ÜBEL
Unser Übel liegt in der Seele; die aber kann sich selbst nicht vermeiden.
CHARLES DE MONTESQUIEU
Der Übel größtes ist der Zwang, an die äußern Dinge des Lebens, die der inneren Kraft dienen sollen, eben diese zu verplempern.
KARL KRAUS
Zwei Dinge sind sehr schwer fest zu erhalten: das Misstrauen dir selbst gegen-über, wenn alles gut zu gehen scheint, und das Vertrauen auf Gott, wenn alles übel zu gehen scheint.
JOHANN MICHAEL SAILER
ÜBERLEGENHEIT
Wer einem Kranken seine Ratschläge gibt, erwirbt sich ein Gefühl von Über-legenheit über ihn, sei es, dass sie angenommen oder dass sie verworfen werden. Deshalb hassen reizbare und stolze Kranke die Ratgeber noch mehr als ihre Krankheiten.
FRIEDRICH NIETZSCHE
ÜBERLEGUNG
Ein kluger Entschluß reift unverhofft, blitzschnell und ohne Erwägung, doch Dummheiten machen wir allzuoft nach reiflichster Überlegung.
OSKAR BLUMENTHAL
ÜBERZEUGUNG
Der Glaube besteht darin, dem Ungewissen mit leidenschaftlicher Überzeugung anzuhangen.
SÖREN KIERKEGAARD
Der Tolerante erlebt sich selbst als souverän; doch häufig ist die Toleranz die Tugend des Mannes, der keine Überzeugnung hat.
G. K. CHESTERTON
Gründe stammen aus Überzeugungen, nicht Überzeugungen aus Gründen.
SÖREN KIERKEGAARD
Man überzeugt sich gewöhnlich besser mit den Gründen, die man selbst gefun-den hat, als mit denjenigen, die anderen eingefallen sind.
BLAISE PASCAL
UMSTÄNDE
Wenn du die Geschichte eines großen Verbrechers liesest, so danke immer, ehe du ihn verdammst, dem gütigen Himmel, der dich mit deinem ehrlichen Gesicht nicht an den Anfang einer solchen Reihe von Umständen gestellt hat.
G. CH. LICHTENBERG
UNBEGREIFLICHKEIT
Die Leute traktieren Gott, als wäre das unbegreifliche, gar nicht auszudenkende höchste Wesen nicht viel mehr als ihresgleichen. Er wird ihnen zu einer Phrase, zu einem bloßen Namen, wobei sie sich gar nichts denken. Wären sie aber durchdrungen von seiner Größe, sie würden verstummen und ihn vor Verehrung nicht nennen mögen.
GOETHE
UNBEWUSSTES
Unbewusstes: du weißt dies, aber du weißt nicht, dass du es weißt.
AUGUSTIN
UNDANKBAR
Die Undankbarkeit ist das schändlichste Laster und die höchste Unehre gegen-über Gott. Von ihr ist die Erde voll bis an den Himmel.
MARTIN LUTHER
Ich glaube, die beste Definition des Menschen lautet: undankbarer Zweibeiner.
DOSTOJEWSKI
Solange man noch etwas zu geben hat, findet man selten Undankbare.
ROCHEFOUCAULD
UNGLAUBE
Ich glaube, dass die Selbstgerechtigkeit dein Verderben ist, und darum sage ich dir ganz offen und aufrichtig, dass du ebenso gut hoffen kannst, mit einem Luftballon in den Himmel zu fliegen, als durch deine guten Werke hineinzu-kommen. Ebenso gut könntest du in einem Sieb nach Ostindien fahren, als durch dein gutes Wesen in die Herrlichkeit zu gehen. Du könntest ebenso gut in Spinn-weben deinem Fürsten dich vorstellen, als in deiner eigenen Gerechtigkeit dem König des Himmels. Fort mit deinen Lumpen, mit deinen zerfaulten, stinkenden Fetzen. Sie sind nur ein Mistbeet für das Unkraut des Unglaubens und Stolzes. Es ist in Gottes Augen nichts nütze. Warum willst du deinen Kopf so hoch tragen, dass man ihn abschneiden muss?
C. H. SPURGEON
Ich will Ihnen von mir sagen, daß ich ein Kind dieser Zeit, ein Kind des Un-glaubens und der Zweifelsucht bin und es wahrscheinlich (ich weiß es bestimmt) bis an mein Lebensende bleiben werde. Wie entsetzlich quälte mich (und quält mich auch jetzt) diese Sehnsucht nach dem Glauben, die um so stärker ist, je mehr Gegenbeweise ich habe. Und doch schenkt mir Gott zuweilen Augenblicke vollkommener Ruhe; in solchen Augenblicken liebe ich und glaube, auch geliebt zu werden; in diesen Augenblicken habe ich mir mein Glaubensbekenntnis aufgestellt, in dem mir alles klar und heilig ist. Dieses Glaubensbekenntnis ist höchst einfach, hier ist es: Ich glaube, daß es nichts Schöneres, Tieferes, Sym-pathischeres, Vernünftigeres, Männlicheres und Vollkommeneres gibt als den Heiland; ich sage mir mit eifersüchtiger Liebe, daß es dergleichen nicht nur nicht gibt, sondern auch nicht geben kann. Ich will noch mehr sagen: Wenn mir jemand bewiesen hätte, daß Christus außerhalb der Wahrheit steht, und wenn die Wahr-heit tatsächlich außerhalb Christi stünde, so würde ich es vorziehen, bei Christus und nicht bei der Wahrheit zu bleiben.
F. M. DOSTOJEWSKI
Wenn dir der Gedanke kommt, dass alles, was du über Gott gedacht hast, ver-kehrt ist, und dass es keinen Gott gibt, so gerate darüber nicht in Bestürzung. Es geht allen so. Glaube aber nicht, dass dein Unglaube daher rührt, dass es keinen Gott gibt. Wenn du nicht mehr an den Gott glaubst, an den du früher glaubtest, so rührt das daher, dass in deinem Glauben etwas verkehrt war, und du musst dich bemühen, besser zu begreifen, was du Gott nennst. Wenn ein Wilder an seinen hölzernen Gott zu glauben aufhört, heißt das nicht, dass es keinen Gott gibt, sondern nur, dass er nicht aus Holz ist.
LEO TOLSTOI
UNGLEICHHEIT
Gott ist es selber, der die Ungleichheit der Menschen durch die Ungleichheit der Gaben, die er einem jeden von uns von innen verliehen, gegründet.
JOHANN HEINRICH PESTALOZZI
UNGLÜCK
Da die Natur uns in jedem Zustand stets unglücklich macht, malen unsere Wünsche uns einen glücklichen Zustand aus, weil sie dem Zustand, in dem wir uns befinden, die Freuden des Zustandes hinzugesellen, in dem wir uns nicht befinden, und wenn wir diese Freuden erreichten, würden wir deshalb nicht glücklich sein, weil wir dann andere Wünsche hätten, die jenem neuen Zustand entsprächen.
BLAISE PASCAL
Das Glück ist eine leichte Dirne und weilt nicht gern am selben Ort; sie streicht das Haar dir von der Stirne und küßt dich rasch und flattert fort. Frau Unglück hat im Gegenteile dich liebefest ans Herz gedrückt; sie sagt, sie habe keine Eile, setzt sich zu dir ans Bett und strickt.
HEINRICH HEINE
Das größte häusliche Unglück, das einem Manne begegnen kann, ist, wenn seine Frau einmal gegen ihn recht hat, nachdem er es ihr abgestritten. Dieses einzige kleine Recht dient ihr wie ein Fläschchen Rosenöl; damit macht sie zwanzig Jahre alle ihr Geräte und Gerede wohlriechend.
LUDWIG BÖRNE
Das Unglück ist, dass jeder denkt, der andere ist wie er, und dabei übersieht, dass es auch anständige Menschen gibt.
HEINRICH ZILLE
Das Unglück selbst unserer besten Freunde hat stets auch Seiten, die uns nicht mißfallen.
ROCHEFOUCAULD
Der Glückliche bedarf des Glaubens, um nicht übermütig zu werden, der Nicht-glückliche aber als Halt und der Unglückliche, um nicht zu unterliegen.
WILHELM FRIEDRICH VON HUMBOLDT
Der Mensch ist weder Tier noch Engel, und das Unglück will, dass, wer einen Engel aus ihm machen will, ein Tier aus ihm macht.
PLATON
Die Fürsten hätten sich und ihren Völkern viel Unglück ersparen können, wenn sie die Hofnarren nicht abgeschafft hätten. Seit die Wahrheit nicht mehr sprechen darf, handelt sie.
LUDWIG BÖRNE
Die Marquise von Villacerf fühlte sich unpässlich und ließ ihren Arzt holen. Dieser versuchte als erstes, ihr durch einen Aderlass Linderung zu verschaffen. Un-glücklicherweise verletzte er dabei eine Arterie, der Wundbrand kam dazu, der Arm musste schließlich abgenommen werden. Aber auch das nutzte letztendlich nichts, die Dame starb. Als das Testament eröffnet wurde, gab es eine Über-raschung. Die Marquise hatte noch kurz vor ihrem Tode einen Nachtrag hinzu-fügen lassen: »Dem Wundarzt, der mich behandelt hat, vermache ich ein Jahres-einkommen. Denn ich sehe voraus, dass er nach dem Malheur, das er mit mir gehabt hat, seine Praxis verlieren wird. Und wovon soll dann seine Familie leben?«
Eine Parabel aus China erzählt von einem armen Bauern, der einen kleinen Acker mit einem alten, müden Pferd bestellte und mehr schlecht als recht mit seinem einzigen Sohn davon lebte. Eines Tages lief ihm sein Pferd davon. Alle Nachbarn kamen und bedauerten ihn wegen seines Unglücks. Der Bauer blieb ruhig und sagte: „Woher wisst ihr, dass es Unglück ist?” In der nächsten Woche kam das Pferd zurück und brachte zehn Wildpferde mit. Die Nachbarn kamen und gratulierten ihm zu seinem großen Glück. Der Bauer antwortete bedächtig: „Woher wisst ihr, dass es Glück ist?” Der Sohn fing die Pferde ein, nahm sich das wildeste und ritt darauf los. Aber das wilde Pferd warf ihn ab, und der Sohn brach sich ein Bein. Alle Nachbarn kamen und jammerten über das Unglück. Der Bauer blieb wieder ruhig und sagte: „Woher wisst ihr, dass es ein Unglück ist?” Bald darauf brach ein Krieg aus, und alle jungen Männer mussten zur Armee. Nur der Sohn mit seinem gebrochenen Bein durfte zu Hause bleiben.
Eben das ist das Unglück, dass die Leute durch das Glück glücklich werden wollen und nicht durch ein Leben, bei dem der Segen Gottes ist.
JEREMIAS GOTTHELF
Ich halte Dich für unglücklich, weil Du niemals unglücklich warst. Ohne auf Widerstand zu stoßen, bist Du durchs Leben geschritten. Niemand kann be-urteilen, was in Deinen Kräften steht, nicht einmal Du selbst.
SENECA AN LUCILIUS
Ich schreibe mein ganzes Unglück der einen Ursache zu, dass ich gottlos ge-wesen bin. Ein Mensch, der die Verbindung mit Gott abgebrochen hat, kann keinen Segen empfangen. Alles Gerede davon, dass ein jeder seines eigenen Glückes Schmied sei, ist Spreu. Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten die Bauleute umsonst, das ist die ganze Weisheit.
AUGUST STRINDBERG
Man tröstet sich oft im Unglück durch das Vergnügen, unglücklich zu erscheinen.
ROCHEFOUCAULD
Mein ganzes Leben über kannte ich keinen Menschen, der eines andern Unglück nicht mit wahrhaftig christlicher Fassung ertragen hätte.
ALEXANDER POPE
Ob es ein Unglück war, weißt du erst fünf Jahre später.
AUS FRANKREICH
Um nicht sehr unglücklich zu werden, ist das sicherste Mittel, dass man nicht ver-lange, sehr glücklich zu sein.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Unbedacht redende Leute behaupten, glücklich seien alle, die lebten, wie es sie gelüste. Das ist freilich falsch. Denn Schlechtes zu begehren, ist selbst schon größtes Unglück.
CICERO
Unglück hat mich gelehrt, Unglücklichen Hilfe zu leisten.
VERGIL
Unglückliches Geschick der Menschen! Kaum ist der Geist zu seiner Reife ge-langt, beginnt der Körper zu welken.
CHARLES BARON DE MONTESQUIEU
Welch ein Segen ist jene Gabe, die Gabe des Schlafes! Gott lässt es nicht zu, dass wir auf lange Zeit ohne Unterbrechung unglücklich sind; er gibt uns die Prüfungen Stück für Stück; er nimmt uns dann und wann aus dieser Welt und gibt uns einen Ferientag wie Schulkindern in einem unbekannten und geheimnis-vollen Land.
JOHN HENRY NEWMAN
Wen Glück und Unglück nicht auf die Probe gestellt haben, der stirbt wie ein Reichssoldat, der nie den Feind gesehen hat.
FRIEDRICH MAXIMILIAN KLINGER
Wenig genügt, um den Weisen, und nichts, um den Toren glücklich zu machen. Deshalb sind fast alle Menschen unglücklich.
ROCHEFOUCAULD
Wir die nichts verdienen als Zorn und das Unglück, wornach wir ringen, murren mit Gott, warum er uns nicht eher helfen will, uns, die nicht wollen geholfen seyn.
JOHANN GEORG HAMANN
Wir halten oft manchen Menschen wegen seiner Mängel und Fehler für unglück-lich, ich aber sage, daß derjenige der unglücklichste Mensch ist, welchem kein Mensch gefällt.
ABRAHAM A SANTA CLARA
Zum Segen des Glücks bekennen sich nur die Unglücklichen; die Glücklichen führen alle ihre Erfolge auf Klugheit und Tüchtigkeit zurück.
JONATHAN SWIFT
Wenn alle Menschen ihr Mißgeschick auf einen einzigen großen Haufen legten, von dem sich jeder den gleichen Anteil zu nehmen hätte - die meisten Menschen wären froh, wenn sie ihren eigenen Beitrag zurückbekommen und verschwinden könnten.
SOKRATES
UNMÖGLICH
Es ist Gott und aller Welt wirklich unmöglich zu machen, dass der Mensch wahren Trost finde, der Trost sucht bei den Kreaturen. Wer aber das Göttliche liebte in der Kreatur und die Kreatur allein in Gott, der fände wahren, rechten und gleichen Trost an allen Orten.
MEISTER ECKHART
Es ist unmöglich, dass ein Mensch in die Sonne schaut, ohne dass sein Ange-sicht hell wird.
FRIEDRICH VON BODELSCHWINGH
Es ist unmöglich, die Fackel der Wahrheit durchs Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen.
G. CH. LICHTENBERG
Rein durch das Leben zu gehen ist unmöglich. Aber sich zu reinigen ist möglich und höchstes Ziel.
JAKOB BOSSHART
UNRECHT
Es schadet nichts, wenn einem Unrecht geschieht. Man muss es nur vergessen können.
KONFUZIUS
Mit Geduld Unrecht zu ertragen, das einem anderen zugefügt wird, ist ein Zeichen der Unvollkommenheit und sogar von wirklicher Sünde.
THOMAS VON AQUIN
Schreibe in Sand, was dir an Unrecht widerfährt, meißle in Stein, was dir an Wohltaten zuteil wird.
BENJAMIN FRANKLIN
UNSTERBLICHKEIT
Wenn wir Menschen ein angeborenes Verlangen nach Unsterblichkeit haben, so ist es klar, daß wir in unsrer jetzigen Lage nicht sind, wo wir sein sollten. Wir zappeln auf dem Trocknen, und es muß irgendwo ein Ozean für uns sein.
MATTHIAS CLAUDIUS
UNTERWÜRFIG
Diogenes lebte als Philosoph ein einfaches Leben. Eines Abends saß er vor seiner Tonne und aß zum Abendbrot Linsen. Sein Philosophenkollege Aristippos, der am Hofe ein angenehmes Leben führte, weil er dem König nach dem Munde redete, sagte zu Diogenes: „Wenn du lernen könntest, dem König gegenüber unterwürfig zu sein, müsstest du nicht solchen Abfall wie Linsen essen.” Darauf entgegnete Diogenes: „Wenn du lernen könntest, mit Linsen auszukommen, brauchtest du nicht dem König zu schmeicheln!“
UNVOLLKOMMEN
Daß wir unvollkommen sind, wenn wir dies erkennen, kann man solch Erkenntnis schon eine Beßrung nennen.
FRIEDRICH LOGAU
UNWISSENHEIT
Der Mensch lernt, solange er lebt, und stirbt doch unwissend.
AUS JUGOSLAWIEN
Der Mensch, der von inwendigen Dingen nichts gewöhnt ist, der weiß nicht, was Gott ist. Wie ein Mann, der Wein in seinem Keller hat und hätte davon noch nichts getrunken oder versucht. Der weiß nicht, dass sein Wein gut ist. So steht es auch mit Leuten, die in Unwissenheit leben: die wissen nicht, was Gott ist, und doch glauben und wähnen sie zu leben.
MEISTER ECKHART
Der Wissende weiß und erkundigt sich, aber der Unwissende weiß nicht einmal, wonach er sich erkundigen soll.
AUS INDIEN
Nur wenn dein Wissen von dir selber dich befreit, ist dein Erkennen besser als Unwissenheit.
DSCHELAL ED-DIN RUMI
URTEIL
Es gibt ausgesuchte Narren, welche immer mit einem vollen Köcher von Bann-flüchen und Machtsprüchen einhergehen, bereit, jeden niederzuschießen, der merken läßt, es gebe Dinge, worin ihr Urteil nicht in Betracht komme.
FRIEDRICH NIETZSCHE
Es gibt nur wenige Dinge, die wir ganz richtig zu beurteilen vermögen, weil wir an den meisten auf die eine oder andere Art allzu persönlichen Anteil nehmen.
MICHEL DE MONTAIGNE
Fremde Fehler beurteilen wir als Staatsanwälte, die eigenen als Verteidiger.
AUS BRASILIEN
Ich halte Dich für unglücklich, weil Du niemals unglücklich warst. Ohne auf Widerstand zu stoßen, bist Du durchs Leben geschritten. Niemand kann beur-teilen, was in Deinen Kräften steht, nicht einmal Du selbst.
SENECA AN LUCILIUS
Man soll einen Menschen nicht nach seinen Vorzügen beurteilen, sondern nach der Art, wie er sie gebraucht.
ROCHEFOUCAULD
Um einen Staat zu beurteilen, muß man sich seine Gefängnisse von innen an-sehen.
TOLSTOI
Unsere Feinde kommen in ihrem Urteil über uns der Wahrheit näher als wir selbst.
ROCHEFOUCAULD
Wir beurteilen uns danach, was wir uns zutrauen. Andere beurteilen wir danach, was sie bereits geleistet haben.
G. K. CHESTERTON
Beurteile einen Menschen nicht nur danach, was er erreicht hat, sondern auch danach, wohin er unterwegs ist.
ERNST REINHARDT
Such Rettung vor deiner Neigung, dich darum zu sorgen, wie du den anderen erscheinst. Sorge dich nur darum, wie du Gott erscheinst.
SØREN KIERKEGAARD
VATER
Des Vaters Selbstbeherrschung ist der beste Unterricht für seine Kinder. DEMOKRIT
Ein Schüler fragte den Baalschem: »Wie geht das zu, daß einer, der an Gott hängt und sich ihm nah weiß, zuweilen eine Unterbrechung und Entfernung erfährt?« Der Baalschem erklärt: »Wenn ein Vater seinen kleinen Sohn will gehen lehren, stellt der ihn erst vor sich hin und hält die eigenen Hände zu beiden Seiten ihm nah, daß er nicht falle, und so geht der Knabe zwischen den Vaterhänden auf den Vater zu. Sowie er aber zum Vater herankommt, rückt er um ein weniges ab und hält die Hände weiter auseinander, und so fort, daß das Kind gehen lerne.«
Gottes Wege sind überall anzubeten, aber nicht überall zu ergründen. Ich bin des Vaters Kind, nicht sein Geheimrat.
GERHARD TERSTEEGEN
Manche Leute hängen wohl darum so an der Natur, weil sie als verzogne Kinder, sich vor dem Vater fürchten und zu der Mutter ihre Zuflucht nehmen.
NOVALIS
Mark Twain war Redakteur bei einer Zeitung. Er erhielt den Brief eines Siebzehn-jährigen: „Ich verstehe mich mit meinem Vater nicht mehr. Jeden Tag ist Streit. Er ist rückständig, hat keinen Sinn für moderne Ideen. Was soll ich machen?“ Mark Twain antwortete ihm: „Junger Freund, ich kann Sie gut verstehen. Als ich sieb-zehn Jahre alt war, war mein Vater genauso ungebildet. Es war nicht zum Aus-halten. Aber haben Sie Geduld mit so alten Leuten. Sie entwickeln sich lang-samer. Nach zehn Jahren, als ich 27 war, hatte er so viel dazugelernt, dass man sich schon ganz vernünftig mit ihm unterhalten konnte. Und was soll ich Ihnen sagen, wo ich 37 bin, ob Sie es glauben oder nicht, wenn ich keinen Rat weiß, dann frage ich meinen alten Vater. So können die sich ändern.“
Alfred de Vignys Drama Chatterton sollte aufgeführt werden. Vigny hatte seinem Vater eine Karte geschickt und ihn gebeten, unter allen Umständen der Premiere beizuwohnen. Er selbst weilte während der Aufführung hinter der Szene, da er vor Aufregung sich nicht im Zuschauerraum aufhalten konnte. Der alte Graf de Vigny war wenige Tage vor dem großen Ereignis unpässlich geworden, hatte jedoch versprochen, auf alle Fälle zu erscheinen, und zwischen Vater und Sohn war verabredet worden, dass der Vater dem Sohn nach jedem Akt ein Billett hinter die Bühne senden und darin seinen Eindruck von der Wirkung auf das Publikum mitteilen solle. Nach dem ersten Akt kam ein Diener des Grafen und brachte dem Sohn ein Billett mit den Worten: »Erster Akt: Ausgezeichnet.« Nach dem zweiten Akt schrieb der alte Graf, die Wirkung habe sich wesentlich ge-steigert, und nach dem dritten und Schlussakt enthielt das Billett die Worte: »Ein überwältigender Erfolg. Ich gratuliere Dir und bin stolz auf meinen Sohn. Als der junge Graf überglücklich in die Loge eilte, um seinen Vater zu umarmen, fand er dort lediglich den Diener, der ihm eröffnete, der Graf sei am Nachmittag ge-storben, habe ihm aber vorher drei verschlossene Umschläge übergeben mit der Weisung, nach jedem Akt einen derselben, die nummeriert waren, dem Sohn hinter die Bühne zu tragen.
Wenn man keinen guten Vater hat, so soll man sich einen anschaffen.
FRIEDRICH NIETZSCHE
Wer die Pflichten eines Vaters nicht erfüllen kann, hat kein Recht, es zu werden. Weder Armut noch Arbeit, noch menschliche Rücksichten können ihn davon entbinden, seine Kinder zu ernähren und selber zu erziehen. Leser, du darfst mir hierin wahrlich Glauben schenken: Wer ein Herz hat und diese heiligen Pflichten versäumt, dem prophezeie ich, daß er einst bittere Tränen über seine Schuld ver-gießen und in alle Ewigkeit keinen Trost finden wird.
JEAN-JACQUES ROUSSEAU
VERÄNDERUNG
Alle denken nur darüber nach, wie man die Menschheit ändern könnte, doch nie-mand denkt daran, sich selbst zu ändern.
TOLSTOI
Alle Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, daß sich vieles ändern läßt, bloß nicht die Menschen.
KARL MARX
Bevor du dich daran machst, die Welt zu verändern, gehe dreimal durch dein eigenes Haus.
CHINESISCHES SPRICHWORT
Einst gewährte Mutter Teresa einem amerikanischen Journalisten ein Interview. Nach vielen neugierigen Fragen meinte der Journalist schließlich etwas heraus-fordernd: „Was meinen Sie, was müsste sich alles ändern, wenn es mit der Kirche wieder aufwärts gehen soll?” Mutter Teresa schaute ihn freundlich an und sagte: „Sie und ich!”
Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.
HERAKLIT
VERANTWORTUNG
Die Welt will, daß man ihr verantwortlich sei, nicht sich.
KARL KRAUS
Ein Bischof kam zu Papst Johannes XXIII. und klagte ihm, die große Ver-antwortung, die er zu tragen habe, lasse ihn kaum mehr zu Schlaf kommen. Johannes XXIII. zeigte großes Verständnis für den geplagten Bischof und sprach: „In den ersten Wochen meines Pontifikats ging es mir ebenso. Eines Nachts aber erschien mein Schutzengel und sagte: 'Nimm Dich nicht so wichtig, Giovanni!' Seitdem schlafe ich prächtig.“
Lerne fühlen, dass du durch die Schuld, die auf dir liegt, kein anderes Recht er-worben hast, als zur Verantwortung gezogen zu werden.
THOMAS VON KEMPEN
Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man unterlässt.
CHINESISCHE WEISHEIT
Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.
JEAN BAPTISTE MOLIÈRE
VERBRECHEN
So wie es ein Verbrechen ist, den Frieden zu stören, wo die Wahrheit herrscht, so ist es auch ein Verbrechen, im Frieden zu verharren, wenn man der Wahrheit Gewalt antut.
BLAISE PASCAL
Wenn du die Geschichte eines großen Verbrechers liesest, so danke immer, ehe du ihn verdammst, dem gütigen Himmel, der dich mit deinem ehrlichen Gesicht nicht an den Anfang einer solchen Reihe von Umständen gestellt hat.
G. CH. LICHTENBERG
VERDACHT
Verdächtige immer zuerst dich selbst.
SÖREN KIERKEGAARD
Wer der Meinung ist, dass man für Geld alles haben kann, gerät leicht in den Verdacht, dass er für Geld alles zu tun bereit ist.
BENJAMIN FRANKLIN
VERDIENST
Seht, alle die sind Kaufleute, die sich hüten vor groben Sünden und wären gern gute Leute und tun ihre guten Werke Gott zu Ehren, und tun sie doch darum, dass ihnen unser Herr etwas dafür gebe oder dass ihnen Gott etwas dafür tue, das ihnen lieb wäre. Dies sind alles Kaufleute. Bei solchem Handel sind sie betrogen. Denn, was sie sind, das sind sie durch Gott, und was sie haben, das haben sie von Gott und nicht von sich selbst. Darum ist ihnen Gott für ihre Werke und für ihr Geben gar nichts schuldig.
MEISTER ECKHART
Größe ist nicht, Anerkennungen zu erhalten, sondern sie zu verdienen.
ARISTOTELES
Im allgemeinen verdienen es die Menschen nicht, dass man ihnen gefällig ist; doch hieße es ebenso schlecht sein wie sie, wenn man sie so behandelte, wie sie es verdienten.
PIERRE CARLET DE MARIVAUX
Jene Menschen, die es am meisten verdienten, gelobt zu werden, wollen am wenigsten, dass man es tut.
PIERRE CARLET DE MARIVAUX
Niemand verdient seiner Güte wegen gelobt zu werden, wenn er nicht auch die Kraft hat, böse zu sein. Jede andere Güte ist meist nur Trägheit und Willens-schwäche.
ROCHEFOUCAULD
Wenn Gott unsere Verdienste krönt, so krönt er nichts anderes als seine eigenen Gaben.
AUGUSTIN
Wenn nur jeder sicher hätte, was er verdiente, so würde alles allgemein gut ge-nug gehen.
JOHANN GOTTFRIED SEUME
Wer … nur den Ruhm verdient auch ohne ihn zu erhalten, besitzt bei Weitem die Hauptsache, und was er entbehrt, ist etwas, darüber er sich mit derselben trösten kann. Denn nicht dass einer von der urteilslosen, so oft betörten Menge für einen großen Mann gehalten werde, sondern dass er es sei, macht ihn beneidenswert; auch nicht, dass die Nachwelt von ihm erfahre, sondern dass in ihm sich Ge-danken erzeugen, welche verdienen, Jahrhunderte hindurch aufbewahrt und nachgedruckt zu werden, ist ein hohes Glück.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Wer sich selber für seinen besten Freund hält, der verdient keinen anderen.
AUS SCHWEDEN
Wir die nichts verdienen als Zorn und das Unglück, wornach wir ringen, murren mit Gott, warum er uns nicht eher helfen will, uns, die nicht wollen geholfen seyn.
JOHANN GEORG HAMANN
VEREDELUNG
Der Mensch sehe in jedem Vorfall des Lebens ein Mittel zu seiner Veredelung, das ihm Gott sendet.
JOHANN HEINRICH PESTALOZZI
VERGANGENHEIT
Ehe man seine Vergangenheit nicht erträgt, ist die Vergebung noch nicht recht geglaubt.
JOCHEN KLEPPER
Jede Generation lacht über die Moden der Vergangenheit, geht jedoch treu und brav mit den neun.
HENRY DAVID THOREAU
Jeder prüfe seine Gedanken. Er wird finden, dass sie ganz mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigt sind. Wir denken fast überhaupt nicht an die Gegen-wart, und wenn wir an sie denken, so nur, um aus ihr die Einsicht zu gewinnen, mit der wir über die Zukunft verfügen wollen. Die Gegenwart ist niemals unser Ziel. Die Vergangenheit und die Gegenwart sind unsere Mittel; allein die Zukunft ist unser Ziel. Deshalb leben wir nie, sondern hoffen auf das Leben, und da wir uns ständig bereit halten, glücklich zu werden, ist es unausbleiblich, dass wir es niemals sind.
BLAISE PASCAL
Nur der Christ kann ganz in der Gegenwart leben. Denn die Vergangenheit ist ihm durchgestrichen, und die Zukunft ist ihm gewiss.
JOCHEN KLEPPER
VERGEBUNG
Wenn der Mensch sich reinwäscht, klagt Gott ihn an. Wenn der Mensch sich an-klagt, wäscht Gott ihn rein.
FRANZ VON SALES
Pastor Joh. Abraham Strauß in Iserlohn war in seinen Predigten und Ansprachen originell. So sagte er einst bei einer Abendmahlsvorbereitung: „Euch, denen die Sünden leid sind, die bei Christo Gnade suchen und sich bekehren wollen, sage ich, dass euch die Sünden vergeben sind. Euch andern sage ich es nicht. Denn was kann es helfen, wenn man einem toten Schafe eine Hand voll Heu vor das Maul hält? Es frisst es doch nicht! Amen.“
EUTHYMIUS HAAS
Der berühmte Maler Peter Paul Rubens wurde 1577 in Siegen in Westfalen geboren, war aber ein Niederländer und hatte sein Atelier in Antwerpen. Das kam so: Um 1570 saß ein Mann namens Jan Rubens in Antwerpen im Gefängnis und wartete auf den Henker. Er war wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt. Das gab es damals! Seine Frau, die er betrogen hatte, war nach Köln gezogen, vielleicht zu ihren Eltern. Jan Rubens schrieb ihr aus dem Gefängnis und bat sie um Ver-zeihung. Darauf schrieb ihm seine Frau: „Mein lieber und geliebter Mann! Ich vergebe Euch jetzt und immer. Ihr seid in so großem Kampf und Ängsten, daraus ich Euch gern mit meinem Blut erretten würde. Könnte da überhaupt Hass sein, dass ich eine kleine Sünde gegen mich nicht vergeben könnte, verglichen mit soviel großen Sünden, wofür ich alle Tage Vergebung bei meinem himmlischen Vater erflehe? Meine Seele ist so mit Euch verbunden, dass Ihr nicht leiden dürft. Ich leide alles mit Euch. Ich werde mit ganzer Kraft Gott für Euch bitten und mit mir unsere Kinder, die Euch sehr grüßen lassen und so sehr verlangen, Euch zu sehen. Das weiß Gott! Geschrieben zu Köln am 1. April, nachts zwischen zwölf und eins. Nachsatz: Schreibt doch nicht mehr ... ich unwürdiger Mann! Es ist Euch doch vergeben! Eure treue Ehefrau Marie Rubens.” Die Fürsprache der tapferen Frau rührte auch die Richter in Antwerpen. Nach zwei Jahren Haft kam Jan Rubens frei. Das Ehepaar zog nach Siegen und blieb dort. Zu ihren bisheri-gen Kindern wurde ihnen noch ein Sohn geschenkt. Sie nannten ihn Peter Paul, und er wurde der berühmte Maler. Wenn es Vergebung nicht gäbe, hätte es Peter Paul Rubens auch nicht gegeben.
Ehe man seine Vergangenheit nicht erträgt, ist die Vergebung noch nicht recht geglaubt.
JOCHEN KLEPPER
In einem dunklen Beichtstuhl hat ein Taschendieb dem Beichtvater die goldene Uhr während der Beichte aus der Tasche gezogen. Nachdem er sie eingesteckt hatte, beichtet er sogleich: „Ich habe eine goldene Uhr gestohlen.“ - „Die musst du zurückgeben, wenn du Vergebung erlangen willst“, sagt der Pfarrer. „Hier ist sie!“ antwortet der Dieb und reicht dem Pfarrer die goldene Uhr. Der aber wehrt ab. „Nein, nicht mir, dem Bestohlenen musst du sie zurückgeben!“ - „Ja, das habe ich doch versucht. Der will sie aber nicht haben!“ - „Ist das wirklich an dem?“ fragt der Beichtvater. „So wahr ich hier knie!“ kommt die Antwort zurück. „Dann darfst du sie auch behalten!“ sprach der Pfarrer und gab ihm die Abso-lution.
Vergeben und vergessen heißt kostbare Erfahrungen zum Fenster hinaus-werfen.
ARTHUR SCHOPENHAUER
VERGESSEN
Der Dinge, welche am meisten fürs Vergessen geeignet sind, erinnern wir uns am besten.
BALTASAR GRACIÁN
Es schadet nichts, wenn einem Unrecht geschieht. Man muss es nur vergessen können.
KONFUZIUS
Gott wird diejenigen nicht vergessen, die sich selbst vergaßen, um an andere zu denken.
THOMAS VON AQUIN
Solltest du all das vergessen, was hier gesagt wurde, so behalte nur die beiden kleinen Punkte, und du wirst zum inneren Leben gelangen. Erstens: Sei ganz und gar klein, inwendig und nach außen bis in den Grund, nicht nur deinen Worten nach und deinem Aussehen, sondern in Wahrheit in all deinem Verstehen. Sei ein Nichts in deinem Grunde und in deinen Augen, ohne jegliche beschönigende Auslegung. Zweitens: Habe eine wahre Liebe zu Gott, nicht das, was wir nach Art der Sinne Liebe nennen, sondern in wesentlicher Weise, ein allerinnigstes Gott-lieben. Diese Liebe ist nicht dieses einfache äußere und sinnenhafte Gottlieben, das was man so gewöhnlich unter Gott im Sinn zu haben versteht, sondern ein anschauendes Lieben mit dem Gemüt, ein strebendes Lieben, wie einer es be-sitzt, dem als Wettläufer oder als Schütze ein Ziel vorschwebt.
JOHANNES TAULER
Über Jahrzehnte gelang es dem französischen König Ludwig XIV., dem Sonnen-könig, sein Territorium zu vergrößern, bis er im Spanischem Erfolgekrieg einer Koalition aus fast allen europäischen Mächten gegenüberstand. Nach der ver-nichtenden Niederlage seiner Truppen in der Schlacht von Ramillies, die zum Rückzug der Franzosen aus den Niederlanden führte, sagte der König: „Ja, hat denn Gott alles vergessen, was ich für ihn getan habe?“
Wir lernen, was wir vergessen sollten, und vergessen, was wir lernen sollten.
BAUERNWEISHEIT
VERGLEICHEN
Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
SÖREN KIERKEGAARD
VERGNÜGEN
Alle Frömmler sind neugierig; sie entschädigen sich für die Sünden, die sie nicht begehen, mit dem Vergnügen, die der andren zu kennen.
PIERRE CARLET DE MARIVAUX
Da unser größtes Vergnügen darin besteht, bewundert zu werden, die Be-wunderer aber, selbst wo alle Ursache wäre, sich ungern dazu herbeilassen, so ist der Glücklichste der, welcher, gleichviel wie, es dahin gebracht hat, sich selbst aufrichtig zu bewundern.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Daß wir mit so grenzenlosem Vergnügen von uns selbst sprechen, sollte uns fürchten lassen, daß wir unseren Zuhörern damit keines bereiten.
ROCHEFOUCAULD
Jeder Mensch kommt mit einer sehr grossen Sehnsucht nach Herrschaft, Reich-tum und Vergnügen sowie einem starken Hang zum Nichtstun auf die Welt.
VOLTAIRE
Man tröstet sich oft im Unglück durch das Vergnügen, unglücklich zu erscheinen.
ROCHEFOUCAULD
Melancholie ist das Vergnügen, traurig zu sein.
VICTOR HUGO
Warum er immer so vergnügt war? Weil er die andern für dümmer hielt als sich selbst.
WILHELM BUSCH
Was der Mensch liebt, das ist sein Gott. Er trägt es in seinem Herzen. Er bewegt es Tag und Nacht in sich. Es sei, was es sei: Reichtum oder Geld, Vergnügen oder Ehre.
MARTIN LUTHER
Wenn wir selbst keine Fehler hätten, würden wir nicht soviel Vergnügen daran finden, sie an andern zu bemerken.
ROCHEFOUCAULD
VERHEISSUNGEN
Uns wird das ewige Leben verheißen - aber uns, den Toten. Man verkündigt uns selige Auferstehung - inzwischen sind wir von Verwesung umgeben. Gerechte werden wir genannt - und doch wohnt in uns die Sünde. Wir hören von unaus-sprechlicher Seligkeit - inzwischen aber werden wir hier von unendlichem Elend erdrückt. Überfluss an allen Gütern wird uns verheißen - reich sind wir aber nur an Hunger und Durst. Was würde aus uns, wenn wir uns nicht auf die Hoffnung stemmten, und unser Sinn auf dem durch Gottes Wort und Geist erleuchteten Wege mitten durch die Finsternis hindurch über diese Welt hinauseilte!
JOHANNES CALVIN
VERKÜNDIGUNG
Verkündige das Evangelium. Wenn nötig, nimm Worte dazu.
FRANZ VON ASSISI
Wenn ein Finger zum Himmel weist, schaut nur ein Dummkopf auf den Finger.
ANONYM
VERLEUMDUNG
Als Aristoteles hörte, jemand verleumde ihn, sagte er: „Wenn ich nicht dabei bin, kann er mich meinetwegen verprügeln.“
Nichts macht die Menschen vertrauter und gegen einander gutgesinnter als ge-meinschaftliche Verleumdung eines Dritten.
JEAN PAUL
VERLIEBTHEIT
Mitunter genügt schon eine stärkere Brille, um den Verliebten zu heilen; und wer die Kraft der Einbildung hätte, um ein Gesicht, eine Gestalt sich zwanzig Jahre älter vorzustellen, ginge vielleicht sehr ungestört durch das Leben.
FRIEDRICH NIETZSCHE
VERLUST
Meistens belehrt uns erst der Verlust über den Wert der Dinge.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Schmerzlicher als der Verlust durch den Tod ist der Verlust durch das Leben.
HEINRICH HEINE
Der Tod eines heißgeliebten Menschen ist die eigentliche Weihe für eine höhere Welt. Man muß auf Erden etwas verlieren, damit man in jenen Sphären etwas zu suchen habe.
FRIEDRICH HEBBEL
Einen Wahn verlieren macht weiser als eine Wahrheit finden.
LUDWIG BÖRNE
Manche Leute haben nichts weiter von ihrem Vermögen als die Furcht, es zu verlieren.
ANTOINE RIVAROL
Mancher findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert.
FRIEDRICH NIETZSCHE
Menschen verlieren wie Nägel ihren Nutzen, wenn sie anfangen, sich zu verbie-gen.
WALTER SAVAGE LANDOR
Wenn ich auch nur einen einzigen Tag das Gebet vernachlässige, verliere ich viel vom Feuer des Glaubens!
MARTIN LUTHER
VERNUNFT
Die Vernunft ist ein Licht, doch der Glaube ist eine Sonne.
C. H. SPURGEON
Wer aus Gründen handelt, handelt noch lange nicht vernünftig; denn Gründe sind oft unvernünftig.
CHARLES JOSEPH FÜRST VON LIGNE
Das Herz hat seine Vernunftgründe, welche die Vernunft nicht kennt; man erfährt es an tausend Dingen.
BLAISE PASCAL
Das Vermögen, welches die Verbindung der Wahrheiten untereinander einsieht, heißt im eigentlichen Sinne die Vernunft.
LEIBNIZ
Der Glaube ist kein Werk der Vernunft und kann daher auch keinem Angriff derselben unterliegen, weil Glauben so wenig durch Gründe geschieht als Schmecken und Sehen.
JOHANN GEORG HAMANN
Der letzte Schritt der Vernunft ist die Erkenntnis, dass es eine Unendlichkeit von Dingen gibt, die sie übersteigen. Sie ist schwach, wenn sie nicht bis zu dieser Erkenntnis vordringt.
BLAISE PASCAL
Die Vernunft hat bei den Menschen keine großen Chancen, sie amüsiert sie nicht genügend.
PIERRE CARLET DE MARIVAUX
Die Vernunft ist das größte Hindernis für den Glauben, weil alles Göttliche ihr widersinnig erscheint.
MARTIN LUTHER
Es ist ebenso unnütz und ebenso lächerlich, dass die Vernunft vom Herzen Beweise für seine ersten Prinzipien verlangt, wenn sie ihnen zustimmen will, wie es lächerlich wäre, dass das Herz von der Vernunft ein Gefühl für alle Lehrsätze verlangte, die diese beweist, wenn es sie annehmen will.
BLAISE PASCAL
Leidenschaft ist der Strom, Vernunft das Ufer, aber verdammt holländisch flach.
KARL JULIUS WEBER
Ob ein Mann, der schreibt, gut oder schlecht schreibt, ist gleich ausgemacht, ob aber einer, der nichts schreibt und stille sitzt, aus Vernunft oder aus Unwissenheit stille sitzt, kann kein Sterblicher ausmachen.
G. CH. LICHTENBERG
VERNÜNFTIG
Es gibt Leute, die glauben, alles wäre vernünftig, was man mit einem ernsthaften Gesicht tut.
G. CH. LICHTENBERG
Es gibt zwei Arten vernünftiger Menschen: Diejenigen, die Gott von ganzem Herzen dienen, weil sie ihn kennen. Und die, die Gott von ganzem Herzen suchen, weil sie ihn noch nicht gefunden haben.
BLAISE PASCAL
Es ist schon ein großer und nötiger Beweis der Klugheit oder Einsicht zu wissen, was man vernünftigerweise fragen sollte.
IMMANUEL KANT
Es ist viel leichter, für andere vernünftig zu sein, als für sich selbst.
ROCHEFOUCAULD
Es liegt in der menschlichen Natur, vernünftig zu denken und unvernünftig zu handeln.
ANATOLE FRANCE
In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich.
VOLTAIRE
Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden.
BERTHA VON SUTTNER
Man findet in einer Diskussion deshalb so wenig vernünftige und angenehme Leute, weil fast jeder, statt auf die Meinung anderer zu antworten, nur daran denkt, was er selber sagen will.
ROCHEFOUCAULD
Wer aus Gründen handelt, handelt noch lange nicht vernünftig; denn Gründe sind oft unvernünftig.
CHARLES JOSEPH FÜRST VON LIGNE
Wir halten meist nur für vernünftig, wer unserer Meinung ist.
ROCHEFOUCAULD
VERSCHWENDUNG
Es gibt keinen größeren Verschwender als den Geizhals. Er vergeudet sein Leben auf die Erwerbung dessen, was er weder genießen kann noch will.
JÓZSEF BARON VON EÖTVÖS
VERSÖHNUNG
Wenn du dich zur Versöhnlichkeit geneigt fühlst, so frage dich vor allem, was dich eigentlich so milde stimmte: schlechtes Gedächtnis, Bequemlichkeit oder Feigheit.
ARTHUR SCHNITZLER
VERSTAND
Dass der Verstand erst mit den Jahren kommt, sieht man nicht eher ein, als bis der Verstand und die Jahre da sind.
JEAN PAUL
Die Menschen gebrauchen ihren Verstand nur, um ihr Unrecht zu rechtfertigen, und ihre Sprache allein, um ihre Gedanken zu verbergen.
VOLTAIRE
Du hörst auf, ein Kind zu sein, an dem Tage, da du das Wort Pflicht verstanden hast.
CARMEN SYLVA
Ein gewöhnlicher Verstand ist wie ein schlechter Jagdhund, der die Fährte eines Gedankens schnell annimmt und schnell wieder verliert; ein außerordentlicher Verstand ist wie ein Leithund, der unbeirrbar fest auf der Fährte bleibt, bis er das Lebendige ereilt hat.
HUGO VON HOFMANNSTHAL
Ein Leutnant meinte, geistreich zu sein, als er an größerer Tafel auf einen anwesenden Superintendenten den Trinkspruch ausbrachte: „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend; es lebe der Superintendent!“ Der Gefeierte erhob sich und dankte mit folgender Fortsetzung des Liedes: „Den Glauben mehr', stärk' den Verstand; es lebe der Herr Leutenant!“
Es gibt Menschen mit leuchtendem und Menschen mit glänzendem Verstande. Die ersten erhellen ihre Umgebung, die zweiten verdunkeln sie.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Jeder klagt über sein Gedächtnis, niemand über seinen Verstand.
ROCHEFOUCAULD
Man hat gerade soviel Eitelkeit, wie man Verstand entbehrt.
ALEXANDER POPE
Man kann Ratschläge geben, aber nicht den Verstand, sie zu befolgen.
ROCHEFOUCAULD
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.
RENE DESCARTES
Reue ist Verstand, der zu spät kommt.
FEUCHTERSLEBEN
Jedermann hat gerade so viel Eitelkeit, als es ihm an Verstand fehlt.
FRIEDRICH NIETZSCHE
Wer in Glaubenssachen den Verstand befragt, kriegt unchristliche Antworten. WILHELM BUSCH
VERSTEHEN / VERSTÄNDNIS
Keiner kann über sich sehen. Hiermit will ich sagen: jeder sieht am andern nur so viel, als er selbst auch ist: denn er kann ihn nur nach Maßgabe seiner eigenen Intelligenz fassen und verstehen. Ist nun diese von der niedrigsten Art, so werden alle Geistesgaben, auch die größten, ihre Wirkung auf ihn verfehlen und er an dem Besitzer derselben nichts wahrnehmen, als bloß das Niedrigste in dessen Individualität, also nur dessen sämtliche Schwächen, Temperaments- und Charakterfehler. Daraus wird er für ihn zusammengesetzt sein. Die höheren geistigen Fähigkeiten desselben sind für ihn so wenig vorhanden, wie die Farbe für den Blinden. Denn alle Geister sind dem unsichtbar, der keinen hat…
ARTHUR SCHOPENHAUER
Man nützt und versteht nur solche Lebensregeln, von denen man die Erfahrun-gen, worauf sie ruhen, so durchgemacht, daß man die Regeln hätte selber geben können.
JEAN PAUL
Wenn die Menschen nur von dem sprächen, was sie verstehen, dann würde gar bald ein großes Schweigen auf der Erde herrschen.
AUS CHINA
Wenn du ihn verstehen würdest, wäre er nicht Gott.
AUGUSTIN
Wenn ich eine Stelle in der Bibel nicht verstehe, ziehe ich den Hut und gehe vorüber.
MARTIN LUTHER
Manchmal gibt Er dir und entzieht dir dabei, und manchmal entzieht Er und gibt doch. Wenn Er dir beim Entzug die Pforte des Verständnisses auftut, wird der Entzug selbst zur Gabe.
IBN ATA ALLAH
VERSUCHUNG
Es ist keine Sünde, versucht zu werden. Die Sünde liegt in dem Nachgeben.
C. H. SPURGEON
Ein Rabbi sagte: Der Töpfer prüft nicht gesprungene Krüge. Er kann nämlich kein einziges Mal schlagen, ohne sie zu zerbrechen. Was aber prüft er? Starke Krüge! Sogar, wenn er öfter schlägt, zerbricht er sie nicht. So der Heilige, gelobt sei er: Er versucht nicht die Frevler, sondern die Gerechten.
Versuchungen bekämpft man am besten durch Geldmangel oder Rheumatismus.
JOACHIM RINGELNATZ
Versuchungen sind wie Vagabunden: Wenn man sie freundlich behandelt, kommen sie wieder und bringen andere mit.
MARK TWAIN
VERTRAUEN
Zur Übung unseres Glaubens sind Wolken und Dunkelheit notwendig, um uns zu veranlassen, dass wir unser Vertrauen mehr auf Christus setzen als auf unsere Erfahrungen, Beweisgründe, Gemütsstimmungen und Gefühle.
C. H. SPURGEON
Das Kreuz setzt dir zu, nicht damit du darunter verkommst, sondern dass du lernst, Gott zu vertrauen. Denn Gott vertrauen ist keine Kunst, wenn alles wohl geht.
MARTIN LUTHER
Der Mensch kann nicht leben ohne das dauernde Vertrauen zu etwas Unzer-störbarem.
FRANZ KAFKA
Der Stolz auf das Vertrauen, das einem geschenkt wurde, ist eines der Haupt-motive dafür, daß man Geheimnisse ausplaudert.
SAMUEL JOHNSON
Ein Kennzeichen dafür, dass man noch auf eigene Werke vertraut, ist, dass sich bei einem Fehltritt die Hoffnung vermindert.
IBN ATA ALLAH
Nichts kann den Menschen mehr stärken als das Vertrauen, das man ihm ent-gegenbringt.
ADOLF VON HARNACK
Nichts macht die Menschen vertrauter und gegen einander gutgesinnter als gemeinschaftliche Verleumdung eines Dritten.
JEAN PAUL
Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann glauben zu können, wenn man genau weiß, dass man an seiner Stelle lügen würde!
ANONYM
Wir verschenken unser Vertrauen meist nur, um bedauert oder bewundert zu werden.
ROCHEFOUCAULD
Zeng-zi sprach: »Ein Mensch, dem man ein Waisenkind genauso anvertrauen kann wie das Schicksal eines Staates und der selbst bei großen äußeren Zwängen seinen Grundsätzen treu bleibt - ist der ein Edler? Er ist ein Edler.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Zwei Dinge sind sehr schwer fest zu erhalten: das Misstrauen dir selbst gegen-über, wenn alles gut zu gehen scheint, und das Vertrauen auf Gott, wenn alles übel zu gehen scheint.
JOHANN MICHAEL SAILER
VERTRAUTHEIT
Nichts macht die Menschen vertrauter und gegen einander gutgesinnter als ge-meinschaftliche Verleumdung eines Dritten.
JEAN PAUL
VERWUNDERUNG
Zur Kolonialzeit wurde einst ein Indianer als Gast an die Tafel eines Engländers geladen. Als er aber eine Flasche Bier öffnete, und all das Bier, in Schaum verwandelt, herausdringen sah, bekundete er mit vielen Ausrufungen seine Verwunderung. Der Engländer fragte, was denn daran so verwunderlich sei. Der Indianer jedoch antwortete: „Ich wundere mich gar nicht darüber, dass es heraus-geht, - sondern wie ihr’s habt herein kriegen können!“
VERZEIHUNG
Alle Fehler, die man macht, sind eher zu verzeihen als die Mittel, die man an-wendet, um sie zu verbergen.
ROCHEFOUCAULD
Du willst bei Fachgenossen gelten? Das ist verlorene Liebesmüh. Was dir miß-glückt, verzeihn sie selten, was dir gelingt, verzeihn sie nie!
OSKAR BLUMENTHAL
Ein für alle Mal schreibt dir darum ein kurzes Gebot Folgendes vor: Liebe und tu, was du willst! Wenn du schweigst, schweige aus Liebe; sprichst du, so sprich aus Liebe; wenn du tadelst, tadle aus Liebe; wenn du verzeihst, verzeih aus Liebe. Die Wurzel der Liebe soll das Innerste deines Herzens sein: Aus dieser Wurzel kann nichts als Gutes hervorkommen.
AUGUSTIN
Einem Menschen verzeihen, der nicht bereut, ist wie Zeichnen im Wasser.
AUS JAPAN
VERZICHT
Wer wenig bedarf, der kommt nicht in die Lage, auf vieles verzichten zu müssen.
PLUTARCH
VERZWEIFLUNG
Ein alter Mann sehnte sich verzweifelt danach, die wöchentliche Lotterie in seiner Gemeinde zu gewinnen. Und als am Sonntag der Gottesdienst zu Ende war, kam er noch einmal in die Kirche zurück, stellte sich vor den Altar und rief mit lauter Stimme: „Gott! Lass mich diese Woche die Lotterie gewinnen! Ich brauche das Geld. Bitte lass mich gewinnen!“ Zu seiner Bestürzung kam keine Antwort, und jemand anderer gewann das Bargeld in dieser Woche. In der folgenden Woche kehrte er wieder nach dem Gottesdienst in die Kirche zurück, stand vor dem Altar, schlug sich an die Brust und rief noch lauter: „O Gott! Du musst mich er-hören! Ich war mein Leben lang ein guter Christ. Ich habe immer alle deine Gebote gehalten. Ich bin jeden Sonntag zur Kirche gegangen. Nun bitte ich dich, mir zu helfen. Bitte! Bitte, lass mich diese Woche die Lotterie gewinnen!“ Wiederum herrschte Schweigen, und wiederum ging ein paar Tage später der Jackpot an einen anderen. In der nächste Woche warf er sich vor dem Altar zu Boden, flehte und bestürmte Gott, sein Gebet zu erhören und ihn in der Lotterie gewinnen zu lassen, nur ein einziges Mal. Nachdem das einige Minuten so gegangen war, lag er erschöpft und atemlos auf dem Boden der Kirche. Plötzlich aber ertönte eine Stimme vom Altar her. Und es war die Stimme Gottes: „Hör mal, komm mir doch einen Schritt entgegen. Kauf ein Los!“
VOLK
Die Politik ist in der Demokratie die Kunst, das Volk glauben zu machen, dass es regiere.
LOUIS LATZARUS
Glücklich ist das Volk, dessen Geschichte sich langweilig liest.
CHARLES DE MONTESQUIEU
VOLLENDUNG
Gott ändert seinen Plan nicht, warum sollte er? Er ist der Allmächtige und kann deshalb tun, was immer er will. Warum sollte er nicht? Gott ist allweise und kann daher nichts falsch planen. Warum sollte er? Er ist der ewige Gott und kann daher nicht sterben, ohne daß sein Plan vollendet wäre. Warum sollte er sich ändern? Ihr wertlosen Atome der Erde, Strohfeuer eines einzigen Tages, ihr kriechenden Insekten auf dem Lorbeerblatt der Existenz, ihr mögt eure Pläne ändern, aber er niemals. Hat er mir gesagt, daß es sein Plan ist, mich zu retten? Dann bin ich für immer gerettet.
C. H. SPURGEON
Ein Mensch ohne Traum von der Vollendung ist nicht weniger eine Missgeburt als ein Mensch ohne Nase.
G. K. CHESTERTON
Martin Luther ist in seinem Leben durch manche Anfechtungen und Prüfungen gegangen. Sein letzter Halt war das erste Gebot: „Wenn mir alles unbegreiflich vorkommt, ja, wenn sogar das Bild des Heilandes mir zeitweilig verdunkelt wird, dann ist mein letzter Halt das, was Gott im ersten Gebot gesagt hat: Ich bin der Herr, dein Gott! Also die Wahrheit: Ich habe mich nicht selbst erschaffen, ich bin nicht allein mit mir selber und mit meinem Schicksal. Ich stehe in der Hand dessen, ohne den ich keinen Atemzug tun könnte. Gott hätte mich nicht er-schaffen, wenn er kein Ziel mit mir hätte. Er fängt kein Werk an, um es dann unvollendet wegzuwerfen und liegen zu lassen!”
VOLLKOMMENHEIT
Eine vollkommene Kirche gibt es nicht. Im Übrigen, lieber Freund, wenn Sie jemals eine vollkommene Kirche fänden, würde sie sich weigern, Sie aufzu-nehmen. Denn sobald dieselbe Sie aufgenommen hätte, hörte sie auf, voll-kommen zu sein. Ihr Suchen ist darum vollständig unnütz.
C. H. SPURGEON
Die Natur hat Vollkommenheiten, um zu zeigen, dass sie das Abbild Gottes ist, und sie hat Mängel, um zu zeigen, dass sie nur sein Abbild ist.
BLAISE PASCAL
Die Tugend ist nichts anderes als eine beherrschte und maßvolle Liebe, die ganz zu Gott um Seiner selbst willen gerichtet ist. Denn Er selbst ist so sehr der aus-schließliche Grund aller Tugenden, daß eine Tugend unvollkommen bleibt, wenn sich jemand zu ihrer Verwirklichung gedrängt fühlt durch einen zusätzlichen Grund außer Gott, selbst wenn dieser der Hauptgrund bleibt.
DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)
Die Welt ist vollkommen überall, wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual.
FRIEDRICH VON SCHILLER
Es ist kein großer Vorteil, einen lebhaften Geist zu haben, wenn er nicht auch richtig ist: Die Vollkommenheit einer Uhr beruht nicht auf ihrem raschen, sondern auf ihrem richtigen Gang.
LUC DE CLAPIER VAUVENARGUES
Gott nötig haben ist des Menschen höchste Vollkommenheit.
SÖREN KIERKEGAARD
Mit Geduld Unrecht zu ertragen, das einem anderen zugefügt wird, ist ein Zeichen der Unvollkommenheit und sogar von wirklicher Sünde.
THOMAS VON AQUIN
Unter allen Beweisen für unser Fortleben ist der festeste, daß der Schöpfer uns mit Tugenden, Wünschen, Träumen für eine ganz andere als diese Erde aus-gemalt und wohlgeschmückt hat und daß gerade die vollkommensten Menschen alle ihre Wurzeln aus diesem Kotboden ziehen und in einen reineren schlagen.
JEAN PAUL
Was dir an Vollkommenheit fehlt, ersetze durch Demut.
THOMAS VON KEMPEN
Wer um Gottes willen gibt und um Gottes willen hindert und um Gottes willen liebt und um Gottes willen haßt und um Gottes willen heiratet, dessen Glaube ist voll-kommen geworden.
MUHAMMAD
VORNEHMHEIT
Ein vornehmer Mensch tadelt sich selbst, ein gewöhnlicher die andern.
KONFUZIUS
VORSÄTZE
Der gute Vorsatz ist ein Gaul, der oft gesattelt, aber selten geritten wird.
AUS MEXIKO
Fünf Vorsätze für jeden Tag. Ich will bei der Wahrheit bleiben. Ich will mich keiner Ungerechtigkeit beugen. Ich will frei sein von Furcht. Ich will keine Gewalt an-wenden. Ich will in jedem zuerst das Gute sehen.
MAHATMA GHANDI
VORSCHLAG
Cäsar erzählt, daß es bei einem gallischen Volke Brauch war, daß jeder, der einen neuen Vorschlag machte, mit dem Strick um den Hals dastehn mußte - damit man ihn sofort loswerden konnte, wenn sein Vorschlag nichts taugte. Wenn dieser löbliche Brauch in unsrer Zeit eingeführt würde: Gott weiß, ob das Land Stricke genug hätte, denn die ganze Bevölkerung ist ja zu Projektmachern ge-worden; und doch, vielleicht wären fürs erste gar keine Stricke nötig, es wäre möglich, daß sich gar keiner meldete.
SÖREN KIERKEGAARD
VORSEHUNG
Moses Mendelssohn (1729-1786) war jüdischer Religion und Handlungs-bedienter bei einem Kaufmann, der das Pulver nicht soll erfunden haben. Dabei war er aber ein sehr frommer und weiser Mann und wurde daher von den ange-sehensten und gelehrtesten Männern hochgeachtet und geliebt. Und das ist recht. Denn man muss um des Bartes willen den Kopf nicht verachten, an dem er wächst. Dieser Moses Mendelssohn gab unter anderm von der Zufriedenheit mit seinem Schicksal folgenden Beweis. Denn als eines Tages ein Freund zu ihm kam und er eben an einer schweren Rechnung schwitzte, sagte dieser: »Es ist doch schade, guter Moses, und ist unverantwortlich, dass ein so verständiger Kopf, wie Ihr seid, einem Manne ums Brot dienen muss, der Euch das Wasser nicht bieten kann. Seid Ihr nicht am kleinen Finger gescheiter als er am ganzen Körper, so groß er ist?« Einem andern hätt das im Kopf gewurmt, er hätte Feder und Tintenfass mit ein paar Flüchen hinter den Ofen geworfen und seinem Herrn aufgekündet auf der Stelle. Aber der verständige Mendelssohn ließ das Tinten-fass stehen, steckte die Feder hinter das Ohr, sah seinen Freund ruhig an und sprach zu ihm also: »Das ist recht gut, wie es ist, und von der Vorsehung weise ausgedacht. Denn so kann mein Herr von meinen Diensten viel Nutzen ziehen, und ich habe zu leben. Wäre ich der Herr und er der Schreiber, ihn könnt ich nicht brauchen.«
JOHANN PETER HEBEL
VORSICHT
Hüte die Schafe, auch wenn du den Wolf nicht siehst.
BAUERNWEISHEIT
Reiße niemals einen Zaun ein, bevor du nicht weißt, warum man ihn aufgestellt hat.
G. K. CHESTERTON
Im Hafen sind die Schiffe am besten aufgehoben, aber dafür hat man sie nicht gebaut.
QUELLE UNBEKANNT
VORZÜGE
Man soll einen Menschen nicht nach seinen Vorzügen beurteilen, sondern nach der Art, wie er sie gebraucht.
ROCHEFOUCAULD
Wir preisen die Vorzüge anderer nicht deshalb so überschwenglich, weil wir diese Vorzüge, sondern weil wir unsere eigene Meinung von ihnen schätzen. ROCHEFOUCAULD
WACHHEIT
Unser Geist ist nur alsdann wachend anzusehen, wenn er sich Gottes bewußt, ihn denkt und empfindet, und die Allgegenwart Gottes in und um sich erkennt, wie die Seele eines Wachenden ihre Herrschaft über den Leib und der Leib die Eindrücke eines geistigen Willens ausdrückt. Ein Mensch, der in Gott lebt, wird sich daher zu einem natürlichen Menschen verhalten, wie ein wachender – zu einem schnarchenden im tiefen Schlaf – zu einem Träumenden – zu einem Mondsüchtigen.
JOHANN GEORG HAMANN
WAHN
Einen Wahn verlieren macht weiser als eine Wahrheit finden.
LUDWIG BÖRNE
Wenn du an Verfolgungswahn leidest, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.
UNBEKANNT
WAHRHEIT
Besser ist, es gibt Skandal, als daß die Wahrheit zu kurz kommt.
GREGOR I
Das Vermögen, welches die Verbindung der Wahrheiten untereinander einsieht, heißt im eigentlichen Sinne die Vernunft.
LEIBNIZ
Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Der Tyrann Dionysios von Syrakus hasste die Kreter und erließ ein Gesetz, wonach jeder Kreter, der in die Stadt kam, über sich aussagen musste: Log er, sollte er gehängt werden, sprach er die Wahrheit, sollte er geköpft werden. Eines Tages erschien ein Kreter am Stadttor, und die Wache befahl ihm, auszusagen. Er sagte: „Ich werde heute gehängt werden“. Der Wächter trug die Aussage dem Tyrannen vor. „Das ist ein schwieriger Fall“, meinte er. „Wenn ich den Kreter hänge, würde das bedeuten, dass er die Wahrheit gesagt hat. Aber wenn er die Wahrheit gesagt hat, müsste er geköpft werden. Wenn ich ihn aber köpfen lasse, so würde das bedeuten, dass er gelogen hätte. Für eine Lüge müsste er aber nach dem Gesetz gehängt werden. Verfluchter Kreter! Lasst ihn laufen!“
Die Fürsten hätten sich und ihren Völkern viel Unglück ersparen können, wenn sie die Hofnarren nicht abgeschafft hätten. Seit die Wahrheit nicht mehr sprechen darf, handelt sie.
LUDWIG BÖRNE
Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig entstellt.
G. CH. LICHTENBERG
Die Wahrheit geht manchmal unter, aber sie ertrinkt nicht.
AUS UNGARN
Die Wahrheit ist keine Dirne, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert, noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Die Wahrheit ist zu schlau, um gefangen zu werden.
WILHELM BUSCH
Die Wahrheit kann warten: denn sie hat ein langes Leben vor sich.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Die Wahrheit widerspricht unserer Natur, der Irrtum nicht, und zwar aus einem sehr einfachen Grunde: die Wahrheit fordert, daß wir uns für beschränkt er-kennen sollen, der Irrtum schmeichelt uns, wir seien auf ein- oder die andere Weise unbegrenzt.
GOETHE
Ein Irrtum ist umso gefährlicher, je mehr Wahrheit er enthält.
HENRI FRÉDÉRIC AMIEL
Einer alten Geschichte nach schrieb einst der Kapitän eines großen Schiffes in das Logbuch: „Der erste Steuermann war heute betrunken!” Als der Steuermann wieder nüchtern war und den Eintrag las, wurde er missmutig und traurig. Er bat den Kapitän, den Eintrag doch wieder zu streichen, da er vorher noch niemals betrunken war und es in Zukunft auch nicht wieder sein wolle. Aber der Kapitän blieb hart und meinte: „In dieses Logbuch schreiben wir immer die absolute Wahrheit!” In der nächsten Woche machte der erste Steuermann die Eintragung ins Logbuch und schrieb: „Heute war der Kapitän nüchtern!”
Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.
MARK TWAIN
Einen Wahn verlieren macht weiser als eine Wahrheit finden.
LUDWIG BÖRNE
Einige haben Genie zur Wahrheit; viele haben Talent zum Irren.
ATHENÄUM-FRAGMENTE
Es ist derjenige am weitesten von der Wahrheit entfernt, der auf alles eine Antwort hat.
ZHUANGZI
Es ist nichts Helleres denn die Sonne, das ist die Schrift. Ist aber eine Wolke davorgetreten, so ist doch nichts anderes dahinter denn dieselbe helle Sonne. Ist ein dunkler Spruch in der Schrift, so zweifelt nur nicht, es ist gewißlich dieselbe Wahrheit dahinter, die am andern Ort klar ist, und wer das Dunkle nicht ver-stehen kann, der bleibt bei dem Lichten.
MARTIN LUTHER
Es ist unmöglich, die Fackel der Wahrheit durchs Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen.
G. CH. LICHTENBERG
Ich will Ihnen von mir sagen, daß ich ein Kind dieser Zeit, ein Kind des Un-glaubens und der Zweifelsucht bin und es wahrscheinlich (ich weiß es bestimmt) bis an mein Lebensende bleiben werde. Wie entsetzlich quälte mich (und quält mich auch jetzt) diese Sehnsucht nach dem Glauben, die um so stärker ist, je mehr Gegenbeweise ich habe. Und doch schenkt mir Gott zuweilen Augenblicke vollkommener Ruhe; in solchen Augenblicken liebe ich und glaube, auch geliebt zu werden; in diesen Augenblicken habe ich mir mein Glaubensbekenntnis aufgestellt, in dem mir alles klar und heilig ist. Dieses Glaubensbekenntnis ist höchst einfach, hier ist es: Ich glaube, daß es nichts Schöneres, Tieferes, Sympathischeres, Vernünftigeres, Männlicheres und Vollkommeneres gibt als den Heiland; ich sage mir mit eifersüchtiger Liebe, daß es dergleichen nicht nur nicht gibt, sondern auch nicht geben kann. Ich will noch mehr sagen: Wenn mir jemand bewiesen hätte, daß Christus außerhalb der Wahrheit steht, und wenn die Wahrheit tatsächlich außerhalb Christi stünde, so würde ich es vorziehen, bei Christus und nicht bei der Wahrheit zu bleiben.
F. M. DOSTOJEWSKI
Im Wein ist Wahrheit, und mit beiden pflegt man anzustoßen.
PETER SIRIUS
Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist. Nicht an den Wahrheiten liegt es daher, wenn die Menschen noch so voller Unweisheit sind.
CHRISTIAN MORGENSTERN
Man darf sich nicht kränken, daß uns andere nicht die Wahrheit sagen, denn wir sagen sie uns oft selbst nicht.
ROCHEFOUCAULD
Man sollte nie seine beste Hose anziehen, wenn man hingeht, um für Freiheit und Wahrheit zu kämpfen.
HENRIK IBSEN
Mit wem es in Wahrheit recht steht, dem ist es an allen Stätten und unter allen Menschen recht. Mit wem es aber unrecht steht, für den ist es an allen Stätten und unter allen Leuten unrecht. Mit wem es recht steht, der hat Gott in Wahrheit bei sich. Wer aber Gott recht in Wahrheit hat, der hat ihn an allen Stätten und auf der Straße und bei allen Leuten ebenso wie in der Kirche oder in der Einsamkeit oder in der Klosterzelle.
MEISTER ECKHART
Niemand ist weiter von der Wahrheit entfernt als der, der alle Antworten weiß.
CHUANGTSE
Niemand stirbt jetzt an tödlichen Wahrheiten: es gibt zu viele Gegengifte.
FRIEDRICH NIETZSCHE
Noch niemals sah ich einen Menschen, der wirklich die Wahrheit sucht. Jeder, der sich auf den Weg gemacht hatte, fand früher oder später, was ihm Wohlbe-finden gewährte. Und dann gab er die weitere Suche auf.
MARK TWAIN
Sich selbst kennen, heißt darauf merken, daß wir nicht von uns selbst sind, und die Wahrheit nicht in und an uns selbst haben, sondern daß wir sie woandersher empfangen müssen, daß wir sie zu Lehen tragen.
FRIEDRICH HEINRICH JACOBI
So wie es ein Verbrechen ist, den Frieden zu stören, wo die Wahrheit herrscht, so ist es auch ein Verbrechen, im Frieden zu verharren, wenn man der Wahrheit Gewalt antut.
BLAISE PASCAL
Um zur Wahrheit zu gelangen, sollte jeder die Meinung seines Gegners zu ver-teidigen suchen.
JEAN PAUL
Unsere Feinde kommen in ihrem Urteil über uns der Wahrheit näher als wir selbst.
ROCHEFOUCAULD
Wahrheit wissen folgt ganz von selbst aus Wahrheit sein, nicht umgekehrt; (...) Wahrheit sein ist eins mit Wahrheit wissen, und Christus hätte die Wahrheit nie gewußt, wo er sie nicht gewesen wäre; und kein Mensch weiß mehr von der Wahrheit als was er von der Wahrheit ist.
SÖREN KIERKEGAARD
Wenn an einer Wahrheit Ärgernis genommen wird, ist es nützlicher, das Ärgernis entstehen zu lassen, als auf die Wahrheit zu verzichten.
AUGUSTIN
Wenn ich mit einem Fuß im Grabe stehe, werde ich die Wahrheit über die Frauen sagen. Ich werde sie sagen, in meinen Sarg springen, den Deckel über mich ziehen und rufen: „Jetzt macht, was ihr wollt!“
TOLSTOI
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.
CHINESISCHES SPRICHWORT
Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.
EDITH STEIN
Wer nicht von Brosamen und Allmosen, noch vom Raube zu leben, und für ein Schwert alles zu entbehren weiß, ist nicht geschickt zum Dienst der Wahrheit; Der werde frühe! ein vernünftiger, brauchbarer, artiger Mann in der Welt, oder lerne Bücklinge machen und Teller lecken: so ist er für Hunger und Durst, für Galgen und Rad sein Lebenlang sicher.
JOHANN GEORG HAMANN
Wir suchen die Wahrheit, finden wollen wir sie aber nur dort, wo es uns beliebt.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit. Und die Wahrheit macht uns frei. Die Gerechtigkeit in Christo ist kein Schnürleib, sondern ein Harnisch.
JOHANN GEORG HAMANN
Zwei Wahrheiten können sich nie widersprechen.
GALILEO GALILEI
In der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg fuhren Nonnen aus einem Kloster in Trier ab und an in das nahe Luxemburg, um dort Lebensmittel einzukaufen, die es damals in Deutschland nicht gab. Zu allerhand Nahrungsmitteln besorgten sie auch einige Pfunde guten Bohnenkaffee. Diese besonderen Schätze verstauten sie in ihrer weiten Ordenstracht, indem sie die Kaffeepäckchen unter die Arme einklemmten. Einmal gerieten sie in eine Zollkontrolle, und der Zöllner fragte die Nonnen streng, ob sie etwas eingekauft hätten. Eine der Nonnen sagte ganz offen: „Ja, wir haben mehrere Pfund Kaffee gekauft, aber den haben wir unter den Armen verteilt!” Die Nonnen durften ungehindert weiterreisen.
In einem dunklen Beichtstuhl hat ein Taschendieb dem Beichtvater die goldene Uhr während der Beichte aus der Tasche gezogen. Nachdem er sie eingesteckt hatte, beichtet er sogleich: „Ich habe eine goldene Uhr gestohlen.“ - „Die musst du zurückgeben, wenn du Vergebung erlangen willst“, sagt der Pfarrer. „Hier ist sie!“ antwortet der Dieb und reicht dem Pfarrer die goldene Uhr. Der aber wehrt ab. „Nein, nicht mir, dem Bestohlenen musst du sie zurückgeben!“ - „Ja, das habe ich doch versucht. Der will sie aber nicht haben!“ - „Ist das wirklich an dem?“ fragt der Beichtvater. „So wahr ich hier knie!“ kommt die Antwort zurück. „Dann darfst du sie auch behalten!“ sprach der Pfarrer und gab ihm die Abso-lution.
WANDERN
Des dummen Wanderns ist's auf Erden schon genug: Bewahre mich, mein Gott, vor Seelenwanderung!
FRIEDRICH HAUG
Ich danke meinem Gott, der gewollt hat, dass ich zeitlebens ein Mensch der Sehnsucht sein sollte. Ich preise dich, meinen Erretter, dass du mir auf der Erde kein Vaterland und keine Wohnung gegeben hast. Du hast mich vor der Torheit bewahrt, das Zufällige für das Wesentliche, den Weg für das Ziel, das Streben für die Ruhe, die Herberge für die Wohnung und die Wanderschaft für das Vaterland zu halten.
J. A. COMENIUS
Wir sind in dieser Welt eilige Gäste. Wir sind hier bloß wie in einem Wirtshaus, wo man ein Glas Bier trinkt und dann wieder weiterwandert - heimwärts.
MARTIN LUTHER
Wenn ein Mensch nicht im selben Takt geht wie alle anderen, beruht das viel-leicht darauf, dass er einen anderen Trommler hört. Lass ihn wandern im Takt der Musik, die er hört.
HENRY DAVID THOREAU
WARNUNG
Eine schwedische Zeitung hatte über einen Großbrand berichtet und schloss mit der Mahnung: „Rauchen Sie nie im Bett! Die Asche, die zu Boden fällt, könnte Ihre eigene sein!“
WEG
Besser auf dem richtigen Weg hinken, als festen Schrittes abseits zu wandeln! AUGUSTIN
Die Wege Gottes sind wie ein hebräisches Buch, das man nur von hinten lesen kann.
MARTIN LUTHER
Ein Leben ohne Festlichkeiten ist ein langer Weg ohne Herbergen.
DEMOKRIT
Einst war Billy Graham zu einer Vortragswoche in einer amerikanischen Klein-stadt. Vor seiner Predigt am Abend wollte er noch einen Brief aufgeben und fragte auf der Straße einen Jungen nach dem Weg zum Postamt. Der Junge erklärte ihm den Weg, Billy Graham bedankte sich und fragte den Jungen dann: „Gehst du heute Abend auch in die Kirche? Dort möchte ich den Leuten den Weg zu Gott zeigen!” - „Ich glaube kaum”, sagte der Junge. „Sie wissen ja nicht einmal, wie man zum Postamt kommt!”
Gottes Wege sind dunkel, aber das Dunkel liegt nur in unseren Augen, nicht auf seinen Wegen.
MATTHIAS CLAUDIUS
Gottes Wege sind überall anzubeten, aber nicht überall zu ergründen. Ich bin des Vaters Kind, nicht sein Geheimrat.
GERHARD TERSTEEGEN
Ich danke meinem Gott, der gewollt hat, dass ich zeitlebens ein Mensch der Sehnsucht sein sollte. Ich preise dich, meinen Erretter, dass du mir auf der Erde kein Vaterland und keine Wohnung gegeben hast. Du hast mich vor der Torheit bewahrt, das Zufällige für das Wesentliche, den Weg für das Ziel, das Streben für die Ruhe, die Herberge für die Wohnung und die Wanderschaft für das Vaterland zu halten.
J. A. COMENIUS
Noch niemals sah ich einen Menschen, der wirklich die Wahrheit sucht. Jeder, der sich auf den Weg gemacht hatte, fand früher oder später, was ihm Wohl-befinden gewährte. Und dann gab er die weitere Suche auf.
MARK TWAIN
Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.
LAO-TSE
Sie sind immer eifrig beschäftigt, und sie wissen nicht, was sie tun. Sie pflegen ihre Gewohnheiten, und sie wissen nicht warum. Sie laufen ihr ganzes Leben lang, und sie kennen nicht den Weg. So sind die meisten Menschen.
MENGTSE
Zwei Mönche waren abends auf dem Heimweg ins Kloster. Am Flussufer trafen sie ein hübsches junges Mädchen, das verzweifelt nach einem Weg über den Strom suchte. Ohne lange zu fackeln, nahm der eine Mönch sie auf seine Arme und trug sie über die Furt. Drüben setzte er sie ab und ging weiter. Das gab seinem Gefährten zu denken. Stundenlang grübelte er über das Benehmen seines Freundes nach, bis er sich schließlich an ihn wandte und sagte: „Du weißt doch, dass die Mönchsregeln uns streng verbieten, auch nur in der Nähe einer Frau zu verweilen, besonders wenn sie jung und hübsch ist. Wie konntest du dieses Mädchen nur so einfach auf die Arme nehmen?” Erstaunt drehte sich der andere um und sagte: „Trägst du sie denn immer noch? Ich habe sie am Fluss zurückgelassen.”
BUDDHISTISCHE LEGENDE
WEGLAUFEN
Der Herr kann nicht nur schnell zu denen kommen, die ihn suchen, sondern er kann auch diejenigen einholen, die vor ihm weglaufen.
C. H. SPURGEON
WEIN
Ein Spötter soll dem Kirchenvater Hieronymus (347-420) einst vorgerechnet haben, dass Jesus auf der Hochzeit zu Kana über 300 Liter Wasser in aller-besten Wein verwandelt habe, obwohl die Hochzeitsgesellschaft schon ziemlich viel getrunken habe. Hämisch habe er dann den Kirchenlehrer gefragt, ob die Hochzeitsleute diese ungeheure Menge dann wohl ganz ausgetrunken haben. Worauf Hieronymus dem Spötter ganz ruhig geantwortet habe: „Nein, wir trinken bis heute noch davon!”
Eine Traube von Gott füllt alle Krüge mit Wein.
JOHANN GEORG HAMANN
Im Wein ist Wahrheit, und mit beiden pflegt man anzustoßen.
PETER SIRIUS
Wein gewinnt man nur, indem man die Trauben auspresst. Falls du eine schöne, runde Traube bleiben willst, musst du Gottes Hand ausweichen.
OSWALD CHAMBERS
Wer zum Dienst Gottes hinzutritt, der wisse, dass er zur Kelter gekommen ist. Er wird bedrängt, zerstampft, niedergetreten, aber nicht, um in dieser Welt zugrunde zu gehen, sondern um hinüber zu fließen in die Weinkammern Gottes.
AUGUSTIN
WEINEN
Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.
JOHANN ALBRECHT BENGEL
Der Kummer kennt verschiedene Arten der Heuchelei. - Die eine besteht darin, daß wir unter dem Vorwand, den Verlust eines teuren Menschen zu beweinen, uns selber beweinen; wir trauern um die gute Meinung, die er von uns hatte, um die Verminderung unseres Besitzes, um unser Vergnügen, um unser Ansehen. So werden die Toten mit Tränen geehrt, die nur für Lebende fließen. Ich nenne dies deshalb Heuchelei, weil man in diesem Kummer sich selber täuscht. - Die zweite Art ist nicht so unschuldig, denn sie soll die Umwelt täuschen. Sie ist der Kummer jener Menschen, die nach dem Ruhm eines schönen und unsterblichen Schmerzes streben. Hat die Zeit, die doch alles lindert, ihrer wirklichen Trauer ein Ende gesetzt, bestehen sie trotzdem hartnäckig weiter auf Tränen, Klagen und Seufzern; sie spielen die Rolle des Schwermütigen und bemühen sich, uns durch ihr Benehmen zu überzeugen, daß ihr Schmerz erst mit ihrem Leben enden werde. Diese klägliche und ermüdende Eitelkeit findet man gewöhnlich bei geltungssüchtigen Frauen. Da ihnen ihr Geschlecht alle anderen Wege zum Ruhm versperrt, versuchen sie ihn durch Vortäuschung untröstlichen Kummers zu erzwingen. - Bei der dritten Art der Heuchelei fließen die Tränen aus seichter Quelle ebenso rasch, wie sie versiegen. Man weint, um für mitfühlend zu gelten, man weint, um bedauert zu werden, weint, um beweint zu werden, und weint schließlich, weil es eine Schande wäre, nicht zu weinen.
ROCHEFOUCAULD
Ein Chassid tanzt lustig und singt dazu ein Lied: „Der Mensch ist aus Staub, und zu Staub wird er wieder werden.“ Ein Nachbar kommt herzu und wundert sich: „Darüber tanzst du? Das ist doch zum Weinen!“ Der Chassid erwidert: „Wieso zum Weinen? Wäre der Mensch aus Gold und würde zu Dreck - das wäre zum Weinen. Aber so: am Anfang Dreck, am Ende Dreck und in der Mitte ein wenig Schnaps - da soll man nicht tanzen?“
Shibli sah jemanden weinen, weil seine Geliebte gestorben war, und tadelte ihn: „O Tor, warum liebst du jemand, der sterben kann?“
NACH ANNEMARIE SCHIMMEL
Als du auf die Welt kamst, weintest du, und um dich herum freuten sich alle. Lebe so, daß, wenn du die Welt verläßt, alle weinen und du allein lächelst!
AUS CHINA WEISE
Der Weise ist selten klug.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Die Menschen sind nicht weise, weil sie Erfahrungen machen, sondern weil sie aus ihren Erfahrungen lernen.
ANONYM
Dumme Gedanken hat jeder, aber der Weise verschweigt sie.
WILHELM BUSCH
Ein weiser Mann hatte den Rand seines Dorfes erreicht und ließ sich unter einem Baum nieder, um dort die Nacht zu verbringen, als ein Dorfbewohner angerannt kam und sagte: »Der Stein! Der Stein! Gib mir den kostbaren Stein!« »Welchen Stein?«, fragte der weise Mann. »Letzte Nacht erschien mir Gott Shiwa im Traum«, berichtete der Dörfler, »und sagte mir, ich würde bei Einbruch der Dunkelheit am Dorfrand einen weisen Mann finden, der mir einen kostbaren Stein geben würde, sodass ich für immer reich wäre.« Der weise Mann durchwühlte seinen Sack und zog einen Stein heraus. »Wahrscheinlich meinte er diesen hier«, sagte er, als er dem Dörfler den Stein gab. »Ich fand ihn vor einigen Tagen auf einem Waldweg. Du kannst ihn natürlich haben. Staunend betrachtete der Mann den Stein. Es war ein Diamant und sogar ziemlich groß. Er nahm den Diamanten und ging weg. Die ganze Nacht wälzte er sich im Bett und konnte nicht schlafen. Am nächsten Tag weckte er den weisen Mann bei Anbruch der Dämmerung und sagte: »Gib mir den Reichtum, der es dir ermöglicht, diesen Diamanten so leichten Herzens wegzugeben.«
Einen Wahn verlieren macht weiser als eine Wahrheit finden.
LUDWIG BÖRNE
Es gibt etwas Weiseres in uns, als der Kopf ist: Instinkt, der aus dem tiefsten Grunde unsers Wesen kommt.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Im allgemeinen freilich haben die Weisen aller Zeiten immer dasselbe gesagt, und die Toren, d. h. die unermeßliche Majorität aller Zeiten, haben immer das-selbe, nämlich das Gegenteil getan. Und so wird es denn auch ferner bleiben.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Keine Frau kann aus einem Narren einen Weisen mache. Aber jede Frau kann aus einem Weisen einen Narren machen.
AUS ARGENTINIEN
Schamschel wandert durch ein Dorf. Auf der Wiese sieht er eine Kuh. Sie ist an einen Pflock gebunden und müht sich, davon loszukommen. Das interessiert den weichherzigen Philosophen, und er fängt an, zu klären: „Sie sagen, Gott is weise! Nu, is Gott weise? Wieso is Gott weise?... Is es weise, zu schaffen eine Kuh, was man kann anbinden mit einem Strick? Was hat die Kuh davon? Sie kränkt sich, und sie quält sich... Warum kann eine Kuh nicht fliegen wie der Vogel dort? Möchte ihr nicht sein besser, wenn sie möchte fliegen?...“ Indem er so klärt und immer tiefer sich einspinnt in sein Denken, fliegt eine Schwalbe über ihn weg, und aus der Luft fällt ein feuchtes Klümpchen dem Schamschel gerade auf die Nase. Da ruft er: „Allmächtiger, sie haben wirklich recht: Du bist weise! Gott be-hüte, dass eine Kuh sollt‘ können fliegen wie ein Vogel...“
Während der Rabbi Schalom Mardochaj eines Tages in seinem Hause saß und meditierte, war ein Pogrom losgebrochen: Die entfesselte Menge steckte die Synagoge in Brand. Er aber, Rabbi Schalom, so sagt man, blieb ruhig im Hause bei seinen Gedanken sitzen. »Denn«, so klärte der weise und sehr würdige Mann, »gibt es eine Gerechtigkeit Gottes, so werden die Verbrecher ihre Strafe finden, und die Synagoge wird neu erstehen. Gibt es aber keine Gerechtigkeit Gottes – wozu brauchen wir dann eine Synagoge?«
Während die Weisen grübeln, erobern die Dummen die Festung.
AUS JUGOSLAWIEN
Weise Lebensführung gelingt keinem durch Zufall. Man muss, solange man lebt, lernen, wie man leben soll.
SENECA
Wenig genügt, um den Weisen, und nichts, um den Toren glücklich zu machen. Deshalb sind fast alle Menschen unglücklich.
ROCHEFOUCAULD
Wenn weise Männer nicht irrten, müßten die Narren verzweifeln.
GOETHE
Wer seine Grenzen kennt, ist schon ein halber Weiser.
JOHN GALSWORTHY
WEISHEIT
Wir sollten darauf achten, einer Erfahrung nur so viel Weisheit zu entnehmen, wie in ihr steckt – mehr nicht; damit wir nicht der Katze gleichen, die sich auf eine heiße Herdplatte setzte. Sie setzt sich nie wieder auf eine heiße Herdplatte – und das ist richtig; aber sie setzt sich auch nie wieder auf eine kalte.
MARK TWAIN
[Der Schüler] Fan Chi wollte wissen, was sittliches Verhalten sei. Konfuzius antwortete: »Die Menschen lieben.« Daraufhin fragte Fan Chi nach der Weisheit. Konfuzius sprach: »Weisheit heißt, die Menschen zu kennen.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
All unsere Weisheit, sofern sie wirklich den Namen Weisheit verdient und wahr und zuverlässig ist, umfasst im Grunde zweierlei: die Erkenntnis Gottes und unsere Selbsterkenntnis.
JOHANNES CALVIN
Aus sich nichts machen und andere gern für besser und höher achten, als man selber sein mag – das ist große Weisheit und Vollkommenheit. Und sähst du einen andern öffentlich sündigen oder einen schweren Fall tun: So halte dich deshalb nicht für besser als ihn. Denn sieh: Du weißt ja nicht, wie lange du selbst noch im Guten feststehen wirst. Gebrechlich sind wir alle, aber gebrechlicher als du sei in deinen Augen keiner.
THOMAS VON KEMPEN
Das ist der Weisheit Quintessenz, die viele zu freien hindert:
Die Schönheit dauert einen Lenz, die Dummheit überwintert.
RUDOLF PRESBER
Einen mit Weisheit Gesalbten darf man nie warm werden lassen, sonst trieft er.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Gott verkauft Weisheit für Arbeit und Leiden.
AUS DER UKRAINE
Gottes Ewigkeit ist Seine Länge, die Liebe Seine Breite, die Macht Seine Höhe und die Weisheit Seine Tiefe.
DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)
Ich schreibe mein ganzes Unglück der einen Ursache zu, dass ich gottlos ge-wesen bin. Ein Mensch, der die Verbindung mit Gott abgebrochen hat, kann keinen Segen empfangen. Alles Gerede davon, dass ein jeder seines eigenen Glückes Schmied sei, ist Spreu. Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten die Bauleute umsonst, das ist die ganze Weisheit.
AUGUST STRINDBERG
Im Geschäftsleben und mit jeder anderen Aktivität kannst Du nach Geld, Macht oder Prestige streben, wenn Du Dich stets daran erinnerst, daß Dir das Nahrung geben kann aber keinen Appetit, Kleidung aber keine Schönheit, ein hübsches Haus aber keine Heimat, gute Medizin aber keine Gesundheit, Bücher aber keine Weisheit, ein Bett aber keinen Schlaf, Frauen aber keine Liebe, jeden Luxus des Lebens aber kein Glück.
SANSKRIT
In der Tat läßt sich die ganze Weisheit der Weltgeschichte in einen einzigen Satz zusammenfassen: Jeder Staat raubt, soviel er kann. Punktum. Mit Verdauungs-pausen und Ohnmachtsanfällen, welche man „Frieden“ nennt.
CARL SPITTELER
Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist. Nicht an den Wahrheiten liegt es daher, wenn die Menschen noch so voller Unweisheit sind.
CHRISTIAN MORGENSTERN
Manche verdanken den Büchern ihre Weisheit, manche ihre Torheit.
PLINIUS DER ÄLTERE
So wie das Wasser die Höhe meidet und in die Tiefe fließt, so ist auch die Weis-heit nur bei den Demütigen.
TALMUD
So wie die Saat nur aus dem Staube wächst, kann die Saat der Weisheit auch nur aus einem staubgleichen Herzen wachsen.
ABU TALIB AL-MAKKI
Ein junger Mann und ein Mädchen liefen auf zwei verschiedenen Landwegen. In einem bestimmten Augenblick kamen die zwei Wege zusammen und der Junge und das Mädchen liefen nun gemeinsam weiter. Der Junge trug einen Kupfer-kessel auf seinem Rücken. In der Hand hatte er ein lebendes Huhn und einen Stock, während er an der anderen Hand eine Ziege führte. Nach einer Weile kamen sie an eine Bergschlucht. Da blieb das Mädchen stehen und sagte: „Durch diese Schlucht gehe ich nicht mit dir.“ „Warum nicht?“, wollte der Junge wissen. „Du könntest mich dort umarmen und küssen“ antwortete sie. „Wie soll ich dich umarmen und küssen? Ich habe einen Kupferkessel auf dem Rücken, an der einen Hand habe ich eine Ziege und in der anderen Hand ein lebendes Huhn und einen Stock.“ Aber das Mädchen beharrte auf seiner Meinung: „Du könntest mich die Ziege halten lassen, danach den Stock in den Boden stecken, das Huhn auf den Boden setzen und den Kessel darüber stülpen und dann könntest du mich umarmen und küssen.“ Lange starrte der Junge das schöne, nette Mädchen an. Endlich sagte er: „Gott segne deine Weisheit.“ Worauf sie gemeinsam durch die Schlucht gingen.
WELT
Der Herr Jesus kam nicht in die Welt, um Güte und Gerechtigkeit unter den Menschen zu suchen, sondern um Güte und Gerechtigkeit zu bringen und sie solchen Menschen zu verleihen, die keine haben.
C. H. SPURGEON
Alle Menschen in der Welt
streben nur nach Gut und Geld,
und wenn sie es dann erwerben,
legen sie sich hin und sterben.
VERFASSER UNBEKANNT
Alle Schönheit dieser Welt, kann mein Herz niemals gewinnen.
Sondern nur – ich weiß nicht was, was sich wohl noch einmal findet.
Ward ein Mensch in seinem Willen, einmal nur von Gott berührt,
nimmer kann ihn etwas stillen, als der Gott, den er gespürt.
JOHANNES VOM KREUZ
Alles auf der Welt hat sein zweites Gesicht: Die Natur, die Kultur, die Religion, die Kunst, die Politik, die Liebe, alles. Wer das nicht weiß, ist glücklich. Ich weiß es.
HERMANN LÖNS
Ausnahmen gibt es, ja, unbegreiflich große, und die Unterschiede der Individuali-täten sind enorm: aber, im ganzen genommen, liegt, wie längst gesagt ist, die Welt im argen: die Wilden fressen einander, und die Zahmen betrügen einander, und das nennt man den Lauf der Welt.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Bevor du dich daran machst, die Welt zu verändern, gehe dreimal durch dein eigenes Haus.
CHINESISCHES SPRICHWORT
Da man morgen mit den gleichen Eigenschaften auferstehen wird, möge Gott niemandem übles Wesen geben in der Welt, denn das wird für ihn nach dem Tode zu ernten sein, was er auf dem Felde dieser Welt gesät hat.
ABDUR RAHMAN
Das Letzte, was Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat, war nicht, die Welt zu retten, sondern der Welt zu sagen, dass sie schon gerettet ist.
OSWALD CHAMBERS
Dass die Welt nicht vor ihrer Sünde erschrickt, sieht ihr ähnlich. Aber vor eben diesem Spiegelbild sollte sie erschrecken!
KARL KRAUS
Dass etwas so Augenfälliges wie die Eitelkeit der Welt so wenig bekannt ist, dass es seltsam und überraschend ist, wenn man sagt, es sei dumm, nach Größe zu streben. Das ist erstaunlich.
BLAISE PASCAL
Dass uns Dinge begegnen, die uns lästig und durchaus zuwider sind, das ist für uns sehr gut. Denn sie treiben den Menschen, der aus seinem Herzen geflohen ist, wieder in sein Herz zurück, dass er es fühlen lerne: Ich bin hier nicht in meinem Vaterland, und dass er seine Hoffnung auf kein Gut dieser Welt gründe.
THOMAS VON KEMPEN
Der Alte Fritz fragte bei einer Schulinspektion einen Jungen, wo Potsdam liege. „In Preußen, Majestät!” - „Und Preußen?” - „In Deutschland, Majestät!” - „Und Deutschland?” - „In Europa, Majestät!” - „Und Europa?” - „In der Welt, Majestät!” - „Und die Welt?” Der Junge stutzte einen Augenblick und sagte dann: „Die Welt liegt im Argen!”
Der heutige Zustand der Welt, das ganze Leben ist krank. Wenn ich Arzt wäre und man mich fragte, was rätst du? - ich würde antworten: Schaffe Schweigen! Bringe die Menschen zum Schweigen. Gottes Wort kann so nicht gehört werden. Und wenn es unter der Anwendung lärmender Mittel geräuschvoll hinausgerufen wird, dass es selbst im Lärm gehört werde, so ist es nicht mehr Gottes Wort. Darum schaffe Schweigen!
SÖREN KIERKEGAARD
Der Kaufmann hat in der ganzen Welt dieselbe Religion.
HEINRICH HEINE
Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Der Mensch ist nicht geboren, um auf dieser Schaubühne der Eitelkeit ewige Hütten zu erbauen. Weil sein ganzes Leben ein weit edleres Ziel hat, wie schön stimmen dazu nicht alle die Verheerungen, die der Unbestand der Welt selbst in denjenigen Dingen blicken lässt, die uns die größte und wichtigste zu sein scheinen, um uns zu erinnern: dass die Güter der Erden unserm Triebe zur Glückseligkeit keine Genugtuung verschaffen können!
IMMANUEL KANT
Der Mensch ist sichtlich geschaffen, um zu denken. Dies ist seine ganze Würde und sein ganzes Verdienst; und seine ganze Pflicht ist es, richtig zu denken. Nun verlangt aber die Ordnung der Gedanken, dass man mit sich selbst, seinem Schöpfer und seinem Endzweck beginnt. Woran aber denkt die Welt? Daran niemals, sondern an Tanz, Lautenspiel, Gesang, Verseschmieden, Ringel-stechen usw. und daran, sich zu schlagen, sich zum König zu machen, ohne darüber nachzudenken, was es bedeutet, König zu sein, und was, Mensch zu sein.
BLAISE PASCAL
Der Mensch wird in der Welt nur das gewahr, was schon in ihm liegt; aber er braucht die Welt, um gewahr zu werden, was in ihm liegt; dazu aber sind Tätig-keit und Leiden nötig.
HUGO VON HOFMANNSTHAL
Die beste Klasse der Menschen in dieser Welt ist die, welche sich nicht über die Niedrigen erhebt und sich nicht vor den Hohen erniedrigt.
IBN AL-MUQAFFA
Die eine Hälfte der Welt lacht über die andre, und Narren sind sie alle.
BALTASAR GRACIÁN
Die Jungen glauben, mit ihnen beginnt die Welt; die Alten denken, mit ihnen hört sie auf - ich weiß nicht, was schlimmer ist.
FRIEDRICH HEBBEL
Die Mathematik ist das Alphabet, mit dem Gott die Welt geschrieben hat.
GALILEO GALILEI
Die Religion ist das Krankenhaus der Seelen, welche die Welt verwundet hat.
JEAN ANTOINE PETIT-SENN
Die Welt besteht aus lauter Gelegenheiten zur Liebe.
SÖREN KIERKEGAARD
Die Welt gehört denen, die sie haben wollen, und wird von jenen verschmäht, denen sie gehören sollte.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Die Welt ist eine Brücke, geht darüber, aber baut kein Haus auf ihr!
JESUS ZUGESCHRIEBEN
Die Welt ist eine Bühne, aber die Rollen sind schlecht verteilt.
WILDE
Die Welt ist eine Glocke, die einen Riß hat: sie klappert, aber klingt nicht.
GOETHE
Die Welt ist nur erträglich, weil der noch einmal wiederkommen wird, der sie überwand.
JOCHEN KLEPPER
Die Welt ist vollkommen überall, wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual.
FRIEDRICH VON SCHILLER
Die Welt verheißt nur zeitliche und unbedeutende Güter und hat doch die eifrigsten Diener. Gott verheißt das allerhöchste und ewige Gut, und die Herzen der Menschen bleiben kalt und träge dabei. Die Unverständigen! Für nichts-würdige Dinge laufen sie sich müde, zanken und balgen sich auf niederträchtige Weise um ein Groschenstück, mühen und plagen sich Tag und Nacht, um irgend-eine verheißene Kleinigkeit, ein täuschendes Nichts zu erhaschen. Aber, o Schande! Für ein Gut, das ewig währt, für eine Belohnung, die unschätzbar ist, für die höchste Ehre, für eine Herrlichkeit, die kein Ende nimmt, sich auch nur ein wenig zu bemühen, ach, dazu sind sie viel zu träge.
THOMAS VON KEMPEN
Die Welt will, daß man ihr verantwortlich sei, nicht sich.
KARL KRAUS
Diese Welt ist eine Treppe; der eine steigt hinauf, der andere steigt hernieder.
KATHARINA VON SIENA
Durch nichts in der Welt ist so viel Unsinn verhindert worden wie durch fehlendes Geld.
CHARLES MAURICE DE TALLEYRAND
Ein Fuchs streifte um einen Weinberg, der rings von einer Mauer umgeben war. Nur ein kleines Loch war da, durch das man schlüpfen konnte. Doch er schaffte es nicht. So fastete er drei Tage, dann passte er hindurch. Nun tat er sich gütlich an den köstlichen Trauben. Doch als er wieder aus dem Weinberg hinaus wollte, war er zu dick geworden, so dass er nicht durch das enge Loch passte. Wieder musste er drei Tage lang fasten, bis er schmal genug war und durch das Loch hindurch kam. Als er endlich außen stand, wendete er sich nochmals zurück und sprach: „O Weinberg, wie bist du so gut, und wie herrlich sind deine Früchte! Alles, was in dir ist, ist schön und hoch zu loben. Aber welchen Nutzen hat man davon? So wie man in dich hineinkommt, so muss man auch wieder aus dir heraus. Es ist gerade wie mit der Welt und dem Leben überhaupt!“
Eine der größten Leistungen der Vorsehung ist das Glück der Kinder. Wäre die Welt etwas Gutes, so müßte man die, welche nichts von ihr verstehen, am meisten beklagen.
ANTOINE RIVAROL
Es ist ein Tasten in der Welt, als wären wir alle abgestürzt und suchten in der Finsternis nach irgendeinem Stützpunkt zum Aufschwung.
CARL LUDWIG SCHLEICH
Es ist Gott und aller Welt wirklich unmöglich zu machen, dass der Mensch wahren Trost finde, der Trost sucht bei den Kreaturen. Wer aber das Göttliche liebte in der Kreatur und die Kreatur allein in Gott, der fände wahren, rechten und gleichen Trost an allen Orten.
MEISTER ECKHART
Es stände besser um die Welt, wenn die Mühe, die man sich gibt, die subtilsten Moralgesetze auszuklügeln, an die Ausübung der einfachsten gewendet würde.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Für viele ist Gott kaum mehr als eine Berufungsinstanz gegen das Ver-dammungsurteil der Welt über ihr eigenes Versagen.
WILLIAM JAMES
Ich habe gelernt, ohne den Dank der Welt zu leben. Ich habe ihn erworben und verloren. Ich habe ihn wiedergewonnen; ich habe ihn wieder verloren. Ich mache mir gar nichts daraus; ich tue einfach meine Pflicht.
OTTO VON BISMARCK
Immer noch haben jene die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Paradies zu machen.
FRIEDRICH HÖLDERLIN
In der Welt ist's trübe, leuchten müssen wir –
du in deiner Ecke, ich in meiner hier.
ANGELUS SILESIUS
In dieser Welt gibt es nur zwei Tragödien. Die eine ist, nicht zu bekommen, was man möchte, und die andere ist, es zu bekommen.
OSCAR WILDE
In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich.
VOLTAIRE
In einem Theater brach hinter den Kulissen Feuer aus. Der Pierrot trat an die Rampe, um das Publikum davon zu unterrichten. Man glaubte, es sei ein Witz und applaudierte. Er wiederholte seine Mitteilung; man jubelte noch mehr. So, denke ich mir, wird die Welt eines Tages untergehen.
SÖREN KIERKEGAARD
Kann man die Welt nicht fromm machen, so tut man doch, was man kann.
MARTIN LUTHER
Konfuzius sprach: »Der Edle haßt den Gedanken, die Welt zu verlassen, ohne etwas geleistet zu haben, was bleibender Anerkennung wert ist.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Die Welt ist voll von Gabeln, die sich über die Messer lustig machen.
ROCHEFOUCAULD
Die Welt schuldet uns nichts – sie war vor uns da.
MARK TWAIN
Niemand, der sein inneres Bewußtsein aufrichtig fragt, wird seine Rolle auf der Welt wiederholen wollen.
JONATHAN SWIFT
Ohne die jenseitige Welt ist die diesseitige Welt ein trostloses Rätsel.
JOHAN AUGUST STRINDBERG
So ist die Welt in der Tat ein Labyrinth voller Irrungen, voll vergeblicher Mühe und voller Enttäuschungen, denn wir kennen das Nötige nicht, weil wir unsere Mühe auf die Erreichung des Unnötigen verwenden. Gott ruft uns in unserer Beschäfti-gung mit den vielerlei Dingen zur Besinnung auf das Wenige, was nötig ist, und zur Begegnung mit dem Einen, der gekommen ist, damit wir das Leben und volle Genüge haben!
JOHANN AMOS COMENIUS
So schändlich lebt keine Sau, wie die Welt lebt. Denn eine Sau kennt doch die Frau oder Magd, von der sie Treber, Kleie oder das Futter zu fressen kriegt, läuft ihr nach und schreit ihr nach. Aber die Welt kennt und achtet Gott gar nicht, der ihr so reichlich und überschwänglich Gutes tut, geschweige denn, dass sie ihm dafür danken und ihn loben würde!
MARTIN LUTHER
Von hundert Männern, die sich in der Welt verirren, werden neunundneunzig durch Frauen gerettet, einer wird gerettet durch unmittelbare göttliche Gnade.
SÖREN KIERKEGAARD
Welchen Sinn hat es, Menschen in die Welt zu setzen, ehe man geklärt hat, welchen Sinn es für Menschen hat, in der Welt zu sein? Man schiebt diesen Menschen nur ein Problem zu, das man sich selbst nicht getraut hat zu klären. Es ist, als würde ein Mensch auf die Frage »Wozu ist ein Hammer gut?« antworten »Um Hämmer zu machen« und auf die Frage »Und wozu sind dann diese Hämmer gut?« antworten »Um weitere Hämmer zu machen“.
G. K. CHESTERTON
Wer das Licht der Welt erblickt, wird das Dunkel schon noch kennenlernen.
JOACHIM RINGELNATZ
Wer erwartet, dass in der Welt die Teufel mit Hörnern und die Narren mit Schellen einhergehn, wird stets ihre Beute oder ihr Spiel sein.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Wer in der wirklichen Welt arbeiten kann und in der idealen leben, der hat das Höchste erreicht.
LUDWIG BÖRNE
Als du auf die Welt kamst, weintest du, und um dich herum freuten sich alle. Lebe so, daß, wenn du die Welt verläßt, alle weinen und du allein lächelst!
AUS CHINA
Wer nicht von Brosamen und Allmosen, noch vom Raube zu leben, und für ein Schwert alles zu entbehren weiß, ist nicht geschickt zum Dienst der Wahrheit; Der werde frühe! ein vernünftiger, brauchbarer, artiger Mann in der Welt, oder lerne Bücklinge machen und Teller lecken: so ist er für Hunger und Durst, für Galgen und Rad sein Lebenlang sicher.
JOHANN GEORG HAMANN
Wer zum Dienst Gottes hinzutritt, der wisse, dass er zur Kelter gekommen ist. Er wird bedrängt, zerstampft, niedergetreten, aber nicht, um in dieser Welt zugrunde zu gehen, sondern um hinüber zu fließen in die Weinkammern Gottes.
AUGUSTIN
Wie ein Gesicht schön wird, dadurch, daß es Seele, so die Welt dadurch, daß sie einen Gott durchscheinen läßt.
FRIEDRICH HEINRICH JACOBI
Wir sind in dieser Welt eilige Gäste. Wir sind hier bloß wie in einem Wirtshaus, wo man ein Glas Bier trinkt und dann wieder weiterwandert - heimwärts.
MARTIN LUTHER
Wir sind nicht auf dieser Welt, um glücklich zu sein und zu genießen, sondern um unsere Schuldigkeit zu tun.
OTTO VON BISMARCK
Wir sind nicht umsonst in diese Welt gesetzt. Wir sollen reif werden für eine andere Welt.
MATTHIAS CLAUDIUS
WERBUNG
Wenn Leute, die Werbung machen, genauso viel Geld in die Verbesserung ihres Produkts wie in die Werbung stecken würden, hätten sie Werbung überhaupt nicht nötig.
WILL ROGERS
WERK
Das Gebet legt Gottes Werk in seine Hände und läßt es dort.
E.M. BOUNDS
Deine Absicht erst gibt deinem Werke seinen Namen.
AMBROSIUS
Der Glaube ist kein Werk der Vernunft und kann daher auch keinem Angriff derselben unterliegen, weil Glauben so wenig durch Gründe geschieht als Schmecken und Sehen.
JOHANN GEORG HAMANN
Der Künstler hat nicht dafür zu sorgen, daß sein Werk Anerkennung finde, sondern dafür, daß es sie verdiene.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Ein Kennzeichen dafür, dass man noch auf eigene Werke vertraut, ist, dass sich bei einem Fehltritt die Hoffnung vermindert.
IBN ATA ALLAH
Gott liebt nichts in uns als die Gutheit, die er in uns bewirkt. Ein Heiliger sagt:
Es wird nichts gekrönt von Gott als sein eigenes Werk, das er in uns wirkt.
MEISTER ECKHART
Ich glaube, dass die Selbstgerechtigkeit dein Verderben ist, und darum sage ich dir ganz offen und aufrichtig, dass du ebenso gut hoffen kannst, mit einem Luftballon in den Himmel zu fliegen, als durch deine guten Werke hineinzu-kommen. Ebenso gut könntest du in einem Sieb nach Ostindien fahren, als durch dein gutes Wesen in die Herrlichkeit zu gehen. Du könntest ebenso gut in Spinnweben deinem Fürsten dich vorstellen, als in deiner eigenen Gerechtigkeit dem König des Himmels. Fort mit deinen Lumpen, mit deinen zerfaulten, stinkenden Fetzen. Sie sind nur ein Mistbeet für das Unkraut des Unglaubens und Stolzes. Es ist in Gottes Augen nichts nütze. Warum willst du deinen Kopf so hoch tragen, dass man ihn abschneiden muss?
C. H. SPURGEON
Künstler haben gewöhnlich die Meinung von uns, die wir von ihren Werken haben.
G. CH. LICHTENBERG
Seht, alle die sind Kaufleute, die sich hüten vor groben Sünden und wären gern gute Leute und tun ihre guten Werke Gott zu Ehren, und tun sie doch darum, dass ihnen unser Herr etwas dafür gebe oder dass ihnen Gott etwas dafür tue, das ihnen lieb wäre. Dies sind alles Kaufleute. Bei solchem Handel sind sie betrogen. Denn, was sie sind, das sind sie durch Gott, und was sie haben, das haben sie von Gott und nicht von sich selbst. Darum ist ihnen Gott für ihre Werke und für ihr Geben gar nichts schuldig.
MEISTER ECKHART
WERT
Den Wert von Menschen und Diamanten kann man erst erkennen, wenn man sie aus der Fassung bringt.
ORIENTALISCHE LEBENSWEISHEIT
Ein jeder ist soviel wert, als die Dinge wert sind, um die es ihm ernst ist.
MARK AUREL
Glück? Sollst du Glück haben? Wünsche ich dir auch nur eine Spur von Glück — wenn sie nicht deinen Wert erhöhte? Wert wünsche ich dir.
CHRISTIAN MORGENSTERN
Gott ist so groß, dass er es wohl wert ist, ihn sein Leben lang zu suchen.
THERESE VON AVILA
Wenn dem Menschen nicht immer etwas teurer ist als das Leben, so ist das Leben nicht viel wert.
JOHANN GOTTFRIED SEUME
Heutzutage kennen die Leute vor allem den Preis und nicht den Wert.
OSCAR WILDE
Kein Ding ist auf der Welt so hoch und wert zu achten als Menschen, die mit Fleiß nach keiner Hoheit trachten.
ANGELUS SILESIUS
Konfuzius sprach: »Der Edle haßt den Gedanken, die Welt zu verlassen, ohne etwas geleistet zu haben, was bleibender Anerkennung wert ist.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Meistens belehrt uns erst der Verlust über den Wert der Dinge.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Wir schwachen Menschen finden das nur des Erlangens wert, wonach wir viele streben sehen!
KARL GUTZKOW
WICHTIG
Es ist nicht wichtig, ob der Mensch vom Affen abstammt; viel wichtiger ist, daß er nicht wieder dorthin zurückkehrt.
RICHARD WAGNER
Es ist vielleicht wichtiger, das Leben zu vertiefen, als es zu verlängern und aus-zudehnen.
CARL LUDWIG SCHLEICH
Gewiß ist es fast noch wichtiger, wie der Mensch das Schicksal nimmt, als wie es ist.
WILHELM FREIHERR VON HUMBOLDT
Kein Mensch ist so wichtig wie er sich nimmt.
IMMANUEL KANT
Neuigkeiten! Um wieviel wichtiger wäre es, das kennenzulernen, was nie alt gewesen!
HENRY DAVID THOREAU
Rabbi Bunam sagte einst zu seinen Schülern: „Jeder muss zwei Taschen haben und in jeder der Taschen einen wichtigen Spruch, um je nach Situation danach zu greifen. In der einen Tasche befindet sich der Spruch: Auch ich bin Erde und Asche! und in der anderen der Spruch: Auch für mich hat Gott Himmel und Erde gemacht!”
WIDERSTAND
Ich halte Dich für unglücklich, weil Du niemals unglücklich warst. Ohne auf Widerstand zu stoßen, bist Du durchs Leben geschritten. Niemand kann be-urteilen, was in Deinen Kräften steht, nicht einmal Du selbst.
SENECA AN LUCILIUS
Was dem Herzen widerstrebt, lässt der Kopf nicht ein.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Was tut die Blume wohl mit Gott? Sie läßt sich Gott gefallen. In der Blume, als Blume träumt er seinen schönsten Traum, da widerstrebt ihm nichts.
CHRISTIAN MORGENSTERN
WIEDERKUNFT
Es passierte im vergangenen Jahrhundert irgendwo im Mittelwesten der USA. Das Parlament eines Bundesstaates dort hielt eine Sitzung ab. Als es sich unter den Abgeordneten herumsprach und es auch alle merkten, dass eine Sonnen-finsternis eintrat, drohte Panikstimmung auszubrechen. Der Abgeordnete, der gerade am Rednerpult stand, rettete die Lage, indem er sagte: „Meine Herren! Es geht nun um zwei Fragen – beide mit der gleichen Antwort. Entweder kommt der Herr, dann soll er uns bei der Arbeit finden, oder er kommt nicht, dann haben wir keinen Grund unsere Arbeit zu unterbrechen!“
Die Welt ist nur erträglich, weil der noch einmal wiederkommen wird, der sie überwand.
JOCHEN KLEPPER
WILLE
Aller Eigensinn beruht darauf, daß der Wille sich an die Stelle der Erkenntnis gedrängt hat.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Ein Mensch soll gar nichts suchen, weder Verstehen noch Wissen noch Innigkeit noch Andacht noch Ruhe, sondern allein Gottes Willen. Wenn einer einzig Gottes Willen sucht, dann soll er, was ihm daraus zufließt oder geoffenbart wird, als Gabe Gottes empfangen. Dann ist einer recht daran.
MEISTER ECKHART
Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt, hat nie geliebt und nie gehaßt.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
So steht es mit dem, dem Gottes Wille gefällt: Alles, was Gott ihm zukommen lässt, sei es Krankheit oder Armut oder was es auch sei, das hat er lieber als irgendetwas anderes. Nun sagt ihr gerne: »Woher weiß ich denn, ob es Gottes Wille ist?« Ich antworte: Wäre es bloß für einen Augenblick nicht Gottes Wille, so wäre es auch nicht. Schmeckte dir nun der Wille Gottes, so wärst du recht wie im Himmelreich, was dir auch geschehe oder nicht geschehe.
MEISTER ECKHART
Wenn manchen Leuten etwas zu erleiden oder zu tun zufällt, so sagen sie: »Wüßte ich, daß es Gottes Wille wäre, so wollte ich's gern leiden oder tun«. Bei Gott! Es ist eine wunderliche Frage, wenn ein kranker Mensch fragt, ob es Gottes Wille sei, daß er krank sei. Er soll des gewiß sein, daß es Gottes Wille ist, wenn er krank ist. So ist es auch in anderen Dingen. Darum soll ein Mensch jegliches, was ihm zufällt. auf lautere und einfältige Weise von Gott hinnehmen.
MEISTER ECKHART
Wollte ich mich einem Menschen beliebt machen und wollte ich dem allein gefallen, so wollte ich alles, was dem Menschen gefällig wäre und wodurch ich ihm wohlgefiele, lieber als irgend etwas anderes. Und wäre es so, daß ich ihm besser gefiele in einem schlichten Kleide als in Samt, so besteht kein Zweifel darüber: ich trüge das schlichte Kleid lieber als irgendein anderes Kleid. So auch steht es mit einem, dem Gottes Wille gefällt: alles, was ihm Gott zuteilt, sei's Krankheit oder Armut oder was es auch sei, das hat er lieber als irgend etwas anderes. Eben weil Gott es will, darum schmeckt es ihm besser als irgend etwas anderes.
MEISTER ECKHART
WIRKLICHKEIT
Nichts ist unglaubwürdiger als die Wirklichkeit.
DOSTOJEWSKI
WISSEN
Konfuzius sprach: »Zi-lu, ich lehre dich das richtige Verhältnis zum Wissen! Sei dir bewußt, was du weißt. Was du hingegen nicht weißt, das gib zu. Das ist das richtige Verhältnis zum Wissen.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
WISSENSCHAFT
Das ist die Summe und der Kern alles dessen, was uns die Gnade lehrt: die Sinne bezähmen, das eitle Wohlgefallen verschmähen, sich nicht selbst zur Schau stellen, vielmehr alles, was des Lobes und der Bewunderung wert sein mag, mit dem Schleier der Bescheidenheit und Einfachheit verhüllen, in allen Dingen und allen Wissenschaften nichts anderes suchen, als dass Gott dadurch in allem gelobt und verherrlicht und der sinkenden Menschheit unter die Arme gegriffen werde.
THOMAS VON KEMPEN
Die Wissenschaft ist darauf aus, die Sklaverei der Natur herbeizuführen.
NIETZSCHE
Je mehr du weißt und je besser du’s einsiehst, desto strenger wirst du darüber gerichtet werden, wenn du nicht um so viel heiliger gelebt hast, als deine Einsicht besser war. Darum trag du den Kopf deshalb nicht höher, weil du irgendeine Kunst oder Wissenschaft besitzt. Eben dies, dass dir soviel Erkenntnis gegeben ist, soll dich mehr furchtsam als stolz machen. Denn sie ist’s eben, die dich verdammt, wenn du nicht heiliger lebst als andere, die deine Erkenntnis nicht haben.
THOMAS VON KEMPEN
WITZ
Witz ist die plötzliche Hochzeit zweier Ideen, vor deren Verbindung keiner ge-glaubt hat, dass sie Beziehungen zueinander hätten.
UNBEKANNT
WORT
[Der Schüler] Zi-lu sprach zu Konfuzius: »Wenn Euch der Herrscher des Staates Wei die Regierung anvertraute - was würdet Ihr zuerst tun?« Der Meister ant-wortete: »Unbedingt die Namen richtigstellen.« Darauf Zi-lu: »Damit würdet Ihr beginnen? Das ist doch abwegig. Warum eine solche Richtigstellung der Namen?« Der Meister entgegnete: »Wie ungebildet du doch bist, Zi-lu! Der Edle ist vorsichtig und zurückhaltend, wenn es um Dinge geht, die er nicht kennt. Stimmen die Namen und Begriffe nicht, so ist die Sprache konfus. Ist die Sprache konfus, so entstehen Unordnung und Mißerfolg. Gibt es Unordnung und Miß-erfolg, so geraten Anstand und gute Sitten in Verfall. Sind Anstand und gute Sitten in Frage gestellt, so gibt es keine gerechten Strafen mehr. Gibt es keine gerechten Strafen mehr, so weiß das Volk nicht, was es tun und was es lassen soll. Darum muß der Edle die Begriffe und Namen korrekt benutzen und auch richtig danach handeln können. Er geht mit seinen Worten niemals leichtfertig um.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Alle wollen Frieden haben, aber das, was allein wahren Frieden schaffen kann, das wollen nicht alle. Gottes Friede kehrt bei denen ein, die demütig und sanftmütig und es von ganzem Herzen sind. Gottes Friede wohnt da, wo viel Geduld wohnt. Gottes Friede bleibt da, wo man sein Wort gern hört und treu befolgt.
THOMAS VON KEMPEN
Das ist der größte Zorn Gottes, wenn er das Wort wegnimmt und zulässt, dass die Menschen es verachten.
MARTIN LUTHER
Das Wort Zufall ist Gotteslästerung. Nichts unter der Sonne ist Zufall.
G. E. LESSING
Der heutige Zustand der Welt, das ganze Leben ist krank. Wenn ich Arzt wäre und man mich fragte, was rätst du? - ich würde antworten: Schaffe Schweigen! Bringe die Menschen zum Schweigen. Gottes Wort kann so nicht gehört werden. Und wenn es unter der Anwendung lärmender Mittel geräuschvoll hinausgerufen wird, dass es selbst im Lärm gehört werde, so ist es nicht mehr Gottes Wort. Darum schaffe Schweigen!
SÖREN KIERKEGAARD
Die Gattin eines amerikanischen Diplomaten ist bei einem Bankett Bismarcks Tischdame. Sie spricht recht gut Deutsch, hält aber die deutsche Sprache für reichlich, und zwar unnötig kompliziert. Insbesondere die Vielfalt der Vokabeln, die Möglichkeit, ein und dasselbe durch mehrere Wörter ausdrücken zu können, erscheint ihr überflüssig. So entspinnt sich folgender Dialog: „Ich sehe keinen wirklichen Unterschied zwischen ‚essen‘ und 'speisen‘. Ich meine, eins der Verben reichte völlig.“ - „Da irren Sie aber, gnädige Frau“, erwidert Bismarck, „es heißt in der Bibel Jesus habe die Fünftausend gespeist, nicht jedoch, er habe sie gegessen.“ Die Amerikanerin muss schmunzeln, gibt sich aber noch nicht geschlagen: „Wollen Sie vielleicht ebenfalls bestreiten, dass man sowohl 'sicher' als auch 'gewiss' sagen kann?“ - „Aber natürlich! Wenn meine Familie in Gefahr ist, bringe ich sie an einen sicheren, aber nicht an einen gewissen Ort.“ Wieder muss die Tischdame passen. Allerdings, eine vermeintliche Trumpfkarte hat sie noch und zieht sie aus der Tasche: „Es bleibt sich gleich, ob ich Ihnen einen Brief 'sende' oder ‚schicke'. Hauptsache, er kommt an.“ - „Keine Frage“, meint Bis-marck, „und doch muss ich Sie auch bei diesem Wortpaar enttäuschen. Sehen Sie, Ihr Gatte ist zwar ein Gesandter, ab leider kein Geschickter.“
Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation.
JEAN PAUL
Die Tat legt das Wort aus.
MARTIN LUTHER
Du bist ein Held in Worten; aber redlich fand ich keinen noch, der blendend über alles sprach.
SOPHOKLES
Es ist mit Gottes Wort nicht zu scherzen. Kannst du es nicht verstehen, so ziehe den Hut vor ihm ab.
MARTIN LUTHER
Für eine gelungene Rede gebrauche gewöhnliche Worte und sage unge-wöhnliche Dinge.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Glatte Worte und schmeichelnde Mienen vereinen sich selten mit einem an-ständigen Charakter.
KONFUZIUS
Gott macht niemals sein Wort passend für mich. Er macht mich passend für sein Wort.
OSWALD CHAMBERS
Gottes Wort, das geschriebene wie das verkündete, ist mit einem Spiegel zu vergleichen. In geistlicher Hinsicht ist das Auge deiner Seele die Vernunft; das Gewissen ist deine geistige Sehkraft. Und so wie du weißt, daß wenn sich ein Schmutzfleck auf deinem Gesicht befindet, das Auge den Fleck nicht sehen kann und ohne einen Spiegel oder den Hinweis von einer anderen Person nicht weiß, wo er ist, genau so verhält es sich auch in geistiger Hinsicht. Ohne die Lektüre oder die Verkündigung von Gottes Wort ist es nach menschlichem Ermessen unmöglich, daß die durch ihre gewohnheitsmäßige Sünde geblendete Seele den Schmutzfleck in ihrem Gewissen erkennen kann. Und wenn jemand danach in einen wirklichen oder übertragenen Spiegel blickt oder durch den Hinweis von anderen weiß, wo sich der Schmutzfleck an seinem Gesicht befindet (im kon-kreten wie im übertragenen Sinn), dann erst und nicht früher läuft er zum Brunnen, um sich zu waschen.
DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)
Konfuzius sprach: »Der Edle schämt sich, wenn seine Worte seine Taten über-treffen.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Konfuzius sprach: »Triffst du einen Menschen, mit dem zu reden sich lohnt, und du redest nicht mit ihm, so hast du einen Menschen verfehlt. Triffst du einen Menschen, mit dem zu reden sich nicht lohnt, und du redest mit ihm, so hast du deine Worte vergeudet. Der Weise verfehlt weder einen Menschen, noch ver-geudet er seine Worte.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Konfuzius sprach: »Wer in seinen Worten nicht maßvoll ist, von dem ist kaum zu erwarten, daß er handelt, wie er spricht.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Manches Gebet erstickt unter einer Bettdecke von Worten.
C. H. SPURGEON
Ein unpersönlicher Gott ist gar kein Gott, sondern bloß ein missbrauchtes Wort, ein Unbegriff, eine contradictio in adjecto, ein Schiboleth für Philosophie-professoren, welche, nachdem sie die Sache haben aufgeben müssen, mit dem Worte durchzuschleichen bemüht sind.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Verkündige das Evangelium. Wenn nötig, nimm Worte dazu.
FRANZ VON ASSISI
Wer die heiligen Worte hütet, wird von ihnen behütet.
THOMAS VON AQUIN
WUNDER
Das einzige Wunder der Pyramiden ist die Tatsache, dass sich so viele Men-schen fanden, die niedrig genug waren, ihr Leben mit dem Bau der Grabstätte eines ehrgeizigen Tölpels zu verbringen; vernünftiger und männlicher hätte man ihn im Nil ertränkt und seinen Körper den Hunden zum Fraß vorgeworfen.
HENRY DAVID THOREAU
Das Wunder ist nicht ein Widerspruch zu den Naturgesetzen, sondern ein Wider-spruch zu dem, was wir von diesen Gesetzen wissen.
AUGUSTIN
Er wunderte sich, daß den Katzen gerade an der Stelle zwei Löcher in den Pelz geschnitten wären, wo sie die Augen hätten.
G. CH. LICHTENBERG
Gleichwie die Sonne in einem stillen Wasser gut zu sehen ist und es kräftig erwärmt, kann sie in einem bewegten, rauschenden Wasser nicht deutlich gesehen werden, auch erwärmt sie es nicht so sehr. Darum willst du auch er-leuchtet und warm werden durch das Evangelium, göttliche Gnade und Wunder sehen, dass dein Herz entbrannt, erleuchtet und fröhlich werde, so gehe hin, wo du still sein und das Bild dir tief ins Herz fassen kann, da wirst du finden Wunder über Wunder!
MARTIN LUTHER
Vielleicht ist die Kunst, die mit Geistesstärke Wunder tun will, wie sie nur, zu seinem Zwecke, der alte Meister vermag, am Ende die beschämteste unter allen menschlichen Künsten. Vielleicht war solche Überhebung gar nicht Kunst.
KARL KRAUS
Zur Kolonialzeit wurde einst ein Indianer als Gast an die Tafel eines Engländers geladen. Als er aber eine Flasche Bier öffnete, und all das Bier, in Schaum ver-wandelt, herausdringen sah, bekundete er mit vielen Ausrufungen seine Ver-wunderung. Der Engländer fragte, was denn daran so verwunderlich sei. Der Indianer jedoch antwortete: „Ich wundere mich gar nicht darüber, dass es heraus-geht, - sondern wie ihr’s habt herein kriegen können!“
WUNSCH
Willst du ein aufrechtes Herz haben? Tue du, was Gott will, und wolle nicht, dass Gott tue, was du willst.
AUGUSTINUS
Der Wunsch, klug zu sein, hindert uns oft, es zu werden.
ROCHEFOUCAULD
Nichts macht uns feiger und gewissenloser als der Wunsch, von allen Menschen geliebt zu werden.
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Da die Natur uns in jedem Zustand stets unglücklich macht, malen unsere Wünsche uns einen glücklichen Zustand aus, weil sie dem Zustand, in dem wir uns befinden, die Freuden des Zustandes hinzugesellen, in dem wir uns nicht befinden, und wenn wir diese Freuden erreichten, würden wir deshalb nicht glücklich sein, weil wir dann andere Wünsche hätten, die jenem neuen Zustand entsprächen.
BLAISE PASCAL
Dass die Wünsche der Menschen hauptsächlich auf Geld gerichtet sind und sie dieses über alles lieben, wird ihnen oft zum Vorwurf gemacht. Jedoch ist es natürlich, wohl gar unvermeidlich, das zu lieben, was, als ein unermüdlicher Proteus, jeden Augenblick bereit ist, sich in den jedesmaligen Gegenstand unsrer so wandelbaren Wünsche und mannigfaltigen Bedürfnisse zu verwandeln. Jedes andere Gut nämlich kann nur einem Wunsch, einem Bedürfnis genügen: Speisen sind bloß gut für den Hungrigen, Wein für den Gesunden, Arznei für den Kran-ken, ein Pelz für den Winter, Weiber für die Jugend usf. Sie sind folglich alle nur relativ gut. Geld allein ist das absolut Gute: weil es nicht bloß einem Bedürfnis in concreto begegnet, sondern dem Bedürfnis überhaupt in abstracto.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Dein wahres Glück, o Menschenkind,
o, glaube doch mitnichten,
daß es erfüllte Wünsche sind:
Es sind erfüllte Pflichten.
FRIEDRICH KARL VON GEROK
Der Mensch denkt sich Gott so, wie er ihn sich wünscht; aber Gott bleibt immer so, wie er ist.
FRANZISKUS VON ASSISI
Der Mensch wünscht immer, besser als jeder andere zu sein, nur nicht besser als sein Sohn.
AUS JUGOSLAWIEN
Es ist einfach falsch, unter Glückseligkeit sich die Erfüllung aller Wünsche vorzu-stellen.
LEO TOLSTOI
Glück? Sollst du Glück haben? Wünsche ich dir auch nur eine Spur von Glück — wenn sie nicht deinen Wert erhöhte? Wert wünsche ich dir.
CHRISTIAN MORGENSTERN
Keiner von euch ist wirklich gläubig, solange er nicht für seinen Bruder das gleiche wünscht wie für sich selbst.
MUHAMMAD
Konfuzius sprach: »Reichtum und Ansehen - das wünschen sich die Menschen. Kann man jedoch nicht auf anständige Weise dazu gelangen, dann soll man sich weder um das eine noch um das andere bemühen.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Nicht wer wenig hat, sondern wer viel wünscht, ist arm.
SENECA
Wie glücklich und klug ist doch der Mensch, der keine andere Sorge kennt, als zu leben, wie er im Tod wünschen wird, gelebt zu haben!
THOMAS VON KEMPEN
WÜRDE
Das ist ein Jagen auf dieser Erden
nach Rang und Würden und gleißendem Schein.
Im hitzigen Fieber, etwas zu werden,
versäumen die Toren, etwas zu sein.
OSKAR BLUMENTHAL
Der Mensch ist sichtlich geschaffen, um zu denken. Dies ist seine ganze Würde und sein ganzes Verdienst; und seine ganze Pflicht ist es, richtig zu denken. Nun verlangt aber die Ordnung der Gedanken, dass man mit sich selbst, seinem Schöpfer und seinem Endzweck beginnt. Woran aber denkt die Welt? Daran niemals, sondern an Tanz, Lautenspiel, Gesang, Verseschmieden, Ringel-stechen usw. und daran, sich zu schlagen, sich zum König zu machen, ohne darüber nachzudenken, was es bedeutet, König zu sein, und was, Mensch zu sein.
BLAISE PASCAL
Die Pflicht gegen sich selbst besteht darin, daß der Mensch die Würde der Menschheit in seiner eigenen Person bewahre.
IMMANUEL KANT
Kaiser Maximilian I. (1459-1519) besuchte mit einem kleinen Gefolge seinen Hofmaler Albrecht Dürer in Nürnberg. Er sah sich im Atelier genau um und wollte wissen, was Dürer in der letzten Zeit geschaffen habe. Als dieser ihm ein Bild zeigen sollte, das etwas höher und im Dämmerlicht hing, forderte der Kaiser einen seiner Begleiter auf, dem Künstler die Leiter zu halten. Der Edelmann fand, dieser Dienst sei eine Zumutung und tief unter seiner Würde, und weigerte sich. Da wies ihn Maximilian hart zurecht: »Ihr wisst wahrlich nicht, wer Dürer ist. Er ist sehr viel mehr als ein Edelmann. Ich kann aus jedem Bauern einen Edelmann machen, aber nicht aus jedem Edelmann einen Dürer.«
Konfuzius sprach: »Der Edle ist voll Würde, aber er ist nicht hochmütig.
Der Gemeine hingegen ist hochmütig, aber er hat keine Würde.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Konfuzius sprach: »Es bekümmert mich nicht, daß ich ohne Amt und Würden bin. Ich sorge mich vielmehr, daß es mir an Fähigkeiten und eigenem Vermögen mangelt. Auch betrübt es mich nicht, unbekannt zu sein. Es geht mir nur darum, würdig zu sein, daß man mich kennt.«
„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS
Reich ist man nicht durch das, was man besitzt, sondern mehr noch durch das, was man mit Würde zu entbehren weiß.
ANONYM
WUT
Jeder kann wütend werden, das ist einfach. Aber wütend sein auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art, das ist schwer.
ARISTOTELES
Sei nicht wütend, dass du andere nicht so machen kannst, wie du sie gerne hättest, denn du kannst dich selbst nicht so machen, wie du sein möchtest.
THOMAS VON KEMPEN
ZEIT
Wie du dich zu Christus verhältst in der Zeit, so wird er sich zu dir verhalten in der Ewigkeit: Wisse das. Und dann tue, was du willst.
FREI NACH AUGUSTIN
Aber wo die Zeit selbst die Aufgabe ist, da ist es ja ein Fehler, vor der Zeit fertig zu werden. Angenommen, ein Mensch erhielte die Aufgabe, sich einen Tag lang selbst zu unterhalten, und er wäre bereits am Mittag mit der Unterhaltung fertig: dann wäre ja seine Schnelligkeit kein Verdienst. So auch wo das Leben die Aufgabe ist. Mit dem Leben fertig werden, ehe das Leben mit einem fertig ist, das bedeutet ja gerade nicht mit der Aufgabe fertig zu werden.
SÖREN KIERKEGAARD
Alles, was man in dieser Zeit für seinen Charakter tun kann, ist, zu doku-mentieren, daß man nicht zur Zeit gehört.
JOHANN GOTTFRIED SEUME
Als Sokrates im Gefängnis auf die Vollstreckung seines Todesurteils wartete, beschäftigte er sich mit Geometrie. „Ist das die richtige Zeit dafür?”, fragte der Wächter. „Morgen bist du ein toter Mann!” „Soll ich etwa”, wunderte sich Sokrates über die Frage, „danach noch Geometrie treiben?”
Das ganze Tun des Predigers ist dazu bestimmt, die Menschen daran zu er-innern, dass die Zeit kurz, der Tod gewiss und die Ewigkeit lang ist.
JOHN HENRY NEWMAN
Das Schicksal wird dich sachte, sachte schlucken – du bist der Käse für die Maus, die Zeit!
NASIR-I CHUSRAU
Der Mensch ist das Lebewesen, das die Zeit totschlägt, bis sie sich revanchiert.
UNBEKANNT
Die Heiterkeit und der Lebensmut unserer Jugend beruht zum Teil darauf, dass wir, bergauf gehend, den Tod nicht sehen; weil er am Fuß der andern Seite des Berges liegt. Haben wir aber den Gipfel überschritten, dann werden wir des Todes, welchen wir bis dahin nur vom Hörensagen kannten, wirklich ansichtig, wodurch, da zu derselben Zeit die Lebenskraft zu ebben beginnt, auch der Lebensmut sinkt; so dass jetzt ein trüber Ernst den jugendlichen Übermut verdrängt und auch dem Gesichte sich aufdrückt. So lange wir jung sind, mag man uns sagen, was man will, halten wir das Leben für endlos und gehen danach mit der Zeit um. Je älter wir werden, desto mehr ökonomisieren wir unsere Zeit. Denn im späteren Alter erregt jeder verlebte Tag eine Empfindung, welche der verwandt ist, die bei jedem Schritt ein zum Hochgericht geführter Delinquent hat.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Die Menschen gleichen ihrer Zeit mehr als ihren Vätern.
ARABISCH
Die Welt verheißt nur zeitliche und unbedeutende Güter und hat doch die eifrigsten Diener. Gott verheißt das allerhöchste und ewige Gut, und die Herzen der Menschen bleiben kalt und träge dabei. Die Unverständigen! Für nichts-würdige Dinge laufen sie sich müde, zanken und balgen sich auf niederträchtige Weise um ein Groschenstück, mühen und plagen sich Tag und Nacht, um irgendeine verheißene Kleinigkeit, ein täuschendes Nichts zu erhaschen. Aber, o Schande! Für ein Gut, das ewig währt, für eine Belohnung, die unschätzbar ist, für die höchste Ehre, für eine Herrlichkeit, die kein Ende nimmt, sich auch nur ein wenig zu bemühen, ach, dazu sind sie viel zu träge.
THOMAS VON KEMPEN
Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen nicht wissen, was sie wollen, aber alles tun, um es zu bekommen.
DONALD ROBERT PERRY MARQUIS
Zu allen Dingen lasse man sich Zeit; nur nicht zu den ewigen.
KARL KRAUS
Wer sagt, er habe keine Zeit, ist entweder tot oder er lügt.
UNBEKANNT
Verbringe deine Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis, vielleicht gibt es gar keines.
FRANZ KAFKA
Mögest du in interessanten Zeiten leben!
CHINESISCHER FLUCH
Unsere Zeit erinnert sehr an die Auflösung des griechischen Staates. Alles be-steht zwar noch, doch glaubt niemand mehr daran.
SÖREN KIERKEGAARD
Die Zeit ist eine geräuschlose Feile.
ITALIENISCHES SPRICHWORT
Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen; mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen. Der Augenblick ist mein, und nehm' ich den in acht, so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht.
ANDREAS GRYPHIUS
Es kommt geschwind ein Leid und nimmt beim Gehn sich Zeit. BAUERNWEISHEIT
Ich habe soviel Arbeit, daß ich nicht auskomme ohne täglich mindestens drei Stunden meiner besten Zeit dem Gebet zu widmen.
MARTIN LUTHER
Ihr wärt modern? Daß doch die schlimme Verwechslung immer mehr gedeiht! Ihr lauscht des Tages lauter Stimme und überhört den Ruf der Zeit.
LUDWIG FULDA
Im allgemeinen freilich haben die Weisen aller Zeiten immer dasselbe gesagt, und die Toren, d. h. die unermeßliche Majorität aller Zeiten, haben immer das-selbe, nämlich das Gegenteil getan. Und so wird es denn auch ferner bleiben.
ARTHUR SCHOPENHAUER
Die Zeit ist der beste Lehrer - leider tötet sie alle ihre Schüler.
HECTOR BERLIOZ
ZEITGEMÄSS
Ihr wärt modern? Daß doch die schlimme Verwechslung immer mehr gedeiht! Ihr lauscht des Tages lauter Stimme und überhört den Ruf der Zeit.
LUDWIG FULDA
In der jetzigen Zeit ist es mal was Neues beim Alten zu bleiben.
WILHELM RAABE
Wer sich mit dem Zeitgeist vermählt, wird bald Witwer sein!
SÖREN KIERKEGAARD
ZERSTREUUNG
Der Übel größtes ist der Zwang, an die äußern Dinge des Lebens, die der inneren Kraft dienen sollen, eben diese zu verplempern.
KARL KRAUS
Der hl. Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153) wurde einmal auf einer seiner vielen Reisen von einem Kaufmann gebeten, ihn ein Stück des Weges begleiten zu dürfen. Sie kamen ins Gespräch, und dabei wollte der Kaufmann von dem Ordensmann wissen, was man beim Beten beachten müsse. Da erklärte der hl. Bernhard unter anderem, wie man sich den Zerstreuungen gegenüber verhalten solle: »Auch ich muss mich mühen, zur Sammlung zu finden. So viele Dinge beschäftigen mich, dass ich selbst beim Beten nicht davon loskomme. Aber wenn ich merke, dass meine Gedanken abschweifen, ärgere ich mich nicht, sondern beziehe sie in mein Gebet sein.« Der Kaufmann verwunderte sich, dass sogar ein solcher Beter wie der hl. Bernhard nicht vor Zerstreuungen bewahrt sei und meinte: »Wenn ich bete, bin ich immer ganz bei der Sache.« »Nun«, versetzte der Mönch, »das können wir ja überprüfen. Sieh dieses Pferd, das ich jetzt reite. Es gehört dir, wenn es dir gelingt, ein Vaterunser ohne jeden störenden Ge-danken zu beten.« Das erschien dem Kaufmann eine leichte Aufgabe (und ein sicheres Geschäft) zu sein. Er begann sofort : »Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name...«, unterbrach sich plötzlich und fragte: »Gehört der Sattel auch dazu?«
Die Religion ist genau das, was nicht weggelassen werden kann - denn in ihr ist alles enthalten. Noch der zerstreuteste Mensch kann nicht seine Reisetasche packen und dabei die Tasche weglassen. Wir haben eine allgemeine Vorstellung von der Existenz, gleichgültig ob sie uns passt oder nicht; sie verändert oder, genauer gesagt, schafft und berührt alles, was wir sagen oder tun, gleichgültig ob uns das passt oder nicht.
G. K. CHESTERTON
Ja, o Gott, du hast doch Plage mit uns Menschen! Ach, wenn ich beim Gedanken an alle Wohltaten gegen mich meinen Sinn sammeln will, um dir recht zu danken – ach, da finde ich mich oft so zerstreut; die verschiedenartigsten Gedanken durchkreuzen meinen Kopf, und es endet damit, dass ich dich bitten muss, mir zu helfen, dir zu danken.
SÖREN KIERKEGAARD
Mein Gebet ist voll Zerstreuung. Ich bin sehr oft nicht da, wo der Leib sitzt oder steht; ich bin da oder dort, wohin meine Gedanken mich mit sich fortreißen. Ich bin da, wo mein Gedanke ist, und mein Gedanke ist da, wo meine Liebe ist, und meine Liebe ist da, wo das ist, was ich liebe. Da fühle ich recht die Wahrheit des Wortes: Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz (Matthäus 6,21).
THOMAS VON KEMPEN
Wenn die Menschen unter das Getümmel ihrer Geschäfte und Zerstreuungen gewohnt wären, bisweilen ernsthafte Augenblicke der lehrreichen Betrachtungen zu mengen, dazu sie das tägliche Beispiel der Eitelkeit unserer Absichten in dem Schicksale ihrer Mitbürger auffordert: so würden ihre Freuden vielleicht weniger rauschend sein, aber die Stelle derselben würde eine ruhige Heiterkeit der Seele einnehmen, der keine Zufälle mehr unerwartet sind, und selbst die sanfte Schwermut, dieses zärtliche Gefühl, davon ein edles Herz aufschwillt, wenn es in einsamer Stille die Nichtswürdigkeit desjenigen erwägt, was bei uns gemeiniglich für groß und wichtig gilt, würde mehr wahre Glückseligkeit enthalten als die ungestüme Belustigung des Leichtsinnigen und das laute Lachen des Toren.
IMMANUEL KANT
ZIELE
Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen nicht wissen, was sie wollen, aber alles tun, um es zu bekommen.
DONALD ROBERT PERRY MARQUIS
Was nützt der beste Wind, wenn man nicht weiß, wohin man segeln will?
SENECA
Wenn ich einst nur sicher im Hafen des Heils ankomme! Was kümmert es mich denn, was und wie viel ich auf diesem Meer ausgestanden habe?
THOMAS VON KEMPEN
Nicht woher Ihr kommt, mache Euch fürderhin Eure Ehre, sondern wohin Ihr geht.
FRIEDRICH NIETZSCHE
Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.
LAO-TSE
Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.
FRIEDRICH NIETZSCHE
Wer hohe Türme bauen will, muß lange beim Fundament verweilen.
ANTON BRUCKNER
Rein durch das Leben zu gehen ist unmöglich. Aber sich zu reinigen ist möglich und höchstes Ziel.
JAKOB BOSSHART
Wir sind nicht umsonst in diese Welt gesetzt. Wir sollen reif werden für eine andere Welt.
MATTHIAS CLAUDIUS
Beurteile einen Menschen nicht nur danach, was er erreicht hat, sondern auch danach, wohin er unterwegs ist.
ERNST REINHARDT
Wie kann man leben, wenn man nicht weiß wofür? Wofür aber lohnt es sich zu leben? Man erkennt wohl das, wofür sich zu leben lohnt, daran, dass man auch dafür sterben könnte. Wofür aber könnte man sterben, außer für das, was schwerer wiegt als das Leben? Du kennst nichts, was schwerer wiegt, als dein Leben? Du armer Mensch. Du lebst – und stirbst – für nichts?
ANONYM
Solltest du all das vergessen, was hier gesagt wurde, so behalte nur die beiden kleinen Punkte, und du wirst zum inneren Leben gelangen. Erstens: Sei ganz und gar klein, inwendig und nach außen bis in den Grund, nicht nur deinen Worten nach und deinem Aussehen, sondern in Wahrheit in all deinem Verstehen. Sei ein Nichts in deinem Grunde und in deinen Augen, ohne jegliche beschönigende Auslegung. Zweitens: Habe eine wahre Liebe zu Gott, nicht das, was wir nach Art der Sinne Liebe nennen, sondern in wesentlicher Weise, ein allerinnigstes Gott-lieben. Diese Liebe ist nicht dieses einfache äußere und sinnenhafte Gottlieben, das was man so gewöhnlich unter Gott im Sinn zu haben versteht, sondern ein anschauendes Lieben mit dem Gemüt, ein strebendes Lieben, wie einer es besitzt, dem als Wettläufer oder als Schütze ein Ziel vorschwebt.
JOHANNES TAULER
Wer in der wirklichen Welt arbeiten kann und in der idealen leben, der hat das Höchste erreicht.
LUDWIG BÖRNE
Unsere Erfindungen sind oft nur hübsche Spielereien, die unsere Aufmerk-samkeit von ernsteren Dingen ablenken. Sie sind nichts als verbesserte Mittel zu einem nicht verbesserten Ziel.
HENRY DAVID THOREAU
Warum du wider alles Hoffen noch niemals mitten ins Schwarze getroffen? weil du's nicht lassen konntest, beim Zielen immer ins Publikum zu schielen.
EMANUEL GEIBEL
Wem das allgemeine Wohl das höchste Ziel auf Erden dünkt, der tut den Men-schen gar nichts so Gutes, wie er meint. Man soll nie das Wohl, man soll nur das Heil jedes Menschen im Auge haben, — zwei Dinge, die sich oft wie Wasser und Feuer unterscheiden.
CHRISTIAN MORGENSTERN
Wer sich öffentlich große Ziele stellt und hinterdrein im geheimen einsieht, dass er dazu zu schwach ist, hat gewöhnlich auch nicht Kraft genug, jene Ziele öffent-lich zu widerrufen, und wird dann unvermeidlich zum Heuchler.
FRIEDRICH NIETZSCHE
Wie glücklich und klug ist doch der Mensch, der keine andere Sorge kennt, als zu leben, wie er im Tod wünschen wird, gelebt zu haben!
THOMAS VON KEMPEN
Wohin gehen wir? Immer nach Hause.
NOVALIS
ZIVILISATION
Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation.
JEAN PAUL
Früher saßen die Menschen um den Tisch und sangen im Chor; heute singt einer allein, und zwar aus dem absurden Grund, weil er besser singen kann. Wenn es so weitergeht mit dieser Zivilisation, dann wird irgendwann nur noch einer lachen, weil er besser als alle lachen kann.
G. K. CHESTERTON
ZÖGERN
Auch zum Zögern muss man sich entschließen.
JANISLAW JERZY LEW
ZORN
Begehre nie ein Glück zu groß und nie ein Weib zu schön,
Sonst könnte dir’s in seinem Zorn der Himmel zugestehn.
INSCHRIFT AUF BURG COCHEM
Darum begehrt ein guter Mensch keines Lobes, er begehrt wohl, des Lobes wert zu sein. Einem Menschen soll nicht leid sein, daß man mit ihm zürnt; ihm soll vielmehr leid sein, daß er den Zorn verdient.
MEISTER ECKHART
Das ist der größte Zorn Gottes, wenn er das Wort wegnimmt und zulässt, dass die Menschen es verachten.
MARTIN LUTHER
Der Mensch hat mit vielen Tieren Ähnlichkeit hinsichtlich Fraß, Zorn, Hass und Faulheit. Aber im Laster der Lüge übertrifft er sie alle.
MARTIN LUTHER
Jedermann kann zornig werden. Das geht leicht. Aber der richtigen Person gegenüber zornig werden, im richtigen Maß, zur rechten Zeit, zum rechten Zweck und auf die richtige Weise - das liegt nicht in der Macht des einzelnen.
ARISTOTELES
Nun könnt ihr sagen: Schlechte Menschen haben es sehr gut, sie kriegen ihren Willen mehr als andere Leute. Salomon sagt: Der böse Mensch soll nicht sagen: Was schadet es mir, daß ich Übles täte, wenn es mir doch nicht weh täte? Oder: Wer täte mir deshalb Übles? Eben das, daß du Übles tust, das ist ganz und gar dein Schaden und tut dir weh genug. Seid dessen gewiß bei der ewigen Wahr-heit, daß es ein ebenso großer Zorn Gottes ist; er könnte dem Sünder nichts Schlimmeres antun, weder mit der Hölle noch mit irgend etwas, als er ihm damit antut, daß er es ihm gestattet oder über ihn verhängt (=ihm zuläßt), daß er sündig ist und daß er sich nicht dadurch über ihn erbarmt, daß er keinen so großen Jammer (=Unheil) über ihn zuließe, nicht sündigen zu können. Und gäbe ihm Gott das Weh der ganzen Welt, so könnte ihn Gott dennoch nicht mehr schlagen, als er damit geschlagen ist, daß er sündigt.
MEISTER ECKHART
Siehe, ein solch groß Ding ists zu Gott zu kommen, dass man durch seinen Zorn, durch Strafe und Ungnade zu ihm breche als durch eitel Dornen, ja durch eitel Spieße und Schwerter.
MARTIN LUTHER
Wer nie im Zorn erglühte, kennt auch die Liebe nicht.
ERNST MORITZ ARNDT
Wir die nichts verdienen als Zorn und das Unglück, wornach wir ringen, murren mit Gott, warum er uns nicht eher helfen will, uns, die nicht wollen geholfen seyn.
JOHANN GEORG HAMANN
Zornig sein heißt, den Fehler anderer an sich selbst rächen.
ALEXANDER POPE ZUHAUSE
G. K. Chesterton vergaß häufig, wohin er wollte, und verpasste den Zug, der ihn dorthin bringen sollte. So schickte er einmal ein Telegramm an seine Frau: „Bin in Market Harborough. Wo sollte ich sein?“ Seine Frau antwortete: „Zu Hause.“
Gott ist immer in uns, nur wir sind selten zu Hause.
MEISTER ECKHART
Nicht dort bist du zu Hause, wo dein Wohnsitz ist, sondern dort, wo du verstan-den wirst.
CHRISTIAN MORGENSTERN
Wer sich überall zu Hause fühlt, ist nirgends daheim.
AUS RUßLAND
Wohin gehen wir? Immer nach Hause.
NOVALIS
Zu Honoré Balzac kam ein Handwerker und verlangte nach seinem Lohn. Balzac erklärte, dass er jetzt kein Geld hat und bat den Handwerker ein anderes Mal zu kommen. Der Handwerker wurde wütend und fing zu schreien an: „ Wenn ich zu Ihnen komme sind Sie nie zu Hause, und wenn ich Sie endlich treffe, haben Sie kein Geld.“ Balzac antwortete: „Das ist doch selbstverständlich. Wenn ich Geld hätte, wäre ich nicht zu Hause.“
ZUFALL
Das Wort Zufall ist Gotteslästerung. Nichts unter der Sonne ist Zufall.
G. E. LESSING
Planung ersetzt Zufall durch Irrtum.
VERFASSER UNBEKANNT
Weise Lebensführung gelingt keinem durch Zufall. Man muss, solange man lebt, lernen, wie man leben soll.
SENECA
Wenn manchen Leuten etwas zu erleiden oder zu tun zufällt, so sagen sie: »Wüßte ich, daß es Gottes Wille wäre, so wollte ich's gern leiden oder tun«. Bei Gott! Es ist eine wunderliche Frage, wenn ein kranker Mensch fragt, ob es Gottes Wille sei, daß er krank sei. Er soll des gewiß sein, daß es Gottes Wille ist, wenn er krank ist. So ist es auch in anderen Dingen. Darum soll ein Mensch jegliches, was ihm zufällt. auf lautere und einfältige Weise von Gott hinnehmen.
MEISTER ECKHART
ZUKUNFT
Wir leben immer für die Zukunft: Ewiges Stimmen, und nie beginnt das Konzert.
LUDWIG BÖRNE
ZUVERLÄSSIG
Die Treue der meisten Menschen ist nur Erfindung ihrer Selbstsucht, um zu-verlässig zu erscheinen. Auf diese Art erheben sie sich über andere und verleiten sie dazu, ihnen die wichtigsten Dinge anzuvertrauen.
ROCHEFOUCAULD
ZWANG
Kein Mensch muß müssen.
G. E. LESSING
Wenn der Bauer nicht muß, regt er weder Hand noch Fuß.
BAUERNWEISHEIT
ZWECK
Der Zweck heiligt die Mittel. Was aber heiligt den Zweck?
ERNST REINHARDT
Jeder kann wütend werden, das ist einfach. Aber wütend sein auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art, das ist schwer.
ARISTOTELES
ZWEIFEL
Die Zwiebel besteht aus lauter Häuten – also gibt es keine Zwiebel. So zu schließen ist aller Skeptizismus versucht und muß sich hüten.
MORITZ HEIMANN
Es ist nichts Helleres denn die Sonne, das ist die Schrift. Ist aber eine Wolke davorgetreten, so ist doch nichts anderes dahinter denn dieselbe helle Sonne. Ist ein dunkler Spruch in der Schrift, so zweifelt nur nicht, es ist gewißlich dieselbe Wahrheit dahinter, die am andern Ort klar ist, und wer das Dunkle nicht ver-stehen kann, der bleibt bei dem Lichten.
MARTIN LUTHER