die ganze Welt mit ihrer Zier
Durchaus nicht zu vergleichen.
16.
Daselbst wirst du in ewger Lust
Aufs süßte mit mir handeln,
Mein Kreuz, das mir und dir bewusst,
In Freud und Ehre wandeln.
Da wird mein Weinen lauter Wein,
Mein Ächzen lauter Jauchzen sein:
Das glaub ich, hilf mir! Amen.
58. IM KREUZ, WENN GOTT DIE HILFE LANGE VERZEUCHT.
(Nach dem Gebet III, Nr. 26 im Paradies-Gärtlein von Joh. Arnd.)
Mel.: Durch Adams Fall ist ganz verderbt.
1.
Barmherziger Vater, höchster Gott,
Gedenk an deine Worte!
Du sprichst: „Ruf mich an in der Not,
Und klopf an meine Pforte,
So will ich dir
Errettung hier
Nach deinem Wunsch erweisen,
Dass du mit Mund
Und Herzengrund
In Freuden mich sollst preisen.“
2.
Befiehl dem Herrn früh und spat
All deine Weg und Sachen,
Er weiß zu geben Rat und Tat,
Kann alles richtig machen.
Wirf auf ihn hin,
Was dir im Sinn
Liegt, und dein Herz betrübet.
Er ist dein Hirt,
Der wissen wird
Zu schützen, was er liebet.
3.
Der fromme Vater wird sein Kind
In seine Arme fassen,
Und die gerecht und gläubig sind,
Nicht stets in Unruh lassen.
Drum, lieben Leut,
Hofft allezeit
Auf den, der völlig labet;
Dem schüttet aus,
Was ihr im Haus
Und auf dem Herzen habet.
4.
Ach, süßer Hort! wie tröstlich klingt,
Was du versprichst dem Frommen:
„Ich will, wenn Trübsal einher dringt,
Ihm selbst zu Hilfe kommen.
Er liebet mich,
Drum will auch ich
Ihn lieben und beschützen.
Er soll bei mir
Im Schoße hier
Frei aller Sorgen sitzen.“
5.
Der Herr ist allen denen nah,
Die sich zu ihme finden,
Wann sie ihm rufen, steht er da,
Hilft fröhlich überwinden
All Angst und Weh,
Hebt in die Höh,
Die schon darnieder liegen;
Er macht und schafft,
Dass sie viel Kraft
Und große Stärke kriegen.
6.
Fürwahr, wer meinen Namen ehrt,
Spricht Christus, „und fest gläubet,
Des Bitte wird von Gott erhört,
Sein Herzenswunsch bekleibet:
So tret heran
Ein jedermann:
Wer bittet, wird empfangen,
Und wer da sucht,
Der wird die Frucht
Mit großem Nutz erlangen.“
7.
Hört, was dort jener Richter sagt:
„Ich muss die Witwe hören,
Dieweil sie mich so treibt und plagt:
Sollt denn sich Gott nicht kehren
Zu seiner Schar,
Die hier und dar
Bei Nacht und Tage schreien?
Ich sag und halt,
Er wird sie bald
Aus aller Angst befreien.“
8.
Wenn der Gerecht in Nöten weint,
Will Gott ihn fröhlich machen,
Und die zerbrochnen Herzens seind,
Die sollen wieder lachen.
Wer fromm will sein,
Muss in der Pein
Und Jammerstraße wallen.
Doch steht ihm bei
Des Höchsten Treu
Und hilft ihm aus dem allen.
9.
„Ich habe dich ein’n Augenblick,
O liebes Kind, verlassen,
Sieh aber, sieh! mit großem Glück
Und Trost ohn alle Maßen
Will ich dir schon
Die Freudenkron
Aufsetzen und verehren;
Dein kurzes Leid
Soll sich in Freud
Und ewges Heil verkehren.“
10.
Ach, lieber Gott! ach, Vaterherz!
Mein Trost von so viel Jahren!
Wie lässt du mich so manchen Schmerz
Und große Angst erfahren?
Mein Herze schmacht’,
Mein Auge wacht
Und weint sich krank und trübe;
Mein Angesicht
Verliert sein Licht
Vom Seufzen, das ich übe.
11.
Ach, Herr! wie lange willt du mein
So ganz und gar vergessen?
Wie lange soll ich traurig sein
Und mein Leid in mich fressen?
Wie lang ergrimmt
Dein Herz, und nimmt
Dein Antlitz meiner Seelen?
Wie lange soll
Ich sorgenvoll
Mein Herz im Leibe quälen?
12.
Willst du verstoßen ewiglich
Und kein Guts mehr erzeigen?
Soll dein Wort und Verheißung sich
Nun ganz zu Grunde neigen?
Zürnst du so sehr,
Dass du nicht mehr
Dein Heil magst zu mir senden?
Doch, Herr, ich will
Dir halten still,
Dein’ Hand kann alles wenden.
13.
Nach dir, o Herr, verlanget mich
Im Jammer dieser Erden!
Mein Gott, ich harr und hoff auf dich!
Lass nicht zu Schanden werden,
Herr, deinen Freund,
Dass nicht mein Feind
Sich freu und jubiliere!
Gib mir vielmehr,
Dass ich zur Ehr
Erhoben, triumphiere!
14.
Ach Herr! du bist und bleibst auch wohl
Getreu in deinem Sinne;
Darum, wenn ich ja kämpfen soll,
So gib, dass ich gewinne.
Leg auf die Last,
Die du mir hast
Beschlossen, aufzulegen,
Leg auf, doch dass
Auch nicht das Maß
Sei über mein Vermögen.
15.
Du bist ja ungebundner Kraft,
Ein Held, der alles stürzet;
Du hast ein’ Hand, die alles schafft,
Die ist noch unverkürzet.
Herr Zebaoth
Wirst du, mein Gott,
Genannt zu deinen Ehren;
Bist groß von Rat,
Und deiner Tat
Kann keine Stärke wehren.
16.
Du bist der Tröster Israel
Und Retter aus Trübsalen:
Wie kommt’s denn, dass du meine Seel
Jetzt sinken lässt und fallen?
Du stellst und hast
Dich wie ein Gast,
Der fremd ist in dem Lande,
Und wie ein Held,
Dem’s Herz entfällt,
Mit Schimpf und großer Schande.
17.
Nein Herr! ein solcher bist du nicht,
Des ist mein Herz gegründet:
Du stehest fest, der du dein Licht
Hier bei uns angezündet.
Ja, hier hältst du,
Herr, deine Ruh
Bei uns, die nach dir heißen,
Und bist bereit
Zu rechter Zeit
Uns aus der Not zu reißen.
18.
Nun, Herr, nach aller dieser Zahl
Der jetzt erzählten Worte,
Hilf mir, dass ich so manches Mal
Geklopft an deine Pforte!
Hilf, Helfer, mir!
So will ich hier
Dir Freudenopfer bringen,
Auch nachmals dort
Dir fort und fort
Im Himmel herrlich singen.
59. GEDULD IST EUCH VON NÖTEN.
Hebr. 10,35-37.
Mel.:
Nun jauchzet all, ihr Frommen.
Von Gott will ich nicht lassen.
1.
Geduld ist euch vonnöten,
Wenn Sorge, Gram und Leid
Und was euch mehr will töten,
Euch in das Herze schneidt.
O auserwählte Zahl!
Soll euch kein Tod nicht töten,
Ist euch Geduld vonnöten,
Das sag ich noch einmal.
2.
Geduld ist Fleisch und Blute
Ein herb und bittres Kraut.
Wenn unsers Kreuzes Rute
Uns nur ein wenig draut,
Erschrickt der zarte Sinn:
Im Glück ist er verwegen,
Kommt aber Sturm und Regen,
Fällt Herz und Mut dahin.
3.
Geduld ist schwer zu leiden,
Dieweil wir irdisch seind,
Und stets in lautern Freuden
Bei Gott zu sein vermeint,
Der doch sich klar erklärt:
„Ich strafe, die ich liebe,
Und die ich hoch betrübe,
Die halt ich hoch und wert.“
4.
Geduld ist Gottes Gabe
Und seines Geistes Gut:
Der zeucht und löst sich abe,
Sobald er in uns ruht;
Der edle werte Gast
Erlöst uns von dem Zagen
Und hilft uns treulich tragen
Die große Bürd und Last.
5.
Geduld kommt aus dem Glauben
Und hängt an Gottes Wort:
Das lässt sie ihr nicht rauben,
Das ist ihr Heil und Hort.
Das ist ihr hoher Wall,
Da hält sie sich verborgen,
Lässt Gott den Vater sorgen
Und fürchtet keinen Fall.
6.
Geduld setzt ihr Vertrauen
Auf Christi Tod und Schmerz:
Macht Satan ihr ein Grauen:
So fasst sie hier ein Herz,
Und spricht: „Zürn immerhin,
Du wirst mich doch nicht fressen.
Ich bin zu hoch gesessen,
Weil ich in Christo bin.“
7.
Geduld ist wohl zufrieden
Mit Gottes weisem Rat,
Lässt sich nicht leicht ermüden
Durch Aufschub seiner Gnad;
Hält frisch und fröhlich aus,
Lässt sich getrost beschweren,
Und denkt, „wer will’s ihm wehren,
Ist er doch Herr im Haus.“
8.
Geduld kann lange warten,
Vertreibt die lange Weil
In Gottes schönem Garten,
Durchsucht zu ihrem Heil
Das Paradies der Schrift,
Und schützt sich früh und späte
Mit eifrigem Gebete
Vor Satans List und Gift.
9.
Geduld tut Gottes Willen,
Erfüllet sein Gebot,
Und weiß sich fein zu stillen
In aller Feinde Spott.
Es lache, wem’s beliebt:
Wird sie doch nicht Schanden,
Es ist bei ihr vorhanden
Ein Herz, das nichts drauf gibt.
10.
Geduld dient Gott zu Ehren
Und lässt sich nimmermehr
Von seiner Liebe kehren:
Und schlüg er noch so sehr,
So ist sie doch bedacht,
Sein’ heilge Hand zu loben,
Spricht „Gott, der hoch erhoben,
Hat alles wohl gemacht.“
11.
Geduld erhält das Leben,
Vermehrt der Jahre Zahl,
Vertreibt und dämpft daneben
Manch’ Angst und Herzensqual;
Ist wie ein schönes Licht,
Davon wer an ihr hanget
Mit Gottes Hilf erlanget
Ein fröhlichs Angesicht.
12.
Geduld macht große Freude,
Bringt aus dem Himmelsthron
Ein schönes Halsgeschmeide.
Dem Haupt ein’ edle Kron
Und königlichen Hut;
Stillt der Betrübten Tränen
Und füllt das heiße Sehnen
Mit rechtem guten Gut.
13.
Geduld ist mein Verlangen
Und meines Herzens Lust,
Nach der ich oft gegangen:
Das ist dir wohl bewusst,
Herr, voller Gnad und Huld!
Ach! gib mir und gewähre
Mein Bitten: ich begehre
Nichts anders denn Geduld.
14.
Geduld ist meine Bitte,
Die ich sehr oft und viel
Aus dieser Leibeshütte
Zu dir, Herr, schicken will.
Kommt dann der letzte Zug,
So gib durch deine Hände
Auch ein geduldigs Ende,
So hab ich alles gnug.
60. WAS GOTT GEFÄLLT.
Mel.: Erschienen ist der herrlich’ Tag.
1.
Was Gott gefällt, mein frommes Kind,
Nimm fröhlich an; stürmt gleich der Wind
Und braust, dass alles knackt und bricht,
So sei getrost, denn dir geschicht,
Was Gott gefällt.
2.
Der beste Will ist Gottes Will,
Auf diesem ruht man sanft und still;
Da gib dich allzeit frisch hinein,
Begehre nichts denn nur allein,
Was Gott gefällt.
3.
Der klügste Sinn ist Gottes Sinn:
Was Menschen sinnen fället hin,
Wird plötzlich kraftlos, müd und laß,
Tut oft was bös, und selten das,
Was Gott gefällt.
4.
Der frömmste Mut ist Gottes Mut,
Der niemand Arges gönnt und tut:
Er segnet, wenn uns schilt und flucht
Die böse Welt, die nimmer sucht,
Was Gott gefällt.
5.
Das treueste Herz ist Gottes Herz,
Treibt alles Unglück hinterwärts,
Beschirmt und schützet Tag und Nacht
Den, der stets hoch und herrlich acht’,
Was Gott gefällt.
6.
Ach! könnt ich singen, wie ich wohl
Im Herzen wünsch und billig soll,
So wollt ich öffnen meinen Mund,
Und singen jetzo diese Stund,
Was Gott gefällt.
7.
Ich wollt erzählen seinen Rat
Und übergroße Wundertat,
Das süße Heil, die ew’ge Kraft,
Die allenthalben wirkt und schafft,
Was Gott gefällt.
8.
Er ist der Herrscher in der Höh,
Auf ihm steht unser Wohl und Weh;
Er trägt die Welt in seiner Hand,
Hinwieder trägt uns See und Land,
Was Gott gefällt.
9.
Er hält der Elemente Lauf,
Und damit hält er uns auch auf,
Gibt Sommer, Winter, Tag und Nacht,
Dass alles davon lebt und lacht,
Was Gott gefällt.
10.
Sein Heer, die Sterne, Sonn und Mond
Gehn ab und zu, wie sie gewohnt;
Die Erd ist fruchtbar, bringt herfür
Korn, Öl und Most, Brot, Wein und Bier,
Was Gott gefällt.
11.
Sein ist die Weisheit und Verstand,
Ihm ist bewusst und wohlbekannt,
Sowohl wer Böses denkt und übt
Als auch wer Gutes tut und liebt,
Was Gott gefällt.
12.
Sein Häuflein ist ihm lieb und wert;
Sobald es sich zur Sünde kehrt,
So winkt er mit der Vaterrut
Und locket, bis man wieder tut,
Was Gott gefällt.
13.
Was unserm Herzen dienlich sei,
Das weiß sein Herz, ist fromm dabei,
Der keinem jemals Guts versagt
Der Guts gesucht, dem nachgejagt,
Was Gott gefällt.
14.
Ist dem also, so mag die Welt
Behalten, was ihr wohlgefällt.
Du aber, mein Herz, halt genehm,
Und nimm vorlieb mit Gott und dem,
Was Gott gefällt.
15.
Lass andre sich mit stolzem Mut
Erfreuen über großes Gut,
Du aber nimm die Kreuzeslast,
Und sei geduldig, wenn du hast,
Was Gott gefällt.
16.
Lebst du in Sorg und großem Leid,
Hast lauter Gram und keine Freud,
Ei, sei zufrieden! trägst du doch
In diesem sauren Lebensjoch,
Was Gott gefällt.
17.
Musst du viel leiden hier und dort,
So klebe fest an deinem Hort;
Denn alle Welt und Kreatur
Ist unter Gott, kann nichts denn nur,
Was Gott gefällt.
18.
Wirst du veracht’ von jedermann,
Höhnt dich dein Feind und speit dich an,
Sei wohlgemut! dein Jesus Christ,
Erhöhet dich, weil in dir ist,
Was Gott gefällt.
19.
Der Glaub ergreift des Höchsten Huld,
Die Hoffnung bringt und schafft Geduld:
Schleuß beid in deines Herzens Schrein,
So wird dein ew’ges Erbe sein,
Was Gott gefällt.
20.
Dein Erb ist in dem Himmelsthron,
Hier ist dein Zepter, Reich und Kron,
Hier wirst du schmecken, hören, sehn,
Hier wird ohn Ende dir geschehn,
Was Gott gefällt.
61. TROSTGESANG IN SCHWERMUT UND ANFECHTUNG.
Mel.: Christus, der uns selig macht.
1.
Schwing dich auf zu deinem Gott,
Du betrübte Seele!
Warum liegst du Gott zum Spott
In der Schwermutshöhle?
Merkst du nicht des Satans List?
Er will durch sein Kämpfen
Deinen Trost, den Jesus Christ
Dir erworben, dämpfen.
2.
Schüttle deinen Kopf und sprich:
„Fleuch du alte Schlange,
Was erneurst du deinen Stich,
Machst mich angst und bange?
Ist dir doch der Kopf zerknickt,
Und ich bin durchs Leiden
Meines Heilands dir entzückt
In den Saal der Freuden.
3.
Wirfst du mir mein Sünd’gen für?
Wo hat Gott befohlen,
Dass mein Urteil über mir,
Ich bei dir soll holen?
Wer hat dir die Macht geschenkt,
Andre zu verdammen?
Der du selbst doch liegst versenkt
In der Höllen Flammen.“
4.
Hab ich was nicht recht getan,
Ist mir’s leid von Herzen;
Dahingegen nehm ich an
Christi Blut und Schmerzen.
Denn das ist die Ranzion
Meiner Missetaten:
Bring ich dies vor Gottes Thron,
Ist mir wohl geraten.
5.
Christi Unschuld ist mein Ruhm,
Sein Recht meine Krone,
Sein Verdienst mein Eigentum,
Da ich frei in wohne
Als in einem festen Schloss,
Das kein Feind kann fällen,
Brächt er gleich davor Geschoss
Und Gewalt der Höllen.
6.
Stürme, Teufel und du Tod!
Was könnt ihr mir schaden?
Deckt mich doch in meiner Not
Gott mit seiner Gnaden;
Der Gott, der mir seinen Sohn
Selbst verehrt aus Liebe,
Dass der ew’ge Spott und Hohn
Mich nicht dort betrübe.
7.
Schreie, tolle Welt, es sei
Mir Gott nicht gewogen,
Es sei lauter Täuscherei
Und im Grund erlogen:
Wäre mir Gott gram und feind,
Würd er seine Gaben,
Die mein eigen worden seind,
Wohl behalten haben?
8.
Denn, was ist im Himmelszelt,
Was im tiefen Meere,
Was ist Gutes in der Welt,
Da nicht mir gut wäre?
Weme brennt das Sternenlicht?
Wozu ist gegeben
Luft und Wasser? dient es nicht
Mir und meinem Leben?
9.
Weme wird das Erdreich nass
Von dem Tau und Regen?
Weme grünet Laub und Gras?
Weme füllt der Segen
Berg und Tale, Feld und Wald?
Wahrlich, mir zur Freude,
Dass ich meinen Aufenthalt
Hab und Leibesweide.
10.
Meine Seele lebt in mir
Durch die süßen Lehren,
So die Christen mit Begier
Alle Tage hören.
Gott eröffnet früh und spat
Meinen Geist und Sinnen,
Dass sie seines Geistes Gnad
In sich ziehen können.
11.
Was sind der Propheten Wort
Und Apostel Schreiben,
Denn ein Licht am dunkeln Ort
Fackeln, die vertreiben
Meines Herzens Finsternis,
Und in Glaubenssachen
Das Gewissen fein gewiss
Und recht grundfest machen.
12.
Nun auf diesen heil’gen Grund
Bau ich mein Gemüte,
Sehe, wie der Höllenhund
Zwar dawider wüte,
Gleichwohl muss er lassen stehn,
Was Gott aufgerichtet,
Aber schändlich muss vergehn,
Was er selber dichtet.
13.
Ich bin Gottes, Gott ist mein:
Wer ist, der uns scheide?
Dringt das liebe Kreuz herein
Mit dem bittern Leide,
Lass es dringen, kommt es doch
Von geliebten Händen,
Bricht und kriegt geschwind ein Loch,
Wenn es Gott will wenden.
14.
Kinder, die der Vater soll
Ziehn zu allem Guten,
Die gedeihen selten wohl
Ohne Zucht und Ruten;
Bin ich denn nun Gottes Kind,
Warum will ich fliehen,
Wenn er mich von meiner Sünd
Auf was Guts will ziehen?
15.
Es ist herzlich gut gemeint
Mit der Christen Plagen,
Wer hier zeitlich wohl geweint,
Darf nicht ewig klagen,
Sondern hat vollkommne Lust
Dort in Christi Garten,
Dem er einig recht bewusst,
Endlich zu gewarten.
16.
Gottes Kinder säen zwar
Traurig und mit Tränen,
Aber endlich bringt das Jahr,
Wonach sie sich sehnen.
Denn es kommt die Erntezeit
Da sie Garben machen,
Da wird all ihr Gram und Leid
Lauter Freud und Lachen.
17.
Ei so fass, o Christenherz,
Alle deine Schmerzen!
Wirf sie fröhlich hinterwärts,
Lass des Trostes Kerzen
Dich entzünden mehr und mehr!
Gib dem großen Namen
Deines Gottes Preis und Ehr,
Er wird helfen! Amen.
62. GIB DICH ZUFRIEDEN.
In seiner eigenen Melodie.
1.
Gib dich zufrieden und sei stille
In dem Gotte deines Lebens.
In ihm ruht aller Freuden Fülle,
Ohn ihm mühst du dich vergebens.
Er ist dein Quell
Und deine Sonne,
Scheint täglich hell
Zu deiner Wonne:
Gib dich zufrieden.
2.
Er ist voll Lichtes, Trost und Gnaden,
Ungefärbten, treuen Herzens.
Wo er steht, tut dir kein Schaden
Auch die Pein des größten Schmerzens.
Kreuz, Angst und Not
Kann er bald wenden,
Ja auch den Tod
Hat er in Händen:
Gib dich zufrieden.
3.
Wie dir’s und andern oft ergehe,
Ist ihm wahrlich nicht verborgen:
Er sieht und kennet aus der Höhe
Der betrübten Herzen Sorgen,
Er zählt den Lauf
Der heißen Tränen,
Und fasst zu Hauf
All unser Sehnen;
Gib dich zufrieden.
4.
Wenn gar kein Einger mehr auf Erden,
Dessen Treue du darfst trauen,
Alsdann will er dein Treuster werden
Und zu deinem Besten schauen:
Er weiß dein Leid
Und heimlich Grämen,
Auch weiß er Zeit
Dir’s zu benehmen;
Gib dich zufrieden.
5.
Er hört die Seufzer deiner Seelen
Und des Herzens stilles Klagen,
Und was du keinem darfst erzählen,
Magst du Gott gar kühnlich sagen;
Er ist nicht fern,
Steht in der Mitten,
Hört bald und gern
Der Armen Bitten;
Gib dich zufrieden.
6.
Lass dich dein Elend nicht bezwingen,
Halt an Gott, so wirst du siegen:
Ob alle Fluten einher gingen,
Dennoch musst du oben liegen.
Denn wenn du wirst
Zu hoch beschweret,
Hat Gott, dein Fürst,
Dich schon erhöret;
Gib dich zufrieden.
7.
Was sorgst du für dein armes Leben,
Wie du’s halten wollst und nähren?
Der dir das Leben hat gegeben,
Wird auch Unterhalt bescheren.
Er hat ein’ Hand
Voll aller Gaben,
Da See und Land
Sich muss von laben;
Gib dich zufrieden.
8.
Der allen Vöglein in den Wäldern
Ihr bescheidnes Körnlein weiset.
Der Schaf’ und Rinder in den Feldern
Alle Tage tränkt und speiset,
Der wird ja auch
Dich Eingen füllen,
Und deinen Bauch
Zur Notdurft stillen;
Gib dich zufrieden.
9.
Sprich nicht, „ich sehe keine Mittel,
Wo ich such, ist nichts zum besten;“
Denn das ist Gottes Ehrentitel,
Helfen wenn die Not am größten.
Wenn ich und du
Ihn nicht mehr spüren,
Da schickt er zu,
Uns wohl zu führen;
Gib dich zufrieden.
10.
Bleib gleich die Hilf in etwas lange,
Wird sie dennoch endlich kommen,
Macht dir das Harren angst und bange,
Glaube mir, es ist dein Frommen.
Was langsam schleicht,
Fasst man gewisser,
Und was verzeucht,
Ist desto süßer;
Gib dich zufrieden.
11.
Nimm nicht zu Herzen, was die Rotten
Deiner Feinde von dir dichten:
Lass sie nur immer weidlich spotten,
Gott wird’s hören und recht richten.
Ist Gott dein Freund
Und deiner Sachen,
Was kann dein Feind,
Der Mensch, groß machen?
Gib dich zufrieden.
12.
Hat er doch selbst auch wohl das Seine,
Wenn er’s sehen könnt und wollte:
Wo ist ein Glück so klar und reine,
Dem nicht etwas fehlen sollte?
Wo ist ein Haus,
Das könnte sagen:
„Ich weiß durchaus
Von keinen Plagen“;
Gib dich zufrieden.
13.
Es kann und mag nicht anders werden,
Alle Menschen müssen leiden,
Was webt und lebt auf der Erden,
Kann das Unglück nicht vermeiden.
Des Kreuzes Stab
Schlägt unsre Lenden
Bis in das Grab,
Da wird sich’s enden;
Gib dich zufrieden.
14.
Es ist ein Ruhetag vorhanden,
Da uns unser Gott wird lösen;
Er wird uns reißen aus den Banden
Dieses Leibs und allem Bösen.
Es wird einmal
Der Tod herspringen
Und aus der Qual
Uns sämtlich bringen;
Gib dich zufrieden.
15.
Er wird uns bringen zu den Scharen
Der Erwählten und Getreuen,
Die hier mit Frieden abgefahren,
Sich auch nun in Friede freuen,
Da sie den Grund,
Der nicht kann brechen,
Den ew’gen Mund
Selbst hören sprechen:
Gib dich zufrieden.
63. CHRISTLICHES TROST- UND FREUDENLIED.
Röm 8.
Mel.:
Herzlich tut mich erfreuen.
Herzlich tut mich verlangen.
1.
Ist Gott für mich, so trete
Gleich alles wider mich,
So oft ich ruf und bete,
Weicht alles hinter sich.
Hab ich das Haupt zum Freunde
Und bin geliebt bei Gott,
Was kann mir tun der Feinde
Und Widersacher Rott?
2.
Nun weiß und glaub ich feste,
Ich rühm’s auch ohne Scheu,
Dass Gott der Höchst und Beste
Mein Freund und Vater sei,
Und dass in allen Fällen
Er mir zur Rechten steh,
Und dämpfe Sturm und Wellen
Und was mir bringet Weh.
3.
Der Grund, da ich mich gründe,
Ist Christus und sein Blut;
Das machet, dass ich finde
Das ew’ge wahre Gut.
An mir und meinem Leben
Ist nichts auf dieser Erd:
Was Christus mir gegeben,
Das ist der Liebe wert.
4.
Mein Jesus ist mein Ehre,
Mein Glanz und helles Licht,
Wenn der nicht in mir wäre,
So dürft und könnt ich nicht
Vor Gottes Augen stehen
Und vor dem strengen Sitz:
Ich müsste stracks vergehen
Wie Wachs in Feuershitz.
5.
Mein Jesus hat gelöschet,
Was mit sich führt den Tod;
Der ist’s, der mich rein wäschet,
Macht schneeweiß, was ist rot.
In ihm kann ich mich freuen,
Hab einen Heldenmut,
Darf kein Gerichte scheuen,
Wie sonst ein Sünder tut.
6.
Nichts, nichts kann mich verdammen,
Nichts nimmet mir mein Herz;
Die Höll und ihre Flammen
Die sind mir nur ein Scherz.
Kein Urteil mich erschrecket,
Kein Unheil mich betrübt,
Weil mich mit Flügeln decket
Mein Heiland, der mich liebt.
7.
Sein Geist wohnt mir im Herzen,
Regieret meinen Sinn,
Vertreibt mir Sorg und Schmerzen,
Nimmt allen Kummer hin,
Gibt Segen und Gedeihen
Dem, was er in mir schafft,
Hilft mir das Abba schreien
Aus aller meiner Kraft.
8.
Und wenn an meinem Orte
Sich Furcht und Schwachheit findt,
So seufzt und spricht er Worte,
Die unaussprechlich sind
Mir zwar und meinem Munde,
Gott aber wohl bewusst,
Der an des Herzens Grunde
Ersiehet seine Lust.
9.
Sein Geist spricht meinem Geiste
Manch süßes Trostwort zu,
Wie Gott dem Hilfe leiste,
Der bei ihm suchet Ruh,
Und wie er hab erbauet
Ein’ edle neue Stadt,
Da Aug und Herze schauet,
Was es geglaubet hat.
10.
Da ist mein Teil, mein Erbe
Mir prächtig zugericht’.
Wenn ich gleich fall und sterbe,
Fällt doch mein Himmel nicht.
Muss ich auch gleich hier feuchten
Mit Tränen meine Zeit,
Mein Jesus und sein Leuchten
Durchsüßet alles Leid.
11.
Der sich mit dem verbindet,
Den Satan fleucht und hasst,
Der wird verfolgt und findet
Ein’ harte schwere Last
Zu leiden und zu tragen,
Gerät in Hohn und Spott;
Das Kreuz und alle Plagen
Die sind sein täglich Brot.
12.
Das ist mir nicht verborgen,
Doch bin ich unverzagt:
Dich will ich lassen sorgen
Dem ich mich zugesagt;
Es koste Leib und Leben
Und alles, was ich hab,
An dir will ich fest kleben
Und nimmer lassen ab.
13.
Die Welt, die mag zerbrechen,
Du stehst mir ewiglich.
Kein Brennen, Hauen, Stechen
Soll trennen mich und dich;
Kein Hunger und kein Dürsten,
Kein’ Armut, keine Pein,
Kein Zorn der großen Fürsten
Soll mir ein’ Hindrung sein.
14.
Kein Engel, keine Freuden,
Kein Thron, kein’ Herrlichkeit,
Kein Lieben und kein Leiden,
Kein’ Angst, kein Herzeleid:
Was man nur kann erdenken,
Es sei klein oder groß,
Der keines soll mich lenken
Aus deinem Arm und Schoß.
15.
Mein Herze geht in Springen
Und kann nicht traurig sein,
Ist voller Freud und Singen,
Sieht lauter Sonnenschein:
Die Sonne, die mir lachet,
Ist mein Herr Jesus Christ,
Das was mich singend machet,
Ist, was im Himmel ist.
64. CHRISTLICHES FREUDENLIED.
In seiner eigenen Melodie.
1.
Warum sollt ich mich denn grämen?
Hab ich doch, Christum noch,
Wer will mir den nehmen?
Wer will mir den Himmel rauben,
Den mir schon Gottes Sohn
Beigelegt im Glauben?
2.
Nackend lag ich auf dem Boden,
Da ich kam, da ich nahm
Meinen ersten Odem:
Nackend werd ich auch hinziehen,
Wenn ich werd von der Erd
Als ein Schatten fliehen.
3.
Gut und Blut, Leib, Seel und Leben
Ist nicht mein, Gott allein
Ist es, der’s gegeben:
Will er’s wieder zu sich kehren,
Nehm er’s hin, ich will ihn
Dennoch fröhlich ehren.
4.
Schickt er mir ein Kreuz zu tragen,
Dringt herein Angst und Pein,
Sollt ich drum verzagen?
Der es schickt, der wird es wenden,
Er weiß wohl, wie er soll
All mein Unglück enden.
5.
Gott hat mich bei guten Tagen
Oft ergötzt, sollt ich jetzt
Nicht auch etwas tragen?
Fromm ist Gott, und schärft mit Maßen
Sein Gericht, kann mich nicht
Ganz und gar verlassen.
6.
Satan, Welt und ihre Rotten
Können mir nichts mehr hier
Tun, denn meiner spotten.
Lass sie spotten, lass sie lachen;
Gott, mein Heil, wird in Eil
Sie zu Schanden machen.
7.
Unverzagt und ohne Grauen
Soll ein Christ, wo er ist,
Stets sich lassen schauen:
Wollt ihn auch der Tod aufreiben,
Soll der Mut dennoch gut
Und fein stille bleiben.
8.
Kann uns doch kein Tod nicht töten,
Sondern reißt unsern Geist
Aus viel tausend Nöten,
Schleußt das Tor der bittern Leiden,
Und macht Bahn, da man kann
Gehn zur Himmelsfreuden.
9.
Allda will in süßen Schätzen
Ich mein Herz auf den Schmerz
Ewiglich ergötzen.
Hier ist kein recht Gut zu finden;
Was die Welt in sich hält,
Muss im Hui verschwinden.
10.
Was sind dieses Lebens Güter?
Eine Hand voller Sand.
Kummer der Gemüter.
Dort, dort sind die edlen Gaben,
Da mein Hirt Christus wird
Mich ohn Ende laben.
11.
Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden,
Du bist mein, ich bin dein,
Niemand kann uns scheiden.
Ich bin dein, weil du dein Leben
Und dein Blut mir zu gut
In den Tod gegeben.
12.
Du bist mein, weil ich dich fasse
Und dich nicht, o mein Licht,
Aus dem Herzen lasse.
Lass mich, lass mich hingelangen,
Da du mich und ich dich
Leiblich werd umfangen.
65. CHRISTLICHE ERGEBUNG IN GOTTES WILLEN.
Mel.: Was mein Gott will, das gscheh allzeit.
1.
Ich hab in Gottes Herz und Sinn
Mein Herz und Sinn ergeben.
Was böse scheint, ist mir Gewinn,
Der Tod selbst ist mein Leben.
Ich bin ein Sohn
Des, der den Thron
Des Himmels aufgezogen;
Ob er gleich schlägt
Und Kreuz auflegt,
Bleibt doch sein Herz gewogen.
2.
Das kann mir fehlen nimmermehr,
Mein Vater muss mich lieben,
Wenn er mich auch gleich wirft ins Meer,
So will er mich nur üben
Und mein Gemüt
In seiner Güt
Gewöhnen fest zu stehen.
Halt ich dann Stand,
Weiß seine Hand
Mich wieder zu erhöhen.
3.
Ich bin ja von mir selber nicht
Entsprungen noch formieret,
Mein Gott ist’s, der mich zugericht’,
An Leib und Seel gezieret:
Der Seelen Sitz
Mit Sinn und Witz,
Den Leib mit Fleisch und Beinen.
Wer so viel tut,
Des Herz und Mut
Kann’s nimmer böse meinen.
4.
Woher wollt ich mein Aufenthalt
Auf dieser Erd erlangen?
Ich wäre längsten tot und kalt,
Wo mich nicht Gott umfangen
Mit seinem Arm,
Der alles warm,
Gesund und fröhlich machet:
Was er nicht hält,
Das bricht und fällt,
Was er erfreut, das lachet.
5.
Zudem ist Weisheit und Verstand
Bei ihm ohn alle Maßen;
Zeit, Ort und Stund ist ihm bekannt
Zu tun und auch zu lassen.
Er weiß wann Freud,
Er weiß wann Leid
Uns, seinen Kindern, diene;
Und was er tut,
Ist alles gut,
Ob’s noch so traurig schiene.
6.
Du denkest zwar, wenn du nicht hast,
Was Fleisch und Blut begehret,
Als sei mit einer großen Last
Dein Glück und Heil beschweret;
Hast spät und früh
Viel Sorg und Müh
An deinen Wunsch zu kommen:
Und denkest nicht
Dass, was geschicht,
Gescheh in deinen Frommen.
7.
Fürwahr! der dich geschaffen hat
Und ihm zur Ehr erbauet,
Der hat schon längst in seinem Rat
Ersehen und beschauet
Aus wahrer Treu,
Was dienlich sei
Dir und den Deinen allen:
Lass ihm doch zu,
Dass er nur tu
Nach seinem Wohlgefallen.
8.
Wenn’s Gott gefällt, so kann’s nicht sein,
Es wird dich letzt erfreuen.
Was du jetzt nennest Kreuz und Pein,
Wird dir zum Trost gedeihen.
Wart in Geduld,
Die Gnad und Huld
Wird sich doch endlich finden.
All Angst und Qual
Wird auf einmal
Gleich wie ein Dampf verschwinden.
9.
Das Feld kann ohne Ungestüm
Gar keine Früchte tragen:
So fällt auch Menschen Wohlfahrt um
Bei lauter guten Tagen.
Die Aloe
Bringt bittres Weh,
Macht gleichwohl rote Wangen:
So muss ein Herz
Durch Angst und Schmerz
Zu seinem Heil gelangen.
10.
Ei nun, mein Gott, so fall ich dir
Getrost in deine Hände!
Nimm mich, und mach du es mit mir
Bis an mein letztes Ende,
Wie du wohl weißt,
Dass meinem Geist
Dadurch sein Nutz entstehe
Und deine Ehr
Je mehr und mehr
Sich in ihr selbst erhöhe.
11.
Willst du mir geben Sonnenschein,
So nehm ich’s an mit Freuden;
Soll’s aber Kreuz und Unglück sein,
Will ich’s geduldig leiden.
Soll mir allhier
Des Lebens Tür
Noch ferner offen stehen:
Wie du mich führst
Und führen wirst,
So will ich gern mitgehen.
12.
Soll ich denn auch des Todes Weg
Und finstre Straßen reisen,
Wohlan, so tret ich Bahn und Steg,
Den mir dein’ Augen weisen:
Du bist mein Hirt,
Der alles wird
Zu solchem Ende kehren,
Dass ich einmal
In deinem Saal
Dich ewig möge ehren.
66. BEFIEHL DEM HERRN DEINE WEGE
UND HOFFE AUF IHN, ER WIRD’S WOHL MACHEN.
Psalm 37,5.
Mel.:
Herzlich tut mich verlangen.
Ich danke dir, lieber Herre.
1.
Befiehl du deine Wege
Und was dein Herze kränkt
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt:
Der Wolken, Luft und Winden
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.
2.
Dem Herren musst du trauen,
Wenn dir’s soll wohlergehen;
Auf sein Werk musst du schauen,
Wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
Und mit selbsteigner Pein
Lässt Gott ihm gar nichts nehmen,
Es muss erbeten sein.
3.
Dein’ ewge Treu und Gnade,
O Vater! weiß und sieht,
Was gut sei oder schade
Dem sterblichen Geblüt;
Und was du dann erlesen,
Das treibst du, starker Held,
Und bringst zum Stand und Wesen
Was deinem Rat gefällt.
4.
Weg’ hast du allerwegen,
An Mitteln fehlt dir’s nicht;
Dein Tun ist lauter Segen,
Dein Gang ist lauter Licht;
Dein Werk kann niemand hindern,
Dein’ Arbeit darf nicht ruhn,
Wenn du, was deinen Kindern
Ersprießlich ist, willt tun.
5.
Und ob gleich alle Teufel
Hier wollten widerstehn,
So wird doch ohne Zweifel
Gott nicht zurücke gehn:
Was er ihm vorgenommen
Und was er haben will,
Das muss doch endlich kommen
Zu seinem Zweck und Ziel.
6.
Hoff, o du arme Seele,
Hoff und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle
Da dich der Kummer jagt,
Mit großen Gnaden rücken,
Erwarte nur die Zeit,
So wirst du schon erblicken
Die Sonn der schönsten Freud.
7.
Auf, auf! gib deinem Schmerze
Und Sorgen gute Nacht!
Lass fahren, was das Herze
Betrübt und traurig macht!
Bist du doch nicht Regente,
Der alles führen soll:
Gott sitzt im Regimente,
Und führet alles wohl.
8.
Ihn, ihn lass tun und walten,
Er ist ein weiser Fürst,
Und wird sich so verhalten,
Dass du dich wundern wirst,
Wenn er, wie ihm gebühret
Mit wunderbarem Rat
Die Sach hinaus geführet,
Die dich bekümmert hat.
9.
Er wird zwar eine Weile
Mit seinem Trost verziehn,
Und tun an seinem Teile,
Als hätt in seinem Sinn
Er deiner sich begeben,
Und sollst du für und für
In Angst und Nöten schweben,
Und fragt er nichts nach dir.
10.
Wird’s aber sich befinden,
Dass du ihm treu verbleibst,
So wird er dich entbinden,
Da du’s am wengsten gläubst.
Er wird dein Herze lösen
Von der so schweren Last,
Die du zu keinem Bösen
Bisher getragen hast.
11.
Wohl dir, du Kind der Treue!
Du hast und trägst davon
Mit Ruhm und Dankgeschreie
Den Sieg und Ehrenkron.
Gott gibt dir selbst die Palmen
In deine rechte Hand,
Und du singst Freudenpsalmen
Dem, der dein Leid gewandt.
12.
Mach End, o Herr, mach Ende
An aller unsrer Not!
Stärk unsre Füß und Hände,
Und lass bis in den Tod
Uns allzeit deiner Pflege
Und Treu empfohlen sein,
So gehen unsre Wege
Gewiss zum Himmel ein.
67. TROSTGESANG.
Mel.: Es spricht der Unweisen Mund wohl.
1.
Noch dennoch musst du drum nicht ganz
In Traurigkeit versinken:
Gott wird des süßen Trostes Glanz
Schon wieder lassen blinken.
Steh in Geduld, wart in der Still
Und lass Gott machen, was er will,
Er kann’s nicht böse machen.
2.
Ist denn dies unser erstes Mal,
Dass wir betrübet werden?
Was haben wir als Angst und Qual
Bisher gehabt auf Erden?
Wir sind wohl mehr so hoch gekränkt,
Und hat doch Gott uns drauf geschenkt
Ein Stündlein voller Freuden.
3.
So ist’s auch Gottes Meinung nicht,
Wenn er uns Unglück sendet,
Als sollte drum sein Angesicht
Ganz von uns sein gewendet:
Nein, sondern dieses ist sein Rat,
Dass der so ihn verlassen hat
Durchs Unglück wiederkehre.
4.
Denn das ist unsers Fleisches Mut,
Wenn wir in Freuden leben,
Dass wir dann unserm höchsten Gut
Am ersten Urlaub geben;
Wir sind von Erd, und halten wert
Viel mehr, was hier ist auf der Erd,
Denn was im Himmel wohnet.
5.
Drum fährt uns Gott durch unsern Sinn
Und lässt uns Weh geschehen.
Er nimmt oft was uns lieb dahin,
Damit wir aufwärts sehen,
Und uns zu seiner Güt und Macht,
Die wir bisher nicht groß geacht’,
Als Kinder wieder finden.
6.
Tun wir nun das, ist er bereit,
Uns wieder anzunehmen,
Macht aus dem Leide lauter Freud
Und Lachen aus dem Grämen,
Und ist ihm das gar schlechte Kunst;
Wen er umfängt mit Lieb und Gunst,
Dem ist geschwind geholfen.
7.
Drum falle, du betrübtes Heer,
In Demut vor ihm nieder,
Sprich „Herr, wir geben dir die Ehr.
Ach! nimm uns Sünder wieder
In deine Gnade, reiß die Last,
Die du uns aufgeleget hast,
Hinweg, heil unsern Schaden!“
8.
Denn Gnade gehet doch vor Recht,
Zorn muss der Liebe weichen;
Wenn wir erliegen, muss uns schlecht
Gott sein Erbarmen reichen.
Dies ist die Hand, die uns erhält,
Wo wir die lassen, bricht und fällt
All unser Tun in Haufen.
9.
Auf Gottes Liebe musst du stehn
Und dich nicht lassen fällen,
Wenn auch der Himmel ein wollt gehn
Und alle Welt zerschellen:
Gott hat uns Gnade zugesagt,
Sein Wort ist klar, wer sich drauf wagt,
Dem kann es nimmer fehlen.
10.
So darfst du auch an seiner Kraft
Gar keinen Zweifel haben;
Wer ist’s, der alle Dinge schafft?
Wer teilt aus alle Gaben?
Gott tut’s, und das ist auch der Mann,
Der Rat und Mittel finden kann,
Wenn jedermann verzaget.
11.
Dünkt dich die Hilf unmöglich sein,
So sollt du gleichwohl wissen,
Gott räumt uns dieses nimmer ein,
Dass er sich lass einschließen
In unsers Sinnes engen Stall;
Sein Arm ist frei, tut überall
Viel mehr, denn wir verstehen.
12.
Was ist sein ganzes wertes Reich
Denn lauter Wundersachen?
Er hilft und baut, wenn wir uns gleich
Des gar kein’ Hoffnung machen;
Und das ist seines Namens Ruhm,
Den du, wenn du sein Heiligtum
Willt sehen, ihm musst geben.
68. DER 13TE PSALM DAVIDS.
Mel.: Ein’ feste Burg ist unser Gott.
1.
Wie lang, o Herr! wie lange soll
Dein Herze mein vergessen?
Wie lange soll ich jammersvoll
Mein Brot mit Tränen essen?
Wie lange willst du nicht
Mir dein Angesicht
Zu schauen reichen dar?
Willt du denn ganz und gar
Dich nun vor mir verbergen?
2.
Wie lange soll die Trauerhöhl
In Sorgen ich besitzen?
Wie lange soll mein’ arme Seel
In diesem Bade schwitzen?
Soll ich denn alle Tag
Immer lauter Plag,
Die Welt im Gegenteil
Nur lauter Glück und Heil
Nach ihrem Wunsche haben?
3.
Ach! schaue doch von deinem Saal,
Und siehe, wie ich leide!
Mein Herzensweh und große Qual
Ist meines Feindes Freude.
Herr, mein getreuer Hort,
Hör an meine Wort’,
Die ich durch Trübsal hier
Gepresset schütt herfür,
Lass dein Gemüt erweichen!
4.
Erleuchte meiner Augen Licht
Mit deinem Gnadenwinke,
Damit ich in dem Tode nicht
Entschlafe noch versinke.
Gib, dass die böse Rott
Nicht treib ihren Spott
Aus mir und meinem Fall,
Als hätt ich überall
Verspielet und verloren.
5.
Ich steh und hoffe steif und fest
Darauf, dass du die Deinen
Nicht endlich untergehen lässt,
Kannst auch nicht böse meinen.
Ob’s gleich bisweilen scheint,
Als wärst du uns feind
Und gänzlich abgewendt,
So findt sich doch behend
Dein Vaterherze wieder.
6.
Mein Herze lacht vor großer Freud,
Wenn ich bei mir bedenke,
Wie herzlich gern in böser Zeit
Dein Herz sich zu uns lenke.
Der Herr ist frommes Muts
Tut uns nichts denn Guts!
Das ist mein Lobgesang,
Den ihm zum Ehrendank
Ich hier und dort will singen.
69. DER 13TE PSALM DAVIDS.
Mel.: Ach Gott vom Himmel sieh darein.
1.
Ach, Herr! wie lange willt du mein
So ganz und gar vergessen;
Wie lange soll der Sorgenstein
Mich und mein Herze pressen?
Wie lange soll dein Angesicht
Sich von mir wenden? Willt du nicht
Dich meiner mehr erbarmen?
2.
Wie lange soll ich armes Kind.
Der Seelenruh entbehren?
Wie lange soll der Sturm und Wind
Der Herzensangst gewähren.
Wie lange soll mein stolzer Feind,
Der’s niemals gut, stets böse meint,
Sich über mich erheben?
3.
Ach! schaue doch mein Gott und Hort,
Von deiner heil’gen Hütte,
Und höre meiner Klage Wort
Und hochbetrübte Bitte!
Gib meinen Augen Kraft und Macht,
Und lass des Todes finstre Nacht
Mich nicht so bald befallen.
4.
Sonst würde meiner Feinde Mund
Des Ruhms kein Ende machen;
Sie würden mein, als der zu Grund
Und Boden gangen, lachen:
„Da liegt er,“ würden sie mit Freud
Herprahlen, „der uns jederzeit
So viel zu schaffen machte!“
5.
Ich kenne sie, und weiß gar wohl,
Was sie im Schilde führen;
Ihr Herz ist aller Bosheit voll,
Lässt sich nichts Guts regieren.
Du aber bist der fromme Mann,
Herr, mein Gott, der nicht lassen kann,
Die so sich zu dir halten.
6.
Des tröst ich mich, und hoffe drauf,
Du wirst auch mir fromm bleiben,
Und aller bösen Tücke Lauf
Gewaltig hintertreiben.
Mein Herze freut sich, wenn’s bedenkt,
Wie gern du stets dein Heil geschenkt
Dem, der sich dir vertrauet.
7.
Das tu ich, Herr! ich traue dir!
Du bist mein’ ein’ge Freude!
Bewehrest mich, tust wohl an mir
Und führst mich aus dem Leide!
Dafür will ich mein Leben lang
Dir manchen schönen Lobgesang
Zum Dank und Opfer bringen.
70. DER 27STE PSALM DAVIDS.
Mel.:
Es ist das Heil uns kommen her.
Nun freut euch, lieben Christen g’mein.
1.
Gott ist mein Licht, der Herr mein Heil,
Das ich erwählet habe;
Er ist die Kraft, dahin ich eil
Und meine Seele labe.
Was will ich mich denn fürchten nun,
Und wer kann mir doch Schaden tun
Auf dieser ganzen Erden?
2.
Wenn mich die böse Rott anfällt
Und mein Fleisch will verschlingen,
So kann sie dieser starke Held
Gar leicht zu Boden bringen.
Wenn sich auch gleich ein ganzes Heer
Legt um mich her, was ist’s denn mehr?
Mein Gott kann sie bald schlagen.
3.
Eins bitt ich nur, das hätt ich gern,
Wenn mir’s Gott wollte geben:
Dass ich bei ihm als meinem Herrn
Stets wohnen sollt und leben,
Und alle meine Tag und Jahr
In seinem Hause bei der Schar
Der Heiligen verbringen.
4.
Da wollt ich meines Herzens Freud
An seinen Diensten sehen,
Und rühmen wie zur bösen Zeit
Mir so viel Guts geschehen,
Da er mich fleißig hat verdeckt
In seiner Hütten, und versteckt
Auf einen starken Felsen.
5.
Und also wird er ferner noch
Mich wissen zu regieren,
Er wird mich schützen und sehr hoch
In sichre Örter führen.
Mein Haupt wird über meine Feind
Ob sie gleich hoch erhoben seind,
Allzeit erhöhet bleiben.
6.
Dafür will ich denn wiederum
Gott auf das best erhöhen.
Sein Ruhm soll in dem Heiligtum
Aus meinem Munde gehen.
Ich will ihm opfern Dank und Preis,
Ich will sein Lob, so gut ich weiß,
Vor allem Volke singen.
7.
Herr, mein Gott, höre, wie ich schrei
Und seufz in meinem Sinne!
Gib, dass mein Bitten kräftig sei
Und dein Herz eingewinne!
Mein Herz hält dir, o treuer Hort,
Beständig vor dein eigen Wort
„Ihr sollt mein Antlitz suchen.“
8.
Nun such ich jetzt (ach, lass mich nicht
Entgelten meiner Sünden!)
Ich suche, Herr, dein Angesicht,
Das lass mich gnädig finden!
Verstoße ja nicht deinen Knecht,
Denn du bist’s, der mir hilft zu Recht
Und bringt aus allen Nöten.
9.
Mein Vater, Mutter und was hier
Sonst ist von guten Leuten,
Die sind zu schwach und können mir
Nicht treten an die Seiten:
Ich bin entsetzt von aller Welt,
Gott aber nimmt mich in sein Zelt,
Da find ich alle G’nüge.
10.
Herr, mache mir gerade Bahn
Halt mich in deiner Gnade,
Und nimm dich meiner herzlich an,
Dass mir kein Feind nicht schade;
Denn Viel, die reden wider mich,
Und zeugen, das sie ewiglich
Nicht können überweisen.
11.
Noch dennoch hab ich guten Mut,
Und glaube, dass ich werde
Im Lebenslande Gottes Gut
Dort sehn und auf der Erde.
Frisch auf, getrost und unverzagt!
Wer’s nur mit Gott im Glauben wagt,
Der wird den Sieg erhalten.
71. DER 42STE PSALM DAVIDS.
Mel.:
Zion klagt mit Angst und Schmerzen.
Freu dich sehr, o meine Seele.
1.
Wie der Hirsch in großen Dürsten
Schreiet und frisch Wasser sucht,
Also sucht dich, Lebensfürsten,
Meine Seel in ihrer Flucht.
Meine Seele brennt in mir,
Lechzet, dürstet, trägt Begier
Nach dir, o du süßes Leben,
Der mir Leib und Seel gegeben.
2.
Ach! wann werd ich dahin kommen,
Dass ich Gottes Angesicht,
Das gewünschte Licht der Frommen,
Schau mit meiner Augen Licht?
Meine Tränen sind mein Brot
Tag und Nacht in meiner Not,
Wenn mich schmähen meine Spötter
„Wo ist nun dein Gott und Retter?“
3.
Wenn ich denn des innen werde,
Schütt ich mein Herz bei dir aus;
Wollte gerne mit der Herde
Deiner Kinder in dein Haus,
Ja, in dein Haus wollt ich gern
Gehen, und dich, meinen Herrn,
In der Schar, die Opfer bringen,
Mit erhobner Stimme singen.
4.
Was bist du so hoch betrübet
Und voll Unruh, meine Seel?
Harr auf Gott, der herzlich liebet,
Und wohl siehet, was dich quäl!
Ei, ich werd ihm dennoch hier
Fröhlich danken, dass er mir,
Wenn mein Herz ich zu ihm richte,
Hilft mit seinem Angesichte.
5.
Mein Gott, ich bin voller Schande,
Meine Seele voller Leid;
Darum denk ich dein im Lande
Bei dem Jordan, an der Seit,
Da Hermonim hoch herfür
Und hingegen meine Zier,
Zion, ein klein wenig steiget
Und dir Kron und Zepter neiget.
6.
Deines Zornes Fluten sausen
Mit Gewalt auf mich daher;
Dein Gericht und Eifer brausen
Wie das wilde tiefe Meer;
Deine Wellen heben sich
Hoch empor, und haben mich
Mit ergrimmten Wasserwogen
Fast zu Grund hinabgezogen.
7.
Gott der Herr hat mir versprochen,
Wenn es Tag ist, seine Güt,
Und wenn sich die Sonn verkrochen,
Heb ich zu ihm mein Gemüt,
Spreche: „Du mein Fels und Stein,
Gegen welchen alles klein,
Dem ich in dem Schoß gesessen,
Warum hast du mein vergessen?“
8.
Warum muss ich gehn und weinen
Über meiner Feinde Wort?
Es ist mir in meinen Beinen
Durch und durch als wie ein Mord,
Wenn sie sagen: „Wo ist nun
Dein Gott und sein großes Tun,
Davon, wenn du sicher lagest,
Du so hoch zu rühmen pflagest?“
9.
Was bist du so hoch betrübet
Und voll Unruh, meine Seel?
Harr auf Gott, der herzlich liebet,
Und wohl siehet, was dich quäl!
Ei, ich werd ihm dennoch hier
Fröhlich danken für und für,
Dass er meinem Angesichte
Sich selbst gibt zum Heil und Lichte.
72. DER 52STE PSALM DAVIDS.
In seiner eigenen Melodie.
1.
Was trotzest du, stolzer Tyrann,
Dass deine verkehrte Gewalt
Den Armen viel Schaden tun kann?
Verkreuch dich und schweige nur bald!
Denn Gottes des ewigen Güte
Bleibt immer in völliger Blüte,
Und währet noch täglich, und stehet,
Ob alles gleich sonsten vergehet.
2.
Die Zunge, dein schädliches Glied,
Du falscher, verlogener Mund,
Tut manchen gefährlichen Schnitt,
Schlägt alles zu Schanden und wund:
Was Unrecht, das sprichst du mit Freuden
Was recht ist, das kannst du nicht leiden,
Die Wahrheit verdrückst du, die Lügen
Muss Oberhand haben und siegen.
3.
Dein Dichten, dein Trachten, dein Tun
Ist einzig auf Schaden bedacht.
Da ist dir unmöglich zu ruhn,
Du habest denn Böses vollbracht!
Dein Rachen sucht lauter Verderben,
Und wenn nur viel Frommen ersterben
Von deiner vergälleten Zungen,
So meinst du, es sei dir gelungen.
4.
Drum wird dich auch Gottes Gericht
Zerstören, verheeren im Grimm;
Die Rechte, die alles zerbricht
Mit Donner und blitzender Stimm,
Die wird dich zu Grunde zerschlagen,
Und wird dich mit schrecklichen Plagen
Aus deinem bisherigen Bleiben
Samt allen den Deinen vertreiben.
5.
Das werden mit Freuden und Lust
Die frommen Gerechten ersehn,
Die anders bisher nicht gewusst,
Denn ob es nun gänzlich geschehn:
Die werden mit Schrecken dastehen,
Wenn jene zu Grunde vergehen,
Und endlich mit heiligem Lachen
Sich wiederum lustig bei machen.
6.
„Ei, siehe!“ wird’s heißen, „da liegt
Der prächtige, mächtige Mann,
Der stetig mit Erden vergnügt
Den Himmel bei Seite getan:
Vom Reichtum war immer sein Prangen,
Und wenn er die Unschuld gefangen,
So hielt er’s für treffliche Taten;
Ei, siehe! wie ist’s ihm geraten?“
7.
Ich hoffe mit freudigem Geist
Ein anders und besseres Glück;
Denn was mir mein Vater verheißt,
Das bleibet doch nimmer zurück:
Ich werde des Friedens genießen,
Auch wird sich der Segen ergießen
Und mich mit erwünschtem Gedeihen
Samt allen den Meinen erfreuen.
8.
Ich werde nach Weise des Baums,
Der Öle trägt, grünen und blühn,
Mich freuen des seligen Raums,
Den ohne mein eignes Bemühn
Mein Herrscher, mein Helfer, mein Leben
Mir selber zu eigen gegeben
Im Hause da täglich mit Loben,
Sein Name wird herrlich erhoben.
9.
Trotz sei dir, du trotzender Kot!
Ich habe den Höchsten bei mir:
Wo der ist, da hat es nicht Not
Und fürcht ich mich gar nicht vor dir.
Du, mein Gott, kannst alles wohl machen,
Dich setz ich zum Richter der Sachen,
Und weiß es, es wird sich mein Leiden
Bald enden in Jauchzen und Freuden.
73. DER 62STE PSALM DAVIDS.
Mel.: Du, o schönes Weltgebäude.
1.
Meine Seel ist in der Stille,
Tröstet sich des Höchsten Kraft,
Dessen Rat und heilger Wille
Mir bald Rat und Hilfe schafft.
Der kann mehr denn alle Götter
Ist mein Hort, mein Heil, mein Retter,
Dass kein Fall mich stürzen kann,
Tret er noch so heftig an.
2.
Meine Hasser, hört! wie lange
Stellt ihr alle einem nach?
Ihr macht meinem Herzen bange,
Mir zur Ehr und euch zur Schmach;
Hanget wie zerrissne Mauern
Und wie Wände, die nicht dauern
Über mir, und seid bedacht,
Wie ich werde tot gemacht.
3.
Ja, fürwahr, das einge denken,
Die so mir zuwider seind,
Wie sie mir mein Leben senken
Dahin, da kein Licht mehr scheint.
Darum geht ihr Mund aufs Lügen
Und das Herz auf lauter Trügen,
Gute Wort und falsche Tück
Ist ihr bestes Meisterstück.
4.
Dennoch bleib ich ungeschrecket,
Und mein Geist ist unverzagt
In dem Gotte, der mich decket,
Wenn die arge Welt mich plagt.
Auf den harret meine Seele,
Da ist Trost, den ich erwähle,
Da ist Schutz, der mir gefällt
Und Errettung, die mich hält.
5.
Nimmer, nimmer werd ich fallen,
Nimmer werd ich untergehn,
Denn hier ist, der mich vor allen,
Die mich drücken, kann erhöhn:
Bei dem ist mein Heil und Ehre,
Meine Stärke, meine Wehre,
Meine Freud und Zuversicht
Ist nur stets auf Gott gericht’.
6.
Hoffet allzeit, lieben Leute,
Hoffet allzeit stark auf ihn!
Kommt die Hilfe nicht bald heute,
Falle doch der Mut nicht hin,
Sondern schüttet aus dem Herzen
Eures Herzens Sorg und Schmerzen.
Legt sie vor sein Angesicht,
Traut ihm fest und zweifelt nicht.
7.
Gott kann alles Unglück enden,
Wird’s auch herzlich gerne tun
Denen, die sich zu ihm wenden
Und auf seiner Güte ruhn.
Aber Menschenhilf ist nichtig,
Ihr Vermögen ist nicht tüchtig,
Wär es gleich noch eins so groß,
Uns zu machen frei und los.
8.
Große Leute, große Toren,
Prangen sehr und sind doch Kot;
Füllen Sinnen, Aug und Ohren,
Kommt’s zur Tat, so sind sie tot.
Will man ihres Tuns und Sachen
Eine Prob und Rechnung machen,
Nach dem Ausschlag des Gewichts
Sind sie weniger denn nichts.
9.
Lasst sie fahren, lieben Kinder,
Da ist schlechter Vorteil bei!
Habt vor allem, was die Sünder
Frechlich treiben, Furcht und Scheu.
Lasst euch Eitelkeit nicht fangen,
Nach, was nichts ist, nicht verlangen;
Käm auch Gut und Reichtum an,
Ei! so hängt das Herz nicht dran.
10.
Wo das Herz am besten stehe,
Lehrt am besten Gottes Wort
Aus der güldnen Himmelshöhe:
Denn da hör ich fort und fort,
Dass er groß und reich von Kräften,
Rein und heilig in Geschäften,
Gütig dem, der Gutes tut;
Nun, der sei mein schönstes Gut!
74. DER 73STE PSALM DAVIDS.
Mel.:
Es spricht der Unweisen Mund wohl.
Es ist das Heil uns kommen her.
1.
Sei wohlgemut, o Christenseel,
Im Hochmut deiner Feinde!
Es hat das rechte Israel
Noch dennoch Gott zum Freunde.
Wer glaubt und hofft, der wird geliebt,
Von dem, der unsern Herzen gibt
Trost, Friede, Freud und Leben.
2.
Zwar tut es weh und ärgert sehr,
Wenn man vor Augen siehet,
Wie dieser Welt gottloses Heer,
So schön und herrlich blühet;
Sie sind in keiner Todesfahr,
Erleben hier so manches Jahr
Und stehen wie Paläste.
3.
Sie haben Glück, und wissen nicht,
Wie Armen sei zu Mute;
Gold ist ihr Gott, Geld ist ihr Licht,
Sind stolz bei großem Gute.
Sie reden hoch, und das gilt schlecht:
Was andre sagen, klingt nicht recht,
Es ist viel, viel zu wenig.
4.
Des Pöbelvolks unweiser Hauf
Ist auch auf ihrer Seite;
Sie sperren Maul und Nase auf,
Und sprechen „das sind Leute!
Das sind ohn allen Zweifel die,
Die Gott vor allen andern hie
Zu Kindern auserkoren.
5.
Was sollte doch der hohe Gott
Nach jenen andern fragen,
Die sich mit Armut, Kreuz und Not
Bis in die Grube tragen?
Wem hier des Glückes Gunst und Schein
Nicht leuchtet, kann kein Christe sein,
Er ist gewiss verworfen.“
6.
Soll’s denn, mein Gott, vergebens sein,
Dass dich mein Herze liebet?
Ich liebe dich und leide Pein,
Bin dein und doch betrübet.
Ich hätte bald auch so gedacht
Wie jene Rotte, die nichts acht’,
Als was vor Augen pranget.
7.
Sieh aber, sieh! in solchem Sinn
Wär ich zu weit gekommen;
Ich hätte bloß verdammt dahin
Die ganze Schar der Frommen.
Denn hat auch je einmal gelebt
Ein frommer Mensch, der nicht geschwebt
In Kreuz und großen Leiden?
8.
Ich dachte hin, ich dachte her,
Ob ich es möcht ergründen.
Es war mir aber allzu schwer
Den rechten Schluss zu finden,
Bis dass ich ging ins Heiligtum,
Und merkte, wie du, unser Ruhm,
Die Bösen führst zum Ende.
9.
Ihr Gang ist schlüpfrig, glatt ihr Pfad,
Ihr Tritt ist ungewisse;
Du suchst sie heim nach ihrer Tat
Und stürzest ihre Füße:
Im Hui ist alles umgewendt;
Da nehmen sie ein plötzlich End
Und fahren hin mit Schrecken.
10.
Heut grünen sie gleich wie ein Baum,
Ihr Herz ist froh und lachet,
Und morgen sind sie wie ein Traum,
Von dem der Mensch aufwachet,
Ein bloßer Schatt, ein totes Bild,
Das weder Hand noch Auge füllt,
Verschwindt im Augenblicke.
11.
Es mag drum sein, es währe gleich
Mein Kreuz, so lang ich lebe!
Ich hab all g’nug am Himmelreich,
Dahin ich täglich strebe.
Hält mich die Welt gleich als ein Tier,
Ei! lebst du, Gott, doch über mir,
Du bist mein’ Ehr und Krone.
12.
Du heilest meines Herzens Stich
Mit deiner süßen Liebe,
Und wehrst dem Unglück, dass es mich
Nicht allzuhoch betrübe.
Du leitest mich mit deiner Hand
Und wirst mich endlich in den Stand
Der rechten Ehren setzen.
13.
Wenn ich nur dich, o starker Held,
Behalt in meinem Leide,
So acht ich’s nicht, ob gleich zerfällt,
Das große Weltgebäude:
Du bist mein Himmel, und dein Schoß
Bleibt allzeit meine Burg und Schloss,
Wenn diese Erd entweichet.
14.
Wann mir gleich Leib und Seel verschmacht’,
So kann ich doch nicht sterben,
Denn du bist meines Lebens Macht
Und lässt mich nicht verderben.
Was frag ich nach dem Erb und Teil
Auf dieser Welt? du, du, mein Heil,
Du bist mein Teil und Erbe.
15.
Das kann die gottvergessne Rott
Mit Wahrheit nimmer sagen;
Sie weicht von dir, und wird zu Spott,
Verdirbt in großen Plagen.
Mir aber ist’s, wie dir bewusst,
Die größte Freud und höchste Lust,
Dass ich mich zu dir halte.
16.
So will ich nun die Zuversicht
Auf dich beständig setzen,
Es werde mich dein Angesicht
Zu rechter Zeit ergötzen;
Indessen will ich stille ruhn
Und deiner weisen Hände Tun
Mit meinem Munde preisen.
75. DER 85STE PSALM DAVIDS.
In Kriegszeiten.
Mel.: Wär Gott nicht mit uns diese Zeit.
1.
Herr, der du vormals hast dein Land
Mit Gnaden angeblicket,
Und des gefangnen Jakobs Band
Gelöst und ihn erquicket,
Der du die Sünd und Missetat,
Die dein Volk vor begangen hat,
Hast väterlich verziehen:
2.
Herr, der du deines Eifers Glut
Zuvor oft abgewendet,
Und nach dem Zorn das süße Gut
Der Lieb und Huld gesendet:
Ach, frommes Herz! ach, unser Heil!
Nimm weg und heb auf in der Eil,
Was uns anjetzo kränket.
3.
Lösch aus, Herr, deinen großen Grimm
Im Brunnen deiner Gnaden!
Erfreu und tröst uns wiederum
Nach ausgestandnem Schaden!
Willst du denn zürnen ewiglich,
Und sollen deine Fluten sich
Ohn alles End ergießen?
4.
Willst du, o Vater, uns denn nicht
Nun einmal wieder laben?
Und sollen wir an deinem Licht
Nicht wieder Freude haben?
Ach! geuß aus deines Himmels Haus,
Herr, deine Güt und Segen aus
Auf uns und unsre Häuser.
5.
Ach, dass ich hören soll das Wort
Erschallen bald auf Erden,
Dass Friede sollt an allem Ort,
Wo Christen wohnen, werden!
Ach, dass uns Gott doch sagte zu
Des Krieges Schluss, der Waffen Ruh
Und alles Unglücks Ende!
6.
Ach, dass doch diese böse Zeit
Sich stellt’ in guten Tagen,
Damit wir in dem großen Leid
Nicht möchten ganz verzagen!
Doch ist ja Gottes Hilfe nah,
Und seine Gnade stehet da
All denen, die ihn fürchten.
7.
Wenn wir nur fromm sind, wird sich Gott
Schon wieder zu uns wenden,
Den Krieg und alle andre Not
Nach Wunsch und also enden,
Dass seine Ehr in unserm Land
Und überall recht werd erkannt,
Ja stetig bei uns wohne.
8.
Die Güt und Treue werden schön
Einander grüßen müssen,
Gerechtigkeit wird einher gehn,
Und Friede wird sie küssen.
Die Treue wird mit Lust und Freud
Auf Erden blühn, Gerechtigkeit
Wird von dem Himmel schauen.
9.
Der Herr wird uns viel Gutes tun,
Das Land wird Früchte geben,
Und die in seinem Schoße ruhn,
Die werden davon leben;
Gerechtigkeit wird dennoch stehn
Und stets in vollem Schwange gehn
Zur Ehre seines Namens.
76. DER 91STE PSALM DAVIDS.
Mel.: An Wasserflüssen Babylon.
1.
Wer unterm Schirm des Höchsten sitzt,
Der ist sehr wohl bedecket;
Wenn alles donnert, kracht und blitzt,
Bleibt sein Herz ungeschrecket.
Er spricht zum Herrn „du bist mein Licht,
Mein’ Hoffnung, meine Zuversicht,
Mein Turm und starke Feste.
Du rettest mich vons Jägers Strick
Und treibst des Todes Netz zurück
Und schützest mich aufs beste.“
2.
Frisch auf, mein Herz! Gott stärket dich
Mit Kraft auf allen Seiten.
Schau her, wie seine Flügel sich
Ganz über dich ausbreiten!
Sein Schirm umfängt und deckt dich gar,
Sein Schild fängt auf, was hier und dar,
Von Pfeilen fleugt und tobet:
Der Schild ist Gottes wahres Wort,
Der Schirm ist, was der starke Hort
Versprochen und gelobet.
3.
Wenn dich die schwarze Nacht umgibt,
Kannst du fein sicher schlafen:
Des Tages bleibst du unbetrübt
Von deines Feindes Waffen.
Die Peste, die im Finstern schleicht
Und des Mittages umher kreucht,
Wird von dir abgeführet.
Und wenn gleich tausend fallen hier
Und zehen tausend hart bei dir,
Bleibst du doch unberühret.
4.
Hingegen wirst du Lust und Freud
An deinen Feinden sehen,
Wenn ihnen alles Herzeleid
Vom Höchsten wird geschehen:
Wer Gott verlässt, wird wiederum
Verlassen und mit großem Grimm
Zu seiner Zeit geschlagen.
Du aber, der du bleibst bei Gott,
Findst Gnad und darfst in keiner Not
Ohn Hilf und Trost verzagen.
5.
Kein Übels wird zu deiner Hütt
Eingehn und dir begegnen.
Gott wird all deine Tritt und Schritt
Auf deinen Wegen segnen;
Denn er hat seiner Engelschar
Befohlen, dass sie vor Gefahr
Dich gar genau bewahren,
Dass dein Fuß möge sicher sein
Und nicht vielleicht an einen Stein
Zu deinem Schaden fahren.
6.
Du wirst auf wilden Leuen stehn
Und treten auf die Drachen,
Du wirst ihr Gift und scharfe Zähn
In deinem Sinn verlachen:
Das macht’s, dass Gott will bei dir sein,
Der spricht, „mein Knecht begehret mein,
So will ich ihm beispringen;
Er kennet meines Namens Zier,
Drum will ich ihm auch nach Begier
Mein’ Hilf und Rettung bringen.
7.
Er ruft mich an, so will ich ihn
Ganz gnädiglich erhören;
Wenn sein Feind auf ihn aus will ziehn,
So will ich stehn und wehren.
Ich will ihn reißen aus dem Tod,
Ich will ihn nach erlittner Not
Mit großer Ehr ergötzen;
Ich will ihn machen lebenssatt,
Und wenn er g’nug gelebet hat
Ins ew’ge Heil versetzen.“
77. IST NICHT EPHRAIM MEIN TEURER SOHN.
Jerem. 31,30.
Mel.:
Herr, straf mich nicht nach deinem Zorn.
Es ist das Heil uns kommen her.
1.
Ist Ephraim nicht meine Kron
Und meines Herzens Wonne?
Mein trautes Kind, mein teurer Sohn,
Mein Stern und meine Sonne?
Mein’ Augenlust, mein’ edle Blum,
Mein auserwähltes Eigentum
Und meiner Seelen Freude?
2.
Ich hörte seines Seufzens Stimm
Und hochbetrübtes Klagen:
„Mein Gott hat mich,“ spricht Ephraim
„Gestraft und hart geschlagen;
Er sucht mich heim mit harter Zucht:
Das ist mein Lohn, das ist die Frucht
Und Nutzen meiner Sünden.“
3.
Hör alle Welt: Ich bin getreu,
Und halte mein Versprechen.
Was ich geredt, da bleibt es bei,
Mein Wort werd ich nicht brechen.
Das soll mein Ephraim gar bald
Erfahren, und mich dergestalt
Recht aus dem Grund erkennen.
4.
Ich denk noch wohl an meinen Eid,
Den ich geschworen habe,
Da ich aus lauter Gütigkeit
Mich ihm zu eigen gabe;
Ich sprach: „Du hast mein Herz erfüllt
Mit deiner Lieb, ich bin dein Schild,
Ich will’s auch ewig bleiben.
5.
Ich will mit meiner starken Hand
Dich als ein Vater führen.
Dich selbst will ich und auch dein Land
Aufs schönst und beste zieren.
Und wirst du mir gehorsam sein,
So soll dich meines Segens Schein
Ohn alles End erfreuen.
6.
Wo du dich aber bösen Rat
Wirst von mir wenden lassen,
So will ich deine Missetat
Heimsuchen, doch mit Maßen:
Und wenn du wiederkehrst zu mir,
So will ich wieder auch zu dir
Mich mit Erbarmen kehren.“
7.
Nun kehrt zu mir, mein Ephraim,
Sucht Gnad in meinen Armen,
Drum bricht mein Herze gegen ihm
Und muss mich sein erbarmen.
Der Unmut fällt mir mit Gewalt,
Mein Eingeweide hitzt und wallt
In treuer Lieb und Gnade.
8.
Kommt, alle Sünder, kommt zu mir,
Bereuet eure Sünden
Und suchet Gnad an meiner Tür,
Ihr sollt sie reichlich finden!
Wer sich mit Ephraim bekehrt,
Wird auch mit Ephraim erhört,
Und hier und dort getröstet.
78. WAS SOLL ICH AUS DIR MACHEN, EPHRAIM.
Hos. 11,8.9.
Mel.: An Wasserflüssen Babylon.
1.
Was soll ich doch, o Ephraim,
Was soll ich aus dir machen?
Der du so oftmals meinen Grimm
Hast pflegen zu verlachen?
Soll ich dich schützen, Israel?
Soll ich dir deine freche Seel
Hinfürder noch bewahren,
Aus welcher doch von Jugend auf,
Ein solcher großer Sündenhauf
Ohn alle Scheu gefahren?
2.
Sollt ich nicht billig deiner Tat
Und Leben gleich mich stellen,
Und dich wie Sodom, ohne Gnad,
Und wie Adama fällen?
Sollt ich nicht billig meine Glut,
Auf dein verfluchtes Gut und Blut
Wie auf Zeboim schütten,
Dieweil du ja mein Wort und Bahn,
Fast ärger noch, denn sie getan,
Bis hierher überschritten?
3.
Ja, billig sollt ich dich dahin
In alles Herzleid senken.
Allein es will mir nicht zu Sinn,
Ich hab ein andres Denken.
Mein Herze will durchaus nicht dran,
Dass dir es tu, wie du getan,
Es brennt vor Gnad und Liebe;
Mich jammert dein von Herzen sehr,
Und kann nicht sehen, dass das Heer
Der Höllen dich betrübe.
4.
Ich kann und mag nicht, wie du wohl
Verdienet, dich verderben,
Ich bin und bleib Erbarmens voll
Und halte nichts vom Sterben.
Denn ich bin Gott, der treue Gott,
Mit nichten einer aus der Rott
Der bösen Adamskinder,
Die ohne Treu und Glauben seind
Und werden ihren Feinden feind,
Und täglich größre Sünder.
5.
So bin ich nicht, das glaube mir,
Und nimm’s recht zu Gemüte!
Ich bin der Heil’ge unter dir,
Der ich aus lauter Güte
Für meine Feinde in den Tod
Und in des bittern Kreuzes Not
Mich als ein Lamm will geben:
Ich, ich will tragen alle Last,
Die du dir, Mensch, gehäufet hast,
Auf dass du mögest leben.
6.
O heil’ger Herr, o ew’ges Heil,
Versöhner meiner Sünden!
Ach, heil’ge mich, und lass mich Teil
In, bei und an dir finden!
Erwecke mich zur wahren Reu,
Und gib, dass ich dein’ edle Treu
Im festen Glauben fasse;
Auch töte mich durch deinen Tod,
Damit ich allen Sündenkot
Hinfort von Herzen hasse.
79. KOMMT, WIR WOLLEN WIEDER ZUM HERREN.
Hos. 6.
Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen.
1.
Kommt, ihr traurigen Gemüter,
Kommt, wir wollen wiederkehrn
Zu dem Herrscher, dessen Güter
Kein Verderben kann verzehrn,
Dessen Macht kein Unglück fällt,
Dessen Gnade wieder stellt,
Was sein Eifer umgestürzet,
Seine Hand bleibt ungekürzet.
2.
Zwar er hat uns ja zerrissen
Mit ergrimmtem Angesicht,
Und hat, da er uns geschmissen,
Uns erbärmlich zugericht’;
Doch deswegen unverzagt!
Eben der uns schlägt und plagt,
Wird die Wunden unsrer Sünden
Wieder heilen und verbinden.
3.
Alle Not, die uns umfangen,
Springt vor seinem Arm entzwei:
Wenn zwei Tage sind vergangen,
Macht er uns vom Tode frei,
Dass wir, wenn des dritten Licht
Durch des Himmels Fenster bricht,
Fröhlich auf erneuter Erden
Vor ihm stehn und leben werden.
4.
Alsdann wird man acht drauf haben
Und mit großem Fleiße sehn,
Was für Wunder, Gnad und Gaben
Uns von oben her geschehn.
Da wird dieses nur allein
Unsers Herzens Sorge sein,
Dass wir Gott, des wir uns nennen,
Mögen recht und wohl erkennen.
5.
Denn er wird sich zu uns machen,
Wie die schöne Morgenröt,
Über welche Lust und Lachen
Bei der ganzen Welt entsteht;
Er wird kommen uns zur Freud
Eben zu der rechten Zeit,
Voller süßen Kraft und Segen
Wie die früh und spaten Regen.
6.
„Ach, wie will ich dich ergetzen,
O mein hochgeliebtes Volk!
Meine Gnade soll dich netzen
Wie ein’ ausgespannte Wolk’,
Eine Wolke, die das Feld,
Wenn der Morgen weckt die Welt
Und die Sonne noch nicht leuchtet,
Mit dem frischen Tau befeuchtet.“
XII. LOB- UND DANK-LIEDER.
80. NUN DANKET ALLE GOTT.
Sir. 50,34.
Mel.: Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich.
1.
Nun danket all und bringet Ehr,
Ihr Menschen in der Welt,
Dem, dessen Lob der Engel Heer
Im Himmel stets vermeldt.
2.
Ermuntert euch und singt mit Schall,
Gott unserm höchsten Gut,
Der seine Wunder überall
Und große Dinge tut.
3.
Der uns von Mutterleibe an
Frisch und gesund erhält,
Und wo kein Mensch nicht helfen kann,
Sich selbst zum Helfer stellt.
4.
Der, ob wir ihn gleich hochbetrübt,
Doch bleibet gutes Muts,
Die Straf erlässt, die Schuld vergibt
Und tut uns alles Guts.
5.
Er gebe uns ein fröhlichs Herz,
Erfrische Geist und Sinn,
Und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz
Ins Meeres Tiefe hin.
6.
Er lasse seinen Frieden ruhn
In Israelis Land,
Er gebe Glück zu unserm Tun
Und Heil in allem Stand.
7.
Er lasse seine Lieb und Güt
Um, bei und mit uns gehn,
Was aber ängstet und bemüht,
Gar ferne von uns stehn.
8.
So lange dieses Leben währt,
Sei er stets unser Heil
Und bleib auch, wann wir von der Erd
Abscheiden, unser Teil.
9.
Er drücke, wenn das Herze bricht,
Uns unsre Augen zu,
Und zeig uns drauf sein Angesicht
Dort in der ewgen Ruh.
81. SOLLT ICH MEINEM GOTT NICHT SINGEN.
In seiner eigenen Melodie.
Oder:
Lasset uns den Herren preisen.
1.
Sollt ich meinem Gott nicht singen,
Sollt ich ihm nicht fröhlich sein?
Denn ich seh in allen Dingen,
Wie so gut er’s mit mir mein.
Ist doch nichts denn lauter Lieben,
Das sein treues Herze regt,
Das ohn Ende hebt und trägt,
Die in seinem Dienst sich üben.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
2.
Wie ein Adler sein Gefieder
Über seine Jungen streckt,
Also hat auch hin und wieder
Mich des Höchsten Arm gedeckt,
Alsobald im Mutterleibe,
Da er mir mein Wesen gab
Und das Leben, das ich hab
Und noch diese Stunde treibe.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
3.
Sein Sohn ist ihm nicht zu teuer,
Nein, er gibt ihn für mich hin,
Dass er mich vom ewgen Feuer
Durch sein teures Blut gewinn.
O du ungegründter Brunnen!
Wie will doch mein schwacher Geist,
Ob er sich gleich hoch befleißt,
Deine Tief ergründen können?
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
4.
Seinen Geist, den edlen Führer,
Gibt er mir in seinem Wort,
Dass er werde mein Regierer
Durch die Welt zur Himmelspfort,
Dass er mir mein Herz erfülle
Mit dem hellen Glaubenslicht,
Das des Todes Reich zerbricht
Und die Hölle selbst macht stille.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
5.
Meiner Seelen Wohlergehen
Hat er ja recht wohl bedacht,
Will dem Leide Not zustehen,
Nimmt er’s gleichfalls wohl in acht.
Wenn mein können, mein Vermögen
Nichts vermag, nichts helfen kann,
Kommt mein Gott und hebt mir an
Sein Vermögen beizulegen.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
6.
Himmel, Erd und ihre Heere
Hat er mir zum Dienst bestellt:
Wo ich nur mein Aug hinkehre,
Find ich, was mich nährt und hält.
Tier und Kräuter und Getreide
In den Gründen, in der Höh,
In den Büschen, in der See.
Überall ist meine Weide.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
7.
Wenn ich schlafe, wacht sein Sorgen
Und ermuntert mein Gemüt,
Dass ich alle liebe Morgen
Schaue neue Lieb und Güt.
Wäre mein Gott nicht gewesen,
Hätte mich sein Angesicht
Nicht geleitet, wär ich nicht
Aus so mancher Angst genesen.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
8.
Wie so manche schwere Plage
Wird vom Satan ‘rumgeführt,
Die mich doch mein Lebetage
Niemals noch bisher berührt:
Gottes Engel, den er sendet,
Hat das Böse, was der Feind
Anzurichten ist gemeint,
In die Ferne weggewendet.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
9.
Wie ein Vater seinem Kinde
Sein Herz niemals ganz entzeucht,
Ob es gleich bisweilen Sünde
Tut und aus der Bahne weicht,
Also hält auch mein Verbrechen
Mir mein frommer Gott zu gut,
Will mein Fehlen mit der Rut
Und nicht mit dem Schwerte rächen.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
10.
Seine Strafen, seine Schläge,
Ob sie mir gleich bitter seind,
Dennoch, wenn ich’s recht erwäge,
Sind es Zeichen, dass mein Freund,
Der mich liebet, mein gedenke
Und mich von der schnöden Welt,
Die uns hart gefangen hält,
Durch das Kreuze zu ihm lenke.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
11.
Das weiß ich fürwahr und lasse
Mir’s nicht aus dem Sinne gehn:
Christenkreuz hat seine Maße
Und muss endlich stille stehn:
Wenn der Winter ausgeschneiet,
Tritt der schöne Sommer ein;
Also wird auch nach der Pein,
Wer’s erwarten kann, erfreuet.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
12.
Weil denn weder Ziel noch Ende
Sich in Gottes Liebe find’t,
Ei! so heb ich meine Hände,
Zu dir, Vater, als ein Kind,
Bitte, wollst mir Gnade geben,
Dich aus aller meiner Macht
Zu umfangen Tag und Nacht
Hier in meinem ganzen Leben,
Bis ich dich nach dieser Zeit
Lob und lieb in Ewigkeit.
82. DANKLIED FÜR GUTE LEIBESGESUNDHEIT.
Mel.: Christus, der uns selig macht.
1.
Wer wohl auf ist und gesund,
Hebe sein Gemüte
Und erhöhe seinen Mund
Zu des Höchsten Güte:
Lasst uns danken Tag und Nacht
Mit gesunden Liedern
Unserm Gott, der uns bedacht
Mit gesunden Gliedern!
2.
Ein gesundes, frisches Blut
Hat ein fröhlich’s Leben:
Gibt uns Gott dies einge Gut,
Ist uns g’nug gegeben
Hier in dieser armen Welt,
Da die schönsten Gaben
Und des güldnen Himmels Zelt
Wir noch künftig haben.
3.
Wär ich gleich wie Krösus reich,
Hätte Barschaft liegen,
Wär ich Alexandern gleich
An Triumph und Siegen,
Müsste gleichwohl siech und schwach
Pfühl und Betten drücken:
Würd auch mich in Ungemach
All mein Gut erquicken?
4.
Stünde gleich mein ganzer Tisch
Voller Lust und Freude,
Hätt ich Wildbret, Wein und Fisch
Und die ganze Weide,
Die den Hals und Schmack ergetzt:
Wozu würd’ es nützen,
Wenn ich dennoch ausgesetzt
Müsst in Schmerzen sitzen?
5.
Hätt ich aller Ehren Pracht,
Säß im höchsten Stande,
Wär ich mächtig aller Macht
Und ein Herr im Lande,
Mein Leib aber hätte doch
Auf und angenommen
Der betrübten Krankheit Joch:
Was hätt ich für Frommen?
6.
Ich erwähl’ ein Stücklein Brot,
Das mir wohl gedeihet
Vor des roten Goldes Kot,
Da man Ach! bei schreiet.
Schmeckt mir Speis’ und Mahlzeit wohl
Und darf mein nicht schonen,
Halt ich ein Gerichtlein Kohl
Höher denn Melonen.
7.
Samt und Purpur hilft mir nicht
Mein Elende tragen,
Wenn mich Hauptweh, Stein und Gicht
Und die Schwindsucht plagen:
Lieber will ich fröhlich gehn
Im geringen Kleide,
Denn mit Leid und Ängsten stehn
In der schönsten Seide.
8.
Sollt ich stumm und sprachlos sein
Oder lahm an Füßen,
Sollt ich nicht des Tages Schein
Sehen und genießen,
Sollt ich gehen spat und früh
Mit verschlossnen Ohren:
Wollt ich wünschen, dass ich nie
Wär’ ein Mensch geboren.
9.
Lebt ich ohne Rat und Witz,
Wär’ im Haupt verirret,
Hätte meiner Seelen Sitz,
Mein Herz sich verwirret,
Wäre mir mein Mut und Sinn
Niemals guter Dinge:
Wär’ es besser, dass ich hin,
Wo ich her bin, ginge.
10.
Aber nun gebricht mir nichts
An erzählten Stücken:
Ich erfreue mich des Lichts
Und der Sonnen Blicken,
Mein Gesichte sieht sich um,
Mein Gehöre höret,
Wie der Vöglein süße Stimm
Ihren Schöpfer ehret.
11.
Händ und Füße, Herz und Geist,
Sind bei guten Kräften;
Alle mein Vermögen fleußt
Und geht in Geschäften,
Die mein Herrscher hat gestellt,
Hier in meinem Bleiben
Also lang es ihm gefällt,
In der Welt zu treiben.
12.
Ist es Tag, so mach und tu
Ich, was mir gebühret,
Kommt die Nacht und süße Ruh,
Die zum Schlafen führet,
Schlaf und ruh ich unbewegt,
Bis die Sonne wieder
Mit den hellen Strahlen regt
Meine Augenlider.
13.
Habe Dank, du milde Hand,
Die du aus dem Throne
Deines Himmels mir gesandt
Diese schöne Krone,
Deiner Gnad und großen Huld,
Die ich all mein Tage
Niemals hab um dich verschuldt;
Und doch an mir trage!
14.
Gib, so lang ich bei mir hab,
Ein lebendigs Hauchen,
Dass ich solche teure Gab
Auch wohl möge brauchen;
Hilf, dass mein gesunder Mund
Und erfreute Sinnen
Dir zu aller Zeit und Stund,
Alles Liebs beginnen.
15.
Halte mich bei Stärk und Kraft,
Wenn ich nun alt werde,
Bis mein Stündlein hin mich rafft,
In das Grab und Erde.
Gib mir meine Lebenszeit,
Ohne sondres Leiden,
Und dort in der Ewigkeit,
Die vollkommnen Freuden.
83. SCHUTZ GOTTES IN BISHERIGEN GEFÄHRLICHEN KRIEGSZEITEN.
Mel.: Warum betrübst du dich, mein Herz.
1.
Wie ist so groß und schwer die Last,
Die du uns aufgeleget hast,
O aller Götter Gott!
Gott, der du streng und eifrig bist
Dem, der nicht fromm und heilig ist!
2.
Die Last, die ist die Kriegesflut,
So jetzt die Welt mit rotem Blut,
Und heißen Tränen füllt;
Es ist das Feur, das hitzt und brennt,
So weit fast Sonn und Mond sich wendt.
3.
Groß ist die Last, doch ist dabei
Dein starker Schutz und Vatertreu
Uns gar nicht unbekannt:
Du strafst, und mitten in dem Leid
Erzeigst du Lieb und Freundlichkeit.
4.
Wir unsers Teils sind dir verpflicht’
Dafür, dass du dein Heil und Licht,
Uns niemals ganz versagt;
Viel andern hast du abgelohnt,
Uns hast du ja noch oft verschont.
5.
Wie manchmal hat sich hier und dar
Ein großes Wetter der Gefahr
Um uns gezogen auf:
Dein’ Hand, die Erd und Himmel trägt,
Hat Sturm und Wetter beigelegt.
6.
Wie oftmals hat bei Tag und Nacht
Der Feinde List und große Macht
Uns, deine Herd, umringt:
Du aber, o du treuer Hirt,
Hast unsern Wolf zurückgeführt.
7.
Viel unsrer Brüder sind geplagt
Von Haus und Hof dazu verjagt,
Wir aber haben noch
Beim Weinstock und beim Feigenbaum,
Ein jeder seinen Sitz und Raum.
8.
Sieh an, mein Herz! wie Stadt und Land
An vielen Orten ist gewandt
Zum tiefsten Untergang;
Der Menschen Hütten sind verstört,
Die Gotteshäuser umgekehrt.
9.
Bei uns ist ja noch Polizei,
Auch leisten wir noch ohne Scheu
Dem Herren seinen Dienst:
Man lehrt und hört ja fort und fort
Alltäglich bei uns Gottes Wort.
10.
Wer dieses nun nicht will verstehn,
Lässt’s in die Luft und Winde gehn,
Und bei so hellem Licht
Nicht Gottes Gnad und Güt erkennt,
Der ist fürwahr durchaus verblendt.
11.
O frommer Gott, nimm von uns hin
Solch Unvernunft, richt unsern Sinn,
Dass wir zur Dankbarkeit
Mit Lobgesang und süßem Ton
Uns finden stets vor deinem Thron!
12.
Nicht unserm Werk, nicht unserm Tun,
Allein dir, dir, o Gnadenbrunn
Gebührt all Ehr und Ruhm!
Wir haben Zorn und Tod verschuldt,
Du zahlest uns mit Lieb und Huld.
13.
Lass diese Lieb als eine Glut
In uns entzünden Herz und Mut,
Gib engelische Brunst,
Dass alle unsre Äderlein
Zu singen dir bereitet sein.
14.
Lass auch einmal nach so viel Leid
Uns wieder scheinen unsre Freud,
Des Friedens Angesicht,
Das mancher Mensch noch nie einmal
Geschaut in diesem Jammertal.
15.
Sind wir’s nicht wert, so sieh doch an,
Die so kein Unrecht je getan,
Die kleinen Kinderlein:
Solln sie denn in der Wiegen noch
Mittragen solches schweres Joch?
16.
Erbarm dich, o barmherzig’s Herz,
So vieler Seufzer, die der Schmerz
Uns aus dem Herzen zwingt!
Du bist ja Gott und nicht ein Stein:
Wie kannst du denn so harte sein?
17.
Wir sind an bösen Wunden krank,
Voll Eiter, Striemen, Kot und Stank,
Du, Herr! bist unser Arzt:
Geuß ein, geuß ein dein Gnadenöl,
So wird geheilet Leib und Seel.
18.
Nun, du wirst’s tun, das glauben wir,
Obgleich noch wenig scheinen für
Die Mittel in der Welt:
Wenn alle Mittel stille stehn,
Dann pflegt dein Helfen anzugehn.
84. DANKLIED FÜR DIE VERKÜNDIGUNG DES FRIEDENS.
Mel.: Nun lob mein Seel den Herren.
1.
Gottlob, nun ist erschollen
Das edle Fried- und Freudenwort,
Dass nunmehr ruhen sollen
Die Spieß und Schwerter und ihr Mord!
Wohlauf und nimm nun wieder
Dein Saitenspiel hervor,
O Deutschland! und sing Lieder
Im hohen vollen Chor.
Erhebe dein Gemüte
Und danke Gott, und sprich
„Herr, deine Gnad und Güte
Bleibt dennoch ewiglich!“
2.
Wir haben nichts verdienet
Denn schwere Straf und großen Zorn,
Weil stets noch bei uns grünet
Der freche schnöde Sündendorn.
Wir sind fürwahr geschlagen
Mit harter scharfer Rut,
Und dennoch muss man fragen
„Wer ist der Buße tut?“
Wir sind und bleiben böse,
Gott ist und bleibet treu,
Hilft dass sich bei uns löse
Der Krieg und sein Geschrei.
3.
Sei tausendmal willkommen,
Du teure, werte Friedensgab!
Jetzt sehn wir, was für Frommen
Dein Beiunswohnen in sich hab.
In dich hat Gott versenket
All unser Glück und Heil;
Wer dich betrübt und kränket,
Der drückt ihm selbst den Pfeil
Des Herzleids in das Herze,
Und löscht aus Unverstand
Die güldne Freudenkerze
Mit seiner eignen Hand.
4.
Das drückt uns niemand besser
In unsre Seel und Herz hinein,
Denn ihr zerstörten Schlösser
Und Städte voller Schutt und Stein;
Ihr vormals schönen Felder,
Mit frischer Saat bestreut,
Jetzt aber lauter Wälder
Und dürre wüste Heid,
Ihr Gräber, voller Leichen
Und tapfrem Heldenschweiß
Der Helden, derer gleichen
Auf Erden man nicht weiß.
5.
Hier trübe deine Sinnen,
O Mensch, und lass die Tränenbach
Aus beiden Augen rinnen!
Geh in dein Herz und denke nach!
Was Gott bisher gesendet
Das hast du ausgelacht;
Nun hat er sich gewendet,
Und väterlich bedacht,
Vom Grimm und scharfen Dringen
Zu deinem Heil zu ruhn,
Ob er dich möchte zwingen,
Mit Lieb und Gutestun.
6.
Ach, lass dich doch erwecken!
Wach auf! wach auf! du harte Welt,
Eh denn das letzte Schrecken,
Dich schnell und plötzlich überfällt.
Wer aber Christum liebet,
Sei unerschrocknes Muts:
Der Friede, den er gibet,
Bedeutet alles Guts.
Er will die Lehre geben:
Das Ende naht herzu,
Da sollt ihr bei Gott leben
In ew’gem Fried und Ruh.
85. ICH SINGE DIR MIT HERZ UND MUND.
Mel.: Lobt Gott ihr Christen allzugleich.
1.
Ich singe dir mit Herz und Mund,
Herr, meines Herzens Lust!
Ich sing und mach auf Erden kund,
Was mir von dir bewusst.
2.
Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad
Und ew’ge Quelle seist,
Daraus uns allen früh und spat,
Viel Heil und Gutes fleußt.
3.
Was sind wir doch, was haben wir
Auf dieser ganzen Erd,
Das uns, o Vater, nicht von dir
Allein gegeben werd?
4.
Wer hat das schöne Himmelszelt
Hoch über uns gesetzt?
Wer ist es, der uns unser Feld
Mit Tau und Regen netzt?
5.
Wer wärmet uns in Kält und Frost?
Wer schützt uns vor dem Wind?
Wer macht es, dass man Öl und Most,
Zu seinen Zeiten findt?
6.
Wer gibt uns Leben und Geblüt?
Wer hält mit seiner Hand,
Den güldnen, edlen, werten Fried
In unserm Vaterland?
7.
Ach, Herr, mein Gott! das kommt von dir,
Und du musst alles tun;
Du hältst die Wach an unsrer Tür
Und lässt uns sicher ruhn.
8.
Du nährest uns von Jahr zu Jahr,
Bleibst immer fromm und treu,
Und stehst uns, wenn wir in Gefahr
Geraten, herzlich bei.
9.
Du strafst uns Sünder mit Geduld
Und schlägst nicht allzusehr,
Ja endlich nimmst du unsre Schuld
Und wirfst sie in das Meer.
10.
Wenn unser Herze seufzt und schreit,
Wirst du gar leicht erweicht,
Und gibst uns, was uns hoch erfreut
Und dir zu Ehren reicht.
11.
Du zählst, wie oft ein Christe wein’
Und was sein Kummer sei:
Kein Zähr- und Tränlein ist so klein,
Du hebst und legst es bei.
12.
Du füllst des Lebens Mangel aus
Mit dem, das ewig steht,
Und führst uns in des Himmels Haus,
Wenn uns die Erd entgeht.
13.
Wohl auf, mein Herze, sing und spring
Und habe guten Mut!
Dein Gott, der Ursprung aller Ding,
Ist selbst und bleibt dein Gut.
14.
Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil,
Dein Glanz und Freudenlicht,
Dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil,
Schafft Rat und lässt dich nicht.
15.
Was kränkst du dich in deinem Sinn
Und grämst dich Tag und Nacht?
Nimm deine Sorg und wirf sie hin
Auf den, der dich gemacht!
16.
Hat er dich nicht von Jugend auf
Versorget und ernährt?
Wie manchen schweren Unglückslauf
Hat er zurückgekehrt.
17.
Er hat noch niemals was versehn
In seinem Regiment;
Nein, was er tut und lässt geschehn,
Das nimmt ein gutes End.
18.
Ei nun, so lass ihn ferner tun
Und red ihm nichts darein,
So wirst du hier in Frieden ruhn,
Und ewig fröhlich sein.
86. GOTT ALLEIN DIE EHRE.
Mel.: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.
1.
Wie ist es möglich, höchstes Licht,
Dass, weil vor deinem Angesicht
Doch alles muss erblassen,
Ich und mein armes Fleisch und Blut
Dir zu entgegnen ein’gen Mut
Und Herze sollte fassen?
2.
Was bin ich mehr denn Erd und Staub?
Was ist mein Leib denn Gras und Laub?
Was taugt mein ganzes Leben?
Was kann ich, wenn ich alles kann?
Was hab und trag ich um und an,
Denn was du mir gegeben?
3.
Ich bin ein arme Mad und Wurm,
Ein Strohhalm, den ein kleiner Sturm
Gar leichtlich hin kann treiben:
Wenn deine Hand, die alles trägt,
Mich nur ein wenig trifft und schlägt,
So weiß ich nicht zu bleiben.
4.
Herr, ich bin nichts, du aber bist
Der Mann, der alles hat und ist,
In dir steht all mein Wesen:
Wo du mit deiner Hand mich schreckst
Und nicht mit Huld und Gnaden deckst,
So mag ich nicht genesen.
5.
Du bist getreu, ich ungerecht,
Du fromm, ich gar ein böser Knecht,
Und muss mich wahrlich schämen,
Dass ich bei solchem schnöden Stand
Aus deiner milden Vaterhand
Ein einigs Gut soll nehmen.
6.
Ich habe dir von Jugend an
Nichts anders denn Verdruss getan,
Bin sündenvoll geboren,
Und wo du nicht durch deine Treu
Mich wieder machest los und frei,
So wär ich ganz verloren.
7.
Drum sei das Rühmen fern von mir!
Was dir gebührt, das geb ich dir:
Du bist allein zu ehren!
Ach, lass, Herr Jesu! meinen Geist
Und was aus meinem Geiste fleußt,
Zu dir sich allzeit kehren.
8.
Auch wenn ich gleich was wohl gemacht,
So hab ich’s doch nicht selbst vollbracht,
Aus dir ist es entsprungen.
Dir sei auch dafür Ehr und Dank,
Mein Heiland, all mein Leben lang,
Und Lob und Preis gesungen.
87. DANKLIED NACH AUSGESTANDENEM GROSSEM KUMMER UND BETRÜBNIS.
Mel.: Singen wir aus Herzensgrund.
1.
Auf den Nebel folgt die Sonn,
Auf das Trauern Freud und Wonn,
Auf die schwere bittre Pein
Stellt sich Trost und Labsal ein;
Meine Seele, die zuvor
Sank bis zu dem Höllentor,
Steigt nun bis zum Himmelschor.
2.
Der, vor dem die Welt erschrickt,
Hat nur meinen Geist erquickt,
Seine hohe starke Hand
Reißt mich aus der Höllen Band;
Alle seine Lieb und Güt
Überschwemmt mir mein Gemüt
Und erfrischt mir mein Geblüt.
3.
Hab ich vormals Angst gefühlt,
Hat der Gram mein Herz zerwühlt,
Hat der Kummer mich beschwert,
Hat der Satan mich betört:
Ei! so bin ich nunmehr frei,
Heil und Rettung, Schutz und Treu
Steht mir wieder treulich bei.
4.
Nun erfahr ich, schnöder Feind,
Wie du’s habst mit mir gemeint!
Du hast wahrlich mich mit Macht
In dein Netz zu ziehn gedacht.
Hätt ich dir zu viel getraut,
Hättst du, eh ich zugeschaut,
Mir zum Fall ein Sieb gebaut.
5.
Ich erkenne deine List,
Da du mit erfüllet bist.
Du beleugst mir meinen Gott
Und machst seinen Ruhm zu Spott;
Wann er setzt, so wirfst du um,
Wann er spricht, verkehrt dein Grimm,
Seine süße Vaterstimm.
6.
Hoff und wart ich alles Guts,
Bin ich froh und gutes Muts,
Rückst du mir aus meinem Sinn
Alles gute Sinnen hin:
„Gott ist,“ sprichst du, „fern von dir,
Alles Unglück bricht herfür,
Steht und liegt vor deiner Tür.“
7.
Heb dich weg, verlogner Mund!
Hier ist Gott und Gottes Grund,
Hier ist Gottes Angesicht
Und das schöne, helle Licht
Seines Segens, seiner Gnad:
All sein Wort und weiser Rat
Steht vor mir in voller Tat.
8.
Gott lässt keinen traurig stehn,
Noch mit Schimpf zurücke gehn,
Der sich ihm zu eigen schenkt
Und ihn in sein Herze senkt:
Wer auf Gott sein Hoffnung setzt
Findet endlich und zuletzt,
Was ihm Leib und Seel ergötzt.
9.
Kommt’s nicht heute, wie man will,
Sei man nur ein wenig still;
Ist doch morgen auch ein Tag,
Da die Wohlfahrt kommen mag.
Gottes Zeit hält ihren Schritt:
Wann die kommt, kommt unsre Bitt
Und die Freude reichlich mit.
10.
Ach! wie ofte dacht ich doch,
Da mir noch des Trübsals Joch
Auf dem Haupt und Halse saß
Und das Leid mein Herze fraß,
„Nun ist keine Hoffnung mehr,
Auch kein Ruhen, bis ich kehr
In das schwarze Totenmeer.“
11.
Aber mein Gott wandt es bald,
Heilt und hielt mich dergestalt,
Dass ich, was sein Arm getan,
Nimmermehr gnug preisen kann:
Da ich weder hier noch da
Eingen Weg zur Hilfe sah,
Hatt ich seine Hilfe nah.
12.
Als ich furchtsam und verzagt
Mich selbst und mein Herze plagt,
Als ich manche liebe Nacht
Mich mit Wachen krank gemacht,
Als mir aller Mut entfiel,
Tratst du, mein Gott, selbst ins Spiel,
Gabst dem Unfall Maß und Ziel.
13.
Nun, so lang ich in der Welt
Haben werde Haus und Zelt,
Soll mir dieser Wunderschein
Stets vor meinen Augen sein,
Ich will all mein Leben lang
Meinem Gott mit Lobgesang
Hiefür bringen Lob und Dank.
14.
Allen Jammer, allen Schmerz,
Den des ewgen Vaters Herz
Mir schon jetzo zugezählt
Oder künftig auserwählt,
Will ich hier in diesem Lauf
Meines Lebens allzuhauf
Frisch und freudig nehmen auf.
15.
Ich will gehn in Angst und Not,
Ich will gehn bis in den Tod,
Und will gehn ins Grab hinein,
Und doch allzeit fröhlich sein;
Wem der Stärkste bei will stehn,
Wen der Höchste will erhöhn,
Kann nicht ganz zu Grunde gehn.
88. DAS LIED MOSIS.
5. Mos. 32.
Mel.:
Lobet Gott, unsern Herren.
Herzlich tut mich verlangen.
1.
Merkt auf, merkt, Himmel, Erde
Und du, o Meeresgrund,
Was ich jetzt singen werde
Aus Gott heil’gem Mund!
Es fließe meine Lehre
Wie Tau und Regen fleußt;
Wer Ohren hat, der höre
Des Höchsten Wort und Geist!
2.
Es lässt der Herr euch weisen
Sein’ Ehr und Namenszier:
Die soll und will ich preisen,
Das tut auch ihr mit mir,
Er ist ein Gott der Götter,
Ein Tröster in der Not,
Ein Fels, ein einger Retter
Und selbst des Todes Tod.
3.
Sein Tun ist lauter Güte,
Sein Werk ist rein und klar;
Treu ist er am Gemüte,
Im Wort und Reden wahr,
Viel heilger denn die Engel,
Die doch nur recht getan,
Frei aller Fehl und Mängel,
Fern von der Unrechtsbahn.
4.
Er ist gerecht: wir alle
Sind schändlich angesteckt
Mit Adams Sünd und Falle,
Der täglich in uns heckt
Viel böse schwere Taten.
Die unserm großen Gott,
Des kein Mensch kann entraten,
Geraten nur zum Spott.
5.
Die ungeratnen Kinder
Die fallen von ihm ab,
Und werden freche Sünder,
Vergessen aller Gab
Und so viel tausend Güter
Und so viel süßer Gnad,
Die ihnen Gott, ihr Hüter,
So oft erwiesen hat.
6.
Dankst du denn solcher Maßen,
Du toll und töricht Volk,
Dem, der dir regnen lassen
Dein Manna aus der Wolk,
Und aus des Himmels Kammer
Dir Speise zugeschickt,
Damit in deinem Jammer
Dein Herze würd’ erquickt?
7.
Woher hast du dein Leben
Und deines Leibes Bild?
Wer hat das Blut gegeben,
Das dir die Adern füllt?
Ist’s nicht der Herr, dein Schöpfer,
Dein Vater und dein Licht,
Der dich gleich als ein Töpfer
Von Erde zugericht’?
8.
Gedenk und geh zurücke
In die vergangnen Jahr,
Erwäge, was für Glücke
Gott deiner Väter Schar
Erzeigt in schweren Zeiten:
Das ist den Alten kund,
Die werden dir andeuten
Den rechten wahren Grund.
9.
Er stieß die wilden Heiden
Mit seiner starken Hand
Aus ihren fetten Weiden,
Und gab das schöne Land
Des Israels Geschlechte
Zu seines Namens Ruhm
Und Jakob, seinem Knechte,
Zum Erb und Eigentum.
10.
Er fand ihn, wo es heulet
In dürrer Wüstenei,
Er fand ihn und erteilet
Ihm alle Vatertreu;
Er lehrte ihn, was tauge
Und er selbst Tugend heiß’,
Er hielt ihn wie ein Auge
Und sparte keinen Fleiß.
11.
Gleichwie ein Adler sitzet
Auf seiner zarten Brut
Und gar genau beschützet,
Was ihm am Herzen ruht;
Er dehnt die starken Flügel,
Wann er sich hoch erschwingt,
Und über Tal und Hügel
Sein’ edlen Jungen bringt:
12.
So hat sich auch gebreitet
Des Höchsten Lieb und Gnad
Auf Jakob, den er leitet,
Auf dass ihn ja kein Schad
Hier oder da angieße:
Er hub, er trug mit Fleiß,
Bewahrt ihm Gang und Füße
Auf seiner ganzen Reis’.
13.
Er, sein Gott, tat’s alleine
Und sonst kein andrer Gott;
Es gaben Feld und Steine,
Öl, Honig, Wasser, Brot,
Ohn all seine Mühe;
Er hatte guten Mut
Beim Fett der Schaf’ und Kühe
Und trank gut Traubenblut.
14.
Da er nun wohl gegessen,
Vergaß er Gottes Heil,
Und da er des vergessen,
Da ward er frech und geil;
Da seine Not gestillet,
Beschimpft’ er Gottes Ehr,
Und da der Leib gefüllet,
Da ward das Herze leer.
15.
Leer ward es an dem Guten,
Des Bösen ward es voll,
Ließ Götzenopfer bluten,
Und dient’, als wär er toll,
Den schändlichen Feldteufeln,
Und den, an dessen Macht
Die Teufel selbst nicht zweifeln,
Den ließ er aus der Acht.
16.
Er ließ den ewgen Retter
Und gab sich in den Schirm
Der neuerdachten Götter,
Hielt Bestien und Gewürm
Und Bilder von Metallen,
Von Holz, von Stein, von Ton
Den Heiden zu gefallen
Für seiner Seelen Kron.
17.
Als das nun der erkannte,
Der Herz und Nieren kennt,
Da wuchs sein Zorn und brannte
Gleichwie ein Feuer brennt.
Und die er vor so schöne
Geliebt an seinem Teil
Als Töchter und als Söhne,
Die wurden ihm ein Greul.
18.
„Ich will mich“, sprach er, „wenden
Von dieser schnöden Art,
Die so abscheulich schänden
Mich, der ich nichts gespart
An meiner Treu und Güte:
Ich habe recht geliebt,
Dafür wird mein Gemüte
Gekränket und betrübt.
19.
Sie reizen mich mit Sünden:
Was gilt’s? es soll einmal
Sich wieder etwas finden
Zu ihrem Zorn und Qual;
Es werden Völker kommen,
Die blind sind als ein Stein,
Die sollen meine frommen
Und liebsten Kinder sein.
20.
Mein Feuer ist entstanden
Und brennet lichterloh
In meines Volkes Landen,
Die sind ihm wie das Stroh:
Es wird weit um sich greifen
Bis zu der Höllen Grund,
Und alle Frucht abstreifen,
Die auf der Erden stund.
21.
Ich will mit meinen Pfeilen
Sie treiben in den Tod,
Es soll sie übereilen
Schwert, Pest und Hungersnot;
Ich will viel Tiere schicken
Und strenges Schlangengift,
Das soll zermartern, drücken
Und fressen, wen es trifft.
22.
Ich will sie recht belohnen,
Mein Zorn soll gleich ergehn,
Auch derer nicht verschonen,
Die jung, gerad und schön:
Ich will sie all zerstäuben,
Und fragen hier und dort,
„Wo ist denn nun ihr Bleiben?
Welch ist ihr Sitz und Ort?
23.
Doch muss ich gleichwohl scheuen
Den ungereimten Wahn
Der Feinde, die sich freuen,
Als hätten sie’s getan:
Sie bleiben, wie die Narren
Bei ihrem Gaukelspiel.
Und ziehn am Torheitskarren,
Ich tu auch, was ich will.
24.
O, dass mein Volk verstünde
Das edle, schöne Gut,
Das, wenn’s nun seine Sünde
Bereut und Buße tut,
Ihm nachmals wird begegnen!
Denn, was ich jetzt verflucht,
Das will ich wieder segnen,
So bald es Gnade sucht.“
25.
Mein Volk kommt aus dem Weinen,
Sein Feind kommt aus der Ruh,
Ihr’r tausend fliehn vor einem:
Wie geht das immer zu?
Ihr Herr, ihr Fels und Leben
Ist weg aus ihrem Zelt,
Er hat sie übergeben
Zur Flucht ins freie Feld.
26.
Seid froh, ihr treuen Knechte
Des Gottes Israel,
Des Arm und starke Rechte
Euch schützt an Leib und Seel!
Habt fröhliches Vertrauen
Und Glauben, der da siegt,
So wird Gott wieder bauen,
Was jetzt darniederliegt.
27.
Er wird am Feinde rächen,
Was uns zu viel geschehn;
Uns wird er Trost zusprechen
Und wieder lassen sehn
Die Sonne seiner Gnaden:
Die wird in kurzer Zeit,
Des Landes Klag und Schaden
Verkehrn in Glück und Freud.
89. DER 23STE PSALM DAVIDS.
Mel.:
Nun lasst uns Gott den Herren.
Wach auf mein Herz und singe.
1.
Der Herr, der aller Enden
Regiert mit seinen Händen,
Der Brunn der ewgen Güter,
Der ist mein Hirt und Hüter.
2.
So lang ich diesen habe,
Fehlt mir’s an keiner Gabe,
Der Reichtum seiner Fülle
Gibt mir die Füll und Hülle.
3.
Er lässet mich mit Freuden
Auf grüner Aue weiden,
Führt mich zu frischen Quellen
Schafft Rat in schweren Fällen.
4.
Wenn meine Seele zaget
Und sich mit Sorgen plaget,
Weiß er sie zu erquicken,
Aus aller Not zu rücken.
5.
Er lehrt mich tun und lassen,
Führt mich auf rechter Straßen,
Lässt Furcht und Angst sich stillen
Um seines Namens willen.
6.
Und ob ich gleich vor andern
Im finstern Tal muss wandern,
Fürcht ich doch keine Tücke,
Bin frei vorm Ungelücke.
7.
Denn du stehst mir zur Seiten,
Schützt mich vor bösen Leuten,
Dein Stab, Herr, und dein Stecken
Benimmt mir all mein Schrecken.
8.
Du setzest mich zu Tische,
Machst, dass ich mich erfrische,
Wenn mir mein Feind viel Schmerzen,
Erweckt in meinem Herzen.
9.
Du salbst mein Haupt mit Öle
Und füllest meine Seele,
Die leer und durstig saße
Mit vollgeschenktem Maße.
10.
Barmherzigkeit und Gutes
Wird mein Herz gutes Mutes,
Voll Lust, voll Freud und Lachen,
So lang ich lebe, machen.
11.
Ich will dein Diener bleiben
Und dein Lob herrlich treiben,
Im Hause, da du wohnest,
Und Frommsein wohl belohnest.
12.
Ich will dich hier auf Erden
Und dort, wo wir dich werden
Selbst schaun, im Himmel droben,
Hoch preisen, sing’n und loben.
90. DER 30STE PSALM DAVIDS.
Mel.: Aus meines Herzens Grunde.
1.
Ich preise dich und singe,
Herr, deine Wundergnad,
Die mir so große Dinge
Bisher erwiesen hat.
Denn das ist meine Pflicht:
In meinem ganzen Leben
Dir Lob und Dank zu geben,
Mehr hab und kann ich nicht.
2.
Du hast mein Herz erhöhet
Aus mancher tiefen Not;
Den aber, der da gehet
Und suchet meinen Tod,
Und tut mir Herzleid an,
Den hast du weggeschlagen,
So dass er meiner Plagen
Sich nicht erfreuen kann.
3.
Herr, mein Gott, da ich Kranker
Vom Bette zu dir schrei,
Da ward dein Heil mein Anker
Und stund mir treulich bei;
Da andre fuhren hin
Zur finstern Todeshöhle,
Da hieltst du meine Seele
Und mich noch wo ich bin.
4.
Ihr Heiligen, lobsinget
Und danket eurem Herrn,
Der, wenn die Not herdringet
Bald hört, und herzlich gern
Uns Gnad und Hilfe gibt;
Rühmt den, des Hand uns träget,
Und wenn er uns ja schläget,
Nicht allzusehr betrübt.
5.
Gott hat ja Vaterhände,
Und strafet mit Geduld;
Sein Zorn nimmt bald ein Ende,
Sein Herz ist voller Huld
Und gönnt uns lauter Guts:
Den Abend währt das Weinen,
Des Morgens macht das Scheinen
Der Sonn uns gutes Muts.
6.
Ich sprach zur guten Stunde,
Da mir’s noch wohl erging,
„Ich steh auf festem Grunde,
Acht alles Kreuz gering;
Ich werde nimmermehr,
Das weiß ich, niederliegen,
Denn Gott, der nicht kann trügen,
Der liebt mich gar zu sehr.“
7.
Als aber dein Gesichte,
Ach Gott! sich von mir wandt,
Da ward mein Trost zu nichte,
Da lag mein Heldenstand!
Es ward mir angst und bang,
Ich führte schwere Klagen
Mit Zittern und mit Zagen:
„Herr, mein Gott, wie so lang?
8.
Hast du dir vorgenommen,
Mein ewger Feind zu sein?
Was werden dir denn frommen
Die ausgedorrten Bein’,
Und der elende Staub,
Zu welchem in der Erden
Wir werden, wenn wir werden
Des blassen Todes Raub?
9.
So lang ichs Leben habe,
Lobsing ich deiner Ehr,
Dort aber in dem Grabe
Gedenk ich dein nicht mehr:
Drum eil und hilf mir auf,
Und gib mir Kraft zum Leben,
Dafür will ich dir geben
Meins ganzen Lebens Lauf.“
10.
Nun wohl, ich bin erhöret,
Mein Seufzen ist erfüllt,
Mein Kreuz ist umgekehret,
Mein Herzleid ist gestillt,
Mein Grämen hat ein End:
Es ist von meinem Herzen
Der bittern Sorgen Schmerzen
Durch dich, Herr, abgewendt.
11.
Du hast mit mir gehandelt
Noch besser denn ich will.
Mein Klagen ist verwandelt
In eines Reigens Spiel,
Und für das Trauerkleid,
In dem ich vor gestöhnet,
Da hast du mich gekrönet
Mit süßer Lust und Freud.
12.
Auf dass zu deiner Ehre
Mein’ Ehre sich erhüb
Und nimmer stille wäre,
Bis dass ich deine Lieb
Und ungezählte Zahl
Der großen Wunderdinge
Mit ewgen Freuden singe
Im güldnen Himmelssaal.
91. DER 34. PSALM DAVIDS.
Mel.: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.
1.
Ich will erhöhen immerfort
Und preisen meiner Seelen Hort,
Ich will ihn herzlich ehren!
Wer Gott liebt, stimme mit mir ein,
Lasst alle, die betrübet sein,
Ein Freudenliedlein hören!
2.
Gott ist ein Gott, der reichlich tröst’,
Wer ihn nur sucht, der wird erlöst,
Ich hab es selbst erfahren:
So bald man betet oder singt,
Kommt Heil und was uns Freude bringt
Vom Himmel abgefahren.
3.
Der frommen Engel starkes Heer
Zieht fröhlich an, stellt sich zur Wehr,
Ja macht sich selbst zu Mauern;
Da weicht und fleucht die böse Rott,
Der Satan wird zu Hohn und Spott,
Kein Unglück kann da dauern.
4.
Ach, was ist das für Süßigkeit!
Ach, schmecket alle, die ihr seid
Mit Sinnen wohl begabet!
Kein Honig ist mehr auf der Erd
Hinfort des süßen Namens wert,
Gott ist’s, der uns recht labet.
5.
O selges Herz, o selges Haus,
Das alle Lust treibt von sich aus
Und diese Lust beliebet!
All andre Schönheit wird verrückt,
Der aber bleibet stets geschmückt,
Der sich dem Herrn ergibet.
6.
Der Kön’ge Gut, der Fürsten Geld
Ist Nichts und bleibet in der Welt,
Wenn die Besitzer sterben.
Wie oft verarmt ein reicher Mann?
Wer Gott vertraut, bleibt reich und kann
Die ewgen Schätz ererben.
7.
Kommt her, ihr Kinder, hört mir zu,
Ich will euch zeigen, wie ihr Ruh
Und Wohlfahrt könnt erjagen:
Ergebet euch und euren Sinn
Zu Gottes Wohlgefallen hin
In allen euren Tagen.
8.
Bewahrt die Zung, habt solchen Mut,
Der Zank und was zum Zanken tut
Nicht reget, sondern stillet;
So werden eure Tage sein
Mit stillem Fried und süßem Schein
Des Segens überfüllet.
9.
Lass ab vom Bösen, fleuch die Sünd,
O Mensch, und halt dich als ein Kind
Des Vaters in der Höhe.
Du wirst’s erfahren in der Tat,
Wie’s dem, der ihm gefolget hat,
So trefflich wohl ergehe.
10.
Den Frommen ist Gott wieder fromm
Und machet, dass geflossen komm
Auf uns all sein Gedeihen;
Sein Aug ist unser Sonnenlicht,
Sein Ohr ist Tag und Nacht gericht’,
Zu hören unser Schreien.
11.
Zwar wer Gott dient, muss leiden viel
Doch hat sein Leiden Maß und Ziel,
Gott hilft ihm aus dem allen.
Er sorgt für alle seine Bein,
Er hebt sie auf und legt sie ein,
Kein einzig’s muss verfallen.
12.
Gott sieht ins Herz und weiß gar wohl,
Was uns macht Angst und Sorgen voll,
Kein Tränlein fällt vergebens,
Er zählt sie all und legt davor
Uns treulich bei im Himmelschor
All Ehr des ewgen Lebens.
92. DER 71STE PSALM DAVIDS.
Mel.: Du, o schönes Weltgebäude.
1.
Herr, dir trau ich all mein’ Tage,
Lass mich nicht in Schimpf bestehn!
Wie ich von dir glaub und sage,
Also lass mir’s auch ergehn!
Rette mich, lass deine Güte
Mir erfrischen mein Gemüte,
Neige deiner Ohren Treu
Und vernimm mein Angstgeschrei!
2.
Sei mein Aufhalt, lass mich sitzen
Bei dir, o mein starker Hort!
Lass mich deinen Schutz beschützen
Und erfülle mir dein Wort,
Da du selbsten meinem Leben
Dich zum Fels und Burg gegeben.
Hilf mir aus des Heuchlers Band
Und des Ungerechten Hand.
3.
Denn dich hab ich auserlesen
Von der zarten Jugend an.
Dein Arm ist mein Trost gewesen,
Herr, so lang ich denken kann.
Auf dich hab ich mich erwogen,
Alsbald du mich der entzogen
Der ich, ehe Nacht und Tag
Mich erblickt, im Leibe lag.
4.
Von dir ist mein Ruhm, mein Sagen,
Dein erwähn ich immer zu.
Viel die spotten meiner Plagen,
Höhnen, was ich red und tu:
Aber du bist meine Stärke:
Wenn ich Angst und Trübsal merke,
Lauf ich dich an: gönne mir
Fröhlich stets zu sein in dir.
5.
Stoß mich nicht von deiner Seiten,
Wenn mein hohes Alter kommt,
Da die schwachen Tritte gleiten
Und man Trost vom Stecken nimmt,
Da greif du mir an die Arme;
Fall ich nieder, so erbarme
Du dich, hilf mir in die Höh
Und halt, bis ich wieder steh.
6.
Mach es nicht, wie mir’s die gönnen,
Die mein’ abgesagten Feind’,
Auch mir, wo sie immer können,
Mit Gewalt zuwider seind,
Sprechen: „Auf! lasst uns ihn fassen,
Sein Gott hat ihn ganz verlassen,
Jagt und schlagt ihn immerhin,
Niemand schützt und rettet ihn.“
7.
Ach! mein Helfer, sei nicht ferne,
Komm und eile doch zu mir!
Hilf mir, mein Gott, bald und gerne,
Zeuch mich aus der Not herfür,
Dass sich meine Feinde schämen
Und vor Hohn und Schande grämen,
Ich hingegen lustig sei
Über mir erwies’ne Treu.
8.
Mein Herz soll dir allzeit bringen
Deines Ruhms gebührlich Teil,
Auch soll meine Zungen singen
Täglich dein unzählig Heil.
Ich bin stark, herein zu gehen,
Unerschrocken da zu stehen,
Durch des großen Herrschers Kraft,
Der die Welt und alles schafft.
9.
Herr, ich preise deine Tugend,
Wahrheit und Gerechtigkeit,
Die mich schon in meiner Jugend
Hoch ergötzet und erfreut.
Hast mich als ein Kind ernähret,
Deine Furcht dabei gelehret,
Oftmals wunderlich bedeckt,
Dass mein Feind mich nicht erschreckt.
10.
Fahre fort, o mein Erhalter,
Fahre fort und lass mich nicht
In dem hohen grauen Alter,
Wenn mir Lebenskraft gebricht!
Lass mein Leben in dir leben,
Bis ich Unterricht kann geben
Kindeskindern, dass dein’ Hand
Ihnen gleichfalls sei bekannt.
11.
Gott, du bist sehr hoch zu loben,
Dir ist nirgend etwas gleich
Weder hier bei uns, noch oben
In dem Stern- und Engelreich.
Dein Tun ist nicht auszusprechen,
Deinen Rat kann niemand brechen,
Alles liegt in deinem Schoß
Und dein Werk ist alles groß.
12.
Du ergibst mich großen Nöten,
Gibst auch wieder große Freud.
Heute lässt du mich ertöten,
Morgen ist die Lebenszeit,
Da ermunterst du mich wieder
Und erneuerst meine Glieder,
Holst sie aus der Erdenkluft,
Gibst dem Herzen wieder Luft.
13.
Such ich Trost und finde keinen,
Balde werd ich wieder groß.
Dein Trost trocknet mir mein Weinen,
Das mir aus den Augen floss.
Ich selbst werde wie ganz neue,
Sing und klinge deine Treue,
Meines Lebens einges Ziel,
Auf der Harf und Psalterspiel.
14.
Ich bin durch und durch entzündet,
Fröhlich ist, was in mir ist.
Alle mein Geblüt empfindet
Dein Heil, das du selber bist.
Ich steh im gewünschten Stande,
Mein Feind ist voll Scham und Schande,
Der mein Unglück hat gesucht,
Leidet, was er mir geflucht.
93. DER 111TE PSALM DAVIDS.
Mel.:
Nun jauchzet all, ihr Frommen.
Aus meines Herzens Grunde.
1.
Ich will mit Danken kommen
In den gemeinen Rat
Der rechten wahren Frommen,
Die Gottes Rat und Tat
Mit süßem Lob erhöhn;
Zu denen will ich treten,
Da soll mein Dank und Beten
Von ganzem Herzen gehn.
2.
Groß ist der Herr und mächtig,
Groß ist auch, was er macht;
Wer aufmerkt und andächtig
Nimmt seine Werk’ in acht,
Hat eitel Lust daran:
Was seine Weisheit setzet
Und ordnet, das ergötzet
Und ist sehr wohlgetan.
3.
Sein Heil und große Güte
Steht fest und unbewegt;
Damit auch dem Gemüte,
Das uns im Herzen schlägt,
Dieselbe nicht entweich,
Hat er zum Glaubenszunder
Ein Denkmal seiner Wunder
Gestif’t in seinem Reich.
4.
Gott ist voll Gnad und Gaben,
Gibt Speis’ aus milder Hand,
Die Seinen wohl zu laben,
Die ihm allein bekannt;
Denkt stets an seinen Bund,
Gibt denen, die er weiden
Will, mit dem Erb der Heiden,
All seine Taten kund.
5.
Das Wirken seiner Hände
Und was er uns gebeut,
Das hat ein gutes Ende,
Bringt rechten Trost und Freud
Und Wahrheit, die nicht treugt.
Gott leitet seine Knechte
In dem rechtschaffnen Rechte,
Das sich zum Leben neigt.
6.
Sein Herz lässt ihn nicht reuen,
Was uns sein Mund verspricht,
Gibt redlich und mit Treuen
Was unser Unglück bricht,
Ist freudig, unverzagt,
Uns alle zu erlösen
Vom Kreuz und allem Bösen,
Das seine Kinder plagt.
7.
Sein Wort ist wohl gegründet,
Sein Mund ist rein und klar,
Wozu er sich verbindet,
Das macht erst fest und wahr
Und wird ihm gar nicht schwer;
Sein Name, den er führet
Ist heilig und gezieret
Mit großem Lob und Ehr.
8.
Die Furcht des Herren gibet
Den ersten besten Grund
Der Weisheit, die Gott liebet
Und rühmt mit seinem Mund.
O wie klug ist der Sinn
Der diesen Weg verstehet
Und fleißig darauf gehet!
Des Lob fällt nimmer hin.
94. DER 116. PSALM DAVIDS.
Mel.: Ein’ feste Burg ist unser Gott.
1.
Das ist mir lieb, dass Gott mein Hort
So treulich bei mir stehet:
Wenn ich ihn bitte, wird kein Wort
In meiner Bitt verschmähet.
Des schwarzen Todes Hand
Samt der Höllen Band,
Umgaben überall
Mein Herz mit Angst und Qual,
Doch hat mir Gott geholfen.
2.
Ich kam in Jammer und in Not,
Ich sank fast gar zu Grunde,
Und da ich sank, rief ich zu Gott
Mit Herzen und mit Munde:
„O Herr, ich weiß, du wirst
Als des Lebens Fürst,
Schon führen meine Sach!“
Und wie ich bat und sprach,
So ist’s auch nun geschehen.
3.
Sei wieder froh und gutes Muts,
Mein Herze, sei zufrieden!
Der Herr, der tut dir alles Guts,
Durch ihn ist nun geschieden,
Und ferne weggebracht,
Was mich traurig macht;
Er hat mich aus dem Loch
Und schweren Todesjoch
Mit seiner Hand gerissen.
4.
Mein Aug ist nun von Tränen frei,
Mein Fuß von seinem Gleiten;
Das will ich sagen ohne Scheu
Und rühmen bei den Leuten.
Was gar kein Mensch nicht kann,
Das hat Gott getan.
Der Mensch ist Lügen voll,
Gott aber weiß gar wohl,
Wie er sein Wort soll halten.
5.
Ich glaube fest in meinem Sinn,
Und was mein Herze gläubet,
Das red ich auch in Einfalt hin:
Wer Gott vertraut, der bleibet.
Die Welt und böse Rott
Lacht des mir zum Spott,
Ja plagt mich noch dazu,
Ich aber steh und ruh
Auf dir, mein Trost und Helfer.
6.
Du stürzest meiner Feinde Rat
Und segnest, wenn sie schelten.
Wie soll ich doch die große Gnad
Dir immermehr vergelten?
Ich will, Herr, meines Teils
Den Kelch deines Heils,
Der voller Bitterkeit,
Doch mir zum Nutz gedeiht,
Gehorsamlich annehmen.
7.
Was du mir zugemessen hast,
Das will ich gerne leiden;
Wer fröhlich trägt des Kreuzes Last,
Dem hilfst du aus mit Freuden.
Du weißt der Deinen Not
Und hältst ihren Tod
Sehr hoch, sehr lieb und wert,
Auch lässt du auf der Erd
Ihr Blut nicht ungerochen.
8.
So zürne nun gleich alle Welt
Mit mir, Herr, deinem Knechte.
Du, du deckst mich in deinem Zelt
Und reichst mir deine Rechte.
Darüber will ich dich
Allstets inniglich,
So gut ich immer kann,
Mit Dank vor jedermann
In deinem Hause preisen.
95. DER 145STE PSALM DAVIDS.
Mel.:
Nur freut euch, lieben Christen g’mein.
Wär Gott nicht mit uns diese Zeit.
1.
Ich, der ich oft in tiefes Leid
Und große Not muss gehen,
Will dennoch Gott mit großer Freud
Und Herzenslust erhöhen.
Mein Gott, du König höre mich,
Ich will ohn alles Ende dich
Und deinen Namen loben!
2.
Ich will dir mit der Morgenröt
Ein täglich Opfer bringen;
So oft die liebe Sonn aufgeht,
So ofte will ich singen
Dem großen Namen deiner Macht,
Das soll auch in der späten Nacht
Mein Werk sein und Geschäfte.
3.
Die Welt, die dünkt uns schön und groß,
Und was für Gut und Gaben
Sie trägt in ihrem Arm und Schoß,
Das will ein jeder haben,
Und ist doch alles lauter nichts:
Eh denn man’s recht geneußt, zerbricht’s,
Und geht im Hui zu Grunde.
4.
Gott ist alleine groß und schön,
Unmöglich auszuloben,
Auch denen, die doch allzeit stehn
Vor seinem Throne droben:
Lass sprechen, wer nur sprechen kann,
Doch wird kein Engel noch kein Mann
Des Höchsten Größ aussprechen.
5.
Die Alten, die nun nicht mehr sind,
Die haben ihn gepreiset;
So hat ein jeder auch sein Kind
Zu solchem Dienst geweiset;
Die Kinder werden auch nicht ruhn
Und werden doch, o Gott! dein Tun
Und Werk nicht ganz auspreisen.
6.
Wie mancher hat vor mir dein Heil
Und Lob mit Fleiß getrieben,
Und siehe, mir ist doch mein Teil
Zu loben übrig blieben.
Ich will von deiner Wundermacht
Und der so herrlich schönen Pracht
Bis an mein Ende reden.
7.
Und was ich rede, wird von mir
Manch frommes Herze lernen,
Man wird dich heben für und für
Hoch über alle Sternen.
Dein’ Herrlichkeit und starke Hand
Wird in der ganzen Welt bekannt
Und hoch berufen werden.
8.
Wer ist so gnädig, als wie du?
Wer kann so viel erdulden?
Wer sieht mit solcher Langmut zu
So vielen schweren Schulden,
Die aus der ganzen weiten Welt
Ohn Unterlass bis an das Zelt
Des hohen Himmels steigen?
9.
Es muss ein treues Herze sein,
Das uns so hoch kann lieben.
Da wir doch in den Tag hinein
Was gar nicht gut ist üben.
Gott muss nichts anders sein denn gut,
Daher fleußt seiner Güte Flut
Auf alle seine Werke.
10.
Drum Herr, so sollen dir auch nun
All deine Werke danken,
Voraus die Heilgen, deren Tun
Sich hält in deinen Schranken,
Die sollen deines Reichs Gewalt
Und schöne Regimentsgestalt
Mit vollem Munde rühmen.
11.
Sie sollen rühmen, dass der Ruhm
Durch alle Welt erklinge,
Dass jedermann zum Heiligtum
Dir Dienst und Opfer bringe,
Dein Reich, das ist ein ewges Reich,
Dein’ Herrschaft ist dir selber gleich,
Der du kein End erreichest.
12.
Der Herr ist bis in unsern Tod
Beständig bei uns allen.
Erleichtert unsers Kreuzes Not
Und hält uns, wenn wir fallen.
Er steuert manches Unglücks Lauf
Und hilft uns wieder freundlich auf,
Wenn wir ganz hingeschlagen.
13.
Herr, aller Augen sind nach dir
Und deinem Stuhl gekehret;
Denn du bist’s auch, der alles hier
So väterlich ernähret.
Du tust auf deine milde Hand,
Machst froh und satt was auf dem Land,
Im Meer und Lüften lebet.
14.
Du meinst es gut, und tust uns Guts,
Auch da wir’s oft nicht denken:
Wie mancher ist betrübtes Muts
Und frisst sein Herz mit Kränken,
Besorgt und fürcht’ sich Tag und Nacht
Gott hab ihn gänzlich aus der Acht
Gelassen und vergessen.
15.
Nein, Gott vergisst der Seinen nicht,
Er ist uns viel zu treue;
Sein Herz ist stets dahin gericht’
Dass er uns letzt erfreue.
Geht’s gleich bisweilen etwas schlecht,
Ist er doch heilig und gerecht
In allen seinen Wegen.
16.
Der Herr ist nah und stets bereit
Ein’m jeden, der ihn ehret,
Und wer nur ernstlich zu ihm schreit,
Der wird gewiss erhöret.
Gott weiß wohl, wer ihm günstig sei,
Und deme steht er dann auch bei,
Wenn ihn die Angst nun treibet.
17.
Den Frommen wird nichts abgesagt,
Gott tut, was sie begehren.
Er misst das Unglück, das sie plagt
Und zählt all ihre Zähren,
Und reißt sie endlich aus der Last:
Den aber, der sie kränkt und hasst,
Den stürzt er ganz zu Boden.
18.
Dies alles, und was sonsten mehr
Man kann für Lob erzwingen,
Das soll mein Mund zum Ruhm und Ehr
Des Höchsten täglich singen,
Und also tu auch immerfort,
Was webt und lebt an jedem Ort;
Das wird Gott wohlgefallen.
96. DER 146STE PSALM DAVIDS.
Mel.:
Herzlich tut mich verlangen.
Ich dank dir, lieber Herre.
1.
Du, meine Seele, singe,
Wohl auf, und singe schön,
Dem, welchem alle Dinge
Zu Dienst und Willen stehn!
Ich will den Herren droben
Hier preisen auf der Erd,
Ich will ihn herzlich loben,
So lang ich leben werd.
2.
Ihr Menschen, lasst euch lehren,
Es wird euch nützlich sein!
Lasst euch doch nicht betören
Die Welt mit ihrem Schein.
Verlasse sich ja keiner
Auf Fürstenmacht und Gunst,
Weil sie wie unser einer
Nichts sind denn nur ein Dunst.
3.
Was Mensch ist, muss erblassen
Und sinken in den Tod,
Er muss den Geist auslassen,
Selbst werden Erd und Kot:
Alda ist’s dann geschehen
Mit seinem klugen Rat,
Und ist frei klar zu sehen
Wie schwach sei Menschentat.
4.
Wohl dem, der einzig schauet
Nach Jakobs Gott und Heil:
Wer dem sich anvertrauet
Der hat das beste Teil,
Das höchste Gut erlesen,
Den schönsten Schatz geliebt;
Sein Herz und ganzes Wesen
Bleibt ewig unbetrübt.
5.
Hier sind die starken Kräfte,
Die unerschöpfte Macht:
Das weisen die Geschäfte,
Die seine Hand gemacht,
Der Himmel und die Erde
Mit ihrem ganzen Heer,
Der Fisch’ unzählge Herde
Im großen wilden Meer.
6.
Hier sind die treuen Sinnen
Die niemand unrecht tun,
All denen Gutes gönnen,
Die in der Treu beruhn.
Gott hält sein Wort mit Freuden
Und was er spricht geschicht,
Und wer Gewalt muss leiden,
Den schützt er im Gericht.
7.
Er weiß viel tausend Weisen
Zu retten aus dem Tod;
Ernährt und gibet Speisen
Zur Zeit der Hungersnot,
Macht schöne rote Wangen
Oft bei geringem Mahl,
Und die da sind gefangen,
Die reißt er aus der Qual.
8.
Er ist das Licht der Blinden,
Erleuchtet ihr Gesicht,
Und die sich schwach befinden,
Die stellt er aufgericht’.
Er liebet alle Frommen,
Und die ihm günstig seind,
Die finden, wann sie kommen,
An ihm den besten Freund.
9.
Er ist der Fremden Hütte,
Die Waisen nimmt er an,
Erfüllt der Witwen Bitte,
Wird selbst ihr Trost und Mann.
Die aber, die ihn hassen,
Bezahlet er im Grimm,
Ihr Haus und wo sie saßen,
Das wirft er um und um.
10.
Ach, ich bin viel zu wenig,
Zu rühmen seinen Ruhm!
Der Herr ist ewger König,
Ich eine welke Blum.
Jedoch, weil ich gehöre
Gen Zion in sein Zelt,
Ist’s billig, dass ich ehre
Sein Lob vor aller Welt.
97. DANKGEBETLEIN SIRACHS.
SIR. 1.
Mel.:
Herzlich tut mich verlangen.
Ich dank dir, lieber Herre.
1.
Ich danke dir mit Freuden,
Mein König und mein Heil,
Dass du manch schweres Leiden
So mir zu meinem Teil
Oft häufig zugedrungen
Durch deine Wunderhand
Gewaltig hast bezwungen
Und von mir abgewandt.
2.
Du hast in harten Zeiten
Mir diese Gnad erteilt,
Dass meiner Feinde Streiten
Mein Leben nicht ereilt,
Wenn sie an hohen Orten
Mich, der ich’s nicht gedacht,
Mit bösen, falschen Worten
Sehr übel angebracht.
3.
Wenn sie wie wilde Leuen
Die Zungen ausgestreckt
Und mich mit ihrem Schreien
Bis auf den Tod erschreckt,
So hat dann dein Erbarmen,
Das alles lindern kann,
Gewaltet, und mir Armen
Den treuen Dienst getan.
4.
Sie haben oft zusammen
Sich wider mich gelegt,
Und wie die Feuerflammen
Gefahr und Brand erregt;
Da hab ich denn gesessen
Und Blut und Angst geschwitzt,
Als ob du mein vergessen,
Und hast mich doch geschützt.
5.
Du hast mich aus dem Brande
Und aus dem Feur gerückt,
Und wenn der Höllen Bande
Mich um und um bestrickt,
So hast du auf mein Bitten
Dich, Herr zu mir gesellt
Und aus des Unglücks Mitten
Mich frei ins Feld gestellt.
6.
Den Kläffer, der mit Lügen
Gleich als mit Waffen kämpft,
Und nichts kann denn betrügen,
Den hast du oft gedämpft;
Wenn er gleich einem Drachen
Das Maul hoch aufgezerrt,
So hast du ihm den Rachen
Durch deine Kraft gesperrt.
7.
Ich war nah am Verderben,
Du nahmst mich in den Schoß;
Es kam mit mir zum Sterben,
Du aber sprachst mich los
Und hieltest mich beim Leben,
Und gabst mir Rat und Tat,
Die sonst kein Mensch zu geben
In seinen Mächten hat.
8.
Es war in allen Landen,
So weit die Wolken gehn,
Kein einger Freund vorhanden,
Der bei mir wollte stehn:
Da dacht ich an die Güte
Die du, Herr, täglich tust,
Und hub Herz und Gemüte
Zur Höhe, da du ruhst.
9.
Ich rief mit vollem Munde,
Du nahmest alles an,
Und halfst recht aus dem Grunde,
So dass ich’s nimmer kann
Nach Würden gnugsam loben:
Doch will ich Tag und Nacht
Dich in dem Himmel droben
Zu preisen sein bedacht.
XIII. MORGEN- UND ABEND-LIEDER.
98. MORGENSEGEN.
In seiner eigenen Melodie.
1.
Die güldne Sonne
Voll Freud und Wonne
Bringt unsern Grenzen
Mit ihrem Glänzen
Ein herzerquickendes liebliches Licht.
Mein Haupt und Glieder,
Die lagen darnieder,
Aber nun steh ich,
Bin munter und fröhlich,
Schaue den Himmel mit meinem Gesicht.
2.
Mein Auge schauet,
Was Gott gebauet
Zu seinen Ehren,
Und uns zu lehren,
Wie sein Vermögen sei mächtig und groß,
Und wo die Frommen
Dann sollen hinkommen,
Wann sie mit Frieden
Von hinnen geschieden
Aus dieser Erden vergänglichem Schoß.
3.
Lasset uns singen,
Dem Schöpfer bringen
Güter und Gaben,
Was wir nur haben,
Alles sei Gotte zum Opfer gesetzt.
Die besten Güter
Sind unsre Gemüter,
Dankbare Lieder
Sind Weihrauch und Widder,
An welchen er sich am meisten ergetzt.
4.
Abend und Morgen
Sind seine Sorgen
Segnen und mehren,
Unglück verwehren,
Sind seine Werke und Taten allein.
Wenn wir uns legen,
So ist er zugegen,
Wenn wir aufstehen,
So lässt er aufgehen
Über uns seiner Barmherzigkeit Schein.
5.
Ich hab erhoben
Zu dir hoch droben
All meine Sinnen,
Lass mein Beginnen
Ohn allen Anstoß und glücklich ergehn.
Laster und Schande
Des Luzifers Bande,
Fallen und Tücke
Treib ferne zurücke,
Lass mich auf deinen Geboten bestehn.
6.
Lass mich mit Freuden
Ohn alles Neiden
Sehen den Segen,
Den du wirst legen
In meines Bruders und Nähesten Haus.
Geiziges Brennen,
Unchristliches Rennen
Nach Gut mit Sünde,
Das tilge geschwinde
Von meinem Herzen und wirf es hinaus.
7.
Menschliches Wesen,
Was ist’s gewesen?
In einer Stunde
Geht es zu Grunde,
So bald das Lüftlein des Todes drein bläst.
Alles in allen
Muss brechen und fallen,
Himmel und Erden,
Die müssen das werden,
Was sie vor ihrer Erschaffung gewest.
8.
Alles vergehet,
Gott aber stehet
Ohn alles Wanken,
Seine Gedanken,
Sein Wort und Willen hat ewigen Grund.
Sein Heil und Gnaden,
Die nehmen nicht Schaden,
Heilen im Herzen
Die tödlichen Schmerzen,
Halten uns zeitlich und ewig gesund.
9.
Gott, meine Krone,
Vergib und schone!
Lass meine Schulden
In Gnad und Hulden
Aus deinen Augen sein abegewandt.
Sonsten regiere
Mich, lenke und führe,
Wie dir’s gefället:
Ich habe gestellet
Alles in deine Beliebung und Hand.
10.
Willt du mir geben,
Womit mein Leben
Ich kann ernähren,
So lass mich hören
Allzeit im Herzen dies heilige Wort:
Gott ist das Größte,
Das Schönste, das Beste,
Gott ist das Süßte
Und Allergewisste,
Aus allen Schätzen der edelste Hort.
11.
Willt du mich kränken,
Mit Gallen tränken
Und soll von Plagen
Ich auch was tragen,
Wohlan! so mach es, wie dir es beliebt:
Was gut und tüchtig,
Was schädlich und nichtig
Meinem Gebeine,
Das weißt du alleine
Hast niemals keinen zu sehre betrübt.
12.
Kreuz und Elende
Das nimmt ein Ende;
Nach Meeresbrausen
Und Windessausen
Leuchtet der Sonnen gewünschtes Gesicht.
Freude die Fülle
Und selige Stille
Hab ich zu warten
Im himmlischen Garten,
Dahin sind meine Gedanken gericht’.
99. WACH AUF, MEIN HERZ, UND SINGE.
Mel.: Nun lasst uns Gott, den Herren.
1.
Wach auf, mein Herz! und singe
Dem Schöpfer aller Dinge,
Dem Geber aller Güter,
Dem frommen Menschenhüter.
2.
Heint, als die dunkeln Schatten
Mich ganz umgeben hatten,
Hat Satan mein begehret,
Gott aber hat’s verwehret.
3.
Ja, Vater, als er suchte,
Dass er mich fressen mochte,
War ich in deinem Schoße,
Dein Flügel mich beschlosse.
4.
Du sprachst „mein Kind, nun liege,
Trotz dem, der dich betrüge,
Schlaf wohl, lass dir nicht grauen,
Du sollst die Sonne schauen.“
5.
Dein Wort, das ist geschehen,
Ich kann das Licht noch sehen,
Von Not bin ich befreiet,
Dein Schutz hat mich verneuet.
6.
Du willst ein Opfer haben:
Hier bring ich meine Gaben.
Mein Weihrauch, Farr und Widder
Sind mein Gebet und Lieder.
7.
Die wirst du nicht verschmähen,
Du kannst ins Herze sehen
Und weißest, dass zur Gabe
Ich ja nicht bessers habe.
8.
So wollst du nun vollenden
Dein Werk an mir und senden,
Der mich an diesem Tage
Auf seinen Händen trage.
9.
Sprich Ja zu meinen Taten,
Hilf selbst das Beste raten,
Den Anfang, Mitt’l und Ende,
Ach! Herr, zum Besten wende.
10.
Mit Segen mich beschütte,
Mein Herz sei deine Hütte,
Dein Wort sei meine Speise,
Bis ich gen Himmel reise.
100. LOBET DEN HERREN.
Mel.: Lobet den Herren, denn er ist sehr freundlich.
1.
Lobet den Herren,
Alle die ihn fürchten!
Lasst uns mit Freuden seinen Namen singen
Und Preis und Dank zu seinem Altar bringen.
Lobet den Herren.
2.
Der unser Leben,
Das er uns gegeben,
In dieser Nacht so väterlich bedecket
Und aus dem Schlaf uns fröhlich auferwecket,
Lobet den Herren.
3.
Dass unsre Sinnen
Wir noch brauchen können,
Und Hand und Füße, Zung’ und Lippen regen,
Das haben wir zu danken seinem Segen.
Lobet den Herren.
4.
Dass Feuerflammen
Uns nicht allzusammen
Mit unsern Häusern unversehens gefressen,
Das macht’s, dass wir in seinem Schoß gesessen.
Lobet den Herren.
5.
Dass Dieb und Räuber
Unser Gut und Leiber
Nicht angetast’ und grausamlich verletzet,
Darwider hat sein Engel sich gesetzet.
Lobet den Herren.
6.
O treuer Hüter,
Brunnen aller Güter!
Ach! lass doch ferner über unser Leben
Bei Tag und Nacht dein Hut’ und Güte schweben.
Lobet den Herren.
7.
Gib, dass wir heute,
Herr, durch dein Geleite
Auf unsern Wegen unverhindert gehen,
Und überall in deiner Gnade stehen.
Lobet den Herren.
8.
Treib unsern Willen,
Dein Wort zu erfüllen.
Lehr uns verrichten heilige Geschäfte
Und wo wir schwach sind, da gib du uns Kräfte.
Lobet den Herren.
9.
Richt unsre Herzen,
Dass wir ja nicht scherzen
Mit deinen Strafen, sondern fromm zu werden
Vor deiner Zukunft uns bemühn auf Erden.
Lobet den Herren.
10.
Herr, du wirst kommen
Und all deine Frommen,
Die sich bekehren, gnädig dahin bringen,
Da alle Engel ewig, ewig singen:
Lobet den Herren.
101. ABENDSEGEN.
In seiner eigenen Melodie.
1.
Der Tag mit seinem Lichte
Fleucht hin und wird zu nichte;
Die Nacht kommt angegangen,
Mit Ruhe zu umfangen
Den matten Erdenkreis.
Der Tag, der ist geendet;
Mein Herz zu dir sich wendet,
Der Tag und Nacht geschaffen
Zum Wachen und zum Schlafen,
Will singen deinen Preis.
2.
Wohlauf, wohlauf, mein Psalter!
Erhebe den Erhalter,
Der mir an Leib und Seelen
Viel mehr, als ich kann zählen,
Hat heute Guts getan.
All Augenblick und Stunden
Hat sich gar viel gefunden,
Womit er sein Gemüte
Und unerschöpfte Güte
Mir klar gezeiget an.
3.
Gleich wie des Hirten Freude,
Ein Schäflein an der Weide,
Sich unter seiner Treue
Ohn’ alle Furcht und Scheue
Ergetzet in dem Feld
Und sich mit Blumen füllet,
Den Durst mit Quellen stillet,
So hat mich heut geführet,
Mit manchem Gut gezieret
Der Hirt in aller Welt.
4.
Gott hat mich nicht verlassen,
Ich aber hab ohn Maßen
Mich nicht gescheut, mit Sünden
Und Unrecht zu entzünden
Das treue Vaterherz,
Ach, Vater! lass mich brennen
Den Eifer noch nicht trennen
Von deiner Hand und Seiten;
Mein Tun und Überschreiten
Erweckt mir Reu und Schmerz.
5.
Erhöre, Herr, mein Beten
Und lass mein Übertreten
Zur Rechten und zur Linken
Ins Meeres Tiefe sinken
Und ewig untergehn.
Lass aber, lass hergegen
Sich deine Engel legen,
Um mich mit ihren Waffen;
Mit dir will ich entschlafen,
Mit dir auch auferstehn.
6.
Darauf so lass ich nieder
Mein Haupt und Augenlider;
Will ruhen ohne Sorgen,
Bis dass der güldne Morgen
Mich wieder munter macht.
Dein Flügel wird mich decken,
So wird mich nicht erschrecken
Der Feind mit tausend Listen,
Der mich und alle Christen
Verfolget Tag und Nacht.
7.
Ich lieg hier oder stehe,
Ich sitz auch oder gehe,
So bleib ich dir ergeben;
Und du bist auch mein Leben,
Das ist ein wahres Wort.
Was ich beginn und mache,
Ich schlaf ein oder wache,
Wohn ich als wie im Schlosse
In deinem Arm und Schoße,
Bin selig hier und dort.
102. NUN RUHEN ALLE WÄLDER.
Mel.: O Welt, ich muss dich lassen.
1.
Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt’ und Felder,
Es schläft die ganze Welt:
Ihr aber, meine Sinnen,
Auf, auf! ihr sollt beginnen
Was eurem Schöpfer wohlgefällt.
2.
Wo bist du, Sonne, blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
Die Nacht, des Tages Feind:
Fahr hin, ein’ andre Sonne,
Mein Jesus, meine Wonne,
Gar hell in meinem Herzen scheint.
3.
Der Tag ist nun vergangen,
Die güld’nen Sterne prangen
Am blauen Himmelssaal:
Also werd ich auch stehen,
Wenn mich wird heißen gehen
Mein Gott aus diesem Jammertal.
4.
Der Leib eilt nun zur Ruhe,
Legt ab das Kleid und Schuhe,
Das Bild der Sterblichkeit:
Die zieh ich aus, dagegen
Wird Christus mir anlegen
Den Rock der Ehr’ und Herrlichkeit.
5.
Das Haupt, die Füß’ und Hände
Sind froh, dass nun zum Ende
Die Arbeit kommen sei:
Herz, freu’ dich, du sollst werden
Vom Elend dieser Erden
Und von der Sünden Arbeit frei.
6.
Nun geht, ihr matten Glieder,
Geht hin und legt euch nieder,
Der Betten ihr begehrt!
Es kommen Stund’ und Zeiten,
Da man euch wird bereiten
Zur Ruh’ ein Bettlein in der Erd’.
7.
Mein’ Augen stehn verdrossen,
Im Hui sind sie geschlossen,
Wo bleibt dann Leib und Seel’?
Nimm sie zu deinen Gnaden,
Sei gut für allen Schaden,
Du Aug’ und Wächter Israel!
8.
Breit’ aus die Flügel beide,
Jesu, meine Freude,
Und nimm dein Küchlein ein!
Will Satan mich verschlingen,
So lass’ die Engel singen,
„Dies Kind soll unverletzet sein.“
9.
Auch euch, ihr meine Lieben,
Soll heute nicht betrüben
Kein Unfall noch Gefahr!
Gott lass’ euch selig schlafen,
Stell’ euch die güld’nen Waffen
Ums Bett und seiner Engel Schar!
XIV. VERMISCHTEN INHALTS.
103. SOMMERGESANG.
Mel.:
Den Herren meine Seel erhebt.
Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.
1.
Geh aus, mein Herz, und suche Freud’
In dieser lieben Sommerzeit
An deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärten Zier,
Und siehe, wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben.
2.
Die Bäume stehen voller Laub,
Das Erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünen Kleide.
Narzissus und die Tulipan
Die ziehen sich viel schöner an
Denn Salomonis Seide.
3.
Die Lerche schwingt sich in die Luft,
Das Täublein fleugt aus seiner Kluft
Und macht sich in die Wälder,
Die hochbegabte Nachtigall
Ergötzt und füllt mit ihrem Schall,
Berg, Hügel, Tal und Felder.
4.
Die Glucke führt ihr Völklein aus,
Der Storch baut und bewohnt sein Haus,
Das Schwälblein speist ihr’ Jungen,
Der schnelle Hirsch, das leichte Reh
Ist froh und kommt aus seiner Höh
Ins tiefe Gras gesprungen.
5.
Die Bächlein rauschen in dem Sand
Und mahlen sich und ihren Rand
Mit schattenreichen Myrten,
Die Wiesen liegen hart dabei
Und klingen ganz von Lustgeschrei
Der Schaf und ihrer Hirten.
6.
Die unverdrossne Bienenschar
Zeucht hin und her, sucht hier und dar
Ihr edle Honigspeise,
Des süßen Weinstocks starker Saft
Kriegt täglich neue Stärk’ und Kraft
In seinem schwachen Reise.
7.
Der Weizen wächset mit Gewalt,
Darüber jauchzet jung und alt
Und rühmt die große Güte
Des, der so überflüssig labt
Und mit so manchem Gut begabt
Das menschliche Gemüte.
8.
Ich selber kann und mag nicht ruh’n,
Des großen Gottes großes Tun
Erweckt mir alle Sinnen:
Ich singe mit, wenn alles singt,
Und lasse, was dem Höchsten klingt,
Aus meinem Herzen rinnen.
9.
Ach, denk ich, bist du hie so schön
Und lässt du’s uns so lieblich geh’n
Auf dieser armen Erden,
Was will doch wohl nach dieser Welt
Dort in dem reichen Himmelszelt
Und güld’nem Schlosse werden?
10.
Welch’ hohe Lust, welch’ heller Schein
Wird wohl in Christi Garten sein?
Wie muss es da wohl klingen,
Da so viel tausend Seraphim
Mit eingestimmtem Mund und Stimm
Ihr Halleluja singen?
11.
O wär ich da! O stünd’ ich schon,
Ach, süßer Gott! vor deinem Thron
Und trüge meine Palmen!
So wollt ich nach der Engel Weis’
Erhöhen deines Namens Preis
Mit tausend schönen Psalmen.
12.
Doch will ich gleichwohl, weil ich noch
Hier trage dieses Leibes Joch,
Auch nicht gar stille schweigen,
Mein Herze soll sich fort und fort
An diesem und an allem Ort
Zu deinem Lobe neigen.
13.
Hilf mir und segne meinen Geist
Mit Segen, der vom Himmel fleußt,
Dass ich dir stetig blühe!
Gib, dass der Sommer deiner Gnad’
In meiner Seelen früh und spat
Viel Glaubensfrücht’ erziehe.
14.
Mach in mir deinem Geiste Raum,
Dass ich dir werd’ ein guter Baum,
Und lass mich wohl bekleiben:
Verleihe, dass zu deinem Ruhm
Ich deines Gartens schöne Blum
Und Pflanze möge bleiben.
15.
Erwähle mich zum Paradeis
Und lass mich bis zur letzten Reis’
An Leib und Seele grünen:
So will ich dir und deiner Ehr’
Allein und sonsten keinem mehr
Hier und dort ewig dienen.
104. BEI GROSSER, UNZEITIGER NÄSSE.
Mel.: Wenn wir in höchsten Nöten sein.
1.
O Herrscher in dem Himmelszelt,
Was ist es doch, dass unser Feld
Und was es uns hervorgebracht,
So ungestalt und traurig macht?
2.
Nichts anders, traun! denn dass die Schar
Der Menschen sich so ganz und gar
Bis in den tiefsten Grund verkehrt
Und täglich ihre Schuld vermehrt.
3.
Die so als Gottes Eigentum
Stets preisen sollten Gottes Ruhm
Und lieben seines Wortes Kraft
Sind gleich der blinden Heidenschaft.
4.
Drum wird uns auch der Himmel blind
Des Firmamentes Glanz verschwindt,
Wir warten, wenn der Tag anbricht
Aufs Tages Licht, und kommt doch nicht.
5.
Man zankt noch immer fort und fort,
Es bleibet Krieg an allem Ort,
In allen Winkeln Hass und Neid,
In allen Ständen Streitigkeit.
6.
Drum strecken auch all Element
Hier wider uns aus ihre Händ,
Angst kommt uns aus der Tief und See,
Angst kommt uns aus der Luft und Höh.
7.
Es ist ein’ hochbetrübte Zeit,
Man plagt und jagt die armen Leut,
Eh denn es Zeit zur Gruben zu,
Und gönnet ihnen keine Ruh.
8.
Drum trauert auch der Freudenquell,
Die Sonn, und scheint uns nicht so hell,
Die Wolken gießen allzumal
Die Tränen ohne Maß und Zahl.
9.
Ach! wein auch du, o Menschenkind,
Und traure über deine Sünd!
Halt doch mit deinen Lastern ein
Und mache dich zur Buße rein!
10.
Fall auf die Knie, fall in die Arm
Des Herrn, dass sich sein Herz erbarm
Und der so wohlverdienten Rach
In Gnaden bald ein Ende mach.
11.
Er ist ja fromm und bleibet fromm,
Begehrt nichts mehr denn, dass man komm
Und mit geneigter Furcht und Scheu
Ihn bitt um Gnad und Vatertreu.
12.
Ach, Vater, Vater! höre doch,
Und lös’ uns aus dem Sündenjoch,
Und zeuch uns aus der Welt herfür,
Und kehr uns selber, du, zu dir!
13.
Erweiche unsern harten Mut
Und mach uns Böse fromm und gut:
Wen du bekehrst, der wird bekehrt,
Und wer dich hört, der wird erhört.
14.
Lass deine Augen freundlich sein,
Und nimm mit gnädgen Ohren ein
Das Angstgeschrei, das von der Erd
Aus unserm Herzen zu dir fährt.
15.
Reiß weg das schwarze Zorngewand,
Erquicke uns und unser Land
Und der so schönen Früchte Kranz
Mit süßem, warmen Sonnenglanz.
16.
Verleih uns bis in unsern Tod
Alltäglich unser liebes Brot,
Und dermaleinst nach dieser Zeit
Das süße Brot der Ewigkeit.
105. DANKLIED FÜR EINEN GNÄDIGEN SONNENSCHEIN.
Mel.: Auf meinen lieben Gott.
1.
Nun ist der Regen hin,
Wohlauf, mein Herz und Sinn!
Sing nach betrübtem Leiden
Gott deinem Herrn mit Freuden!
Gott hat sein Herz gekehret
Und unsre Bitt erhöret.
2.
Sein Zorn war sehr entbrannt
Auf uns und unser Land.
Er sprach: „Ihr Menschenkinder,
Ihr seid und bleibet Sünder,
Wollt von der Bosheit Straßen
Euch gar nicht wenden lassen:
3.
Drum soll mein Himmelslicht
Sein klares Angesicht
In schwarze trübe Decken
Und dunkle Wolken stecken,
Und für das helle Scheinen
Nur immer zu euch weinen.“
4.
Bald aber fiel sein Grimm
Durch seines Seufzens Stimm:
Das ewige Gemüte
Dacht an sein’ ewge Güte,
Und ließ auf unser Schreien
Ihn seinen Zorn gereuen.
5.
Die Wolken flohen weg;
Der feuchten Winde Steg,
Daher die Wasser flossen,
Nahm ab und ward verschlossen,
Des hohen Himmels Tiefen
Die hörten auf zu triefen.
6.
Steh auf, du mattes Feld
Aus deinem Trauerzelt!
Steh auf und lass uns wieder
Die süßen Sommerlieder
Zu deines Schöpfers Ehren
Mit Lust und Freuden hören!
7.
Sieh hier, der Sonnen Zier
Geht wieder schön herfür,
Bringt nach dem Schlack und Regen
Den lieben warmen Segen,
Und wirkt auf Berg und Talen
Mit wunderreichen Strahlen.
8.
Die Erde wird erquickt,
Und was durch Näss erstickt,
Das wird nun wieder leben
Und reife Früchte geben,
Die Äcker gut Getreide,
Die Wiesen Gras und Weide.
9.
Die Bäume werden schön
In ihrer Fülle stehn.
Die Berge werden fließen
Und Wein und Öle gießen,
Das Bienlein wird wohl tragen
Bei stillen warmen Tagen.
10.
Davon wird unsern Teil
Das ewge Gut und Heil
Uns allensamt zumessen,
Wir werden’s sehn und essen,
Und mit dem Gut der Erden
Zur Gnüg ersättigt werden.
11.
Nun, Gott ist fromm und treu,
Sein’ Huld ist immer neu
Und lässt sich leicht versühnen,
Gibt, was wir nicht verdienen,
Lässt gnädig sich erfinden
Und nicht nach unsern Sünden.
12.
Darum so richte nun,
O Mensch! auch du dein Tun
Zu Gottes Lob und Liebe,
Dass dein Herz nicht betrübe
Mit mehrerm Zorn und Schmerze
Das allerfrömmste Herze.
106. DANKLIED EINES REISENDEN AUF DEM RÜCKWEGE.
Mel.: Lobt Gott, ihr Christen allzugleich.
1.
Nun geht frisch drauf, es geht nach Haus,
Ihr Rösslein regt die Bein’!
Ich will dem, der uns ein und aus
Begleitet, dankbar sein.
2.
Ich will ihm singen Lob und Preis,
So viel ich singen kann,
Ich will sein Werk, so gut ich weiß,
Mit Freuden zeigen an.
3.
Es ist fürwahr nicht Menschenkunst,
Auf sichern Wegen gehn:
Führt uns nicht Gott und Gottes Gunst,
Würd’s oftmals seltsam stehn.
4.
Wie manches Leid, wie manche Not,
Wie manches Jammerheer,
Brächt uns in Angst, tät uns den Tod,
Wo Gott nicht bei uns wär.
5.
Wie mancher Feind, wie mancher Dieb,
Wo ihn nicht Gott gerührt,
Hätt uns das Unsre, das uns lieb,
Genommen und entführt.
6.
Wie mancher böser, schwarzer Geist
Hätt unser Leib und Seel,
Wo uns der Herr nicht Gnad erweist,
Erschreckt aus seiner Höhl.
7.
Es ist der alte, große Drach
Doch allzeit ohne Ruh’:
Wohin wir gehn, da geht er nach
Und setzt uns grimmig zu.
8.
Er sucht zu Haus, er sucht zu Feld,
Er sucht zur See und Land,
Er sucht uns in der ganzen Welt
Mit unverdrossner Hand.
9.
Noch dennoch trifft er uns nicht an,
Sein Anschlag geht zurück;
Denn Gottes Schutz hegt unsre Bahn
Vor unsers Feindes Tück.
10.
Es zeucht der heilgen Engel Schar,
Mit Waffen ausgerüst’,
Und wehren hier und wehren dar
Des Tausendkünstlers List.
11.
Es müssen ja noch immerfort
Die Mahanaim gehn
Und Gottes Volk auf Gottes Wort
Zu Dienst und Willen stehn.
12.
Wenn Gott mir meiner Augen Licht
Mit Licht erfüllen wollt.
Als wie dem Jakob, der sich nicht
Vor Esau fürchten sollt:
13.
Ach! was für Wunder würd ich hier
Auf meinen Reisen sehn?
Wie schön, wie lieblich würde mir
In solchem Sehn geschehn?
14.
Nun, was den Augen nicht vergönnt,
Das sieht mein Herz und Geist,
Dem Gott der heilgen Weisheit Grund
In seinem Geiste weist.
15.
Es ist sein Wort, er hat’s gesagt,
Sein Heervolk sei bereit
Uns zu umlagern, wenn uns plagt
Des Satans Neid und Streit.
16.
Was Gott gesagt, das ist vollbracht!
Mein Herz, sei wohlgemut,
Und lass ja nimmer aus der Acht,
Was dein Gott an dir tut.
17.
Du siehst und greifst, wie gut er sei,
Dem der ihn ehrt und liebt:
Er ziert mit Lieb, er führt mit Treu
Ein Herz, das ihm sich gibt.
18.
Er trägt uns, wie, wenn einherschlägt
Blitz, Hagel, Regen, Wind,
Ein treuer, frommer Vater trägt
Sein kleines, zartes Kind.
19.
Er deckt uns zu mit seiner Hand,
Wie eine Mutter tut,
In derer Schoß das süße Pfand
Der keuschen Liebe ruht.
20.
Er räumt aus unsern Wegen weg
Des Unglücks scharfe Stein’
Und schafft, dass unser Bahn und Steg
Fein schlecht und eben sein.
21.
Er führt uns über Berg und Tal,
Und wenn’s nun rechte Zeit,
So führt er uns in seinen Saal
Zur ewgen Himmelsfreud.
22.
Alsdann werd ich die letzte Reis’
Und schönste Heimfahrt tun,
Und nach dem sauren Erdenschweiß
In süßer Stille ruhn.
107. DER WUNDERVOLLE EHESTAND.
Mel.: Nicht so traurig, nicht so sehr.
1.
Voller Wunder, voller Kunst,
Voller Weisheit, voller Kraft,
Voller Hulde, Gnad und Gunst,
Voller Labsal, Trost und Saft,
Voller Wunder, sag ich noch,
Ist der keuschen Liebe Joch.
2.
Die sich nach dem Angesicht
Niemals hie bevor gekannt,
Auch sonst im geringsten nicht
Mit Gedanken zugewandt,
Derer Herzen, derer Hand
Knüpft Gott in ein Liebesband.
3.
Dieser Vater zeucht sein Kind,
Jener seins dagegen auf,
Beide treibt ihr sondrer Wind,
Ihre sondre Bahn und Lauf,
Aber wenn die Zeit nun dar,
Wird’s ein wohlgeratnes Paar.
4.
Hier wächst ein geschickter Sohn,
Dort ein’ edle Tochter zu,
Eines ist des andern Kron,
Eines ist des andern Ruh,
Eines ist des andern Licht,
Wissen’s aber beide nicht.
5.
Bis so lang es dem beliebt,
Der die Welt im Schoße hält
Und zur rechten Stunde gibt
Jedem, was ihm wohlgefällt:
Da erscheint im Werk und Tat
Der so tief verborgne Rat.
6.
Da wählt Ahasverus Blick
Sich die stille Esther aus,
Den Tobias führt das Glück
In der frommen Sara Haus,
Davids bald gewandter Will
Holt die klug’ Abigail.
7.
Jakob fleucht vor Esaus Schwert
Und trifft seine Rahel an,
Joseph dient auf fremder Erd
Und wird Asnath Herr und Mann,
Mose spricht bei Jethro ein,
Da wird die Zipora sein.
8.
Jeder findet, jeder nimmt,
Was der Höchst ihm ausersehn:
Was im Himmel ist bestimmt,
Pflegt auf Erden zu geschehn,
Und was denn nun so geschicht,
Das ist sehr wohl ausgericht’.
9.
Öfters denkt man, dies und dies
Hätte können besser sein:
Aber wie die Finsternis
Nicht erreicht den Sonnenschein,
Also geht auch Menschensinn
Hinter Gottes Weisheit hin.
10.
Lass zusammen, was Gott fügt,
Der weiß, wie’s am besten sei:
Unser Denken fehlt und trügt,
Sein Gedank ist mangelfrei,
Gottes Werk hat festen Fuß,
Wenn sonst alles fallen muss.
11.
Siehe frommen Kindern zu,
Die im heilgen Stande stehn,
Wie so wohl Gott ihnen tu,
Wie so schön er lasse gehn
Alle Taten ihrer Händ
Auf ein gutes selges End.
12.
Ihrer Tugend werter Ruhm
Steht in steter voller Blüt,
Wenn sonst aller Liebe Blum
Als ein Schatten sich verzieht,
Und wenn aufhört alle Treu,
Ist doch ihre Treue neu.
13.
Ihre Lieb ist immer frisch
Und verjüngt sich fort und fort,
Liebe zieret ihren Tisch
Und verzuckert alle Wort’,
Liebe gibt dem Herzen Rast
In der Müh und Sorgenlast.
14.
Geht’s nicht allzeit, wie es soll,
Ist doch diese Liebe still,
Hält sich in dem Kreuze wohl,
Denkt, es sei des Herren Will,
Und versichert sich mit Freud’
Einer künftig bessern Zeit.
15.
Unterdessen geht und fleußt
Gottes reicher Segenbach,
Speist die Leiber, tränkt den Geist,
Stärkt des Hauses Grund und Dach,
Und was klein, gering und bloß,
Macht er mächtig, viel und groß.
16.
Endlich, wenn nun ganz vollbracht,
Was Gott hier in dieser Welt
Frommen Kindern zugedacht,
Nimmt er sie ins Himmelszelt
Und drückt sie mit großer Lust
Selbst an seinen Mund und Brust.
17.
Nun so bleibt ja voller Gunst,
Voller Labsal, Trost und Saft,
Voller Wunder, voller Kunst,
Voller Weisheit, voller Kraft,
Voller Wunder sag ich noch,
Bleibt der keuschen Liebe Joch.
108. AM HOCHZEITSTAGE CHRISTLICHER BRAUTLEUTE.
Mel.: Nun freut euch, lieben Christen gemein.
1.
Der aller Herz und Willen lenkt
Und wie er will regieret,
Der ist’s, der euch, Herr Bräutigam, schenkt
Die man euch hie zuführet.
Glück zu, Glück zu! ruft jedermann,
Gott gebe, dass es sei getan
Zu beider Wohlergehen.
2.
Wie sollte nicht sein wohlgetan,
Was Gott denkt zu vollbringen?
Sein Will und Rat nicht fehlen kann,
Es wird ihm nichts misslingen:
Er regt den Mund und spricht ein Wort,
So geht das Werk und dringet fort,
Muss alles wohlgeraten.
3.
Wie Gott will, brennen auf der Erd
Die ehelichen Flammen;
Wie eins dem andern ist beschert,
So kommen sie zusammen:
Im Himmel wird der Schluss gemacht,
Auf Erden wird das Werk verbracht,
Das gibt ein schönes Leben.
4.
Ein Leben, das sehr hochbeliebt,
Dem, der es hat erfunden,
Da er auch seinen Segen gibt
Und mehret alle Stunden.
Das ist und bleibet sein Gebrauch:
Was er gestift’, das hält er auch
Und lässet es nicht fallen.
5.
Die Bäumlein, die man fortgesetzt
In wohlbestallten Garten,
Die pfleget man zur erst und letzt
Vor allen wohl zu warten:
Ihr Bäumlein Gottes, freuet euch,
Der Gärtner ist von Liebe reich,
Der ihm euch heut erwählet.
6.
Was er gepflanzt mit seiner Hand,
Hält er in großen Ehren,
Sein Sinn und Aug ist stets gewandt,
Dasselbe zu vermehren,
Kommt oft und sieht aus reiner Treu,
Was seines Gartens Zustand sei,
Was seine Reislein machen.
7.
Und wann denn unterweilen will
Ein rauhes Lüftlein wehen,
Ist er bald da, setzt Maß und Ziel,
Lässt’s eilend über gehen,
Wenn er betrübt, ist’s gut gemeint,
Er stellt sich hart und ist doch Freund
Voll süßer Gnad und Hulde.
8.
O selig, der, wenn’s Gott gefällt
Ein Wölklein einzuführen,
Ein treues fröhlichs Herz behält,
Lässt keinen Unmut spüren.
Ein Wölklein geht ja bald vorbei,
Es währt ein Stündlein oder zwei,
So kommt die Sonne wieder.
9.
Ein Schifflein, das im Meere läuft,
Muss manchen Sturm erfahren
Und bleibet dennoch überhäuft
Mit edlem Gut und Waren:
Es streicht dahin und Gottes Hand,
Die führt und bringt es an das Land
Bei gutem Wind und Wetter.
10.
Ein Röslein, wenn’s im Lenzen lacht
Und in den Farben pranget,
Wird oft von Regen matt gemacht,
Dass es sein Köpflein hanget,
Doch wenn die Sonne leucht herfür,
Sieht’s wieder auf und bleibt die Zier
Und Fürstin aller Blumen.
11.
Wohlan, lass Regen, Reif und Wind
Bald oder lang ansetzen,
Wer Gott liebt, bleibet Gottes Kind,
Kein Fall wird ihn verletzen.
Er sitzet in des Vaters Arm,
Der gibt ihm Schutz, der hält ihn warm
Und spricht: „Sei unerschrocken.“
12.
Wer fromm ist, hat schon großen Teil
Der Wohlfahrt in den Händen,
Gott gönnt ihm Guts und kann sein Heil
Von ihme nicht abwenden.
Der Mann ist fromm, das weiß man wohl,
Drum er nichts anders haben soll
Denn lauter Glück und Freude.
13.
Die auch, die ihm zur Seiten geht,
Und die Gott selbst gezieret,
Was Menschenseelen wohl ansteht
Und Himmelsgunst gebühret:
Was Tugend bringt, was Tugend heißt,
Was Tugend auch selbst lobt und preist,
Das findt sich hier beisammen.
14.
Ein züchtigs Herz, ein reiner Mut,
Von denen angeboren,
Die ihnen Gottesfurcht zum Gut
Und Schatze auserkoren:
Was ist doch gut ohn dieses Gut?
Wenn dies Gut nicht im Herzen ruht,
Ist alles Gut verworfen.
15.
Die Augen Gottes sehen bald,
Die ihm sein Herz erfreuen:
Wen er nur findet recht gestalt’,
Dem gibt er sein Gedeihen,
Ja schütt’s mit vollen Händen aus,
Da wird denn ein gesegnet’s Haus,
Dem’s nicht kann übel gehen.
16.
Und dieses wird, o edles Paar,
Euch beiden auch geschehen:
Was Gott verspricht, ist Ja und wahr,
Man wird’s mit Augen sehen.
Es fehlt ihm nicht an Gütigkeit,
Auch fehlt’s ihm nicht an Möglichkeit,
Wie sollt er Guts versagen?
17.
So gehet nun mit Freuden ein
Zu eurem Stand und Orden,
Der Weg wird ohne Schaden sein,
Der euch gezeiget worden:
Es geht ein Engel vornen an,
Und wo er geht, streut er die Bahn,
Mit Rosen und Violen.
18.
Ein einzger Wunsch vermag den Saal
Des Himmels durchzudringen:
Hier gehn die Wünsch in voller Zahl,
Sie werden Gutes bringen,
Der Frommen Lohn, der euch bereit,
Euch, die ihr tragt die Frömmigkeit
Im Herzen und im Namen.
109. TROSTGESANG CHRISTLICHER EHELEUTE.
Mel.: Wie schön leuchtet der Morgenstern.
1.
Wie schön ist’s doch, Herr Jesu Christ,
Im Stande da dein Segen ist,
Im Stande heilger Ehe.
Wie steigt und neigt sich deine Gab
Und alles Gut so mild herab
Aus deiner heilgen Höhe,
Wenn sich an dich
Fleißig halten jung und alten,
Die im Orden
Eines Lebens einig worden.
2.
Wenn Mann und Weib sich wohl begeh’n
Und unverrückt beisammen steh’n
Im Bande reiner Treue,
Da geht das Glück in vollem Lauf,
Da sieht man, wie der Engel Hauf
Im Himmel selbst sich freue.
Kein Sturm, kein Wurm
Kann zerschlagen, kann zernagen,
Was Gott gibet,
Dem Paar, das in ihm sich liebet.
3.
Vor allem gibt er seine Gnad,
In derer Schoß er früh und spat
Sein Hochgeliebten heget.
Da spannt sein Arm sich täglich aus,
Da fasst er uns und unser Haus
Gleich als ein Vater pfleget.
Da muss ein Fuß
Nach dem andern gehn und wandern,
Bis sie kommen
In das Zelt und Sitz der Frommen.
4.
Der Mann wird einem Baume gleich,
An Ästen schön, an Zweigen reich,
Das Weib gleich einem Reben,
Der seine Träublein trägt und nährt
Und sich je mehr und mehr vermehrt
Mit Früchten, die da leben.
Wohl dir, o Zier,
Mannessonne, Hauseswonne,
Ehrenkrone!
Gott denkt dein bei seinem Throne.
5.
Dich, dich hat er ihm auserkor’n,
Dass aus dir ward herausgebor’n
Das Volk, das sein Reich bauet;
Sein Wunderwerk geht immer fort,
Und seines Mundes starkes Wort
Macht, dass dein Auge schauet
Schöne Söhne,
Und die Tocken, die den Wocken
Fein abspinnen
Und mit Kunst die Zeit gewinnen.
6.
Sei gutes Muts, wir sind es nicht,
Die diesen Orden aufgericht’,
Es ist ein höh’rer Vater,
Der hat uns je und je geliebt
Und bleibt, wenn uns’re Sorg’ uns trübt,
Der beste Freund und Rater;
Anfang, Ausgang
Aller Sachen, die zu machen
Wir gedenken,
Wird er wohl und weislich lenken.
7.
Zwar bleibt’s nicht aus, es kommt ja wohl
Ein Stündlein, da man leidesvoll
Die Tränen lässet schießen.
Jedennoch, wer sich in Geduld
Ergibt, des Leid wird Gottes Huld
In großen Freuden schließen.
Sitze, schwitze
Nur ein wenig, unser König
Wird behende
Machen, dass die Angst sich wende.
8.
Wohl her, mein König, nah’ herzu!
Gib Rat im Kreuz, in Nöten Ruh,
In Ängsten Trost und Freude!
Des sollst du haben Ruhm und Preis;
Wir wollen singen bester Weis’
Und danken alle beide,
Bis wir, bei dir,
Deinen Willen zu erfüllen,
Deinen Namen
Ewig loben werden. Amen!
110. FRAUENLOB.
Spr. Sal. 31.
Mel.: Wo Gott zum Haus nicht gibt sein’ Gunst.
1.
Ein Weib, das Gott den Herren liebt
Und sich stets in der Tugend übt,
Ist viel mehr Lob’s und Liebens wert,
Denn alle Perlen auf der Erd.
2.
Ihr Mann darf mit dem Herzen frei
Verlassen sich auf ihre Treu,
Sein Haus ist voller Freud’ und Licht,
An Nahrung wird’s ihm mangeln nicht.
3.
Sie tut ihm Liebes und kein Leid,
Durchsüßet seine Lebenszeit,
Sie nimmt sich seines Kummers an
Mit Trost und Rat, so gut sie kann.
4.
Die Woll und Flachs sind ihre Lust,
Was hierzu dient, ist ihr bewusst,
Ihr Händlein greifet selbst mit zu,
Hat öfters Müh’ und selten Ruh’.
5.
Sie ist ein Schifflein auf dem Meer:
Wenn dieses kommt, so kommt’s nicht leer,
So schafft auch sie aus allem Ort
Und setzet ihre Nahrung fort.
6.
Sie schläft mit Sorg’, ist früh heraus,
Gibt Futter, wo sie soll im Haus,
Und speist die Dirnen, derer Hand
Zu ihren Diensten ist gewandt.
7.
Sie gürtet ihre Lenden fest
Und stärket ihre Arm’ aufs best,
Ist froh, wenn’s wohl von statten geht,
Worauf ihr Sinn und Herze steht.
8.
Wenn and’re löschen Feu’r und Licht,
Verlöschet ihre Leuchte nicht:
Ihr Herze wachet Tag und Nacht
Zu Gott, der Tag und Nacht gemacht.
9.
Sie nimmt den Rocken, setzt sich hin
Und schämt sich nicht, dass sie ihn spinn,
Ihr Finger fasst die Spindel wohl
Und macht sie schnell mit Garne voll.
10.
Sie hört gar leicht des Armen Bitt,
Ist gütig, teilet gerne mit.
Ihr Haus und alles Hausgesind’
Ist wohlverwahrt vor Schnee und Wind.
11.
Sie näht, sie stickt, sie wirkt mit Fleiß,
Macht Decken nach der Künstler Weis’,
Hält sich selbst sauber, weiße Seid
Und Purpur ist ihr schönes Kleid.
12.
Ihr Mann ist in der Stadt berühmt,
Bestellt sein Amt, wie sich’s geziemt:
Er geht, steht und sitzt oben an,
Und was er tut, ist wohlgetan.
13.
Ihr Schmuck ist, dass sie reinlich ist,
Ihr Ehr ist, dass sie ist gerüst’
Mit Fleiße, der gewiss zuletzt
Den, der ihn liebet, hoch ergötzt.
14.
Sie öffnet ihren weisen Mund,
Tut Kindern und Gesinde kund
Des Höchsten Wort, und lehrt sie fein
Fromm, ehrbar und gehorsam sein.
15.
Sie schauet, wie’s im Hause geht
Und wie es hie und dorten steht,
Sie isst ihr Brot und sagt dabei,
Wie so groß Unrecht Faulsein sei.
16.
Die Söhne, die ihr Gott beschert,
Die halten sie hoch, lieb und wert;
Ihr Mann, der lobt sie spat und früh
Und preiset selig sich und sie.
17.
Viel Töchter bringen Geld und Gut,
Sind zart an Leib und stolz an Mut;
Du aber, meine Kron’ und Zier,
Gehst wahrlich ihnen allen für.
18.
Was hilft der äußerliche Schein?
Was ist’s doch schön und lieblich sein?
Ein Weib, das Gott liebt, ehrt und scheut,
Das soll man loben, weit und breit.
19.
Die Werke, die sie hier verricht’,
Sind wie ein schönes helles Licht,
Sie dringen bis zur Himmelspfort’
Und werden leuchten hie und dort.
XV. VOM TODE, JÜNGSTEN TAGE UND EWIGEN LEBEN.
111. VOM TOD UND STERBEN. TROST-GESANG.
Psalm 39.
Mel.: Auf meinen lieben Gott.
1.
Mein Gott, ich habe mir
Gar festgesetzet für:
Ich will mich fleißig hüten,
Wenn meine Feinde wüten,
Dass, wenn ich ja was spreche,
Ich dein Gesetz nicht breche.
2.
Wenn mein Geblüt entbrennt,
So hab ich mich gewöhnt,
Vor deinen Stuhl zu treten,
Lass Herz und Zunge beten:
„Herr, zeige deinem Knechte
Zu tun nach deinem Rechte.“
3.
Herr, lehre mich doch wohl
Bedenken, dass ich soll
Einmal von dieser Erden
Hinweg geraffet werden,
Und dass mir deine Hände
Gesetzet Ziel und Ende.
4.
Die Tage meiner Zeit
Sind einer Hande breit,
Und wenn man dies mein Bleiben
Soll recht und wohl beschreiben,
So ist’s ein Nichts und bleibet
Ein Stäublein, das zerstäubet.
5.
Ach! wie so gar nichts wert
Sind Menschen auf der Erd,
Die doch so sicher leben
Und gar nicht acht drauf geben,
Dass all ihr Tun und Glücke
Verschwind im Augenblicke.
6.
Sie gehen in der Welt
Und suchen Gut und Geld,
Der Schatten einen Schemen,
Und können nichts mitnehmen,
Wenn nach der Menschen Weise
Sie tun des Todes Reise.
7.
Sie schlafen ohne Ruh,
Arbeiten immerzu,
Sind Tag und Nacht geflissen,
Und können doch nicht wissen,
Wer, wenn sie niederliegen,
Ihr Erbe werde kriegen.
8.
Nun, Herr, wo soll ich hin?
Wer tröstet meinen Sinn?
Ich komm an deine Pforten,
Der du mit Werk und Worten
Erfreuest, die dich scheuen,
Und dein allein sich freuen.
9.
Wenn sich mein Feind erregt
Und mir viel Dampfs anlegt,
So will ich stille schweigen,
Mein Herz zur Ruhe neigen:
Du Richter aller Sachen,
Du kannst und wirst’s wohl machen.
10.
Wenn du dein Hand ausstreckst,
Des Menschen Herz erschreckst,
Wenn du die Sünd heimsuchest,
Den Sünder schiltst und fluchest,
So geht in einer Stunde
All Herrlichkeit zu Grunde.
11.
Der schönen Jugend Kranz,
Der roten Wangen Glanz
Wird wie ein Kleid verzehret,
So hier die Motten nähret.
Ach, wie gar nichts im Leben
Sind die auf Erden schweben!
12.
Du aber, du mein Hort,
Du bleibest fort und fort
Mein Helfer, siehst mein Sehnen,
Mein’ Angst und heiße Tränen,
Erhörest meine Bitte,
Wann ich mein Herz ausschütte.
13.
Drum ruhet mein Gemüt
Allein auf deiner Güt;
Ich lass dein Herze sorgen,
Als deme nicht verborgen,
Wie meiner Feinde Tücke
Du treiben sollst zurücke.
14.
Ich bin dein Knecht und Kind,
Dein Erb und Hausgesind,
Dein Pilgrim und dein Bürger,
Der, wenn der Menschenwürger
Mein Leben mir genommen,
Zu dir gewiss wird kommen.
15.
Zur Welt muss ich hinaus,
Der Himmel ist mein Haus,
Da in der Engel Scharen
Mein’ Eltern und Vorfahren,
Auch Schwestern, Freund und Brüder
Jetzt singen ihre Lieder.
16.
Hier ist nur Qual und Pein,
Dort, dort wird Freude sein.
Dahin, wenn es dein Wille,
Ich fröhlich, sanft und stille
Aus diesen Jammerjahren
Zur Ruhe will abfahren.
112. VOM TOD UND STERBEN.
Psalm 90.
Mel.: Herr Jesu Christ, ich weiß gar wohl.
1.
Herr Gott, du bist ja für und für
Die Zuflucht deiner Herde.
Du bist gewesen, eh allhier
Gelegt der Grund zur Erde,
Und da noch kein Berg war bereit’,
Da warst du in der Ewigkeit,
O Anfang aller Dinge!
2.
Du lässt die Menschen in das Tor
Des Todes häufig wandern,
Und sprichst: „Kommt wieder, Menschen, vor,
Und folget jenen andern.“
Denn dir sind, Höchster, tausend Jahr
Als wie ein Tag, der gestern war
Und nunmehr ist vergangen.
3.
Du lässt das schnöde Menschenheer
Wie einen Strom verfließen,
Und wie die Schifflein auf dem Meer
Bei gutem Wind hinschießen,
Gleich wie ein Schlaf und Traum bei Nacht,
Der, wenn der Mensch vom Schlaf erwacht,
Entfallen und vergessen.
4.
Wir sind ein Kraut, das bald verdorrt,
Ein Gras, das jetzt aufgehet,
Wird aber schnell von seinem Ort
Entführet und verwehet.
So ist ein Mensch: heut blühet er,
Und morgen, wenn ihn ungefähr,
Ein Wind rührt, liegt er nieder.
5.
Das macht, Herr! deines Zornes Grimm,
Dass wir so bald verschwinden.
Dein Eifer stößt und wirft uns um
Von wegen unsrer Sünden.
Die Sünden stellest du vor dich,
Davon brennt und entrüstet sich
Dein allzeit reines Herze.
6.
Das ist das Feur, das uns versehrt
Das Mark in allen Beinen;
Daher kommt’s, dass der Tod verzehrt
Die Großen und die Kleinen;
Drum fahren unsre Tage hin
Wie ein Geschwätze durch den Sinn,
Wenn wir die Zeit vertreiben.
7.
Wie lang hält doch dies Leben aus?
Gar selten siebzig Jahre,
Wenn’s hoch kommt, werden achtzig draus,
Und wenn man alle Ware,
Die hier gewonnen, nimmt zu Hauf,
Ist’s lauter Müh von Jugend auf
Und lauter Angst gewesen.
8.
Wir rennen, laufen, sorgen viel,
Und eh wir’s uns versehen,
Da kommt der Tod, steckt uns das Ziel
Und da ist’s dann geschehen;
Wir fliehen eilend und behend.
Und doch ist niemand, der sein End
Und Gottes Zorn bedenke.
9.
Lehr uns bedenken, frommer Gott,
Das Elend dieser Erden,
Auf dass wir, wenn wir an den Tod
Gedenken, klüger werden.
Ach! kehre wieder, kehr uns zu
Dein Angesicht und steh in Ruh
Mit deinen bösen Knechten.
10.
Erfüll uns früh mit deiner Gnad
An Leib und an der Seelen,
So wollen wir dir früh und spat
Dein Lob und Dank erzählen.
Erfreu uns, o du höchste Freud,
Und gib uns wieder gute Zeit
Nach so viel bösen Tagen!
11.
Bisher hat’s lauter Kreuz geschneit,
Lass nun die Sonne scheinen;
Bescher uns Freude nach dem Leid
Und Lachen nach dem Weinen.
Lass deiner Werke süßen Schein
Herr, deinen Knechten kundbar sein
Und dein Ehr ihren Kindern!
12.
Bleib unser Gott und treuer Freund,
Halt uns auf rechtem Fuße,
Und wenn wir etwa irrig seind,
So gib, dass sich mit Buße
Das Herze wieder zu dir wend,
Auch fördre das Tun unsrer Händ
Und segn’ all unsre Werke.
113. ICH BIN EIN GAST AUF ERDEN.
Psalm 119.
Mel.: Herzlich tut mich verlangen.
1.
Ich bin ein Gast auf Erden
Und hab hier keinen Stand:
Der Himmel soll mir werden,
Da ist mein Vaterland.
Hier reis’ ich aus und abe,
Dort in der ewgen Ruh
Ist Gottes Gnadengabe,
Die schleußt all Arbeit zu.
2.
Was ist mein ganzes Wesen
Von meiner Jugend an
Denn Müh und Not gewesen?
So lang ich denken kann,
Hab ich so manchen Morgen,
So manche liebe Nacht
Mit Kummer und mit Sorgen
Des Herzens zugebracht.
3.
Mich hat auf meinen Wegen
Manch harter Sturm erschreckt;
Blitz, Donner, Wind und Regen
Hat mir manch Angst erweckt;
Verfolgung, Hass und Neiden,
Ob ich’s gleich nicht verschuldt,
Hab ich doch müssen leiden
Und tragen mit Geduld.
4.
So ging’s den lieben Alten,
An derer Fuß und Pfad
Wir uns noch täglich halten,
Wenn’s fehlt an gutem Rat:
Wie musste sich doch schmiegen
Der Vater Abraham,
Eh als ihm sein Vergnügen
Und rechte Wohnstatt kam?
5.
Wie manche schwere Bürde
Trug Isaak, sein Sohn?
Und Jakob, dessen Würde
Stieg bis zum Himmelsthron,
Wie musste der sich plagen!
In was für Weh und Schmerz,
In was für Furcht und Zagen
Sank oft sein armes Herz!
6.
Die frommen heilgen Seelen,
Die gingen fort und fort
Und änderten mit Quälen
Den erst bewohnten Ort;
Sie zogen hin und wieder,
Ihr Kreuz war immer groß,
Bis dass der Tod sie nieder
Legt in des Grabes Schoß.
7.
Ich habe mich ergeben
In gleiches Glück und Leid:
Was will ich besser leben
Denn solche große Leut?
Es muss ja durchgedrungen,
Es muss gelitten sein;
Wer nicht hat wohl gerungen
Geht nicht zur Freud hinein.
8.
So will ich zwar nun treiben
Mein Leben durch die Welt,
Doch denk ich nicht zu bleiben
In diesem fremden Zelt.
Ich wandre meine Straßen,
Die zu der Heimat führt,
Da mich ohn alle Maßen
Mein Vater trösten wird.
9.
Mein Heimat ist dort oben,
Da aller Engel Schar
Den großen Herrscher loben,
Der alles ganz und gar
In seinen Händen träget
Und für und für erhält,
Auch alles hebt und leget
Nachdem’ s ihm wohlgefällt.
10.
Zu dem steht mein Verlangen,
Da wollt ich gerne hin:
Die Welt bin ich durchgangen,
Dass ich’s fast müde bin:
Je länger ich hier walle,
Je wen’ger find ich Lust,
Die meinem Geist gefalle,
Das Meist ist Stank und Wust.
11.
Die Herberg ist zu böse,
Der Trübsal ist zu viel,
Ach! komm, mein Gott, und löse,
Mein Herz, wenn dein Herz will!
Komm, mach ein seligs Ende
An meiner Wanderschaft,
Und was mich kränkt, das wende
Durch deinen Arm und Kraft!
12.
Wo ich bisher gesessen
Ist nicht mein rechtes Haus,
Wenn mein Ziel ausgemessen,
So tret ich dann hinaus,
Und was ich hie gebrauchet,
Das leg ich alles ab,
Und wenn ich ausgehauchet,
So scharrt man mich ins Grab.
13.
Du aber, meine Freude,
Du meines Lebens Licht,
Du zeuchst mich, wenn ich scheide,
Hier vor dein Angesicht,
Ins Haus der ewgen Wonne,
Da ich stets freudenvoll
Gleich als die helle Sonne
Nächst andern leuchten soll.
14.
Da will ich immer wohnen,
Und nicht nur als ein Gast,
Bei denen, die mit Kronen
Du ausgeschmücket hast.
Da will ich herrlich singen
Von deinem großen Tun
Und frei von schnöden Dingen
In meinem Erbteil ruhn.
114. CHRISTLICHE TODESFREUDE.
Mel.: So wünsch’ ich mir ein’ gute Nacht.
1.
Was trauerst du, mein Angesicht,
Wenn du den Tod hörst nennen?
Sei ohne Furcht, er schad’t dir nicht,
Lern ihn nur recht erkennen!
Kennst du den Tod,
So hat’s nicht Not,
All Angst wird sich zertrennen.
2.
Fürs erste zeuch die Larven ab
Der alten roten Schlangen:
Sieh an, dass sie kein Gift mehr hab,
Es ist ihr abgefangen
Durch Jesum Christ,
Der für uns ist
Ins Grab und Tod gegangen.
3.
Ja, Herr, du tratst ihm an das Herz,
Brachst seines Stachels Spitzen;
Nunmehr ist er ein lauter Scherz
Und kann uns gar nicht ritzen.
Dein edles Blut
Dämpft seine Glut,
Dein Flammen zwingt sein Hitzen.
4.
Die Sünde war des Todes Kraft,
Die uns zum Sterben triebe.
Nun ist die Sünd all abgeschafft
Durch Christi Treu und Liebe;
Ihr Ernst und Macht
Ist matt gemacht,
Trotz, dass sie uns betrübe.
5.
Die Sünd ist tot; Gott ist versühnt
Durch seines Sohnes Dulden.
Der Grimm ist hin, den wir verdient
Mit unsers Lebens Schulden;
Der vor war Feind
Ist nunmehr Freund,
Voll süßer Gnad und Hulden.
6.
Bist du denn Freund, so kannst du mich,
Mein Gott, ja nicht umbringen;
Dein Vaterherze lässet sich
Zum Mord und Tod nicht dringen.
Wer sich befind’t
Dein Erb und Kind
Ist frei von bösen Dingen.
7.
Das aber, Vater, tust du wohl,
Wann uns die Trübsal kränket,
Wann wir des Lebens satt und voll
Des Jammers, der uns tränket,
Dass dann dein’ Hand
Ans Vaterland
Uns aus den Fluten lenket.
8.
Wann sich das starke Wetter regt,
Davor die Höhen fallen,
Wann deines Zornes Donner schlägt,
Dass Berg und Tal erschallen,
So trittst du zu,
Und bringst zur Ruh
Uns, die dir wohlgefallen.
9.
Wann unsre Feinde um uns her
Uns bringen in die Mitten,
Wann Ottern, Löwen, Wolf und Bär
Ihr Gift auf uns ausschütten,
Nimmst du dein Schaf,
Bringst’s in den Schlaf
Bei dir in deiner Hütten.
10.
Wann diese Welt gibt bösen Lohn
Dem, der dich treulich ehret,
So sprichst du, „komm zu mir, mein Sohn!
Hier hab ich, was dich nähret,
Lust, Ehr und Freud,
Die keine Zeit
In Ewigkeit verzehret.“
11.
Alsbald schließt uns der Engel Schar
Mit Freud in ihren Bogen
Und nehmen unsrer Seele wahr,
Die, wenn sie ausgeflogen,
In ihre Hut
Mit stillem Mut
Zu Gott kommt angezogen.
12.
Der Herr empfänget seine Braut
Und spricht „sei mir willkommen!
Du bist’s, die ich mir anvertraut,
Komm, wohne bei den Frommen,
Die ich vor dir
Anher zu mir
Aus jener Welt genommen.
13.
Du hast behalten Glaub und Treu
Im Herzen, da ich wohne;
So geb und leg ich dir nun bei
Die schöne Freudenkrone.
Ich bin dein Heil,
Dein Erb und Teil,
Tritt her zu meinem Throne!
14.
Hier trockn’ ich deiner Augen Flut,
Hier still’ ich deine Tränen;
Hier setzt sich in dem höchsten Gut
Dein Seufzen, Klag und Sehnen;
Dein Jammermeer
Wird niemand mehr
Denn nur in Freud erwähnen.
15.
Hier kleid ich meiner Christen Zahl
Mit reiner weißer Seide;
Hier springen sie im Himmelssaal
Und ist nicht, der sie neide;
Hier ist kein Tod,
Kein Kreuz und Not,
Das gute Freunde scheide!“
16.
Ach Gott, mein Herr, was will ich doch
Mich vor dem Tode scheuen?
Er ist’s ja, der mich von dem Joch
Des Elends will befreien;
Er nimmt mich aus
Dem Marterhaus,
Das kann mich nicht gereuen.
17.
Der Tod, der ist mein Rotes Meer,
Dadurch auf trocknem Sande
Dein Israel, das fromme Heer,
Geht zum Gelobten Lande,
Da Milch und Wein
Stets fleußt herein,
Wie Ström in ihrem Rande.
18.
Er ist das güldne Himmelstor
Und des Eliä Wagen,
Darauf mich Gott zum Engelchor
Gar bald wird lassen tragen,
Wenn er, der letzt’
Und erste, setzt
Ein End an meinen Tagen.
19.
O süße Lust! o edle Ruh!
O frommer Seelen Freude!
Komm, schleuß mir meine Augen zu,
Dass ich mit Fried’ abscheide
Hin, da mein Hirt
Mich leiten wird
Zur immergrünen Weide.
20.
Daselbst wird er mit vollem Maß,
Was hier gefehlt, einbringen;
Dafür wird ihm ohn Unterlass
Sein Alleluja klingen;
Da will auch ich
Ihm williglich
Eins nach dem andern singen.
115. FRÖHLICHE ERGEBUNG ZU EINEM SELIGEN
ABSCHIEDE AUS DIESER MÜHSELIGEN WELT.
Mel.: Wenn mein Stündlein vorhanden ist.
1.
Nun sei getrost und unbetrübt,
Du mein Geist und Gemüte!
Dein Jesus lebt, der dich geliebt,
Eh denn dir dein Geblüte
Und Fleisch und Haut ward zugericht’,
Der wird dich auch gewisslich nicht
An deinem Ende hassen.
2.
Erschrecke nicht vor deinem End,
Es ist nichts böses drinnen.
Dein lieber Herr streckt seine Händ
Und fordert dich von hinnen,
Aus so viel tausend Angst und Qual,
Die du in diesem Jammertal
Bisher hast ausgestanden.
3.
Zwar heißt’s ja Tod und Sterbensnot,
Doch ist da gar kein Sterben:
Denn Jesus ist des Todes Tod
Und nimmt ihm das Verderben,
Dass alle seine Stärk und Kraft
Mir, wenn ich jetzt werd hingerafft,
Nicht auf ein Härlein schade.
4.
Des Todes Kraft steht in der Sünd
Und schnöden Missetaten,
Darein ich armes Adamskind
So oft und viel geraten.
Nun ist die Sünd in Jesu Blut
Ersäuft, erstickt, getilgt und tut
Fort gar nichts mehr zur Sachen.
5.
Die Sünd ist hin und ich bin rein,
Trotz dem, der mir das nehme!
Hinfüro ist das Leben mein,
Darf nicht, dass ich mich gräme
Um einger Sünden Lohn und Sold:
Wer ausgesöhnt, dem ist man hold
Und tut ihm nichts zuwider.
6.
Ei nun, so nehm ich Gottes Gnad
Und alle seine Freude
Mit mir auf meinen letzten Pfad
Und weiß von keinem Leide.
Der wilde Feind muss mir ein Schaf,
Sein Ungestüm ein süßer Schlaf
Und sanfte Ruhe werden.
7.
Du, Jesu, allerliebster Freund,
Bist selbst mein Licht und Leben;
Du hältst mir fest und kann kein Feind
Dich, wo du stehest, heben.
In dir steh ich und du in mir,
Und wie wir stehn, so bleiben wir
Hier und dort ungeschieden.
8.
Mein Leib, der legt sich hin zur Ruh
Als der fast müde worden;
Die Seele fährt dem Himmel zu
Und mischt sich in den Orden
Der auserwählten Gottesschar
Und hält das ewge Jubeljahr
Mit allen heiligen Engeln.
9.
Kommt denn der Tag, o höchster Fürst
Der Kleinen und der Großen,
Da du zum allerletzten wirst
In die Posaune stoßen,
So soll dann Seel und Leib zugleich
Mit dir in deines Vaters Reich
Zu deiner Freud eingehen.
10.
Ist’s nun dein Will, so stell dich ein,
Mich selig zu versetzen.
Ach, ewig bei und mit dir sein,
Wie hoch muss das ergötzen!
Eröffne dich, du Todespfort,
Auf dass an solchen schönen Ort
Ich durch dich möge fahren.
116. TROSTWORTE EINES VERSTORBENEN KINDES AN SEINEN VATER.
Mel.: An Wasserflüssen Babylon.
1.
Mein herzer Vater, weint ihr noch,
Und ihr, die mich geboren?
Was grämt ihr euch? was macht ihr doch?
Ich bin ja unverloren.
Ach! sollt’ ihr sehen, wie mir’s geht
Und wie mich der so hoch erhöht,
Der selbst so hoch erhoben,
Ich weiß, ihr würdet anders tun
Und meiner Seele süßes Ruhn
Mit eurem Munde loben.
2.
Der saure Kampf, den ich dort hab’
In eurer Welt empfunden,
Der ist durch Gottes Gnad’ und Gab’
All glücklich überwunden.
Es ging mir, wie es pflegt zu gehn
All denen, die bei Christo stehn
Und von der Welt sich scheiden:
Wer Christo folgt, der muss mit ihm
Das Kreuz und alles Ungestüm
Auf seinen Wegen leiden.
3.
Nun bin ich durch, Gott Lob und Dank!
Hier kommt ein ander Leben;
Hier wird mir, was mein Leben lang
Ich nicht gesehn, gegeben:
Ein ganzer Himmel voller Licht,
Ein Licht, davon mein Angesicht
So schön wird als die Sonne.
Hier ist ein ewges Freudenmeer,
Wohin ich nur die Augen kehr,
Ist alles voller Wonne.
4.
Nun lobt, ihr Menschen, wie ihr wollt
Des Erdenlebens Güte:
Was ist darinnen, das mir sollt
Jetzt neigen mein Gemüte?
Was ist das Beste, das ihr liebt?
Was gibt die Erde, wenn sie gibt,
Denn Angst und bittre Schmerzen?
Was ist das güldne Gut und Geld?
Was bringt der Schein und Pracht der Welt,
Denn Kummer euren Herzen?
5.
Was ist der großen Leute Gunst,
Denn Zunder großes Neides?
Was ist das Wissen vieler Kunst,
Denn Ursprung vieles Leides?
Denn wer viel weiß, der grämt sich viel,
Und welcher andre lehren will,
Muss leiden und viel tragen.
Seht alles an, Ruhm, Lob und Ehr,
Habt Freud und Lust: was habt ihr mehr
Denn endlich Weh und Klagen?
6.
Nichts ist so schön und wohlbestellt,
Da man hier wohl auf stehe;
Drum nimmt Gott, was ihm wohlgefällt
Bei Zeiten in die Höhe
Und setzet es in seinen Schoß:
Da ist es alles Kummers los,
Darf nicht, wie ihr, sich kränken,
Die ihr oft denket, wie doch wohl
Dies oder jenes werden soll
Und könnet’s nicht erdenken.
7.
Wer selig stirbt, der schleußet zu
Die schwarzen Jammertore:
Hingegen schwingt er sich zur Ruh
Im güldnen Engelchore,
Legt Aschen weg, kriegt Freudenöl,
Zeucht aus das Fleisch und schmückt die Seel
In reiner weißer Seiden,
Er lässt die Erd’ und nimmet ein
Die Lust, da Christi Schäfelein
In lauter Rosen weiden.
8.
So gebt, ihr Liebsten, euch doch schlecht
Dahin in Gottes Willen:
Sein Rat ist gut, sein Tun ist recht,
Und wird wohl wieder stillen
Den Schmerzen, den er euch gemacht:
Und hiermit sei euch gute Nacht
Von eurem Sohn gegönnet.
Es kommt die Zeit, da mich und euch
Vereingen wird in seinem Reich
Der euch und mich getrennet.
9.
Da will ich eure Treu und Müh
Und was ihr eurem Kranken
Erwiesen habt, im Himmel hie,
So bald ihr kommt, verdanken.
Ich will erzählen, wie ihr habt
Euch selbst betrübt und mich gelabt,
Vor Christo und vor allen,
Und für den heißen Tränenfluss
Will ich mit mehr als einem Kuss
Um euren Hals euch fallen.
117. DER BETRÜBTE VATER TRÖSTET SICH ÜBER SEINEN NUNMEHR SELIGEN SOHN.
Mel.: Ermuntre dich, mein schwacher Geist.
1.
Du bist zwar mein und bleibest mein,
Wer will mir’s anders sagen?
Doch bist du nicht nur mein allein:
Der Herr von ewgen Tagen,
Der hat das meiste Recht an dir,
Der fordert und erhebt von mir
Dich, o mein Sohn, mein Wille,
Mein Herz und Wunsches Fülle!
2.
Ach! gält’ es wünschen, wollt ich dich,
Du Sternlein meiner Seelen,
Vor allem Weltgut ewiglich
Mir wünschen und erwählen.
Ich wollte sagen, bleib bei mir!
Du sollt sein meines Hauses Zier,
An dir will ich mein Lieben
Bis an mein Sterben üben.
3.
So sagt mein Herz und meint es gut,
Gott aber meint’s noch besser.
Groß ist die Lieb in meinem Mut,
In Gott ist sie noch größer.
Ich bin ein Vater und nichts mehr,
Gott ist der Väter Haupt und Ehr’,
Ein Quell, da Alt und Jungen
In aller Welt entsprungen.
4.
Ich sehne mich nach meinem Sohn,
Und der mir ihn gegeben,
Will, dass er nah an seinem Thron
Im Himmel solle leben.
Ich sprech „ach, weh! mein Licht verschwind’t!“
Gott spricht „willkomm’n du liebes Kind,
Dich will ich bei mir haben
Und ewig reichlich laben!“
5.
O süßer Rat, o schönes Wort,
Und heiliger denn wir denken!
Bei Gott ist ja kein böser Ort,
Kein Unglück und kein Kränken,
Kein’ Angst, kein Mangel, kein Versehn,
Bei Gott kann keinem Leid geschehn;
Wen Gott versorgt und liebet
Wird nimmermehr betrübet.
6.
Wir Menschen sind ja auch bedacht,
Die Unsrigen zu zieren:
Wir gehn und sorgen Tag und Nacht,
Wie wir sie wollen führen
In einen feinen selgen Stand,
Und ist doch selten so bewandt
Mit dem, wohin sie kommen,
Als wir’s uns vorgenommen.
7.
Wie manches junges, frommes Blut
Wird jämmerlich verführet
Durch bös’ Exempel, dass es tut,
Was Christen nicht gebühret.
Da hat’s denn Gottes Zorn zu Lohn,
Auf Erden nichts denn Spott und Hohn,
Der Vater muss mit Grämen
Sich seines Kindes schämen.
8.
Ein solches darf ich ja nun nicht
An meinem Sohn erwarten.
Der steht vor Gottes Angesicht
Und geht in Christi Garten,
Hat Freude, die ihn recht erfreut
Und ruht von allem Herzeleid;
Er sieht und hört die Scharen,
Die uns allhier bewahren.
9.
Er sieht und hört der Engel Mund,
Sein Mündlein hilft selbst singen;
Weiß alle Weisheit aus dem Grund
Und red’t von solchen Dingen,
Die unser keiner noch nicht weiß,
Die auch durch unsern Fleiß und Schweiß
Wir, weil wir sind auf Erden,
Nicht ausstudieren werden.
10.
Ach! sollt ich doch von ferne stehn
Und nur ein wenig hören,
Wenn deine Sinne sich erhöhn
Und Gottes Namen ehren,
Der heilig, heilig, heilig ist,
Durch den auch du geheiligt bist!
Ich weiß, ich würde müssen
Vor Freuden Tränen gießen.
11.
Ich würde sprechen „bleib allhier,
Nun will ich nicht mehr klagen:
Ach mein Sohn, wärst du noch bei mir!
Nein, sondern komm, du Wagen
Eliä, hole mich geschwind
Und bring mich dahin, da mein Kind
Und so viel liebe Seelen
So schöne Ding’ erzählen!“
12.
Nun, es sei ja und bleib also,
Ich will dich nicht mehr weinen;
Du lebst und bist von Herzen froh,
Siehst lauter Sonnen scheinen,
Die Sonnen ewger Freud und Ruh:
Hier leb und bleib nun immerzu,
Ich will, will’s Gott, mit andern
Auch bald hernacher wandern.
118. BEI DER LEICHE EINES SOHNES.
In seiner eigenen Melodie.
1.
Liebes Kind, wenn ich bei mir
Deines schönen Leibes Zier
Und der Seelen Schmuck bedenke,
Weiß es Gott, wie ich mich kränke!
2.
Kein Smaragd mag je so schön
In dem feinen Golde stehn,
Keine Rose mag im Lenzen
Dir gleich, schöne Blume, glänzen.
3.
Dein Gebärde, dein Gesicht
Und der beiden Augen Licht
War in Tugend ganz verhüllet
Und mit guter Zucht erfüllet.
4.
Deine Liebe, deine Gunst
Ging und hing nach lauter Kunst,
Viel zu lernen, viel zu wissen,
War dein edler Geist geflissen.
5.
Auch war hier ein guter Grund,
Da das ganze Werk aufstund,
Nämlich Gott und sein Wort hören
Und die heilge Bibel ehren.
6.
Wollte, wollte Gott, dass nur
Deines Lebens schwache Schnur
Etwas noch hier auf der Erden
Hätte müssen länger werden!
7.
O, wie manche große Freud,
O wie manch Ergötzlichkeit
Würden wir von deinen Gaben
Noch zuletzt genossen haben!
8.
Nun, mich jammert’s, aber du,
Liebes Kind, schweigst still dazu,
Wohnst in Gottes Stadt und Mauren
Kehrst dich nicht an unser Trauren.
9.
Deines Wesens hoher Stand
Ist auch nun also bewandt,
Dass wer’s gut will mit dir meinen,
Dich nicht dürfe mehr beweinen.
10.
Du bist ungleich besser dran,
Denn die Welt hier sinnen kann,
Du hast mehr, denn wir dir gönnen,
Mehr auch denn wir wünschen können.
11.
Es ist an dir ganz und gar,
Was hier unvollkommen war.
Was du hier hast angefangen,
Hast du dort vollauf empfangen.
12.
Deine Seel hat Gottes Reich
Und du bist den Engeln gleich,
Alle Himmel hörst du singen
Und du gehst in vollen Sprüngen.
13.
Nun so lebe, wie du lebst,
Schweb’ in Freuden, wie du schwebst:
Balde, balde wird’s geschehen,
Dass du uns, wir dich dort sehen.
119. AN DIE ELTERN BEI DEM GRABE IHRES KINDES.
Mel.: Herr, ich habe missgehandelt.
1.
Leid ist mir’s in meinem Herzen
Um die, so dir, liebes Kind,
Mit so großem Weh und Schmerzen
Um den Hals gefallen sind,
Da du dich bei deinem Ende
Gabst in deines Gottes Hände.
2.
Ach, es ist ein bittres Leiden
Und ein rechter Myrrhentrank,
Sich von seinen Kindern scheiden
Durch den schweren Todesgang!
Hier geschieht ein Herzensbrechen,
Das kein Mund recht kann aussprechen.
3.
Aber das, was wir beweinen,
Weiß hiervon ganz lauter nichts,
Sondern sieht die Sonne scheinen
Und den Glanz des ewgen Lichts,
Singt und springt, und hört die Scharen,
Die hier seine Wächter waren.
4.
Muss das Leibchen gleich verwesen,
Ist’s ihm doch ein schlechter Schad’:
Gott wird schon zusammenlesen,
Was der Tod zerstreuet hat:
Treu ist er und fromm den Seinen,
Trägt sich auch mit ihren Beinen.
5.
Diesem Herrn ist nichts verdorben:
Wenn des Todes Nacht vorbei,
Nimmt er das, was war gestorben,
Und macht’s wieder ganz und neu;
Also werden wir zur Erden,
Dass wir mögen himmlisch werden.
6.
Auf derwegen! Seid zufrieden,
Vaterherz und Muttergeist!
Lasset schlafen, was geschieden,
Und zu Gott ist hingereist.
Was für Tränen ihr vergossen,
Wollen sein mit Trost geschlossen.
7.
Wandelt eure Klag in Singen,
Ist doch nunmehr alles gut!
Trauern mag nicht wiederbringen,
Was im Himmelsschoße ruht.
Aber wer getrost sich gibet,
Ist bei Gott sehr hoch beliebet.
120. EIN ANDERES.
1.
Weint, und weint gleichwohl nicht zu sehr,
Denn was euch abgestorben,
Ist wohl daran und hat nun mehr
Das beste Teil erworben,
Es ist hindurch ins Vaterland,
Nachdem der harte, schwere Stand,
Der hier war, überstanden.
2.
Hier sind wir auf der wilden See,
Im Sturm und tiefen Fluten;
Da geht’s uns, dass vor Ach und Weh
Das Herze möchte bluten:
Sobald der Mensch ins Leben tritt,
Sobald kommt auch die Trübsal mit
Und folgt ihm auf dem Fuße.
3.
Da ist kein Kind so zart und klein,
Es muss sein Leiden tragen,
Ein jedes hat sein Angst und Pein,
Kann’s oft nicht von sich sagen,
Und wenn’s auch gleich noch etwas spricht,
So bleibt doch drum das Elend nicht
Von seines Leibes Gliedern.
4.
Kommt’s auf die Bein und wächst herzu,
Lernt schwarz und weiß verstehen,
So merkt’s, was man auf Erden tu,
Wie Menschenwerke gehen,
Sieht lauter Böses, gar nichts Guts,
Darüber wird’s betrübtes Muts
Und fängt sich an zu grämen.
5.
Hilft endlich Gott zur vollen Kraft
Und reifen Mannesjahren,
Tritt’s in den Stand, da man was schafft,
Da kann’s denn recht erfahren,
Wie alles so voll Mühe sei,
Und hat doch selten mehr dabei,
Denn wenig gute Stunden.
6.
Das alles sieht der Vater an,
Die Mutter nimmt’s zu Herzen,
Und niemand ist, der helfen kann:
Da kommen denn die Schmerzen.
Die häufen sich ohn Unterlass
Und halten stets die Augen nass
Bei Eltern und bei Kindern.
7.
Drum lasst’s Gott machen, wie er will,
Er weiß die besten Weisen:
Wer balde kommt zu seinem Ziel,
Der darf nicht ferne reisen,
Und wer bei Zeit wird ausgespannt,
Der darf des Jammers schweren Stand
Nicht allzu lange ziehen.
8.
Was unsrer Welt ist zugedacht,
Darf euer Kind nicht schmecken,
Es schläft und ruht, bis Gottes Macht
Es wieder wird aufwecken,
Und wann ihr kommt ins Himmels Saal,
So wird euch eurer Kinder Zahl
Mit großer Lust empfangen.
9.
So schlaf nun wohl, du herzes Kind,
Doch tröste Gott die Deinen,
Wenn jetzt ihr Herz und Auge rinnt,
Und kehr ihr bittres Weinen
Zu seiner Zeit, die er bestellt,
Auf Weis’ und Art, die ihm gefällt
In Freud und süßes Singen.
121. BEI DER LEICHE EINES FREUNDES.
Mel.: Werde munter mein Gemüte.
1.
Nun, du lebest, unsre Krone,
In der süßen sanften Ruh,
Bringst die Zeit bei Gottes Throne
Ohne Zeit und Ende zu,
Du hast ewge Freud und Zier;
Und wir sollen für und für
Uns mit unsern Tränen kränken?
Auf, und lasst uns recht bedenken!
2.
Freunden soll man Freude gönnen,
Lachen, wenn sie fröhlich sein;
Tränen lass zu der Zeit rinnen,
Wenn sie liegen in der Pein.
Aber wenn der Sieg erlangt
Und der Held im Kreuze prangt,
Wenn das Herzleid weg geschlagen,
Legt sich billig Schmerz und Klagen.
3.
Edles Herz, du hast bezwungen
Alles, was dir widrig war,
Alle Schmerzen, die sich drungen
In dein Herz mit großer Schar,
Allen Jammer, alle Müh,
Alle Sorgen, die dich früh,
Auch oft bei den späten Nachten
Voller Angst und Wehmut machten.
4.
Gott weiß wohl, was wir vermögen
Und wie stark die Schulter sei,
Da er will sein Kreuz hinlegen,
Dessen Huld und Vatertreu
Hat auch dir die schwere Last,
Die du ausgestanden hast
Über dein Haupt lassen gehen;
Wer viel kann, muss viel ausstehen.
5.
Wärst du einer aus dem Orden,
Denen Herz und Mut entfällt,
Wenn sie nur berühret worden
Von des rauhen Unglücks Kält’:
Ei, so würde nimmermehr
Ein so großes Jammerheer
Gott, der Geber aller Gaben,
Über dir verhänget haben.
6.
Freue dich, du hast gewonnen
Durch des Höchsten Stärk und Kraft!
Jetzo gehst du gleich der Sonnen
Mitten in der Bürgerschaft,
Der sehr schönen neuen Stadt,
Die uns Gott gebauet hat,
Springst und singst und holest wieder
Mit den Engeln süße Lieder.
7.
Christus wischet selbst die Tränen
Dir von deinem Angesicht,
Sein Herz hört auf sich zu sehnen,
Weiß von keinem Mangel nicht,
Ohne dass du, die du hier
Hast gelassen hinter dir
Auch in solchem Freudenleben
Balde möchtest sehen schweben.
8.
Nun, wir werden balde kommen
Aus dem Leide zu der Freud’,
Und dich mit viel tausend Frommen
Schauen in der Seligkeit.
O wie herrlich, o wie schön
Wirst du und wir mit dir geh’n,
Wenn uns wird anstatt der Erden
Gottes Reich zu teile werden.
122. FREUDIGE EMPFAHUNG DES TODES.
Mel.: Wenn mein Stündlein vorhanden ist.
1.
O Tod! o Tod! du gräulich’s Bild
Und Feind voll Zorn’s und Blitzen,
Wie machst du dich so groß und wild
Mit deiner Pfeile Spitzen?
Hier ist ein Herz, das dich nicht acht’
Und spottet deiner schnöden Macht
Und der verbroch’nen Pfeile.
2.
Komm nur mit deinem Bogen bald
Und ziele mir zum Herzen
In deiner seltsamen Gestalt,
Versuch’s mit Pein und Schmerzen!
Was wirst du damit richten aus?
Ich werde dir doch aus dem Haus
Einmal gewiss entlaufen.
3.
Ich weiß, dass dir zerschlagen ist
Dein Schloss und seine Riegel
Durch meinen Heiland Jesum Christ,
Der brach des Grabes Siegel
Und führte dich zur Siegesschau,
Auf dass uns nicht mehr vor dir grau,
Ein Spott ist aus dir worden.
4.
Besiehe deinen Palast wohl
Und deines Reiches Wesen,
Ob’s noch anjetzo sei so voll,
Als es zuvor gewesen?
Ist Moses nicht aus deiner Hand
Entwischt und im gelobten Land
Auf Tabor schön erschienen?
5.
Wo ist der alten Heil’gen Zahl,
Die auch daselbst begraben?
Sie sind erhöht in Himmelssaal,
Da sie sich ewig laben.
Des starken Jesus Heldenhand
Hat dir zersprengt all deine Band’,
Als er dein Kämpfer wurde.
6.
Was soll’s denn nun, o Jesu, sein,
Dass mich der Tod so schrecket?
Hat doch Elisä Totenbein,
Was tot war, auferwecket,
Vielmehr wirst du, den Trost hab ich,
Zum Leben kräftig rüsten mich,
D’rum schlaf ich ein mit Freuden.
123. ICH WEISS, DASS MEIN ERLÖSER LEBT.
Hiob 19,25-27.
Mel.:
Herr straf’ mich nicht in deinem Zorn.
Aus tiefer Not schrei ich zu dir.
1.
Ich weiß, dass mein Erlöser lebt,
Das soll mir niemand nehmen.
Er lebt, und was ihm widerstrebt,
Das muss sich endlich schämen.
Er lebt fürwahr, der starke Held,
Sein Arm, der alle Feinde fällt,
Hat auch den Tod bezwungen.
2.
Des bin ich herzlich hoch erfreut,
Und habe gar kein Scheuen
Vor dem, der alles Fleisch zerstreut
Gleichwie der Wind die Spreuen:
Nimmt er gleich mich und mein Gebein
Und scharrt uns in die Gruft hinein,
Was kann er damit schaden?
3.
Mein Heiland lebt, ob ich nun werd’
Ins Todes Staub mich strecken,
So wird er mich doch aus der Erd’
Hernachmals auferwecken;
Er wird mich reißen aus dem Grab
Und aus dem Lager, da ich hab
Ein kleines ausgeschlafen.
4.
Da werd’ ich eben diese Haut
Und eben diese Glieder,
Die jeder jetzo an mir schaut,
Auch was sich hin und wieder
Von Adern und Gelenken find’t
Und meinen Leib zusammen bind’t,
Ganz richtig wieder haben.
5.
Zwar alles, was der Mensche trägt,
Das Fleisch und seine Knochen,
Wird, wenn er hin sich sterben legt,
Zermalmet und zerbrochen
Von Maden, Motten und was mehr
Gehöret zu der Würmer Heer,
Doch soll’s nicht stets so bleiben.
6.
Es soll doch alles wieder steh’n
In seinem vor’gen Wesen;
Was niederlag, wird Gott erhöh’n,
Was umkam, wird genesen,
Was die Verfaulung hat verheert
Und die Verwesung ausgezehrt,
Wird alles wiederkommen.
7.
Das hab’ ich je und je gegläubt
Und fass’ ein fest Vertrauen:
Ich werde den, der ewig bleibt
In meinem Fleische schauen,
Ja, in dem Fleische, das hier stirbt
Und in dem Stank und Kot verdirbt,
Da werd ich Gott in sehen.
8.
Ich selber werd in seinem Licht
Ihn seh’n und mich erquicken,
Mein Auge wird sein Angesicht
Mit großer Lust erblicken,
Ich werd ihn mir seh’n, mir zur Freud’
Und werd ihm dienen ohne Zeit,
Ich selber und kein Fremder.
9.
Trotz sei nun allem, was mir will
Mein Herze blöde machen;
Wär’s noch so mächtig, groß und viel,
Kann ich doch fröhlich lachen:
Man treib’ und spanne noch so hoch
Sarg, Grab und Tod, so bleibet doch
Gott mein Erlöser leben.
124. VOM JÜNGSTEN TAGE.
Mel.: Auf meinen lieben Gott.
1.
Die Zeit ist nunmehr nah,
Herr Jesu, du bist da.
Die Zeichen, die den Leuten
Dein’ Ankunft sollen deuten,
Die sind, wie wir gesehen,
In großer Zahl geschehen.
2.
Was soll ich denn nun tun?
Ich soll auf dem beruh’n,
Was du mir hast verheißen:
Dass du mich wollest reißen
Aus meines Grabes Kammer
Und allem andern Jammer.
3.
Ach, Jesu! wie so schön
Wird mir’s alsdann ergeh’n!
Du wirst mit tausend Blicken
Mich durch und durch erquicken,
Wenn ich hier von der Erde
Zu dir mich schwingen werde.
4.
Ach! was wird doch dein Wort,
O süßer Seelenhort,
Was wird doch sein dein Sprechen,
Wenn dein Herz aus wird brechen
Zu mir und meinen Brüdern
Als deines Leibes Gliedern?
5.
Werd ich denn auch vor Freud
In solcher Gnadenzeit
Den Augen ihre Zähren
Und Tränen können wehren,
Dass sie mir nicht in Haufen
Auf meine Wangen laufen?
6.
Was für ein schönes Licht
Wird mir dein Angesicht,
Das ich in jenem Leben
Werd erstmals sehen, geben?
Wie wird mir deine Güte
Entzücken mein Gemüte!
7.
Dein Augen, deinen Mund,
Den Leib, der noch verwund’t,
Da wir so fest auf trauen,
Das werd ich alles schauen,
Auch innig, herzlich grüßen
Die Mal’ an Händ’ und Füßen.
8.
Dir ist allein bewusst
Die ungefälschte Lust
Und edle Seelenspeise
In deinem Paradeise:
Die kannst du wohl beschreiben,
Ich kann nicht mehr denn gläuben.
9.
Doch was ich hier gegläubt,
Das steht gewiss, und bleibt
Mein Teil, dem gar nicht gleichen
Die Güter aller Reichen:
All andres Gut vergehet,
Mein Erbteil das bestehet.
10.
Ach, Herr! mein schönstes Gut,
Wie wird sich all mein Blut
In allen Adern freuen,
Und auf das neu erneuen,
Wenn du mir wirst mit Lachen
Dein’ Himmelstür aufmachen?
11.
„Komm her, komm und empfind,
O auserwähltes Kind!
Komm, schmecke, was für Gaben
Ich und mein Vater haben!
Komm,“ wirst du sagen, „weide
Dein Herz in ewger Freude!“
12.
Ach, du so arme Welt!
Was ist dein Gold und Geld
Hier gegen diese Kronen
Und mehr denn güldne Thronen,
Die Christus hingestellet
Dem Volk, das ihm gefället?
13.
Hier ist der Engel Land,
Der selgen Seelen Stand,
Hier hör’ ich nichts denn singen,
Hier seh’ ich nichts denn springen,
Hier ist kein Kreuz kein Leiden,
Kein Tod, kein bittres Scheiden.
14.
Halt ein, mein schwacher Sinn,
Halt ein, wo denkst du hin?
Willst du, was grundlos, gründen?
Was unbegreiflich, finden?
Hier muss der Witz sich neigen
Und alle Redner schweigen.
15.
Dich aber, meine Zier,
Dich lass ich nicht von mir,
Dein will ich stets gedenken,
Herr, der du mir wirst schenken,
Mehr denn mit meiner Seelen
Ich wünschen kann und zählen.
16.
Ach, wie ist mir so weh,
Eh’ ich dich aus der Höh’
Her sehe zu uns kommen:
Ach, dass zum Heil der Frommen,
Du meinen Wunsch und Willen
Noch möchtest heut erfüllen!
17.
Doch du weißt deine Zeit;
Mir ziemt nur, stets bereit
Und fröhlich da zu stehen
Und so einher zu gehen,
Dass alle Stund und Tage,
Mein Herz mich zu dir trage.
18.
Dies gib, Herr, und verleih,
Auf dass dein Huld und Treu
Ohn Unterlass mich wecke.
Dass mich dein Tag nicht schrecke,
Da unser Schreck auf Erden
Soll Fried und Freude werden.
125. AUS DER OFFENBARUNG JOHANNIS.
KAP. 7.
Mel.: Mag ich Unglück nicht widerstahn.
1.
Johannes sahe durch Gesicht
Ein edles Licht
Und liebliches Gemälde:
Er sah ein’n Haufen Völker stehn,
Sehr hell und schön
Im güldnen Himmelsfelde;
Ihr Herz und Mut
Schwebt in dem Gut,
Das hier kein Mann
Bezahlen kann,
Mit allem Gut und Gelde.
2.
Sie trugen Palmen in der Hand,
Ihr Ort und Stand
War vor des Lammes Throne.
Ihr Mund war voller Lob und Preis,
Die Kleider weiß,
Ihr Lied im höhern Tone
Klang süß und sang
Des Höchsten Dank,
Und dieser Stimm
Half um und um
Der Engel heilge Krone.
3.
„Wer“, sprach Johannes, „sind doch die,
Die ich allhie
In weißem Schmuck seh halten?“
„Es sind“, antwortet’ aus der Schar’,
Die um ihn war,
Der eine von den Alten,
„Es sind, mein Sohn,
Die sich den Hohn
Und Spott der Welt,
Von Gottes Zelt
Nicht lassen abehalten.
4.
Es sind die, so vor dieser Zeit
In großem Leid
Auf Erden sich befunden,
Die bei des Herren Jesu Ehr
Und seiner Lehr
All’ Angst und Trübsalswunden,
Zwar ohne Schuld,
Doch mit Geduld,
Durch Gott gekühlt,
Recht wohl gefühlt
Und fröhlich überwunden.
5.
Dieselben haben all ihr Kleid,
Als treue Leut’,
Im Glaubensbad verkläret,
Sie haben sich der Höllen List,
So viel der ist,
Mit starkem Mut erwehret,
Und nicht geacht’
Der Erden Pracht,
Des Lammes Blut,
Zu ihrem Gut
Erwählet und begehret.
6.
Darum so stehen sie auch nun
Und all’ ihr Tun,
Wo Gottes Tempel stehet,
Der Tempel, da man Tag und Nacht
Dem Höchsten wacht
Und seinen Ruhm erhöhet.
Da leben sie
Ohn’ alle Müh’,
Ohn’ alle Qual,
Im Freudensaal,
Der nimmermehr vergehet.
7.
Daselbst sitzt Gott in seinem Haus
Und breitet aus
Die Hütte seiner Güte,
Und deckt in sanfter Wollust zu,
In stiller Ruh’,
Manch trauriges Gemüte;
Was Freude gibt,
Dem Herzen liebt,
Die Augen füllt,
Das Sehnen stillt,
Steht da in voller Blüte.
8.
Da ist kein Durst, kein’ Hungersnot,
Das Himmelsbrot
Lässt keinen Mangel leiden;
Da scheint die Sonne keinem mehr
Zu heiß und sehr,
Ihr Glanz bringt lauter Freuden:
Die Himmelssonn’
Und Herzenswonn’
Ist unser Hirt,
Der große Wirt
Und Herr der ewigen Weiden.
9.
Das Lamm wird weiden seine Herd’,
Als sie’s begehrt,
Auf Auen, die schön prangen:
Es wird sie leiten zu dem Quell,
Der frisch und hell,
Das Heil draus zu erlangen,
Und wird gewiss
Nicht ruhen, bis
Er uns erfrischt
Und abgewischt,
Die Tränen unsrer Wangen.