ABENDMAHL
Pastor Joh. Abraham Strauß in Iserlohn war in seinen Predigten und Ansprachen originell. So sagte er einst bei einer Abendmahlsvorbereitung: „Euch, denen die Sünden leid sind, die bei Christo Gnade suchen und sich bekehren wollen, sage ich, dass euch die Sünden vergeben sind. Euch andern sage ich es nicht. Denn was kann es helfen, wenn man einem toten Schafe eine Hand voll Heu vor das Maul hält? Es frisst es doch nicht! Amen.“
EUTHYMIUS HAAS
Die sich dem Abendmahl fernhalten, die sind nicht Christen.
MARTIN LUTHER
Zu einem Pfarrer kam ein Mann, der sich über den Glauben lustig machen wollte, und fragte: „Wie ist es möglich, dass beim Abendmahl aus Brot und Wein Christi Leib und Blut werden soll?“ Der Pfarrer antwortete: „Wenn schon dein eigener Körper die Nahrung, die du zu dir nimmst, in Fleisch und Blut umsetzen und verwandeln kann, warum soll Gott nicht auch das andere vermögen?“ Der Mann gab sich nicht geschlagen: „Wie kann denn beim Abendmahl in einem so kleinen Stück Brot der ganze Christus enthalten sein?“ Der Pfarrer gab zur Antwort: „Eine Landschaft, die vor dir liegt, ist riesengroß, und dein Auge doch so klein. Trotz-dem aber ist das Bild der großen Landschaft in deinem Auge. Warum soll es da nicht möglich sein, dass in dem kleinen Stückchen Brot der ganze Christus zuge-gen ist?“ Noch eine dritte Frage stellte der andere: „Wie kann derselbe Christus gleichzeitig in allen euren Kirchen gegenwärtig sein?“ Da nahm der Pfarrer einen Spiegel und ließ ihn hineinschauen. Dann warf er den Spiegel zu Boden und sagte: „Sieh, auch in jedem einzelnen Splitter kannst du jetzt dein Bild gleich-zeitig sehen!“
ABERGLAUBE
Weil die große Menge immer gleich elend bleibt, bleibt sie nie lange demselben Aberglauben ergeben, vielmehr wird sie immer wieder von einem neuen Aber-glauben angezogen, von welchem sie noch niemals getäuscht worden ist. SPINOZA
ABHÄNGIGKEIT
Der gesündeste Zustand eines Christen besteht darin, dass er allezeit leer ist im eigenen Ich und beständig von dem Herrn abhängig, dass er allezeit arm ist in der eigenen Seele und reich in Jesus.
C. H. SPURGEON
Frömmigkeit ist der Entschluss, die Abhängigkeit von Gott als Glück zu bezeich-nen.
HERMANN VON BEZZEL
ABLENKUNG
Das Leben ist eine fortwährende Ablenkung, die nicht einmal zur Besinnung darüber kommen lässt, wovon sie ablenkt.
FRANZ KAFKA
Unsere Erfindungen sind oft nur hübsche Spielereien, die unsere Aufmerksam-keit von ernsteren Dingen ablenken. Sie sind nichts als verbesserte Mittel zu einem nicht verbesserten Ziel.
HENRY DAVID THOREAU
ABSICHTEN
Deine Absicht erst gibt deinem Werke seinen Namen.
AMBROSIUS
Du sollst nicht zu sein begehren, was du nicht bist, sondern nur einfach etwas von deiner Pflicht zu tun versuchen, Tag um Tag. Denn es ist viel schwerer, einen Tag in wahrhafter Aufmerksamkeit und Wachsamkeit von Anfang bis Ende zu verleben, als ein Jahr in großen Absichten und hochfliegenden Plänen. CHRISTIAN MORGENSTERN
Ich erkannte meinen Herrn durch das Zunichtewerden meiner Absichten.
ALI
ACHTUNG
Ich kann die Achtung aller Menschen entbehren, nur meine eigene nicht.
OTTO VON BISMARCK
Wenn man fühlt, daß man nichts hat, womit man die Achtung eines Menschen erringen kann, ist man nicht mehr weit davon, ihn zu hassen.
LUC DE CLAPIER VAUVENARGUES
Wir würden die Achtung der Leute weniger anstreben, wenn wir sicher wären, ihrer würdig zu sein.
LUC DE CLAPIER VAUVENARGUES
Kein Ding ist auf der Welt so hoch und wert zu achten
als Menschen, die mit Fleiß nach keiner Hoheit trachten.
ANGELUS SILESIUS
Wer nicht verachtet, der kann auch nicht achten.
FRIEDRICH SCHLEGEL
Wer sich selbst verachtet, achtet sich doch immer noch dabei als Verächter. FRIEDRICH NIETZSCHE
AHNEN
Jene, die nichts anderes zu ihren Gunsten anführen können als ihre Ahnen, gleichen den Kartoffeln, deren wertvollster Teil unter der Erde ruht.
JONATHAN SWIFT
ALLMACHT
Gott ändert seinen Plan nicht, warum sollte er? Er ist der Allmächtige und kann deshalb tun, was immer er will. Warum sollte er nicht? Gott ist allweise und kann daher nichts falsch planen. Warum sollte er? Er ist der ewige Gott und kann daher nicht sterben, ohne daß sein Plan vollendet wäre. Warum sollte er sich ändern? Ihr wertlosen Atome der Erde, Strohfeuer eines einzigen Tages, ihr kriechenden Insekten auf dem Lorbeerblatt der Existenz, ihr mögt eure Pläne ändern, aber er niemals. Hat er mir gesagt, daß es sein Plan ist, mich zu retten? Dann bin ich für immer gerettet.
C. H. SPURGEON
ALTER / ALT
Alles Glücklichsein ist das eines Kindes im Theater. Das Alter weiß, wie die Dekoration von hinten aussieht und der Schauspieler zu Hause. Freilich bleiben die meisten bis zu ihrem Tode große Kinder.
WILHELM RAABE
Wenn man älter wird, so lernt man eben einsehen, daß man von einem Men-schen nicht alles verlangen kann und daß man zufrieden sein muß, wenn ein Weinstock Trauben trägt. In jüngeren Jahren verlangt man auch noch Erd- und Himbeeren dazu.
THEODOR FONTANE
Die Erfahrung gleicht einer unerbittlichen Schönen. Jahre gehen vorüber, bis du sie gewinnst, und ergibt sie sich endlich, seid ihr beide alt geworden, und ihr könnt euch nicht mehr brauchen.
LUDWIG BÖRNE
Die Heiterkeit und der Lebensmut unserer Jugend beruht zum Teil darauf, dass wir, bergauf gehend, den Tod nicht sehen; weil er am Fuß der andern Seite des Berges liegt. Haben wir aber den Gipfel überschritten, dann werden wir des Todes, welchen wir bis dahin nur vom Hörensagen kannten, wirklich ansichtig, wodurch, da zu derselben Zeit die Lebenskraft zu ebben beginnt, auch der Lebensmut sinkt; so dass jetzt ein trüber Ernst den jugendlichen Übermut ver-drängt und auch dem Gesichte sich aufdrückt. So lange wir jung sind, mag man uns sagen, was man will, halten wir das Leben für endlos und gehen danach mit der Zeit um. Je älter wir werden, desto mehr ökonomisieren wir unsere Zeit. Denn im späteren Alter erregt jeder verlebte Tag eine Empfindung, welche der verwandt ist, die bei jedem Schritt ein zum Hochgericht geführter Delinquent hat.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Die Jungen glauben, mit ihnen beginnt die Welt; die Alten denken, mit ihnen hört sie auf - ich weiß nicht, was schlimmer ist.
FRIEDRICH HEBBEL
Die Menschen werden alt, aber selten reif.
ALPHONSE DAUDET
Eine junge Zahnreihe aber neidlos anzusehen, das ist die größte Prüfung mir, dem Alten.
GOETHE
Es kommt nicht darauf an, wie alt man ist, sondern wie man alt ist.
MARTIAL
Es tritt der Mensch in jedes Alter als Novize ein.
NICOLAS CHAMFORT
Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floss ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen musste sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch, und die Augen wurden ihm nass. Einmal auch konnten seine zitterigen Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er sagte aber nichts und seufzte nur. Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus musste er nun essen. Wie sie da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. „Was machst du da?“, fragte der Vater. „Ich mache ein Tröglein“, antwortete das Kind, „daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin.“ Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen endlich an zu weinen, holten sofort den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.
BRÜDER GRIMM
Habgier im Alter ist eine Narrheit. Vergrößert man denn seinen Reiseproviant, wenn man sich dem Ziel nähert?
MARCUS TULLIUS CICERO
Ich bin ein alter Mann und habe in meinem Leben viele Sorgen gehabt, aber die meisten waren unnötig.
MARK TWAIN
Ich fühle mich nicht alt, weil ich so viele Jahre hinter mir habe, sondern weil nur noch so wenige vor mir liegen.
EPIKUR
Jedes Lebensalter ist für uns neu. Deshalb haben wir oft trotz unseren Jahren keine Erfahrung.
ROCHEFOUCAULD
Konfuzius sprach: »Der Edle hütet sich vor dreierlei: In der Jugend, wenn der Körper noch nicht entwickelt ist, hütet er sich vor sinnlichen Vergnügungen. Im Mannesalter, wenn er seine volle Kraft erreicht hat, hütet er sich vor Streitsucht. Im Greisenalter, wenn die Kräfte schwinden, hütet er sich vor Geiz.« „GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Lange leben will halt alles, aber alt werden will kein Mensch.
JOHANNES NESTROY
Mark Twain war Redakteur bei einer Zeitung. Er erhielt den Brief eines Siebzehn-jährigen: „Ich verstehe mich mit meinem Vater nicht mehr. Jeden Tag ist Streit. Er ist rückständig, hat keinen Sinn für moderne Ideen. Was soll ich machen?“ Mark Twain antwortete ihm: „Junger Freund, ich kann Sie gut verstehen. Als ich sieb-zehn Jahre alt war, war mein Vater genauso ungebildet. Es war nicht zum Aus-halten. Aber haben Sie Geduld mit so alten Leuten. Sie entwickeln sich lang-samer. Nach zehn Jahren, als ich 27 war, hatte er so viel dazugelernt, dass man sich schon ganz vernünftig mit ihm unterhalten konnte. Und was soll ich Ihnen sagen, wo ich 37 bin, ob Sie es glauben oder nicht, wenn ich keinen Rat weiß, dann frage ich meinen alten Vater. So können die sich ändern.“
Michelangelo, der große Künstler, sagte einst zu einer Gräfin: „Ich bin 86 Jahre alt, habe ein reiches Leben hinter mir und hoffe, dass ich bald von Gott abge-rufen werde!” Die Gräfin fragte ihn, ob er lebensmüde sei. Michelangelo antwor-tete: „Nein, lebenshungrig!”
Wenn alte Leute sich recht kennten, so würden sie nicht über Kinder die Schultern zucken.
JOHANN GEORG HAMANN
Wenn die Menschen auf ihr Alter tugendhaft werden, opfern sie Gott nur die Überbleibsel vom Teufel.
ALEXANDER POPE
Wird man so alt gleich wie `ne Kuh,
so lernt man doch noch immer dazu.
BAUERNWEISHEIT
Zwei alte Damen unterhalten sich. Sagt die eine: „Das Leben ist fürchterlich!“ Sagt die andere: „Stimmt. Und außerdem viel zu kurz!“
Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen;
mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen.
Der Augenblick ist mein, und nehm' ich den in acht,
so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht.
ANDREAS GRYPHIUS
AMT
Bin ich meinem Amte in der Tat nicht gewachsen, so ist der Chef zu tadeln, der es mir anvertraut.
FRIEDRICH VON SCHILLER
Konfuzius sprach: »Diese ehrgeizigen Streber - wie kann man mit ihnen zu-sammenarbeiten? Solange sie noch kein Amt haben, ist ihre einzige Sorge, eins zu erhalten. Ist ihnen das gelungen, ist ihre Sorge, es wieder zu verlieren. In ihrer Sorge, das Amt wieder verlieren zu können, sind sie zu allem fähig.« „GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Konfuzius sprach: »Es bekümmert mich nicht, daß ich ohne Amt und Würden bin. Ich sorge mich vielmehr, daß es mir an Fähigkeiten und eigenem Vermögen mangelt. Auch betrübt es mich nicht, unbekannt zu sein. Es geht mir nur darum, würdig zu sein, daß man mich kennt.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Wie können die niederträchtigen und verworfenen Menschen dem Fürsten dienen? Diese Menschen werden, ehe sie ihr Amt empfangen haben, von der Furcht gequält, sie möchten es nicht empfangen, und wenn sie es empfangen haben, werden sie von der Furcht gequält, es zu verlieren. Von Stund an, wo sie von der Furcht gequält werden, ihre Ämter zu verlieren, gibt es nichts, wozu sie nicht fähig wären.
KONFUZIUS
Es ist leichter, jener Ämter würdig zu erscheinen, die man nicht hat, als derer, die man ausübt.
ROCHEFOUCAULD
ANDACHT
Glaubst du, daß, weil du, ohne es durch Todsünde verschuldet zu haben, weder Andacht noch Ernst hast, du deshalb eben, weil du keine Andacht und keinen Ernst hast, auch Gott nicht hast, und ist dir das dann leid, so ist dies eben jetzt deine Andacht und dein Ernst.
MEISTER ECKHART
Ein Bauernmädchen war auf dem Weg zu seinem Geliebten. Sie kam an einem Mullah vorüber, der betete. In ihrer Unwissenheit schritt sie einfach an ihm vorbei, ohne ihm ihre Ehrerbietung zu erweisen. Der Mullah war darüber sehr zornig, und als das Mädchen zurückkehrte, schalt er es für sein Vergehen. »Mädchen, was hast du für eine Sünde begangen, als du, ohne mich zu be-achten, an mir vorübergingst, während ich betete. Sie antwortete: »Was ist das – beten?« Er erwiderte: »Ich dachte an Allah, den Herrn des Himmels und der Erde, und hielt Zwiesprache mit ihm. Da sagte die Gescholtene: »Es tut mir leid. Ich weiß kaum etwas von Allah und vom Beten. Ich war auf dem Weg zu meinem Geliebten und war ganz von dem Gedanken an ihn erfüllt. Da war kein Platz mehr für anderes. Ich sah also nicht, dass du gebetet hast. Aber wie konntest du mich sehen, wenn du nur an Allah dachtest?«
ANERKENNUNG
Größe ist nicht, Anerkennungen zu erhalten, sondern sie zu verdienen. ARISTOTELES
ANFECHTUNG
Ein Diener begleitete einst seinen Herrn auf die Entenjagd. Er war Christ. Beide kamen bei der Gelegenheit auf Glaubensfragen zu sprechen. Der Herr sagte: »Ich begreife nicht, was du immer von Sünde und Anfechtung und Teufel zu reden hast. Ich spüre nichts von Anfechtung. Mich läßt der Teufel in Ruhe. Noch nie hat er mich gestört oder angegriffen.« Da antwortete der Diener: »Das will ich dir erklären. Wenn wir auf der Entenjagd sind und du hast geschossen, dann fallen einige Enten tot hin. Die lasse ich liegen. Einige aber flattern angeschossen weg und suchen zu entkommen. Denen laufe ich mit meiner langen Stange nach und schlage sie tot. Du bist eine Ente, die der Teufel schon totgeschossen hat. Dich läßt er liegen. Er weiß schon, daß er dich kriegt. Ich bin wie eine ange-schossene Ente, die ihm gern entfliehen möchte. Darum ist er mit seiner langen Stange hinter mir her und sucht mich zu erschlagen.«
Anfechtungen sind Umarmungen Gottes.
MARTIN LUTHER
Wer in den Ehestand geht, der geht in ein Kloster voller Anfechtungen.
MARTIN LUTHER
ANMAßUNG
Anmaßung ist der Kopf der Schlange.
MARTIN LUTHER
Warum zeigt Gott sich nicht?
Seid Ihr dessen würdig?
Ja.
Ihr seid sehr anmaßend und dadurch unwürdig.
Nein.
Ihr seid also dessen unwürdig.
BLAISE PASCAL
ANSEHEN
Konfuzius sprach: »Reichtum und Ansehen - das wünschen sich die Menschen. Kann man jedoch nicht auf anständige Weise dazu gelangen, dann soll man sich weder um das eine noch um das andere bemühen.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
ARBEIT
Arbeit befreit uns von drei Übeln: Langeweile, Laster und Not.
VOLTAIRE
Arbeiten im Lande ist besser als in der Wüste beten.
MARTIN LUTHER
Beeindruckt von dem, was er sah, sagte ein Mann zu Mutter Teresa: „Nicht um viel Geld würde ich Ihre Arbeit tun wollen, Mutter Teresa.“ Darauf sie: „Ich auch nicht!“
Das Lächerlichste vom Lächerlichen dieser Welt sind mir Leute, die es eilig haben, die nicht schnell genug essen und arbeiten können. Was richten sie aus, diese ewig Hastenden? Ergeht es ihnen nicht wie jener Frau, die aus ihrem brennenden Haus in der Verwirrung die Feuerzange rettete?
SÖREN KIERKEGAARD
Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du einem Kind einen Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist!
AUS CHINA
Folgende Gegensätze sollte man vereinen können: Tugend mit Gleichgültigkeit gegen die öffentliche Meinung, Arbeitsfreude mit Gleichgültigkeit gegen den Ruhm und die Sorge um die Gesundheit mit Gleichgültigkeit gegen das Leben. CHAMFORT
Gott braucht Arbeiter an niedrigen Dingen. Arbeiter an hohen Dingen hat er ge-nug.
FRIEDRICH CHRISTOPH OETINGER
Gott verkauft Weisheit für Arbeit und Leiden.
AUS DER UKRAINE
Gute Arbeiter sind die, in denen Gott arbeitet.
AUGUSTIN
Ich habe soviel Arbeit, daß ich nicht auskomme ohne täglich mindestens drei Stunden meiner besten Zeit dem Gebet zu widmen.
MARTIN LUTHER
Man muß beten, als ob alles Arbeiten nichts nützt und arbeiten, als ob alles Beten nichts nützt.
MARTIN LUTHER
Nichts ist besser geeignet, die Verschmelzung der widerstrebenden Elemente zu fördern, als gemeinsame Arbeit an gemeinsamen Aufgaben.
OTTO VON BISMARCK
Warum willst du Ruhe haben, da du doch zur Arbeit geboren bist?
THOMAS VON KEMPEN
Wenn die einen genießen wollen, ohne zu arbeiten, so werden andere arbeiten müssen, ohne zu genießen.
IMMANUEL KANT
Wenn du so viel Arbeit hast, dass du nicht mehr beten kannst, dann sei ver-sichert, dass du mehr Geschäfte hast, als Gott für dich gut findet.
DWIGHT L. MOODY
Wenn jemand dir sagt, das er durch harte Arbeit reich geworden ist, frag ihn durch wessen harte Arbeit.
DONALD ROBERT PERRY MARQUIS
Wer in der wirklichen Welt arbeiten kann und in der idealen leben, der hat das Höchste erreicht.
LUDWIG BÖRNE
ARG
Der Alte Fritz fragte bei einer Schulinspektion einen Jungen, wo Potsdam liege. „In Preußen, Majestät!” - „Und Preußen?” - „In Deutschland, Majestät!” - „Und Deutschland?” - „In Europa, Majestät!” - „Und Europa?” - „In der Welt, Majestät!” - „Und die Welt?” Der Junge stutzte einen Augenblick und sagte dann: „Die Welt liegt im Argen!”
ÄRGER
Das ärgerliche am Ärger ist, dass man sich schadet, ohne anderen zu nützen.
KURT TUCHOLSKY
Konfuzius sprach: »Fordere viel von dir selbst und erwarte weniger von anderen! So wird dir Ärger erspart bleiben.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Man soll sich nicht über Dinge ärgern. Denn das ist ihnen völlig egal.
EURIPIDES
Stößt dich ein Blinder, so ärgere dich nicht.
AUS KENIA
Wenn an einer Wahrheit Ärgernis genommen wird, ist es nützlicher, das Ärgernis entstehen zu lassen, als auf die Wahrheit zu verzichten.
AUGUSTIN
ARMUT / ARM
Das sicherste Mittel, arm zu bleiben, ist, ein ehrlicher Mensch zu sein.
NAPOLÉON BONAPARTE
Denke nicht du bist arm, nur weil sich deine Träume nicht erfüllen. Arm sind die Menschen, die keine Träume haben.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Der Gebende fühlt sich stets reich, der Geizige immer arm.
ITALIENISCHES SPRICHWORT
Die Differenz zwischen Sonntagsstaat und Kollektengabe bezeichnet ein Predi-ger treffend mit den Worten: Liebe Gemeinde, wenn ich euch im Sonntagskleid sehe, frage ich mich: Wo sind meine Armen? Und wenn ich den Kollektenteller anschaue, frage ich: Wo sind meine Reichen?
EUTHYMIUS HAAS
Ein reicher Mann ist oft nur ein armer Mann mit viel Geld.
ARISTOTELES
Gott hat die Armen um der Reichen willen und die Reichen um der Armen willen gemacht.
MEISTER ECKHART
Nicht wer wenig hat, sondern wer viel wünscht, ist arm.
SENECA
So steht es mit dem, dem Gottes Wille gefällt: Alles, was Gott ihm zukommen lässt, sei es Krankheit oder Armut oder was es auch sei, das hat er lieber als irgendetwas anderes. Nun sagt ihr gerne: »Woher weiß ich denn, ob es Gottes Wille ist?« Ich antworte: Wäre es bloß für einen Augenblick nicht Gottes Wille, so wäre es auch nicht. Schmeckte dir nun der Wille Gottes, so wärst du recht wie im Himmelreich, was dir auch geschehe oder nicht geschehe.
MEISTER ECKHART
Will mich Gott nicht lebendig haben, so will ich sterben; will er mich nicht reich haben, so will ich arm sein.
MARTIN LUTHER
ARZT / MEDIZIN
Der Arzt Pierre Chirac verfiel sterbend in geistige Umnachtung und sah sich selbst als einen anderen Menschen, und zwar als jemanden, der an das Sterbe-bett eines Kranken gerufen war und nun dessen Puls fühlte. Mit seiner Rechten hatte er seine Linke gefasst und zählte. Er schüttelte den Kopf: „Man hat mich zu spät gerufen. Der Kranke liegt im Sterben. Ich habe hier nichts mehr zu tun.“
Die Irrtümer des Arztes sind mit Erde zugedeckt.
AUS POLEN
Die Marquise von Villacerf fühlte sich unpässlich und ließ ihren Arzt holen. Dieser versuchte als erstes, ihr durch einen Aderlass Linderung zu verschaffen. Un-glücklicherweise verletzte er dabei eine Arterie, der Wundbrand kam dazu, der Arm musste schließlich abgenommen werden. Aber auch das nutzte letztendlich nichts, die Dame starb. Als das Testament eröffnet wurde, gab es eine Über-raschung. Die Marquise hatte noch kurz vor ihrem Tode einen Nachtrag hinzu-fügen lassen: »Dem Wundarzt, der mich behandelt hat, vermache ich ein Jahres-einkommen. Denn ich sehe voraus, dass er nach dem Malheur, das er mit mir gehabt hat, seine Praxis verlieren wird. Und wovon soll dann seine Familie leben?«
Wenn ein Arzt hinter dem Sarg eines Patienten geht, folgt manchmal tatsächlich die Ursache der Wirkung.
VOLTAIRE
Ärzte glauben, ihrem Patienten sehr viel genützt zu haben, wenn sie seiner Krankheit einen Namen geben.
IMMANUEL KANT
Die Ärzte sind unseres Herrgotts Flicker.
MARTIN LUTHER
Ich weiß, daß meine Abneigung gegen Ärzte krankhaft ist. Wenn sie mich aber am Leben erhält?
CHARLES DE MONTESQUIEU
Das Geheimnis der Medizin besteht darin, den Patienten abzulenken, während die Natur sich selbst hilft.
VOLTAIRE
Den Kopf halt' kühl, die Füße warm, das macht den besten Doktor arm. SPRICHWORT
ASKESE
Der Asket macht aus der Tugend eine Not.
FRIEDRICH NIETZSCHE
ÄSTHETIK
Ein berühmter Kunsthistoriker unserer Tage sagte in seiner herablassend ästhetischen Weise zu Troeltsch: „Ich muss Ihnen erzählen: ich habe neulich das Matthäus-Evangelium gelesen; da ist doch manches Beachtenswerte darin.“ Troeltsch erwiderte fröhlich: „O, Herr Kollege, wie wird sich darüber der liebe Gott gefreut haben!“
EUTHYMIUS HAAS
ATHEISMUS
Wer Gott definiert, ist schon Atheist.
OSWALD SPENGLER
AUFERSTEHUNG
Da man morgen mit den gleichen Eigenschaften auferstehen wird, möge Gott niemandem übles Wesen geben in der Welt, denn das wird für ihn nach dem Tode zu ernten sein, was er auf dem Felde dieser Welt gesät hat.
ABDUR RAHMAN
Uns wird das ewige Leben veheißen - aber uns, den Toten. Man verkündigt uns selige Auferstehung - inzwischen sind wir von Verwesung umgeben. Gerechte werden wir genannt - und doch wohnt in uns die Sünde. Wir hören von unaus-sprechlicher Seligkeit - inzwischen aber werden wir hier von unendlichem Elend erdrückt. Überfluss an allen Gütern wird uns verheißen - reich sind wir aber nur an Hunger und Durst. Was würde aus uns, wenn wir uns nicht auf die Hoffnung stemmten, und unser Sinn auf dem durch Gottes Wort und Geist erleuchteten Wege mitten durch die Finsternis hindurch über diese Welt hinauseilte!
JOHANNES CALVIN
Wir werden alle auferstehen, aber wir werden uns nicht alle freuen.
AUGUSTIN
Hier ruht. Nahrung für die Würmer, der Körper von Benjamin Franklin, Buch-drucker, gleich dem Deckel eines alten Buches, aus dem die Blätter gerissen sind und dessen Einband abgebraucht ist. Aber das Werk wird nicht verloren gehen, denn es wird wieder erscheinen, so hofft er, in einer neuen Auflage, durchgesehen und verbessert vom Verfasser.
GRABINSCHRIFT VON BENJAMIN FRANKLIN, DER GELERNTER BUCH-DRUCKER WAR
AUFFALLEN
Auf einem Kostümfest hofft jeder der Auffallendste zu sein; aber es fällt nur der auf, der nicht kostümiert ist. Sollte das nicht einen Vergleich geben?
KARL KRAUS
AUFGABEN
Wo Gott dich hingesät hat, da sollst du blühen.
AFRIKANISCHES SPRICHWORT
AUFKLÄRUNG
Geduld, ihr Forscher! Die Aufklärung des Geheimnisses wird durch dieses selbst erfolgen.
KARL KRAUS
AUFRICHTIGKEIT
Der Vortrag von Dingen, von denen wir vorhersehen, sie werden nicht gefallen, kann nur durch den größten Anschein von Aufrichtigkeit gemildert werden. KARDINAL VON RETZ
Die Freunde nennen sich aufrichtig; die Feinde sind es: daher man ihren Tadel zur Selbsterkenntnis benutzen sollte, als eine bittre Arznei.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Es gibt wenig aufrichtige Freunde – die Nachfrage ist auch gering.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Ich kann nicht sagen – obgleich ich weiß, dass es eine viel großartigere Wirkung hätte – , dass ich da vor dem Ziel meines Lebens stand. Dies wäre doch etwas zu sehr übertrieben. Ich will lieber aufrichtig sein und geradeheraus erklären, dass wohl noch nie ein Mensch in so völligem Gegensatz zu dem Ziel seines Lebens stand wie ich bei dieser Gelegenheit. Die Gegend um den Nordpol – ach, ja, zum Kuckuck – der Nordpol selbst hatte es mir von Kindesbeinen an angetan, und nun befand ich mich am Südpol! Kann man sich etwas Entgegengesetzteres denken?
ROALD AMUNDSEN, ALS ER AM SÜDPOL STAND
Niemand, der sein inneres Bewußtsein aufrichtig fragt, wird seine Rolle auf der Welt wiederholen wollen.
JONATHAN SWIFT
Unsere Aufrichtigkeit besteht zum größten Teil aus der Sucht, von sich selbst zu sprechen und unsere Fehler in dem Licht zu zeigen, in dem wir sie gesehen haben wollen.
ROCHEFOUCAULD
Wir gestehen unsere Fehler ein, um durch unsere Aufrichtigkeit den Schaden zu beheben, den sie uns in der Meinung der Umwelt zugefügt haben. ROCHEFOUCAULD
AUGE
Erfahrung, nicht lesen und hören ist die Sache. Es ist nicht einerlei ob eine Idee durch das Auge oder das Ohr in die Seele kommt.
G. CH. LICHTENBERG
AUSGLEICH
Ein Mann kam zur Beichte und zog eine recht zuversichtliche Bilanz seines Lebens: „Ich habe viel geflucht“ sprach er, „habe dafür aber auch viel gebetet – das gleicht sich aus. Ich habe viel getrunken, aber auch oft gefastet – das gleicht sich ebenfalls aus. Ich habe viel gestohlen, aber auch viel verschenkt – das gleicht sich auch aus.“ „Mein Lieber“ unterbrach ihn der Beichtvater, „ihr Fall ist ganz einfach: Gott hat sie erschaffen, und der Teufel wird sie holen – das gleicht sich ebenfalls aus.“
AUSSCHUSS
Ein Kamel ist ein Pferd, das von einem Ausschuß entworfen wurde.
AUS ENGLAND
AUTORITÄT
Wer behauptet, keine Autorität gelten lassen zu wollen, nimmt immer seine eige-ne aus.
PETER SIRIUS
BANK
Die Bank ist ein Institut, das dir einen Regenschirm borgt, wenn’s schön ist, und ihn zurückverlangt, wenn’s regnet.
QUELLE UNBEKANNT
BARMHERZIGKEIT
Barmherzigkeit gegen Wölfe ist Grausamkeit gegen Schafe.
BAUERNWEISHEIT
Die Barmherzigkeit Gottes ist wie der Himmel, der stets über uns fest bleibt. Unter diesem Dach sind wir sicher, wo auch immer wir sind.
MARTIN LUTHER
BEDEUTEND
Bei einem großen Essen, zu dem Albert Einstein eingeladen hatte, waren nur Gäste mit Rang und Namen um die Festtafel versammelt. Im Anschluss fragte jemand den Nobelpreisträger: »War es nicht schwierig, bei so vielen bedeuten-den Leuten die richtige Tischordnung zu finden?« Einstein antwortete: »Für so etwas wie eine Tischordnung verschwende ich keine Mühe. Diejenigen unter meinen Gästen, die von Bedeutung sind, achten sowieso nicht darauf, und die-jenigen, die darauf achten, sind nicht von Bedeutung.«
Mark Twain war auf Europa-Reise und betrat in Deutschland ein Hotel. Während er die Feder ergriff, um sich ins Fremdenbuch einzutragen, las er an letzter Stelle: «Graf von Hohenlohe mit Kammerdiener.» Twain schrieb darunter: «Mark Twain mit Schweinslederkoffer.»
Der bedeutende Mensch ist ein Mensch, an dem viele andre sich klar werden. Er greift in ihr Unbewußtes und Unterbewußtes und stärkt dort das ihm Verwandte.
CHRISTIAN MORGENSTERN
Konfuzius sprach: »Wer es verdient, als bedeutender Staatsmann bezeichnet zu werden, der dient dem Herrscher nur auf dem rechten Weg. Und findet er, daß dies nicht möglich ist, dann tritt er zurück.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
BEGEHREN
Du bist frei von dem, auf das du nicht hoffst, und Sklave dessen, was du be-gehrst.
IBN ATA ALLAH
Nie hat ein Mensch nach irgend etwas so sehr begehrt, wie Gott danach begehrt, den Menschen dahin zu bringen, daß er ihn erkenne. Gott ist allzeit bereit, wir aber sind sehr unbereit; Gott ist uns nahe, wir aber sind ihm sehr fern; Gott ist drinnen, wir aber sind draußen; Gott ist in uns daheim, wir aber sind in der Fremde.
MEISTER ECKHART
Du sollst nicht zu sein begehren, was du nicht bist, sondern nur einfach etwas von deiner Pflicht zu tun versuchen, Tag um Tag. Denn es ist viel schwerer, einen Tag in wahrhafter Aufmerksamkeit und Wachsamkeit von Anfang bis Ende zu verleben, als ein Jahr in großen Absichten und hochfliegenden Plänen.
CHRISTIAN MORGENSTERN
Ehe man etwas brennend begehrt, soll man das Gück dessen prüfen, der es be-sitzt.
ROCHEFOUCAULD
Gott hat seine Liebe ausgebreitet in alle Kreatur und ist doch in sich selbst eins. Da an allen Kreaturen, an jeder einzelnen, etwas Liebenswertes ist, darum liebt jede Kreatur, die vernünftig ist, etwas an der anderen, das ihr gleicht. So ver-langen die Frauen manchmal nach etwas Rotem, weil der Anblick des Roten ihnen Lust bereitet, und weil das nicht alles ist, was sie erfreut, verlangen sie ein anderes Mal nach Grünem. Doch kann ihr Begehren nicht dauerhaft erfüllt werden, und zwar deshalb, weil sie nicht bei der einfachen Lust bleiben. Sie nehmen das Tuch hinzu, den Träger der Farbe, die lusterregend erscheint. Da so an jeder Kreatur etwas Lusterregendes aufscheint, darum lieben die Menschen bald dies und bald das. Nun sieh vom »dies« und »das« ab; was dann übrig bleibt, das ist rein nur Gott.
MEISTER ECKHART
Gott jagt mit seiner Liebe alle Kreaturen damit, daß sie Gott zu lieben begehren. Wenn mich einer fragte, was Gott wäre, so würde ich jetzt so antworten: Gott ist ein Gut, das mit seiner Liebe alle Kreaturen jagt, auf daß sie ihn ihrerseits wieder jagen: so lustvoll ist es für Gott, daß er von der Kreatur gejagt wird.
MEISTER ECKHART
Unbedacht redende Leute behaupten, glücklich seien alle, die lebten, wie es sie gelüste. Das ist freilich falsch. Denn Schlechtes zu begehren, ist selbst schon größtes Unglück.
CICERO
BEGEISTERUNG
Begeisterung ohne Wissen ist wie Rennen in der Dunkelheit.
AUS DEN USA
Ohne Begeisterung ist noch nie etwas Großes geschaffen worden.
RALPH W. EMERSON
BEGIERDE
Begierde ist des Menschen Wesen selbst.
SPINOZA
Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.
EPIKUR
Die Begierde kommt ohne besonderen Anlass, wie Flöhe und Läuse, Liebe aber ist dann da, wenn wir anderen dienen wollen.
MARTIN LUTHER
BEGRÄBNIS
Der Prunk der Begräbnisse dient mehr der Eitelkeit der Lebenden als der Ehrung der Toten.
ROCHEFOUCAULD
Ein rheinhessischer Pfarrer hatte einen Mann zu beerdigen, der in keiner Weise christlich gelebt hatte. Die Hinterbliebenen baten ihn, in seiner Rede nichts von dem Verstorbenen zu erzählen. Er versprach es, hielt eine ganz allgemeine Rede über den Ernst des Todes und schloss: „Über das Leben des Verstorbenen schweige ich auf den Wunsch seiner Angehörigen.“
EUTHYMIUS HAAS
BEICHTE
Eine ganz fromme Frau erzählte im Bibelkreis, dass sie zur Beichte gewesen sei. Eine andere Frau warf ein: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie eine schwere Sünde begangen haben, die Sie beichten müssten.” „Doch, denken Sie mal, ich habe vor Wut einmal meine Schwiegermutter aus dem Haus gejagt!” „Aber das ist doch schon lange Jahre her, das haben Sie doch sicher schon längst ge-beichtet!” - „Ja, das habe ich schon öfter gebeichtet. Ich erinnere mich nämlich so gerne daran.”
In einem dunklen Beichtstuhl hat ein Taschendieb dem Beichtvater die goldene Uhr während der Beichte aus der Tasche gezogen. Nachdem er sie eingesteckt hatte, beichtet er sogleich: „Ich habe eine goldene Uhr gestohlen.“ - „Die musst du zurückgeben, wenn du Vergebung erlangen willst“, sagt der Pfarrer. „Hier ist sie!“ antwortet der Dieb und reicht dem Pfarrer die goldene Uhr. Der aber wehrt ab. „Nein, nicht mir, dem Bestohlenen musst du sie zurückgeben!“ - „Ja, das habe ich doch versucht. Der will sie aber nicht haben!“ - „Ist das wirklich an dem?“ fragt der Beichtvater. „So wahr ich hier knie!“ kommt die Antwort zurück. „Dann darfst du sie auch behalten!“ sprach der Pfarrer und gab ihm die Abso-lution.
BEISPIEL
Wenige Dinge auf Erden sind lästiger als die stumme Mahnung, die von einem guten Beispiel ausgeht.
MARK TWAIN
BEKANNTHEIT
Konfuzius sprach: »Es bekümmert mich nicht, daß ich ohne Amt und Würden bin. Ich sorge mich vielmehr, daß es mir an Fähigkeiten und eigenem Vermögen mangelt. Auch betrübt es mich nicht, unbekannt zu sein. Es geht mir nur darum, würdig zu sein, daß man mich kennt.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
BEKEHRUNG
Wenn sich die Mehrheit zur richtigen Ansicht bekehrt, dann sicherlich aus den falschen Gründen.
PHILIP DORMER STANHOPE
BEKLAGENSWERT
Wenn der Mensch seine eigentliche Aufgabe nicht erfüllt, ist es, als ob du ein Schwert aus feinstem indischen Stahl, wie man es in königlichen Schatzkammern findet, brächtest und es dann zu einem Schlachtermesser machtest, um ange-faultes Rindfleisch damit zu schneiden, und dann sagtest: »Ich lasse dies Schwert nicht müßig herumhängen; ich benutze es für etwas Nützliches!« Oder als ob du einen goldenen Kessel brächtest und Rettich darin kochtest, wo man für ein einziges Körnchen seines Goldes hundert Töpfe kaufen könnte; oder als ob du einen juwelenbesetzten Dolch als Nagel für einen Kürbis oder einen kaputten Krug verwendetest: »Doch, ich nutze ihn ja gut, ich hänge meinen Kürbis dran auf. Ich lasse den Dolch ja nicht nutzlos herumliegen!« Wäre das nicht beklagenswert und lächerlich?
RUMI
BEKÖMMLICH
„Ich bekomme mir nicht gut“, sagte jemand, um seinen Hang zur Gesellschaft zu erklären. „Der Magen der Gesellschaft ist stärker als der meinige, er verträgt mich.“
FRIEDRICH NIETZSCHE
BELIEBTHEIT
Wollte ich mich einem Menschen beliebt machen und wollte ich dem allein ge-fallen, so wollte ich alles, was dem Menschen gefällig wäre und wodurch ich ihm wohlgefiele, lieber als irgend etwas anderes. Und wäre es so, daß ich ihm besser gefiele in einem schlichten Kleide als in Samt, so besteht kein Zweifel darüber: ich trüge das schlichte Kleid lieber als irgendein anderes Kleid. So auch steht es mit einem, dem Gottes Wille gefällt: alles, was ihm Gott zuteilt, sei's Krankheit oder Armut oder was es auch sei, das hat er lieber als irgend etwas anderes. Eben weil Gott es will, darum schmeckt es ihm besser als irgend etwas anderes.
MEISTER ECKHART
Zi-gong fragte: »Was ist davon zu halten, wenn ein Mensch überall beliebt ist?« Konfuzius meinte: »Das ist noch nicht genug.« »Und wenn einer bei allen verhaßt ist?« Darauf der Meister: »Auch das ist noch nicht genug. Besser ist es, wenn ein Mensch von den Guten geliebt und von den Bösen gehaßt wird.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
BERUFSTÄTIG
Ein Ehepaar, beide berufstätig, hastet in ein Spielwarengeschäft und erläutert der Verkäuferin: „Wir sind den ganzen Tag von zu Hause weg und haben eine kleine Tochter. Wir brauchen etwas, das die Kleine erfreut, sie lange beschäftigt und ihr das Gefühl des Alleinseins nimmt.“ „Tut mir leid“, lächelt die Verkäuferin freund-lich, „Eltern führen wir nicht im Sortiment.“
BERÜHMTHEIT
Nicht, dass man dich nicht kennt, sei deine Sorge, sorge dafür, dass du des Kennens wert bist.
KONFUZIUS
BESCHEIDENHEIT
Bescheidenheit ist eine Eigenschaft, für die der Mensch bewundert wird, falls die Leute je von ihm hören sollten.
EDGAR WATSON HOWE
Das ist die Summe und der Kern alles dessen, was uns die Gnade lehrt: die Sinne bezähmen, das eitle Wohlgefallen verschmähen, sich nicht selbst zur Schau stellen, vielmehr alles, was des Lobes und der Bewunderung wert sein mag, mit dem Schleier der Bescheidenheit und Einfachheit verhüllen, in allen Dingen und allen Wissenschaften nichts anderes suchen, als dass Gott dadurch in allem gelobt und verherrlicht und der sinkenden Menschheit unter die Arme gegriffen werde.
THOMAS VON KEMPEN
Dies ist zugleich die Humanität des Genies und sein Stolz: ... Es ist bescheiden von der Nachtigall, daß sie nicht danach verlangt, daß jemand ihr zuhören soll; aber es ist auch stolz von der Nachtigall, daß sie überhaupt nichts davon wissen will, ob jemand ihr zuhört oder nicht.
SÖREN KIERKEGAARD
Manche Tugenden kann man erwerben, indem man sie lange Zeit heuchelt. Andere zu erringen, wird man umso unfähiger, je mehr man sich den Anschein gibt, sie zu besitzen. Zu den ersten gehört der Mut, zu den zweiten die Be-scheidenheit.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Nur wenige Menschen sind bescheiden genug, um zu ertragen, daß man sie richtig einschätzt.
LUC DE CLAPIER VAUVENARGUES
BESCHRÄNKTHEIT
Der Mensch ist ein beschränktes Wesen. Unsere Beschränkung zu überdenken, ist der Sonntag gewidmet.
GOETHE
Die Wahrheit widerspricht unserer Natur, der Irrtum nicht, und zwar aus einem sehr einfachen Grunde: die Wahrheit fordert, daß wir uns für beschränkt er-kennen sollen, der Irrtum schmeichelt uns, wir seien auf ein- oder die andere Weise unbegrenzt.
GOETHE
BESITZ
Der Glaube muss geprüft werden, weil er nur durch Konflikte in einen persön-lichen Besitz verwandelt werden kann.
OSWALD CHAMBERS
Der Hang der menschlichen Natur zu Neid und Missgunst ist so gross, dass man sich über die Vorzüge, die andere besitzen, mehr betrübt als über seine eigenen freut.
PLUTARCH
Ehe man etwas brennend begehrt, soll man das Gück dessen prüfen, der es besitzt.
ROCHEFOUCAULD
Einmal kam ein Mensch zu mir - es ist noch nicht lange her - und sagte, er hätte großen Besitz weggegeben, an Land und Gütern, zu dem Zweck, dass er seine Seele rettete. Da dachte ich: Ach, wie wenig und Unbedeutendes hast du doch losgelassen! Es ist eine Blindheit und eine Torheit, solange du noch auf das schaust, was du gelassen hast. Hast du dich selbst gelassen, dann hast du wirklich losgelassen. Wer die Gerechtigkeit liebt, dessen nimmt sich die Ge-rechtigkeit an und er wird ergriffen von der Gerechtigkeit, und er ist die Ge-rechtigkeit.
MEISTER ECKHART
Reich ist man nicht durch das, was man besitzt, sondern mehr noch durch das, was man mit Würde zu entbehren weiß.
ANONYM
Wer nur den Ruhm verdient auch ohne ihn zu erhalten, besitzt bei Weitem die Hauptsache, und was er entbehrt, ist etwas, darüber er sich mit derselben trösten kann. Denn nicht dass einer von der urteilslosen, so oft betörten Menge für einen großen Mann gehalten werde, sondern dass er es sei, macht ihn beneidenswert; auch nicht, dass die Nachwelt von ihm erfahre, sondern dass in ihm sich Gedan-ken erzeugen, welche verdienen, Jahrhunderte hindurch aufbewahrt und nach-gedruckt zu werden, ist ein hohes Glück.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Wer etwas besitzt, muss dessen Herr bleiben und darf nicht dessen Knecht werden.
MARTIN LUTHER
BESUCH
Besuch ist wie Fisch - nach drei Tagen beginnt er zu stinken.
BENJAMIN FRANKLIN
Besuche machen immer Freude: Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen. AUS PORTUGAL
BETEN / GEBET
Arbeiten im Lande ist besser als in der Wüste beten.
MARTIN LUTHER
Beten heißt nicht, sich selbst reden hören, beten heißt still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört.
SÖREN KIERKEGAARD
Beten heißt: Gott den Sack vor die Füße werfen.
MARTIN LUTHER
Beten heißt: in der Luft Gottes atmen; beten heißt: ja sagen zu seinem Regiment.
FRIEDRICH VON BODELSCHWINGH
Beten ohne Inbrunst ist so gut wie jagen mit einem toten Hund.
C. H. SPURGEON
Das Gebet ändert nicht Gott, aber es verändert den Betenden.
SÖREN KIERKEGAARD
Der hl. Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153) wurde einmal auf einer seiner vielen Reisen von einem Kaufmann gebeten, ihn ein Stück des Weges begleiten zu dürfen. Sie kamen ins Gespräch, und dabei wollte der Kaufmann von dem Ordensmann wissen, was man beim Beten beachten müsse. Da erklärte der hl. Bernhard unter anderem, wie man sich den Zerstreuungen gegenüber verhalten solle: »Auch ich muss mich mühen, zur Sammlung zu finden. So viele Dinge beschäftigen mich, dass ich selbst beim Beten nicht davon loskomme. Aber wenn ich merke, dass meine Gedanken abschweifen, ärgere ich mich nicht, sondern beziehe sie in mein Gebet sein.« Der Kaufmann verwunderte sich, dass sogar ein solcher Beter wie der hl. Bernhard nicht vor Zerstreuungen bewahrt sei und meinte: »Wenn ich bete, bin ich immer ganz bei der Sache.« »Nun«, versetzte der Mönch, »das können wir ja überprüfen. Sieh dieses Pferd, das ich jetzt reite. Es gehört dir, wenn es dir gelingt, ein Vaterunser ohne jeden störenden Ge-danken zu beten.« Das erschien dem Kaufmann eine leichte Aufgabe (und ein sicheres Geschäft) zu sein. Er begann sofort : »Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name...«, unterbrach sich plötzlich und fragte: »Gehört der Sattel auch dazu?«
Du sagst, dass du nicht recht beten könntest. Ist denn kein Oh, kein Ach in deinem Herzen? Und gesetzt, du könntest auch dieses nicht finden, so sage es dann Jesus nur einfältig, dass du nicht könntest beten, dann betest du schon.
GERHARD TERSTEEGEN
Ein armer Chassid kommt zu seinem Rebben. Er ist verzweifelt: »Rebbe, ich kann die vorgeschriebenen Gebete nicht sprechen; ich kann nicht lesen, und die Gebete kann ich nicht auswendig. Was soll ich tun?« Fragt der Rebbe: »Was kennst du von der Heiligen Schrift?« »Das A, das B, das C...« Sagt der Rebbe: »Sprich mit frommer Seele und inbrünstig das Alphabet. Der liebe Gott wird sich die Buchstaben schon zu einem Gebet zusammensetzen.«
Ein ostpreußischer Landpfarrer ging mit den Bauern im Frühjahr aufs Feld, um die Äcker zu besehen und um gute Ernten zu beten. Bei einem schlecht be-stellten Acker blieb er stehen und wurde nachdenklich. Schließlich sagte er zum Eigentümer gewendet: „Hier hilft auch kein Beten. Hier hilft nur Mist!“
Gebete werden nach dem Gewicht und nicht nach der Länge gemessen.
C. H. SPURGEON
Ich kenne einen Freund, der wurde von Angst ergriffen und schwebte lange zwischen Furcht und Hoffnung. Eines Tages, da ihn der Kummer halb aufgezehrt hatte, warf er sich, aus dem Herzen betend, in einer Kirche vor dem Altar nieder und dachte bei sich: Wenn ich doch gewiss wüsste, dass ich bis ans Ende im Guten verharren würde! Da hörte er die göttliche Antwort in seinem Innersten: „Und wenn du das wüsstest, was wolltest du dann tun? Tu jetzt, was du dann tun wolltest, und du wirst sicher zum Ziel kommen.“ Dies Gotteswort salbte ihn mit Trost und stärkte ihn, dass er sich ganz dem Willen seines Herrn hingeben konnte, und alle Angst war dahin.
THOMAS VON KEMPEN
In Spanien ist heißer Sommer. Das Land ist trocken und dürr, Menschen und Tiere dürsten. In einem Dorf ruft der Priester seine Gemeinde zu einem Bitt-gottesdienst zusammen. Gott soll Regen schicken. Seine Predigt beginnt der Pfarrer anders, als die Menschen es erwartet haben: „Aus mehreren Dörfern seid ihr zusammengekommen, damit wir unsere Not und Kraft im Gebet vereinigen und Gott endlich regnen lässt. Doch was sehe ich? Keiner von euch glaubt an den Erfolg unseres Betens. Niemand ist mit Mantel und Schirm gekommen...!“
Kurze Gebete sind lang genug.
C.H. SPURGEON
Man muß beten, als ob alles Arbeiten nichts nützt und arbeiten, als ob alles Beten nichts nützt.
MARTIN LUTHER
Wahrhaft, wer gut zu beten weiß, der weiß auch gut zu leben.
AUGUSTIN
Wie du betest, so bist du.
PHILIPP NERI
Wenn deine Probleme zu klein sind, um darüber zu beten, sind sie auch zu klein, um sich darüber zu sorgen.
ANONYM
Wenn der Mensch betet, so atmet Gott in ihm auf.
FRIEDRICH HEBBEL
Wenn die Götter uns strafen wollen, erhören sie unsere Gebete.
OSCAR WILDE
Wenn du so viel Arbeit hast, dass du nicht mehr beten kannst, dann sei ver-sichert, dass du mehr Geschäfte hast, als Gott für dich gut findet.
DWIGHT L. MOODY
Wer Gott um Gaben bitt', der ist gar übel dran:
Er betet das Geschöpf und nicht den Schöpfer an.
ANGELUS SILESIUS
Ein Bauernmädchen war auf dem Weg zu seinem Geliebten. Sie kam an einem Mullah vorüber, der betete. In ihrer Unwissenheit schritt sie einfach an ihm vorbei, ohne ihm ihre Ehrerbietung zu erweisen. Der Mullah war darüber sehr zornig, und als das Mädchen zurückkehrte, schalt er es für sein Vergehen. »Mädchen, was hast du für eine Sünde begangen, als du, ohne mich zu be-achten, an mir vorübergingst, während ich betete. Sie antwortete: »Was ist das – beten?« Er erwiderte: »Ich dachte an Allah, den Herrn des Himmels und der Erde, und hielt Zwiesprache mit ihm. Da sagte die Gescholtene: »Es tut mir leid. Ich weiß kaum etwas von Allah und vom Beten. Ich war auf dem Weg zu meinem Geliebten und war ganz von dem Gedanken an ihn erfüllt. Da war kein Platz mehr für anderes. Ich sah also nicht, dass du gebetet hast. Aber wie konntest du mich sehen, wenn du nur an Allah dachtest?«
Das Gebet ändert nicht Gott, aber es verändert den Betenden.
SÖREN KIERKEGAARD
Das Gebet ist ein Rauchwerk, das dem Teufel Kopfweh macht.
SPRICHWORT
Das Gebet legt Gottes Werk in seine Hände und läßt es dort.
E.M. BOUNDS
Der englische Staatsmann Oliver Cromwell (1599-1658) sprach einmal folgendes Tischgebet: „Manche haben Hunger, aber nichts zu essen. Andere haben Speise, aber keinen Hunger. Ich habe beides. Der Name des Herrn sei gelobt!“
Ein alter Mann sehnte sich verzweifelt danach, die wöchentliche Lotterie in seiner Gemeinde zu gewinnen. Und als am Sonntag der Gottesdienst zu Ende war, kam er noch einmal in die Kirche zurück, stellte sich vor den Altar und rief mit lauter Stimme: „Gott! Lass mich diese Woche die Lotterie gewinnen! Ich brauche das Geld. Bitte lass mich gewinnen!“ Zu seiner Bestürzung kam keine Antwort, und jemand anderer gewann das Bargeld in dieser Woche. In der folgenden Woche kehrte er wieder nach dem Gottesdienst in die Kirche zurück, stand vor dem Altar, schlug sich an die Brust und rief noch lauter: „O Gott! Du musst mich erhören! Ich war mein Leben lang ein guter Christ. Ich habe immer alle deine Gebote gehalten. Ich bin jeden Sonntag zur Kirche gegangen. Nun bitte ich dich, mir zu helfen. Bitte! Bitte, lass mich diese Woche die Lotterie gewinnen!“ Wiederum herrschte Schweigen, und wiederum ging ein paar Tage später der Jackpot an einen anderen. In der nächste Woche warf er sich vor dem Altar zu Boden, flehte und bestürmte Gott, sein Gebet zu erhören und ihn in der Lotterie gewinnen zu lassen, nur ein einziges Mal. Nachdem das einige Minuten so ge-gangen war, lag er erschöpft und atemlos auf dem Boden der Kirche. Plötzlich aber ertönte eine Stimme vom Altar her. Und es war die Stimme Gottes: „Hör mal, komm mir doch einen Schritt entgegen. Kauf ein Los!“
Hätte das Gebet der Kinder eine Wirkung, lebte nicht ein Lehrer mehr!
PERSISCH
Ich habe soviel Arbeit, daß ich nicht auskomme ohne täglich mindestens drei Stunden meiner besten Zeit dem Gebet zu widmen.
MARTIN LUTHER
Man kann einen Christen ohne Gebet ebenso wenig finden wie einen lebendigen Menschen ohne Puls, welcher niemals still steht, sich reget und immerdar für sich schlägt, wenn auch der Mensch schläft oder anderes tut, sodass er sein nicht gewahr wird.
MARTIN LUTHER
Manches Gebet erstickt unter einer Bettdecke von Worten.
C. H. SPURGEON
Mein einziges Gebet ist das um Vertiefung. Durch sie allein kann ich wieder zu Gott gelangen. Vertiefung! Vertiefung!
CHRISTIAN MORGENSTERN
Mein Gebet ist voll Zerstreuung. Ich bin sehr oft nicht da, wo der Leib sitzt oder steht; ich bin da oder dort, wohin meine Gedanken mich mit sich fortreißen. Ich bin da, wo mein Gedanke ist, und mein Gedanke ist da, wo meine Liebe ist, und meine Liebe ist da, wo das ist, was ich liebe. Da fühle ich recht die Wahrheit des Wortes: Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz (Matthäus 6,21).
THOMAS VON KEMPEN
Von Philipp Neri (1515-1595), der bereits 27 Jahre nach seinem Tode heilig-gesprochen wurde, berichtet man, dass er sehr oft ein kleines Gebet wiederholt habe: »Herr, traue dem Philipp nicht!«
Wenn ich auch nur einen einzigen Tag das Gebet vernachlässige, verliere ich viel vom Feuer des Glaubens!
MARTIN LUTHER
Wer sich als besserer Mensch vom Gebet erhebt, der ist erhört.
GEORGE MEREDITH
Im Gesangbuch des Fürstentums Reuß, das bis 1918 in Ostthüringen existierte, stand die Choralstrophe:
„Gib Regen und auch Sonnenschein
für Greiz und Schleiz und Lobenstein;
und woll‘n die andern auch was han,
dann mögen sie’s dir selber san.“
Wenn wir täten, was wir sollten, so tät Gott auch, was wir wollten.
JOHANN SCHNEUBER
BETRUG
Das beste Mittel, sich betrügen zu lassen, ist, sich für schlauer zu halten als die anderen.
ROCHEFOUCAULD
Viele Menschen ziehen ihre Schlüsse über das Leben wie Schulknaben: sie betrügen ihre Lehrer, indem sie die Antworten aus einem Buch abschreiben, ohne die Addition selbst ausgerechnet zu haben.
SÖREN KIERKEGAARD
Wenn du mich einmal betrügst - deine Schande.
Wenn du mich zweimal betrügst - meine Schande.
AUS CHINA
BEWEISE
Zur Übung unseres Glaubens sind Wolken und Dunkelheit notwendig, um uns zu veranlassen, dass wir unser Vertrauen mehr auf Christus setzen als auf unsere Erfahrungen, Beweisgründe, Gemütsstimmungen und Gefühle.
C. H. SPURGEON
Als der Meister einmal gefragt wurde, warum er sich niemals mit jemandem auf einen Disput einlasse, erzählte er eine Geschichte von dem alten Hufschmied, der einem Freund anvertraute, dass es der Wunsch seines Vaters war, wie er Hufschmied zu werden, während seine Mutter ihn am liebsten als Zahnarzt gesehen hätte. „Und du weißt, ich bin glücklich, dass der Vater seinen Willen erfüllt bekam, denn wäre ich Zahnarzt geworden, hätte ich verhungern müssen. Ich kann das beweisen.“ „Wie denn?“ wollte der Freund wissen. „Ganz klar, ich stehe dreißig Jahre in dieser Schmiede, und nicht ein einziges Mal in der ganzen Zeit wollte jemand von mir einen Zahn gezogen haben.“ „Das“, schloss der Meister, „ist die Logik, aus der Argumente gemacht sind. Wenn du siehst, brauchst du keine Logik.“
Bier ist der überzeugendste Beweis dafür, dass Gott den Menschen liebt und ihn glücklich sehen will.
BENJAMIN FRANKLIN
Angenommen, du würdest verhaftet, weil du Christ bist – gäbe es genügend Be-weise, dich zu überführen?
ANONYM
Der erste Beweis daß ein junger Mensch klüger geworden, ist wenn er anfängt Dinge, die ihm immer ganz begreiflich, und natürlich vorkamen, nicht zu ver-stehen.
FRANZ GRILLPARZER
Es ist besser zu schweigen und als Idiot verdächtigt zu werden, als zu reden und dadurch den Beweis anzutreten.
ABRAHAM LINCOLN
Es ist ebenso unnütz und ebenso lächerlich, dass die Vernunft vom Herzen Be-weise für seine ersten Prinzipien verlangt, wenn sie ihnen zustimmen will, wie es lächerlich wäre, dass das Herz von der Vernunft ein Gefühl für alle Lehrsätze verlangte, die diese beweist, wenn es sie annehmen will.
BLAISE PASCAL
Es ist schon ein großer und nötiger Beweis der Klugheit oder Einsicht zu wissen, was man vernünftigerweise fragen sollte.
IMMANUEL KANT
Glaube ist Gewissheit ohne Beweis.
H. F. AMIEL
Toleranz ist ein Beweis des Mißtrauens gegen ein eigenes Ideal.
NIETZSCHE
Unter allen Beweisen für unser Fortleben ist der festeste, daß der Schöpfer uns mit Tugenden, Wünschen, Träumen für eine ganz andere als diese Erde ausge-malt und wohlgeschmückt hat und daß gerade die vollkommensten Menschen alle ihre Wurzeln aus diesem Kotboden ziehen und in einen reineren schlagen.
JEAN PAUL
Wenn die Narren sind, die in ihrem Herzen das Dasein Gottes leugnen, so kom-men mir die noch unsinniger vor, die es erst beweisen wollen.
JOHANN GEORG HAMANN
Wenn etwas hart bestraft wird, so beweist das gar nicht, daß es unrecht ist; es beweist bloß, daß es dem Vorteil der Machthaber nachteilig ist. Oft ist gerade die Strafe der Stempel der schönen Tat.
JOHANN GOTTFRIED SEUME
BEWERBUNG
Der Lakedaimonier Phedaretes bewirbt sich um Aufnahme in den Rat der Drei-hundert. Er wird verworfen. Voller Freude, daß es in Sparta dreihundert bessere Männer als ihn gibt, geht er wieder nach Hause.
JEAN-JACQUES ROUSSEAU
BEWUNDERUNG
Wir verschenken unser Vertrauen meist nur, um bedauert oder bewundert zu werden.
ROCHEFOUCAULD
Die uns bewundern, lieben wir immer. Die wir bewundern, nicht immer.
ROCHEFOUCAULD
Wir lieben neue Bekannte nicht so sehr, weil wir der alten überdrüssig sind oder Freude an der Abwechslung finden. Der wahre Grund ist der Ärger, daß uns jene, die uns zu gut kennen, nicht genügend bewundern, und die Hoffnung, daß jene, die uns nicht kennen, es um so mehr tun werden.
ROCHEFOUCAULD
Jesus Christus will nicht Bewunderer, sondern Nachfolger. Der Bewunderer ist die billige Volksausgabe des Nachfolgers.
SÖREN KIERKEGAARD
Johann Sebastian Bach (1685-1750) hatte auf der Orgel der Leipziger Thomas-kirche einem seiner Schüler vorgespielt. Der junge Mann fand überschwängliche Worte, um seiner Begeisterung für den Meister Ausdruck zu geben. Bach jedoch schien das Lob nicht zu gefallen, er sagte abwehrend: »Da gibt es nichts zu be-wundern! Man muss nur die richtige Taste im richtigen Moment niederdrücken, alles andere tut die Orgel.«
Es ist schwer, den, der uns bewundert, für einen Dummkopf zu halten.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Bewunderung: eine Verwunderung, die beim Verlust der Neuigkeit nicht aufhört.
KANT
Da unser größtes Vergnügen darin besteht, bewundert zu werden, die Be-wunderer aber, selbst wo alle Ursache wäre, sich ungern dazu herbeilassen, so ist der Glücklichste der, welcher, gleichviel wie, es dahin gebracht hat, sich selbst aufrichtig zu bewundern.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Das ist die Summe und der Kern alles dessen, was uns die Gnade lehrt: die Sinne bezähmen, das eitle Wohlgefallen verschmähen, sich nicht selbst zur Schau stellen, vielmehr alles, was des Lobes und der Bewunderung wert sein mag, mit dem Schleier der Bescheidenheit und Einfachheit verhüllen, in allen Dingen und allen Wissenschaften nichts anderes suchen, als dass Gott dadurch in allem gelobt und verherrlicht und der sinkenden Menschheit unter die Arme gegriffen werde.
THOMAS VON KEMPEN
BIBEL
Wer die Bibel liest, um Fehler darin zu finden, wird bald merken, dass die Bibel Fehler bei ihm findet.
C. H. SPURGEON
Wer die heiligen Worte hütet, wird von ihnen behütet.
THOMAS VON AQUIN
Die Bibel gebietet uns, unsere Nächsten zu lieben und auch die Feinde zu lieben; wahrscheinlich deshalb, weil es in der Regel dieselben Leute sind.
G. K. CHESTERTON
Die Bibel ist ein Brief, den mein Gott mir hat schreiben lassen, wonach ich mich ausrichten soll und wonach mein Gott mich richten wird.
JOHANN ALBRECHT BENGEL
Die Bibel ist nicht antik, auch nicht modern, sie ist ewig.
MARTIN LUTHER
Die Bibel ist nicht dazu da, dass wir sie kritisieren, sondern dazu, dass sie uns kritisiert.
SÖREN KIERKEGAARD
Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten mit den Bibelstellen, die sie nicht verstehen. Ich für meinen Teil muss zugeben, dass mich gerade diejenigen Bibel-stellen beunruhigen, die ich verstehe.
MARK TWAIN
Die Menschen glauben alles, es darf nur nicht in der Bibel stehen.
NAPOLEON BONAPARTE
Ein Gutsbesitzer aus der Mark Brandenburg beschwerte sich beim preußischen König Friedrich II. (1712-1786) über den Dorfpastor. Dieser sei beobachtet worden. wie er in der Feldflur nach einem Hasen ein dickes Buch geworfen habe, was bei einem Pastor nur die Bibel gewesen sein könnte. Er habe den Hasen tatsächlich getroffen. ihn aufgehoben und mitgenommen. Der König möge doch gnädigst geruhen zu veranlassen, dass der Pastor wegen Wilddieberei ge-bührend bestraft werde. Friedrich II. schrieb an den Rand der Eingabe: „Alles Wild, so ein Pastor mit seiner Bibel schießet, soll ihm auch fürderhin gehören.“
Wenn ich eine Stelle in der Bibel nicht verstehe, ziehe ich den Hut und gehe vorüber.
MARTIN LUTHER
Wie höflich ist die Bibel. Wenn du schweigst, so redet sie und wenn du redest, schweigt sie.
HERMANN OESER
Wir müssen das Evangelium nicht lesen wie ein Notar ein Testament liest, sondern so, wie es der rechtmäßige Erbe liest. Der Erbe: Er sagt sich bei jedem Satz voller Freude und Jubel: Das ist für mich, das ist alles für mich.
ISAAC NEWTON
BILDUNG
Bildung ist die Fähigkeit, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden und jenes ernst zu nehmen.
PAUL ANTON DE LAGARDE
Von einem haben die sogenannten gebildeten Leute gewöhnlich keine Vor-stellung: daß jemand den zusammengesetzten und künstlichen Zustand, den sie Bildung nennen, und der auch wirklich Bildung ist, durchgemacht haben könne und auf der anderen Seite wieder ins Einfache und Natürliche herausgekommen sei. Ihnen scheint alles Schlichte Unkultur.
FRANZ GRILLPARZER
Was ist denn Bildung? Ich glaubte, es sei ein Cursus, den der Einzelne durch-liefe, um sich selber einzuholen; und wer diesen Cursus nicht durchmachen will, dem hilft es außerordentlich wenig, in dem aufgeklärtesten Zeitalter geboren zu sein.
SÖREN KIERKEGAARD
Der Ungebildete glaubt das, was ihm paßt.
ARIOST
BISCHOF
Ein Bischof kam zu Papst Johannes XXIII. und klagte ihm, die große Ver-antwortung, die er zu tragen habe, lasse ihn kaum mehr zu Schlaf kommen. Johannes XXIII. zeigte großes Verständnis für den geplagten Bischof und sprach: „In den ersten Wochen meines Pontifikats ging es mir ebenso. Eines Nachts aber erschien mein Schutzengel und sagte: 'Nimm Dich nicht so wichtig, Giovanni!' Seitdem schlafe ich prächtig.“
Ein Bischof, der am Evangelium festhält, kann zwar getötet werden, aber nie-mand kann ihn besiegen.
CYPRIAN
In Münster wirkte der ungemein tapfere Bekennerbischof und spätere Kardinal Graf Galen. Im alljährlichen Silvestergottesdienst hielt er vor einer riesigen Gemeinde eine Art Rechenschaftsbericht ab, in dem er die kirchenfeindlichen Attacken und andere Sünden des Nazi-Regimes in drastischer Offenheit zu geißeln pflegte. Natürlich fand sich unter den Versammelten jeweils auch eine erkleckliche Zahl von Parteifunktionären in Zivil, die der Bischof in keine geringe Wut zu versetzen pflegte. Als er einmal davon sprach, wie die Partei den Eltern ihre Kinder wegnehme, sie aufhetze und ihre Ideologien in sie hineinpumpe, hielt es einer jener Funktionäre nicht mehr aus. Er brüllte durch das Kirchenschiff: „Wie kann jemand, der keine Familie hat, es überhaupt wagen, über Kinder-erziehung zu sprechen!“ Der Bischof replizierte prompt: „lch verbitte mir abfällige Bemerkungen über den Führer.“
Ein englisches Sprichwort sagt: Bischöfe sind den Sternen gleich; sie geben wenig Licht, weil sie so hoch sind.
EUTHYMIUS HAAS
BITTE
Zu spät gibt, wer erst dem Bittenden gibt.
SENECA
Großer Gott! Gib uns die Dinge, die gut für uns sind, auch wenn wir nicht darum bitten, und verweigere uns die bösen Dinge, auch wenn wir darum bitten.
CHARLES-LOUIS DE SECONDAT
Ja, o Gott, du hast doch Plage mit uns Menschen! Ach, wenn ich beim Gedanken an alle Wohltaten gegen mich meinen Sinn sammeln will, um dir recht zu danken – ach, da finde ich mich oft so zerstreut; die verschiedenartigsten Gedanken durchkreuzen meinen Kopf, und es endet damit, dass ich dich bitten muss, mir zu helfen, dir zu danken.
SÖREN KIERKEGAARD
Herr, gib mir die Kraft, alles zu tun, was du von mir verlangst. Dann verlange von mir, was du willst.
AUGUSTIN
Herr, gib mir Kraft, dass ich mich erhebe über alles, was du, mein Gott, nicht bist, und dass ich, erhaben über alles, was du nicht bist, in dir allein Ruhe suche und Ruhe finde.
THOMAS VON KEMPEN
Wer Gott bittet, darf kein langes Gewäsch machen.
MARTIN LUTHER
BLINDHEIT
Der Mensch ist ein Blinder, der vom Sehen träumt.
HEBBEL
Die ärgste Blindheit ist, nicht sehen wollen.
BAUERNWEISHEIT
Gott hat mit Sicherheit alle erdenklichen Vollkommenheiten, aber, wenn ich so sagen darf, er hat zugleich eine große Schwäche: Er ist blind! Und es gibt eine Wissenschaft, die er nicht kennt: Das ist das Rechnen. Würde er genau sehen, und könnte er rechnen, glauben Sie, dass er uns angesichts all unserer Schuld nicht ins Nichts zurückfallen ließe? Aber nein, seine Liebe zu uns macht ihn blind.
THÉRÈSE VON LISIEUX
Schlimmer als blind zu sein ist nicht sehen zu wollen.
LENIN
Stößt dich ein Blinder, so ärgere dich nicht.
AUS KENIA
Wie gehts, sagte ein Blinder zu einem Lahmen.
Wie Sie sehen, antwortete der Lahme.
G. CH. LICHTENBERG
BÖSE
Auf böse und traurige Gedanken gehören ein gutes und fröhliches Lied und ein freundliches Gespräch.
MARTIN LUTHER
Der Gütige ist frei, auch wenn er ein Sklave ist. Der Böse ist ein Sklave, auch wenn er ein König ist.
AUGUSTIN
Der Krieg ist darin schlimm, daß er mehr böse Menschen macht, als er deren wegnimmt.
IMMANUEL KANT
Es würde viel weniger Böses auf Erden getan, wenn das Böse niemals im Namen des Guten getan werden könnte.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Greise geben gerne gute Ratschläge, um sich damit zu trösten, daß sie kein böses Beispiel mehr geben können.
ROCHEFOUCAULD
Großer Gott! Gib uns die Dinge, die gut für uns sind, auch wenn wir nicht darum bitten, und verweigere uns die bösen Dinge, auch wenn wir darum bitten.
CHARLES-LOUIS DE SECONDAT
Gutes ohne Böses kann es geben; Böses ohne Gutes aber kann es nicht geben.
THOMAS VON AQUIN
Ja, teurer Freund, du hast sehr recht:
Die Welt ist ganz erbärmlich schlecht,
ein jeder Mensch ein Bösewicht.
Nur du und ich natürlich nicht.
PAUL BAEHR
Man nennt einen Menschen böse nicht darum, weil er Handlungen ausübt, welche böse sind, sondern weil diese so beschaffen sind, daß sie auf böse Maximen schließen lassen.
IMMANUEL KANT
Niemand verdient seiner Güte wegen gelobt zu werden, wenn er nicht auch die Kraft hat, böse zu sein. Jede andere Güte ist meist nur Trägheit und Willens-schwäche.
ROCHEFOUCAULD
Nun könnt ihr sagen: Schlechte Menschen haben es sehr gut, sie kriegen ihren Willen mehr als andere Leute. Salomon sagt: Der böse Mensch soll nicht sagen: Was schadet es mir, daß ich Übles täte, wenn es mir doch nicht weh täte? Oder: Wer täte mir deshalb Übles? Eben das, daß du Übles tust, das ist ganz und gar dein Schaden und tut dir weh genug. Seid dessen gewiß bei der ewigen Wahr-heit, daß es ein ebenso großer Zorn Gottes ist; er könnte dem Sünder nichts Schlimmeres antun, weder mit der Hölle noch mit irgend etwas, als er ihm damit antut, daß er es ihm gestattet oder über ihn verhängt (=ihm zuläßt), daß er sündig ist und daß er sich nicht dadurch über ihn erbarmt, daß er keinen so großen Jammer (=Unheil) über ihn zuließe, nicht sündigen zu können. Und gäbe ihm Gott das Weh der ganzen Welt, so könnte ihn Gott dennoch nicht mehr schlagen, als er damit geschlagen ist, daß er sündigt.
MEISTER ECKHART
Reue ist oft nicht so sehr das Bedauern über das Böse, das wir getan haben, als die Furcht vor dem, was uns daraus erwachsen könnte.
ROCHEFOUCAULD
Wer nicht auch böse sein kann — kann der wirklich tief sein?
CHRISTIAN MORGENSTERN
Wer nichts Gutes tut, tut schon Böses genug.
SPRICHWORT
Wo die Nächstenliebe nur darin besteht, nichts Böses zu tun, ist sie von der Faul-heit kaum zu unterscheiden.
EMIL GÖTT
Zi-gong fragte: »Was ist davon zu halten, wenn ein Mensch überall beliebt ist?« Konfuzius meinte: »Das ist noch nicht genug.« »Und wenn einer bei allen verhaßt ist?« Darauf der Meister: »Auch das ist noch nicht genug. Besser ist es, wenn ein Mensch von den Guten geliebt und von den Bösen gehaßt wird.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
BÜCHER
Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinsieht, so kann kein Apostel heraus gucken.
G. CH. LICHTENBERG
Um einen falschen Gedanken mit Erfolg zu widerlegen, muß man bekanntlich ein ganzes Buch schreiben und den, der den Ausspruch getan hat, überzeugt man doch nicht.
OTTO VON BISMARCK
Die meisten Bücher von heute sehen so aus, als wenn sie an einem Tage verfaßt worden wären, und zwar aus den Büchern, die am Tage zuvor gelesen worden sind.
CHAMFORT
Eine Dummheit hört nicht auf, eine zu sein, weil sie gedruckt ist oder am Schluss irgendwelcher schöner Bücher hinzugefügt ist.
FRANZ VON SALES
Einige schätzen die Bücher nach ihrer Dicke, als ob sie geschrieben wären, die Arme, nicht die Köpfe daran zu üben.
BALTASAR GRACIÁN
Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lerne, sondern damit man wisse, daß der Verfasser etwas gewußt hat.
GOETHE
Manche verdanken den Büchern ihre Weisheit, manche ihre Torheit.
PLINIUS DER ÄLTERE
CHARAKTER
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal!
AUS DEM BABYLONISCHEN TALMUD
Alles, was man in dieser Zeit für seinen Charakter tun kann, ist, zu doku-mentieren, daß man nicht zur Zeit gehört.
JOHANN GOTTFRIED SEUME
Charakter ist das, was du im Dunklen bist.
DWIGHT L. MOODY
Charakter nennt man die Gebundenheit der Ansichten, durch Gewöhnung zum Instinkt geworden.
FRIEDRICH NIETZSCHE
Den Charakter eines Menschen erkennt man an den Scherzen, die er nicht übel nimmt.
CHRISTIAN MORGENSTERN
Der Charakter eines Menschen lässt sich leicht daran erkennen, wie er mit Leuten umgeht, die nichts für ihn tun können.
ANONYM
Der Charakter ist weiter nichts als eine langwierige Gewohnheit.
PLUTARCH
Er hatte gar keinen Charakter, sondern wenn er einen haben wollte, so mußte er immer erst einen annehmen.
G. CH. LICHTENBERG
Glatte Worte und schmeichelnde Mienen vereinen sich selten mit einem an-ständigen Charakter.
KONFUZIUS
Heucheln: dem Charakter ein sauberes Hemd überziehen.
BIERCE
Jedermann kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühle aufbringen. Es bedarf aber eines wirklich edlen Charakters, um sich über die Erfolge eines Freundes zu freuen.
OSCAR WILDE
Mitleid mit den Tieren hängt mit der Güte des Charakters so genau zusammen, daß man zuversichtlich behaupten darf, wer gegen Tiere grausam ist, könne kein guter Mensch sein.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Nach der Umgebung, in der man den größten Teil des Tages zubringt, richtet sich notwendig auch die Entwicklung des eigenen Charakters.
ANTIPHON
Unser Glaube hängt mehr von unserem Charakter als von unserer Einsicht ab. Nicht alle, die sich über die Auguren lustig machen, haben mehr Geist als die, die an sie glauben.
LUC DE CLAPIER VAUVENARGUES
Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.
ABRAHAM LINCOLN
CHARM
Charme - das ist die Eigenschaft bei anderen, die uns zufriedener mit und selbst macht.
HENRI FRÉDÉRIC AMIEL
CHRIST / CHRISTENTUM
Der gesündeste Zustand eines Christen besteht darin, dass er allezeit leer ist im eigenen Ich und beständig von dem Herrn abhängig, dass er allezeit arm ist in der eigenen Seele und reich in Jesus.
C. H. SPURGEON
Angenommen, du würdest verhaftet, weil du Christ bist – gäbe es genügend Be-weise, dich zu überführen?
ANONYM
Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.
JOHANN ALBRECHT BENGEL
Das Christentum bedarf zuerst und vor allem dessen, dass ich lerne, wieso ich seiner bedarf.
SÖREN KIERKEGAARD
Das ganze Leben eines Christen ist ein heiliges Heimweh.
AUGUSTIN
Der Marquis d’Argens, der Freund Friedrichs des Großen, und der Präsident d’Eguilles waren Brüder, und beide schlechte Christen. Sie hatten einen sehr frommen Bruder, über den sie sich gern lustig machten. Als sie eines Tages wieder bei diesem Thema waren und sich einigten, dass die Sinnesart des Bruders nur ein Zeichen von Einfalt sein könne, sagte der Marquis nach einigem Nachdenken zu dem Präsidenten: „Nun machen wir uns hier über ihn lustig, aber ich muss dir gestehen, wenn ich einem von euch beiden einen Wertgegenstand zum Aufheben geben wollte – dich würde ich nicht wählen!“
EUTHYMIUS HAAS
Die sich dem Abendmahl fernhalten, die sind nicht Christen.
MARTIN LUTHER
Ein Mann hatte stets etwas an der Kirche und den Christen herumzumäkeln. Eines Tages machte sich der Nörgler gegenüber dem Pfarrer Luft und sprach: „Seit zweitausend Jahren gibt es das Christentum. Ich sehe aber nicht, dass es die Menschen besser gemacht hätte!“ Der Pfarrer erwiderte gelassen: „Seit zwei Milliarden Jahren gibt es Wasser. Aber schauen Sie sich mal Ihren Hals an!“
Ein Diener begleitete einst seinen Herrn auf die Entenjagd. Er war Christ. Beide kamen bei der Gelegenheit auf Glaubensfragen zu sprechen. Der Herr sagte: »Ich begreife nicht, was du immer von Sünde und Anfechtung und Teufel zu reden hast. Ich spüre nichts von Anfechtung. Mich läßt der Teufel in Ruhe. Noch nie hat er mich gestört oder angegriffen.« Da antwortete der Diener: »Das will ich dir erklären. Wenn wir auf der Entenjagd sind und du hast geschossen, dann fallen einige Enten tot hin. Die lasse ich liegen. Einige aber flattern angeschossen weg und suchen zu entkommen. Denen laufe ich mit meiner langen Stange nach und schlage sie tot. Du bist eine Ente, die der Teufel schon totgeschossen hat. Dich läßt er liegen. Er weiß schon, daß er dich kriegt. Ich bin wie eine ange-schossene Ente, die ihm gern entfliehen möchte. Darum ist er mit seiner langen Stange hinter mir her und sucht mich zu erschlagen.«
Es ist eines Christen unwürdig, in einem Zustand leben zu wollen, in dem er nicht sterben möchte.
SOPHRONIUS EUSEBIUS HIERONYMUS
Ich habe nichts und bin nichts, als dass ich mich beinahe rühmen kann, ein Christ zu sein.
MARTIN LUTHER
In diesen zwei Stücken besteht das ganze christliche Leben: Glaube an Gott und hilf deinem Nächsten!
MARTIN LUTHER
Man kann einen Christen ohne Gebet ebenso wenig finden wie einen lebendigen Menschen ohne Puls, welcher niemals still steht, sich reget und immerdar für sich schlägt, wenn auch der Mensch schläft oder anderes tut, sodass er sein nicht ge-wahr wird.
MARTIN LUTHER
Man soll ein schlichtes christliches Leben führen und es nicht auf ein besonderes Tun abgesehen haben. Nur eines soll man von Gott empfangen, und was einem dann zufällt, das nehme man als sein Bestes und sei ohne alle Befürchtung, dass man durch dieses Einverständnis an irgendetwas gehindert werde.
MEISTER ECKHART
Nur der Christ kann ganz in der Gegenwart leben. Denn die Vergangenheit ist ihm durchgestrichen, und die Zukunft ist ihm gewiss.
JOCHEN KLEPPER
Viel Sonderbares, viel Beklagenswertes, viel Empörendes ist über das Christen-tum gesagt worden; aber das Dümmste, was man jemals gesagt hat, ist, es sei bis zu einem gewissen Grade wahr.
SÖREN KIERKEGAARD
Ich denke, wenn ich einmal ein ernster Christ werde, dann werde ich mich am meisten darüber schämen, daß ich dies nicht früher geworden bin, sondern erst alles andere habe versuchen wollen.
SØREN KIERKEGAARD