Luther - Heilsgewissheit
Heilsgewissheit – im Absehen von sich selbst
(Martin Luther: Auslegung zu Galater 4,6, zitiert nach Walch, 2. Ausgabe, Band 9, Sp. 508-509, Rechtschreibung angepasst)
Dies ist unsere Grundlage: Das Evangelium heißt uns nicht unsere guten Werke (benefacta) und unsere Vollkommenheit ansehen, sondern Gott selbst, der die Verheißung gibt, und Christum selbst, unsern Mittler. Dagegen befiehlt der Papst, dass man Gott nicht ansehen soll, der die Verheißung gibt, nicht Christum, den Hohenpriester, sondern unsere Werke und Verdienste. Da folgt mit Notwendigkeit Zweifel und Verzweiflung; auf unserer Seite aber Gewissheit und Freude in dem Heiligen Geist, denn ich hange an Gott, welcher nicht lügen kann. Denn er sagt: Siehe, ich gebe meinen Sohn in den Tod, damit er dich durch sein Blut von Sünden und Tod erlöse. Da kann ich nicht zweifeln, es sei denn, ich wollte Gott ganz und gar verleugnen.
Und dies ist die Ursache, dass unsere Theologie gewiss ist, denn sie bringt uns dahin, dass wir nicht auf uns selbst sehen, sondern gründet uns auf das, was außer uns ist, dass wir nicht bauen auf unsere Kräfte, Gewissen, Gefühl, Person und Werke, sondern uns verlassen auf das, was außer uns ist, das heißt, auf die Verheißung und Wahrheit Gottes, welche nicht fehlen kann. Dies weiß der Papst nicht, darum schmatzt er so gottlos mit seinen unsinnigen Anhängern (furiis), niemand wisse, nicht einmal die Gerechten und Weisen, ob er der Liebe (oder des Hasses) wert sei etc. Vielmehr, wenn es Gerechte und Weise sind, so wissen sie fürwahr, dass sie von Gott geliebt werden, oder sie sind nicht gerecht und weise.