Theologische Impulse F
Große Fähigkeiten allein genügen nicht. Man muss sie auch gebrauchen. Rochefoucauld
Keiner kann über sich sehen. Hiermit will ich sagen: jeder sieht am andern nur so viel, als er selbst auch ist: denn er kann ihn nur nach Maßgabe seiner eigenen Intelligenz fassen und verstehen. Ist nun diese von der niedrigsten Art, so werden alle Geistesgaben, auch die größten, ihre Wirkung auf ihn verfehlen und er an dem Besitzer derselben nichts wahrnehmen, als bloß das Niedrigste in dessen Individualität, also nur dessen sämtliche Schwächen, Temperaments- und Charakterfehler. Daraus wird er für ihn zusammengesetzt sein. Die höheren geistigen Fähigkeiten desselben sind für ihn so wenig vorhanden, wie die Farbe für den Blinden. Denn alle Geister sind dem unsichtbar, der keinen hat… Arthur Schopenhauer
Konfuzius sprach: „Es bekümmert mich nicht, dass ich ohne Amt und Würden bin. Ich sorge mich vielmehr, dass es mir an Fähigkeiten und eigenem Vermögen mangelt. Auch betrübt es mich nicht, unbekannt zu sein. Es geht mir nur darum, würdig zu sein, dass man mich kennt.“ „Gespräche“ des Konfuzius
1.
Oft wird der Eindruck erweckt, psychologische und theologische Erklärungsmuster stünden sich als Alternativen gegenüber. Man unterstellt, dass dort, wo „Natur“ wirkt, nicht „Gott“ wirken könne – und umgekehrt. Doch für den Glaubenden ist es selbstverständlich, dass Gott natürliche Prozesse in seinen Dienst nimmt. Wie Brot ein Produkt des Bäckers und ein Geschenk Gottes sein kann, kann Glaube ein psychischer Prozess und eine Wirkung des Heiligen Geistes sein, ohne dass diese beiden Dimensionen derselben Sache einander stören müssten.
2.
Zwischen Schöpfung und Urknall besteht ebenso wenig eine Alternative wie zwischen göttlicher Fürsorge und menschlicher Selbsterhaltung. Unser „täglich Brot“ kommt vom Bäcker und kommt doch von Gott. Denn so wie wir für unsere Arbeit Werkzeuge benutzen, so bedient sich Gott der natürlichen und kulturellen Kräfte: Sie sind Instrumente in seiner Hand, die ohne ihn unser Leben so wenig erhalten könnten, wie ein Hammer ohne Tischler einen Nagel einzuschlagen vermag.
Kritiker des Glaubens unterstellen gern, Geschehnisse müssten entweder von Gott gewirkt sein (und hätten dann keine „natürlichen Ursachen“), oder sie hätten „natürliche Ursachen“ (und seien dann nicht von Gott gewirkt). Doch der Hinweis auf „natürliche Ursachen“ könnte Gottes Handeln nur ausschließen, wenn feststünde, dass Gott sie nicht als Instrumente mittelbaren Wirkens nutzt. Und dem steht das biblische Zeugnis entgegen: Gott kann ebenso gut innerhalb wie außerhalb der Naturordnung wirken. Die Folgerung, wo ein irdischer Kausalzusammenhang vorläge, sei (darum!) der Himmel nicht im Spiel, erweist sich damit als falsch.
Faulheit: die Angewohnheit, sich auszuruhen, bevor man müde wird. Renard
Wo die Nächstenliebe nur darin besteht, nichts Böses zu tun, ist sie von der Faulheit kaum zu unterscheiden. Emil Gött
Jeder Mensch kommt mit einer sehr großen Sehnsucht nach Herrschaft, Reichtum und Vergnügen sowie einem starken Hang zum Nichtstun auf die Welt. Voltaire
Albert Einstein und der New Yorker Kardinal Spellmann sollen einmal ins Gespräch gekommen sein. Der große Physiker fragte, was der Kirchenfürst wohl tun würde, könnte man ihm exakt nachweisen, dass Gott nicht sei. Daraufhin soll der Kardinal gelächelt und geantwortet haben: „Ich werde warten, bis Sie Ihren Rechenfehler gefunden haben.“
Alle Fehler, die man macht, sind eher zu verzeihen als die Mittel, die man anwendet, um sie zu verbergen. Rochefoucauld
Begangene Fehler können nicht besser entschuldigt werden als mit dem Geständnis, dass man sie als solche erkenne. Calderon
Wenn der andre sich mit allen seinen Fehlern, die er noch besser kennt als ich, erträgt, warum sollte ich ihn nicht ertragen? Jean Paul
Der Meister sagte: „Wenn ich Fehler mache, dann wird das von den Leuten ganz sicher bemerkt. Das ist mein Glück.“ „Gespräche“ des Konfuzius
Fehler sind immer dick, wo die Liebe dünn ist. C. H. Spurgeon
Fremde Fehler beurteilen wir als Staatsanwälte, die eigenen als Verteidiger. Aus Brasilien
Konfuzius sprach: „Die eigenen Fehler bekämpfen und nicht die der anderen - werden dadurch nicht schlechte Eigenschaften überwunden?“ „Gespräche“ des Konfuzius
Konfuzius sprach: „Einen Fehler machen und ihn nicht korrigieren - das erst heißt wirklich einen Fehler machen.“ „Gespräche“ des Konfuzius
Konfuzius sprach: „Es hat alles keinen Sinn. Ich habe noch niemanden getroffen, der seine eigenen Fehler sieht und sich dabei selbst anklagt.“ „Gespräche“ des Konfuzius
Lerne Geduld haben mit fremden Fehlern; denn siehe, du hast auch viel an dir, was andere tragen müssen. Thomas von Kempen
Liebe deine Feinde, denn sie sagen dir deine Fehler. Benjamin Franklin
Man fällt nicht über seine Fehler. Man fällt immer über seine Feinde, die diese Fehler ausnutzen. Kurt Tucholsky
Man wird sich die Gefühle, die man für seine Freunde und Wohltäter hegen soll, nicht lange bewahren, wenn man sich gestattet, oft von ihren Fehlern zu reden. Rochefoucauld
Natürlich habe ich viele Fehler, wenn du wenig Liebe hast. C. H. Spurgeon
Unsere Aufrichtigkeit besteht zum größten Teil aus der Sucht, von sich selbst zu sprechen und unsere Fehler in dem Licht zu zeigen, in dem wir sie gesehen haben wollen. Rochefoucauld
Unterbrich niemals deinen Feind, während er einen Fehler macht. Napoleon Bonaparte
Viele Leute glauben, wenn sie einen Fehler erst eingestanden haben, brauchen sie ihn nicht mehr abzulegen. Marie von Ebner-Eschenbach
Was wir an Fehlern ablegen, schlagen wir dem Hochmut zu. Rochefoucauld
Wen die Scham bekleidet, dessen Fehler sehen die Menschen nicht. Ali
Wenn mich meine Feinde loben, kann ich sicher sein, einen Fehler gemacht zu haben. August Bebel
Wenn wir selbst keine Fehler hätten, würden wir nicht soviel Vergnügen daran finden, sie an andern zu bemerken. Rochefoucauld
Wer die Bibel liest, um Fehler darin zu finden, wird bald merken, dass die Bibel Fehler bei ihm findet. C. H. Spurgeon
Wir gefallen mehr durch unsere Fehler als durch unsere Vorzüge. Rochefoucauld
Wir gestehen unsere Fehler ein, um durch unsere Aufrichtigkeit den Schaden zu beheben, den sie uns in der Meinung der Umwelt zugefügt haben. Rochefoucauld
Wir haben nicht den Mut, ganz allgemein zu behaupten, dass wir keine Fehler und unsere Feinde keine Vorzüge hätten. Aber im einzelnen sind wir recht nah daran, es selbst zu glauben. Rochefoucauld
Wir halten oft manchen Menschen wegen seiner Mängel und Fehler für unglücklich, ich aber sage, dass derjenige der unglücklichste Mensch ist, welchem kein Mensch gefällt. Abraham a Santa Clara
Wir machen Tugenden aus Fehlern, die wir nicht ablegen wollen. Rochefoucauld
Wir tadeln an anderen nur die Fehler, von welchen wir keinen Nutzen ziehen. Alexandre Dumas
Zornig sein heißt, den Fehler anderer an sich selbst rächen. Alexander Pope
Es ist eine Krankheit der Menschen, dass sie ihr eigenes Feld vernachlässigen, um in den Feldern der anderen nach Unkraut zu suchen. Victor Hugo
Wie jede gute Beziehung lebt auch unsere Gottesbeziehung vom regelmäßigen Kontakt. Darum sollen wir uns am Sonntag von Gott unterbrechen lassen und uns aller Ablenkung durch Arbeit oder Vergnügen entziehen: unsere Seele soll in Gott ruhen, und Gott in ihr, damit er Gelegenheit hat, sein heilvolles Werk an ihr zu tun. Diese Wohltat erfordert Zeit, weil sich die Revision einer Seele nicht „im laufenden Betrieb“ erledigen lässt. Aber sie ist nötig. Denn wer Gottes Zugriff nicht duldet und seinem Wirken nicht still hält, dessen Seele verkommt.
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„Weil wir Menschen, nachdem uns die Arbeit auferlegt ist, mit solchen Geschäften und auch nötigen anbefohlenen Sorgen gehindert werden, dass wir nicht fort und fort vermögen mit derjenigen Ruhe unserm Gott zu dienen, als solcher Sache Wichtigkeit erfordert, also will uns Gott unter sieben Tagen einen dazu absondern, dass wir an solchem an die Arbeit, mit der wir sonsten nach seinem Willen unser Leben zubringen sollen, aber zufälliger Weise dadurch an seinem unmittelbaren Dienst gehindert werden, nicht sollen gebunden, sondern frei sein, auf dass wir solchen Tag mit nichts anderm als mit Gott zu tun haben, ihm, von allem Zeitlichen ganz abgezogen, unmittelbar dienen, und ihn in uns dasjenige wirken lassen, worinnen er von uns und an uns geheiliget werden will.“ (Philipp J. Spener)
Feigling: jemand, der in gefährlichen Situationen mit den Beinen denkt. Bierce
Ich verachte Leute, die Hunde halten. Das sind Feiglinge, die sich nicht trauen, die Leute selber zu beißen. Johan August Strindberg
Nicht diejenigen sind zu fürchten, die anderer Meinung sind, sondern diejenigen, die anderer Meinung sind und zu feige, es zu sagen. Napoleon I.
Nichts macht uns feiger und gewissenloser als der Wunsch, von allen Menschen geliebt zu werden. Marie von Ebner-Eschenbach
Wenn der Hass feige wird, geht er maskiert in Gesellschaft und nennt sich Gerechtigkeit. Arthur Schnitzler
Wenn du dich zur Versöhnlichkeit geneigt fühlst, so frage dich vor allem, was dich eigentlich so milde stimmte: schlechtes Gedächtnis, Bequemlichkeit oder Feigheit. Arthur Schnitzler
1.
Es ist keine Tugend, die eigene Kraft für groß zu halten, wenn sie klein ist. Und es ist auch keine Tugend, Risiken für klein zu halten, wenn sie groß sind. Was ist dann aber „Mut“? Eine heftige Motivation, die ihre Ziele kompromisslos verfolgt „koste es, was es wolle“, kann es nicht sein, denn die findet sich auch bei Wirrköpfen und krankhaft Ehrgeizigen. Mut aber erfordert würdige Ziele. Der Mutige kennt etwas, das ihm wichtiger ist als seine eigene Unversehrtheit. Er liebt etwas mehr, als er sich selbst liebt. Und so können wir wahren Mut definieren als die Fähigkeit, das, was man ist und hat, um eines als höher erkannten Zweckes willen aufs Spiel zu setzen.
2.
Die Verleugnung des Petrus
„Den Menschen, der von Gott dir befohlen ist, liebe, wenn er’s verdient, denn er ist’s wert, dass du ihn liebst; ist er’s aber nicht wert, so liebe ihn gleichwohl, weil’s Gott verdient, dass du ihm gehorchst. Liebst du einen feindseligen Menschen, so zeigst du, dass du ein Freund Gottes bist. Achte nicht auf die Kränkungen, die ein Feindseliger dir zufügt, sondern achte auf die Wohltaten, die dir der zufließen lässt, der gebietet, dass du den Feind lieben sollst Matth. 5,44.45.“ (Johann Gerhard)
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Die Bibel gebietet uns, unsere Nächsten zu lieben und auch die Feinde zu lieben; wahrscheinlich deshalb, weil es in der Regel dieselben Leute sind. G. K. Chesterton
Die Freunde nennen sich aufrichtig; die Feinde sind es: daher man ihren Tadel zur Selbsterkenntnis benutzen sollte, als eine bittere Arznei. Arthur Schopenhauer
Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit. Ebner-Eschenbach
Gottes Tisch hat keine Feinde außer den Satten. Paracelsus
Ich habe nur Einen wahren und wirklichen Feind auf Erden und das bin ich selbst. Christian Morgenstern
In der Wahl seiner Feinde kann der Mensch nicht vorsichtig genug sein. Oscar Wilde
Lebe so, dass nichts vorkommt, was nicht auch dein Feind wissen dürfte. Seneca
Liebe deine Feinde, denn sie sagen dir deine Fehler. Benjamin Franklin
Man fällt nicht über seine Fehler. Man fällt immer über seine Feinde, die diese Fehler ausnutzen. Kurt Tucholsky
Unsere Feinde kommen in ihrem Urteil über uns der Wahrheit näher als wir selbst. Rochefoucauld
Unterbrich niemals deinen Feind, während er einen Fehler macht. Napoleon Bonaparte
Vergib stets Deinen Feinden, nichts verdrießt sie so. Oscar Wilde
Wenn mich meine Feinde loben, kann ich sicher sein, einen Fehler gemacht zu haben. August Bebel
Wer davon lebt, einen Feind zu bekämpfen, hat ein Interesse daran, dass er am Leben bleibt. Friedrich Nietzsche
Wir haben nicht den Mut, ganz allgemein zu behaupten, dass wir keine Fehler und unsere Feinde keine Vorzüge hätten. Aber im einzelnen sind wir recht nah daran, es selbst zu glauben. Rochefoucauld
Ein Mann fragte Franz von Sales lauernd: „Was würden Sie tun, wenn ich Sie auf die rechte Wange schlage?“ Der Heilige antwortete lächelnd: „Mein Freund, ich weiß, was ich tun sollte, nicht, was ich tun würde.“
Ein Leben ohne Festlichkeiten ist ein langer Weg ohne Herbergen. Demokrit
Je kürzer der Fleiß, je länger der Tag. Marie von Ebner-Eschenbach
1.
Wer sich selbst kennt und Gott kennt, hat allen Grund, vor Gott zu fliehen. Denn zwischen seiner Gerechtigkeit und unserer Schuld besteht ein krasses Missverhältnis. Allein: Wo kann man sich verstecken vor dem, der allgegenwärtig ist? Nur die eine Chance gibt es, dass uns Gott selbst vor Gott in Schutz nimmt. Und diese Chance ergreift der Glaube, indem er vor Gott zu Gott flieht, bei Christus unterkriecht und vor Gottes Gericht an Gottes Gnade appelliert.
2.
Hiobs großer Glaube
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„Es verklagt mich Gott, der sehr strenge Richter, der allmächtige Vollzieher seines ewigen Gesetzes. Ihn kann ich nicht täuschen, denn er ist die Wahrheit selbst; ihm kann ich mich nicht entziehen, denn er herrschet allenthalben mit Gewalt. Wohin also soll ich fliehen? Zu dir, o lieber Christus, du unser einiger Erlöser und Seligmacher. Meine Sünden sind groß, aber deine Versöhnung ist größer; meine Ungerechtigkeit ist groß, aber deine Gerechtigkeit ist größer.“ (Johann Gerhard)
„Heiliger Gott, gerechter Richter, ich finde keinen Ort, dahin ich fliehen möchte vor dem Angesichte deines Zornes. Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mir in die Hölle, siehe so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch daselbst deine Hand führen und deine Rechte mich halten. Ps. 139,8-10. Zu Christo will ich darum fliehen, und in seinen Wunden mich verbergen.“ (Johann Gerhard)
„O barmherzigster Jesu, wem wirst du Jesus sein, wenn du nicht Jesus sein wirst den unseligen Sündern, welche nach Gnade und Heil verlangen? Die auf ihre Gerechtigkeit und auf ihre Heiligkeit vertrauen, die suchen den Grund des Heils in sich: ich aber, weil ich in mir nichts des ewigen Lebens Würdiges finde, nehme meine Zuflucht zu dir, dem Heilande. Den Verdammten erlöse, des Sünders erbarme dich, den Ungerechten rechtfertige, den Angeklagten sprich frei.“ (Johann Gerhard)
Mögest du in interessanten Zeiten leben! Chinesischer Fluch
Der Segen bringt den Gesegneten durch das Wort unter die heilende und heiligende Macht Gottes, von der im Segen die Rede ist. Der Segen besteht zunächst im „Mit-Sein“ Gottes. Dieses hat aber unmittelbare Folgen, denn es unterstellt den Gesegneten der Macht Gottes, die ihn zugleich schützt und fordert, ihm Leben zuspricht und dieses Leben auch beansprucht, so dass im Segen immer die Begabung und Verpflichtung des Gesegneten inbegriffen ist. Solcher Segen ist kein unverbindliches „Wünschen“, sondern er wird mit Gewissheit „erteilt“. Er redet nicht vom Heil, ohne auch zu geben, wovon er redet.
Ein Christ muss die Gnade, von der er lebt, auch anderen gönnen – und in diesem Sinne für seine Feinde beten. Doch wenn Gott entscheidet, Böses zu vergelten, ist das allemal besser als endlos fortgesetzte Bosheit. Besser ergeht Gnade vor Recht. Aber wenn ein Übeltäter keine Gnade will, geschieht ihm besser Recht, als dass gar nichts geschieht. Auch Vergebung im Sinne Jesu schließt nicht etwa die Duldung des Falschen mit ein, sondern schließt solche Duldung aus. Jesus erbarmt sich des Sünders, nicht der Sünde. Doch fluchen soll man niemandem. Denn Gottes Zorn brennt heiß genug – auch ohne dass wir ihn befeuern.
Vor Gott ist keine Flucht als nur zu ihm. Friedrich Rückert
Vorm Tode brauchst du nicht zu fliehen an zwei Tagen: wenn er dir nicht bestimmt, und wenn die Stund’ geschlagen. Am Tag, da er bestimmt, nützt es dir nichts zu fliehen, und ist er nicht bestimmt, kann er dich nicht erjagen. Pindar-i Razi
Wer flieht, den jagt man. Bauernweisheit
FLUCHT VOR GOTT, FLUCHTTENDENZEN
Gott kann nicht nur für seine Feinde schrecklich sein – manchmal ist er’s auch für seine Freunde. Darum ist es kein Wunder, dass ihm mancher aus dem Weg gehen oder vor ihm fliehen will. Doch ist das weder möglich noch sinnvoll. Denn je mehr einer sich Gott zu entziehen versucht, umso mehr entzieht er sich das, was er am dringendsten braucht. Es besteht keine Chance, dass er mit sich ins Reine kommt, wenn er sich nicht ehrlich macht vor Gott. Und im Grunde kann man ihm nichts Besseres wünschen, als dass er (wie Paulus) ein fröhlicher „Gefangener Jesu Christi“ wird.
Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu verehren. Goethe
Die große Frage, die niemals beantwortet worden ist und die ich trotz dreißig Jahre langer Erforschung der Frauenseele auch nicht beantworten konnte, lautet: Was wünscht sich eine Frau? Sigmund Freud
Geduld, ihr Forscher! Die Aufklärung des Geheimnisses wird durch dieses selbst erfolgen. Karl Kraus
„Der Gedanke an ein progressives Evangelium scheint vielen Menschen großen Eindruck zu machen. Uns allerdings erscheint dieses Ansinnen wie eine Kreuzung zwischen Unsinn und Blasphemie. Nachdem sich das Evangelium als wirksames Mittel zur ewigen Errettung unzähliger Scharen erwiesen hat, scheint es für eine Änderung eigentlich zu spät zu sein. Und da es die Offenbarung des allweisen und unwandelbaren Gottes ist, erscheint es mir einigermaßen dreist, diese verbessern zu wollen. Wenn wir uns die Herrschaften in Gedanken vor Augen führen, die diese Verwegenheit vorgenommen haben, fühlen wir uns beinahe versucht, zu lachen, gleicht ihr Bemühen doch dem Versuch von Maulwürfen, das Licht der Sonne zu verbessern (...). Meinen die Menschen wirklich, dass es für jedes Jahrhundert ein eigenes Evangelium gibt? Oder alle fünfzig Jahre eine neue Religion?“ (C.H. Spurgeon)
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Das Ungute an der modernen Vorstellung vom geistigen Fortschritt besteht darin, dass dieser durchweg mit dem Sprengen von Fesseln, dem Beseitigen von Schranken, dem Abschaffen von Dogmen assoziiert wird. Wenn irgend es aber geistige Entwicklung geben soll, dann muss sie Entwicklung zu immer mehr festen Überzeugungen, zu immer mehr Dogmen meinen. Das menschliche Gehirn ist eine Maschine, die den Zweck hat, Schlüsse zu ziehen; kann sie das nicht, ist sie eingerostet. Wenn wir gesagt bekommen, ein Mensch sei zu klug, um glauben zu können, dann ist das fast ein Widerspruch in sich. Genauso gut ließe sich von einem Nagel sagen, er sei zu gut, um den Teppich festzuhalten, oder von einem Riegel, er sei zu stark, um die Tür zu verschließen. G. K. Chesterton
Die Richtung unserer Geistes ist wichtiger als sein Fortschritt. Joseph Joubert
Unsere Erfindungen sind oft nur hübsche Spielereien, die unsere Aufmerksamkeit von ernsteren Dingen ablenken. Sie sind nichts als verbesserte Mittel zu einem nicht verbesserten Ziel. Henry David Thoreau
Wer aufhört, besser sein zu wollen, hat aufgehört, gut zu sein. Oliver Cromwell
Der Mensch macht gewöhnlich drei Reifestufen durch. Zuerst lernt er die richtigen Antworten. Im zweiten Stadium lernt er die richtigen Fragen, und auf der dritten und letzten Stufe lernt er, welche Fragen sich überhaupt lohnen. Blaise Pascal
Es ist schon ein großer und nötiger Beweis der Klugheit oder Einsicht zu wissen, was man vernünftigerweise fragen sollte. Immanuel Kant
Man hört nur die Fragen, auf welche man imstande ist eine Antwort zu geben. Friedrich Nietzsche
Ob ein Mensch klug ist, erkennt man viel besser an seinen Fragen als an seine Antworten. De Levis
Der Theologe Karl Barth pflegte als Professor in Basel nach den Seminarsitzungen mit seinen Studenten noch auf ein Glas Bier in eine Kneipe zu gehen. Dies war dem frommen und prinzipienfesten Basler Frauenverein zu Ohren gekommen und wurde dort scharf missbilligt. Man verstieg sich sogar zu der Vermutung, Barth werde, weil er junge Menschen zum Alkohol verführe, wohl nicht in den Himmel kommen. Dies wiederum wurde Karl Barth zugetragen. Doch der kommentierte: „Erstens geht es den Basler Frauenverein nichts an, ob ich mit meinen Studenten Bier trinke. Zweitens entscheidet nicht der Basler Frauenverein darüber, ob ich in den Himmel komme oder nicht. Und drittens, in den Himmel des Basler Frauenvereins will ich auch gar nicht.“
Die große Frage, die niemals beantwortet worden ist und die ich trotz dreißig Jahre langer Erforschung der Frauenseele auch nicht beantworten konnte, lautet: Was wünscht sich eine Frau? Sigmund Freud
Die Liebe der Frau zu ihrem Mann lässt sich an dessen Gewand ablesen. Aus Spanien
Eifersüchtig sein heißt: Nicht an seiner Frau, sondern an sich selbst zweifeln. Honoré de Balzac
Es gibt Frauen, die nicht schön sind, sondern nur so aussehen. Karl Kraus
Es gibt Frauen, die sehr liebenswert wären, wenn sie ein wenig vergessen könnten, dass sie es sind. Pierre Carlet de Marivaux
Hätte Gott die Frau dem Manne zur Herrin bestimmt, hätte er sie aus Adams Kopf genommen; hätte er sie ihm zur Sklavin bestimmt, aus dem Füßen; aber er nahm sie ihm aus der Seite, weil er sie ihm zur Gefährtin als seinesgleichen bestimmte. Augustin
Ich liebe die Männer nicht, weil es Männer sind, sondern weil es keine Frauen sind. Christine von Schweden
Keine Frau kann aus einem Narren einen Weisen mache. Aber jede Frau kann aus einem Weisen einen Narren machen. Aus Argentinien
Man soll sich beim Eingehen einer Ehe die Frage vorlegen: Glaubst du, dich mit dieser Frau bis ins Alter hinein gut zu unterhalten? Alles andere in der Ehe ist transitorisch, aber die meiste Zeit des Verkehrs gehört dem Gespräche an. Friedrich Nietzsche
Von hundert Männern, die sich in der Welt verirren, werden neunundneunzig durch Frauen gerettet, einer wird gerettet durch unmittelbare göttliche Gnade. Sören Kierkegaard
Zuerst schuf der liebe Gott den Mann, dann schuf er die Frau. Danach tat ihm der Mann leid und er gab ihm Tabak. Mark Twain
Begehre nie ein Glück zu groß und nie ein Weib zu schön, Sonst könnte dir’s in seinem Zorn der Himmel zugestehn. Inschrift auf Burg Cochem
Die Weiber sind geschmeidige gute Geschöpfe, und wenn du von einer hörst, die ihrem Manne krumme Sprünge macht, kannst du allemal zehn gegen eins wetten, dass er sich gegen sie nicht betrage, wie's einem christlichen Ehemann wohl zusteht. Matthias Claudius
Ein Weib ist bald genommen, aber es stets lieb zu haben, das ist dann schwer. Martin Luther
Warum schuf Gott Mann und Weib? Um den Begriff des vollendeten Menschen außerhalb unserer Personen zu verlegen. Karl Gutzkow
Wer Weib und Kinder besitzt, hat dem Schicksal Geiseln gegeben. Francis Bacon
Wenn ich mit einem Fuß im Grabe stehe, werde ich die Wahrheit über die Frauen sagen. Ich werde sie sagen, in meinen Sarg springen, den Deckel über mich ziehen und rufen: „Jetzt macht, was ihr wollt!“ Tolstoi
1.
Gottes Allmacht ist eine lückenlose, alles Geschehen bestimmende Wirksamkeit, durch die Gott die Geschicke der Welt nach seinem Willen lenkt. Der Mensch wird dadurch keineswegs zur willenlosen Marionette: Ein jeder tut durchaus, was er will. Nur werden die Folgen unserer Handlungsfreiheit Gott niemals überraschen. Unsere Entschlüsse sind, längst bevor wir sie fassen, in Gottes Plan vorgesehen und tragen selbst dann zu seiner Erfüllung bei, wenn wir das Gegenteil beabsichtigen.
2.
Glaube ist nichts, wofür wir uns souverän „entscheiden“ oder was wir „tun“ könnten. Er ist aber auch nichts, was mit uns oder an uns „getan wird“ wie an unbeteiligten Objekten. Sondern wie die Sonne mich schwitzen oder die Kälte mich frieren lässt, so lässt Gott mich glauben: Der Mensch ist dabei ganz beteiligt und bewegt. Aber wo die äußere Einwirkung fehlt, kann er nicht (schwitzen, frieren) glauben - und wo sie ist, kann er es nicht lassen.
3.
Der Mensch kann tun, was er will, kann aber nicht wollen, was er wollen soll. Gefangen in der Dynamik der Sünde ist er wie ein Rad, das einen Abhang hinunterrollt, und aus eigener Kraft nicht die Richtung zu ändern vermag. Gottes gnädiges Erwählen ist darum nicht eine notwendige Bedingung der Erlösung (zu der die „freie“ Entscheidung des Menschen noch hinzutreten müsste), sondern sie ist die völlig hinreichende, keiner Ergänzung bedürftige Bedingung der Erlösung (aus der Kraft des Heiligen Geistes die positive Willensbewegung des Menschen resultiert).
4.
Die Freiheit, die Christus schenkt, besteht darin, dass er uns auf eine tiefe und endgültige Weise von der Sorge um uns selbst und um das Gelingen unseres Lebens befreit. Er steht für uns ein und bindet uns an seine Person. Eben diese Bindung macht aber unsere Freiheit aus, weil sie es erlaubt, unser zentrales Lebensproblem in Christi Hände abzugeben. Gibt es auch noch genug zu tun, so können und müssen wir doch für das Heil unserer Seele nichts mehr tun. Von dem Fluch, ungenügend zu sein, sind wir gänzlich befreit, weil Christus in uns ist, der allem genügt.
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„Was ist die christliche Freiheit? Sie ist das Recht, nach welchem die wahrhaft Gläubigen von der Knechtschaft der Sünde, der Tyrannei des Teufels, vom Fluch des Gesetzes und dem ewigen Tode, so auch von dem Joche der levitischen Zeremonien und Menschensatzungen durch Christum befreit sind.“ (Leonhard Hutter)
„Die Freiheit, die Christus den Gläubigen unter dem Evangelium erworben hat, besteht in dem Freispruch von der Schuld der Sünde, von dem verdammenden Zorn Gottes, dem Fluch des Sittengesetzes und in ihrer Befreiung von dieser gegenwärtigen bösen Welt, der Knechtschaft des Satans und der Herrschaft der Sünde, von dem Übel der Nöte, dem Stachel des Todes, dem Sieg über das Grab und die ewige Verdammnis, sowie in ihrem freien Zugang zu Gott und ihrem eifrigen Gehorsam gegen ihn, nicht aus knechtischer Furcht, sondern aus kindlicher Liebe und in einer Haltung herzlicher Bereitschaft.“ (Westminster Bekenntnis)
„Christus hat uns nicht bürgerlich, nicht fleischlich frei gemacht, sondern theologisch oder geistlich, das heißt, er hat uns so frei gemacht, dass unser Gewissen frei und fröhlich ist, und den künftigen Zorn nicht fürchtet. Dies ist die recht eigentliche und unschätzbare Freiheit, gegen deren Größe und Herrlichkeit die anderen Freiheiten (die weltliche und die fleischliche), wenn sie damit verglichen werden, kaum Ein Tröpflein oder Ein Stäublein sind. Denn wer kann das mit Worten ausreden, ein wie Großes es sei, dass jemand gewiss dafür halten kann, dass Gott weder zornig sei, noch jemals zornig sein werde, sondern dass er in Ewigkeit sein gnädiger und gütiger Vater sein werde um Christi willen? Das ist fürwahr eine große und unbegreifliche Freiheit, dass man diese höchste Majestät für sich habe, dass sie gnädig sei, schütze und helfe, und dass sie uns endlich auch nach dem Leibe so befreien werde, dass unser Leib, der da gesäet wird in Verweslichkeit, in Schmach und in Schwachheit, wieder auferstehe in Unverweslichkeit, in Herrlichkeit und Kraft. Darum ist es eine unaussprechliche Freiheit, dass wir frei sind von Gottes Zorn in Ewigkeit, die größer ist als Himmel und Erde und alle Kreaturen. Aus dieser Freiheit folgt eine andere, in welcher wir durch Christum sicher und frei gemacht werden von dem Gesetze, der Sünde, dem Tode, von der Gewalt des Teufels, der Hölle etc. Denn gleichwie der Zorn Gottes uns nicht schrecken kann, da Christus uns von demselben befreit hat, so können uns das Gesetz, die Sünde etc. nicht anklagen und verdammen; und wenngleich das Gesetz uns beschuldigt, und die Sünde uns schreckt, so können sie uns doch nicht in Verzweiflung treiben, weil der Glaube, der die Welt überwindet, alsbald sagt: Jene Dinge gehen mich nichts an, denn Christus hat mich von denselben befreit.“ (Martin Luther)
Ich bin dir nichts schuldig. Was mahnst du mich? So darf ich Moses kecklich antworten, wenn er sein Schuldbuch aufschlägt und will bezahlt sein. Ich bin mit Christo im Glauben verehelicht. Er sagt selber: Ich will mich mit dir verloben in Ewigkeit, ich will mich mit dir vertrauen in Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit, ja, im Glauben will ich mich mit dir verloben Hos. 2,19.20. Er ist Mann, ich bin Weib; das Weib hat ihr Gnadenrecht im Gesetz. Niemand darf vor Gericht das Weib belangen, der Mann muss für sie antworten. Will Moses mich zur Rechnung ziehen? Ich weise ihn auf Christum und sprech: Ich bin dir nichts schuldig, was mahnst du mich? Da ist mein Mann, lass den antworten. Ich kann um meiner Schuld willen, damit ich dem Gesetz verhaftet bin, nicht mehr zur Rechnung gezogen werden als Christus selbst, wenn ich durch den Glauben seine Genugtuung ergreife und mir zu eigen mache. Christus ist gerechtfertigt, 1 Tim. 3,16., das ist, los von unsern Sünden, und ich in Christo. Denn es ist nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind Röm. 8,1. Mahnt mich das Gesetz. Ich antworte fein beherzt: Was mahnst du mich? Ich bin dir nichts schuldig. Ich habe dich vollkömmlich gehalten, und dir auch den letzten Heller abgetragen, weil die Genugtuung Christi mein ist. Wär‘s doch unrecht, wenn eine Schuld sollte zweimal bezahlt, und eine Sünde zweimal bestraft werden. Das Gesetz kann mich nicht verdammen, ich appelliere ans Evangelium. Das Evangelium kann mich nicht verdammen, denn ich glaub an Jesum Christum und erhalt durch den Glauben dies gnädige Urteil: Wer glaubt, soll selig werden Mark. 16,16 (...). Nicht in des Klägers, sondern in des Richters Händen steht mein Heil und Verdammnis. Wie will mich aber der Richter verdammen, der sich selbst für mich gegeben hat? Er gilt mehr denn tausend Welten mit allen Sünden; und eher müsste er selbst verdammt werden, ehe die Sünde den verdammen sollte, für den er sich selbst gegeben. Am Glauben liegt‘s nur, mein Herz, dass der stark sei und nicht wanke. Christus wankt nicht, er ist fest genug.
(Heinrich Müller)
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Deo servire libertas est. Gott dienen ist Freiheit. Seneca
Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit. Ebner-Eschenbach
Die menschliche Freiheit besteht lediglich darin, dass sich die Menschen ihres Wollens bewusst und der Ursachen, von denen sie bestimmt werden, unbewusst sind. Spinoza
Man sollte nie seine beste Hose anziehen, wenn man hingeht, um für Freiheit und Wahrheit zu kämpfen. Henrik Ibsen
Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt, hat nie geliebt und nie gehasst. Marie von Ebner-Eschenbach
Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave. Aristoteles
Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit. Und die Wahrheit macht uns frei. Die Gerechtigkeit in Christo ist kein Schnürleib, sondern ein Harnisch. Johann Georg Hamann
Wo dieses Freiheit ist, frei tun nach aller Lust, so sind ein freies Volk die Säu in ihrem Wust. Friedrich Logau
Wer die Menschen ruinieren will, braucht ihnen nur alles zu erlauben. Napoleon Bonaparte
1.
Die Wundertaten Jesu laufen den uns bekannten Gesetzmäßigkeiten zuwider und irritieren uns darum. Doch gerade in der Irritation liegt ihre Botschaft: Wo Jesus Christus ins Spiel kommt, muss nicht alles bleiben, wie es immer war und der fatale Lauf der Welt ist nicht mehr unabänderlich. Krummes kann durch ihn gerade und Totes lebendig werden. Darum glauben Christen nicht unbedingt alle Mirakel der Vergangenheit - aber sie glauben, dass Gott jederzeit frei ist, unser Geschick zum Guten zu wenden.
2.
Einen Gott, der jedem jederzeit gnädig wäre, finden wir weder in der Welt noch in der Bibel. Denn in manchen Dingen hat er sich festgelegt. Und in anderen nicht. Der „verborgene Gott“ ist er in all den Bereichen, in denen er uns nichts versprochen hat. Der „offenbare Gott“ ist er in den Bereichen, in denen ihn seine neutestamentlichen Zusagen binden. Und wer nur eine Seite kennt, weiß zu wenig. Gottes Liebe ist kein pauschales Angebot, sondern ein konkretes. Und je nachdem, wie man an ihn herantritt, wird man ihn auch unterschiedlich erleben.
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„Er ist Gott, für dessen Willen keine Ursache noch Grund da ist, der ihm als Regel und Maßstab vorgeschrieben werden könnte, da ihm nichts gleich oder höher ist, sondern er selbst (der Wille Gottes) ist die Regel für alles. Denn wenn es für ihn irgend eine Regel oder einen Maßstab gäbe, oder eine Ursache oder einen Grund, so könnte es schon nicht mehr Gottes Wille sein. Denn nicht darum ist das recht, was er will, weil er so wollen muss oder musste, sondern im Gegenteil, weil er so will, darum muss das recht sein, was geschieht. Für den Willen der Kreatur wird Ursache und Grund vorgeschrieben, aber nicht für den Willen des Schöpfers, es sei denn, du wolltest einen anderen Schöpfer über ihn setzen.“ (Martin Luther)
1.
Freude ist das heiter gesteigerte Lebensgefühl, das sich einstellt, wenn wir Erwünschtes erlangen oder Unerwünschtes loswerden. Doch orientiert sie sich an keinem höheren Maßstab als nur an der Willensrichtung des Menschen. Sie ist ihm der Lohn erfolgreichen Strebens. Doch kann er nach dem Falschen streben. Und so ist Freude „an sich“ noch nichts Gutes, sondern ist nur gut, wenn sie sich an Gutem freut. Allerdings kann man sich auch am Guten auf die falsche Weise freuen. Und je nachdem, ob unsere Freude dann primär dem Geber oder der Gabe gilt, kann sie uns zu Gott hin oder von ihm weg führen.
2.
Nichts ist verwerflich, was wir mit Danksagung empfangen und mit Vernunft gebrauchen. Darum gib deinem Körper nicht weniger, als er braucht (1.), und gib ihm nicht mehr, als ihm auf Dauer gut tut (2.). Vergiss nicht, dem Schöpfer für seine Gaben zu danken (3.), und vergiss nicht, mit den Bedürftigen zu teilen (4.). Greife nicht nach verbotenen Früchten, die einem anderen gehören (5.), und werde von keinem Genuss so abhängig, dass er dich beherrscht (6.). Ansonsten aber: Gönne dir, was dir von Gott gegönnt ist, und kaue mit vollen Backen, damit dich die zeitliche Freude stärkt und erfrischt auf deinem Weg zu Gott (7.).
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Das ist die wahre und alleinige Freude, die man nicht über ein Geschöpf, sondern über den Schöpfer empfindet, und die, wenn du sie einmal besitzt, dir gegen deinen Willen niemand nehmen wird. Im Vergleich mit dieser ist alle andere Freude Trauer, alle Wonne Schmerz, alles Süße bitter, alles Schöne hässlich, kurz alles lästig, was sonst ergötzen kann.
(Bernardus, gest. 1253)
Niemals kann die Seele ohne alle Freude sein; entweder erfreut sie sich an den niedrigsten oder an den höchsten Dingen. Je heftiger sie für die niedrigsten entbrennt, mit desto verwerflicherer Lauheit erkaltet sie für die höheren; denn beide kann man nicht zugleich und gleichmäßig lieben.
(Gregorius)
„Wem Gott und sein Wort wohl schmecket, dem mag nichts übel schmecken; und wem Gott und sein Wort nicht wohl schmecket, was mag der für Freude haben? Gott selbsten ist die Freude, die alle erschaffene Freude übertrifft. Er ist das ewige Licht, das alle erschaffene Lichter übertrifft. Der wolle mit seinem verborgenen Freudenschein unsere Herzen durchdringen, unsern Geist und alle Kräfte reinigen, erleuchten, erfreuen, verklären und lebendig machen. Wann wird dieselbe Stunde kommen, da uns Gott mit seiner Gegenwart, und mit allem, was er ist, ersättigen wird? Jes. 55,1.2. So lange solches nun nicht geschieht, wird in uns keine vollkommene Freude. Müssen derowegen mit den Brosamlein seines Trostes vorlieb nehmen, die von unsers Herrn Tische fallen, bis dass die rechte Freude des ewigen Lebens angeht, Matth. 15,27.“ (Johann Arndt)
„Freue dich im Herrn, und sei fröhlich, gläubige Seele, in deinem Gott! Denn er hat dich angezogen mit Kleidern des Heils und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet wie eine Braut, die mit Geschmeide geziert ist Jes. 61,10. Freue dich ob der Würde des Bräutigams, freue dich ob der Herrlichkeit des Bräutigams, freue dich ob der Liebe des Bräutigams! Seine Würde ist die höchste; denn er ist wahrhaftiger Gott, hochgelobet in Ewigkeit! Röm. 9,5. Wie groß ist also die Würde dieses Geschöpfes, nämlich der gläubigen Seele, weil sich der Schöpfer selbst mit ihr verloben will. Seine Herrlichkeit ist die höchste; denn er ist, der Schönste unter den Menschenkindern Ps. 45,3: sie sahen ja seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater Joh. 1,14 (…). Von welcher Erbarmung zeugt es also, dass jene höchste Schönheit die Seele der Sünder, die befleckt und verunstaltet ist, nicht unwert achtet sich zur Braut zu erwählen! Auf Seiten des Bräutigams ist die höchste Vollkommenheit, auf Seiten der Braut die höchste Unvollkommenheit; auf Seiten des Bräutigams die höchste Schönheit, auf Seiten der Braut die höchste Hässlichkeit; und doch ist die Liebe des Bräutigams zur Braut noch größer, als die der Braut zu dem herrlichsten und schönsten Bräutigam. Schaue an die unendliche Liebe deines Bräutigams, o gläubige Seele!“ (Johann Gerhard)
„Wo keine Liebe ist, da kann auch keine Freude sein, denn die Freude wird aus der Liebe geboren. Wie aber die Liebe ist, so muss auch notwendig die Freude sein. Ist nun die Liebe göttlich, so ist auch die Freude göttlich; ist die Liebe irdisch, und hängt am Irdischen, so ist die Freude irdisch. Hanget die Liebe Gott allezeit an, so wird sie sich allezeit in Gott erfreuen, und das ist ein Vorschmack des ewigen Lebens. Wäre die Liebe vollkommen in diesem Leben, so wäre es auch eine vollkommene Freude. Weil sie aber in jenem Leben wird vollkommen sein, so wird auch im ewigen Leben vollkommene Freude sein; und wie wir Gott ewig lieben werden, so wird auch die Freude ewig sein; und wie die Liebe dort wird vollkommen sein, wird sie auch haben allezeit ein vollkommenes Gut, dem nichts gebricht, das da unsterblich, unendlich, unwandelbar, unmangelhaft ist. Derowegen so wird auch die Liebe unsträflich, ewig, beständig, wahrhaftig, unbeweglich, lebendig, unpresthaft sein. Weil nun die Liebe in jenem Leben muss sein rein, unbefleckt, göttlich, so wird auch die Frucht also sein, nämlich eine reine, göttliche, unbefleckte Freude, die allerbeste und köstlichste Freude, und wird in sich begreifen die höchste Lieblichkeit, den höchsten Frieden, die höchste Ruhe des Herzens, das fröhlichste Jauchzen und Jubilieren der Seele, die höchste Süßigkeit und Genügsamkeit und Sättigung im höchsten Grad, und das seligste Leben, ja das ewige Leben. Denn das ewige Leben ist nichts anders, denn ewige Freude, davon die gläubige, liebhabende Seele bisweilen ein kleines Fünklein empfindet, und ein kleines Tröpflein schmecket (…). Wer nun diese Freude hat, der hat alles, was er wünschen und begehren mag, und über dieselbe Freude kann er nichts mehr wünschen.“ (Johann Arndt)
„Gleichwie aus der wahrhaften göttlichen Liebe wahrhaftige göttliche Freude folget, also aus der falschen eigenen Liebe kommt her eine falsche nichtige Freude. Denn die eigene Liebe liebet ihren eigenen Willen, ihr eigen Lob, ihre eigene Ehre, ihre eigene Wollust und alle Lüste des Fleisches. Und demnach liebet die falsche Liebe alles, was da dienet, eigene Ehre und Wollust zu erhalten, als zeitlich Gut und Reichtum, Würde und Gunst, und dergleichen. Weil aber solches alles unbeständig, und bald verloren werden kann, so muss sich der Mensch immer fürchten, und sorgen, wie ers halte; und dagegen muss er dasselbe hassen und meiden, welches ihm sein Gut, daran er mit seiner Liebe hanget, verderben und nehmen kann. Derowegen so folget daraus, dass er sich nicht recht in seiner eigenen Liebe freuen kann, sondern dieselbe Freude ist mit Furcht und Traurigkeit vermischt, und wird endlich in Traurigkeit verwandelt. Darum ist es eine falsche und nichtige Freude. Denn wie der Samen ist, so ist auch die Frucht.“ (Johann Arndt)
„Gleichwie die göttliche Freude den Menschen immer näher und näher zu und in Gott führet; also die fleischliche Freude führet den Menschen immer weiter und weiter von Gott. Die göttliche Freude vermehret die göttliche Freundschaft; die falsche Freude vermehret die Feindschaft wider Gott. Die göttliche Freude sättiget und befestiget den Willen in Gottes Liebe und macht das Gewissen fröhlich, süße und holdselig; aber die fleischliche Freude macht das Herz und Willen unbeständig, unruhig, bitter und feindselig. Die göttliche Freude kann man haben ohne Arbeit, Unkosten und ohne anderer Leute Hilfe und Schaden; aber die fleischliche Freude kann man nicht haben, denn mit großer Mühe und Arbeit, Unkosten, mit anderer Leute Schaden und Verderben, und mit vieler zeitlichen Dinge Vorrat und Überfluss. Die göttliche Freude machet, vermehret und erhält Friede und Freundschaft, Einigkeit und alles Gute unter den Menschen; die falsche Freude macht Unfrieden, Feindschaft, Uneinigkeit, und stiftet viel Verderben und Unglück. Aus der göttlichen Freude kann nichts Böses kommen, und kein Ärgernis; aber aus der falschen Freude kann nichts erwachsen, denn alles Böse und viel Ärgernis. Die göttliche Freude erwecket den Menschen zu allem Guten; die falsche Freude erwecket den Menschen zu allem Bösen.“ (Johann Arndt)
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Die Freude ist der Doktorhut des Glaubens. Martin Luther
Gott hat nur eine Freude: mitzuteilen. Also ist ihm der Willkommenste, der am meisten braucht. Sören Kierkegaard
Gott will, dass wir fröhlich sind. Hätte er sonst die Sonne, den Mond und die Schätze der Erde zur Freude geschenkt? Martin Luther
Wenn die Menschen unter das Getümmel ihrer Geschäfte und Zerstreuungen gewohnt wären, bisweilen ernsthafte Augenblicke der lehrreichen Betrachtungen zu mengen, dazu sie das tägliche Beispiel der Eitelkeit unserer Absichten in dem Schicksale ihrer Mitbürger auffordert: so würden ihre Freuden vielleicht weniger rauschend sein, aber die Stelle derselben würde eine ruhige Heiterkeit der Seele einnehmen, der keine Zufälle mehr unerwartet sind, und selbst die sanfte Schwermut, dieses zärtliche Gefühl, davon ein edles Herz aufschwillt, wenn es in einsamer Stille die Nichtswürdigkeit desjenigen erwägt, was bei uns gemeiniglich für groß und wichtig gilt, würde mehr wahre Glückseligkeit enthalten als die ungestüme Belustigung des Leichtsinnigen und das laute Lachen des Toren. Immanuel Kant
Du musst dir Freunde machen? Mache dir Freunde Gott zur Ehre. Du musst dir Feinde machen? Mache dir Feinde Gott zur Ehre. Wenn wir uns auch nicht solche Freunde gewinnen, durch welche wir Reichtümer erlangen, deren Tisch wir genießen, und durch welche wir mächtig werden können, so wollen wir diejenigen aufsuchen und uns zu Freunden machen, die unsere Seelen immer in Ordnung halten, die uns zur Erfüllung unserer Pflichten ermahnen, die uns bestrafen, wenn wir sündigen, die uns aufrichten, wenn wir straucheln, und die uns mit Gebet und Rat beistehen, um uns zu Gott zu bringen. Wiederum dürfen wir uns um Gottes willen Feinde machen. Wenn du einen Schwelger und Unreinen siehst, einen Menschen voll Bosheit, voll irriger Lehren, der dich zum Fall zu bringen und dir zu schaden sucht, so weiche von ihm und fliehe zurück. Das verlangt Christus von dir: „Wenn dich dein rechtes Auge ärgert, so reiß es aus.“ Er befiehlt dir, deine liebsten Freunde, die dir so teuer als deine Augen und bei den Geschäften dieses Lebens ebenso unentbehrlich sind, auszureißen und wegzuwerfen, wenn sie dir an deiner Seligkeit hinderlich sind.
(Chrysostomus zitiert bei J. G. Hamann)
Gleichwie zwei Bäume, deren Wurzeln sich fest ineinander schlingen, und deren Wipfel in gleicher Höhe zu den Wolken hinaufragen, gemeinsam dem Sturme widerstehen, oder von ihm überwältigt nur gemeinsam fallen können, so ist die Freundschaft. Sie ist eine Seele in zwei Leibern.
(Gregor von Nazianz, gest. 389)
Der schmale Weg des Heils ist nur für wenige, und es ist schwer, passende Gefährten für diese Reise zu finden, wiewohl viele sich anstellen, als wandelten sie auf diesem Wege. Daher müssen wir auf der Hut sein, damit wir nicht jene, welche wir für Führer des rechten Weges halten, zu Gefährten des Irrtums haben.
(Paulinus, gest. 804)
Bringe die Menschen dazu, dass sie von sich selbst eine höhere Meinung bekommen, und Du schaffst dir bleibende Freunde. Chesterfield
Das Unglück selbst unserer besten Freunde hat stets auch Seiten, die uns nicht missfallen. Rochefoucauld
Die Freunde nennen sich aufrichtig; die Feinde sind es: daher man ihren Tadel zur Selbsterkenntnis benutzen sollte, als eine bittere Arznei. Arthur Schopenhauer
Ein Freund ist ein Mensch, vor dem man laut denken kann. Ralph Waldo Emerson
Es gibt wenig aufrichtige Freunde – die Nachfrage ist auch gering. Marie von Ebner-Eschenbach
Freunde in der Not wären selten? Im Gegenteil! Kaum hat man mit einem Freundschaft gemacht, so ist er auch schon in der Not und will Geld geliehen haben. Arthur Schopenhauer
Freundschaft mit einem Toren ist wie die Umarmung eines Bären. Aus Persien
Jedermann kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühle aufbringen. Es bedarf aber eines wirklich edlen Charakters, um sich über die Erfolge eines Freundes zu freuen. Oscar Wilde
Konfuzius sprach: „Zuo Qiu-ming waren schöne Worte, eine einschmeichelnde Miene und Liebedienerei peinlich. Mir ist das auch peinlich. Zuo Qiu-ming lehnte es ab, seine Abneigung gegenüber einem Menschen zu verbergen und so zu tun, als sei er sein Freund. Bei mir ist es ebenso.“ „Gespräche“ des Konfuzius
Man wird sich die Gefühle, die man für seine Freunde und Wohltäter hegen soll, nicht lange bewahren, wenn man sich gestattet, oft von ihren Fehlern zu reden. Rochefoucauld
Sage mir, worüber du lachst, und ich sage dir, ob ich dein Freund sein kann. Konfuzius
Was die Menschen Freundschaft nennen, ist nur Zusammenschluss zur Verfolgung gegenseitiger Interessen im Austausch guter Dienste. Schließlich also bloß ein Geschäft, in dem der Eigennutz etwas zu gewinnen erhofft. Rochefoucauld
Wenn du Paul den Peter rühmen hörst, so, wirst du finden, rühmt Peter den Paul wieder, und das heißen sie denn Freunde. Und ist oft zwischen ihnen weiter nichts, als dass einer den anderen kratzt, damit er ihn wieder kratze, und sie sich so einander wechselweise zu Narren haben. Denn, wie du siehst, ist hier, wie in vielen anderen Fällen, ein jeder von ihnen nur sein eigener Freund und nicht des anderen. Ich pflege solch Ding „Holunderfreundschaften“ zu nennen. Wenn du einen jungen Holunderzweig ansiehst, so sieht er fein stämmig und wohlgegründet aus; schneidest du ihn aber ab, so ist er inwendig hohl. Matthias Claudius
Wenn ein Freund stirbt, klingen die Glocken anders als sonst. Martin Luther
Wer aller Menschen Freund, der ist der meine nicht. Jean Baptiste Molière
Wer sich selber für seinen besten Freund hält, der verdient keinen anderen. Aus Schweden
Willst du etwas los sein, leihe es einem guten Freund. Titus Maccius Plautus
Wirklich gute Freunde machen sich erst aus dem Staub, wenn man sie dringend braucht. Charles Maurice de Talleyrand
Zwei Männer stehen an der Theke im Wirtshaus und trinken auf ihre Freundschaft. Da sagt der eine: „Du bist doch mein Freund. Sag mir – wenn du fünf Fernsehgeräte hättest, würdest du mir dann eines abgeben und schenken?“ „Aber freilich!“ sagt der andere. Nach einer Pause spricht er wieder: „Wenn du fünf Autos hättest, würdest du mir, deinem Freund, eines davon schenken?“ „Aber gewiss doch!“ sagt der andere. „Sag: Wenn du fünf Hemden hättest und ich bräuchte eines, würdest du mir dann eines schenken?“ Der Gefragte schüttelt den Kopf und spricht: „Nein.“ „Aber warum denn nicht?“ will sein Freund wissen. Da spricht er: „Ich habe fünf Hemden.“
1.
Wahrer Friede resultiert nicht daraus, dass (auf dem Wege der Weltverbesserung) alle irdischen Bedürfnisse gestillt werden. Und er folgt auch nicht daraus, dass man (auf dem Wege des Verzichts) diese Bedürfnisse zum Schweigen bringt. Sondern nur dort stellt sich Friede ein, wo Menschen ihre Erwartungen auf Gott hin ausrichten, und von ihm selbst in den Frieden Gottes einbezogen werden. Das geschieht durch Christus. Und als Nebeneffekt der durch ihn geheilten Gottesbeziehung wird dann auch friedfertiges Leben möglich.
2.
Wir können von Pflanzen und Tieren etwas lernen, denn sie leben in einer selbstverständlichen und unangestrengten Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, wachsen, wenn sie können, und leiden, wenn sie müssen, hadern aber mit nichts und neiden nichts, sondern sind mit völligem Einverständnis das, wozu Gott sie gemacht hat. Menschen hingegen sind innerlich zerrissen und erlangen den Konsens mit Gott erst wieder durch den Glauben an die barmherzige Vorsehung und Führung des himmlischen Vaters, in die sich der Glaube ergibt.
3.
Das Gewissen ist ein innerer Gerichtshof, der unablässig über unseren moralischen Zustand verhandelt, und in dem wir selbst zugleich Angeklagter, Ankläger und Verteidiger sind. Doch beansprucht das Gewissen nicht die Rolle des Gesetzgebers. Es schafft keine Normen, sondern beobachtet nur, ob unser Verhalten den geltenden Normen genügt. Im besten Falle ist es „gefangen durch Gottes Wort“. Resultiert daraus aber ein „schlechtes“ Gewissen, so helfen dagegen keine Werke, sondern der Friede kehrt erst wieder mit Christus ein. Wenn er im Gewissen redet, muss Mose schweigen – und bei dieser Hausordnung bleibt es dann.
4.
Im großen Streit von Gott und Mensch ist Jesus „dazwischengegangen“. Und das Feuer von beiden Seiten wurde erst eingestellt, als er tot war. Denn jede der Konfliktparteien hat in ihm den Repräsentanten der Gegenseite gesehen. Doch zweimal minus ergibt plus. Indem sich die wechselseitige Verneinung an der Person Christi entlud, hat sie sich auch verausgabt. Gott (in seiner Perspektive) sieht die Menschheit nun immer zusammen mit dem schuldlosen Jesus, der ihre Schuld getragen hat. Und die Menschheit (soweit sie glaubt) sieht Gott immer zusammen mit seinem Sohn, dessen Hingabe ihr die Liebe des Vaters offenbart.
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Liebe die Gerechtigkeit, und du wirst Frieden haben. Es sind zwei unzertrennliche Freundinnen, welche sich lieben und küssen. Liebst du die Gerechtigkeit nicht, dann wirst du auch keinen Frieden haben. Liebst du die Freundin des Friedens nicht, dann wird auch der Friede selbst dich nicht lieben und nicht zu dir kommen.
(Augustinus, gest. 430)
Es kann uns nichts helfen, wenn wir mit allen in Frieden leben, aber Krieg führen mit Gott, wie es uns denn auch nichts schaden kann, wenn wir von allen bekriegt werden, aber Frieden haben mit Gott.
(Chrysostomus, gest. 407)
Ich bin durchaus nicht der Ansicht, man müsse jeden Frieden lieben und annehmen; ich bin vielmehr überzeugt, dass, wie es eine sehr gute Eintracht gibt, so auch eine sehr gefährliche Eintracht gebe. Ich rate nur zu jenem Frieden, der gut ist, des Guten wegen geschlossen wird, und Gott uns verbindet.
(Gregor von Nazianz, gest. 389)
Dann hat der Mensch den wahren Frieden, wenn das Fleisch von der Vernunft und die Vernunft von Gott regiert wird.
(Leo, gest. 395)
Für jeden Menschen, in welchen Verhältnissen er sich in diesem Leben auch befinde, gibt es keine andere Zuflucht als Gott, noch einen anderen Frieden, als in seinen Verheißungen. Dieses Leben nämlich täuscht viele mit seiner überfließenden Glückseligkeit, Gott aber täuscht niemanden.
(Augustinus, gest. 430)
„Es sprechen viel Leute, sie haben nicht Frieden oder Ruhe, sie haben so viel Widerwärtigkeit und Anfechtung, Drucks und Leidens, dass sie nicht wissen, wie sie daraus kommen sollen. Der nun dies in Wahrheit will ansehen und merken, der erkennt wohl, dass wahrer Friede und Ruhe nicht liegt an äußerlichen Dingen. Denn wäre dem also, so hätte der Teufel auch Friede, wenn es ihm ginge nach seinem Willen und Wohlgefallen, das doch durchaus nicht ist. Denn der Herr spricht durch den Propheten „die Bösen und Ungetreuen haben keinen Frieden.“ Und darum sollen wir merken und genau wahrnehmen des Friedens, den Christus Seinen lieben Jüngern zum Abschied ließ, da ER sprach „Meinen Frieden lasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch.“ In diesem Worte mag man wohl merken, dass Christus den leiblichen und äußerlichen Frieden nicht gemeint hat, denn die lieben Jünger und alle Liebhaber und Nachfolger Christi haben von Anbeginn große Trübsal, Verfolgung und Marter gelitten, wie Christus selber sprach „in dieser Zeit werdet ihr Bedrängnis haben.“ Aber Christus meint den wahren, innerlichen Frieden des Herzens, der hier anfängt und währt dort ewiglich. Darum spricht ER „nicht als ihn die Welt gibt“, denn die Welt ist falsch und betrügt in ihren Gaben: sie verheißt viel und hält wenig. Es lebt auch Niemand auf Erden, der immerfort Ruhe und Frieden habe, ohne Trübsal und Widerwärtigkeit, dem es allzeit gehe nach seinem Willen: es muss je hier gelitten sein, man kehre es wie man wolle. Und so man einer Anfechtung ledig wird, so kommen sehr leicht zwei andere an deren Statt. Darum so ergib dich williglich darein und suche allein den wahren Frieden des Herzens, den dir Niemand nehmen mag, damit du alle Anfechtung überwindest. Darum meinte ER den innerlichen Frieden, der da durchbräche durch alle Anfechtung und Widerwärtigkeit, Druckes, Leidens, Elendes oder Schwachheit oder was desgleichen mehr ist, dass man darin fröhlich und geduldig wäre, wie die lieben Jünger und Nachfolger Christi gewesen sind. Wer nun mit Liebe allen seinen Fleiß und Ernst dazu täte, der würde gar bald erkennen den wahren, ewigen Frieden, der Gott selber ist, nach Möglichkeit der Kreatur, also dass ihm süß würde das ihm vorher sauer war, und dass sein Herz unbewegt stünde allzeit in allen Dingen und dass er nach diesem Leben käme zu dem ewigen Frieden.“ (Theologia Deutsch)
„Du sprichst durch deinen Propheten: Ich will meine Ehre keinem anderen geben. Was willst du denn geben, o Herr, was willst du uns geben? Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nun, damit bin ich zufrieden. Dankbar nehme ich, was du mir lässt und lasse, was du dir vorbehältst. So wird es mir gut sein. Ich entsage der Ehre, damit ich mir nicht anmaße, was nicht mein ist. Oder wer wollte es der Wand glauben, wenn sie den Sonnenstrahl zu gebären vorgebe, den sie durchs Fenster empfängt? Wer sollte nicht lachen, wenn sich die Wolken rühmten, als hätten sie den Regen erzeugt, der aus dem Meer kam? Den Frieden will ich, den Frieden begehre ich; nichts weiter. Wem der Friede nicht genügt, dem genügst auch du nicht, denn du bist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat. Das ist mir not, das ist mir aber auch genug, dass ich mit dir versöhnt und eins werde und du mit mir. So soll es sein, wie die Engel sangen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!“
Bernhard (+1153)
Friede im Unfrieden. Ist das möglich? Allerdings. Ich bin immer und doch nimmer zufrieden, und lach und weine zugleich. Du sprichst: Es ist Friede. Beweis es. Die Feinde sind zum Land hinaus. Ich sag ein Mehreres. Alle Teufel und Menschen haben sich wider mich verbunden, liegen rings um mich her, ängsten mich auf allen Seiten, und ist doch Frieden. Unfried außer, Fried in mir. Der Feinde sind viel, ich frag nach allen nichts. Die Gefahr ist groß, ich bin doch sicher. Die Feinde pochen; je mehr sie pochen, desto mutiger ich bin. Fragst du, wie geht das zu? Ich will dir‘s sagen. Der Teufel kann‘s nicht leiden, dass ich Frieden habe, darum richtet er ein Unheil nach dem andern an. Ich begehr auch seinen Frieden nicht, denn so ständ‘s übel um mich, wenn ich mit ihm Frieden hätte; er hält keinen Frieden als nur mit seinen Freunden. Ich muss doch Frieden haben, ob sich‘s der Teufel noch so sauer werden lässt, mich zu beunruhigen. Christus gibt mir seinen Frieden, Joh. 14,27., stillt das Herz, nimmt weg Furcht und Schrecken, macht, dass ich mich vorm Teufel nicht mehr fürchte, als vor einer Fliege. Ist‘s nicht so? Wenn die Mutter ihrem weinenden Kinde freundlich zuspricht, da wird‘s stille; und wenn Jesus meiner geängsteten Seele nur ein tröstlich Wort gibt, da gibt sie sich nicht allein zufrieden, sondern wird auch so keck und mutig, dass sie den Teufel so viel achtet als den Tod, und den Tod so viel als nichts. Das ist der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft, und Herz und Sinn in Christo Jesu bewahrt Phil. 4,7. Mitten in der Gefahr bringt er Sicherheit, mitten in der Armut Fülle und Vergnügung, mitten in der tiefsten Schwachheit die höchste Kraft und Stärke; er zieht das Herz in Christum hinein, dass es seine Süßigkeit schmeckt; je kräftiger der Schmack ist, je fester rückt‘s hinein, bis es in ihm, als in einer unüberwindlichen Festung ganz still und sicher ist. Denn welcher Teufel mag diese Festung stürmen? Er macht das Herz nicht allein sicher, sondern auch fröhlich, nicht allein fröhlich, sondern auch großmütig; nicht allein großmütig, sondern auch unüberwindlich; und nicht allein unüberwindlich, sondern auch schrecklich den Feinden. Ich will mir in allen Dingen Gottes allerliebsten Willen wohl gefallen lassen, so hab ich Frieden mitten im Unfrieden.
(Heinrich Müller)
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Dem Mann Gottes wird zuletzt Frieden ohne Ende geschenkt. Sein Lebensweg ist vielleicht rau, aber er führt heimwärts. C. H. Spurgeon
Der Frieden der Gläubigen ist nicht eine Sache bestimmter Tage und Zeiten; er geht nicht mit der Sonne auf und unter. C. H. Spurgeon
Alle wollen Frieden haben, aber das, was allein wahren Frieden schaffen kann, das wollen nicht alle. Gottes Friede kehrt bei denen ein, die demütig und sanftmütig und es von ganzem Herzen sind. Gottes Friede wohnt da, wo viel Geduld wohnt. Gottes Friede bleibt da, wo man sein Wort gern hört und treu befolgt. Thomas von Kempen
Der Friede kann dir helfen, dass dir ein Bissen Brot wie Zucker schmeckt und ein Trunk Wasser wie Wein. Martin Luther
Friede ist nicht die Abwesenheit allen Kampfes, sondern die Anwesenheit Gottes. Eva von Tiele-Winckler
Frieden ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Oswald Spengler
Gott strebt danach, dass er sich uns völlig gebe. In gleicher Weise, wie wenn das Feuer das Holz in sich ziehen will und sich wiederum in das Holz; dann befindet es das Holz als ihm ungleich. Darum bedarf es der Zeit. Zuerst macht das Feuer das Holz warm und heiß; dann raucht es und kracht, weil das Holz ihm ungleich ist. Und je heißer das Holz dann wird, desto stiller und ruhiger wird es, und je gleicher das Holz dem Feuer ist, desto friedlicher ist es, bis es ganz und gar Feuer wird. Meister Eckhart
In der Tat lässt sich die ganze Weisheit der Weltgeschichte in einen einzigen Satz zusammenfassen: Jeder Staat raubt, soviel er kann. Punktum. Mit Verdauungspausen und Ohnmachtsanfällen, welche man „Frieden“ nennt. Carl Spitteler
So wie es ein Verbrechen ist, den Frieden zu stören, wo die Wahrheit herrscht, so ist es auch ein Verbrechen, im Frieden zu verharren, wenn man der Wahrheit Gewalt antut. Blaise Pascal
Soll ich dir kurz sagen, was Gott ist? – Es findet keinen Frieden, wer sich von ihm getrennt hat. Katharina von Genua
Was wir Frieden nennen, ist meist nur ein Waffenstillstand, in dem der Schwächere so lange auf seine Ansprüche verzichtet, bis er eine Gelegenheit findet, sie mit Waffengewalt von neuem geltend zu machen. Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues
Nimm dich selbst wahr. Und wo du dich findest, da lass dich, das ist das Allerbeste. Du musst wissen, dass sich noch nie ein Mensch in diesem Leben so weitgehend gelassen hat, dass er nicht gefunden hätte, er müsse sich noch mehr lassen. Soweit du ausgehst aus allen Dingen, so weit geht Gott ein mit all dem Seinen. Da findest du wahren Frieden und nirgends sonst. Meister Eckhart
Unsere Gedanken werden in der Regel von zahllosen egozentrischen Sorgen und Wünschen beherrscht. Sie kreisen ständig darum, was ich „bin“ und was ich „habe“, was ich „kann“ und was ich „will“. Doch der Glaube relativiert das aufgeblähte „Ich“, so dass der Mensch sich mit der Zeit weniger wichtig nimmt und Gott immer mehr Raum gibt. Er will am Ende nichts anderes mehr sein, als was Gott ihn sein lässt. Und er strebt nur noch danach, sein Denken, Tun und Wollen möglichst vollständig mit Gottes Denken, Tun und Wollen zu verschmelzen.
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Frömmigkeit. In allen den zahlreichen Stellen, wo der Begriff vorkommt, ist das Wesentliche eine solche Gesinnung und Handlungsweise, bei welcher der Mensch aufrichtig und gerade, ohne Falsch die Gemeinschaft mit Gott sucht durch Hören und Bewahren seines Wortes und durch den Gebetsumgang mit ihm, und in seinem Wandel den Anforderungen des göttlichen Willens gerecht zu sein sich bemüht, in kindlich dankbarem und demütigem Annehmen der göttlichen Gnade, auf die der Fromme allein sich verlässt, ohne alles Vertrauen und Bauen auf eigenes Verdienst der Werke. Gottvertrauen, Gottesfurcht und Gottesliebe, nicht bloß in Gefühlen und Gedanken, sondern auch in der Tat, im ganzen Wandel, das macht die Frömmigkeit aus. Das Gegenteil ist gottlos.
(H. Zeller, Biblisches Wörterbuch)
„Gott will nicht allein solche Werke haben, sondern dass sie mit Lust und Willen geschehen. Und wo Lust und Wille nicht darin ist, sind sie tot vor Gott, und ist Irrsal, gezwungene, genötigte, gefangene Dienste, die Gott nicht gefallen, wie St. Paulus sagt, 2 Kor. 9,7.: „Gott liebt einen fröhlichen Täter.“ (…) solche Lust, Liebe, Freude und Willen findet man in keines Menschen Herzen auf Erden, sofern die Natur angesehen wird; sondern allesamt sind wir unwillig oder je falschwillig fromm, dass wir uns fürchten vor Strafe und Schande, oder suchen unsern Nutz und Wohlgefallen darin, und niemand lauter um Gottes willen, oder allein darum, dass es so recht ist, fromm ist. Es will und muss die Natur je etwas suchen, darum sie fromm sei, kann und mag nicht um der Frömmigkeit willen fromm sein, lässt ihr nicht an der Frömmigkeit begnügen, wie sie soll, sondern will etwas damit verdienen oder entfliehen; das ist dann falsch vor Gott, wie St. Paulus, Röm. 3,4., aus dem 14. Psalm schließt, dass derhalben kein Mensch vor Gott fromm sei. Denn wir sollen nicht fromm sein, etwas damit zu verdienen oder zu meiden. Denn das sind allesamt Mietlinge, Knechte und Tagelöhner, nicht freiwillige Kinder und Erben, welche nur fromm sind um der Frömmigkeit willen selbst, das ist, um Gottes willen allein; denn Gott ist die Gerechtigkeit, Wahrheit, Gutheit, Weisheit, Frömmigkeit selbst. Und wer nicht mehr sucht denn Frömmigkeit, der sucht und findet Gott selber. Wer aber Lohn sucht und Pein flieht, der findet ihn nimmermehr und macht Lohn zu seinem Gott; denn warum der Mensch etwas tut, das ist sein Gott.“ (Martin Luther)
„Frömmigkeit ist der Entschluss, die Abhängigkeit von Gott als Glück zu bezeichnen.“ (Hermann von Bezzel)
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Der Marquis d’Argens, der Freund Friedrichs des Großen, und der Präsident d’Eguilles waren Brüder, und beide schlechte Christen. Sie hatten einen sehr frommen Bruder, über den sie sich gern lustig machten. Als sie eines Tages wieder bei diesem Thema waren und sich einigten, dass die Sinnesart des Bruders nur ein Zeichen von Einfalt sein könne, sagte der Marquis nach einigem Nachdenken zu dem Präsidenten: „Nun machen wir uns hier über ihn lustig, aber ich muss dir gestehen, wenn ich einem von euch beiden einen Wertgegenstand zum Aufheben geben wollte – dich würde ich nicht wählen!“ Euthymius Haas
Kann man die Welt nicht fromm machen, so tut man doch, was man kann. Martin Luther
Was würde wohl aus uns werden, wenn jeder das bisschen Humor und Witz, das in ihm steckt, unterdrücken wollte? Macht es nicht jenen armseligen Menschen nach, die mit traurigem und missmutigem Gesicht daherkommen, weil sie fromm sein möchten. Sie haben Angst, ihre Frömmigkeit könnte davonfliegen, falls sie vernünftig reden. Hl. Theresia von Avila
Frömmigkeit ist der Entschluss, die Abhängigkeit von Gott als Glück zu bezeichnen. Hermann von Bezzel
1.
Gott hat versprochen, die Seinen zu führen. Doch geschieht das eher selten durch wunderbare Zeichen, Träume, Stimmen, Engel oder Visionen, sondern in der Regel so, dass Gottes Geist uns durch das Wort der Schrift mit Gottes Prioritäten und Maßstäben vertraut macht. Wir eignen uns seine Perspektive an, beginnen zu lieben und zu hassen, was Gott liebt und hasst – und entscheiden dann ganz von selbst „in seinem Sinne“. Führung geschieht also durch betendes Nachdenken und nachdenkliches Beten, an dessen Ende wir Klarheit darüber haben, was Gottes Gefallen, und was sein Missfallen erregt.
2.
Irrgarten und Labyrinth
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„Das Anordnen aller Dinge ist Gottes Sache, und wir sind froh, dass es so ist; wir wählen, dass Gott für uns wählen möge. Wenn wir unsren eignen Willen haben könnten, so würden wir wünschen, dass alles nach Gottes Willen ginge. Da wir uns unsrer eignen Torheit bewusst sind, begehren wir nicht, unser eignes Schicksal zu leiten. Wir fühlen uns sicherer und leichter, wenn der Herr unser Schiff steuert, als wir uns zu fühlen vermöchten, wenn wir uns nach unsrem eignen Urteil lenken könnten. Freudig überlassen wir die leidensvolle Gegenwart und die unbekannte Zukunft unsrem Vater, unsrem Heiland, unsrem Tröster. O meine Seele, lege heute deine Wünsche zu Jesu Füßen nieder! Wenn du in letzter Zeit etwas eigenwillig und widerspenstig gewesen bist, und begehrt hast, nach deinem eignen Sinn zu sein und zu handeln, so laß jetzt dein törichtes Ich fahren und lege die Zügel in die Hände des Herrn. Sprich: „Er soll für mich wählen.“ Wenn andre die unumschränkte Macht des Herrn bestreiten und den freien Willen des Menschen rühmen, so antworte du ihnen: „Er soll für mich wählen.“ Es ist meine freieste Wahl, ihn wählen zu lassen.“ (Charles H. Spurgeon)
„Der Herr machet arm und machet reich, er erniedrigt und erhöht.“ 1 Sam. 2,7. Alle Veränderungen in meinem Leben kommen von ihm, der sich niemals ändert. Wenn ich reich geworden wäre, so hätte ich seine Hand darin gesehen und ihn gelobt; lasst mich ebenso sehr seine Hand sehen, wenn ich arm gemacht werde, und lasst mich ihn ebenso herzlich loben. Wenn es mit uns abwärts in der Welt geht, so ist es vom Herrn, und wir mögen es geduldig hinnehmen; wenn wir in der Welt emporkommen, so ist es vom Herrn, und wir mögen es dankbar empfangen. In jedem Fall hat der Herr es getan, und es ist gut.“ (Charles H. Spurgeon)
„Wenn nicht geschehen wird, was wir wollen, so wird geschehen, was besser ist.“ (Martin Luther)
„Wir können nicht besser geführt werden, als wir geführt werden.“ (Johann Caspar Lavater)
„So führst du doch recht selig, Herr! die Deinen,
Ja selig und doch meistens wunderlich!
Wie könntest du es böse mit uns meinen,
Da deine Treu’ nicht kann verleugnen sich?
Die Wege sind oft krumm und doch gerad’,
Darauf du läss’st die Kinder zu dir gehn,
Da pflegt es wunderseltsam auszusehn;
Doch triumphiert zuletzt dein hoher Rat.“
(Gottfried Arnold)
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Wenn manchen Leuten etwas zu erleiden oder zu tun zufällt, so sagen sie: „Wüsste ich, dass es Gottes Wille wäre, so wollte ich's gern leiden oder tun“. Bei Gott! Es ist eine wunderliche Frage, wenn ein kranker Mensch fragt, ob es Gottes Wille sei, dass er krank sei. Er soll des gewiss sein, dass es Gottes Wille ist, wenn er krank ist. So ist es auch in anderen Dingen. Darum soll ein Mensch jegliches, was ihm zufällt. auf lautere und einfältige Weise von Gott hinnehmen. Meister Eckhart
Es ist gut, dass wir, um glücklich zu sein, nicht nötig haben, die Führung Gottes zu begreifen. C. H. Spurgeon
Gott würde dich so hart nicht fassen, hättest du sanft dich führen lassen. Emanuel Geibel
Wir können nicht besser geführt werden, als wir geführt werden. Johann Caspar Lavater
Wenn nicht geschehen wird, was wir wollen, so wird geschehen, was besser ist. Martin Luther
Man soll ein schlichtes christliches Leben führen und es nicht auf ein besonderes Tun abgesehen haben. Nur eines soll man von Gott empfangen, und was einem dann zufällt, das nehme man als sein Bestes und sei ohne alle Befürchtung, dass man durch dieses Einverständnis an irgendetwas gehindert werde. Meister Eckhart
Rabbi Akiba pflegte stets zu sagen: „Alles, was der Allbarmherzige tut, tut er zum Guten.” So befand sich Rabbi Akiba einst auf einer Reise, und als er in eine Stadt kam und um Beherbergung bat, gewährte man sie ihm nicht. Da sprach er: „Alles, was der Barmherzige tut, tut er zum Guten.” Hierauf ging er und übernachtete auf dem Felde. Er hatte bei sich eine Kerze, einen Hahn und einen Esel. Da kam ein Wind und löschte die Kerze aus. Dann kam eine Katze und fraß den Hahn, und endlich kam ein Löwe und fraß den Esel. Da sprach er wiederum: „Alles, was der Allbarmherzige tut, tut er zum Guten.” In derselben Nacht kam eine Truppe Räuber, plünderte und nahm die Leute der Stadt gefangen. Den Rabbi Akiba konnten sie aber nicht sehen, weil er sich im Finstern befand, der Hahn nicht krähte und der Esel nicht schrie. Da sprach Rabbi Akiba: „Habe ich nicht gesagt, dass alles, was der Heilige, gepriesen sei er, tut, zum Guten sei?!”
Wer Gott die Entscheidung überlässt, dem gibt er immer nur das Beste. Hudson Taylor
„Eine christliche Gemeinschaft lebt aus der Fürbitte der Glieder füreinander, oder sie geht zugrunde. Einen Bruder, für den ich bete, kann ich bei aller Not, die er mir macht, nicht mehr verurteilen oder hassen. Sein Angesicht, das mir vielleicht fremd und unerträglich war, verwandelt sich in der Fürbitte in das Antlitz des Bruders, um dessentwillen Christus starb, in das Antlitz des begnadigten Sünders. Das ist eine beseligende Entdeckung für den Christen, der anfängt, Fürbitte zu tun. Es gibt keine Abneigung, keine persönliche Spannung oder Entzweiung, die nicht in der Fürbitte, was uns betrifft, überwunden werden könnte. Die Fürbitte ist das Läuterungsbad, in das der einzelne und die Gemeinschaft täglich hinein müssen. Es kann ein hartes Ringen mit dem Bruder in der Fürbitte sein, aber es hat die Verheißung, zum Ziel zu führen. Wie geschieht das? Fürbitte tun heißt nichts anderes als den Bruder vor Gott bringen, ihn unter dem Kreuz Jesu sehen als den armen Menschen und Sünder, der Gnade braucht. Da fällt alles ab, was mich von ihm abstößt, da sehe ich ihn in aller seiner Bedürftigkeit und Not, da wird seine Not und seine Sünde mir so groß und so bedrückend, als wäre sie meine eigene, und nun kann ich nicht mehr anders als bitten: Herr, handle Du selbst, Du allein mit ihm, nach Deinem Ernst und Deiner Güte. Fürbitte tun heißt: Dem Bruder dasselbe Recht einräumen, das wir empfangen haben, nämlich vor Christus zu stehen und an seiner Barmherzigkeit Anteil zu haben.“ (Dietrich Bonhoeffer)
„Allmächtiger, ewiger und barmherziger Gott, der du bist der Heiland aller Menschen, besonders der Gläubigen, und durch den Apostel befohlen hast, Fürbitte zu tun für alle Menschen, ich bitte dich für alle Unglückliche und Bekümmerte, dass du sie mit dem Troste deiner Gnade unterstützest, und ihnen mit der Hilfe deiner Macht beistehest. Tue diejenigen mit himmlischer Kraft und Stärke an, welche im schwersten Kampfe satanischer Versuchungen schwitzen; mache sie deines Sieges teilhaftig, o Christe, allmächtiger Überwinder des Teufels! Deren Gebeine das Feuer der Traurigkeit austrocknet, dieselben richte die Labung deines himmlischen Trostes auf; unterstütze alle, die da fallen, und richte auf alle, die niedergeschlagen sind. Verleihe den Kranken aus Gnaden, dass die Krankheit des Leibes ihnen eine geistige Arznei sei, und die Widerwärtigkeiten des Fleisches ihnen Heilmittel für die Seele seien; dass sie erkennen, die Krankheiten seien Folgen der Sünde, aber Vorboten des Todes. Gib ihnen Stärke des Glaubens und der Geduld, o du zuverlässigster Arzt der Seelen und Leiber; stelle ihnen ihre vorige Gesundheit wieder her, nur dass es vorteilhaft sei für ihr ewiges Heil. Beschütze die Schwangeren, unterstütze die Wöchnerinnen. Du bist es, der die Frucht aus den engen Räumen des Mutterleibes befreiest, und durch deinen Segen das menschliche Geschlecht fortpflanzest. Stehe den Gebärenden bei, o, du Liebhaber und Geber des Lebens, dass sie nicht durch übermäßige Last der Schmerzen unterdrückt werden! Die Waisen, die von aller Hilfe verlassen sind, ernähre du, die Witwen, die der Misshandlung aller unterworfen sind, verteidige du, der, du dich selbst den gütigsten Vater der Waisen und den gerechtesten Richter der Witwen genannt hast. Die Tränen der Witwen, die über die Backen herabfließen, müssen durch die Wolken dringen, und nicht ruhen, bis sie zu deinem Throne kommen. Erhöre diejenigen, welche in die Gefahren des Meeres geraten sind und zu dir rufen, und die dem Schiffbruch nahe mit ernstlichem Flehen zu dir seufzen. Gib den Gefangenen Freiheit, dass sie mit dankbarem Herzen deine Güte preisen. Stärke diejenigen, welche um der Gerechtigkeit willen Verfolgung leiden, dass sie über alle ihre Feinde den Sieg davontragen und die ewige Märtyrerkrone erlangen. Stehe allen bei, so viele in Gefahren und Unglück geraten sind, dass sie ihre Seelen in wahrer Geduld fassen, und mit Verleugnung ihres eigenen Willens ihr Kreuz auf sich nehmen. Lass sie dem unter dem Kreuze folgen, an den sie glauben, als an den für uns am Kreuze Gestorbenen. Vor allen aber, o gütigster Vater, befehle ich diejenigen deiner Bewahrung, die an den Pforten des Todes stehen, zwischen der Zeit und Ewigkeit schweben, und mit diesem letzten Feinde aus allen Kräften ringen; stärke sie, o allmächtiger Überwinder des Todes; erlöse sie, o glorreichster Herzog des Lebens, dass sie nicht durch die Fluten der Versuchungen unterdrückt, sondern zum Hafen der ewigen Ruhe hindurchgeführt werden! Erbarme dich aller Menschen, der du aller Schöpfer bist! Erbarme dich aller, der du aller Erlöser bist! Dir sei Lob und Preis in alle Ewigkeit! Amen.“ (Johann Gerhard)
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Fürbitten heißt: jemandem einen Engel senden. Martin Luther
Zu 1. Joh 3,20: „Dass, so uns unser Herz verdammet, dass Gott größer ist, denn unser Herz, und er kennet alle Dinge.“
Fehlt es dir gleich an Werken, so soll es dir doch nicht am Glauben mangeln. Und wenn es dir gleich an Überzeugung des Herzens fehlt, so ist doch der Glaube und die Hoffnung größer. Straft dich gleich die Nachlässigkeit deines Lebens, so darfst du doch deswegen noch nicht verzweifeln. Denn die Summa des Evangelii ist diese, dass du glauben und hoffen sollst. Wir sollen uns zwar für unwürdig schätzen, jedoch aber die angebotene Gnade und das Evangelium annehmen. Macht uns gleich unser Gewissen kleinmütig, und stellt uns Gott als zornig vor, so „ist doch Gott größer, denn unser Herz“. Das Gewissen ist ein einziger Tropfen; der versöhnte Gott aber ist ein Meer voller Trostes. Man muss die Furcht der Gewissen oder die Verzweiflung überwinden, wiewohl dieses etwas Schweres ist. Das ist eine wichtige und überaus süße Verheißung, „dass, so uns unser Herz verdammet, dass Gott größer ist, denn unser Herz, und dass er alle Dinge erkennet“. Warum spricht er nicht vielmehr, er tut und vermag alles? Wenn einen sein Gewissen straft und verdammt, so wird dem Menschen angst, und spricht mit David: „Es haben mich meine Sünden ergriffen, dass ich nicht sehen kann; ihrer ist mehr, denn Haare auf meinem Haupte, und mein Herz hat mich verlassen“, Ps. 40,13. (…) Alsdann seufzt ein Sünder, und spricht: Ich weiß nicht, wie ich mir raten soll. Aber wider diese Finsternis des Herzens spricht man: Gott erkennt alles. Das Gewissen ist allezeit furchtsam, und schließt die Augen zu; aber Gott ist tiefer und höher als dein Herz, und erforscht das Innerste desselben genauer. Er zündet uns ein Licht an, und öffnet uns die Augen, dass wir sehen, dass unsere Missetat von uns hinweg genommen sei. Der Satan beunruhigt unser Gewissen öfters, auch wenn wir recht tun. Als, wenn jemand angefochten würde, dass er nicht die Messe gefeiert hätte, so kann ihn der Teufel unruhig machen, und alle Schriftstellen hinweg nehmen, die ihn vorher ermunterten, die Menschensatzungen nicht mit zu halten. Aber alsdann muss man die Augen zuschließen, und gedenken, dass Gott in seinem Worte weiser sei, und wir durch dergleichen eitele Werke nicht selig werden (…). Der Teufel legt bisweilen die besten Dinge übel, und die bösen gut aus; er macht das Gute geringe, und das Böse spannt er hoch. Aus einem kleinen Gelächter kann er die ewige Verdammnis machen. Aber du musst allezeit gedenken: Gott ist größer denn unser Herz. Das Herz weiß nicht, was recht ist; Gott erkennt alles, und belehrt mich eines Bessern im Worte des Evangelii.“ (Martin Luther)
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Der gefällt nicht, der fürchtet, nicht zu gefallen; denn die Ungezwungenheit, die alle übrigen Schönheiten des Umgangs erst ihren Wert und oft ihr Dasein gibt, verschwindet mit der Furcht. Jean Paul
Die Mystikerin Rabi’a wurde in einer Straße Basras gefragt, warum sie eine Fackel in der einen Hand, einen Eimer Wasser in der anderen trage, und sie antwortete: „Ich will Feuer ans Paradies legen und Wasser in die Hölle gießen, damit diese beiden Schleier verschwinden und es deutlich wird, wer Gott aus Liebe und nicht aus Höllenfurcht oder Hoffnung aufs Paradies anbetet.“ nach A. Schimmel
Die Stärke des Leoparden besteht in der Furcht vor dem Leoparden. Aus Nigeria
Die Weiber sind am gefälligsten, wenn sie Furcht haben; darum fürchten sie sich auch so leicht. Ludwig Börne
Fünf Vorsätze für jeden Tag. Ich will bei der Wahrheit bleiben. Ich will mich keiner Ungerechtigkeit beugen. Ich will frei sein von Furcht. Ich will keine Gewalt anwenden. Ich will in jedem zuerst das Gute sehen. Mahatma Ghandi
Furcht, sagt Lukrez, hat die Götter geschaffen. Aber wer schuf diese allmächtige Furcht? G. Chr. Lichtenberg
Hoffnung und Furcht sind untrennbar. Keine Furcht ohne Hoffnung, keine Hoffnung ohne Furcht. Rochefoucauld
Manche Leute haben nichts weiter von ihrem Vermögen als die Furcht, es zu verlieren. Antoine Rivarol
Wovor ich mich am meisten fürchte, ist die Furcht. Montaigne
Reue ist oft nicht so sehr das Bedauern über das Böse, das wir getan haben, als die Furcht vor dem, was uns daraus erwachsen könnte. Rochefoucauld
Wenn du willst, dass dir das Tor der Hoffnung aufgetan werde, so schau auf das, was von Ihm zu dir kommt, und wenn du willst, dass dir das Tor der Furcht aufgetan werde, so schau auf das, was von dir zu Ihm geht! Ibn Ata Allah
Wer bist du denn, dass du dich vor einem Menschen fürchtest? Heute ist er, und morgen findest du seine Stätte nicht mehr. Fürchte deinen Gott, und die Menschen werden nicht mehr so viel Furchtbares für dich haben. Thomas von Kempen
Wie können die niederträchtigen und verworfenen Menschen dem Fürsten dienen? Diese Menschen werden, ehe sie ihr Amt empfangen haben, von der Furcht gequält, sie möchten es nicht empfangen, und wenn sie es empfangen haben, werden sie von der Furcht gequält, es zu verlieren. Von Stund an, wo sie von der Furcht gequält werden, ihre Ämter zu verlieren, gibt es nichts, wozu sie nicht fähig wären. Konfuzius
Du hättest gern zugleich den Himmel und die Erde. Ich fürchte, dass dir so von beiden keines werde. Friedrich Rückert
Ein guter Amboss fürchtet keinen Hammer. Deutsches Sprichwort
Es ist sonderbar, dass der Mensch sich nicht vor sich selbst fürchtet. Friedrich Schlegel
Fürchte dich nicht, vorausgesetzt, dass du dich fürchtest; wenn du dich aber nicht fürchtest, so fürchte dich. Blaise Pascal
Gott muss man in der Weise fürchten, dass man vor ihm zu ihm flüchtet. Augustin
Ich fürchte, mich zu kennen, und kann mich doch nicht ignorieren. Voltaire
Ihr könnt keine Ernte gewinnen, wenn ihr euch fürchtet, den Boden zu umbrechen. C. H. Spurgeon
In einem von Grimms Märchen wird von einem jungen Burschen erzählt, der auf Abenteuer auszog, um das Fürchten zu lernen. Wir wollen diesen Abenteurer seinen Gang gehen lassen, ohne uns darum zu kümmern, ob er auf seinem Wege das Entsetzliche traf. Indessen will ich sagen, dass dies ein Abenteuer ist, das jeder Mensch zu bestehen hat - er muss das Fürchten lernen, um nicht ins Verderben zu geraten, entweder weil er niemals in Angst gewesen ist oder weil er in Angst versinkt; wer sich richtig zu fürchten gelernt hat, der hat deshalb das Höchste gelernt. Sören Kierkegaard
Manche Leute hängen wohl darum so an der Natur, weil sie als verzogene Kinder, sich vor dem Vater fürchten und zu der Mutter ihre Zuflucht nehmen. Novalis
Nicht diejenigen sind zu fürchten, die anderer Meinung sind, sondern diejenigen, die anderer Meinung sind und zu feige, es zu sagen. Napoleon I.
Wer nass ist, fürchtet keinen Regen. Aus Russland
„Viele Wogen, furchtbare Stürme! Aber wir fürchten nicht, dass wir zugrunde gehen; denn wir stehen auf einem Felsen. Das Meer, mag es toben, diesen Felsen wird es nicht zerstören. Der Sturm, mag er heulen: Christi Schiff wird nicht versenkt werden! Und wahrhaftig, was sollten wir fürchten? Den Tod? „Christus ist mein Leben, und Sterben mein Gewinn“ (Phil. 1,21). Die Verbannung? „Des Herrn ist die Erde und was sie erfüllt“ (Psalm 25,1). Den Verlust der Güter? „Wir haben nichts in die Welt gebracht, wir werden auch nichts aus ihr hinausnehmen“ (1 Tim. 6,7). Was die Welt Schreckliches hat, ich verachte es. Was die Welt Reizendes hat, ich spotte dieser Dinge. Ich zittere nicht vor der Armut, ich verlange nicht nach Reichtum. Ich bebe nicht vor dem Tode, ich hänge nicht am Leben, es sei denn um eurer Seelen willen. Niemand wird uns losreißen von unserer Liebe zueinander. Was Gott vereint hat, werden die Menschen nicht trennen. Baue ich vielleicht auf die eigene Kraft? Nein! Ich besitze die Verheißung des Herrn: Ich trage seine Handschrift bei mir, auf diese stütze ich mich wie auf einen Stab. Mag der ganze Erdkreis erschüttert werden, ich halte den Schutzbrief meines Herrn in der Hand; ich lese seinen Inhalt, der mir eine Mauer und ein unbezwingbarer Schutzwall ist. Soll ich euch den Schutzbrief meines Herrn vorlesen? „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Zeiten“ (Mt 28,20). Christus ist bei mir! Wen soll ich fürchten?“
(Johannes Chrysostomus)
Im großen Streit von Gott und Mensch ist Jesus „dazwischengegangen“. Und das Feuer von beiden Seiten wurde erst eingestellt, als er tot war. Denn jede der Konfliktparteien hat in ihm den Repräsentanten der Gegenseite gesehen. Doch zweimal minus ergibt plus. Indem sich die wechselseitige Verneinung an der Person Christi entlud, hat sie sich auch verausgabt. Gott (in seiner Perspektive) sieht die Menschheit nun immer zusammen mit dem schuldlosen Jesus, der ihre Schuld getragen hat. Und die Menschheit (soweit sie glaubt) sieht Gott immer zusammen mit seinem Sohn, dessen Hingabe ihr die Liebe des Vaters offenbart.
1.
Gottes Wort geht in seinen Warnungen und Verheißungen den Ereignissen voraus, von denen es spricht. Es nützt darum nur dem, der es Gott (gegen den aktuellen Augenschein) glaubt. Das den Ereignissen vorgreifende Wort trennt also jene, denen es nützt (weil sie Gott „beim Wort“ nehmen), von jenen, denen Gottes Wort auch gar nicht nützen will (weil sie’s für Geschwätz halten). Jene, die Gott nicht trauen, ignorieren seine Ansagen und tun gar nichts, bis es zu spät ist. Die anderen aber nehmen seine Botschaft ernst, ergreifen entsprechende Maßnahmen und werden durch ihren Glauben gerettet.
Manchmal wird behauptet, es käme beim Glauben vor allem auf die Hingabe an, während der geglaubte Inhalt nicht so wichtig sei. Aber kann man sich von Herzen hingeben, ohne zu wissen an wen? Kann man rückhaltlos vertrauen, ohne zu wissen auf was? Das ist unmöglich, denn so wenig wie ein Verliebter kann der Gläubige seine Ergriffenheit trennen von dem, was ihn ergriffen hat. Wir fürchten, vertrauen und lieben Gott, weil er ist, wie er ist. Wäre er aber anders (oder hätten wir keine Ahnung wie er ist), wäre das unmöglich, denn der Glauben ist lediglich ein Reflex, der widerspiegelt, wie Gott uns in seiner Offenbarung gegenübertritt.
Früher hielten es die Menschen für ein Zeichen wahrer Demut, nichts zu sagen, was ihren eigenen Köpfen entsprang, ohne es durch die Heilige Schrift und die Worte der Kirchenlehrer zu bekräftigen. Dies aber hat sich jetzt in Vermessenheit und Zurschaustellung des eigenen Wissens verkehrt. Du benötigst dies nicht, und deshalb tue ich es nicht. Denn wer Ohren hat zu hören, der höre, und wer zum Glauben bewegt ist, der glaube; anders wird man nicht dazu kommen. Die Wolke des Nichtwissens (Anonym, 14. Jh.)