Gedanken,

welche von rückwärts verwunden –

zur Erbauung.

 

Christliche Vorträge

von

S. Kierkegaard.

 

1848.

 

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Das Christliche braucht keine Verteidigung; ihm ist mit einer Verteidigung nicht gedient – es ist angreifend; es zu verteidigen ist von allen Entstellungen die unverantwortlichste, die verkehrendste und die gefährlichste – es ist die unbe-wußt hinterlistigste Verräterei. Das Christliche ist angreifend, in der Christenheit selbstverständlich von rückwärts angreifend.

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I.

Bewahre Deinen Fuß, 

wenn Du zum Haus des Herrn gehst. 

 

Wie ist im Gotteshaus Alles so still, so sicher. Wer da hineintritt, ihm ist es, als wäre er mit einem einzigen Schritt an eine ferne Stätte gekommen, unendlich weit entfernt von allem Lärm und Geschrei und Toben, von den Schrecken des Daseins, von den Stürmen des Lebens, vom Auftreten furchtbarer Begeben-heiten oder ihrer aufreibenden Erwartung. Und wohin Du darinnen Deinen Blick wendest, Alles will Dich sicher und ruhig machen. Die hohen Mauern des ehr-würdigen Baues sie stehen so fest, sie umschirmen so zuverlässig die sichere Zufluchtsstätte unter deren mächtigen Wölbung Du von jedem Druck frei bist. Und die Schönheit der Umgebung, ihre Pracht will Dir alles so freundlich, so einladend machen, sie will die heilige Stätte gleichsam bei Dir einschmeicheln, indem sie zugleich an die guten und ruhigen Zeiten erinnert, welche was ja vorauszusetzen ist, dieses Werk des Friedens begünstigt haben (Anm.: In der Frauenkirche Kopenhagens stehen die 12 Apostel und über dem Altar der Christus von Thorwaldsen mit der Unterschrift: Kommet her zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken). Sieh der Mann, der diese Bilder in Stein gehauen hat, er hat dazu lange Zeit gebraucht und in all

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dieser langen Zeit muß sein Leben umfriedigt und gesichert gewesen sein, so daß keiner ihm zu nahe trat und nichts ihm zustieß, was irgendwie die Hand oder den Gedanken unsicher machen konnte: er hat als Künstler die tiefste Ruhe des Friedens gebraucht – was er hervorbrachte, erinnert daher auch an diese Ruhe. Sieh, der diesen Samt webte womit die Kanzel geschmückt ist, er muß Ruhe gehabt haben, um bei seiner Arbeit stille zu sitzen, bei der Arbeit, die in Zeiten des Friedens getrieben wird, und im Kriege nicht nötig ist. Und die Frau, welche das Gold darauf nähte, sie muß in der Lage gewesen sein, ungestört und fleißig bei ihrem Werk zu sitzen, einzig mit ihm beschäftigt und mit dem Gedanken, jeden Stich gleich sorgsam zu machen.

Wie beruhigend, wie beschwichtigend – ach, und wie viel Gefahr in dieser Sicherheit! Und deshalb ist es doch wahrlich so, daß eigentlich nur Gott im Himmel es ist, der in der Wirklichkeit des Lebens recht zum Gewinn den Men-schen predigen kann; denn Er hat die Umstände, Er, der Schöpfer, hat die Schicksale in seiner Macht. Und die Umstände – und wenn „Du“ in ihnen bist, wenn sie Dich umschließen, als den, welchen sie angehen: ja, ihre Beredsamkeit ist durchdringend und erweckend. Das hast Du wohl auch erfahren. Wenn Du selbst der Kranke warst, der in der Mitternachtsstunde schlaflos auf dem Krankenbett lag, oder wenn Du nur der warst, der in der Mitternachtsstunde am schmerzvollen Lager des Kranken saß, und mit ängstlicher Deutlichkeit jeden Schlag der Uhr und jeden Seufzer des Kranken zählte aber ohne in der Ein-förmigkeit und der Zahl Linderung zu finden – wenn Du da jenen frommen Gesang hörtest: „Es war zu einer Mitternacht,

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daß unser Herr geboren ward“: glaubst Du wohl, daß alle Redner zusammen, diese Wirkung hervorbringen könnten! Und warum nicht? Weil das Krankenbett und die Nachtstunde mächtiger predigen als alle Redner, weil sie sich auf das Geheimnis verstehen, so zu Dir zu reden, daß Du zu vernehmen bekommst, daß Du selbst, grade „Du“, nicht er der zur Seite sitzt, nicht die draußen, sondern grade „Du“ es bist, der angeredet wird, Du, der Du Dich allein fühlst, allein in der Welt, allein in der Mitternachtsstunde am Krankenbett. Oder wenn ein Mensch in den letzten Zügen liegt und man ihm ehrlich und redlich nicht verschwiegen hat, was man in diesen Zeiten den Sterbenden verschweigen will, was für ihn doch das Wichtigste ist, daß es vorbei ist: glaubst Du nicht, daß das einfältige tröstende Wort des Beschränktesten eine ganz andere Wirkung hervorbringen wird, als all die berühmtesten Redner bei dem hervorbringen, der gesund und frisch, in seinen Gedanken auch geistlich gesund, in dem prachtvollen Tempel sicher dasitzt und hört – und vielleicht den Vortrag beurteilt. Und warum wird jenes einfältige Wort eine ganz andere Wirkung hervorbringen? Weil der Tod verständlich zu machen weiß, wen es angeht, und weiß Dich verstehen zu lassen, daß Du es bist, daß Du der Betreffende bist, kein Anderer, nicht Dein Nachbar noch Dein Gegenüber, noch ein anderer Mensch hier in der Stadt, sondern daß „Du“ es bist, der sterben soll.

So in der Wirklichkeit des Lebens, wenn Gott es ist, der mit Hilfe der Umstände zur Erweckung predigt. Aber in Gottes Haus, in dem prachtvollen Gotteshaus, wenn der Priester predigt – zur Beruhigung! besonders wenn

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er streben wollte das Menschliche zu befriedigen oder das, was man die Forderung der Zeit nennt. Denn während die Menschen in diesen Zeiten mehr und mehr furchtsam werden, mehr und mehr bange davor, selbst in Wirklichkeit das Fürchterliche zu erleben, der Gewalt der Umstände preisgegeben, so werden sie dagegen mehr und mehr wählerisch im Begehren des Tandes der Bered-samkeit. In Ernst will man nicht hören von dem Fürchterlichen, man will es spielend nachmachen, ungefähr wie wenn in Friedenszeiten die Krieger, oder wohl richtiger die Nicht-Krieger, Krieg spielen; man will künstlerisch Alles fordern hinsichtlich der Schönheit der Umgebung und künstlerisch vom Redner alles fordern, aber selbst will man weltlich und unfromm ganz sicher in Gottes Haus sitzen, weil man gut genug weiß, daß kein Redner die Macht hat, welche nur die Vorsehung hat, einen Menschen zu ergreifen und hinzuwerfen in die Gewalt der Umstände, und die Schickungen und Prüfungen und Anfechtungen ihm im Ernst zur Erweckung predigen zu lassen.

O, im gewöhnlichen Gange des Lebens gibt es so Vieles, was den Menschen einschläfern und ihm lehren will zu sagen „Friede und keine Gefahr“. Deshalb gehen wir hier in Gottes Haus um vom Schlaf erweckt und aus der Verzauberung herausgerissen zu werden. Aber wenn dann wieder in Gottes Hause zuweilen so vieles ist, was uns einschläfern will! Selbst was an und für sich erweckend ist, Gedanken, Betrachtungen, Vorstellungen, kann durch die Macht der Gewohnheit und der Einförmigkeit ganz die Bedeutung verlieren, gleichwie eine Sprungfeder die Schnellkraft verlieren kann, durch die sie doch eigentlich nur ist, was sie ist. Es ist ja so, um dem Gegenstand näher zu kommen,

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richtig und gut zu verantworten, es ist geradezu Pflicht immer wieder die Men-schen einzuladen in das Haus des Herrn zu kommen, sie herbeizurufen. Aber man kann so gewohnt werden, diese Einladung zu hören, daß sie ihre Bedeutung verliert, daß man zuletzt ausbleibt, und es damit endet, daß die Einladung die Kirche leer predigt. Oder man kann so gewohnt werden, diese Einladung zu hören, daß sie bei denen, die kommen, unwahre Vorstellungen hervorruft, uns in den eignen Augen wichtig macht, weil wir nicht wie die seien, die fortbleiben, uns selbstzufrieden und sicher macht, weil sie uns in einen Sinnenbetrug einwickelt, als wäre es, da wir so inständig eingeladen werden, Gott, der unsrer bedürfte, als wären es nicht grade wir, die in Furcht und Beben bedenken sollen, was er von uns fordern kann, als wären wir es nicht, die in Aufrichtigkeit Gott danken sollten, daß er überhaupt mit uns zu tun haben will, daß er dulden und erlauben will, daß wir uns ihm nähern; dulden, daß wir uns erkühnen zu glauben, er kümmere sich um uns; daß er ohne sich dessen zu schämen, will als unser Gott und unser Vater bekannt und angerufen werden.

So laß uns denn über diese Sache einmal anders reden, indem wir reden über die Worte des Predigers (4,17):

Bewahre Deinen Fuß,

wenn Du zum Haus des Herrn gehst.

Bewahre Deinen Fuß, wenn Du zum Haus des Herrn gehst. Denn es ist eine höchst verantwortliche Sache, hinauf zu gehen ins Haus des Herrn. Denke daran, daß er, welcher dort zur Stelle ist, der ist, der im Himmel ist und Du bist auf der Erde. Aber bilde Dir nicht ein,

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daß er in seiner Erhabenheit weit fort sei: grade dies ist ja der Ernst und die Verantwortung, daß Er, der unendlich Erhabene, Dir ganz nahe ist, näher als die Menschen, die Du täglich um Dich hast, näher als Dein vertrautester Freund, welchem Du glaubst Dich ganz zeigen zu können, wie Du bist. Erhabenheit und Ferne scheinen einander zu entsprechen, so daß der Erhabene Dir auch fern sei; Gleichheit und Nähe scheinen einander zu entsprechen, so daß wer Dir nahe ist, auch Deinesgleichen sei; aber wenn die Erhabenheit Dir ganz nahe ist und doch Erhabenheit ist, so bist Du schwierig gestellt. Doch ist grade Gott, der unendlich Erhabene, im Haus des Herrn Dir ganz nahe in seiner Erhabenheit, denn es ist bei Gott nicht wie bei einem Menschen, der doch im Grunde minder erhaben bleibt, wenn er Dir, dem Geringen, nahe kommt, sich mit Dir einläßt; nein, Gott kann dem Geringsten ganz nahe kommen und bleibt doch in seiner unendlichen Erhabenheit. O Ernst der Ewigkeit, o schwierige Stellung! Denn nicht wahr, wenn sonst nur ein Fremder zugegen ist, wo Du bist, so bist Du etwas anders, und wenn der Mächtigste und Erhabenste im Lande zugegen ist, so bist Du viel anders, weil er so erhaben ist und weil Du ihn so selten siehst. Aber Gott im Himmel ist ganz anders erhaben und doch, wenn Du in des Herren Haus gehst, da ist Gott in seiner unendlichen Erhabenheit Dir ganz nahe, näher als Du Dir selbst bist, da er sogar die Gedanken bei Dir versteht und entdeckt, die Du selbst nicht verstehst. O welches ungeheure Gewicht der Verantwortung, daß der unendlich Erhabene, der, vor welchem Du Dich vielleicht in Deiner besten Gestalt zeigen möchtest, daß Er – und doch in seiner Erhabenheit – Dir ganz

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nahe ist, Dich sieht, und doch in seiner Erhabenheit ganz nahe, wie auch der Dich nicht sieht, der jeden Tag um Dich ist. Selbst wenn Du in dem Gedanken, daß Du Dich dem Allerhöchsten darstellst, versuchen wolltest Dich anders zu zeigen als Du bist, Du kannst es nicht, dazu ist Er zu unendlich erhaben, ja, und nun kommt es wieder, dazu ist Er Dir zu nahe. Kann ein Mensch die Fassung verlieren und vergessen, was er sagen wollte, wenn er der königlichen Majestät gegenüber gestellt wird: o fürchterlich, Gott gegenüber gestellt zu werden, denn die königliche Majestät ist weder so erhaben wie Gott, noch kann sie Dir so nahe kommen.

Nimm Dich daher in Acht, wenn Du zum Haus des Herrn gehst. Was willst Du dort? Du willst den Herrn deinen Gott anrufen, ihn loben und preisen. Aber ist dies nun auch wirklich in Aufrichtigkeit Dein Ernst? Du weißt, die Sprache hat keinen feierlicheren Ausdruck um Aufrichtigkeit zu fordern, als wenn man zu einem Menschen sagt: ist es vor Gott Deine Überzeugung, Deine Meinung? Und im Haus des Herrn bist Du ja vor Gott. Ist also Dein Anrufen, das Gott anruft, ist es vor Gott aufrichtig gemeint? Und was ist Aufrichtigkeit vor Gott? Dies, daß Dein Leben ausdrückt, was Du sagst. Wir Menschen müssen uns mit geringerem begnügen, damit, daß Einer dem Andern feierlich versichert, daß dies und das seine aufrichtige Meinung sei. Aber Gott im Himmel, Er der unendlich Erhabene, oder, ja hier kommt es wieder, Gott der Herzenskenner, der Dir ganz nahe ist: Gott will nur eine Art von Aufrichtigkeit verstehen, die, daß das Leben des Men-schen ausdrückt, was er sagt. Jede andre Aufrichtigkeit, jede andre Feierlichkeit, jede bloße Versicherung, daß man meine, was man sagt, ist

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vor Gott ein Betrug, eine Unwahrheit, ein solches Anrufen ist Vermessenheit gegen ihn. Nimm Dich da in Acht, daß Dein Anrufen, statt Gott zu gefallen, nicht eine Vermessenheit gegen Gott sei! Nimm Dich in Acht, daß Du nicht von Dir selbst betrogen, weil Du Dich nicht verstehst, Dich vermessest Gott zu betrügen, als hättest Du in Deinem Herzen die frommen Gefühle, die doch nicht die Macht über Dich haben, Dein Leben zu verändern, Dein Leben diese Gefühle aus-drücken zu lassen. O, wir Menschen beklagen uns oft darüber, daß uns Worte und Ausdruck für unsre Gefühle fehlen, daß die Sprache uns nicht beistehen wolle, daß wir, und vielleicht vergebens nach Worten suchen müssen: vor Gott soll Solches Dich nicht bekümmern; wenn nur Dein Leben ausdrückt, daß Du diese Gefühle hast, ja, dann bist Du vor Gott aufrichtig, und jene geschwätzige Aufrichtigkeit ist gänzlich überflüssig.

Oder Du gehst vielleicht hinauf in das Haus des Herrn um Gott um Hilfe und Beistand zu bitten. Nimm Dich in Acht vor dem, was Du tust; hast Du recht, hast Du vor Gott bei Dir selbst verstanden, wen Du zu Hilfe rufst, und was das heißt, Seine Hilfe anzurufen und wozu Dich das verpflichtet? Sind es vielleicht weltliche Anliegen, kindische Bekümmerungen, unbedeutende Dinge, für welche Du seine Hilfe anrufen willst – und nicht so daß er Dir helfen möge sie zu vergessen, sondern um Dich mit ihnen zu beschäftigen; also geschieht es wegen unbedeu-tender Dinge, die Du doch vielleicht morgen vergessen hast und damit auch zugleich das keineswegs unbedeutende, daß Du den Beistand des Höchsten angerufen hast: dann hast Du ja Gott verspottet – und Er vergißt nicht, daß Du seine Hülfe ange-

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rufen hast. Wird ein Arzt, und doch wohl mit Recht ungeduldig, wenn kindische Eltern um jeder Kleinigkeit willen Boten zu ihm schicken, so daß das Ganze vorbei ist, wenn er kommt, und beinahe vergessen, weshalb man den Boten nach ihm schickte: sollte da Gott der Allmächtige sich so behandeln lassen! Oder dürftest Du Dich unterstehen zu meinen, daß Gott es sei, der Dir dienen sollte, daß Er der Höchste, soll flugs bereit sein, auf Deine Bitte zu hören und Deine Wünsche zu erfüllen: o, wenn Du Dich mit Ihm einläßt, dann bist Du der, der dadurch unbedingt verpflichtet wird, zu gehorchen und zu dienen. Und wenn Du das nicht verstehst, so ist es eine Vermessenheit, Dich mit Ihm einzulassen, eine Vermessenheit Seine Hülfe anzurufen. Ja gewiß ist er der Allmächtige und kann alles, was er will; das sieht beinahe versuchlich aus, als brauchtest Du nun bloß zu wünschen. Aber nimm Dich in Acht: kein unbesonnenes Wort wird so gerächt, wie ein unbesonnenes Gebet zu Gott, und kein Wort verpflichtet so wie das Gebet, das Gott um Hilfe anruft; denn es verpflichtet Dich Dir nun unbedingt helfen zu lassen, wie Er will. Einen Menschen kannst Du um Hilfe bitten und es vergessen haben, wenn er mit der Hilfe kommt, und wenn er Dir dann nicht so helfen will wie Du willst, so kannst Du sagen: „das ist nicht um was ich bat“; aber hast Du Gott um Hilfe gebeten, so bist Du gebunden, gebunden die Hilfe anzunehmen, wie er es für gut findet. O, man hört so oft diesen Schrei um Hilfe, und das Geschrei, daß keine Hilfe sei: wahrlich es gibt allzeit Hilfe genug. Aber das menschliche Herz ist so hinterlistig und hält so wenig Wort; wenn die Hilfe sich als das zeigt, wovor einem am meisten graute, so sagt man:

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„Das ist doch wohl keine Hilfe?“ Und doch, wenn diese Hilfe von Gott ist, und wenn Du Ihn um Hilfe gebeten hast: so bist Du verpflichtet die Hilfe anzunehmen und gläubig und dankbar sie Hilfe zu nennen.

Oder Du gehst vielleicht hinan zum Hause des Herrn, um durch ein Gelübde zu Gott Dich in einem Vorsatz, einem Beschluß für die Zukunft zu verpflichten: nimm Dich in Acht, vor dem, was Du tust. Hast Du Dich selbst recht darin verstanden, was das sagen will, Gott Etwas geloben; ob was Du Gott gelobst Etwas ist, was ein Mensch Gott geloben kann und darf, ob es nicht Etwas ist, womit wir Men-schen können angeführt werden, wenn wir es einander geloben, ob es Etwas ist, was Gott Dir erlauben wird, Ihm zu geloben: sonst ist es ja eine Vermessenheit; und hast Du Dich selbst recht darin verstanden, wie ein Gelübde zu Gott Dich verpflichtet? Ein Gelübde ist eine Schlinge sagt man – und ein Gelübde zu Gott, ja, falls es ist, was es sein soll, und wird was es werden soll, dann ist es gewiß so weit wie möglich entfernt, eine Schlinge zu sein, dann ist es ein rettendes Gängelband; aber wenn nicht! Wenn Du nicht Dich selbst verstehst, in dem was Du Gott gelobst, nicht die wahre Vorstellung von dem hast, was Du Gott geloben kannst und darfst: dann verlierst Du Gott, Du verwöhnst Deine Seele mit Gott und Gottes Namen leichtsinnig und eitel umzugehen. Und wenn Du Gott nicht hältst, was Du gelobst, so verlierst Du Dich selbst. O, und es ist doch beständig Einer, dem ein Mensch nicht entfliehen kann: nicht sich selbst, und dann noch Einem: nicht Gott im Himmel!

Nimm Dich deshalb in Acht, wenn Du zum Haus des Herrn gehst, bedenk das Wort des Predigers: „sei nicht

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schnell mit Deinem Munde und laß Dein Herz sich nicht übereilen, Etwas zu reden vor Gottes Angesicht; denn Gott ist im Himmel und Du auf Erden. Wenn Du Gott ein Gelübde gelobst, da zögere nicht es zu bezahlen; denn er hat nicht Gefallen an Toren; was Du gelobst, das bezahle. Es ist besser, daß Du nichts gelobst, als daß Du gelobst und es nicht bezahlst.“

Bewahre Deinen Fuß, wenn Du zum Haus des Herrn gehst. Denn vielleicht möchtest Du da vielmehr zu wissen bekommen, als Du eigentlich wünschest, und vielleicht wirst Du dort einen Eindruck bekommen, den Du später vergebens wirst los zu werden suchen: nimm Dich deshalb in Acht vor dem Feuer, es brennt.

Man hört es immer wieder, es wird in der Welt als eine ausgemachte Sache angesehen, daß die Menschen so gerne die Wahrheit kennen wollen, wenn sie nur Gaben und Zeit dazu hätten, und man sie ihnen so recht einleuchtend machen könnte. O, überflüssige Bekümmerung, o, schlau erfundene Ausflucht! Jeder Mensch hat wahrlich Gaben genug, die Wahrheit zu erkennen: sollte wohl Gott im Himmel Jemand so unmenschlich benachteiligt haben! Und jeder Mensch, selbst der Beschäftigste, hat wahrlich auch Zeit genug, die Wahrheit kennen zu lernen, Nichts ist gewisser, da er Zeit haben soll; daß der Geschäftige ebenso wenig wie der Müßiggänger Zeit genug dazu hat, ist doch wohl keines-wegs ein Gegenbeweis! Und da Jeder Gabe genug und Zeit hat, so kann es selbstverständlich auch keine so schwierige Sache sein, sie recht einleuchtend zu machen – wenn ein Mensch sie einleuchtend gemacht haben will. Aber hier liegt grade die Schwierigkeit: es ist so bequem die Schuld

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auf den Mangel an Gaben, auf den Mangel an Zeit, und auf die Dunkelheit der Wahrheit zu schieben, dann nimmt es sich so hübsch aus und ist so behaglich, daß man so gern die Wahrheit erkennen wollte.

Wahrlich, wahrlich es ist nicht so. Wer nur einigermaßen, sich selbst kennt, weiß aus eigner Erfahrung Bescheid darüber, daß es eher so ist, daß der Mensch im tiefsten Innern eine heimliche Angst und Scheu vor der Wahrheit hat, eine Furcht davor, zu viel zu wissen zu bekommen. Oder glaubst Du wirklich, daß es der aufrichtige Wunsch jedes Menschen ist, recht gründlich zu wissen zu bekommen, was Selbstverleugnung ist, das so klar gemacht zu bekommen, daß jede Ent-schuldigung, jede Ausflucht, jede Beschönigung, jeder Halt an dem unwahren aber günstigen Urteil Anderer ihm abgeschnitten wird! Glaubst Du das? Ja, ich brauche Deine Antwort nicht abzuwarten; denn wäre es der Fall, so hätte jeder Mensch in Wahrheit Selbstverleugnung, da grade dies die erste Form der Selbsterkenntnis ist. O, aber auch der Bessere, der doch das erste Grauen vor der Wahrheit überwunden hat, und sich nicht ganz weltlich dagegen sträubt, sie zu wissen zu bekommen; selbst er, er, der also eingesteht, daß er aus eigner Erfahrung sehr gut weiß, daß man nicht gern daran will, die Wahrheit kennen zu lernen – selbst er, oder richtiger, grade er wird gewiß eingestehen, daß er oft und oft genug mit Grund Mißtrauen gegen sich selbst hat, ob er sich nicht doch vor der Wahrheit versteckt, wie Adam unter den Bäumen, ob er sich nicht doch von Etwas wegschleicht und zu Etwas hinschleicht, ob er nicht lieber doch in die Dunkelheit hineinschlüpfen will, wo nur Dämmerung ist, damit es die Wahrheit nicht allzu hell um ihn mache.

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Nimm Dich daher in Acht, wenn Du hinauf zum Haus des Herrn gehst, denn da bekommst Du die Wahrheit zu hören – zur Erbauung, ja, es ist wahr, aber nimm Dich in Acht vor dem Erbaulichen, es ist nichts, nichts so mild wie das Erbau-liche, aber es ist auch nichts so herrschsüchtig; das Erbauliche ist am wenigsten von Allem eine lose Rede, es ist nichts so bindend. Und in Gottes Haus bekommst Du die Wahrheit zu wissen – nicht vom Prediger, dessen Einfluß Du Dich ja leicht entziehen kannst und in gewissem Sinn auch sollst, aber von Gott oder vor Gott. Grade dies ist der Ernst der Wahrheit, und ist die Wahrheit, daß Du es vor Gott zu wissen bekommst; das, worauf es besonders ankommt, ist dies: vor Gott. Es ist in Gottes Haus Einer zur Stelle, welcher mit Dir weiß, daß Du, grade Du die Wahrheit zu wissen bekommen hast. Nimm Dich in Acht vor diesem Mitwisser; von dem Mitwisser entschlüpfst Du niemals in die Unwissenheit zurück, das will sagen, Du schlüpfst nicht ohne Schuld zurück, und Du ent-schlüpfst auch nicht dem Bewußtsein von dieser Schuld.

Nimm Dich daher in Acht, daß Du nicht zu viel zu wissen bekommst, daß Du nicht zu wissen bekommst, daß die Versicherung, welche, während Dein Leben dabei lustig hinging, Dich in den eignen Augen angenehm, in den Augen Anderer wohlgefällig machte, die Versicherung, Du wünschtest so gern die Wahrheit kennen zu lernen, eine Einbildung ist, oder noch schlimmer, daß sie eine Un-wahrheit ist. Nimm Dich in Acht, daß Du nicht dort in Gottes Haus, zu wissen bekommst, – doch Du weißt es ja, Du erhebst Dich sogar vielleicht in vielem Wissen über die einfältigen Redner, welche von solchen veralteten Dingen reden wollen, die jedes

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Kind weiß – aber nimm Dich doch in Acht, daß Du es nicht dort, in Gottes Haus, so zu wissen bekommst, daß Du verstehen mußt: es kann von Dir gefordert werden, daß Du in Selbstverleugnung alles das aufgeben sollst, worin der natürliche Mensch sein Leben, seine Lust, seinen Zeitvertreib hat. Hast Du bedacht, was Lebensüberdruß ist? daß Lebensüberdruß grade zum Vorschein kommt, wenn all das Endliche einem Menschen genommen wird, während man ihn doch das Leben behalten läßt; daß da Alles leer und öde und unlustig um ihn wird, die Zeit so unbeschreiblich lang, ja es ist ihm, als wäre er tot: nun ja, das nennt die Selbstverleugnung absterben – und die Wahrheit lehrt, daß ein Mensch der Endlichkeit absterben soll (ihrer Lust, ihren Beschäftigungen, ihren Werken, ihrem Zeitvertreib), daß er durch diesen Tod zum Leben soll, schmecken soll (wie man sagt, den Tod schmecken) und fassen, wie leer das ist, womit die Ge-schäftigkeit das Leben ausfüllt, wie unbedeutend das ist, was der Augen Lust und des fleischlichen Herzens Begehr ist – ach, der natürliche Mensch versteht die Sache grade umgekeht, er glaubt, daß das Ewige das Leere sei. Es ist wohl kein Trieb im Menschen so stark, wie der, mit welchem er am Leben hängt – wenn der Tod kommt, bitten wir alle für uns, daß wir leben möchten: aber das Absterben der Selbstverleugnung ist ebenso bitter als der Tod. Und in des Herrn Haus bekommst Du die Wahrheit zu wissen, daß Du der Welt absterben sollst; und hat Gott erfahren, daß Du es zu wissen bekamst (was ja unvermeidlich ist), dann wird in alle Ewigkeit keine Ausflucht Dir helfen. Nimm Dich deshalb in Acht, wenn Du zum Haus des Herren gehst.

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Bewahre Deinen Fuß, wenn Du zum Haus des Herren gehst. Denn kommst Du auch von dem Fürchterlichsten, daß in der Welt einem Menschen begegnen kann, vor dem Schrecken draußen in Gottes Haus geflüchtet: Du kommst doch zu noch Fürchterlicherem. Hier in Gottes Haus ist wesentlich die Rede von einer Gefahr, welche die Welt nicht kennt, von einer Gefahr im Vergleich mit welcher Alles, was die Welt Gefahr nennt, Kinderspiel ist: von der Gefahr der Sünde. Und hier in Gottes Haus ist wesentlich die Rede von einem Schrecknis, welches niemals weder vorher noch nachher geschehen ist, im Vergleich mit welchem das Schrecklichste, was dem unglücklichsten aller Menschen begegnen kann, eine Kleinigkeit ist: von dem Schrecklichen, daß das Geschlecht Gott kreuzigte.

Was willst Du da in Gottes Haus? Ist es Armut, oder Krankheit, oder andre Widerwärtigkeit, kurz irgend eine irdische Not und Elendigkeit: davon wird in Gottes Haus nicht gesprochen, zum mindesten nicht zuerst. Da wird zuerst gesprochen und da soll zuerst gesprochen werden von der Sünde, davon daß Du ein Sünder bist, davon daß Du vor Gott ein Sünder bist, davon daß Du in Furcht und Zittern vor diesem Gedanken Deine irdische Not vergessen sollst. Nicht wahr, das ist eine eigne Weise zu trösten! Anstatt teilnehmend nach Deinem Befinden zu fragen, anstatt Dir Ratschläge und Winke zu geben . . . wenn Du aus diesem Grunde dahin Deine Zuflucht nahmst, so hast Du fehlgegriffen, Du kommst ja zu dem noch Fürchterlicheren. Denn anstatt Teilnahme mit Deinem irdischen Elend zu haben und geschäftig zu sein, Dir abzuhelfen, wird Dir dort ein noch schwereres Gewicht aufgelegt, wirst Du zum

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Sünder gemacht. Davon wird dort geredet, und in Wahrheit zur Erbauung, davon daß es Rettung für die Sünder gibt, Trost für Reuige. Aber vielleicht geht all das Dich nichts an, da Du allein mit Deinem irdischen Leid beschäftigt, hierher flohst. Und doch geht es Dich an, vergebens wirst Du sagen, daß es Dich nicht angehe, es ist vergebens, wenn Du wieder gehen wolltest: es ist Dir gesagt und Gott weiß es mit Dir, daß es Dir gesagt wurde und daß Du es hörtest.

Was willst Du da in Gottes Haus? Vielleicht littest Du Unrecht, möglich, daß Du der Unschuldige bist, der Liebevolle und doch betrogen Dich vielleicht die Men-schen treulos; möglich daß Du der Edle, der Gute bist, möglich, daß Du sogar einstmals zu den Wohltätern des Geschlechts gerechnet wurdest, und doch, doch stießen Dich vielleicht die Menschen zum Lohn dafür aus ihrer Gemeinschaft, mißhandelten, verhöhnten, verspotteten Dich, ja trachteten Dir nach dem Leben – und Du flüchtest hin in Gottes Haus um Trost zu suchen; wer Du auch bist, Du greifst fehl – Du kommst da zu noch Furchtbarerem. Hier in Gottes Haus, ist nicht die Rede, wenigstens nicht zuerst, von Dir und mir, von dem bisschen Unrecht, was wir Menschen in der Welt leiden können, was wir doch auf andre Weise ehrlich verdient haben. Nein, hier in Gottes Haus ist die Rede zuerst und vornehmlich von dem Schrecken, desgleichen niemals gesehen war und niemals wieder gesehen werden soll in aller Verwirrung der Welt, von dem Unrecht, himmelschreiend, wie es niemals vorher angetan war und niemals später geschehen soll, von jener Empörung, fürchterlicher als des Meeres wildeste Empörung, da das Geschlecht sich gegen

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Gott empörte, nicht wie sonst ohnmächtig, sondern gleichsam siegreich ihn ergriff und ihn kreuzigte: so greift ja doch der fehl, der vom Schrecken draußen sich hier hinein flüchtete – zu dem noch Fürchterlicherem! Doch soll die Rede zuerst und vornehmlich hiervon sein. Seine, unsers Herrn Jesu Christi Gestalt soll hervor-gerufen werden, nicht so wie wenn der Künstler erfindet und sich gute Zeit nimmt sie darzustellen, nicht so, daß er aus der Umgebung des Schreckens herausge-nommen und hingestellt wird, ein Gegenstand für ruhiges Beschauen. Nein, Er soll hervortreten im Augenblick der Gefahr und des Schreckens, da der ruhige Beschauer sicherlich am liebsten daheim blieb, da man sich verdächtig machte, wenn Jemand anbetend oder auch nur liebevoll auf Ihn gesehen hätte, da nichts zu sehen war, außer nach dem Wort: „sehet, welch’ ein Mensch“, da auch nicht Zeit dazu war, auf ihn zu sehen, weil der Schrecken das Auge erfaßte und es an sich bannte. Und an Christi Leiden soll nicht gedacht werden, als an etwas Vergangenes: o, spare Dein Mitleid! Indem dieser Schrecken vorgeführt wird, ist es etwas Gegenwärtiges, und Du bist zur Stelle, und ich, bei etwas Gegen-wärtigem und als – Mitschuldige!

Aber dann gingst Du ja irre, indem Du zum Haus des Herrn gingst. Anstatt Trost zu hören, welcher Dich trösten könnte über das Unrecht, welches Du leidest, anstatt Recht gegen die Menschen zu bekommen, welche Dir Unrecht tun, statt dessen bekommst Du Unrecht, Du, gerade Du, der unschuldig Verfolgte, Ver-höhnte, Gekränkte! Du bekommst eine Schuld, eine himmelschreiende Schuld auf Dein Gewissen gelegt, daß auch Du an seinem unschuldigen Leiden und Sterben mitschuldig bist. O, harte Trostrede, wer 

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kann sie hören! O, strenge Weise, Dir Deine düstern und sorgenschweren Gedanken zu zerstreuen: Dir noch Fürchterlicheres zu beweinen zu geben!

Bewahre Deinen Fuß, wenn Du zum Haus des Herrn gehst – und warum? Grade weil Dir im Hause des Herrn das einzig Rettende angeboten wird, der seligste Trost, weil Dir dort das Höchste angeboten wird. Gottes Freundschaft, seine Gnade in Christo Jesu. Daher sollen wir nicht ablassen die Menschen einzu-laden, doch in das Haus des Herrn zu kommen, wir sollen allzeit willig sein, für Andere wie für uns selbst zu beten, daß unser Besuch in Gottes Haus möge gesegnet sein; aber deshalb, grade deshalb sollen wir uns auch nicht bedenken, den Menschen zuzurufen: um Gottes willen, der im Himmel ist, nimm Dich in Acht, hüte Dich vor allem, daß Du würdig benutzest, was Dir angeboten wird – grade weil dort Alles zu gewinnen ist, deshalb ist auch dort Alles zu verlieren. Benutze es gläubig! Es ist keine Gewißheit so innerlich, so stark und so selig wie die des Glaubens. Aber die Gewißheit des Glaubens ist nicht etwas, womit man geboren wird, nicht eine jugendliche, lebensfrohe Zuversichtlichkeit des Sinnes; noch weniger ist der Glaube etwas, das man aus der Luft greift. Der Glaube ist die Gewißheit, die selige Gewißheit, welche in Furcht und Zittern ist. Wenn der Glaube von seiner einen, der himmlischen Seite angesehen wird, da sieht man nur den Wiederschein der Seligkeit in ihm; aber von seiner andern, der bloß menschlichen Seite angesehen, da sieht man lauter Furcht und Zittern. Aber dann ist ja auch die Rede unwahr, die immerfort und niemals anders als ein-ladend,

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lockend, gewinnend vom Besuch im Haus des Herrn reden will; denn von der andern Seite gesehen ist es fürchterlich. Deshalb ist auch die Rede unwahr, die zuletzt damit endete, die Menschen ganz davon abzuschrecken ins Haus des Herrn zu kommen; denn von der andern Seite gesehen ist es selig, ein Tag in Gottes Haus besser als sonst tausend. O, und deshalb ist es eine schwierige Sache richtig zu steuern und deshalb glückte es wohl nur selten einem Men-schen, und allzeit doch in Schwachheit. Denn es ist leicht, lockend die Menschen zu gewinnen; es ist auch leicht, abstoßend sie fort zu schrecken: aber wo möglich mit einer Innerlichkeit, der Keiner widerstehen könnte, sie zum Kommen einzuladen, und dabei mit einem Ernst, der selbst dem Mutigsten das Fürchten lehren könnte, zuzurufen: „nimm Dich in Acht“ – ja, das ist schwierig. Dasselbe gilt nämlich für den Redner, dasselbe was er geltend macht. Denn bei dem Redner heißt es: brauche alle die Dir vergönnten Gaben, willig zu jeder Auf-opferung und Nachgiebigkeit in Selbstverleugnung, brauche sie um die Men-schen zu gewinnen – aber wehe Dir, wenn Du sie so gewinnst, daß Du den schreckenden Ernst auslässest; brauche deshalb all die Dir vergönnten Gaben, willig zu jedem Opfer in Selbstverleugnung, brauche sie um die Menschen zu schrecken, aber wehe Dir, wenn Du sie nicht im Grunde doch brauchst, um die Menschen für die Wahrheit zu gewinnen.

 

- FORTSETZUNG -