J. Gerhard - Ewiges Leben
46. VON DEM VERLANGEN NACH DEM EWIGEN LEBEN.
O HERZ, DEINE BLICKE RICHTE IMMER NACH OBEN!
Andächtige Seele, nicht das zeitliche, sondern vielmehr das ewige Leben musst du lieben. Dahin erhebe dich mit Verlangen, wo es Jugend ohne Alter, Leben ohne Tod, Freude ohne Traurigkeit, Herrlichkeit ohne Wechsel gibt. Ergötzt dich Schönheit, bedenke: die Gerechten werden leuchten wie die Sonne Matth. 13,43. Ergötzt dich Schnelligkeit oder Stärke, bedenke: die Auserwählten werden sein gleich wie die Engel Gottes Matth. 22,30. Ergötzt dich langes und gesegnetes Leben, bedenke: dort ist gesunde Ewigkeit, und ewige Gesundheit. Ergötzt dich Sattsein, bedenke: die Auserwählten werden satt sein, wenn die Herrlichkeit des Herrn erschienen sein wird Ps. 17,15. Ergötzt dich angenehmer Gesang, bedenke: dort stimmen die Chöre der Engel einen Gesang an ohne Ende. Ergötzt dich- reines Vergnügen, bedenke: Gott wird die Seinen tränken mit Wollust als mit einem Strome Ps. 36,9. Ergötzt dich Weisheit, bedenke: Gottes Weisheit wird sich selbst jenen offenbaren. Ergötzt dich Freundschaft, bedenke: Jene werden Gott mehr lieben als sich selbst, und werden sich unter einander lieben gleich wie sich selbst, und Gott wird sie lieben, mehr als sie sich selbst lieben. Ergötzt dich Eintracht: dort werden alle einen Willen haben. Ergötzt dich Macht: den Auserwählten wird alles leicht sein; sie werden nichts wollen, was sie nicht können werden; sie werden aber auch nichts wollen, wovon Gott nicht selbst will, dass sie es wollen und begehren. Ergötzt dich Ehre und Reichtum: Gott wird seine getreuen Knechte über viel setzen Matth. 25,23. Ergötzt dich wahre Sicherheit: sie werden so gewiss sein, dass jenes Gut nun und nirgends ihnen fehlen werde, wie sie gewiss sein werden, dass sie dasselbe mit ihrem Willen nicht verlieren werden, dass weder Gott, der sie lieb hat, ihnen, die sie es lieben, wider ihren Willen dasselbe entreißen, noch dass etwas, was mächtiger als Gott ist, wider ihren Willen Gott und sie selbst von einander trennen werde. Was die Auserwählten werden wünschen können, das werden sie dort finden, weil sie den von Angesicht zu Angesicht schauen werden, der alles ist 1 Kor. 13,12. So groß sind die Güter jenes Lebens, dass sie nicht gemessen, so vielfach, dass sie nicht gezählt, so kostbar, dass sie nicht abgeschätzt werden können. Dort wird ewige Gesundheit der Leiber, die höchste Reinheit der Herzen, die Fülle göttlicher Herrlichkeit und Wonne, ununterbrochener Umgang mit den Engeln und Heiligen, eine über alles Begreifen erhabene Klarheit der Leiber sein. Die Auserwählten werden sich freuen über die Lieblichkeit des Ortes, den sie inne haben werden, über die erfreuliche Gemeinschaft, in der sie herrschen werden, über die Verklärung des Leibes, deren sie teilhaftig sein werden, über die Welt, die sie verachtet haben, über die Hölle, der sie entgangen sind. Der geringste Preis des ewigen Lebens wird herrlicher sein, als tausend Welten, weil jener ohne Ende ist, diese aber alle endlich sind. Dort wird auch der Neid wegen ungleicher Klarheit nicht zu fürchten sein, weil in allen die Einheit der Liebe herrschend sein wird. Um der höchsten Liebe willen wird, was einem der Auserwählten zu Teil wird, die Übrigen mit solcher Freude erfüllen, als wenn es ihnen selbst zu Teil geworden wäre. Im Himmel und auf Erden gibt es kein größeres Gut als Gott. Daher kann es auch keine größere und vollkommnere Freude geben, als Gott sehen, Gott haben. Darum wird auch, Gott nur einen Augenblick haben, alle Freuden überwiegen. Denn wir werden Gott sehen in ihm selbst, Gott in uns, und uns in Gott 1 Kor. 13,9.12. Auf dem Wege dieses Lebens haben wir Christum bei uns, aber unter der Hülle des Wortes und der Sakramente verborgen, aber wir erkennen ihn nicht durch’s Wissen. In dem zukünftigen Leben werden wir vor seinem Angesichte sein und ihn schauen, wenn er das Brot der ewigen Sättigung uns austeilen wird: wie die Jünger den Herrn nicht erkannten auf dem Wege, sondern erst in der Herberge, da er ihnen das Brot brach Luk. 24,16.30.31.35. Jenes himmlische Jerusalem hat keinen Tempel, der mit Händen gemacht ist, auch keine Sonne, auch keinen Mond, denn sein Tempel, sein Licht und seine Leuchte ist Gott in Ewigkeit Off. Joh. 21,22. Auf den Glauben wird das Schauen, auf die Hoffnung die Erfüllung, auf die Liebe der vollkommene Genuss folgen. Beim Bauen des Tempels Salomo’s hörte man kein Beil noch Hammer 1 Kön. 6,7: so wird in dem himmlischen Jerusalem weder Strafe noch Traurigkeit empfunden, weil der Stoff zu diesem Tempel, nämlich die geistlichen Steine 1 Petr. 2,5, bereits in dieser Welt durch Anfechtungen ganz zugerichtet sind. Die Königin, die zu Salomo kam 1 Kön. 10,2ff., ist die Seele, die zu Christo gehet in das himmlische Jerusalem. Sie gehet ein mit einer großen Menge der heiligen Engel, mit Gold und wertvollen Steinen von mannigfacher Pracht. Sie wird die Weisheit des Königs Christus und seiner Diener, der Engel nämlich und der Heiligen bewundern, so wie die Ordnung und die Fülle des Speisetisches, das ist der ewigen Erquickung, die Pracht der Kleider, das ist die Verklärung der Leiber, die Schönheit des Hauses, das ist die Größe des himmlischen Palastes, die Schönheit der Opfer, das ist die Menge der göttlichen Loblieder. In Staunen versetzt wird sie bekennen, dass sie das nicht habe glauben können, was sie nunmehr mit Augen sieht. Darum sei die gläubige Seele getrost und betrachte die ihr bereiteten Güter; dahin muss der Geist gerichtet werden, wohin er einmal gehen wird. Dahin muss man in der Zeit trachten, wo man in der Ewigkeit zu bleiben hat. Der wird nicht zu dieser Herrlichkeit seines Herrn eingehen, der kein Verlangen nach solchem Eingehen hat. Du hoffest einmal vor dem Angesichte Gottes zu erscheinen; darum musst du dich der Heiligkeit befleißigen, denn er ist heilig 3 Mos. 11,45. Du erwartest, dass du in die Gemeinschaft der himmlischen Engel kommen werdest; siehe zu, dass du nicht durch Sünden dich um den Dienst derselben bringest! Aufs Ewige hoffst du; warum also verlangst du so heftig nach dem Zeitlichen? Die zukünftige Stadt suchest du; warum verlangst du hier nach einer bleibenden Stadt? Hebr. 13,14. Du wünschest zu Christo zu kommen; warum also fürchtest du dich vor dem Tode? Vor dem Tode sich fürchten ist Sache deß, der nicht zu Christo kommen mag. Du wünschest in das himmlische Jerusalem einzugehen; warum also befleckst du dich mit so vielen und so großen Sünden, da doch geschrieben steht, dass nicht hinein gehn wird irgend ein Gemeines? Off. Joh. 21,27. Vom Holze des Lebens wünschest du dereinst zu essen Off. Joh. 22,2; Christum, das wahre Holz des Lebens mögest du erst in diesem Leben durch den Glauben ergreifen, denn es steht geschrieben: Selig sind, die ihre Kleider waschen im Blute des Lammes Off. Joh. 7,14, auf dass ihre Macht sei an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt Off. Joh. 22,14. Draußen sind die Hunde und die Hurer Off. Joh. 22,15, hüte dich also vor Schamlosigkeit. Draußen sind die Totschläger, hüte dich also vor Jähzorn. Draußen sind die Zauberer, hüte dich also vor dem Geize. Draußen sind die, die lieb haben und tun die Lügen, hüte dich also vor aller Bosheit der Sünde. Wenn du wünschest zur Hochzeit des Lammes einzugehen Off. Joh. 19,7, so warte voll Verlangens auf die Ankunft des Bräutigams. Der Geist und die Braut sprechen: Komm! Off. Joh. 22,17. Wenn du das Pfand des Geistes nicht hast, durch den du rufest, der Herr möge kommen Eph. 1,14, so wird dich der Bräutigam niemals zur himmlischen Hochzeit einführen. Die Braut bist du nicht, wenn du nicht sehnliches Verlangen nach der Ankunft des Bräutigams hast. Du willst einen Platz haben in dem neuen Himmel und auf der neuen Erde Off. Joh. 21,1; warum hängst du so an diesen alten? Du willst teilhaftig werden des Schöpfers; warum hängst du so an den armen Geschöpfen? Du wartest auf einen Bau, von Gott erbauet, auf ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel 2 Kor. 5,1; warum wünschest du nicht, dass das irdische Haus dieser unserer Hütte zerbrochen werden möge? Du wünschest überkleidet zu werden; warum sorgst du nicht, dass du nicht bloß erfunden werdest? 2 Kor. 5,2.3. Wenn in diesem Leben die heilige Dreieinigkeit nicht in deinem Herzen wohnet durch die Gnade, so wird sie in dem künftigen niemals in dir wohnen durch die Herrlichkeit: wenn du in diesem Leben nicht den Anfang der ewigen Seligkeit schmeckst, so wirst du sie niemals in vollem Maße genießen.
47. VON DEM SELIGSTEN SCHAUEN GOTTES IM HIMMEL.
DAS VATERLAND DER HEILIGEN IST DER HIMMEL.
In meines Vaters Hause sind viel Wohnungen, spricht unser Heiland Joh. 14,2. Ich sehne mich, Herr, den Ort zu sehen, an dem du mir eine ewige Wohnung bereitet hast. Ich bin beide dein Fremdling und dein Bürger, wie alle meine Väter Ps. 39,14. Die Tage meiner Pilgrimschaft sind wenig und böse 1 Mos. 47,9; darum verlanget mich in diesem Elende der Welt nach dem himmlischen Vaterlande; denn mein Wandel ist im Himmel Phil. 3,20; mich verlanget zu sehen das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen Ps. 27,13. Wie ein Bild geht dieses Leben vorüber, meine Tage sind einer Hand breit, und mein Leben ist wie nichts vor dir Ps. 39,7. Was also ist meine Hoffnung? Nicht wahr, der Herr? Herr Jesu, wie lange wird es währen, dass ich zu dir komme? Wann werde ich erscheinen vor deinem Angesicht? Ps. 42,3. Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir! Ps. 42,2. O wahre, und vollkommene und volle Freude! O Freude über Freude, die über alle Freude geht, außer der es keine Freude gibt; wann werde ich eingehen zu dir, dass ich meinen Gott schaue, der in dir wohnet? Herr, du erfreuest mich mit Freuden deines Antlitzes Ps. 21,7; liebliches Wesen ist zu deiner Rechten ewiglich Ps. 16,11; ich werde trunken werden von den reichen Gütern deines Hauses, und du wirst mich mit Wollust tränken als mit einem Strome; denn bei dir ist die lebendige Quelle Ps. 36,9.10. O ersehntes Leben! O seliges Glück, in dem die heilige Dreieinigkeit die Erfüllung unserer Verlangen sein wird, die ohne Ende geschauet, ohne Abnahme der Lust geliebt, ohne Ermüdung gelobt werden wird! Gott schauen wird über alle Freuden gehen. Christum sehen, mit Christo leben, Christum hören wird alles, was unser Herz sich ersehnen kann, weit übersteigen. O Jesu Christe, süßester Bräutigam meiner Seele, wann wirst du deine Braut in den königlichen Palast einführen? Woran wird es da mangeln können? Was wird es da weiter zu wünschen oder zu erwarten geben können, wo Gott alles in allem sein wird? 1 Kor. 15,28. Schönheit wird er für das Gesicht, Süßigkeit für den Geschmack, Lobgetöne für das Gehör, Balsam für den Geruch, Pracht für das Gefühl sein. Alles wird Gott sein, und einem jeden wird er nach dem Wohlgefallen seines Herzens Güter zuteilen. Verlangst du Leben, Gesundheit, Frieden, Ehren: dort wird Gott alles in allem sein. Die Geheimnisse, welche nur den größten Lehrern in der Kirche bestimmt sind, werden dort selbst kleinen Mädchen zugänglich sein. Christi gebenedeiete Menschheit wird uns zur Seite sein, und über die verborgenen Geheimnisse unsers Heils wird die lieblichste Verkündigung erschallen. Seine Stimme ist süß, und seine Gestalt ist lieblich Hohel. 2,14, über seine Lippen ist Gnade ausgegossen Ps. 45,3, mit Ehren und Schmuck gekrönet geht er einher Ps. 8,6. Wenn Gott alles in allem sein wird, so wird er dem Verstande die Fülle des Lichts, dem Willen die Menge des Friedens, dem Gedächtnisse die Fortsetzung der Ewigkeit sein. Der Sohn wird den Verstand mit vollständigster Erkenntnis sättigen, der heilige Geist den Willen mit der süßesten Liebe, der Vater das Gedächtnis mit sicherer Erinnerung beider. Du, o Gott, wirst das Licht sein, in dessen Lichte wir das Licht sehen werden Ps. 36,10, dich nämlich in dir, in dem Glanze deines Angesichts, wenn wir dich sehen werden von Angesicht zu Angesicht. Und wir werden dich nicht bloß sehen, sondern wir werden auch mit dir leben; und wir werden auch nicht bloß mit dir leben, sondern wir werden dich auch loben; und wir werden dich nicht bloß loben, sondern wir werden auch Genossen deiner Freude sein; und wir werden uns nicht bloß mit dir freuen, sondern wir werden auch gleich wie die Engel sein Matth. 22,30; und nicht bloß gleich wie die Engel, sondern sogar auch gleich wie der in Ewigkeit hochgelobte Gott 1 Joh. 3,2. Hier erstaune die gläubige Seele und bete die Barmherzigkeit ihres Heilandes an. Er nimmt uns, die wir Feinde sind, nicht bloß zu Gnaden an, sondern vergibt uns auch die Sünden, schenket uns Gerechtigkeit, führt uns zum himmlischen Erbe, ja macht uns den Engeln und sich selbst ähnlich. O seligste Stadt! O himmlisches Jerusalem! O heilige Wohnung der heiligsten Dreieinigkeit, wann wird die Zeit kommen, wo ich eingehen werde in deinen Tempel? Der Tempel des himmlischen Jerusalem ist das Lamm Off. Joh. 21,22, das Lamm nämlich, welches der Welt Sünde trägt Joh. 1,29, und erwürget ist von Anfang der Welt Off. Joh. 13,8. Wann wird die Zeit kommen, da ich meinen Gott in jenem Tempel, nämlich Gott in Gott anbete? Wann wird mir die Sonne aufgehen, die jene heilige Stadt erleuchtet Off. Joh. 21,23. Ich wandle noch fern von meinem Vaterlande in der Verbannung, aber ein herrliches Erbe ist mir aufbehalten 1 Petr. 1,4. Ps. 16,6. Denen, die da glauben, ist durch Christum die Macht verliehen, Gottes Kinder zu werden Joh. 1,12. Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben, und Miterben Christi Röm. 8,17. Sei frohen Mutes, meine Seele, und schaue voll Sehnsucht nach deinem Erbe. Der Herr ist das Teil meines Erbes Ps. 16,5, und mein sehr großer Lohn 1 Mos. 15,1. Was könnte mir außer dem die erbarmungsreichste Güte Gottes schenken? Er schenkt das Leben; er schenkt den Sohn; er schenkt sich selbst. Wüsste er noch etwas Größeres im Himmel und auf Erden, so würde er es uns auch noch schenken. In Gott leben wir Ap. Gesch. 17,28, Gottes Tempel sind wir 1 Kor. 3,16, Gott besitzen wir, hier zwar im Geiste und Geheimnis, dort aber in Wahrheit; dort wird unsere Hoffnung etwas Erkennbares sein; dort werden wir nicht bloß bleiben, sondern auch ewig wohnen.
48. VON DER LIEBLICHSTEN VEREINIGUNG MIT DEN ENGELN IM HIMMEL.
DAS HIMMLISCHE REICH IST UNSER.
In der Auferstehung der Toten werden sie weder freien, noch sich freien lassen, sondern sie werden sein gleich wie die Engel Gottes im Himmel Matth. 22,30. Kann irgend einer diese Würde der Seligen mit würdigem Lobe feiern? In welches Menschen Herz ist diese Herrlichkeit der Seligen gekommen? 1 Kor. 2,9. Die Auserwählten werden, durch die Herrlichkeit der Auferstehung erneuert, ohne alle Furcht des Todes, ohne allen Makel des sündlichen Verderbens des seligen Schauens Gottes genießen. Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen 1 Mos. 32,30, ruft der Erzvater aus. Wenn ein Schauen Gottes, das nur einen Augenblick währte, eine so große Freude bereiten konnte, was wird das ewige Schauen Gottes vermögen? Wenn der Anblick Gottes, der in menschlicher Gestalt sich kund gab, einer Seele Genesung und Leben gebracht hat, so wird gewiss das Schauen desselben von Angesicht zu Angesicht ewiges Leben und ewige Seligkeit wirken. Was könnte also zu dieser Seligkeit noch weiter hinzukommen? Was werden die Auserwählten außer dem Schauen Gottes noch verlangen können? Dazu werden sie der seligsten und süßesten Gemeinschaft der Engel genießen. Und nicht bloß der Gemeinschaft derselben werden sie genießen, sondern sie werden auch ihnen gleich sein, nämlich an Beweglichkeit, Klarheit, Unsterblichkeit der Leiber. Wir werden mit demselben Gewande angetan werden wie sie, in weißen Kleidern stehend vor dem Throne des Lammes, werden wir in Ewigkeit Gott Lob singen; wir werden in demselben Schmucke der Tugenden glänzen, desselben Vorrechts der Unsterblichkeit uns freuen. Wir haben den Engel des Herrn gesehen, und werden sterben, ruft Manoah aus Richt. 13,22. Wir aber werden tausendmal tausend, und zehnhundertmal tausend Engel sehen, und leben in Ewigkeit Dan. 7,10.
Wenn wir den Engeln gleich sein werden, so wird nicht mehr zu fürchten sein, dass wir durch die Unähnlichkeit der Sünden von ihnen getrennt werden. Das lumpige Kleid der sündigen Natur wird uns ausgezogen, und unsere Blöße mit dem Gewande des Heils bedeckt, und wir werden angetan werden mit dem weißesten Kleide der Unschuld Jes. 61,10. Dort wird niemand gekränkt, dort zürnt niemand, beneidet niemand, dort entbrennt keine Begierde, dort stachelt keine Sucht nach Ehre oder Gewalt auf. Von der Last der Sünden werden wir nicht beschwert werden, werden weder die Schandflecken der Sünden mit Tränen der Reue zu beweinen genötigt werden, noch auch weiter tödliche Wunden der Seele zu fürchten haben. Denn es hat überwunden der Löwe, der da ist vom Stamme Juda Off. Joh. 5,5; in seiner Kraft haben wir ganz überwunden. Wenn wir den Engeln gleich sein werden, so werden wir kein Verlangen nach Speise und Trank haben. Gott wird unsere Speise sein, und in seiner Erquickung werden wir Sättigung finden. Gott wird unsere Speise sein, der allein stärkt und nie uns mangeln lässt. Die Seligen wird nicht mehr hungern noch dürsten, es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne, oder irgend eine Hitze, denn ihr Erbarmer wird sie führen und ihren Durst stillen an den Quellen des Wassers Off. Joh. 7,16.17; von ihren Leibern werden da Ströme des lebendigen Wassers fließen Joh. 7,38, da wird ein Mahl bereitet sein von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist Jes. 25,6. Da werden wir zu Tische sitzen und fröhlich sein und vor Freuden des Herzens werden wir jauchzen Jes. 66,11. Herr Jesu, das wird sich erfüllen im Geiste und in der Wahrheit: von dem Gewächse des Weinstocks werden wir trinken in deines Vaters Reich Matth. 26,29; aber im Geiste und in der Wahrheit. Denn die Worte, die du zu uns geredet hast, die sind Geist und sind Leben Joh. 6,63, und in Worten, wie sie in dieser Welt üblich sind, stellst du uns die Freuden des zukünftigen Lebens dar. Wenn wir den Engeln gleich sein werden, dann wird auch von uns die Furcht vor dem Tode hinweggenommen werden, der Tod wird verschlungen sein in den Sieg 1 Kor. 15,54, der Tod wird ewiglich verschlungen sein, und Gott wird abwischen alle Tränen von den Augen seines Volks Jes. 25,8. Off. Joh. 7,17. 21,4. Darum wird Freude sein ohne Traurigkeit, Freude, welche das ewige Entzücken in sich schließt; Heil wird sein ohne Schmerz, Leben ohne Mühe, Licht ohne Finsternis; die Liebe wird nie erkalten, die Freude wird nie abnehmen, Seufzen wird nicht gehört und auch Schmerz nicht empfunden, etwas Trauriges nicht gesehen, Entzücken nie geraubt werden. Da wird die höchste und ungestörte Ruhe, friedevolle Stille, stille Anmut, anmutiges Glück, glückliche Ewigkeit, ewige Seligkeit, selige Dreieinigkeit, der Dreieinigkeit Einheit, der Einheit Gottheit, und der Gottheit seliges Schauen sein. Sei getrost, meine Seele, und erwäge die Ehre, die von Christo uns geschenkt ist, tiefer. In die Gemeinschaft beide die Thronen und Herrschaften, die Fürstentume und Oberkeiten der Engel und Erzengel werden wir aufgenommen werden Kol. 1,17, und das nicht allein, sondern wir werden auch sein gleich wie sie. Da werden wir den Engel, der einst in diesem Leben zum Schutze uns gegeben war, erkennen; und wir werden seines Dienstes nicht bedürfen, sondern werden seiner süßen Gesellschaft uns freuen; nach seinem Schutze werden wir nicht mehr verlangen, sondern fröhlich sein ob der süßen Gemeinschaft mit ihm, und werden seine Klarheit mit verklärten Augen betrachten. Wenn wir den Engeln gleich sein werden, so werden unsere zerbrechlichen, hinfälligen, sterblichen Leiber verwandelt und geistliche, bewegliche, unsterbliche werden 1 Kor. 15,43.44; licht werden sie sein, weil sie in der Nähe Gottes sind, der in einem Lichte wohnt, da niemand zukommen kann 1 Tim. 6,16 und dessen Kleid Licht ist Ps. 104,2; unzerstörbar werden sie sein, weil sie den Engeln, ja dem verklärten Leibe Christi selbst gleich sind Phil. 3,21: Sie werden gesäet verweslich, und werden auferstehen unverweslich. Sie werden gesäet in Unehre, und werden auferstehen in Herrlichkeit. Sie werden gesäet in Schwachheit, und werden auferstehen in Kraft. Es wird gesäet ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib 1 Kor. 15,42-44, der wird leuchten wie des Himmels Glanz in Ewigkeit. Komm, Herr Jesu, und mache uns jener Herrlichkeit teilhaftig!