Theologische Impulse M

 

MACHT

1.

Macht an sich ist weder gut noch böse, sondern verstärkt bloß den guten oder bösen Willen, der sich ihrer bedient. So kennt und verurteilt die Bibel den Machtmissbrauch, kritisiert aber nicht die Machtausübung als solche, wenn sie vor Gott verantwortet wird. Hierarchien werden nicht als schändlich empfunden, weil darin alle gleich sind, dass sie nach oben hin Rechenschaft schulden und nach unten hin zu Fürsorge verpflichtet sind. Der Wert eines Menschen hängt nicht daran, ob er im Machtgefüge „oben“ oder „unten“ steht, sondern daran, ob er dort, wo er steht, seiner Verantwortung vor Gott gerecht wird.

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2.

Durch seine Himmelfahrt wird Christus weit über Freund und Feind erhoben und steigt hoch hinauf, um zur Rechten Gottes zu sitzen und künftig über alles zu herrschen. Antiautoritäre Affekte sind dabei aber ganz fehl am Platz. Denn – in wessen Händen wäre die Macht besser aufgehoben? Ein Verurteilter richtet nun über die Richter! Ein Knecht herrscht über die Herren! Ein Opfer entscheidet über die Täter! Christi Herrschaft raubt nur dem Satan seine Freiheit – den Christen ist sie aber ein inneres Fest. Denn wenn wir Christus gehören, gehören wir keinem anderen mehr. Und was an Karfreitag geschah, kehrt sich damit um: Die Welt wollte Gottes Sohn los werden – und befindet sich nun ganz in seiner Hand. 

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3.

Absalom

Erg.

 

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Dies ist das gerechte Strafurteil Gottes, dass der Mensch, der einst Macht und Herrschaft über alle anderen Geschöpfe hatte, sich aber stattdessen freiwillig und in Missachtung des göttlichen Gebots dem Willen seiner Untergebenen unterwarf, nun, da er Gottes Gebot erfüllen will, erkennen und erfahren muss, wie alle Geschöpfe, die ihm eigentlich untertan sein sollten, sich hochmütig über ihn erheben und sich zwischen ihn und seinen Gott stellen. Die Wolke des Nichtwissens (Anonym, 14. Jh.)

 

Gottes Ewigkeit ist Seine Länge, die Liebe Seine Breite, die Macht Seine Höhe und die Weisheit Seine Tiefe. Die Wolke des Nichtwissens (Anonym, 14. Jh.)

 

Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. Abraham Lincoln

 

MAJESTÄT GOTTES

Was der Kirche heute fehlt, ist nicht die oft geforderte „Lässigkeit“, sondern eine neue Scheu vor dem Heiligen. Denn wo die Ehrfurcht fehlt, wird aus berechtigtem Gott-Vertrauen schnell eine plumpe Vertraulichkeit, die dem „Gegenüber“ des Glaubens nicht gerecht wird. Gemessen an seiner Lebendigkeit sind wir tot. Gemessen an seiner Unendlichkeit sind wir eng. Gemessen an seiner Weisheit sind wir töricht. Das aber spüren und akzeptieren zu können, gehört zum Glauben unbedingt dazu. Denn nur wer bereit ist, die Schuhe auszuziehen, wird den Dornbusch brennen sehen.

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„Wer der hohen göttlichen Majestät Räte oder Werke so genau und scharf erforschen und ausgründen will, außer und ohne sein Wort, der unterstehet sich, den Wind mit Löffeln zu messen, und das Feuer auf Wagen zu wägen. Gott handelt und wirket bisweilen mit sonderlichem wunderbarlichem Rat und Weise über unser Vernunft und Verstand; verdammet diesen, jenen macht er gerecht und selig. Darnach zu forschen gebühret uns nicht, warum er‘s tue, sondern wir sollen uns deß zu Gott versehen, und gläuben, dass er‘s nicht tue ohne gewisse Ursach. Und zwar er wäre wahrlich gar ein armer Gott, wenn er einem jeglichen Narren müsste Ursach anzeigen und Rechnung geben, warum er dies oder jenes Werk täte. Wir wollen uns an seinem Wort genügen lassen und damit zufrieden sein, in welchem er uns seinen Willen offenbaret hat.“ (Martin Luther)

 

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Gott hat uns gegeben zu spielen mit Äpfeln und Birnen und Nüssen und mit unsern Weibern; aber mit sich und seiner Majestät lässt er nicht scherzen. Martin Luther

 

Mann

 

Der wirklich freie Mann ist der, der eine Einladung zum Essen ausschlagen kann, ohne dafür einen Vorwand angeben zu müssen. Renard

 

Ein großer Mann ist, wer ein Tongeschirr so benutzt, als wäre es Silber. Nicht weniger groß ist aber auch, wer Silber so benutzt, als sei es ein Tongeschirr. Seneca

 

Eine Frau, die sich schminkt, ist wie ein Mann, der sich einbildet, ein Held zu sein, weil er einen Säbel trägt. Carl Ludwig Schleich

 

Ich mag immer den Mann mehr lieben, der so schreibt, wie es Mode werden kann, als den, der so schreibt, wie es Mode ist. G. Chr. Lichtenberg

 

Ich stelle mir ihn nicht unrichtig vor. Wenn er anders ist, so beweist das nichts gegen meine Vorstellung: der Mann ist unrichtig. Karl Kraus

 

Konfuzius sprach: „Der Edle hütet sich vor dreierlei: In der Jugend, wenn der Körper noch nicht entwickelt ist, hütet er sich vor sinnlichen Vergnügungen. Im Mannesalter, wenn er seine volle Kraft erreicht hat, hütet er sich vor Streitsucht. Im Greisenalter, wenn die Kräfte schwinden, hütet er sich vor Geiz.“ Gespräche“ des Konfuzius

 

Mancher Mann gibt guten Rat, der für sich selber keinen hat. Bauernweisheit

 

Ob ein Mann, der schreibt, gut oder schlecht schreibt, ist gleich ausgemacht, ob aber einer, der nichts schreibt und stille sitzt, aus Vernunft oder aus Unwissenheit stille sitzt, kann kein Sterblicher ausmachen. G. Chr. Lichtenberg

 

Warum schuf Gott Mann und Weib? Um den Begriff des vollendeten Menschen außerhalb unserer Personen zu verlegen. Karl Gutzkow

 

Wer nicht von Brosamen und Almosen, noch vom Raube zu leben, und für ein Schwert alles zu ent­behren weiß, ist nicht geschickt zum Dienst der Wahrheit; Der werde frühe! ein vernünftiger, brauch­barer, artiger Mann in der Welt, oder lerne Bück­linge machen und Teller lecken: so ist er für Hunger und Durst, für Galgen und Rad sein Leben lang sicher. Johann Georg Hamann

 

Es ist nicht der Eid, der den Mann glaubhaft macht, sondern es ist der Mann, der den Eid glaubhaft macht. Aischylos

 

MARIA

1.

Die Mutter Jesu ist für evangelische Christen kein Gegenstand religiöser Verehrung. Und die meisten Mariendogmen der römischen Kirche müssen wir verwerfen, weil sie keine Grundlage in der Hl. Schrift haben. Das hindert evangelische Christen aber nicht, in Maria eine liebe Schwester und ein Vorbild des Glaubens zu sehen. Denn als ihr zugemutet wird, den Sohn des Höchsten auszutragen, fügt sie sich in Gottes seltsamen Plan und spricht: „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast“ (Lk 1,38). Maria zeigt in dieser Situation ebenso viel Mut wie Demut – weshalb auch evangelische Christen ihrer dankbar gedenken.

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2.

Wenn Christen bekennen, Christus sei „empfangen durch den Heiligen Geist“ und „geboren von der Jungfrau Maria“, so gilt ihr Interesse nicht gynäkologischen Besonderheiten der Mutter Jesu. Vielmehr wendet sich dieses Bekenntnis gegen jeden Versuch, Christus aus einer Familie, einem Volk oder einer religiösen Entwicklungsgeschichte „herzuleiten“. Nicht die Menschheit hat den Erlöser der Menschheit „hervorgebracht“, sondern Gott Vater hat seinen Sohn zu uns gesandt.

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3.

Schutzmantelmadonna

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MARTIN LUTHER

1.

Die wittembergisch Nachtigall

Erg.

2.

Martin Luther predigend

Erg.

 

MARTYRIUM

Die Verleugnung des Petrus

Erg.

 

Maske

Wer nicht weiß, dass er eine Maske trägt, der trägt sie am vollkommensten. Theodor Fontane

 

MASKEN GOTTES

Zwischen Schöpfung und Urknall besteht ebenso wenig eine Alternative wie zwischen göttlicher Fürsorge und menschlicher Selbsterhaltung. Unser „täglich Brot“ kommt vom Bäcker und kommt doch von Gott. Denn so wie wir für unsere Arbeit Werkzeuge benutzen, so bedient sich Gott der natürlichen und kulturellen Kräfte: Sie sind Instrumente in seiner Hand, die ohne ihn unser Leben so wenig erhalten könnten, wie ein Hammer ohne Tischler einen Nagel einzuschlagen vermag.

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Mathematik

Die Mathematik ist das Alphabet, mit dem Gott die Welt geschrieben hat. Galileo Galilei

 

Mehrheit

Ein Mann mit Gott ist immer in der Mehrheit. John Knox

 

Meinung

Der eine hält eine Meinung fest, weil er sich etwas darauf einbildet, von selbst auf sie gekommen zu sein, der andere, weil er sie mit Mühe gelernt hat und stolz darauf ist, sie begriffen zu haben: beide also aus Eitelkeit. Friedrich Nietzsche

 

Ein Jesuit und ein evangelischer Pfarrer gerieten einst in eine heftige Diskussion über ihre unterschiedlichen Lehrmeinungen. Jeder betonte die Vorzüge seiner eigenen Auffassung. Als die Diskussion zu eskalieren drohte, meinte der Jesuit schließlich: „Lassen wir doch unseren unnützen Streit. Wir dienen doch dem gleichen Herrn, Sie auf Ihre Art und ich auf die Seine!”

 

Es ist besser, beide Augen vor unangenehmen Dingen zu schließen und einen jeden bei seiner Meinung zu lassen, als im ewigen Zank und Streit mit dem Nachbarn zu leben. Wenn du bei Gott recht hast und auf seinen allein geltenden und ewig entscheidenden Ausspruch dich verlassen kannst, so wirst du es ganz erträglich finden, vor Menschen unrecht zu haben und vor ihnen als überwunden dazustehen. Thomas von Kempen

 

Unsere Meinungen: die Haut, in der wir gerne gesehen werden wollen. Friedrich Nietzsche

 

Ich habe es sehr deutlich bemerkt, dass ich oft eine andere Meinung habe, wenn ich liege, und eine andere, wenn ich stehe. G. Chr. Lichtenberg

 

Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen. Mark Twain

 

Künstler haben gewöhnlich die Meinung von uns, die wir von ihren Werken haben. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Jeder hat eine hohe Meinung von sich, am meisten aber die, welche am wenigsten Ursache haben. Baltasar Gracián

 

Nicht diejenigen sind zu fürchten, die anderer Meinung sind, sondern diejenigen, die anderer Meinung sind und zu feige, es zu sagen. Napoleon I.

 

Sympathische Menschen sind Leute, die von uns eine hohe Meinung haben. Unbekannt

 

Um zur Wahrheit zu gelangen, sollte jeder die Meinung seines Gegners zu verteidigen suchen. Jean Paul

 

Wir gestehen unsere Fehler ein, um durch unsere Aufrichtigkeit den Schaden zu beheben, den sie uns in der Meinung der Umwelt zugefügt haben. Rochefoucauld

 

Wir halten meist nur für vernünftig, wer unserer Meinung ist. Rochefoucauld

 

Wir preisen die Vorzüge anderer nicht deshalb so überschwänglich, weil wir diese Vorzüge, sondern weil wir unsere eigene Meinung von ihnen schätzen. Rochefoucauld

 

Wir sind so eitel, dass uns sogar an der Meinung der Leute, an denen uns nichts liegt, etwas gelegen ist. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Wir sind so gern in der freien Natur, weil sie keine Meinung über uns hat. Friedrich Nietzsche

 

Der Grund aller Verkehrtheit in Gesinnungen und Meinungen ist – Verwechselung des Zwecks mit dem Mittel. Novalis

 

Wer der Meinung ist, dass für Geld alles haben kann, gerät leicht in den Verdacht, dass er für Geld alles zu tun bereit ist. Benjamin Franklin

 

MELANCHOLIE

1.

Das menschliche Leben ist in weiten Teilen ein vergebliches Jagen nach vergänglichen Gütern von zweifelhaftem Wert. Doch für die Enttäuschung, die daraus resultiert, ist nicht die „Welt“ verantwortlich, sondern der Mensch, der in der Welt sucht, was nur bei Gott zu finden ist. Unseren Hunger nach Vollkommenheit, Verlässlichkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit und Glück kann und soll die Welt nicht stillen. Das aber zu erkennen, sich von der Welt frei zu machen für Gott, und dann den Frieden nirgendwo anders zu suchen als in ihm – das ist Glaube.

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2.

Wenn ein Mensch an der Welt und an sich selbst verzweifelt, muss man ihm das nicht ausreden und ihm Pillen verschreiben, sondern kann ihm zur klaren Sicht der Dinge gratulieren. Nur sollte er Gott dabei ausnehmen, an dem zu verzweifeln kein Anlass besteht. Und hält er an ihm fest, hat sich die Gesamtbilanz seines Lebens nicht verschlechtert. Gottes Gnade ist am Ende alles, was er hat. Aber sie ist auch alles, was er braucht. Darum – wohl dem, der auf die rechte Weise verzweifelt ist! Denn niemand ist der Gnade näher als der, dem sich aller falsche Trost entzogen hat. 

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3.

Mutlos, lustlos und verdrossen

Erg.

 

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Melancholie ist das Vergnügen, traurig zu sein. Victor Hugo

 

MENSCH

1.

Der Mensch ist dazu bestimmt, Gottes Ebenbild zu sein. Doch ist dies nicht als „Gottähnlichkeit“ misszuverstehen. Gemeint ist vielmehr eine gegenbildliche Entsprechung wie sie zwischen Siegelring und Siegelabdruck besteht: Der Mensch ist bestimmt, zu empfangen, wo Gott schenkt, zu gehorchen, wo Gott befiehlt, zu folgen, wo Gott ruft. Bisher verfehlen alle Menschen dieses Ziel, bis auf einen: Jesus Christus ist das wahre Ebenbild Gottes und dadurch der Maßstab des wahrhaft Menschlichen.

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2.

Die Natur weiß nichts von ihrer Herrlichkeit und hat keine Sprache, um ihren Schöpfer dafür zu preisen. Der Mensch aber ist mit Bewusstsein, Sprache und Verstand auf Gott hin geschaffen. Und weil nur er die Möglichkeit hat, Gott angemessen zu danken, ist er auch dafür verantwortlich, dass es geschieht. Allein der Mensch als Ebenbild Gottes ist dem Schöpfer nah genug, um in eine bewusste Beziehung zu ihm zu treten. Und diese Gottesbeziehung macht darum den eigentlichen Sinn des menschlichen Lebens aus.

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3.

Meine eigene Wirklichkeit erfahre ich durch meine Wirkung auf andere. Wer ich bin, entnehme ich dem, was ich für sie bin. Doch das eigentlich maßgebliche Gegenüber des Menschen ist Gott. Nur sein Urteil kann uns selig machen oder verdammen. Er ist der wahre Bezugspunkt unserer Existenz. Und so ist für die Definition des Menschen gar nicht maßgeblich, was ihn vom Tier unterscheidet, sondern was ihn mit Gott verbindet: Es ist das verborgene Wesen des Menschen, dass er – von Anfang an auf Gott bezogen – sich nicht anders als in und durch Christus auf Gott hin vollendet.

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4.

Alle Menschen hoffen und erstreben etwas, das sie erjagen wollen, um darin Glück und Frieden zu finden. Doch – ob sie’s wissen oder nicht: Eigentlich ist es immer Gott, den sie suchen. Denn was könnte in der Welt an Gutem enthalten sein, wenn nicht das, was der Schöpfer von seiner eigenen Herrlichkeit hineingelegt hat? Wenn ein Mensch also sucht, was ihm Erfüllung schenkt, sucht er eigentlich Gott – und schade ist es, wenn er sich mit dem irdischen Abglanz und Widerschein göttlicher Herrlichkeit zufrieden gibt, ohne ihren Ursprung zu suchen!

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5.

Wir sind mit unseren Kräften und Qualitäten nicht so dauerhaft verbunden, wie wir meinen, sondern sind mit ihnen nur vorübergehend beliehen und geziert, wie eine Schaufensterpuppe mit prächtigen Kleidern. Eigentlich gehören alle Qualitäten Gott. Ihm gefällt es aber, Funken davon in diesem oder jenem Geschöpf aufblitzen zu lassen, das dann für gewisse Zeit daran Anteil hat. Und das ist ehrenvoll. Denn etwas vom Allerhöchsten will an uns erscheinen und durch uns eine Zeit lang vor der Welt sichtbar werden!

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6.

Gott hat uns in seiner Schöpfung keine passive Rolle zugewiesen, sondern will, dass wir bei der Erhaltung des Lebens mitwirken. Er stattet uns mit Gesundheit, Verstand, Kraft und Zeit aus und möchte, dass unsere Talente in nützlichem Tun für andere Menschen fruchtbar werden. Je mehr Gott dem Einzelnen anvertraut hat, umso mehr kann er auch von ihm erwarten. Darum liegt in jeder Begabung eine Verpflichtung: Wir dürfen gottgegebene Stärken nicht zu eigensüchtigen Zwecken missbrauchen oder sie brachliegen lassen, sondern sollen mit den anvertrauten Pfunden „wuchern“ (Mt 25,14-30).

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7.

Wir halten uns gern für „gute“ Menschen, die nichts Schlimmes tun. Doch die Frage ist nicht, was wir tun, sondern warum. Und da zeigt sich leider, dass wir alles zu dem Zweck tun, einen Vorteil zu erlangen oder einen Nachteil zu vermeiden. Unsere Umwelt verstärkt das erwünschte Verhalten und sanktioniert das unerwünschte. Für unsere Einbindung zahlen wir den Preis, dass wir uns anständig benehmen. Doch ist das nur eigennützig. Und wenn es der Preis für soziale Akzeptanz wäre, täten wir auch das Böse. Wir sind zwar gut darin, Moral zu simulieren. Doch wenn Lohn und Strafe entfallen, ist uns die Moral bald egal: Wir scheuen nicht das Böse, sondern scheuen uns nur, erwischt zu werden – sind also keineswegs „gut“.

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8.

Wer annimmt, das Sünder-Sein gehörte zur Natur des Menschen, verstrickt sich in absurde Konsequenzen. Denn unter dieser Voraussetzung wäre weder die Menschwerdung Christi denkbar noch die Erlösung des Menschen, jeder Bußruf wäre sinnlos, Nächstenliebe unmöglich und alle Bosheit entschuldigt. Tatsächlich liegt unser Wesen in dem Guten, das sich Gott bei der Erschaffung des Menschen gedacht hat – und dessen wahre Gestalt am sündlosen Leben Jesu abzulesen ist. Er ist der neue Adam, in dem das geschädigte Menschenwesen erneuert wird. Und das ist eine gute Nachricht. Denn so sind wir zwar faktisch Sünder, sind es aber nicht notwendig oder „von Natur“, weil Mensch-Sein und Sünder-Sein nicht dasselbe ist. 

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9.

Nicht das ist „böse“, dass man zwischen den Menschen Unterschiede sieht, sondern wenn man aufgrund dieser Unterschiede jemandem die Achtung verweigert. Nicht das ist verkehrt, Unterschiede im Wesen zu erkennen, sondern nur das ist falsch, daraus Unterschiede in der menschlichen Würde abzuleiten. Wenn man aus der Gleichwertigkeit der Menschen folgert, sie müssten sich unbedingt auch in der sozialen Rolle gleichen, ignoriert man ihre gottgewollte Verschiedenheit. Wenn man aber aus ihrer Verschiedenheit folgert, die Menschen seien auch verschieden viel wert, übersieht man, dass ihnen vor Gott die gleiche Würde zukommt. 

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Lieder zum Thema: Der Mensch 

 

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„Der Mensch besteht aus einer vernünftigen Seele und einem organischen Körper und ist nach Leib und Seele ein Geschöpf Gottes, geschaffen zur Ehre Gottes und zu seiner eigenen Seligkeit.“ (Adolf Hoenecke)

 

Der Mensch ist erschaffen, damit er Gott, das höchste Gut, erkenne, ihn erkennend liebe, ihn liebend ewig besitze, ihn besitzend seiner genieße. 

(Augustinus, gest. 430)

 

„Der Mensch ist für eine freie Existenz gemacht, und sein innerstes Wesen sehnt sich nach dem Vollkommnen, Ewigen und unendlichen, als seinem Ursprung und Ziel. Er ist hier aber an das Unvollkommne gebunden, an Zeit und Ort; und wird dadurch gehindert und gehalten, und von dem väterlichen Boden getrennt. Und darum hat er hier keine Ruhe, wendet und mühet sich hin und her, sinnet und sorgt, und ist in beständiger Bewegung zu suchen und zu haben, was ihm fehlt und ihm in dunkler Ahndung vorschwebt. Da er sich aber nicht anders, als in und mit seinem Hindernis bewegen kann; so ist sein Mühen umsonst und vergebens, was er auch tue und welchen Fleiß er auch anwende. Er kann, rundum in seinem Zirkel, Entdeckungen machen, viel und mancherlei finden, Schönes und Nützliches, Scharfsinniges und Tiefsinniges; aber zu dem Vollkommnen kann er, sich selbst gelassen, nicht kommen; denn er bringt, wie gesagt, gerade was ihm im Wege ist und hindert in alles mit, was er beginnet und tut, und kann nicht über sich selbst hinaus. Soll er zu seinem Ziel kommen; so muss für ihn ein Weg einer andern Art sein, wo das Alte vergeht und alles neu wird, wo das Hindernis, das ihm im Wege ist und hindert und das er selbst nicht abtun kann, durch eine fremde Hand abgetan; und er, nicht so wohl belehrt, als verwandelt und über sich und diese Welt gehoben und so der vollkommnen Natur teilhaftig wird. Und diesen Weg, der das Geheimnis des Christentums ist, lästern und verbessern die Menschen, und wollen lieber auf ihrem Bauch kriechen und Staub essen. Es ist aber darum nicht weniger groß und heilig, und darum nicht weniger wert, dass wer sich des Odems in seiner Nasen bewusst ist alles für nichts achte und Vater und Mutter verlasse, um hineinzuschauen und sein teilhaftig zu werden.“ (Matthias Claudius)

 

„Paulus fasst Röm. 3,32. in diesen Worten: „So halten wir nun, dass der Mensch gerecht werde, ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben”, die Beschreibung des Menschen kurz zusammen und sagt: der Mensch werde durch den Glauben gerecht. Gewiss, wer da sagt, dass ein Mensch gerecht gemacht werden muss, der behauptet, dass er ein Sünder, ein Ungerechter und deshalb vor Gott schuldig sei, aber aus Gnaden selig werden muss. Und zwar nimmt er den Menschen unbestimmter Weise, das ist, ganz allgemein, damit er die ganze Welt, oder alles, was Mensch heißt, unter die Sünde beschließe. Deshalb ist der Mensch in diesem Leben eine bloße Materie Gottes zu dem Leben in jener künftigen Gestalt. Gleichwie auch alle Kreatur, die jetzt der Eitelkeit unterworfen ist, für Gott eine Materie zu ihrer künftigen herrlichen Gestalt ist. Und wie Himmel und Erde im Anfang war zu der nach sechs Tagen vollendeten Gestalt, das heißt, seine Materie, so ist auch der Mensch in diesem Leben (eine Materie) zu seiner künftigen Gestalt, wenn das Ebenbild Gottes erneuert und völlig in uns hergestellt sein wird.“ (Martin Luther)

 

„Es ist gefährlich, dem Menschen zu eindringlich vor Augen zu führen, wie sehr er den Tieren gleicht, ohne ihm seine Größe zu zeigen. Und es ist weiter gefährlich, ihm zu eindringlich seine Größe ohne seine Niedrigkeit vor Augen zu führen. Es ist noch gefährlicher, ihn in Unkenntnis des einen und des anderen zu lassen, aber es ist sehr vorteilhaft, ihm das eine und das andere darzulegen. Der Mensch soll nicht glauben, er gleiche den Tieren oder den Engeln, er soll auch nicht in Unkenntnis des einen und des anderen sein, sondern beides wissen.“ (Blaise Pascal)

 

„Der Mensch ist lediglich ein Wesen voll natürlichen Irrtums, und dieser ist ohne die Gnade unüberwindlich.“ (Blaise Pascal)

 

„Bedenke, o Mensch, warum dich Gott zu einem vernünftigen Menschen erschaffen hat: dass du ihm alle nämlich deine Sinne und Seelenkräfte geben sollst. Derowegen, weil dich Gott also geschaffen, dass du lieben kannst, so sollst du Gott lieben; weil du etwas erkennen kannst, so sollst du Gott erkennen; weil du etwas fürchten kannst, so sollst du Gott fürchten; weil du etwas ehren kannst, sollst du Gott ehren; weil du beten kannst, sollst du Gott anbeten; und weil du loben und preisen kannst, sollst du Gott loben und preisen; und weil du dich verwundern kannst, sollst du dich über deinen Schöpfer und Vater verwundern; und weil du glauben, vertrauen und hoffen kannst, sollst du Gott glauben, vertrauen und auf ihn hoffen; und weil du dich freuen und belustigen kannst, sollst du dich in Gott freuen und belustigen. Und weil in Gott alles ist, und er vermag alles unendlicher Weise, so kannst du alles bei Gott und in Gott finden, und tun, was dein Herz wünschet, so du deine Lust an Gott hast.“ (Johann Arndt)

 

„Gute Menschen gleichen guten Bäumen. Ihre Wurzel ist ein gutes Gewissen, ihr Stamm ein rechtschaffener Wille; sie sprossen Blätter guter Worte, treiben Blüten heiliger Gedanken und tragen Früchte guter Werke. Sie achten sich selber für nichts, sondern, voll von Früchten, neigen und biegen und demütigen sie sich bis in die Erde, ja sie bedürfen, dass man sie unterstütze und tröste, damit sie nicht gar verzagen. Ganz anders hält es sich mit den hoffärtigen Menschen. Wie verfluchte und verdorrte Bäume entbehren sie alles Saftes der Gnade und der Liebe. Sie spreizen sich hoch, sind aber allezeit dürr, und was sie gebären, sind Wurmnester und Spinngewebe.“

Geiler (+1510)

 

Einer ist nicht besser als der andere. Du nicht besser als ich. Was neidest du mich, so ich ein Mehreres, und was verachtest du mich, so ich ein Geringeres habe? Bist du etwa aus Gold, und ich aus Erde gemacht? Sind wir nicht beide eine Hand voll Asche? Aber du bist reicher und gewaltiger als ich. Darum nicht besser. Diebe sind auch reich, Tyrannen sind auch gewaltig. War denn Judas besser als Petrus, weil er den Beutel trug? War denn Hamann besser als Mardochai, weil er nahe beim König saß? Nein, ach nein. Mit einem Wort: Du bist so gut als ich, und ich so gut als du. In Adam sind wir beide gleich verderbt; in dir wohnt der Mörder, in mir auch; dass du liegst und ich stehe, ist Gottes Gnade. Was du heut bist, kann ich morgen werden. In Christo sind wir beide gleich erhaben; er hat es sich um mich so sauer werden lassen als um dich, und hat dich so teuer erkauft als mich. Du bist Gottes Kind; ich auch. Dein Erbe ist im Himmel; meins auch. Haben wir nicht alle einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe, einen Geist, einen Gott und Vater, der da ist über uns alle, und in uns allen, und durch uns alle? Lieber; warum zweien wir uns denn? Warum heißt‘s nicht unter uns, gleich geadelt, gleich geerbt, gleich geliebt, gleich gesinnt, ein Herz und eine Seele? Ap. Gesch. 4,32. Dass die Welt in zwei Haufen reitet, wie kommt‘s? Mehr sein wollen, das ist die Ursach. Ei wohl. Du bist so viel als ich, und ich so viel als du; du hast so viel als ich, und ich so viel als du, Christus lässt sich nicht teilen. Drum lass doch auch uns beide ungeteilt sein, ein Herz und eine Seele. Das helf Jesus!

(Heinrich Müller)

 

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Der Herr Jesus kam nicht in die Welt, um Güte und Gerechtigkeit unter den Menschen zu suchen, sondern um Güte und Gerechtigkeit zu bringen und sie solchen Menschen zu verleihen, die keine haben. C. H. Spurgeon

 

Beurteile einen Menschen nicht nur danach, was er erreicht hat, sondern auch danach, wohin er unterwegs ist. Ernst Reinhardt

 

Fan Chi wollte wissen, was sittliches Verhalten sei. Konfuzius antwortete: „Die Menschen lieben.“ Daraufhin fragte Fan Chi nach der Weisheit. Konfuzius sprach: „Weisheit heißt, die Menschen zu kennen.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

Aber wo die Zeit selbst die Aufgabe ist, da ist es ja ein Fehler, vor der Zeit fertig zu werden. Angenommen, ein Mensch erhielte die Aufgabe, sich einen Tag lang selbst zu unterhalten, und er wäre bereits am Mittag mit der Un­terhaltung fertig: dann wäre ja seine Schnelligkeit kein Verdienst. So auch wo das Leben die Aufgabe ist. Mit dem Leben fertig werden, ehe das Leben mit einem fertig ist, das bedeutet ja gerade nicht mit der Aufgabe fertig zu werden. Sören Kierkegaard

 

Alle denken nur darüber nach, wie man die Menschheit ändern könnte, doch niemand denkt daran, sich selbst zu ändern. Tolstoi

 

Alle Menschen in der Welt streben nur nach Gut und Geld, und wenn sie es dann erwerben, legen sie sich hin und sterben. Verfasser unbekannt

 

Alle Menschen müssen Gott folgen, ob sie wollen oder nicht wollen. Folgen sie ihm willig, so ist es ihnen lustvoll; folgen sie ihm aber widerwillig, so ist es für sie peinvoll und trägt nur Schmerzen ein. Meister Eckhart

 

Alle Menschen werden als Original geboren, die meisten sterben als Kopie. Graffiti

 

Alle menschlichen Torheiten sind uns nur so lange offenkundig, als wir selbst nicht daran beteiligt sind. Ist dies dagegen der Fall, scheint uns, alles könne es gar nicht anders sein. Leo Tolstoi

 

Alle Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, dass sich vieles ändern lässt, bloß nicht die Menschen. Karl Marx

 

Alle Schönheit dieser Welt, kann mein Herz niemals gewinnen. Sondern nur – ich weiß nicht was, was sich wohl noch einmal findet. Ward ein Mensch in seinem Willen, einmal nur von Gott berührt, nimmer kann ihn etwas stillen, als der Gott, den er gespürt. Johannes vom Kreuz

 

Allerwärts klagt der Mensch Natur und Schicksal an, und sein Schicksal ist doch in der Regel nur Nachklang seines Charakters, seiner Leidenschaften, Fehler und Schwächen. Demokrit

 

Als Gott die Welt erschuf, fragte er die Tiere nach ihren Wünschen. Gott hörte sie alle an und erfüllte sie. Dem Igel wurden Stacheln gegeben, damit er sich besser verteidigen kann. Der Storch bekam lange Beine für die Nahrungssuche in den sumpfigen Wiesen. Und die Feldmaus erhielt eine kleine und flinke Gestalt, so dass sie mühelos in jedes Loch passte, um sich dort vor Angreifern zu verstecken. Als die Menschen davon erfuhren, wurden sie unwillig, weil sie nicht gefragt worden waren. „Wir können mit dieser deiner Welt so nicht zufrieden sein“, stellten sie klar und unmissverständlich fest. „Das sollt ihr auch nicht“, erwiderte Gott, „denn diese Erde ist nicht eure Heimat, ihr seid hier nur Gäste auf Zeit“. Seitdem tragen nun die Tiere ihre Augen zur Erde, der Mensch aber geht aufrecht und schaut zum Himmel.

 

Begierde ist des Menschen Wesen selbst. Spinoza

 

Bei den meisten Menschen gründet sich der Unglaube in einer Sache auf blinden Glauben in einer andern. G. Chr. Lichtenberg

 

Bescheidenheit ist eine Eigenschaft, für die der Mensch bewundert wird, falls die Leute je von ihm hören sollten. Edgar Watson Howe

 

Beurteile einen Menschen nicht nur danach, was er erreicht hat, sondern auch danach, wohin er unterwegs ist. Ernst Reinhardt

 

Bosheit ist selten. Die meisten Menschen sind viel zu sehr mit sich beschäftigt, um boshaft zu sein. Friedrich Nietzsche

 

Bringe die Menschen dazu, dass sie von sich selbst eine höhere Meinung bekommen, und Du schaffst dir bleibende Freunde. Philip Dormer Stanhope Graf von Chesterfield

 

Da die Menschen nicht Tod, Elend und Unwissenheit heilen konnten, sind sie, um sich glücklich zu machen, auf den Einfall gekommen, nicht daran zu denken. Blaise Pascal

 

Dächte man sich ein Haus, bestehend aus Keller, Erdgeschoß und Obergeschoß, derart bewohnt, derart eingerichtet, dass da zwischen den Bewohnern jedes Stockwerks ein Standesunterschied wäre oder doch auf ihn gerechnet wäre – und vergliche man das ein Mensch Sein mit solch einem Hause: so tritt bei den meisten Menschen leider der traurige und lächerliche Fall ein, dass sie es vorziehen, in ihrem eige­nen Hause im Keller zu wohnen. Ein jeder Mensch ist die leibseeli­sche Synthesis, die aufs Geistsein angelegt ist, dies ist das Bauwerk; aber er zieht es vor, im Keller zu wohnen, das heißt, in den Bestim­mungen des Sinnlichen. Und er zieht es nicht bloß vor, im Keller zu wohnen, nein, er liebt es dermaßen, dass er erbittert wird, wenn etwa jemand ihm vorschlüge, den ersten Stock zu beziehen, welcher leer steht zu seiner Verfügung – denn er wohnt ja in seinem eigenen Hause. Sören Kierkegaard

 

Darum begehrt ein guter Mensch keines Lobes, er begehrt wohl, des Lobes wert zu sein. Einem Menschen soll nicht leid sein, dass man mit ihm zürnt; ihm soll vielmehr leid sein, dass er den Zorn verdient. Meister Eckhart

 

Das Fortrücken in der Kalenderjahrzahl macht wohl den Menschen, aber nicht die Menschheit reifer. Johann Peter Hebel

 

Das ganze Tun des Predigers ist dazu bestimmt, die Menschen daran zu erinnern, dass die Zeit kurz, der Tod gewiss und die Ewigkeit lang ist. John Henry Newman

 

Das Gewissen ist eine Uhr, die bei den meisten Menschen immer nachgeht. Peter Sirius

 

Das ist der größte Zorn Gottes, wenn er das Wort wegnimmt und zulässt, dass die Menschen es verachten. Martin Luther

 

Das ist die Summe und der Kern alles dessen, was uns die Gnade lehrt: die Sinne bezähmen, das eitle Wohlgefallen verschmähen, sich nicht selbst zur Schau stellen, vielmehr alles, was des Lobes und der Bewunderung wert sein mag, mit dem Schleier der Bescheidenheit und Einfachheit verhüllen, in allen Dingen und allen Wissenschaften nichts anderes suchen, als dass Gott dadurch in allem gelobt und verherrlicht und der sinkenden Menschheit unter die Arme gegriffen werde. Thomas von Kempen

 

Das ist meine allerschlimmste Erfahrung: Der Schmerz macht die meisten Menschen nicht groß, sondern klein. Christian Morgenstern

 

Das Lachen, dem vitalen Menschen ein reiner Naturlaut der Freude, ist dem Klugen nur eine Reaktion auf Witzempfindung. Das heißt: Auf schnell erkannte Inkongruenz in der Maske der Identität: Eine halbe Schadenfreude. Walther Rathenau

 

Das menschliche Herz ist ein Friedhof mit begrabenen Erinnerungen. Peter Sirius

 

Das menschliche Herz weidet sich gern an den eigenen Vorzügen oder an den Schlechtigkeiten der anderen. Francis Bacon

 

Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu verehren. Goethe

 

Das sicherste Mittel, arm zu bleiben, ist, ein ehrlicher Mensch zu sein. Napoleon Bonaparte

 

Das Unglück ist, dass jeder denkt, der andere ist wie er, und dabei übersieht, dass es auch anständige Menschen gibt. Heinrich Zille

 

Das Ungute an der modernen Vorstellung vom geistigen Fortschritt besteht darin, dass dieser durchweg mit dem Sprengen von Fesseln, dem Beseiti­gen von Schranken, dem Abschaffen von Dogmen assoziiert wird. Wenn irgend es aber geistige Entwicklung geben soll, dann muss sie Entwicklung zu immer mehr festen Überzeu­gungen, zu immer mehr Dogmen meinen. Das menschliche Gehirn ist eine Maschine, die den Zweck hat, Schlüsse zu ziehen; kann sie das nicht, ist sie eingerostet. Wenn wir gesagt bekommen, ein Mensch sei zu klug, um glauben zu können, dann ist das fast ein Widerspruch in sich. Genauso gut ließe sich von einem Nagel sagen, er sei zu gut, um den Teppich festzuhalten, oder von einem Riegel, er sei zu stark, um die Tür zu verschließen. G. K. Chesterton

 

Das unzweideutigste Anzeichen von einer Geringschätzung der Menschen ist dies, dass man jedermann nur als Mittel zu seinem Zwecke oder gar nicht gelten lässt. Friedrich Nietzsche

 

Dass uns Dinge begegnen, die uns lästig und durchaus zuwider sind, das ist für uns sehr gut. Denn sie treiben den Menschen, der aus seinem Herzen geflohen ist, wieder in sein Herz zurück, dass er es fühlen lerne: Ich bin hier nicht in meinem Vaterland, und dass er seine Hoffnung auf kein Gut dieser Welt gründe. Thomas von Kempen

 

Dein wahres Glück, o Menschenkind, o, glaube doch mitnichten, dass es erfüllte Wünsche sind: Es sind erfüllte Pflichten. Friedrich Karl von Gerok

 

Dem intellektuell hochstehenden Menschen gewährt … die Einsamkeit einen zwiefachen Vorteil: erstlich den, mit sich selber zu sein, und zweitens den, nicht mit andern zu sein. Arthur Schopenhauer

 

Dies ist das gerechte Strafurteil Gottes, dass der Mensch, der einst Macht und Herrschaft über alle anderen Geschöpfe hatte, sich aber stattdessen freiwillig und in Missachtung des göttlichen Gebots dem Willen seiner Untergebenen unterwarf, nun, da er Gottes Gebot erfüllen will, erkennen und erfahren muss, wie alle Geschöpfe, die ihm eigentlich untertan sein sollten, sich hochmütig über ihn erheben und sich zwischen ihn und seinen Gott stellen. Die Wolke des Nichtwissens (Anonym, 14. Jh.)

 

Den Charakter eines Menschen erkennt man an den Scherzen, die er nicht übel nimmt. Christian Morgenstern

 

Den Wert von Menschen und Diamanten kann man erst erkennen, wenn man sie aus der Fassung bringt. Orientalische Lebensweisheit

 

Den wirklich gelehrten Menschen geht es wie den Kornhalmen auf dem Felde: Sie wachsen frisch auf und richten den Kopf gerade und stolz in die Luft, solange die Ähren noch leer sind. Sobald sie angeschwollen, voll Korn sind und reif werden, senken sie demütig die Häupter. Michel de Montaigne

 

Denke nicht du bist arm, nur weil sich deine Träume nicht erfüllen. Arm sind die Menschen, die keine Träume haben. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Der bedeutende Mensch ist ein Mensch, an dem viele andre sich klar werden. Er greift in ihr Unbewusstes und Unterbewusstes und stärkt dort das ihm Verwandte. Christian Morgenstern

 

Der Charakter eines Menschen lässt sich leicht daran erkennen, wie er mit Leuten umgeht, die nichts für ihn tun können. Anonym

 

Der demütige Mensch und Gott sind Eins und nicht Zwei. Was Gott wirkt, das wirkt auch er, und was Gott will, das will auch er, und was Gott ist, das ist auch er: ein Leben und ein Sein. Meister Eckhart

 

Der erste Beweis dass ein junger Mensch klüger geworden, ist wenn er anfängt Dinge, die ihm immer ganz begreiflich, und natürlich vorkamen, nicht zu verstehen. Franz Grillparzer

 

Der ganze Mensch muss in das Evangelium kriechen und dort neu werden, die alte Haut ausziehen, wie die Schlange es tut. Wenn ihre Haut alt wird, sucht sie ein enges Loch im Felsen. Da kriecht sie durch und zieht ihre Haut selbst ab und lässt sie draußen vor dem Loch. So muss der Mensch auch in das Evangelium und in Gottes Wort sich begeben und getrost folgen seiner Zusage; es wird nicht trügen. So zieht er ab seine alte Haut, lässt draußen sein Licht, seinen Dünkel, seinen Willen, seine Liebe, seine Lust, sein Reden, sein Wirken. Und wird also ein ganz anderer, neuer Mensch, der alles anders ansieht als vorhin, anders richtet, anders urteilt, anders denkt, anders will, anders redet, anders liebt, anders lüstet, anders wirkt und fährt als vorhin! Martin Luther

 

Der Hang der menschlichen Natur zu Neid und Missgunst ist so groß, dass man sich über die Vorzüge, die andere besitzen, mehr betrübt als über seine eigenen freut. Plutarch

 

Der Krieg ist darin schlimm, dass er mehr böse Menschen macht, als er deren wegnimmt. Immanuel Kant

 

Der Lebenslauf des Menschen besteht darin, dass er, von der Hoffnung genarrt, dem Tod in die Arme tanzt. Arthur Schopenhauer

 

Der Mensch bleibt närrisch bis ins vierzigste Jahr. Wenn er dann anfängt, seine Narrheit zu erkennen, ist das Leben schon dahin. Martin Luther

 

Der Mensch denkt sich Gott so, wie er ihn sich wünscht; aber Gott bleibt immer so, wie er ist. Franziskus von Assisi

 

Der Mensch erkennt nur das, was er zu erkennen Trieb hat. F. W. J. Schelling

 

Der Mensch hat mit vielen Tieren Ähnlichkeit hinsichtlich Fraß, Zorn, Hass und Faulheit. Aber im Laster der Lüge übertrifft er sie alle. Martin Luther

 

Der Mensch hat zwei Ohren und eine Zunge, damit er doppelt so viel hören kann, wie er spricht. Epiktet

 

Der Mensch ist dadurch groß, dass er sich elend weiß. Ein Baum weiß sich nicht elend. Blaise Pascal

 

Der Mensch ist das Lebewesen, das die Zeit totschlägt, bis sie sich revanchiert. Unbekannt

 

Der Mensch ist ein beschränktes Wesen. Unsere Beschränkung zu überdenken, ist der Sonntag gewidmet. Goethe

 

Wer nicht von Zeit zu Zeit in sich geht, trifft dort irgendwann niemanden mehr an. Anonym

 

Der Mensch ist ein Blinder, der vom Sehen träumt. Hebbel

 

Der Mensch ist gegen sich selbst, gegen Auskundschaftung und Belagerung durch sich selber sehr gut verteidigt, er vermag gewöhnlich nicht mehr von sich als seine Außenwerke wahrzunehmen. Die eigentliche Festung ist ihm unzugänglich, selbst unsichtbar, es sei denn, dass Freunde und Feinde die Verräter machen und ihn selber auf geheimem Wege hineinführen. Friedrich Nietzsche

 

Der Mensch ist gut und will nicht, dass man vor einem andern als ihm selber krieche. Jean Paul

 

Der Mensch ist lediglich ein Wesen voll natürli­chen Irrtums, und dieser ist ohne die Gnade unüber­windlich. Blaise Pascal

 

Der Mensch ist nicht geboren, um auf dieser Schau­bühne der Eitelkeit ewige Hütten zu erbauen. Weil sein ganzes Leben ein weit edleres Ziel hat, wie schön stimmen dazu nicht alle die Verheerungen, die der Unbestand der Welt selbst in denjenigen Dingen blicken lässt, die uns die größte und wichtigste zu sein scheinen, um uns zu erinnern: dass die Güter der Erden unserm Triebe zur Glückseligkeit keine Ge­nugtuung verschaffen können! Immanuel Kant

 

Der Mensch ist nicht nach dem zu beurteilen, was er weiß, sondern nach dem, was er liebt. Augustin

 

Der Mensch ist nun einmal zur Freude geboren! Kann er sich nicht über seine eigene Schönheit freuen, so freut er sich gewiss über die Hässlichkeit der anderen. Franz Edler von Pernwald Schönthan

 

Der Mensch ist sichtlich geschaffen, um zu denken. Dies ist seine ganze Würde und sein ganzes Ver­dienst; und seine ganze Pflicht ist es, richtig zu denken. Nun verlangt aber die Ordnung der Gedanken, dass man mit sich selbst, seinem Schöpfer und seinem Endzweck beginnt. Woran aber denkt die Welt? Daran niemals, sondern an Tanz, Lautenspiel, Gesang, Verseschmieden, Ringel­stechen usw. und daran, sich zu schlagen, sich zum Kö­nig zu machen, ohne darüber nachzudenken, was es be­deutet, König zu sein, und was, Mensch zu sein. Blaise Pascal

 

Der Mensch ist weder Tier noch Engel, und das Unglück will, dass, wer einen Engel aus ihm machen will, ein Tier aus ihm macht. Platon

 

Der Mensch kann nicht leben ohne das dauernde Vertrauen zu etwas Unzerstörbarem. Franz Kafka

 

Der Mensch lernt, solange er lebt, und stirbt doch unwissend. Aus Jugoslawien

 

Der Mensch macht gewöhnlich drei Reifestufen durch. Zuerst lernt er die richtigen Antworten. Im zweiten Stadium lernt er die richtigen Fragen, und auf der dritten und letzten Stufe lernt er, welche Fragen sich überhaupt lohnen. Blaise Pascal

 

Der Mensch möchte vor den Folgen seiner Laster bewahrt werden, aber nicht vor den Lastern selbst. Ralph Waldo Emerson

 

Der Mensch schneidet nicht seine Handlungen und Neigungen nach seinen Grundsätzen, sondern diese nach jenen zu. Jean Paul

 

Der Mensch sehe in jedem Vorfall des Lebens ein Mittel zu seiner Veredelung, das ihm Gott sendet. Johann Heinrich Pestalozzi

 

Der Mensch überwindet Hindernisse, um endlich Ruhe zu haben, und findet dann nichts so unerträglich wie Ruhe. Henry Brooks Adams

 

Der Mensch will brutto geliebt werden, nicht netto. Christian Friedrich Hebbel

 

Der Mensch wird in der Welt nur das gewahr, was schon in ihm liegt; aber er braucht die Welt, um gewahr zu werden, was in ihm liegt; dazu aber sind Tätigkeit und Leiden nötig. Hugo von Hofmannsthal

 

Der Mensch wünscht immer, besser als jeder andere zu sein, nur nicht besser als sein Sohn. Aus Jugoslawien

 

Der Mensch, der von inwendigen Dingen nichts gewöhnt ist, der weiß nicht, was Gott ist. Wie ein Mann, der Wein in seinem Keller hat und hätte davon noch nichts getrunken oder versucht. Der weiß nicht, dass sein Wein gut ist. So steht es auch mit Leuten, die in Unwissenheit leben: die wissen nicht, was Gott ist, und doch glauben und wähnen sie zu leben. Meister Eckhart

 

Der Name ist heutzutage das einzige, welches die Menschen am Teufel nicht mögen. Friedrich Hebbel

 

Der Politiker ist ein Mensch, der seine Anhänger dadurch an sich zu binden sucht, dass er sie im Zustand des Verärgertseins auf andere erhält. Unbekannt

 

Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. Karl Kraus

 

Der Tod eines heißgeliebten Menschen ist die eigentliche Weihe für eine höhere Welt. Man muss auf Erden etwas verlieren, damit man in jenen Sphären etwas zu suchen habe. Friedrich Hebbel

 

Der Tod, den die Menschen fürchten, ist die Trennung der Seele vom Körper. Den Tod aber, den die Menschen nicht fürchten, ist die Trennung von Gott. Augustin

 

Die beste Klasse der Menschen in dieser Welt ist die, welche sich nicht über die Niedrigen erhebt und sich nicht vor den Hohen erniedrigt. Ibn al-Muqaffa

 

Die Geschichtsschreibung ist die Unfallchronik der Menschheit. Charles Maurice de Talleyrand

 

Die meisten jungen Menschen glauben natürlich zu sein, wenn sie bloß grob und unhöflich sind. Rochefoucauld

 

Die meisten Menschen ahnen nicht, was Gott aus ihnen machen könnte, wenn sie sich ihm nur zur Verfügung stellen würden. Ignatius von Loyola

 

Die meisten Menschen brauchen mehr Liebe, als sie verdienen. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten mit den Bibelstellen, die sie nicht verstehen. Ich für meinen Teil muss zugeben, dass mich gerade diejenigen Bibelstellen beunruhigen, die ich verstehe. Mark Twain

 

Die meisten Menschen lieben die Gerechtigkeit nur aus Angst, Ungerechtigkeit zu erleiden. Rochefoucauld

 

Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden. Aus den USA

 

Die Menschen drängen sich zum Lichte, nicht um besser zu sehen, sondern um besser zu glänzen. – Vor wem man glänzt, den lässt man gerne als Licht gelten. Friedrich Nietzsche

 

Die Menschen gebrauchen ihren Verstand nur, um ihr Unrecht zu rechtfertigen, und ihre Sprache allein, um ihre Gedanken zu verbergen. Voltaire

 

Die Menschen glauben alles, es darf nur nicht in der Bibel stehen. Napoleon Bonaparte

 

Die Menschen gleichen ihrer Zeit mehr als ihren Vätern. Arabisch

 

Die Menschen schämen sich nicht, etwas Schmutziges zu denken, aber wohl, wenn sie sich vorstellen, dass man ihnen diese schmutzigen Gedanken zutraue. Friedrich Nietzsche

 

Die Menschen sind nicht weise, weil sie Erfahrungen machen, sondern weil sie aus ihren Erfahrungen lernen. Anonym

 

Die Menschen werden alt, aber selten reif. Alphonse Daudet

 

Die Menschen werfen alle ihre Dummheiten auf einen Haufen, konstruieren ein Ungeheuer und nennen es Schicksal. Thomas Hobbes

 

Die Menschen, denen wir eine Stütze sind, geben uns den Halt im Leben. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Die menschliche Freiheit besteht lediglich darin, dass sich die Menschen ihres Wollens bewusst und der Ursachen, von denen sie bestimmt werden, unbewusst sind. Spinoza

 

Die Pflicht gegen sich selbst besteht darin, dass der Mensch die Würde der Menschheit in seiner eigenen Person bewahre. Immanuel Kant

 

Die Rätsel Gottes sind befriedigender als die Lösungen der Menschen. G. K. Chesterton

 

Die Religion ist genau das, was nicht weggelassen wer­den kann – denn in ihr ist alles enthalten. Noch der zerstreu­teste Mensch kann nicht seine Reisetasche packen und dabei die Tasche weglassen. Wir haben eine allgemeine Vorstellung von der Existenz, gleichgültig ob sie uns passt oder nicht; sie verändert oder, genauer gesagt, schafft und berührt alles, was wir sagen oder tun, gleichgültig ob uns das passt oder nicht. G. K. Chesterton

 

Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen. Charles Maurice Herzog von Talleyrand-Périgord

 

Das Elend des Menschen liegt darin, dass er in der Gesellschaft Trost suchen muss gegen die Leiden, die ihm die Natur zufügt, und in der Natur Trost gegen die Leiden der Gesellschaft. Wie viele haben weder hier noch dort eine Erleichterung ihrer Schmerzen gefunden! Nicolas Chamfort

 

Die Treue der meisten Menschen ist nur Erfindung ihrer Selbstsucht, um zuverlässig zu erscheinen. Auf diese Art erheben sie sich über andere und verleiten sie dazu, ihnen die wichtigsten Dinge anzuvertrauen. Rochefoucauld

 

Die Vernunft hat bei den Menschen keine großen Chancen, sie amüsiert sie nicht genügend. Pierre Carlet de Marivaux

 

Die Welt ist vollkommen überall, wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual. Friedrich von Schiller

 

Die Welt verheißt nur zeitliche und unbedeutende Güter und hat doch die eifrigsten Diener. Gott verheißt das allerhöchste und ewige Gut, und die Herzen der Menschen bleiben kalt und träge dabei. Die Unverständigen! Für nichtswürdige Dinge laufen sie sich müde, zanken und balgen sich auf niederträchtige Weise um ein Groschenstück, mühen und plagen sich Tag und Nacht, um irgendeine verheißene Kleinigkeit, ein täuschendes Nichts zu erhaschen. Aber, o Schande! Für ein Gut, das ewig währt, für eine Belohnung, die unschätzbar ist, für die höchste Ehre, für eine Herrlichkeit, die kein Ende nimmt, sich auch nur ein wenig zu bemühen, ach, dazu sind sie viel zu träge. Thomas von Kempen

 

Du kannst einen Menschen daran hindern, zu stehlen, aber nicht daran, ein Dieb zu sein. Arthur Schnitzler

 

Du musst klein sein, willst Du kleinen Menschen gefallen. Ludwig Börne

 

Nie hat ein Mensch nach irgend etwas so sehr begehrt, wie Gott danach begehrt, den Menschen dahin zu bringen, dass er ihn erkenne. Gott ist allzeit bereit, wir aber sind sehr unbereit; Gott ist uns nahe, wir aber sind ihm sehr fern; Gott ist drinnen, wir aber sind draußen; Gott ist in uns daheim, wir aber sind in der Fremde. Meister Eckhart

 

Du wolltest Gott sein, obwohl du Mensch warst, und gingst so verloren. Er wollte Mensch sein, obwohl er Gott war. So schwer schlug dein menschlicher Stolz dich nieder, dass nur die Demut eines Gottes dich wieder aufrichten konnte. Augustin

 

Die Menschen sind nur allzu häufig imstande, wenn das Lebendige unter den Toten erscheint, das erstere für das Gespenst zu halten. Wilhelm Raabe

 

Ein Chassid tanzt lustig und singt dazu ein Lied: „Der Mensch ist aus Staub, und zu Staub wird er wieder werden.“ Ein Nachbar kommt herzu und wundert sich: „Darüber tanzt du? Das ist doch zum Weinen!“ Der Chassid erwidert: „Wieso zum Weinen? Wäre der Mensch aus Gold und würde zu Dreck - das wäre zum Weinen. Aber so: am Anfang Dreck, am Ende Dreck und in der Mitte ein wenig Schnaps - da soll man nicht tanzen?“

 

Ein Egoist ist ein unfeiner Mensch, der für sich selbst mehr Interesse hat als für mich. Ambrose Bierce

 

Ein Freund ist ein Mensch, vor dem man laut denken kann. Ralph Waldo Emerson

 

Ein junger Mensch ist ein junger Most. Der lässt sich nicht halten. Er muss gären. Martin Luther

 

Ein Mensch ohne Traum von der Vollendung ist nicht weniger eine Missgeburt als ein Mensch ohne Nase. G. K. Chesterton

 

Ein Mensch soll gar nichts suchen, weder Verstehen noch Wissen noch Innigkeit noch Andacht noch Ruhe, sondern allein Gottes Willen. Wenn einer einzig Gottes Willen sucht, dann soll er, was ihm daraus zufließt oder geoffenbart wird, als Gabe Gottes empfangen. Dann ist einer recht daran. Meister Eckhart

 

Ein Mensch, der die Tugend liebt, verpflichtet zehn andere dazu, sich so zu verhalten, als hätten sie welche. Pierre Carlet de Marivaux

 

Ein Schüler kam zu einem Rabbi und fragte: Früher gab es Menschen, die Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen haben. Warum gibt es die heute nicht mehr? Darauf antwortete der Rabbi: Weil sich niemand mehr so tief bücken will.

 

Ein vornehmer Mensch tadelt sich selbst, ein gewöhnlicher die andern. Konfuzius

 

Ein wahrer Menschenfreund; ... er legt mit unerschöpflicher Geduld und tiefem Glauben die in die Menschen eingemeißelte Inschrift Gottes frei, dessen ungestalte, schiefe Denkmäler sie sind. Henry David Thoreau

 

Einem Menschen verzeihen, der nicht bereut, ist wie Zeichnen im Wasser. Aus Japan

 

Einen Menschen lieben heißt, ihn so zu sehen, wie Gott ihn gemeint hat. Fjodor M. Dostojewski

 

Einen traurigen, verzagten Menschen fröhlich zu machen, ist mehr, als ein Königreich zu erobern. Martin Luther

 

Es gibt für die Menschen, wie sie heute sind, nur eine radikale Neuigkeit - und das ist immer die gleiche: der Tod. Walter Benjamin

 

Es gibt Menschen mit leuchtendem und Menschen mit glänzendem Verstande. Die ersten erhellen ihre Umgebung, die zweiten verdunkeln sie. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Es gibt Menschen, die auch am Morgenrot etwas auszusetzen hätten, wenn sie je früh genug aufstehen würden. Henry David Thoreau

 

Es gibt nur zwei Arten von Menschen: Gerechte, die sich für Sünder halten; und die anderen Sünder, die sich für Gerechte halten. Blaise Pascal

 

Es gibt zwei Arten vernünftiger Menschen: Diejenigen, die Gott von ganzem Herzen dienen, weil sie ihn kennen. Und die, die Gott von ganzem Herzen suchen, weil sie ihn noch nicht gefunden haben. Blaise Pascal

 

Es ist besser, beide Augen vor unangenehmen Dingen zu schließen und einen jeden bei seiner Meinung zu lassen, als im ewigen Zank und Streit mit dem Nachbarn zu leben. Wenn du bei Gott recht hast und auf seinen allein geltenden und ewig entscheidenden Ausspruch dich verlassen kannst, so wirst du es ganz erträglich finden, vor Menschen unrecht zu haben und vor ihnen als überwunden dazustehen. Thomas von Kempen

 

Es ist ebenso gefährlich für den Menschen, Gott zu kennen ohne seine eigene Erbärmlichkeit, wie seine eigene Erbärmlichkeit zu kennen ohne Gott zu kennen. Blaise Pascal

 

Je mehr ich die Menschen kennenlerne, desto lieber habe ich meinen Hund. Schopenhauer

 

Es ist Gott und aller Welt wirklich unmöglich zu ma­chen, dass der Mensch wahren Trost finde, der Trost sucht bei den Kreaturen. Wer aber das Göttliche liebte in der Kreatur und die Kreatur allein in Gott, der fände wahren, rechten und gleichen Trost an allen Orten. Meister Eckhart

 

Es ist kein Mensch einer himmlischen Tröstung wert, der sich nicht zuvor in der Schule der heiligen Zerknirschung fleißig geübt hat. Thomas von Kempen

 

Es ist nicht wichtig, ob der Mensch vom Affen abstammt; viel wichtiger ist, dass er nicht wieder dorthin zurückkehrt. Richard Wagner

 

Es ist schmerzlich, einem Menschen seine Grenze anzusehen. Christian Morgenstern

 

Es ist sonderbar, dass der Mensch sich nicht vor sich selbst fürchtet. Friedrich Schlegel

 

Es ist unmöglich, dass ein Mensch in die Sonne schaut, ohne dass sein Angesicht hell wird. Friedrich von Bodelschwingh

 

Es kann in Ewigkeit kein Ton so lieblich sein,

als wenn des Menschen Herz mit Gott stimmt überein. Angelus Silesius

 

Es liegt in der menschlichen Natur, vernünftig zu denken und unvernünftig zu handeln. Anatole France

 

Es sind nicht immer die schlechtesten Menschen, die störrisch sind. Immanuel Kant

 

Es tritt der Mensch in jedes Alter als Novize ein. Nicolas Chamfort

 

Früher als es noch kein Fernsehen gab, brauchten es die Menschen nicht. Elfjähriger in einem Schulaufsatz

 

Früher saßen die Menschen um den Tisch und san­gen im Chor; heute singt einer allein, und zwar aus dem absurden Grund, weil er besser singen kann. Wenn es so wei­tergeht mit dieser Zivilisation, dann wird irgendwann nur noch einer lachen, weil er besser als alle lachen kann. G. K. Chesterton

 

Genau genommen, leben sehr wenige Menschen in der Gegenwart. Die meisten bereiten sich vor, demnächst zu leben. Jonathan Swift

 

Gewiss ist es fast noch wichtiger, wie der Mensch das Schicksal nimmt, als wie es ist. Wilhelm Freiherr von Humboldt

 

Glückliche Menschen bessern sich kaum. Sie glauben sich immer im Recht, weil das Schicksal ihr schlechtes Verhalten zu rechtfertigen scheint. Rochefoucauld

 

Gott hat die einfachen Menschen offenbar geliebt, denn er hat so viele von ihnen gemacht. Abraham Lincoln

 

Gott ist es selber, der die Ungleichheit der Menschen durch die Ungleichheit der Gaben, die er einem jeden von uns von innen verliehen, gegründet. Johann Heinrich Pestalozzi

 

Gott nötig haben ist des Menschen höchste Vollkommenheit. Sören Kierkegaard

 

Gott sagte: Ich war ein Schatz, den niemand kannte, und wollte bekannt werden. Da schuf ich den Menschen. Hugo von Hofmannsthal

 

Gott wird sich niemandes erbarmen, der sich der Menschen nicht erbarmt. Muhammad

 

Wenn dem Menschen nicht immer etwas teurer ist als das Leben, so ist das Leben nicht viel wert. Johann Gottfried Seume

 

Heiden sind Menschen, die ihr religiöses Bedürfnis im Wald verrichten. Definition eines Kindes

 

Heilige sind Menschen, durch die es den anderen leichter wird, an Gott zu glauben. Nathan Söderblom

 

Ich danke meinem Gott, der gewollt hat, dass ich zeitlebens ein Mensch der Sehnsucht sein sollte. Ich preise dich, meinen Erretter, dass du mir auf der Erde kein Vaterland und keine Wohnung gegeben hast. Du hast mich vor der Torheit bewahrt, das Zufällige für das Wesentliche, den Weg für das Ziel, das Streben für die Ruhe, die Herberge für die Wohnung und die Wanderschaft für das Vaterland zu halten. J. A. Comenius

 

Ich glaube von jedem Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich hab' mich noch selten getäuscht. Johann Nepomuk Nestroy

 

Ich glaube, die beste Definition des Menschen lautet: undankbarer Zweibeiner. Dostojewski

 

Ich habe Angst um die menschliche Rasse, wenn ich daran denke, dass Gott gerecht ist. Thomas Jefferson

 

Ich kann die Achtung aller Menschen entbehren, nur meine eigene nicht. Otto von Bismarck

 

Ich kann mit fertigen Menschen nichts anfangen. Es gibt fertigere Menschen denn mich, sicherlich ungezählte. Aber keiner ist fertig, soll je fertig sein. Christian Morgenstern

 

Ich kann nicht sagen – obgleich ich weiß, dass es eine viel großartigere Wirkung hätte – , dass ich da vor dem Ziel meines Lebens stand. Dies wäre doch etwas zu sehr übertrieben. Ich will lieber aufrichtig sein und geradeheraus erklären, dass wohl noch nie ein Mensch in so völligem Gegensatz zu dem Ziel seines Lebens stand wie ich bei dieser Gelegenheit. Die Gegend um den Nord­pol – ach, ja, zum Kuckuck – der Nordpol selbst hatte es mir von Kindesbeinen an angetan, und nun befand ich mich am Südpol! Kann man sich etwas Entgegengesetzteres denken? Roald Amundsen, als er am Südpol stand

 

Ich meine, es müsste einmal ein sehr großer Schmerz über die Menschen kommen, wenn sie erkennen, dass sie sich nicht geliebt haben, wie sie sich hätten lieben können. Christian Morgenstern

 

Ich schreibe mein ganzes Unglück der einen Ursache zu, dass ich gottlos gewesen bin. Ein Mensch, der die Verbindung mit Gott abgebrochen hat, kann keinen Segen empfangen. Alles Gerede davon, dass ein jeder seines eigenen Glückes Schmied sei, ist Spreu. Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten die Bauleute umsonst, das ist die ganze Weisheit. August Strindberg

 

Ich will den Menschen nicht schiffbrüchig sehen, aber er sollte dessen bewusst sein, dass er auf einem Meere fährt. Christian Morgenstern

 

Ich will Menschen bilden, die mit ihren Füßen in Gottes Erde, in die Natur eingewurzelt stehen, deren Haupt bis in den Himmel ragt, und in dem selben schauend liest, deren Herz beides, Erde und Himmel, das gestaltenreiche Leben der Erde und Natur und die Klarheit und den Frieden des Himmels, Gottes Erde und Gottes Himmel eint. Friedrich Wilhelm August Fröbel

 

Ideologen sind Leute, die glauben, dass die Menschheit besser ist als die Menschen. Italo Svevo

 

Im allgemeinen verdienen es die Menschen nicht, dass man ihnen gefällig ist; doch hieße es ebenso schlecht sein wie sie, wenn man sie so behandelte, wie sie es verdienten. Pierre Carlet de Marivaux

 

Im Innern mit Gott freien Umgang haben und in diesem freien Umgang sich durch keine Neigung von draußen stören lassen, darin besteht das Leben des innerlichen Menschen. Thomas von Kempen

 

Im Kampf mit der Dummheit werden die billigsten und sanftesten Menschen zuletzt brutal. Sie sind damit vielleicht auf dem rechten Wege der Verteidigung; denn an die dumme Stirn gehört, als Argument, von Rechts wegen die geballte Faust. Aber weil, wie gesagt, ihr Charakter sanft und billig ist, so leiden sie durch diese Mittel der Notwehr mehr, als sie Leid zufügen. Friedrich Nietzsche

 

In der Wahl seiner Feinde kann der Mensch nicht vorsichtig genug sein. Oscar Wilde

 

In jedem Menschen ist ein Abgrund; den kann man nur mit Gott füllen. Blaise Pascal

 

Ist es nicht seltsam, dass die Menschen so gern für ihre Religion fechten und so ungern nach ihren Vorschriften leben? G. Chr. Lichtenberg

 

Ja, es sei herausgesagt: so eng auch Freundschaft, Liebe und Ehe Menschen verbinden; ganz ehrlich meint jeder es am Ende doch nur mit sich selbst und höchstens noch mit seinem Kinde. Arthur Schopenhauer

 

Ja, o Gott, du hast doch Plage mit uns Menschen! Ach, wenn ich beim Gedanken an alle Wohltaten gegen mich meinen Sinn sammeln will, um dir recht zu danken – ach, da finde ich mich oft so zerstreut; die verschiedenartigsten Gedanken durchkreuzen meinen Kopf, und es endet damit, dass ich dich bitten muss, mir zu helfen, dir zu danken. Sören Kierkegaard

 

Ja, teurer Freund, du hast sehr recht: Die Welt ist ganz erbärmlich schlecht,

ein jeder Mensch ein Bösewicht. Nur du und ich natürlich nicht. Paul Baehr

 

Jeder Mensch ist der Erbauer eines Tempels – seines Leibes – für den Gott, zu dem er betet in seiner innigsten Art. Er kann sich dem nicht entziehen, indem er statt dessen Marmor behaut. Henry David Thoreau

 

Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist. Nicht an den Wahrheiten liegt es daher, wenn die Menschen noch so voller Unweisheit sind. Christian Morgenstern

 

Jeder Mensch ist ein neuer Versuch der Natur, über sich ins Reine zu kommen. Christian Morgenstern

 

Jeder Mensch kommt mit einer sehr großen Sehnsucht nach Herrschaft, Reichtum und Vergnügen sowie einem starken Hang zum Nichtstun auf die Welt. Voltaire

 

Jeder Mensch, gleichgültig welchen Berufs, wünscht durch Benehmen und Äußeres zu scheinen, wofür er gehalten werden will. Deshalb kann man sagen, die menschliche Gesellschaft bestehe nicht aus Lebewesen, sondern aus Benehmen. Rochefoucauld

 

Jene Menschen, die es am meisten verdienten, gelobt zu werden, wollen am wenigsten, dass man es tut. Pierre Carlet de Marivaux

 

Junge Menschen sollen voll Frohsinn sein. Wir werden doch nicht als Greise geboren. Martin Luther

 

Kein Ding ist auf der Welt so hoch und wert zu achten

als Menschen, die mit Fleiß nach keiner Hoheit trachten. Angelus Silesius

 

Kein Mensch ist so wichtig wie er sich nimmt. Immanuel Kant

 

Kein Mensch kann etwas anderes bieten als sein eigenes Programm, aber er soll es wenigstens so taktvoll wie möglich vorbringen, nicht wie ein Plebejer, der sich erst zufrieden gibt, wenn er ein paar andre niedergebrüllt hat. Christian Morgenstern

 

Kein Mensch muss müssen. G. E. Lessing

 

Kein Mensch weiß, was in ihm schlummert und zutage kommt, wenn sein Schicksal anfängt, ihm über den Kopf zu wachsen. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden. Bertha von Suttner

 

Keiner soll vergessen werden, der in der Welt groß ge­wesen ist; aber ein jeder war groß in seiner Weise, und ein jeder im Verhältnis zur Größe dessen, das er geliebt hat. Denn wer sich selbst geliebt hat, wurde groß durch sich selbst, und wer andere Menschen geliebt hat, wurde groß durch seine Hingabe; aber wer Gott geliebt hat, wurde größer als alle. Ein jeder soll im Gedächtnis fortleben, aber ein jeder wurde groß im Verhältnis zu seiner Erwartung. Der eine wurde groß, indem er das Mögliche erwartete; ein ande­rer, indem er das Ewige erwartete; aber wer das Unmög­liche erwartet hat, wurde größer als alle. Ein jeder soll im Gedächtnis fortleben, aber ein jeder wurde groß je im Verhältnis zur Größe dessen, womit er gerungen hat. Denn wer mit der Welt gerungen hat, wurde groß, indem er die Welt überwand, und wer mit sich selbst gerungen hat, wurde größer, indem er sich selbst überwand; aber wer mit Gott gerungen hat, wurde größer als alle. Sören Kierkegaard

 

Konfuzius sprach: „Reichtum und Ansehen - das wünschen sich die Menschen. Kann man jedoch nicht auf anständige Weise dazu gelangen, dann soll man sich weder um das eine noch um das andere bemühen.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

Konfuzius sprach: „Sieh, welche Mittel ein Mensch verwendet, um seine Ziele zu erreichen; betrachte die Beweggründe, die sein Handeln bestimmen; prüfe, worin seine Seele Ruhe findet und was ihn bewegt. Wie kann ein Mensch da noch sein Wesen verbergen? Wie kann ein Mensch da noch sein Wesen verbergen?“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

Konfuzius sprach: „Triffst du einen Menschen, mit dem zu reden sich lohnt, und du redest nicht mit ihm, so hast du einen Menschen verfehlt. Triffst du einen Menschen, mit dem zu reden sich nicht lohnt, und du redest mit ihm, so hast du deine Worte vergeudet. Der Weise verfehlt weder einen Menschen, noch vergeudet er seine Worte.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

Lange leben will halt alles, aber alt werden will kein Mensch. Johannes Nestroy

 

Es ist eine Krankheit der Menschen, dass sie ihr eigenes Feld vernachlässigen, um in den Feldern der anderen nach Unkraut zu suchen. Victor Hugo

 

Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst tun können. Abraham Lincoln

 

Man kann einen Christen ohne Gebet ebenso wenig finden wie einen lebendigen Menschen ohne Puls, welcher niemals still steht, sich reget und immerdar für sich schlägt, wenn auch der Mensch schläft oder anderes tut, sodass er sein nicht gewahr wird. Martin Luther

 

Man möge bedenken, dass man andere ertragen soll, wie man selbst ertragen zu werden wünscht. Aber das ist eben der Teufel der Menschen, dass selten jemand glaubt, dass die anderen auch etwas an ihm zu ertragen hätten. Jeremias Gotthelf

 

Man muss den Ruhm der Menschen nach den Mitteln messen, deren sie sich bedient haben, um ihn zu erwerben. Rochefoucauld

 

Man nennt einen Menschen böse nicht darum, weil er Handlungen ausübt, welche böse sind, sondern weil diese so beschaffen sind, dass sie auf böse Maximen schließen lassen. Immanuel Kant

 

Man soll einen Menschen nicht nach seinen Vorzügen beurteilen, sondern nach der Art, wie er sie gebraucht. Rochefoucauld

 

Man springt einem Menschen, der ins Wasser fällt, noch einmal so gern nach, wenn Leute zugegen sind, die es nicht wagen. Friedrich Nietzsche

 

Man überschätze die Klugheit nicht! Sind denn die besten Menschen - die sich für andere opfern - klug? Jakob Boßhart

 

Man unterscheide Menschen, die im Frühling den Winterrock ablegen, und Menschen, die die Ablegung des Winterrocks als unfehlbares Mittel zur Herbeiführung des Frühlings ansehen. Die ersten werden eher den Schnupfen kriegen. Karl Kraus

 

Manche Menschen äußern schon eine Gabe, sich dumm zu stellen, ehe sie klug sind; die Mädchen haben diese Gabe sehr oft. G. Chr. Lichtenberg

 

Manche Menschen haben mit Zigaretten gemeinsam, dass ihr Gift sich im Mundstück sammelt. Quelle unbekannt

 

Manche Menschen sind so sehr von sich selbst erfüllt, dass sie sich in der Liebe nur mit ihrer Leidenschaft, aber nicht mit dem geliebten Wesen beschäftigen. Rochefoucauld

 

Manche Menschen treiben leicht ab. Unversehens sind sie anderswo, als wo man sie haben will, als wo sie sich selbst haben wollen. Christian Morgenstern

 

Mein ganzes Leben über kannte ich keinen Menschen, der eines andern Unglück nicht mit wahrhaftig christlicher Fassung ertragen hätte. Alexander Pope

 

Mensch wirst du nicht ein Kind, so gehst du nimmer ein, Wo Gottes Kinder sind: Die Tür ist gar zu klein. Angelus Silesius

 

Mensch, gibst du Gott dein Herz, er gibt dir seines wieder:

Ach, welch ein werter Tausch! Du steigest auf, er nieder. Angelus Silesius

 

Menschen verlieren wie Nägel ihren Nutzen, wenn sie anfangen, sich zu verbiegen. Walter Savage Landor

 

Menschen, welche rasch Feuer fangen, werden schnell kalt und sind daher im Ganzen unzuverlässig. Friedrich Nietzsche

 

Mit wem es in Wahrheit recht steht, dem ist es an al­len Stätten und unter allen Menschen recht. Mit wem es aber unrecht steht, für den ist es an allen Stätten und unter allen Leuten unrecht. Mit wem es recht steht, der hat Gott in Wahrheit bei sich. Wer aber Gott recht in Wahrheit hat, der hat ihn an allen Stätten und auf der Straße und bei allen Leuten ebenso wie in der Kirche oder in der Einsamkeit oder in der Klosterzelle. Meister Eckhart

 

Mitleid mit den Tieren hängt mit der Güte des Charakters so genau zusammen, dass man zuversichtlich behaupten darf, wer gegen Tiere grausam ist, könne kein guter Mensch sein. Arthur Schopenhauer

 

Nach Geschwätz hat der Mensch offenbar ein so tiefes Bedürfnis, als wäre es das einzig Notwendige. Sören Kierkegaard

 

Nach manchem Gespräch mit einem Menschen hat man das Verlangen, einen Hund zu streicheln, einem Affen zuzunicken und vor einem Elefanten den Hut zu ziehen. Maxim Gorki

 

Nichts kann den Menschen mehr stärken als das Vertrauen, das man ihm entgegenbringt. Adolf von Harnack

 

Nichts macht die Menschen vertrauter und gegen einander gutgesinnter als gemeinschaftliche Verleumdung eines Dritten. Jean Paul

 

Nichts macht uns feiger und gewissenloser als der Wunsch, von allen Menschen geliebt zu werden. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Nirgends strapaziert sich der Mensch mehr als bei der Jagd nach Erholung. Jean Paul

 

Noch niemals sah ich einen Menschen, der wirklich die Wahrheit sucht. Jeder, der sich auf den Weg gemacht hatte, fand früher oder später, was ihm Wohlbefinden gewährte. Und dann gab er die weitere Suche auf. Mark Twain

 

Nun könnt ihr sagen: Schlechte Menschen haben es sehr gut, sie kriegen ihren Willen mehr als andere Leute. Salomon sagt: Der böse Mensch soll nicht sagen: Was schadet es mir, dass ich Übles täte, wenn es mir doch nicht weh täte? Oder: Wer täte mir deshalb Übles? Eben das, dass du Übles tust, das ist ganz und gar dein Schaden und tut dir weh genug. Seid dessen gewiss bei der ewigen Wahrheit, dass es ein ebenso großer Zorn Gottes ist; er könnte dem Sünder nichts Schlimmeres antun, weder mit der Hölle noch mit irgend etwas, als er ihm damit antut, dass er es ihm gestattet oder über ihn verhängt (=ihm zulässt), dass er sündig ist und dass er sich nicht dadurch über ihn erbarmt, dass er keinen so großen Jammer (=Unheil) über ihn zuließe, nicht sündigen zu können. Und gäbe ihm Gott das Weh der ganzen Welt, so könnte ihn Gott dennoch nicht mehr schlagen, als er damit geschlagen ist, dass er sündigt. Meister Eckhart

 

Nur wenige Menschen sind bescheiden genug, um zu ertragen, dass man sie richtig einschätzt. Luc de Clapier Vauvenargues

 

Nur wenn es eine Antwort auf den Tod gibt, hat der Mensch überhaupt etwas zu lachen. Blaise Pascal

 

Ob ein Mensch klug ist, erkennt man viel besser an seinen Fragen als an seine Antworten. De Levis

 

Obwohl der Mensch ständig seine Leidenschaften zu befriedigen sucht, seufzt er doch immer über ihre Tyrannei. Weder kann er ihre Gewalt ertragen, noch jene, die er sich antun müsste, um sich von ihrem Joch zu befreien. Er verabscheut sie ebenso wie die Heilmittel gegen sie. Er kann sich weder mit dem Schmerz der Krankheit noch mit der Anstrengung der Heilung abfinden. Mit einem Wort: er ist ein jämmerliches Geschöpf. Rochefoucauld

 

Phantasie ist ein Göttergeschenk, aber Mangel an Phantasie auch. Ich behaupte, ohne diesen Mangel würde die Menschheit den Mut zum Weiterexistieren längst verloren haben. Christian Morgenstern

 

Reichtum ist das geringste Ding auf Erden und die allerkleinste Gabe, die Gott einem Menschen geben kann. Was ist's gegen Gottes Wort, ja, was ist's auch nur gegen leibliche Gaben wie Schönheit, Gesundheit und gegen Gaben des Gemüts, wie Verstand, Kunst, Weisheit? Dennoch trachtet man so emsig danach und lässt sich keiner Arbeit noch Mühe und Gefahr verdrießen noch hindern. Darum gibt Gott gemeiniglich Reichtum den groben Eseln, denen er sonst nichts gönnt. Martin Luther

 

Schlaf ist ein Hineinkriechen des Menschen in sich selbst. Hebbel

 

Schlechte Menschen erkennt man an ihren guten Ausreden. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Sei, wo du willst, und wende dich, wohin du immer willst: Wenn du dich nicht zu Gott hinwendest, so bist du überall ein elender Mensch. Thomas von Kempen

 

Sie sind immer eifrig beschäftigt, und sie wissen nicht, was sie tun. Sie pflegen ihre Gewohnheiten, und sie wissen nicht warum. Sie laufen ihr ganzes Leben lang, und sie kennen nicht den Weg. So sind die meisten Menschen. Mengtse

 

Sympathische Menschen sind Leute, die von uns eine hohe Meinung haben. Unbekannt

 

Um den Menschen für die Erbsünde zu strafen, hat Gott ihm erlaubt, sich aus seiner Eigenliebe einen Götzen zu schaffen, der ihn nun zeitlebens bei allen seinen Taten quält. Rochefoucauld

 

Unglückliches Geschick der Menschen! Kaum ist der Geist zu seiner Reife gelangt, beginnt der Körper zu welken. Charles Baron de Montesquieu

 

Unser Geist ist nur alsdann wachend anzusehen, wenn er sich Gottes bewusst, ihn denkt und empfindet, und die Allgegenwart Gottes in und um sich erkennt, wie die Seele eines Wachenden ihre Herrschaft über den Leib und der Leib die Eindrücke eines geistigen Willens ausdrückt. Ein Mensch, der in Gott lebt, wird sich daher zu einem natürlichen Menschen verhalten, wie ein wachender – zu einem schnarchenden im tiefen Schlaf – zu einem Träumenden – zu einem Mondsüchtigen. Johann Georg Hamann

 

Unser Leben vergeht mit der Suche nach Gott, denn es vergeht mit der Suche nach dem, was uns fehlt. Théodore Simon Jouffroy

 

Wenn der Mensch der Körper wäre, so gäbe es keine andere Moral als die Hygiene. Théodore Simon Jouffroy

 

Unter allen Beweisen für unser Fortleben ist der festeste, dass der Schöpfer uns mit Tugenden, Wünschen, Träumen für eine ganz andere als diese Erde ausgemalt und wohlgeschmückt hat und dass gerade die vollkommensten Menschen alle ihre Wurzeln aus diesem Kotboden ziehen und in einen reineren schlagen. Jean Paul

 

Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann glauben zu können, wenn man genau weiß, dass man an seiner Stelle lügen würde! Anonym

 

Viele Menschen sterben, ohne je gelebt zu haben. Zum Glück bemerken sie es nicht. Henrik Ibsen

 

Viele Menschen warten ihr Leben lang auf die Gelegenheit, auf ihre Art gut zu sein. Friedrich Nietzsche

 

Viele Menschen ziehen ihre Schlüsse über das Leben wie Schulknaben: sie betrügen ihre Lehrer, indem sie die Antworten aus einem Buch abschreiben, ohne die Addition selbst ausgerechnet zu haben. Sören Kierkegaard

 

Vielleicht ist die Kunst, die mit Geistesstärke Wunder tun will, wie sie nur, zu seinem Zwecke, der alte Meister vermag, am Ende die beschämteste unter allen menschlichen Künsten. Vielleicht war solche Überhebung gar nicht Kunst. Karl Kraus

 

Der Übel größtes ist der Zwang, an die äußern Dinge des Lebens, die der inneren Kraft dienen sollen, eben diese zu verplempern. Karl Kraus

 

Während das objektive Denken alles im Resultat aus­drückt und der ganzen Menschheit durch Abschreiben und Ableiern des Resultates und des Fazits zum Mogeln verhilft, setzt das subjektive Denken alles ins Werden und lässt das Resultat weg, ... Sören Kierkegaard

 

Wahr­heit wissen folgt ganz von selbst aus Wahrheit sein, nicht um­gekehrt; (...) Wahrheit sein ist eins mit Wahrheit wissen, und Chri­stus hätte die Wahrheit nie gewusst, wo er sie nicht gewesen wäre; und kein Mensch weiß mehr von der Wahrheit als was er von der Wahrheit ist. Sören Kierkegaard

 

Warum Gott den Menschen zuletzt erschaffen hat? Damit er ihm bei der Schöpfung nicht dreinreden konnte. Gorch Fock

 

Warum schuf Gott Mann und Weib? Um den Begriff des vollendeten Menschen außerhalb unserer Personen zu verlegen. Karl Gutzkow

 

Was aus Liebe geschieht, das ist groß, bringt große Frucht, so gering und ungeachtet es in den Augen des Menschen auch immer sein mag. Denn auf der Waage Gottes wiegt das, was dich zum Tun treibt, ungleich mehr als die Tat selber. Thomas von Kempen

 

Was der Mensch an sich und an andern nicht bessern kann, das muss er mit Geduld tragen, bis es Gott anders macht. Thomas von Kempen

 

Was der Mensch in Gottes Auge ist, das ist er, und mehr ist er nicht. Thomas von Kempen

 

Was der Mensch liebt, das ist sein Gott. Er trägt es in seinem Herzen. Er bewegt es Tag und Nacht in sich. Es sei, was es sei: Reichtum oder Geld, Vergnügen oder Ehre. Martin Luther

 

Was die Menschen Freundschaft nennen, ist nur Zu­sammenschluss zur Verfolgung gegenseitiger Interessen im Austausch guter Dienste. Schließlich also bloß ein Geschäft, in dem der Eigennutz etwas zu gewinnen erhofft. Rochefoucauld

 

Was die Menschen gesellig macht, ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit und in dieser sich selbst zu ertragen. Arthur Schopenhauer

 

Was heißt, beim Licht besehen, den Menschen die Moral? Zwei scheuen das Vergehen und hundert den Skandal! Franz Herold

 

Was ist das, ein Mensch? Macht ihn seine Geburt dazu? Nein, nennt ihn wie ihr wollt, sie macht ihn nur zum Sohn seines Vaters. Pierre Carlet de Marivaux

 

Was ist der Mensch? Dasjenige, was zwar noch nicht weiß, was es ist, doch wissen kann, was es, als sich entfremdet, sicher nicht ist und deshalb so falsch nicht bleiben will, wenigstens nicht soll.

Quelle unbekannt

 

Was nützt es dir, lange zu leben, wenn dein Eifer, besser zu werden, von so kurzer Dauer und so geringer Wirkung ist? Ach, ein langes Leben macht den Menschen nicht immer besser, macht seine Schuld oft nur größer. Hätten wir doch hier auf Erden auch nur einen Tag recht gut gelebt! ... Wenn es für dich so schrecklich ist, jetzt zu sterben, so ist es vielleicht noch gefährlicher, länger zu leben. Thomas von Kempen

 

Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch, der uns zwingt, das zu tun, was wir können. Ralph Waldo Emerson

 

Was würde wohl aus uns werden, wenn jeder das bisschen Humor und Witz, das in ihm steckt, unterdrücken wollte? Macht es nicht jenen armseligen Menschen nach, die mit traurigem und missmutigem Gesicht daherkommen, weil sie fromm sein möchten. Sie haben Angst, ihre Frömmigkeit könnte davonfliegen, falls sie vernünftig reden. Hl. Theresia von Avila

 

Wehe denen, die zu groß sind, um mit den Kleinen klein zu werden; denn die Tür des Himmels ist niedrig und nicht hoch genug, um so große, von sich volle und von falscher Größe aufgeblähte Menschen einzulassen! Thomas von Kempen

 

Welchen Sinn hat es, Menschen in die Welt zu setzen, ehe man geklärt hat, welchen Sinn es für Menschen hat, in der Welt zu sein? Man schiebt diesen Menschen nur ein Problem zu, das man sich selbst nicht getraut hat zu klären. Es ist, als würde ein Mensch auf die Frage „Wozu ist ein Hammer gut?“ antworten „Um Hämmer zu machen“ und auf die Frage „Und wozu sind dann diese Hämmer gut?“ antworten „Um weitere Hämmer zu machen“. G. K. Chesterton

 

Wem das allgemeine Wohl das höchste Ziel auf Erden dünkt, der tut den Menschen gar nichts so Gutes, wie er meint. Man soll nie das Wohl, man soll nur das Heil jedes Menschen im Auge haben, – zwei Dinge, die sich oft wie Wasser und Feuer unterscheiden. Christian Morgenstern

 

Wen die Scham bekleidet, dessen Fehler sehen die Menschen nicht. Ali

 

Wen Glück und Unglück nicht auf die Probe gestellt haben, der stirbt wie ein Reichssoldat, der nie den Feind gesehen hat. Friedrich Maximilian Klinger

 

Der Mensch weiß nie recht, was er will; und wenn er einmal hat, was er gewollt hat: so sieht er, dass es das nicht war. Und so geht all unser Bestreben ins Unendliche. Wir sind nie groß und glücklich, außer wenn wir aus uns selbst verschwinden. Wilhelm Heinse

 

Wenig genügt, um den Weisen, und nichts, um den Toren glücklich zu machen. Deshalb sind fast alle Menschen unglücklich. Rochefoucauld

 

Wenn alle Menschen ihr Missgeschick auf einen einzigen großen Haufen legten, von dem sich jeder den gleichen Anteil zu nehmen hätte - die meisten Menschen wären froh, wenn sie ihren eigenen Beitrag zurückbekommen und verschwinden könnten. Sokrates

 

Alle Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, dass sich vieles ändern lässt, bloß nicht die Menschen. Karl Marx

 

Wenn dem Menschen nicht immer etwas teurer ist als das Leben, so ist das Leben nicht viel wert. Johann Gottfried Seume

 

Wenn der Mensch betet, so atmet Gott in ihm auf. Friedrich Hebbel

 

Wenn der Mensch seine eigentliche Aufgabe nicht erfüllt, ist es, als ob du ein Schwert aus feinstem indischen Stahl, wie man es in königli­chen Schatzkammern findet, brächtest und es dann zu einem Schlachtermesser machtest, um angefaultes Rindfleisch damit zu schneiden, und dann sagtest: „Ich lasse dies Schwert nicht mü­ßig herumhängen; ich benutze es für etwas Nützliches!“ Oder als ob du einen goldenen Kessel brächtest und Rettich darin kochtest, wo man für ein einziges Körnchen seines Goldes hundert Töpfe kaufen könnte; oder als ob du ei­nen juwelenbesetzten Dolch als Nagel für einen Kürbis oder einen kaputten Krug verwendetest: „Doch, ich nutze ihn ja gut, ich hänge meinen Kürbis dran auf. Ich lasse den Dolch ja nicht nutzlos herumliegen!“ Wäre das nicht bekla­genswert und lächerlich? Rumi

 

Wenn der Mensch sich reinwäscht, klagt Gott ihn an. Wenn der Mensch sich anklagt, wäscht Gott ihn rein. Franz von Sales

 

Wenn die Menschen auf ihr Alter tugendhaft werden, opfern sie Gott nur die Überbleibsel vom Teufel. Alexander Pope

 

Wenn die Menschen nur von dem sprächen, was sie verstehen, dann würde gar bald ein großes Schweigen auf der Erde herrschen. Aus China

 

Wenn die Menschen unter das Getümmel ihrer Ge­schäfte und Zerstreuungen gewohnt wären, biswei­len ernsthafte Augenblicke der lehrreichen Betrach­tungen zu mengen, dazu sie das tägliche Beispiel der Eitelkeit unserer Absichten in dem Schicksale ihrer Mitbürger auffordert: so würden ihre Freuden viel­leicht weniger rauschend sein, aber die Stelle der­selben würde eine ruhige Heiterkeit der Seele ein­nehmen, der keine Zufälle mehr unerwartet sind, und selbst die sanfte Schwermut, dieses zärtliche Ge­fühl, davon ein edles Herz aufschwillt, wenn es in einsamer Stille die Nichtswürdigkeit desjenigen er­wägt, was bei uns gemeiniglich für groß und wichtig gilt, würde mehr wahre Glückseligkeit enthalten als die ungestüme Belustigung des Leichtsinnigen und das laute Lachen des Toren. Immanuel Kant

 

Wenn dir ein Mensch begegnet, der sich viel dünkt und groß und breit dasteht, wende dich um und habe Mitleid mit ihm. Wir sind nicht groß, aber unser Glück ist, dass wir an etwas Größeres und Besseres glauben können! Matthias Claudius

 

Wenn du einen verhungernden Hund aufliest und machst ihn satt, dann wird er dich nicht beißen. Das ist der Grundunterschied zwischen Hund und Mensch. Mark Twain

 

Wenn ein Mensch behauptet, mit Geld lasse sich alles erreichen, darf man sicher sein, dass er nie welches gehabt hat. Aristoteles

 

Wenn ein Mensch keinen Grund hat, etwas zu tun, hat er einen Grund, es nicht zu tun. Walter Scott

 

Wenn ein Mensch plötzlich krank wird, eilen sogleich die Wohlwollenden zu Hilfe; bekämen sie alle zusammen Erlaubnis, ihre Ratschläge auszuführen, so wäre wohl der Tod des Kranken sicher. Sören Kierkegaard

 

Wenn es Menschen gibt, deren Lächerlichkeit nie sichtbar geworden ist, dann hat man zu wenig danach gesucht. Rochefoucauld

 

Wenn man älter wird, so lernt man eben einsehen, dass man von einem Menschen nicht alles verlangen kann und dass man zufrieden sein muss, wenn ein Weinstock Trauben trägt. In jüngeren Jahren verlangt man auch noch Erd- und Himbeeren dazu. Theodor Fontane

 

Wenn man fühlt, dass man nichts hat, womit man die Achtung eines Menschen erringen kann, ist man nicht mehr weit davon, ihn zu hassen. Luc de Clapier Vauvenargues

 

Wenn wir die Menschen nur nehmen, wie sie sind, so machen wir sie schlechter; wenn wir sie behandeln, als wären sie, was sie sein sollten, so bringen wir sie dahin, wohin sie zu bringen sind. Goethe

 

Wenn wir Menschen ein angeborenes Verlangen nach Unsterblichkeit haben, so ist es klar, dass wir in unsrer jetzigen Lage nicht sind, wo wir sein sollten. Wir zappeln auf dem Trocknen, und es muss irgendwo ein Ozean für uns sein. Matthias Claudius

 

Wer aller Menschen Freund, der ist der meine nicht. Jean Baptiste Molière

 

Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt, hat nie geliebt und nie gehasst. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Wer bist du denn, dass du dich vor einem Menschen fürchtest? Heute ist er, und morgen findest du seine Stätte nicht mehr. Fürchte deinen Gott, und die Menschen werden nicht mehr so viel Furchtbares für dich haben. Thomas von Kempen

 

Wer die Menschen ruinieren will, braucht ihnen nur alles zu erlauben. Napoleon Bonaparte

 

Wer die wahre, die unvergängliche Ehre sucht, der kümmert sich nicht viel um die vergängliche. Und wer noch vergängliche Ehre sucht oder sie noch nicht von ganzem Herzen verschmäht, der beweist eben dadurch, dass ihm die unvergängliche Ehre noch nicht über alles lieb und teuer geworden ist. Große Seelenruhe hat der, der sich weder die Lobsprüche noch die Schmähworte der Menschen nah ans Herz gehen lässt. Thomas von Kempen

 

Wer nicht Gott, sondern den Menschen gefallen will, dessen Tugend leidet an Knochenfraß und geht unter. Johann Geiler von Kaysersberg

 

Nimm dich selbst wahr. Und wo du dich findest, da lass dich, das ist das Allerbeste. Du musst wissen, dass sich noch nie ein Mensch in diesem Leben so weitge­hend gelassen hat, dass er nicht gefunden hätte, er müs­se sich noch mehr lassen. Soweit du ausgehst aus allen Dingen, so weit geht Gott ein mit all dem Seinen. Da findest du wahren Frieden und nirgends sonst. Meister Eckhart

 

Wer sich als besserer Mensch vom Gebet erhebt, der ist erhört. George Meredith

 

Wie glücklich und klug ist doch der Mensch, der keine andere Sorge kennt, als zu leben, wie er im Tod wünschen wird, gelebt zu haben! Thomas von Kempen

 

Wie glücklich viele Menschen wären, wenn sie sich genauso wenig um die Angelegenheiten anderer bekümmerten wie um ihre eigenen! G. Chr. Lichtenberg

 

Wie kann man leben, wenn man nicht weiß wofür? Wofür aber lohnt es sich zu leben? Man erkennt wohl das, wofür sich zu leben lohnt, daran, dass man auch dafür sterben könnte. Wofür aber könnte man sterben, außer für das, was schwerer wiegt als das Leben? Du kennst nichts, was schwerer wiegt als dein Leben? Du armer Mensch. Du lebst – und stirbst – für nichts? Anonym

 

Wie können die niederträchtigen und verworfenen Menschen dem Fürsten dienen? Diese Menschen werden, ehe sie ihr Amt empfangen haben, von der Furcht gequält, sie möchten es nicht empfangen, und wenn sie es empfangen haben, werden sie von der Furcht gequält, es zu verlieren. Von Stund an, wo sie von der Furcht gequält werden, ihre Ämter zu verlieren, gibt es nichts, wozu sie nicht fähig wären. Konfuzius

 

Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. Abraham Lincoln

 

Willst du gewinnen der Menschen Gunst,

so musst du lernen die saure Kunst,

zu sprechen stets mit feiner List,

wie andern der Schnabel gewachsen ist. Oskar Blumenthal

 

Wir halten oft manchen Menschen wegen seiner Mängel und Fehler für unglücklich, ich aber sage, dass derjenige der unglücklichste Mensch ist, welchem kein Mensch gefällt. Abraham a Santa Clara

 

Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen nicht wissen, was sie wollen, aber alles tun, um es zu bekommen. Donald Robert Perry Marquis

 

Wir missachten Menschen eher wegen der kleinsten Treulosigkeit gegen uns als wegen der größten gegen andere. Rochefoucauld

 

Wir schwachen Menschen finden das nur des Erlangens wert, wonach wir viele streben sehen! Karl Gutzkow

 

Wir sind in dieser Welt eilige Gäste. Wir sind hier bloß wie in einem Wirtshaus, wo man ein Glas Bier trinkt und dann wieder weiterwandert - heimwärts. Martin Luther

 

Da Christus Menschen erziehen wollte, musste er Mensch werden. Wollen wir Kinder erziehen, so müssen wir auch mit ihnen Kinder werden. Martin Luther

 

Wir suchen die Wahrheit, finden wollen wir sie aber nur dort, wo es uns beliebt. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Am weitesten in der Rücksichtslosigkeit bringen es die Menschen, die vom Leben nichts verlangen als ihr Behagen. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Zeng-zi sprach: „Ein Mensch, dem man ein Waisenkind genauso anvertrauen kann wie das Schicksal eines Staates und der selbst bei großen äußeren Zwängen seinen Grundsätzen treu bleibt - ist der ein Edler? Er ist ein Edler.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

Zi-gong fragte: „Was ist davon zu halten, wenn ein Mensch überall beliebt ist?“ Konfuzius meinte: „Das ist noch nicht genug.“ „Und wenn einer bei allen verhasst ist?“ Darauf der Meister: „Auch das ist noch nicht genug. Besser ist es, wenn ein Mensch von den Guten geliebt und von den Bösen gehasst wird.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

Zum Denken sind wenige Menschen geneigt, obwohl alle zum Rechthaben. Arthur Schopenhauer

 

Beurteile einen Menschen nicht nur danach, was er erreicht hat, sondern auch danach, wohin er unterwegs ist. Ernst Reinhardt

 

Wenn ein Mensch nicht im selben Takt geht wie alle anderen, beruht das vielleicht darauf, dass er einen anderen Trommler hört. Lass ihn wandern im Takt der Musik, die er hört. Henry David Thoreau

 

Menschenfreund

Ein wahrer Menschenfreund; ... er legt mit unerschöpflicher Geduld und tiefem Glauben die in die Menschen eingemeißelte Inschrift Gottes frei, dessen ungestalte, schiefe Denkmäler sie sind. Henry David Thoreau

 

MENSCHENWORT UND GOTTESWORT

Die Bibel ist nicht „nur“ Menschenwort oder „nur“ Gotteswort, ist auch nicht teils das eine und teils das andere, sondern beides zugleich und beides in Gänze. Ein Widerspruch besteht aber nicht, weil „Gotteswort“ die Urheberschaft meint und „Menschenwort“ die Berichterstattung: Wenn das Wasser einer Quelle durch Leitungen transportiert wird, darf man es mit demselben Recht „Quellwasser“ nennen, wie man es auch „Leitungswasser“ nennt.

zum Text

 

MENSCHENWÜRDE

1.

Der Mensch ist dazu bestimmt, Gottes Ebenbild zu sein. Doch ist dies nicht als „Gottähnlichkeit“ misszuverstehen. Gemeint ist vielmehr eine gegenbildliche Entsprechung wie sie zwischen Siegelring und Siegelabdruck besteht: Der Mensch ist bestimmt, zu empfangen, wo Gott schenkt, zu gehorchen, wo Gott befiehlt, zu folgen, wo Gott ruft. Bisher verfehlen alle Menschen dieses Ziel, bis auf einen: Jesus Christus ist das wahre Ebenbild Gottes und dadurch der Maßstab des wahrhaft Menschlichen.

zum Text

2.

Man hört oft, nur selbstbestimmtes Leben sei menschenwürdig. Doch ist das ein Irrtum. Denn einerseits gibt es viel fremdbestimmtes Leben, das in Würde gelebt wird. Und andererseits kann man gerade durch Selbstbestimmung seine Würde verlieren. Richtiger ist es darum, den Zusammenhang von „Wert“ und „Würde“ zu sehen, denn „würdigen“ bedeutet, jedes Ding mit der seinem Wert entsprechenden „Wertschätzung“ zu behandeln. Zu würdigenden Wert hat der Mensch aber nicht durch seine vermeintliche Autonomie, sondern durch seinen Schöpfer, der ihn dazu beruft, Gottes geliebtes Kind zu sein.

zum Text

 

MENSCHWERDUNG, WEIHNACHTEN

1.

Indem Gott Mensch wird, macht er unsere Probleme zu seinen. Er teilt unser Schicksal und beugt mit uns den Rücken unter die Last, die wir uns aufgeladen haben. Er stellt sich vor die, die für sich selbst nicht geradestehen können. Und er tut das in dem vollen Bewusstsein, dass er wenig später auf Golgatha den Kopf für uns hinhalten wird. Trotzdem kommt er hinein in unsere verfahrene Situation. Und man könnte denken, das sei tragisch für ihn. In Wahrheit aber ist es tragisch für die Situation. Denn sie kann nun nicht bleiben, wie sie ist. Wenn Christus unsere Not auf sich nimmt, ist das der Anfang vom Ende dieser Not.

zum Text 

2.

Gott durchlief ein irdisches Leben, um an unseren Lasten teilzuhaben, sie mit uns zu tragen und für uns zu überwinden. Er ging in unseren Schuhen, machte unsere Not zu seiner Not und ersparte sich weder Blut noch Schweiß oder Tränen. Doch weil er unsere Lage teilt, ist sie nun nicht mehr aussichtslos. Christi Weg ist so mit unserem verschmolzen, dass sich seine Kraft über kurz oder lang gegen unsere Schwäche durchsetzen und seine Reinheit über unseren Schmutz siegen wird. Denn der Menschgewordene versenkt unsere Not tief hinein in seine Liebe.

zum Text

3.

Selten wird der Maler zum Bild und der Töpfer zum Topf. Doch Gott wird Mensch. Der Schöpfer wird das, was er gemacht hat, damit, was er gemacht hat, nicht zugrunde geht. Er gibt der Menschheit nicht, was sie verdient, sondern gibt ihr – sich selbst. Er teilt sich der Menschheit mit, indem er ihr Leben mit ihr teilt. Er eignet sich ihr Elend an, um es zu überwinden. Er stellt sich zu den Verlorenen – und macht sie damit zu Gefundenen. Das Gewicht seiner Liebe zog Gott auf die Erde hinab! Er schlüpfte in unser Leben und durchlief all seine Stationen, um wieder herzustellen, was kaputt war und wiederzufinden, was verloren war.

zum Text

4.

Gott begegnet uns nicht nur in Jesus Christus, aber er begegnet uns nur in Jesus Christus so, dass wir ihn begreifen können. Denn Gottes Offenbarung in Natur und Geschichte ist so zweideutig, dass wir aus ihr nicht entnehmen können, ob Gott zuletzt unser Freund oder unser Feind sein will. Erst in Christus - und nur in Christus - wird Gottes Heilswille eindeutig erkennbar und greifbar, so dass Christen sagen: Einen anderen Gott als den Menschgewordenen kennen, wollen und verehren wir nicht.

zum Text

5.

Wenn Christen bekennen, Christus sei „empfangen durch den Heiligen Geist“ und „geboren von der Jungfrau Maria“, so gilt ihr Interesse nicht gynäkologischen Besonderheiten der Mutter Jesu. Vielmehr wendet sich dieses Bekenntnis gegen jeden Versuch, Christus aus einer Familie, einem Volk oder einer religiösen Entwicklungsgeschichte „herzuleiten“. Nicht die Menschheit hat den Erlöser der Menschheit „hervorgebracht“, sondern Gott Vater hat seinen Sohn zu uns gesandt.

zum Text

6.

Die Kirche entspricht dem Zeugnis der Bibel, indem sie Christus zugleich als „wahren Menschen“ und „wahren Gott“ bekennt. Wie sich beide „Naturen“ in der Person Christi vereinen konnten, übersteigt unseren Horizont. Aber wir vermögen einzusehen, dass diese Vereinigung nötig war: Wie eine Brücke auf beiden Ufern des Flusses aufruhen muss, um sie zu verbinden, so musste Christus ganz zu Gottes und ganz zu unserer Welt gehören, um zwischen Himmel und Erde eine Brücke schlagen zu können.

zum Text

7.

Wie Gott Mensch wird – und dabei doch Gott bleibt –, ist schwer zu erklären. Denn immer scheint es, als müsse das Göttliche das Menschliche verdrängen oder das Menschliche das Göttliche ausschließen. Die Verbindung beider sprengt unser Vorstellungsvermögen. Aber: muss uns das wundern? Selbst die bewährte Einteilung der Himmelsrichtungen versagt in dem besonderen Fall, dass man am Nord- oder Südpol steht. Wenn wir also nicht begreifen, wie Gottes Wort Fleisch wird, besagt das weder etwas gegen die Menschwerdung Gottes noch gegen unseren Verstand, sondern besagt eben nur, dass die zwei nicht gut zusammenpassen.

zum Text

8.

 

Der Schöpfer hat sich in Christus verleiblicht. Er mischte sich in seinem Wort unter die Geschöpfe. Er eignete sich die menschliche Natur an. Und seither verändert das Bei-Sein Christi unser Da-Sein – ohne dass wir den Vorgang je ganz begreifen könnten. Gott wollte von uns nicht mehr unterschieden sein, sondern wollte Mensch werden, damit wir Menschen durch die Vereinigung mit ihm gerettet würden. Wer aber sieht seine Herrlichkeit? Der Unglaube sieht vor lauter Fleisch kein göttliches Wort – das Menschliche an Christus verdeckt ihm die Gottheit. Der Glaube hingegen sieht in Marias Sohn zugleich den Gottessohn – und hat allen Grund zu jubeln, denn „Christus im Fleisch ist die Leiter zum Vater“ (Luther).

zum Text

 

Lieder zum Thema: Christi Menschwerdung und Geburt

 

* – * – * – * – * – * – * – * – *

 

„Die Menschwerdung (incarnatio), durch welche die Person des Gottmenschen wird, besteht darin, dass der Sohn Gottes (logos) die menschliche Natur in seine persönliche Gemeinschaft aufnimmt und aufs festeste und für Ewigkeit unauflöslich mit sich und seiner göttlichen Natur vereinigt, und zwar so, dass auf keine Weise beide Naturen ineinander aufgehn, oder miteinander vermischt werden.“ (Adolf Hoenecke)

 

Ach, was ist rührender, als den in Menschengestalt zu sehen, welcher des Menschen Schöpfer ist! In der Zeit wurde der von einer Jungfrau empfangen und geboren, welcher immerdar im Schoße des himmlischen Vaters ist. In Leinentücher ward er eingehüllt, welcher die Erde mit Sträuchern und Bäumen bekleidet und den Himmel mit Sternen schmückt. Er, den die Himmel und die Erde nicht fassen, ward vor der engen Krippe umschlossen, und nährte sich an der Mutter Brust. Der nahm zu an Weisheit, dessen Weisheit ohne Anfang und Ende ist, er nahm zu an Alter, dessen Ewigkeit nicht zu noch abnimmt; er nahm zu an Gnade, der selbst der Urheber aller Gnaden ist. Der ward den Eltern untertan, vor dem aller Kniee sich beugen im Himmel, auf Erde und unter der Erde. Er, der Herr, wird von dem Knechte, der Gott von dem Menschen, der König von dem Untertan getauft. Der, welchem die Engel dienen, ward vom Teufel versucht. Er, welcher das Brot ist, hungerte, und er, welcher die Quelle ist, dürstete. Er, welcher die unermessliche Herrlichkeit ist, schwitzte Blut im Staube, und die unendliche Majestät ertrug alle Schmach der tiefsten Erniedrigung! Und warum hat der Sohn Gottes unsere menschliche Natur angenommen? Ach, er hat aus dem Fleisch, in das er sich – um unserer Erlösung willen – gekleidet, einen Balsam gemacht, um diesen auf unsere Sündenwunden zu legen und unsere Schwachheit zu heilen!

(Anselmus, gest. 1109)

 

„Als die Menschheit in den tiefsten Jammer versunken war, da traten die Barmherzigkeit und Wahrheit zu gleicher Zeit vor den Thron Gottes. Die Barmherzigkeit sprach: die vernünftige Kreatur bedarf der Rettung, sie ist im schrecklichsten Elend; die Wahrheit dagegen: nein, Herr, du musst dein Wort halten; Adam muss sterben mit seinen Nachkommen, weil sie gesündigt haben. Als sich nun diese beiden eine Weile gestritten hatten, ohne dass die eine der andern nachgeben wollte, neigte sich der Richter nieder und schrieb solches mit seinem Finger: Du sagst, stirbt Adam nicht, so ist es um mich geschehen, und du: erlangt er kein Erbarmen, so ist es um mich geschehen. Der Tod soll etwas Gutes werden, so wird euch beiden Genüge getan. Da erstaunte der ganze Himmel über das tiefe Wort der Weisheit. Aber, wie mag das zugehen? fragte man. Ist doch der Tod so grausam und bitter; wie soll er gut werden? Darauf der Richter: Der Tod von Sündern ist erschrecklich, der Tod von Heiligen aber kann sogar köstlich werden. Oder sollte er es nicht sein, wenn er der Eingang zum Leben, die Pforte zur Herrlichkeit würde? Ja, dann ist er köstlich, sprechen die Himmlischen. Aber wie soll es dahin kommen? Es darf nur jemand aus Liebe sterben, der nicht zu sterben braucht, entgegnet der Herr. Denn die Liebe ist stark wie der Tod, ja noch stärker. Dringt sie in seinen Palast ein, so bindet sie ihn, raubt ihm alle seine Waffen und bahnt den Pfad für viele. Ein teures und aller Annahme wertes Wort! klingt es ringsum wieder, und die Wahrheit macht sich auf und durchläuft die ganze Erde, ob sie jemand finde, der rein von Sünden wäre; aber sie findet keinen, auch unter den jüngsten Kindern nicht. Die Barmherzigkeit durcheilt zu gleicher Zeit den Himmel und findet unter den Engeln zwar der Reinheit, aber nicht der Liebe genug. Beide kommen traurig und bekümmert zurück, weil sie vergebens gelaufen sind. Da nimmt sie der Friede beiseite und spricht zu ihnen: Ihr wisst und bedenkt nichts! Es gibt keinen, der eine solche Tat tun könne, auch nicht einen. Der den Rat gegeben hat, der mag auch die Hilfe leisten. Der Herr hatte indessen das leise Gespräch gehört und winkte Gewährung. Sofort musste der Engel hinabsteigen und der Tochter Zion melden: Siehe, dein König kommt! Und als er dann kam, brachte er den treuen Ratgeber, den Frieden, mit; so dass die Engel sangen: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“

Bernhard (+1153)

 

„Was ist herrlicher, als den in Menschengestalt zu sehen, der des Menschen Schöpfer ist! Im Mutterleibe wird er empfangen, der immerdar in des Vaters Schoß sitzt. Von Ewigkeit her vom Vater ohne Mutter geboren, wird er in der Zeit von einer Mutter ohne Vater geboren. In Windeln gewickelt liegt, der die Erde mit Gesträuch und Bäumen bekleidet, den Himmel mit Sternen geschmückt, das Meer mit Fischen erfüllt hat. Er, den der Himmel Himmel nicht fassen mögen, wird von enger Krippe umschlossen und nährt sich an der Mutter Brust. Er nimmt zu an Weisheit, dessen Weisheit ohne Anfang und Ende ist, er nimmt zu an Alter, dessen Ewigkeit nicht zu- noch abnimmt, er nimmt zu an Gnade, der Urheber aller Gnade ist. Den alle Kreatur anbetet, vor dem aller Knie sich beugen, wird Eltern untertan. Es wird getauft der Herr vom Knecht, der Gott vom Menschen, der König vom Untertanen. Er, dem die Engel dienen, wird vom Teufel versucht. Der das Brot ist, hungert; der die Quelle ist, dürstet; der der Weg ist, wird müde. Die Herrlichkeit lässt sich beschimpfen, die Majestät sich erniedrigen, das Leben gibt sich in den Tod dahin.“

Anselm (+1109)

 

MICHA

Mit hörenden Ohren nicht hören

Erg.

 

Missgunst

Neid ist der Hass auf das Gute, das mir ein anderer voraus hat. Denn der Neider denkt stets in Kategorien der Konkurrenz und empfindet darum den Vorteil eines anderen als Nachteil für sich selbst. Nur im Überbieten findet er Bestätigung. Doch warum sollte es uns freuen, im Wettkampf weniger begabte Menschen in den Schatten zu stellen? Die Liebe ist die beste Antwort auf allen Neid, weil sie nicht vergleicht – und statt dem anderen sein Gutes zu nehmen, dem, der nichts hat, Gutes schenken will. Gottes Liebe enthebt uns der Konkurrenz: Denn nicht Christen setzen ihre Geltung durch (mit Hilfe eigener Leistungen), sondern Christus setzt unsere Geltung durch (mit dem, was er am Kreuz für uns geleistet hat). 

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Der Hang der menschlichen Natur zu Neid und Missgunst ist so groß, dass man sich über die Vorzüge, die andere besitzen, mehr betrübt als über seine eigenen freut. Plutarch

 

MISSION

1.

Die Mission steht heute in keinem guten Ruf. Doch weil sie Gottes eigenes Projekt ist, haben wir nicht das Recht, auf Mission zu verzichten. Gott will, dass sein Haus voll werde und sendet uns als seine Boten aus. Wenn sich aber irgendwann die Türen schließen und jemand bliebe draußen, weil wir ihn nicht benachrichtigt haben, wäre das schlimm. Schon die Nächstenliebe macht uns die Mission zur Pflicht, denn wenn ein Verdurstender in der Wüste Wasser gefunden hat, ist es nur natürlich, dass er auch andere Verdurstende herbeiruft und sie zur Quelle führt.

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2.

Die nichtchristlichen Religionen entspringen nicht einfach menschlicher Willkür und Phantasie, sondern auch sie verdanken sich dem Wirken und Sich-Bezeugen Gottes. Sie sind einem Christen darum nicht völlig fremd, sondern enthalten – unter vielen Irrtümern – manche sehr respektable Wahrheit, die man anerkennen sollte. Doch wieviel Wahrheit andere Religionen auch enthalten mögen, so fehlt ihnen ohne Christus doch der Zugang zu Gott, den sie haben müssten, um ihren Anhängern das Heil zu vermitteln. Sie kennen das Ziel. Aber sie erreichen es nicht.

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3.

Werbung ist der eigennützige Versuch eines Verkäufers, in potentiellen Kunden Bedürfnisse zu wecken, die sie ohne Werbung wahrscheinlich nie gehabt hätten. Und sie ist darum dem christlichen Glauben wesensfremd. Jesus hat seinen Jüngern keine „Geschäftsidee“ vermittelt. Er brachte Wahrheit, nicht Wellness. Und sein Evangelium ist darum nicht mit der Logik von Angebot und Nachfrage zu erfassen. Wenn Kirche dennoch sich selbst oder das Evangelium „vermarkten“ will, dokumentiert und stiftet sie Verwirrung. Denn wer Evangelisation mit Kundengewinnung verwechselt, weckt dieses Missverständnis auch in denen, die er umwirbt.

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4.

Der Versuch, einen Zweifler zum Glauben zu führen, scheitert oft, weil man mit den Mitteln des Welt-Erkennens nicht zur Erkenntnis Gottes vorstößt. Man kann die Suppe des Glaubens nun mal nicht mit der Gabel der Vernunft essen. Man braucht dazu den Löffel des Heiligen Geistes. Und den mitzuteilen ist nicht unsere, sondern Gottes Sache. Jemand zum Glauben zu überreden, ist daher falsch. Doch dürfen wir uns auf die Fürbitte verlegen und Gott dann mehr zutrauen als dem eigenen hilflosen Gerede. Denn er hat Macht über die Herzen – wir nicht. 

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Wenn Du willst, dass Dein Nächster an Gott glaubt, dann lass ihn sehen, was Gott aus Dir gemacht hat… Ralph Waldo Emerson

 

Wenn ein Finger zum Himmel weist, schaut nur ein Dummkopf auf den Finger. Anonym

 

Misstrauen

Zwei Dinge sind sehr schwer fest zu erhalten: das Misstrauen dir selbst gegenüber, wenn alles gut zu gehen scheint, und das Vertrauen auf Gott, wenn alles übel zu gehen scheint. Johann Michael Sailer

 

Mitleid

„Wenn dir ein Mensch begegnet, der sich viel dünkt und groß und breit dasteht, wende dich um und habe Mitleid mit ihm. Wir sind nicht groß, aber unser Glück ist, dass wir an etwas Größeres und Besseres glauben können!“ (Matthias Claudius)

 

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Man tut wirklich keine Wohltaten und verdient daher auch keinen Dank, wenn man Leute, die unter dem Schwitzkasten gesund werden sollen, aus unzeitigem Mitleid schont. Johann Georg Hamann

 

Mitleid mit den Tieren hängt mit der Güte des Charakters so genau zusammen, dass man zuversichtlich behaupten darf, wer gegen Tiere grausam ist, könne kein guter Mensch sein. Arthur Schopenhauer

 

Wenn dir ein Mensch begegnet, der sich viel dünkt und groß und breit dasteht, wende dich um und habe Mitleid mit ihm. Wir sind nicht groß, aber unser Glück ist, dass wir an etwas Größeres und Besseres glauben können! Matthias Claudius

 

MITTLERAMT CHRISTI

Im großen Streit von Gott und Mensch ist Jesus „dazwischengegangen“. Und das Feuer von beiden Seiten wurde erst eingestellt, als er tot war. Denn jede der Konfliktparteien hat in ihm den Repräsentanten der Gegenseite gesehen. Doch zweimal minus ergibt plus. Indem sich die wechselseitige Verneinung an der Person Christi entlud, hat sie sich auch verausgabt. Gott (in seiner Perspektive) sieht die Menschheit nun immer zusammen mit dem schuldlosen Jesus, der ihre Schuld getragen hat. Und die Menschheit (soweit sie glaubt) sieht Gott immer zusammen mit seinem Sohn, dessen Hingabe ihr die Liebe des Vaters offenbart. 

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Mode

Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf. Theodor Fontane

 

Ich mag immer den Mann mehr lieben, der so schreibt, wie es Mode werden kann, als den, der so schreibt, wie es Mode ist. G. Chr. Lichtenberg

 

Jede Generation lacht über die Moden der Vergangenheit, geht jedoch treu und brav mit den neun. Henry David Thoreau

 

Modern

Die Bibel ist nicht antik, auch nicht modern, sie ist ewig. Martin Luther

 

Ihr wärt modern? Dass doch die schlimme Verwechslung immer mehr gedeiht! Ihr lauscht des Tages lauter Stimme und überhört den Ruf der Zeit. Ludwig Fulda

 

In der jetzigen Zeit ist es mal was Neues beim Alten zu bleiben. Wilhelm Raabe

 

MODERNE THEOLOGIE

1.

Ein Theologe ist ein Wissenschaftler, den seine Materie beherrscht. Er hat sein Wissen nicht, ohne dass es ihn hat. Und er begreift nicht, ohne in das Begriffene mit Haut und Haar inbegriffen zu sein. Denn das Objekt seiner Studien ist das Subjekt seines Lebens. Nicht er hat sich des Themas, das Thema hat sich seiner bemächtigt – und während er urteilt, weiß er sich beurteilt. Anders können Theologen der tatsächlichen Rollenverteilung zwischen Gott und Mensch nicht entsprechen. Nutzt einer aber die reflexive Distanz, um den christlichen Standpunkt (unter ständigem Beschreiben, Erwägen, Würdigen, Umkreisen) niemals einzunehmen, so mag der sein, was er will – ein Theologe ist er nicht.

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2.

Es ist Unfug „mit der Zeit zu gehen“, weil „die Zeit“ gar nicht weiß, wo sie hin will. Sie ist kein „jemand“, der etwas von uns fordern könnte, sondern ist bloß die Gelegenheit, die Gott uns gibt, um das Richtige zu tun. „Zeitgemäß“ ist es darum (nicht etwa dem Trend oder der Mehrheit, sondern) der Wahrheit zu folgen und sich auf Ewiges zu besinnen, weil nur das Ewige zu jeder Zeit zeitgemäß ist. „An der Zeit“ ist also nicht, was eh schon alle denken, sondern was Menschen heute begreifen müssen, um morgen nicht von Gottes Handeln überrumpelt zu werden.

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Möglichkeit

Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. Victor Marie Hugo

 

Es gibt nur eine Möglichkeit, gut zu sein: nicht mehr versuchen, gut zu sein, sondern sich im Glauben an Jesus Christus zu halten. Oswald Chambers

 

Es ist Gott und aller Welt wirklich unmöglich zu ma­chen, dass der Mensch wahren Trost finde, der Trost sucht bei den Kreaturen. Wer aber das Göttliche liebte in der Kreatur und die Kreatur allein in Gott, der fände wahren, rechten und gleichen Trost an allen Orten. Meister Eckhart

 

Es ist unmöglich, dass ein Mensch in die Sonne schaut, ohne dass sein Angesicht hell wird. Friedrich von Bodelschwingh

 

Es ist unmöglich, die Fackel der Wahrheit durchs Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen. G. Chr. Lichtenberg

 

Ich bin nicht gescheitert. Ich habe nur 10.000 Möglichkeiten ausprobiert, die nicht funktioniert haben. Thomas A. Edison

 

Rein durch das Leben zu gehen ist unmöglich. Aber sich zu reinigen ist möglich und höchstes Ziel. Jakob Bosshart

 

MONOTHEISMUS

Gott will auf der Rankingliste unserer Prioritäten den ersten Platz einnehmen – oder keinen. Und wenn wir ihm statt der Hand nur den kleinen Finger reichen, lässt er uns stehen. Denn Gott ist „absolut“. Und das Absolute nur „relativ“ wichtig zu nehmen, wäre widersinnig. Der Mensch soll darum nicht umherschweifen wie ein herrenloser Köter, der jedem nachläuft und jede Hand schleckt, die ihn füttert, sondern soll in unbedingter Treue auf Gott fokussiert sein, um in Freuden, Nöten, Hoffnungen und Ängsten alles nur von ihm zu erwarten.

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MONOTHEISMUS UND TRINITÄTSLEHRE

Die Trinitätslehre entspricht der dreifach-einfachen Selbstmitteilung Gottes im Neuen Testament und ist dem christlichen Glauben unentbehrlich. Denn wenn der Gläubige Christus und den Hl. Geist nicht für Seinsweisen Gottes, sondern bloß für Geschöpfe hielte, liefe Christ-Sein auf den absurden Versuch hinaus, nicht nur zwei, sondern drei Herren zu dienen, von denen nur einer ewig wäre. Wer das ausschließen will, darf in Christus und dem Hl. Geist nie „weniger“ oder „etwas anderes“ sehen als Gott – und kann folglich seinen Glauben nicht anders als nur trinitarisch verantworten. 

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MORAL

Wir halten uns gern für „gute“ Menschen, die nichts Schlimmes tun. Doch die Frage ist nicht, was wir tun, sondern warum. Und da zeigt sich leider, dass wir alles zu dem Zweck tun, einen Vorteil zu erlangen oder einen Nachteil zu vermeiden. Unsere Umwelt verstärkt das erwünschte Verhalten und sanktioniert das unerwünschte. Für unsere Einbindung zahlen wir den Preis, dass wir uns anständig benehmen. Doch ist das nur eigennützig. Und wenn es der Preis für soziale Akzeptanz wäre, täten wir auch das Böse. Wir sind zwar gut darin, Moral zu simulieren. Doch wenn Lohn und Strafe entfallen, ist uns die Moral bald egal: Wir scheuen nicht das Böse, sondern scheuen uns nur, erwischt zu werden – sind also keineswegs „gut“.

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Es stände besser um die Welt, wenn die Mühe, die man sich gibt, die subtilsten Moralgesetze auszuklügeln, an die Ausübung der einfachsten gewendet würde. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Wenn der Mensch der Körper wäre, so gäbe es keine andere Moral als die Hygiene. Théodore Simon Jouffroy

 

Was heißt, beim Licht besehen, den Menschen die Moral? Zwei scheuen das Vergehen und hundert den Skandal! Franz Herold

 

MORAL- UND SITTENGESETZ

Die Gnade Jesu Christi entmachtet das Gesetz als „Strafordnung“, die dem Sünder zum Verhängnis wird. Doch als Gottes gute Weisung bleibt das Gesetz in Kraft und dient der Christenheit als „Riegel“, „Spiegel“ und „Regel“. Durch Christi Opfer am Kreuz ist das Zeremonial- und Ritualgesetz des Alten Testaments obsolet geworden. Und Christi Lehre hat auch die Reinheits- und Speisegebote antiquiert. Doch das in den Zehn Geboten konzentrierte Moralgesetz bleibt in Geltung. So muss einer, um Christ zu sein, nicht erst Jude werden – muss sich aber dem beugen, was der Schöpfer (nicht speziell den Juden, sondern) allen Menschen geboten hat. 

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Mühe

Fan Chi fragte, was sittliches Verhalten sei. „Erst die Mühe, dann der Lohn - so verhält man sich richtig“, erwiderte Konfuzius. „Gespräche“ des Konfuzius

 

Mühe und Fürsorge sind nicht wider den Glauben. Aber die Sorge ist wider Gott. Martin Luther

 

So ist die Welt in der Tat ein Labyrinth voller Irrungen, voll vergeblicher Mühe und voller Enttäuschungen, denn wir kennen das Nötige nicht, weil wir unsere Mühe auf die Erreichung des Unnötigen verwenden. Gott ruft uns in unserer Beschäftigung mit den vielerlei Dingen zur Besinnung auf das Wenige, was nötig ist, und zur Begegnung mit dem Einen, der gekommen ist, damit wir das Leben und volle Genüge haben! Johann Amos Comenius

 

Was für Mühe muss es Gott und seinem Geist geben, um den Schutt bloß aus dem Wege zu räumen, worunter der Satan unsre Seelen vergräbt, wenn wir mit ihm an selbigen zu bauen gedenken. Johann Georg Hamann

 

Wenn einer, der mit Mühe kaum gekrochen ist auf einen Baum, schon meint, dass er ein Vogel wär, so irrt sich der. Wilhelm Busch

 

Musik

„Wer die Musik verachtet, mit dem bin ich nicht zufrieden. Denn sie ist eine schöne, herrliche Gabe und ein Geschenk Gottes, nicht ein Menschengeschenk. So vertreibt sie auch den Teufel und macht die Leute fröhlich; man vergisst dabei allen Zorn, Unkeuschheit, Hoffart und andere Laster. Ich gebe nach der Theologie der Musik den nächsten Platz und die höchste Ehre.“ (Martin Luther)

 

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Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. Victor Marie Hugo

 

Wenn ein Mensch nicht im selben Takt geht wie alle anderen, beruht das vielleicht darauf, dass er einen anderen Trommler hört. Lass ihn wandern im Takt der Musik, die er hört. Henry David Thoreau

 

MUT UND TROTZ

1.

Es ist keine Tugend, die eigene Kraft für groß zu halten, wenn sie klein ist. Und es ist auch keine Tugend, Risiken für klein zu halten, wenn sie groß sind. Was ist dann aber „Mut“? Eine heftige Motivation, die ihre Ziele kompromisslos verfolgt „koste es, was es wolle“, kann es nicht sein, denn die findet sich auch bei Wirrköpfen und krankhaft Ehrgeizigen. Mut aber erfordert würdige Ziele. Der Mutige kennt etwas, das ihm wichtiger ist als seine eigene Unversehrtheit. Er liebt etwas mehr, als er sich selbst liebt. Und so können wir wahren Mut definieren als die Fähigkeit, das, was man ist und hat, um eines als höher erkannten Zweckes willen aufs Spiel zu setzen. 

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2.

Gott wird nie aufhören, sein Wort zu halten. Wer aber auf dieses Wissen baut und aus dem Evangelium die logisch zwingenden Folgerungen zieht, hat keinen Grund zu zittern, zu zagen, zu sorgen oder zu klagen, sondern wird mutig, trotzig und munter sein. Ein resignierender Christ steht mit sich selbst im Widerspruch. Denn als Christ darf er wissen, dass er am Sieg Jesu Christi teilhat – und sollte darum nicht wie ein Verlierer herumlaufen, sondern sollte aufrecht gehen und unbeirrt mutig sein.

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3.

Christus erhebt Einspruch

Erg.

 

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„Also, dass wir dürfen kühn sagen: Der Herr ist mein Helfer; und will mich nicht fürchten. Was sollte mir ein Mensch tun?“ Hebr. 13,6. (…). Wer Gott fürchtet, hat nichts andres zu fürchten. Wir sollten solche Ehrfurcht vor dem lebendigen Herrn fühlen, dass alle Drohungen des stolzesten Verfolgers nicht mehr Wirkung auf uns ausübten, als das Pfeifen des Windes. Menschen können in unsren Tagen nicht so viel gegen uns tun, als zu der Zeit, da der Apostel diesen Spruch schrieb. Folter und Scheiterhaufen sind aus der Mode. Der Riese Papst kann die Pilgrime jetzt nicht verbrennen. Wenn die Nachfolger der falschen Lehre es mit grausamem Spott und Hohn versuchen, so wundern wir uns dessen nicht, denn die Menschen dieser Welt können nicht den himmlischen Samen lieben. Was denn? Wir müssen den Hohn der Welt tragen. Er zerbricht keine Knochen. Mit Gottes Hilfe lasst uns kühn sein, und wenn die Welt wütet, so lasst sie wüten, aber lasst uns sie nicht fürchten.“ (Charles H. Spurgeon)

 

„Ein Mann mit Gott ist immer in der Mehrheit.“ (John Knox)

 

Welt, wie du willst. Gott ist mein Schild. Darfst du es wagen? Ich wag es mit. Gott ist auf meiner Seite. Drohst du? Ich erschrecke nicht. Vom Drohen stirbt man nicht. Ein kecker Mut ist besser als ein kecker Mund. Willst du mich verzagt machen? Gott macht mich beherzt und spricht mir einen Mut ein: Fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, ich bin bei dir. Nimmst du? Ich verliere nichts. Nichts ist mein, von allem was ich habe. Drum alles verloren, nichts verloren. Je mehr du nimmst, je mehr gibt Gott. Verachtest du? Ich danke dir. Niemand kann mich so tief vernichten, als ich mich selbst vernichte. War doch mein Jesus auch eine Verachtung des Volkes Ps. 22,7. Das muss so sein. Der Gerechte muss ein verachtetes Lichtlein sein vor den Augen der Stolzen. Je schnöder auf Erden, je werter im Himmel. Spottest du mein? Spott immerhin. War nicht mein Jesus auch ein Spott der Leute? Der Knecht ist nicht besser als der Herr. Je näher hier dem verspotteten, je näher dort dem verherrlichten Jesu. Hat auch Hiob nicht klagen müssen: Meine Brüder sind meine Spötter, aber mein Auge tränt zu Gott. Wie kannst du anders als der Frommen spotten, da du den höllischen Spottvogel im Herzen hast? Aber harr! Der im Himmel sitzt, wird einmal dein wieder spotten. Jagst du mich? Ich bleibe doch, wo mein Gott bleibt; bei ihm bin ich unverloren. Die Erde ist des Herrn; Gott wird schon ein Örtlein finden, da er mich, sein Würmlein hinstecke. Ist kein Raum auf Erden, so ist noch Raum im Himmel. Da höre ich zu Haus, hier bin ich nur ein Pilger. Willst du mich töten? Ach! Mich tötest du nicht, sondern nur mein Elend? Wer im Herrn stirbt, hört nicht auf, sondern fängt erst an zu leben. Wie köstlich ist der Tod seiner Heiligen vor ihm! Haben die Märtyrer ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod, warum sollte ich denn nach meinem Leben etwas fragen? Ich weiß ein besser Leben, da meine Seele fährt hin; deß freu ich mich ja eben, Sterben ist mein Gewinn. Ein treuer Diener setzt (opfert) sein Leben auf bei seinem Herrn. Und wenn ich tausend Hälse hätte, will‘s Jesus haben, Tod brich sie alle. Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben mich scheiden soll von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu, meinem Herrn Röm. 3,38.39. Drum, Welt, wie du willst. Mich beißt du nicht. Gott ist mein Schild. Nach dir frag ich nicht ein Härlein. Fällst du mich an, so fällst du Gott an. Wehe deines Jammers!

(Heinrich Müller)

 

Wie siegt denn der Löwe? Nicht durch Zagen, sondern durch Wagen; sein freudiger Mut hilft alles überwinden. Geduld streitet, Freudigkeit überwindet. Warum nicht mutig? Es sind des Herrn Kriege. Welt und Teufel wider uns, Gott mit uns, der Herr Zebaoth, der schrecklich ist in aller Welt. Menschen trotzen; worauf? Auf ihre Macht; lass sie trotzen, ich trotze auf meinen Gott, der ist doch mächtiger, als alle Menschen. Der Herr ist mit mir, was will mir Fleisch tun, Fleisch, das wie Heu verdorrt, und wie Gras verwelkt? Bin ich krank, doch guten Mutes, die Krankheit ist zur Ehre Gottes, der ist mein Arzt und Pfleger. Bin ich arm und elend, darum nicht tot, der Herr sorgt für mich. Mein Vater, Mutter und alle Welt verlassen mich, doch nicht verzagt, der Herr nimmt mich auf. Wandle ich im finstern Tal und Todesschatten, ich fürchte mich doch nicht, denn der Herr ist bei mir Ps. 23,4. Sucht der Feind meine Schande, dennoch freudig. Mein Gott, ich hoffe auf dich; lass mich nicht zu Schanden werden, dass sich meine Feinde nicht freuen über mich. Denn keiner wird zu Schanden, der dein harrt; aber zu Schanden müssen sie werden, die losen Verächter Ps. 25,2.3. Wollen mich Menschen stürzen, sie müssen‘s wohl bleiben lassen. Ich hoffe auf den Herrn, darum werde ich nicht fallen Ps. 26,1. Tritt der Tod mich an, unerschrocken; er nimmt mir nichts als Mühe und Elend und gibt mir den Himmel. Immer gutes Muts. Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen? Darum, so die Bösen meine Widersacher und Feinde an mich wollen, mein Fleisch zu fressen, müssen sie anlaufen und fallen. Wenn sich schon ein Heer wider mich legt, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht, wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlass ich mich auf ihn. Mein Herz, so streite, dass du siegst. Geduldig sei und herzhaft. Gelitten, gestritten; gerungen, gelungen. Das gebe Gott!

(Heinrich Müller)

 

Trutz Teufel! Ich bin ein Christ. Christum hab ich in der Taufe angezogen. Er ist mein, ich bin sein. Du hast an mir nichts, kein Tröpflein Bluts, kein Härlein ist dein, ich gehör Jesu an. An einen Christen hast du kein Anrecht, sagt St. Martinus zum Teufel, da er auf ihn in seinem letzten Ende mit seinen feurigen Pfeilen zudrang, an einem Christen hast du keinen Teil. Trutz Welt! Ich bin ein Christ. Was kannst du mir geben, das ich in Christo nicht bereits viel herrlicher hätte? Und was kannst du mir nehmen, das ich an Christo nicht behielte? Mich wirst du aus seiner Hand nicht reißen, und ihn nicht aus meinem Herzen. Trutz Sünde! Ich bin ein Christ. Den Menschen kannst du zwar verdammen, aber den Christen nicht, weil nichts Verdammliches ist an denen, die in Christo Jesu sind. Bist du wider mich? Christus ist für mich, Christus der Sündentilger, der von Gott zur Sünde gemacht ist, auf dass ich in ihm würde die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Trutz Moses. Ich bin ein Christ. Wer will beschuldigen? Gott ist hie, der gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hie, der gestorben ist, ja, der auch auferstanden ist, und sitzt zur rechten Hand Gottes, und vertritt uns Röm. 8,33.34. Trutz allen Höllenpforten! Mein Fels ist Christus, wer will mich umstoßen? Wer an diesen Felsen läuft, muss anstoßen und fallen. Trutz Kreuz und Leiden! (...) Selig bin ich, wenn ich in Christo leide um der Gerechtigkeit willen; wer mit ihm leidet, wird mit ihm herrschen. Trutz Armut! Ich bin ein Christ, ein Erb- und Eigentum Christi; sorgt er für die Würmlein, die er erschaffen, wie vielmehr wird er sorgen für die Seelen, die er so teuer erkauft hat mit seinem Blute; ich bin ja mehr als ein Würmlein. Trutz Tod! Ich bin ein Christ; Christus ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn. Gewiss bin ich, dass weder Tod noch Leben mich scheiden mag von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu meinem Herrn. Ich bin ein Christ und gefall in Christo meinem himmlischen Vater, ein Geliebter im Geliebten. Welt, gefall ich dir nicht? Daran ist mir wenig gelegen, wenn ich nur Gott gefalle. Du gefällst mir nicht, ich gefalle dir nicht. Wir sind geschieden. Gott gefällt mir über alles, ich gefall ihm über alles, als in Jesu Christo sein teuerster Schatz. Ich bin ein Christ, mit Christo im Glauben verbunden, seine Stärke meine Stärke, meine Schwachheit seine Schwachheit, meine Sünde seine Sünde, seine Gerechtigkeit meine Gerechtigkeit, mein Fluch sein, sein Segen mein, mein Tod sein, sein Leben mein, in Jesu alles mein, was fehlt mir denn? Ich bin ein Christ, drum muss ich leiden, keine Rose ohne Dornen, kein Meer ohne Wellen, kein Himmel ohne Wolken, kein Christ ohne Kreuz; aber, was ich leide, leide ich in ihm und er leidet in mir; mein Elend fühlt er, und tut ihm weher als mir; er wird schon, wenn‘s Zeit ist, zutreten, und aus meinem Leide Freude machen. Ich bin ein Christ. Trutz allen Teufeln!

(Heinrich Müller)

 

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Man springt einem Menschen, der ins Wasser fällt, noch einmal so gern nach, wenn Leute zugegen sind, die es nicht wagen. Friedrich Nietzsche

 

Wenn der Wolf erlegt ist, beißen ihn alle Hunde. Aus Frankreich

 

Manche Tugenden kann man erwerben, indem man sie lange Zeit heuchelt. Andere zu erringen, wird man umso unfähiger, je mehr man sich den Anschein gibt, sie zu besitzen. Zu den ersten gehört der Mut, zu den zweiten die Bescheidenheit. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Mutige Leute überredet man dadurch zu einer Handlung, dass man dieselbe gefährlicher darstellt als sie ist. Friedrich Nietzsche

 

Phantasie ist ein Göttergeschenk, aber Mangel an Phantasie auch. Ich behaupte, ohne diesen Mangel würde die Menschheit den Mut zum Weiterexistieren längst verloren haben. Christian Morgenstern

 

Starker Arm und Schwertschlag ist nicht Heldenmut: Das ist’s, wenn man Unrecht tun kann und nicht tut. Saadi

 

MUTLOS, LUSTLOS UND VERDROSSEN

Erg.

 

Mutter

Weil Gott nicht alles allein machen wollte, schuf er die Mütter. Buch des Kabus

 

Gott hat den Kindern keine Magd, sondern eine Mutter gegeben. Adolf Kolping

 

Im Sohn will die Mutter Mann werden. Christian Morgenstern

 

Manche Leute hängen wohl darum so an der Natur, weil sie als verzogene Kinder, sich vor dem Vater fürchten und zu der Mutter ihre Zuflucht nehmen. Novalis

 

MYSTERIUM, GEHEIMNIS GOTTES

Gottes Geheimnis ist weder mit seiner Transzendenz noch mit seiner Verborgenheit oder einem Rätsel zu verwechseln. Vielmehr besteht Gottes „mysterion“ in seiner Menschwerdung zum Heil der Sünder, die er „vor aller Zeit“ beschlossen, dann aber erst in Christus verwirklicht hat: Gott wendet unsere Not, indem er sie mit uns teilt, und stirbt am Kreuz, damit wir leben. Das ist aber kein „Rätsel“, das uninteressant wird, sobald man die Lösung kennt, sondern je besser man versteht, desto unbegreiflicher wird es: Für Gottes Liebe gibt es keinen „vernünftigen Grund“ – und so bleibt sie ewig staunenswert.

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MYSTIK

1.

Es gibt ein Klischee von Mystik, das Zustände religiöser Entrückung in den Mittelpunkt stellt. Und die damit verbundene Vorstellung, man könne Gott direkt „erfahren“, statt nur seinem Wort zu glauben, ist abzulehnen. Doch das zentrale Anliegen wahrer Mystik – die Vereinigung Gottes und des Menschen im Glauben – ist gut biblisch: Die durch Gottes Wort mitgeteilte Erkenntnis ist von der Art, dass, wer sie wirklich „hat“, sich unter ihrem Eindruck wandelt und Anteil gewinnt an der Nähe und Seligkeit, die Gott jenen schenkt, denen er sich selbst schenkt. 

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2.

Der Glaube behauptet sich nicht, indem er sagt „ich habe Macht“, sondern „der Herr ist meine Macht“ (Ps 118,14), so dass er nicht etwa durch Gott reich ist an Irdischem, sondern reich ist an Gott. Der Gläubige will nichts sein, auf dass Gott in ihm alles sei – und wird dadurch geistlich unangreifbar: Christi Gerechtigkeit ist die einzige, deren er sich rühmt, und seine gesamte Schuld hat er an Christus abgegeben. Gottes Wort ist seine Wahrheit, und Christus sein Leben. Weil ihm all das aber nicht „gehört“, kann‘s ihm auch niemand rauben. Wo immer der Feind ihn greifen will, trifft er auf Christus – und der Schlag geht ins Leere.

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3.

Wer die Bedingungen seines Heils selbst gewährleisten will, nimmt diese Verantwortung Christus aus der Hand – und kann sie selbst nicht tragen. Darum ist es besser, diesbezüglich „arm“ zu sein – „reich“ aber nur durch die Teilhabe an Christus. Ich muss dann nicht Stärken simulieren, wo ich keine habe, sondern verweise auf Christus. Und da ich nichts Eigenes vorweise, beweise oder verteidige, kann’s mir auch keiner nehmen oder aus der Hand schlagen, sondern je ärmer man mich findet, umso klarer tritt zu Tage, dass mein Reichtum in Christus selbst besteht. Er ist des Christen Gerechtigkeit und Ruhm. Und jenseits dessen macht er keine Ansprüche geltend, ist also „in Christus hinein verschwunden“.

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* – * – * – * – * – * – * – * – *

 

„Wenn in einem Menschen der Lärm des Fleisches schwiege, und es schwiegen auch die Erinnerungsbilder von Erde, Wasser und Luft, es schwiegen des Himmels Pole, wenn auch die Seele vor sich schwiege und selbstvergessen über sich hinauseilte, wenn die Träume schwiegen und alles, was man sich einbilden und erdichten mag, wenn jede Zunge und jedes Zeichen und was irgend entsteht und vergeht, wenn einem Menschen dies alles gänzlich schwiege – denn all dies spricht, wenn einer nur hört: ,Nicht wir selbst haben uns gemacht, sondern er hat uns gemacht’, der ewiglich bleibt –, wenn alles so spräche und dann schwiege und nun lauschend das Ohr dem zuwendete, der es erschuf, und wenn dann er allein spräche, nicht durch diese Dinge, sondern durch sich selbst, so dass wir sein Wort hörten, welches er zu uns spräche, nicht mit irdischer Zunge, nicht mit eines Engels Stimme, nicht durch Donnergewölk, auch nicht durch Rätsel und Gleichnis, sondern wenn wir ihn selbst, den wir in alledem lieben, ohne alledies hörten, so wie wir eben jetzt uns streckten und im raschen Gedankenflug die ewige, über allem waltende Weisheit berührten, und wenn dies Dauer hätte, und alle andern Gesichte, diesem einen so ungleich, hinschwänden, und nur das eine den Betrachter hinrisse, in sich hineinzöge und versenkte in innere Wonnen, so dass das ewige Leben wäre wie dieser Augenblick höchster Erkenntnis, nach dem wir uns gesehnt, ja, wäre dann nicht erfüllt, was verheißen ist: ,Gehe ein zu deines Herren Freude?’„

(Augustinus)

 

„Liebe ist Nichts, denn wenn du ganz fortgegangen bist von der Kreatur und von dem, was sichtbar ist, und Nichts geworden bist für alles, was Natur und Kreatur ist, dann bist du in jenem ewigen Einen, das Gott selber ist, und dann wirst du in dir die höchste Kraft der Liebe finden. ... Der Schatz aller Schätze der Seele ist dort, wo sie fortgeht von dem Etwas hinein in jenes Nichts, aus dem alle Dinge geschaffen werden können. Hier sagt die Seele, ich habe nichts, denn ich bin aufs letzte entblößt und nackt; ich kann nichts tun, denn ich habe keine Art von Kraft, sondern bin wie ausgegossenes Wasser; ich bin nichts, denn alles, was ich bin, ist nicht mehr als ein Bild des Seins und nur Gott ist für mich ICH BIN; und indem ich so in meiner eigenen Nichtigkeit stillhalte, gebe ich dem ewigen Wesen die Ehre und will nichts von mir selber, auf dass so Gott alles in mir wollen kann, indem er für mich mein Gott und alle Dinge ist.“

(Jakob Böhme)

 

„Die mystische Vereinigung der Gläubigen mit Gott besteht darin, dass der dreieinige Gott durch den Heil. Geist dem Wesen nach dem Wesen des gläubigen Menschen gnadenvoll beiwohnt, wodurch die also mit Gott Vereinigten nicht nur selig erfreut und mit Trost und Frieden erfüllt, sondern auch in der Gnade beständig gewisser gemacht, in der Heiligung gestärkt und zum ewigen Leben bewahrt werden.“ (Adolf Hoenecke)

 

„Die heilige Schrift sagt von dem Gläubigen, dass Gott in ihm wohne, und deutet damit eine besondere Einigung Gottes mit demselben an, welche die Dogmatik als unio mystica bezeichnet. Diese tritt ein in dem Momente, in welchem der Mensch gerechtfertigt und wiedergeboren wird, und ist unzertrennlich mit Rechtfertigung und Wiedergeburt gesetzt, so dass, wenn mit der justificatio die Vergebung der Sünden, mit der regeneratio das Vermögen des Glaubens gesetzt ist, in der unio mystica die unmittelbare Wirkung dieser beiden Gnadenakte Gottes beschrieben wird, welche darin besteht, dass Gott in dem also Gerechtfertigten oder Wiedergeborenen in besonderer Weise Wohnung macht. Mit dieser unio mystica ist dann mehr ausgesagt, als eine bloße Übereinstimmung des menschlichen Willens mit dem göttlichen, oder eine bloße Einigung beider in der Liebe, oder eine bloße Einwirkung und Mitteilung geistlicher Gaben von Seiten des hl. Geistes. Die Stellen Joh. 14,23. 1 Kor. 6,15.17. Eph. 5,30. 2 Ptr. 1,4. Gal. 3,27. 2,19.20. beweisen vielmehr, dass diese Einigung nicht bloß metaphorisch, sondern eigentlich und wirklich zu verstehen sei, so dass dieselbe nicht anders denn als eine Einigung der Substanz Gottes mit der Substanz des Menschen beschrieben werden kann, in Folge deren Gott die Fülle seiner Gnadengaben auf den Wiedergeborenen ausgießt.“ (Heinrich Schmid)

 

MYTHOS

Die Bibel gebraucht Gleichnisse, Analogien und Bilder. Doch was sie in „uneigentlicher“ Rede sagt, ist deswegen nicht weniger wirklich. Sie beschreibt es metaphorisch. Aber was sie beschreibt, ist keine Metapher. Denn die biblischen Symbole stehen für Gottes Wirklichkeit, die weit „substanzieller“ und „realer“ ist als unsere. Christlicher Glaube bekennt sich zu ihr als zu einer Tatsache – und muss das auch. Denn Menschen sündigen und sterben nicht bildlich oder symbolisch, sondern wirklich. Und ihnen ist daher auch nicht mit bildlicher oder symbolischer, sondern nur mit wirklicher Erlösung geholfen. 

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